1844 / 16 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ĩ Dort ging es freilich sehr arg her und die . und . quot ee enn dem Zorne des auf⸗ —— fen Pöbels nicht lange. Gegenwärtig ist eine Untersuchung ein = en. nach welcher die Betheiligten wohl in die verdiente trafe gen ne. werden. Vergangenen Sonntag Abend waren hier In- fankerie und Kavallerie in den Kasernen konsignirt, weil man Unruhen ber niederen Klassen befürchtete, welche darüber ungehalten sind, daß in den Privatgesellschaften „Museum“ und „Harmonie“ die Mitglie⸗ ber sich nicht an die vltzeistunde zu halten brauchen. Beide Gesell⸗ schaften hatten für . den 7. Jan. große Bälle angekündigt, resignirten aber freiwillig darauf, da ihnen bedeutet wurde, daß sie eventuell verantwortlich für Alles seien, was etwa Betrübendes vor⸗

fallen könnte.

nover. Harburg, 11. Jan. (H. 3.) In Folge des seit ** Tagen eingetretenen Frostwettere ist die Elbe mit Treib= eis so sehr angefüllt, daß die Dampfschifffahrt bis auf Weiteres hat eingestellt werden müssen.

Grh. Hessen. Mainz, 11. Jan. (F. J.) Künftigen Dienstag den 16. 8. M. sindet, sicherem Vernehmen zufolge, wegen der bekannten Duellgeschichte das Schlußverhör gegen Hrn. v. Haber und seine Sekundanten in Alzey statt, Die Verhandlung vor dem Kreisgerichte wird, bei der bekannten Thätigkeit des dortigen Prãäsi⸗ denten und des Richterpersonals, nicht lange auf sich warten lassen. Auch hier werden wir wahrscheinlich einer weiteren Prozedur in dieser Sache beiwohnen können; denn spricht das Kreisgericht die Bellagten frei, so appellirt die dortige Staatsbehörde an das hiesige Ober⸗ gericht; verurtheilt es sie zu einer hohen Strafe, so appelliren sie. Rur bei dem Ausspruche einer mittleren Strafe würden beide Theile sich vielleicht zufrieden geben.

Uussland und Polen

St. Petersburg, 9. Jan. Vorgestern hat im Winter⸗ Palast die feierliche Verlobung der Großfürstin Alerandra, dritten Tochter Ihrer Majestäten, mit dem Prinzen Friedrich von Hessen stattgefunden; in der Kapelle wohnten, dieser Ceremonie, außer den Mitgliedern der Kaiserlichen Familie, die Mitglieder der heiligen Sy⸗ nodé' und des Reichsraths, so wie die fremden Gesandten, bei; in den anderen Räumen des Palastes waren der Adel, die Generale und Offiziere der Garde und der Land und Seemacht, die bei Hofe vorgestellten Personen, die russischen Kaufleute der bei⸗ den ersten Gilden und die fremden Kaufleute mit ihren Frauen versammelt. Als die Ringe zwischen dem hohen Brautpaare durch Ihre Majestät die Kaiserin gewechselt wurden, er= tönte von der St. Petersburger Festung eine Salve von 61 Kanonenschüssen. Hierauf empfingen die Verlobten die. Glück wünsche Ihrer Majestäten und aller Mitglieder der Kaiserlichen Fa⸗ milie, und der Prinz von Hessen nahm nun seinen Platz neben der Großfürstin Alexandra, seiner erlauchten Braut. In dem darauf folgenden Gebet für die Kaiserliche Familie war Prinz Friedrich mit unter die Mitglieder derselben aufgenommen. Nach dem Tedeum stattete auch die hohe Geistlichkeit ihre Glückwünsche ab, worauf der Zug sich in die inneren Gemächer des Palastes zurückbegab. An demselben Tage war im Marmorsaal ein großes Bankett, zu welchem Personen beiderlei Geschlechts aus den drei ersten Nangllassen eingeladen waren. Ihren Majestäten gegenüber saßen die Mitglieder der heiligen Synode und des hohen Klerus; rechts von der Kaiserlichen Jamilie zuerst die Ehrendamen und Fräulein und dann die anderen Damen ber drei Klassen nach dem Rang der Anciennetät, links die Nitglieder des Reichsraths und die anderen Kavalier in derselben Ordnung. Die bei Tafel ausgebrachten Toaste galten dem Kaiser und der Kai⸗ serin, dem Könige von Dänemark, dem Rurfürst von Hessen und dem Landgraf Wilhelm von Hessen; den hohen Verlobten; der ganzen Kaiserlichen Familie; der Geistlichkeit und allen getreuen Unterthanen des Kaifers; die Toaste auf die regierenden Häupter wurden unter einer Salve von 51, die übrigen unter Salven von 31 Kanonenschüssen ausge⸗ bracht. Während der Mahlzeit fand ein Vokal- und Instrumental⸗ Konzert statt. Abends war glänzender Ball im St. Georgensaal; vor dem Ball statteten die Kavaliere und die Damen des diploma⸗ tischen Corps den hohen Verlobten im Konzertsaal ihre Glückwünsche ab. Den ganzen Tag läuteten die Glocken aller Kirchen und Abends waren Stadt und Festung illuminirt. Gestern früh versammelten sich die Mitglieder der heiligen Synode und der hohen Geistlichleit. die angesehenen Personen beiderlei Geschlechts, die Generale und Dffi⸗ ziere, sowie alle Würdenträger der fünf ersten Klassen, im Winter⸗ palast, um dem erlauchten Brautpaar ihre Glückwünsche darzubringen.

. Briefe aus Odessa vom 18. Dezember melden die merkwürdige

rscheinung, daß das Meer sich plötzlich beinahe 5 Werst vom Lande

N zurückgezogen hat, und sämmtliche in den beiden Häfen befindlichen

Schiffe auf dem Trocknen geblieben sind. Frankreich. Paris, 10. Jan. Die Adreß-⸗Kommission der Deputirten⸗

Kammer hat gestern die Erörterung der einzelnen Paragraphen ihres

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Entwurfs beendigt. Morgen wird Herr St. Marg Girardin, denn dieser, nicht Herr Bignon, ist nach der heutigen offiziellen Erklärung bes Moniteur zum Berichterstatter ernannt, im Schoß der Kom= missson den Adreß- Entwurf zum erstenmale verlesen. Man glaubt, daß die Kommission übermorgen, Freitags, der Kammer in offent⸗ licher Sißzung den Entwurf wird vorlegen können. Die Debatten darüber werden aber vermuthlich erst nächsten Montag, den 15ten d., beginnen. .

Eine von den Fragen, welche die Aufmerksamkeit der Adreß⸗ Kommission der Deputirten⸗Kammer am meisten in Anspruch genom⸗ men, war, dem EConstitut ionnel zufolge, die Anwesenheit der Je- suiten in Frankreich. Das Ministerium hat, wie dieses Blatt ver⸗ sichert, auf die Anfrage mehrerer Mitglieder der Kommission erklärt, daß zur Zeit 205 als Jesuiten bekannte Individuen in verschiedenen Städten Frankreichs leben. Sie üben die gewöhnlichen Functionen des Priesterstandes nicht aus, sondern predigen blos und hören Beichte. Sie warten auf die Erlaubniß, den ünterricht der Jugend zu übernehmen, und fast Alle bereiten sich auf Professuren vor. Das Ministerium kennt diese Associationen und duldet sie⸗ obgleich es zu⸗ gesteht, daß es gesetzlich das Recht hat, sie außulösen. Es fürchtet, daß sie in diesem Falle einzeln in Privathäuser aufgenommen und dann in geheime Beziehung zu einander treten würden. .

Man spricht heute von einem hinsichtlich der Dotations- Frage einzuschlagenden Mittelweg; das Ministerium nämlich würde sich neu⸗ tral halten bei der betreffenden Debatte, die der Hof durch einige ihm geneigte Deputirte in die Diskussion über die Adresse verflechten lassen wolle. .

Allgemein erwartet man, daß der Herzog von Nemours in die⸗ ser Sesslon bei einer schicklichen Gelegenheit in der Pairs Kammer das Wort ergreifen und seine erste parlamentarische Rede halten werde. 3 *

General Bertrand, welcher vor kurzem von seiner Reise nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika in Paris eingetroffen ist, wurde vorgestern vom Könige empfangen.

Das Theater- Censur Comité hat einstimmig die Erlaubniß zur Darstellung des von Eugen Sue nach seinem letzten Romane gear⸗ beiteten Stücks „Die Geheimnisse von Paris“ verweigert.

m Paris, 10. Jan. Herr Bignon hat das ihm übertragene

Amt als Berichterstatter der Adreß-Kwöommission ausgeschlagen. Herr Bignon hat in der vorigen Session als Berichterstatter der Budget⸗ Kommission behauptet und nachgewiesen, daß die Finanzen Frankreichs bis zun Jahre 1852 nicht ins Gleichgewicht kommen können. Die Thron⸗Rede versichert im Gegensatze dazu, daß das nächste Budget ohne Defizit vorgelegt werden soll. Als der Finanz⸗Minister des halb im Schoße der Adreß-Kommission befragt wurde, erklärte er, die in der Thron-Rede versprochene Bilanz wäre gegründet. Herr Bignon erwiederte, er wolle nicht die redlichen Absichten des Finanz- Ministers in Zweifel ziehen, doch könne er, bevor nicht das Budget von 1845 eingebracht worden sein werde, seine eigene Ueberzeugung nicht aufgeben. Und da die Majorität der Adreß-Kommission be⸗ schlossen hat, daß in dem Entwurfe der Adresse, die Zufriedenheit der Kammer wegen der Herstellung des Gleichgewichts in den Finanzen ausgedrückt werde, so weigerte sich Herr Bignon, eine solche Phrase in seinem Berichte einzuschalten, weil sie mit seinem Budget- Berichte des verflossenen Jahres in einem zu schroffen Widerspruche stehen würde. Hierin finden Sie die Erklärung der durch die offiziellen Blätter selbst verbreiteten Nachricht, daß Herr Bignon zum Berichterstatter

ernannt worden sei, während nach dessen Weigerung er durch Herrn

Saint Marc Girardin ersetzt wurde, wie es der Messager und

der Moniteur zu berichtigen sich veranlaßt sehen. Herr Saint

Marc Girardin ist mit 6 gegen 4 Stimmen erwählt worden., Die

Opposition gab ihm ihre zwei Stimmen, weil er sich fortwährend

als entschiedener Gegner des Durchsuchungsrechts bewiesen hat. Des⸗

senungeachtet wird der Entwurf der Adresse Des Durchsuchungsrechts

nicht erwähnen. Die beiden Mitglieder der Opposition machten zwar

einen solchen Vorschlag, der aber mit 6 gegen 3 Stimmen von der

Adreß Kommisston beseitigt wurde. Doch soll Herrn Saint Marc

Girardin bedeutet worden sein, daß in Betreff, der auswärtigen

Politik Frankreichs die Phrase entente co r diale mit Bezug auf

England vermieden werde.

X Paris, 19. Jan. Es wird nun offiziell berichtigt, daß denn doch Herr Saint Mare Girardin das Amt eines Berichterstat⸗ ters der Adreß-Kommissson angenommen hat. Der Irrthum, in den selbst die ministeriellen Abendblätter verfielen, war auch in der That durch einen der Minister selbst, den Grafen Duchatel, veranlaßt wor⸗ den, der beim Herausgehen aus der Kammer die Sache genau so erzählt hatte, wie ich sie Ihnen gestern mitgetheilt, Hiernach ist also meine gestrige Angabe zu berichtigen. Heute Nachmittag um 4 Uhr versammelt sich die Kommission, und man glaubt, Herr Saint Marc Girardin dürfte heute schon den von ihm abgefaßten Entwurf mit⸗ theilen, so daß er übermorgen in der Kammer verlesen werden könnte,

worauf dann wahrscheinlich am nächsten Montag oder Dienstag die Diskufsion in der Kammer beginnen könnte.

Der legitimistische Deputirte, Graf Laroche⸗ Jacquelin, hatte kürzlich in verschiedenen Blättern ein Schreiben veroffentlicht, worin er mehrere im Departement des Morbihan, dessen Deputirter er ist, vorgefallene Gewaltthätigkeiten und Angriffe auf Gendarmen, wobei einige von diesen getödtet, andere verwundet wurden, und wo⸗ bei endlich auch einer der Angreifenden fiel, die meist sogenannte Refractaire sind, d. h. junge Leute, die der gesetzlichen Einreihung in das Heer sich entziehen, in einem falschen Lichte darzustellen suchte, als seien nämlich die Gendarmen die Angreifenden, die Angegriffenen aber und namentlich jener, der auf dem Platze blieb, wehrlos gewe⸗ sen. Nun zeigt es sich aber unwiderleglich, daß der legitimistische Deputirte sich gewaltig kompromittirt haf durch seine Behauptungen, welchen selbst das legitimistische Blatt des Departements Morbihan zu widersprechen sich genöthigt sieht. Es stellt sich nämlich nur als zu wahr heraus, daß die Refractaire nicht nur über⸗ all, und zwar meist mit doppelläufigen Karabinern, bewaff⸗ net erscheinen, daß sie nicht blos die Gendarmen, sondern, wahren Banditen und Wegelagerern gleich, auch schlichte Bürger von Ploer— mel in Gehölzen überfallen und zur Bezahlung gewisser Geld⸗ Summen genöthigt haben, daß sie die weiße Kokarde im Namen Heinrich's V.

ragen, regelmäßig besoldet sind und diesen Sold selbst noch, wenn

sie verhaftet sind, im Gefängnisse erhalten, daß ein bekannter Legiti⸗ mist kürzlich, als ein solcher Verbrecher, der wegen eines Mordes an einem Gendarmen zu den Galeeren und zu öffentlicher Ausstellung am Pranger verurtheilt war, sich nicht scheute, dem Verurtheilten öffentlich die Hand zu drücken; daß Lie Gewaltthätigkeiten dieser Wegelagerer einen besonders ernsten Charakter angenommen haben, seittem 2 gewisse Männer, welche aus jener Gegend die Reise nach London zu dem Herzoge von Bordeaur unternommen hatten, von dort zurückgekehrt sind, und daß es sogar so weit gekommen ist, daß kleine Abtheilungen Linien⸗-Militair, welche festgenommene Refractaire zu transportiren hatten, von ganzen Banden derselben angegriffen wurden, um die Gefangenen zu befreien. Erst kürzlich wurden so mehrere Soldaten des ten Linien- Regiments gefährlich verwundet, ein braver Unteroffizier der Gendarmerie aber verlor das Leben. Tie Bauern auf dem platten Lande sind bereits so einge⸗ schüchtert, daß sie es gar nicht mehr wagen, von den Gewaltthätig⸗ keiten, deren Opfer sie sind, den Behörden Anzeige zu machen, oder von den Verstecken der Uebelthäter, selbst wenn sie dieselben sehr gut wissen, Kenntniß zu geben. Wer zahlt nun den Sold an diese Leute, wer bewaffnet sie, wer ermächtigt sie, sich für Agenten Heinrich 8 V. auszuge⸗ ben und in dessen Namen die weiße Kokarde zu tragen? Sie sehen aus diesen Thatsachen, daß das Treiben der Legitimisten keinesweges so unschul⸗ dig ist, als deren Organe hier gern glauben lassen möchten. Bei ei⸗ nem solchen Zustande der Dinge können die Kammern und die Re⸗ gierung nicht Energie genug beweisen, und die gestern erfolgte strenge Verurtheilung zweier legitimistischen Blätter, der, Gazette de France und der Quotidienne, wegen einer Reihe von Artikeln, n denen beide die Person des Königs, das Prinzip der Regierung angegriffen und zu Haß und Verachtung gegen dieselbe aufgereizt halten, beweist, daß auch die Geschwornen ihre Stellung und die von den Umständen gebotenen Pflichten begriffen haben. .

In wenigen Tagen werden nun auch die Prozesse der France und der Rakion, welche aus denselben Motiven angeklagt sind, zur Verhandlung kommen, und nach den gestrigen Verurtheilungen zu schließen, haben auch diese beiden sich nichts Besseres von der Jury u versprechen. . J.

* 6 Augenblick befindet sich hier Herr John O'Connell, der aber nicht der Sohn des irischen Agitators, sondern nur ein na— her Verwandter desselben ist. Er kommt von einer Reise im südlichen Frankreich zurück und hat dort wie hier von mehreren Seiten, beson⸗ ders auch von Seiten der Legitimisten, einen sehr zuvorkommenden Empfang gefunden.

,, Ruler hier hat uns bis jetzt nur wenig wirklich kalte Tage gebracht, dafür um so mehr Nebel und Regen, die auf den Gesund— heitszustand sehr nachtheilig einwirken. Während so das Wetter hier gelinde ist, hört man aus dem südlicher gelegenen Spanien über strenge Kälte klagen. ö .

Die politischen Verhältnisse Spaniens gehen offenbar einer neuen Katastrophe entgegen, die aus allen Theilen der Halbinsel hierher ge⸗ langenden Briefe lassen darüber kaum einen Zweifel mehr, wie sehr auch die der jetzigen Ordnung der Dinge daselbst ergebenen Blätter das Gegentheil glauben lassen wollen. Die Zukunft wird in viel leicht nicht ferner Zeit lehren, auf welcher Seite die Wahrheit ge— sagt wird über die dortigen Zustände.

z Paris, 10. Jan. Die Quotidienne und, die Gazette de France sind verurtheilt worden und zwar der Gerant der erste⸗ ren zu einjährigem Gefängniß und 8000 Fr. Strafe, der Grant der letzteren, weicher sich nicht gestellt hatte, zu zweijährigem Gefãängniß und 6060 Fr. Strafe. Diese Urtheile sind strenge und niemals, hat man unter der Restauration so übermäßige Strafen auf Preß⸗Ver⸗ gehen angewendet. Man ist in dieser Angelegenheit nicht ganz logisch verfahren. Anfangs stellte man sich, als verachte man die Wande⸗

Schillero, angekündigt wurde. Aber was mußte ich erleben eine abscheu⸗ liche Uebersetzung in Prosa, Schiller weder von den Schauspielern noch von dem Publikum verstanden, Max und Thekla wurden ausgelacht, sobald sie den Mund aufthaten, das Stück machte vollständig Fiasko, und Wallenstein wird in Florenz sobald nicht wieder über die Bretter schreiten.

Von den Uffizi, Palazzo Pitti, den Lascinen und Boboli, von den Denlmalen in St' Croce und fo vielen anderen Dingen lassen Sie mich schweigen, das ist Alles mehr als hinlänglich beschrieben, auch in die Biblioihelen und Archive will ich Sie nicht führen. Das Scheiden von Florenz ist freilich nicht leicht, ich reiße mich im Andenken so schwer davon los, wie ich trübsinnig am 8. Dezember die Stadt verließ, die Straße nach Siena nehmend. . . .

Der Weg dahin führt durch reiche, woblbestellte Hügel und Thäler, und Siena selbst muß auf Jeden den wohlthuendsten Eindruck machen. Eine Stadt von 6,000 Einwohner, und doch von so entschieden ausgeprägter Eigenthümlichkeit eine große Stadt im Kleinen. Schon mehr als drei Sch nnn hat Siena feine Selbstständigkeit an Florenz verloren, und. doch behauptet es sich in höchst ehrenhafter Eigenthümlichkeit mit so ungleich geringeren Mitteln der alten Rivalin gegenüber. Bei den , für die jeder Sienese schwärmt, muß die Stadt einen ü, . ten Eindruck machen. Ich sah die altertümliche, wohlerhaltene Stadt mit dem prächti⸗

gen Dome und der anmuthigen Piazza del campo in ihrem Alltagskleide, nur die paxera gente di Sina, denn die Vornehmen bleiben bis Weihnacht auf den Villen, aber auch so gefiel mir Siena sehr wohl, und ich bewun— derte alle Spezialitäten der Säadt, von ihrer musterhaften Art zu diskurri⸗ ren, welche in ganz Jialien ien, wird, bis zu ihrem pausorte, einem 6 Pfefferkuchen, der nicht minderes Ansehen genießt, und von dem an eren am Christabend allen lieben Freunden in Berlin ein Stück

e.

on Siena bis Rom brachte ich, ä ngenehm im Wagen eines k. . Hir rg , 1 fällt sast unaufhörlich, die Höhen, der Apenninen sind sahl und unfreundlich, aber ab und zu öffneten sich auf dem beschneeten Kamm des Gebirges wunder volle Autsichten. Buonconvento (wer gedächie da nicht Deinrich s Vil. ), Nadicofani sind elende Oerter; der Einlriti in den Klrchenstaat hat wenig

ter erzählte mir, oft käme im Monat, nicht mehr als 190 Scudi ein. Es war ein herrlicher Abend, als ich dann zum See von Bolsana herabfuhr. Berg, See, die anmuthigen Inseln in demselben Alles in einer Beleuchtung, wie man sie in unserem Norden nicht kennt. Montefiascone ist berühmt durch seinen Est⸗Wein, and durch den Säufer⸗ Tod des Bischofs Fugger, ich fühlte keinen Beruf, das Grab desselben auf- zusuchen. Viterbo kommt an Einwohnerzahl Siena ziemlich gleich, aber welch? ein Abstand. Auch Viterbo hat seine blühende Zeit gehabt, und manche Spuren einstiger Größe sind geblieben, namentlich reizende Fontai⸗ nen, aber Alles jst in Schmutz und Ünrath vergraben. Die wunderthätigen Gebeine der heiligen Rosa von Viterbo durfte ich, nicht ungesehen lassen, sie wurden mir von frommen Nonnen gezeigt, „allein mir fehlt der Glaube Mehr als hier beim Modergeruch des Todes, fühlte ich mich geistig erho= ben, als ich am Abend, nicht minder schön, als der am Tage zuvor, zu dem See von Vico hinabfuhr und Alles in stiller Feier vor mir lag, bedeckt von rosigen, goldenen Wolken. Am anderen Tage ging es durch die Cam- pagna di Roma, Erwartung dehnt die Stunden, in denen man durch die öde Gegend fährt, mehr und mehr; die Kuppel von St. Peter zeigte sich bei etwas nebligem Wetter erst spät, endlich fuhr ich um 3 Uhr am 13. Dezember durch die Porta del Popolo. ; ;

Wollte ich von Ron jetzt schon sprechen, es düntte mich Frevel, es ist mir, als sei mir der Mund mit sieben Siegeln geschlossen, und nur allmä—= lig wird sich über Einzelnes Mittheilung geben lassen, über das ungeheure Ganze wage ich erst nach längerem Aufenthalt zu urtheilen. Wir gehen hier der Weihnachtszeit entgegen, ich werde sie diesmal unter Verhältnissen verleben, wie sie mir nie wiederlehren möchten, und doch fühle ich eben jetzt mehr, wie je, schmerzlich, daß ich von der Heimat geschieden bin. Wer Weihnachten nicht daheim, unter den Seinen verlebt, der kann dies Fest der Liebe nicht im rechten Sinne feiern. Wenn Sie diese Zeilen erhalten, stehen Sie schon im neuen Jahre, und so rufe ich denn Ihnen und Allen in der lieben Heimat aus weiter Ferne meinen fröhlichen, herzlich gemeinten Glückwunsch sür 1814 zu. Leben Sie wohl.

Französisches Theater. In dem Meer kleiner Piecen, worin das Lustschiff unseres sranzösischen

Empfehlendes, bei Pontecentino ist die Dogona; die ü redlich sein, oder 2 Untersuchung sehr obenhin . 663

Theaters seit einigen Wochen herumfuhr, hat das Auge der Kritik ein ein-

Es ist die zweiaktige Komödie: „Les premières Armes de Richelieu“ und hat die Herren Bapard und Dum anoir zu Verfassern, von denen der Erstere auch dem deutschen Publikum durch seine beliebten Lustspiele „Der Vater der Debütantin“ uad „Die drel Feen“ bekannt ist. Jene Novität führt uns in die Zeit der Herrschast der Maintenon; die Scene ist zu Versailles 1711. Der funfzehnsährige Duc de Richelieu wird mit der achtzehnjährigen Diana Duchesse de Roailles in St. Roch zu Paris getraut und dann mit seiner Gemahlin Ludwig dem Vierzehnten im großen Hofzirkel zu Paris vorgestellt; aber siehe da, Artikel 5 des Heiraths⸗-Vertrags bestimmt, daß der sunge Ehemann, unmittelbarengch der Trau unf mit seinem Hof⸗ meister abreisen müsse und erst nach fünf Jahren, also wenn er zwanzig Jahre alt geworden, seine junge Frau wiedersehen solle Um dies zu hin fertreiben, macht der jugendliche Rous und hierin besteht die Intrigue— die tollsten Streiche, begeht, um zu beweisen, daß er kein Enfant sans 66. séquenge sei, die größten Indiscretionen, und wettet, daß seine . ö. ihn als ein „Enfant“ sehr gedemüthigt hatte, ihn aus , , a Gatten abholen, gewissermaßen entführen werde und das erreicht er auch. Die kleinen Wlid' i lern, des amorosen Duc, der sich . . ann zehnjähriger „toutes les femmes, except sa, belle mère wi. ) sin en in dem folgenden Couplet (nach der Melodie „La trompette guerriere aus Meyerbeer's „Robert“ ihren Culminationspunkt:

. ñ ö ö 1 L * 1 —24* . 8 . .

A moi, toutes les femmes! .. Non, je ne n. a rin sin in Lamour m'appelle!

Subissez mes lois: ; J'ai le coenr plein de flammes Je veux, semblable au papillon 168er, Pour soixante à la fois! A chaque belle Ah! la belle existence! Etre. sidèle, Quel destin! quel avenir! Un jour; une heure, et puis changer, Aujourdꝰliui je commence, Voltiger! Pour ne jamais sinir! A moi, toutes les femmes eie.

Dlle. Maulvau, eine geübte Couplet· Sängerin trug diese Don⸗ Juaniade hübsch vor, spielt überhaupt die Rolle des Richelieu zum Ent⸗ zücken und trägt das niedliche, vom Anfang bis zum Ende interessirende

Stück. u.˖

ziges neues Eiland entdeckt, werth einer kurzen Beschauung.

rungen der Legitimisten; plötzlich wurde man anderen Sinnes und betrachtet nun jene Demonstrationen als schwere und die öffentliche Sicherheit gefährdende Vergehen. Dieser letzteren Meinung war die Jury. Die Quotidienne wird diesen Schlag sehr gut ertragen; sse wird die Strafe zahlen und ihr Gérant sich ins Gefängniß bege⸗ ben. Aber die Gazette de France, die sich in der letzten Zeit nur mit Mühe erhalten hat, wird hart durch dies Ereigniß betroffen. Ihr Prozeß ist zwar, weil ihr Gérant sich nicht vor Gericht gestellt hat, nicht desinitiv entschieden worden; aber die Verurtheilung der Quotidienne ist ein böses Omen und es steht zu erwarten, daß das gestern gefällte Urtheil bestätigt werden wird.

Ein anderer legitimistischer Prozeß wird am nächsten Freitag vor dem Cassationshofe verhandelt werden. Bekanntlich ist ein Richter des Tribunals erster Instanz zu Lille, der sich auch nach London be⸗ geben hatte, vor den genannten Gerichtshof geladen worden. Der Prozeß wird bei verschlossenen Thüren verhandelt werden, obgleich der Beklagte die Oeffentlichkeit verlangt hatte.

Die Regierung scheint endlich gegen die Priester, welche täglich die Universität angreifen, mit Strenge verfahren zu wollen. Ein Abbé Combalot, der sich apostolischer Missionair nennt, hat so eben eine in den heftigsten Ausdrücken gegen die Universität verfaßte Flug⸗ schrift herausgegeben. Der Königl. Prokurator hat dieselbe in Be⸗ schlag nehmen lassen und es ist die , . Verfolgung gegen den Verfasser eingeleitet worden. Es ist dies eine unangenehme Ange— legenheit, denn in den Augen vieler Leute macht die Regierung nur einen Märtyrer, und die Geistlichkeit wird nicht unterlassen, dies als den Anfang einer Verfolgung darzustellen. Der Abbé Combalot ist ein durch seine Reden in Frankreich ziemlich bekannter Geistlicher. Er ist ein reisender Priester, der die Provinzen durchzieht und die Universität schon sehr häufig auf der Kanzel angegriffen hat; er besitzt nur ein mittelmäßiges Talent, aber dafür zeichnen seine Predigten sich durch die größte Heftigkeit aus. Es ist dies ein Versuch, den man macht, und wenn die gegen den Abbé Combalot gerichteten Verfolgungen von Erfolg gekrönt werden, so wird man dabei nicht stehen bleiben; man wird allen Pamphlet⸗Schreibern, welche die Universität beleidigen, den Krieg er⸗ klären. Man will indeß diesen Kreuzzug nicht unternehmen, ohne eines guten Ausganges gewiß zu sein, und deshalb hat man sich zuerst an einen subalternen Feind gemacht.

Ueber das Dotations-Gesetz ist man in diesem Augenblicke in großer Ungewißheit. Man hat noch nicht gänzlich darauf verzichtet,

und glaubt, daß nach der Vorlegung des Budgets für 1845, worin die Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht stehen, die konser⸗

vativen Deputirten fügsamer sein werden. So viel ist gewiß, daß man bei Hofe den Gesetz-Entwurf noch nicht aufgegeben hat und alle Hindernisse zu besiegen hofft.

Grossbritanien und Irland.

London, 10. Jan. Die Verwerfung aller Katholiken aus der Liste der Bürger Dublins, welche vom Sheriff vorgeschlagen worden, als Geschworene über die Schuld oder Unschuld OConnell's zu entscheiden, hat die ganze katholische Bevölkerung Irlands aufge⸗ regt. Ohne Unterschied der politischen Meinung sammelt sich die⸗

selbe um den Primas der katholischen Geistlichkeit, Dr. Crolly, und

schreit über Verletzung der Emancipations- Akte. Ein Aufruf an alle

Katholiken Irlands ist unmittelbar nach der Veröffentlichung der

Jury-Liste von 65 Advokaten, unter denen nur drei Repealers erlassen worden, worin dieselben zu einer großen Versammlung am 13ten d. M., zwei Tage vor dem Beginn des Prozesses, nach Dublin berufen werden, um eine Petition dieser Sache wegen an die Köni— gin zu erlassen. Alle Whig⸗ Journale stimmen ihnen bei und ver— sprechen den Beistand ihrer ganzen Partei, um ein Ministerium zur Strafe zu ziehen, welches sich „eines so großen Verbrechens“ nämlich die Verwerfung der katholischen Geschwornen schuldig gemacht habe. Die Krone hat nach den Gesetzen nicht nöthig, für diese Verwerfung ihre Gründe anzugeben; da sie indeß die einzigen Katholiken, 11 an der Zahl, welche auf der Liste standen, verworfen hat, so leuchten diese Gründe von selbst ein. Die Times bemerkt ganz richtig: „wenn es sich nun herausstellt, daß die 11 Katholiken Repealers sind, was sollen die Kron⸗-Beamten thun? Die Partei, welche in Unter— suchung sich befindet, muß sich dies Verfahren gefallen lassen, weil sie aus Repealern besteht.“ Die Morning Chroniele sagt freilich dazu: „das ist anglo=irländisches Recht“, aber wenn es wirklich wahr ist, daß jene ausgestoßenen Männer alle Repealer sind, und es sich in dem Prozesse eigentlich darum handelt, ob die Repeal-Bewe⸗ gung in der Form, welche sie angenommen hatte, als eine Verschwö— rung zu verurtheilen sei, oder nicht, so muß diese Verwerfung als ganz in der Srdnung erscheinen, besonders da die Hartnäckigkeit eines einzigen Geschworenen nach englischem Rechte hinreicht, dem Angeklagten, wenn auch nicht die Freisprechung zu sichern, so doch eine neue Instruirung des ganzen Prozesses zu bewirken. Daß aber eben die Regierung in ihrem Rechte ist, erzeugt doppelte Schwierigkeiten für sie, die ge⸗ reizte Stimmung zu beschwichtigen und aus dem Resultate des Prozesses Vortheile zu ziehen. O'Connell ist inzwischen in Dublin wieder eingetroffen und hat von neuem bewiesen, wie er die eigentliche Seele der ganzen Bewegung ist. Seine Gegenwart bei der vorgestrigen Wochen-Versammlung des Repeal⸗Vereins reichte hin, ein volles Haus zu machen und die wöchentliche Repeal-Rente wieder auf 559 Pfund steigen zu lassen. Die Rede des Agitators enthielt nichts Neues und beschränkte sich auf die Ermahnungen zum Frieden und zur Ruhe während der bevorstehenden Prozeß-Verhand⸗ lungen. Man hatte erwartet, daß er über das Verfahren der Re— gierung sich äußern würde, doch er überließ dies Herrn Mahan, dem Anwalt eines der Angeklagten, welcher Sir R. Peel der Wortbrüchigkeit beschuldigte, indem derselbe bei dem Antritte seines Amtes erklärt hatte

die Emancipations-Akte endlich in praktische Anwendung kommen zu lassen, und nunmehr durch sein Verfahren zu erkennen gäbe, daß den Katholiken nicht zu trauen sei. Der Secretair des Vereins las zum Schlusse ein Schreiben aus Buenos-Ayres vor, woselbst die ausge— wanderten Irländer gleichfalls einen Repeal⸗Verein gebildet und Bei⸗ träge gesammelt hatten, deren Ertrag mit 129 Pfd. eingehändigt wurden. Auch aus New⸗Nork waren wieder 77 Pfd. eingegangen.

Sir Robert wird vor Eröffnung des Parlaments nicht mehr nach seinem Landsitze in Drayton Manor zurückkehren, da die Ange⸗ legenheiten Irlands seine Gegenwart hier nothwendig machen.

Der Admiral der Flotte (im Range eines Feldmarschalls), Sir Edmund Nugent, ist dieser Tage in dem Alter von 86 Jahren ge⸗ storben. Seine Dienste fallen in die Zeit des amerikanischen Ungb— dann,,

er bekannte Sir Hu ze li inem ler n,, Hudson Lowe liegt an einem Schlaganfall er Nürnberger Korrespondent enthält in seiner Bei— lage zu Nr. 6 eine Mittheilung e. London vom n ,, v. welcher wir ,,, entnehmen: ;

„So viele deutsche Blätter weisen fortdauernd Rei ĩ Handelsgröße, den industriellen 1 en,, ,,, die Quelle von diesen beneideten Gütern in dem System des Egoismus womit sich England von anderen Nationen isolirt und dadurch dieselben zius- und dienstbar gemacht habe. Wir wollen mit diesen staatsökonomi= schen Rechthabern nicht streiten, sie würden uns Ignoranten und jedenfalls schlechte Patrioten schmähen, welches Letztere dermalen eine willkommene Kriegslist geworden ist, um einem Strohmann die schönsten Kleider umzu⸗

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hängen. Wir wollen uns an Thatsachen halten, an die Bilanz, welche vor kurzem der Zoll⸗Verein über die Bewegung seines Handels und seiner In— dustrie veröffentlicht hat. Da zeigt sich denn ein bedeutendes Mehr der Ausfuhr, steigend von Jahr zu Jahr, und dies Mehr besonders in Arti= keln, für welche Deutschland noch vor zehn Jahren schwach und ohne die geringste Aussicht war. Wo die Production vemnünstig und natürlich war, hat sie sich durch alle Krisen glänzend durchgeschlagen, und alle Schwierig keiten und Hindernisse haben nur dazu gedient, ihre Fähigkeiten voll zu ent⸗ wickeln und ihre hohe Stellung zu sichern. Man wird uns banale Phra— sen vorwerfen, weil wir von künstlicher Industrie, natürlicher Bestimmung, Brennstoff, Kapital, nationaler Sitte und Gewohnheit u. s. w. reden; allein, da man auf eine gebildete und manierliche Behandlung dieses Streites von der anderen Seite verzichtet hat, so glauben wir um so weniger uns be— rechtigt, die bessere Sitte aus den Augen zu setzen. Wer nicht in das roße Horn mitbläst, wer einmal die Interessen des Handels und vor Allem die Interessen von Millionen Konsumenten in Schutz nimmt, der wird gleich mit Steinen geworfen und geschmäht, daß er Deutsch= land dem englischen Löwen zur Beute hinwerfe, daß er ein englischer Emis— sair sei, daß er für englisches Geld schreibe und was dergleichen Dinge weiter sind. Die Gallephobie hat sich jetzt in die Anglophobie übersetzt. Aber Scherz bei Seite, in einem Augenblick, wo bei allen civilisirten Voͤl— kern sich die Männer des Fortschritts in derselben Idee eines freien Han— delsverkehrs zusammenfinden, sollte man sich in Deutschland absondern und den Weg nach rückwärts betreten? Wo die deutsche Industrie seit Jahren bestanden hat, wird sie fortdauern und mit jedem Jahre höher aufblühen: schon in ihrem dermaligen Bestand ist sie ebenbürtig der englischen und französischen. Wollt Ihr sie aber an Orten aufrufen, wo weder die Natur, noch die Vernunft eine Antwort haben, wollt Ihr sie da aufrufen, um Wenigen die Taschen zu füllen und die natürliche Bestimmung des Landes und seiner Bewohner zu verfälschen, so ist es sehr begre flich, daß Ihr das jetzige Spstem des Zollvereins ungenügend findet. 373 verlangt eine kleine Erhöhung des Tarifs, aber täuscht Euch doch absichtlich nicht. Ihr müßt wissen, daß es für Euch nicht möglich ist, zu bestehen, ohne den doppelten, ja dreifachen Aufschlag des Schutzzolls. Dann sind wir aber nicht mehr bei dem schützenden Zoll geblieben, sondern bei dem reinen Verbot ange— langt. Und dann seht zu, ob Ihr so groß und reich wie England werdet daß Ihr aber so elend werdet, als England ist mit seiner Größe und seinem Reichthum, darauf könnt Ihr Euch verlassen.“

O London, 9. Jan. Man sieht im Parlamente sehr hef⸗ tigen Debatten über das ministerielle Verfahren iͤLn Irland entgegen, da Lord John Russell beschlossen haben soll, dasselbe gleich bei Er⸗ öffnung der Session zur Sprache zu bringen. Wie weit er dem Ministerium aus dem erwähnten Schritte ein Verbrechen machen wird, hängt wohl noch vom Gang der Dinge ab. Gewiß aber ist, daß er sie wegen ihres plötzlichen Dazwischenfahrens bei Gelegenheit der beabsichtigten Versammlung zu Clontarf, nach monatlangem müßigen Zusehen der früheren Monster-Meetings, heftig zu tadeln gedenkt wie sich denn auch keine bessere Gelegenheit zu einer parlamen— tarischen Redeübung in diesem Augenblick finden ließ. Nächst dieser wird die Kornfrage an die Reihe kommen. Man weiß zwar noch nicht, ob der edle Lord sich ganz auf die Seite der League zu schlagen meint. Aber der Beitritt von zwei so bedeutenden Männern von der Whig⸗-Partei, wie der Graf Spencer und nun eben der Marquis von Westminster (vormals Graf Grosvenor), läßt vermu— then, daß die Whigs im Allgemeinen es an der Zeit halten, den fixen Zoll fahren zu lassen und mit der League die gänzlich freie Ein⸗ fuhr zu verlangen. Ist es nun aber erst zu diesem Grade von Druck von Außen gekommen, so wird das Ministerium wohl kapituliren müssen, zumal da ihm Irland genug zu schaffen geben wird. Freilich haben die Oekonomen denn auch eben angefangen, sich in der entge— gengesetzten Richtung zu regen, und beschlossen, theils die Cobdenschen Lügen, wie sie es nennen, zu widerlegen, theils das Parlament mit Bittschriften für die Aufrechthaltung der jetzigen Einfuhr-Gesetze zu überschütten. Aber da diese Partei offenbar unter sich uneinig ist (indem gar viele auf die Rückkehr zu dem Normalzustande von 1841 bestehen), und selbst ihre größte Einigkeit in der Länge dem Einfluß der Städte nicht zu widerstehen vermöchte, so kann ihre Bewegung nur höchstens dazu dienen, dem Ministerium die Capitulation zu erQ leichtern, die auf einen mäßigen fixen Zoll auslaufen muß. Wie einstlich aber der Kampf werden wird, der dieser Ausgleichung vor— ausgehen muß, erhellt aus dem Umstande, daß der sonst bel allen Parteien, und besonders bei seinen Nachbarn so beliebte Graf Spencer sich genöthigt gesehen hat, aus der ökonomischen Gesellschaft von Northampton, zu deren Stiftung und Förderung er so vieles beigetragen, auszutreten. Dagegen haben sich die Dinge in Wales beruhigt, und auch in den kirchlichen Streitigkeiten ist mehr Mäßigung eingetreten. Die Puseyiten haben sich genöthigt ge⸗ sehen, ihr romanisirendes Organ, the British Eritiꝑe, gänzlich aufzugeben; während, sich im Christian's Monthly Magazine ein neuer und zwar kräftiger Kämpfer gegen ihr verderbliches System er hoben hat. Die Bischöfe sprechen sich größtentheils immer deutlicher gegen sie aus, und tragen damit viel dazu bei, besonders die Leiden⸗ schaft zu beruhigen. Ein Punkt jedoch, den sich vor allem die Bischöfe von London und Exeter zu Herzen genommen, erregt hier und da viel Streit, und dürfte noch ernstliche Folgen haben. Es ist nämlich deren Wunsch, daß jeden Sonntag in den Kirchen Almosen gesammelt wer⸗ den sollen, und zwar von Stuhl zu Stuhl und unter Verlesung vom Altare von dem sogenannten Offertorium, welches aus 14 schönen Bibelstellen besteht, welche zum Almosengeben aufmuntern. Dieses ist bisher zwar immer bei der Feier des Abendmahles geschehen; aber sonst ist es seit mehr als einem Jahrhunderte abgekommen, und selbst wo man für besondere milde Stiftungen sammelt, geschieht es an den Kirchthüren, wo man den Herausgehenden offene Teller vorhält. Die Erneuerung dieses alten ehrwürdigen Brauches erregt aber so viel Unwillen bei den Gemeinden, daß manche Kirchen darüber fast leer geworden sind, und der Bischof von London nun selbst räth, wo die Gemeinde einen unüberwindlichen Widerwillen dagegen zeigt, sich damit auf das Abendmahl und solche Gelegenheiten zu beschrän⸗ ken, wo für irgend eine Stiftung gepredigt wird was denn frei⸗ lich vielen zur Entschuldigung dienen wird, bei solchen kostspieligen Gelegenheiten lieber zu Hause zu bleiben. Manche Prediger haben indessen ihre Gemeinden ohne Zwang zu bereden gewußt, sich die Sache gefallen zu lassen; die meisten aber haben sie nicht einmal ein⸗ zuführen versucht. Wo man aber hartnäckig darauf besteht, da wird jetzt vielfältig die Frage aufgeworfen: ob die Pfarrer denn wirklich Herren und Meister ihrer Gemeinden seien, und ob es schriftgemäß wäre, daß sie es sein sollten. Möge sich unsere Geistlichkeit vor dem praktischen Sinn ihrer Landsleute wahren.

Spanien.

Mrteadrid, 4. Jan. Die Königin hat die zwischen dem Baron von Meer und dem Obersten Amettler abgeschlossene Capitulation des Forts von Figueras ratisizirt.

. Herr Bulwer hat heut sein Beglaubigungs-Schreiben der Kö⸗ nigin Isabella überreicht; es fand dabei die herkömmliche ceremonielle Anrede und Antwort statt.

9 . aus den Provinzen eingehenden Nachrichten lauten befrie⸗ igend.

s Madrid, 3. Jan. Vorgestern ist die französische Thron⸗ Rede hier eingetroffen. Man war darauf gefaßt, den König der Fran⸗ zosen die herkömmlichen Redensarten gefühlvoller Theilnahme aus—⸗

sprechen zu hören, nicht aber darauf, Spaniens gegenwärtige Lage

und die ihr voraufgegangenen Ereignisse mit den in Griechenland stattgefundenen zusammengestellt und dabei die Erwartung ausgedrückt zu sehen, daß das zwischen den Kabinetten Frankreichs und Englands herrschende Einverständniß dazu dienen werde, hier, wie in Griechen⸗ land, die Befestigung der Monarchie herbeizuführen. Falls kraft dieses Einverständnisses eine jede der beiden Mächte die über⸗ nommen haben sollte, die spanische Halbinsel nicht länger zum Kampf⸗ platz für die Ausfechtung kleinlicher Interessen wählen und sich jeder völkerrechtswidrigen Einwirkung auf die inneren Angelegenheiten dieses Landes enthalten zu wollen, so kann man den Spaniern Glück wün⸗ schen. Anders würde es sich verhalten, wenn das bewirkte Einver⸗ ständniß zum Zweck hätte, das von jenen beiden Mächten in Bezug auf Griechenland ausgeübte Protections-⸗Verhält⸗ niß auf Spanien auszudehnen, und dieses Land abermals in ein den unumschränkten Mächten entgegenzusetzendes Bündniß zu ziehen. Letzteres hatte sich bekanntlich Lord Palmerston's Politik zur Aufgabe gestellt, und aus verschiedenen Aeußerungen, die Herrn Olozaga nach seiner letzten Zurückkunft von Paris entfielen, dürfte man schließen, daß man diesen Staatsmann für den be⸗ zeichneten Plan gewonnen zu haben glaubte. Es fehlt jedoch durchaus nicht an Spaniern von Erfahrung und Einfluß, die einem solchen Bündnisse des Schwächeren mit dem Stärkeren abgeneigt sind, und vielmehr sehnlichst den Tag herbeigeführt zu sehen wünschen, an welchem Spanien vermittelst der Wiederherstellung freundlicher Bezie⸗ hungen zu anderen Mächten, in den Stand gesetzt werde, des von irgend einem Kabinete hier ausgeübten Schußzverhältnisses entbehren zu können. Eben diese, die Unabhängigkeit ihres Vaterlandes lieben⸗ den Spanier werden aber von der fremden Diplomatie scharf beob⸗ achtet und daran verhindert, ihren Ansichten bei dem dermaligen Ka⸗ binet Eingang zu verschaffen.

Der erste Schritt, den Frankreich und England zur Herbeiführung eines besseren Einverständnisses in Bezug auf die spanischen Angele⸗ genheiten thaten, bestand darin, neue amtliche Vertreter ihrer Politik hierher zu schicken. Frankreich hatte bereits seit fast zwei Jahren seinen Botschafter von hier abberufen. England sah sich nach dem Sturz Espartero's genöthigt, einen neuen Gesandten hierherzuschicken, da der bisherige sich mit Persönlichkeiten umgeben hatte, die ihn in beständiger Täuschung über den Zustand des Landes hielten. In einem Lande, wo Alles sich um die Privatzwecke der gerade herr⸗ schenden Partei dreht, und diese mit jedem Tage von der ihr feind⸗ lichen aus dem Besitze der Gewalt verdrängt werden kann, mag zwar der Vertreter einer fremden Macht aus der genauen Bekanntschaft mit den Persönlichkeiten großen Nutzen ziehen können. Dagegen steht dem neuankommenden Diplomaten der Vortheil zur Seite, Persön⸗ lichkeiten weder angezogen, noch abgestoßen zu haben und weder mit Vor-, noch mit Abneigungen hervorgetreten zu sein. Dieses Vortheils erfreut sich sowohl der Graf Bresson, als auch Herr Bulwer. Er⸗ sterer verweilt bereits einen Monat hier und scheint seine persönlichen Verbindungen auf einen sehr engen Kreis, und meistens nur auf den Umgang mit seinen diplomatischen Amtsgenossen beschränken zu wollen. In dem ersten Botschafts⸗-Secretair, Herzog von Glücksberg, steht ihm ein mit den örtlichen Verhältnissen ziemlich vertrauter junger Mann zur Seite, der so eben den ihm gemachten Antrag, als Geschäststräger seiner Regierung nach St. Petersburg zu gehen, abgelehnt haben soll. Herr Bulwer kennt, vermöge seiner bisherigen Stellung in Paris, die spa⸗ nischen Angelegenheiten sehr genau, und es wird ihm daher um so leichter sein, die von seinem letzten Vorgänger hier begangenen Miß⸗ griffe zu vermeiden. Der Zufall hat gewollt, daß weder Herr Bulwer noch Graf Bresson während des verhängnißvollen Vorfalles, der den Sturz Olozaga's nach sich zog, hier anwesend war. Beide werden sich Glück dazu wünschen, nicht Augenzeugen einer Katastrophe gewe⸗ sen zu sein, bei der man vielleicht ihre Einwirkung in Anspruch ge⸗ nommen haben würde.

Aber nicht blos Frankreich und England sind, der französischen Thron -Rede zufolge, entschlossen, zur Befestigung der Monarchie in Spanien beizutragen. Die von Seiten des Königs beider Sicilien erfolgte Anerkennung der Königin Isabella hat, wie uns das Jour— nal des Débats neulich versichert, Gleiches zum Zweck. Das Journal des Débats sagt, der neapolitanische Hof hätte grade den Augenblick, in welchem der Thron und die Person der Königin am meisten in Gefahr schwebten, gewählt, um öffentlich die Recht— mäßigkeit des einen wie der anderen anzuerkennen. Dieser Ver⸗ sicherung hat man hier die Einwendung entgegengestellt, daß der Thron und die Person Isabella's II. in dem Augenblick, als der neapolitanische Hof sich zur Anerkennung entschloß, in weit geringerer Gefahr schwebten, als während der Dauer des ver— gangenen Erbfolgekrieges, und daß, wenn der Fürst Carini sich be— wegen ließ, das ihm mitgegebene Beglaubigungs⸗-Schreiben trotz des so unerwartet eingetretenen Ministerwechsels zu übergeben, dieses nicht in Folge neuer ihm von seinem Hofe zugeschickter Vorschriften son⸗ dern aus Achtung vor den Rathschlägen des französischen Botschaf⸗

ters geschah. Auf Letzteren fällt demnach eigentlich das Verdienstliche dieser Handlung. Die Stütze, welche der neapolitanische Hof dem spanischen Throne gewähren will, scheint vielmehr in dem Grafen Trapani zu bestehen, den der Fürst Carini als Bewerber um bie Hand der jungen Königin Isabella ziemlich offen aufstellt. Diese Bewerbung, obgleich von einer fremden Macht unterstützt und als Unterpfand der künftigen Ruhe Spaniens und selbst Europa's be⸗ zeichnet, hat jedoch hier bis jetzt nicht den geringsten Beifall gefun⸗ den. Man wünscht im Allgemeinen die Vermählung der Königin noch um mehrere Jahre hinauszusetzen, da die Spanier die Hand Isabella's gewissermaßen als eine Karte betrachten, die bis zuletzt aufgehoben werden müsse, um den Gewinn der Partie zu sichern. Das ganze System, welches Herr Arguälles als Erzieher der jungen Königin beobachtete, ging darauf aus, ihr ihre nächsten Blutsverwandten in gehässigem Lichte erscheinen zu lassen. Wenn er nun schon das Haus Orleans, das doch den Thron Isabella's offen anerkannte und wenig⸗ stens durch warme Wünsche unterstützte, in düsteren Farben darstellte so läßt sich leicht berechnen, daß es den Bourbons von Neapel, die bis vor kurzem weder das Eine noch das Andere thaten, noch übler erging. Daher mag es wohl kommen, daß, als der Fürst Carini nach Ueberreichung seines Beglaubigungs⸗-Schreibens ein ganz beson⸗ deres Gewicht auf das Wohlbefinden des Grafen von Trapani gelegt hatte, die Königin eine Person aus ihren Umgebungen befragte, wer wohl dieser Graf wäre. Diese bis jetzt nur entfernten Bewerbungen haben unterdessen zur Folge gehabt, daß der Infant Don Francisco sich von der revolutionairen Partei lossagte und sich dem Hofe zu nähern suchte. Die Königin beförderte darauf seinen ältesten Sohn ihren sehr theuren und geliebten Vetter, zum Obersten eines Kavalle⸗ rie⸗Regiments, das in Sevilla in Besatzung liegt. Dorthin wird der junge Infant sich in diesen Tagen begeben. ein jüngerer Bruder Don Henrique, der zum Schiffs⸗Lieutenant befördert wurde, wird mit einer Fregatte nach Montevideo abgehen.

Die Ernennung des Herzogs von Rivas zum Gesandten in Nea⸗ pel soll gewiß sein. Herr Courtoys de Anduaga wird ihn als Lega⸗ , , begleiten. J

Den 4. Januar. Diesen Abend kam auf der französischen Botschaft ein Courier an, der am 30sten Paris . a i. Ilsten sollten die 3 Donoso Cortes und Ros de Olano von dort abreisen, um die Antwort der Königin Christine in Betreff der ihr

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