1844 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S lcher nach der Aussage mehrerer, zum Gefolge Sr. w, e m,, von Rußland gehöriger Beamten bei der Durch . durch Posen am 19. September v. J. auf ihren Wagen gefallen

- sinde ich mich ist, ei s Resultat noch nicht ergeben haben, so fin h mie , , eine Prämie von Eintausend T ukaten für denjeni auszusetzen, der den Thäter, welcher scharf nach dem Wagen 9 hat, auf solche glaubhasfte Weise anzuzeigen vermag, daß

be sesbe zur lintersuchung und Bestrafung gezogen werden kann.“

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 13. Jan. (A. Z.) Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin haben diesen Morgen gegen 8 Uhr die Reise nach Bamberg augetneten. Briefe, die in

den letzten Tagen angekommen, melden die Ankunft Sr. Königl. Ho heit des Prinzen Luitpold in Lissabon. Die Zufuhr an der heu tigen Getraideschranne war ungeheuer, von Gerste allein waren, wie man behauptet, mehr als 7000 Scheffel vorhanden, und doch sind die Preise wenig oder nicht gefallen. - z

(N. K.) Der angebliche Ertrag von 000 Fl. aus den von dem Armen-Pflegschafts Rath abgegebenen Neujahrs-Gratulations Entbindungs Karten reduzirt sich gemäß öffentlicher Bekanntmachung auf 1248 Fl. 30 Kr., welche zum Ankauf von Holz für die Armen verwendet werden. t . .

Während der ganzen vorigen Woche, wo wir uns so sehr über Nässe zu beklagen hatten, scheint es im Hochgebirge geschneit zu ha ben. Wenigstens hört man Reisende versichern, der Winter sei dort seit dem Neujahr außerordentlich streng und schneereich geworden.

Bamberg, 15. Jan. (Fr. M.) Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin hielten Höchstihren Einzug in unsere Stadt gestern Abends gegen 7 Uhr. Höchstdieselben waren zu Forch— heim von dem Königlichen Regierungs-Präsidenten, zu Altendorf von

den Beamten des Königlichen Landgerichts Bamberg J., zu Hirschaid und Strullendorf von Deputationen des Stadt-Magistrats und der Gemeinde- Bevollmächtigten ehrerbietigst empfangen worden. Von der Stadtmarkung an bis zum St. Gangolpher Thor brannten zu beiden Seiten des Weges große fahnengeschmückte Kandelaber. Das Thor selbst war reich beleuchtet, und auf den ersten Signalschuß hat⸗ ten sich alle Straßen, durch welche der Zug ging, und sehr viele in anderen Stadttheilen glänzend erhellt; neben mehreren Privat- Ge bäuden besonders schön das Rathhaus, die Hauptwache, das Portal der Dominikaner-Kaserne, der Schloßplatz. Ein unaufhörlicher Freudenruf der Einwohnerschaft, zu der sich eine große Menge Bewohner der Umgegend gesellt hatte, geleitete das langersehnte Fürstenpaar bis in die Ressdenz. Auf drei Plätzen paradirten das Chevaurlegers Regiment, das Königl. Jäger-Bataillon, die städtische Landwehr. Auf der Schloßtreppe brachten Mädchen Ihren König— lichen Hoheiten Blumen und ein Festgedicht dar. Im Naisersaale waren sämmtliche Königl. Civil= und Militair⸗Behörden, das Tom= Kapitel, der Adel, die städtischen Kollegien zc. versammelt, deren Hul digungen von Ihren Königl. Hoheiten auf das guidigste und freund, lichste empfangen wurden. In den Gemächern Ihrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin fand Höchstdieselbe auf einem reichvergoldeten Tische von Mahagoniholz ein vollständiges Reisegeräthe von Silber, Elfen bein, Krystall und Polisanderholz, ein Weihgeschenk der hiesigen Ein= wohnerschaft; in einem Kabinet Teppiche, Kissen und Armstühle in kunstreicher Stickerei von Frauen der Stadt. Heute mit dem frühesten sind in allen Straßen bie Häuser festlich geschmückt, unzählige Fahnen und Flaggen flattern auf den Dächern, und der erste Blick von dem Schloß Ihrer Königl. Hoheiten über die Stadt begegnet überall den Zeichen freudigster Begrüßung und herzlichsten Willkommens.

Freie Stäbte. Bremen, 11. Jan. (W. 3.) Der Königl. bayerische Kammerherr, Wirkliche Geheime Nath und Minister-Re— sident bei den freien Hansestädten Lübeck, Bremen und Hamburg, Freiherr von Hormayr-Hortenburg, ist zugleich zum Residenten an dem Herzoglich sächsischen Hof von Koburg-Gotha ernannt.

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Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 12. Januar. Nachdem ein Schreiben des Herrn Charles Teste, Sohnes des ehe maligen Ministers der öffentlichen Arbeiten, verlesen worden war, in welchem dieser erklärt, daß Rücksichten, denen er sich nicht entziehen könne, ihn nöthigten, sein Deputirten-Mandat für den Abt -Bezirk im Vaucluse-Departement abzugeben und seine Entlassung als Depu tirter einzureichen, wobei eine Stimme zur Linken rief: „Herr Teste Sohn will seinen Vater (der jetzt bekanntlich Pair ist) im Gard-De— partement ersetzen!“ wurde zur Tagesorbnung geschritten und der

120 von Herrn St. Marc Girardin verfaßte und von der Kommission genehmigte Adreß - Entwurf vom Präsidenten vorgelesen; er lautet folgendermasen:

„Sire! Die Uebereinstimmung der Staatsgewalten und die lovale Mit- hülfe, welche die Kammer Ihrer Regierung geleistet hat, haben die öffent liche Ruhe aufrecht gehalten und befestigt. Das Ansehen der Gesetze, un. terstützt von der Einsicht und dem gesunden Sinn des Landes, hat überall hingereicht, die Ordnung zu bewahren. Der innere Dantel und die Indu⸗ strie nehmen täglich einen schnelleren Aufschwung. Ver Landbau, der bei seinen Fortschritten und bei feinen Anstrengungen der Aufmunterung bedarf, verläßt sich auf die Sorgfalt der Verwaltung. Der Unterricht und die Wehl fahrt, welche auf eine gleichartigere Weise in der vesellschast verbreitet sind, verbessern und erheben die Lage der Bürger. Dies, Sire, ist das Fraut⸗ reich, wie unter Ihrer Regierung die regelmäßige En wiclelung der Insti tutionen, die es sich gegeben, es gestaltet hat, und wir blicken mit inniger Dankbarkeit gegen die Vorsehung auf den Wohlstand, welchen Frankreich genießt. , .

„Wir vernehmen mit lebhafter Zufriedenheit, daß die Wirkungen die ses allgemeinen Wohlstandes gestatten, das Gleichgewicht zwischen den Aus

gaben und Einnahmen des Staates in den Finanz-Gesetzen, die uns wer

den vorgelegt werden, wieder herzustellen. Wir werden in weisen Ersparungen das Mittel fuchen, dieses mit Recht gewünschte Gleichgewicht zu befestigen.

„Wir wünschen Ew. Majestät Glück zu dem friedlichen Zustande unse rer Verhältnisse zu allen Mächten. Der Friede Europa's befestigt sich durch seine Dauer selbst; er hat das Interesse der Civilisation und die Achtung der Verträge zur Grundlage, jener Verträge, deren Schutz wir sortwährend für eine unglückliche Nation zurückfordern, welche die Hoffnung nicht ver— läßt, weil sie Vertrauen in die Gerechtigkeit ihrer Sache setzt. (Lebhaste Zustimmung.)

„In Spanien ist die Königin Isabella II., welche der Gegenstand

der liebevollen Sorgfalt Ew. Masjestät ist, noch jung dazu berufen worden, die Königliche Gewalt auszuüben, In Griechenland hat nig Otto sich mit den Repräsentanten der Nation umgeben. . Möchten in diesen beiden Ländern das Königthum und die öffentlichen Freiheiten eine neue Stärke aus ihrer innigen Verbindung schöpfen. Wir freuen uns zu vernehmen, daß die aufrichtige Freundschaft, welche Ew. Masestät mit der Königin von Großbritanien ve bindet, und die Uebereinstinnnung, der Besin⸗ nungen zwischen Ihrer Regierung und. der ihrigen, hinsichtlich der Ereigniss in Spanien und Griechenland, Sie, Sire, in den günstigen Hoffnungen be⸗ stärfen, die sich an die Zukunft dieser beiden mit Frankreich befreundeten Nationen knüpfen. . ,. i Verständniß wird ohne Zweifel zu dem Erfolge der Un terhandlungen mitwirken, welche, indem sie ein schändliches Gewerbe unter drücken, dahin zwecken müssen, unseren Handel wieder unter die ausschließ⸗ liche Aufsicht unserer Flagge zu stellen. ö .

„Ew. Majestät lündigen uns an, daß Sie Handels Verträge mit dem Könige von Sardinien und den Nepubliken Acquator und Venezuela, abge⸗ schlossen haben, und daß Sie mit anderen Staaten in den verschiedenen Theilen der Welt fortgesetzt Unterhandlungen führen. Wir hoffen, Sire, daß diese Verträge und diese Unterhandlungen, indem sie der National Arbeit die ihr gebührende Sicherheit bewahren und dem Seehandel jenen Schutz sichern, den sein Zustand erheischt, der umsichtigen Thätigkeit des Landes eine umfassendere Bahn eröffnen werden. (Lauter Beifall.)

„Wir werden mit Sorgfalt die zur Ausführung der Eifenbahnen und zu verschiedenen Unternehmungen von allgemeinem Nutzen nöthigen Maß regeln prüfen. Mit Freude empfangen wir die Versicherung, daß der Gesetz Entwurf, welcher uns in Betreff des Sekundär-Unterrichts vorgelegt werden soll, indem er dem Willen der Charte hinsichtlich der Freiheit des Unter richis genugthut, die Autorität und Einwirkung des Staats in Bezug auf den öffentlichen Unterricht aufrecht erhalten wird. (Sehr gut! Bravo!)

„Eine junge Prinzessin, Schwester des Kaisers von Brasilien und der Königin von Portugal, hat inmitten Ihrer Familie Platz genommen, und wir schließen uns der Befriedigung an, welche Ew. Majestät über eine Hei rath empfinden, die das Glück eines Ihrer Söhne sichert und die Tröstun— gen vermehrt, welche Gott Ihnen vorbehalten hat.

„Wir hoffen gern, Sire, daß unsere Herrschaft in Algerien bald eine allgemeine und ruhige sein wird, und daß wir, Dank unserem Ausharren, nahe darin sind, das Ziel zu erreichen und in der Vollendung unseres Wer— kes, in der Erleichterung unserer Epfer den Preis unserer Anstrengungen zu sinden. Wir vereinigen uns mit Ew. Majestät, um im Namen des Landes den Führern und den Soldaten unseres tapferen Heeres zu danlen, welches sich weder durch die Beschwerden des Krieges, noch durch die Arbeiten des Friedens ermüden läßt. Unter den Führern dieses Heeres zählen wir mit Stolz einen Ihrer Söhne. Wir sind gewohnt, sie überall zu sehen, wo Frankreich eine Gefahr besteht oder einem Ruhme nachtrachtet. (Allgemeine zustimmung.)

„Ja, Sire, Ihre Familie ist wahrhaft volksthümlich. Das Bündniß zwischen Frankreich und Ihnen ist unauflöslich. Ihre Eide und die unsri gen haben diese Vereinigung befestigt. Die Nechte Ihrer Dynastie bleiben unter die unvergängliche Bürgschaft der Unabhängigkeit und Logalität der Nation gestellt. Das öffentliche Gewissen brandmarlt frevelhafte Mani festationen. (Sehr gut!! Unsere Juli⸗Revolution hat, indem sie die Ver letzung der beschworenen Treue bestrafte, die Heiligkeit des Eides bei uns geweiht.“ (Lebhafte Zeichen der Zustimmung.)

Hierauf legte der Finanz -Minister die Gesetz- Entwürfe des Ausgabe- und des Einnahme-Budgets für das Jahr 1845 vor. Der erste Artikel des Ausgabe Budgets lautet: Für die Ausgaben des Dienstes 18145 werden, dem beigefügten Etat . gemäß, Kredite bis zu 1 Milliarde 372 Millionen 633,141 Fr. eröffnet. Ordentlicher

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Dienst: Staatsschuld, 367, 120,664; Dotationen, 11,ů745,ů 000; Mini

sterien, 680, 193, 182; Regie und Steuer Erhebungs- Kosten, 117,602,192; Rückzahlungen und Ersatz Leistungen, 6b, 555,770. Summe; 1,276, 106,797. Außerordentlicher Dienst: Außerordentliche Arbeiten, 62,131,344; Eisenbahnen, Z, 000,000. Summe beider Dienste wie oben angegeben. Dem Etat Iz. gemäß sollen aber ferner noch Kredite zu 19,517,992 Ir. eröffnet werden. nämlich 7,102,898 Fr. für die Ehren-Legion, 2,760,504) Fr. für die Königliche Druckerei, 360,009 Fr. für die Konsulate und 1,350, 494 Fr. für die Invaliden, die Marine und die Münze. Im zweiten Ar tikel wird bestimmt, daß diese Ausgaben durch die Mittel und Wege für 1845 gedeckt werden sollen, diese sind aber in dem Gesetz⸗Ent wurfe des Einnahme Budgets nur auf 1 Milliarde 339 Mil⸗ lionen 356,575 Fr. veranschlagt, es bleibt also immer noch ein ansehnliches Defizit, und das Gleichgewicht zwischen Ein nahmen und Ausgaben ist keinesweges hergestellt, zu wel chen künstlichen Berechnungen man auch seine Zuflucht nehmen mag, um eine solche Ausgleichung nachzuweisen. Dem Zten Artikel des Ausgabe- Budgets zufolge, sollen die Streitkräste für Algier im Jahre 1815 aus 60,600 Mann und 13,896 Pferden hestehen. Ber te Artikel verordnet, daß über die außerordentlichen Arbeiten in Algier besondere Rechnung geführt werden soll. Durch Art. 5. wird dem Kriegs-Minister eine Summe von l, 50, 900 Fr. für Mili⸗ tair-Pensionen eröffnet. Art. 6. setzt den Zins von Cautionen der Staatsbeamten für 1815 auf 3 Prozent fest und Art. 7. endlich sagt, daß außerordentliche Kredite durch Königliche Verordnungen zur Deckung unzureichender Bewilligungen nur in den schon bestimmten Fällen eröffnet werden könnten. . . ö

Nach den Mittheilungen des Finanzministers wurden noch die Vollmachken der beiden Deputirten, Marquis de Dalmatie und Herrn Sieyes, verisizirt und ihre Wahlen bestätigt.

Paris, 13. Jan. Der Adreß-Entwurf der Deputirten-Kam mer, an welchem das Journal des Dabats auch die Klarheit und Eleganz der Abfassung rühmt, ist von der Versammlung mit all gemeinem Beifall aufgenommen worden. Zwei Paragraphen haben, dem ministeriellen Blatt zufolge, die Sympathieen der Kammer be sonders erregt; der, welcher die von der Regierung zur Revision und Modisication der Verträge hinsichtlich des Vurchsuchungsrechts ange— knüpften Unterhandlungen betrifft, und der, welcher eine förmliche und energische Protestation gegen die Auslegung ist, welche einige Mit glieder der Kammer dem von ihnen der constitutionellen Charte und dem Könige der Franzosen geleisteten Eide geben wollen.

Mehrere einflußreiche konservative Deputirten sind, wie versichert

wird, vorgestern zu einer Konferenz in die Tuilerieen geladen worden; die Besprechung soll die Dotations-Frage zum Gegenstand gehabt haben. . Der Richter Desfontaine, der in London beim Herzog von Bor deaux gewesen, um denselben zu begrüßen, erschien gestern vor dem Cassationshofe. Die Verhandlungen geschahen bei verschlossenen Thüren. Indeß giebt die Gazette de France an, daß der Ge richtshof nach vierstündiger Berathung auf Rüge und Verweis er kannt habe.

A Paris, 13. Jan. Unter allen den verschiedenen Betrach tungen, welche die heutigen Zeitungen über den Entwurf der Ant worts-Adresse der Veputirten⸗- Kammer anstellen, finden wir nichts wirklich Beachtungswerthes, als die nachstehenden Worte der Presse:

„Welche Meinung man auch von dem literarischen und politischen Werthe dieser Antwolt haben möge, man wird einräumen, daß sie sehr leicht in kürzerer Zeit vollendet werden konnte, als die Kommission darauf verwendet hat, sie vorzubereiten, sie in Berathung zu nehmen und sie abzu— fassen. Wenn der ehrenwerthe Berichterstatter, Herr St. Marc Girardin, denselben Adreß-Entwurf am Tage nach der Eröffnung der Kammern vor zulegen gehabt hätte, so würde er ganz gewiß diese Aufgabe ohne Zögern übernommen und ohne Anstrengung erfüllt haben. Warum hat man also sechzehn Tage auf eine Arbeit verwendet, welche höchstens einige Stunden erforderte? Da der Gebrauch will, daß man sich auf eine Umschrei bung der Thron - Rede beschränkt, wozu Auseinandersetzungen, welche die Kommission von den Ministern verlangt? Welcher Vortheil entspringt daraus für die öffentlichen Verhandlungen? Werden sie dadurch kürzer oder klarer, oder weniger leidenschaftlich werden? Die Kommission der Pairs Kammer hat in diesem Jahre ein Beispiel gegeben, das die Deputirten Kammer wohlthun wird, das nächstemal nachzuahmen; sie hat ihren Adreß Entwurf ausgearbeitet, ohne einen einzigen Minister in ihre Mitte zu rusen, ohne einen einzigen Minister die Zeit verlieren zu machen, welche durch so viele vernachlässißte Interessen und durch so viele schwebende Geschäfte in Anspruch genommen wird. Werden wir denn niemals ein ernsthastes Volt werden? Wann werden wir endlich aufhören, in allen Dingen kindischer— weise die Sache selbst der Form aufzuopfern? Die Staats- Einrichtungen sind sür uns keine öffentlichen Bürgschaften, sondern ein Spielzeug. Es giebt nichts, was wir nicht durch Uebertreibung und Mißbrauch bloßstellten.“

Es ist nicht das erstemal, daß ähnliche Klagen darüber laut wer den, daß die Kammer im Anfange ihrer Sessionen eine kostbare Zeit und ihre frischsten Kräfte über die nutzlosen Förmlichkeiten verliert, mit welchen die Abfassung der Antworts-Adresse verbunden ist. Die Vor-

ö. ö

durchweg in prächtige Goldrahmen gefaßt, das Verdorbene und Angegriffene von pariser Nestauratoren glänzend aufgestutzt, das Schwache und Ver= dächtige unter pomphasten Namen aufgeführt. Wie zu erwarten stand, ist dieses ganze Gerüst von Bestechung, Täuscherei und Blendwerk bei der Ver— steigerung eingestürzt. Von den Hauptbildern sind einige zu guten Preisen weggegangen, andere wegen übertriebener Preis-Ansätze unverkaust geblieben; das schätzbare Mittelgut ist, mit Ausnahme dessen, was zum Schein mit— steigernde Gevatter ungebührlich hoch hinaufgetrieben und sür den Besitzer wieder erstanden haben, seinem Werthe angemessen bezahlt und die schlechte Waare nach Verdienst gerichtet worden.

Aus den italienischen Schulen waren einige interessante Bilder vor— handen, von denen mir folgende besonders aufgefallen sind: Perugino. Maria, das Kind auf dem Schoße haltend; ein schönes, wohl erhaltenes und wenig restaurirtes Bild aus der mittleren, besten Zeit dieses so unglei 43 i en, Auf Holz, 64! Cent. hoch, 50 Cent. breit. Verkauft?) ftir 2450 Fr.

Timoteo d'urbino. Maria mit dem Kinde und der heiligen Ka— tharina, ein reizend anmuthiges Bildchen, den Raphaelischen Werken peru— Angler Epoche in der Gefühlsweise wenigstens nahe verwandt und sicher von einem ehren Meister der umbrischen Schule des funszehnten Jahr- handerts, obgleich es schwer sein möchte, ihn mit, Bestinimtheit anzugeben. Auf Holz, 25 Cint hoch, 21 Cent. breit. Ich weiss nicht, ob dieses allem Anschein nach aus einem größeren Gemälde herausgeschnitlene Bild nach irgend sinem achtbaten, bisterisch beglaubigten oder traditionell begründeten Ref jenem Meisser beigemessen werben lann, von dem mir sonst lein vorgelommen ist, und nach dem ich bei Lanzi vergeblich gesucht habe.

on Herin Bermand sehr wohlfeil fur 26/ Fr. erstanden.

Marietto Albertinelli. Maria u ĩ 46 nd Joseph verehren knieend das auf einem blauen Tuche vor ihnen an der 6d e ene, Een feu im int entziehe Wand schast mit her u Reisenthor. burch welches die Hirten herbeieilen. Im Ausbrud und Charafter sehr anziehend, und

e, , entsprechend. Holz, 72 Cent. hoch, 5, Cent. btes, Verkauft

) Um den eigentlichen Kaufpreis zu erhalten niss , maligen iure apl. noch die üblichen 3 vi. AU! . u dem jedes⸗ zugerechneß werden. z chen 3 véi. Aictsong, Gebühren hin.

Sebastian del Piombo. Christus, unter der Last des Kreuzes zusammensinkend, welches Simon von Cyrene ihm zu entheben im Begriff sst, in Gegenwart eines Schergen. Im Hintergrunde eine Aussicht auf Jerusalem bei röthlich glühendem Himmel.. Auf Holz, 4 Met. 20 Cent. hoch, 98 Cent. breit. Edel und würdig im Charakter und Ausdruck der

Hauptsigur, von michelangelesken Geiste in den großen Formen, welche sedoch in den beiden Nebenfiguren zu kolossal und übertrieben sind; die Färbung mit freskoartigen Lichtern und die Landschaft des Hintergrundes ganz im Geschmack des Sebastian del Piombo. Das Bild lönnteé daher wohl von jenem Meister nach einer Zeichnung des Michel Angelo ausge führt sein, wie der Katalog nach einer mündlichen Ueberlieferung der Fa milie Calderara in Mailand angiebt, aus deren Privatbesitz es in den des Herrn Dubois übergegangen. Sb es ganz bestinmt von diesem Meister herrührt, ist schwer zu entscheiden, da die Nebensiguren durch Uebermalen sehr arg zugerichtet und das Antlitz und die Hände Christi durch Ueber— tüpfen mit Firnißfarben so bedeutungslos glatt, leer und stumpf gemacht sind, daß leine genaue Kenntnißnahme von der ursprünglichen Ärt des Austrags und des Modellirens mehr möglich. Dieser Umstand erklärt den niedrigen Verkaufszreis von 5000 Franken, wofür es zugeschlagen wurde, und ein ausgemacht ächter Sebastian del Piombo von solchem Umfange schwerlich zu haben sein möchte. Wenn der Katalog den Liebhabern nichts vorgepusst hat, arbeitet Toschi gegenwärtig an, einem Kupferstiche nach diesem Bilde, welches jedenfalls nicht ohne erhebliches Verdienst und einem i . Schüler odet Nachfolger des Michel Angelo beizumessen ist. Beltraffio. Maria mit dem Kinde in Gegenwart zweler Bischöfe, von dem Stister des Bildes und seiner Frau verehrt; halbe Figuren. In der Sommarivaschen Sammlung, aus der es herstammt, ürig Perugino inne, hier mit mehr Wahrscheinlichkeit dem Beltrafsio gegeben; denn ollte das Bild auch nicht von jenem trefflichen und seltenen Schüler des Lionardo da Vinci sein, ist es unstreitig ein Werk der lombardischen Schule während der ersten Dezennien des sechzehnten Jahrhunderts. In den For— men durchweg etwas hart und in den heiligen Personen nicht bedeutend in den Profil-Portraits der beiden Donatoren dagegen höchst anziehend und ausdrucksvoll. Holz, 77 Cent. hoch, 9s Cent. biest. 729 Fr. Bernardino Luini. Maria mit dem Kinde. Nach dem bekann- ten Schul-Typus des Lionardo da Vinci bestimmt der mailändischen Schule angehörig, und nach dem warmen Kolorit und feinen Formengefühl am ersten jener Meister. Holz, 66 Cent. hoch, 47 Eent. brejt. Veraust für

620 Fr.

Guido Reni. Die Geburt Christi, ein sigurenreiches Bild, in den Köpfen sehr gefällig und in einem hellen, harmonischen Ton sehr elegant durchgeführt, stellenweise jedoch stark restautirt. Auf Kupfer, 55 Cent. hoch, 32 Cent. breit. Ging auf 2560 Fr.

Bartolomeo Schidoni. Kopie nach dem heiligen Hieronmus des Correggio in der Galerie von Parma, mit verschiedenen Abänderungen. Leinwand, 2 Met. hoch, 1 Met. 50 Cent. breit. 1200 Fr.

Sassoferrato. Maria hält das Christuskind auf dem Schoße, wel- ches mit einem Buche spielt. Ein echtes, fleißiges Bild dieses Meisters, dessen Madonnen und heilige Familien wegen ihrer religiös sentimentalen Gefühlsweise in neuester Zeik als Andachtsbilder sehr gesucht sind und theuer bezahlt werden. Leinwand, 01 Cent. hoch, 45 Cent. breit. Venlauft für 1550 Fr.

Cangaletto. Zwei venetianische Stadt-Prospekte, Gegenstücke von ungemein sorgsamer Beendigung und kleiner Dimension, mit Figürchen von der Hand des Tiepolo. Bezahlt mit 1363 Fr.

Andere stalienische Meister waren wohl dem Namen, aber nicht der Sache nach vorhanden. Eine Maria mit dem Kinde auf dem Thron und von zwei Engeln gekrönt, ganz ohne Grund dem über aus seltenen umbri⸗ schen Meister Andrea Luigi di Assisi, genannt 1 Ingegno, zuge⸗ rn ben nach den gefälligen Charakteren und der röthlichen Färbung viel leicht dem Marco Üggione zu geben, und jedenfalls ein lombardisches Schulbild, wurde für 150 Fr. verkauft. Eine Kreuztragung, angeblich von Parmegianino, ging für 100, und eine Himmelfahrt, im Katalog als eines der feinsten und reizendsten Bilder von Tintoretto bezeichnet, für 190 Fr. weg. Ein verdächtiger Claude Lorrain, eine Ansicht des Ha— fens und der Rheede von Genua, zu 14500 Fr. ausgeboten, fand keinen Käufer. Als flag für das merkwürdige Schwanlen der hiesigen Bil⸗ derpreise verdient ein Gemälde der spanischen Schule Erwähnung, namlich das Wunder des heiligen Vincenz Ferrer, von Murillo, ein auf Lein wand gemaltes, 3 Meires 24 Cent. hohes und 43 Cent. breites Bild, aus der Sammlung Aguado, welches in der Versteigerung dieser Sammlung für 1020, und diesmal für 390 Fr. zugeschlagen wurde.

Die flammännische und holländische Schule hatte manches Werthꝛolle auszuweisen. Folgende Bilder verdienen eine nähere Emnwähnung. Ru bens. Die Anbetung der Hirten, eine geistreich behandelte und ziemlich ausgeführte Farben-Stizze. In der P. Perrierschen Versteigerung sür 490, diesmal für 000 Fr. verkauft. Holz, As Cent. hoch, 34 Cent. breit.

bereitung derselben nimmt Wochen hinweg, die Diskussion darüber dauert wiederum Wochen, und am Ende der Rechnung findet es sich, daß aller dieser Aufwand von Zeit und Mühen und Beredtsamkeit nicht das mindeste Ergebniß geliefert hat. Alle die Fragen, welche bei der Diskussion über die Abresse des Langen und Breiten abgehandelt werden, kommen im Laufe der Session unfehlbar bei dieser oder jener Gelegenheit noch einmal vor, so daß das Interesse der Oeffenklich— keit, das allerdings in den Repräsentativ- Staaten einen großen Platz einnimmt, gar keinen Eintrag erleiden würde, wenn man die Adresse als eine bloße Formalität behandelte, über welche man so schnell als möglich hinwegeilt, um auf das Gebiet der eigentlichen Geschäfte zu kommen. In diesem wie in unzähligen anderen Punkten des consti— tutionellen Staatslebens hat Frankreich noch gar viel von seinem alten Vorbilde England zu lernen.

. Paris, 13. Jan. Wenn man die Angaben liest, welche gestern Abend die Gazette de France, und zum Theil auch die Patrie, über die Aufnahme brachten, welche die Verlesung des Adreß-Entwurfs in der Kammer gefunden haben soll, so sollte man glauben, die bezeichnendsten Paragraphen der Adresse seien von den Einen mit Gelächter, von den Anderen mit Entrüstung aufgenommen worden, und als hätten sich kaum einige wenige Mitglieder gefunden, muthig genug, um ihren Beifall zu den in dem Entwurfe ausgedrück ten Gesinnungen zu erkennen zu geben. Wir, die wir Augenzeugen von Allem waren, was vorging, können versichern, daß der Eindruck, den die Worte des Entwurfs machten, ein eben so allgemeiner als günstiger war, und daß, namentlich nach Verlesung des letz ten Satzes, die Heiligkeit des Eides und das Verwerfliche straf barer Manifestationen betreffend, mit fast allgemeinem Belfalle aufgenommen wurde. Ich sage „fast allgemeinem“, weil allerdings die dabei speziell berührten Legitimisten davon auszunehmen sind und gewaltig betroffen schienen. So stark und kräftig hatten sie, und man darf wohl sagen Niemand, den Ausdruck der Rüge erwartet, und der Geist, der sich eben in der Aufnahme dieses Tadels bei der großen Mehrheit der Kammer aussprach, verspricht wenig Gutes für die Legitimisten. Allgemein gespannt ist man auf das Verhalten, welches die Mitglieder der eigentlichen Linken, namentlich Herr Odilon Barrot, bei dieser Frage beobachten werden: denn obgleich die Journale dieser Partei versichern, dieselbe habe bereits einen beslimm— ten Entschluß gefaßt, so sind doch untrügliche Zeichen vorhanden, daß dem keinesweges noch so ist. Durch die geschickte Fassung, welche Herr St. Marc Girardin dem betreffenden Paragraph des Entwurfs zu geben gewußt hat, ist die Frage durch und durch als dynastische hingestellt, und wir werden nun sehen, ob der dynastische Sinn der Linken, von welchem sie wenigstens stets beseelt zu sein vorgiebt, das llebergewicht erlangen wird über den ihr eigenen kleinlichen Geist des Widerspruches und der Wortkrämereji. Wenn die Linke in dieser Frage von der Majorität sich trennte, so würde sie sich vollends um den Kredit bringen, der ihr etwa noch geblieben ist. Die Opposition bie— tet in der That das traurigste Bild einer zerrütteten undisziplinirten Masse, die keinem Führer mehr gehorcht, und alle Versuche, diesem siechen Körper wieder einiges Leben einzuhauchen, sind mißlungen—. Jetzt suchen wieder einige Deputirte dieser Partei eine innigere Verbin dung zwischen dem linken Centrum und der eigentlichen Linken zu Stande zu bringen und besonders die Fraction Dufaure zur Opposition her überzuziehen, aller Wahrscheinlichkeit nach mit eben so geringem Er folg als bisher.

Die Diskussion der Adresse wird so manche bisher noch nicht recht entschieden hervortretende Stellung aufklären. Herr von La martine scheint durch seine sich verlängernde Unpäßlichkeit entschieden abgehalten zu sein, an dieser Debatte Theil zu nehmen, wobei die Kammer und das Publikum, nach der schwankenden Haltung zu ur theilen, die er in der Frage der Legitimisten beobachtete, anfangs ihr Verhalten verurtheilend, dann wieder entschuldigend, wenig mehr ver lieren werden, als einige seiner schönen Phrasen, denen in der Regel nur der praktische Werth abgeht.

Daß der Finanz⸗-Minister das Budget diesmal schon vor der Diskussion der Adresse vorlegte, ist eine Neuerung, die auf die Be schleunigung der Kammer -Arbeiten nur günstig zurückwirken kann, und die in der That durch Ziffern belegten günstigen Ergebnisse des Fi nanz-Haushalts werden nicht verfehlen, auch ihren günstigen Einfluß in der Kammer wie im Lande hervorzubringen. Das vorgelegte Bud get wird nach dem Votum der Adresse in den Büreaus zur Sprache und Prüfung kommen. Im vorigen Jahre wurde das Budget erst den 10. Februar, also um fast einen vollen Monat später, vor die Büregus der Kammer gebracht.

Wie nach meiner gestrigen Mittheilung zu erwarten stand, ist Seine Hoheit der Herzog Maximilian von Bayern gestern Abends gegen 6 Uhr wirklich mit Gefolge hier eingetroffen. Man glaubt, der Aufenthalt des Prinzen, dahier werde sich bis gegen Psingsten hin erstrecken. Sein Absteigequartier hat derselbe, wie ich bereits estern gemeldet zu haben glaube, im Hotel des Princes genommen. 9

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7 Paris, 13. Jan. Der Finanz- Minister hat gestern der Deputirten-Kammer das Budget für 1815 vorgelegt; es stellt sich dasselbe folgendermaßen:

Gewöhnliche Ausgaben. . .

Gewöhnliche Einnahmen

Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben

Das außerordentliche Budget für die öffent— lichen Arbeiten beträgt

Die Hülfsmittel aus der Anleihe für die öffentlichen Arbeiten

Es bleibt mithin ein Desizit von

zu Lasten der schwebenden Schuld.

Mittelst dieser Unterscheidung zwischen dem gewöhnlichen und dem außerordentlichen Budget ist es gelungen, das angebliche Gleich gewicht herzustellen; allein man sieht aus den obenstehenden Zahlen— Angaben, daß dies eine bloße Täuschung ist. Man bezahlt einen Theil der öffentlichen Arbeiten mittelst einer Anleihe, was doch offenbar ein Desizit ist. Ein anderer Theil dieser Ausgaben fällt der schwebenden Schuld zur Last; dies ist ein noch besser charakterisirtes Defizit. Man nimmt deshalb stets seine Zuflucht zu dem Neserve-Tilgungs-Fonds, um die auf einanderfolgenden Defizits zu decken; allein man weiß, wie viel dies Auskunfts-Mittel werth ist. Der Finanzzustand ergiebt sich folgendermaßen: t l . Das Defizit des Finanz-Jahres 1840 ist desinitiv auf 138 Mil lionen, das von 1811 auf 18,700,000 Fr. festgesetzt worden. Herr Lacaven Laplagne glaubt, daß das Defizit von 1812 mit ziemlicher Genauigkeit auf 110 Millionen berechnet werden könne. Das Fi— nanz Jahr 1843 bietet bis jetzt einen Ueberschuß der Ausgaben über die Einnahmen von 29 Millionen dar und endlich das Jahr 1844 nach den Berechnungen des Finanz-Ministers ein Defizit von 25 Mil lionen. Alle diese Zahlen-Angaben beziehen sich auf das gewöhnliche Budget und bilden eine Summe von 360,700,000 Ir. Im J. Ja nuar 1815 wird der Reserve⸗Tilgungs Fonds 209 Millionen betragen; dadurch wird sich das Defizit der Finanz Jahre 1840 bis einschließ lich 1844 auf 151 Mill. reduziren. Womit will man diese Summie tilgen, wenn man z. B. den Reserve-Tilgungs- Fonds von 1815 zur Deckung des Defizits, das durch die öffentlichen Arbeiten dieses Jah res entstehen wird, d. h. zur Zahlung der 34 Millionen, die der schwebenden Schuld zur Last fallen, verwenden will-? Der Reserve— Tilgungs Fonds ist keine unerschöpfliche Quelle, und man kann sie nicht zu so verschiedenen Zwecken verwenden, wie dies gewöhnlich in den offiziellen Reden zu geschehen pflegt. In diesem Augenblick steht dem Desizit, so wie es vorgelegt worden ist, nebst dem Ausfalle von 1810, der 2656 Millionen beträgt, kein Mittel zur Tilgung zu Ge— bote, was auch Herr Lacave-Laplagne darüber sagen mag.“

In diesen Zahlen-Angaben sind die Defizits nicht mit enthalten, welche in Folge der Ausführung der außerordentlichen öffentlichen Ar beiten entstehen. Ist die Anleihe von 450 Millionen verwendet wor⸗ den, so bleibt für diese Arbeiten noch eine Summe von 600 Millio nen Franken ungedeckt. Es ist allerdings wahr, daß diese Arbeiten erst im Jahre 1853 vollendet sein sollen, und daß man für die Be— zahlung derselben noch auf den Reserve-Tilgungs-Fonds rechnet. Man sieht, daß die sinanzielle Zukunft Frankreichs sich eigenthümilich gestal tet, und daß es unter solchen Umständen ziemlich schwierig ist, die Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht zu bringen.“

Srossbritanien und Irland.

London, 13. Jan. Die Assisen des Gerichtshofes der Queens Bench in Dublin, welchen die Fortsetzung des O'Connellschen Pro zesses obliegt, sind zur gewöhnlichen Zeit, am Hilariustage, den flten d. M., eröffnet worden, und die Regierungs-Beamten, so wie die Sachwalter der Angeklagten, rüsten sich mit gleichem Eifer zu dem am Iten beginnenden Kampfe. Vie Ersten sind bemüht, alle möglichen

62, 43 1, 344 I i Fr.

Beweisgründe zu sammeln, um in der gesetzlichen Frist des Termins bis zum 31. Januar den Prozeß beenden zu können, die Letzteren be streben sich, ihr bisher mit Erfolg angewandtes Verfahren, eine Ver zögerung der gerichtlichen Verhandlungen durch Protestationen gegen etwanige Formfehler zu erlangen, weiter fortzusetzen. Mannig fache Gerüchte waren am Tage vor Eröffnung der Assisen in Vn blin über die Absichten der Regierung verbreitet. Ein Artikel des Dublin Monjstor erwies die fehlerhafte Anfertigung der Jury Liste, und gab zu der fast allgemeinen Annahme Veranlassung, daß die Regierung den Prozeß fallen lassen werde. Ist dies Ge rücht auch nunmehr durch den Erlaß einer Citation voll Seiten des Gerichts an die Vertheidiger der Angeklagten, wonach dieselben am 11ten erscheinen sollten, um über die mögliche Ausdehnung des Prozesses über den gesetzlichen Termin hinaus vernommen zu werden, widerlegt, so stellen doch die Behauptungen des Dublin Monätor, falls sie gegründet sind, einen neuen längeren Aufschub des Prozesses in Aussicht. Es wird nämlich behauptet, daß die Geschworenen-Liste, aus welcher die Jury gezogen sei, 717 Na

men enthalte, während die Original- Liste 780 Namen aufweise,

und daß demnach der Recorber 63 Namen, welche vorzugsweise Katholiken angehörten, ausgelassen habe. Dem Recorder ber⸗ jenigen Person, welche in Residenz Städten, die das Privi⸗ legium haben, ihre Friedensrichter sich zu wählen, statt eines mit dem Rechte unbekannten Aldermans die friedensrichterlichen Functionen aus⸗ übt, liegt es von Amtswegen ob, die vom Sheriff der Grasschaft ihm überwiesene allgemeine Geschworenen⸗-Liste aufzumachen und zu revidiren, und da Herr Shaw, der Rekorder von Dublin, ein treuer Anhänger Sir Robert Peel's ist, der noch dazu bei einem Besuche in Drayton Manor beim Minister die letzte Revision der Liste bewerkstelligt hat, so glaubt man, daß derselbe mit Absicht die Namen jener 63 Katholiken ausgelassen habe, und bei der jetzigen Entdeckung das Verschwinden zweier Blätter aus der Liste bei dem Hin= und Hersenden zwischen England und Irland als Grund jener Auslassung angeben werde. Es steht zu erwarten, daß die Angeklagten Nichts versäumen werden, um aus diesen Um— ständen Vortheile zu ziehen, und das Dublin Packet, ein Tory

Blatt, behauptet jetzt schon, daß die gesetzliche Zeit des Termins, vom 11. bis 31. Januar, wohl nur mit Präliminar⸗ Verhandlungen deibracht werden dürfe. So heißt es, daß in der nächsten Sitzung des Gerichts schon die Vertheidiger der Ängeklagten einen Antrag stellen würden, daß dem Recorder von Dublin der Befehl zugefertigt werde, die Geschwornen Liste durch Aufnahme von 27 qualisizirten Katholiken, die darauf fehlten, zu vervollständigen. Wird diesem An⸗ trage gewillfahrt, so muß eine neue Jury gewählt und der Prozeß verschoben werden. Doch nicht allein diese verwickelteren Verhältnisse bieten den Angeklagten Anhaltpunkte zum Widerstande gegen die Re⸗ gierung; sondern anch die einfachsten Maßregeln derselben, welche zur Verstärkung der Beweise gegen die Repealer dienen sollen. Es sind von Seiten der Krone nämlich außer einigen Mitgliedern des Repeal-Comité's auch mehrere Zeitungs Reperters, welche den Repeal— Versammlungen beigewohnt haben, als Belastungs-Zeugen citirt worden, ein Verfahren, gegen welches sämmtliche Neperters in Dublin auf einer besonderen Ver—

sammlung Protest eingelegt haben. Dieselben widersetzten sich in ihrer unabhängigen Eigenschaft, als unparteiische Berichterstatter, dem Prinzip einer solchen Maßregel, welche ihre Unabhängigkeit gefährde, die schwere Last ihres Amtes erschwere und ihnen den bisherigen freien Zutritt in diese Versammlungen verschließe. Aus Allem geht hervor, und eine solche Ansicht herrscht auch in Dublin ziemlich all⸗ gemein, daß die Regierung mit der gerichtlichen Verfolgung der an⸗ geklagten Repealer schwerlich ihren Zweck, nämlich die Beseiti⸗ gung der Agitation, erreichen wird, sondern daß ihr das Parlament durch Bewilligung ausgedehnterer Vollmachten zur Erreichung die ses Zweckes zu Hülfe wird kommen müssen. .

Se. Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux hat abermals London verlassen und ist auf einer zweiten Rundreise durch England begriffen. Der Tag der Abreise nach dem Kontinent ist noch nicht bestimmt.

Der Königliche Hof befindet sich set einigen Tagen in Clare⸗ mont, dem Besitzthum des Königs der Belgier. .

Authentischen Nachrichten zufolge, soll Oberst Stoddard wirklich noch in Bochara am Leben sein. Er ist nicht im Gefängniß, wird aber streng bewacht. Es heißt, daß er des Chans Truppen einübe. Hauptmann Conolly ist todt, doch steht es dahin, ob er ermordet worden oder eines natürlichen Todes gestorben ist.

Sir R. Peel hat das übliche Rundschreiben an die konservativen Parlamentsglieder erlassen, mit der Aufforberung, sich zur Parlaments Eröffnung am 2. Februar zur rechten Zeit einzusinden.

Ft alien Jan. (A. 3.) Diesen Morgen hat Se. Königl

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Ilorenz, 7, Hoheit der Fronprinzʒ von Würtemherg nach einem längern Aufenthalt unsere Stadt verlassen und seine Reise über Perugia nach Rom fort gesetzt. In der letzten Zeit fanden zu Ehren des hohen Gastes meh—

rere glänzende Festlichkeiten sowohl am Hofe als auch beim Prinzen

von Montfort und Grafen Demidoff statt. Während seiner Anwe⸗ senheit hier besuchte der Kronprinz die Werkstätten mehrerer namhaften Künstler, unter andern auch die des Landschaftsmalers Marco, welcher gegenwärtig seinen Wohnsitz bei uns aufgeschlagen hat. Es war in demselben ein eben vollendetes größeres Bild, welches von Sr. Ma jestät dem König von Würtemberg bestellt ist, ausgestellt. Dasselbe darf sowohl hinsichtlich der schönen Komposition als der sorgfälkigen Durchführung den gelungensten Arbeiten dieses Meisters beigezaͤhlt werden. .

Die neuliche Nachricht des Journal des Débats, die Sän— gerin Catalani sei gestorben, war irrig, sie lebt bei Florenz.

8pani s3 Madrid, 6. Jan. Die von dem englischen Gesandten Herrn Bulwer, bei Gelegenheit der vorgestern erfolgten leberteichung seines Beglaubigungs-Schreibens, an die Königin gerichtete Anrede? (Vergl. Allgemeine Preußische Zeitung Nr. 17. Spanien.) hat hier großes Aufsehen erregt und wird, je nach den verschiedenen

rere.

Van Kessel und Jan Breughel. Eine Waldgegend mit allerlei todtem Wild und Jagdgeräth; die mit ihren Nymphen unter den Bäumen eingeschlafene Diang und zwei Satyre sind angeblich von Rubens. Ein anziehendes Stillleben, Aus der Sammlung Magnan de la Roquelte. Holz, 69 Cent. hoch, 1 Met. 11 Cent. breit. 855 Fr.

Gerhard Terburg. Die Portraits eines Burgemeisters von De wenter in schwarzseidenem Anzuge, und seiner Gemahlin, einer jungen Frau in reicher Kleidung, ganze Figuren, auf Leinwand, jedes 65 Cent. hoch, 5! Cent. breit, sehr elegant, doch etwas flüchtiger behandelt, als die beliebten Conversationsstücke vieses Meisters, darum auch nur mit 1171 Fr. bezahlt. Nach der Angabe des Katalogs aus der Sammlung des Herrn Schrick van Lincosten zu Dewenler. ;

Gerhard Dow. Das Portrait der Mutter des Künstlers, ein treff liches Kabinetsbildchen von wunderbarer Ausführung, doch die Wirkung und Betonung in der späteren Weise des Meisters eiwas kalt. Ein Ge' schenk des Kardinal Fesch an Herrn Rusand in Lyon, von dessen Erben es Herr Dubois erworben. Auf Holz, 23 Cent. hoch, 10 Cent. breit. Ging auf 1300 Fr. ;

Pieter van Hingelandt. Das Innere einer Küche mit mancher⸗ lei Geräthschaften, worin ein junges, recht hübsches Mädchen Wasser in einen Eimer pumpt, während im Hintergründe zwei andere mit Waschen vor einem Zuber beschäftigt sind. Durch Kraft und Wärme des Tons und Freiheit, des Vortrags vor vielen Bildern dieses kleinlich peinlichen Meisters ausgezeichnet, Aus der Sammlung Middelbourg. Holz, 416! Cent. hoch 35 Cent. breit. 2620 Fr. t

Jan Leduct, In einer Wachtstube vertreiben sich drei Soldaten die Zeit mit Kartenspiel; dabei ein Neichthum von Beiwerk aller Art. Hier rig Terburg genannt. Von schöner Haltung und großer Sorgfalt der iner ah, 34 Cent. hoh 19 Cent, breit. Der Verkaufspreis von 720 Fr., wofür es wegging, bestätigte vollkommen unseren Zweiß der Angabe des Katalogs. in n m, e nn,. Paul Potter. Zwei Stiere, zwei Kühe und drei Schafe auf der Weide. Eine sehr malerisch angeordnete Composition, allein durch Ueber malen und Uebertupfen in allen Theilen dergestalt mitgenommen, daß von der ursprünglichen Modellirung und Impastlrung des Musters sfast so gut als nichts übrig geblieben. Es ist mit dem Namen und 16352 bezeichnet

und stammt aus der Sammlung des Baron Verstolck van Solen im Haag. 5 5509 Fr. ausgeboten, blieb es unverkauft, weil sich kein Lieb= haber dafür fand. Auf Holz, 35 Cent. hoch, 72 Cent. brest.

ö Nicolgas Berchem. Am Fuß von Ruinen eines stattlichen Ge— bäudes und im Vorgrunde einer hügelichten Landschaft, durch die sich ein stilles, llares Wasser windet, hält ein vom Pflügen heimreitender Land— mann, welches diesem Bilde die Benennung „le Laßonrenr“ verschafft hat, worunter es bei GemäldeLiebhabern bekannt ist. Außerdem noch eine reiche Staffage von Menschen und Vieh. Sehr brillant in warmer Abend-Be— leuchtung, meisterlich touchirt und sehr sorgsam in allen Theilen ausge— führt und ohne Retouchen. Es ist mit dem Namen und dem Datum 1655 bezeichnet und stammt aus der Sammlung Kasimir Perrier's. Auf Lein wand, 4 Cent. hoch, 6 Cent. breit. In der P. Perrierschen Versteige rung mit 959 Fr. bezahlt, ging es diesmal für 8069 Fr. weg, wenn es anders überhaupt verkauft und nicht von seinem Besitzer wieder erstan den worden.

Aldert van Everdingen. In einer wilden Gegend stürzt zwischen hohen Felsen ein mächtiger Wassersall herab. Leinwand, 64 Cent. hoch, 93 Cent. breit. 951 Fr. Als Gegenstück dazu: ein anderer, weniger wild bewegter Wasserfall zwischen steilen Felsen. Leinwand, ungefähr von gleicher Höhe und Breite. Nicht ganz so gediegen im Impastoõ, als der vorige. 799 Fr. 590 Cent. ĩ

Von Ruysdael brachte die Versteigerung vier echte anziehende Weile, doch keins vom ersten Range. 1) Ein Bauernhaus in einer hügelichten Gegend, in welcher vorn ein Waldbach über Gestrüpp und Steine hin— sprudelt und einen kleinen Fall bildet. Etwas breit behandelt. Holz, A8 Cent. hoch, 68 Cent. breit. 13060 Fr. 2) Eine Winter-Landschaft mit einer Ansicht aus der Umgegend von Amsterdam. Von großer Naturwahr heit. Leinwand, 38 Cent. hoch, 437 Cent. breit. 2609 Fr. 3) Eine felsigte Gegend mit einem reißenden Bergwasser. Schön komponirt, doch von braunem Ton. Leinwand, 51 Cent. hoch, 67 Cent. breit. 2101 Fr. 4 Ueber eine Anhöhe an einem stillen Wasser zieht sich ein Fußpfad, der zu einem von dichten Bäumen beschatteten Gehöft hinführt. Aus dem wolkenbedeckten Himmel fällt ein heller Sonnenblick auf das geröllige Ter— rain des Vorgrundes. Von tiefem, melancholischen Naturgefühl und ge— diegener Ausführung. Holz, 3 Cent. hoch, 69 Cent. brei. 3010 Ii. Iwei andere ebenfalls Ruosdgel zugeschriebene Landschasten, die mir gleich als verdächtig aufgefallen, bestanden die Versteigerungsprobe nicht und gin gen zu niedrigen Preisen weg. Backhuysen. unkle Wolken werfen ihre Schatten auf die heftig bewegte, von mehreren Schiffen belebte Ser. Von großem Reiz und harmonisch in dem kühlen Tone. Leinwand, 48 Cent. hoch, 65 Cent. breit. 2520 Fr. Jan van der Hey den. An

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sicht einer Straße des holländischen Städtchens Delft. Von der höchsten Feinheit der Vollendung. Den Werth dieses auf eine Silberplatte gemal⸗ ten, 217 Cent. hohen und 16 Cent. breiten Bildchens zu erhöhen, hat Adrian van de Velde es mit geistreichen Figürchen ausgestattet. Leider ist, wie öfters in den Bildern des van der Heyden, das Ultramarin des Himmels durchgewachsen, alles andere indeß sehr wohl erhalten und durch keine Netouchen verdorben. Dieses feine Kabinetsstück wurde mit 2550 Fr. hundert Franken theurer als die Madonna von Perugino, bezahlt. Von allen holländischen Architefturmalern ist van der Heyden gegenwartig der ge= suchteste; seine Bilder sind unendlich im Preise gestiegen und werden buchstäblich mit Gols aufgewogen, In der Versteigerung der Gemäldesammlung des Grafen Perregaur int Js lz am ein Architefturstück von van der Heyden mit Staffage von Ad. van de Velde vor, allerdings von erster Qualität und schönster Erhal= tung, welches die Liebhaber bis auf 17,003 Fr. hinauftrieben. Jan van Huysam. Früchte mit Blumen untermischt auf einem Marmorsüsch. Ein gewähltes Stück. Leinwand, z Centimesre hoch, 72 Cent. breit, 2999 Fr. Aus der modernen holländischen Schule waren zwei artige kleine Viehstücke von Ommeganck da, Gegenstücke, Schafe auf der Weide, beide . Holz gemalt, jedes 26 Cent. hoch, 213 Cent, breit. Zusammen verkauft sür 1210 Fr. Die Bilder dieses Meisters steigen ebenfalls im Werthe. Aus der französischen Schule lamen vor: von Watteau, zwei Seenen des französischen Theaters, Gegenstücke, auf Leinwand, jedes 51 Cent. hoch 61 Cent. breit. Zusammen verkauft für 1299 Fr. 50 Ct.; von Grenze der Kopf eines jungen Mannes, von poetischem Gefühl und gesättigter Färbung. Holz, 38 Cent. hoch, 32 Cent. breit. Bezahlt mit 2115 Fr. Die flüchtig brillant solorirten und üppig verschwommenen Mädchenköpfe dieses Malers, um die sich die Käuser noch vor kurzem in Auctionen sehr erhitzten, scheinen aus der Mode zu kommen. Zwei ovale Bilder dieser Art bei Herrn Dubois gingen gegen sonst sehr wohlfeil weg, das eine für 575 das andere für 443 zr. Auch die sonst übertrieben hoch bezahlten Bilder von Prud ' hon. sallen, hedeulend im Preise. Eine hübsche, ziemlich weit ge dichene Farbenstizze dieses Meisters, der keusche Joseph, der sich aus den Armen der Potiphar losreißt, wurde für 371 Franken zugeschlagen, woge⸗ gen in der vorsährigen P. Perrierschen Auction eine viel kleinere Prud'honsche Slizze zu dem unglaublichen Preise von 12, 99090 Fr. wegging.