1844 / 32 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ĩ n, daß keine Entdeckung in der Chemie seit Entdeckung ** , der ul und Weise, militairische Unternehmungen aus- zuführen, eine so gänzliche Veränderung hervorgebracht hat, als jene, welche dies neue Wurfgeschoß herbeiführen muß.“ .

Ein Schreiben von den, Sandwichsinseln vom 18. Mai enthält die Schilderung eines gewaltigen Ausbruchs des Vulkans Mauna Loa in einer Höhe von 14000 Fuß über dem 8 Der erste Ausbruch erfolgte schon am 19. Jannar und hat seitdem längere Zeit mit zunehmender Heftigkeit fortgedauert. Die flüssige Lava ergoß sich in glühenden Strömen mehrere. Wochen hindurch über die Stiten! des Berges und erstreckte sich bis auf 20 30 Miles von ibrem Ursprunge. é ;

Sir Francis Burdett, dessen Tod wir gestern meldeten, stammte aus einem sehr alten Geschlechte, das seit Wilhelm dem Eroberer in der Grafschaft Derby ansässig war, und schon lange die Baronetwürde besitzt. Er wurde 1796 für, den Flecken Boroughloridge, der dem Herzoge von New-Castle gehörte, als Parlaments ⸗-Mitglied gewählt und trat sogleich in die Reihen der Opposition als heftiger Anhänger der damals? sogenannten neüen Whigs oder Radikalen. Im Hause der Gemeinen eine wahre Volks-Repräsentation zu gründen, kündigte er als die Aufgabe seines Lebens an, und erhielt 1799 bereits Gele⸗ genheit, sich in die Gunst des Volks zu setzen, als er zur Zeit, da bie Habeas⸗-Corpus- Akte aufgehoben war, die gesetzwidrige Behandlung rügte, welche die wegen politischer Vergehen Verhafteten in den Ge⸗ fängnissen erdulden mußten. Er erhielt den Titel „Tribün des Volks.“ Im Jahre 1802 gelang es ihm, für die erste Grafschaft Englands, für Niddleesser ins Parlament gewählt zu werden, und somit über ben von den Ministeèrn begünstigten Mitbewerbern einen glänzenden Triumph zu feiern. Er war es, der zuerst gegen Addington's Ministerium ankämpfte. Allgemeines Stimmrecht und jwührliche Par⸗ samente waren die Grundlage seines Reform⸗Planes. 1807 wurde Sir J. Burdett für Westminster gewählt und sein Muth und Ehr⸗ geiz steigerte sich zu rücksichtslosem Eifer für radikale Reformen. Als 1810 ein Schriftsteller Jones wegen eines Artikels, den das Haus der Gemeinen für eine Verletzung feiner Vorrechte erklärte, mit Ge⸗ fängniß bestraft wurde, ließ Sir Burdett ein Schreiben an seine Wähler drucken, das ihm von Seiten des Unterhauses eine Anklage wegen Verletzung der Würde des Hauses zuzog. Es wurde ein Verhafts⸗ Befehl gegen ihn erlassen, dem er 3 Tage, unterstützt durch einen Volks⸗ Aufstand, sich 2 bis er endlich mit Gewalt in den Tower gebracht wurde, wo er zwei Monate gefangen saß. Im Jahre 1819 wurde er abermals wegen eines Schreibens an seine Wähler in Be⸗ treff der gewaltsamen Zersprengung einer Versammlung von Radikalen bei Manchester (das sogenannte Manchester Massacre) von der Regie⸗ rung vor die Kings-Beuch geladen und zu einer Geldstrafe von 2060 Pfd. St. so wie zu dreimonatlichem Gefängniß verurtheilt. Seit dem Erlaß der Greyschen Reformbill 1832 erkaltete, aus Gründen, über welche im Publikum wenig bekannt ist, sein Eifer im Interesse radikaler Reform in so merklichem Grade, daß sein völliger Übertritt zur Tory-Partei, im Jahre 1837, kaum mehr einiges Auf⸗ sehen erregte und vielleicht noch weniger, als geschehen, berücksichtigt worden wäre, wenn er sich nicht, wie meistens die Renegaten, durch eine gewisse innere Noihwendigkeit gezwungen, durch uͤbertriebenen Eifer im Interesse seiner neuen Partei mehr als einmal bemerklich gemacht hätte. Sein Privat⸗Charakter wird sehr gelobt und beson⸗ ders seine Hochherzigkeit gerühmt. Seine, wie erwähnt, vor kurzem verstorbene Gemahlin war die zweite Tochter des reichen Banquiers Coutts, dessen großes Vermögen, nachdem es bekanntlich durch die Hände der Herzogin von St. Albans, die erste Gattin des Banquiers, gegangen, größtentheils der Tochter des Sir Francis Burdett, jetzt einer der reichsten Erbinnen Englands, zugefallen ist. Den Baronets⸗ Titel erbt der älteste Sohn des Verstorbenen, Major Burdett.

nieder lande.

Aus dem Limburgischen, 23. Jan. Die große Frage der Trennung des Herzogthums Limburg von Holland, welche von Grundbesitzern Limburgs angeregt worden ist, schließt zwei an⸗ dere Fragen in sich, deren Lösung diese Angelegenheit in ihr wahres Licht stellt, nämlich: 1) Konvenirt diese Trennung Holland? und 2) Soll diese Trennung einen besseren Zustand in dem Herzogthum herbeiführen?

Die erste dieser beiden Fragen ist leicht zu beantworten; Limburg ist in Betreff der Ausgaben, welche die beiden Festungen verursachen, vielmehr eine Last, als ein Gewinn für Holland, und was den Na⸗ tionalgeist betrifft, so hat Holland kein Interesse dabei, ein Land zu behalten, wo, in Folge der Berührung mit Belgien und durch die Meinung von Personen, die seiner Zeit, sich der Ausführung der 24 Artikel widersetzen wollten, beständig ein Heerd der Unzufriedenheit vorhanden sein wird.

Die Beantwortung der zweiten Frage, obwohl kein Zweifel dar⸗ über herrschen kann, erfordert einige Erläuterungen und kann nur zum Nachtheil Limburgs entschieden werden. Zuerst, wenn die Trennung in einer mehr oder weniger fernen Zeit stattfäude, so wären es nicht die, welche sie heutzutage predigen, noch die Regierung der Nieder⸗ janbe, welche den Gang dieses Ereignisses beschleunigt hätten; es versetzt sich vielmehr dies Land von dem Augenblicke an, wo diese Frage von Limburg selbst angeregt wird, in eine ungewisse Lage, die nur zu seinem Nachtheil ausschlagen muß und noch lange Zeit wäh⸗ ren lann. Es ist nun ganz natürlich, daß das Interesse der Regie⸗ rung für das Herzogthum sich von Tag zu Tag bedeutend vermindert; es werden daselbst keine öffentlichen Arbeiten von allgemeinem Interesse mehr begonnen werden, ober man wird die angefangenen suspendiren; eine gewisse Aufregung, eine Unbehaglichkeit, Besorgnisse wegen einer sehr dunklen Zukunft werden sich der Gemüther bemächtigen und allen Unternehmungen, so wie jeder, Art von kommerziellen und anderen Unterhandlungen, nachtheilig sein; die Interessen des Landes werden schwer kompromittirt werden, und alles dies, weil einige Grundbesitzer den Gedanken . haben, einige Steuern weniger zu bezahlen, was übrigens noch 5 r zweifelhaft ist.

Die Folge dieser Trennung wäre unstreitig die Aufnahme dieses Landes in den deutschen Zoll-Verein; allein dann würde dem Her⸗ zogthume für immer Holland verschlossen bleiben, welches mit seinen Kolonieen der Industrie und dem Ackerbau Limburgs große Absatz⸗ wege darbietet, während dieselben niemals eine Ausgleichung dafür finden würden, wenn ö. sich einem e . industriellen Lande zu⸗ wendeten. Was dem Herzogthum den letzten Schlag versetzen würde,

ist der Umstand „daß . Vertrag wegen einer Vereinigung mit 3 dem a nteresse des . Bundes entgegen wäre, er n, selbst Bpfer dringen würde, um eine Barrisre zwischen Bel⸗ ginn din Bethe Won dizser Stür wirt sich zahs ehe lar i n w,. , n , T, ,. ß ; . ou edẽ . dr, an , verschließen. Dieser Wechsel Seine Lasten würden 5 e

ö n. Zuerst würde d er ohgleich man das Gegentheli e n, ., Theil . e . nehmen müssen, und nach dem Beirage der seit der Vereinigung ge⸗ meinsam übernommenen Schuld, kann man die jährlichen Zinfen jenes Antheils * mindestens 350, C)0 Jl. r, . Der souveraine traf im Jahre 1814 eine Bestimmung, bie damals durch den rbprinzen hervorgerufen wurde, und die an dem Tage, wo Wil.

helm Il. den Thron bestieg, den Prinzen Friedrich in Besitz des Werthes der Güter setzte, die das Haus Oranien in Deutschland be⸗ saß und die der wiener Kongreß gegen Luxemburg ausgetauscht hatte, und die endlich, in Folge der Vereinigung Luxemburgs mit Holland, von neuem gegen eine Domaine von 190.900 Fl. Einkünften in der Baronie Breda ausgetauscht wurden. Die Verträge von 1839 theilten Luxemburg, nachdem man es Holland wieder genommen, in zwei Hälften, deren eine gegen Limburg ausgetauscht wurde; trennt sich daher diese Hälfte von dem Mutterlande, so wird dies dem Prinzen Friedrich nichts mehr zu zahlen haben und der auf das Herzogthum Limburg fallende Antheil wird 95,009 Fl. betragen. Die niederlän⸗ dische Kegierung verlangt in diesem Augenblicke, daß die Verwaltung des Großherzogthums die Hälfte der dem Prinzen Friedrich bewilligten Entschädigung zahle. Die Regierung würde eben so in Betreff Lim⸗ burgs verfahren.

Findet die Trennung statt, so kommen noch hinzu; die großen Kosten für die Ausrüstung der Armee, die Kosten sür die diplomatischen Agenten, die heutzutage von der Masse bestritten werden; die Kosten für die Konsulate, wenn man will, daß die Bürger des Herzogthums im Nothfalle Schutz im Auslande sinden sollen; ferner die Civil Liste, die Pensionen und Wartegelder der limburgischen Beamten, die sich gegenwärtig außerhalb des Herzogthums besinden, dann aher in ihre Heimat würden zurückgeschickt werden u. s. w. Die jungen Leute wer—⸗ den im Falle der Trennung nur die Aussicht auf einige kleine und sehr seltene Aemter haben; die militairische Laufbahn wird ihnen ver⸗ schlofssen sein; der Ausweg für Menschen und Dinge nach den Kolo⸗ nieen wird nicht mehr vorhanden sein; die müßigen Klassen werden unruhig und ungestüm werden; alle Beziehungen, die zwischen den Bewohnern eines Reiches bestehen und die so vielen Leuten Brot ge⸗ ben, werden beschränkt oder hören gänzlich auf; die Verwaltung geräth vielleicht in die Hände einer Koterie, und Tie Lasten werden dieselben bleiben für das Volk, während es alle die Mittel verliert, die ihm die Ertragung derselben erleichterten.

Nan erinnert sich der Klagen des platten Landes während des Interregnums, weil es isolirt war; und dennoch stand ihm Belgien shne Hindernisse offen! Würde die Isolirung durch die Trennung nicht noch vollständiger werden? Und nun die Stadt Mastricht! Was war ihr Loos während des Slatus quo? Würde die Isoli⸗ rung nicht noch tausendmal größer werden durch die Trennung? Mastricht würde dann nicht mehr seine zahlreiche Garnison haben; große Kriegs⸗-Arbeiten würden dann nicht mehr große Massen von Arbeitern ernähren; nur ein kleines Kommando mit geringer Besol⸗ dung würde daselbst stationirt werden; es würde daselbst keine Civil⸗ Reglerung, keine Tribunale, keine öffentlichen Anstalten geben, die eine ganze Provinz beschützen und unterhalten muß; Fremde würden nicht mehr dorthin kommen; diejenigen, welche ihr Brod verdienen müssen, würden dies anderswo zu thun suchen; die Auswanderungen würden zunehmen; der Werth des Eigenthums würde auf nichts herabsinken, und der im Jahre 1830 begonnene Verfall einer großen und schönen Stadt würde an dem Tage der Trennung vollendet sein!

Wie dem auch sei, und wie es auch kommen mag, eine Tren= nung oder Gebiets- Austauschung kann nicht stattsinden, ohne daß das Fundamental-Gesetz verändert werde; und selbst weun diese Ver⸗ änderung vorgenommen würde, so ist es noch sehr gewagt, zu be⸗ behaupten, daß die Generalstaaten Hollands, selbst im Verein mit der Regierung, das Recht besitzen, an den letzten Verträgen, ohne Zu⸗ stimmung derjenigen, welche sie ratifizirt haben, etwas zu ändern.

Zustand der pariser Presse am Schlusse des Jahres 1843.

z Paris, im Dezember 1813. Die pariser Presse besindet, sich, se⸗ ohl in Bezug auf ihre Meinungen und Tendenzen, als in finanzieller Hin⸗ ht fast in deiselben Zustande, wie am Schlusse des vorigen Jahres.

Das Journal des Däbats ist noch immer der Fürst der fran⸗ sischen Journale, und obgleich es nicht ganz so viel Abonnenten hat, wie Sidel! und die Presse, so steht es doch hinsichtlich der Autorität d des Einslusses in der ersten Linie. Man bemerkt jedoch, daß seine daction seit dem Tode des Heirn M. Bertin, nicht mehr so tadellos ist, e früher. Herr Armand Bertin, der gegenwärtige Gerant, ist mehrmals s dem Geleise gekommen, und es sind im Laufe des Jahres Rhrere Ungeschicklichkeiten begangen worden. Zu diesen muß man den treit mit Herrn von Girardin über den Stempel des Bulletin des ribunaux rechnen. Es war dies eine rein industrielle Rivalität, die dem nsehen des Journal des Debats geschadet hat, und die der ältere Bertin gewiß nicht in dieser Weise zur Schau gestellt haben würde. Das Iburng! des Deäbats hat auch ein auffallendes Schwan⸗ ten in Betreff der Zucker⸗ und Eisenbahn⸗ Fragen bewiesen. Es hat abwechselnd die entgegengesetztesten Sosteme aufgestellt und unterstützt, und für die letztere dieser Fragen ist zu glauben, daß der Einsluß gewisser Banquiers es mehr als einmal zu einer Aenderung seiner Ansicht bewogen hat. In politischen Dingen hat jedoch das Journal des Dabats mit Festigleit und Behgmnnlichkeit denselben Weg verfolgt; es hat Herrn Guizot mit ünbegränzter Ergebenheit gedient, bei allen Gelegenheiten und bei allen möglichen Fragen das Ministerium kräftig vertheidigt, Der literarische Theil des Journals ist dem Lauf der Zeit gefolgt: er ist schwach und de—⸗ primirt. Die seltenen Artikel der Herren Philarète Chasles, de Sach, Saint Marc Girardin sind kaum schwache Erinnerungen an, die kritischen Artilel von Hoffmann und Geoffroy. Die Politik verdrängt Alles in diesem Lande, und wenn die literarischen Artikel nicht mit dem sinauziellen Theile des Unternehmens auf innige Weise verbunden wären, so würden sie viel— leicht schon längst aus den Journalen verschwunden sein.

Wever das Alter des Eonstitutionnel, noch seine oft matte und mittelmäßige Redaction, noch auch die unaufhörlich gegen ihn gerichteten Spötteleien haben seine Autorität vernichten können. Dinsichtlich des poli⸗ tschen Einflusses folgt er unmittelbar nach dem Journal des Debats. Er ist der Ausdruck des linken Centrums und das halboffizielle Organ des Herrn Thiers, wenn dieser sich am Ruder befindet. Seine Stellung als Alutorität ist noch ziemlich stark aber die Zahl seiner Abonnenten hat wun= derbar abgenommen, und dies Journal, welches das Glück aller seiner Aletjvngire? gemacht hat, steht auf dem Punkte, keine Dividende mehr zu zahlen, so 6 hat die Zahl seiner Leser sich vermindert. Zu diesem Ver⸗ fall hat einerseits der von dem Constitutionnel beibehaltene Preis von S0 Francs beigetragen, andererseits die Zerstückelung der Parteien und die furchtbare Konturrenz der Presse und des Sidel e. Es ist seit mehreren Monaten von einer Reform des Constitutionnel die Rede. Die Actionaire, 15 an der Zahl, erkennen sehr wohl die Gefahren, welche ihrem Eigenthum drohen; aber sie werden durch Prozesse und Streitigkeiten nach verschiedenen Rich⸗ fungen hingezogen. Nicht der Mangel an Kapitallen hindert diese Wiedergeburt, denn die meisten Actiongire sind sehr reich, sondern der Mangel an Einigkeit. Die Eigenthümer sind in zwei Parteien zerfallen, und jede derselben sucht sich eines Organs zu bemächtigen, das noch einen großen politischen Werth . Dieser Sirelt scheint sich indeß seinem Ende zu nähern, und mau agt, das Joumal werde bald zu einem geringeren Preise und in größerem Format erscheinen. Dies wird eine umfassende Dpergfion sein, bei der das finke Cenirum felbst sich betheiligen wird. Die politische Nedaction wird veränder und dem litergrischen Theil eine größere Ausdehnung gegeben werden. Man hofft, durch diese Peränderungen und Neformen einen Theil der seit zehn Jahren verlsrenen Abonnenten wieder zu gewinnen und denlt, glei 6 zum̃ Vortheil des Herrn Thierg, das gegenwärtige Kabinet auf eine 56. und anhaltendere Weise zu belämpfen. ;

e Presse hat 15, 000 16,900 Abonnenten; sie ist, nach dem Sircte vas verbreitetste Blatt. Länger als zwei und ein halbes Jahr

hHndurch Herrn Guslzot ergeben, macht es jetzt eine ziemlich schlecht verhehlte positson gegen densel ; . pr fe sst vas Journal des Herrn

Mols und hat diesem Staatsmann stets mit dem größten und anhaltend= sten Eiser gedient; es ist dies die einzige Neigung, welcher Herr von Gi— rardin unveränderlich treu geblieben ist. Sine Verbindungen mit Heren von Lamartine ließen einen Augenblick glauben, er werde sich dem Depu— tirten von Macon nähern und die Opposilion, welche er gegen Herrn Guizot machte, bestärkte einigermaßen in dieser Meinung. Aber Herr von Lamar-= tine ist zu weit gegangen und die Presse konnte ihm auf das Gebiet einer so übertriebenen Opposition nicht folgen. Eine solche Veränderung würde ihm zuerst einen bedeutenden Theil seiner Abonnenten entzogen und sodann ihm für lange Zeit, wenn nicht für immer, den Zugang zur Ge⸗ walt verschlossen haben. Denn es ist nicht wahrscheinlich, daß das von Terrn von Lamartine befolgte Verfahren ihn ans Ruder bringen wird. Die Presse ist ein im Allgemeinen gut redigirtes Blatt. Die Fragen von materiellem Interesse werden darin mit Talent und Kenntniß besprochen; aber dem Haupt-Nedacteur fehlt es an Ruhe und zuweilen an Würde. Leidenschaft und persönlicher Haß verleiten ihn oftmals zu einer Hestigleit, die traurige Folgen hat; ein Beweis hiervon sind die Verfolgungen, welche mehrere Mitglicker des Königlichen Gerichtshofes gegen ihn ausüben. Seine Angriffe haben Herrn von Girardin nicht nur Prozesse und Duelle zugezogen, sondern auch eine Unzahl von Feinden im Publikum, in den Kammern und in der Veiwaltung verschafft. Die Feindschaft zwischen die= sem Blatte und dem Journal des Debats ist groß und genirt zuwei⸗ len das Ministerium.

Das Sidele ist das wahre Journal für die Boutiken und die un⸗ terste Klasse der Leser. Es ist von allen Tagesblättern in gewöhnlichem Format dasjenige, welches 40 Fr. jährlich kostet, während die Presse, der Globe, das Eo m merce u. s. w. As Fr. kosten. Seiner politischen Ne⸗ daction hat es wahrlich nicht dieses Glück zu danken; denn es giebt nichts Aermlichtres, Weitschweifigeres und systematisch Abgeschmagckteres, als diese Art zu redigiren. Herr von Chambolle, Deputirter und Freund des Herrn Barröbt, hat' diesem Blatte eine so gleichmäßige Farbe gegeben, daß es hin= reicht, es einmal zu lesen, um zu wissen, was es das ganze Jahr hindurch sagen wird. Es ist der getreue Spiegel der Linken und lebt von den Tra— bilionen des alten Liberalismus. Die Unvereinbarkeit gewisser Aemter mit den Functionen eines Deputirten, die Wahl Reform und die Volks- Souverainetät sind die gewöhnlichen Lieblings Themata seiner Pole⸗ mik. Es ist unmöglich, schwerfälliger und methodisch langweiliger zu sein, als das Siecle. Es sucht beständig, sich mit seinen Lesern auf ein gleiches Niveau zu stellen. Gleichzeitig mit der Presse entstanden, hat es sich an ein Publikum gewendet, das bis dahin gewöhnlich die Journale nicht las. Sein Feuilleton hat ihm eine große Anzahl von Lesern ver— schafft und von ihm geht die Idee des taͤglichen Romans aus. Dies Blatt hat, mit seinen 30 000 Abonnenten, doch nur einen beschränlten Ein⸗ sluß. Seine Redaction ist von einer die Galle erregenden Gleichförmigkeit, die auf Niemanden mehr wirkt, und auf der anderen Seite verirrt sich nie · mals die geringste Neuigkeit in das Siscle. Es. ist von allen Journalen dasjenige, welches die wenigsten Nachrichten erhält. Als Speculation ist es ziensiich gut; die Annoncen allcin bringen etwa 20.900 Ir. jährlich ein und bis jetzt sind die Zinsen den Actionagiren regelmäßig gezahlt worden. Die Redackeure haben zeile vorb Ehambolle erhält nicht weniger als 20,900 Fr. jährlich. Die Partei Barrot disponirt auf absolute Weise über das Sid cke, aber diese Ergebenheit ist von keinem großen Nutzen für diese parlamentarische Frackion.

Der Cburrier frangais ist eine gestürzle Macht. Als er vor einem Jahre verlauft wurde, fiel er in die Hände eines Spekulanten, der zugleich Eigenthümer der Estafette und der. Patrie ist. Diese drei Journale werden, einige Abweichungen im politischen Theile ausgenommen, auf dieselbe Weise und mit demselben Stoff fabrizirt. Der Courricgt

sich fehr bedeutende Antheile vorbehalten und Herr

frangais gehörte früher einer Gesellschaft Actionaire, an deren Spitze die

Herren Lafitte und Aguado standen. Lange Zeit hindurch und bis zum Tode des Herrn Chatelain hatte dies Blatt eine ziemlich große Autorität und behauptete sich sehr gut; später wurde Herr Léon Faucher Haupt- Redacteur, ein eingebildeter und vermessener Charalter, der den Verfall des Blattes beschleunigt hat. Der Courrier war bis zu dem Augenbhliche, wo er verkauft wurde, Herrn Thiers sehr ergeben. Jetzt hat er eine Farbe angenommen, die zwischen der Linken und der äußersten Linken schwankte. Der Haupt-Redacteur ist ein ehemaliger Saint-Simonist, Herr Barrault, der ihm zuweilen einen völlig ausschweifenden Charakter giebt. Er hat ganz neuerdings mit vieler Wärme das Programm des Herrn von Lamar— fine angenommen, dessen Inhalt er mit einer ganz Saint⸗-Simonistischen Beredtsamleit vertheidigt. Der Courrier vegelüt nur mühsam fort und geht seiner unvermeidlichen Auflösung entgegen, Die Zeit dieses Journals sst vorüber und nichts vermag sie jetzt zurückzubringen.

Der Eommerce giebt sich das Ansehen eines wüthenden Nolands der Presse. Als ein großer Bekämpfer der Bastillen sind die Geschichtchen und? die Interpellatlonen über die, Befestigungen, bei ihm in eine wahre Monomanie ausgeartet. Er möchte zugleich die zusammenhängende 2 und die detächirten Forts zerstören. Seine Spalten sind siden Ta 3 anderen fruchtbaren Stoff für Herrn Lesseps, den Haupt ⸗Nedacteur des Commerce, bietet Algier dar. Er erhält die Nachrichten schneller als die Regierung, und täglich bringt er eine Auklage gegen das Ministerium. Durch seine Leidenschafilichleit, seine Streitsucht und durch das Eifinden falscher Nachrichten wird dies Blatt unterhaltend; aber von den Vernünsti- gen wird es niemals ernstlich genommen, und nur etwa die legitimistischen oder die radikalen Blätter nehmen seine falschen Nachrichten auf. Auch ist fein Anhang nicht zahlreich und seine Existenz seit langer Zeit problematisch. Dies Journal hat unglaubliche Finanz-Katastrophen durchgemacht. Herr Aguado hat 2 300, 0h0 Fr., die Kolonieen haben durch Herrn Mauguin mehr als 500, 000 Fr. dafür ausgegeben, und seitdem es unter der Leitung des Herrn Lesfeps steht und sein Pieis auf 48 Fr. jährlich herabgesetzt wor⸗ den, hat es seinen Actiongirs gewiß auch so0, 009 Fr. gekostet. Es bedarf einer auffallenden Beharrlichkeit, um auf solche Weise üngehente Summen für ein Journal zu opfern, das weder Leser, noch Abonnenten, hat, und das durch seine Doktrinen und seine Nachrichten sich in einem beständigen 3u⸗ stande der Mystificgtion besindet. Der Com merce trägt übrigens eben so viele Keime der Zerstörung in sich, wie der Courrier, und sein Todes⸗

kampf kann nicht mehr lange währen. (Schluß folgt.)

gandels- und Börsen-Uachrichten.

Hamburg, 26. Jan. In Getraide hier am Platze geht jetzt

wenig um, da die c ne noch gestört ist. Wazen hat bie vorigen Preise so ziemlich behauptet. Noggen blieb zu den vorigen Notirungen schwer verläuflich. Gerste in lac, wenig am Marst und dtwas billiger zu haben; auch Gerste auf Lieserung war nur zu billigeren Preisen zu lassen. Von Hafer ist etwas mehr an⸗ gebracht worden, und Preise sind 422 Rthlr. niedriger. Für Erbsen werden, bei wenig Handel, die Notirungen wie in voriger Woche verlangt. In Wicken ging nichts um. Bohnen müssen ein paar Thaler niedri⸗ ger notirt werden. Von Buchweizen kamen nur einzelne Lasten vor. Iiappsaamen, wenn billiger, zu lassen. Leinsagmen ohne Verändernng. Für Weizenmehl war kein Begehr und ist zu den vorigen Preisen wil⸗ lig zu haben. Schiffsbrod wurde, auf spätere Lieferung, mehr gekauft. re fest. Rappkuchen auf Lieferung haben 1 a2 Mahk bessere ise

en weniger gefordert. 9 n ,, . auf vorige Preise gehalten, dazu konnten aber nur einzelne Partieen begeben werden; zu mehreren Thalern billigeren Preisen würde mehr gekauft worden sein. Für Noggen war etwas mehr Frage, und es sind einige Partieen zu vollen vorigen Preisen behandelt worden. =

Gerste konnte auf die flauen Berichte darüber aus die in voriger Woche

England

. Gestern sind ca. 200 Last ca. 3 Rthlr. niedri Hafer preishaltend und etwas mehr beachtet. nde⸗ rung. Bohnen mußten einige Thaler billiger notirt werden. Wicken fanden, elwas billiger, einzelne Käufer. In Buchweizen ging nichts um. Nachdem Rappsamen 2 a 3 Rthlr. billiger erlassen worden, sind wieder ein paar Partieen auf Lieferung im Frühjahr gekauft. Leinsamen ohne Ver= änderung. Rappkuchen, mit Ausnahme von sehr fernen Häfen, waren williger zu lassen. In Leinkuchen keine Veränderung.

———ᷣ—

sehr

er gekauft worden. ibsen ohne Verände⸗

mit den außerordentlichsten Berichten über die Befestigung ersüllt. ö

für diesen Artikel bezahlten Preise nicht er⸗

. w, ,, beträgt:

kthlr. für I Jahr.

1 RNihir. 33

S Rthir. I Jahr.

in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

Ansertions-Gebühr für den

aum einer Zeile des Allg.

Anzeigers 2 Sgr.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post - Anstalten des In- und

Auslandes nehmen Sestellung

auf dieses glatt an, für Gerlin

die Expedition der Alg. Preuss. Zeitung:

Friedrichsstrasse Nr. 72.

Berlin, Donnerstag den 1st Februar

Amtlicher Theil.

Inland. Berlin. Der Rechtsstaat der Vossischen Zeitung. Görlitz. Wahl eines Landes Aeltesten. Provinzial-Recht,

Dentsche Bundesstagten. Bayern. Bamberg. Große Cour. Sachfen. Leipzig. Durchreise Sr. Maj. des Königs von Preußen. Baden,. Karls rüh ce. Kammer-Verhandlungen. Sachen Wei⸗ mar. Schreiben aus Weimar. (Ableben Sr. Durchl. des regieren= den Herzogs von S. Koburg-Gotha; Befinden der Großherzogin.) Oldenburg. Oldenburg. Ableben Ihrer Königl. Hoheit der Groß 1 Holstein. Altona. Verleihung des hamburger Ehrenbür⸗ e iS.

Oesterreichische Monarchie. Wien. Tod der Erzherzogin Marie Karoline. Ankunft einer kroatischen Deputation. .

Rußland und Polen. St. Petersburg. Ankunft des Landgrafen von Hessen.

Frankreich. Deputirten-Kamm er. Villemain über das Unter— richtswesen des Kaiserreichs und die Modificationen desselben. Wei⸗ tere Diskussion der Unterrichtsfrage und Annahme des betreffenden Pa— ragraphen. Paris. Marschall Drouet 4. Ministerielle Ersolge bei der Adreß⸗Diskussion und Meinungs- Differenzen zwischen dem Kul⸗ tus-Minister und seinen Kollegen. Bekanntmachung des spanischen

Finanz -Agenten. Texianischer General- Konsul in Paris. Briefe aus Paris. (Adreß-Debatten; Sitzung vom 26. Januar; die Legiti= 36 Zur Charakteristik der Debatten über die Freiheit des Unter-

Großhritanien und Irland. London. Fortgesetztes Zeugen⸗= Verhör im O'Connellschen Prozeß. Aufforderung an die Liberalen, bei der Parlaments Eröffnung gegenwärtig zu sein. Widerlegung des Gerüchts von einer Verbindung Frankreichs, Englands und Brasiliens zur Beendigung des Krieges in den La Plata⸗Staaten. Vermischtes.

Belgien. Brüssel. Bewilligung einer Summe zur Aufmunterung der

slandrischen Linnen⸗Industrie.

Spanien. Madrid. Die exilirten Erzbischöfe von Sevilla und San Jago sind zurückberufen. .

Griechenland. Briefe aus Athen. (Nachträgliches zum Entwurf der Verfassung; Fürst Caradja 4.) und München. (Die Heimkehrenden; Kolokotronis; die Minister Krisis; der Verfassungs⸗ Entwurf.)

Eisenbahnen. Köln. Bonn-Kölner Bahn. Preßburg. der Eisenbahn⸗Frage.

Handels⸗ und Börsen⸗Nachxrichten. Berlin. Börse. Königs berg, Magdeburg und Köln. Marktbericht. Pars, Böerse. = London. Getraidemarkt. Amsterdam. Börsen- und Marktbericht.

Stand

Akademie. Beilage.

Amtlicher Theil.

Berlin, den 30. Januar 1844. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz ist nach Strelitz abgereist.

Der bisherige Dber Landesgerichts Asessor Möllenhoff zu Unna ist zum Justiz⸗-Kommissarius bei dem Land- und Stadtgericht zu Lüdinghausen und zum Notarius im Departement des Ober- Lan⸗ desgerichts zu Münster bestellt worden.

‚— Bekanntmachung, betreffend, den Umtausch preußisch - englischer Obligationen gegen Staats-Schuldscheine.

Da mehrere Inhaber von den in englischer Valuta im Jahre 1830 zu 109 Liv. Sterl. ausgestellten preußischen Obligationen, we⸗ gen der veränderlichen Wechses⸗-Cours-Verhältnisse, wünschen, ihre Obligationen in Stgats-Schuldscheine zu verwandeln, so ist beschlos⸗ sen worden, auf diese Wünsche einzugehen, und, den Umtausch sowohl bei der Königl. Haupt-Bank-Kasse, als auch bei der Haupt- Seehand⸗ lungs- Kasse, in der Art bewirken zu lassen,

700 Rthlr. in Staats⸗-Schuldscheinen, nach dem Nominal⸗Betrage,

mit Zins- Coupons vom 1. Januar 1844 gegeben werden. Die

e, , , . Obligationen vom J. Oktober bis Ende mber 1843 werden dabei mit 62 265 Liv.

, dabei mit 6 Rthlr. 25 Sgr. pro Liv. St.

; Denjenigen, welche einen solchen Umtausch wünschen, bleibt über— lassen, unter Einreichung ihrer , n bei . Bank- oder der Haupt-Seehandlungs-Kasse, welche das Weitere in oben gedachter Art bewirken werben, von jetzt ab bis längstens zum 31. März d. J., in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr, sich zu melden, und haben sie die baldmögliche Regulirung des Geschäfts zu gewärtigen. ;

Wegen der nöthigen Vorbereitungen zu der mit dem 1. Oktober 1815 in Gemäßheit des Anleihe⸗Kontrakts und des Inhalts der Obli— gationen eintretenden raschen Amortisation der preußisch englischen Obligationen, welche dann nur in London in englischer Valuta und zum Nominal⸗Betrage erfolgt, wird über den oben bestimmten Ter—⸗ min vom 31. März 1844 hinaus ein Umtausch gegen Staats⸗-Schuld—⸗ scheine nicht stattfinden können.

Berlin, 2. Januar 1841. Der Chef der Bank und der Seehandlung. Geheime Staats⸗Minister. Rother.

mnichtamtlicher Theil. Inland.

. Berlin, 31. Jan. Die Vossische Zeitung hat unseren Bemerkungen gegen den leitenden Artikel ihrer Nr. 17 eine Erwie—

derung folgen lassen, in deren erstem Theile sie die Richtigkeit ihrer dort entwickelten Ansicht über die Verhältnisse eig en ö. . . gen europäischen Ländern und den Vorzug seiner Institutionen vor denen Deutschlands, so wie das daraus nach ihrer Meinung hervor⸗ gehende Uebergewicht des erstgedachten Landes, verficht. Wir sind keinesweges gesonnen, den Betrachtungen des Blattes über Völker⸗ rechte und Vbllerverhältnisse zu folgen, oder gar denselben durch eine Dis kussion hierüber von unserer Seite eine noch weitere Ausdehnung zu geben; wir lassen die Vossische Zeitung bei ihrem Glauben an die Vorzüglichkeit der von ihr gepriesenen Einrichtungen, wonach der Brite ungestraft „Personen. Sachen und Grundsätze eines frem— den Staats angreifen, schmähen und untergraben“ darf; wir lassen sie bei diesem Glauben schon aus dem einfachen Grunde, weil wir einerseits wissen, daß man auf diesem Gebiet Publizisten, wie der Verfasser jenes Artikels, nicht bekehren, sondern tauben Ohren pre⸗ digen würde, andererseits aber das Urtheil der Leser unserer War⸗ nn . n,, . nicht bedarf.

Nur der zweite Theil der Erwiederung, das „ernste Wort“ an uns in Betreff des „Rechtsstaats“ e ln, Tun zu . Entgegnung.

Die Vossische Zeitung möchte ihre Leser glauben machen, der, Gegensatz ihres sogenannten „Rechtsstaats“ sei „Willkürstaat“. FSlücklicherweise aber wissen die Leser eben so gut als der leitende Korrespondent der Vossischen Zeitung, daß, lange bevor die Ent⸗ deckung jenes angeblichen „Rechtsstagts“ gemacht worden, der preußi— sche Staat ein Staat der Gerechtigkeit war, ein Staat, der das Recht schützte vom Throne bis zur Hütte herab, das Recht, wie . Vorsehung gegeben und der redliche Fleiß es erworben. Willkür ist es, wenn unter dem Scheine des Rechts die Güter und die Rechte nach menschlichem Gutdünken vertheilt werden, nicht durch die großen ewigen Ordner: die in der Hand der Vorsehung ruhende Entwickelung der Völker, das individuelle Verdienst und die eigene intellektuelle Kraft, —sondern nach den Theorieen und schematischen Con⸗ struetionen moderner Staatsfünstler. Ein solcher Rechtsstaat voll Willkür ist es, den sie vor kurzem über Nacht in Hellas aufgebaut haben und an welchem sie in Spanien unter vielen Gliederschmerzen seit längerer

daß für 100 Liv. Sterl. in sogenannten preußisch-englischen Obli⸗

Zeit arbeiten. Und zu gleichem Ziele führt, bewußt oder unbewußt,

gationen mit dazu gehörigen Zins-Coupons vom J. Oktober 1813,

1844.

der Rechtestaat der Vossischen Zeitung in seiner Entwicklung. Der Gegensatz dieses sogenannten Rechtsstaates, der Staat des Rechts, welchen wir so nennen, ist der wirkliche, lebendige, seit Jahrhunderten gewachsene preußische Staat, mit seinem Haupte und allen seinen Gliedern, der Stagt, in welchem die Tradition der Mühle bei Sanssouci von den Aeltern auf die Kinder fortgeerbt, dessen Könige den Wahlspruch führen: „Jedem das Seine!“ dessen in Bildung, Einsicht und Wohlstand stets fortschreitendes, in Treue und Gehorsam stets fest bleibendes Volk den letzten Herrscher den Gerechten nannte, und aus dem Munde seines Nachfolgers als dessen erstes Regentenwort die durch die That erfüllte Verheißung vernahm, er

werde ihm ein gerechter König sein.

Die Frage der Vossischen Zeitung: „Wo sind, wir denn?“ beantworten wir hiernach folgendermaßen: Wir sind nicht da, wo jenes Blatt nach seinen leitenden Artikeln zu sein wähnt; nicht in einem Staate, der das Wort des Briten, daß „keine Willkür in die Hütten dringe“, nicht mit demselben Stolze auf sich anwenden könnte. Wir sind vielmehr in einem Staate, in welchem die Regierung die durch die Regierungsform gesicherte Macht besitzt, nicht nur den Hütten Schutz zu verleihen gegen die Willkür des Mächtigen, sondern auch und das konnte Chatham von dem britischen Reiche nicht sagen das Haus des Bürgers davor zu beschirmen, daß nicht die frevelnde Hand plündernder und mordender Haufen in dasselbe ein⸗ dringe. Wir geben darum auch dem „Volkswillen“, welcher durch die Eigenschaften, die wir von unserem Volke rühmten, der Regierung jene Kraft verleiht, den Vorzug vor dem „Volkswillen?, den die Vossische Zeitung deshalb preiset, weil er das Ausland ungestraft zu schmähen das Recht habe, während er dem Rechte im eigenen Lande Achtung zu sichern nicht vermag.

Görlitz, 25. Jan. (G. A) Die am 1Jten d. M. zu einer Extrgordinair Sitzung versammelten Stände der Oberlausitz haben den Grafen von Löben auf Rudelsdorf zum Landesältesten der Oberlausitz

erwählt. Gegenwärtig ist eine Deputation der Landstände unt Khlt. e g ist, er Beihülfe des Ober-Landesgerichts⸗Raths von w e , und Re⸗ gierungs⸗ Raths von Goßlar hier in Görlitz mit Redaction des ober⸗ lausitzer Provinzialrechts beschäftigt.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Bamberg, 28. Jan. (F. M.) Ihre Königl ;

der Kronprinz und die Kronprinzessin . 6 . , . bis 9 Uhr große Cour zu halten und hierbei die Aufwartung des Adels, der Geistlichkeit, des Qffizier⸗Corps des Königl. Chevauxlegers—⸗ Regiments und des Königl. Zten Jäger Bataillons und anderer hie⸗ sigen und fremden Offiziere, des Königl. Appellationsgerichtes, des Kö⸗ niglichen Kreis- und Stadtgerichts, der sämmtlichen anderen Königl. Behörden, der Professoren und Lehrer der Studien⸗Anstalten, des Magistrats und der Gemeinde⸗Bevollmächtigten, des Offizier Corps der städtischen Landwehr, im Thronsaale des Königl. Schlosses anzunehmen. Zuerst wurden sämmtliche adelige Damen, Frauen und Fräulein vorgestellt und zwar Sr. K. Hoh. dem Kronprinzen durch Fr. Staatsräthin von Wal denfels, Ihrer K. Höh. der Kronprinzessin durch Frau Obersthofmeisterin von Pillement. An der Spitze der Geistlichkeit befand sich der Herr Erzbischof Exc.; an der der Civil⸗Staatsdiener Herr Staatsrath und Appellationsgerichts Präsident von Waldenfels Exc. und Herr Re⸗ gierungs-Präsident von Stenglein. Ihre Königl. Hoheiten sprachen mit jedem Vorgestellten auf das Gnädigste und Freundlichste und äußerten wiederholt in den huldreichsten Worten Höchstihre vollste Zufriedenheit mit dem herzlichen Empfange und dem Aufenthalte dahier. Heute beglücken Höchstdieselben den großen Festball, welchen , der Harmonie zur Feier Höchstihrer Ankunst veran⸗ altet hat.

Sachsen. Leipzig, 309. Jan. (D. A. 3.) Gestern Nach⸗ mittag gegen 2 Uhr traf der König von Preußen in , . 36.

Königliches Schauspielhaus. Die „Capuleti und Montecchi n. Mad. Schröder⸗ Devrient und Herr Härtinger.

Wer freute sich nicht der Dichtung von Romeo und Julia, dieses Hohelleds der Liebe, so oft es ertönt? Wie steif und altfränkisch die Ge— stalt auch ist, worin der italische Dichter uns die Sage vorführt, so hat doch gewiß jeder Mensch Phantasie genug, das Fehlende zu ergänzen und die Shakespearesche Nachtigall vom Granatbaum singen zu hören (iii., 5. Von der allbekannten Geschichte ist nur so viel beibehalten, daß Julia den Schlaftrunk nimmt und Romeo sich vergiftet; alles Uebrige ist des Schmuck entkleidet und nüchterne Schilderung der Familienfehden zweier veronesischen Häuptlinge. Julia stirbt am gebrochenen Herzen. Mereutio's genialer Humor fehlt ganz, und aus dem Bruder Lorenzo ist ein Arzt geworden, der Rezepte angiebt. Die italienischen Komponisten haben diese Sage! mit besonderer Vorliebe aufgefaßt; so auch Bellini, als Gefühle sein Herz durch tobten, denen Romeo's ähnlich. In der Reihe von Kunstgenüssen, die uns durch die Anwesenheit der Mad. Schröder -Desrient bis jetzt geboten wurden, muß die Darstellung des Romeo in der Oper des genannten Kom- ponisten am 30. Januar als eine der hervorragendsten ihrer Leistungen be⸗ eichnet werden. Wahrhaft beseelt von ihrer Aufgabe, führte sie den männlich⸗ fer nn een Charakter, wie er in der Musik ausgeprägt ist, mit allen ihr noch zu Gebot stehenden Kunstmitteln im höchsten Grade einhestsvoll und wie aus Einem Guß geformt aus. Den Höhepunkt ihrer tragischen Kraft erreichte sie im leßten Akt: sowohl ihr ergreifendes Spiel, als ihr zu Herzen gehender seclenvoller Gesang wirkten, als, um mit dem großen Dichter zu reden, der Liebeswürger Tod sein Aeußerstes that (l, 65, in wirklich erschütternder Weise auf die mit gespanntester Aufmerksamkeit lauschenden Zuhörer. Jede Miene, jede . jeder Laut, 96 Ton war hier von Bedeutung. Daß sich unter solchen Ümständen der Erfolg ihrer Leistungen auch äußerlich zeigte, braucht kaum erwähnt zu werden; sie wurde dreimal stürmisch ge⸗ rufen. Die dankbare Partie des Tebaldo gab Herr Härtinger, im 986 zur Zufriedenheit des Publikums. Nicht unerwähnt darf die vor= treffllche Durchführung der Partie der Giulietta durch Dlle. Tu ezek blei- ben; musterhast, mit rührendem Ausdruck sang sie z. B. im dritten Akt die Cavatine, in welcher sie zu Füßen des Vaters Vergebung erfleht. Nach

dieser Scene und mit Mad. Schröder-Devrient wurde auch sie nach den beiden ersten Akten und am Schluß der Oper gerufen. .

Morgen⸗Unterhaltung in der Sing-⸗Akademie.

Die „Frösche“ des Aristophanes mit Musik von Commer.

Ein Kunstgenuß eigener und seltener Art war am 28. Januar, in Nittagsstunden zwischen 12 und æ, einer auserlesenen . von ., Beamten, Gelehrten und Künstlern durch Herrn Franz Com mer bereitet indem er seine Compositionen der in dem aristophanischen Lustspiel die Frösche“ enthaltenen Chöre und Gesänge durch eine lleine Kapelle und ent⸗ sprechenden Chor ausführen ließ, während Herr Au gust Kopisch, der rühmlich bekannte Dichter so vieler schönen Lieder und Märchen, das Stück selbst vorlas, und zwar mit einer höchst gelungenen, in die Jronie eingehen den r n , Charaktere.

Alristophanes, der klassische Repräsentant des witzigen Freimuths, genialste Schilderer der Ironie des Lebens, der . . e, wg, Versoöhner der geistigen Abwege seiner Zeitgenossen, ist wahrscheinlich im Jahre 444 v. Chr. geboren. Der poetische Schöpfungsdrang regte sich früh in ihm, denn schon im siebzehnten Jahre kam eins seiner Stücke „Die Zecher“ auf die Bühne. Von den eigentlichen Lebens⸗Umständen des Ari⸗ stophanes sind uns nur sparsame Nachrichten zugekommen: wie alle Saty⸗ riker scheint er viele Widersacher gehabt zu haben, die seinen persönlichen Charakter verdächtigten; beim Volle aber stand er, trotzdem daß er diesem in seinen Stücken (uRitter“, „Wespen,) die ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht sagte, in größter Achtung, die Athenienser ehrten ihn als einen ge⸗ sinnungs vollen Mann, und nach der Aufführung der „Frösche“ erkannten 6 ihm sogar einen Zweig von dem heiligen Oelbaume auf der Burg als

elohnung zu. Mit dem Verfall der Demokratie, nach Einsetzung der dreißig

Tyrannen, war auch des Dichters Kraft 9 und wir finden von da

an bis zum Jahre 392 eine große Lücke in seiner poetischen Wirksamkeit: dem freimüthi en Dichter geboten die trüben En h le ff ce r n t er sein letztes Stück (‚Reichthum“) aufführte, war er 56 Jahre alt: er trat nun ganz 66 und ist wahrscheinlich bald nachher gestorben.

Kein Dichter ist so vielfach verkannt und so einseitig beurtheilt wor⸗ den, als unser Schalk. Tugendheuchler, die noch dazu den Geist der

„prisca Comoedia“, deren Haupt⸗Repräsentant Aristophanes i ĩ

wollten aus dem Umstande, daß er den , ,, . Sokrates, angriff, ihn zu einem frivolen Menschen voll ungemessener Schmãh⸗ sucht stempeln. Es lag aber im innersten Wesen jener Komödie, alle Cha⸗ rakter- Zeichnungen in die Karikatur zu ziehen, die Ideen auf den Kopf zu stellen und das verkehrte Ideal hervorzuheben, um die Realität der len um so deutlicher zu zeigen. Das ist aber gerade das Interessanteste seiner Stücke, daß er nicht Phantasie⸗Gebilde, sondern wirkliche große Charaktere zur Zielscheibe seiner gespitzten Wurfgeschosse wählte. Uind nicht nur Per— sonen, sondern auch merkwürdige Tages, und Zeit⸗Begebenheiten faßte er massenweise auf, und so sind seine Dichtungen, in denen er die Ent- artung und den Verfall im politischen Leben, in den Volkssitten, in Kunst und Wissenschast verspottete, ein treuer Zeitspiegel. Mit atůischer Ele⸗ ganz, wie sich denn überhaupt Sprache und Versbau in blühender Rein- heit bei ihm zeigen, geißelte er Demagogentreiben, Sophistenwirrwarr, tra= Aische Versüßlichung, Rhetorentrug und Bramarbassie, dabei immer das Ideal einer früheren, besseren und sittenreineren Zeit im Auge behaltend und darauf hinweisend. In Holitischer Beziehung zur gemäßigten Aristokratie n, gab er seinen Haß gegen Demagogie rücksichtlos kund und zeigte dem Volke sein eigenes Zerrbild. Zudem gelangten diese Komödien während der ungezügelten baichantischen Festeslust zur Oeffentlichkeit und die Rach wirkung der excentrischen Späße hörte mit dem Feste selbst auf.

Eins der Stücke von Aristophanes, welches vorzugsweise den Stempel der Reife und hohen Vollendung an sich trägt, sind seine „Frösche“ (sr ο Sie wurden unter dem Archon Callias 405 während der lernäischen ge aufgeführt und erhielten den ersten Preis. Dies Lustspiel ist eine unmittel- bare, dabei höchst kaustische Invection gegen Euripides, der kurz vorher in Macedonien gestorben war, und gegen die Geschmacks - Richtung desselben Die Handlung ist, trotz der bunten Seenerie, einfach: die alhenien sschẽ Bühne befindet sich nämlich, da auch Sophokles dahingegangen ist, in einem trostlosen Zustande, da nur n. Dichterlinge sich an die Deffentlichten drängen, und so entschließt sich Dionysos, als Schutzgott der Bühne, mit seinem Sancho Panso Silenos (hier Kanthias genannt) in Person nach der Unterwelt i n ; um einen großen Traglter wieder heraufzuholen. Die eine

älfte des Lustspiels bildei die en , Fahrt in den Hades und die Erlebnisse in demselben; die andere das Schiedsgericht, vor dem sich Euri- pides und Aeschylos einfinden, um über ihre gegenseitigen Vorzüge zu dis-