1844 / 35 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Die Haube und Spenersche Zei- 1 = einen Artikel mit, der die ion der durch mehrere öffentliche Blätter verbreiteten Gerüchte fiber eine angebliche Reform der Universitäten nachzuweisen sucht. Es wird darauf aufmerfsam gemacht, daß solche vorgebliche 16 schzei⸗ . de Umgestaltungen des niversitãts lebens nicht zu glau en seien, 1e darin eine Verkennung der von Sr. Majestät dem Könige in 8 Huldigungsrede so schön bezeichneten Grundlage liegen würde, auf welcher unfer Vaterland ruht und wodurch es vermöge einer Geschichte ohne Beispiel“ zu dem geworden, was es in ber Gegenwart ist, sobann weil eine ein seitige Aenderung gerade in denjenigen Instituten, in welchen die Einheit Deutschlands so ganz zur Wahrheit geworden, am wenigsten von Preußen zu erwarten sei; endlich weil Preußens Universitäten recht eigentlich zu einem Heerde „echter Geistesfreiheit? geworden und man die se echte, belebende Geistesfreiheit nicht werde schwächen, geschweige denn, zerstören vollen. 6 Der Verfasser des Artikels hätte diesen schlagenden Gründen noch hinzufügen können, daß in Berlin kein Verständiger und Wohl⸗ meinender solchen Gerüchten Glauben beigemessen hat, und daß die Professoren der hiesigen Universität, mit den wahren Absichten des Ministeriums genau genug bekannt seien, um jeden, dessen Urtheil doch etwa gegen derartige Zeitungs- Artikel nicht hinlänglich geschützt wäre, vom Gegentheil zu überzeugen. Nicht eine Beschränkung der herge— brachten Freiheiten unserer Universitäten, sondern eine festere Begrün⸗ dung und Sicherstellung derselben wird beabsichtigt; nicht eine Schmä⸗ lerung oder gar Zerstörung der ächten Freiheit im Lehren und Lernen ist im Werke, sondern vielmehr die Beseitigung alles dessen, was dem innersten Wesen derselben widerspricht und ihre wahre Entwickelung hin⸗ dert. Die Behauptung, „daß Preußens Universitäten bereits recht eigent⸗ lich zu einem Heerde echter Geistesfreiheit geworden“ und also nichts mehr zu wünschen übrig bleibe, wird man wenigstens im Inlande dem Patriotismus des Verfassers gern zu Gute halten. Auch werden Aeltern und Vormünder, die ihre Söhne und Mündel preußischen Universitäten anvertraut haben, sich nicht durch den Schein beunruhi⸗ gen lassen, als ob der Verfasser eine durchaus un beschränkte Lehr⸗ und Leinfreiheit im Sinne habe und es der Einsicht und dem Ver—

220 zuerst im Jahre 1833 durch eine Eingabe bei ber Stände-Versamm⸗ lung angeregt worden und sodann 1833 eine Anzahl von Bewohnern Kassels höchstenorts um die geeigneten Schritte bat, Kassel zum Central⸗ punkt aller Eisenbahnen in Deutschland zu erheben, deshalb auch noch in demselben Jahre sich an die Stande Versaimmlung wendete, sodann im Oktober desselben Jahres das Ministerium des Innern eine Ver⸗ willigung von 3009 Nthlrn. für die Kosten technischer Terrain-Unter⸗ suchungen verlangte, und der Handels- und Gewerbs⸗Verein um die Erhöhung dieses Betrages, auf 500) Rthlr. ansuchte, worauf den 16. April 1831 für die zweite Finanz- Periode jährlich 5000 Rthlr. zu diesem Behufe zur Disposttion der Staats-Regierung gestellt wur—

den. Inzwischen wurde die Eisenbahn zwischen Fürth und Nürnberg eröffnet. Den 28. Januar 1837 wurde den Landständen der Ent⸗—

wurf eines Gesetzes über die Abtretung des Grund⸗Eigenthums zum Behufe der Eisenbahnen vorgelegt, am folgenden Tage begutachtet und am selben Tage angenommen. Am 27. April 1810 wurde um Bewilligung von 3009 Rthlrn. zu Voruntersuchungen zum Behuf einer Eisenbahn von Halle über Kassel nach Lippstadt angesprochen und am anderen Tage schon gewährt. Am 11. Januar 1541 brachte ein Stände— Mitglied die Wichtigkeit des Eisenbahnbaues in Deutschland für die Interessen Kurhessens in Anregung und trug auf ein Auskunfts-Ersuchen bei der Regierung an, zu dessen Behufe der Budget-Ausschuß die Landtags⸗ Nommission zu einer Konferenz einlud, welche jedoch unterblieb, weil über den Stand der Angelegenheit eine zweckdienliche Aufklärung dermal nicht zu ertheilen stehe. Der Bericht führt nun ferner an, wie beim Beginn des gegenwärtigen Landtages am 15. Dezember 1812 durch die Thron-Rede Sr. Hoheit des Kurprinzen und Mitregenten eröffnet wurde, wie nach Höchstdessen Befehlen den Landständen Vor— lagen in Bezug auf die Errichtung von Eisenbahnen würden gemacht werden. Auch wurde eine Bewilligung von 1600 Rthlrn. jährlich zu Vorarbeiten für Eisenbahnen angesprochen und landständischerseits bewilligt. Ein anderweitiger Gesetz- Entwurf wegen Abtretung von Grundeigenthum zu Eisenbahnen wurde vorgelegt, angenommen und erhielt unterm 4. Juli 1841 die landesherrliche Sanction. Am 13. Oltober 1813 machten die Deputirten der Residenz auf⸗ merksam darauf, daß Zögerungen in dieser Angelegenheit um so be⸗ denklicher sein würden, jemehr das Eisenbahnsystem sich in benachbar—

stande, der Studirenden unbedingt überlassen wissen wolle, ob sie was Tüchtiges lernen oder nicht. Da er ausdrücklich ein großes Ge⸗ wicht auf die Kraft der bestehenden Verfafsungen legt, so lann er es nicht so ernstlich gemeint haben, wenn er keine andere Aussicht über die Studirenden für zulässig hält, als die, daß der be— r . Dekan nur die Annahme Einer Vorlesung verlange, den“ wirklichen Besuch dieser Einen Vorlesung aber dem Studirenden selbst überlasse.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Baden. Karlsruhe. (Nach bad. Bl. In der 23sten

öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer entwickelte der Abgeordnete Bissing seinen Antrag, der auf Abänderungen des Volksschulgesetzes von 1835 ging. Herr Bissing wünscht, daß die vier gRlassen der Schullehrer gehen bleiben, und nur die Besoldungen der zwei unte ten Klassen erhöht werden, womit er jedoch nicht gesagt haben wolle, daß die dritte und vierte Klasse keiner Erhöhung bedürften, sondern nur aus Rücksicht auf die gegebenen Verhältnisse, und an dem Grund⸗ satz festhaltend, daß das Beste der Feind des Guten sei, stelle er den Antrag, vorerst den Gehalt der Lehrer 1ster Klasse mit 140 Fl. auf 20) Fl, und jener der 2Tten Klasse von 175 Fl. auf 230 Fl. zu erhöhen. Zwei Drittheile des Mehraufwandes sollen von dem Staat und ein Drittheil von den Gemeinden aufgebracht werden. Der Antrag wurde von verschiedenen Seiten unterstützt; namentlich nahmen an der Erörterung die Abgeordneten Hecker, Zittel, Welker, Jung⸗ hanns, Gottschalk, Sander, Martin und Knapp Theil. Die Kam⸗— mer beschloß die Verweisung des Antrages in die Abtheilungen und den Vorausdruck.

LKurhessen. Kassel, 31. Jan. (K. A. 3.) Nachdem in der Sitzung der Stände-Versammlung vom 2bsten die Erörterung über das Protokoll erledigt war, führte die Tages- Ordnung zu dem Berichte des Ausschusses für Eisenbahnen über die Mittheilung des Ministeriums des Innern vom Iten d. M. Dieser von Herrn von Waitz erstattete Bericht beginnt mit einer Uebersicht der verschiedenen Momente der Eisenbahn-Angelegenheit für Kurhessen. Wie dieselbe

noch nicht die Grundlage für eine schließliche Entscheidung gewonnen habe, daß dieselbe, dermal wenigstens Eisenbahnen zu bauen, noch nicht entschieden sei, obwohl sie einräume, daß die Zerstörung alther—⸗

ten Staaten vervollständige und trugen darauf an, sich Auskunft über die Sachlage und zugleich eine beschleunigte Vorlage in Beziehung auf diese Angelegenheit zu erbitten. Die, Stände⸗Versammlung be⸗ schloß auf den Bericht ihres Ausschusses diesem Antrage entsprechend, und auf ihr bezügliches Schreiben erfolgte die Eröffnung vom ten d. M. Der Bericht folgert aus dieser Eröffnung, daß die Regierung

gebrachten wichtigen Verkehrs eine unvermeidliche Folge von Eisen⸗ bahnen sein werde, was allerdings eine vollkommene Wahrheit sei, deren Härte nur dadurch beseitigt werden könne, daß man so schnell Als möglich im eigenen Lande ECisenbahnen baue, um diesem wenigstens die Vortheile solcher neuen Einrichtungen, bei der Zerstörung des althergebrachten Verkehrs, zuzusichern, welche in größerem Maße eintreten werde, wenn die Bahnen neben Hessen her, als wenn e durch Hessen würden gelegt werden. Auch scheint dem Aus— haf diese Erklärung des Ministeriums unvereinbarlich mit den Wor— ten des Durchlauchtigsten Landesherrn in der Thron-Rede, indem Höchstderselbe hiernach Vorlagen wegen Errichtung von Eisenbahnen zu machen befohlen habe. Sei aber die Regierung noch nicht dar= über entschieden, ob? wann? und wo? sie Eisenbahnen bauen wolle, so sei auch kein Grund einzusehen, warum die Stände⸗Versammlung im Allgemeinen ihre Zustimmung ertheilen solle, daß die Regierung zum Zwecke der Erbauung von Eisenbahnen Lasten und Verblndlich“ keiten auf die Staatskasse übernehmen könne. Es dürfte dieses mit §§. 4 und 112 der Verfassungs Urkunde im Widerspruche stehen, und wäre dieses auch nicht der Fall, so würde es um so weniger Seitens der Stände sich rechtfertigen lassen, als die Negie⸗ rung selbst erkläre, die Einwirkung des Kostenpunktes auf den Finanz- Haushalt mache die sorgfältigsté Prüfung nothwen— dig, deren sich die Stände, die nach eigener Ueberzeugung urtheilen sollen, nach 5. 11 der Verfassungs-Urkunde nicht entschagen könnten, zumal der Vorschlag der Regierung auch die verfassungsmäßige Wirk— samkeit, der Stände⸗-Versammlung hinsichtlich der Aufbringuͤng und Vertheilung von Abgaben-Beträgen, wegen des Eisenbahnbaues, auf immer ausschließe. Der Bericht führt ferner aus, je eifriger in ganz Deutschland die Ausführung der Eisenbahnen betrieben werde und je näher in Folge dessen das Eisenbahnnetz seiner Vollendung entgegen⸗

rücke, um so dringender fühle sich der Vaterlanbsfreund gemahnt, in diesem kritischen Augenblicke dem wichtigen Gegenstande seine ern—

steste Aufmerksamkeit zuzuwenden und mit allen Kräften eine für Kurhessen günstige Lösung herbeizuführen. Die Frage über den Nutzen und die Nothwendigkeit der Eisenbahnen sei überall und zwar praktisch entschieden. Die Wirklichkeit

habe die fühnsten Hoffnungen übertroffen und auf den Eisenbahnen einen Personen= und Waaren⸗Verlehr hervorgerufen, den man früher kaum geahnet, kaum für möglich gehalten hatte. Der hohe, immer noch steigende Cours fast aller Bahn-Actien liefere den Beweis, daß eine Kapital-Anlage zu solchen Zwecken vortheilhaft und rentabel sich herausstelle; noch größer aber sei jedenfalls der Gewinn, der aus einer Eisenbahn-Anlage für das von ihr durchschnittene Land erwachse, indem sie ihm Gelegenheit gebe, seine Produkte durch wohlfeile Transporte über einen größeren Länderstrich zu verbreiten und dadurch höher zu verwerthen, sich selbst aber die nöthigen Rohstoffe und Consumtions—⸗ Artikel wohlfeiler zu schaffen, und wird hierbei angeführt, daß bei dem an Hungersnoth gränzenden Nothstande in Folge des Mißwachses von 1842 demselben im Erzgebirge nur durch die Eisenbahn, welche den Lebensbedarf aus den reicheren Fruchtländern schnell herbeiführte, ab⸗ geholfen werden konnte. Nichts spreche so bündig gegen die vorge- brachten Bedenken, als daß gerade die Staats-Regierungen, welche mit ihren Eisenbahnbauten wirksam vorgeschritten darin fortwäh⸗ rend am rüstigsten vorangehen und stets neue Linien in Angriff nehmen, z. B. Oesterreich, Preußen, Bayern, Sachsen 0. Unter den beabsichtigten Bahnen bedrohe aber gewiß keine die Interessen Kurhessens so sehr, als die von Bamberg nach Aschaffenburg inten⸗ dirte. Das höchste Interesse des Landes erheische daher eine rasche Entschließung. Die Eröffnung vom Aten d. M. habe jedoch alle Fragen unbestimmt gelassen. Der Bericht führt ferner an, wie im Herbste 1810 man hier preußische Kommissarien zur Verhandlung über die Bahnlinie gesehen; am 20. Dezember 181 sei in der That ein Vertrag mit Preußen und den sächsischen Herzogthümern abge⸗ schlessen worden, wovon jedoch den Ständen noch keine amtliche Mit⸗ theilung zugegangen sei. Im Sommer 1811 seien hier Großherzog⸗ lich hessische und frankfurtische Kommissare gewesen, um über eine von Kassel nach Frankfurt zu bauende Eisenbahn Verhandlung zu pflegen und seien von der Stände⸗Versammlung bei ihrer Eröffnung im Spätjahr 1842 noch vorgefunden worden; in' Sommer v. J. sei ein kurhessischer Kommissar Monate lang in Frankfurt, und nach öf⸗ fentlichen Blättern wären die Verhandlungen zum Abschluß nahe gewesen. Es könne also nicht alles mehr im Dunkeln liegen. End— lich sei auch noch ein berühmter englischer Eisenbahn-Ingenieur im vorigen Jahre hier anwesend gewesen und habe einige Theile des Landes bereist. Alles dieses zeige, daß die Regierung bereits sehr viel gehandelt habe und wissen müsse, was im Intereffe des Landes zu thun sei. Die natürlichen Verhältnisse in Kurhessen könnten die Lösung der Frage nicht so schwierig machen; denn wenn auch, wie in der Vorlage gesagt worden, der Eisenbahnbau in Kurhessen Schwie⸗ rigkeiten habe, so habe doch die Natur die Furchen sehr deutlich be— zeichnet, wo nur Eisenbahnen in Kurhessen möglich seien. Wenn das Terrain in Kurhessen bei dem Eisenbahnbau Schwierigkeiten dar⸗ biete, so gehöre es doch keinesweges zu den schwierigsten; vielmehr seien in Württemberg, in Oesterreich und selbst in Bayern, viel größere Schwie⸗ rigkeiten zu überwinden, und die hiesigen Hindernisse des Terrains viel weniger groß, als diejenigen, welche zwischen Verviers und Köln besiegt werden, mußten. Sbgleich die Eisenbahnen in Kurhessen nicht zu den wohlfeilsten gehören, so scheine doch der Anschlag von 500,000 Nthlrn. p. Meile nur ein ungefährer gewesen zu sein, indem anderer— seits wohl speziellere Mittheilungen gemacht worden wären; es sei daher nicht zu erwarten, daß nicht ebensowohl ein geringerer Auf—

wand vorausgesetzt werden dürfe. In Betreff der 30 Meilen Länge

der Eisenbahnen müsse man annehmen, daß diese Länge alle Eisen—⸗

bahnlinien in sich schließe, welche einmal in Kurhessen zur Ausführung

kommen könnten. Alle diese Bahnen schon jetzt als Aufgabe anzu⸗—

nehmen, sei aber nicht wohl denkbar, und noch weniger werde von

einem Kostenaufwande von 15 Millionen Reichsthalern die Rede sein

können. Es scheine vielmehr nur nothwendig zu sein, eine Haupt⸗

linie rasch zu Stande zu bringen, denn nach der Erfahrung habe

der Anschluß anderer Bahnen dann weit weniger Schwierigkeiten.

Die Bausumme von 15 Millionen Thalern verliere demnach bei nä—

herer Betrachtung viel von ihrer Schreckbarkeit. Nur durch ein rasches

Handeln werde den Fortschritten anderer Regierungen, zum Nachtheil

Hessens, vorgebeugt werden können. Es scheine sehr spät dazu zu

sein und dürfe daher nicht länger gewartet werden, zumal noch in

Betracht komme, daß die Beschaffung der Geldmittel immer schwieri⸗

ger zu Boessund, erhielt den Goldwerth, 454 Rbthlr. Aus dem Eisen⸗ alter, welches mit dem Silber auch im germanischen Heidenthume das jDingste ist; ein Schmuck, zum Theil von Silberperlen, mit geschrote= nen Jierathen; dabei Münzen, ven Kaiser Otto zu Köln geschla— gen; so wie bei einem anderen Funde Sassanidische Münzen von 82 und 90, vorkamen. Ferner zwei hesdnische Goldbractealen mit dem gewöhnlichen Schlangen oder Drachenbilde, und zwei eirunde Goldringe, deren gegen elnander gebogenen offenen Enden mit Knäufen auch Schlangenlöpfe scheinen ) und deren Goldwerth 147 und 212 Rbthlr. betrug. Aus der christ lichen Zeit: ein Rauchgefäß mit Runenschrift; zwei vergoldete Kelche mit Bildwerk und lateinischer Schrist; die be⸗= malte Vorderseite eines Altartisches (antemensalr), dergleichen, vor der Be= deckung mit einem Tuche, gebräuchlich waren, aber meist verschwunden sind. Unter den ritterlichen Gegenständen: mancherlei Schwerter, Schild- buckeln u. dgl., zwei in der Ende gefundene Schlachtschwerter, deren Klingen über 3 Fuß lang sind. Aus der Neformationszeit: ein halbrundes Goldtäfeschen mit dem Bilde der Dꝛeieinigleit und auf der Kehrseite die Anfangsbuchstaben des Spruches: „Meine Hoffnung zu Gott allein.“ In der April⸗Versammlüng hielt Finn Magnusen einen Vortrag über die beiden neulich in Merseburg von Dr. Waitz entdeckten und vom 666 J. Grimm erläuterten beiden altdeutschen Allitterations- Gedichte der eidenzeit mit gemeinsamen deutschen und nordischen Götternamen, Wodan, Balder, Früga, Sunna u. dgl.; zu beiden wurden altnordische Seiten⸗ stücke beigebracht. Justizrath Thomsen sprach über einige seltene Alter= ihümer, darunter ein zu Arles in Frankreich gefundener Bronzegürtel Aus verzierten, mit Ningen verbundenen Platten, vermuthlich eines galli—⸗ ar r. paß e Koönigl, Hoheit der Präsident hatte unter eigener Aufsicht meh—

rere Grabhügel bei Buddingen auf Seeland untersuchen lassen, , a. rüher geöffnete, leere Steinlisten enthielten: i n. Pronze lachen, unter anderen ein Kamm mit gewundenen Ziera⸗

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der Gesellschast zugeeigneten „Nordischen Sagen, der deutschen Jugend er— zählt von E. NR 6 urm, Leipzig 1842; und als Geschent S. Masjestät des Königs von Frankreich, die Fortsetzung der auf Kosten der französischen Regierung herausgegebenen großen Voyage en I3lande et au Groenland.

In der Oltober-⸗Versammlung übergab Professor Petersen die Abbildung einer Runenschrift, welche sich außen an der Mauer ber Nyljöbinger Kirche befindet. Prediger Götzsche zu Vestervelling hatte eine Abbildung des bei der Grensteener Kirche im Amie Viborg ausgegrabenen Runen ste ins, gesandt, welche Nafn so las: LTuki smithær risthi stin thisi acttir Killa, sun Asgis Bianarsunar: guth hjalpe thera salu, d. h. Tui Schmid errichtete diesen Stein dem Risla. Sohn Asgeirs Biörnfohns: Gott helfe ihrer Seele! und darin altdänische Neamen und Aussprache (Bianar für Biarnar, wie im Neuisländischen) bemerkte 5).

In der Januar-Sitzung lege Se. Königl. Hoheit der Präsident Abbil⸗ dungen von drei Runensteinen vor, welche jetzt in einm Gartenhause seines Sommerschlosses Fredriksgave aufgestellt und so gesichert und allge— mein zugänglich sind. Rasn hatte sie auf einer Neise nach Fühnen gese— hen und bemerfte darüber: der eine ist der 1598 vom Felde nach dem Flemlöser Kirchhose gebrachte. Der andere, zuerst von Vedel Simonsen beschrieben, stand in einem Steinzaun am Wege von Spinderhus nach Frederiksgave, enthält nur sieben Buchstaben läauriith, d. i. der alte Frauenhame Ihurid' Der dritte lag am Thorwege eines Bauerhofes in Voldtofte, und zeigt den Namen Runlsr, der ebenso auf dem Flemlöser Runensteine steht. Die bei Bocslunde gefundenen Gold-ürnen wurden von Thomsen durch schon vor⸗ handene ähnliche Gefäße von Gold und Bronze erläutert. Obrist Som- mer gab einen Auszug der Nachrichten von Westergaard, der für die Gesell⸗ schaft Ostin dien und Persien als Sprach- und Alterthums⸗Forscher be⸗ reist und im Mai aus Banbuhr meldet, daß er das heilige Abu besucht habe. Der Vice-Präsident der Esthländisch en litterarischen Gesellschaft, Gouvernements Prokurator Dr. Paucker in Reval, eröffnete eine Verbindung mit der Nordischen Alterthums Gesellschaft durch Uebersendang seiner Aus gabe von „Moritz Brandis Chronik, oder älteste Livländische Geschichte“ (Niga 1812). Der Staatsrath Erdmann zu Dorpat übersandte einen roßen silbernen Brustschmuck, wie ihn von altersher die esthländi⸗ . Bäuerinnen noch tragen: Brustschilder mit rohem Bildwerke, meist Blätter und Blumen, welche durch einen Dorn an das gefaltete Kleid befe⸗= stigt werden. J. B. Sorterup, Aufseher der Königl. Alterthümer⸗Samm⸗ lung in Kopenhagen, meldete von feiner Reise in Deutschland und Itälien, daß er von den merkwürdigen Runen eines Schlangenban⸗ des auf einem vor dem Zeughaufe in Venedig sitzenden astgriechischen Löwen aus penthelischem Marmor, der 1687 aus , dorthin gekommen, einen Gyöps-Abguß sür die Geselischaft hat machen assen.

*) Die frühere Abbildung und Lesung dieses Runensteins in Worms

Der schwedische Landes-Hauptmann von Ostgothland, Freiherr PJalm⸗ stjerna, legte Abbildungen von Alterthümern vor, weiche bei Linköping acht Fuß tief in der Erde gefunden wurden, besonders mehrere von Bronze, dergleichen in dieser Gegend so selten, wie noch seltener weiter nördlich in Schweden, vorkommen. Von der darunter befindlichen keilförmigen Schneide mit einer Röhre nahm Se. Königl. Hoheit der Präsident Anlaß zu Bemer⸗ lungen, wie diese und andere ohne Röhre an einen Schaft befästigt wur— den?). Derselbe übergab noch ein Stück angebranntes und zum Theil ver steintes Holz, welches er in einem Grabhügel gefunden, als Ueberbleibsel des Leichenbrandes. Professor Kruse zu Dotpat übersandte seine „Ne⸗ crolivonica, oder Alterthümer Livlands, Esthlands und Kurlands bis zur Einführung der christlichen Religion in die Kaiserlich russischen Ostser Gou— dernements“; und Kollegienraih Sjögren, Atkademifer zu Petersburg, seinen „Bericht an die petersburger Akademie über F. Magnüsen s Ru⸗= lamo-Nunen“, welchen er auf Verlangen des Ministers Uwarow abgefaßt hat. Der Kreishauptmann Kröning sfvärd und Br. Lind «n in FJahlun ließen ihr Diplomatarium Dalecarlieum, Professor A. Kronholm in Lund Bedae siistoria ecclesiastica. critice examinata, und Thorleif G. Nepz seine dano-magyarischen Entdeckungen vorlegen. .

Die vom Secretair mitgetheilte Jahres⸗-Rechnung ergab eine Vermeh⸗ rung des festen Vermögens der Gesellschaft von 1505 Nbthlr. Silbergeld, so daß es nunmehr 35,500 Rbthlr. in 4proc. Königl. dänischen Obliga—= tionen beträgt. . ; So gedeiht von Jahr zu Jahr die Gesellschaft in allen ihren Nich- tungen, und verdankt dieses fortwährend besonders der Umsicht und Thä— tigkeit ihres Secretairs, Prof. Rafn. v. b. H

is. Di mie der Wisscenschasten hat in ihrer öffentlichen ot er n an n,, Geheimen Medizinal⸗Rathe. Dr. Dieffenbach zu Berlin für die zuerst von ihm an Lebenden ausgeflihrte Heilung des Schielens durch Operation, und dem Geheimen Nathe Dr. Stromen er in Göttingen, welcher zuerst die Möglichkeit einer solchen Operation nach er suchen am Kadaver aussprach, den großen Monthyponschen Preis für Chi⸗ rurgie im Betrage von 6000 Fr. zuerkannt.

2) Abbildungen beider Arten s. im Leitfaden der nordischen Alter⸗ thin , * . wonach man auch lleberbleibsel des hölzernen Schaftes gefunden hat. Früher hat Bäüsching schon ganz ähnliche Bronzen in den heidnischen Alterthümern Schlesiens abbilden lassen.

w

monumenta Danica 1643 ist in mehreren Wörtern fehlerhaft.

ger werde, je mehr Geld die Eisenbahnen in ganz Deutschlund ab⸗ sorbiren. So weit die vorliegende Eröffnung als Erwiederung auf das ständische Schreiben vom 11. November v. J. betrachtet werden könne, finde sich keine der Fragen, worüber Auskunft erbeten wurde, auf eine befriedigende Weise beantwortet, daher der Ausschuß nur den Antrag zu stellen vermöge: „der hohen Staats -Regierung zu eröffnen, daß die Stände⸗Versammlung auf die Proposition we⸗ gen ihrer Allgemeinheit nicht einzugehen vermöge, sich viel⸗ mehr nur veranlaßt sehen könne, die hohe Staats⸗Negierung dringend zu ersuchen, die nöthige Einleitung zu treffen, damit den Ständen die durch Schreiben vom 11. November 1843 erbetene Auskunft über Richtung, Zeit des Beginnens und der muthmaßlichen Vollendung der Bahn, als Privat- oder Staatsbau, über die Größe der Kosten und Beschaffung der Mittel ꝛc. bald möglichst ertheilt werde, eventuell mit thunlichster Beschleunigung eine entsprechende Vorlage über die Ausführung einer solchen Essenbahn an die Stände gelangen zu lassen.“ (Fortsetzung folgt.)

Oldenburg. Oldenburg, 29. Jan. (B. 3.) Es wird eine stille, traurige Zeit bei uns werden. Unser Hoftheater ist auf längere Zeit geschlossen; alle Festlichkeiten fallen, wie sich von selbst versteht, gleichfalls weg. An Karnevalsscherze, wie sie hier seit vier Jahren von dem literarisch geselligen Vereine ausgingen, und auch in diesem Jahre zu Fastnacht vorbereitet wurden, denkt natürlich Niemanb. Schon sieht man mehr und mehr Trauertragende auf den Straßen, und an den Fenstern der Ausschnitthändler erblickt man nur Schwarz und Weiß. Se. Königl. Hoheit, unser verehrter Großherzog, soll an eine Reise nach Weimar und Birkenfeld denken, um sich für einige Zeit dem schmerzlichen Eindrucke der nächsten örtlichen Umgebung zu entziehen. Unser Hofmaler Jerndorf hat auf höchsten Befehl eine Skizze der verewigten Fürstin entworfen, um mit Hülfe derselben später ein Portrait der Dahingeschiedenen auszuführen.

Holstein. Itzehoe, 29. Jan. Das hiesige Wochenbl. berichtet: Die Untersuchung wegen der hiesigen September- Unruhen naht sich ihrem Ende, und man versichert, daß die Untersuchungs⸗ Kommission in wenigen Tagen das Abhörungsprotokoll schließen wird; doch wird die Ausarbeitung der Relation einige Mitglieder derselben noch hier zurückhalten. Von dem Ergebniß? der Untersuchung ver— lautet Nichts. Die Bürger wünschen sehr, nun auch von der außer— ordentlichen Einquartirung befreit zu werden.

Freie Städte. Hamburg, 1. Febr. (B. H.) Durch das in auffallend großen Masfen von der Ober? Elbe herabkommende Eis, vereint mit dem starken Schneefall der vorigen Nacht, ist die Schiff— fahrt wieder einigermaßen behindert, und so hat die aufkommende Barke „Aukathor“ bei der Lühe vor Anker gehen müssen, um stärke— ren Wind oder die Beendigung des Eisganges abzuwarten.

9 Lübeck, 1. Febr. In gestriger Versammlung des Senats ist die Wahl zweier Syndici auf die Herren Doctores juris Elder und ,. von der Hude gefallen. Beide waren bisher hiesige Rechts—⸗ lnwälte.

Ueber die Entscheidung des in der Sache des Hauptmanns und bisherigen hiesigen. Quartiermeisters Nachtigal aus Offizieren der oldenburg⸗hanseatischen Brigade in Bremen kürzlich zusammengetre= tenen Ehrengerichts ist bis jetzt noch nichts Ofsizielles bekannt ge= worden. Die darüber in der Weser-Zeitung jüngst veröffentlichte Angabe konnte nur auf indiskreter Mittheilung beruhen und findet hier wenig Glauben.

In Betreff des Nachlasses des hierselbst wohnhaft gewesenen am 25. Juli v. J. zu Dresden verstorbenen Königl. dänischen Kam— merherren Karl Friedrich von Rumohr ist nach verschiedenen Kompe— tenz Verhandlungen nunmehr vom hiesigen Niedergerichte eine Erb⸗ schaftspflege angeordnet und ein Proklam erlassen worden. Es wäre zu bedauern, wenn die reichen Sammlungen des großen Kunstkenners im Wege öffentlicher Versteigerung zersplittert werden würden.

Unsere Fabrik⸗Industrie nimmt seit einiger Zeit einen erfreulichen Aufschwung. Eine Metallknopf⸗Fabrik, die im vorigen Jahre hier ge— gründet worden, reicht schon jetzt hin, den größten Theil des beträcht⸗ lichen Bedarfs für unseren Ausfuhrhandel zu liefern. Eine ganz kürzlich vom Senate konzessionirte Kurze-Waaren-Fabrik verspricht gleich günstige Resultate und dürfte bei der sehr bedeutenden Ausfuhr dieser Artikel, namentlich nach Schweden und Finnland, anderen Fabriken, die unseren Handel bisher damit versorgten, wesentlichen Abbruch thun. Die im südlichen Deutschland gegen die Hansestädte so oft vorgebrachte Beschuldigung, als ob sie vorzugsweise den Ab— satz euglischer Fabrikate vermitteln, findet in solchen Bestrebungen und Resultaten eigener Fabrikthätigkeit die beste Widerlegung.

Fe an r th.

Deputirten⸗ Kammer. Sitzu ug vom 27. Januar. Herr Ledru-Rollin, ein Mitglied der linken Seite, benutzte die Debatte über die legitimistische Frage dazu, der Regierung vorzuwer— fen, daß sie selbst durch ihre Politik an dem Wiedererwachen der legitimistischen Hoffnungen schuld sei, indem er sich zugleich aufs ener— gischste gegen die „Brandmarkung“ der Reisen nach Belgrave Square aus sprach.

Ich frage Sie, sagte der Redner unter Anderem, ob Sie auf Män- ner, die blos in ihrem innersten Gewissen eine Ansicht bewahren, die aber dem Könige der Franzosen den Eid der Treue geleistet haben und denselben halten werden, das Wort „Brandmarfung“ anwenden können? Glauben Sie etwa nicht an die Loyalität dieser Männer? Hüten Sie sich; Sie geben ihnen sonst das Recht, die Ihrige zu bezweifeln; wenn wir aber dahin gekommen sind, uns gegenseitig zu verdächtigen, so sind wir nicht länger eine politische Gewalt, sondern wir sind Feinde: wir schreiten rück wärts. Dies kümmert Sie aber nicht; an Erklärungen liegt Ihnen wenig; Sie wollen brandmarken. Wenn aber eine polltische Partei die Gewalt besäße, so würde sie von Ihrer Brandmarfung nichts zu fürch⸗ ten haben. Karl II. war in England gebrandmarkk worden? als er aber die Gewalt besaß, hinderte ihn dies nicht, wieder auf den Thron zu steigen. Niemand ward mehr gebrandmgarkt, als Napoleon im Jahre 1814; als er die Gewalt besaß, hinderte ihn dies nicht an der Rückkehr. Und wenn die Gewalt, die Sie jetzt brandmarken, jetzt nicht die Gewalt für sich hat: hüten Sie sich, Sie geben ihr dieselbe vielleicht zurück. Ich könnte Sie fragen, ob Sie nicht selbst dazu beigetragen haben, dem Schritte der Ern ft! Wichtigkeit zu verleihen? Der Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat zu Anfang dieser Session gesagt: „Seit dem Tode bes, Herzogs von Orleans, des müthmaßlichen Thronerben, hat die legitimistische ö neue Hoffnungen gefaßt und wieder das Haupt erhoben.“ Dagegen agte 1833 Herr Thiers: „Man zeige mir einen Karlisten in Frankreich; ich glaube nicht an Karlisten.“ Gelächter.)

Herr Thiers: Ich habe dles keinesweges gesagt.

Herr Ledru-Rollin: Die Verschiebenhtit zwischen diesen beiden Aeußerungen enspringt aus dem Verfahren der Regierung selbst. Der Nedner wirft nun der Regierung vor, daß sie die Fehler der Restauration neu begonnen habe; er tabelt ihr Verhalten gegen die National-Garde, bei den Wahlen und hinsichtlich der Presse. Man habe der Restauration ihr Budget vorgeworfen, und das Budget sei jetzt doppelt so groß.

96 ,. Aber das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und usgaben

Herr Ledru-Rollin: Ja, das Gleichgewicht, welches Sie mittelst Anleihen herstellen. In allen Punkten haben Sie die Restauration herge⸗

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Anwendung ber Gewalt zur Herstellung der alten Regierungsweise wahr— nahmen, des Glaubens wurden, daß zu dem Werke nur noch eine Sache sehle ein König nach ihrem Grundsatze. Der Irrthum der Legitimisten ist verzeihlich; haben Sie nicht seit 1639 fast alle Beamten der Restaura—= tion beibehalten? Haben Sie nicht durch einen Mann sich vertreten lassen, der die unheilvolle Gabe besaß, jede Katastrorhr vorauszusehen, indem er nach allen Unglücksfällen obenauf blieb? Während Sie die Opfer einer anderen Ueberzeugung als Gefangene, um dort zu sterben, in eine Festung sandten, wie sind Sie mit den Legitimisten verfahren? In der Armee hat man alle Legitimisten befördert, welche der neuen Negierung den Eid geleistet habenz in der Justiz hat man sie alle belassen; ja, selbst im Ministerium bestand die Ma⸗ sorität fast immer aus Personen, welche der Negierung der Restauration gedient. Ich komme zu anderen Thatsachen, die Sie näher berühren wer⸗ den, denn es handelt sich von Ihren eigenen Werken. Sie haben Alles herzustellen getrachtet, was nach der Juli Revolution verschwunden schien. So haben wir eine Zeit lang von den „Schiffen des Staates“ gesprochen, setzt sagen Sie in Ihren diplomatischen Noten „die Flotte des Jönigs.“ (Bewegung.) Eine Zeit lang hörten wir von der Regierung, von den drei Staats-Gewalten reden; jetzt nennt man uns, man wiederholt uns mit Nachdruck die „Regierung des Uönigs.“

Der Präsident: Die Charte sagt dies.

Herr Ledru-Rollin: Als die Charte ihrem Ursprunge noch näher

man im Namen des Volkes; jetzt sprechen Ihre Botschafter im Namen Ihres erlauchten Gebieters. Da man das Herz nicht hoch tragen kann, trägt man wenigstens den Kopf hoch. (Murren. In den Akten des Civil? standes haben Sie alte Formeln hergestelltz man behandelt sich mit „sehr hoher und sehr mächtiger Herr“, als ob der Pomp der Worte den Werth der Personen ersetzen könnte. (Murren; Ruf: Zur Ordnung! Zur Ordnung!)

Der Präsident: Eine solche Sprache ann nicht gestattet werden; ich rufe den Redner zur Ordnung.

Herr Ledru⸗-⸗Rollin: Wenn Sie es lieber wollen, so sage ich: als ob der Pomp der Worte den Werth der Personen steigern könnte. Der Nedner, welcher inmitten lauten Murrens fortspricht, wirft der Regierung noch vor, Adelstitel verliehen zu haben, und sagt dann, auf den Paragra⸗

phen der Adresse zurückkommend: Darf ich Sie nun fragen, wozu das Band des Eides nützen kann, wenn Sie nicht an die Lovalität der Men— schen glauben? Und die Brandmarkung, wozu wird sie dienen? Erlauben Sie mir, an ein Wort im Konvent zu erinnern. Man wollte eines seiner Mitglieder brandmarken; da sprach ein anderes die schönen Worte: „Unter Kollegen brandmarkt man sich nicht; man macht sich zum Richter, man ver= urtheilt sich.“

Eine Stimme: Man läßt sich tödten.

Herr Ledru-Rollin: Ja, man tödtet sich, aber man brandmarkt sich nicht; denn das gebrandmarfte Mitglied würde die ganze Versammlung brandmarken (Bewegung). Herr Odilon Barrot sagte Ihnen, daß Sie, um Ihrer Negierung Kraft zu verleihen, auf die Juli-Revolution zurückge⸗= hen, daß Sie auf ihren Grundsatz und ihre Quelle zurückkommen müßten. Entwickeln Sie diesen Grundsatz, und Sie werden sehen, wie mächtig Sie sind. Betrachten Sie nur die legitimistische Partei selbst; wenn sie auf das Land Eindruck machen will, so borgt sie die Sprache der Demokratie (Un— ruhe). Und neulich, Herr Guizot, als Sie gegen einen gewöhnlich so ge⸗ waltigen Nebner so gewaltig waren, lag der Grund blos darin, daß Sie die Sprache der Demokratie redeten. (Zur Linken: Sehr gut.) Bedenken Sie das! Und nun schließe ich mit den Worten; Einẽ aus der Demolratie entsprungene Regierung, welche ihren Grundsatz verleugnet, muß früher oder später fallen. (Aufregung.)

Herr von Lamartine stellte, wie schon erwähnt, in seiner Rede in Bezug auf die Reise der Legitimisten nach Londön den Un— terschied für die Betrachtungsweise auf, daß man dieselbe vom Ge⸗ sichtspunkt der Schicklichkeit und von dem der Sträflichkeit ansehen könne. In ersterer Beziehung aber stehe der Kammer nicht das Recht zu, ein Verdammungs⸗-Urtheil darüber zu fällen, und in letzterer würde sie es nur vermöge einer gerichtlichen Prozedur thun dürfen. So aber sei es ein Urtheil ohne Untersuchung.

Wenn die Handlung, bemerkte der Redner in dieser Hinsicht noch, welche von französischen Bürgern zu London begangen worden, strafbar ist, so fällt zum Theil wenigstens die Verantwortlichkeit dafür auf den Minister zurück, der die Pässe ertheilt hat.

Herr Duch atel, Minister des Innern: Der Redner weiß sehr wohl, daß, bei dem jetzigen Zustande der Gesetzgebung, es uns unmöglich ist, ei⸗ nen Paß zu verweigern und den Gründen nachzusorschen, aus welchen man ihn fordert.

Herr von Lamartine;: Ich weiß dies, aber wenn der Grund der Neise nach London in Ihren Augen so augenscheinlich strafbar gewesen war, so wäre es Ihre Pflicht gewesen, sie zu untersagen. Hinsichtlich der Schick lichkeits Frage bin ich in meinem Gewissen fast mit Ihnen übereinstimmend, und ich werde eine Thatsache anführen, die mich persönlich betrifft. Von einer Neise zurückkehrend und durch Deutschland ziehend, kam ich nicht weit von dem Orte, wo die verbannten Fütsten residirten, vorbei. Ich war in der Lage, dieser unglücklichen Familie den einsamen Zoll meiner Ehrfurcht darzubringen; dies konnte sich für jedes edelmüthige Herz, welches das UnQ glück achtet, und das Gestürzte nicht beschimpft, wohl schicken. Meine Neise⸗ gesährten, die nicht, wie ich, das Mandat eines Deputirten hatten, konnten der verbannten Familie ihre Ehrfurcht bezeigen. Ich enthielt mich dessen mit Schmerz. Ich sagte mir damals: Der Aft an sich selbst ist sehr un= schuldig; wenn ich nur ein gewöhnlicher Bürger wäre, wenn ich keinen besonderen Eid geleistet, wenn ich nicht von den Wählern eines wichtigen Bezirks ein besonderes Mandat erhalten hätte, unsere Institutionen in ihrem Namen zu vertheidigen, so würde ich diesen Schritt thun können. Aber ich bin kein alleinstehender Mann mehr; ich repräsentire nicht mehr mich selbst, sondern die Gesinnung eines zahlreichen Theils der Bevölkerung meines Landes. Daher glaubte ich das Benehmen, woran ich erinnere, beobachten zu müssen. Aber folgt hieraus, daß ich das Recht habe, diejenigen zu ver— dammen, die ein anderes Benehmen beobachtet haben? daß ich ihr über— mäßiges Zartgefühl tadeln dürfte? Wir könnten' uns dies als Menschen einander sagen, aber als Deputirte dürfen wir es nicht. .

Ueber das Resultat der Debatten ist gestern schon näher berich— tet worden.

Paris, 29. Jan. Der Moniteur veröffentlicht heute sol⸗ gende Depesche des französischen Konsuls in Jerusalem an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, die aus Jerusalem vom 19. Dezember datirt ist:

„Der erste Theil der von der hohen Pforte auf Verlangen unseres Botschafters verfügten Genugthuungen hat gestern seine Vollziehung erhalten. Der neue Pascha ist diesen Morgen in Jerusalem eingezogen. Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft erschien er im Konsulat, um, dem Üebereinkommen gemäß, seinen feierlichen Besuch abzustatten. Er überbrachte die in den bestimmtesten Ausdrücken abgefaßten Entschuldigungen seiner Negierung und die strengste Rüge des Benehmens seines Vorgängers, Mehmed Reschid Pascha. Die fünf Efendis, Urheber der Unordnüngen vom 29. Juli, haben die verdiente exemplarische Strafe erhalten. Der Pascha hat sie verhaften und sofort an den Ort bringen lassen, wo sie ihre Strafe zu bestehen haben. Diese Maß regel ist, was man für unmöglich hielt, ohne Störung der Ruhe vollzogen worden; die Stadt ist nicht aufgeregt, was man dem 'energischen Verhalten Haida Pascha's zuschreiben darf.“

Folgendes ist ein Vergleich der Masjoritäten bei Annahme der Adressen in der Deputirten-Kammer seit 1830:

stellt. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Legitimisten, da sie diese

d 209 Stimmen. 1 832 . 1 5 J 1. 1 ö , . 225 . 1835 2 52 52 22 21 ö * k 179 . . 85 y 100 . 1 13 * 18, HJ 169 9 1 7755.45 86 y 1 an... 84 1 ö 30 1

war, begnügte man sich, von der Regierung zu reden. Damals sprach

Demnach wurde eine einzige Adresse mit einer geringeren Majoritãt angenommen, als die diesjährige, nämlich die Adresse der Coalition, welche das Ministerium Molé stürzte. Das Ministerium ist seit 1810 am Ruder, und seine Majorität hat seitdem stets abgenommen.

Herr von Glücksberg ist aus Madrid hier angekommen; man glaubt, er werde nicht dahin zurückkehren, sondern zum Gesandten an einem deutschen Hofe ernannt werden.

H Paris, 29. Jan. In der heutigen Sitzung der Pairs⸗ Kammer legte der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Sum on, einen Gesetz-Entwurf über die Polizei der Eisenbahnen vor. In der Deputirten-Kammer verlas der Präsident eine Eingabe des Herrn von Laroche-Jacquelin, worin derselbe ganz kurz erklärt, seine Ent⸗ lassung zu geben. Der Minister bes Innern erinnerte daran, daß vor zwei Jahren ein Deputirter des Dordogne⸗Departements in Folge einer parlamentarischen Debatte seine Entlassung gegeben, die Kammer sie aber nicht angenommen, sondern dem Deputirten Zeit zur Erwä⸗ gung gelassen habe; man solle jetzt wieder so verfahren. Herr de la Plesse unterstützte diesen Antrag. Man ging darüber zur Tages⸗ Ordnung. Es wurde jedoch beschlossen, dem Minister des Innern von der Eingabe des Herrn von Laroche—Jacquelin noch keine Mit⸗ theilung zu machen, worüber einige Aufregung entstand. Kein Legi⸗ timist war bisher zugegen; da traten sie, an? 22 Mitglieder, herein, Herr Bechard voraus, die Herren von Laroche⸗Jacquelin und Berryer nicht dabei. Die Diskussion über die definitive Regulirung der Rech⸗ nungen von 1841 beginnt.

Die Kammer hatte sich auch in den Büreaus versammelt. Die Legitimisten hatten ihrerseits eine Versammlung gehalten, die bis 3 Uhr dauerte. Einer von ihnen hat der Kammer eine Erklärung, die in die Hände des Präsidenten niedergelegt wurde, überbracht, worin die Herren Berryer, Herzog von Valmy, von Larch und Blin de Bourdon gegen den vorgestrigen Beschluß der Kammer (has Wort flétrit betreffend) Protest einlegen, als gegen moralische Gewalt, die man gegen sie verübt habe, und ihre Entlassung geben. Der Mar⸗

Juis de Preigne, der ebenfalls zu London war, hat sich nicht ange⸗ schlossen. Herr Dupin erhob sich nach Verlesung der Erklärung und sagte, Niemand habe das Recht, gegen eine parlamentarische Enischei—⸗ dung Protest einzulegen. (Postschluß.)

7 Paris, 29. Jan. Herr von Laroche-Jacquelin hat durch die Gazette de France angezeigt, daß er seine Entlassung als Deputirter von Plourmel nehmen werde; er wird sie wahrscheinlich heut auf das Büreau der Kammer niederlegen und sie mit einer neuen Protestation begleiten. Man hat ebenfalls von dem Ausschei⸗ den mehrerer anderer legitimistischer Deputirten gesprochen; indeß ist noch nichts in dieser Beziehung beschlossen worden, und es scheint, daß die Meinungen hierüber getheilt sind; die Einen wollen sich zu⸗ rückziehen, die Anderen wollen bleiben. (Vergl. dagegen den vor⸗ stehenden Brief. Heut beschäftigt sich Alles nur mit dem Fehler, den man dadurch begangen hat, daß man das Wort „brandmarkt“ in die Adresse aufgenommen hat. Die ganze pariser Presse, mit Aus⸗ nahme des Journal des Débats und des Glo be, ist einstimmig über diesen Punkt, und mehrere Deputirte, die für die Adresse und für den Paragraphen gestimmt haben, bedauern dies heut schon. Binnen kurzem wird diese Haudlung der Kammer noch strenger beur⸗ theilt werden als es jetzt geschieht. Die Majoritäten haben allerdings die Macht in ihrem Dienste; aber damit ist nicht gesagt, daß sie auch die Vernunft, die Billigkeit und Gerechtigkeit für sich haben. Die Phrase, welche die Legitimisten brandmarkt, ist ein von den politischen Leidenschaften eingegebener Streich. Es ist weder ein Urtheil noch

eine Züchtigung; es ist ganz einfach eine Art Gewaltthat, die eine Blöße in den parlamentarischen Annalen Frankreichs bildet. Das Ministerium steht, ungeachtet der stürmischen und beklagens⸗ werthen Scenen am Freitag und Sonnabend, noch aufrecht; allein offenbar ist es weniger stark als vor acht Tagen, ehe die Adresse votirt wurde. Auch setzt sich jetzt der Ehrgeiz in Bewegung, und Herr Molé, einer von den drei Männern, die ein Kabinek zu bilden vermögen, scheint große Hoffnungen zu hegen. Er bereitet seit langer Zeit seinen Wiedereintritt ins Ministerium vor. Er wendet seine Muße dazu an, die national-ökonomischen Fragen zu studiren und die haupt- sächlichsten Probleme, die mit den materiellen Interessen Frankreichs verbunden sind, zu untersuchen. Seit langer Zeit schon versammelt er Sachverständige bei sich, um sich mit ihnen über die in verschie⸗ denen Industrie⸗ Zweigen einzuführenden Verbesserungen zu berathen. Er beschäftigt sich auch mit den arbeitenden Klassen und mit einer Versorgungs-Kasse für invalide Arbeiter. Alle Minister treten jmmer mit ähnlichen Projekten an die Spitze der Angelegenheiten; aber kaum sind sie installirt, so läßt die Politik sie ihre früheren Verbesserungs⸗ pläne vergessen und sie sind nur darauf bedacht, ihr Portefeuille zu bewahren. Herr Mols, der bereits mehrmals im Kabinet war, hat sich in der Beschützung der materiellen Interessen nicht mehr ausge⸗ zeichnet, als die Herren Thiers, Soult und Guizot. Alle Y fer haben ungeheure Summen ausgegeben, die mit den erlangten Resul⸗ taten in gar keinem Verhältnisse stehen. Herr Molé dürfte ungeachtet seines Programms, das er unter der Hand ins Publikum gelangen läßt, es kaum besser machen als seine Vorgänger.

A Paris, 29. Jan. Wenn wirklich hier und dort ein Zweifel darüber obwalten konnte, ob die letzten Kammer-Verhandlungen trotz ihrer scheinbar günstigen Nesultate nicht doch das Ministerium erschüt⸗ tert haben, so wird derselbe durch die Sprache des heutigen Jour⸗ nal des Débats beseitigt. Dieses Blatt erklärt nämlich, daß es ein Zeichen „der niederträchtigsten Feigheit oder der äußersten Gei= stesbeschränktheit“ sein würde, wenn das Kabinet unter den obwalten⸗ den Umständen daran denken wollte, der Opposition das Feld zu räu⸗ men. Das Journal des Dabats spricht in Fällen diefer Art niemals, ohne seiner Sache vollkommen gewiß zu sein, und am we⸗ nigsten in so starken Ausdrücken, wie diejenigen, welche wir angeführt haben. Mit seiner Erklärung sind daher alle Insinuationen der Op⸗ position zurückgewiesen, welche das Kabinet zumal auf das Bei-

spiel des Ministeriums Molc. hinwies, das sich zurückzog, als seine Majorität durch, die Coalition zwar nicht zerstört,

aber doch auf ein sehr geringes Stimmenmehr zurückgeführt war. Die Organe der Opposition, welche sich auf dies Beispiel beriefen, glaubten indessen wohl selbst schwerlich an die Anwendbarkeit desselben auf den gegenwärtigen Fall und noch weniger an dessen wirkliche Nachahmung durch das Ministerium Guizot. Die große Verschieden⸗ heit zwischen der gegenwärtigen ministeriellen Lage und dem Verhält⸗ nisse von 1839 besteht darin, daß das Ministerium Guizot seine Ma⸗ joörität nur in Folge zufälliger Umstände und in einem vereinzel- ten Falle auf eine zahl von 30 Stimmen zusammenschmelzen

sah, während dem Ministerium Molé eine systematische Oppo⸗ sition gegenüberstand, die stark genug war, um die Regie⸗ rung über den Ausgang einer seden

Frage zu beunruhigen, welche vielleicht in einem ungünstigen Augenblicke, etwa in hne heit einiger ministeriellen Deputirten, zur Abstimmun gebracht wor⸗ den wäre. Eine solche Stellung war für das Ministerium Mols allerdings schwer zu behaupten, und gleichwohl wird versichert, daß die bei dem Fortbestehen desselben am meisten betheiligten Personen nachträglich lebhafte Reue darüber empfunden, daß sie zu früh an