1844 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wigten in der fürstlichen Gruft wird, wie verlautet, er, g,, Nachts geschehen. Auch hört man, daß der Hof zu dieser Zeit das Schloß Rastede für einige Tage beziehen werde.

erzogthum Nassau, 2. Febr. (S. M.) Sr. 3 . ist aus Veranlassung seiner bevorstehen⸗ den Vermählung mit der Tochter Sr. Kaiserl. Hoheit des Groß fürsten Michael von Rußland von Seiten der Unterthanen eine Festgabe zu— edacht, die in einer prächtigen Staatskutsche und einem Sechsge⸗ pann schöner englischer Pferde mit prachtvollen Geschirren für die⸗ sols. Der Wagen nebst den Geschirren sind fast voll⸗

en . 33 * Ankauf der Pferde wird noch unterhandelt. Die

e zu Pferde, die für den Einzug des neuvermählten hohen . 2 errichtet wurde, ist vollstãndig ausgerüstet. Bei ihren Uniformen sind die nassauischen und die russischen Natio⸗ nalfarben mit vielem Geschmack, vereinigt. Der zur Verherrlichung des Einzuges im Werk befindliche Chor von Jungfrauen wird sehr zahlreich sein, da fast jede Gemeinde im Lande sich anschickt, von der ihr zustehenden Befugniß, ihrer zwei zu dem Ende zu entsenden, Ge—

brauch zu machen. Frankreich.

Paris, 5. Febr. In den letzten Tagen hat sich bekanntlich die Deputirten⸗Kämmer in ihren Büreaus mit dem Budget für 1815 beschäftigt. Im ersten Büreau hat sich Herr Garnier Pages sehr entschieden gegen die außerordentlichen und ergänzenden Kredite aus— gesprochen; die schwebende Schuld findet er schreckenerregend; unter die dringendsten und leichtesten Ersparnisse rechnet er eine Verminde⸗ rung des Kriegs⸗Budgets. Auch die Herren Bineau und Bondet halten eine Verminderung der Armee für nothwendig und angemessen. Herr Etienne empfiehlt die Organisation der Reserve, die ihm sowohl für die gegenwärtigen Bedürfnisse wie für die möglichen Ereignisse der Zukunft erforderlich erscheint, und wovon eine unmittelbare be— deutende Ersparniß im Kriegs Budget, so wie eine baldige ansehn— liche Vermehrung der Streitkräfte des Landes, zu erwarten sei. Herr Lepelletier d'Aulnay klagt über Unredlichkeit in den Truppen-Angaͤben für Algier; früher habe man die afrikanische Armee im Budget gar nur auf 35.000 Mann angesetzt, jetzt sei ihr Effektivbestand wenigstens auf Eh ,000 angegeben, aber alle Welt wisse, daß jetzt wie früher ihre Stärke sich auf 85,0090 Mann belaufe. Die Herren Boudet, Etienne, Deslongrais und Lepelletier d'Aulnay erklären die angebliche Herstel— lung des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben für illu⸗ sorisch, indeß wird im Ganzen doch anerkannt, daß man sich einem besseren Verhältniß in der Bilanz nähere, und daß das Gleichgewicht vielleicht herzustellen sein möchte, wenn im Kriegs-Budget noch mehr Reductionen vorgenommen würden. Herr Etienne tadelt, daß man, um ein Quasi⸗Gleichgewicht hervorzubringen, die großen öffentlichen Arbeiten, namentlich die Eisenbahnbauten, hintansetze und hierin die Ersparniß suche, was eine durchaus falsche Oekonomie sei; schon mit Hinsicht auf einen etwanigen Krieg müßte man sich, meint er, mit Vollendung der großen Eisenbahn⸗Linien beeilen, wie es zwei der nor— dischen Mächte, Desterreich und Pweußen, gethan, von denen man sich hierin habe überholen lassen, und die bereits große Eisenbahnstrecken fertig hätten, vermittelst deren sie unermeßliche Truppenmassen mit der Schnelligkeit des Blitzes nach allen ihren Gränzen hin würden schaffen und ihren Feinden zuvorkommen können; Frankreich möge bedenken, daß es sonst das Beispiel zu geben pflegte, statt sich darin vorangehen zu lassen; für besonders wichtig, in politischer wie strategischer Hin⸗ sicht, hielt er den baldigen Bau einer Eisenbahn von Paris nach Straßburg. Herr Murer de Bord sprach mit großer Lebhaftigkeit gegen die Zuflucht zu Anleihen, indem er auf die Sparkassen verwies, deren man sich als Hülfsquelle bebienen solle, wenn man Geld brauche. Diesem Rath stellte Herr Fould entgegen, erstens, daß dies am Ende nichts Anderes sein würde, als eine Anleihe, und zweitens, daß man sich des Hülfsmittels, welches die Sparkassen darböten, jedenfalls für die alleräußersten Fälle großer Krisen aufbewahren müsse. Außer diesen Punften wurden noch einige andere, wie das Hypothekenwefen und die Grundsteuer, im Lauf der Diskussion berührt, jedoch nur obenhin und ohne ein allgemeineres Interesse darzubieten.

Unter denen, welche Herrn Guizot in der stürmischen Sitzung der Deputirten stammer bei den Debatten über den letzten Adreß Paragraphen seine Reise nach Gent zu Ludwig XVIII. während der hundert Tage zum Vorwurf machten, obgleich Herr Guizot erst unter der Nestauration, im Jahre 1814, in den Staatsdienst getreten war, befand sich bekanntlich auch Herr Odilon Barrot. Nun hat dieser aber im Jahre 1815 zur Vertheidigung seines Vaters eine Schrift herausgegeben, die jetzt fast in Vergessenheit gekommen, die jeboch das Journal des Dabats hervorholt, um zu zeigen, wie leicht sich die von der linken Seite gegen Herrn Guizot gebrauchte Waffe gegen die Angreifenden umkehren lasse. Odilon Barrot war, wie aus jener Schrift hervorgeht, damals ein eben so eifriger Royalist und eben so heftiger Gegner Napoleon's wie Herr Guizot, ja, er sagte selbst von seinem Vater aus, daß derselbe während der 100 Tage „bereit gewesen, sich zu begeben, wohin Ludwig XVlil. ihn be— rufen haben würde.“ Es galt nämlich, seinen Vater, gegen den sich, als der König ihn nach seiner Rückkehr von Gent zum Mitglied

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des Tribunals erster Instanz zu Paris ernannte, die Stimme der Reaction erhob, eßleich er im Konvent den Muth gehabt, gegen den Tod, Ludwig's XVI. zu stimmen und eine energische Rede gegen die blutige Sentenz zu halten, obgleich er als Mitglied des Corps lägis⸗ latif und der Deputirten Kammer von 1814 entschiedene Abneigung gegen die Kaiserherrschaft und lebhaste Anhänglichkeit an die Restau⸗= ration gezeigt und sich in den 100 Tagen von den öffentlichen Ange⸗ legenheiten fern gehalten hatte, es galt, denselben gegen jene Reaction zu vertheidigen. Odilon Barrok that dies in der erwähn⸗ ten Schrift, in welcher er von seinem Vater rühmte, daß er am 18. März 1815, als Bonaparte schon vor den Thoren von Paris gestanden und ein Jeder daran gedacht, mit der Partei, deren Sieg man erwartete, seinen Handel abzuschließen, auß die Rednerbühne gestiegen sei und ein Manifest gegen den Ufurpator vo chlagen habe, welches durch Acclamation angenommen worden, daß er dann, treu seinem Eide, sich aufs Land zurückgezogen und dort mit seiner Familie bis zur Rückkehr Ludwig's XVIII., auf die Befehle des Königs harrend, ge⸗ blieben sei u. s. w. Von sich selbst aber rühmt Herr Odilon Barrot in derselben Schrift, daß er in der Nacht, wo Ludwig XVIII. nach Gent abgereist, als National-Gardist mit in den Zimmern des nigs auf Wache gestanden, daß Se. Majestät ihre Thränen gesehen und den Ausbruch ihres Enthusiasmus mit Mühe zurückgehalten habe. „Bei der Ankunft des Usurpators“, fügt Herr Odilon Barrot hinzu, entkleidete ich mich sogleich meiner Advokaten⸗Titel, die ich der Munifizenz des Königs verdankte; ich wollte mei⸗ nen Eid nicht verletzen. Erst nach der Rücklehr Sr. Majestät nahm ich sie wieder an. In der Kammer der Advokaten aber unter— zeichntte ich eine Petition, welche fast einen Monat vor der Rück— kehr Sr. Majestät, noch inmitten des Lärmens der Verbündeten, nach dem König und der Charte verlangte.“ Gegen diese Anführungen im Journal des Débats weist indeß der Courrier frangais einen, wenn er gegründet wäre, nicht unerheblichen Unterschied in der Handlungsweise der Herren Guizot und Odilon Barrot auf. „Herr Bar— rot“, sagt dies Blatt, „war seinen Grundsätzen treu und verweigerte der Regierung der hundert Tage den Eid. Herr Guizot dagegen der erst 1814 unter Ludwig XVIII. in den Staatsdienst getreken war) be— eilt sich, der Kaiserlichen Regierung den Eid zu leisten; er nahm öffentliche Functionen an, unterzeichnete die Zusatz-Akte und ging nur aus Aerger über eine verdiente Absetzung zu Ludwig XVIil. nach Gent.“ Das Journal des Débats erklärt aber diese Angaben des ebengenannten Blattes für durchaus unrichtig. „Herr Gulzot“, sagt es, „hatte die Zusatz⸗Akte nicht unterzeichnet; am 20. März kehrte er ganz einfach in die Sorbonne zurück und verschloß sich in seine Professor⸗ Functionen. Nicht Herr Guizot, der jetzige Minister, war es, der von Carnot mit einem gewissen Aufsehen abgesetzt wurde. Der ganze Irrthum beruht hier auf eine Verwechselung der Personen, und der einzige Vorwurf, den man Herrn Guizot machen kann, ist, daß er denselben nicht früher berichtigt hat. Auf die Gefahr hin, sein Mißfallen zu erregen, stellen wir heute die Wahrheit her.“ End— lich bringt auch der offizielle Moniteur nun folgende Erklärung in Bezug auf die gegen Herrn Guizot erhobenen Anschuldigungen: „Mehrere Blätter haben neuerlich wiederholt, der Minister der aäus— wärtigen Angelegenheiten, Herr Guizot, der in den Jahren 1814 und 1815 General⸗Secretair im Ministerium des Innern war, habe diese Functionen in den hundert Tagen unter dem Ministerium des durch Dekret vom 29. März 1815 zum Minister des Innern ernannten Generals Grafen Carnot behalten, er habe die Zusatz⸗Akte unter⸗ zeichnet, und er sei abgesetzt worden. Eines diefer Blätter hat sich auf das Zeugniß des Moniteur berufen. Diese Behauptungen sind durchaus falsch. Herr Guizot, der jetzige Minister der auswär⸗ tigen Angelegenheiten, war gleich am 20. März 1815 aus dem Mi— nisterium des Innern ausgetreten; er wurde in seinen Functionen als General- Secretair vermittelst eines Dekrets vom 23. März durch den Baron Basset de Chateaubourg, ehemaligen Präfekten, ersetzt, dem dieselben übertragen wurden. (Gefetz-Bülletin, Rr. 5, Seite 34.) Nicht Herr Frangois Guizot ist es, von welchem im Moniteu vom 14. Mai 1815, Seite 56, die Rede, sondern Herr J. J. Guizot, damaliger Büreau⸗Chef im Ministerium des Innern, der in der That im Monat Mai 1815 seiner Functionen enthoben wurde.“ Daß übrigens der Ausdauer, mit welcher Herr Guizot sich gegen die An— griffe der linken Seite mit Hinsicht auf sein Verhalten während der hundert Tage vertheidigte, in den englischen Zeitungen allgemeines Lob gezollt wird, dient dem Minister, wie zu erwarten war, zu desto größerem Vorwurf bei der französischen Oppositions⸗Presse. Deputirte von der konservativen Partei werden sich im Laufe der Woche mehrmals versammeln, um über die eingetretenen Verhältnisse zu Rath zu gehen; man nennt die Herren Fulchiron, Perier und Le— febvre als diejenigen Deputirten, bei welchen diese Versammlungen stattfinden sollen. Gestern um 1 Uhr war Herr Villemain mit meh⸗ reren anderen Ministern in den Tuilerleen, um Konferenz mit dem König zu halten. Man besorgt, daß die Fraction der Konservativen, welche der Leitung des Herrn von Salvandy folgt, und die funfzehn Stimmen zählt, sich in Folge der letzten Vorgänge ganz dem linken Centrum zu— wenden werde, zu dem sie seither schon hinneigte. Es sollen nun Ver— suche gemacht werden, eine solche Spaltung zu verhüten. Bei Herrn von Salvandy lassen sich fortwährend zahlreiche Personen einschreiben;

unter ihnen bemerkte man auch mehrere angesehene Konservative. Die Oppositions-Journale schöpfen neue r . sie behaupten, das Ministerium vom 29. Oktober werde nicht länger mehr die Ver⸗ waltung leiten können; unter den Konservatiwen Felbst nehmen die Spaltungen mehr und mehr zu, so daß eine Aenderung des Kabinets unvermeidlich werde. In diesem Falle würde wieder ein Versuch mit einem gemischten Ministerium unter der Präsidentschaft des Gra⸗ fen Mols gemacht werden. Herr Salvand) begab sich vorgestern Abend zu Herrn Molé, mit dem er lange in . blieb.

Die Gesellschaften der Journale Constitutionnel und Com merce haben sich in Folge zweier Schiedsrichtersprüche aufgelöst. Liquidatoren des Constitütionnel sind die drei Geschäftsführer 1 eg n., welches wahrscheinlich nächstens öffentlich verkauft wer— en wird.

m Paris, 5. Febr. Seit vier oder fünf Tagen bildet Graf Salvandy den vorzüglichsten Gegenstand der Polemik unserer Tages⸗ blätter. Selbst die Thron⸗Rede der Königin don Großbritanien tritt vor der Demission des Grafen Salvandy in den Hintergrund. Die Ursache davon werde ich Ihnen weiter unten anführen. Zuerst han⸗ delt es sich darum, das Faktum nach seinen Details genau festzustellen. Die verschiedenen Berichte, welche unsere Tagesblätter darüber ver⸗ öffentlichen, sind mehr geeignet, irre zu leiten, als die Wahrheit auf⸗ zudecken. Ich will Ihnen die Umstände dieses parlamentarischen Zwischenfalles so wiederholen, wie sie von einem vertrauten Freunde des Grafen Salvandy in einem der achtbarsten politischen Zirkel gestern Abends in Anwesenheit von etwa zwanzig Deputirten erzählt

wurden. ; . Sie wissen, daß eine bedeutende Fraction der konservativen Par—

tei der Ansicht war, den Ausdruck létrir in der Phrase gegen die Legitimisten auszustreichen. Graf Salvandy stand an der Spitze die ser Partei und hatte Ursache, zu glauben, daß bei Hofe seine Ansicht gebilligt werde, indem Herr Thiers, der während der Diskussion der Adresse mehrmals in Privat-Audienz vom Könige empfangen worden war, sich gleichfalls gegen den Ausdruck flatrir erklärt hatte. Sie wissen ferner, daß das Kabinet wirklich zuletzt die Kommission der Adresse ermächtigte, fðUétrir durch den Ausdruck blamer zu er— setzen, wie aber diese Aenderung im Adreß-Entwurf durch den übel⸗ berathenen Eifer des Herrn Hebert vereitelt wurde. Bevor die Siz⸗ zung vom 27sten v. M. begann, worin die Phrase gegen die Legiti⸗ misten zur Abstimmung kommen sollte, hatte Graf Salvandy mit Herrn Guizot im Konferenzsaale der Deputirten⸗-Kammer eine lebhafte Diskussion, wo Ersterer die Nachgiebigkeit des Kabinets gegen Herrn Hébert als unverzeihlich bekrittelte. Es scheint, daß Herr Guizot darauf etwas derb antwortete und den Grafen Salvandy so verletzte, daß dieser, als später Herr Berryer und Herr Laroche⸗Jacquelin auf der Tribüne waren, mehrmals die beiden legitimistischen Redner laut beklatschte. Herr Guizot fand ein solches Beklatschen unpassend und setzte Salvandy deshalb sofort zur Rede. Gleichwohl stimmte Graf Salvandy in der nämlichen Sitzung zweimal offen zu Gunsten der Legitimisten. Die Phrase gegen die Legltimisten wurde bekanntlich zwar adoptirt, jedoch nur nach einer ersten zweifelhaften Abstimmung. Als der König sich darüber äußerte, soll Herr Guizot die Schuld davon auf den Grafen Salvandy geschoben haben, dessen Beispiel zehn bis funfzehn Konservative verleitet hätte, statt für die Dynastie zu Gun⸗ sten der Legitimisten zu stimmen. Herr Guizot soll zugleich mißbilli= gend bemerkt haben, daß Herr von Salvandy während seines letzten Aufenthalts in Turin mit mehreren Familien jener Resibenz sich in genaue Verbindung eingelassen hätte, von denen er gewußt, daß sie zu den exaltirtesten Legitimisten gehören.

Nun erzählt man weiter, daß der König Herrn von Salvandy bei Gelegenheit der Ueberreichung der Adresse am, 31. Januar der Graf war Mitglied der dazu bestimmlen Deputation mit sicht⸗ licher Kälte empfangen und ihm sogar in einer Unterredung, welche er mit ihm nach der bei dieser Gelegenheit herkömmlichen Leremonie gehabt, über seine legitimistischen Verbindungen in Turin und seine legitimistischen Tendenzen in Paris einiges Empfindliche gesagt habe. Graf Salvandy errieth sogleich, woher der Schlag kam, und ohne mit Herrn Guizot näher darüber zu sprechen, schickte er am folgenden Morgen dem Könige seine Entlassung ein. Herr Guizot bat, indem er, die üblen Folgen dieses Schrittes voraussah, den König, ihn zu ermächtigen, mit Graf Salvandy in Un— terhandlung zu treten. Der König erbot sich seinerseits dazu mitzu— wirken und schickte deshalb den Grafen Molé zu Herrn von Sal— vandy. Herr Guizot bat zu gleicher Zeit die Herren Villemain und Dumont, mit ihm zu unterhandeln. Von beiden Seiten wurde nichts ausgerichtet. Der König beschied den Grafen Salvandy nach den Tuilerieen, und hier schien Letzterer etwas nachgiebiger werden zu wollen. Aus den Tuilerieen ging er nach der Beputirten⸗Kammer, wo einige seiner Freunde ihm eröffneten, Herr Guizot wünsche zwar, daß er seine Entlassung zurücknehme, doch unter der Bedingung, daß er, aus leicht begreiflichen Gründen, vor der Diskussion, der geheimen Fo ds auf seinen Posten zurückkehren solle. Denn wie es scheint, fürchtet Herr Guizot gewisse Aufschlüsse über die Politik des Kabinets in Betreff Spaniens. Graf Salvandy er⸗

klärte sogleich, daß er nie hierin dem Begehren des Herrn Guizot

tige Deutung der auf der Rückseite im Abschnitte der Münzen befindlichen, bisher ganz mißverstandenen Legende COOH, so wie das Werthsver⸗ häliniß der verschiedenen byzantinischen Münzen unter sich, basirt auf den Gold- Solidus, von welchen 72 Stück auf ein Pfund gerechnet wurden, hervr pe haben zu werden verdient.

ußerdem wurden von dem Kaisenlich russischen Gesandten, Freiherrn von Megendorff Excellenz, den Herren Eichler und Hof⸗Medailleur Professor Brandt. ältere und neuere lunstvolle Medaillen⸗Arbeiten, so wie endlich von dem Secretair die neuesten literarischen Erscheinungen, als die Verzeichnisse der merlwürdigen Reichel schen Münzen Sammlung zu St. Petersburg, Melly's Beträge zur Siegelkunde des Mittelalters, n. a. m.

„Februar versammelte sich unter dem Vorsitze Sr. Durchlaucht des Herrn i , Radziwill die numismatische Gesellschaft zum dritten⸗ male. Bei dieser Gelegenheit legte der Herr General-Wardein Kandel hardt die vollständige Reihe aller bis jetzt geprägten Vereins⸗Thaler vor. Es ergiebt sich daraus, daß, mit Ausnahme von Hessen⸗ Homburg und Qhen sollern · dechlngen, von allen zum deuͤtschen Joll⸗Verein gehörigen aahen, die durch die Dresdener Convention vom Jahre 1835 beschlossene 2 Thaler⸗Muünze (von 2 Thalern Preuß. 35 Gulden) jetzt al ins Leben getreten ist, auch daß der größte Theil dieser Thaler, —— e Millionen Stück für 12 verschiedene Vereinsstaaten in der ber⸗= * * ae gt worden ist. Zur Geschichte dieser den Verkehr so * pi n Münze wurde hoch bemerkö; daß die Ider zu ihrer P ** reußen aus e f. Namentlich brachte der General⸗ e n Tarsch Münzen, Herr Gödeking, dieselbe zu⸗ sconitten. und ag ahre 1837 in Berlin ein Stempel ge= * damit en Probestücke fanden bei den fengls cord *. usstagten so ungetheilten Beifall, daß 66 * keine weitere Schwirrigkei entgegenstand. 5 34 El hard gleichzei nn,, ten vollständigen ö ch. nicht zurücgchalten erden, daß auch die

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bel den alten fönsschen Cunment- Münzen benen ö 5 1

aber bei den eben erwähnten bayerischen, so wie auch bei einigen württem⸗= bergischen, russischen und anderen Münzen nachgeahmt sinden.

Der Herr Geh. Rath Tölken legte der Gesellschaft eine höchst merk⸗ würdige bisher noch nicht bekannte große Goldmünze, des Kurfürsten Joachlm II. vom Jahre 1570, 107 Dukaten schwer, einen sogenannten Portugalöser vor, welcher vor einigen Tagen ganz zufällig aus den Händen eines Landmannes für das hiesige Königliche Münz -Kabinet erworben wurde. Da das Stück gehenkelt, sonst aber in keiner Sammlung mehr aufzufinden ist, so wurde vorausgesetßzt: daß dasselbe nur in wenig Stücken ausgeprägt worden und nach der Sitte jener Zeit von dem Kurfürsten nur als Ehrengeschenk mit einer goldenen Kette, an Personen seiner nächsten Umgebungen verliehen worden sei. Hieran reihte sich der von Herrn Eichler vorgelegte Gops-Abguß von dem großen auf der hiesigen Königlichen Kunst— Kammer befindlichen, in Speckstein geschnittenen Medaillon desselben Kur— fürsten, welcher als vortreffliches Kunstwerk des 16ten Jahrhunderts allge— meine Aufmerksamkeit erregte. 2 ö

Herr ꝛc. Tölken erklärte sodann eine beträchtliche Anzahl Spottmünzen aus dem 16ten Jahrhundert, hervorgerufen durch den ungezügelisten Haß der Protestanten gegen das Papstthum und umgekehrt der Katholiken gegen die Pro⸗ iestanten. Sie geben einen Maßstab für die Derbheit, ja Rohheit, mit welcher in jener Zeit religlöse Kämpfe ausgefochten wurden. Erfreulicher waren als Kunst⸗ gebilde ein von Herrn Tölken vorgelegtes, im K. Kabinette nicht vorhande⸗ nes Medaillon mit dem hocherhabenen Bildnisse Melanchton's in seinem 47sten Lebensjahre, demnaͤchst zwei im Besitz des Miedailleurs Herrn Lorenz besindliche, von Girometti vortrefflich gearbeitete Medaillons des jetz regierenden Papstes. Herr Professor Brandt brachte sodann seine neuesten Erzeugnisse, zwei Denkmünzen auf den Prinzen August von Preußen und 51 die Jübelfeier des hiesggen Predigers Moliere zur Ansicht. Beide ga— ben den Beweis, wie schnell der Künstler zu schaffen weiß.

Zum Schlusse hielt der Privat- Dozent Herr Dr. Köhne einen aus— führlichen Vortrag über seine neueste Schrist „Die auf die Geschichte der Deutschen und Sarmaten bezüglichen römischen Münzen“ und erläuterte denselben 1 mehrere seinem Werke beigegebene schöne Kupfertafeln. Derr Köhne bewies aus den Inschriften und bildlichen r,, . der von 57 aus einem Zeitraume von viertehalb Jahrhunderten von Drusus dem Aelleren bis auf Konstantin den Jüngeren min größtem Fleiße zusam⸗

mengetragenen großen Anzahl römischer Münzen, so wie aus den Zeug nissen gleichzeitiger Schriftsteller: daß die Sarmaten, wie bisher meist . angenommen worden, keinesweges die Urväter der Slaven gewesen; da diese Letzteren vielmehr aus der Geschichte nur al europãisches Urvolkl bekannt sind, deren erste, uns bekannte Heimat die östlich und nord⸗ östlich an Böhmen gränzenden Gegenden waren, während die diesen Sla— ven stets feindlich gegenüberstehenden Sarmaten CSauromaten oder Syr⸗ maten) aus Asien stammten. Wenn man die Sarmaten auch nicht für Deutsche halten dürfe, so standen dieselben, nach den scharfsinnigen Ermit—⸗ telungen des Herrn 2. Köhne, doch jedenfalls zu den Deutschen in demselben verwandtschastlichen Verhältnisse wie die gleichfalls aus Asien stammenden Alanen; diese daher, wie die Sarmaten, dürfe man mit ue n u geng als Halbdeutsche bezeichnen. Wir erfahren aus diesen uns . Münzen ferner, daß die zur Zeit Mare Aurel's eng verbundenen ermanen und, Sarmaten gleiche Waffen trugen und daß einige , später jeder Unterschied zwischen den Sammaten und ihren dentschen Nachbarn aufge— hört hatte.

Luther's⸗Stiftung.

Li chienenen Prospekte zufolge, wird zum Andenken an den , n. n, f Jahren 1544 erfolgten Tod Luther's eine Luther's-Stiftung zum Besten der Waisen würdiger Prediger ge⸗ gründet werden; zur Bildung des ersten Fends dazu werden mehrere Schrif⸗ fen aus dem engeren oder weiteren theologischen Gebiete erscheinen, und zwar zunächst ein Band Predigten, welcher was wörtlich zu nehmen aus Beiträgen der ausgezeichnetsten Nedner des In- und Auslandes beste⸗ hen wird. So weit die Einsicht in den Prospeft es uns zuläßt, ann das schon an und für sich großartige Unternehmen nur empfohlen werden, und es wäre in der That wünschenswerth, wenn Viele durch ben Prospell, den die Buchhandlungen gratis vertheilen, zum Beitritt sich angetrieben fühlten, um das Werk mit begründen zu helsen. Wenn in unserer Zeit jede geringfügige Unternehmung als eine „zeitgemäße“ angepriesen wird, so kann diese üg vorzugsweise als solche bezeichnet werden.

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nachgeben werde, weil seine Abreise nach Turin ihm als eine Schwäche oder, noch ärger, als ein Abfinden mit Herrn Guizot vorgeworfen werden dürfte. Alle Bemühungen des Königs und des Herrn Guizot, ihn eines Anderen zu bereden, blieben ohne Erfolg, und man mußte zur anderweitigen Besetzung des von ihm aufgegebenen Botschafter⸗ postens schreiten. . . . .

Für die Opposition hat die Sache eine zweifache Wichtigkeit. Sie gewährt ihr einen günstigen Vorwand, um bei der bevorstehenden Diskussion der geheimen Fonds das Kabinet über die verletzte Un— abhängigkeit des Votums eines Deputirten zur Rede zu stellen; und zweitens bewährt sie die Angemessenheit, den Vorschlag des Herrn Ganneron, betreffend die Inkompatibilität des öffentlichen Beamten Charakters mit der Deputation, in der diesjährigen Session zu wie— derholen. Darum der große Lärm, welchen die sämmtliche Oppo⸗ sitions⸗Presse über die Demission des Grafen Salvandy erhebt.

T Paris, 5. Febr. Am vorigen Sonnabend fand ein Mi— nister⸗-Conseil statt, in dem es sehr stürmisch zuging. Die Entlassung des Herrn von Salvandy bildete den Hauptgegenstand der Diskus— sion. Man tadelte bitter Herrn Guizot's Benehmen in dieser Ange⸗ legenheit und am stärksten sprach sich Herr Dumon aus, also der jenige Minister, der erst ganz neuerdings auf Herrn Guizot's Betrieb in das Kabinet eingetreten ist. Man tadelte Herrn Guizot auch we— gen der Erörterung am Schlusse der Adresse. Alle diese Konflikte sind nicht geeignet, das Kabinet zu befestigen, das übrigens die Ge— fahren seiner Lage sehr wohl fühlt. Es sucht die öffentlichen Sitzun⸗ gen der Deputirten-Kammer so viel wie möglich auszufetzen; denn es fürchtet die Interpellationen und die schlecht besänftigte Animo⸗ sitit der Linken gegen Herrn Guizot. Die Linke ist um so übler gelaunt, als die Wiederauffindung einer alten Schrift von Herrn Odilon Barrot eine gewisse Aufregung in der Partei hervorgebracht hat. (Vergl. oben. Die ministeriellen Journale, d. h. das Jour—⸗ nal des Bébats und der Globe, haben Auslegungen dieser Schrift enthalten, die der Linken sehr mißfallen mußten. Namentlich ist der Globe unerschöpflich in seinen Kommentaren, und selt brei Tagen sind seine Spalten mit Artikeln über Herrn Barrot angefüllt. Ber Globe empfängt bekanntlich seine Eingebungen direkt von dem Mi— nister der auswärtigen Angelegenheiten.

Die Debatten in den beiden englischen Parlamentshäusern sind dem französischen Kabinet durchaus günstig. Bie von Lord Brougham gesprochenen Worte müssen Herrn Guizot in gewissem Grade über die Täuschungen, welche er hier erfahren hat, getröstet haben. Noch nie ist Frankreich im englischen Parlamente so gut behandelt worden. Die ganze erste Sitzung ist, so zu sagen, den zwischen beiden Län— dern bestehenden Beziehungen gewidmet gewesen. Diese Dis kussion hat, man muß es gestehen, in Frankreich einen guten Eindruck hervorge⸗ bracht, und den Oppositions Journalen scheint dadurch ein großer Quer⸗ strich durch ihre Rechnung gemacht worden zu sein. So sagt z. B. der National: „Was zuerst auffällt, ist die Sorgfalt, womit die britischen Staatsmänner den Groll Frankreichs zu besänftigen suchen. Lord Broöugham, wie Lord Clive, Lord J. Russell und Sir Robert Peel, Alle wetteifern in guten Gesinnungen und guten Worten. Selbst Lord Palmerston freut sich, das gute Einverständniß zwischen beiden Völkern wiederhergestellt zu sehen. Ebenso die Masfe; bei jedem Worte des Wohlwollens oder des Lobes applaudirt sie; ja sie applaudirt selbst bei den Schmeicheleien, womit die Redner nach einander den vergan⸗ genen Ruhm einer der größten Nationen Europa's erheben. Was wollen sie denn? Vor vier Jahren behaupteten sie, uns durch ein Nadelöhr kriechen zu lassen, und jetzt beeilen sich alle, ihre freund⸗ schaftlichen Gesinnungen zu bekräftigen. Warum so große Höflichkeit nach so großer Unverschämtheit? Das Ministerium wird ohne Zwei⸗ fel mit dieser Veränderung prahlen, die den Zweck zu haben scheint, den ziemlich zurückhaltenden und etwas geringschätzigen Ton der Thron⸗ Rede wieder gut zu machen. Ach nein! Alle Worte der britischen Staatsmänner, was sie sagen und namentlich was in ihren Reden liegt, beweist, daß das Ministerium 6 täuscht. Nicht seiner unterwürsigen Stellung, sondern der festen und einiger⸗ maßen drohenden Haltung Frankreichs gebührt die Ehre jener bedeu— tungsvollen Konzession.“ Die anderen Oppositions Journale leugnen gleichfalls, daß das Ministerium zu den günstigen Gesinnungen, die sich in diesem Augenblicke jenseits des Kanals für Frankreich kund— geben, etwas beigetragen habe. Das Argument ist spaßhaft, aber keinesweges neu in den Blättern der Linken. So oft etwas dem Lande Nachtheiliges geschieht, schreiben sie es auf der Stelle dem Ministerium zu; sobald aber der Zustand des Landes günstig ist, so geschieht dies ohne Zuthun des Ministeriums. Von bieser Art ist meistentheils die Logik der Oppositions⸗-Journale.

Grossbritanien und Irland.

London, 3. Febr. Heute Morgen traf die Nachricht von dem Ableben des Herzogs von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha, Vaters des Prin- zen Albrecht, hier ein und versetzte die Königliche Familie in die tiefste Trauer, zumal da man von der Erkrankung des Herzogs zuvor keine Kunde erhalten hatte, Die Abreise des Hofes nach Windsor, welche morgen stattsinden sollte, ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Eine der Hauptfragen, welche in der diesjährigen Session zur Erörterung kommen werden, die Frage des Korngesetzes, ist bereits so gut wie entschieden, nachdem die Minister in der, ersten Debatte des Unterhauses den Weg bezeichnet haben, den sie hierin einzuschla—⸗ gen entschlossen sind. Entweder eine schwankende Zollrolle oder gar keinen Zoll für fremdes Getreide ist das Losungswort der Regierungs⸗ Partei; wenn das Prinzip der ersteren aufgegeben werden immuß, soll die Abschaffung jedes Zolles eintrrten. „Daß diese Erklärung kühn ist, sagt die Times, welche das Prinzip des festen Zolles vertritt, „geben wir zu; daß sie aber weise ist, können wir nach unseren Ansichten über Handels⸗-Politik nicht einräumen. Sie wird ohne Zweifel jene An⸗ hänger des Kabinets zufrieden stellen, welche ihre ausschlisßlichen Interes⸗ sen zu wahren bedacht sind; sie wird die Energie und Beharrlichkeit der ultra- liberalen Partei verstärken, aber den gemäßigten und denkenden Kon⸗= servativen kann sie nicht willkommen und beruhigend sein. Wir glauben, daß Jeder, der die gegenwärtige Lage Englands betrachtet, zu der Ueber= zeugung gelangen muß, daß die Zeit vorüber ist, da die beiden streitenden Parteien durch irgend einen Vorschlag versöhnt werden können. Die Leidenschaften des Volks sind auf der einen Seite aufgeregt; durch das betrügerische Geschrei nach „billigem Brod“ hat man dasseibe be= zaubert. Alle Trugschlüsse, welche auf das Gefühl der Menge wirken könnten, alle Kunstgriffe, sie zu verführen, sind angewandt worden; Wahrheit hat man mit der Falschheit vermischt, um diese annehmbarer zu machen. Auf der anderen Seite stehen Männer, deren Opposition auf verschiedener, aber nicht unvereinbgrer Grundlage beruht die Einen wollen den Schutz nothwendig für die Agrikultur, die Anderen verschmähen jede Konzesston als ein Anzeichen von Zaghaftigkeit ge⸗ genüber einer Verbindung, welche unter der Fahne des freien Handels den Kampf der Demokratie kämpft; aber Niemand von ihnen läßt es sich angelegen sein, den Beifall der Menge zu gewinnen und den Enthusiasmus des Polls aufzuregen. Auch hat diese Partei, so ach— tungswerth und einflußreich sie sein mag, nicht sene Autorität, welche der . wirklich aufgeklärter Männer gewährt, denn diejenigen, welche Handels- und Finanz⸗Wissenschaft ernstlich studirt haben, sind zwar nicht für die Gegenpartei, aber noch viel weniger für sie. Am

265 wenigsten von allen, fürchten wir, können die Agrikulturisten auf die Unterstützung ihrer eigenen unmittelbaren Abhängigen rechnen, wie die Erfolge der Emissaire der League in den Agrikultur⸗-Distrikten es hin⸗ reichend beweisen. Schauen wir so auf den Zustand der Parteien, so können wir nur bedauern, daß der Minister die Gelegenhelt wahr⸗ genommen hat, die Tugend der Konsequenz zu offenbaren; noch we⸗ niger können wir die Haltbarkeit der Gründe erkennen, mit welchen er seine Politik vertheidigt. Er stützt sich zwar auf seine parlamen⸗ tarische Phalanx und mag vielleicht hoffen, daß mit der Fortdauer der Wohlfahrt des Landes und einem blühenden Handel das jetzige Geschrei nach billigem Brodte aufhören wird; wir glauben indeß, daß er irrt, und halten es überdies für eine der Regierung würdige Aufgabe, die peinliche Frage endlich zu entscheiden und unglücklichen Spaltungen ein Ziel zu setzen.“ 8elgien.

t Brüssel, 6. Febr. Nach der großen Majorität, die sich für das Budget des Ministers des Innern ausgesprochen, und die nach einem der heftigsten Angriffe dem Minister einen so glänzenden Sieg bereitet hatte, mußten die Gerüchte von einer Ministerial⸗Ver⸗ änderung, die in der That nicht ganz ohne Grund waren, von selbst aufhören und einer um so festeren Ueberzeugung von der Dauer des Kabinets Raum geben. Es ist in dem Repräsentativ-System eine merkwürdige Erscheinung, daß die Opposition häusig gegen den Mi⸗ nister am stärksten ist, in dessen Fähigkeit man das größte Vertrauen hat. Sie erklärt sich freilich durch die Partei⸗Meinungen, die per— sönlichen Interessen und die Engagements, wodurch Deputirte häufig ihre Ueberzeugungs-Freiheit äußerlichen Rücksichten aufopfern. Was die außerordentlichen Regierungs- und administrativen Fähigkeiten des Ministers des Innern betrifft, so herrscht darüber in der Kammer nur, eine Meinung, allein ein großer Theil der jetzigen Opposition macht ihm stets bittere Vorwürfe über die Bildung eines Kabinets, welches auf das so genannte liberale, vom Senat ohne allen Grund gestürzte Ministerinm folgte. Es werden auch diese Angriffe und Vorwürfe sich unaufhörlich erneuern, so lange nicht die beiden früheren Minister, Lebeau und Rogier, einem öffent⸗ lichen Wirkungskreise wiedergegeben sind.

Kaum ist aber dieser persönliche Kampf beendigt, so erhebt sich eine heftige Opposition der loalisirten Interessen gegen den Antrag des Finanz- Ministers, wonach die bisher steuerfreie Tabacks⸗Industrie um 4 5 Millionen Fr. besteuert werden soll. Wenn man dle Wort= führer dieser Industrie anhörte, so würden die Interessen der Schiff⸗ fahrt, des Handels, des Ackerbaues, sogar der Schmuggelei durch dieses Projekt kompromittirt sein, allein trotz alles Geschreies halten wir diese Steuer für eine der besten und billigsten, die aufgelegt wer⸗ den können. Das Interesse des Ackerbaues wird ohne Grund in Anspruch genommen, da bekanntlich die Tabackspflanze aussaugender und zehrender Natur ist und nicht einmal einen Dünger wie die Runkelrübe abwirft. Man hat im vorigen Jahre wohlgethan, den Runkelrüben-Zucker zu besteuern trotz der Opposition, die sich auch bei einigen Landwirthen zeigte. Mit noch mehr Grund würde aber der Bau der Tabackspflanze beschränkt werden. Die Schifffahrt wird allerdings etwas darunter leiden, allein vielleicht weniger, als man vorgiebt, da die Beschränkung des Tabacksbaues im Lande selbst die Einfuhr des exotischen vergrößern wird. Der Ausfall in der Schiff⸗ fahrt ist aber in jedem Fall kein Grund, um den Verzicht auf eine zehnmal mehr einbringende Steuer zu motiviren. Bedenkt man nun, daß der Taback ein Luxus- Artikel ist, dessen übermäßiger Gebrauch, wie er hier bei seiner Wohlfeilheit stattfindet, der Gesundheit schäd⸗ lich ist, so wird man durchaus das Prinzip dieser Steuer billigen, wenn man auch die inquisitorischen Maßregeln, die der Fi— nanz⸗Minister, wie wir glauben, ohne Noth vorschlägt, für unangemessen hält. Uebrigens beweist die Erklärung des Ministers im Senate, daß er sich durch die Opposition nicht irre machen läßt, die Möglichkeit einiger Abänderungen zwar einräumt, aber das Prin= zip für Recht und billig ansteht. Wie sich die Majorität in den Kam—⸗ mern aussprechen wird, wagen wir noch nicht zu bestimmen, allein e g Thi des Ministers wird in der Diskussion nicht ohne Ein⸗

sein.

„Der Vorausanschlag des früheren Finanz ⸗Ministers hinsichtlich der indirekten Steuern für das verflossene Jahr hat sich um 5 Mil⸗ lionen zu hoch erwiesen. Es beweist dies Defizit einen drückenden Zustand im Verkehr, worüber auch die Klagen immer lauter werden. In der Einnahme der Eisenbahnen befürchtete man ebenfalls einen größeren Ausfall als wirklich eingetreten. Der frühere Minister hatte dieselbe auch viel zu hoch angeschlagen. Obgleich die Einnahme sich auch, dieses Jahr bedeutend vergrößert, ist sie dennoch eine Million unter dem Anschlage geblieben. Diese Ausfälle im Budget, wozu noch andere kommen, machen neue Auflagen durchaus nothwendig, und da die ersten Lebensbedürfnisse schon hoch genug besteuert sind, so kann man seine Zuflucht nur zu solchen Artikeln, wie der Taback ist, nehmen. Daß übrigens die finanzielle Lage Belgiens auf keine Weise mit dem fast inertrikablen Zustande Hollands verglichen werden darf und dieselbe überhaupt nicht so be— drängt ist, wie einige französische Journale es ausgeben, beweist jede etwas näher eingehende Üüntersuchung. Einestheils giebt es Artikel im Aus⸗ gabe⸗Budget, die, wie der Militair⸗Etat, eine bedeutende Verminde— rung erhalten können, und aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe auch erfahren werden, theils giebt es noch mehrere Consumtions⸗Gegen⸗ stände, die mehr besteuert werden können. Werden das Militair⸗ Budget von 29 bis auf 25 Mill. reduzirt, und der Taback um 4 Mill. bestenert, so ist das Desizit gedeckt.

Eine merkwürdige Episode in der Kammer -Diskussion bildete ein heftiger Streit über die flamändische Rechtschreibung. Seit dem regen Bestreben um Wiedererweckung und Fortbildung der alten Mundart und Litteratur hatte sich unter den neueren Schriftstellern das Bedürfniß einer, gleiche Prinzipien befolgenden Rechtschreibung kund gegeben. Mehrere Kommissionen waren gebildet worden, die jedoch zu feinem befriedigenden Resultate gelangt waren. Die Re— gierung, die häufig Uebersetzungen ins Flamändische vornehmen muß, wünschte ihrerseits aufgeklärt zu sein, und der frühere Minister de Theux setzte eine Kommission ein, deren Mitglieder ein besonderes Studium aus der flamändischen Sprache gemacht hatten. Nach mehreren Jahren veröffentlichte derselbe eine Ansicht über die Rechts schreibung, die zuerst eine kleine Opposition hervorrief, jedoch bald von mehr denn . Theile der Schriftsteller angenommen wurde. Vor Kurzem verordnete nun der Justizminister, daß die flamändischen Uebertragungen des Gesetz⸗Bülletins nach dieser Orthographie abge⸗ faßt werden sollten. Darüber erhob nun der Abt de Foere eine An⸗ klage, die ein Beweis ist, wie weit die Verirrung gehen kann, wenn man nach vorgefaßten Ansichten eine Frage beurtheilt. Nach diesem Deputir⸗ ten würden alle diejenigen, welche die neue Orthographie adoptirten, geheime Holländer⸗Intriganten, Verschwörer gegen den belgischen Staat sein, und der Minisster würde sich des größten Staats⸗Verbre⸗ chens schuldig gemacht haben. Es war leicht, wenn auch nicht den Herrn Abt, duͤrch die große Majorität in der Kammer zu überzeu⸗ gen, daß dieses höchstens eine akademische, aber keine in Fer Kammer zu behandelnde Frage sei, und, daß sich der Minister nothwendig für eine Rechtschreibung habe entscheiden müssen. Man ging daher end⸗ lich zur Tages⸗Ordnung über. Was nun die Frage an sich hetrifft,

so scheint die Kommission hinsichts der Rechtschreibung von sehr ver= nünftigen Grundsätzen ausgegangen zu sein. Sie hat begriffen, daß die flamändische Sprache stationair geblieben ist, und daß man, um das wahre Element der Fortbildung in ihr zu er⸗ wecken, auf die Schwestersprachen, auf das ir . und zum Theil auch auf das Deutsche Rücksicht nehmen mu * Nach der neuen Rechtschreibung erhält dadurch allerdings das Flamändische wieder die große Verwandtschaft mit dem Holländischen, die sie früher hatte, gewinnt aber zugleich eine größere Bildungsfähigkeit. Tro Herrn de Foere werden daher die jungen Literatoren fortfahren, si einer Schreibart zu bedienen, wodurch die Sprache allmälig veredelt werden kann.

Spanien.

** Paris, 5. Febr. Die öffentliche Meinung in Madrid sowohl als in der Mehrzahl der spanischen Provinzen wird von dem Gedanken beherrscht, daß neue politische Stürme vor der Thür sind, daß der kaum beschwichtigte Bürgerkrieg von einem Tage zum an⸗ deren in dieser oder jener Gestalt wieder zum Ausbruch kommen kann und kommen wird. Die Erbitterung der exaltirten Partei, die In⸗ triguen der vertriebenen Ayacuchos, welche von Portugal und von Gibraltar aus gesponnen werden, und die gesteigerte Thätigkeit der Agenten des Don Carlos, erhalten die Gemüther in einer fieberhaften Aufregung, welche bei der bekannten politischen Physiologie des Lan⸗ des als ein sicheres Vorzeichen eines baldigen Ausbruches der der Re⸗ gierung feindseligen Leidenschaften angesehen werden darf. Der Maestrazgo, der bergige Landstrich auf der Gränze, wo die König⸗ reiche Arragonien und Valencia zusammenstoßen, ist nach einer kurzen Ruhe von neuem der Tummelplatz geworden, auf welchem mehrere karlistische Guerillaführer nicht nur ihre Kräfte in fortwährender Uebung halten, sondern auch sich zu umfassenderen Operationen vor bereiten. Die Banden Lacoba's und el GroTc's sind bereits auf 2009 Mann angewachsen, die mit Hülfe der Einverständnisse, in welchen sie mit einem großen Theile der Landbewohner stehen, allen polizeilichen Maßregeln und allen militairischen Verfolgungen Trotz bieten. Man versichert, daß in den letzten Tagen von Frankreich aus zwanzig kar⸗ listische Offiziere zu ihnen gestoßen sind, welche, mit Vollmachten des Prätendenten versehen, die karlistischen Streitkräfte in dem Maestrazgo organisiren und an der Erweiterung des Kampfschauplatzes arbeiten sollen. Gleichzeitig bemerkt man geheime Umtriebe in der Armee, unter welcher die Jeinde der Regierung durch Bestechung und durch die glänzendsten Versprechungen brauchbare Werkzeuge für ihre Pläne zu gewinnen suchen. Ueber die Haltung, welche die Regierung in⸗ mitten dieser drohenden Symptome beobachtet, spricht sich ein Schreiben aus Madrid in folgender Weise aus.

„Was das Ministerium beirifft, so macht es sich angenscheinlich zum Kampfe gefaßt. Es hat die Bildung beweglicher Abtheilungen angeordnet, welche bestimmt sind, auf die bedrohten Punkte geschickt zu werden. Madrid ist in einen Kriegsplatz verwandelt. Außerhalb der Thore der Hauptstadt sieht man nichts als Truppen, welche geschult und eingeübt werden. Im Innern der Stadt sind die Posten verdoppelt und rde fe, und die wichtigsten Punkte sind mit Detaschements besetzt, welche außer den gewöhnlichen Schildwachen auch vorgeschoͤbene Schildwachen haben. Man hört nichts als den militairischen Schritt der Regimenter, welche ohne Un⸗ terlaß kommen und gehen, als ob man es darauf anlegte, die Bevbllerung eden Augenblick an die Anwesenheit der Besatzung zu erinnern. An man) chen Tagen, wahrscheinlich so oft man besondere Ursache zur Unruhe hat, machen die durch die Straßen ziehenden Regimenter Halt, wenn Fie sich einem Wachtposten nähern, um sich von demselben rekognosziren zu lassen, wie in Kriegszeiten.

„Es ist offenbar, daß die Regierung bei dem bevorstehenden Kampfe hauptsächlich, aber vielleicht einzig und allein, auf das Heer zählt. Sie

hat allerdings die Männer der Ordnung, der Ruhe und des Friedens für sich, aber in Spanien vermag dieser Theil der Bevölkerung nur wenig.

Bei den Wahlen von 1843 konnte sie nur mit vieler Mühe gegen die An⸗ hänger Espartero's ankämpfen, obgleich damals bie pre es f mit ihr zusammenhielten. Jetzt haben die Progressisten die Regierung verlassen, um sich mit den Esparteristen zu verbinden, und die erste Wirkung diefer Ver- einigung hat sich bei den letzten Wahlen in Madrid gezeigt, wo die Oppo⸗ sition 1400 Stimmen mehr hatte, als das Ministerium. Herr Martinez de la Rosa, ein ehrenwerther und im ganzen Lande geachteter Mann, ist nicht wieder gewählt worden, ein Umstand, welcher einen Maßstab für die Ver- . Ansichten giebt, die im Laufe weniger Monate vor sich ge⸗

angen ist. ; ) . Dil Armee, welche in allen Verhältnissen die Stütze der Ordnung sein sollte, kann auch das energischste Wertzeug der Revolutionen werden. Die herrschende Partei wiederholt beständig, daß sie nschts zu befürchten hat, weil die Atrmee für sie ist. Ist es aber wirklich wahr, daß sie auf das Heer zählen kann? In Spanien ist dies eine Frage, über die sich niemals vor dem Ausgange absprechen läßt. Alle Revolutionen in Spanien sind durch das Heer gemacht worden, und man darf dreist behaupten, daß auch heute Unzufriedenheit in demselben herrscht. Es ist unmöglich, daß die Generale, welche noch vor kurzer Zeit auf gleicher Linie mit Narvaez standen, daß diese nicht über die unerhörte Schnelligkeit, mit welcher ber Letztere auf den höchsten militairischen Grad hinaufgerückt ist, und über die Härte seines Oberbefehls unzufrieden sind. Es ist unmöglich, daß die Ab⸗ theilungen, die Offiziere und Unteroffiziere, welche keine Beförderungen er= halten haben, weil sie nicht an der n n gegen Espartero theilgenom⸗ men, daß diese keine Eifersucht über die Gunstbezeugungen empfinden, welche auf ihre Kameraden gehäuft sind, welche während der letzten Revolution zu der Fahne des Aufruhrs übergegangen sind. Man muß wissen, daß unglaubliche Avaneements stattgefunden haben. Manche junge Offiziere sind binnen weniger Tage Obersten und Generale geworden. Diese sind es denn natürlich, welche jetzt am lautesten von Mannszucht und von regel- mäßiger Ertheilung der Grade reden. Aber ihr Beispiel hebt leider bie Wirkung ihrer, Worte auf, und die Armee hat von ihnen gelernt, welchen großen Vortheil es bringt, Revolutionen zu machen.

„Die maßlose Verwirrung der Finanzen vermehrt die Schwierigkeiten der Lage. Ein ehemaliger Beamter des Finanz-Ministeriums, Don Ramon Pardo, hat im März v. J. eine Broschüre veröffentlicht, in welcher er, zur Widerlegung des damals vorgelegten Budgets, mit Zahlen nachweist, daß, ganz abgesehen von der Staatsschuld, welche man niemals in Betracht zieht, die unabweislichen Ausgaben sich auf S91 Millionen Realen belan⸗ fen, wogegen die Staats-Einnahme nur 490 Millionen beträgt, so daß sich ein Defizil von nicht weniger als 400 Millionen herausstellt. Herr Pardo fügt hinzu, daß, wenn man die auf die Kolonial-Kassen gezogenen echsel und verschiedene andere von ihm namhaft gemachte Vorwegnahmen in Än- schlag bringe, die Hülfsquellen des Staatsschatzes bereits bis Ende 1835 erschöpft seien.

,. Pardo schrieb, wie gag, im März 1843, und seit dieser Zeit haben die Pronunciamientos, die Verschwendungen der Junten, die Ver—= schwendungen der, Regierung, die Kriegskosten und tausend andere Ausgaben stattgefunden. Man schließe daraus auf die gegenwärtige Verfa ung der Finanzen. Der neue Finanz-Minister hatte anfänglich die besten bsichten an den Tag gelegt. Er wollte die richtigen Wege des Kredits einschlagen und die spanischen Finanzen rekonstituiren. Aber Herr Carrasco sst einer so schweren Aufgabe bei weitem nicht gewachsen. Er hat . zu han- deln, wie seine Vorgänger gehandelt haben; er leiht zu 30, 40 und S0 Prozent und verpfändet die Einkünfte des Staats nach einander auf mehrere Jahre im voraus. Herr Carragco ist von einem Haufen von Geid⸗ wucherern umgeben, welche dadurch reich zu werden hoffen, daß sie Spanien zu Grunde richten. , . ,

„Nachdem der Finanz- Minister die städtischen Zölle veräußert hat, geht er damit um, auch das Tabacks-Monopol auf zehn Jahre zu verkaufen. Er hofft dafür auf der Stelle ein Kapital von mehr als 405 Millionen Realen zu erhalten. Wenn nun aber diese Summe verbraucht 6. was in Folge der vorhandenen Rückstände in ein paar Monaten geschehen sein

wird, was wird Spanien alsdann machen? Herr Carrasco deni nicht

daran. Es ist indessen wahr, daß Spanien noch immer das Minel in