1844 / 59 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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. eiter befördert, und es Tapet kam, erlitten hat. Wo es sich wirllich um einen guten Gedanken ** 4 . f handelt, da wird man auch dabei beharren, und wenn es zehn funfzehn ch immer milde Ge ; und noch mehr Jahre dauern sollte. Hier aber schwankten offenbar die w Urheber des Vorschlages selbst hin und her, indem sie sich stets bemühten, ihn schmackhafter zu machen, besonderen Umständen anzubequemen und ihre

annehmen wollen; aber da Herr von Salvandy dabei beharrte, habe die Regierung sich genöthigt gesehen, sie anzunehmen. Mehr als das Gesagte könne er nicht mittheilen. Nun sprach Herr Thiers von der Tribüne, die Worte des Redners waren aber fast gar nicht hör⸗ bar, da in der ganzen Kammer noch große Bewegung herrschte

der genannten Zei gehen auch hier no

Ausland.

Anordnungen nach dem Alter und der Stimmung der Kammer zu treffen.

Was die Bestechlichteit betrifft, welche man so sehr zu fürchten vorgiebt, in Folge der angeregten Frage wegen, des Herrn von Sal⸗

Deutsche gundesstaaten. 9 ist ja die Presse da und stets bereit, ihm Einhalt zu thun, und wand Herr Thiers verließ nun die Tribüne wieder, um

? . ; . Alles an den Tag zu bringen, was ihr 1 ischeint. Ha Herrn von Salvandy die Gelegenheit zu geben, zu erwiedein.

Hannover. Hannover, 24. Jeb, (V. 3.) Der Vor⸗ ben wir at in dieser Hinsicht ein ganz srisches Beispiel in . Herr von Sal andy ergreift wirklich das Wort, erklärend, er habe stand des hannoverschen Gustav Adolph⸗ Vereins hat bekannt gemacht, Fall des Herrn Dugab⸗ vorliegen, welchem 27 offentlichen Blät seine Entlassung nur gegeben, um, ganz unabhängig, in der Kammer igl. Ministerium der geistlichen und Unterrichts Angele ler sein üter diesen Vorschlag in cinem der Büreaus abgegebenes mit vollkommener Freiheit die Grundsätze zu vertheidigen, zu denen

das Köni der *. den Statuten des Vereins die Genehmigung ertheilt habe, gte

wobei zugleich dem Vereine Corporationsrechte beigelegt sind.

Votum vorrückten? (Die Opposttionsblätter hatten nämlich erzählt, daß Herr Dugabs, ein legitimistischer Deputirter, anfangs sich des Abstimmens über den Vorschlag des Herrn von Nämusat in den Büreaus enthalten, bei einer zweiten Abstimmung aber mit der ministeriellen Partei gegen die Ver— lesung desselben gestimmt habe und darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Dugabe im Ariege⸗-Departement durch den Einfluß des Präfelten sowohl wo J ließe zu seinem Deputirten⸗Mandat, wie auch zu einer Stelle in dem dortigen nigliche Hoheit den durchlauchtigsten Großherzog in einer Adresse General- Conseil gelangt sei. Ich für mein Theil glaube, daß die Annahme ehrfurchtsvollst zu bitten, daß Staats-Verträge zu dem Zwecke abge- Ter Unvereinbarkeit, um mich eines Ausdrucks des Derr von Lamartine zu schlossen werden möchten, eine geordnete Auswanderung in solcher , , . nur eine Schmach für e n , . Ration sein, sondern Weise herbeizuführen, um auf einer Seite durch geeigneten Schutz 2 . , ,, der sähigsten Männer der Nation been, und Nachhülse das Fortkommen der auswandernden Landes⸗Angehöri⸗ en att in f g e r . n ne, , ,. k . = 2 *. s ö 2 . ' * aßie 2 2 am . 1 6

gen in fremden Ländern zu erleichtern, und 4 der anderen Seite die ähnliche Maßregel 46 rief aus: Anf . Wein würde h . plötz⸗ Heimats Gemeinden vor der Gefahr der Versorgung rückfehrender sichlutnna unwählbar finden, ich wüßte nicht wie! Nach solchen Autori heimatlos Gewordener zu bewahren.“ täten darf ich wohl das Schicksal des Vorschlages der Kammer anheim stellen, doch kann ich nicht umhin, mich daran zu erinnern, daß derfeibe das im Jahre 1789 durchgesetzte große Prinziv, wonach alle sranzösischen Unterthanen zu jeder Art von Acmtern wählbar sein sollen, mit Füßen tritt. Dieses Prinzip ist die Eroberung einer Revolution, und doch schlagt man jetzt mit kaltem Blute vor, es zu vernichten. Der Vorschlag will die General-Piokuratoren von der Deputirten-Kammer ausschließen, und doch stellt der 29ste Artikel der Charte dieselben unter die Kategorieen, aus wel⸗ chen Pairs von Frankreich gewählt werden können. So würde die An

nahme des Vorschlages nur die obere Kammer auf Kosten der unteren be— reichern, ohne daß das Land etwas dabei gewönne. Der ganze Plan ist aber auch nur eine gegen das Ministerium gerichtete Kriegs⸗Maschine ohne allen reellen Nutzen, und er verdient als solcher nicht einmal die ernste Aufmerksamkeit der Kammer.“

Durch das Citat dieses Redners fand Herr Dugabé sich ver

Oesterreichische Monarchie. anlaßt, in persönlicher Hinsicht zu seiner Vertheidigung das Wort zu

er sich bekenne, und vollkommene Freiheit in seinen Abstinimungen zu haben. Herr Thiers sprach nun weiter, aber weder für, noch ge⸗ gen den Antrag, sondern lediglich mit der Frage des Herrn von Sal— vandy sich beschäftigend; er behauptete, die Unabhängigkeit des Bot— schafters sowohl sei verletzt, als ein diktatorischer Einfluß von Seiten des Ministeriums geäußert worden. Herr Guizot entgegnete, er habe keinen Augenblick die Verantwortlichkeit für die Regiernng abgelehnt und eben in dem Gefühle derselben die Diskussion nicht an⸗ gengmmen. Der ehrenwerthe Herr Thiers müsse wohl die Formen der constitutionellen Regierung kennen, und es wäre gegen die Grund sätze derselben gewesen, in eine solche Debatte einzugehen. Herr von Salvandy habe seine Entlassung eingesendet, das sei die ganze Frage. Die Opposition könne das Ministerium stürzen, ihm jede Verlegenheit in den Weg legen, jedes constitutionellen Mittels sich bedienen, um zu ihrem Zwecke zu gelangen; sie sei dabei in ihrem Rechte, aber sie habe kein Recht, darauf zu bestehen, daß er in weitere Erklärungen über diese Frage sich einlasse. Als Herr Guizot darauf die Tribüne verließ, ertönte der allgemeine Ruf zur Abstimmung. Der Präsident erklärte die Debatte für geschlossen, die Frage, ob der Antrag in Be tracht genommen werden sollt, wurde gestellt und verneinend entschie den, aber mit so geringer Majorität, daß man einen Augenblick nicht über das Nesultat sicher war. Die Gallerieen waren ziemlich gefüllt gewesen, die Deputirten zahlreich anwesend. Um 45 Uhr schloß die Sitzung.

N. S. Die Majorität, mit welcher der Antrag des Herrn von Rémusat verworfen wurde, soll doch etliche und dreißig Stimmen betragen haben.

Baden. Karlsruhe, 2. Febr. (K. Z.) In der Sitzung der ersten Kammer vom Zten d. M. stellte Frhr. von Andlaw den Antrag: „Die hohe Kammer wolle geneigtest beschließen, Se.

Grh. Hessen. Darmstadt, 24. Febr. (Grh. Hess. 3.) Gestern Mittag trafen Ihre Königl. Hoheit die Kronprinzessin der Niederlande hier ein und stiegen im Gasthofe zur Traube ab. Höchst⸗ dieselben verweilten den Abend im Kreise der Großherzoglichen Fa milie und setzten heute früh Ihre Reise nach Stuttgart fort.

Berichtigung. In dem gestern veröffentlichten Verzeichniß der Spruchmänner des Bundes⸗Schiedsgerichts soll es unter Ziffer IX. statt: „von Kopp, Wirklicher Geheimer Rath und Präsident der Ober⸗Finanz-Kammer“ heißen: „von Kopp, Wiklicher Geheimer Rath und Finanz⸗Minister.“

Sebenico, 8. Febr. (Wiener 3tg.) Gestern, genau um . . ,. ö ö dem festen Entschluß, geren h h . . 21 , , en Vor z e Büre 9 e eine Ab⸗

10 Uhr Vormittags, ist hier ein rüttelndes Eidbeben verspürt worden. enn d . zu I das ö ae, , nn, ,. seine ⸗. Ein kurzer Windstoß, begleitet von unterirdischem Getöse, ging dem. sicht auch schon vorher Herrn von Lamartine mitgetheilt habe. Nun selben voran. Nach der Behauptung Einiger wären noch verschiedene habe er zwar beim erstenmale nicht, mitgestimmt, da aber die Zahlen andere in der Nacht gefolgt. j ; / sich gleich gestanden, so hätten Mitglieder der Majorität ihn höflich

; . 39 . 6. i, . J . . .

In der Nacht vom 29. zum 30. Januar ist an der südlichen (ersucht, doch auch seine Stimme abzügeben, nd er habe dies darguf 1 Arminius“, Eg? gethan. Allerdings habe er früher für den Vorschlag gestimmt, aber Spitze der Insel Lissa die preußische Handelsbrigg „Arminius „Ca⸗ / ü J . . pitain Daniel Neische aus Stettin, gescheitert. Das Schiff, welches kön n läne Leberzeugnng nicht andern und, müsse man des

im Paris, 22. Febr, (37 Uhr). Wider Erwarten ist die so

stürmisch sich ankündende Diskusston über die Proposition Rémusat so eben geschlossen und von der Kammer darüber ein negatives Votum gefällt worden. Die nächste Veranlassung zum Schlusse der Debatten war die Rede des Herrn Thiers, worin er die Krone in Betreff der Entlassung des Grafen Salvandy mit ins Spiel zog und dadurch den dynastischen Eifer der Centrums lebhaft auregte. Dies gab Herrn Guizot Anlaß, die Tribüne zu besteigen und die Unverletzbarkeit

;. 2tel ; . ö ei ver ; er Falschbei t , 7 Uune zu 1 sank, befand sich auf der Nückfahrt don New-Nork und segelte eben a hug rd K. j 9 3 , , der Krone zu vertheidigen. Seine kurze aber schlagende Rede machte mit einer Ladung von Eisen nach Venedig. Die aus 11 Personen bes J . n , ne, den gingen Cihbrnen guf bie konservativen Bänke. Das Kabinet

namentlich über indiskrete Veröffentlichung desjenigen, was in den

Schiff st hat sich sammt dem Capitain bei Comis z 1 f bestehende Schiffsmannschast hat sich sa ah in bei gemtsn rann vorgehe, brachte die linke Seite in große Aufregung. Der

lauf benannter Insel) gerettet. Die näheren Umstände des Schiff bruches sind uns noch unbekannt.

Uussland und Polen.

St. Petersburg, 20. Febr. Nachdem der Kaiser das Gut— achten des Reichs-Raths in Betreff der Rangerhöhung von Beamten bei ihrer Entlassung aus dem Dienste durchgesehen, hat Se. Majestät

glaubte, den Augenblick benutzen zu dürfen, um unter dem erregten ; ö ö. Lifer der parlamentarischen Majorität die Proposition Rémusat zur Redner wurde öfters unterbrochen und dadurch zu noch heftigeren Lier . ge (lch Majo, . 2 ö j - ö. . j 2 n ̃ Abstimmung zu bringen. Auf ein gegebenes Zeichen der Minister 5 e rei? Was! rief er ll mir solche Vorwürfe * ,, *. 2. 64 Entgegnungen gereizt. Was! rief er, man will mir solche Vorwürfe ; . , . d über achen. ß ich 7 FHemwissen f ö *. . begannen die nächsten ministeriellen Bänke aux voix! aux voix! zl arüber machen, daß ich, meinem ( ewissen folgend, auch einmal gegen rufen. Der Ruf fand starken Wiederhall unter den Konservativen diejenigen gestimmt habe, die ich vielleicht nur zu lange unterstützte! (ulli, 8. Präs . . ßt sah, den Vorschl Run brach eln noch größerer Lärm aus! und &' nr Dung a be konnt so daß der Präsident der Kammer sich veranlaßt sah, den orschlag ö 9 .. 69. * ö ? h. 1 ö ie Diskussi ĩ ie Pr siti nur mit Mühe weiter sprechen. Er verwickelte sich aber allerdings ur machen mn die, Disklussien zu schließen und, die Proposition Röꝛmusat

ö befohlen, in dieser Hinsicht felgende Regeln zu verordnen: 13 die auch in einige Widersprüche. So behauptete er unter Anderem, der zu. Abstimnr ung vor zulegen. Bei . ersten Abstimmung zu Gunßen

; . ee , mn, . ihrer En io fun aue Lemm Vier ? Prafett habe seinen Eintriti in das General- Conseil nicht aus poli- der Proposition stonden nichtsdestoweniger so viele He ur , guß⸗ daß

; zum Nange eines Geheimen Raths und höher hängt unmittelbar von tischen Gründen unterstützt, und doch sagte er andererseits wieder, die Sceretaire der ö schon glaubten, die Proposition wäre dem Ermessen Sr. Majestät ab; deshalb sollen fortan keine Vor- es sei deshalb geschehen, weil der Präfekt geglaubt, daß , n, . . stellungen über solche Beförderungen gemacht werden. 2) Der Rang jede Meinungs Nüance in der Verwaltung repräsentirt sein k h die Secretaire, etwa, . fünf ö / 3 . . ,,,, . , . Nun hat man aber bekanntlich? dem Minister! Bedentzeit, das Votum der Kammer als verneinend anzuerkennen. eines Staatsraths wird beim Abschiede nur denjenigen Kollegien? g ö ö n, Ministerium J . Räthen ertheilt, welche bei eifriger Erfüllung ihrer Om pn nf! in Ferade vorgeworfen, daß es Wahlen von Legitimisten häusig n n. ,, ö . ,,. . . J , n, ien. . habe unterstützen! laͤssen,“' um der Regierung nus dirser Par! q . hatten, murrten, als die Secretaire ihr End- Urtheil „, Mir fh ßen, S ; ,, . nach und nach Anhang zu gewinnen. JJ 4 eines Wirklichen Staatsraths wird beim Abschiede erst nach tadel? 46 Der Rest der heutigen kurzen Sitzung war nur durch die In—

immer größer, und selbst als Herr Dugabé seine Rechtfertigung beendigt hatte, war die Ruhe und Aufmerksamkeit nicht wiederherzu⸗ stellen. Der Vortrag des Herrn Mounier de la Sizeranne zu Gunsten der Rémusatschen Proposition, verlor sich im Geräusch der Privat⸗Unterhaltungen, so daß Herr von L espée, der sodann das Wort hatte, auf Vertagung der Debatte antrug, was die Kammer auch genehmigte.

Paris, 22. Febr. Vor der öffentlichen Sitzung versammelte sich die Deputirten⸗Kammer gestern in ihren Büreaus, um den Gesetz⸗ Entwurf über den Supplementar-Kredit für Algier und den über die griechische Anleihe in Erwägung zu ziehen. Gegen beide Entwürfe wurden keine bedeutende Einwendungen erhoben und schließlich die Kommissionen zur Berichterstattung über dieselben ernannt.

Die Polizei hat in den Magazinen der verschiedenen Messer schmiede der Hauptstadt eine bedeutende Anzahl catalanischer Dolche in Beschlag genommen. .

In Paris und den Provinzen ist eine Petition an die beiden Kammern, behufs der Freiheit des Unterrichts, im Umlaufe, welche, , der Oppositionsblätter zufolge, zahlreiche Unterschriften erhalt.

HI Paris, 22. Febr. Die Debatte über den Antrag des Herrn von Rémusat wurde heute fortgesetzt. Herr de l'Espee bestieg zuerst die Tribüne, um gegen die Inbetrachtnahme zu sprechen. Er führte in längerer Rede aus, daß das gegenwärtig bestehende Gesetz hinreichend sei zur Unterdrückung von Mißbräuchtn, wo solche vor! . sollten. 85 unterwerfe jeden Deputirten, der ein öffentliches Amt oder eine Beförderung annehme, der Wiedererwählung. Alle Kammer, daß Lord Cowley sich vor zwei Tagen d swärti⸗ Argumente, die man selbst zu Gunsten des Antrags von dieser Tri- gen Amte ö ehh . . enn, J büne vorgebracht, hätten ihn nur noch mehr in der Ueberzeugung von Herrn Guizot eine eben so lange als lebhafte Unterredung gehabt der Unzweckmäßigkeit des Antrags bestärkt, und er müsse fest dabei haben soll. Der britische Botschafter soll dabei im Namen seiner Re⸗ stehen bleiben, daß der Beamte durch seine Stellung nicht eines Rech- gierung die Wiedereinsetzung der Königin Pomareh in ihre Herrscher— . beraubt werden könne, das jedem Bürger zustehe. Herr Ldilon Rechte verlangt haben, was von Seiten des Herrn Guizot abgeschla—= Barrot ergriff darauf das Wort. Er begann mit der Bemer- gen' worden sein soll, indem das Kabinet der Tuilerieen beschlossen

losem und eifrigem fünfjährigen Dienste im Staatsraths-Range er— theilt. I) In Betreff der Beförderung zu allen übrigen Rang-Klassen beim Abschiede bleiben die jetzt geltenden Verordnungen in voller Kraft. 5) Auf Grundlage dieser Verordnungen können Personen, welche nicht den erblichen Adel haben, beim Abschiede nicht zum Nange der Sten Klasse befördert werden. 6) Gleichermaßen können Per⸗ sonen, welche im Tienste keinen Klassen⸗Rang haben, beim Abschiede nicht zum Range eines Kollegien⸗Registrators befördert werden. Da die Klassen der Kanzlisten keine Rang-Klassen sind, so können ihnen auch letztere beim Abschiede nicht ertheilt werden.

Durch einen von Sr. Majestät bestätigten Beschluß des Reichs— Raths ist den moskauer Bürgern, als Ausnahme von den allgemeinen Verordnungen, das Recht ertheilt worden, Kleinhandel mit Ellenwaa— ren zu treiben.

terpellationen bemerkenswerth, welche Herr Odilon Barrot an Herrn Guizot wegen der Entlassung des Grafen Salvandy richtete, worauf aber der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, wie ich Ihnen im voraus meldete, sich hinter seiner ministeriellen Verantwortlichkeit verschanzte, behauptend, daß die Angelegenheit des Grafen Sal⸗ dandy der Kammer nichts anginge, und daß, wenn dennoch letztere den Minister darüber zur Verantwortung ziehen wollte, sie andere constitutionelle Mittel als solche Interpellationen, worauf er weder antworten wolle, noch dürfe, zu wählen hätte. Auch Graf Sal

vandy, welchen Herr Thiers nöthigte, die Tribüne zu besteigen, beob⸗ achtete die nämliche Zurückhaltung, behauptend, daß vom Tage, als er seine Entlassung als Gesandter einreichte, er wie jeder andere De— putirte unabhängig geworden wäre, und als solcher Niemanden über sein Thun und Lassen Rechenschaft schuldig wäre. Die Opposition, welche sich im Gegentheile viel Sfandal von der Rede des Herrn Salvandy versprach, schien über dessen Zurückhaltung nicht wenig be— treten zu sein. .

Die bereits gemeldete Nachricht von der Besitznahme der Insel Otaheiti durch den französischen Contre= Admiral Dupetit— Thouars war Lord Aberdeen schon vor etwa vierzehn Tagen bekannt. Lord Cowley hatte sogleich von ihm den Auftrag erhalten, dem Ka⸗ binet der Tuilerieen Vorstellungen dagegen zu machen. Die Antwort des Herrn Guizot lautete bisher, die französische Regierung hätte noch keine direkten ofsiziellen Nachrichten hierüber empfangen und könnte mithin keine bestimmte Erklärung von sich geben, so lange sie nicht über die wahre Sachlage vom Contre-Admiräͤl Dupetit⸗ Thouars Bericht erhalten hätte. Man versicherte nun im Konferenz-Saale der

Frankreich. Deputirten-Kammer. Sitzung vom 21. Februar. Zur näheren Begründung der einzelnen Theile des Vorschlages wegen Unvereinbarkeit von Stagts-Aemtern mit den Deputirten Functionen, wie Herr von Rémusat denselben in diesem Jahre beantragt hat (s. Nr. 7 d. Allg. Preuß. Ztg.), führte derselbe außer den schon zur Genüge durchgesprochenen allgemeinen Argumenten noch Fol— gendes an? .

„Offiziere der Armee und Marine und Präsidenten von Gerichtshösen, sagte dersesbe, glaube ich von meinem Antrage ausschließen zu dürfen, weil ihre Stellungen keine politischen sind. Dagegen müssen Inhaber von Aem⸗ tern, die unter dem unmittelbaren Einsluß der Regierung stehen, von der Kammer ausgeschlossen werden. Obwohl ich nun de General- Profuratoren nicht als in solcher Lage befindlich betrachte, schlage ich doch aus einem an—

. . kun daß mehrere Minister es k . / ö. . . sie aus zuschließen, nämlich, weil ihre Anwesenheit in ihren . n ein , i und lud Herrn habe, die dom Contre⸗= Admiral Dupetit⸗ Thyuare vollzogene Be⸗ züken eben so nothwendig ist, wie Lie der Präfekten. Von dieser . - d ligen. Inzwischen sitznahme der Insel Otaheiti anzuerkennen. Aus der Sprache des

traten die Minister, welche bisher noch gefehlt hatten, ein und näh— men ihre gewöhnlichen Plätze ein. Herr Odilon Barrot ging nun in Betrachtungen zu, Gunsten des Antrages des Herrn von Remusat ein kam aber hald wieder auf den Zwischenfall des Herrn von Salvandy zurück, den er wiederholt förmlich einlud, von der Tribüne aus die Gründe anzugeben, warum er seinen Botschafter-Posten zu Turin niedergelegt habe. Er fragte ihn, ob es wirklich wahr sei, daß die Regierung auf sein Votum Einfluß habe ausüben und der Unabhän— gigkeit des Deputirten zu nahe treten wollen (großer Lärm und Iluf⸗ regung in der ganzen Kammer, namentlich im Centrum), warum er, einer Bildsäule gleich, auf seinem Platze unbeweglich bleibe und nicht antworte. Bevor noch Herr von Salvandy hätte antworten kön⸗ nen, wenn er auch gewollt hätte, wozu er aber nicht die geringste Neigung zeigte, erhob sich Herr Guizot und sprach von seinem Platze aus, wenn er nicht in Erklärungen darüber! sich einlasse, so geschehe dies, weil er es nicht dürfe, als feiner Pflicht . wider. Der ehrenwerthe Herr Botschafter habe es für ngemeffen gefunden, seine Entlassung zu nehmen, bie Regierung habe fie nicht

Lord Cowley will man schließen, daß die britische, Regierung wenig- lens vor der Hand den Besitz der Insel Otaheiti in den' Händen

Frankreichs nicht anerkennen mag.

Paris, 22. Febr. Nach heute eingetroffenen Nachrichten us Loon vom 1I9ten wurde den ganzen Tag des 18ten hindurch die Königin Christine daselbst erwartet, kam aber nicht an. Ihre Ankunft sollte erst am 19nen erfolgen, zwischen 12 und 1 Uhr Mittags. Starke Abtheilungen von Truppen aller Waffengattungen werben bei ihrem Einzuge in Parade in den Straßen aufgestellt sein, um ihr die Kö⸗ niglichen Peisonen gebührenden Ehrenbezeugungen zu erweisen. Die Ankunft der Königin erfolgte aber erst, Abends auf einem! Bampf— schiffe der Gesellschaft des „Hirondelles“ (der Schwalben). Der Prä⸗ felt und die Cisil' imd. Militair Behörden empfingen sie.

Nachschriftz. Die Königin Christine hat am Tage nach ihrer Ankunft zu Lyon, einem Sonntage, dem Hochamte in der Kathedrale daselbst beigewohnt. An der Thür wurde sie vom Erzbischof, an der Spitze des gesammten Klerus, von den Civil und Nilitanr Behörden

r rng nehme ich sedoch die General- Profuratoren des Cassatsons? 1. des Rechnungshofes und des Königlichen Gerichtshofes von Paris * weil diese ihren amtlichen Aufenthalt in der Hauptstadt haben, und ö Re Uiebelstand die Deputirten - Functionen versehen können. Mein Dia e eh nicht so weit, wie der von 1810, der jede Beförderung von 23 3 66. in der Kammer sitzen, untersag te. Ich will eine Yin, gem 8 elmäßigen Abstufun en, wie 8. in Vezug auf nicht in der enst nnd! ken tamte gewöhnlich ist, zulassen. Wenn diese Grundsätze met von en a 6 ind, dann wird auch die Unabhängigkeit der Kam— men gen hen 6 Ci, Besonders aber ersuche ich die Kammer, . del sich an nn da chlage die gehörige Aufmerksamleit zu schen⸗ ezieht, denn diesen bah . ö! an der in der Kammer sitzenden Beamten Der Redner cio n ö weitem für den wichtigsten.“ ner, eine Uommisson u fr lichen Aufforderung an die Kam— Hierauf nahm Henn Wind me ung des Vorschlages zu ernennen. en n, e. nn o zu bel n fen ie gestern schon erwähnt, das zern, bemerlengwer h fag Mn; . von Vcrandennngen, wache erlag bfi dieser Sache ist vie gro e Me he dei Vorshhiag sen 163, we! 6 afl

empfangen. Das Hochamt, wurde mit aller möglichen kirchlichen Pracht abgehalten. Alle Königlichen Ehren wurden der Königin er⸗ wiesen. Der Erzbischof selbst hielt es ab. Nach demselben war großer Empfang bei der Königin. Am 2lsten Morgens schiffte sich dieselbe am Bord eines Dampfschiffes nach Avignon ein, wo sie am Abend ankommen sollte. Am 22sten wurde ihre Ankunft in Per- pignan erwartet, also heute. Es scheint bestimmt, daß sie sich zu Port Vendres einschiffen wird, um nach Barcelona zu gehen. Auch bei der Ankunft zu Chalons an der Saone war sie von dem Maire mit einer Anrede empfangen worden.

Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 19. Februar. Ehe man heute zur Fortsetzung der irländischen Debatte überging, richtete unter ande— ren Fragen auch Herr Hindley eine an den Premier-Minister über die Besitznahme von Tahiti und die Absetzung der Königin Pomareh, worüber er in den heutigen Zeitungen die Berichte gelesen hätte. Er wünschte zu wissen, ob die Regierung eine offizielle Anzeige davon erhalten habe, und ob sie geneigt sei, die betreffenden Papiere dem Hause vorzulegen. Sir R. Peel antwortete, er hätte nicht so viel zeit als das ehrenwerthe Mitglied, um die Morgen-Zeitungen zu lesen, und ihm wäre deshalb noch nichts von der Sache bekannt. Eine offizielle Mittheilung habe er nicht erhalten. Gegen die Vor⸗ legung der Papiere habe er nichts einzuwenden.

London, 21. Febr. Sir Stratford Canning, unser Gesand— ter in Konstantinopel, hat von der Regierung Instructionen erhalten, welche ihn beauftragen, der Pforte mitzutheilen, daß sie im Falle eines Angriffs auf das türkische Territorium von Seiten Griechenlands auf Englands Hülfe und Unterstützung mit Zuversicht rechnen könne, indem England stets dahin trachten werde, die Integrität des osma nischen Reichs aufrecht zu erhalten. Die hierauf erfolgten Mitthei lungen des Gesandten sollen der Pforte große Freude verursacht haben.

Aus Dublin wird geschrieben, Grafschaften Antrim und Derby am 12ten eine Versammlung ihrer Abgeordneten in der Stadt Colraine veranstalteten, wo eine Reihe von Beschlüssen, deren Zweck die Wiedererrichtung von Orangelogen ist, einnüthig genehmigt wurden. Es heißt darin, daß, nachdem die große Loge von Irland sich aufgelöst habe, die Bezirksmeister zu sammengetreten sesen, um eine große Loge von Ulster zu bilden, auf welche alle Vollmachten und Vorrechte, die früher die aufgelöste Loge be⸗ saß, übertragen werden sollten. Zur Ausführung der Beschlüsse der Versammlung wird ein Comité einannt. Unter dem 16ten Regi ment, das zu Birr steht, soll man bei vielen Gemeinen Repeal⸗Karten ge⸗ funden haben. Die Sache wird untersucht. Von Seiten der Repeal Partei scheint man übrigens Alles aufzubieten, die Aufregung des Volkes, welche sich bereits gelegt hatte, wieder zu erwecken. Das wöchentliche Or⸗ gan des jungen Irland, die Nation, bringt heute so aufreizende Artikel, daß sie feinem der vor Gericht angeklagten früheren Artikel der Repealblätter nachstehen. Der erste ist rin Aufruf an die Män ner von Irland und beschwört dieselben bei ihrem Zorn und Groll gegen die Unterdrücker, sich vor der Hand ruhig zu verhalten und das Eintreten des zum Handeln geeigneten Zeitpunkts abzuwarten. Ein zweiter Artikel belegt die katholischen Gutsbesitzer und sonstigen angesehenen Katholiken, welche sich der Repeal-Bewegung nicht ange schlossen haben, mit den ärgsten Schimpfnamen.

Auf der vorgestern abgehaltenen Wochen-Versammlung des Re— peal-Vereins, die unter dem Vorsitz Tom Steele's stattfand, beschloß man einstimmig, eine nur von den Mitgliedern des Vereins unter— zeichnete Bittschrift an das Parlament zu richten, worin man sich über die Leitung des Prozesses beschweren will. Die Repeal-Rente der letzten Woche ward auf 500 Pfd. angegeben.

daß 10,000 Protestanten der

X London, 20. Febr. Die Doktrin Sir R. Peel's von dem „unumstößlichen“ Grundsatz, dem zufolge civilisirte Nationen ihre weniger kultivirten Brüder in Central-Asien erdrücken und verschlingen, hat so eben in der Südsee eine auffallende Bestätigung erhalten. Beachten wir den Geist, in welchem Admiral Dupetit-Thouars die Angelegenheiten im stillen Meere eine Zeit lang vorher geleitet hat, so können wir uns nicht sehr wundern, daß die provisorische Souve rainetät der Königin Pomareh von nicht langer Dauer gewesen ist; und was die Interessen der übrigen Welt angeht, so scheint eben kein großer Unterschied zwischen einem französischen Protektorat und einer französischen Besitznahme zu bestehen. Der französische Admiral ist wahrscheinlich über seine Vollmachten und die Wünsche der französischen Regierung hinausgegangen; auf der anderen Seite hat ohne Zweifel bas extravagante Benehmen der britischen Missiongire den Sturz der armen Königin Pomareh beschleunigt, indem sie dieselbe des bri tischen Schutzes versicherten. Das ganze Verfahren ist sicherlich ein gehässiges; es kann durch keinen Voerwand von Sicherstellung des Territoriums, von politischem Einfluß oder Handels -Regulirungen, was gewöhnlich zur Vertheidigung ähnlicher Akte erhoben wird, ge rechtfertigt werden; stat pro ratione voluntas: es gefällt einmal einem französischen Admiral, eine Südsee-Königin abzusetzen und elend zu machen, obwohl nach Allem dergleichen Eroberungen von der fran— zösischen Nation belacht und die Kosten dafür von den französischen Kammern ungern und nach langem Widerstreben erst bewilligt wer—⸗ den. Dennoch aber liegt es nicht in der Befugniß Großbritaniens, dagegen einzuschreiten. Es ist indeß möglich, daß der britische Admi— ral im stillen Ocean auf eigene Hand die Vertheidigung der Königin Pomareh übernommen hat, und daß so die beiden Länder auf der anderen Halbkugel durch das üble Verhalten ihrer Offiziere in Streit gerathen sind.

Die irländische Debatte mit ihrer fünfnächtigen Dauer kann als ein trauriger Beweis für die zunehmende Quantität und die ab— nehmende Qualität britischer parlamentarischer Beredsamkeit ange⸗ sehen werden. Lord Stanley hielt auf Seiten der Regierung die beste Rede; Herr Macaulay indeß hob den Charakter der Debatte am letzten Abende durch eine kunstvolle Nede von merkwürdiger Schönheit nicht immer auf die Sache eingehend, nicht von tiefer politischer Auffassung, nicht sehr gefährlich für die Regierung und nicht eben von entscheidender Wirkung auf die irländischen Angelegen⸗ heiten, aber reich an allen Schönheiten der Sprache, und allem Glanz historischer Beziehungen. Sie machte zwar keinen tiefen Ein⸗ druck auf die Theilung des Hauses, aber sie ergötzte, und hat der Opposition die Ehren der Diskussion gewonnen. Shiel und S'Con— nell haben noch zu sprechen; der Letztere wird wahrscheinlich nur kurz sein. Der Beifall, mit welchem der Agitator bei seinem Wie⸗ dererscheinen in dem Unterhause begrüßt wurde, ist allgemein getadelt worden; er ging übrigens auch nur von nicht mehr als einem Dutzend irländischer Mitglieder und ihren englischen radikalen Bun— desgenossen aus.

Die Stadt ist höchlich ergötzt worden durch einen Streit zwischen Lord Brougham und Lord Campbell am Schlusse der irländischen De— batte, im Oberhause. Sie überschütteten sich gegenseitig mit allen möglichen Schimpfnamen, welche das Wörterbuch enthält. Brougham zitterte vor Wuth über die kalten ungenirten Beleidigungen seines alten Freundes, den seine Bekannten gemeinhin den „geraden John“ (blain John), wegen der Einfachheit seiner rauhen Manieren, nennen.

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Es war ein Kampf zwischen einem Tiger und einem Clephanten, und

die Streiter ließen den Sieg unentschieden. Am nächsten Tage indeß waren sie die alten Freunde, und da diese Stürme keine dauernden Spuren zurücklassen, so werden sie sich wohl noch öfter zu allgemei ner Ergötzlichkeit wiederholen.

ö r n.

Ft Brüssel, 21. Febr. Die Kammern sind jetzt mit der Diskus sion des Budgets der öffentlichen Arbeiten beschäftigt. Die Eisenbahnen sind natürlich der Haupt-Gegenstand der Verhandlungen. Obgleich die Einnahmen bei dem viel zu hohen Anschlage des vorigen Ministers um mehr als 1 Million zurückgeblieben sind, so haben doch diejenigen Redner, welche dieses sehr verwickelte Budget genauer untersucht haben, einstimmig die vielversprechende Zukunft dieser Kunststraßen, selbst vom öfonomi⸗ schen Standpunkte aus, anerkannt. Die Eisenbahn wirft freilich nur erst 3 pCt. von dem Kapital ab, allein wenn einmal auch die Bahn nach Paris vollendet und die deutsche weiter fortgesetzt sein wird, so glaubt man bei dem außerdem steigenden Verkehr bald zu einem an gemessenen Interesse zu gelangen. Besonders wurde aber das gün⸗ stige Resultat hervorgehoben, welches durch die Eröffnung der bel gisch-deutschen Eisenbahn erlangt worden sei. Die Erwartungen, die man sich von dieser Bahn gemacht, haben sich durchaus bestätigt. Ein sehr bedentender Waaren-Transport, großentheils Transit, hat sich alsbald organisirt, und noch gestern brachte ein Journal die That sache, daß in Antwerpen 20 Waggons, mit Twist beladen und von England kommend, nach Deutschland abgegangen seien.

Die Diskussion in der Kammer Über die flämische Sprache, worüber wir in der letzten Korrespondenz berichteten, hat zu einem Resultate geführt, welches für die leidenschaftlichen, jedoch an Zahl höchst geringen Gegner der neuen Orthographie ohne Zweisel sehr niederschlagend gewesen ist. Vor 8 Tagen nämlich versammelten sich sänimtliche flamändische Schriftsteller des Landes zu einer GeneralQ— Sitzung auf dem Rathhause zu Brüssel, vornehmlich, um Dank— Adressen an den König, an den Justiz-Minister wegen des die neue Orthographie in die Gesetz-Buͤlletins einführenden Arretés und

an mehrere Deputirten zu votiren, welche sich der neuen, eine Einheit gründenden Rechtschreibung in der Kammer ange nommen und die Beschuldigung, daß die Anhänger derselben

verkappte Holländer seien, energisch zurückgewiesen. Und in der That, wenn der Abt de Foere, das leidenschaftliche Srgan dieser Anklagen, in den Handels-Verhältnissen und der Staats Oekonomie, für welche er bei einem Theile seiner Kollegen als Orakel gilt, nicht klarer sieht, so beklagen wir im voraus den Einfluß, den er bei der wichtigen nach Ostern beginnenden Diskussion über das ganze in Frage gestellte Han dels System Belgiens ausüben könnte. Es verdient übrigens diese immer stärker werdende flamändische Bewegung eine besondere Beach— tung. Nachdem sich die Kräfte in den einzelnen Provinzialstädten lange in der Stille gepflegt und darauf sich in einzelnen Richtungen geäußert, scheint sich jetzt die Bewegung von der Peripherie mehr ins Centrum zu drängen und die Hauptstadt zum Vereinigungspunkte zu machen. Auch bei dieser Bewegung wird sich die belgische Devise bewähren, daß Eintracht zur Macht führt.

Das Ministerium hat vor kurzem ein Pensionirungs-Gesetz den Kammern vorgelegt, das auch von politischer Bedeutung ist. In den constitutionellen Staaten, wo so häufig ein Ministerwechsel eintritt und stets eine Aenderung in dem Personal der höheren Beamten, Gouverneurs u. s. w. nach sich zieht, werden die, welche so eben an der Spitze des Staates standen, häufig in eine drückende Lage ver⸗ setzt, wenn sie kein eigenes Vermögen besitzen, und ihre Ueberzeugun— gen ihnen verbieten, ein Amt unter der neuen Administration anzu nehmen. Der neue Gesetz⸗- Antrag hilft mit Recht diesem Uebel— stande ab.

Der Minister des Innern, Herr Nothomb, hat ein für den Uni— versitäts-Unterricht sehr wichtiges Gesetz⸗ Projekt vorgelegt, welches den jetzigen Uebelständen abhilft und allen billigen Forderungen Ge— nüge leistet. Nach diesem Antrage werden fernerhin die Central— Prüfungs⸗Kommissionen CIuries examen) für die 4 Universitäten allein von der Regierung ernannt werden, aber so, daß jede Univer— sität und jede Fakultät einen Repräsentanten in einer Kommission hat. Bisher ernannten die Kammern für jede Kommission 4 und die Regierung 3 Examinatoren. Es war diese wirklich widersinnige Einmischung der Kammern in einen ganz administrativen Akt im Jahre 1835 von der katholischen Partei durchgesetzt worden, um durch die Majorität in der Kammer der katholischen Universität in Löwen das Uebergewicht zu sichern. Das jetzige Projekt setzt die 4 Universitäten auf gleichen Fuß und giebt von der Unparteilichkeit des Ministers des Innern einen schlagenden Beweis.

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** Paris, 22. Febr. Obgleich man hier ziemlich allgemein annimmt, daß der englische Einfluß bei den neuesten revolutsongiren Ereignissen in Spanien nicht unbetheiligt sei, so wenden sich die Sym⸗ pathieen der Opposition doch immer mehr der Sache der Aufrührer zu. Die der spanischen Regiernng günstigen Nachrichten werden' so lange als möglich mit ungläubigem Kopfschütteln aufgenommen, wäh— rend jede Angabe, welche dem Aufstande irgend einen Vortheil bei mißt, auf die verdächtigsten Zeugnisse hin als unzweifelhaft behandelt und weiterverbreitet werden. Einem französischen Briefe aus Madrid, der in demselben Geiste abgefaßt ist, entnehmen wir die folgenden Mittheilungen: .

„Die einstimmige Meinung der hiesigen Engländer geht dahin, daß die gegenwärtige Regierung verloren ist. Die Engländer sind nicht zahlreich in Madrid, aber sie sind sehr gut über das nnterrich— tet, was auf der Halbinsel vorgeht. Die besonnenen Mitglieder der gemäßigten Partei theilen jene Ansicht, und sie würden sich mit den Progressisten vereinigen, wenn sich nicht persönliche Abneigungen, die ganz gewiß sehr zu bedauern sind, einem solchen Bündnisse widersetz—⸗ ten. Der General Concha zumal verhehlt gar nicht, daß er das Ver— fahren der Regierung mißbilligt, oder vielmehr das Verfahren des Generals Narvaez, welcher hier der eigentliche König, und zwar der rey nel ist. Was aber den großen Haufen der gemäßigten Partei betrifft, so ist derselbe weit entfernt, die Regierung zurückzuhalten, er treibt dieselbe vielmehr auf der Bahn der Reactionen vorwärts, indem er sich schmeichelt, durch den Schrecken auf immer Herr der Zukunft von Spanien zu werden. Die Progressisten sind aber nicht weniger fest überzeugt, und zwar mit welt besserem Grunde, daß die Zukunft ihnen angehört.

„Seit gestern Abend läuft das Gerücht in Madrid um, daß Ferrol sich empört hat. Dies Ereigniß soll in Folge eines kurzen Kampfes zwischen der Besatzung und der National-Garde stattgefun⸗ den haben, die sich geweigert, ihre Waffen abzuliefern. Die Auf⸗— lösung der National⸗Garde hat überhaupt an allen Orten tiefen Un⸗ willen erregt. In Saragossa und Sevilla haben ganze Bataillone die Stadt verlassen, um sich nicht dieser Maßregel zu unterwerfen, deren Gedanken die Regierung anfangs verleugnete und wie eine Verleumdung behandelte. Den Bataillonen der National Garde, welche sich auf solche Weise in das freie Feld geworfen haben, bleibt nichts übrig, als sich in Guerillas zu verwandeln. Ich wiederhole ö, nach, der Ansicht der guten Köpfe kann die Bewegung einen Augenblick innehallen, aber sie wird dennoch allgemein werden. Die

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Spanier handeln niemals mit mehr Entschlossenheit, als wenn sie langsam zu Werke gehen, ganz im Gegensatze zu unseren Mitbürgern, welche nur das gut durchführen, was sie schnell fertig bringen.“

„Es ist gewiß, daß der General Roncali sich geweigert hat, die National-Gardisten von Alcoy und die Gefangenen von Murcia hin⸗ richten zu lassen, nicht aus Menschlichkeit, sondern aus Furcht vor der Wiedervergeltung. Wenn die Geiseln frei wären, welche die Auf⸗ ständischen in Alicante und in Cartagena haben, so würde das Er⸗ schießen ohne Erbarmen anfangen. Die Regierung würde auch die Herren Cortina, Madoz u. s. w. von einem Kriegsgerichte verurtheilen lassen, wenn sie nur einige Aussicht hätte, dies ungestraft thun zu können. Man wird begreifen, welches Loos diesen Männern wartet, wenn man weiß, daß Herr Calvo 9 Mateo, gleichfalls Kongreß-Ab⸗ geordneter, der durch falsche Zeugnisse in den Prozeß wegen des Mordversuchs gegen den General Narvaez verwickelt, der aber von dem ordentlichen Gerichte für unschuldig erkannt und im Begriff war, in Freiheit gesetzt zu werden, daß dieser jetzt vor eine Kriegs⸗Kom⸗ mission gestellt werden soll, und daß sein Vertheidiger sehr lebhaft für das Leben seines Klienten fürchtet. Sich durch den Tod eines Feindes rächen, ist in den Augen vieler Spanier kein Verbrechen.“

„Die hiesigen Engländer geben sich die Miene, als ob sie sich gar nicht in die spanischen Angelegenheiten mischten, eine Taktik, welche nur den Zweck hat, die Verantwortlichkeit ihrer Regierung nicht bloßzustellen. Sie sind in der That zu gewandt, um die gute Gelegenheit unbenutzt zu lassen, welche ihnen durch die Ungeschicklich⸗ keit der französischen Politik dargeboten wird. Die Progressisten haben im Allgemeinen eine starke Vorliebe für Frankreich, aber die Handlungsweise des Kabinets der Tuilerieen kann sie zwingen, man muß es wenigstens befürchten, den englischen Beistand anzunehmen. Die Rückkehr der Königin Christine flößt den Liberalen ernstliche Besorgnisse ein. Sie fürchten die Rache dieser Fürstin und das Wiederansieben des Einflusses einer schimpflichen Camarilla. Die besonneren Mitglieder der gemäßigten Partei dagegen hoffen, daß die Königin Christine die Diktatur des Generals Narvaez stürzen, und das herrschende System einigermaßen mildern werde. Es ist unter diesen Umständen leicht möglich, daß die Rückkehr der gestürzten Re⸗ gentin die Bewegung beschleunigt, statt sie aufzuhalten. Das Ge— wisse an der Sache ist jedenfalls, daß Spanien die Gewaltherrschaft abschütteln wird, die man ihm aufdringen will.“

Portugal.

A Lissabon, 13. Febr. Man hat nun sichere Beweise, daß die aufrührerische Bewegung, welche unter einem Theil der Garniso⸗ nen einiger wenigen Städte nur Anklang gefunden hat, seit lange schon vorbereitet war, daß man zu diesem Zwecke Geldsammlungen unter allerlei Vorwänden gemacht hatte, deren Resultat aber weit hinter den davon gehegten Erwartungen zurückblieb, da jetzt so ziem— lich sicher sich herausstellt, daß die ganze Summe, über welche die den Aufstand leitende Partei verfügen konnté, kaum 8 oder höchstens 10 Contos beträgt; und daß man eigentlich schon damals losbrechen wollte, als die Königin mit ihrem erhabenen Gemahl und den Prin⸗

zen, begleitet von den beiden Ehefs des Ministeriums, dem Herzog von Terceira und Herrn Costa Cabral, im Herbste den Ausflug nach der Provinz Alemtejo unternahm. Die Adresse eines Theils der Munizipalität von Evora und die gleich darauf folgenden von mehreren anderen Städten im

ähnlichen Sinne sollten das Vorspiel dazu abgeben, und man hatte gehofft, die Königin werde ohne große Mühe zur Entlassung des Ministers des Innern zu bewegen sein. An Insinuationen in diesem Sinne hatte man es nicht fehlen lassen, die aber, wie der Erfolg gezeigt hat, durchaus ihren Zweck verfehlten. Damals nun sollte die Bewegung unternommen werden, und ber Ausbruch wäre wohl anch erfolgt, wenn nicht einer der Chefs der Septembristen⸗-Partei und der im Heere im größten Ansehen stehenden Generale, der zugleich auch wegen seines loyalen Charakters am Hofe, wie im Volke, des allge⸗ meinsten Vertrauens genießt und verdient, von dem Plane in Kennt— niß gesetzt, mit seinem ganzen Einflusse sich demselben widersetzt und jede Mitwirkung dazu verweigert hätte. Die Verschworenen fürchteten nun Gefahr für ihr Unternehmen, das daher verschoben wurde, bis die Heftigeren unter ihnen, namentlich Cesar de Vascon⸗ cellos und Jose Estevao, die Geduld verlierend und auf die in einigen Truppentheilen angeknüpften geheimen Einverständnisse rechnend, so wie in der Hoffnung, daß nach einmal gegebenem Anstoße auch das übrige Heer und besonders die nach Beförderung sich sehnenden DOffi⸗ ziere sich anschließen würden, auf die Nachricht von den eben in Spanien ausgebrochenen neuen Unruhen, nicht mehr länger säumen zu dürfen glaubten. .

Inwiefern der General Graf Bomfim sich dabei eingelassen hat, läßt sich mit Bestimmtheit noch nicht sagen, da alle Angaben dar⸗ über höchst unbestimmt und widersprechend lauten. Man weiß nicht einmal gewiß, wie es mit seinem angeblichen Versuche, die Garnison von Elvas aufzuwiegeln, steht, ob er überhaupt nur bei einem solchen wirklich betheiligt ist; um so weniger läßt sich daher sagen, was an dem Gerüchte, daß der General zu Elvas verhaftet worden fei, Wah— res ist. Das Digrio, do Governo, für jetzt die einzige Quelle, aus der uns die Nachrichten über den Stand der Dinge in den Pro vinzen zukommen, hat bis heute über den Grafen Bomfim volltom— menes Stillschweigen beobachtet, woraus hervorzugehen scheint, daß die Regierung selbst nicht recht weiß, wie sie mit ihm daran ist. Daß Graf Bomfim, im Falle der Aufstand schnell um sich gegriffen und einen wirklich bedrohlichen Charakter angenommen hätte, wahr⸗ scheinlich offen an die Spitze getreten wäre, wird zwar allgemein ge⸗ glaubt: aber man hält ihn auch für zu klug, als daß er offen für eine Sache sich kompromittiren werde, deren Erfolg nicht schon im Voraus als sicher zu betrachten wäre.

Der jetzige Aufstand aber darf, wenn nicht ganz unvorhergese⸗ hene Umstände dazwischen kommen, als total mißglückt betrachtet wer⸗ den, denn selbst das Heer hat sich durch die reichlich in demselben ausgestreueten Proclamationen nicht verführen lassen und hält, die wenigen Abtheilungen ausgenommen, die nun zu Castello Branco sich festgesetzt haben, treu an seinen Fahnen. Folgendes ist ein Muster⸗ stück aus einer der Proclamationen an die Armee:

„Soldaten, die Nation hat euch niemals eingereiht, um die Werkzeuge ihrer Unterdrücker zu sein. Ihr seid die Soldaten des Landes und nicht die einer Faction. Die jetzige Regierung ruft den Namen Dom Pedro's an, um uns zu betrügen und zu unterdrücken, aber Dom Pedro war der Freund des Volkes und der Soldaten, und diese treulose Faction sucht uns nur zu veruneinigen, um uns getrennt zu unterdrücken, um sich mit unserem Schweiße und mit unserem Blute zu bereichern; aber wir werden einig sein und wollen und werden immer wollen die Reform der Charte, wie die Na— tion sie will und die Königin sie versprochen hat; ein Ministerium, das dem Volke die Eifüllung dieser Versprechungen gewährleistet, die Anwendung der Steuern, welche die Nation bezahlt, zu nationalen Verbesserungen, die To⸗ leranz und die Gleichheit für alle politischen Parteien, welche das Grund⸗ gesetz des Staates respektiren.“

Diese hochtrabenden Worte haben keinen Effekt gemacht, und die Trupßen, welche schon am 7ten unter der Anführung des Grafen von Leiria gegen die Aufrührer auszogen und nach den letzten Be⸗

richten bereits zu Abrantes angekommen sind, zeigen sich bis jetzt, wie

die Garnisonen der Hauptstadt und von Porto,

von dem besten Geiste beseelt.

Wie ich vernehme, wird der Kabinets⸗Präsident,