1844 / 60 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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„amännern augebrachten Sachen wie 1, zu 93 und die Zahl

ben Schiedsmaännenn en wie 1 zu 105.

ber wirklich verglichene ͤ

ĩ Febr. (Do mb.) Das letzte Heft der in Stuttgart Köln, in Jebr, . Vierteljahrsschrift meldet bei Cotta e, . en“ unter der Rubrik „Kunst“ wörtlich Fol⸗ in seinen / 53 2 des kölner Dombaues stockt aus doppelten gendes: w cht nur die öffentliche Theilnahme an dieser wohl Hrinden: ce ,, , und allzuweit aussehenden Aufgabe etwas zu . sondern die begonnenen Vorarbeiten stoßen auf un⸗ 1 oitliche Hindernisse und Schwierigkeiten in dem Altban über ö! Neub . und * 2 der löblichen Redaction der Dentschen zgiemfeljab r εschrifi die Versicherung ertheilen zu können, daß hier a Köln Niemandem von solchen unüberwindlichen Hindernissen etwas bekannt ist, daß die Arbeiten in den BVauhütten so kräftig als jemals gefördert werden und daß endlich, Gott sei Dank, bis heran auch seinerlei Anzeigen von Erlaltung der Theilnahme für das große Un sernehmen sich zeigen, vielmehr noch in, der jüngsten Zeit sich neue Hülfs⸗Vereine von Bedeutung (6. B. in Luxemburg) gebildet und dem Fentral-Vereine angeschlossen haben. Der Bexichterstatter der Deut⸗ schen Vierteljahrsschrift kann sich übrigens leicht durch die Lesung des letzten amtlichen Baurapports und der gleichfalls im Domblatte veröffentlichten Beitrags Verzeichnisse von der Grund⸗

losigkeit seiner Behauptungen überzeugen.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Müͤünchen, 22. Febr. (A. 3.) Se. Majestät der König hat unter dem 19. Februar den Königlichen Kämmerer und General⸗Major Karl von Heideck, genannt Heidegger, sammt seinen Nachkommen in den Freiherrnstand des Königreichs erhoben. Die Gesundheits Verhältnisse dieses verdienstvollen Offiziers, der seit länger als drei Monaten leidend darnieder liegt, haben sich in jüng⸗ ster Zeit so gebessert, daß seine baldige vollkommene Herstellung in Aussicht steht. . . ,

Zufolge Ministerial⸗Reskripts vom 9. Februar sind die Art. 3 und 5 der bekannten Verordnung vom 3. September 18413, die Be⸗ willigung von Tanzmusiken und Freinächten betreffend, nur für die öffentlichen Tanz-Unterhaltungen, d. h. für solche Unterhaltungen maßgebend, zu welchen Jedermann Zutritt hat, und finden daher auf Bälle keine Anwendung, bei welchen nach den Verhältnissen der Theil⸗ nehmer das Motis der angeordneten Beschränkung nicht eintritt. Es ist deshalb auch jenen Verordnungs-Bestimmungen nicht entgegen, eine längere Dauer für diejenigen Tanz-Unterhaltungen zu bewilligen, welche mittelst vorausgehender Subscription oder gegen Entrichtung eines Eintrittsgeldes veranstaltet werden, wenn die Ueberzeugung ge⸗ geben ist, daß die gesellschaftliche Stellung der Subskribenten und Theilnehmer die oben bezeichnete Bedingung erfülle.

(Fr. M.) In altherkömmlicher Weise zog am 19ten Vormit— tags die Zunst ver viesßgen Megßger vor die Königl. Nesidenz und die Palois ver Höchten Herrschaften, um Ihren Königi. Majéstäten und ven vöchhen Herrschasten Biumensträuße zu überreichen und auß das Wohl derselben zu trinken. Nachmittags fand der verühmte

Metz gersprung Nart, ein Volteschauspiel, welches, obwohl ale Jahre

am Fasinacht⸗Montage in derselben Weise wiederkehrend, immer viele

Tausend Menschen anzieht. Außer diesem Schauspiele und dem

Schäfflertanze zeigt sich der Karneval bei uns nicht öffentlich, desto

mehr aber in Privatgesellschaften und Privatzirkeln.

Vor einigen Tagen sind zwei junge Türken aus Konstantinopel hier eingetroffen, um an hiesiger Universität einige Zeit Vorlesungen zu hören. Es sind dies wohl die ersten Türken, die hier studiren.

Speyer, 23. Febr. Das Amtsblatt enthält nachstehendes Königliche Regierungs-Reskript vom 15. Februar: „Die Ausdehnung und Wirksamkeit des zu Leipzig gegründeten und seither in Deutsch? land unter dem Namen Gustav-Adolphs⸗Stiftung weiter verbreiteten Vereins auf das Königreich wurde Allerhöchsten Orts mit dem Bei— fügen verboten, daß: I) die von dem Vereine einzelnen bayerischen Kirchen-Gemeinden zugewendeten Unterstützungs- Beiträge, wenn'sie an ihren Bestimmungs-Ort gelangen, mit der Warnung zurückgesen⸗ det werden sollen, künftighin solche Sendungen nach Bayern zu un— terlassen, widrigenfalls die dahin gelangenden Unterstützungs- Beiträge eingezogen und für irgend einen öffentlichen oder Stiftungszweck verwendet werden würden; 2) daß den bayerischen Unterthanen jeder Verkehr mit dem besagten Veresne und jebe Annahme einer Gabe von Seiten desselben, unter was immer für einer Form sie auch ge⸗ schehen möge, untersagt, gegen die Uebertreter aber die durch die Theilnahme an unerlaubten Vereinen begründete Bestrafung, bei Be⸗ amten und Geistlichen aber überdies die nach den Tienst⸗Verhältnis⸗ sen zulässige Einschreitung veranlaßt werden soll; was zufolge höchsten Befehls des Königlichen Ministeriums des Innern zur allge⸗ meinen Kenntniß gebracht wird.“

Baden. Karlsruhe, 22. Febr. (K. J. u. M. 8 R der heutigen (3l.) Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurden

363 ständischen Zustimmung fortgesetzt. 1 Uebereinkunft mit Bagern, wegen gegenseitiger Gestattung gerichtlicher Nacheile vom 29. Sep⸗ tember 1813. Der Antrag der Kommission, den Staats⸗Vertrag zu reklamiren, wird angenommen, weil darin, wie die Herren Welcker, Sander und Werg geltend machten, fremden Behörden zugestanden werde, Hoheitsrechte auf badischem Territorium aus zuüben. 2) Ver⸗ ordnung vom Jahr 1812, die Bezahlung der Brandversicherungs—⸗ Beiträge von kirchlichen Gebäuden betreffend; sie wird nach dem An- trage der Kommission ebenfalls reklamirt. 3) Verordnung des Kriegs⸗ ministeriums vom 22. Juni 1813, die Heirathen der Offiziere be⸗ treffend; es wird lebhaft darüber gestritten, ob hierin eine Beschränkung des natürlichen Rechts aller Staatsbürger liege, sich zu verehelichen, eine Art von Cölibat, oder nur eine reglementarische Vorschrift über die Frage, in welchen Fällen die höhere Militairbehörde Heirathen bewilligen könne? Während die Herren Welcker, Sander, ittel sich für die erste Ansicht aussprachen, fanden die Herren Vogel, Schaaff und Treffurt in der Ver⸗ ordnung nur eine Ankündigung der Grundsätze, nach welchen künftig über die Heirathsgesuche der Offiziere entschieden werden soll. Der Kommissions-Antrag auf Reklamirung wird angenommen. Sander reklamirt eine Verordnung des Justiz⸗Ministeriums, wonach diejeni gen, die dreimal im juridischen Examen durchgefallen sind, sich nicht mehr dazu melden dürfen. von Itzstein eine solche des Ministe⸗ riums des Innern, die Uebersiedelung aus einem Orte in den ande ren betreffend, wonach solche Bürger, die früher Ausländer waren, in dem zuerst erwählten Wohnsitz drei Jahre verbleiben müssen, ehe sie in eine andere Gemeinde aufgenommen werden. Beide Anträge werden an die Kommission zurückgewiesen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 23. Febr. Wegen des Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin von Holstein Oldenburg und Sr. Durchlaucht des weiland regierenden. Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha legt der Großherzogliche Hof vom 2Msten d. auf resp. 14 Tage und 3 Wochen Trauer in den ge⸗ wöhnlichen Abstufungen an.

Oesterreichische Monarchie.

Preßburg, 19. Febr. Preßb. Ztg.) In der Sitzung am 10ten haben die Stände, bei den Debatten über das Städtewesen, den Paragraphen, wonach den Juden in den Königlichen Freistãdten das Bürgerrecht ertheilt werden kann, angenommen. Mehrere Städte⸗ Deputirte verwahrten sich gegen diesen Beschluß und erklärten, sie würden die Juden, so lange sie nicht allgemein im ganzen Lande emanzipirt seien, unter keiner Bedingung in ihre Städte als Bürger aufnehmen.

r g nn re i ch.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 22. Februar. Nachdem das Resultat der Abstimmung über den Rémusatschen Vor— schlag bekannt ist, können nur noch die Reden der hervorragendsten Mitglieder der Kammer ein Interesse darbieten, insofern sich in ihnen die Stellung spiegelt, welche sie dem Ministerium gegenüber einneh— men. Wir übergehen daher, was Herr von Lespée gegen den Antrag sagte, heben jedoch Einiges aus dem Vortrage des Herrn O. Barrot hervor, und kommen dann zu der Diskussion, welche sich, Hervorgerufen durch Herrn O. Barrot's Rede, namentlich über die Entla ung des Grafen Salvandy von seinem Botschafterposten, zwi—

Ken hui, Herrn Töiers und dein Minlster der auswärtigen Angele-

Jenheiten enispann, ehe zur Ab immu über di cli ' d sition geschritten wurve. J J Pr hpvs-

Herr O. Barrot: Meine Herren, seitdem diese und ernsten Männer in dieser Kammer und außerhalb derselben beschäftigt

sind die verschiedenen Dokumente, welche für oder gegen eine Parlaments— Ich wüßte nicht,

Reform vorgebracht werden können, durchaus erschöpft. welche Phantasie so fruchtbar sein könnte, über diesen Gegenstand noch etwas Neues und für die Kammer Belehrendes auszusinnen. Es ist über⸗ haupt eine Frage, bei welcher die Thatsachen mehr Gewicht haben, als die Rede, und ich bin in Wahrheit erstaunt darüber, daß während wir uns mit der Würde der Kammer beschäftigen, mit der Möglichkeit, den Beamten und den Deputirten die hierarchische Pflicht und die Unverletzlichfeit des Votums mit einander zu vereinigen, wie eine Thatsache, die in der Kammer und außerhalb derselben einen seltenen und tiefen Eindruck gemacht hat, mit Stillschweigen übergangen oder uns wenigstens geweigert haben, dieselbe aufzuklären. (Anhaltende Bewegung.) Welcher Meinung man übrigens auch in Betreff dieser Frage sein mag, über einen Punkt sind wir doch gewiß Alle einverstanden, nämlich darüber, daß die öffentlichen Beam— ten in diesen Mauern, in dem Augenblicke, wo sie hier eintreten, ihre Eigen= schaft als solche ablegen, indem dleselbe in ihrer Eigenschaft als Deputirte verschwindet. (Beifall zur Linken. Und das Gefühl der Kammer ent— spricht dieser Wahrheit, denn so oft es Jemandem, selbst harmloserweise,

auf dieser Tribüne begegnet, daß er einen Deputirten bei feinen besonderen Functionen nennt, däß er auf seine Amtspflichten anspielt, erhebt sich ein Gefühl der Gerechtigkeit und der Ehre, ein tief politisches Gefühl, gegen eine, solche Anspielung. Wir wollen hier nur Depulirte; dies beherzige man wohl; möge der Beamte 'es beherzigen, daß

er sich seine Ehre und Unabhängigkeit nur um diesen Preis be—

wahren kann. Aber auch die Regierung möge es beherzigen, und namentlich muß sie selbst das Beispiel dieser hohen und nothwendigen Ab— strahirung geben. Niemals darf sie sich bei dem Deputirten, der Beamter ist, an den Beamten erinnemn, niemals darf sie in dem Beamten das Votum des Deputirten angreifen; thäte sie dies, so würde sie selbst das schlagendste und entscheidenste Argument für die Ausschließung der Beamten aus diefer Kammer, für die unbedingte Unvereinbarleit geliefert haben. Bin ich nun nicht durch diese Betrachtungen, welche die ganze Frage beherrschen, dazu

die Verhandlungen über Reclamationen provisorischer Gesetze zur

veranlaßt, Erllärungen über eine kürzlich vorgekommene Thatsache zu ver—

langen? (Bewegung.) In Folge eines Votums, welches diese Kammer in fast zwei gleiche Theile schied, und wobei auch die gewissenhaftesten Männer verschiedenen Ansichten folgen konnten, erhob sich ein Deputirter, ohne selbst in die Debatte einzugreifen, blos wegen einer Phrase, in welcher er mehr als eine Mißbilligung erblickte, in welcher er einen Schimpf zu sehen glaubte, der weder unserer Würde, noch unserem Rechte gemäß war. Es war dies, ich wiederhole es, seine gewissenhafte Meinung, die er mit einer großen Anzahl von Mitglie= dern dieser Kammer theilte. Und am anderen Tage gab er seine Enilas⸗ sung in Folge einer Unterredung, welche er, wie uns die halbamtlichen Organe der Regierung selbst berichteteten, mit einer erhabenen Person ge—⸗ habt hatte. (Unruhe im Centrum.) Fürchten Sie nicht, meine Herren, daß ich eines der Grundprinzipien unserer constitutionellen Regierung ver— letzen werde. Wenn ein solches Einschreiten jemals die Unabhängigkeit von Männern in unserer Mitte gefährden könnte, so würde ich nur das Mini— sterium, welches dasselbe entweder als ein Regierungsmittel provocirt oder es zugelassen hätte, dafür verantwortlich machen. (Sehr gut!) Was ist zwischen dem Ministerium und dem ehrenwerthen Mitgliede, auf welches ich anspiele, vorge- gangen? Ich brauche keine Interpellationen an das Ministerium zu richten. Es hat seine Erklärungen in Organe einrücken lassen, die es nicht des— avonirt; es ging diesem Mitgliede der Befehl zu, Frankreich zu verlassen und auf seinen Posten nach Turin zurückzukehren; er weigerte sich dessen. Vorher, nachdem er der Ehre der Kammer und der Unverletzlichkeit des De— putirten genug gethan, nahm er, obwohl personlich verletzt, seine Entlassung wieder zurück, als er gewahrte, daß die Krone in die Sache verwickelt wer= den könnte. Dies Gefühl kann ich nur ehren; jetzt befand er sich aber blos dem Ministerium gegenüber. Wenn nun der ihm zugehende Dienst- befehl durch den öffentlichen Nutzen motivirt war, so hatte er Unrecht; er hätte dann seine Pflicht verletzt; es hätte ihn nicht nur die Absetzung, son- dern eine starke Rüge von Seiten des Ministeriums treffen müssen. Dies wäre begreiflich, wenn in Sardinien, etwa wie in Pertugal, eine die beste⸗ hende Ordnung der Dinge bedrohende Revolution unsere Rerrãsentanten dringend dahin berufen hätte, weil die Interessen unseres Landes an jene bestehende Ordnung geknüpft gewesen wären. Aber ich wüßte nicht, daß in Piemont etwas dergleichen stattgesunden hätte, ich kann daher auch keine Nothwendigkeit, kein höheres überwiegendes Interesse auffinden, welches un⸗ seren Botschafter so plößlich nach Turin zurückberufen hätte. (Bewegung.) Wenn also dieser Befehl zu dem Votum des vorigen Abends und vielleicht zu dem des folgenden Tages in Beziehung stand, wenn es, der Deputirte war, den man aus der Kammer und aus Frankreich sortschicken wollte, wenn es eine rein parlamentarische Ursache ist. welche die Regierung zu dieser Maßregel bestimmte, dann hebt die Verant- wortlichkeit an, und ich frage alle Parteien dieser Kammer, ich frage Jedermann, der von dem Gefuͤhl seiner Pflicht und seiner persönlichen Würde durchdrungen ist, ob es möglich ist, in einem freien Lande lange zu dulden, daß es in einer die Nation repräsentirenden Versammlung gewisse Deputir⸗ ten gäbe, die man nach Belieben könne erscheinen und sich entfernen lassen, so daß die Einen, um hier eine Stimme abzugeben, ihren, wenn auch noch so nothwendigen Amtspflichten entrissen, die Anderen aus Entsetzen vor einem unabhängigen Votum aus dieser Versammlung hinweggetrieben wer— den könnten. (Zur Linken: Sehr gut.),

Herr Guizot: Ich werde auf Fragen über den von dem ehrenwerthen Mitgliede berührten Gegenstand nicht antworten, und zwar deshalb, weil ich nicht darauf antworten darf. (Oh! Oh!) Ein ehrenwerthes Mitglied dieser Kammer, ein Botschafter des Königs, glaubte seine Entlassung geben zu müssen, wir beeilten uns keinesweges, sie anzunehmen; er beharrte aber dabei, und wir mußten sie annehmen. Weiter darf ich nichts sagen über diesen Vorgang. Ich habe in voller Freiheit und vollem Rechte der Präro- gativen der Krone gehandelt. (Widerspruch auf den beiden äußersten Seiten, Beifall im Centrum.) . ö

Der Präsident: Das Wort ist nun an Herrn Thiers. der Aufmerksamkeit.) ; .

Herr Thiers. Meine Herren, der Vorfall scheint mir zu wichtig, als daß Männer, welche es ernst mit dem nehmen, was wir unter Repräsen«

eichen

Frage alle aufrichtigen

tatio-Regierung verstehen, ihn vorüber gehen lassen könnten, ohne ihre Mei— nung darüber auszusprechen. Der Minister der auswärigen Angelegenhei⸗ ten weigert sich, zu antworten; der ehrenwerthe Herr von Salvandy, der be— sonders bei dieser Sache betheiligt ist, nimmt nicht das Wort. Es bleibt uns also nichts übrig, als daß wir ein Jeder unsere Version geben; ich will jetzt die meinige geben. (Gelächter.) Es mag, wenn man will, eine bloße Hopothese sein, ich will ihr durchaus feine Art von Authentizität bei— legen. Wenn das, was ich sagen will, vollkommen dem entspricht, was Sie Alle wissen, so wird meine Hypothese die Wahrheit sein, und die n,, , . welche ich darauf baue, werden ihren vollen Werth haben. ; 4. Graf Salvando; Will der ehrenwerthe Herr Thiers mir wohl ein Wort erlauben? (Gelächter zur Linken. Herr Thiers verläßt sogleich die Tribüne, welche Herr von Salvandy einnimmt. Gesteigerte Aufmerfsamfeit J Meine Herren, ich befand mich bei der Adreß-Diskussion nicht in Üleberein? stimmung mit den Ministern des Königs. Zwischen zwei Abfassungsanten welche, meiner Ansicht nach, gleiche Kraft halten, entschied ich mich für die⸗ senige, welche ich für die politischste hielt, welche die ruhigste und folglich auch die würdigste war; die andere verletzte in mir jenes innere Gefühl welches der Rechtschaffene niemals aufopfert. Diese abweichende Meinung trennte mich indeß nicht von der Majorität, denn viele Stimmen in ihren Reihen, viele ihrer Gedanken entsprachen den meinigen, und bei der allgemeinen Abstimmung behielt ich meinen Platz in ihrer Mitte, den ich in den letzten 14 Jahren unveränderlich innegchabt habe? Sie trennte mich aber von dem Ministerium. Ich besiegelte mein Votum Wersassungsmäßig damit, daß ich um meine Entbindung von dem politischen Titel, mit welchem ich befleidet war, nachsuchte; er fesselte die Unabhängig— fit meines Mandats uhnd die Würde meiner Stellung in Ihrer Mute; ich gab ihn an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten zurück. Jetzt sinde ich mich, meinen Kollegen gegenüber, als Teputirter, als Vice Prsi⸗ dent der Kammer, ohne allen offiziellen Charakter, und ich glaube hierdurch darauf Anspruch zu haben, jede Interpellation von mir zu weisen, so wie ich jede Kontrolle meiner Handlungen für die Jukunft von mir gewiesen habe. Fortan von allen Verbindlichkeiten gegen Personen befreit, nehme ich meinen Platz auf dieser Bank wieder ein, um darauf in aller Unabhängig keit meines Urtheils und meiner Treue dem Thron, den Institutionen änd den Prinzipien zu dienen, denen ich mein Leben gewidmet habe. (Zeichen der Justimmung.)

stellungs Lolal für Werke lebender Künstler abgeben, und es wäre auf diese Weise gestattet, die kunsthistorisch!e Tradition in allen ihren Auf und Abstusungen durchzugehen, was für die gleichzeitige Kunst vielleicht eine gute Wirlung hätte. Die Nachbarschaft der alten Bilder gäbe den strebenden Künstlern und feineren Kunstfreunden Gelegenhrit zu Vergleichungen, Bemerkungen und Belehrungen aller Art, die für die Gegenwart heilsam und frachtbringend ausschlagen würden. In den Augen des Kenners und des billig urtheilenden Liebhabers gewinnt selbst die untergeordnete Arbeit eines neueren Künstlers in der Vergleichung mit der werthvolleren eines älteren Meisters und ist dem nachdenkenden Künstler ein Spern zum Nachringen. Eimunterung ist es ihm, wenn der . Kunstfreund den f eines alten Meisters in seinem Bilde erkennt. Die französischen Maler, Alt und Jung, voll von Eigenliebe und gierig nach Lob, sind sreilich durchweg unbegreiflich blind und unerträglich anmaßend in ihren Aussprüchen und ürtheilen über alte Meisterwerke. An Allem wissen sie etwas gauszusetzen, und immer suchen sie nur die Fehler sehr selten die 86 ein Bildern auf. Alles wissen sie besser zu machen und mar von Kleinigkeiten hängt es gb, daf sie bisher noch nichts BVesseres gemacht haben. Mit einer unaushörlichen Suade von Worten und einer ganz unauestehlichen Nedseligkeit beraisonniten und beschwadroniren sie die 6 ten Hilder, und jeder Sfümper glaubt hie, wenigstens den ersten Mei⸗ ern gleich zu sein. Die besseren Maler sind freilich nicht so unbescheiden; denn diese fühlen es wohl, wie wess ihre Leistungen den alten Neisterwerken und die heutigen bildenden Künste denen von chemals nachste en. Aber den belannten National- Zuschnitt, durch den sich der französische Rtünsiler überhaupt vor allen Uebrigen auszeichnet, haben sie fast Alle, und vorzüglich bestzgn sie eiń übertriebene Vorliebe für altere einheimische Maler. Nichte desto weniger ist die nrueste französssche Schule in ihlen Eigenihüimlichlelten von der älteren höchst verschieden und weicht immer mehr von ven natio- nalen leberlieferungen ab. In dem Bestreben, pilant und prägnant zu

sein, . augenblicklichen, schlagenden Effekt zu erreichen, nimmt sie eine a. Wendung, die gegen die wesentlichen Anforderungen der Kunst ver— stõß kund für ihre Jukunst besorgt macht. Einige seltene Meister ausgenommen, . all⸗ übrigen Biltermacher auf falschen, unpoetischen Wegen. Wer . ö. Ausstellungen hier gesehen und mit dem Eindruck Paris verlassen z. . kur on dem Verfall und Krebsgange der Künste in Frankresch 1 3 Matte Routine und platte Nachahmung sind an die Stelle des brau? y. 6 originellen Aufschwunges und Lebensdranges getreten, die vor nicht 9 ö. alle lünstlerischen Kräfte in wirlsamen Strebungen bethätig⸗ n 23 ö. sanze splejade von großen Malern versprachen. Diese läßt 66 n. uf ich warten, und es sieht nicht darnach aus, als! ob le daffelb⸗ . wertet. Viele junge Künstler von wirklichem Talent bild! e. . i ge gat aus und brechen zu früh den ernsthaften Umgang mit snilieren m n Horaz die engen Pfade des Lebens verfolgen und inen, nd bslligelen Sitz verlangen, als diesen Tummesplatz aller Kab aller Laster, aller P Hl. platz aller Kabale, zu leich ang n! Pracht und Zerstreuung, wo der angehende Künstler gar wird Andere . Dimmel wieder mit Gewalt auf bie Erke herabgerissen Geschmach 4 3. ni Bie sachen Anlagen und Mitteln in den Jrit- und Moher ren, um alsdann er, g es zu einer Verühmtheit von 15 oder 15 Jah— eigene Bahn und Fey zu werden; sehr Wenige endlich brechen sich eine auf die Nachwi geben ihren Werken ein solches Gepräge, daß sie damit nische Harl elfesnnsen. Nicht blos der geistige Gehalt, auch die an in die rd, ö Im Sinken. Außer daß Seele und Poesie, Einsicht französischen 6 erfalufgaben und reislichee Nachdenken bei den eich 3 Malern selten anzutreffen, sind dieselb ĩ seßigen Beherischung der darstel 61 seselben auch in Bezug auf . ! n Mittel und Gründlichleit des Wissens weit j Ich rar isti w, ne, . die Werke der spälesten e e deff en He de ig ein welche selbst auch das Handwert a genommen. Es fehl Declan Cuthmssas mus hat Charalter und Wärm ͤ. Ut eines heils an Poesie, Siyl,

ee des Gefühls, andereniheils ĩ sließendem Vortrage, der selbst in seiner 6. e n

währt und Anziehung übt, an Wahrheit der Färbung und Tüchtigleit der Zeichnung, an jener durchdachten, reiflich überlegten Zusammensetzung, welche die Werke eines Poussin oder Lesneur auszeichnet, wie an jener eleganten, feinen, geistreich spielenden und kokettirenden Manier, welche den altbesten der französischen Schule des achtzehnten Jahrhunderts einen eige⸗ nen Charakter giebt. .

Ich wünsche sehr, glaube aber nicht, daß die nächste Ausstellung das Gesagte zu nichte mache. Fast alle vornehmsten Meister werden im näch— fen Salon wieder fehlen, und daher schwerlich Hauptwerke vorkommen, die für den Fortschritt der Kunst viel versprechen. Eugene Delacroix ist mit Plafondgemälden im Luxembourg beschäfligt, ebenso Ingres, der ohnehin seit einiger Zeit, in anhaltendem Unmuth über rüchsichtslose Kritik, keine Arbeiten mehr zur bffentlichen Ausstellung hergiebt und nur noch in Privat-Ausstellungen einem kleinen Kreise von Freunden den Anblick seiner Gemälde gönnt. No queplan arbeitet hauptsächlich für Liebhaber, die seine Bilder in Privat-Kabinetten verstecken, wo sse fürs große Publi⸗ kum so lange begraben sind, bis Glückswechsel oder Todesfälle se aus der Gräbesnacht ans Licht bringen. De camps, der Maler so vie⸗ ler humoristischen Bilder, leidet an einer sinsteren Hepochondrie, aus welcher mit Mühe wieder zu eiwecken und zu seiner Staffelei zurückzubringen ist. Delaroch e macht eine Reise in Italien; ob Horace Vernet und Ary Sch esfer Werte zur Ausstellung gegeben, weiß ich nicht zu sagen. Dagegen höre ich, daß von mehreren belgischen und holländischen Künstlern Bilder für den Salon eingeschickt sind: verschiedene Viehstücke von Verboekhoven, desen Bilder hier viel Ansehen genießen und in hohem Preise stehen, nebst Landschasten von Schelfhout und Koöecko eck, der in der vorigen Ausstellung mit seiner großen Wald- Ansicht so bedeutendes Aufsehen gemacht. Auch zan, Düsselborf ollen mehrere Gemälde eingegangen sein. Von hiesigen Malern fließen die Bilder hundertweis zuz an Stoff für Beschauung und Besprechung wird es demnach nicht fehlen.

4

Herr Thiers: Meine Herren, ich beeilte mich, dem ehrenwerthen Mitgliede das Wort einzuräumen, in der Hoffnung, daß ich durch ihn der Wiederaufnahme meiner begonnenen Erzählung überhoben werden würde. (Gelächter. Ich nehme die Kammer zum Zeugen, daß er mich nicht des Mindesten übethoben, sondern mir im Gegentheil die Pflicht, fortzufahren, aufgelegt hat. (Allerdings.) Ich will zuvörderst einige Grundsätze aufstellen. Unter einer Repräsentatid- Regierung können zuweilen wohl Uebertretungen der strengen constitutionellen Regeln vorkommen; man hat davon nament— lich in England Beispiele. Ist in diesem Falle eine Genugthunng nothwendig oder nicht? Ich sage ja, aber eine Genugthuung auf Kosten der verantwortlichen Gewalt, auf Kosten der Minier, denn ihre Anwefen heit auf diesen Bänken bezeugt, daß sie für Alles, was sie thun und nicht thun, für das, was in ihrer Gegenwart und was neben ihnen vorgeht, die Verantwortlichfeit übernehmen, und damit für die Uebertretung der consti— tutionellen Vorschriften eine solche Genugihuung gewährt werde, müssen Sie, alle Staatsgewalten in Ehren gehalten, die Anführung und Erörterung der Thatsachen auf dieser Tribüne gestatten. Bildeten die Gunstbezeigun⸗ gen, welche Herr von Salvandy erlangte, indem er nacheinander zum Bot— schafter in Spanien und in Turin einannt wurde, ein solches Band der Dantharfeit für ihn, daß seine Unabhängigkeit ihm nicht mehr gehörte? Dies ist eine Privatsache, welche uns nichts angeht, sondern die Herr von Salvandy mit der Regierung abzumachen? hat. Hat Herr von Salvandy aber als Boischafter am zuriner Hofe einen politischen Fehler begangen, der Frankreich, mit Hinsicht auf Piemont, kom— promittirt hätte? Meiner Veision nach glaube ich dies nicht. (Beifälliges Gelächter. Ist es der Fall, so möge der Minister, sein Chef, es sagen, und er möge es ohne Antwort hinnehmen. Ich glaube aber, der Grund liegt in seinem Votum, welches er bei einer Frage abgab, welche uns Alle trennte, nämlich als es sich darum handelte, gewisse Vorgänge in London zu bezeichnen. Wir waren Alle darin“ ein? verstanden, daß diese Vorgänge für verwerflich erklärt werden müß— ten; aber obgleich Alle der jetzigen Regierung sehr ergeben, glaub— ten wir doch nicht, wenigstens nicht Alle, daß diese Vorgänge mit einem unseren Sitten widerstrebenden, an sich wenig politischen und indireft möglicherweise der National-Repräsentation zu nahe tretenden Ausdruck zu bezeichnen seien. Wir konnten uns irren, aber dann irrte sich die Hälfte der Kammer mit uns. (Einige Stimmen durch einander: Nicht die Hälfte! Fast die Hälfte! Ueber die Hälfte! Daran liegt wenig, genug, ein großer Theil der Kammer. Herr von Salvandh theilte unsene Ansicht. Berief nun ein Minister Herrn von Salvandy zu sich, und sagte ihm, daß ein Bot- schafter zu den Beamten gehöre, die es durchaus mit dem Kabinct halten müßten, welches sie repräsentirten, daß eine abweichendere Meinung derselben nicht zulässig sei, und daß sie sonst ihre Entlassung zu nehmen oder sie zu erwarten hätten? Hat ein Minister dies gethan, so haben wir verfassungsmäßig nichts dagegen einzuwenden. In politischer Hinsicht könnten wir allerdings darüber diskutiren, ob das Kabinet zu einer solchen Forderung berechtigt sei, aber wie gesagt, nicht in constitutioneller Hinsicht. Meiner Ueberzeugung nach hat aber nicht ein Minister zu Herrn von Salvandy diese Worte gesagt, und hierauf be— ruht die ganze Frage. (Murren im Cenfrum. Beifall zur Linken.) Nicht ein Minister hat Herrn von Salvando die Mißbilligung ausgedrückt, welche ihn wegen seines Votums getroffen. (Reclamationen im Centrum, Meh⸗ nere Mitglieder: Das ist verfassungswidrig. Zur Linken: Sehr gut.)

Der Minister des Innern: Jur Ocdnung! ö

Herr Boudet: Der Minister des Innern müßte zur Ordnung ge— rufen werden. . Herr Thiers: Es giebt nur eine Art, den Ruf zur Ordnung vernünf— tig zu motiviren, wenn man mir nämlich beweist, daß meine Version falsch ist.

Herr Thiers machte nun aus dieser Auseinandersetzung den Schluß, daß unter dem gegenwärtigen Ministerium nicht durchaus streng nach den constitutionellen Vorschriften regiert werde, und daß dies ein Haupt? vorwurf sei, der dasselbe treffe. Herr Guizot wies diesen Vor— wurf zurück, indem er vielmehr denen, welche diese Angelegenheit hier zur Sprache gebracht und Ausschlüsse darüber gefordert, ein verfassungs widriges Benehmen zuschrieb.

Paris, 23. Febr. Das Ministerium beharrt noch immer bei seinem Stillschweigen über die Angelegenheiten von Otaheiti, obgleich man glaubt, daß der offizielle Bericht des Admiral Dupetit-Thouars längst eingegangen sei. Die Oppositions- Blätter dagegen fordern immer heftiger, daß das Ministerium sein Schweigen brechen und dem Lande sagen solle, ob England sich weigere, die Souverainetät Frank— reichs über das Reich der Königin Pomareh anzuerkennen, und ob dem herzlichen Einverständniß wegen eines versteckten Eilandes im Stillen Ocean ein Bruch drohe.

Es heißt, Espartero habe in diesem Augenblick in Paris und an der spanischen Gränze mehrere Agenten, die ihn von Allem, was sich in Spanien zuträgt, auf das genaueste unterrichteten. Espartero soll noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, bald wieder nach Madrid zurückzukehren.

EE Paris, 23. Febr. Die heutige Sitzung der Deputirten— Kammer wurde um 3 Uhr eröffnet. Zuerst wurde nach kurzer Dis— kussion, bei welcher die Redner sich sämmtlich in Lobeserhebungen des verstorbenen Marschalls Grafen Drouet d'Erlon überboten, der Ge— setz Entwurf, wodurch dessen Tochter eine jährliche Pension von 3000 Fr. bewilligt wird, mit 249 weißen gegen 10 schwarze Kugeln angenommen. Ferner wurde auf den Antrag des Herrn Houzon Musron die zu Deckung der Kosten des Leichenbegängnisses des Marschalls vorgeschlagene Summe von 12,000 Fr. auf 15,060 Fr. erhöht. Die Kammer hört dann die Berichte über mehrere Petitionen an. Die erste Petition, welche an die Reihe kam, ist die von Seiten der Be— wohner verschiedener Departements, welche die Revision des Gesetzes über die. Befestigungen von Paris verlangen oder jedenfalls gegen jeden Plan zu Ausrüstung und Bewaffnung dieser For tificationen Reclamation erheben. Der Berichterstatter, Herr Allard, bekämpft die Petition und deren Gegenstand aus Gründen, die er mit großer Ausdehnung und Sachkenntniß in seinem Berichte auseinandergesetzt hat. Er hebt besonders die großen Vorthesle her= vor, welche die Fortificationen im Falle cines feindlichen Einfalles in Frankreich gewähren würden; zeigt das Lächerliche und Unsinnige der Behauptungen Derjenigen, welche die Fortificationen als eine sort⸗ während die Hauptstadt bedrohende Gefahr darstellen wollen; setzt die Art und Weise, in der man bei Aufführung der verschiedenen Bau— ten zu Werke gegangen sei, aus einander, und schließt endlich damit, daß er den Antrag stellt, die Kammer solle über alle Petitionen bie? ser Art und dieses Betreffs zur Tages-Ordnung übergehen. Dies wird auch unzweifelhaft geschehen. Die Sitzung dauert bei Postschluß noch fort.

in Paris, 23. Febr. In unseren politischen Cirkeln wird ver gestrigen Rede des Herrn Thiers eine weit höhere Bedeutung beige⸗ legt, als dieselbe auf dem ersten Anblick zu verdienen scheint. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß Herr Thiers durch seine gestrige Rede der Proposition Némusat mehr schadete, als nützte, indem er dadurch dem Herrn Guizot Stoff zu einer vortreff lichen Ant— wort lieferte, so will man dennoch in der nämlichen Rede eine ge⸗ schickte Taktik des Ex-Präsidenten vom 1. März wahrnehmen, Lie Bildung eines neuen Kabinets zu beschleunigen. Die Verschmelzung der Parteien Thiers und Mols würde dazu am besten dienen. Die größte Schwierigkeit, welche der Verwirklichung dieser Idee sich noch entgegensetzt, ist die Abneigung eines Theiles der linken Oppo⸗ sition, einem Kabinet Thiers-Molé als Anhaltepunkt zu dienen; denn um Vine bedeutende kräftige parlamentarische Majorität zu bilden, will Herr Thiers dem Grafen Mols die Unterstützung des linken Centrums und der linken Opposition, wenigstens zum Theil, zuführen.

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aufgeklärten konservativen Partei ihre eigene Selbstständigkeit verlieren, und dadurch sich selbst schwäichen möchte, besonders weil in letzter Zeit Herr Thiers immer mehr dem konservativen Prinzipien sich näherte. Um nun die Besorgnisse der Opposition zu beschwichtigen, steckte plötzlich Herr Thiers die Fahne der Opposition selbst auf und ent wickelte in seiner gestrigen Rede die Grundzüge seiner eige⸗ nen Politik ganz in dem Sinne der linken Opposition. Man weiß, daß die linke Opposition als Hauptzweck ihrer Bemühun— gen die Wahrheit des Repräsentativ⸗ Systems verfolgt oder doch dessen sich rühmt. Als daher gestern Herr Thiers, um seine eigenen Inter⸗ pellationen wegen der Entlassung des Grafen Salvand)y zu rechtfer⸗ tigen, behauptete, seine Angriffe gegen Herrn Guizot hätten keine andere Absicht, als dem Kabinet vom 29. Oltober die parlamentarische Unabhängkeit und die Nealität des Repräsentativ-Systems einzuprägen, berührte er die schwächste Seite der Opposition, deren Zutrauen er zum größten Theile auf der Stelle wieder gewann. Durch seine gestrige Rede hat sich der Ex⸗Präsident vom J. März auf das Ter— rain der dynastischen Opposition zurückversetzt und dadurch die Mög lichkeit ihrer Unterstützung zu Gunsten eines neu zu bildenden Kabi nets Thiers-Mols gefördert. Wenn also Herr Thiers gestern die Proposition Rämusat durch seine Worte kompromittirte, so pflegte er dafür desto mehr seine persönlichen Interessen in der Kammer, und obgleich Vielen meine Behauptung paradox scheinen dürfte, so hat er dabei auch seine Interessen bei Hof und im Lande gefördert. Wenige Worte werden zur Erläuterung hinreichen.

Niemand erkennt so gut, als Herr Thiers selbst, daß er durch die Befestigung von Paris sich im Lande, und besonders in den De partementé, unpopulair gemacht hat, weil man glaubte, er folge nur höherem Einflusse. Um die öffentliche Meinung hierin zu bekehren, glaubte er jetzt, wo er an der Schwelle des Ministeriums steht, eine feierliche Demonstration seiner Unabhängigkeit zu machen. Unter diesem Gesichtspunkte kann die gestrige Rede des Herrn Thiers nicht verfehlen, vortheilhaft für ihn in den Departements zu wirken und in eben dem Grade seine gesunkene Popularität wieder zu heben. Auch weiß man, daß wenn Herr Thiers die Popularität wieder ge⸗ winnt, dieselbe der Juli⸗-Dynastie trefflich zu statten kommen wird, und daß Herr Thiers, als Minister um so mehr der Dynastie wird nützlich sein können, als er der Krone gegenüber seine volle Unab hängigkeit zu bewahren den Schein annimmt. So glauben wir, muß die gestrige Rede des Herrn Thiers ausgelegt werden.

Einen wichtigen Vortheil hat Herr Thiers dem Herrn Guizot noch auf einem anderen Felde abgerungen. Die Revue de deux Mondes nnd die Revue de Paris, welche vom Kabinet Guizot eine bedeutende Geld⸗ Subvention erhielten, haben plötzlich dem Ka binet den Rücken gewendet und sind ins Lager des Herrn Thiers übergegangen. Da Herr Buloz, der Eigenthümer beider Revuen, wovon die erste (Revue des deux Mondes) einen großen poli tischen Einfluß in der Kammer ausübt, mit dem Grafen Mols in enger Verbindung steht, da er dem Grafen sein ganzes Glück ver— dankt“), so erscheint der Uebergang der Revue des deur Mondes und der Revue de Paris zu Herrn Thiers fast als die Folge eines wirklich bestehenden Einverständnisses zwischen dem Grafen Molé und Herrn Thiers. Das Kabinet soll über den Verlust der Revue des deur Mondes ziemlich betroffen sein.

Man gewärtigt heute abermals eine stürmische Sitzung, um so mehr, als heute endlich Herr Allard seinen Bericht über die einge brachten Petitionen gegen die Befestigung und Armirung von Paris der Kammer vorlesen wird. Der Bericht des Herrn Aliard ist sehr weitläuftig, so daß dessen Verlesung über eine Stunde dauern wird. Arago, Lherbette, Lamartine werden gegen den Bericht das Wort führen. Die Opposition will Marschall Soult zwingen, die Tribüne zu besteigen, weil man allgemein weiß, daß der Marschall Soult im

Grunde des Herzens die Befestigung von Paris mißbilligte und nur gegen seine eigene Ueberzeugung sich derselben unterzog. Grossbritanien und Irland.

ö. Unterhaus. Sitzung vom 21. Februar. Die irländische Debatte wurde heute fortgesetzt, aber nach der Rede des General— Prokurators für Irland, Herrn Smith, der auf die gegen ihn er— hobenen Beschuldigungen wegen schlechter Leitung des Prözesses ant— wortete, wiederum vertagt. Herr Smith rekapitulirte den ganzen Hergang des Prozesses von seinem ersten Anfange an, zeigte die viel fachen Bestrebungen der Angeklagten, das Verfahren ber Krone als ungesetzlich zu verdächtigen und durch unnöthige Einsprüche zu ver zögern, wie dies die Verleumdungen gegen den Berichterstatter der Regierung Hughes, dessen Charakter selbst von O'Connell als ehren— werth anerkannt worden sei, erwiesen haben, und rechtfertigte seine Leitung des Prozesses durch den Nachweis, daß er streng den Formen des Gesetzes nachgekommen sei. Die Vertagung des Prozesses vom II. Dezember bis zum 15. Januar habe er bewilligen müssen, weil das Spezial- Geschwornen-Verzeichniß nicht in geeignetem Zustande gewesen sei, den folgenden Protest der Angeklagten gegen die Ballo— tirung der Jury wegen Auslassung mehrerer Katholiken aber hahe er zurückgewiesen, weil ein vom Rekorder begangener Fehler nicht zum Nachtheil einer Partei ausgebeutet werden durfte. Was die vielfach erhobene Beschuldigung betreffe, daß aus Parteilichkeit eine Anzahl Katholiken aus der Jury-Liste gestrichen worden sei, so entbehre dieselbe jedes Grundes. Jede Partei ist gehalten, sagte Herr Smith, Geschworene zu verwerfen; es steht ihr frei, zu verwerfen wen sie will, ohne ihren Grund dafür anzugeben; man könnte deshalb ebensowohl die Angeklagten fragen, aus welchem Grunde sie diesen oder jenen Geschworenen verworfen habe. Ein Redner in diesem Hause habe erklärt, daß dem Antrag auf Annullirung der Juryliste hätte gewillfahrt werden müssen. Derselbe habe indeß den Aeußerung gethan, ohne die Folgen davon bedacht zu haben. Das Verzeichniß könnte nur auf den Grund, daß die Geschwornenliste sür 1844 null und nichtig sei, kassirt werden; diese Aenderung aber hätte auf alle in diesem Jahre schwebenden Prozesse einen Einfluß gehabt, welchen zu üben ihm (dem General- Prokurator) nicht zukomme. Wohl hätte er die Kassirung des ganzen Geschwornenbuches bewilligen können, aber in diesem Falle wäre, nach der Bestimmung des Gesetzes, das vorjährige Verzeichniß in Anwendung gekommen, gegen welches eben die Angeklagten protestirt und dessen Mängel die Vertagung des Prozesses verursacht hätten. Die ausgestrichenen Katholiken wären übrigens durch den Kron⸗- Anwalt als Repealer konstatirt worden, wogegen Herr Shiel die Richtigkeit dieser Angabe nicht aus den Registern des Nepeal-Vereins, sondern nur durch die Behauptung eines Anwalts der Angeklagten, die sich auf das Hörensagen stützte, zu erweisen versucht habe. Zum Schlusse verwahrte sich Herr Smith gegen jeden Vorwurf, daß er die Angeklagten während der Dauer des Prozesses durch kleinliche Feindseligkeiten gezwungen habe, während der ganzen Verhandlung gegenwärtig zu sein, und nahm die Nachsicht des Hau⸗ ses in Anspruch wegen seiner Indiscretion in dem Streite mit Herrn Fitzgibbon, die er bedauerte und der Hitze des Augenblicks zuschrieb. Er hätte übrigens die Herausforderung nicht im Gerichtshofe geschrie—

) Herr Buloz war vor wenigen Jahren noch Setzer in einer Druckerei. Graf Molé gab ihm unter der Verwaltung vom 15. April die nöthigen Gelder, um die beiden Revuen zu unterhalten, und einannie ihn zum Kö⸗—

Aber die Opposition befürchtet, daß sie bei dieser Allianz mit der

niglichen Commissair beim Theatre fran gais mit einem Gehalte von 6000 Fr.

ben, sondern in einem Nebenzimmer; das mache zwar keinen Unter⸗ schied; er wolle damit auch nicht seine Handlungsweise entschuldigen und gestehe ein, daß er unschicklich gehandelt habe, aber er sei doch überzeugt, das Haus, aus „Gentlemen“ bestehend, würde darauf Rücksicht nehmen, daß er unter dem Einflusse eines heftigen Gefühls handelte, als ein Angriff auf seine personliche Ehre dasselbe hervor⸗ gerufen habe. Er wolle diesen Punkt nicht weiter berühren, da Herr Fitzgibbon nicht anwesend sei; er habe ihn nur berührt, um zu zeigen, daß er sich nicht scheue, sein Unrecht einzugestehen. Herr Smith ens dete seine Rede unter lautem Beifall, nachdem er noch geleugnet hatte, daß er feindselige Gesinnungen gegen die Katholiken hege. Die Debatte wurde hierauf vertagt.

London, 22. Febr. Die Besitznahme Otaheiti's durch den französischen Admiral Dupetit⸗-Thouars giebt den Oppositions-Blättern Gelegenheit, das Fortbestehen des „herzlichen Einverständnisses“ zwischen England und Frankreich zu bezweifeln oder auf dasselbe neue Angriffe gegen das Ministerium zu gründen. Der Globe fagt darüber: „Es ist unmöglich, daran zu zweifeln, daß französische Intriguen, gestützt durch eine Machtentwickelung, der die Königin und ihre Anhänger nicht zu widerstehen vermochten, dieses Resultat herbeigeführt haben. Das „Protektorat“ Frankreichs ist nicht von langer Dauer gewesen. Es hat dieje⸗ nigen erstickt, die es nur umarmen zu wollen vorgab. Was wird Lord Aber⸗ deen dazu sagen? Ist dies die Achtung, welche Frankreich Englands Vor⸗ stellungen bezeugt, um die sich die junge Königin Pomareh so pathe⸗ tisch bewarb, oder ist das Ministerium Peel so gleichgültigen Sinnes in Betreff der Ehre Englands gewesen, daß es Überall gar nicht ge⸗ wagt hat, Vorstellungen zu machen? Wir werden fortan über keinen Uebergriff Frankreichs in Verwunderung sein; denn unser Kabinet ist offenbar zu sehr auf seine eigene Erhaltung bedacht, um einen Streit mit Frankreich zu wagen, wie groß auch die begangene Gewaltthätig-= keit sein mag.“ Der ministerielle Standard begnügt sich, seiner Erzählung des Vorfalls die Erklärung hinzuzufügen, er finde es ganz natürlich, daß der englische Konsul in Otaheiti unter diesen Umstän— den seine Flagge eingezogen habe.

Gestern fand im Coventgarden⸗Theater die gewöhnliche Wochen⸗ Versammlung der Anti Corn⸗-Law-⸗League statt, wozu O'Connell sich

/ eingefunden hatte und durch Deponirung von 160 Pfd. für die League⸗

Fonds einen ungeheunern Applaus bewirkte. Der Agitator unterhielt die Versammlung durch eine seiner derben Scherzreden, die er durch häufige Beziehungen auf seinen Prozeß, durch die Vergleichung des Repealtreibens mit dem der League und durch häufige Ausfälle gegen „die Buckingham's und Richmond's“ pikant machte. O'Connell hat sein Bündniß mit den radikalen Whigs dadurch nur noch mehr gefe⸗ stigt, die Häupter dieser Partei aber in noch größere Verlegenheit gesetzt; denn auf die Zwecke des Agitators einzugehen, wird keinem derselben in den Sinn kommen.

Die Wiedereröffnung des Kolonial-Parlaments in Kanada ist bis zum 24. Februar ausgesetzt worden, um vorher mit der Bildung eines neuen Ministeriums zu Stande zu kommen, was bis zum 1. Fe=

bruar noch nicht gelungen war.

Die englische Armee soll nach dem Budget für 1844 45, die Truppen der ostindischen Compagnie ungerechnet, 100,295 Mann zäh— len und eine Ausgabe von 4,1753326 Pfd. St. verursachen. Die Kosten verschiedener Militair⸗Anstalten eingerechnet, werden zusam— men 5,984,524 Pfd. St. verlangt, während das vorjährige Budget b, 225,103 Pfd. St. war.

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ö Aus dem Haag, 23. Febr. Man spricht hier von einer Gesellschaft amsterdamer Kapitalisten, die dem Könige angezeigt haben sollen, daß sie sich bei der freiwilligen Anleihe mit der Summe von 100 Mill. Gulden betheiligen wollten; es dürfte hiernach nicht mehr zu bezweifeln sein, daß die Anleihe zu Stande kommt und die außerordentliche Steuer verworfen wird. Die noch fehlenden 27 Mil⸗ lionen würden leicht aufzubringen sein, und die Regierung sähe sich dadurch aus einer Krisis gereftet, welche die Nation in Bestürzung versetzt und eine Menge großer Geschäfte verhindert. ͤ

Heut beginnen die Debatten über das Steuergesetz. Viele Per⸗ sonen glauben, man besorge mit Unrecht, daß es durchgehen werde; denn in diesem Falle werde die Anleihe um so schneller gedeckt sein. Diese beiden Gesetz-Entwürfe stehen einander gegenüber, und es wäre sehr merkwürdig, wenn das Steuergesetz angenommen würde, damit es nöthig wäre, davon Gebrauch zu machen. Noch niemals hat ein Gesetz⸗ Entwurf zu so vielen Reclamationen und Petitionen? gegen seine Annahme Veranlassung gegeben. .

Man zweifelt jetzt schon daran, daß eine Veränderung im Mi—

nisterium stattfinden werde, weil die Ausführung so lange auf sich warten läßt; es ist jedoch noch nicht gänzlich aufgegeben.

8 ch wei.

Zürich, 21. Febr. (N. 3. 3.) Wie mehrere Blätter heute versichern, ist das Manifest der Konferenz katholischer Kantone in Luzern bereits den sämmtlichen eidgenössischen Ständen zugesandt worden. Der freiburger Narrgteur fügt hinzu, daß es in Freiburg bereits unter der Presse sich befinde. ö

Agrau, 21. FJebr. (N. 3. 3). J Felge des verfassungsmäßg festgestellten Aufsichtsrechts der Gemeinden über geistliche Stiftungen hat der Gemeinderath in Baden als Verwaltungs-Behörde vom dor— tigen Kollegiatstifte die Uebergabe der Gülten und Urkunden verlangt, und als alle gütlichen Aufforderungen nicht halfen, das Stifts-Archiv im Angesichte des Kapitels erbrechen lassen und das vorfindliche Ver mögen von 300,000 Fr. in Verwahrung genommen.

Genf, 18. Febr. (K. Z.) Unter den hiesigen Methodisten⸗ Sekten ist gegenwärtig eine wichtige Streitfrage an der Tagesord⸗ nung. Einige der Häupter neigen sich nämlich mehr und mehr dem Puseyismus zu, weshalb sie von denen, die mit großen Geldopfern die Konventikel unterstützen, seit einiger Zeit mit Verfolgungen be— droht werden. Einige Pietisten, welche sich die Leitung der nächt⸗ lichen Betstunden angelegen sein lassen, trachten schon längst auf eine Vereinigung der zersplitterten Kräfte und Mittel, was auch von Vie⸗ len aber gerade nicht von den Reichen gutgeheißen wird. Je⸗ denfalls steht eine Spaltung, die nicht ohne Einfluß auf die ganze Schweiz sein dürfte, demnächst zu erwarten.

Türke i.

Von der türkischen Gränze, 11. Febr. (A. 3) Nach⸗ richten aus Konstantinopel, die auf außerordentlichem Wege ein⸗ gegangen sind, melden, daß die sardinisch-tunesische Angelegenheit, be⸗ sonders in Folge der Theilnahme Sir Stratford Canning's und Bour⸗ queney's, auf dem Punkte stehe, friedlich gelöst zu werden. Die Pforte verspricht der sardinischen Regierung volle Genugthuun für die durch den Bey begangenen Verletzungen der bestehenden Traktate, verwahrt i sedoch gegen jeden Schritt der sardinischen Regierung, welcher, sei es durch eigens mit dem Bey geführte Negociationen, sei es durch Eröffnung von Feindseligkeiten gegen das von ihm ver= waltete Paschalik, der osmanischen Ci nale von Tunis die Ei⸗ Sardinien

genschaft eines selbstständigen Staates beilegen könnte.