1844 / 68 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i S n und in . lung nicht zu Stande gelomme ö * n ner, e, e. 3 6 . . betzogl ; j ĩ die durch S. g . ben ee, dee, e, die vördersamste Vornahme

rün ; Stände ; 1er neuen S blen zur Dist ung en . 3 ,. Abgeordneten der hiesigen Bürger= ahlmanne .

Hat deysa ungen ra

Bürger he gn, und persönlichen Erscheinen vor uns vor,

um aus ändischen Abgeordneten zu wählen. Im Ralhhaus— ,,, fobald sie vollendet sein werden, öffentlich Vorsaal wen Jeder Wähler ist aufgefordert, Einsicht von ihnen zu

ngeschlagen sein. 6 . eim ige Rz nel unh 1d zeilig auf dem Polizei⸗Büreagu anzumelden.

6. Februar 15813. keen 2 1 5 Herzoglichen Residenzstadt. Bergner.“ Am 2s6sten b. fand hier im Residenzschloß, und zwar im Riesen—= saal, eine so großartige Feierlichkeit statt, wie man sie zuvor nie ge sehen. Der junge Herzog, nebst seiner durchlauchtigen Gemahlin, empfingen die sämmtlichen Deputationen aller Dikasterien, des Ma⸗ istrats und einer Anzahl von mehr als 1009 Bürgern, an welche fa die Deputationen mehrerer Vereine angeschlossen hatten, ferner die Beamten und Schulzen sämmtlicher Aemter zur Kondolenz über den Verlust des höchstseligen, so allgemein 63 Herzogs und um die Glückwünsche zum erfolgten Negierungs-Antritt entgegenzunehmen. Se. Herzogl. Durchlaucht unterhielt sich mit vielen Deputirten auf das Huldreichste, und für alle dabei gegenwärtig Gewesene wird dieser Tag unvergeßlich bleiben.

Freie Städte. Hamburg, 5. März. (B. H.) Die gestern Morgen von Kurhaven abgegaugenen Dampfschiffe trafen Nachmittags bei Altona ein und durchbrachen so weit wie möglich die Eisdecke, doch gaben gegen 5 Uhr vier derselben die Arbeit auf, nur „Wm. Darley“, Capt. Draper, nicht; so oft das Eis seine Fahrt hemmte, wich er nur zurück, um durch ernenten Anlauf dasselbe weiter zu zer— trümmern. Ehe das jedoch noch gelang, kam „Hamburg“, Capt. Brown, in voller Fahrt heran, benutzte die von „Wm. Darley“ ge— brochene Furche und drang weiter vor, wobei das Manöver der Be⸗ satzung, dem Schiffe eine schwankende Bewegung zu geben, sich sehr wüksam zeigte. Den vereinten Anstrengungen beider Schiffe gelang es jetzt, die Eisdecke bei Altona zu sprengen, und so erreichten beide fast zugleich, doch „Hamburg“ zuerst, den hiesigen Hafen. Das Eis ist nunmehr dadurch völlig ins Treiben gekommen, und das Fahr— wasser ist hier ziemlich rein.

Oesterreichische Monarchie.

Mailand, 25. Febr. (Gazz. di Milano.) Am 16ten wurde die Urne mit dem Herzen der verstorbenen Erzherzogin Marie Karoline Auguste, Tochter Sr. Kaiserl. Hoheit des Vice Königs, mit allen bei solchen Gelegenheiten üblichen Feierlichkeiten in der Kirche S. Fedele neben dem Sarge des Erzherzogs Maximilian, Bruders der Verstorbenen, beigesetzt.

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gewesen, habe dieser durch sein Verfahren sie von neuem aufgeregt. Aus einer Phantasse - Flagge habe er eine wichtige Angelegenheit gemacht, wäh⸗ rend diese Flagge das Proteftorat nicht im geringsten beeinträchtigte. Einer schwachen Frau gegenüber habe derfelbe mit unbegreiflicher Strenge und Härte gehandelt, die übel berathen gewesen sein möge, die aber durch einen Alt der Schwäche ihre Souverainefät nicht verlieren konnte. Er finde das Verfahren des Admirals theils gewaltthätig, theils unklug. Man solle die Vammer nicht durch Diskussionen über die Nalional. Ehre, Nanional-Würde und National Flagge erhitzen, fondern falt und ruhig die Thatsachen erörtern und ab wägen. Süatt in unnütze Details, in Rebensachen sich zu verlieren, welche ohne Vertheil die ganze Politik des Landes ändern lönnten, sei es weiser, klüger, politischer, das gute Einvernehmen mit England aufrecht zu erhalten. (Lärm, unterbrochen von dem Rufe: Ja! Ja!) „Durch euer Verfahren“, schloß der Redner, „opfert ihr die große Politik enrer Eitelkeit und Selbstliebe.“ (Beifall.) .

Herr Mermillod suchte den Admiral Dupetit-Thouars zu entschul⸗ digen gegen die Angriffe des vorigen Redners auf denselben, die er be— dauerte, Er sei überzeugt, sagie er, daß der Admiral nur aus Rothwen— digkeit so gehandelt habe. Die Regierung habe vielleicht allzu schnell ihn gerichtet; man hätte zuvor ihn hören sollen, ehe man ihn verurtheilte.

Marschall Sebastiani, der darauf das Wort nahm, sprach so leise, daß es schwer war, ihn zu hören. Er fand ebenfalls, daß man nicht so leichthin zur Absetzung der Königin Pomareh hätte schreiten dürfen.

Herr Aëollies erklärte sich dagegen für überzeugt, daß die französische Flagge insultirt worden.

Herr von Gaspaxrin, der sich sodann erhob, hielt eine sehr energi⸗ sche Nede gegen diejenige Politik überhaupt, welche aus leerem Ehrgeiz fortwährend nach auswärtigen Vergrößerungen strebe. Schen das Protek torat Frankreichs über Otaheiti mißbilligte er, noch mehr die Besitznahme der Insel. (Eine nähere Mittheilung von Stellen aus dem inteyessanten Vortrage dieses Redners befindet sich in der unten folgenden Korrespondenz aus Paris.)

Nach diesem Nedner hatte Herr Guizot das Wort, der sich im We— sentlichen folgendeimaßen vernehmen ließ: „M. H. Die Frage nahm am Schlusse der gestrigen Sitzung ein ganz anderes Ansehen an, als sie zu Anfang gehabt; denn die Einwendungen richteten sich nicht mehr blos gegen die Form und Zeit des von der Regierung gefaßten Beschlusses, sondern

man war sehr eifrig bemüht, zu beweisen, daß wir das Verfahren des Ad— mirals Dupetit⸗-Thouars hätten gutheißen müssen. Einige Mitglieder scheinen

Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 1. März. Eine ungeheure Menge von Neugierigen hatte heute schon seit früher Mor— genstunde alle 2 zu der Kammer förmlich belagert, und als die Thüren endlich geöffnet wurden, waren in wenigen Augenblicken die Galerieen und Tribünen buchstäblich überfüllt. Auch die diplomatischen Tribünen waren wieder außergewöhnlich zahlreich besetzt und die Be— putirten in selten gesehener Vollzähligkeit anwesend. Beide Theile, Ministerielle und Opposition, begriffen, daß es heute einen ernsten, entscheidenden Kampf galt, in welchem ihre beiderseitigen Kräfte mit- einander sich messen sollten. Die Sitzung wurde um 15 Uhr eröffnet.

Herr Du cos verlangte, seinen gestern gestellten Antrag entwickeln zu dürfen. Er sagte, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten habe am Schlusse der gestrigen Sitzung angekündigt, daß er nöch eine Menge Dinge zu sagen habe. (Lärm, Murren.)

Herr Guizot widerspricht dieser Behauptung als umrichtig.

Herr Duces verlangt nun, daß die Kammer ihm erlauben möge, die Worte des Ministers nach dem Moniteur ihr vorlesen zu dürfen. Der Redner liest die Stelle, aber es steht darin nichts von den angeblich vielen Dingen, die noch beizufügen wären. (Eine Stimme aus dem Centrum: Das ist etwas ganz Anderes.)

Herr Ducos; Er habe keinen absoluten Sinn an seine Worte lnüpsen wollen. Wenn der Herr Minister ciwas sagen wolle, möge er die Tribüne besteigen.

Herr Güizot: Er habe gestern sogleich den Vorschlag des Henn Ducos zu belämpsen verlangt. Er habe eine neue Diskussion eines neuen An— trags gewollt, und darauf seien seine Worte zu bezichen. In die motivirte Tagesordnung des Herrn Ducos habe er natürlich nicht einwilligen können, ohne sie zu belämpsen. Herr Ducos möge sie entwickeln, dann weide man sie bekämpfen. (Beifall im Centrum.)

Herr Du cos: Er behalte sich deren Entwickelung vor für den Augen blig, der ihm geeignet scheine. (Heiterkeit im Centrum.) Er stütze dieselbe auf das, was von den Henn Dufaure und Blllault gestern auf der Tri— büne gesagt woiden.

Herr d' Angeville: Er habe eiwartet, Herr Ducos werde heute sei⸗ nen Antrag entwickeln. (Beistimmung.) Da er dies nicht thue, wolle er die Ansichten der beiden Redner blämpfen, auf die sich Herr Ducos stütze. derr d' Angeville tadelte nun das Verfahren des Admirals Dupetit-Thouars. Gerade in dem Augenblicke, wo alle Schwierigleilen des Piotektorats gelöst

der Meinung zu sein, der Admiral sei durch eine Verletzung des bestehenden Vertrages zu seinem Verfahren berechtigt gewesen, während Andere behanp— ten, er habe überhaupt durchaus so handeln müssen, um Frankreichs Ehre zu behaupten. Eine Verletzung des Vertrags kann ich nirgends finden, denn die Königin Pomareh weigerte sich zu feiner Zeit, ihn auszuführen. Sie erklärte sich im Gegentheil bereit, ihn zu erfüllen, wenn sie auch gleichzeitig die Klage verlauten ließ, daß sie ihn nicht aus ganz freier Bewegung, sondern nur aus Furcht unterzeichnet habe. Ihre Be⸗ weggründe aber haben wir nicht zu untersuchen, noch sie darüber zur Rechen— schaft zu ziehen; für uns reicht es hin, daß sie den Vertrag unterzeichnet hat und ihn erfüllt. Der Vertrag ist auch von keiner anderen Seite her verletzs worden. Ich habe allerdings gesagt, es seien der Königin üble Rathschläge ertheilt worden, aber ich muß hier durchaus eine Unterscheidung machen, die man bis jetzt nicht genug hervorgehoben hat. Man hat im All—⸗ gemeinen von England gesprochen, als ob England zu diesem oder jenem Benehmen angetrieben hätte. Dies, meine Herren, ist eine ungehörige Art sich auszudrücken. Englische Unterthanen handelten allerdings so, nicht aber die englische Regierung, denn diese hat gerade das Gegentheil gẽęthan. Sie erklärte stets, daßsie in unser Protektorat sich nicht einmischen werde, und sie hat ihre Agen⸗ ten in diesem Sinne instruirt. (Hört!) Sie war zwar nicht im Stande, allen Umtrieben ein Ziel zu setzen, aber sie that, was sie konnte, und ich habe hinreichende Erfahrung von der Ehrenhaftigkeit der englischen Negie— rung, um zu wissen, daß sie ohne Herausforderung von unserer Seite einem von ihr selbst gebilligten Zustand der Dinge kein Hinderniß in den Weg legen wird. Ich habe dies feste Vertrauen, und bin überzeugt, daß es nicht getäuscht werden wird. Der Vertrag ist also weder von Seilen der Köni= gin Pomareh, noch von Seiten Englands verletzt, sondern er besteht noch in voller Kraft für alle dabei Betheiligte. Der Admiral hatte also kein Necht, von dem Wortlaute des Traktats abzuweichen. Er mochte die viel⸗ besprochene Flagge herunterreißen und die Protektorats-Flagge an ihre Stelle setzen, aber er mußte die Königin im Besitz ihres Gebietes lassen. (Murren auf der linken Seite.) Man hat im Laufe dieser Debatte sehr viel von National Ehre, von der Ehre ünserer Flagge und von der Pflicht der Negierung gesprochen, ihre braven Seeleute zu unterstützen, die sich, 19900 Meilen von ihrer Heimat entfernt, dem Dienste unserer großen National -Interessen widmen. Ich lenne lein beklagenswertheres Schauspiel, meine Herren, als wenn man große und wichtige Gedanken dem J

Jnthum dienen läßt. (Hört!) Auch wir fühlen eben so stark, wie unsere Gegner, das Hochherzige in jenem

Gedanlen. Auch wir wollen, daß der Schutz des Landes unsere Seeleute überall hinbegleite. Aber giebt es nicht noch einen anderen Gesichtspunkt für die Frage? Wäh— rend unsere Seeleute auf unseren Schiffen das Vaterland in eine weite Ferne tragen, bleibt da nicht hier das große Vaterland zurück? Sind bei ihrem Benchmen, bei ihren Handlungen nicht allgemeine Interessen betheiligt? Sind hier nicht 35 Millionen Franzosen, auf die eine einzige Handlung jenes Seemannes, der 4000 Meilen weit von seinem Lande auf den Wogen treibt, einen entscheidenden Einfluß ausüben kann? Kann er nicht in einem einzigen Augenblick, durch eine einzige Handlung anf das Geschick des Landes, auf Frieden und Krieg, auf Wohl und Wehe dieser 335 Millionen entscheidend einwirken? Und wollen Sie die Regie— rung, die an Alles denlen muß, diese wichtige Seite der Frage in Betracht zu ziehen, verhindern; soll sie von ihren Seeleuten nicht volllommene Be— solgung der ihnen ertheilten Befehle verlangen dürsen? (Ruf zur Lin— ken: Sie haben ihnen ja keine ertheilt! Was die Ehre Frankreichs be— trifft, so besteht sie besonders in treuer Eifüllung der in Bezug auf Ver= träge gegebenen Versprechungen. Unserer Flagge aber ist hier kein Schimpf zugefügt worden, denn, noch einmal sei es gesagt, die Protektorats= slagge hat auf der Insel fortwährend geweht; sie ist niemals herunterge— nommen gewesen. Ich komme nun auf die Frage über den englischen und französischen Einfluß in der Südsee. In dieser Beziehung glaube ich,

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daß der mächtigste Einfluß, welcher jetzt in Oceanien wirkt, von der aus

Europa dahin gebrachten Religion ausgeht. Ich meine nicht blos den pro testantischen, sondern auch den katholischen Glauben, der bereils auf mehre— ren Punkten jenes Archipels begründet ist. Wir haben den englischen Mis⸗ sionairen zu Otaheiti Schutz und Sicherheit versprochen, und wir haben unser Wert gehalten. Wir sind nicht die einzige Macht, die einen solchen Schutz ausübt. In Neu- Seeland giebt es latholische Priester und einen Bischof an ihrer Spiße; über 20,060 der Eingebornen sind bekehrt und die Engländer beschützen die katholische Religion dort eben so wie wir die protestantische zu Otaheiti. Glauben Sie, daß es eine leichte Sache ist, diese beiden Neligionen neben einander in Wirfsamleit zu erhalten? Glau⸗ ben Sie nicht, daß schr leicht ein Krieg daraus entstehen könnte, wenn man nicht sehr vorsichtig zu Werke gingé? Es ist ohne Zweifel ein erha—= benes Schauspiel, diese beiden Religionen im spympathenischen Einklange neben einander wirken zu sehen. Aber es ist auch ein gefährliches Schau⸗ spiel, welches nur unter der Bedingung fortdauern kann, daß es durch die Eintracht der großen Regierungen, von denen die Missiongire ausgehen, beschützt wird. Wollen Sie, m. H., daß der jetzige Zustand der Dinge fortdauere, so bemühen Sie sich, die Eintracht zwischen den beiden Regierungen zu erhalten und lassen Sie nicht durch den unbe— sonnenen Schritt eines Mannes, wie muthig und patriotisch der- selbe auch sein möge, und ich will die Verdienste des Admirals Dupetit= Thouars keinesweges bestreiten, lassen Sie nicht dadurch ein solches Werk zerstören. Ich lomme nun zu dem Antrage des Herrn Ducos. Wir verlangen keine förmliche und unbedingte Billigung unserer Handlungsweise don der Kammer; wir haben auf unsere eigene Verantwortlichleit hin ge— handelt, und wir legen der Kammer hier unsere Beweggründe dar. Es ist dies eist der Anfang einer Handlung; die Zukunst wird zeigen, ob wir

Necht gethan. Man verlangt von Ihnen, daß Sie auf indirelte und, ent- schuldigen Sie den Ausdruck, auf heuchlerische Weise tadeln sollen, was wir gethan. (Murren auf der linken Scite.) Ich wiederhole, wir verlangen feine Billigung. Möge Herr Ducos die Melion zu seinem Vorschlage ent⸗ wickeln, aber ich und meine Kollegen, wir betrachten denselben als einen in- direkten und versteckten Tadel und können ihn nicht annehmen. Wir be— greifen unsere Verantwortlichkeit im vollsten Umfange, und sobald wir von der Kammer eine von jenen Manisestalionen erhalten, die eine Verwaltung enikräften müssen, werden wir aufhören, dieselbe auszuüben. (Beifall.)

Herr Ducos: Die Kammer wird das Gefühl würdigen, welches mich unter dem Vorwurf, als hätte ich eine heuchlerische Maßregel vorgeschla⸗— gen, das Wort zu nehmen veranlaßt. In einer solchen Sprache ist mehr Heuchelei, als in meinem Verfahren. Es ist mehr als Heuchelei in einer solchen Sprache; es liegt Furcht darin, und darin erscheint der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in vollkommener Uebereinstimmung mit den übrigen Handlungen seines Lebens. (Murren. Zahlreiche Stim⸗ men: Zur Ordnung!) Ich würde gewiß sehr empfindlich sein gegen die- sen Ruf: zur Ordnung, aber wer unter Ihnen möchte sich wohl durch den Vorwurf der Heuchelei weniger beleidigt fühlen, als durch den von mir dem Minister gemachten Vorwurf? .

Der Präsident: Der Ausdruck, dessen Sie sich bedienten, ist nicht parlamentarisch. .

Herr Gustav von Beaumont. Der Minister war es, der sich un— parlamentarisch äußerte. ö

Der Präsident: Hätte ich die Aeußerung des Herrn Ministers so verstanden, als ob sie eine persönliche Beziehung haben sollte, so würde ich ihm dasselbe, wie Herrn Ducos, bemerklich gemacht haben. (Murren und Lärm, Herr Durand von Romoxrantin ruft dem Präsidenten zu, er verstehe es nicht, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Nachdem ich Herrn Ducos eine Bemerkung gemacht habe, die ich für gerecht halte, bleibt mir nur noch übrig, den Wunsch auszudrücken, daß man sich von allen Seiten der erbitternden Ausdrücke enthalten möge. .

Herr Du cos: Ich bedauere, was vorgefallen, aber möge die Ver⸗ antwortlichkeit Den treffen, der es veranlaßt hat. Was nun meinen Antrag betrifft, so sind ohne Zweifel die dem Admiral Dupetit⸗ Thouars und dem Capitain Bruat von der Negierung zugefertigten Instructionen unvollstän= dig gewesen, und haben nicht jeden außerordentlichen Fall vorgesehen, der sich ereignen konnte. Die Unterscheidung zwischen der an Frankreich abge⸗ tretenen äußeren Souverainetät und der der Königin Pomagreh gelassenen inneren Souverainetät, konnte wohl ernstliche Veiwickelung erwar— ten lassen, und doch wurden keine Instructionen auf solche Fälle hin ertheilt. Andererseits wird zugegeben, daß noch kein ausführlicher Be— richt über die Vorgänge zu Otaheiti eingesandt sei, und doch hat man es schon für angemessen erachtet, das Verfahren der Regierungs-Agenten zu desavouiren. Wollte die Kammer unter solchen Umständen die Sache so hingehen lassen, so würde sie dadurch stillschweigend billigen, was die Re— gierung gethan, das Verfahren des Admirals Dupetit-Thouars aber verur— theilen. In Ermangelung von Dokumenten fordere ich daher die Kammer auf, mit ihrem Urtheil noch zurückzuhalten, nicht zu billigen, was sie nicht kennt, und folglich meinen Vorschlag anzunehmen.

Nachdem hierauf noch Herr Thiers sich mit dem, was seine Freunde, die Herren Billault und Dufaure, am Abend vorher gefagt, einverstanden erklärt, einen angeblich von einem Franzosen des otahei—= tischen Geschwaders geschriebenen Brief über die englischen Umtriebe auf Otaheiti verlesen und, um zu zeigen wie bedenklich es sei, muth— volle Handlungen entfernter Befehlshaber zu desavouiren, auf die Beispiele von Navarin und Ancona hingewiesen hatte, wo dies, trotz der Angelegenheit dieser Ereignisse, doch von Seiten der betheiligten Regierungen nicht geschehen sei, wurde endlich über den Ducosschen Antrag zur Abstimmung geschritten, und zwar auf Verlangen von 20 Mitgliedern, zur Abstimmung durch Kugelwahl. Das Resultat war

Zahl der Stimmenden 420.

Absolute Majorität .. 211.

Weiße Kugeln ... .... 187.

Schwarze Kugeln. . .. 233. Der Antrag ist also mit einer Majorität von 46 Stimmen ver— worfen.

Paris, 2. März. Alle Gesandten der fremden Mächte haben Couriere mit dem Bericht über das gestrige Votum der Kammer an ihre Höfe abgefertigt; auch der Telegraph war heute nach allen Rich—

Wer möchte ihm die Scene nachspielen, wo er, auf seine Hosentasche klopfend, zu Fels sagt: „Und nachher sollen Sie mein Heiz kennen lernen“, und die, 2 er mit den Worten; „Ich bin geadelt“, den Kreis der Umstehenden e d ch und trinmphirend in den Vordergrund schreitet! Schon seine e mn hat hier etwas so Bezeichnendes und Unnachahmbares, daß 8 Rusbruch drs Jubels unter den erfreuten Juschautin erklärlich ist. Her n wurde in diesem Stück zweimal gerufen und durch die Geschwister . gn und die Herren Gern, Erüsemann, Schneider und anner bestens unterstützt. J 1 ab Herr Döring, zum zweiten Mal während seines Gast— in . 8 Arumm in dem Koßeb ue schen Lustspiel „Der gerade lun jn a,. Der Plattheiten dieses Stücks ist das deutsche Publi= big N ilderr ei li, und es wäre Zeit, daß die Frau Krebs sammt ihren n en französischen Trompeter und ihrem Kandidaten sich zur * i säänzt schon so an das Verworfene, daß ein Schau . eriig bringen kann, ihn in den Abgränzungen eines feineren e l halten. Auch Herr Döring licß aus dem Elias Krumm 1 Buischen hervorblicken. Unser Gast sprach in dieser * und lonnte nur mit Opposition gerufen werden. en wir das Vergnügen, in einem auf Allerhöchsten vrai 2. Reranstaltelen Konzert das befannte wackere nchen zu hören.

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6 von ihm i Io 21 ernten wir in Herrn 1 . 23 nnen, der sich üb ehr wackeren Geiger 6 vlge ir gh darf. Obwohl das

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Kapelle angehörenden Künstlern lebhafte Zeichen der Anerfennung, welche Dlle. Hähnel in gleichem Maße für den anmuthigen und gewandten

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Vortrag einer Arie von Mercadante fand. u.

Berliner Quartett-Soiree.

In der am Aten d. M. stattgehabten sechsten und letzten Quartett= Soiree der Herren Zimmermann, Ron neburger u. s. w. kam zuerst ein Quartett von Fesca aus II- mall zur Ausführung. Friedrich Ernst Fesea, 1789 geboren, starb 1826 als Konzertmeister in Karlsruhe. Er war ein ausgezeichneter Violin-Virtuos, und unter seinen Compositionen befinden sich sehr werthvolle Sachen, wie z. B. sein „Vater Unser“, das als ein äußerst gediegenes, ausdrucksvollts Musifstück gengnnt zu werden ver— dient. Seine Violin. Quartette, meistentheils sehr düster gehalten, bekunden zwar wenig Phantasie und Eigenthümlichleit, indem sie fast ganz in Spohr's Weise moduliren und sich immer ohne Gegensatz in etwas monotoner Ma— nier fortspinnen, sind aber sonst sehr melodiereich, und, obgleich leines⸗ weges leicht auszuführen, doch besondeis für den eisten Viosinisten recht dankbar. Herr Zimmermann trug mit seinen braven Mitspielern das in Rede stehende Quartett aus l-moll, für welches im Allgemeinen die oben gemachten Bemerlungen ebenfalls gelten, in jeder Beziehung gelun⸗ gen, Tor,. Auer diesem Fescaschen Quarteit! wurden diesmal noch wei Ouintette von Mozart und Beethoven exekutirt. Von den fünf. Mozartschen Originale Quintelien war es Tee berühmte aus G-moll das uns diesmal zu Gehör gebracht wurde. Wenngleich Mozart in der Oper das Höchste leistete, so tragen doch bei ihm auch alle anderen Lomtositions Gattungen das Gepräge fkünstlerischer Vollendung. Welche Erfindung welch unerschöpflicher Reichthum der edelsten, großartigsten Ge⸗ danken trits uns z. B. in diesem Quintett entgegen. Eine wahre Welt von

lebendigen musikalischen Gedanfen, jeder für sich sprechend intereffant, ist

hier zu einem schönen Ganzen innig verflochten, alle Glieder eines Kör—

pers und schöne Glieder eines schönen Körpers. Aus Beethoven's reicher Instrumental-Schatzgrube wurde uns das große C- dur- Quintett mit deni unübertrefflich schönen Adagio und dem flüchtig bewegten Finale ge⸗ spendet und erfreute sich eben so wie das Mozartsche G6-mols-Quintett einer verständigen, geistvollen Auffassung, wie überhaupt einer durchweg muster— haften Ausführung Seitens der fünf vortrefflich eingespielten Künstler.

Berlin. In der Februar-Sitzung des deutschen Vereins für Heil= wissenschaft wurden zunächst die Namen derjenigen bekannt gemacht, die im laufenden Monate sich durch Einzahlung des statutenmäßigen jährlichen Beitrages von Vier Thalern zu Mitgliedern Les Vereins konstituirt hatten.

Sodann wurde die vön Migliedern der chirurgischen Section entworfene

Preisfrage, die Verderbniß der Zähne betreffend, in Berathung gezogen, die ir öffentlich aufgessellt werden wird. Es sentspann sich in zolge die- ser Frage eine physiologische Verhandlung über die Zähne, an weicher die Herren Casper, Gurlt, Link, Müller und Troschel Theil nahmen.

in. Gestern Abend brachten sämmtliche Mitglieder des Män- . . w, ) Ehren- Direktor, Franz Lißt, der von Weimar hier angekommen war, mit Hinzuziehung der Regiments-Musik, ein solennes Ständchen, in welchem Lißt's ungarischer Sturm-Marsch und Galopp nicht fehlten. Herr Lißt ist zwar heute früh nach Stettin abgereist, wird jedoch am Sonnabend zur Siistungsfeier seiner Akademie für Männergesang wie⸗ der hier eintreffen.

tungen hin in Bewegung, um Guizot's neuen Sieg den Departements zu verkünden. Das Resultat der Abstimmung über den Ducosschen Antrag scheint die Oppositionsblätter etwas überrascht zu haben; sie lassen nun ihren Aerger zum Theil an der Kammer selbst aus, wel⸗ cher sie Unterthänigkeit gegen Herrn Guizot und Gleichgültigkeit gegen die Ehre der Nation vorwerfen. National und Commerce schlagen vor, eine Subscription zu veranstalten, um dem Admiral Dupetit⸗Thouars einen Ehren-Degen zu überreichen, und zwar wollen sie den Beitrag nur auf einen halben Franken für jeden Subskriben⸗ ten festgestellt sehen, um die Sache ganz populair zu machen.

Die Büreaus der Deputirten Kammer haben gestern die Kom— mission zur Prüfung des Briequevilleschen Vorschlages wegen Bei— setzung der sterblichen Ueberreste des General Bertrand neben denen Napoleon's ernannt. Es wurden nur wenig Einwendungen dagegen erhoben, die sich darauf stützten, daß das Gesetz von 1846 vorschreibe, Napoleon solle allein im Dom der Invaliden ruhen.

EHI Paris, 2. März. Die heutige Sitzung der Deputirten— Kammer begann um 2 Uhr und war der Erörterüng der verschiede⸗ nen Petitionen, die Befestigungen von Paris betreffend, gewidmet. Herr Lherbette sprach zuerst gegen die Befestigungen. Er sagte, die Kammer habe durch Vertagung der Debatte über diese Frage gezeigt, welche Wichtigkeit sie derselben beilege. Er wolle sich keine Wiederholungen gestatten, sondern nur die ungesetzliche Ausdehnung zeigen, die man dem Gesetze von 1841 gegeben. Die Petitionen ver— langten die Garantieen, auf welche die Kammer niemals verzichtet habe. Er wolle seiner Aufgabe als beständiger Gegner der Befesti⸗ gungen auch diesmal getreu bleiben. Im Jahre 1811 hätten die Vertheidiger der detaschirten Forts die fortlaufende Ringmauer als eine Thorheit betrachtet, während im Gegentheile die Vertheidiger der Ringmauer die detaschirten Forts als eine Gefahr für die Frei— heit angesehen. Wie sonach aus der Verbindung einer Thorheit mit einer Drohung eine nationale Bürgschast entstehen solle, sei schwer zu begreifen. (Gelächter. ) Durch die Befestigungen würde) die Armee demoralisirt, die nun, statt den Feind an der Gränze zurück— zuweisen, eine Stütze hinter den Mauern von Paris suchen werde. Der Redner untersuchte dann technisch die Arbeiten der verschiedenen Forts und sah überall Gesetz-Verletzungen und Gefahren für die Hauptstadt, gegen die keine Bürgschaften beständen. Der Artikel 7 des Gesetzes von 1841 sage zwar, die Fortificationen könnten nicht ohne ein spezielles Gesetz bewaffnet werden. Was helfe aber ein Gesetz, was könnten die Kammern selbst thun, wenn die Forts einmal fertig wären und 100,00 Mann die Hauptstadt umgäben. Er ver⸗ langte daher Ueberweisung der Petitionen an das Ministerium, mit Ausnahme derjenigen, welche die Zerstörung der bereits angefangenen oder vollendeten Arbeiten, oder Revision des Gesetzes, oder Suspen⸗ sion der Kredite verlangen. (Gelächter. Marquis von Chabaud⸗ Latour nimmt das Wort, um Herin Lherbette zu widerlegen. Selbst bei den Aibeiten beschäftigt, ist er ganz kompetent dazu. Die Sitzung dauert fort.

A Paris, 1. März. Es hat seine volle Richtigkeit mit der von einem der gestrigen Abendblätter gegebenen Nachricht, daß der Admiral Dupetit-Thouars nicht abberufen ist, sondern daß ihm nur seine bisherigen diplomatischen Vollmachten genommen, und auf den Capitain Bruat übertragen sind. Indem die Regierung dem Admiral Dupetit-Thouars den Oberbefehl über die französische Station in der Südsee läßt, will sie offenbar den Charakter der Maßregel so viel als möglich mildern, durch welche sie die Absetzung der Königin Po— mareh rückgängig gemacht hat. Aber, wie leicht vorauszusehen war, weiß die Opposition der Regierung durchaus keinen Dank für die ge— gen die Person des Admirals Dupetit-Thouars bewiesene Schonung. Der National affektirt sogar eine Erschwerung des von dem Mini— sterium Guizot begangenen Verbrechens darin zu sehen. „Der Triumph Englands“, sagte er, „würde nicht vollständig gewesen sein, wenn nicht die nämlichen edlen Hände, welche die Fahne Frankreichs auf Otaheiti aufgepflanzt haben, gezwungen würden, dieselbe wieder einzuziehen. Der Admiral Dupetit - Thouars soll persönlich für das Verbrechen büßen, das er sich persönlich zu Schul⸗ den kommen lassen. Er ist mitten in, den Südsee Ländern als Sieger aufgetreten, und dafür soll er jetzt als Besiegter erschei⸗

*

nen. Auf der anderen Seite hat das Ministerium die Wirkung vor⸗

ausgesehen, welche die Rückkehr des Herrn Dupetit-Thouars nach

Frankreich jedenfalls hervorbringen würde, und es hat den Triumph⸗ zug des edlen Admirals verhindern wollen. Die Entehrung oder die Verbannung, das ist heutzutage der Lohn, der die Männer erwartet, deren Stolz sich weigert, die französische Flagge vor dem britischen Uebermuthe zu streichen.“ Wir haben diese Worte des National angeführt, um an einem recht grellen Beispiele zu zeigen, wie wenig die systematische Opposition sich vor, den albernsten Uebertreibungen, ja selbst vor dem handgreiflichsten Widersinne scheut, wenn es sich um die Beurtheilung von Maßregeln der Regierung handelt. Es ver— steht sich von selbst, daß der National selbst nicht ein Wort von seiner eigenen boshaften Deutung der fraglichen Regierungs- Hand lung glaubt, aber er darf doch hoffen, unter seinen Lesern den einen oder den anderen zu finden, auf den solche gehässigen Verläum— dungen den gewünschten Eindruck machen, und damit ist denn jene Taktik, die Lüge, vollkommen gerechtfertigt.

Die gestrigen Verhandlungen der Deputirten⸗Kammer haben keinem unbefangenen Kopfe den leisesten Zweifel darüber gelassen, daß die Absetzung der Königin Pomareh ein durchaus nicht zu verant⸗ wortender Bruch des Vertrages vom 9. September 1842 war, und daß das Kabinet der Tuilerleen in Pflicht, und Ehren nicht umhin konnte, der Beherrscherin von Otaheiti die Gewalt zurückzugeben, welche ihr durch den Schutz-Vertrag gewährleistet ist. Nur über die Formen, in welchen die Regierung in dieser Angelegenheit verfahren ist, könnten vielleicht einige, wenn auch ungewründete, doch wenigstens nicht, ganz unehrliche Bedenken erhoben werden. Denen, welche dem Ministerium vorwarfen, daß es nicht rasch genug gehandelt, daß es sich selbst dem schwersten Verdachte preisgegeben habe, indem es die im britischen Parlamente erhobenen Reclamationen abgewartet, hat Herr Guizot, mit eben so viel Würde als schlagender Kraft die ver— diente Abfertigung gegeben.

Auffallen muß es indessen immerhin, daß der Admiral Dupetit⸗ Thouars seiner Anzeige von der Absetzung der Königin Pomareh eigentlich gar keinen Bericht über den Hergang der Ereignisse beige= geben hat. Eine solche Versäumniß, und das gänzliche Verkennen des Geistes des Vertrages vom 9. September 1812, welches sich in verschiedenen Briefen des Admirals Dupetit⸗-Thouars an die Königin Pomareh ausspricht, scheinen übrigens zur Genüge zu beweisen, daß die Wahl dieses Mannes zum politischen Agenten der sranzösischen Regierung in der Südsee keinesweges eine glückliche gewesen.

A Paris, 2. März. Wenn die gestrige Rede des Herrn Guizot eine ausgezeichnete staatsmännische Leistung ist, so verdient der Vortrag des Herrn von Gasparin unter allen während der Verhandlungen über Otaheiti gehaltenen Reden den Preis des philo⸗ sophischen Geistes und des unbestechlichen Rechtsinnes. Einige der beredtesten Stellen des Vortrages des Herrn Gasparin werden hier am rechte Orte sein. Er begann mit folgenden Worten:

„Ich bin heute noch eben so überzeugt wie vor einem Jahre, daß

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unsere Niederlassung in der Südses eine Gewaltthat des Starken gegen den Schwachen ist. Ich habe zu viel Nationalstolz und zu viel Liebe fuͤr mein Vaterland, als daß ich mich über eine Handlung freuen könnte, in der ich eine Ungerechtigkeit sehe, eine Ungerechtigkeit, die nicht einmal durch Gefahr und durch Kühnheit entschuldigt wird, und Lie durch die Berufung auf ähnliche Ungerechtigkeiten, die von anderen Nationen begangen sind, in meinen Augen nimmermehr gemildert werden kann.“

Diese kühne Erklärung, die erste dieser Art, welche in der fran⸗ zösischen Kammer abgelegt ist, wurde mit stillschweigender Mißbilli⸗ gung aufgenommen. .

„Man spricht von National-Ehre“, fuhr der Redner weiterhin fort, „ich für meine Person glaube, daß die National- Ehre bei jeder Unterschrift zum Pfande gesetzt ist, die im Namen der Nation gegeben wird. Die Po⸗ litik aber, welche sich dem Ministerium gegen ner eit und die an seine Stelle treten möchte, würde keine solche Rüchichten nehmen. Vor einigen Jahren, meine Herren, wurde auf dieser Nednerbühne eine Depesche vorge⸗ lesen, in welcher ein französischer Minister einem französischen Gesandien vorschrieb, einen von Frankreich unterzeichneten Vertrag nicht zu vollziehen. Ich hoffte, dieser Skandal würde der letzte seiner Art sein. (Unterbrechung von der Linken.) Ja, dieser Sandal! Man sollte ein solches Verfahren wenigstens nicht zum System machen. Die Politik, welche dem gegenwärti⸗ gen Kabinet nachfolgen will, wird also im Punkte der Natienal-Ehre nicht sehr schwierig sein, denn sie fängt damit an, daß sie verlangt, man solle den Namen Frankreichs und den französischen Ruhm in der Südsee durch den Wort⸗ bruch Frankreichs verherrlichen. (Heftiges Murren auf den Bänken der Opposi⸗ tion.) Jene Politik wird sich von jedem Admiral oder Korporal ans Schlepptau nehmen lassen, welchem es einfällt, Händel anzufangen oder übertriebene Ansprüche zu erheben. In der That hat die fragliche Politif von voin her⸗ ein das Necht des ersten Besten anerkannt, ganz Frankreich für seine per⸗ sönlichen Handlungen verantwortlich zu machen. Diese Politik wird ohne Zweifel erklären, daß sie den Frieden will, aber sie wird nichts destoweniger unaufhörlich daran arbeiten, den Frieden bloßzustellen. Sie wird gewisse Bündnisse anerkennen, aber nur unter der Bedingung, ihre Verbündeten fortwährend anzugreifen, ihre Interessen unaufhörlich zu beleidigen oder zu bedrohen, ihnen beständig unredliche Gesinnungen unterzuschieben und so den Krieg vorzubereiten, während sie vom Frieden spricht.“

Die Hinweisungen der Opposition auf die Nebenbuhlerschaft Englands, so wie die Folgerungen, welche man aus derselben zu ziehen gewohnt ist, wurden von Herrn Gasparin mit wenigen schla⸗ genden Sätzen beseitigt.

„Ich spreche es laut aus“, sagte er, „es giebt keine Thorheit, zu der man uns nicht bewegen kann, wenn wir uns durch solche Argumente be— stimmen lassen. Es giebt keinen Mißgriff, zu dem man uns nicht verleiten kann, wenn es genügt, sich auf die wahre oder angebliche Abneigung eines Nachbarlandes zu berufen, um uns zu diesem oder jenem Entschlusse zu bringen. Diese Art des Naisonnements hat leider schon zu viel Wirksam— keit auf uns ausgeübt. Man hat gesagt: „England ist eifersüchtig auf eure Niederlassung in Algerien“, und wir haben uns auf der Stelle mit Wuth an Afrika festgeklammert, und ich fürchte, daß wir daselbst einen Theil unserer Kräste und der Freiheit unferer Bewegungen für die Zukunft eingebüßt haben. Jetzt sagt man: „England will nicht, daß die Koͤjonial— Unternehmungen Frankreichs sich vervielfältigen“, und wir denken an nichts mehr als an Kolonieen. Gestern waren es die Marquesas, heute ist es

dulden dürfe, während die nothwendigsten Gesetz-Entwürfe, wie bie Fabrik⸗Bill, das Armengesetz und andere der wichtigsten Maß⸗

regeln hintenangesetzt würden. Er wäre bereit, die ganze Verantwortlichkeit für die Beschäftigung der Berichterstatter auf

sich zu nehmen und alle Rechnungen ihrer Besoldung aber nicht ihre Namen vorzulegen. Niemand wäre als Spion angestellt worden, denn die Regierung suchte ganz einfach genaue Berichte dar⸗ über zu erhalten, was öffentlich vorging. Der Minister erklärte so⸗ dann, daß weder dem benannten Journale noch einem anderen eine Geldvergüttung für die Mittheilung der Berichte bewilligt worden wäre, und daß, wenn man denn in jetzigen Zeiten keinen großen Verbrecher, ohne öffentlichen Tadel zu erfahren, zur Verantwortung ziehen könnte, er diesem Tadel in der Erfüllung seiner Pflicht zu trotzen bereit sei. Möge nun auch die Opposstion mit ben ge⸗ richtlich Verfolgten gemeinschaftliche Sache gemacht haben, 'er (der Minister) appellire an den gesunden Sinn der Majo⸗ rität des Hauses. Diese Anspielung des Ministers auf das neu geschlossene Bündniß der Whigs mit O'Connell veranlaßte Lord Nu sseell zu einer Entgegnung. Derselbe rechtfertigte gegen den ra⸗ dikalen Antragsteller den Weg, welchen die Regierung bei der Anstel⸗ lung ihrer Reporters eingeschlagen hat. Ein so angestellter Bericht⸗

Otaheiti, morgen wird es Madagaskar sein und übermorgen vielleicht St. Domingo, um uns vollends zu erschöpfen. Deshalb billige ich den Ent— schluß des Kabinets, solche ruinirende und unsinnige Unternehmungen zu entmuthigen.“

Die Rede des Herrn Gasparin blieb in der Kammer unbeant— wortet, und auch die heutigen Zeitungen gehen, der Mehrzahl nach, entweder mit gänzlichem Stillschweigen oder mit einigen spöttischen Bemerkungen an derselben vorüber. Die Zeit, wo man die Gedan⸗ ken des Herrn Gasparin verstehen und ihnen Gerechtigkeit widerfah— ren lassen wird, scheint noch weit entfernt für Frankreich. Heutzutage betrachtet und behandelt man solche Ansichten im günstigen Falle als die Träume eines Schwärmers, der Welt und Leben seinen Idene aufopfern möchte, die zu unschädlich seien, als daß es der Mühe lohnen sollte, sie zu bekämpfen und ihre Nichtigkeit zu beweisen.

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 1. März. Lord Brougham veranlaßte den Minister der auswärtigen Angelegenheiten heute aber— mals zu einer Erklärung über die otaheitischen Angelegenheiten, indem er die Vorlegung der zwischen der Regierung und den dortigen britt⸗ schen Missionairen gepflogenen Korrespondenz beantragte. Der Lord wollte wissen, welche Behandlung dieselben von Seiten des französi⸗ schen Gouvernements erfahren hätten. Lord Aberdeen; „Es freut mich, hier erklären zu können, daß das Versprechen der französischen Regierung, die britischen Missionaire auf Otaheiti in der Ausübung ihrer Functionen nicht zu stören, in keiner Weise verletzt worden ist, und daß bis jetzt uns noch nichts einen Grund zur Klage gegeben hat. Ich habe gegen die Verlegung der verlangten Papiere, soweit dies thunlich ist, nichts einzuwenden. Zugleich will ich diese Gelegenheit benutzen, um über einen anderen Punkt mich noch aus⸗ zusprechen. Ew. Herrlichkeiten wissen, was der französische Admiral kürzlich in jenen Gewässern ausgeführt hat. Seine Handlungen hat die französische Regierung desavouirt, und ich halte es für recht, hier zu erklären, daß diese Mißbilligung ein durchaus freiwilliger Akt der französischen Regierung gewesen ist. Ich habe nicht ein einziges Wort dieserhalb an den Gesandten Ihrer Majestät in Paris geschrie⸗— ben, und derselbe hat gleichfalls keine Vorstellung jener Re— / gierung gemacht, denn ich war vom ersten Augenblicke an überzeugt, daß die französische Regierung nur das thun würde, was sie ihrer Ehre und Würde schuldig ist. Nichtsdesto⸗ weniger werden die französischen Minister, obschon ich diese ausdrückliche Erklärung abgebe, doch der Nachgiebigkeit gegen die Vor stellungen Englands angeklagt werden, und die Kriegspartei in Frank⸗ reich wird diese unvernünftige Besitznahme zum Gegenstande ihres Angriffs gegen die Regierung machen. In derselben Weise werden auch bei uns die Freunde und Verbündeten jener Kriegspartei über das, was geschehen oder was nicht geschehen ist, Vorwürfe gegen die diesseitige Regierung wegen ihrer Nachgiebigkeit gegen Frankreich machen. Ich wünsche nur, daß in Frankreich diese Kriegspartei so wenig geachtet würde, wie sie es glücklicherweise bei uns ist.“

Die Sitzung wurde bald vertagt wegen Mangels an Geschäften.

Unterhaus, 1. März. Das Haus war in Begriff, sich auf den Antrag des Admiralitäts-Secretairs, Herrn Herbert, zum Comité für Geldbewilligungen zu konstituiren, als Herr Dun com be, radi— kales Mitglied, wiederum auf den irländischen Staats-Prozeß zurück— kam, und die Namen so wie die Höhe der Besoldung der von der Regierung angestellten Berichterstatter wissen wollte, welche die Vor⸗ fälle bei den Repeal-Versammlungen, behufs der Belastungszeugnisse aufgezeichnet hatten. Er erklärte sich unzufrieden mit dem Benehmen eines Reporters, welcher mit der liberalen Presse in England in Verbindung gestanden und deshalb leicht zu den Versammlungen Zu— tritt erhalten hätte, da man in ihm keinen Kronzeugen erblickt habe; er tadelte ebenso den Morning Herald, der die Berichte seines Repor⸗ ters der Regierung mitgetheilt habe; die Regierung habe dem General— Prokurator und er glaube, auch dem Oberrichter so wie der Jury dafür gedankt, daß sie O'Connell's Verurtheilung bewirkt hätten; es wäre eine Verurtheilung, welche keine guten Folgen haben könnte; ꝛc. ꝛc. Der Minister des Innern, Sir J. Graham, verwies den Antrag⸗ steller seine Absicht, das Haus an der Berathung über die nöthigen Geldbewilligungen hindern zu wollen, und machte dem Hause bemerk⸗

lich, daß es eine solche Zeitverschwendung mit unnützem Gerede nicht

Erstatter sei kein Spion; denn er hätte sich nicht in die geheimen Versammlungen dersenigen gedrängt, gegen welche er zeugen wollte, was allein einen Spion charakterisirte. Was die Andeutung des Ministers auf das Bündniß der Whigs mit O'Connell betreffe, so wäre für eine solche Anschuldigung kein Grund vorhanden, sie würde ihn indeß nicht abschrecken, auch ferner zu behaupten, daß O' Connell's Verurtheilung einer hinlänglichen Rechtsgrundlage entbehre, und daß, wenn eine solche Untersuchung in England stattgefunden hätte, eine andere An⸗ klage von dem Richter und ein anderes Verdikt von der Jury aus ge⸗ gangen wäre. Er werde übrigens niemals aufhören, für das irläͤn⸗ dische Volk diejenige Gleichheit der Rechte und Privilegien zu er⸗ kämpfen, welche demselben von Rechtswegen zukömmt.

Herr Duncombe erneuerte hierauf seine Angriffe gegen die Regierung und gab sich mit der Vertheidigung des Ministers nicht zufrieden. Die Abstimmung erfolgte und der Antrag wurde mit 144 gegen 73 Stimmen verworfen.

Herr Sharman Crawford widersetzte sich hierauf abermals der Konstituirung des Hauses zum Comité für Geldbewilligung, be⸗ vor nicht der Zustand der Vertretung des Landes untersucht worden wäre. Kein Mitglied von der ministeriellen Seite hielt es für nöthig, gegen den Antrag zu sprechen, der mit sehr großer Majorität ver⸗ worfen wurde.

Eine große Anzahl von Positionen des Marine⸗Budgets wurden hierauf auf den Antrag des Herrn Herbert angenommen und die Sitzung vertagt.

London, 2. März. Die Times veröffentlicht kin Dokument über den ersten Angriff der französischen Flotte auf Otaheiti, welches unter den der französischen Deputirten-Kammer vorgelegten Akten stücken sich nicht findet. Es ist ein Schreiben des britischen Commo⸗ dore Truß Nicolas an den französischen Admiral Dupetit⸗Thouars vom 4. Juni v. J., als der Vertrag, welcher Frankreich das Pro⸗ tektorat überträgt, zwar schon abgeschlossen, aber noch nicht ratifizirt und von England anerkannt worden war. Der Commodore r— klärt in derber seemännischer Weise, das ganze Verfahren der Franzosen für völkerrechtswidrig, indem dieselben unter Leitung ihres Konsuls Moorenhöut, eines von tiefem Haß gegen Eng⸗ land beseelten Mannes, die Königin zur Einwilligung in den Ver— trag genöthigt und die Unterzeichnung der Proclamation, durch welche den Otaheitiern der Abschluß des Vertrags verkündet wurde, durch Androhung eines Bombardements und durch persönliche Drohungen zu einer Zeit, da die Königin stündlich ihre Niederkunft erwartete, erzwungen hätten. Ein solches Verfahren erweist der alte Commodore durch eine Menge von Citaten aus Puffendorf, Grotius, Vattel und anderen berühmten Publizisten als völkerrechtewidrig und das Resul⸗ tat als ungültig. Als die Ursache der Handlungsweise ber Franzosen wird allein der Haß des französischen Konsuls angegeben, welcher ge⸗ sagt haben soll, daß es nicht seine Schuld sei, wenn Frankreich und England nicht in einen Krieg verwickelt werden sollten.

Das neue Linienschiff „Albion“ von 90 Kanonen hat Befehl er⸗ halten, nach Lissabon abzusegeln und zum Schutze der britischen In⸗ teressen während des jetzigen unruhigen Zustandes von Portugal im Tajo zu bleiben.

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Nom, 21. Febr. (A. 3.) Se. Königl. Hoheit der Groß herzog von Mecklenburg⸗Schwerin und Se. Durchlaucht der Erbprinz von Lippe wurden nebst ihrem Gefolge heut Vormitta durch den Königlich preußischen Minister-Residenten am römischen gosen Herrn von Buch, im Vatikan vorgestellt und vom Papste in einer feierlichen Audienz empfangen. Wie Personen, die bei dem Empfange zugegen waren, versichern, hat der Papst in einer fast einstündigen Unter hal⸗ tung die beiden erlauchten deutschen Fürsten durch die seltensten Be—⸗ weise von Leutseligkeit, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit ausge⸗ zeichnet.

Heute Vormittag reiste Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Württemberg nebst Gefolge nach einem Aufenthalt von sechs Wochen von hier nach Neapel ab. Gestern stattete derselbe Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen seinen Abschiedsbesuch ab. Herr Hackländer, Secretair des Kronprinzen, bekannt durch seine Reise in den Orient und einige humoristische Schriften, scheint Notizen zu einer Bereicherung der Touristen⸗-Literatur zu sammeln.

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53 Madrid, 25. Febr. Lord Clarendon behauptete in der Sitzung des Oberhauses vom 12ten, an die Stelle der Verfassung und des Thrones wäre in Spanien ein militairischer Despotismus der schrecklichsten Art getreten, der die Gefühle der Nation verletze, und deren Widerstand gegen die ihr auferlegte Unterdrückung und Tyrannei hervorrufe. Die französische und englische Presse erschöpft sich in derselben Beschuldigung, während die spanische Nation selbst durch die Bereitwilligkeit, mit der sie sich den zur Verhütung einer anar⸗ chischen Reaction getroffenen Maßregeln unterwirst, die Grundlosig⸗ keit solcher Anklagen hinlänglich darthut. Die Reaction, welche der edle Lord voraussagt, und deren Eintreten allerdings den Wünschen der ewigen Feinde der Ruhe dieses Landes entsprechen dürfte, würde jetzt in vollem Werke sein, wenn es Olo⸗ zaga verstattet worden wäre, die Pläne auszuführen, mit denen er, als sie noch unreif waren, hervortrat. Eine Nation, wie die spanische, die sich seit zehn Jahren in den Waffen geübt hat, um ihre Selbst⸗ ständigkeit zu erringen, beugt sich nicht gegen ihren Willen vor der Laune eines Generals, selbst wenn hieß S0, 0090 Bajonette zur Verfügung stehen. Die Nation scheint zur Besinnung, zum Bewußtfein ihrer eigentlichen Bedürfnisse gelangt zu sein. Die Voraussa-— gung Lord Clarendon's mag sich bestätigen. Dem Pöbel und den Feinben der Ruhe ECuropa's mag es gelingen, Spanien abermals in den Abgrund, der Anarchie zu versenken. Die Geschichte bietet aber wohl kaum ein Beispiel dar, daß die Herrschaft des Pöbels die Ge⸗ stalt einer wirklichen Regierung angenommen habe, und auf diese ver=