1844 / 81 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Mi 13. März. (K. 3.) Das von der , Blätter Jübergegangene Gerücht 6 der nahen Einberufung eines außerordentlichen Landtages bei uns . selbst hier vielfach geglaubt, entbehrt aber gleichwohl bis 26 fee ge nb ung. Die ausgesetzte Belohnung von 50 Du⸗ e en, die Entdeckung des Schändlichen, durch dessen Hand die ,. den Arkaden am Hofgarten wiederholt verstümmelt wor⸗ i n, er bis jetzt zu dem erwünschten Ziel noch nicht geführt.

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Negensburg, JJ. März. (R. 3.) Die Danpsschifffahrt auf der Donau, welche den Ankündigungen gemäß am 2ten d. M. begin⸗ nen sollte, wurde durch das Hochwasser bis zum 10ten zurückgehal⸗ ten, an welchem Tage endlich die Königin Therese“ die Fahrten er⸗ öffnete. Es stehen heute bedeutende Rüchfrachten von Linz herauf in Aussicht, indem dort jetzt schon an ungarischem Weizen viele tausend Centner als Ladung für die Dampfböte liegen und dieser Artikel wohl bis zur nächsten Aerndte gesucht bleiben und starken Verkehr strom— aufwärts veranlassen wird.

Württemberg. Stuttgart, 15. März. (S. M.) Heute wird kein offizielles Bülletin über das Befinden Sr. Majestät des Königs ausgegeben. Wir können übrigens aus guter Quelle versichern, daß dasselbe fortwährend befriedigend ist, und daß der König eine ganz gute Nacht gehabt hat.

Baden. Karlsruhe. (K. 3.) In der 19ten Sitzung der ersten Kammer wurde ein Schreiben der vereinigten Obergerichts⸗ Advokaten in Mannheim vorgelegt, womit sie ihre Bemerkungen über den der Kammer vorgelegten Gesetz-Entwurf, die Gerichts-Verfassung des Großherzogthums Baden betreffend, in einer an die Kammer Mitglieder zu vertheilenden Druckschrift übergeben.

Karlsruhe, 15. März. (M. J.) In der heutigen 3ysten Sitzung der Kammer der Abgeordneten erhob sich bei der Diskussion über die Nechnungs -Nachweisungen der Bade- Anstalten Abg. Gottschalk gegen die Svielsucht und glaubte, daß gegenwärtig der Zeitpunkt gekommen sei, das Spiel aufzuheben, da durch die Eisenbahn der Srt Baden auf andere Weise werde entschädigt werden. Es fand unter anderen auch Diskussion über die Rechnungs-Nachweisungen des Kriegs-Ministeriums statt. Der wirlliche Aufwand in den Jahren 1839 und 1810 war 3, 1425,B,892 Fl. 21 Kr.; da von ab die eigenen Einnahmen mit 45,1 13 Fl. 7 Kr., bleiben 3, 380, 77931. 21 Kr. oder für ein Jahr 1,090,389 Fl. 2 Kr. Der für die Budget— Periode bewilligte Aufwand ist hierdurch um 84,707 Fl. 31 Kr. überschritken. Unter dieser Ueberschreitung sind begriffen: 1) die wegen höherer Brod- und Fouragepreise über die etatmäßige Summe zugeschossenen 36,080 Fl. 2) Die Ueberschreitnng der Duichschnitts Fonds mit 59, 832 Fl. 41 Kr., welche der Depositen-Kasse als Schuld überwiesen werden sollen. Zu den Durchschnitts-Fonds gehören die Kosten für Kasernirung, Hospitäler, Mon— tirung, Ausrüstung und Manöver. Ihre Ueberschüsse fließen nicht in die Stacts-Kasse zuruck, sondern dürfen für die kommenden Jahre aufbewahrt weiden; ihre Ueberschreitungen sollen nicht durch Zuschüsse aus der Staats— Nasse, sondern durch Ersparnisse an den Etatssätzen, sei es in der laufen⸗ den oder künftigen Periode, gedeckt werden. An den Gagen zeigt sich eine Ersparniß von 42004 Fl. 39 Kr.; an den Massengeldern ein Minder— Aufwand ven 10931 Fl. 53 Kr. Die Medizin-Kosten sind durch den hohen Kranlenstand, besonders bei den Kavallerie-Regimentern, um 1030 Fl. 37 Kr. überschritten worden. Auch bei der Remontirung und den besonderen Fonds (Militair- Gerichtsbarkeit, Bauwesen, Kommandantschaften u. s. w.) kom- men Ueberschreitungen vor. Der Mehr-Aufwand für Pensionen beträgt 16,836 Fl. 25 Kr. Für das zweite halbe Jahr 1841 ergiebt sich, gegen die Budgetsätze, ein Minder-Aufwand von 21,552 Fl. 2 Kr., bei dem ordentlichen Etat. In dem außerordentlichen Etat erscheinen die Verwen— dungen in Folge des für die Vervollständigung des Armee-Corps und seiner materiellen Bedürfnisse bestimmten außerordentlichen Kredits von 1,152,937 F. 44 Kr., wovon in diesem halben Jahre S06,627 Fl. 32 Kr. ausgegeben wurden. Da über die Verwendung des außerordentlichen Kredits später eine besondere Vorlage zu machen ist, so glaubt die Kommission jetzt in keine Prüfung dieser Ausgaben eingehen zu sollen. In Betreff der Depo— siten-Kasse, welche bestimmt ist, die eberschüsse der Durchschnitts Fonds auf— zunehmen, wogegen ihr die Ueberschreitungen derselben als Schuld ange⸗ rechnet werden, wird angetragen, dieselbe in bisheriger Weise fortbestehen zu assen. Endlich schlägt die Kommission vor, die Nachweisungen zu geneh— migen, was auch nach einer kurzen Diskussion geschieht.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 18. März. Der Großherzogliche Hof wird morgen Trauer auf 3 Wochen in den ge⸗ wöhnlichen 3 Abstufungen wegen des Ablebens Sr. Majestät des Kö— nigs von Schweden und auf 8 Tage wegen des Ablebens Ihrer Kai— serl. Hoheit der Erzherzogin Marie Karoline Auguste von Sesterreich, Tochter des Erzherzogs Rainer, Vice- Königs des Lombardo-Venetia— nischen Königreichs, anlegen.

Oldenburg. Oldenburg, 11. März. (Br. Bl) Gestern hat auf dem Schlosse hierselbst die Taufe des am 23. Januar ge— bornen Prinzen stattgefunden, und sind demselben die Namen Ankon Günther Friedrich Elimar beigelegt worden.

Freie Städte. Bremen, 15. März. (Kass. 3.) Da Oberweser⸗Dampfschiff „Wittekind“ soll am 2isten seine Fahrten be

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ginnen. Man rechnet darauf, daß dasselbe am Abend des ersten Tages in Minden eintreffen werde.

Oesterreichische Monarchie.

. Wien, 15. März. (Oest. B.) Se. Majestät hat den dies⸗ seitigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am neapolitanischen Hofe, Grafen Ludwig von Lebzeltern, unter Bezei— ung der Allerhöchsten Zufriedenheit mit seiner mehr als 50 jährigen Dienstleistung, die nachgesuchte Entlassung bewilligt, und den bisher am sardinischen Hofe beglaubigten General-Major, Fürsten Felix von Schwarzenberg, zu seinem Nachfolger ernannt.

Frankreich.

Paris, 15. März. Gestern endlich hat die Deputirten-Kam— mer die Diskussion des Patent- Gesetzes geschlossen und dasselbe mit 209 gegen 60 Stimmen angenommen. Zu Anfang der Sitzung waren die Vollmachten der wiedergewählten Deputirten Herren Ber? rder und Blin de Bourdon verifizirt und richtig befunden worden. Die beiden Deputirten leisteten daher von neuem ihren Eid.

Seit einiger Zeit war bekanntlich im Publikum das Gerücht im Umlauf, es beabsichtige Herr Gouin oder Herr Garnier Pages einen Vorschlag zur Konvertirung der proc. Rente vorzubringen. Es scheint indeß, daß weder der eine, noch der andere dieser Deputirten mit einem derartigen Projelt umgeht. Nur so viel soll gegründet sein, daß die Budget-Kommission, zu welcher Herr Gouin gehört, nach längerer Berathung über die Konvertirungsfrage beschlossen habe, der Bericht über das Budget von 1845 solle das Recht und die Gründe zu einer Konvertirung der Fproc. Rente nachweisen, die Vortheile und die Zeitgemäßheit der Maßregel angeben und die Regierung auffordern, sich

mit dieser Angelegenheit ernstlich zu beschäftigen. Allein Herr Gouin selbst hat, wie versichert wird, nicht daran gedacht, einen Vorschlag in seinem eigenen Namen zu stellen, und ebenso wenig soll Herr Gar nier Pagés zu einem solchen Schritte entschlossen sein. Die Budget Kommission hat sich auch mit der Frage von der Verzinsung der Eau tionen beschäftigt. Der Finanz⸗Minister hatte vorgeschlagen, die Zin— sen für die von den ministeriellen Beamten hinterlegten Cautionen von 4 auf 3 pCt. herabzusetzen. Die Budget-Kommission hat sich nunmehr dafür erklärt, daß der Zinsfuß für sämmtliche Eautionen auf 3 pCt. reduzirt werden solle.

Die Regierung geht mit dem Projekte um, daß die Einlagen der Sparkassen, welche gegenwärtig 35 Millionen Fr. betragen, im mobilisirt, d. h. in eine feste, nicht so leicht und jeden Augenblick, wie bisher, zu kündigende Anlage umgewandelt werden sollen. Sie hat eine Kommission ernannt, welche dieses Projekt zu prüfen und Bericht darüber zu erstatten beauftragt ist.

Der Marine⸗-Minister hat den Befehl nach Toulon geschickt, die Levante-Flotte zu verstärken. Eine gleiche Maßnahme soll, wie es heißt, auch von Seiten Englands beabsichtigt sein.

Auch die Erzbischöfe und Bischöfe der Diözesen Rheims und Cambry haben eine Denkschrift, die Frage der Freiheit des Unterrichts betreffend, an den Justiz- und Kultus⸗-Minister gerichtet.

Der Constitutionnel wurde heute für die Summe von 132,500 Fr. verkauft; die Herren Merruau und Veron erhielten das Blatt zugeschlagen; es soll reorganisirt werden, aber Organ der Op position bleiben.

Die Kunst-Ausstellung für 1814 ist heute Vormittag um 11 . , worden; über 40090 Personen haben dieselbe bereits

de uch .

1d Paris, 15. März. In der heutigen Sitzung, die auf 1 Uhr angesagt war, waren um 2 Uhr noch so wenige Mitglieder gegenwärtig, daß ein Deputirter verlangte, der Präsident solle den Namens⸗-Aufruf erfolgen lassen, und dann die Sitzung aufheben. Der Präsident, Herr von Salvandy, erwiedert: man möge noch einige Augenblicke warten, und wenn dann nicht mehr Mitglieder er— scheinen, wolle er zum Namens- Aufrufe schreiten. Herr Lenoble verlangt das Wort in Betreff der Wahl des Herrn von Laroche— Jacquelin zu Ploermel, die am 3. März stattfand. Es waren 270 Wähler eingeschrieben, die Zahl der Abstimmenden aber betrug 227, der Gewählte erhielt bei der ersten Abstimmung 155 Stimmen. Die Wahl ging regelmäßig vor sich. Aber es wurde eine Protestation an die Kammer gesendet dagegen, die Kommission vernahm die Erklä— rungen des Herrn von Laroche-Jacquelin darüber, die ihr befriedigend schienen, weshalb sie die Gültig⸗Erklärung der Wahl vorschlägt. Die Kammer beschließt diese. Der Präsident: Ist Herr v. Laroche-Jacquelin zugegen? Herr von Laroche-Jacquelin: Ja. Der Präfident: Ich verlese die Eidesformel. (Hört! Hört!) „Ich schwöre Treue dem König der Franzosen, der constitutionellen Charte und den Ge— setzen des Königreichs und mich in Allem zu verhalten, wie es einem guten und loyalen Deputirten zukommt.“ Der Präsident hatte jedes Wort sehr langsam und mit scharfer Betonung und unter allgemeiner tiefer Stille gesprochen. Herr von Laroche-Jacquelin: Ich schwöre es! Der Präsident: Herr von Laroche-Jacquelin ist zu— gelassen. (Lärm, Bewegung.) Herr Delespaul übergiebt eine Petition über die Freiheit des Unterrichts. Der Tagesordnung zu— folge, begann nun die Diskussion des Gesetz-Entwurss bezüglich des

griechischen Anlehens. Niemand verlangte das Wort für die allge— meine Diskussion, und es wurde also sogleich zu der der Artikel ge⸗ schritten, welche alle drei der Reihe nach gleichfalls fast ohne Dis—⸗ kussion angenommen wurden. Es wurde dann zum Skrutinium über den ganzen Gesetz- Entwurf geschritten, der bei 258 Abstimmen— den mit 229 gegen 29 Stimmen angenommen wird. Darauf kommt das Verlangen um Ermächtigung zu gerichtlichen Schritten gegen den Deputirten, Herrn Emil von Girardin, an die Tagesordnung. Der Präsident verliest den Kommissions⸗ antrag, der Ertheilung der verlangten Ermächtigung will, welche von der Kammer beschlossen werden mnöge. Der Präsident: Er erhalte so eben ein Schreiben des Herrn E. von Girardin, das er verlesen wolle. Herr E. von Girardin erklärt darin, daß er An standes halber sich enthalte, der Sitzung beizuwohnen, denn er könne der verlangten Maßregel nicht beistimmen, da sie einen Eingriff in die Prärogativen der Kammer begründen würde. (Lirm,) Herr de Cour— tais bekämpft die Ertheilung der Ermächtigung, Herr de la Baume ebenfalls, die zu erhebende Klage sei gegen einen Artikel der Preffe gerichtet, dieselbe könne also noch später gestellt werden, es sei keine Gefahr auf Verzug. Bewillige man die Verfolgung eines Deputirten einmal, so würden 10, 29 andere Fälle kommen, und was würde dann aus der National⸗-Vertretung werden? Er verlangt Aufschub der An— klage bis nach Schluß der Session. Herr Boudet vertheidigt den Kommissions-Antrag. Nachdem noch einige Redner gesprochen, wird nach, zweimaliger Abstimmung die Ermächtigung verweigert. Nach Anhörung einiger Petitionen erstattet Herr Montblanc Bericht

über die Wahl des Herzogs von Valmy zu Toulouse. Er findet nichts gegen die Regelmäßigkeit derselben einzuwenden, will aber die Gültig-Erklärung bis nach Vorlage der Aktenstücke verschoben wissen. Die Sitzung dauert fort. j

Srossbritanien und Irland.

London, 11. März. Ihre Majestät die Königin hielt gestern im St. James-Palast das erste Lever dieser Saison, welches in den neu dekorirten Zimmern des Palais stattfand und außerordentlich glänzend war. Viele der Anwesenden hatten indeß vergessen, daß der Hof noch um den Tod des hochseligen Herzogs von Sachsen-Ko— burg, Vaters Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht, trauerte, und waren in der gewöhnlichen Gallakleidung erschienen, was nament— lich unter den Civilpersonen einige Verlegenheit verursachte. Die Offiziere der Flotte und Armee beseitigten den Fehler leicht durch ein alsbaldiges Anlegen von Kreppflor um den linken Arm.

Das Unterhaus war gestern nur kurze Zeit versammelt und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Bill über die Absonderung des Hütungsrechts, welche mit 70 gegen 23 Stimmen die zweite Lesung erhielt. Die vorgestrige Demonstration der radikalen Partei im Co ventgarden-Theater zu Gunsten O'Connell's erfährt durch die Tory Presse die gebührende Mißbilligung zugleich mit einer Erörterung ihrer eigentlichen Bedeutung. Ter Standard findet in der Gegen wart des Lord Shrewsbury, Lord Camoys und anderer Edelleute des römisch⸗katholischen Bekenntnisses die Bestätigung seiner früheren Behauptungen, daß in allen die katholische Kirche angehenden Rechtsfällen, ein katholischer Geschworener seinen Eid der Unpartei— lichkeit nicht halten könne. „Wir fragen“, sagt der Standard, „ob wohl Lord Shrewsbury, der zu diesem verwerflichen Schritte durch seinen Priester gezwungen wurde, einen geeigneten Geschwore— nen in einem Prozeß gegen Daniel O'Connell wegen kirchlicher Partei-Aufregung abgeben könnte? Er ist nicht gleichgültig als Unge— schworener; was für ein Grund ist nun wohl vorhanden, anzunehmen, daß andere Katholiken es sein würden, wie sehr sie auch immer ihren

Eid achten möchten“. Der Morning Herald tadelt die

Demonstration in folgender Weise: „Herr Daniel O'Connell ist eines schweren Vergehens überwiesen worden und er—

wartet jetzt sein Straf- Urtheil. Anstatt sich vor dem Rechte zu beugen, und Reue über sein Verbrechen zu empfinden, ist er nur frecher in seiner Schuld, er klagt das Urtheil an und trotzt der Regierung. Aber die Majestät des Gesetzes muß aufrecht er halten, die Gerechtigkeit darf nicht durch den Trotz und die Dro hungen des Schuldigen und seiner englischen „sympathisirenden An— hänger“ in ihrem Laufe gehemmt werden, und eine furchtlose feste, aber mäßige und konsequente Verwaltung des Rechts wird die künf tige Wohlfahrt und Ruhe Irlands wiederherstellen.“ Am gewicht vollsten äußert sich die Times: „Wir fragen billig, wie es wohl gekommen sein mag, daß so viele Engländer sich gestern versammelten, um einen Mann zu ehren, welcher Jahre lang seinen Landsleuten den Charakter und die Handlungsweise der Engländer denunzirt hat. Die Antwort ist zwiefach. Erstens wur— den Viele herbeigezogen, weil ihnen der Glaube beigebracht war, daß der Agitator nicht einen gerechten Prozeß gehabt hätte; denn nichts in der Welt lieben die Engländer mehr, als ein lair play, und nichts ist ihnen hassenswerther, als die Ungerechtigkeit. Viele von den Theilnehmern an der gestrigen Festlichkeit, die nicht selbst ihre Zwei⸗ fel über das Recht oder Ünrecht des irländischen Staats-Prozesses haben konnten und von Anderen darüber belehrt worden sind, glaubten also, daß das Verfahren gegen O'Connell von An— fang bis zu Ende ein ungerechtes gewesen sei. Es lam so

Schwierigkeiten hat. „Wer eine solche Arbeit auf sich nähme“, sagt unser Verfasser, „um sie allein zu Ende zu führen, der muß auf eine Reihe von Jahren auf jeden anderen Beruf und jede Thätigkeit Verzicht leisten; denn was müßte nicht alles verglichen, herbeigeschafft, untersucht werden; wohin müßte man nicht schreiben, und, wo dies nicht ausreicht, selbst reisen und chen! Mit Gelehrten aus allen Fächern müßte man in zweifelhaften und schwicrigen Fillen sich in Verbindung setzen, und endlich von Allem aus— dr uc lij Nechenschaft geben. Es liegt nahe genug; eine kritische Gesammt— Ausgabe der Werke von Leibnitz wird entweder gar nicht oder nur von einer Atademie ins Leben gerufen werden. Ich sche auch nicht, wie sonst die außcrordentlichen Kosten zu einem solchen Unternehmen herbeigeschafft würden, das augenscheinlich fein bloßes Buchhändler-Unternehmen werden lann. Doch glaube ich, würde eine gelehrte Gesellschaft von europäischer Autorität durch Subscriptionen bei den Regierungen in Europa und Ame— 1 nöthige Summe in lutzer Zeit zusammenbringen, wenn nicht . deutsche Regierung sich zum Patron einer solchen Unterneh— e. mn. der guten Sache zu dienen, wenn wir in unserer gegen- 6 * e,. die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die lobens⸗ 8 ,. des Herrn Gahrauer lenken und die Theilnahme da— bes open haralieristit der mannichfachen geistigen Thätigkeit Leibnitzens, . her mit Unrecht zurückgesetzten vaterländischen Philosophen, *. , anzuregen versuchen. unter den ehe he lun von Leibnitz (geb. 1616 gest. 1716) gewährt Philosoph, de n ehre sorhen die auferordentliche Erscheinung, Laß ein prahtiche N mung . der abstraftesten Ideen verweilt, zugleich eine r mmm . dee, welche ihn Wissenschaft und Leben zu Leilbniteng 8 befähigt. Es kommt deshalb bei der Cha— , he Dr eien ines ng . äh daß man ihn auf allen den ver— e ,. ichtung des stoß fen Wissens begleitet, und sich hütet, die eibniz hat fast auf z * Hen annes ohne die andere erklären zu wollen. geleisetz er ist spetulalion . manschlichen Wiffens Ausgezeichnetes tischet Staatsmann; wollle 6 h. echte gelchrter, Publizist und prat' nik, den Polinifer, isolint ben acht et ,. den Phils sophen, und 1 o terhielte man ein unvölllommenes

und falsches Bild von dem Charakter des Mannes und versiele in den ge— wöhnlichen Fehler, der bisher fast alle seine Kritifer irre geleitet hat. Jur Vermeidung desselben muß man deshalb die Geistesentwickelung des außer— ordentlichen Mannes in ihren frühesten Keimen verfolgen, und für die späte— ren gereiften Ideen, die er zu einem Systeme zu vereinen verstand, die Grundlage in seinen oft anscheinend in keinem Zusammenhange mit ihnen stehenden geistigen Arbeiten zu erkennen suchen.

Leibnitzens ganze geistige Organisation führte ihn schon als Knabe der Logik und Philosophie zu; es ist erstaunlich in seinen interessanten Selbst⸗ bekenntnissen, welche die vorliegende Biographie mittheilt, zu lesen, welche Freiheit und Selbstständigkeit im Stubisen der 13 jährige Knabe auf der lateinischen Schule seiner Vaterstadt Leipzig bercits gewonnen hatte, wie er hier, schon Autedidalt, mit seinen siühen logischen Uebungen und Meditationen in der Bibliothek seines Vaters, der als Rechtsgelehrter und Professor der Moral in Leipzig ein ehrenvolles Andenken? hinter— lassen hat, das Studium der Metaphösik in den Scholastikern der mittleren und neueren Zeit, so wie das der Theologie in den Werken der berühmte sten, Kontroversisten der beiden christlichen Konfessionen verband. Eine ent scheidende Epoche sällt indeß in die Richtung seines Denkens und seiner Studien, als er 15 Jahre alt, damals aber schon ein vielseitiger und gründ— licher Gelehrter und was mehr ist Selbstdenker, zu Sstern 1661 die Uni= versität seiner Vaterstadt bezog. Cartesius kommt ihm in die Hände; er müiß zwischen der Philo sophte der Schule und der neueren Physit wählen, und nach tagelangem Sinnen und Ucberlegen entscheidet er sich für das letztere, ohne aber die Alten, namentlich Aristoteles, aus den Augen zu ver— lieren. „Der Mechanismus“, sagt er selbst, „gewann die Oberhand und führte mich der Mathematsf zu.“ Von selgeiklichster Wirksamleit war bei diesen früh gefaßten und auch wissenschastlich angewendeten Ideen die Wahl ines künst gen Lebensberfe, den seine Verwandlen und Eizfeher ihm glück. licherweise in der juristischen Laufbahn vorzeichnclen. Er 'lonnte hier sein unermeßliches Talent und die Universalitä' feiner Ideen am glänzendsten und frejesten entwickeln, und es wurbe mit dem Sindium des Rechts die eigentliche Grundlage zu der praltischen Geistesrichtung gelegt, welche ihn in Verhältnisse führte, wo er Großes leisten konnte und geiesstct hal. Aber es war auch hier wieder gerade die ihm eigenthümliche, von seinen Zeit⸗

genossen verschiedene Behandlung der Rechts-Wissenschaft, 6 ihn 21. späteren Wirkungskreis eröffnete, es war die Philosophie in; . welche ihn die gewohnten Schranien der damaligen Rechisge lehnten iiberschteiten ließ, reformatorische Pläne in ihm weckté und ure f, , e art menschlicher Verhältnisse, der Politit, ihn fih e, bcb hlt hi band ung Leibnitzens, durch welche er sich 1664 als Yiag; 4 J nn, 1 8 zig habilitirte, ist in dieser Hinsicht charalser jtisch ir D. ö Titel: „osbecimen dissiculialis in jure 5Ci une in Tel Einicilungꝰ , . res ex jure collectac““, und es heißt dari, ierigen Ge .. J ; fasser sc⸗ zwar weit entfernt, sich einem so m fen , ,. 6 ä f fühlen s dber 6 gebe Eeös fe rler tel ff, icheibisr mit der Philosophie genährt, sobald . zur lcie nn uf kiel . mete, bei jeder Veranlassung zur phis⸗ , . Wisf sch ft n . rungspunkte der Philosophie und der ihr ve nn, , mit dez rungsp er Philosophie und das sie Vermittelnde aufzeichnete. Er Jurisprudenz sorgfällig ach en, en bewirken, daß die Rechtsbeflissenen von mochte durch diese Verse hssosophie zurückkehrten und einsehen müßten ihrer Verachtung beg slit meisten Fragen ihres Jus ein Labyrinth hne doß ohne die bil im Alterthume die Schöpfer dieser Wissenschaft Auegang waren, i hie her der Weisheit gewesen seien. Wenn Ulpian die zugleich die ,, Wissenschaft der göttlichen und menschlichen Dinge Nechtowissen schaft ü darin, daß ohne Vorkenntniß der letzteren es weder genannt hat, sogngzuristen gäbe, noch daß, eine Folge davon, die Wissen⸗

ĩ y enen 3 . 2 fie , Gerechten und Ungerechten ohne sie zu Stande lommen a

werde; der nächsten Schriften Leibnitzens charakterisren uns noch mehr

ĩ rei gen. welche er sich selbstständig eröffnete; die erste He ca- die 1 . eine Dissertation, mit welcher er den ihm in Leipzig ver— 36 Doltorgrad auf der Universitãt Altdorf gewann und wodurch er 6 in w ische Logik bereicherte, indem er alle Rechtsfalle bei ungewisser Aus⸗ legung der Gesetze aus dem reinen Natur- und Völler -⸗Recht entschied; die zweite, eine Merhiodus nova discendae locendacquae, jurishrudentiae, welche ihm den Eintritt in den „Dunstfreis der europäischen Politik“ an dem Hofe von Kur-Mainz eröffnete. Das Verdienst dieser letzleren, Auf— sehen erregenden Schrist bestand darin, die Mängel im deutschen Rechts-=

eine Menge von Personen zusammen, welche mit dem Schuldigen durchaus keine politischen Sympathieen hegten; sie kamen, um der Majestät der Gerechtigkeit ihre Huldigungen darzubringen, und diese Täuschung wußte O'Connell zu seinen Gunsten trefflich zu benutzen. Diejenigen, welche getäuschten Sinnes gekommen waren, gingen fester Ueberzeugung von dannen, denn die Aüseinandersetzung des Agitators hatte sie vollkommen zufriedengestellt. Aber es giebt noch einen an— deren Grund für die numerische Stärke dieser Versammlung und ihre heftigen Reden. Es ist die große, lang vorbereitete Gelegenheit, einmal alle zerstreuten Streitkräfte der unruhigen und mißvergnügten Geister in England zu einer Demonstration gegen nicht die ge— genwärtige Regierung insbesondere sondern gegen jede Regierung überhaupt zu versammeln. Es war gleichsam ein Vertrag, den der Chartiste, der Repealer, der Dissenter, der Leaguer und der Republi kaner mit einander einging. Alle Meinungs⸗-Verschiedenheiten waren vergessen, alle Unterscheidungen hatten aufgehört ein Gedanke der Feindseligkeit gegen die Autorität der Regierung und das Bestehen des Reichs verband sie Alle. Aus diesem Grunde brachte die Ma

jorität der Versammlung eine englische dem Namen und Blute nach einem Manne ihre Huldigungen dar, welcher noch vor kurzen den Muth der sächsischen Männer und die Keuschheit der sächsischen Frauen mit boshafter Galle verleumdet hat, aus diesem Grunde vereinten sich Engländer zu einer großen Demon stration, um dem heuchlerischen schändlichen Verleumder zu danken. Wunderbar sind die Wirkungen jener politischen Sympathie, welche die Ansprüche des Landes, der Famille und Ehre vergessen lassen. Engländer, ihr seid in der That eine vergebende Menschenrace! Aber Alles ist vergeblich; das Komplott wird, trotz des Herrn Duncombe, trotz des Grafen von Shrewsbury und der League, fehlschlagen; O'Connell mag die Volkshaufen in den Theatern zum Beifall zwingen, Revolution mag mit Repeal sich vereinen, Chartisten und Dissenters sich umarmen, das Recht wird dennoch seinen Weg gehen. Es giebt in England einen Fels gesunden Menschenverstandes und nüchterner Standhaftigkeit, an welchen die Wogen des Volks-Enthusiasmus und der verzweifelten Leidenschaften machtlos anschlagen. Gerade diese Ver

bindung der Leidenschaft mit dem Aufruhr giebt dem mäßigen und den— kenden Theile der Gesellschaft stärkere Entschließungen ein, der feind

lichen Macht entgegenzuwirken.“

Im Oberhause kam jüngst ein im höchsten Grade anstößiger Rechtshandel zur Sprache, der gegenwärtig nicht geringes Aufsehen macht. Der Pfarrer zu Barnack bei Strenford, Sohn des unlängst verstorbenen Bischofs von Peterborough, Herbert Charles Marsh, hatte mit einer Französin, einer liederlichen Dirne, lange Zeit in vertrautem Umgange gelebt, welchen dieselbe benutzte, um von dem Pfarrer unter Androhung der Veröffentlichung ihres Verhältnisses Geld zu erpressen. Dieser, der Geld-Ausgaben müde, faßte den ver— zweifelten Entschluß, der ihn nothwendigerweise moralisch vernich— ten muß, die Französin zu verklagen; er beschuldigt sie, sie habe ihm durch Drohbriefe 400 Pfund abzwingen wollen. Die Jury erkennt aber auf „Nicht schuldig“. Natürlich be mächtigte sich die Presse dieses Falles und vernichtet vollends das Ansehen des Pfarrers. Die Times greift in einem Artikel ihrer letzten Blätter auch den Bischof von Peterborough an, der von dem Verhältniß gewußt, aber dennoch keine Untersuchung angestellt und den unwürdigen Seelsorger von der Pfarrei entfernt habe, und auf Grund dieses Artikels interpellirte am letzten Montage im Ober⸗— hause Lord Lilford den Bischof von Peterborough, „um Auskunft über einen Fall, der mit großem Aergerniß für die anglikanische Kirche im Allgemeinen, insbesondere aber für die Geistlichkeit der Kathe⸗— dral-Kirche von Peterborough, an welcher der ehrwürdige Charles Marsh eine Pfründe habe, verbunden sei.“ Der Bischof von Peterborough bemerkte darauf: „Er habe den Kommentar zu dem Rechtshandel in Northampton mit um so größerer Bekümmerniß in der Times gelesen, als ihm dabei der Vorwurf gemacht werden wolle, er habe allzu zahm einem Skandal zugesehen, der bei dem Klerus seiner Diözese zu Tage gekommen sei, indem er weder Cen— sur noch Verweis habe ergehen lassen; am J. September 1843 sei ihm zuerst (durch den Besuch der Französin) Kunde geworden von dem „Mißverhalten“ des genannten Geistlichen; darauf hin habe er auch sofort an denselben geschrieben; es sei aber in derartigen Fällen der Bischof der Diözese durch die auf Parlaments- Akten gegründeten Verfahrungs⸗ Regeln sehr gehemmt an energischem Einschreiten; nach der Kirchendisziplin-Bill könne ein Kleriker, der einen ärgerlichen Lebenswandel führe oder geführt habe, nur zur Strafe gebracht werden, insofern die von ihm verschuldeten Ueber— tretungen des Sittengesetzes innerhalb zwei Jahren vor angestellter Klage vorgekommen; in dem vorliegenden Falle sei das „Mißver— halten“ erst im vierten Jahre, nachdem es Herbert Charles Marsh verschuldet, zu seiner Kenntniß gelangt; überdies sei er auch der Meinung gewesen, das sträfliche Verhältniß zwischen dem Kleri— ker und der Französin habe zu Paris bestanden, und nach einer Klausel der Kirchen-Disziplin-Bill habe der Bischof keine Notiz zu nehmen von Vergehen oder anstößigen Handlungen, die außer— halb seiner Diözese begangen würden; chier siel der Lord Kanzler Lyndhurst ein mit den Worten: „eine sehr weise Einrichtung!“) iman könne ihn darum keinesweges einer Vernachlässigung seiner Pflicht

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zeihen oder auch nur unterstellen, er habe die ärgerliche Aufführung eines hochgestellten Kirchendieners verdecken wollen; das Gesetz allein habe ihn gehindert, den ruchbar gewordenen Skandal in Undtersuchung zu ziehen; inzwischen sei doch das Dringendste geschehen; dem Pfarrherrn zu Barnack sei untersagt worden, geistliche Verrichtungen vorzunehmen; dieses Verbot könne nur aufgehoben werden, wenn seine Unschuld aufs klarste bewiesen werde; (die Jury hat aber das Urtheil schon gesprochen) mittelst dieser Erklärung glaube er die in der Times vom 11. März hingeworfene Insinuation: „als fahre Herbert Charles Marsh, durch die Nachsicht (C'onnivence) seines Bischofs, fort, das Evangelium zu predigen, die Salramente auszutheilen, und als der autorisirte Re⸗ präsentant der englischen Episkopalkirche zu erscheinen“ genügend entkräftet zu haben.“ Lord Lilford gab sich mit dieser „Explanation“ zufrieden. niederlande.

Aus dem Saag, 16. März. (J. de la Haye.) Das Staats Courant enthält in seinem gestrigen Blatte folgende Kö— nigliche Erklärung:

„Nachdem Wir von den Wünschen und Bestimmungen, die in der letztwilligen Verordnung Unseres verehrten und vielgeliebten Va ters, des verstorbenen Königs Wilhelm Friedrich, Grafen von Nassau, enthalten sind, Kenntniß genommen, und da Wir die einen wie die anderen zu erfüllen und gewissenhaft auszuführen wünschen, so erklä— ren Wir hiermit, als Haupterbe, daß Wir alle Garantieen, die der verstorbene König, Unser Vater, in seiner hohen Sorgfalt für das Gedeihen des Landes verschiedenen im Königreiche bestehenden Ge⸗ sellschaften und Unternehmungen bewilligt hatte, übernehmen und daß Wir die Verpflichtungen, welche jene Garantien Uns etwa auferle⸗ gen könnten, gewissenhaft erfüllen werden.

„Zur Bestreitung der Kosten, die daraus für Uns entstehen

könnten, haben Wir einen Theil des Nachlasses des verstorbenen Königs, Unseres Vaters, bestimmt und die Verwaltung desselben dem Großmeister Unseres Hauses, Baron van Doorn van Westeapelle, übertragen, und ihn ermächtigt, den dabei betheiligten Gesellschaften und Unternehmungen eine Abschrift dieser Erklärung zukommen zu lassen.

Im Haag, den 14. März 1814.

Wilhelm.“

ü Ans dem Haag, 13. März. Die holländische Re— gierung giebt sich in diesem Augenblicke alle Müh „diejenigen, welche an der freiwilligen Anleihe theilnehmen wollen, über das aufzuklären, was sie zu thun haben. Dies Verfahren des Ministeriums wider legt die Gerüchte, daß das Finanz-Ministerium der Besteuerung vor der Anleihe bei weitem den Vorzug gebe. Man kann vielmehr sagen, daß die Freunde der Unordnung und Anarchie diejenigen Klassen, die von der Besteuerung nicht betroffen werden, aufzuregen gesucht haben, um die dürstigen Klassen in Unruhe zu versetzen. Die Regierung thut daher sehr wohl daran, diejenigen, welche man auf diese Weise hintergeht, zu enttäuschen und mit der größtmöglichen Oeffentlichkeit den Bewohnern des Königreichs zu wiederholen, daß die, welche nicht 3061) Gulden Kapital, oder 009 Gulden Renten oder Einkünfte besitzen, von der Besteuerung gänzlich frei sind. Ist die Bevöl⸗ kerung einmal hierüber aufgeklärt, so wird sie auch jene Ruhe wiederge— winnen, die man ihr auf unkluge Weise geraubt hat, und sie wird sich überzeugen, daß es nicht die Armen sind, die das neue Gesetz trifft. Man zweifelt übrigens nicht daran, daß die Anleihe gedeckt werden wird. Die Kapitalisten werden die Nothwendigkeit derselben fühlen und die Fonds-Inhaber werden lieber eine Summe zu 3 pCt. leihen, als eine Steuer zahlen, von der sie nie etwas wiedererhalten. Das Beispiel der Regierungen, welche die öffentliche Rente reduziren wol len, wird auch sehr zu Gunsten der neuen Anleihe wirken und die Hoffnung, im Auslande großen Gewinn zu erlangen, vernichten. Man versichert, die Königliche Familie werde ebenfalls an der Anleihe theilnehmen. Auch die Nachrichten aus Amsterdam lauten günstig für die Ausführung dieser Finanz-Operation.

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2 Rom, 6. März. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Württemberg hat uns bereits seit 11 Tagen verlassen, wird jedoch Ostern von Neapel hier zurück erwartet. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und der Erbprinz von Lippe befinden sich noch hier, werden jedoch ebenfalls in den nächsten Tagen nach Neapel abgehen, um gegen Ostern zurückzukehren. Die beiden letztgenannten Fürsten wohnen gewöhnlich dem evangelischen Gottes⸗— dienst in der Kapelle der preußischen Gesandtschaft bei, der überhaupt von den in Rom lebenden Protestanten zahlreich besucht wird. Am 28. Februar, dem Geburtstage Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, war in dem Hause des Majors von Moliere, Adjutanten St. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, eine ansehnliche Versammlung don deutschen Diplomaten, Gelehrten und Künstlern, welche der Groß— herzog mit seiner Gegenwart beehrte. Der Großherzog nahm den Glückwunsch der Deutschen in Rom, welcher in einem vom Legations— Rath Kestuer gedichteten und von K. Eckard komponirten Liede ihm dargebracht wurde, huldreich an.

In der Nacht vom 28. auf den 29. Februar schwoll die Tiber so stark an, daß die Rigetta und ihre Fortsetzungen bis zur Engels

brücke zwei Tage an manchen Stellen nicht zu passiren waren; in⸗ dessen trat das Wasser bald wieder in sein gewöhnliches Ufer zurück.

J Aus Sicilien, 25. Febr. Nun ist auch für dieses Jahr der Fasching geschlossen; er war für uns weder rauschend noch brillant, den Schluß für Palermo machte gleichsam ein großes Fest des hie⸗ sigen Barons Risoo, dessen Liberalität nun durch die von ihm geladenen hier anwesenden Fremden weit und breit in allen Ländern Europa's und sogar bis nach Amerika bekannt gemacht werden wird. Viele liebenswürdige Frauen zierten das Fest; vor Allen aber ver⸗ dienten bemerkt zu werden die Fürstin Butera, die Gemahlin des letz⸗ ten neapolitanischen Gesandten am petersburger Hofe, wegen der Menge Diamanten, mit denen sie glänzte; sie war meistens am Arm des Herzogs di Serra di Falco, als Alterthumsfor cher weltberühmt.

Von dem glänzenden Feste wenden wir uns zu den Wohnungen der Armuth: es ist der würdige Abstand vom Fasching zur Fasten— zeit. Verwunderungswerth wird es in Deutschland scheinen, daß in Sicilien die dereinstige mit 10 Millionen Bevölkerung Korn⸗ kammer Roms und Italiens heute mit einer Vollsmenge von kaum 2 Millionen Mangel an Getraide sich zeigt und der Preis von Brod und Mehlspeisen, die beinahe ausschließliche Nahrung dieses Volkes,

zu einer für Viele nicht mehr zu erschwingenden Höhe gestiegen ist, welches zwar mehr dem Wucher der reichen Gutsbesitzer und der Hab⸗ sucht der durch gemeinschaftlichen Vortheil eng verbrüderten Bäcker der Hauptstadt als eben dem wirklichen Getraidemangel im eigent⸗ lichen Sinne des Wortes zugeschrieben werden muß. Da hier der Landbesitz die höchsten Steuern bezahlt, so verdient derselbe auch den besonderen Schutz der Staats-Verwaltung, und aus dieser Rücksicht hat auch bis jetzt die Regierung, dem Geschrei einiger Lieferanten zum Trotz, die zollfreie Einfuhr fremden Getraides nicht gestatten wollen. Nun aber der Preis des Weizens auf 15 neapolit. Dukaten die hiesige Salma (gleich 53 Sh. St. pr. engl. Imperial-Quarter oder 21 Fr. pr. Hectolitre) gestiegen ist, während derselbe voriges Jahr noch für erste Qualität kaum 7 Dukaten erreichte, so scheint uns eine solche Sorgfalt zu Gunsten der einen Klasse des Volkes auf Kosten eines anderen ebenfalls interessanten und zahlreichen Theils desselben kaum mehr statthaft. Die an Landbesitz und naturellem Einkommen so über allen Begriff reiche Gesellschaft der Jünger Loyola's und einige milde Anstalten lassen zwar Brod backen und die unentbehrlichen Maccaroni vorbereiten und sie zu niedrigeren Preisen verkaufen, allein dadurch ist der Noth selbst in Palermo nicht abgeholfen, weil diese Maßregel nur zu Vorkauf, Umtrieben und Un⸗ ordnung Anlaß giebt. Wer sein weniges Geld erst spät verdient, kann nicht früh schon sich Brod ankaufen und der Arme kommt lei⸗ der immer zu spät. Die Ankunft und freie Zulassung einiger La⸗ dungen fremden Getraides würde dem Uebel schnell und am gewisse⸗ sten steuern, denn wer noch Getraide zurückhält, müßte alsdann doch verkaufen, und die kräftigen Maßregeln des Königs, seine ernstlichen Befehle, alles nur irgend des Anbaues fähige Land zu bebauen, sollen uns für künftiges Jahr Ueberfluß geben.

Swe nmin.

s. Madrid, 9. März. Der Telegraph wird bereits die Nachricht, daß Alicante sich am 6ten auf Discretion an die Trup⸗ pen der Königin übergab, jenseits der Pyrenäen befördert haben. Noch am Fsten feuerte das Fort S. Fernando auf die Arbeiten der Belagerer, und einige Mannschaft, die aus dem Platze hervorbrach, wurde mit Verlust zurückgetrieben. Abends stellte sich bei dem Ge— neral Roncali eine Deputation der Geistlichkeit, des Handelsgerichtes und des Ayuntamiento's der Stadt ein, um ihn zu bitten, daß die Weiber, Greise und Kinder den Platz verlassen dürften. Dies schlug

der General ab, indem er auf unbedingte Unterwerfung bestand, und zu diesem Behuf einwilligte, das Bombardement bis auf den folgenden Mittag zu verschieben. Am 6ten unterwarf sich die Stadt mit sämmt⸗ lichen Forts auf Discretion und wurde gegen Mittag von dem Ge— neral Roncali mit seinen Truppen besetzt. Dieser fertigte einen Ad⸗ jutanten hierher ab, um der Regierung mündliche Aufschlüsse über das Nähere zu ertheilen. Es scheint, daß Boné am Ften dem Gou— verneur des Kastells den Befehl gab, die Gefangenen, die sich dort befan⸗ den, und namentlich den General Lasala und den Gefe politico, Ceruti, er⸗ schießen zu lassen. Der Gouverneur erhob Vorstellungen dagegen, worauf BonéE ihm sagen ließ, er selbst würde sich auf das Kastell verfügen, um die Gefangenen und ihn, den Gouverneur, zu erschießen. Letzterer, der im Einverständniß mit dem General Roncali gestanden haben soll, ließ darauf die Zugbrücke außiehen und jede Verbindung mit der Stadt abbrechen. Boné, der sich nun für verloren hielt, verließ mit einigen Reitern am 6ten früh die Stadt, unter dem Vorwand, eine Nekognoszirung vorzunehmen. Die erste Linie der Belagerer hielt die Flüchtlinge für Truppen der Königin und ließ sie durch. Die zweite Linie aber gab Feuer, und obgleich einige verwundet sein sollen, so gelang es doch dem Bon selbst, zu entkommen. Darauf ergab sich der Platz auf Gnade und Ungnade. Der General Roncali üeß den Marechal de Camp Senosiain, mit Vorschriften versehen, dort zurück und marschirte am Tten mit seinen Truppen auf Cartagena. In dieser Stadt hatte die revolutionaire Junta dem Handelsstande eine Steuer von 40,000 Piastern auferlegt. Indessen fehlte es bis dahin

e . , m e r, , m r r . / wesen und die geeigneten Mittel dagegen sostematisch und rücksichtslos an— gegeben zu haben, wenn Leibnitz auch selbst die Mängel, wie er später erkannte, wegen der unvermeidlichen Hindernisse, auf welche seine Reformen stoen mußten, nicht abzustellen im Stande war. Man kann sich einen Begriff von dem damaligen Stand der Sache machen, wenn 3. B. als fehlend angeführt wird; ein neues Cerpus juris, eine Geschichte der Wand lungen des Rechts, eine Philologie des Rechts, juridische Konkordanzen, eine Arithmetit des Rechts, Justitutionen des allgemeinen Nechts, eine deutsche Uebertragung der Gesetze, eine Hermeneutif, demonstrative Elemente des Naturrechts u. s. w., in Allem 37 Hauptstücke, Leibnitz zog durch diese Schrift, welcher eine an den Kursürsten Lon Mainz, Johann Philipp von Schönboin, gerichtete in die beredtesten Worte ausströmende Widmung vor— gesetzt war, die Aufmeiksamkeit dieses „alles Große und Rechte im Staat fördernden Fürsten“ auf sich und gelangte, begünstigt durch den selbst als Gelehrter und Staatsmann ausgezeichneten Baron von Boineburg, der ihn in Nürnberg kennen gelernt hatte, an den Hof nach Mainz. Im Sommer 16070 erhielt Leibnitz hier eine Anstellung als Rath bei dem höchsten Tri— bungale des Kurfürsten und Erzbisthums, doch hatte sich inzwischen das Freundschasts-Bündniß zwischen ihm und dem Baron von Boineburg, der den anstrebenden Gelehrten in die Politik einweihte, dergestalt befestigt, daß Leibnitz mehr im Dienste des Barons als des Kurfürsten wirkte.

Des Baron von Boineburg polstische Ansichten standen im Widerspruche mit denen seines Herrn, des Kurfürsten von Mainz, und hatten die Ent— feinung des Barons von dem hohen Posten eines ersten Nathes zur Folge. Die Aussöhnung zwischen beiden Männern erfolgte zwar bald, doch nicht die Wiederanstellung, da der Kurfürst, noch immer anders gesinnt, das gei⸗ sige Uebergewicht seines ersten Ministers im Rathe zu sehr fürchtete, und Voineburg lebte deshalb als Prisatmann abwechselnd in Mainz und Frank— furt anscheinend in tiefer Abgeschlossenheit von der Welt mi Religions- Uebungen (er war eifriger katholischer Konvertit) und Studien beschäftigt, in Wahrheit aber in jener kritischen Epoche nach dem aachener Frieden bis zum Kriege Ludwig's XIV. gegen Holland als der Rathgeber, als das Orakel der angesehensten Fürsten Deutschlands. Boineburg vertrat den Grundsatz, daß das deutsche Reich, und vorzüglich die Fürsten am Rhein, sich Lndwig XIV. zum Freunde erhalten müßten, um ihm jeden Vorwand,

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es zu überfallen, abzuschneiden; der Kurfürst dagegen, von dem westphälischen Frieden ab zwar ein entschiedener Anhänger des französischen Kabinets, und als solcher das Haupt der durch Mazarin zu Stande gebrachten rheinischen Allianz gegen Ocsterreich, hatte bei dem Einfalle Ludwig's XIV. in die spanischen Niederlande nicht sobald den Wendepunkt der europäischen Ange— legenheiten durchschaut, als er eine ganz entgegengesetzte Richtung einschlug und fortan als ernster Widersacher Frankreichs sich bezeigte. Diese Mei—⸗ nungsverschiedenheit unterhielt zwischen beiden Männern die Kälte, und unter diesen Verhältnissen war Leibnitz 6b? an den Hof nach Mainz gelangt. .

Ehe der junge Gelehrte seine Anstellung erhielt, war er im ausschließ⸗ lichen Dienste des Barons Boineburg mit den verschiedengrtigsten wissen— schaftlichen und politischen Aufgaben und Arbeiten beschästigt, und obschon ohne äußere Anerkennung und Belohnung für seine Mühen, gewann Leibnitz doch durch diese Arbeiten und den Aufenthalt beim Baron nicht allein an der Entfaltung mancher bedeutender bis dahin ungeweckter Anlagen und Fähigkeiten, sondern auch an der Feststellung seines Charakters. Er bewies dies in seiner ersten politischen Venkschrift im Jahre 1668. Boineburg nämlich benutzte seine Unabhängigkeit zur Uebernahme einer außerordentlichen Mission an den polnischen Neichstag im Auftrage des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg, welcher nach der Thronentsagung Johann Kasimm's von Polen, unterstützt durch Len großen Kurfürsten von Brandenburg und eine ansehnliche Partei in Polen selbst unter die Mitbewerber um die pol nische Krone aufgetreten war. Leibnitz sollte nun auf die Gemüther durch eine gelehrte Stagtsschrtft unter dem verstellten Namen eines polnischen Edelmanues und Neichstags-Mitglieds wirken, und im Frühjahr 1669, vor Eröffnung des Reichstages, erschien auch zu Danzig die Schrift: „JSpecimen demonstrationum politicarum Pro Rege Polonorunn eligen lo auctore Georgi Ulicorio Lithuano“ (die Anfangsbuchstaben G. V. L. von dem Namen des Verfassers). „Ungewiß des Erfolges“, heißt es in unserer Biographie, „scheint Leibnitz sich dieser Schrift wenigstens ein Denkmal in der Wissenschaft haben setzen wollen. Sse ist der erste Versuch, die Me— thode der mathematischen Demonstration, welche man bis dahin wohl auf die Philosophie und das Naturrecht seit Spinoza und Hobbes angewandt

hatte, auf eine gegebene Frage aus der Politik und Diplomatie überzutra—=

gen; und so den Leser zu dem Beifall und der Uebereinstimmung gleichsam zu zwingen; eine Voraussetzung, welche in der naiven Zuversicht, wie sie in der Vorrede sich ausspricht, das Alter des Verfassers (Leibnitz war damals 22 Jahr alt) verräth. Die Ausführung aber ist bald nach dem Erscheinen der Schrift von den damaligen Meistern der Staatswissenschaft bewundert worden. Leibnitz sprach in der Hauptsache mit dem Feuer der Ueberzeugung, nur da, wo er auf die Nationalität und die politischen Bedürfnisse der Polen, so wie auf die Personlichkeit der Kandidaten Rücksicht nimmt, ver— trat er die Rolle eines bigotten polnischen Edelmanns. Die eingeschalteten Propositionen aus der Lehre vom Naturrecht, enthalten in den Grundzügen schon die Theorie, welche Leibnitz später entwickelt hat. Endlich behandelte er hier schon Begriffe aus der Moral und Politik als Elemente einer Rech— nung des Wahrscheinlichen, und dies allein machte ihm selbst im höheren Alter die Schrift werth. „„Ich zeigte““, schrieb er 1697 an Thomas Burnet, „„daß es eine Art Mathematik in der Schätzung der Gründe giebt, und daß man sie bald zu einander addiren, bald mit einander multipliziren müsse, was von den Logikern übersehen worden ist.““ Der Erfolg der polnischen Wahlverhandlungen ist bekannt: die Polen übergingen alle Aus- länder und wählten aus ihrer Mitte einen Pigsten. Nichtsdestoweniger stieg das Ansehen Leibnitzens in den Augen des Baron Boineburg, der ihn bald in noch wichtigeren Angelegenheiten brauchte.

Wir gehen hier etwas ausführlicher auf die politische Thätigkeit Leib—⸗ nitzens ein, weil dieselbe bisher die am wenigsten gekannte Seile unseres Philosophen ausmachte, und doch zum Verständniß seines Charakters, so wie der Entwickelung seiner später reif gewordenen philosophischen Ideen nothwendig erfaßt werden muß. Aus Nichtkenntniß oder falscher Auf⸗ fassung von Leibnitzens politischem Charakter rühren die vielfach irrigen Ur- theile über seinen angeblichen Mangel von Patriotismus her, und lonnte selbst die wahre Bedeutung seiner Metaphysik nicht begriffen werden.

(Schluß folgt.)