1844 / 98 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ĩ sssenschaftlich gebildeten Lebrer eines Gomnasiums nastische —— 2 der 6 als ordentlicher Klassenlehrer oder . Hhelegen hein ha die Schüler näher lennen zu lernen und Lauf sermm len wesentlichen Bz sebungen einzuwirken, anvertraut worden. Auf y . r Verminderung der durch die Turn = Anstal=

ĩ rung und zu n, ,,. sst die Annahme von Lehrern, welche blos zur Er= . des gymnastischen Unterrichts befähigt und nur mittelst desselben

; ewinnen genöthigt sind, möglichst zu vermeiden; * , n,. Leu; n, ,. Uebungen in der len minim ordentlichen Lehrer und zwar der oberen Klassen der betreffen ben gelehrten oder höheren Bürgerschule . Zu dem Ende ist von Jetz. an bei der Wiederbesetʒ ung erledigter Lehrstellen an Gomnasien, höheren Bürgerschulen und. Schullehrer-Semingrien auch die Nücicht zu daß für jede dieser Anstalten einige ordentliche Lehrer gewonnen werben, welche, außer den übrigen ersorderlichen Eigenschaften, auch in den Leibesübungen sich die nöthige Dutchbildung verschafft und sich, um die⸗ selbe leiten zu können, mit den Gescetzen, nach welchen der Unterricht in der Gymnastik zweckmäßig zu ertheilen ist, genügend vertraut gemacht haben. Den bereits angestellten ordentlichen Lehrern der mehr gedachten Schulen, welche zwar geneigt sind, sich dem gymnastischen Unter— richte zu widmen, aber hierzu noch nicht die unentbehrliche Fer— tigfeit, Kenntniß und. Erfahrung besitzen, ist der Besuch der göm— nastischen Anstalt des hiesigen Univeisitäts -Fechtlehrers Eiselen anzuralhen, wo sie sich nicht nur die eigene Fertigkeit in sämmtlichen Leibesübungen, sondern auch die Kunst, von denselben bei ihren künftigen Schülern cinen weisen Gebrauch zu machen, in gründlich strenger Weise ünd innerhalb einer verhältnißmäßig kurzen Zeit werden erwerben können.

7) Dem Direktor der Schule, mit welcher eine Turn -Anstalt verbunden wird, und, wenn dieselbe mehreren Schulen gemeinschaftlich ist, den sämmt— lichen Direktoren derselben in einer für diesen Fall noch näher zu bestim-— menden Weise liegt es ob, über die Leibesübungen die unmittelbare Auf— sicht zu führen; ihnen sind die Lehrer der Gomnastik unterzuordnen, und sie sind für alles, was dem Zwecke der Jugendbildung im Allgemeinen und der Gom nastik im Besonderen widerstreitet, verantwortlich zu machen. Wie es einer— seits die Pflicht der Direktoren ist, jeder falschen Richtung und möglichen Ausartung der Gymnastik von Anfang an vorzubeugen, eben so ist ande— rerseits von ihnen zu verlangen, daß sie in richtiger Würdigung des heil⸗ samen Einflusses, den zweckmäßig betriebenen Leibes Uebungen nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die geistige Entwickelung, und auf die Bildung der Jugend zur Omwnung, Zucht und Sitte behaupten, sich ernst⸗ lich bestreben, die ihrer Leitung anvertraute Schule mit der ihr angehörigen Turn-Anstalt in den wirksamsten Zusammenhang zu bringen und beide zu Einem lebensvollen Ganzen zu vereinigen.“

nehmen,

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 1. April. (M. p. 3.) Ihre K. Hoh. die Prinzessin Alexandra wird übermorgen von Modena in der Residenz zurückerwartet. JJ. KK. HH. der Erbprinz und die Erbprinzessin von Modena werden, dem Vernehmen nach, am 16ten d. hier ein— treffen.

Sachsen. Schwarzenberg, 31. März. (C. 3.) Der hohe Zweck der Gustas⸗Adolph-Stiftung hat auch bei uns eine ächt protestan⸗ tische Begeisterung erweckt. Am 19. Febr. d. J. traten, durchdrungen von der Zeitgemäßheit und Erhabenheit der gedachten Stiftung, mehrere Männer in hiesiger Stadt zu einem provisorischen Comité zusammen, und ließen an ihre protestantischen Mitbürger einen Auf⸗ ruf ergehen, der sich der lebhaftesten Theilnahme nicht blos in Schwarzenberg selbst und seiner nächsten Umgebung erfreute, sondern auch in mehreren Nachbarorten, die sich unter Leitung ihrer Orts⸗= geistlichen an den hiesigen Verkin anschlossen. In einer nächstens zu veranstaltenden Versanimlung wird sich der Verein konstituiren und als Zweigverein an den Hauptverein zu Leipzig anschließen. So schlägt auch auf unseren falten Bergen in der rauhesten Gegend des Erzgebirges und selbst bei eigner Noth und Bedräugniß das Herz sogar des Aermsten lebhaft und warm für Glauben und Glau— bensfreiheit.

Württemberg. Stuttgart, 30. März. (S. M.) Siche⸗ rem Vernehmen nach, hat der ständische Ausschuß Sr. Masjestät dem Könige den Ausdruck seiner innigsten Freude über Höchstdessen Wie— dergenesung schriftlich dargebracht, und haben Se. Königl. Majestät Allergnädigst geruht, hierauf Folgendes zu erwiedern: Der König bezeuge dem Ausschusse für seine Glückwünsche, die Er mit besonderem Wohlgefallen empfangen habe, so wie für die Ihm ausgedrückten Ge⸗ sinnungen aufrichtiger Theilnahme und treuer Anhänglichkeit Seinen gnäbigen Dank.

Se. Majestät fühlen sich gedrungen, die lebhafte Befriedigung auszusprechen, welche Sie darüber empfunden haben, daß sich in allen Theilen des Landes aus Veranlassung Ihres Krankseins Beweise des wärmsten Antheils und wahrer Ergebenheit gegen Sie kundgegeben haben, wie solche Ihnen täglich noch zukommen. Diese dem Herzen des Königs wohlthuenden Aeußerungen der allgemeinen Volksstim— mung können Höchstdieselben nur aufs neue in dem Vorsatze bestär⸗ ken, den Rest der Ihnen von der göttlichen Vorsehung vorgezeichne— ö. Regenten-Laufbahn dem Wohle Ihrer getreuen Unterthanen zu widmen.

Von vielen Seiten her gehen noch Nachrichten über die Feier der glücklichen Wiederherstellung Sr. Majestät des Königs ein. In Eßlingen wurde ein Fest für die Kinder veranstaltet, damit auch sie noch in späteren Jahren sich dieser glücklichen Wendung der bedeuten⸗ den Gefahr erinnern mögen. Ebendaselbst speisten die Besitzer der Merkel- und Wolfschen Fabrik ihre sämmtlichen Arbeiter und Arbeite⸗ rinnen an einer Tafel von 140 Gebecken im Gasthof zum Ochsen.« In Freundenstabt wurde nach dem Beschlusse der bürgerlichen Kol— legien zum Ausdruck der Gefühle des Dankes gegen die Vorsehung für die Wiedergenesung des Königs 109 vierpfündige Laibe Brod unter die Ortsarmen vorzüglich Wittwen vertheilt, so wie auch eine Privatsammlung zu Unterstützung der Armen veranstaltet. In Heilbronn wurde eine Subscrsption, zunächst unter den Mitgliedern des Handelsstandes gemacht, deren Zweck in der Unterstützung armer NRekenvaleszenten bestand. Das Ergebniß der Sammlung, vermehrt durch den Anschluß auch anderer Klassen, der Einwohnerschaft, wird dem Vernehmen nach, während es ursprünglich zur alsbaldigen Ver— theilung bestimmt war, zinstragend in öffentliche Verwaltnng gegeben . 9 , n des Ertrages . ,. der Geber

; irken, die Erinnerung an jenes glückliche Ereigniß alljähr— lich neu zu beleben. 8m ; : u ehh

Hannover Sannover, 3. Apri z ;

= 3. April. (H. 3.) In der Sitzung

93 nnr vom 2hsten v. M. fam das Schreiben des Königl.

des Ver n die. Pensionirung emeritirter Mitglieder und Ofsizialen

Stan: bringer ichn zur Berathung.

den An tage nz 9 n voriger Diät bei Gelegenheit der Erwiederung auf

Sher n ne; . eines Netardaten - Senats bei dem Königl. eau erf. ve in mn, in dem Schreiben vom 6. Juli 164s2 den Wh in,, rng der Mitglieder des Königlichen Ober-

n getroffen würden. Hi , 4 dem . vom 2! nner n gn

ehen legt ne auf dle

ensionirung der Mi ih Jihens⸗ Propo . Ofstzialen des Ober · Appellation gerichis

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Nach einer längeren Debatte wurde die Verweisung an die betreffende Kommissien beschlossen.

Nach einer vertraulichen Berathung ward dann die in dem Königlichen Neskrivte vom 21sten d. M. enthaltene Proposition der Bewilligung einer drinzessin-Steuer von 20,000 Rihlr. Gold bei Gelegenheit der Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Auguste von Hannover und Groß britanien zur zweiten Abstimmüung verstellt.

Ein Mitglied wünschte, daß in das Erwiederungs-Schreiben die we— sentlichen Motive der Bewilligung aus dem Königlichen Restripte wieder aufgenommen, insonderheit auch des §. 115 des Landes-Verfassungs-Gesetzes

gedacht werden möge; ein anderes, daß auch die Freude und Theilnahme

der Stände an diesem Ereignisse der Königlichen Familie in angemessenen Ausdrücken bezeugt werde. Es ward darauf einstimmig beschlossen: „Die gedachte Bewilligung in dieser Maße auszusprechen.“ M) . e? j j Mehrere Kabinets- Schreiben wurden theils zu den Akten genommen, theils an die Kommissionen verwiesen.

In der zweiten Kammer kam außer mehreren geringfügigeren oder die Tagesordnung vorschlagen, dagegen stellt sie wegen des sonstigen

mehr formellen Angelegenheiten zuvörderst das Kabinets-Schreiben vom 21sten d. M., die Häuslings Abgaben in den Fürstenthümern Kalenberg und Göttingen betreffend, zur Beraihung. k

Ein Mitglied stellte den Antrag, „das Schreiben lediglich zu den Akten zu nehmen“, da er bei seiner genauen Bekanntschaft mit den hier zum

Grunde liegenden Verhältnissen die Nichtigkeit der in dem Schreiben ent-

haltenen Angaben bezeugen könne, und dle Ueberzeugung gewonnen habe, daß auf diesem Wege den betheiligten Häuslingen nicht zu helfen stehe.

Der Herr General— Sonditus erinnerte an den Gang der früheren Ver— handlungen, versicherte, daß die Sache von Seiten der Regierung sorgfäl= lig geprüft sei, daß man jedoch nichts zuverlässigeres habe in Erfahrung bringen können, und trat dem Antrage bei. ]

Ein anderes Mitglied hätte gewünscht, daß ein allgemeiner Antrag über diesen Gegenstand gestellt worden wäre. Bei dem jetzigen Zustande würden gerade die ärmsten Klassen nicht wenig gedrückt. Der Eine müsse bezahlen, der Andere nicht. Diese Ungleichheit errege bei Manchem den Verdacht, härter als Andere behandelt zu werden, und dieser Gedanke erzeuge Unmuth. Dazu komme, daß, dem Vernehmen nach, gegenwärtig von der Domainen Kammer bei Einforderung dieser Abgaben strenger verfahren werde, als frü her. Daher sei die Abstellung dieser Abgaben wünschenswerth.

Andererseits verwies man auf die diesen Gegenstand betreffenden frü— heren Negierungs-Vorschläge, auf die durch ständische Beschlüsse hervorgern fenen . und das daraus hervorgegangene Gesetz vom 8. Mai 1838 mit seinen allerdings schwierigen Unterscheidungen zwischen Schutz und Dienstgeld, so daß der hier ausgesprochene Tadel die Verordnung selbst treffe.

Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Demnächst stand das Erwiederungsschreiben der Königlichen Negierung vom 21sten d. M., den Abdruck der Namen der Votanten betreffend, auf der Tages-Ordnung.

In diesem Schreiben heißt es: Daß Se. Königliche Majestät Beden-— ken tragen, dem darauf gerichteten Wunsche der Stände Folge zu geben.

Ein Mitglied vermißte ungern in dieser Antwort jede nähere Bezeich— nung der obwaltenden Bedenken, wodurch die Gelegenheit genommen sei, solche zu entfernen. Hier sei der Anlaß gegeben, große Reden über Oef⸗— fentlichkeit, Redefreiheit und Preßfreiheit zu halten, das sei indeß seine Sache nicht. Unzweifelhaft sei die volle Oeffentlichkeit und Redefreiheit die Grund-Bedingung alles ständischen Lebens. Wo viel Licht walte, sei auch einiger Schatten zu erlragen. Abgesehen von anderen Staaten, wolle er nur auf das Beispiel von England hinweisen. In dem Charakter des Deutschen liege nicht jene Eitelkeit, wie bei anderen Völkern, die der Preß⸗ freiheit bereits theilhaftig seien. Vielmehr zeichne sich der Deutsche durch Ernst und Besonnenheit aus, und die Gestattung voller Oeffentlichkeit und Preßfreiheit lönne daher in Deutschland am wenigsten bedenklich sein. So lange freilich die Censur bestehe, müsse man im Grunde wünschen, daß die Namen nicht genannt würden. Die Mittheilungen könnten dann von der Art sein, daß sie ein falsches Licht auf die Redner werfen, und wolle er

gern glauben, daß diese Rücksicht zu dem Entschlusse mitgewirkt habe.

Diese Eiwägung könnte ihn zu einem Antrage auf Herstellung der Preßfreiheit veranlassen, indeß wolle er sich dessen jetzt enthalten, da die Bundesvorschriften entgegenstehen.

Wenn er aber gesagt habe, daß die Censur Willkür übe und diese lasse sich von jener niemals trennen, so erscheine doch das Verfahren der Verwaltung ost noch willkürlicher. Einen Fall der Art wolle er hier zur Sprache bringen, wozu ihn der §. 126 des Landes-Verfassungs-Gesetzes be— rechtige. Die höchste Strafe einer Censur - Contravention sei nach den hie— sigen Landesgesetzen, wenn er nicht irre, 50 Rihlr. Gleichwohl habe Kö— nigliche Landdiostei zu Osnabrück den Druck der Vertheidigung und Be— gründung des von Seiten des Magistrats aufgestellten Gegenentwurss einer Verfassung der Stadt Osnabrück bei Strafe von 500 Rthlr. verboten, ohne daß eine Zurücknahme dieses Verbotes in der höheren Instanz zu eiwirken gewesen sei. Solche Vorgänge seien nicht geeignet, Vertrauen zu erwecken.

Ein zweites Mitglied forderte, daß man im Interesse der Oeffentlichkeit und des ständischen Lebens bei dem gefaßten Beschlusse beharre. Die De— putirten seien nur Mandatare und hatten ihren Kommittenten Rechenschaft

u geben. Ohne Oeffentlichleit, namentlich auch ohne Nennung der Namen in den öffentlichen Mittheilungen, werde diesen die Möglichkeit abgeschnitten, sich ein Urtheil über die Wirksamkeit ihres Mandatars zu bilden. Auch er müsse bedauern, daß keine Gründe für den Abschlag mitgetheilt seien, und zwar um so mehr, als Stände bei ihrem Antrage in ihrem Rechte zu sein geglaubt hätten und hätten glauben müssen. Sei einmal den Ständen Üüberlassen, den Juhalt ihrer Verhandlungen in den öffentlichen Blättern mitzutheilen, und sei dabei die Nennung der Namen nicht verboten, so stehe ihnen unzweifelhaft das Recht zu deren Abdruck zu. Für seine Person lege er kein Gewicht darauf, zumal bei den jetzigen Censur-Verhältnissen, wo den Mittheilungen doch die Vollständigkeit mangeln müsse. Er gebe anheim, daß man Königliche Regierung um Mittheilung der Gründe des Ab— schlags ersuche.

Ein drittes Mitglied war dagegen der Ansicht, daß man um deswillen die Sache für jetzt ruhen lassen möge, weil bei wiederholtem Abschlage der Gegenstand sür die diesjährige Diät verloren sei. Ihn habe der letzte Be— schluß nicht gefallen, weil er nicht weit genug gehe. Er fordere die ganze und volle Oeffentlichkeit, da jede halbe nur schaden könne. Wohlwollenden Regierungen bringe die Oeffentlichkeit keine Nachtheile. Daß sie denselben wesentlichen Cin leisten könne, hätten in dem hiesigen Lande die Jahre 1831 und 1832 deutlich gezeigt. Er gebe anheim, daß man diese Angele— genheit für jetzt ruhen lasse, daß man aber im Laufe der Diät auf dieselbe zurücktomme. Er wünsche ein einstimmiges Votum für unbedingte Oeffent— lichkeit.

Der Herr General-Syndikus trat dieser Ansicht bei, erinnerte an den Gang der früheren Verhandlungen über diesen Gegenstand, bemerlte, daß man sich in der ganzen Kammer zur Oeffentlichleit hingeneigt, und daß auch erste Kammer leine Abneigung gegen dieselbe gezeigt habe, daß letztere viel mehr nur freie Hand habe behalten wollen und stellte dann den Antrag: „Das Schreiben für jetzt zu den Alten zu nehmen.“

Nachdem sich noch mehrere Mitglieder entschieden für die Oeffentlich keit ausgesprochen hatten, von einem Mitgliede aber bemerkt worden war, daß die dem ständischen Antrage entgegenstehenden Hindernisse vielleicht aus ßer dem Bereiche der Regierung selbst liegen dürften, wurde der obige An— trag genehmigt.

Die Beschlüsse erster Kammer in Bezug auf die Postslripte 4 1 der Eisenbahn-Vorlage, welche mitgetheilt wurden, stimmten hinsichtlich deren Verweisung an die Kommission mit dem diesseitigen Beschlusse überein. Es fand sich jedoch eine Abweichung zum Poststript 4 theils in der Fassung des Vb be cer ßes wegen Ermächligung zür Aufnahme einer Interime-⸗An= leihe von 500,900 Rthlr. behuf Fortsetzung des Baues der Eisenbahn, theils in der fehlenden Berüchsichtigung der nöthigen Betriebskosten für die Hannover⸗-Braunschweiger Bahn. Auf Antrag des Herm General-Syndikus beharrte man bei den diesseitigen Beschlüssen.

Baden, Karlsruhe, 1. April. (M. J) In ber heutigen, der 48sten, Sitzung der Kammer der Abgeordneten übergaben die Abg. Sander und Schaaff die Berichte in Betreff des Vertrags über die Main- Neckar-Eisenbahn zum Druck. In dem Berichte des Abg. Sander wird angetragen, der Regierung zu erklären: 1) daß die Kammer die Staats-Verträge als den Interessen des Landes nicht

entsprechend ansehen müsse; 2) die Kammer sei der Ueberzeugung, daß der über die Herstellung einer gemeinschaftlichen Eisenbahn zwi⸗ schen Frankfurt und Heidelberg abgeschlossene Staats-Vertrag vom 25. Februar 1812 mit Nebenverträgen der Zustimmung der Kammern zu seiner Rechtsgültigkeit bedarf, und sie verlange daher die Vorlage dieses Staate ⸗Vertrages zum Zwecke ihrer Zustimmung und nicht zur bloßen Kenntnißnahme. Der Bericht des Abg. Sch aaff entwickelt die entgegengesetzte, auf Gutheißung des Vertrags gerichtete Ansicht, und spricht sich zugleich über einige Petitionen aus; insbesondere wird die Befürchtung der Gemeinde Seckenheim, durch eine Rectification des Neckars von dem Ufer dieses Flusses entfernt zu werden, für grundlos erklärt, indem nach erhaltener Auskunft eine derartige Recti—= sication nicht beabsichtigt werde. Abg. Posselt berichtete über die Bitte mehrerer Bürger von 7 Gemeinden des Amtes Stühlingen,

wum Veibot des Brennens von Früchten und Kartoffeln zu Branntwein.

Bezüglich des Hauptbegehrens der Petenten würde zwar die Kommission

Inhaltes den Antrag: diese Petition dem Großherzoglichen Staats. Ministerium mit der Bitte zu überweisen, die Regierung möge forthin

und unausgesetzt diesem hochwichtigen Gegenstande ihre Aufmerksam—

keit zuwenden, und namentlich die Polizeibehörden zur genauen Ueber wachung der bestehenden Verordnungen anhalten. Welcker unter stützt diesen Antrag und wünscht, daß beigefügt werde, es möge für den Verkauf aus Brennereien ein höheres Quantum als Minimum festgesetzt werden. Er führt die nachtheiligen Folgen des Branntwein— trinkens nachdrücklich aus, und bemerkt, daß die Petenten durch das Verderben, welches sie vor Augen sehen, zu ihrem Vorschlage veranlaßt worden seien. Sand er erhebt sich gegen den Unfug, daß in den Brenne— reien an Leute ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, Branntwein gegen Kartoffeln abgegeben werde. Die Anträge der Kommission und des Abgeordneten Welcktr werden angenommen. Abgeordneter Fauth berichtet über acht Petitionen auf Einführung einer zeitge— mäßen Gewerbeordnung. Der ausführliche Bericht schließt mit dem Antrage: die Petitionen nebst der Motion des Abgeordneten

Rettig als eine Bitte um eine Gewerbe-Ordnung anzusehen, dem—

nach als Motion zu behandeln und in den Abtheilungen zu berathen. Der Antrag wird angenommen und der Vorausdruck des Berichts beschlossen.

Grh. Hessen. Darmstadt, 3. April. (Gr. H. 3.) Gestern Mittag um 12 Uhr trafen Seine Durchlaucht der Herzog von Nassau, in Begleitung Höchstihrer Frau Gemahlin Kaiserliche Hoheit und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich von Württemberg, zum Besuche am Großherzoglichen Hofe dahier ein, und reisten nach der Tafel wieder nach Wiesbaden zurück.

Kussland und Polen.

St. Petersburg, 30. März. Se. Majestät der Kaiser hat in Bezug auf die Aushebung der Rekruten unterm 14ten v. M. fol— genden Ukas an den dirigirenden Senat gerichtet:

„Indem Wir unaufhörlich Mittel zur Etleichterung der steuerpflichtigen Stände in der Leistung der wichtigsten Obliegenheiten aufsuchen, haben Wir sür möglich erachtet, zu den jetzt bestehenden Ausnahmen von dem Gesetze über das Längenmaß der Rekruten, namentlich zum Art. 494 des Rekruten Neglements, folgende zwei Ausnahmen hinzuzufügen: 14) Es wird gestat— tet, Leute, welche nicht über 21 Jahre alt und allen Eigenschaften nach, außer ihrer Länge, zum Kriegsdienste tauglich sind, bei einer Länge von 3 Arschin 3 Werschock, versteht sich ohne Fußbekleidung, als Rekruten an— zunehmen. 2) Es wird gestattet, die Bewohner des archangelskischen, chol— mogoryschen, schenkurékischen und onegaschen Kreises im Gouvernement Archangelsk, des ustiugschen, nikolskischen und solwytschegodstischen Kreises des Gouvernements Wologda, des loinslischen Distrilts im slobodskischen Kreise des Gouvernements Wialla, des solikamékischen Kreises im Gouver— nement Perm und überhaupt alle Wotiafen, Tscheremissen, Tschuwaschen und Sprignen, die nicht zu den im Art. 194 genannten Kreisen gehören, bei einer Länge von 2 Arschin und 3. Werschock als Rekruten anzuneh— men, wenn sie auch über 21 Jahre alt sind.“

Frankreich.

Paris, 1. April. Es scheint entschieden, daß der König der Franzosen unmittelbar nach dem Schluß der Kammern, der, wie man glaubt, im Monat Juni stattsinden dürfte, der Königin Victoria einen Besuch machen wird. Doch soll die Zusammenkunft, dem Vernehmen nach, auf der Insel Wight und nicht auf dem englischen Kontinent stattsinden. Königs abgesandt worden sein, um denselben einzuladen, auf seiner Rückreise aus Deutschland den Weg über Paris zu nehmen.

Die Mission des Fürsten Wallerstein zu Paris soll bereits das erwünschte Resultat erreicht haben. Die Botschafter Englands und Frankreichs zu Athen, werden, wie man sagt, Befehle erhalten, Be⸗ merkungen in Bezug auf den die Religion des Thronfolgers in Grie— chenland betreffenden Artikel 39 des Constitutions-Entwurfs zu machen. Es heißt, daß Fürst Wallerstein direkt nach München zurückkehren werde, da der Zweck seiner Mission erfüllt sei.

Ueber die Expedition des Herzogs von Aumale und dessen Ein— zug in Biskara erfährt man jetzt durch Nachrichten aus Konstantine vom 14. März folgendes Nähere: Nach einem Zuge, der nirgends Hindernissen begegnete, nahm die Operations- Kolonne von Konstan tine, welche der Herzog von Aumale in Person kommandirte, am ten ohne Schwertstreich von Biskara Besitz. Die, Einwohner dieser Stadt waren dem Prinzen entgegengezogen, um ihn ihrer völligen Unterwerfung zu versichern. Am 13ten verließ sodann der Herzog Biskara, un einige Duars des bekannten Ben-Said, der auf, Befehl des Generals Negrier in Konstantine enthauptet worden, zu überfal— len. Bei dieser Razzia wurde große Beute gemacht. Die Expedi- tion vernichtet den Einfluß, welchen sich der Ex⸗Bey von Konstan tine, Achmet, noch in jenem Distrikte erhalten hatte, und derselbe wird sich wohl demnächst gezwungen sehen, die Gastfreundschaft des Bey von Tunis anzusprechen. Während dieser Zeit griffen die Araber das temporäre Lager von Bethong, in welchem beträchtliche Vorräthe aufgespeichert sind, am 1Iten und 12ten mit Ueberzahl an; allein die Garnison hes . Angriffe zurück und zwang den Feind, sich mit großem Verluste zurückzuziehen.

n ere e, ihn, welche unter dem Kemmando des Ge neral- Gouverneurs von Algier nach dem Osten ziehen soll wird be⸗ reits organisirt. Man glaubt, daß die i . . ,, 1 dieses Monats ausmarschiren werben. Der ö 6 Con. mandent der Subbivislon von Medeah war um die Mitte vorigen Monats an der Spitze einer Kolonne, welche 1 3. Wiste operiren soll, von Algier äusgerlickt., Eine große Zahl Dromedbare folgt

dem Zuge. ; / /

. öffentlicht die Bilanz der Bank von Frank⸗ reich 99 63. i 16 Diskontos und Darlehen beliefen sich auf * r, r Fr. 6 C. Der Eingang von Scheinen, die auf den Juhaber lauten, betrug 7B, 56, 100 Ir. Der Eingang an baarem j37,. 810 Fr. Die Ausgabe an baarem Gelde betrug

96, 1 ; n n, ,. gi. und die von Scheinen 191,992,000 Fr. 7, ,

In Paris, 1. April. Die Pairs-Kammer hat heute die Dislussion der Artikel des Gesetzes Über die Polizei der Eisenbahnen fortgesetzt. Gleich zu dem Art. 1 hatte der Marquis von Barthe— lemy ein Amendement vorgeschlagen, wonach die Eisenbahnen unter

An Prinz Albrecht soll dieser Tage ein Adjutant des

die Bestimmungen gestellt werden sollen, welche für die großen Heer⸗ straßen überhaupt gelten. Der Berichterstatter, Herr Perfil, bekämpft dasselbe, trägt aber zugleich auch auf Verwerfung des 15Art. der Re⸗ gierung an. Herr Legrand (von der Oise) Commissair des Königs, bekämpft das Amendement unter dem doppelten Gesichtspunkte der Erhaltung der Eisenbahnen und der Sicherheit der Reisenden. Die Sitzung dauert fort.

In der Deputirten-Kammer dauerte die Debatte über den Antrag, die Weinfälschungen betreffend, fort und war bei Postschluß noch nicht beendet.

Heute ist das Eigenthum des Journals le Commerce für I1I7, C00 Fr. an eine Gesellschaft, bestehend aus den Herren Tamisier und Martin Didie⸗Delamarre, Banquiers, verkauft worden. Eine andere Gesellschaft, bestehend aus den Herren Benazet und Etienne, Vater und Sohn, (vom Constitutionne!) war bei der Versteige⸗ rung bis auf 316,000 Fr. gegangen, der Gerant der Presse, Herr Dujarrier, nur bis auf 240,060 Fr. Die Käufer übernehmen außer— dem die Lasten des Blattes mit etwa 120,000 Fr. Die Zahl der Abonnenten des Blattes hatte zuletzt nur 17335 betragen für das politische Blatt allein, und mit dem Handels -Supplement zusammen 2137. Das letztere hatte für sich allein 5171 Abonnenten. Herr Tamisier war Kabinets-Chef im Ministerium Polignac gewesen. Man schließt daraus, daß das Blatt einen gemäßigt - legitimistischen Anstrich erhalten werde.

Grossbritanien und Irland.

London, 30. März. Se. Majestät der König der Belgier wird am 2ten k. M. hier erwartet. Die Morning Post giebt als Grund der Verzögerung der Reise des Königs den in den Kammern schwebenden Streit zwischen der belgischen Kirche und der Universt tät an.

Lord Palmerston's lange vorher angekündigte Motion, die Königin zu bitten, eine Revision der Durchsuchungsrechts-Verträge anzuordnen, sollte vorgestern im Unterhause zur Erörterung kommen, mußte aber zu Boden fallen, als sich nicht die gesetzliche Zahl von 40 Mitgliedern eingefunden hatte, um überhaupt eine Sitzung zu halten. Die Times ist erstaunt über diese sonderbare Stellung Lord Palmerston's in der politischen Welt. „Welcher Partei gehört der Lord an?“ fragt sie in einem längeren Artikel ihres heutigen Blattes. „Fängt er an, eine so isolirte Stellung einzunehmen, wie Lord Brougham? Verläßt ihn seine Partei, oder verläßt er sie selbst, daß er nicht 40 Mitglieder versammeln kann, welche ihm die Gelegenheit verschaffen, eine Rede gegen die französischen und englischen Minister zu halten? Im letzten Jahre fand er sich gleichfalls mit seiner großen Motion gegen den Ashburton-Vertrag in die unangenehme Lage versetzt, daß das Haus gezählt wurde. Die von ihm beabsichtigte Debatte über das Durch⸗ suchungs-Recht ist bereits sechsmal aufgeschoben worden; als Lord Palmerston am Donnerstage endlich zum siebentenmale sein Geschütz auffuhr, blitzte ihm wieder das Pulver von der Pfanne. Das Haus will von einem Tadel unserer auswärtigen Politik in dieser Beziehung Nichts wissen, und wir freuen uns darüber.“ Die Times sieht den nächsten Beweggrund der Motion Lord Palmerston's in' dem Wunsche, die Drohungen der französischen Kriegs Partei britischerseits nicht unerwiedert zu lassen, womit natürlich eine scharfe Kritik der vermeintlichen Nachgiebigkeit der englischen Regie rung gegen Frankreich hätte in Verbindung gebracht werden können; die Times aber tadelt ein derartiges Verfahren durchaus. Das Durchsuchungs-Recht sei eine temporaire Versuchs-Maßregel zur Un— terdrückung des Sklavenhandels; Jedermann wisse, daß es auf Ges genseitigkeit beruhe und der englische Kaufmann den Plackereien der fremden Kreuzer eben so ausgesetzt sei, wie der französische; wenn nun dennoch in Frankreich ein so unvernünftiges Geschrei einer Par— tei sich erhöhe, die in den unschuldigsten Handlungen wie in den aus reinem Humanitäts Eifer hervorgegangenen Opfern Englands immer einen neuen Beweis für die unsinnige Behauptung, England strebe nach der See ⸗-Herrschaft, erblicke, solle man dieser gereizten Stimmung alsdann in Lord Palmerston's Weise be gegnen? „Sicherlich nicht“, heißt es, „wir müssen vielmehr es zu erweisen suchen, daß wir uns des Durchsuchungs⸗-Rechts ausschließlich zu dem erklärten Zweck bedienen, daß wir bereit sind, jeder Zeit zu sagen: „„Zeigt uns einen besseren Weg, und wir werden ihn be folgen; wir bestehen nicht auf das Durchsuchungs-Recht; wir glauben nur, daß es gegenwärtig zur Erreichung eines großen Zwecks unerläßlich ist; wenn wir Unrecht haben, überzeugt uns; zeigt uns euren Plan und wir versprechen eine angemessene unparteiische Untersuchung; wir wollen auf französische Gründe und französische Vorurtheile hören.““ Was thut dagegen Lord Palmerston? Er will, daß wir die Frage schon ent schieden haben, daß alle Vorschläge, alle Argumente nichtig sein, daß mit dem Durchsuchungs⸗-Recht wir stehen und fallen sollen, daß dies unser unbestreitbares verbrieftes und verklausulirtes Recht sein soll. Es mag Lord Palmerston's Ansicht sein, daß das französische Geschrei keine andere Antwort verdiene, und es mag ganz gut sein, auf den Oppositionsbänken nach solcher Ansicht zu handeln, aber man kann doch wohl nicht im Ernste hoffen, daß unser Minister der auswärti— gen Angelegenheiten ein so kopfloses Verfahren sich zur Richtschnur nehmen werde.“

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Ft Brüssel, 1. April. Die Diskussion über die Prüfungs-Jury ist durch die Vorgänge und durch das Gesammtresultat für das Land von einer solchen Bedeutung geworden, daß man sie unbezweifelt als eines der kritischen und folgenreichen Momente in unserer politischen Ent— wickelung betrachten kann. Die Vorlegung des Regierungs-Projektes war gewissermaßen der Schlußalt, wodurch der Minister des Innern die von ihm verfolgte Politik der Vermittlung zu krönen, und nach Erledigung aller, in der geistigen Sphäre bisher obschwebenden, die Irritation unter den Parteien unterhaltenden Hauptfragen die Auf— merksamkeit der Kammer wie des Landes auf die materiellen In— teressen zu richten gedachte. Und fein Antrag war mehr geeignet, diesen Erfolg hervorzubringen. Als ein Akt der Gerechtigkeit für die verschiedenen Meinungen und deren höhere wissenschaftliche An stalten, hatte derselbe noch das Verdienst, die gesunden Staats-Prinzipien über eine richtige Trennung der Gewalten wieder geltend zu machen und der Einmischung der Kammern in eine ganz administrative Ange— legenheit entgegen zu treten. Das Ministerium war daher um so mehr, berechtigt, auf die gemäßigte Majorität in der Kammer zu zählen und nahm zugleich der extremen liberalen Partei allen Grund zu einer Opposition, die auch im Lande übel vermerkt worden wäre. Der Ausgang der Diskussion hat alle Hoffnungen auf eine Vermittlung vereitelt. Der Riß ist tiefer geworden als je. Der materielle, durch eine Mehrheit von 4 Stimmen gewonnene Sieg ist der katholischen Partei verblieben; allein nach dem Urtheile aller Unparteiischen muß der moralische Sieg, den die liberale Meinung davongetragen, als bei weitem größer angeschlagen werden. Durch eine ref g. Stellung begünstigt, im Verein mit der Regierung, und durch vorzügliche Nednertalente unterstützt, worunter wir einen in den letzten Wahlen ernannten jungen Deputirten von Gent, Herrn D'Elhougne, auszeichnen müssen, hatte die liberale Partei die triftigsten constitu= tionellen, abministrativen und wissenschaftlichen Gründe (inem Systeme entgegensetzen können, das bei offenbarer Haltlosigkeit nur durch Lei—

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denschast vertheidigt wurde. Das Interesse des Landes, die Beruhi⸗ gung der Gemüther, das ganze seit mehreren Jahren befolgte Regie⸗ rungs- System ist jetzt aber einem einseitig unter dem Vorwande der Rellgionefreiheit versolgten Partei- Interesse aufgeopfert worden.

Die Triebfedern, wodurch die katholische Majorität geleitet worden, und die weiteren Absichten, die sie nach dem jetzigen Siege nährt, sprechen sich heute unumwunden in dem ersten Artikel aus, welchen das hiesige Organ dieser Meinung über das wichtige Ereigniß veröffentlicht. Zuerst ein aufmunternder Zuruf an die Glaubensgenossen, die in anderen Ländern unter dem Despotismus des Unterrichtszwanges, des Universitäten⸗ Monopols u. s. w. seufzen, und die mit Angst auf den Ausgang der hier angeregten Frage ge⸗ blickt. Jetzt könne man mit neuem Muthe in dem Kampfe gegen allen politischen Zwang fortfahren; noch sei Belgien nicht verloren, noch bleibe es der würdige Vorkämpfer der religiösen Freiheit, noch dürfe es von allen Katholiken aller Länder als das Muster dar— gestellt werden, das durch gemeinsame Anstrengungen überall nach— zuahmen sei. Der zweite strenge Blick ist dann gegen die Redner der gemäßigten liberalen Partei gerichtet, die von Ver⸗ mittlung, Mäßigung und Vereinigung gesprochen. Es sei zu spät, heißt es, von Versöhnung zu sprechen, nachdem man Alles aufgeboten, den Katholiken die kostbarste Freiheit zu nehmen, und es gezieme am wenigsten eine solche Rede einem Mitgliede des vorhergehenden libera— len Kabinets. Der dritte Zuruf ist endlich ein Gare 3 Vous für das gegenwärtige Ministerium. Sollte es darin Mitglieder geben, so schließt das Blatt, die durch das mißglückte Projekt der liberalen Partei eine Bürgschaft oder eine Genugthuung haben geben wollen, und sollte das Kabinet überhaupt die unglückliche Ansicht haben, daß es auf alle Seiten drücken könne (d. h., auch bisweilen der katholischen Mei nung unangenehme Anträge stellen dürfe), so möge offen gesagt sein, daß Niemand solche Minister ertragen werde. Daß dieses die Ansicht der Führer der katholischen Partei ist, die bisher mit großem Miß muthe sich einer Politik gefügt, die nicht immer ihren Ansprüchen nachgab, kann mit Gewißheit angenommen werden.

Von der liberalen Seite erheben sich aber nicht minder heftige Klagen gegen das Kabinet und besonders gegen den Minister des Innern, weil derselbe aus der Annahme des Projektes keine Kabinets Frage gemacht habe. Ja, man er— laubt sich sogar die ungerechtesten Beschuldigungen und Insinuatio— nen, man spricht von Mangel an Aufrichtigkeit, von Mystification und dergleichen und die politischen Leidenschaften erheben auch zwischen dem Ministerium und dieser Partei eine größere Scheidewand, als sie vorher bestand. Auf diese Weise ist das Kabinet in eine höchst schwie⸗ rige Stellung gerathen, und hinge sein Bestand von den beiden Par teien in der Kammer ab, so würde es auf keine längere Dauer mehr zählen können. Allein über diesen Mächten, die in der Kammer un— tereinander im Konflikte sind, erhebt sich eine höhere Gewalt, welche die Entscheidung in letzter Instanz bei einer Kabinets-Frage ausübt, und die sich nur im äußersten Falle der Nothwendigkeit unterziehen wird, von der Bahn, der Vermittelung abzu⸗ weichen und auch nur temporär ein ausschließlich katholisches oder liberales Ministerium zu bilden. Die Wirren des repräsentati⸗ ven Systems führen freilich bisweilen diese Nothwendigkeit herbei, und wir möchten es nicht verbürgen, daß nicht am Ende aus der jetzigen Situation ein rein katholisches Kabinet hervorginge. Zur Vermeidung dieses Ereignisses wäre es allerdings wünschenswerth gewesen, daß der Minister des Innern in der Kammer die Kabinets— frage hätte stellen und nöthigenfalls zur Auflösung der Kammer hätte schreiten können. Die vier Provinzial-Gouverneure, die gegen den Regierungs-Antrag gestimmt, würden ihr Votum wohl von einer anderen Seite erwogen haben, und einige andere Deputirte hätten wahrscheinlich auch das Partei⸗Interesse dem allgemeinen In— teresse aufgeopfert, besonders um die Gefahr einer Auflösung der Kammer abzuwenden. Auf diese Weise würde die Mehrheit von 4 Stimmen, die sich gegen das ministerielle Projekt aussprach, wahr— scheinlich für dasselbe gewonnen worden sein. Außerdem würden wir selbst eine Auflösung der Kammer der jetzigen schwierigen Lage vorgezogen haben. Der Minister des Innern, der bisher mit großer Festigkeit ein System der Mäßigung und Vermittelung verfolgt hat, würde auch bei den allgemeinen Wahlen nur den extremen Mel— nungen und den blinden Anhängern einer Partei seinen Schutz ver— sagt und die Ernennung gemäßigter Deputirten mit veranlaßt haben.

Wie sich die jetzige Situation entwickeln wird, ist schwer zu bestim— men. Die Kammer hat sich jetzt bis gegen das Ende des Monats vertagt, und wird dann die Diskusston mehrerer wichtiger die materiellen In= teressen betreffenden Fragen beginnen. Ob diese Diskussion vielleicht eine Diversion werden, die Gemüther von den allgemeinen politischen Fragen mehr ablenken wird, wollen wir dahingestellt sein lassen. Man darf sich jedoch von solchen materiellen Fragen nicht zu viel für die Beschwichtigung der Ansprüche versprechen, die sich in den geistigen und moralischen Gebieten erhoben haben. Die materielle Lage ist nur der Niederschlag der Elemente, die sich in den hö— heren Regionen bewegen, bekämpfen oder amalgamiren. Mens agitat moölem, der Geist beherrscht die Materie, er wird ihr bis weilen unterthan, befreit sich aber bald wieder aus der Knechtschaft und beschäftigt sich von neuem mit den Fragen, die keine Lösung er— halten haben. So lange daher in den geistigen Gebieten keine Be⸗ friedigung gewonnen wird, theilt sich die Unruhe, die Agitation, die in denselben herrschend bleibt, unvermeidlich den anderen Regionen mit und läßt die materielle Ordnung der wesentlichsten Grundlagen ermangeln.

Der Senat wird wahrscheinlich übermorgen das von der Kam— mer votirte Projekt annehmen.

Schweiz.

Zürich, 30. März. (F. J.) Heute ist den Herren Hegner und Jul. Fröbel, als Eigenthümern des literarischen Comptoirs in Zürich und Winterthur, das Urtheil des hiesigen Obergerichtes in der Klage des Staatsanwaltes wegen Herausgabe des „entdeckten Chri— stenthums“ von Bruno Bauer und der „einundzwanzig Bogen“ von Georg Herwegh eröffnet worden. Bekanntlich hatte am 12. Januar das Bezirksgericht Winterthur diese Klage behandelt, und mit Stich Entscheid des Präsidenten erkannt, daß die Beklagten des Ver⸗ gehens der Religionsstörung nicht schuldig, die Beschlagnahme der betreffenden Bücher wieder aufzuheben sei. Der Staatsanwalt hatte appellirt. Am 14. März wurde hierauf die Sache vor dem Ober— gericht behandelt, ohne daß das Playdoyer eben bemerkenswerthe neue Seiten dargeboten hätte, da durch die Verhandlung vor dem Bezirks- gericht das Wesentliche vorgebracht worden war. Heute erst fand die Eröffnung des Urtheils statt. In Folge dessen sind die Beklagten der Religionsstörung zweiten Grades (O. S. 1V. 2. §. 129. c.) schuldig erklärt, Hr. Hegner zu drei Monaten Ge— sängnißstrafe und vierhundert Franken Buße, Hr. Jul. Fröbel zu zwei Monaten Gefängnißstrafe und vierhundert Franken Buße verur⸗ theilt; die Beschlagnahme der inkriminirten Schriften durch den Staats⸗ anwalt ist gerechtfertigt, und die Beklagten haben die erst⸗- und zweit⸗ instanzlichen Gerichtskosten zu gleichen Leh eilh zu tragen.

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Neapel, 23. März. (A. 3.) Das Dekret über die Reduction ber Rente hat im Auslande hin und wieder falsche Auslegungen erfah⸗ ren; es verhält sich damit folgendermaßen: Die neapolitanische Re⸗ gierung beabsichtigt die allmälige Tilgung ihrer Fprozentigen Staats- schuld oder deren Reduction auf 4 Prozent. Zu diesem Zwecke soll Ende d. J., nachdem die englische Schuld gänzlich abgetragen sein wird, mit der Verlosung der ins große Buch (gran i eingeschriebenen Rente der Anfang gemacht werden. Die mehr als 1000 Ducati Rente betragenden Inscriptionen werden in so viele Nummern eingetheilt, als sie 1000 Ducati enthalten. Die Ziehungen sollen jedes halbe Jahr stattsinden. Die Besitzer der gezogenen Renten-Inscriptionen können dagegen entweder den baaren Betrag zu 100, oder eine neue Aprozentige Rente erhalten, und zu einer Erklärung hierüber ist ihnen zwei Monat Zeit gelassen.

Spanien.

Madrid, 26. März. Heute fand am Hofe großer und sehr glänzender Handkuß statt. Die Königin Mutter und ihre beiden Töchter wurden gestern Abend im Theater del Principe mit Enthu⸗ sias mus empfangen.

England hat sich der Absendung spanischer Hülfstruppen nach Portugal förmlich widersetzt. Der englische Botschafter hat im Namen seiner Regierung ein diesfälliges UÜiltimatum dem Herrn Gon⸗ zales Bravo zugestellt, dem es gar nicht unlieb war, einen Vorwand zu erhalten, um dem Hofe von Lissabon seine Mitwirkung zu ver— weigern. Dem General Roncali soll der Befehl ertheilt worden sein, mit Milde gegen Cartagena zu verfahren.

3 Madrid, 26. März. Nachdem die beiden Königinnen vorgestern dem in der Kirche San Isidro abgesungenen Tedeum bei- gewohnt hatten, stattete die Königin Christine der Familie des In⸗ fanten Don Francisco, die durch ihre Trauer verhindert wird, bei Hofe zu erscheinen, einen Besuch ab. Abends erschien die Königliche Familie im Theater de la Cruz, das einen glänzenden Anblick dar⸗ bot, indem sämmtliche anwesende Herren in Uniform oder Hoftracht, die Damen aber in Galla gekleidet waren. Die Königin Isabella trug ein mit großen Brillanten geschmücktes weißes Kleid und auf dem Haupte ein von Nubinen, Diamanten und Smaragden funkeln des Diadem. Während der Zwischenakte unterhielt sich die Königin Christine lange mit dem Minister-Präsidenten Gonzalez Bravo. Hin⸗ ter ihrem Sessel befand sich ihr Ober-Stallmeister, Herzog von San Carlos, der bekanntlich in Folge der Ereignisse vom 7. Oktober 1811 nach Frankreich geflüchtet war. Am gestrigen Tage nahmen die öffentlichen Festlichkeiten, Erleuchtungen 2c. ihr Ende. Abends wohnte die Königliche Familie einer ihr zu Ehren veranstalteten Aufführung im Theater del Principe bei.

Gestern Nachmittag fand das Leichenbegängniß des verstorbenen

Argunllles statt. Ein ziemlich zahlreicher Haufen schäbig gekleideter und Cigarren rauchender junger „Patrioten“ zog dem Leichenwagen vorauf. Die Zipfel des den Sarg bedeckenden Tuches trugen die be⸗ kannten Esparteristen Lujan (vormals Lehrer der Königin Isabella und Haupt⸗Redacteur des Espectador), Sagasti, Feliu, Velasco, Alonso (Ex-Justiz-Minister) und Angulo. Als Leidtragende begleiteten den Leichenwagen die Herren Calätrava, Fernandez de los Rios und La— borda. Dann solgten mehrere Kutschen, in denen ich die Herren Ferrer, Gomez Becerra, Corradi, Campuzano, bemerkte, denen sich auch einige Deputirte, die keine politischen Freunde des Verstorbenen wa— ren, wie die Herren Pidal (Präsident des Kongresses,, Mon, Aleal⸗ Galiano, angeschlossen hatten. Als der Zug bei der ehemaligen Ka serne der National-Miliz vorbeikam, ließen die Patrioten den Ruf: „Es lebe die Freiheit! es lebe die National-Miliz! es lebe die Con— stitution!“ erschallen, und es hatte fast den Anschein, als ob das Lei⸗ cenbegängniß eine ähnliche Wendung nehmen sollte, wie einst in Paris das des General Lamarque. Nachdem vor dem Thore von Atocha der Sarg zur Erde bestattet war, hielten die Herren Lujan, Sagasti, Alonso und Corradi Reden, welche, neben den dem Verstor⸗— benen ertheilten Lobpreisungen, von höchst gehässigen Anspielungen auf die Partei der Moderirten, die gegenwärtige Lage der Dinge und einige hohe Personen überflossen, so daß mehrere Männer von Be⸗— deutung, die sich dem Zuge in der reinsten Absicht angeschlossen hat⸗ ten, sich voll Unwillens zurückzogen.

Gestern fand die längst angekündigte Versteigerung des Tabacks⸗ Monopols im Finanz⸗Ministerium statt. Nach Eröffnung der fünf eingegangenen versiegelten Angebote erwies sich, daß die hiesige Bank von San Fernando 75, Herr Antonio Jord (im Namen mehrerer Kapitalisten von Barcelona) S(), Herr Carriquiri S5, Herr Sevillano (im Namen mehrerer cadixer Häuser) 86 und Herr Salamanca 76 Millionen Realen bot. Kurz vor Ablauf der festgesetzten Stunde hatte die Bank von San Fernando den Preis bis auf 110,020, 90090 Realen hinaufgetrieben, bis endlich das Unternehmen dem Herrn Salamanca für 110,010, 9000 Realen (5, 502,000 Piaster) zugeschlagen wurde. Diese Summe übersteigt den Einsatzpreis, wie man sieht, um 35,140,000 Realen. Ein jeder der fünf an der Versteigerung theilnehmenden Kapitalisten hatte zuvor 500,00 Piaster in baarem Gelde und hiesigen Banknoten hinterlegt. Es scheint, daß Herr Salamanca nur einen Theil des Geschäftes für sich behalten, das Uebrige aber an die spanische Bank, die Herren Gaviria, Remisa, Heredia und andere Kapitalisten abtreten, und einer der drei Direkto⸗— ren des Ganzen bleiben wird. Der Unternehmungsgeist Salamanca's dehnt sich mit jedem Tage weiter aus. Er ist bekanntlich bereits im Besitze des Salzmonopoles. Das Quecksilbergeschäft hat er dem Rothschildschen Hause gegen einen gewissen Antheil abgetreten. Da⸗ neben ist er einer der Begründer der nenen Bank Isabella's II., welche sich erbietet, Wechsel gegen niedrige Preise zu di kontiren, und doch will hier auf dem Platze Niemand die Wechsel Salamanca's und seiner Associe's nehmen. Nun hat er, wie ich mit Bestimmtheit er⸗ fahre, in Aranjuez mit dem Finanz⸗Minister eine Anleihe von tau⸗— send Millionen Nealen zu dem Preise von 40 pCt. und 3 pCt. Kom⸗ mission abgeschlossen. Dieses Anleihen soll 5 pCt. Zinsen tragen, und Herr Salamanca die Zinsen für die beiden ersten Jahre von der vor⸗— zuschießenden Summe abziehen, und, in der Bank hinterlegen. Da die dreiprocentigen Papiere, die vor einem Monate auf 26 standen, durch die vermittelst des Tabacks Kontraktes scheinbar sicher gestellte Zinsen- Zahlung jetzt bis auf 39 hinaufge⸗ trieben worden sind, ein Umstand, der den Ruin vieler Spekulanten herbeigeführt hat, so rechnet Salamaneg darauf, seine Anleihe wenig⸗ stens zu 40 anbringen zu können, weil der höhere Zinsfuß anlockend ist. Nur frägt es sich, ob nicht ein späterer Minister oder die Cortes sich nicht für befugt halten werden, das Tabacksgeschäst oder die An= leihe wieder umzustoßen.

Am 22sten hatten die Belagerer vor Cartagena acht Batterieen vollendet, von denen sechs die Forts und zwei die Stadt beschießen. Die fremden Konsuln verließen den Platz am 2isten, als an dem durch Roncali zur Unterwerfung festgesetzten Tage. Am 22sten fa eröffnete das Castell de los Moros ein nachdrückliches Kanonen- un Bombenfener auf die Batterieen der Belagerer. Diese erwiederten es, bis um zwei Uhr Nachmittags die Rebellen ihr Feuer einstellten. 164 Bomben wurden in die Stadt geworfen. 3