1844 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

; ĩ am 10ten b. M. nach Darmstadt abreisen, von wo *. R ,, einen Abstecher nach der Pfalz zum Besuche r reg wwaumbacher Schloß zu machen gedenkt, darauf nach 66 t zu ,. von da mit seiner Durchlaucht sten Gemah⸗ lin . München begeben wird. Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold verläßt Montag, den 8. April, unsere Stadt, um sich nach

Florenz zu begeben.

ürttemberg. Tübingen, *. April. (S. M.) Auch hier r, gie r ; Schluß⸗Verhandlungen mit einer vol dem K. Ober- Amtsgerichte Rottenburg gegen den Wagner Ja⸗ fob Fried. Rall von Unterjesingen, Oberamts Herrenberg, verhandel⸗ ten linkersuchungssache wegen Brandstiftung. Das Erkenntniß des Gerichts fiel dahin aus, daß der 2 wegen . in Gemäßheit des Art. 378, Ziff. J zu 14jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt sei. Der Angeschuldigte behielt sich in Beziehung auf das ihm zuzustehende Rekursrecht Bedenkzeit bevor. In allen Stän⸗ den gab sich auch hier das regste Interesse für die neuerwachte öf⸗ fentliche Rechtspflege zu erkennen, der Saal war gedrängt voll, und es machte, die . auf die Anwesenden einen sehr befriedi⸗ genden Eindruck.

Oesterreichische Monarchie.

Mailand, 26. März. (A. 3) Dertlicher Ursachen wegen wurde der Zusammentritt des Aten wissenschaftlichen Kongresses, wel⸗ cher am 15. September in unserer Stadt erfolgen sollte, um 3 Tage vorgerüdt, so daß der Kongreß am 12. September beginnen und am 27sten schließen wird. Die Versammlung verspricht sehr zahlreich zu werden, wie man aus der Liste jener Gelehrten schließen darf, welche sich bereits bei dem geschästsführenden Ausschuß anmelden ließen. Die Regierung, die Munizipalität und die Akademie der Wissenschaften werben es sich sehr angelegen sein lassen, den Mitgliedern des Kon— gresses den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Man spricht unter Anderem von einer großen Naumachie, einem Wettlauf nach römischer Sitte, die in unserem Amphitheater um jene Zeit ge— geben werden soll. Ausflüge nach Monza, Pavia, nach der berühm⸗— ten Certosa werden an Bälle, Gastmähler, Schauspiele, Konzerte zc. sich reihen. Cantü arbeitet an einer historisch- artistischen Beschrei⸗ bung unserer Hauptstadt, wovon ein Exemplar jedem Mitgliede des Kongresses auf Kosten der Munizipalität verehrt werden wird. Das Werk soll durch seine typographische Ausstattung, im Vergleich mit den schönsten englischen und französischen Werken, den Beweis liefern, daß das Vaterland des Bodoni den berühmtesten Typographen des Auslandes nicht nachstehe.

Frankreich.

daß alle 6

wo nen A

öhere Aus ch mit n 8

n die

J ve

also esn der

deo ehrenwerthen D

Fh Schulen für erwachsene israͤelitische Zöglinge errichtet und ü a

Herr von Lamartine: Meine Herren! Ich will mich nicht auf hopo⸗ thetische Berechnungen des Gegentheils von dem, was der Finanz ⸗Minister Ihnen über die finanzielle Frage an sich, vorgeiragen hat, zu stützen ver⸗ suchen. England hat in neuester Zeit in dieser Beziehung eine bedeutende Erfahrung gemacht; es hat seinen Stempelsaß, der 70 Cent. betrug, auf 19 Cent. herabgesetzt, und Sie haben in kurzer Zeit die Zahl der Jestungs⸗ Abonnenten in England sich verdoppeln sehen. Ich will auch dem He'rn Minister nicht zu beweisen fuchen, daß die Porto⸗Einnahme den Ausfall des Schatzes hinreichend decken würden. Wenn aber der Staatsschatz nur einen unbedeutenden, und mehr oder weniger problematischen Verlust zu erwarten hat, und wenn andererseits die politische Oeffentlichkeit an Aus dehnung, Un⸗ parteilichkeit und Moralität unermeßlich gewinnen muß, so sollten eine wohl⸗= berathene Regierung und eine wohlgesinnte Kammer doch wohl keinen Augen blich Bedenken tragen, die verlangte Erwägung des Vorschlages zu bewilli⸗ gen. Ich habe es in den Büreaus gesagt und wiederhole es hier: Wo die Freiheit begründet werden soll, kann es keine schlimmere Auflage geben, als eine Auflage auf die Verfassung. Der Zeitungsstempel aber ist eine Auflage auf die Verfassung, denn das Lebens- Element der Repräsentativ⸗ Negierung ist die politische Oeffentlichkeit, und die Organe dieser Oeffentlich⸗ leit sind die Zeitungen, diese intelligenten und vielfachen Echos der Debatten in den Kammern, der Regierungs Handlungen und der Ansichten der Bür— ger, Organe, die nach allen Punkten des Landes hin jene laute Bewegung und Gegenbewegung, jene Ansicht und Kenntniß, jenen Beifall und Tadel verbreiten, woraus das freie Urtheil der Nation über vie öffentlichen Angelegenheiten sich bildet. Ist dies ein bloßes Gewerbe, welches man nach Ziffern zu schätzen hat, und welches man ohne Gefahr über⸗ triebenen fiskalischen Gesetzen unterwersen darf? Gewiß nicht, und ich erstaune, daß ein so aufgeklärter und tiesdenkender Staatsmann, wie Herr Lacave Laplagne, dies mit seinem ausgezeichneten Geiste nicht zuerst gefühlt hat. Die Presse ist so wenig ein gewöhnliches Gewerbe, sie ist so sehr eine Hewalt im Staate, wenngleich nicht in der Charte verzeichnet, daß, sollte sie jemals, diesen unmöglichen Fall gesetzt, eine gegen die Verfassung gerich- tete Coalilion bilden, um uns in einem Kreis des Schweigens einzuschlie⸗ ßen und alle unsere Debatten, Handlungen und Worte zu ersticken, indem sie dieselben nicht wiedergäbe und durch diese Verweigerung des Wiederhalls die Kammer gewissermaßen vermauerte, die Repräsentativ- Regierung dann plötz⸗ lich die Hälfte ihrer Kraft und Wesenheit verloren haben und wir, um sie ihr wieder⸗ zugeben, genöthigt sein würden, uns selbst auf Staatskosten die Zeitungen zu gründen, ohne welche die Repräsentativ- Regierung zu bestehen aufhören müßte, oder bei verschlossenen Thüren nur ein Gaukelbild der Verfassung wäre. Deshalb, meine Herren, haben Sie die Preßfreiheit durch die Charte verzeichnet. Herr Chapuys de Montlaville und ich, wir verlangen jetzt von Ihnen, daß Sie die Aufrichtigkeit dieser Freiheit darin verzeichnen. Wie aber lann diese Freiheit aufrichtig sein, wenn sie nur ein Monopol und eine Lüge ist, sei es in den Händen der Negierung, oder in denen der Par— teien? Wenn sie wahrhaft nützlich sein soll, so muß sie eine allgemeine sein; sie muß nur den freien Meinungen, und nur in dem Maße zu⸗ stehen, als diese im Lande ihre Wurzeln haben. Nun betrachten Sie aber die Bedingungen, unter welchen man Kapitalien, schon einge⸗ schüchtert durch die September⸗Gesetze und durch die solidarische Ver- antwortlichkeit der Drucker, in einem Unternehmen der politischen Oeffentlichkeit anlegen kann. Ungefähr vier Jahre sind dazu nöthig, daß ein Blatt sich auch nur gegen 4000 Abonnenten zu verschaffen im Stande ist; unter vier Jahren kommt es nicht in Gang. Die Redactions— Kosten betragen jährlich 120,009 Fr. Es sind also nach Ablauf von 4 Jah— ren 500,000 Fr. verausgabt. Fügen Sie dazu mindestens eben so viel an Kosten für Druck, Papier, Miethe, Verwaltung und Porto. Gesetzt nun, die Abonnements haben diese letztere Ausgabe aufgewogen, so bleiben im— mer noch s0,900 Fr. zu decken. Wieviel aber verschlingt der Zeitungs⸗ stempel in diesen vier Jahren? 18 Fr. auf den Abonnenten, also 72,000 Fr. jährlich und in vier Jahren 228,000 Fr. Diese zu den vorigen 500,000 hinzugefügt, so finden sie am Ende von 4 Jahren, selbst bei einer Zahl von 4000 Abonnenten, 7 bis 8oo 000 Fr. in dem Unter-

nihmen hingeopfert. So steht es um unfere Publizität. Nechnen Sie dazu die volitische Einschüchterung, und dann fragen Sie sich, ob man sich anders als mit einer Hingebung, welche Alles wagt, diesem Berufe widmen kann. Soll ich Ihnen noch von der enormen Höhe der Cautionen und der Geldstrafen, soll ich Ihnen endlich von jener Tiberischen Ausle⸗ gung sprechen, welche die moralische Mitschuld unter die Zahl der politi⸗ schen Attentate setzen ließ. (Heftiges Murren im Centrunz— Beifall auf der linken Seite.) Man hat auf die Blätter zu 40 Fr. hingewsesen; weiß aber die Kammer wohl, wie diese es angefangen haben, sich zi halten? Indem sie vier Jahre lang die bedeutendsten Opfer brachten, wenigstens S00, 900 Fr. daran setzten. Erinnern Sie sich aber, was die Juli-Revolu⸗ tion der Presse zu verdanken hat, erinnern Sie sich, daß die Juli⸗Regierung selbst aus einem Zeitungs-Büreau hervorgegangen ist, und Sle werden ohne Zweifel nicht undanlbar gegen diese Presse sein wollen. Nehmen Sie ihre Last von ihren Schultern, und Sie werden die öffentlichen Ideen zum Heil der Institutionen, und zum Besten aller redlichen und aufrichtigen Parteien sich verbreiten sehen.

Nachdem darauf noch Herr Des moussaux de Givré für und Herr Emil von Girardin gegen den Vorschlag gesprochen

hatten, wurde zur Abstimmung geschritten und es ergaben sich: Zahl der Stimmenden . . . . . . . . .. 286. Absolute Masjorität Weiße Kugeln are,, 140. Es wurde also die Erwägung des Vorschlags gegen den Antrag der Minister mit einer Majorität von 6 Stimmen zugelassen.

Paris, 5H. April. In den gestrigen Berathungen, welche die Büreaus der Deputirten⸗Kammer über den neuen Zollgesetz⸗Entwurf hielten, fand bas Prinzip desselben, nämlich ein mäßiges Schutz-Sy— stem, wenig Opposstion. Nur in Bezug auf die Höhe des der Na— tional⸗Industrie zu gewährenden Schutzes wurden Einwendungen ge— macht. Mehrere Mitglieder sprachen sehr lebhaft zu Gunsten der Linnen⸗ und Hanf-⸗Fabrikate, hinsichtlich deren der Entwurf nur die im vorigen Jahre durch Königliche Verordnung verfügte Zoll-Erhö⸗ hung aufgenommen hat. Die Herren Muret de Bort, Küchlin, Harlé und Schneider bestanden darauf, daß das Maschinenwesen in diesen Gewerbzweigen, deren Erfolg für Frankreich so wichtig sei, neue Be— dingungen erheische. Die beiden anderen Fragen, welche die Aufmerk— samkeit der Büreaus am meisten beschäftigen, waren der Maschinen— bau und die Oelsaat. Hinsichtlich des ersteren machten die Minister bemerklich, daß die in England gestattete freie Ausfuhr von Maschi⸗ nen größeren Schutz für die französischen Maschinenbauer erforderlich mache, und was die Oelsaat betrifft, so waren sie ebenfalls der Mei⸗ nung, daß die Einfuhr bedeutender Quantitäten dieses Artikels den Interessen des französischen Oelbaus sehr nachtheilig gewesen sei, und man daher letzteren mehr schützen müsse.

Die Gazette de Flandres meldet: „Der Bischof von Arras hat dieser Tage von dem Kultus-Minister einen Brief erhalten, worin ihm die Unterzeichnung der Denkschrift der Provinzen Cambrai und Rheims hinsichtlich der Freiheit des Unterrichts zum Vorwurf ge— macht und des falls strenger Tadel ausgesprochen wird.“

Das Comité, welches von dem Kriegs⸗-Minister den Auftrag er⸗ halten hatte, einen Gesetz⸗Entwurf hinsichtsich ber Verhälinisse der israelitischen Bevölkerung in Algerien anzufertigen, schlägt vor, daß alle betreffenden Spezialgesetze und alle in here, verwandelte her⸗

kömmliche Gebräuche, die bis jetzt als Norme n haben, abge⸗

schafft und die Israeliten dem gewöhnlichen Gefeße unterworfen wer⸗ den sollen, unter welchem die übrigen Bewohner des Landes stehen. Das Comitè verlangt auch, daß zu gleicher Zeit für den Unterricht

ae erbaut werden sollen. Desgleichen beantragt dasselbe,

ber israelitische Kultus eine Lokal- und , ,,,, on⸗

6 solle, wie dies in Frankreich der Fall ist, und daß ein storium zu Algier und zwei Unter-Konssstorien, zu Konstantine und

Oran, gegründet werden sollen. Das Konsistorium zu Algier würde dem Central⸗Konsistorium zu Paris untergeordnet werden.

Man schreibt unterm 15ten aus Dran: „Der General⸗Lieutenant Lamoricisre ist am 12ten von seiner Expedition gegen die Galfas und Sumathas zurückgekehrt. Die Handelszüge zirkuliren ohne Hinderniß auf den Straßen von Maskara und Tlemzen. Doch wäre es nicht räthlich, sich allein dahin zu wagen. Unlängst hat man die Nachricht erhalten, daß die Hangads wieder zu Abd el Kader übergegangen sind. In Folge dieser Ereignisse haben alle disponiblen Truppen der Diviston Oran den Befehl erhalten, sich bis zum 20sten zum Aus— marsche bereit zu halten. So viel man hört, wird General Lamori cisre diese Expedition gegen die abtrünnigen Stämme befehligen.“

Vom 1. Januar bis 31. Dezember 18413 sind 14, 157 Personen auf Staatskosten aus Frankreich nach Algerien gebracht worden. Unter dieser Zahl sind 12,675 Franzosen und 1462 Ausländer.

Das Journal le Commerce, dessen Verkauf gemeldet worden, erhält jetzt eine ministerielle Farbe. An die Spitze der Redaction ist Herr Th. Lechavelier getreten. Er hat seine Wirksamkeit gleich da⸗ mit begonnen, daß er die von diesem Blatte seither angenommene , , zu einem Ehrendegen für Dupetit-Thouars geschlossen erklärte.

Die Gafen von Montalembert und von Noailles haben diese Woche Bittschriften, welche die Freiheit des Unterrichts verlangen, und mit mehr als 5500 Unterschriften versehen sind, auf das Büreau der Pairskammer niedergelegt.

HH Paris, 5. April. An der Börse war heute das Gerücht verbreitet, als heute Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Orleans aus ihrem Wagen stieg, um in die protestantische Kirche in der Rue Chauchat einzutreten, wo sie den Gottesdienst beiwohnen wollte, habe sich ihr ein Mann in drohender Haltung genähert, sei aber sogleich von einem Polizei-Agenten verhaftet worden, jedoch nicht ohne lebhaften Widerstand entgegen zu setzen. Ja er soll den Polizei⸗Agenten sogar verwundet haben. So sagen die bis jetzt ver—⸗ breiteten Gerüchte, über deren Genauigkeit jedoch sich noch nichts Bestimmtes sagen läßt. Es wurde beigefügt, der Verhaftete habe alle Zeichen der Verrücktheit gegeben. Die AÄbendblätter werden uns wohl darüber etwas mittheilen. Die Kammern hielten heute keine Sitzungen, auch alle Theater bleiben geschlossen. Die Promenade des Longchamps war dieses Jahr besuchter als seit vielen Jahren.

m Paris, 4. April. Es kann auf den ersten Blick befrem—= den, daß die Deputirten-Kammer, welche vor ein paar Jahren den Vorschlag des Herrn Gouin wegen der Renten-Konversion votirt hatte, gestern die Proposition des Herrn Garnier-Pages, die nur eine wörtliche Wiederholung der ersteren war, zurückwies, besonders in dem Augenblick, wo die britische und die neapolitanische Regierung eine ähnliche Finanz-Operation vornehmen, ohne daß verhältnißmäßig die Finanzen dieser beiden Länder dafür so günstig wären, als die unsrigen. Diejenigen aber, welche aus lem Kell Großbritaniens und Neapels den Schluß zogen, daß die Deputirten⸗-Kammer die Propo⸗ position des Herrn Garnier-Pages adoptiren würde, erwogen nicht hinlänglich, welcher Unterschied diesfalls zwischen Frankreich einerseits und Großbritanien und Neapel andererseits besteht,. ;

Abgesehen davon, daß in Neapel die Regierung die Macht hat, eine Maßregel, die ihr zweckmäßig scheint, ungehindert durchzuführen, leidet das Land Mangel an Kapitalien. Die Grundbesitzer sowohl, als der Handel und die Industrie, müssen daher gern sehen, daß durch die Verminderung der Interessen der Staats-Renten, die Ka— pitalien lieber der Privat-Industrie als dem Staatsschatze sich zu⸗ wenden. Während also die nenueste Renten-Kkonversion in Neapel sowohl dem Staate eine große jährliche Oekonomie verschafft, erhält die Privat- Industrie einen neuen Aufschwung durch die ihr zufließenden Kapitalien, welche frühr wegen des hohen Zinsfußes der Staats= Renten, lieber dem öffentlichen Schatze anvertraut wurden.

Noch mächtigere Beweggründe begünstigen die Renten-Konver— sion in Großbritanien, wo bekanntlich die Bedienung der Interessen der Staatsschuld den beträchtlichsten Theil des Staats- Einkommens erschöpft. Wie überall, so auch vorzüglich in England, lasten die öffentlichen Steuern auf dem Grund-Eigenthum, dessen Einkünfte durch die letzten Getraidegesetze noch mehr eingeschränkt wurden. Die vom Tory Ministerium projektirte Renten⸗Konversion erschien den Grund⸗Eigenthümern Englands als eine wahre Wohlthat, da sie ihnen eine Erleichterung ihrer bisherigen Lasten zu gewähren ver⸗ spricht. Bei dem überwiegenden Einfluß, welchen die Grund-⸗Eigen⸗ thümer in England in den beiden Kammern ausüben, konnte das Projekt der Renten⸗Konversion mit Recht auf eine günstige Aufnahme von Seiten des Parlaments zählen. Auch die Privat⸗Industrie hatte Grund, der Renten-Konversion Beifall zu zollen, weil es Momente in England giebt, wo die Kapitalien sehr selten werben, wodurch denn die Privat⸗Industrie mehr oder weniger ins Stocken geräth. Wir haben vor ein paar Jahren erlebt, daß die englische Natibnal-Bank sich ge⸗ nöthigt sah, der Bank von Frankreich 80 Millionen abzuborgen, ein sprechender Beweis, wie ungeachtet des großen Reichthums des bri⸗ tischen Handels, die Kapitalien in England zuweilen felten werden.

Anders verhält es sich mit Frankreich. Aus dem eben Gesagten ersieht man, daß hier zu Lande die Kapitalien so zahlreich sind, daß man sie leicht dem Auslande leihen kann. Unsere Sparkassen sind mit mehr als 1990 Millionen angefüllt, die, um sie nicht todt liegen zu lassen, die Regierung übernehmen muß. Die Bank von Frank— reich hat sich neuerdings genöthigt gesehen, ihren Diskonto herabzu⸗ setzen, weil die Banken der Herren Jacques Laffitte und Comp. und der Herren Ganneron und Comp. ihr den Diskontohandel sonst ab— genommen hätten. Dies zeugt hinlänglich von der Menge Kapitalien, die auf unserem Geldmarkte disponibel sind. Freilich haben die vie⸗ len betrügerischen Actien⸗Unternehmungen, die seit 1830 zu Tage gefördert wurden, die Kapitalisten abgeschreckt, ihre Gelder der Pri⸗ vat-Industrie blindlings anzuvertrauen. Die Rückwirkung davon war nur heilsam für den redlichen Handel, welcher heute noch so viel Kapitalien findet als er will, wenn er nur die erforderlichen morali⸗ schen Garantieen gewährt, die bei den gewöhnlichen Actien Unter⸗ nehmungen nicht zu finden sind. Es braucht nur ein Rothschild, ein Jacques Lefüvre, ein Cottier an die Spitze eines Handels Unter- nehmens zu treten, so ist in wenigen Stunden das dazu erforderliche Kapital gedeckt. Obwohl die Eifenbahn von Paris nach Straßburg als die minder ergiebige betrachtet 1 so reichte doch der bloße Rame des Grafen MoH hinz um der Comipagnie, an deren Spitze er steht, die verlangten A9 Millionen in ein paar Tagen zuzusichern.

se nothwendige Folge davon ist, daß die Kapitalisten die von Herrn Garnier Pages vorgeschlagene Renten Konverslon nicht zu wünschen Urfache haben, well dieselbe noch mehr Kapitalien auf un⸗ eren Geldmarkt ziehen und das Geld⸗-Interesse noch mehr herab⸗ . würde. Nur die Grundhesitzer haben Ursache, dieselbe zu ver— langen, weil dieselbe eine Erleichterung der öffentlichen Lasten . läßt, welche den Grundbesit beschweren und niederdrücken. Ferner kann der niedrige Zinsfuß der Kapitalien nur dem Grund⸗ i. Nutzen bringen, indem bei der heut u Tage einreißenden Zer⸗ stückelung des Grund⸗Eigenthums die ien th Grundstücke mit schwe⸗

ien Hypotheken belegt sind. Die Grund -Eigenthümer in Frankreich

besitzen bei weitem nicht jenen Einfluß in unserer Kammer, wie die

Grund⸗Cigenthümer im britischen Parlament. Die Privat⸗Industrie in Frankreich ist mächtiger, als das Grund-Eigenthum. Um sich da— von zu überzeugen, braucht man nur unsere Handels- Politik zu be⸗ trachten, welche bei jeder Gelegenheit die Erzeugnisse des Grund und Bodens der künstlichen Production der Industrie nachsetzt.

Die Kapitalien in Frankreich besinden sich in Händen der In— dustrie, und nicht des Grundeigenthums, welches im Gegentheil mit Schulden belastet ist. Die Industrie, welche mehr Kapftalien besitzt als sie braucht, weist die Renten⸗Konversion zurlick, weil ihr dann die disponiblen Kapitalien nicht mehr so viel eintragen würden als bisher. Es ist notorisch, daß der bürgerliche Stand, die kleinere In⸗ dustrie, eine besondere Vorliebe haben, statt ihre Ersparnisse zum An⸗ kauf von Grundstücken zu verwenden, dieselben dem Staats⸗Schatze anzuvertrauen, weil, während der Grundeigenthümer schwere Lasten zu tragen hat, die Rentenbesitzer keine Steuern bafür bezahlen. Die reichere Industrie findet noch mehr ihre Rechnung bei der Agiotage, wozu der hohe und niedere Stand der Rente Anlaß giebt. Je mehr Kapitalien in die Renten-Inscription eingetragen werden, desto leb⸗ hafter ist die Bewegung der Agiotage.

Man betrachte folglich die Frage, von welcher Seite man will, bei dem heutigen Stande der Dinge in Frankreich haben die Kapi⸗ talisten, welch an der Spitze aller Industriezweige des Landes stehen, ein großes Interesse, die Renten⸗Konversion zu verhindern. Dagegen müssen die Grund⸗Eigenthümer dieselbe wünschen. So erklärt es sich, warum in der gestrigen Sitzung erst nach einer dritten Abstimmung das Resultat des Votums über die Proposition des Herrn Garnier⸗ Pages entschieden werden konnte. Beide Parteien stritten dabei ge⸗ gen einander, und da die Industrie gegenwärtig die Oberhand be— hauptet, so konnte der Antrag der Renten- Konversion nicht anders als zurückgewiesen werden. Und so lange die Industrie- oder Kapi⸗ kalisten Partei es nur vermag, kann man darauf rechnen, daß sie eine solche Maßregel zu vereiteln fuchen wird.

Die gestrige und heutige Promenade von Longchamps ist unge⸗ achtet des schönsten Wetters von der glänzenden Welt wenig besucht worden. Die Legitimisten, denen man vergeblich das Recht, den Ton anzugeben, abstreiten möchte, wel doch das Fau⸗ bourg - Saint Germain die Traditionen der feinen Manie⸗ ren mitten unter den politischen Stürmen der Revolutionen aufrecht zu bewahren wußte, die Legitimisten, sage ich, enthalten sich seit der Juli⸗-Revolution der Promenade von Long - Champs. Der Jockey⸗-Klub, die Schauspielerinnen, die Grisetten und die Commis= Voyageurs spielen jetzt die Haupt-Rollen dabei. Mit Freuden be⸗ merkt man dagegen, daß der religiöse Sinn besonders unker der Ju⸗ gend, wieder lebendiger zu werden scheint. Die Passions⸗Predigt des Abbé Ravignon in der Notre-Dame Kirche hatte heute die gebildet⸗ sten Männer als Zuhörer. In allen übrigen Kirchen ist der Zudrang sehr groß. Die Königin nebst der Herzogin von Remours und der Prinzessin von Joinville wohnten der heutigen Ceremonie der Fuß— waschung in der Pfarrkirche von St. Roch bei.

Grossbritanien und Irland.

London, 5. März. Der bisherige britische Botschafter am petersburger Hofe, Lord Stuart de Rothesay, soll, wie die Mor⸗ ning Post aus angeblich glaubwürdiger Quelle berichtet, seine Ent⸗ lassung eingereicht haben, welche von der Königin auch angenommen worden sei. Da Rußland in der Person des Baron von Brunnow nur einen außerordentlichen Gesandten in London hat, so soll der erste Botschafts-Secretair, Herr Bloomfield, in Petersburg in gleicher Eigenschaft für England akkreditirt werden.

Der Status der Staats⸗Einnahme des letzten Vierteljahres ist gestern veröffentlicht worden und zeigt das äußerst zufriedenstellende Resultat, daß in Vergleich zu dem entsprechenden Quartal⸗-Berichte des vorigen Jahres die ganze jährliche wie vierteljährliche Einnahme des mit dem heutigen Tage ablaufenden Zeitabschnitts fast in allen Punkten einen bedeutenden Ueberschuß liefert. Dieser Ueberschuß zeigt sich in der Vierteljahrs⸗-Rechnung in Vergleich zu dem entsprechenden Quartal vorigen Jahres in den Zöllen mit 384,910 Pfd., in der Accise mit 85,316 Psfd', in den Stempeln mit 45,885 Pfd., den Steuern mit 1987 Pfd., der Einkommensteuer mit 107,527 Pfd., der Post⸗Einnahme (zum erstenmal seit der Reform) mit 306,000 Pfd., aus den Kron-Ländereien mit 30,000 Pfd.; in Summa mit 685,25 Pfd. Ein Ausfall unter dem Titel „Vermischte Ein⸗ nahmen“ von 600,264 Pfd. berührt die Einnahme⸗Quellen, welche aus der Industrie des Volkes fließen, gar nicht, und kann der Zu⸗ friedenheit über den Zustand derselben also keinen Eintrag thun. Noch weit günstiger stellt sich aber das Resultat der ganzen Jahres- Ein⸗ nahme, verglichen mit der Einnahme⸗Rechnung des am 5. April 1843 abgelaufenen Jahres. Es ergiebt sich hier im Ganzen eine Mehr⸗ Einnahme von 4,318,167 Pfd., die natürlich auf Rechnung der Ein⸗ kommensteuer kommt, deren ganzen Betrag sie uoch nicht einmal völlig erreicht; denn die Einkommensteuer betrug im ganzen Jahre 5, 5b, 857 Pfd. Ohne diese Steuer gäbe es also noch einen Ausfall von 1,038,720 Pfd. Der Ertrag dieser Steuer hat alle Erwartungen übertroffen und giebt den klarsten Beweis von dem ungeheuren Reich⸗ thum Englands; die obige Summe zeigt, daß der ganze Betrag des Einkommens aller derjenigen Individuen, welche über 150 Pfd. des Jahres gewinnen, sich auf 203 Millionen Pfd. jährlich belaufen muß!

Lord Abinger, der Präsident oder der oberste Lord⸗Richter des Schatzgerichts ist vorgestem vom Schlage getroffen worden und, ob—⸗ wohl noch am Leben, zweifelt man doch an seinem Aufkommen. Man glaubt, daß Sir F. Pollock, der jetzige General⸗-Prokurator, die Stelle nach dem Tode Lord Abingerꝰs erhalten und Sir W. Follett, der jetzige General⸗Fiskal, in die Stelle Sir F. Pollock's einrücken werbe.

X London, 2. April. Die Theilungen des Unterhauses und die allgemeine Diskussion über Lord Ashley's Antrag haben den ersten Akt des parlamentarischen Dramas mit einer effektvollen Scene been⸗ det und die Erwartung des Publikums während des Zwischenakts der Osterferien auf die nächsten Erscheinungen, wenn der Vorhang wieder aufrollt, in hohem Grade gespannt. Meine Briefe von dem Augenblick der ersten Theilung, welche die Regierung in Nachtheil stellte, werben Ihnen eine klare Vorstellung von der großen Bedeu⸗ tung der Frage gegeben haben. Ich kann noch hinzufügen, daß der jetzige Entschlüß des Fabinets so bestimmt und unvorgrelflich ist, daß eine zweite Niederlage nach wiederholter Erörterung des ganzen Ge— genstandes eine Abdankung der Minister zur Folge haben würde, trotz dem, daß die Debatte eines politischen Charakters ermangelt und die Theilungen des Hauses ohne die gewöhnlichen Unterscheidungen der Parteifarben sind. Wohlunterrichtete Personen sind nun der Mei⸗ nung, daß für das Prinzip der Zehn- Stunden- Bill sich abermals eine Majorität erklären wird. Ich will indeß nicht das Üngereimte und die Nachtheile eines solchen Ereignisses, wie die Auflösung der jetzigen Verwaltung einer Frage wegen, welche keine Partel im Staate als Partei entscheiden oder gar in Ausführung bringen möchte, näher erörtern, denn ich für mein Theil glaube, daß der Versuch Lotd Afh— ley's fehlschlagen wird, eine „Zehn-Stunden⸗-Klausel in die neue Bill zu bringen, welche die Regierung jetzt nach Zurückziehung der alten vorgelegt hat. Geht aber eine solche Klaufel durch, so möchte ich als ein aufrichtiger Freund der Peelschen Verwaltung eher das

611 Kabinet aufgelöst als das Prinzip der Einmischung des Staats zu Gunsten einer Beschränkung der Arbeit angenommen sehen.

Diese Schwierigkeiten indeß verschwinden, wenn man sich ihnen nähert und mit ihnen bekannter wird, denn im politischen Leben ist das Unvorhergesehene eigentlich nur das wirklich furchtbare Element.

Die Oster- Ferien kommen jetzt zu einer sehr passenden Zeit; Parlaments⸗-Mitglieder gehen in befrächlicher Anzahl nach den Fabrik= Distrikten, um von dem wahren Zustande der Dinge sich selbst zu überzeugen, und bei einer Frage, die noch nicht in die eisernen Par⸗ tei⸗Fesseln gezwängt ist, da kann man noch auf gewissenhafte Bekeh⸗ rung, auf lieberzeügung durch Vernunft und Erfahrung rechnen.

Es ist nothwendig, aber es ist eine üble Nothwendigkeit, daß die Ansichten, welchen man in der Debatte Geltung verschafft, ge⸗ wöhnlich in die äußersten Extreme verfallen, d. i. weit über die Gränzen der wahrscheinlichen Resultate ihrer praktischen Anwendung gehen. So erscheint mir das Argument der Regierung und der Gegner Lord Ashley's, daß das Bestehen des britischen Reiches von dem Zugeständniß einer zwölfstündigen anstatt einer zehnstündigen Arbeitszeit für eine gewisse Anzahl von Weibern und Kindern ab⸗ hänge, als eine arge Ülebertreibung. Ich zweifle keinesweges daran, daß die Verminderung der Arbeitsstunden gerade den Personen, wel⸗= chen sie zu Gute kommen soll, großen Schaden bringen muß, aber sofern die allgemeine Wirkung auf die kommerzielle Wohlfahrt Eng⸗ lands oder auf die produktiven Hülfsquellen des Volks in Betracht kommt, so glaube ich, daß dieselben nicht mehr dadurch ver⸗ ringert werden können, als ein Wehr oder ein Damm, den man in den Kanal eines Flusses baut, die Strömung des Wassers nach dem Ocean aufzuhalten vermag. Es ist nicht wahr ja es ist durchaus unwahr, daß die Politik Englands sich auf die selbstsüchtigen und strengen Prinzipien kommerzieller Staals“ wirthschaft gründet. Welche andere Nation hat jemals ihre eigenen Interessen ihren vermeintlichen Pflichten in dem Maße aufgeopfert? Es mag gut sein, wie bei der Sklaven - Arbeit, unmittelbare Inter= essen den Rechten der Menschheit und den wahren wohlverstandenen Interessen der Arbeiterklassen zu opfern, aber es ist eine schädliche Täuschung, in ein solches Opfer für immer die Interessen der Arbeiter⸗ klassen selbst einschließen zu wollen.

Solche Erörterungen werden gegenwärtig an allen Orten mit Lebhaftigkeit geführt, aber es liegt ihnen mehr das Streben nach Aufklärung, als Leidenschaft zum Grunde, und selbst in den Fabrik⸗ Distrikten zeigt sich keine Spur politischer Aufregung.

Uieder lande.

Noermond, 8. März. (Köln . 3) Die Verwaltung unserer Stadt hat in ihrer Versammlung am ien einstimmig beschlossen: 1) gegen die Bestenerung des Eigenthums zu protestiren, indem Lim— burg nicht gehalten sei, die niederländischen Schulden zu tragen; 2) sich zu weigern, die Personen zur Bildung der im Besteuerungs— gesetz bezeichneten Kommission zu wählen.

In der Bittschrift, welche die Limburger an den König gerichtet haben, heißt es unter Anderem: „Das Herzogthum Limburg, als zum deutschen Bunde gehörend, kann und darf nicht als ergänzender Theil Hollands betrachtet werden, weil dem Herzogthum Lasten und Pflichten aufliegen, welche durch die übrigen Provinzen des Reiches nicht können getragen werden, und mithin die Gleichheit von Vorthei⸗ len und Lasten, welche in Folge des Grundgesetzes der Niederlande für alle Provinzen gleich sein müssen, für das Herzogthum Limburg nicht bestehen kann.“

* Aus dem Haag, 3. April. Das Ministerium hat den Sieg errungen: gestern zeigte die niederländische Staats-Zeitung an, daß die Anleihe gedeckt sei! 126 Millionen Gulden betragen, und der König hat das noch Feh⸗ lende hergegeben. Ehre dem Minister, der vor den unübersteiglich scheinenden Hindernissen nicht zurückschreckte! Herr van Hall hat die Angriffe der Opposition aller Farben erfahren; er ist ihnen mit Festig⸗ keit entgegengetreten, er hat den stürmischen Ocean der Parteien mit Unerschrockenheit beschifft und mit Recht auf den Patriotismus der Niederländer, den man für erstorben ausgab, so wie auf den guten Willen der Nation gerechnet! Der große Sturm hat sich gelegt; die Ruhe, welche jetzt an die Ufer der Niederlande zurückkehrt, wird nicht nur dem ganzen Lande nützen, sondern auch die benachbarten Völker werden die Wirkungen dieses wohlthätigen Zustandes empfinden.

Sobald, die Deckung der Anleihe ofsiziell bekannt war, erließ Se. Majestät eine vom 2. April datirte Proclamation (s. Nr. 95 der Allg. Preuß. Ztg.), um Allen zu danken, die an dieser gro⸗ ßen und wichtigen Finanz-Maßregel Theil genommen haben. Se. Majestät hat dies kurze und ergreisende Dokument, das jeder Nieder⸗ länder auswendig weiß und wie ein Siegeslied wiederholt, selbst ver⸗ faßt! Und welch' ein Sieg, der nur das Glück der Nation, ihren Frieden und ihre Wohlfahrt befördert! Verehrung dem Monarchen, dessen weise Voraussicht die Rettung des Vaterlandes der Großmuth seiner edlen Kinder überließ! Ehre dem Minister, der das große Unternehmen, dessen glückliche Resultate sein Scharfsinn vor⸗ hersah, trotz aller Hindernisse durchführte! Um Herrn van Hall zu belohnen, hat Se. Majestät der König ihn zum Groß⸗ kreuz vom Orden des niederländischen Löwen ernannt. Die Zukunft, diese große Richterin der Gegenwart, wird dereinst berichten, wie bei einem Volke, das in einen finanziellen Abgrund gestürzt war, ein Mi⸗ nister plötzlich aus den Reihen der Beamten hervor- und an die Spitze zweier Departements, der Justiz und der Finanzen trat, als Niemand das letztere Portefeuille übernehmen wollte, und wie eben dieser Mann den einzigen Plan entwarf, der das Land aus der Krisis, worin es die Umstände versetzt hatten, retten konnte!

Was werden die Separatisten in Limburg sagen, die aus allen Kräften gegen die Anleihe eiferten und schon im voraus die erwarte⸗ ten Unruhen in den Niederlanden ausbeuteten? Was werden sie sagen, wenn sie hören, daß die gutgesinnten und die ruheliebenden Limburger einen ansehnlichen Theil zu der Anleihe beigetragen haben? Die gegenwärtige Anleihe und die künftige Eisenbahn sind nunmehr zwei Quellen, von denen die eine den Wohlstand des Mutterlandes, die andere den des Herzogthums wiederherstellen werden. Die Wirk— lichkeit auf der einen, die begründete Hoffnung auf der anderen Seite, dies ist hinreichend, um die Einwohner zu beruhigen, und sie ohne Furcht einer besseren Zukunft entgegengehen zu lassen.

Selgien.

Brüssel, 5. April, Schon seit langer Zeit hatte man die Nothwendigkeit einer Reviston der Gesetzgebung über die Entrepots erkannt. 3 verschiedenen Zeiten erklärte das Ministerium des In⸗ nern, daß es sich mit dieser Maßregel beschäftige, und die Handels⸗ Direction hatte mehrere Entwürfe zu diesem Zweck verfaßt. Wegen anderer dringenden und rückständigen legislativen Arbeiten konnten diese Enn f. bisher nicht vorgelegt werden, jetzt aber scheint die Regierung entschlossen, den Gegenstand vor die Kammern zu bringen. Diesmal ist im Finanz- Ministerium, in den Büreaus der Jöll Ver⸗ waltung ein Gesetz⸗Entwurf über ein allgemeines Entrepot. System vorbereitet, und von dem Chef jenes Departements an die Gouver⸗ neure der Provinzen, an die Handels⸗Kammern und Zoll⸗-Direktoren gesandt worden, um ihre Bemerkungen darüber einzuholen, ehe der

Die Unterzeichnungen hatten

Entwurf definitiv festgestellt wird. Der Moniteur veröffentlicht bie minislerielle Arbeit, um im voraus Erörterungen derselben zu veran⸗ lassen. Es wird darin namentlich die Errichtung zweier freien Entre⸗ pots zu Antwerpen und zu Ostende vorgeschlagen, welche vollkommen wie ausländisches Gebiet betrachtet werden sollen; diese Entrepots würden in einer ganz abgesonderten Umzirkung sich befinden, ein Be⸗ frachtungs und Ausladungs Bassin und Magazine zur Niederlage eingeführter Waaren enthalten, und der Obhut des Handelsstandes anvertraut sein, indem die Regierung sich nur eine Ober⸗Aufsicht vor⸗ behalten will.

Das Bulletin officiel vom 26. März enthält eine Königl. Verordnung, wodurch ein Wappen-Kollegium zur Prüfung der Ge⸗ suche um Anerkennung des Adels und zur Bestätigung der für richtig befundenen Ansprüche und Titel errichtet wird.

Brüssel, 7. April. Seitdem die Frage liber die Ernennung der Prüfungs⸗Kommissionen von beiden Kammern im Sinne der katholischen Partei entschieden worden ist, und das Ministerium so⸗ weit nachgegeben hat, daß es zuletzt gegen seinen eigenen Gesetz⸗ Entwurf stimmte, glaubte man eine baldige Modification in der Ju⸗ sammensetzung des Kabinets erwarten zu müssen. Wenigstens heißt es, daß der fatholische Einfluß alles Mögliche aufbiete, um Herrn Dechamps mit dem Portefeuille des Innern, an die Spitze des Mi⸗— nisteriums zu bringen. Herr Nothomb sollte dann das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten übernehmen, und Herr Goblet, der letzteres jetzt in Händen hat, sich ganz zurückziehen. Andererseits glaubt man indeß immer noch, daß der König diesen Bestrebungen der klerikalischen Partei, wie er es bisher gethan, entschiedenen Wi⸗ derstand entgegensetzen werde. Wenn übrigens Herr Nothomb schon vor jener Universitäts⸗Frage fortwährend von der liberalen Opposi⸗ tion darüber Vorwürfe hören mußte, daß er unter dem Schein der Vermittlung doch eigentlich nur den Interessen der katholischen Partei diene und ganz von derselben abhängi sei so ist er jetzt natürlich noch weit heftigeren Angriffen und Bes uldi⸗ gungen von dieser Seite her ausgesetzt, wogegen die katholischen Blät⸗ ter seinem parlamentarischen Benehmen und seinen Reden reichliches Lob spenden. Aufgefallen ist es, daß die Minister Goblet, d'Anethan und Mercier, von denen namentlich der Letztere früher zu der ent—⸗ schiedensten liberalen Partei gehörte, bei den letzten so ernsten und wichtigen Debatten gar nicht das Wort genommen haben, ein Still⸗ schweigen, welches auf Seiten der Liberalen eben solchen Unwillen erregt, wie das scheinbare Ausscheiden des Ministers Dechamps, in welchem sie nichts als einen jesuitischen Winkelzug erblicken. Herr Nothomb seinerseits hat sich in seinem Verfahren auf den Grundsatz gestützt, daß die öffentliche Stimme in den Kammern liege, vor deren Ausspruch, als der Meinung des Landes, jedes Ministerium sich zu beugen habe. Daß er aber aus der Universitäts⸗Angelegenheit keine Kabinets-Frage gemacht, rechtfertigen die ihn vertheidigenden Blätter dadurch, daß sie erklären, ein Ministerium dürfe sich nicht um eines Zufalls willen zurückziehen, sondern nur, wenn das Vertrauen der Kammern ihm durch ein feierliches Votum entzogen werde.

Spanien.

Paris, 5. April. Die auf Cuba selbst erscheinenden Blät⸗ ter bis 21. Februar thun mit keinem Worte der Aufstände Erwähnung, welche neuerlich auf dieser Insel stattgefunden haben, da der General“ Capitain ihnen solches nicht gestattet. Nichtsdestoweniger werden die⸗ selben durch Briefe von glaubwürdigen Männern bestätigt, und auch zu Havana selbst ist es zu einem ernstlichen Auflaufe gekommen, wozu ein Befehl des General⸗Capitains Anlaß gab, kraft dessen alle Kaffee⸗ häuser in der Nähe des Theaters Tacon während der Nacht geschlossen werden mußten, mit Ausnahme eines einzigen, das einem Herrn Marti gehört, und der für das ihm gewährte Monopol eine beträchtliche Geldsumme dem General-Capitain bezahlt haben soll. Das Volk er⸗ hob sich gegen diese Anordnung, und die gegen dasselbe geschickten Truppen scheinen wenig Lust gezeigt zu haben, auf dasselbe zu feuern, vielmehr sah man beide Theile miteinander fraternistren. Unter den Creolen soll seitdem eine große Erbitterung gegen die Spanier sich bemerklich machen, die leicht zu noch ernstlicheren Austritten führen könnte. Man beschuldigt den General, Capitain O'Donnell der Par= teilichkeit, Habsucht und außerordentlicher Willkür. Nach anderen Briefen wären die Unordnungen zwei Abende nach einander vorge⸗ fallen. Am ersten Abende hätten die Soldaten mit Gewalt die Kaffee= häuser geleert, wobei einige Leute verwundet wurden. Am zweiten Abende (20. Februar) wären dann die Soldaten mit geladenen Ge—⸗ wehren, die Gegner mit Pistolen und Messern bewaffnet erschienen. Von den Letzteren, die abermals vertrieben wurden, wären Einige verhaftet und ins Gefängniß geführt worden. Der Gesundheitszu⸗ stand hatte sich zu Havana gebessert, die Ausfuhren waren fortwaͤh⸗ rend sehr zahlreich und die Preise der Waaren etwas gestiegen.

Portugal.

A Lissabon, 26. März. In wenigen Tagen wird die Periode, für welche die Kammern die Suspenston aller constitutioneller Rechte und Freiheiten votirt haben, abermals zu Ende gehen, ohne daß die Ausrüstung der Regierung mit der unumschränktesten Gewalt den gehofften Erfolg gehabt hätte. Nach Ablauf eines vollen Monats seit ein anfänglich kaum über 400 Mann starker Rebellenhaufe unter dem Grafen Bomsim Almeida überrumpelte und sich darin einschloß, hält sich derselbe noch immer dort, ohne daß es den Belagerern ge⸗ lungen wäre, dem Platze von Almeida nahe genug zu kommen, um wenigstens den Rebellen darin den Verkehr mit dem umliegenden Lands abzuschneiden. Der Visconde de Fonte Nova hatte neuerlich noch der Regierung die Ankunft der Brigade des Visconde de Vallongo vor dem Platze angekündigt und versichert, die Blokade sei nun so eng ge⸗ schlosen, daß Niemand mehr aus- und einpassiren könne. Leider ist aber die Wahrheit, daß es den Rebellen gelungen ist, mit allen Lebensbedürfnissen sich so gut zu versehen, daß sie selbst einer län geren ernstlichen Belagerung, wenn es zu einer solchen kommen sollte, Trotz bieten können. Das blanke Geld, mit welchem Graf Bomfim Alles bezahlt, lockt nicht blos die Leute aus der Umgegend, sondern selbst die waghalsigen Schmuggler aus dem nahen Spanien an, die um theure Preise, und also mit großem Gewinn, selbst Luxusartikel nach Almeida hineinzuschaffen wissen. Ueberhaupt stehen die Truppen der Königin in so respektvoller Entfernung von den Wällen der Festung, daß von einer Blokade im Grunde fast gar nicht die Rede sein kann. Wenn so die Belagerer ihrerseits vor Schaden und Verlust, den man ihnen etwa mit den wenigen brauchbaren Geschützen von der Festung aus zufügen könnte, gesichert sind, so ist andererseits aber auch klar, daß sie auf solche Weise den Belagerten unmöglich etwas anhaben, oder ihnen auch nur Furcht einflößen können. Die Regierung ist durch das zu Stande gekommene Anleben, worüber ich Ihnen bereits berichtete, in den Stand gesetzt, die Bedürfnisse der Operationsarmee in jeder Beziehung zu decken, und sergt dafür auch nach Gebühr, desungeachtet gelingt es in Folge der Schwachheit oder Unfähigkeit ihrer Generale nicht, der in den einzigen Platz Almeida eingeschlossenen Hyder der Rebellion durch meln hen Gebrauch der ihnen zu Gebote stehenden Mittel schnell den Kopf zu zertreten. Das Ministerium wird sich, wie man fast mit Gewißeheit voran ssehen kann, genthigt ke, wer. . die ihm ertheilten unumschränkten Vollmachten zu Ende gehen, von