1844 / 128 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

. . . ö. 3 .

recht“ sagte ber Redner unter Anderem, ist behaup= tet 2 . 23 8 Mönchs-Corporationen allein den Kindern 1. zu leich moralischen und christlichen Unterricht geben lönne; jene h lo sor en, jene irreligiösen Geister, jene steptischen und atheistischen Schriftsteller, gegen welche die katholische Kirche so sehr eifert, sind sämmt. ssch Schüler jener Congregationen, namentlich der Jesuiten gewesen. Ich fann nicht daran glauben, daß leine Ligue unter dem Klerus bestehe, und daß nur einzelne, ganz isolirt stehende Männer es seien, die auf Gewäh⸗ tung vollständiger Unierrichtsfreiheit drängen erblickt man doch jetzt auf allen Mauern von Paris Anschläge, durch welche die „Kirche“ das sämmtliche Publi- fum benachrichtigt, daß sie die Rede, welche ein beredter Pair für die Unterrichts freiheit gehalten, für einen Son das Exemplar verkaufe. Eben so wenig halte ich die Versicherung für aufrichtig, die Neclamgtionen des Klerus hätten leinesweges zum Ziele, eine Nückkehr zur alten Ordnung der Dinge, welche durch die Juli-Revolntion gestürzt worden, vorzubereiten; sieht man doch, daß hauptsächlich diejenigen Prälaten, welche die eifrigsten Anhänger einer verbannten Dynastie sind und die güößte Abneigung gegen die jetzige Her

scherfamilie hegen, am lautesten die Stimme erheben und die übertriebensten

Forderungen siellen. Ich warne vor dem Rathe, das in Belgien besolgte Sostem anzunehmen; denn man sieht in diesem Lande den Klerus die Fa— millen auf eine wirklich unerträgliche Weise torannisiren; der Klerus hat sich dort eine wahre Strafgewast im Kreise der Familien angemaßt und übt sie auf empörende Weise aus: der gleißnerischen Versicherung, daß der französische Klerus, wenn er, wie in Belgien, Unterrichtsfreiheit hätte, nicht so verfahren und seine Gewalt nicht mißbrauchen würde, ist nach Allem, was man weiß, wahrlich kein Glauben zu schenlen.“ .

Herr Vivien sprach sich auf das entschiedenste dafür aus, daß der Unterricht unter strenge Ueberwachung von Seiten des Staats gestellt werde. Nachdem noch einige Mitglieder das Wort ergriffen hatten, um Beschuldigungen und Vorwürfe, welche gegen sie und ihre Aeußerungen vorgebracht worden waren, abzulehnen, wurde die allge— meine Diskussion geschlossen und die Debatte über die einzelnen Ar⸗ tikel des Entwurfs eröffnet. Der Artikel 1 bestimmt die Gegenstände, mit welcher sich der Sekundär-Unterricht beschäftigen soll; er soll Mo⸗ ral und Religion, alte und neue Sprache, Philosophie, Geschichte, Geographie, Mathematik und Physik umfassen. Der Marquis von Tur⸗ got schlug ein Amendement vor, welches eine Trennung der Unterrichts⸗ , ee, für die Prüfungen zum Baccalaureat-es-lettres und zum Baccalaureat-es-sciences zum Zweck hatte und für das letztere die alten Sprachen und die Philosophie ausschließen sollte. Der Minister des Unterrichts sprach jedoch sehr enischieden gegen die Ausschlie- ßung der klassischen und philosophischen Vorbildung von irgend einem Theil des Sekundär⸗ Unterrichts, und das Amendement wurde auch ohne Abstimmung verworfen. Hierauf schlug Herr von Segur⸗-La— moignon folgenden Zusatz-Paragraphen vor; „Jedoch wird der Kursus der Philosophie beim Sekundär- Unterricht sich auf die Stu⸗ dien der Logik, der Moral und der Elementar- Psychologie beschrän— ken.“ In der Motivirung dieses Amendements zeigte sich Herr von Segur⸗Lamoignon zugleich als Gegner Montalembert's und Cousin's, des Ultramontanismus und Eklektizismus.

„Die Kammer“, sagte der Redner, „möge mir erlauben, in wenigen Worten gegen die sondeibare Anmaßung des Herrn Grafen Montalembert zu a e, der sich herausnimmt, im Namen aller katholischen Laien Frankreichs Manifeste ergehen zu lassen. Ich meinerseits tadle und ver⸗ werfe, gerade in meiner Eigenschaft als Katholik, die Art und Weise, wie Graf Montalembert die Pflicht der Katholiken bei der Frage vom freien Unterricht auffaßt und ersüllt wissen will. en meiner Ueberzeugung besteht die erste Pflicht eines guten Katholiken bei der besagten Frage, wie bei allen Verhältnissen des Lebens, darin, daß er sich als guͤter Ehrist bewähre; nun aber sehe ich nichts Christliches in der heftigen Polemik unseres chren= werthen Kollegen, bei welchem Herz und Seele von jugendlichem Feuer glühen,

während das Urtheilsveimögen noch leinesweges die gehörige Reife erlangt zu haben scheint. Ich bin der Meinung, ein guter Katholik könne leicht mit der dreifachen Energie seines Gewissens, seines Glaubens und seiner Vaterlandsliebe reden und handeln, ohne gegen den Anstand zu fehlen und die Magistratur des Landes mit einer blutgierigen Meute zu vergleichen, ohne sich verleumderische Anspielungen auf die Regierung zu erlguben, aller⸗ dings auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen. (Präsident Pas quier: Herr von Segur, ich muß Ihnen bemerken, daß diese Worte emwgs heftig sind; die Kammer kann solche Ausdrücke nicht gutheißen.) Ich citire nur die eigenen Worte des Herrn von Montalembert; er hat seine Gegner mit Julian dem Abtrünnigen verglichen und sie der Unredlichkeit und der Heu— chelei angeklagt. Die Pflicht eines guten Katholiken bei der Frage von der Freiheit des Unterrichts ist ferner, Alles zu thun, was von ihm abhängt, um die Verwirklichung dieser Freiheit zu erlangen, die in so hohem Grade die religiöse Freiheit und die Hoffnungen des Glaubens intere ssirt. Was rathen Klugheit und gesunder Verstand, als Regel anzunchmen, um diesen Zweck zu erreichen? Der Herr Erzbischof von Paris hat es im Ver— ein mit vier seiner Suffragane in der Denkschrift ausgesprochen, welche un— längst an den König gelangt ist. Erstens muß das Prinzip des öffentlichen nh anerkannt werden, wonach in Frankreich keine Freiheit bestehen kann, die nicht durch das Gesetz desinirt und geordnet, d. h. Bedingungen der Bürgschaft und Ueberwachung im inreff des Staats unterworfen ist; zweitens aber sind Natur und Umfang der aufgelegten Bedingungen genau zu prüfen und alle diejenigen energisch zurückzuweisen, welche die zu desini⸗ rende und zu ordnende Freiheit wahrhaft gefährden können. So ist nach meinem Dafürhalten, die Pflicht eines guten Katholiken bei Berathung der wichtigen Frage, die uns beschäftigt, zu verste— hen. Was thut aber Herr von Montalembert? Er xtritt ganz aus dem öffentlichen Recht seines Landes heraus; er tadelt und ver— wirst nicht nur die von der Regierung eder durch die Kemmission vorge— schlagenen Garantie⸗Bedingungen, sondern er will auch nichts hören von dem Prinzip selbst, das nach unserem öffentlichen Recht jede Art von Frei— heit definirt und regelt. Er verlangt unbeschräntte absolute Freiheit des Unterrichts, wie sie nie in Frankreich bestanden hat, wie sie nie bei uns aufkommen wird.“

Nach dieser Zurechtweisung für den Grafen Montalembert kam der Redner auf seinen Vorschlag, dem philosophischen Kursus beim Sekundär⸗lUnterricht engere Schranken zu setzen, und sagte:

„Bei dem dermaligen Stand der llassischen Studien begreift das Uni—

768

versitäts Programm der philosophischen Klasse vier Gegenstände: Psochologie, Logik, Moral mit Theodicee, Geschichte der Philosophie. Ich chlage vor, die Pspchologie auf die E)lemente der Wissenschaft zu reduziren und die Ge? schichte der philosophischen Sosteme sammt der Theodicce, welche metaphysi⸗= sche Fragen von den Anributen der Gottheit in sich faßt, ganz auszuschei⸗ den von dem Lehr-Kursus der Colleges.“ . 1

Die Ansicht des Nedners, eine solche Beschränkung sei dringend nothwendig, stützt sich auf seine Ueberzeugung, der Jugend-Unterricht, wie er unter Cousin's Leitung stattfinde, drohe mit großer Gefahr sür die Seelen der anwachsenden Generation. Es werden Stellen aus Cousin's Vorträgen und Werken angeführt und der Schluß dar⸗ aus gezogen, die Tendenz seiner Lehre gehe dahin, nachzuweisen, daß die Philosophie die Religion aufhebe.

„Die Cousinsche Philofophie“, fagte der Redner, „affektirt Ehrfurcht vor der Religion, während ihr ganzes Streben dahin geht, sie herabzusetzen, verächtlich zu machen, den Herzen zu entfremden; die Philosophie giebt sich in Herrn Cousin's Mund als das Licht der Lichter aus, als die Wahrheit der Wahrheiten; im Christenglauben, so predigt Herr Cousin, sind alle Wahr heiten enthalten, man muß sie aber suchen und auslegen. Folgendes ist eine Stelle aus einem akademischen Vortrage des Herrn Cousin: *„„„Lasset uns bescheiden sein und den Eigendünkel ablegen; wir sind ja von gestern! aber lasset uns dabei der zukunft vertrauen und in der Gegenwart Geduld üben; es wind immer Volksmassen geben; für sie ist der Christianis= mus die einzige Philosophie. Zufrieden, das Volk in den Armen des Christenglaubens zu sehen, begnügt sich die Philosophie, ihm die Hand zu reichen, um es zu erheben; Religion ist die Philosophie der Massen; nur eine kleine Zahl Denker geht weiter.““ Dies ist die Substanz der philoso— phischen Unterweisung, die Hen Cousin der Jugend geben laßt; solcherlei Doltrinen werden auf allen von der Universität geleiteten Unterrichts-An⸗ stalten verbreitet. Unter dem Vorwand, einzuführen in die Geschichte der Philosophie, werden alle gesunden Ideen unigestoßen und die Geister ver=— derben, indem man sie lihrt: die Philosophie, d. h. die menschliche Ver— nunft, erkläre Alles, sei die Leuchte, die Alles erhelle, die allein anzuerken— nende höchste Autorität; die Philosophie sei für die Menschheit ein größerer Fortschritt, als die Religion; das Christenthum sei die Religion der Massen, d. h. der Ungissenden; die echte Philosophie, der Kultus der reinen Ideen, die Religion der Denker, werde das Menschengeschlecht nach und nach auf eine höhere Stufe führen, als die, wohin der Christianismus reiche; in einer mehr oder weniger fernen Zeit müsse unfehlbar der Christianismus den Platz räumen, ihn der Philosophie zu überlassen, als der letzten Eman— cipation des Gedankens. Man glaube nicht, daß so abscheuliche Sätze nur als Verirrungen anzusehen sind, die ihre Entschuldigung finden mögen in dem Feuer eines improvisirten Vortrags; nein, sie sind die Substanz und der treue Ausdruck eines vollständigen Systems, geschmückt mit dem Namen des modernen Ekleltizismus, dessen Basis ist: Ableugnung der Göttlichkeit und ewigen Dauer des Christenthums. Man muß übrigens dem Henn Cousin die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zuzugeben, daß er seine Lehre nicht versteckt hält, vielmehr den Muth hat, sie offen zu verkünden und keinen Zweisel zu lassen über den wahren Sinn seines Systems. Darum hat er auch bei seinem letzten Vortrag zur Einleitung in die Geschichte der Philosophie in der Besorgniß, es dürfte noch eine Wolke von Ungewißheit über feinen Zuhörern schweben, die bedeutungsvollen Worte beigefügt: „„Ihr müßt mich wohl jetzt genau fennen.““ Ja, mein Herr, wir kennen Sie; wir kennen Sie nur zu gut; wir wissen, wie viel Uebel Sie schon gestistet haben! (Muxren unter den Pairs; der Präsident Pasquier bemerft dem Redner, das sei nicht parlamentarisch gesprochen; Herr Cousin verlangt das Wort; Herr Segur-⸗Lamoignon aber läßt sich nicht stören. Ja, wir lennen den Herrn Cousin und sein Treiben, und darum erklären wir die Richtung, die er seit 14 Jahren mit Feuereifer und rastloser Beharrlichkeit dem philoso— phischen Unterricht in Frankreich zu geben sucht, für heillos und seelenver⸗ derblich; darum begreifen wir auch die Unruhe der christlichen Familienväter und die lebhafte, noch immer zunehmende Aufregung des ganzen Episkopats; darum endlich schlagen wir vor, von dem philosophischen Kursus an den Sekundär-Unter= richts⸗-Anstalten diejenigen Particen auszuscheiden, welche den in der Cousinschen Schule gebildeten Professoͤren eine allzu günstige Gelegenheit bieten würden, ihre abscheuliche Lehre unter der Jugend zu verbreiten und neue Beiträge zu liefern zu den Verirrungen des menschlichen Geistes. Was würde wohl Rollin, dem Friedrich der Große schrieb: „Männer, wie Sie, gehen den Herrschern zur Seite““, falls er mitten unter den Pairs erscheinen lönnte, was würde er sagen, wenn er einen Theil seiner geliebten französischen Jugend Lehrern anvertraut sähe, die nicht einmal Christen sind, und, dem Kultus der reinen Ideen zugethan, den philosophischen Unterricht vergiften.“

Herr Cou sin: Sie fennen uns nicht.

Herr von Segur-Lamoignon: Ich kenne Sie leider nur zu gut, 246 das Böse, das Sie uns verursacht haben und uns noch täglich ver⸗ ursachen.

Herr Cousin erklärte nun von seinem Platze aus, er sei dem Christenthum nie feindselig gewesen, allein er habe, als er über die Philosophie zu schreiben gehabt, seine Meinungen frei ausdrücken müssen. Er habe zwar ja oft gesagt, das Christenthum sei die Phi⸗ losophie des Volkes, dabei aber immer zwischen Theologie und Phi⸗ losophie unterschieden und erklärt, die eine beruhe auf heiligen Ge⸗ heimnissen, die andere auf natürlichen und beweisbaren Wahrheiten; vor der einen beuge er sich, die andere lege er aus. Wenn er theo? logische Bücher geschrieben hätte, so würde er sich anders ausgedrückt haben. „Diese wenigen Worte“, fügte er hinzu, „sind nur eine per⸗ sönliche Rechtfertigung; ich werde übermorgen das Wort wieder neh⸗ men und dann, mit Mäßigung aber ausführlich, den philosophischen Unterricht rechtfertigen“. Herr Villemain vertheidigte den philo— sophischen Unterricht der Colléges und führte als Beweis der! Mo= ralität und der Orthodoxie dieser Philosophie an, daß unter der Zahl der den Professoren vorgeschriebenen Bücher sich Mallebranche, BDes— cartes, Bossuet und Fenelon befänden. Hierauf wurde die Fortsetzung der Diskussion des ersten Paragraphen vertagt und die Sitzung auf⸗ gehoben.

Paris, 2. Mai. Der Moniteur veröffentlicht heute einen Theil der Glückwunsch-Reden, welche zum Namensfeste des Königs an Se. Majestät gerichtet worden, und die darauf ertheilten Antworten. Der apostolische Nuncius sprach im Namen des diplomatischen Corps

und pries besonbers die glückliche Fortdauer des Friebens. Aufsehen haben die Anrede des Erzbischofs von Paris und die Antwort des Nönigs auf dieselbe gemacht. Der Erzbischof flocht nämlich Bemer⸗ kungen über die Freiheit der Kirche in seine Rede, die den König zu einer sehr entschiedenen, zurechtweisenden Entgegnung veranlaßten. Die Anrede des Erzbischofs lautet folgendermaßen:

„Sire! Wir bringen Ew. Majestäf mit unseren ehrerbietigen HuldiQ gungen die Gefühle dar, welche unserer jetzigen Lage am gemäßesten sind. Wir werden niemals uns davon überzeugen können, daß der Staat um des Friedens und der Freiheit der Kirche willen oder die Kirche um der Größe und Wohlfahrt des Staates willen leiden dürfe. (Nan venict anima in consilium eorum, qui dicunt, vel imperi⸗ pacem et libertatem eecle- siarum, vel celesi is prosperitaten/ . cxaliationem imperii nocituram. S. Bernard. Ehpist. 244.) Diese lüeberzeugung, welche vor sechshundert Jahren ein heiliger Gelehrter Frankreichs aussprach, der durch seinen Geist die Ehre seines Jahrhunderts und durch den Heldenmuth seinen Tugenden die Ehre des Priesterstandes war, sie ist auch die des Klerus und des Erzbischofs von Paris. Sire, als unzweideutiges Zeichen von der Geradhent ihrer Gesinnungen und als das sicherste Unterpfand ihrer Hoffnungen sprechen sie diefelbe gein vor Ihnen aus. Sie sagen Ihnen gern, daß Frankreich ihnen zu theuer ist, als daß sie irgend Jemanden den Nuhm einräumen sollten, seinen Ge—= setzen unterwürsig, für sein Glück hingebender zu sein. Gott verhüte, daß Wohlthaten keine Eikenntlichkeit bei Männern fänden, die gewöhnt sind, in einer Handlung der Gerechtigleit einen Grund zur Dankbarkeit und in der Freiheit ihres Amtes ein neues Mittel zu erblicken, die Regierungs- Gewalt selbst geachteter zu machen! Diese Hingebung wird von der hohen Weis— heit des Königs begriffen und vorgezogen werden. Er wird sie unserer friedlichen Aufgabe und der Loyalität unseres Charalters würdig und der Religion wie dem Vaterlande nützlich erachten. Erlauben Sie, Sire, die aufrichtigen Wünsche hinzuzufügen, welche wir hegen, daß Gott auch ferner seine reichsten Segnungen über Ew. Majestät und' über Ihre eihabene Fa— milie ausbreiten möge.“

Der König antwortete:

„Ich danke Ihnen, Herr Erzbischof, für die Wünsche, welche Sie Mir persönlich und im Namen des Klerus von Paris darbringen. Ich glaubte hinreichende Unterpfänder dafür gegeben zu haben, daß es Mein Wille ist, die Freiheit der Religion aufrecht zu erhalten unb die Geistlichkeit mit aller ihr gebührenden Achtung und Ver— ehrung zu umgeben, so daß es wohl unnütz war, Mich auf die Art und Weise, wie Ich es eben vernommen, daran zu erinnern. Ich kann Ihnen sagen, Herr Erzbischof, und Sie wissen es bereits, daß die Geistlichkeit auf Mein ganzes Wohl⸗ wollen, auf Mein ganzes Interesse und auch auf die Beharrlichkeit Meiner Bemühungen rechnen darf, Frankreich die Wohlthaten der Religion zu sichern, damit diese auch fernerhin einerseits die beste Gewähr gegen die Laster sei, aus denen die gesellschaftlichen Zerrüt⸗ tungen entsprießen, und andererseits der Quell aller Tugenden, die das Heil der Menschen begründen.“ .

Die Königl. Familie wird die Sommer -Residenz von NVeuilly unmittelbar nach der Abreise der Herzogin von Kent beziehen. Später wird sie auch zu St. Cloud, Fontainebleau, Vernon und in dem Palast von Eu einen kurzen Aufenthalt nehmen und die Stadt Dieppe be— suchen. Während der Serenade, die dem König gestern Abend vor den Tuilerieen gebracht wurde, hatte Ludwig Philipp seinen Enkel, den kleinen Grafen von Paris, auf den Knieen und ließ ihn, als vom Orchester die Marseillaise gespielt wurde, den Takt dazu schlagen.

Der Contre- Admiral Hamelin, neu ernannter Befehlshaber der französischen Marine-Station im Stillen Meer, wird erst in sechs Wochen von Paris abreisen, um sich an den Ort seiner nenen Be⸗ stimmung zu begeben. Inzwischen ist dem Contre-Admiral Dupetit⸗ Thouars die ofsizielle Depesche, durch welche die Absetzung der Kö— nigin Pomareh desavouirt wird, schon längst zugeschickt worden. Man vermuthet deshalb, daß ihm selbst der Befehl ertheilt worden sei, die Königin Pomareh, welche er ihrer Herrscherwürde verlustig erklärt hatte, in ihre Rechte wieder einzusetzen.

Vorgestern Mittag bog ein heftiger Windstoß einen Gasometer der Gas-Fabrik an der Barriére Courcelles um, so daß das Gas nun durch den unteren Theil des Gasometers drang. Der Wind schleuderte glühenden Coak in den Gasstrom, welcher sich alsbald ent⸗ zündete und den Gasometer auf der einen Seite auseinandertrieb. Da nun der ganze Inhalt des Gasometers verbrannte, so glaubte man von fern einen großen Brand zu sehen, und die Behörden und Spritzen leute von Neuilly kamen alsbald zur Hülfe. Indeß gelang es in der kürzesten Zeit, alle Gefahr zu beseitigen und der Flamme Meister zu werden. Sechs Aibeiter wurden, meistens leicht, verwundet. Ein einziger schwebt in Lebensgefahr. Die Gas-Fabrik setzt ihre Arbeit ungestört fort. h .

Die Industrie = Ausstellung ist doch im Lauf des gestrigen Tages noch eröffnet worden, aber nicht alle Räume derselben, da man in mehreren noch damit beschäftigt ist, die ausgestellten Sachen in Ord— nung zu bringen.

Ens Paris, 2. Mai. Die Pairs- Kammer zog sich heute unmittelbar nach Eröffnung ihrer Sitzung in ihre Büreaus zurlick, um verschiedene Gesetz Entwürfe zu prüfen, zuerst den, einen Supplementar⸗ Nredit von 450,000 Fr. für Eintragung von Militair-Penstonen 1 den Königlichen Schatz betreffend, dann jenen über die Ersindungs⸗ Brevets. Um 2 Uhr wurde die öffentliche Sitzung wie der auf⸗ genommen, der Präfident giebt das Resultat der Arbeiten in den Bürcaus zu erkennen, und Vicomte de Preval , dann Be⸗ richt über das Heer-Ergänzungs-Gesetz, worauf die Dis üussion über das Gesetz, den Sekundär-Unterricht betreffend, . ie und zwar zunächst über das Amendement des Herrn. r. . Der Herzog von Harcourt erkennt an, daß die Mehrzahl der ge—

.

—— r 2 .

im Himmel send

Im litzten Ati werden

7 gelassen, um mit

Welt zu fonkorditen.

zugelheilt wird, ist eine des Komp

srgteisend ist die Malerei des Si

Harmonie; Der Schluß wird (j

densnacht“. Auch hier ein herr

der Schweiz, sern von jeder

der Parteien, der Widerstrejt

auf, worin die Harfen herrlich In dieser ursprünglichen

weil ausgesponnene Nummern, und n waren, da sie , , vorgenommen, dabei aber

spielin, not wendig. Diese hai der stomponi

hatte die Oper allerdings einige zu

sich selbst am wehesten gethan, indem einige der schönsten Blumen des Wer— kes unter seiner eigenen Sense fielen, während mancher Auswuchs geschont blieb. Namentlich sind wir in dieser Bearbeitung, die leider auch der hie⸗ sigen Aufführung des „Tell“ zum Grunde liegt, um den Sturm und bas Finale des letzten Akts gekommen.

Daß man in Berlin die großen Opern prachtvoll auszustatten pflegt, ist feine Neuigkeit. „Tell“ jedoch ist in dieser Hinsicht nicht besonders be= dacht, und das Arrangement läßt Manches zu wünschen übrig. Nehmen wir inzwischen hiervon Umgang und wenden wir uns zur Darstellung. Hier haben wir zunächst den Nanien des Königl. hannoverschen Hof-Sängers Denn Stiegelli in Ehren zu nennen, der in der Partie des Arnold von Melchthal zweimal Gelegenheit nahm, sich als dramatischer Sänger von vortheilhaster Seite zu zeigen, und der sich, als solcher, an einigen Stellen glänzend bewährte, was auch vom Publikum durch vielfache Acclamatio— nen belohnt wurde. Könnte Herr Ssiegelli feiner Besangenheit mehr Herr werden und rundete sich sein Spiel einheitlicher ab, so würden wir seiner Leistung unbedingtes und üm so gerechteres Lob schenlen, als sie durchweg zeigte, daß derselbe nicht nur von der Natur mit anziehenden und schönen Mltteln bedacht ist, sondern dieselben auch durch die Kunst immer mehr zu veredeln strebt. Herr Bötticher (Tell) und Dlle. Tuczek (Mathilde) Und, zwei so strebsanie, der höheren Ausbildung steis zugewendels Künsiler= Naturen, daß wir ihnen, wie beinah immier, auch die nal Lob zu spenden haben, das auch Herr Pfüister als Fischer und Dlle. Grünbaum als GHemmh verdienen. Hert Bader (eiihold) weiß an fein Auftreten jedes= mal eine Erhöhung des dramatischen Interesses zu knüpfen. Die Mitwir⸗ kung des Heirn ZCchiesche in dem erwähnten Terzett bewährte den siche⸗ ren, stets fertigen Sänger. u.

Naturhistorisches. . ; ten Warthe-User, unweit Konin F- Kouin, 27. April. An Lech Fossil ' ümlich Y imil⸗ üsfi ein schr interessantes Fossil entdeckt, nämlich ar, hin ien fs ha mingr schnell lzait. Der Stamm und die Mittel

ü inerte Ho eine halb verkohlte, halb versteinerte Holzart 21 e äste 6. n,, . Baumes sind gänzlich versteinert, die Spitzen der

Aeste jedos hst. Die Versteinerung ist so stark, daß sie sich nur . n gien! die verlohlten Aeste sind dagegen biegsam und frennbat. Diesch Fessih ist, so weit bekannt, von den Naturforscherm bisher noch nirgends erwähntz auch Pusch giebt dariiber in seinen geognoösti= schen Beschreibung von Polen keine Andeutung, wiewohl er über eine bräun⸗ liche, in der Umgegend von Konin und Motzielaw vorgefundene Kohle sich augspricht Ich kann bei dicser Gelegenheit nicht umhin, der naturwissen schaftlichen Thätigkeit Anderer, unserer Landsleute zu erwähnen. In Mos lau arbeitet Iborzeweli an seinen paleontologischen Entdeckungen, welche sich auf Wolhynlen ünd Podolien beziehen. Seine Abhandlungen erscheinen jm Bulletin 4e la Socits Im soria le des naturalites de Moscou. Die meisten Gegenstände der Entdeckungen Zborzewski's sind versteinerte Muscheln. In Warschau beschästigen sich noch einige der Professoren der ehemaligen Rniversität eifrig mit den Naturwissenschaften, ohne über die Erfolge zu be⸗ richten; dagegen haben die Bemühungen des Grafen Tiezenhausen im Großherzogthum Posen um die Ornithologie schon erfreuliche Resultate ge— liefeit. Für die Naturforscher bildet Polen noch ein ergiebiges Feld der Untersuchungen, und es wäre wünschenswerth, wenn auch der Eifer der Aus— wärtigen dorthin seine Richtung nähme.

gen die Universität gerichteten Angriffe von ber Verirrung ihrer Urhe ber Zeugniß geben, aber er glaubt auch, daß etwas geschehen müsse im Interesse des Religions- Ünterrichts. Deshalb unterstützt er das Amendement des Herrn Segur Lamoignon. Herr Cousin sucht zu beweisen, daß es Pflicht der Regierung sei, den Unterricht in der Philosophie aufrecht zu halten, durch dessen Unterdrückung würde sie die moralischen Interessen der Geselischaft verrathen. In England wie in Holland gehöre die Philosophie mit in den Bereich der Gym⸗ nasialstudien, eben so in Sachsen und Preußen. Er führte auch ein Land an, das gewiß Niemandem verdächtig sein werde, Italien, wo die so mächtige religiöse Autorität die Philosophie in verschiedenen Anstalten vortragen lasse. Die Sitzung dauert fort.

. In der Deputirten-Kammer legte der Minister des Innern für den in der Pairs-Kammer zurückgehaltenen Siegelbe⸗ wahrer zwei Gesetz⸗ Entwürfe vor, einen in Betreff eines Kredit⸗ Verlangens von 84, 000 Fr. für Auebesserung von Diszesan-Ge— bäuden, den anderen, Abtretung von Lokalitäten an Gemeinden für ihre Schulen betreffend. Dann wurde die Diskussion des Gesetzes über die Gefängnisfe fortgesetzt. Die Kammer war beim Art. 6 stehen geblieben, wonach die Angeschuldigten der beiden Kategorieen, inculpés sowohl als prévenus, so wie die Angeklagten (accusès) bei Tag und Nacht in Zellen eingeschlossen bleiben sollen. Herr Maurat Ballange entwickelt ein Amendement, wonach sie nur des Nachts eingesperrt bleiben sellen in den Zellen. Herr Roger du Loiret erkennt an, daß durch Annahme des Systems des Ge— setz- Entwurfs eine Modification des Strafgesetzbuchs und des Kodex der Kriminal-Instruction nach sich zöge; gerade das bestimme ihn aber, für das Gesetz zu stimmen, dessen System ihm gut scheine, und das er daher bis ans Ende unterstiltzen werde. Wenn es in diesem Jahre nicht zu Stande käme, werde er selbst es wieder in der näch— sten Session kraft der parlamentarischen Initiative anregen, gerade so wie Regierung und Kommission es ausgearbeitet haben. (Bewegung im verschiedenen Sinne.) Die Diskussson über dieses Amendement dauert noch fort. Herr von Tocqueville erklärt, wenn dieses Amen— dement angenommen werde, thue die Regierung besser, das ganze Gesetz zurückzuziehen.

A Paris, 2. Mai. Die Revue des deux Mondes, deren politische Chronik gegenwärtig nicht mehr von Herrn Rossi, sondern, wie es heißt, von Herrn Vivien abgefaßt wird, übernimmt es in ihrer gestrigen Nummer, die wiederholten Angriffe der Opposition auf das in der otaheitischen Sache beobachtete Regierungs-Verfahren als ein rechtmäßiges taktisches Mittel darzustellen, dessen Anwendung die Oppo— sition mit demselben Fug auch zum dritten- und viertenmale versuchen könne. Um ein Ministerium zu stürzen, das ist ungefähr das Raisonnement der Revue des deux Mondes, muß die jeweilige Opposition im= mer nur einen einzigen Mauerbrecher in Bewegung fcetzen, immer nur eine einzige jener Anklagen vorschieben, welche Ungunst und Mißach— tung über die Regierung bringen können. Wird der erste Sturm abge— schlagen, so veranstalte die Opposition einen neuen Sturm an derselben Stelle, und so fort und fort, bis sie Meister des Platzes ist, ein Augenblick, der bei einiger Beharrlichkeit in der Regel nicht lange auf sich warten lassen wird. So, sagt die Revue des denz Mondes, verfuhr die Coalition gegen das Ministerium vom 15. April, indem 'sie (Herr Guizot war einer ihrer heftigsten Wortführer) Herrn Molé und seine Kollegen immer wieder von neuem für die Räumung von Ancona zur Verantwortung zog, und auf diesem Wege wird die heutige Oppo— sition mit demselben Rechte zum Ziele gelangen, wenn sie den Un— willen der öffentlichen Meinung über die Desavouirung des Admirals Dupetit⸗Thouars mit Geschick und Konsequenz ausbeutét. Von einem Gedanken au politische Moral oder an höhere parlamentarische Klug⸗ heit findet sich keine Spur in dieser Auffassung der genannten Zeit— schrift. Der unmittelbare Zweck ist für dieselbe Alles, und sie küm— mert sich nicht um die Natur der gewählten Mittel und um diejenigen Wirkungen derselben, welche außerhalb jenes unmittelbaren Zweckes liegen. Daß die öffentliche Unzufriedenheit über die Wiedereinsetzung der Königin Pomareh aus Ungerechtigkeit und Vorurtheil entsteht, daß die Ausbeutung dieser Ungerechtigkeit und dieses Vorurtheils das Volk und das Parlament zugleich demoralisiren muß, daß die ewigen leidenschaftlichen Angriffe auf die Regierung das ohnehin so schwache Prinzip der Autorität vollends erschüttern, daß über die unfruchtbaren Debatten über die otaheitische und ähnliche Fragen kostbare Stunden und Tage und selbst Wochen verschwendet werden, binnen denen nicht nur Nützliches, son⸗ dern selbst Nothwendiges geschehen könnte, darauf nimmt die Revue des deux Mondes nicht die allermindeste Rücksicht. Diese Auffas⸗ sungsweise der Revue des deur Mondes ist übrigens nicht verein zelt, es läßt sich vielmehr behaupten, daß sie in der ganzen französi⸗ schen Partei⸗Politik entschieden vorherrscht.

Man kann es als ganz gewiß annehmen, daß die otaheitische Frage in der Kammer noch keinesweges erschöpft ist, sondern daß sie wenigstens noch einmal im Laufe, der gegenwärtigen Session den Stoff zu einem allgemeinen Angriffe auf die Existenz des Ministe⸗ riums wird hergeben müssen. Man würde vergebens leugnen, daß, trotz der politischen Abspannung, die seit einiger Zeit in dem Lande herrscht, die Oppositions - Ansicht von der otahestischen Sache eine ziemlich große Popularität hat. Jene Ansicht hängt in der That ganz enge mit dem Grund⸗Irrthume zusammen, in welchem sich die französische Meinung in Bezug auf die fernere geschichtliche Rolle und das nationale Interesse Frankreichs befindet. Vie Franzosen werden noch lange nicht begreifen, daß ihre demokratischen Staats Einrich⸗ tungen ihnen den Ehrgeiz eines erobernden, weithin herrschen— den und überall wirkenden Volkes untersagen, daß die Zei— ten Ludwig's XIV. und Napoleon's auf immer für sie vorbei sind, wenn es ihnen Ernst ist um die Aufrechthaltung und Welter— bildung ihrer gegenwärtigen politischen und geselsschaftlichen Verfassung. Ohne eine bedeutende Verstärkung der inonarchischen Gewalt! und ohne die noch viel schwierigere, wenn nicht absolut unmögliche, Wie- derherstellung des aristokratischen Bestandtheils des öffentlichen We⸗ sens in Frankreich, werden die herrschsüchtigen Leidenschaften, welche in dem französischen Volke ihr wildes Spiel treiben, immer nur ein Anachronismus bleiben.

Die persönliche Wendung, welche die Debatte in der Pairs-Kammer genommen hat, gilt manchen Leuten für ein Zeichen, daß die Lebensthätig⸗ keit der gesetzgebenden Versammlung im Luxembourg nicht so sehr herabge⸗ stimmt sei, als man dies anzunehmen ewohnt ist. Gewiß ist es, daß in der Pairs Kammer seit unvordenklichen Fr keine so bewegte Sitzung statt⸗ gefunden hat, wie die vorgestrige. Ünd wir sind keinesweges am Ende dieses kleinen Sturmes. Der Kampf zwischen den Herren Broglie und Montalembert scheint freilich ausgefochten zu sein, aber der An— griff des Herrn Segur Lamoignon auf Herrn Cousin ist noch nicht erwiedert, und man kann mit Sicherheit darauf rechnen, daß der Chef der philosophischen Schule dem genannten Wortführer der kirchlichen Partei nichts schuldig bleiben will und wird. Man hat Allgemein bemerkt und mit Recht im höchsten Grade sonderbar ge⸗ funden, daß Herr Segur Lamoignon damit anfing, Herrn Montalembert seine Heftigkeit vorzuwerfen, und daß er damit endigt, die Heftigkeit dieses „Sohnes der Kreuzritter“ in seinem persönlichen Ausfalle ge⸗ gen Herrn Cousin noch weit zu überbieten.

769

Grossbritanien und Irland.

London, 1. Mai. Das Budget für das laufende Jahr, wel— ches der Schatzkanzler vorgestern dem Unterhause vorlegte, hat auf alle Klassen des Landes einen freudigen Eindruck gemacht. Nach

Deckung früherer Ausfälle, nach Bezahlung eines Rücktandes von

100,00 Pfd. vom chinesischen Kriege her, und selbst nach Einlösung einer Schuld von mehr als 200,000 Pfd. bleibt noch immer ein Ueber— schuß von beinahe 17 Millionen. Die Einnahmen sind sowohl reich⸗ licher ausgefallen, als auch die Ausgaben für Heer und Flotte hinter dem Etat zurückgeblieben. Darum sagt die Times: „Der Stolz des jetzigen Ministeriums ist sein Finanz⸗System und Herrn Goul— burn's, des Schatzkanzlers, Stellung unter solchen Umstän⸗ den die glücklichste in der Verwaltung. Welche Fehler auch sonst das Ministerium begehen mag, es bezahlt und spart doch wenigstens. „Wenn wir nicht unglücklicherweise“, setzt die Ti⸗ mes mit einem bedeutsamen Winke hinzu, „einige kluge, zahlende, sparsame, höchst brauchbare und schätzbare Männer kennten, welche

nichtsdestoweniger den vollständigen Zweck ihres Daseins und jeden Beruf ihrer Stellung nicht zu erfüllen scheinen, und die nicht unsere stärksten Sympathien für sich haben, so könnten wir uns wider Wil- pa's ankämpfen werde. Auch würden die transatlantischen Staaten

len veranlaßt fühlen, wenigstens die den Finanzen vorstehenden Mit— glieder des jetzigen Ministeriums zu lieben und zu verehren. Fragt man uns nach unseren Helden, quem virum vel lieroa, unsere

Harfe würde unmittelbar die Namen Sir R. Peel und Herr

Goulburn wiederklingen. „„Das Uebel des Landes, sagte der Erste, als er zur Gewalt gelangte, ist eine zu große Ausgabe.““ Nichts konnte in der That wahrer sein. Die ganze Nation war verschuldet; sie hatte die Zukunft verpfändet, um die Vergangenheit gut zu machen. Die Nation sank tiefer und tiefer; der Landeigenthümer erweiterte seine Güter durch neue Verpfändungen, Corporationen und Gesell⸗ schaften jeder Art bauten auf der luftigen Grundlage des Kredits, Grafschaften und Kirchspiele wurden mildthätig und fromm auf Kosten der Nachkommenschaft. Wie sollte das Alles enden? Die Nation hatte noch Verstand genug, diese Frage zu thun und legte demgemäß die Leitung der Angelegenheiten in die Hände Sir R. Peel's. Er kann als der große Bankerott— Kommissarius betrachtet werden als unser Geld- Diktator.“ In gleicher Weise billigt die Times die Verwendung des Ueberschusses, in Folge dessen, wie schon bemerkt ist, kleinere Steuern erlassen oder ermäßigt werden sollen. Man dürfe nicht in der ersten Freude über den günstigen Finanzzustand mit einem— male alle Beschwerden erleichtern wollen, da man dadurch nur neue Verlegenheiten herbeiführe. Bereitliegendes Geld käme immer zu statten und mache unabhängig vom Geldausleiher. Dahin scheine auch das kluge und wohlwollende Streben des Schatzkanzlers gerichtet zu sein. Die neuen Steuer-Ermäßigungen betragen nur 100, 0690 Pfd., welche auf Glas (mit 35,0090 Pfd.) auf Weinessig (12,090 Pfd.), Korinthen (90,900 Pfd.), Kaffee (56, 000 Pfd.), Schifffahrts⸗Asseku⸗ ranzen (100,000 Pfd.) und Wolle (100,000 Pfd. repartirt sind. „Man muß mit dem Kleinen anfangen“, sagt die Times, „und mit dem Großen enden; so schaffte auch Herr Goulburn zuerst' das Unkraut der Steuern fort jene kleinen aber ärgerlichen Abgaben.“

Die Missionair-Gesellschaft der Baptisten hielt neulich ihre sehr zahlreich besuchte Jahres-Versammlung, welcher viele Geistliche bei⸗ wohnten. Aus dem Berichte geht hervor, daß die Wirksamkeit des Vereins im verflossenen Jahre sich ansehnlich erweitert hat und auch die, dazu nöthigen Fonds stets im Zunehmen begriffen sind. Mehrere Mittheilungen der thätigsten Agenten der Gesellschaft wurden verle— sen; die Gesammtzahl dieser Agenten beläuft sich jetzt auf 192, wo— von etwa die Hälfte in fremden Welttheilen thätig ist. Die Zahl der Schulen des Vereins in Indien, Afrika, Jamaika, Kanada 2c. hat im vorigen Jahre bedeutend zugenommen und viele neue Lehrer wurden hingesandt. Die Zahl der weiblichen Missionaire des Vereins, welche auswärts in Thätigkeit sind, ist auf 39 gestiegen. Ueber 106000 gedruckte Bibeln wurden im letzten Jahre vertheilt und in Indien 11,00) Bände religiöser Schriften verbreitet, die der Verein ins Sanskrit übersetzen ließ.

S London, 1. Mai. Wie fast alle Maßregeln der jetzigen Verwaltung Englands Belege für die im Stillen wachsende aber un— widerstehliche Gewalt der Mittelklassen sind, denen das Ministerium entgegenzukommen sich genöthigt sieht, so haben wir auch eben wieder neue Beweise von dem Einflusse derselben in der Kirche. Die kirch⸗ liche Missions-Gesellschaft, welche einen Laien zum Präsidenten hat, und den Bischöfen, die sich ihr anschließen mögen, keine größere Ge— walt im Comité“ zuläßt, als sie anderen Mitgliedern, Gesstlichen oder Laien gewährt, ist deshalb und wegen anderer Eigenthümlichkeiten in ihrem Wesen und in ihrer Verwaltung, den Hochkirchlichen immer ein Dorn im Auge gewesen. Sie hat auch immer nur wenige Prälaten unter ihren Mitgliedern gezählt, und diese gehörten zu der sogenann ten evangelischen Partei. Gestern aber predigte der Bischof von London ihre jährliche Predigt vor ihrem großen Versammlungstage für sie, rühmte mit Eifer ihre Leistungen und mit Stolz, daß ihr Einkommen im Laufe des Jahres 115,000 Pfd. St. überstiegen habe. Aber noch mehr: ich höre, es ist im Plane, einen Verein zu stiften, dessen Zweck ist, die Geistlichen großer Gemeinden init Laien als Bibelvorlesern zu versehen, weiche ihnen helfen sollen, die Armen in ihren Wohnungen zu besuchen, und denen das Wort nahe zu bringen, die es nicht selbst in der Kirche suchen. Und an die Spitze die ses Vereins werden sich nicht nur Prälaten, wie der Bischof von Win⸗ chester, stellen, welcher immer Laiengehülfen geduldet hat, sondern auch der strengere Bischof von London und der beinahe puseyitische Bischof von Salisbury. Dies sind doch wohl Zeichen, daß der protestan⸗ tische Geist unserer Mittelklassen die Herrschaft in der Kirche behält. Und da die Bischöfe auch klug genug sind, diesen entschiedenen Geist endlich zu erkennen und ihm entgegenzukommen, ehe die bedrohliche Entfremdung derselben von der Kirche Wurzel fassen konnte, so ist wohl auch die Gefahr einer puritanischen Rückwirkung verschwunden, die der Puseyismus hervorrufen zu wollen schien.

Selg ien.

Brüssel, 3. Mai. Obgleich die Diskussion der Regierungs⸗ Vorschläge in Bezug auf die Handels⸗-Verhältnisse fortwährend bei verschlossenen Thüren geführt wird, so wissen sich doch die Zeitungen darüber einige Mittheilungen zu verschaffen. Namentlich enthält das Journal de Liëge einen gedrängten Bericht über die Verhand— lungen der beiden letzten Tage. Es wurden danach vorgestern unter Anderem an die Minister die Fragen gerichtet, ob zu Berlin in der Absicht unterhandelt worden sei, mit dem Zoll-Verein einen Vertrag abzuschließen, und ob es wahr sei, daß die belgische Regierung eine drehende Note von England in Betreff der Differenzialzoͤlle erhalten habe. General Goblet, der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, soll auf beide Fragen verneinend geantwortet haben. Im Laufe der allgemeinen Disknssion sprach Heir David gegen die ver⸗ schiedenen i n. Systeme, weil er darin nür' ein Mittel sehe, einige große Handlungshäuser zum Nachtheil des ganzen Lan— des zu begünstigen. Herr Defoere besprach die zu erwartenden Fol⸗ gen eines wirksamen Schutzes der National⸗Flagge. Das Prinzip der, Differenzial-Zölle sei das richtige. Wenn die Unterhandlungen Belgiens mit den Nachbarn noch keine Resultate erzielt hätten, so

liege die Ursache darin, daß man nicht auf die wahre Ursache der

Verhältnisse eingegangen sei. Hätte man im Jahre 1838 Repressa⸗ lien angewandt, so würde man längst einen glnstigen Handels⸗Ver⸗ trag mit Holland zu Stande gebracht haben. Belgien habe sich von England und Frankreich zu lange hinhalten lassen. Die Kam⸗ mer solle doch endlich einmal der übermäßigen Großmuth in Tarif⸗ sachen steuern. Herr von Castiau bedauerte, daß die UÜnterhandlungen mit Frankreich zu keinem Resultate geführt. Der Zoll- Verein mit Frankresch liege im politischen und materiellen Interesse der beiden Länder. Diese Unterhandlungen seien an interessirten Einflüssen ge⸗ scheitert; eine Aenderung des Systems werde eines Tages ihre Wie⸗ deraufnahme gestatten. Was die Differenzial-Zölle betreffe, so habe Belgien schon mehr und höhere, als nöthig. Belgien sei ein nach allen Seiten dem Schleichhandel zugängliches Land; folglich müsse das Differenzial-Zoll-System nur eine neue Anregung der Produc⸗ tion, also in wenigen Jahren eine Anhäufung der Fabrikate zur Folge haben. Wie solle man dann helfen? Durch die Ausfuhr, sage die Regierung. Allein wenn die belgische Industrie schon jetzt, trotz der hohen Zölle, die Konkurrenz auf den eigenen Märkten nicht aushal⸗ ten könne, so sei auch nicht anzunehmen, daß sie später auf den kransatlantischen Märkten mit Glück gegen die ersten Märkte Euro

in industrieller Hinsicht Europa nicht lange mehr zinsbar bleiben. Die Vereinigten Staaten hätten sich schon emanzipirt. Herr Dumortier behauptete, daß unbeschränlte Konkurrenz zum Verfall der heimischen Indnstrie führen müsse.

Die Emancipation meldet: „In Seraing sinb Bestellungen zu 25 Lokomotiven für verschiedene deutsche Bahn⸗ Unternehmungen eingetroffen. Die österreichische Ferdinandsbahn allein verlangt deren 12. Diese Bestellungen betragen im Ganzen einen Werth von Y00M,0Ob0 Fr.“

8 ch n i

Neuchatel, 30. April. Der Staats Rath, und an seiner Spitze Herr von Ehambrier, hatte dem preußischen Ministerium vor⸗ geschlagen, den Loskauf der Zehnten zu autorisiren. Gegen den Vor⸗ schlag sind aber die Bürgerschaften von Neuenburg, Boudry und Valangin aufgetreten und von 71 Gemeinden des Kantons haben sich, nach Einsicht eines Kreisschreibens der 3 genannten Bürgerschaf⸗ ten, 43 ebenfalls gegen die Maßregel erklärt.

Spanien.

53 Madrid, 25. April. Der junge Franzose, welcher dem hiesigen Vertreter des Rothschildschen Hauses die vorgestern angege⸗ bene Summe in Staats-Papieren entwandte, ist in Irun eingeholt und angehalten worden.

Vor einigen Tagen ließ die Königin Christine den General Prim zu sich rufen und befragte ihn um die Veranlassung zu der von ihm beabsichtigten Reise. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir mitzu⸗ theilen, daß der General Prim vor kurzem durch einen Brief über⸗ rascht wurde, in welchem eine in Berlin oder doch in den preußischen Staaten verweilende Person sich ihm als Bruder zu erkennen gab, der in früher Jugend von Spanien nach Deutschland versetzt worden wäre. Der General Prim, der noch nicht das dreißigste Lebensjahr zurückgelegt hat, kann sich durchaus nicht entsinnen, jemals einen Bruder gehabt zu haben. Indessen hat er dem Briefsteller freund⸗ lichst geantwortet und eine geschmackvoll gearbeitete Cigarrendose von

beträchtlichem Werthe übersandt.

Jetzt wollen hiesige Blätter gar die Nachricht erhalten haben, daß in den marokkanischen Staaten eine weitverbreitete Verschwörung bestände, derer Zweck die Verdrängung des regierenden Kaisers und die Einsetzung Abd el Kader's an dessen Stelle sein solle. Dieselben Blätter rathen der Regierung an, Abd el Kader bei diesem angeb⸗ lichen Vorhaben mit Waffen ünd einem Hülfs Corps zu unterstützen und sich dagegen Vortheile auszubedingen'

In Navarra sind mehrere vormalige karlistische Chefs plötz= lich verhaftet und auf die Citadelle' von Pampelong abge⸗ führte, worden. Ander? wurden, als sie Naum Frankréch verlassen und den Boden Cataloniens betreten hatten, mit den Waffen in der Hand gefangen genommen und in Gerona er⸗ schossen. Schwere Verantwortlichkeit fällt auf die Personen, durch deren Vorspiegelungen diese Unglücklichen ins Verderben gestürzt wur⸗ den. Dergleichen thörichte Unternehmungen, weit entfernt, die In⸗ teressen der Familie des Don Carlos zu befördern, thun ihnen den größten Abbruch.

Das kirchliche Journal el Catolico hat wieder zu erscheinen angefangen.

Der Minister des Innern hat so eben eine Verfügung über die Benutzung der Staats-Archive erlassen. Bisher blieb es im Allge⸗ meinen dem Minister des Innern überlassen, ob und in welchem Um⸗ fang er Inländern oder Fremden die Erlaubniß ertheilen wollte, in die Staats - Archive einzudringen und Abschriften oder Auszüge von dort befindlichen Dokumenten zu veranstalten. Auffallenderweise wurde in der letzteren Zeit diese Erlaubniß seltener Spaniern als Ausländern gewährt: Wenn nun schon dieser Ümstand geeignet war, die Eifersucht der Inländer gegen Letztere in Bewegung zu setzen, so muß man um so mehr bedauern, daß ein noch in diesem Augenblicke in den Archiven von Si mancas mit historischen Forschungen beschäftigter Belgier durch sein Be⸗ nehmen zu sehr lauten, mehr oder weniger begründeten Beschwerden, und zu dem Antrage, Ausländer von dem Eintritt in die Archive völlig aus⸗ zuschließen, Veranlassung gegeben hat. Die Regierung hat indessen einen Mittelweg eingeschlagen, und in der so eben erschienenen Ver= sügung jedem besonnenen Forscher die Möglichkeit eröffnet, die Staats Archive auch fernerhin benutzen zu können. Die rein literarischen Pa⸗ piere, die in den Archiven oder ähnlichen Anstalten aufbewahrt wer⸗ den, zu vergleichen oder abzuschreiben, soll Jedermann freistehen. Dagegen darf weder Spaniern noch Fremden gestattet werden, rein historische Papiere, die auf das vorige und das laufende Jahrhundert Bezug haben, einzusehen oder abzuschreiben. Papiere, die die Erwer= bung von Staatsgebieten, oder Einzelnheiten des Privatlebens der Könige und Prinzen betreffen, dürfen nicht ohne besonders ertheilte Erlaubniß zur Einsicht vorgelegt werden und nur unter den in der Verfügung sfestgesetzten Beschränkungen. Nur die Beamten der Archive dürfen, und zwar auf Kosten des Nachsuchenden, Auszüge oder Ab⸗ schriften von Papieren veranstalten. Letztere Vorschrift erscheint aller⸗ dings als sehr lästig.

Heute ist das Eco del Cem ercio wieder erschienen. Dieses Organ der sogenannten Progressisten hat sich den Vorschriften des neuen Preßgesetzes unterworfen.

XX Paris, 1. Mai. Die Frage des Tages in Madrid ist die neue Anleihe, welche das Ministerium abzuschließen beabsichtigt, und die sich, wie es heißt, auf 100 Millionen Realen belaufen wird. Obgleich mehrere große spanische Häuser sich erboten haben, diese Anleihe unter ziemlich günstigen Bedingungen zu übernehmen, und zwar großentheils gegen baares Geld, * cheink die Regierung doch entschlossen zu sein, auf dem Wege der Oe entlichkeit und des Auf⸗ streichs zu Werke zu gehen, um allen An lagen und Verdächtigun⸗ en zu begegnen, denen sie sich bei einem anderen Verfahren ane een würde. Die Zinsen der neuen Anleihe sollen durch die