1844 / 132 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

was seine Anstalt bisher leistete, ist von ihr ein r ker rng, ausgegangen, das allmälig alle Gebiete der evangelischen Kirche bedecken wird. Durch sie angeregt, bildeten sich in den seit ihrer Gründung verflossenen 7 Jahren ähn⸗ liche Institute zu Straßburg, Paris, in der Schweiz, in England, in Württemberg, in Sachsen, in den Niederlanden, und für die östlichen Provinzen ist von Sr. Majestät unserem Könige die Gründung eines evangelischen Mutterhauses in Berlin befohlen worden, das nach dem Muster des zu Ftaiferswerth eingerichtet werden soll. Ja selbst für die evangelischen Gemeinden in Rußland steht die seitens hoher Per⸗ sonen beabsichtigte Stiftung zweier Bildungs Anstalten für Kranken⸗ pflegerinnen zu St. Petersburg in naher Aussicht.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 6. Mai. (A. 3.) Auch in verwichener Nacht genoß unsere Stadt Ruhe, und, so Gott will, wird kein wei⸗ seres Bülletin mehr nothwendig sein. Die Landwehr versieht den Dienst gemeinsam mit den Linientruppen, für welch letztere scmmtliche BVeurlaubte einberufen sind. Eine eigene Kommission ward mit Lei⸗ tung der unter diesen außerordentlichen Umständen nöthig gewesenen Anordnungen beauftragt, die denn auch ihre Wirkung nicht verfehlt

haben.

München, 6. Mai. (M. p. 3.) Die Ruhe der Stadt hat vorgestern und gestern nicht die mindeste Störung mehr erlitten, und durch das energische Zusaimmenwirken der Civil- und Militairgewalt ist die einige Tage hintangesetzte Achtung vor dem Gesetze wieder hergestellt worden. Allerdings hatte man noch am verwichenen Frei⸗ tag den Zten Abends eine Erneuerung der tumultuarischen Auftritte zu beklagen. Eine Zusammenrottung zog nach Verübung zerstörenden Unfugs im Bockkeller, der in Folge dessen geschlossen wurde, mit Lärm und Geschrei dem Thale und der Sendlingergasse zu und richtete an einigen Brauhäusern und mehreren Bäckerläden durch Zerschlagen der Fenster und Thüren wiederholt Beschädigungen an. Es wurde indessen schnell Einhalt gethan, und am Tage darauf erfolgte eine Bekanntmachung der Königl. Polizei-Direction, wodurch weitere zweck⸗ mäßige Verfügüngen für häusliche Ordnung, Ruhe und Sicherheit getroffen sind, nachdem schon durch eine Bekanntmachung vom 2ten B. M. die Bestimmungen des Straf-Gesetzbuches Thl. 1, Art. 319 gegen öffentliche Zusammenrottung, Tumult und Aufstand zu Jeder— manns Warnung eingeschäft waren. Alle Punkte der Stadt, an denen man eine Wiederholung des Straßen⸗Unfugs hätte befürchten können, wurden militairisch besetzt, die Landwehr rückte mit Einbruch der Abendstunden zum Dienste aus, und somit war die Aufrechthaltung der Ruhe ge⸗ sichert. Eine ganz kurze Unterbrechung der Oper „Titus“ im Thea⸗ ter, durch Mißverständniß in Folge eines unbedeutenden blinden Lärms veranlaßt, verdient kaum Erwähnung, Eben so muß die verursachte, aber gleich im Beginn vereitelte Anzündung eines Holzhaufens, nicht in der Stadt, sondern an dem Isar-Gelände lediglich als Handlung des Muthwillens bezeichnet werden. Ein unerheblicher Raufzwist, der während des Abhaltens der Fruchtschranne am Sonnabend Morgens vorsiel, hatte seinen Grund lediglich in einer Privatstreitigkeit. Sämmtliche Gasthãuser werden fortwährend sorgfältig überwacht, Müßige und Verdächtige daraus entfernt, oder näch Umständen verhaftet, und bei der uner- müdeten Thätigkeit und Sorgfalt der Obrigkeit kann man sich der zuversichtlichen Hoffnung hingeben, daß so traurige, bei uns uner⸗ hörte Vorfälle, nicht wiederkehren. Es hat eine Versammlung der hiestgen Bierbrauer stattgefunden, in welcher sich dieselben zu der Erklärung vereinigten, das Sommerbier zum Schenkpreis von 6 Kreuzern die Maß Verleit zu geben, was sofort vom Magistrat der Hauptstadt dem Publikum durch öffentlichen Anschlag bekannt gemacht

wurde.

Negensburg, 6. Mai. (A. 3.) Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl von Desterreich und sein durchlauchtiger Sohn der Eizherzog Friedrich trafen, auf der Rückreise nach Wien, von München fommend, gestern Mittag hier ein, und sind im goldenen Kreuz ab estiegen. Ihre Kaiserl. Hoheiten haben die rasch fortschreitenden le ge werẽ Ingolstadts gesehen und auch der Walhalla einen Be⸗ such abgestattet. Als der greise Erzherzog in die Pforten des dem deutschen Ruhm geweihten Tempels trat, erhob sich unter Posaunen= Begleitung ein Sänger⸗Chor, der„des Vaterlandes Schwert und Schild“ willkommen hieß in dieser Halle, die einstens auch sein Bild enthalten werde, das Bild dessen, der „den Niebesiegten bezwungen“, des „Schreckens Zau⸗ berbann gelöst“, „Oesterreichs schbnsten Sieg errungen“, der „ein Blitzes⸗ strahl in Hal nie e en, Deutschland zweimal befreit. Man sah, wie der edle Fürst ergriffen war von diesem von König Ludwig selbst an ihn gerichteten Festgruß, der sinnigen Mahnung an das Pfingstfest von

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Aspern (21. und 22. Mai 1809). Negierungs-Präsident Freiherr von Zu-Rhein hatte den Erzherzog und seinen tapferen Sohn Frie—⸗ drich am Eingange der Walhalla empfangen. Hof - Kapellmeister Stuntz leitete den Chorgesang. Heute srüh 5 Uhr haben Ihre Kaiserl. Hoheiten auf dein mit allen Flaggen geschmückten Dampf⸗ * „Stadt Regensburg“ uns verlassen, um nach Wien zurückzu— ehren.

Sachsen. Xx Dresden, 10. Mai. Dem Vernehmen nach, wird Se. Majestät der König die Reise nach England bereits den 22sten d. M. antreten und in Allerhöchstdero Gefolge der Geh. Rath, Oberhofmeister von Miltitz, der Adsutant Major Reichart, der Hof⸗ Leibarzt Dr. Carus und der Hofrath Reichenbach sich befinden. Die Zuziehung des Letzteren läßt vermuthen, daß Se. Majestät zugleich eine botanische Exkurston in das Hochgebirge Schottlands beabsichtigen.

Der Umwandlung der größeren Gebäude Dresdens in Aubergen, wodurch die Anzahl der großeren Quartiere immer mehr beschränkt wird, ist nunmehr auch das ehemalige Koselsche Palais verfallen, welches lange Zeit von der Kaiserl. österreichischen Gesandtschaft be—⸗ wohnt wurde.

Hannover. Hannover, 8. Mai. (H. 3.) In der Sitzung der ersten Kammer vom 3. Mai wurde der Tages-Ordnung zufolge der von einem Mitgliede gestellte Antrag: „Unter Bezugnahme auf das ständische Schreiben vom 15. Januar 1842 bei Königlicher Regierung die Beschleuni-= gung der nöthigen verfassungsmäßigen Einleitungen behuf Regulirung der landschastlichen Verhälmisse des Herzogthums Aremberg-Meppen, des Für—= stenthums Bentheim und der Nieder -Grafschast Lingen zu beantragen,“ nach einstimmig bejahter Vorfrage in Erwägung gezogen. Der Proponent motivirte seinen Antrag damit, daß den benannten Landestheilen ein ver— sassungsmäßiger Ansprüch auf eine landschaftliche Verfassung zustehe. Schon in den Jahren 1818 und 1819, wo sie an der Wahl des osnabrückschen Ober- Appellatiens-Raths Theil genommen, so wie später in der Velord— nung, die Herzoglich Arembergschen standesherrlichen Verhältnisse betreffend, sei ihnen eine provinziallandschastliche Verfassung zugesagt, worden. Ob- wohl es nun von der Zeit an bis jetzt an Bemühungen, die Erfüllung die⸗ ser Zusagen zu erlangen, nicht gefehlt habe, so sei doch in der Sache nicht allein nichts geschehen, sondern die fraglichen Landestheile seien auch schlech- ter als früher gestellt, indem sie bei der letzten osnabrückschen Schatzraths⸗ wahl ausgeschlossen worden. Er halte es deshalb für seine Pflicht, den Gegenstand wiederum in Anregung zu bringen, und die Verwendung der Kammern dafür in Anspruch zu nehmen.

Ein zweites Mitglied erkannte das Wünschenswerthe einer provinzial— landschastlichen Verfassung für die Landestheile an, machte aber zugleich auf die Schwierigkeiten aufmerksam, welche der Anordnung einer solchen entgegenständen. Schon die Vorfrage, ob eine Vereinigung mit der osna⸗ brückschen Landschast ihunlich, sei eben so schwierig, als es auf der anderen Seite seine großen Bedenken habe, zu kleine Landschaften zu bilden. Es scien von Königlicher Regierung die nöthigen Einleünngen getroffen, die Sache habe indeß noch nicht so weit gebracht werden können, um eine Vor- lage an die Stände gelangen zu lassen. Die Regierung werde sich übrigens die Erledigung angelegen sein lassen.

Die zwelte Kammer hielt an demselben Tage eine vertrauliche Be— rathung in geheimer Sitzung.

Württemberg. Wurzach, 30. April. (S. M.), Se. Durchl. der Fürst Leopold von Waldburg zu Zeil-Wurzach hat bei den so hoch stehenden Preisen von Lebensmitteln den Armen seiner grundherrlichen Besitzungen ein bedeutendes Quantum von Kartoffeln, Früchten, Holz und Torf, zum Theil auch baarem Gelde, vertheilen lassen, was von den Behörden rühmend anerkannt und durch den Schw. M. zur öf— fentlichen Kenntniß gebracht wird.

Frankreich.

Paris, 6. Mai. Der König hat, wie schon erwähnt, die Aus⸗ stellung vorgestern Nachmittags besucht; er kam in Begleitung der Königin, der Herzogin von Kent und der drei Prinzen Nemours, Joinville und Montpensier; am Eingang zu dem großen Gebäude, das besonders für die Ausstellung errichtet worden ist, wurde er von dem Handels⸗Minister Cunin-Gridaine, dem General⸗-Segretair des Mini⸗ steriums, Paganel, den Generalen Sebastiani und Aupick, den Prä— fekten Delessert und Rambuteau, den Mitgliedern der Central-Jury und dem Maire des ersten Arrondissements empfangen. Als die ho= hen Herrschaften in die Gallerieen traten, begrüßte sie ein enthu⸗ siastisches Lebehoch. Das Journaldes Debats enthält eine Beschrei⸗ bung der zweistündigen Musterung, welche in den großartigen Lokalitäten vorgenommen wurde. Das Gebäude der Ausstellung hat vier Gal⸗ lericen, in deren Mitte sich der Maschinensaal befindet. Die Fabri⸗ kanten und andere Industriellen hielten sich bei den Gegenständen, die sie zur Exposition geliefert hatten, bereit, dem König auf etwanige Fragen Auskunft zu geben. Mit der westlichen Gallerie wurde der Anfang gemacht. Sie enthält musikalische Instrumente; auf die Harfe folgt die Zinke; bald hört man die ernsten Töne der Orgel, bald die noch etwas rauhe und schreiende Stimme des Melophon; Flöten, Klarinetten, Fagotte, ja felbst Contrabässe, nehmen wenig Raum ein;

aber dann folgt ein ganzes Gebiet von Pianos; die Namen Pape, Erard, Pleyel gehen von Mund zu Mund; der König verweilte mit gleichem Wohlgefallen bei einem Instrument von acht Ot⸗ taven, das 6000 Franken kosten soll, wie bei der bescheidenen Geige, die zu Mirecourt, einem Dorfe in den Vogesen, in Einem Tage fa⸗ brizirt und für 23 Fr. verkauft wird. Der Zug bewegte sich nun nach dem Saale, in welchem lyoner Seidenzenge, Mousseline von Tarare und Saint⸗Quentin, Cotonnaden von Rouen, gedruckte Baum⸗ wollenstoffe aus dem kunstfleißigen Elsaß, Tücher aus Louviers und Elbeuf, Madras aus Nimes, Schärpen, Shawls und Kaschemirs aus Paris ausgestellt sind. Von allen Sälen der interessanteste ist der, welcher die Maschinen enthält. Man sieht deren von allen Größen, zu den verschiedensten Bestimmungen. Der König und seine Beglei— tung hatten bis dahin einen Raum von 14 Lieues in einer Stunde durchgemustert; in einem für die hohen Besucher reserdirten Salon, wo man einige Minuten ausruhte, wurden sämmtliche Mitglieder der Cen⸗ tral⸗-Ausstellungs Jury vorgestellt; dann wurde wieder aufgebrochen, die nördliche und die östliche Gallerie in Augenschein zu nehmen. Die erste, zu welcher man durch den Haupteingang kömmt, ist von den Decorationskünsten ausgeschmückt. Hier entfalten sich die kostbaren Teppiche der Fabrikanten Sallandrouze und Veysson; die Kunsttisch⸗ lerei bietet eine reiche Auswahl geschmackvoller Möbel nach dem Styl der verschiedenen Zeiten; man bewundert in mancherlei Formen und in unerwarteter Anwendung Alles, was nur in Bronze, Silber und Gold hervorgebracht werden mag; der Diamant aus Brasilien, die Perle aus dem indischen Meer, die seltensten Edelsteine und Gemmen glänzen an den zahllosen Gegenständen zum Damenschmuck; Pendel— uhren, Vasen, Kandelaber, Kronleuchter stehen in der Nähe neuerfun— dener Vorrichtungen zu schneller und haltbarer Versilberung oder Ver⸗ goldunn. Neben den Künsten des Luxus sind die Schätze der Wissen— schaft ausgelegt. Motel, Perrelet, Ponce, Benoit, Larebours und andere Mechaniker haben dafür gesorgt, daß es an Zeitmessern, Ob⸗ jektivgläsern, astronomischen Instrumenten, Elektrisir-Maschinen nicht fehlte. Der König wollte von Allem unterrichtet sein. „Wer weiß nicht“, sagt das obengenannte Blatt, „daß er in seinen frühesten Jah⸗ ren in den Fabriken so gut zu Hause war, wie in den Museen und als Herzog von Chartres die Werkstätten der Handwerker und die engen Stuben der Armen besucht hat; von dieser liberalen Erziehung sind ihm unvergängliche Eindrücke geblieben; der Aufenthalt in Eng⸗ land, auf dem klassischen Boden der Industrie, hat die erste Neigung gesteigert und genährt; für den König sind die Künste des Friedens, bie zu fördern er sich als Aufgabe seiner Regierungszeit gestellt hat, vom allerhöchsten Interesse; er fragt, forscht, muntert auf durch freundliche Worte, und zeigt die Einsicht, die der Theilnahme erst den rechten Werth giebt. In der Gallerie nach Osten zu sind die zerbrechlichen Herrlichkeiten beisammen: hier sieht man die Wunder der Glas- und Thonwaaren⸗Fabrication, Po kale, Tassen, Porzellan, Fayance, Gefäße aller Art und Form aus gebraunter Erde, Schmelztiegel, farbige Fensterscheiben und die neue⸗ sten Erzeugnisse der Glasmalerei. Als der König bei der Ausstellung im Jahre 1839 die Fabrikanten und Künstler um sich her versammelt hatte, sagte er zu ihnen: „„Empfangen Sie meinen besten Dank! durch Ihre Arbeiten leisten Sie dem Gemeinwesen unermeßliche ienste; Ihre Talente, Ihre Erfolge verbessern die Lage aller Klassen der Na⸗ fioön; damit erfüllen Sie den liebsten Wunsch Meines Herzens. Unsere Fortschritte auf der Bahn des Kunst⸗ und Gewerbfleißes, so groß sie auch sind, werden nicht stehen bleiben an dem erreichten Punkt. Wo werden sie einhalten? Ich weiß es nicht. Wir werden sortfah⸗ ren, die Unabhängigkeit unserer Nachbarn zu achten, und diese werden nicht aufhören, ein gleiches Verhalten uns gegenüber zu be⸗ obachten. Unter solchen Umständen vermag Niemand vorauszusehen oder zu berechnen, welchen Aufschwung unser nationales Genie den Eroberungen der Industrie geben wird, diesen Eroberungen die den öffentlichen Reichthum mehren, keinem Interesse Abbruch thun, Jedem sein volles Recht unverkürzt lassen und keine Thränen fosten. Sol. cherlei Eroberungen seien das uns beschiedene Loos!“ Der König könnte heute hinzufügen: „„Dlese Eroberungen, wir machen sie täg. lich in weiterem Umfang““3 denn der industrielle Aufschwung hat nicht einen Augenblick nachgelassen; was in Mechanik und Metallur⸗ gie geleistet worden ist, muß besonders hervorgehoben werden; in den meisten Gewerben drängen sich vielseitige BVerbesserungenz in allen Werkstätten, auf allen Punsten Frankreichs ist des Königs Ruf gehört worden; die Ausstellung giebt davon unverwerfliches Jeugniß.“ Während in der ursprünglichen Fassung des Gesetz Entwurfs über den' Sekundärsllnterricht im ersten Artikel nur im Allgemeinen die Philosophie unter den Lehrgegenständen genannt war, in weschen bei der Abätursenten-Prüfung eraminirt werden sollte, so daß es hier⸗ nach dem Universitäts-Conseil, welches bisher das Prüfungs Programm zu entwerfen hatte, überlassen geblieben wäre, die Art und den Um—⸗ fang des philosophischen Ünterrichts in den Colléges zu bestimmen, war es der Zweck der von den Pairs Segur-Lamoignon und Mon⸗ falivet, diesen Unterricht, wie Ersterer wollte, auf Logik, Ethik und

Am letzten sind zugleich noch die älteren romanischen Theile deutlich zu er, sennen (auf ähnliche Weise, wie am wiener St. Stephan); der Obertheil seines Thurmes aber, in der luftigsten Durchbrechung, ist die vollendete Ausbildung des Spitzbogenstols im 13ten Jahrh. (den kölner Domthürmen zunächst), während der Straßburger Oberthurm, bei ähnlicher Durchbre⸗ chung, doch mit eigenthümlicher Ausweichung, erst 1439 durch Meister Jo⸗ hann Hölz ausgeführt wurde. Die Thürme des 1209 begonnenen mag= deburger Doms wurden zwar erst 1520 vollendet. Als meilwürdig er⸗ wähnen wir noch aus dem reichen Vorrathe: den Dom und das Augu⸗ stiner⸗Kloster (Luthers) zu Erfurt, das mainzer Kaufhaus, das bresiauer Rathhaus, das s. g. steine nne (burgartige) Haus in Frankfurt, das Thor zu n, die Stadithürme zu Rüdesheim und Brandenburg, Wohn häuser in Nürnberg. Zur Vergleichung stehen auch allerntueste Bauten da, z. B. Glyptothek, Pinakothek, nicht eben zu ihrem Vortheil, so wenig ke, das Alte, wie gegen die Bauten unseres unvergeßlichen Schinkel, dessen größte Werke hier noch nicht einmal daran gestellt sind. .

Wenn so die ganze Sammlung die Geschichte der deutschen Baukunst in allen ihren Richtungen und Zeitaltern anschaulich vor Augen stellt, so thut es hier selbst a von den einzelnen alten Gebäuden, bei denen auch im Abbilde durch Färbung, Fugen ü. s. w. die späteren Fortsetzungen und Ergänzungen sichibar gemacht sind. f

** dem umständlichen Verzeichnisse sind 4 Steindruckblätter sehr be= lehrend, indem sie die beiden rein ausgebildeten Rund- und Spitz bogenstyle, den Uebergang zum letzten und dessen Entartung en Theil wieder durch Mischung mit Nundbogen) in den einzelnen Hauptheilen der mannigfaltigen Gebäude darstellen.

Zugleich liegen 3 Folioheste da, welche ebenfalls aus diesen verschie⸗ denen Jeilen vollständige Gebäude liesern, darunter manche noch nicht modelling, J. B. vie in Deutschland wohl einzige kleine Kirche zu Alten= su rt bei Rürnberg, wesche, jm Rundbogenstole selber ganz rund, guch ein , dat wie das Pantheon und unsere, Hebwigslirche; da= bern, weng irn n ö ahn är mn lun iche bois ile . . diese Abbildungen, auf Stein radirt, entsprechen in

* * enau 7 anz den Modellgebilden. n wohl hoffen, daß diese in echt vaterländischem Sinn aus⸗

i ührten Gebilde, 3 n ö 9. . als eine Zierde jeder Kunst Sammlung, * Vaterlande

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Konzert ⸗Akademie.

Unter diesem Namen gab der Professor der Musik, Herr Karl Kloss, am 8. Mai im Jagorschen Saale von 5 bis 7 Uhr eine Soiree, deren erste Abtheilung Konzert-Musik enthielt. In der zweiten Abtheilung trug er einen freilich ewas fehr „kurzen Abriß“ über die Musik der Griechen vor, durch weschen diejenigen, denen es noch nicht bekannt war, von der Tonlunst der Alten das ersuhren, was Sagen und unsichere, auf Hopothesen gebaute Vermuthungen darüber festgestellt haben. Mitgetheilt wurden z. B. die Namen verschiedener bis auf unsere Zeit gekommener alter griechischer Musiker und Instrumente; guch über Tonspsteme und Tonarten der Griechen wurde berichtet und zum Schluß als Probe, eine Melodie, die aus jener Vorzeit herstammen soll, erst ohne Harmonie, im Einllang und in der Oltave vom Chor mit dem griechischen Originaltert des Pindar, gesungen und dann, nach Bearbeitungen des Konzertgebers, mit Harmonie versehen in der phry⸗ gischen Tonart, und zuleßt in einer harmonischerhvthmischen Einkleidung der Musif gegenwärtiger Zeit ausgeführt. /

Ohr! uns in eine Kritik über die harmonische Behandlung dieser Me— lodie von Seiten des Henn Kloss und über seinen historischen Vortrag überhaupt einzulassen, da über diesen Gegenstand schon vielfältig geschrieben und gesiritten worden ist, und bei der Bunkelheit und Unzuverlässigkeit der Nachrichten und Verwortenheit der Ansichten und Begriffs -Bestimmungen doch Nichts mit Sicherheit als unumstößlich richtig und wahr anzunehmen ist, wollen wir hier nur noch ein Wort Gottfried Weber's über antike Musik hören. Dieser berühmte musifkalische Forscher sagt nämlich in seiner „Theorie der Musit“ Folgendes: „Bei dieser Lage der Sachen, in deren a. unsere Schriftstelle und Kunstgelehrten in ihren Ansichten und Dar=

ellungen in so hohem Grade von einander abweichen, und über die Sache noch nichts weniger als einig sind, will ich, statt mir die Miene zu geben, mehr zu wissen, als ich und Andere wirllich wissen, lieber offen darauf per. zichten, meinen Lesern mit Bestimmtheit zu sagen, wie die Möusik, und ins, besondere die Tonarten der Alten, beschaffen gewesen, und wie sie in der That, und ob sie wesentlich anders als die unseren gelungen, sonderng mt

darauf beschränken, ihnen die Vorstellung, welche unsere rutigen. Tonsuns⸗ Gelehrten sich gewöhnlich davon machen, so treu und 6 verständlich wie möglich vorzutragen; eine Kufgabe, welche schon für sich allein nicht unter die leichten gehört, indem sich dieser Gegenstand in unseren hren un qu nehmend gelehrte. Dunks beit und bunlse Gelehrthelt gihnül sudet

Konnte, Weber“ so schreiben, so ist es wahrlich Herrn Kloss zu ver- zeihen, wenn in seinem Vortrage Einiges mitunterlief, was auch un senen

Ansichten zuwider war; weder der Eine noch der Andere könute hier seine Mei⸗ nung mit Beweisgründen verfechten.“ Unlen den im ersten Theil ausgeführten Gesangsstücken war besonders eine von Cherubini komponirte Kantate für vier Solostimmen, „Der Frühling“, die von Vller, Tuczek, Mad. Bur= chard und den Herren Hauer und Behr mit Pianoforte Begleitung des Herrn Kloss sehr gelungen vorgetragen wurde, als eine des großen Meisters würdige Arbeit bemerlenswerth; aber auch der als Einleitung dienende Volks? Chor aus „Armide“ von Gluck ist gewiß in dieser Beziehung dem vorigen Musiistisc zur Seite zu stellen, Kin Kiarinett-Solo von E. M. von Weber burch Kern Kaminermusikus Nehrlich ausgeführt, so wie das von Flle. Tuczek wieder mit liefem Gefühl vorgetragene „‚'ve Maria“ von F. Schubert, erhielten rauschenden Beifall. Der Saal war, eine in dieser Jahreszeit seltene Erscheinung, ganz gefüllt; die Mehrzahl des Auditoriums destand' aus Studirenden und Gymnasiasten.

Pariser Kunst-Ausstellung.

RBaris, im Mai. Wir haben noch einige Genrebilder übrig, die , wir gewöhnlich, den anziehendsten Theil der Ausstellung bil den und immer die dichtesten Zuschaueilreise um sich vensammeln. Der Grund, warum Genre, , Stillleben u, . w. der Menge vorzugs⸗ weise gefallen, liegt auf der Hand, Hier glaubt sich Jeder, in der größten Bescheldenheit, befähigt genug, ein richterlich kompetentes luntheil abgeben u fönnen; die Gegenstände liegen den Leuten nahe; man hat's bequem, nan braucht sich zu keiner Iden hinauszuarbeiten, was immer einigermaßen anstrengend, und besonders nach Tisch, für die Gesundheit nicht zuträglich i, es giebt hier nur ein Verdienst anzuerkennen; den Fleiß. Beim igent⸗ then Genreblid jedoch handelt es sich wirklich noch um etwas mehr, erstens, um gesunde Natür-Auffassung ohne Ziererei einerseits, und Gemein= heit andererse lis; zweitens, um, richtiges Gefühl, frei von weinerlicher Empfindelei und zerfließender Gerührtheit; drittens, um launigen Witz, der auch dem Allergewöhnlichsten eine feine Würze giebt und dem strengsten Gaumen Behagen macht, oder um naiven Humor, welcher selbst aus dem Alleralltäglichsten ein Quentchen poetischen Honig saugt und g auf einer possierlichen Anricht darbringt. Bei Adolphe Leleux ist das erste, un verdorbenes Naturgefühl, in hohem Grade vorhanden, und seine „navarresischen Chaussee⸗Alrbeiter“ sind eines der besten Genrebilder des Salons. Ein staubige Landstraße zwischen hohen Bergen, 14 ärmlich ge⸗ sseidele Tagelöhner in den natürlichsten und mannigfalnigsten Gruppen und

Elementar⸗Psychologie, oder, wie Letzterer vorschlug, überhaupt auf die Elemente der Philosophie zu beschränken. Das Kommissions⸗Amendement aber hat einen Mittelweg angeordnet; die Pairs⸗Kammer, indem sie dasselbe angenommen, wollte weder dem Universitäts⸗Conseil, dem sie cine zu große Parteilichkeit für die Philosophie, namentlich für das an der Universstät gerade vorherrschende System derselben, zuschrieb, die Feststellung der für das Examen erforderlichen philosophischen Kenntnisse überlassen, noch auch ein- für allemal unabänderlich durch das Gesetz den Umfang des philosophischen Lehrkursus für die Se⸗ kundär⸗Schulen bestimmen; denn nach dem angenommenen Amende⸗ ment wird einerseits das vom Unterrichts- Conseil entworfene Pro⸗ gramm unter die Kontrolle des Staats Raths gestellt und von der Königlichen Genehmigung abhängig gemacht, da das⸗ selbe in Form eines Reglements der öffentlichen Verwaltung durch Königliche Verordnung promulgirt werden soll, andererseits bleibt es jedoch auf diese Weise möglich, von Zeit zu Zeit, wenn der Zustand der Wissenschaft es nöthig erscheinen läßt, Abänderungen in dem Programm vorzunehmen, ohne daß es erst wieder eines ganz neuen Gesetzes über den Sekundär-Unterricht bedürfte, wie es der Fall ge⸗ wesen wäre, wenn eines der von Segur—Lamoignon und Montalivet vorgeschlagenen Amendements die Genehmigung der Kammer erhalten hätte. Das Journal des Dabats indeß, welches sich in dieser Streitfrage entschieden auf die Seite der Philosophie gewandt, ist mit diesem Beschlusse nicht zufrieden; es sei derselbe, meint es, zwar nicht in administrativer Beziehung zu tadeln, weil der Staats⸗ rath von der Befugniß, die man ihm ertheilen wolle, ge— wiß nur den besten Gebrauch machen werde, wohl aber in politischer Beziehung zu bedauern. Das ministerielle Blatt sagt: „Man' darf es sich nicht verhehlen, die Pairs Kammer macht in diesem Augenblicke nicht blos ein Gesetz, sie urtheilt einen Prozeß ab, einen Prozeß, der zwischen dem Klerus und dem Geist des Jahr⸗ hunderts anhängig ist. Es nützt nichts, die Worte zu ändern und zu behaupten, es handle sich hier nicht um die Sache der Gewissens— freiheit, es handle sich hier nur um die Universität und ihr angeb— liches Monopol. Eine Täuschung ist hier nicht mehr möglich. Wenn es sich nur um die Universität handelt, warum werden die Protestanten mit Besorgnissen erfüllt? Warum greifen der Klerus und seine Wort⸗ führer das Konkordat an? Warum werden die Rechte der bürgerlichen Gewalt kühn bestritten? Warum werden die Bischöfe, unker dem Namen Botschafter Gottes, für unverletzlich und unfehlbar erklärt? Warum tauchen überall, sich üppig mehrend, die ungesetzlichen Con— gregationen auf? Warum endlich wird das Königthum selbst von den ultrakatholischen Staaten mit Verachtung und Spott behandelt? In dem Prozesse, über welchen die Pairs-Kammer nun ihr Urtheil zu fällen hat, steht auf der einen Seite der Klerus mit seinen Ansprüchen und seinen Aufwühlungen, auf der anderen der Staat, wie ihn die Juli-Revolution gestaltet; wir bedauern, daß in einem solchen Pro⸗ zesse die Pairs-Kammer sich vor Allem die Sorge angelegen sein zu lassen scheint, unparteiisch zu sein.!“ Darin, daß die Gegner der Universität und der Philosophie mit großem Eifer für das Amendement der Kommission sprachen und votirten, findet das ministerielle Blatt einen klaren Beweis dafür, daß die Pairs-Kammer hier ihre wahre Mission nicht erfüllt habe, daß sie dem liberalen Geiste, dem Geiste freier Forschung, der Sache von 1830 einen empfindlichen Schlag zugefügt. „Wir bedauern lebhaft“, sagt es, „daß die ganze Diskusston ein Mißtrauen gegen den Geist der Forschung, eine Scheu vor der Denkfreiheit, einen Widerwillen gegen selbstständiges Urtheilen geathmet hat, der uns in Erstaunen setzt und betrübt, wenn wir daran denken, welche Epochen wir durch— lebt, und welches im 16ten, im 17ten und 18ten Jahrhundert die Mission Frankreichs gewesen.“

II Paris, 6. Mai. In der heutigen Sitzung der Pairs—⸗ Kammer verlangte der Marquis von Boissy zuerst das Wort. Er beklagt sich über eine Stelle in der neuerlichen Rede des Grafen von Montalivet, der ihn habe sagen lassen, er habe nie die Col— léges der Universität besucht. Er rechüe es sich vielmehr zum Ruhme, in einem der vorzüglichsten Colläges von Paris mit 700 Kameraden gewesen zu sein. Er habe daher sicherlich nicht mit, Mißachtung von der Universität sprechen können. Eine Debatte 6 sich über die in der Diskussion zu befolgende Ordnung zwischen dem Grafen Beugnot, Herzog von Broglie und dem Minister des öf⸗ fentlichen Üünterrichts. Ein Amendement des Grafen Beugnot wird zurückgestellt, um mit Artikel 6 des Gesetzes diskutirt zu wer den. Der Art. 2, bei dem die Kammer vorgestern stehen geblieben war, wird ohne Diskussion angenommen. Zu demselben hatte die Kommission eine Zusatz Verfügung beantragt in folgender Fassung: „Der religiöse Unterricht, in Betreff des Unterrichts des Dogma und der Religions -Geschichte, wird, wo Anlaß dazu ist, in den Privat‘ oder öffentlichen Etablissements getrennt gegeben durch einen Geistlichen jedes Kultus. Die Familienväter können in diesen Etablissements ihre Kinder durch einen Geistlichen oder einen

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Minister ihrer Wahl unterrichten lassen.“ Der Minister des öf⸗ fentlichen Unterrichts heißt zwar den Grundsatz dieses Amende⸗ ments gut, meint aber, die Abfassung desselben müsse etwas abgeändert werden, und verlangt, daß derselbe an die Kommission zurückgewiesen werde. Die Herren von Barante und Graf von Tascher sprechen. Herr Pelet de la Lozere bringt ein Unter ⸗Amendement ein, das mit dem Paragraphen, der eben die kutirt wurde, zugleich an die Kom⸗ mission zurückgewiesen wurde. Der Justiz⸗Minister legt nun ver⸗ schledene Gesetz- Entwürfe, den Austausch von Immobilien betreffend, vor, worauf die Kammer die Diskussion des Titels II., die Privat⸗ Institute für den Sekundär- Unterricht betreffend, wieder aufnimmt. Baron Seguier schlägt ein aus mehreren Artikeln bestehendes Amendement vor, in welchem er die Errichtung eines höheren Raths für dergleichen Privat- Anstalten des Sekundär-Unterrichts bei dem Minister' des öffentlichen Unterrichts verlangt. Der Marquis von Barthelemy geht in eine ausführliche Auseinandersetzung der Vor⸗ theile bieses Amendements ein, das er lebhaft unterstützt. (Die Sitzung dauert fort.)

In der Deputirten-Kammer, deren Sitzung um 2 Uhr begann, legte der Finanz⸗-Minister zuerst einen Gesetz⸗ Entwurf vor zu dem Behufe, die Ordonnanzen, welche die Erhebung der Auflage auf den inländischen Zucker regeln, zu Gesetzen zu erheben. Herr von St. Priest erinnert, daß die Kammer vor einem Monat seinen An— trag auf Post-Neform in Betracht gezogen habe, auch eine Kom⸗— mission zur Prüfung desselben ernannt worden sei; diese habe sich aber nicht versammelt; die Folge sei, daß demnach in dieser Session kein Bericht erstattet, also auch keine Diskussion stattfinden werde. Das könne der Wille der Kammer nicht gewesen sein, als sie eine Kom- mission ernannte. Er werde also den Präsidenten jener Kommission fragen, welches die Beweggründe waren, die sie hinderten, zu arbei— ten. Der Finanz-Minister. In Abwesenheit des Präsidenten jener Kommission wolle er dem Frager antworten, daß der Präsident von ihm eine Reihe von Dokumenten über die Sache verlangt habe. Er habe dieses Verlangen dem General⸗Direktor der Post Verwaltung zuge— stellt und ihm später über die Motive seines Schweigens geschrieben. Der⸗ selbe habe ihm darauf geantwortet, die große Zahl der Materialien und die Natur der verlangten Dokumente selbst erforderten außerordentliche Arbeiten und Nachsuchungen, welche Ursache der Verzögerung seien, über die man sich beklage. Sobald die verlangten Aufschlüsse ihm (dem Minister) zugekommen sein würden, werde er sie der Kommission zustellen lassen. Hierauf wurde zur Tagesordnung geschritten, Fort⸗ setzung der Diskussion des Gesetzes über die Gefängnisse. Die Kam⸗ mer war letzten Freitag bei Art. 13 stehen geblieben. Herr Lher⸗ bette macht einige allgemeine Bemerkungen über die den Verurtheil⸗ ten bestimmten Gefängnisse und das darin beobachtete Regime. Der Präsident bemerkt ihm, jetzt sei noch nicht von Verurtheilten, son⸗ dern erst von Angeschuldigten die Rede. Herr Lherbette verläßt die Tribüne. Herr de Laroche⸗-Jacquelin wiederholt seine schon früher gemachten Bemerkungen über die Bauart der Gefängnisse und dgl. Die von ihm angeführten Thatsachen waren bestritten worden. Er behauptete aber, er habe aus eingezogenen Erkundigungen die Ueberzeugung erlangt, daß die von ihm angeführten Thatsachen richtig seien. Der Mini⸗ sterdes Innern: Herr von Laroche⸗Jacquelin betrachtete die Force als ein Mustergefängniß. Dieses Gefängniß zu Paris sei nur für die auf eine kurze Zeit in Haft zu nehmenden bestimmt. Von dessen Bau also könne derselbe keine Idee von dem Zellen-System abnehmen. Uebrigens sei der Bau dieses Gefängnisses von den betreffenden höch⸗ sten Behörden gutgeheißen worden. Man könne also nicht sagen, daß dort nicht alle der Gefundheit der Gefangenen gebührenden Rücksich⸗ ten beobachtet seien. Herr von Laroche-Jacquelin bestritt die Wirk⸗ samkeit des Zellen⸗Systems auf die Besserung der Gefangenen. Er könne ihm mit statistischen Ziffern zeigen, daß die Wirkungen dessel⸗ ben äußerst günstig seien, wenn es auch allerdings nicht allen Rück⸗ fällen vorzubeugen vermöge. Es sprechen noch die Herren Gustave de Beaumont, de Lamartine, Bechard und der Minister des Innern, auch Herr Jolly unter großer Aufregung, Herr Bechard zuletzt. Die Sitzung dauert fort.

X Paris, 6. Mai. Die telegraphische Nachricht, daß die portugiesische Festung Almeida endlich am 2hsten kapitulirt hat, und der Graf Bomsfim mit einer großen Zahl von Offizieren nach Spa⸗ nien übergetreten ist, hat die in den letzten Tagen immer ernstlicher gewordenen Besorgnisse vor einem weiteren Umsichgreifen des Auf⸗ standes in Portugal glücklicherweise beseitigt, und namentlich die Börsen-⸗Spekulanten in portugiesischen Papieren, die bereits gewaltig in Angst gerathen waren, wieder einigermaßen beruhigt. Dagegen herrscht unter ihnen Furcht wegen der Wendung, welche die Dinge in Spanien nehmen könnten, und Viele sehen mit Zagen und Beben der heutigen Börse entgegen, wo der an der madrider Börse am 29. und 30. April eingetretene starke Fall, sowohl der 3proc. als der 5proc. Papiere sicherlich seine Rückwirkung äußern wird. In der letzten Zeit, namentlich seit einem Monat etwa, hat die Lust zur Spe⸗

culation in spanischen Papieren hier wieder etwas sich abgekühlt, da zu den laufenden Coursen derselben nur selten Kauflustige sich fanden, die Besitzer solcher Papiere aber, in der fortwährenden Hoffnung auf das Zustandekommen des von dem Finanz⸗Minister Carasco beabsichtigten Anlehns von 1000 Millionen Realen, und in der Erwartung, daß dann die Course noch höher sich heben würden, nicht losschlagen woll⸗ ten. Man ist übrigens so ziemlich allgemein überzeugt, daß das Herabdrücken der spanischen Papiere zu Madrid, von dem Banqguier Salamanca vorzüglich durchgesetzt, nur ein politischer und sinanzieller Kunstgriff zugleich war, um in ersterer Beziehung den Sturz des bis⸗ herigen Ministeriums herbeizuführen, in zweiter zugleich einen bedeu⸗ tenden Gewinn zu ziehen. Ersterer Zweck wurde bekanntlich erreicht, und wahrscheinlich wird es auch der zweite: denn mag nun Herr Mon das Finanz-⸗Portefeuille erhalten, oder Herr Salamanca selbst dasselbe übernehmen, so ist doch jedenfalls so viel sicher, daß es in Beider Interesse liegt, die Course der Papiere wieder emporzuheben. Und daß namentlich Herr Salamanca dies zu thun vermag, und daß er Mittel und Werkzeuge dazu genug hat, kann nach den Erfahrungen der letzten drei Monate keinem Zweifel mehr unterliegen.

Grossbritanien und Irland.

London, 1. Mai. Das jährliche Festmahl der Gesellschaft zur Unterstützung nothleidender Ausländer fand heute unter dem Vorsitze des Herzogs von Cambridge statt. Die Gesandten von Schweden und Dänemark, Graf Arundel, Baron Rothschild und viele angesehene in London als Kaufleute ansässige Ausländer waren zugegen. Der Vorsitzende erklärte, daß die Gesellschaft im vorigen Jahre 838 Pf. St. als Pensionen an alte und kranke Ausländer, 199 Pf. St. als augenblickliche Unterstützung ausgegeben und überdies 132 Personen mif den nöthigen Mitteln zur Rückkehr in ihr Vaterland versehen habe. Die diesjährigen Unterzeichnungen für die Zwecke der Gesell⸗ schaft belaufen sich auf mehr als 1500 Pf. St.

Die Gazette meldet eine Anzahl von Ordens Verleihungen an Offiziere, welche sich in dem Feldzuge von Gwalior ausgezeichnet haben. Die Generale Smith und Grey von dem britischen Heere, und Lumley und Littler, von dem Heere der ostindischen Compagnie, haben das Commandeurkreuz des Bath⸗Ordens erhalten.

X London, 1. Mai. In meinem letzten Schreiben, glaube ich, deutete ich schon darauf hin, daß, trotz der Ueberraschung, trotz der Aufregung und der gegenseitigen Vorwürfe, welche die Abberufung Lord Ellenborongh's veranlaßte, das gespannte Publikum in seinen Erwartungen sehr wahrscheinlich getäuscht werden und wie es in der ähnlichen Sache Lord Durham's bei seiner Rückkehr aus Kanada der Fall war, gerade als Jedermann einen schrecklichen Sturm erwartete, die Streitenden sich friedlich vom Kampfplatze zurückziehen würden. Eine solche Wendung hat jetzt die Angelegenheit genommen, soweit sie die Regierung und den Hof der Direktoren angeht; denn die Vor⸗ legung der Korrespondenz würde für alle Parteien Verlegenheiten herbeiführen, und man wird sie entweder gänzlich vorenthalten oder nur mit großer Vorsicht die zur Veröffentlichung geeigneten Stücke auswählen. So verliert die Opposition ein anderes Spiel, das sie mit Glück durchzuführen hoffte.

Sir Henry Hardinge, Mitglied des Kabinets und zur Zeit Kriegs- Secretair, wird heute zum General— Gouverneur von Indien ernannt werden ein Mann zweiter Größe zu einem Posten ersten Ranges, aber ohne Zweifel der am wenigsten unpassende von allen Kandidaten, welche genannt worden sind. Alle Haupt⸗Mitglieder der Regierung sind entweder zu alt, zu unempfindlich oder hier zu unentbehrlich, um nach Indien gehen zu können; und die große kon⸗ servative Partei mit allen ihren nach Aemtern und Ehren strebenden Männern befindet sich in der merkwürdigen Lage, daß nicht leicht ein Individuum namhaft gemacht werden kann, welches fähig wäre, die bebentenden Vakanzen in der Reichs -Verwaltung auszufüllen, die durch Zeit und ÜUmstände nothwendig erfolgen müssen. Niemals war die Besetzung der höchsten Staatsämter so schwierig, wie gegen⸗ wärtig; denn noch niemals gab es so wenig denselben gewachsene Män⸗ ner; und so seltsam es scheinen mag, so ist es doch nicht minder wahr, daß die Whigs, trotz ihrer numerischen Schwäche, in diesem Augenblick eine weit größere Anzahl von solchen für hohe Staats⸗ Aemter qualifizirten Männern aufzuweisen haben, als die am Ruder befindliche Partei. Die Reform Bill und die Abschaffung des Wahlrechts der verrotteten Burgflecken hat in sehr ernst— hafter Weise die politische Erziehung der Staatsdiener Eng⸗ lands berührt. Alle die großen englischen Staatsmänner, welche aus der Mittelklasse der Gesellschaft sich erhoben haben, um die Zierde der höchsten Klasse zu werden, erstanden und wurden erzogen unter dem alten System. Heutzutage ist überall, mit Ausnahme in einigen Burgflecken, welche dem Messer der Reform entgingen, jeder unbe⸗ kannte Mann vom Parlamente ausgeschlossen. Ein Politiker muß jetzt Ruf haben, ehe er zu der Stelle gelangt, wo der Ruf erst ei⸗ gentlich begründet werden kann; und so kommt es denn, daß die

Lagen zu beiden Seiten des Weges schlafend, machen das ganze Bild,

welches keine andere Tendenz zeigt, als die der Wahrheit und deutlichen Anschauung. Denn die Gegend mit den gleichartig neben einander treten den Gründen von kahlen Felswänden, die linls und rechts, jede Aussicht verschließend, aufsteigen, während im Vordergrunde steiniges Erdreich sich senft, ist weder an sich sehr interessant, noch ist die Stimmung auf einen Effekt angelegt. Aber die Tageshelligkeit ist groß, die Wirkung des Son= nenlichts warm und energisch, die Darstellung schlichter Natur, höchst lolal— und lostümtreu und der Eindruck dieses so einfachen Gegenstandes sehr gehäbig. Auch die arme Fischer-Familie der Pikardie, von der Muschellese heimkehrend, bei trüber, unwetterdrohender Luft, ist von gleichem Verdienst und Interesse. In der Behandlung verrathen die Bilder von Ad. Leleux ganz entschieden den Einfluß der originellen, geistreichen Farbenplastik von Decamps, die überhaupt vielfach auf die Technik der neuesten französischen Maler eingewirkt. Die Farben sind dick, fett, aufgetragen, gerieben, über strichen, die Lichter wirlsam . Die Klippe dieser Manier ist Schwere und Undurchsichtigkeit; Ad. Lelenx hat es aber darin zu einer ansprechenden Leichtigkeit und angenehmen Farben-Transparenz gebracht. Von Armand Leleuxr, Bruder und Schüler des ebengenannten Künstlers, erhielten wir eine ländliche Scene aus dem Schwarzwalde: Wäscherinnen am Brunnen, recht hübsch gedacht und ausgeführt, wie das erste Kapitel einer artigen Novelle. Es nimmt nicht Wunder, daß der Reisende, der da hinten aufs Gehölz zureitet, so neugierig den Kopf herumdreht und sich nur mit augen scheinlichem Bedauern von so schmucken Bauermädels trennt, und wer weiß, ob er an der Waldecke nicht wieder Rechtsum! gemacht, um noch ein halb Stündchen mit den Wäscherinnen zu schäkern. Das Kolorit ist klar, und das angenehm gestinimte Ganze von wohlthätiger Haltung. Edmond Nédouin, ebenfalls Schüler und Nacheiferer des Adolphe Leleuy scheint seinem Meister auf allen Wegen und Stegen zu folgen; denn nach dessen Vorgange macht er diesmal aus der Bretagne, wo er sonst immer seine Süjets hernahm, einen Abstecher in die Pyrenäen und zeigt uns ossalesische Holzhauer im Walde; aber auch hier fehlen die Schweine nicht, die er wirklich sehr naturwahr wiederzugeben weiß, so daß er den Beinamen des Schweine ⸗Paul Potter“ nicht mit Unrecht führt. Wenn Leleux und seine Schüler der , f. untreu geworden, so haben ihr dafür andere Künstler , . Von Charles Fortin sind zwei hübsche Scenen aus dem andleben bretagnischer Dorfleute vorhanden; nämlich ein Bauer, der einer am Stubenheerde spinnenden Bäuerin den Hof oder gar Heiraths-Anträge macht, indem er ihr eine Halskette als Angebinde überreicht; und ein auer, der auf einer hölzeinen Bank, neben einer brennenden Wachslerze niedergeschlagen

dasitzt, in regungslosem, starrem Schmerze gerade vor sich niedersehend, als scheue er sich, zurückzublicken in den unheimlich düsteren Hintergrund des Wandbettes, der die Ursache seiner Betrübniß ahnen läßt; zwei sehr natürliche Motive, gut genommen und gut gegeben in einem etwas trüben Ton der zu der letzten düsteren, pathetischen Scene sehr wohl paßt und den Eindruck derselben erhöht.

Alexandre Guillemin, der lustige Maler der Bartscheerer, Zahnbrecher, Musiklehrer und derartiger Originale, denen die Weise shreö Handwerks oder Müßiggangs ein töpisches Gepräge giebt, zeigt sich in seinen diessährigen Bildern von ernster Seite; die Natur und Ge— schichte der Bretagne haben ihn ganz sentimental gestimmt. Ein Vorgang aus den Vendéeliiegen in den neunziger Jahren, Landleute und ein Geist⸗ licher, welche, in einem Bauernhause von den „Blauen“ umzingelt, ihren Tod vor Augen sehen, auf dessen unvermeidliches Geschick der Pfarrer die geängstigten Gemüther vorbereitet, ist sehr dramatisch in der Auffassung des Mo⸗ ments, anziehend und nicht ohne Krast in der Verschiedenheit der Motive, sprechend im Ausdruck der Köpfe und tüchtig in der Technik der Malerei. Auch die kranke bretagnische Bauersfrau, der ein Arzt, in Gegenwart ihres traurig nieder sehenden Mannes und angstvoll aufblickenden Töchterchens, ein Rezept ver⸗ schreibt, und der alte Matrose, der seinen kranken Sohn veipflegt, sind, nicht ohne wahre Rührung, in ansprechender Gemüths- und Farbenstimmung durchgeführt.

Vielen Beifall sinden zwei Bilder von dem aus Brüssel ge—⸗ bürtigen, aber in Paris gebildeten und hier ansässigen Maler Louis Gallait; es sind zwei Gegenstücke, „Glück“ und „Unglück“ betitelt; in dem einen sehen wir eine reichgeschmückte Frau, Wonne und Entzücken in den lachenden Wangen, ein blühendes Kind auf dem Schoße, in dichter, klarer Luft, unter Blumenkränzen und Südfrüchten; in dem anderen ein abgehärnites Weib in dürftigen Kleidern, von Noth und Gram aufgezehrt, zwei elende Säuglinge in den Armen, bei düster umwölltem Himmel zu einem schmerzensreichen Muttergottesbilde aufblickend; im ersten Bilde eine siunlich- heitere Farbenlust, Licht und Leben in Gottes Natur, wie in der Menschenbrust; im zweiten Bilde ein unheimlich-trübes Kolorit, Dunkel und Tod in der Außen- und Innenwelt; in beiden Bildern eine markige Behand- lung bei großer Vollendung und Wahrheit von der Hauptsache bis aufs kleinste Detail. Noch mehr Geist in der Auffassung und im Ton bezeugen die Genre⸗-Studien von Auguste Charpentier: eine arme, in Lumpen ein= gehüllte Bettlerin, und ein Hirtenknabe und ein Hirtenmädchen bei ihrer Heerde, Zu der Wahrheit und Innigkeit der Empfindung lemmt hien eine Einfachheit und Anmuih der Föͤrmen und eine eigenthümlich anziehende

Harmonie der Farben. Der durchgehende Grundton in beiden Süjets ist

ein trübes, wehmüthiges Gefühl, welches, wahr und lräftig gegeben, den Beschauer ganz in die Seelenstimmung versetzt, die ihn mit den dargestell= ten Personen sympathisiren läßt. Nur frägt man sich bei dem letzten Bilde, welches bereits als Lithographie von Llanta ausgeführt und im Kunsthandel zu haben ist, man fragt sich, sage ich, ob dies die natürliche Stimmung eines Hirtenjungen und Hirtenmädchens? Gehen sie mit solchen trau— rigen, Mienen an ihr Tagewerk, und nicht vielmehr mit Gleichgültigkeit oder mit Lust?

Wie aus Obigem ersichtlich, hat das Sentimentale, das Pathetische ein entschiedenes Uebergewicht über das Witzige und Humoristische. Von letzte⸗ rem Genre ist im Grunde nichts Erwaähnenswerthes vorhanden; denn die satyrischen Genrebilder von Biard, die sonst wenigstens die Schwelle der artistischen und ästhetischen Interessen berührten, sinken immer tiefer auf eine Stufe herab, wo gebildeter Kunstgeschmack sich mit Ekel davon abwendet. Seine diesmal ausgestellten Bilder sind Karrikatur-Darstellungen, nicht in witziger Charivari⸗-Manier, sondern ganz ordingir Paul de Kockisch gedacht, rechte ächte Spezereikrämerstücke, aber ohne Salz und Gewürz. Solche Bilder gehören nicht in den Salon, sondern in Portiers- und Bedienten- stuben. Aesthetik und Kunstkritit haben nichts mehr damit zu schaffen.

London. Der Verein für alte Musik (Ancient Concerts) gab am 1. Mai sein viertes Konzert in dieser Saison unter Direction des Grafen Howe und Leitung des Komponisten Sir H. Bishop. Der größte Theil der aufgeführten Musltstücke war von deutschen Tondichtern, von Händel 5, von Mozart, Beethoven, Gluck, Weber, Hummel und Himmel, von jedem eine Tomposition. Ein Chor von Händel aus dem Oratorium „Saul“: „Um- gürte dich mit deinem Schwert, o Held, 33 deinen Ruhm“, war, wie es scheint, von dem Direltor des Abends zu hren des Herzogs von Wel- lington ausgewählt worden, der an diesem Tage gerade sein 75stes Jahr erreicht hatte. Der Zufall wollte es, daß der Herzog gerade in die Versammlung trat, als jener Chor begann, was die Anwesenden so begei⸗ sterte, daß das ganze Auditorium, eben so wie vor fünf Jahren, als Graf von Westmoreland zu Ehren des Geburtstages des alten Helden einen an- deren berühmten Händelschen Chor: „Sieh! er naht, mit Sieg gekrönt“, ausführen ließ, von seinen Sitzen sich erhob und ihm auf diese Weise seine Huldigung darbrachte. Der Herzog trug seine Feldmarschalls-Uniform und

sah sehr wohl aus. ——

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