1844 / 133 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ü ichen, die er am Krankenlager Karl Johann s bewiesen, und 3 und treuen Freunde des großen . den er, nächst der erhabenen Familie des Verewigten, mit wahrhafter Selbstverleugnung und findlicher Zärtlichkeit gepflegt hat, einen Tribut der Dankbarkeit darzubringen. Auf der Denkmünze erblickt man die Büste des Reichs⸗ Marschalls mit der Umschrift: Magnus Brahe; auf der Rüchseite einen Sarkophag, zur Seite ein Ritter in tiefbetrübter Stellung, mit der Umschrift: Stetit ad finem longe tenaxque sides. Am Rande liest man: Tantae fidei monumentum D. D. D. Cives MM CCCXIiIV.

Spanien.

Paris, 7. Mai. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Madrid, 4. Mai. Durch Dekret von gestern sind ernannt wor⸗ den: General Narvaez zum Conseil⸗Präsidenten und Kriegs- Minister; Marquis Villuma zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Mon zum Finanz⸗Minister; Pidal zum Minister des Innern; Mayans zum Justiz⸗Minister; General Armero zum Marine⸗Minister.

Türkei.

A Paris, 7. Mai. Die Angelegenheiten der Völker des Libanon werden von hier aus fortwährend ziemlich scharf ins Auge gefaßt. Man glaubt mit Recht oder mit Unrecht, daß bei der Frage von der ferneren Gestaltung der Verhältnisse jener Gebirgsvölker ein französisches nationales und politisches Interesse ins Spiel kommt, welches durch Aufmerksamkeit und thätige Theilnahme gewahrt sein will. Frankreich nimmt, wie man weiß, ein gewisses Patronat über die orientalischen Christen überhaupt und insbesondere über die Maro⸗ niten in Anspruch, und man läßt sich daher hier in Paris ziemlich leicht überreden, daß bei den Bedrückungen und Verfolgungen, welche die Maroniten seit der Wiederherstellung der türkischen Herrschaft in Syrien zu erdulden haben, die englische Eifersucht auf Frankreich eine gewisse Rolle spiele. Französischen Berichten aus Beirut zufolge, war es der britische Konsul, Oberst Rose, welcher Essad Pascha zu dem Versuche veranlaßte, die bei Ain-Narmie in Waffen ver— sammelten Maroniten durch Gewalt zur Unterwerfung unter den Befehl zu bringen, welcher die Regierung der Libanonvölker aus⸗ schließlich in die Hand der Drusen legt. Essad Pascha, heißt es in jenen Berichten, war von vorn herein geneigt, den Weg der Milde und der Ueberredung einzuschlagen, aber der britische Konsul hetzte ihn, unter Berufung auf den angeblichen einstimmigen Willen der europäischen Mächte, dergestalt auf, daß er sich . mit der ganzen Besatzung von Beirut und mit acht Kanonen gegen die Ma— roniten auszurücken. Nachdem Essad Pascha aber eingesehen hatte, daß die Maroniten sich nicht einschüchtern lassen, und daß sie in der Verzweiflung lieber das Aeußerste wagen würden, als sich in jenen Befehl zu fig! * er eh! er bekanntlich nach Beirut zurück, wohin er dann Abgeordnete der Maroniten beschied, um mit denselben zu un—

terhandeln. Hier nun vereinigte der Oberst Rose seine Anstrengun— gen mit denen Essad Pascha's, um die Abgesandten der Maroniten durch die härtesten Drohungen zum Nachgeben zu bringen. „Herr Rose, heißt es in dem Briefe, welchem wir bei dieser Darstellung folgen, scheute sich sogar nicht, öffentlich zu sagen, daß England die Maroniten schon zwingen werde, sich zu unterwerfen, und daß er für seine Per—⸗ son nichts unversucht lassen wolle, um dies katholische Volk zu Grunde zuzrichten.“ Die Konsuln Oesterreichs, Preußens und Frankreichs, welche Anfangs stumme Zuschauer aller dieser Vorgänge gewesen waren, begaben sich zuletzt gemeinschaftlich zu Essad Pascha, dem sie die größte Mäßigung empfahlen. In einer Konferenz, welche die sämmtlichen Konsuln später abhielten, welcher aber Herr Rose beizu—⸗ wohnen verweigerte, wurde beschlossen, einen Boten nach Konstanti— nopel zu schicken, und den Divan von der Lage der Sachen und von der Verfassung der Gemüther in Kenntniß zu setzen, und ihm die Wünsche und Bitten der Maroniten vorlegen zu lassen. Von der Entscheidung der Pforte wird nun die fernere Wendung der Dinge im Libanon zunächst abhängen. Als einen charakteristischen Zug des gegenwärtigen Zustandes führt der Brief, aus welchem wir schöpfen, den folgenden Vorfall an. Essad Pascha ließ den Kaimakan und mehrere andere Häuptlinge der Drusen zu sich kommen, um ihnen die Recla— mationen der Maroniten vorzulegen. Diese Chefs wußten nicht, was sie darauf antworten sollten, und der Kaimakan Rien ein, daß es ihm schwer genug sei, die Drusen zu regieren, auch ohne daß er sich erst noch mit den Maroniten zu befassen brauche. „Wenn ihr die Ruhe des Landes ernstlich wieder herstellen wollt“, fügte der Kaimakan hinzu, „so müßt ihr den Emir Beschir zurückrufen, der allein im Stande ist, zwischen uns und den Maroniten Frieden zu stiften.“ Alle bei der Zusammenkunft anwesenden Drusen sprachen in demselben Sinne. „Da du also ein untauglicher Kaimakan bist, sagte Essad Pascha, „so will ich den Emir Beschir zurückkommen lassen.“ Der Kaimakan erklärte sich völlig einverstanden mit diesen Worten, indem er sagte, daß er sich glücklich schätzen würde, wenn er seine Stelle niederlegen könne. Aber diese Geständnisse, versichert der französische Verfasser des uns vorliegenden Schreibens, steigerten nur den Zorn des englischen Konsuls, welcher keinen Anstand nahm, zu erklären, daß England sich Syriens bemächtigen werde, wenn die Pforte jemals daran dächte, den Emir Beschir wieder einzusetzen.

Die Engländer ihrerseits haben es sehr übel genommen, daß sich der französische Konsul in Tunis in eine Angelegenheit gemischt hat, welche zunächst nur englische Interessen betrifft. Wir e, von dem Todes⸗Urtheil eines Maltesers, das durch die tunesische Justiz mit Einstimmung des englischen Konsuls ausgesprochen ist, gegen dessen Vollstreckung aber der französische Konsul im Interesse aller Europäer protestiren zu müssen geglaubt hat, weil der tunesische Gerichtshof nicht kompetent sei zur Verurtheilung des Unterthanen einer christ⸗ lichen Macht. Wir können nicht entscheiden, ob der vom französischen Konsul vertretene Anspruch durch Herkommen und Uebereinkünfte ge⸗ rechtfertigt wird, es will uns aber bedünken, daß England schwerlich die Zustandigkeit des tunesischen Tribunals anerkannt haben würde, wenn dieselbe nicht in der Natur des Falls, um welchen es sich han⸗— delt, begründet wäre.

Eisenbahnen.

HGöolstein. Durch Plakat der schleswig - holsteinischen Regie⸗ rung vom 2. d. M. ist die, unterm 24. v. M. dem zur Erbauung einer Eisenbahn von Glüclstadt über Itzehoe, Wilster und Meldorf nach Heide zusammengetretenen Comité ertheilte, Allerhöchste Erlaub⸗ niß, die gedachte Bahnlinie auf eigene Kosten nivelliren zu lassen, bekannt gemacht und dabei verfügt, daß den mit diesem Geschäfte zu beaustragenden Technikern und deren Gehülfen der freie Zutritt Mä, den Privatgrundstücken zu gestatten, und bei ihren Arbeiten kein dindernß entgegenzustellen sei.

800

Handels- und Börsen - Nachrichten.

Berlin, 11. Mai. Die Geschäste an unserer Börse blieben auch in dieser Woche wiederum sehr umfangreich, und die angenehme Stimmung hat ohne Unterbrechung fortgedauert. Als besonders bemerkenswerth ist die Steigerung derjenigen Quittungsbogen hervorzuheben, worauf neue Einzahlungen gemacht werden müssen, da dies mit den früheren Ansichten . Spekulanten nicht übereinstimmt; allge— mein glaubte man, daß neue Einzahlungen auf den Cours der Quittunge⸗ bogen nachtheilig wirken müßten, und nün überzeugt man sich bei Niedér— schlesisch⸗Märkischen wie bei Berlin- Hamburger wiederum vom Gegentheil. In einem unserer früheren Berichte bemerkten wir bereits, daß erade neue Einzahlungen das Ende der Bauzeit näher bringen und dadurch ür den Kapitalisten das Unternehmen mehr an Sicherheit gewinnt, glauben auch nach den sehr bedeutenden Anläufen solcher Papiere an 'unserer Börse uns hierin nicht zu täuschen, müssen indeß noch erwähnen, daß die jedesmaligen Blanko Verschlüsse, welche auf den Einzahlungs- Termin gemacht werden, die Steigerung hauptsächlich herbeisührt. Wenn durch neue Einzahlungen jede einzelne Actie behufs der Abstempelung oder resp. Quittung vorgezeigt werden soll, so ist der Contremineur zur Anschaffung gezwungen, und bei der fortdauernd günstigen Meinung kann dies, ohne die Course zu steigern, nicht leicht bewirkt werden. Wir haben dies Beispiel augenblicklich wieder, wie oben erwähnt, an Niederschlesisch⸗Märkischen Quittungsbogen, welche seit voriger Woche von 121 bis 127 75 gestiegen sind, weil die Beiheilung der neuen Zweig— bahn die Anschaffung sämmtlicher Quittu ngsbogen nöthig macht; außerdem bei Berlin -Hambürger, welche von 120 bis 1237 96 ge— stiegen sind. Die allgemeinen Befürchtungen, daß ein Fallen der Course bei neuen Einzahlungen unausbleiblich sei, haben wir nie theilen können, und selbst ohne die vorangeregten Börsen-Manipulationen werden ohne Zweifel die Gelder bis zur letzten Einzahlung reichlich vorhanden fein, wenn son st das Vertrauen zu den Unternehmungen sich erhält; bei der letzten Einzahlung und schon früher werden unsere Spekulanten Gelegenheit haben, aus dergleichen Actien Vorschüsse zu erlangen, und wir sehen daher nirgends einen Grund, daß gerade neue Einzahlungen ein Weichen der Course hervorbringen sollen. Das Steigen sämmtlicher Quittungsbogen dürste demnach bis zur vollen Einzahlung der Actien, wenn auch mit— unter Reactionen eintreten werden, fortdauern, und dann erst, wenn die Bahnen befahren werden, kann der wirkliche Werth der Actie den Cours bestimmen. Es wird natürlich vorkommen, daß manche Quit— tungsbogen weit über, andere hingegen unter dem Werth bezahlt worden sind. Bei der großen Liebhaberei für neue Projekte wundert es uns nicht, wenn man sofort bedeutendes Agio zahlt, und daß sich dies allerdings vorläufig nur auf die Speculationslust begründen kann, beweist uns die Epoche im Jahre 1840, wo die Projekte der jetzt am besten rentirenden Eisenbahnen weit unter Pari standen und erst nach den günstigen Resulta— ten eine Steigerung eifuhren. Erfahrungen erläutern am besten unsere Ansichten, und wenn man annimmt, daß alle Eisenbahnen jetzt billiger als früher gebaut werden, ferner, daß die Frequenz immer bedeutender wird, je mehr Eisenbahnen vollendet sind, so darf es uns nicht befremden, wenn für die meisten Unternehmungen die Meinung eine fortdauernd günstige bleibt. Wie verbreitet übrigens der Handel in Eisenbahn-Actien wie in Quit tungsbogen auch an fremden Börsen geworden ist, davon hatte Referent Gelegenheit, sich bei seiner Anwesenheit in Leipzig am dortigen Zahltag zu überzeugen. Die Liquidation daselbst, so bedeutend dieselbe auch war, ging auf eine so überaus regelmäßige Weise von Statten, daß wir es als ein für unser Geschäft höchst günstiges Ereigniß betrachten müssen, wenn solche Handelsplätze ihre baaren Fonds ohne Beeinträchtigung der Industrie und des übrigen Verkehrs (wie das Resultat der Messe uns gezeigt) den Eisenbahn-Unternehmungen zuwenden. Wir betrachten dies Zusammenwiüken als eine der sichersten Bürgschaften zur Vollendung des Eisenbahnnetzes und wissen in der That nicht, auf welche andere Weise so Großes zu erreichen gewesen sein würde. Die Notirungen einiger Quittung sbogen sind abermals viel höher als die vorwöchentlichen; wir lassen solche hiernächst solgen: Köln⸗Mindner i. v. W. 115, schlossen heute 116 96. Dresden⸗Görlitzer » 121 y 123 2 1235 95. Säch s. ⸗Bayerische v 113 y 115 Sagan⸗Gloganer n 1155 59.

Die übrigen indeß hielten sich fast ganz unverändert, und notiren wir

Krakau-Oberschl. 1177 a d P bez.

Brieg⸗Neisse 1115 Bif.

Bergisch⸗Märkische 1185 Gld.

Kosel!-Oderberger stieg bis 1187 6, wozu Kauflust blieb.

Seit einiger Zeit wird in den nächst zu erwartenden Zusicherungsschei— nen ver Rheinschanz-Bexbacher Eisenbahn viel gemacht, und bezahlte man gn nach einigen Schwankungen von 116 bis 1187 und 119 596.

on den volleingezahlten Eisenbahn-Actien erfuhren einige der— selben eine sehr beträchtliche Steigerung.

Oberschlesische J.itt. B. stiegen von 120565 bis 122 66h und Lit. A. von 127 bis 129 55. Erstere waren heute in Folge einiger schlesischer Ver= lauf-Ordres wieder etwas flauer und bedangen nicht über 121 95 pr. Cassa.

Berlin-Anhalter blieben fortwährend gesucht und stiegen heute sogar bis 162 95 pr. Cassa, ohne Abgeber zu finden; bei der allgemein günstigen Ansicht für diese Bahn ist eine fernere Steigerung zu erwaiten.

Berlin-Stettiner waren zwar beim Beginn der Woche sehr be— gehrt, wurden auch höher bezahlt, schlossen indeß heute nicht über 134 9h.

In Berlin-Potsdamer ging wenig um, doch bleibt deren Cours im Steigen und konnte man heute 169 bis 170 56 machen.

Berlin-Frankfurter blieben auch in dieser Woche bei ihrer rück— gängigen Bewegung und wurde sogar etwas a 118 5h verlauft; heute be— zahlte man wieder 150 Ih, wozu indeß Abgeber blieben.

Magdeburg-Halberstädter sind in Folge starker Deckungen frü— herer Blanko⸗Verschlüsse im Steigen geblieben und wurden von 1217 bis 1255 a 126 5 bezahlt.

In Kiel⸗Altonaer war das Geschäft nicht umfassend, deren Cours wich von 130 bis 1285 99 wozu heute Abgeber blieben.

Hamburg-Bergedorfer hingegen blieben heute zu 1127 a 11305 begehrt. Auch in Am sterdam-⸗Harlemer Eisenbahn-Actien ist bedeu⸗ tender Umsatz gewesen, solche stiegen seit voriger Woche von 160 bis 106 99 wozu es heute an Abgebern p. Cassa und auf Zeit fehlte.

Mailand-Venedig bei geringem Umsatz 118 4, Geld; Livorno— Florenz nach einigen Schwankungen von 121 bis 118 59 schlossen heute 1217 a Y 696 Käufer.

In Oesterreichischen Eisenbahn-⸗Effekten ging wenig um und deren Course blieben ohne Veränderung; Wien- Gloggnitzer 123 26 G.; Nordbahn 153 96 zu bedingen.

Berlin, 11. Mai. Die Unthätigkeit in unserem Weizen-Handel ist allgemein, und wir müssen in Ermangelung neuer Umsätze unsere Noti— rungen von voriger Woche größtentheils beibehalten; gelb. schlesis. S4 / S6pf. 43 —– 44 Nthlr., / 8opf. 47 18 Rthlr.; weiß schlesis. 85 / 86pf. 147 148 Rthlr., 89 / gopf. 50 51 Rthlr., gelb. guhrauer 89 / 90pf. 49 50 Rihlr., weiß. guhr. S9 / pf. 53 52 Rihlr., bunt. poln. S7 / 88pf. 49 50 Rthlr., weißbt. 51 Nihlr., weiß poln. 53— 52 Rthlr. Im Veihältniß zu der allgemeinen Flauheit unseres Marktes ist die Reaction im Roggen Geschäst am fühlbarsten, und Preise neigen durch unaufhörliche Zuführen immer mehr noch zum Weichen. In loco S2 / 83pf. 28 Rthlr., S3 / 84pf. 29 - 30 Rthlr., 85 / 86pf. 31 31 Rthlr., pro Mai S82pf. 287 Rthlr. Brief, S4pf. 29 Rihlr. Brief, pro Juni/Juli 82pf. 29 Rthlr. bez. u. Brief, S4pf. 30 Rihlr. Brief, Juli / Aug. 82pf. 293 Rihlr. bez. u. Brief, S2pf. 305 Nthlr. Brief, Aug. / Sept. Sepf. 303 Rihlr. Brief, Sept. / Olt. 82pf. 31 Rthlr. bez. u. Bunief, 84pf. 325 Rthlr. Geld.

Gerste wie letztgemeldet. ;

Hafer in loco 17 —=16 Rihlr, pro Mat / Juni 458pf. 17 7665. Nhl. 60pf. 18 17 Nihlr., pro Juni / Juli Sopf. 18 Rthlr. Brief, 18 Rthlr. Geld.

Futter- Erbsen in jocs 30 —28 Rihlr., Koch-Erbsen 33— 3 Rthlr.

In Rappsaamen geschah nichts, da von alter Waare wenig mehr vorhanden und für neues Gewächs Anstellungen fehlen.

Kleesaamen hat sich bei der vorgerückten Jahreszeit sast ganz aus dem Verkehr verloren, rother 10 - 15 Rihlr', weißer 17— 24 Rihlr. nominell.

Rüböl hatte mäßigen Handel bei unwesenilichen Preis-Peränderungen, und nur zuletzt stellten sich Preise in Loco⸗Waare und für die zunächst fol⸗

genden Termine zurück, nachdem Mehreres zur Ankündigung kam und theil= weise in den Markt gebracht wurde. Die späteren Termine blieben inzwi⸗ schen gefragt und gaben deshalb weniger nach. In loco mit 95 a9 Rihlt. verkauft; p. Juni / Juli 10 Rihlr. Brief, Juli / Aug. 105 Rthlr. Brief, 10 Nthlr. Geld, Aug. / Sept. 107 Rthlr. ohne Abgeber, Sept. / Oft. und Oki. / Nov. 105 Rihlr. Geld. ö

Leinöl loco 10) Rthlr., Lieferung 11 Rthlr. Brief, 103 Nihlr. Gelb.

Hanföl 11 Rthlr., Palmöl 117 Rthlt,, Mohnöl 15 Rihlr., Südseethran 97 Rihlr.

Spiritus loco 15 Rihlr., Juni/Juli 155 16 Rthlr., Juli / Aug. 16— 163 Rthlr.

Wir hatten hier mäßigen Regen. Die Witterung ist mithin sehr frucht= bar und muß wohlthälig auf den Stand der Pflanze wirken, so wie die Gemüther beruhigen. Aehnliches meldet man aus den uns nördlich gele— genen Gegenden. Die belgische Post meldet, daß auch dort Regen gefallen, die Pflanze habe sich erholt und Saat wie Oel sei im Preise gewichen. In Holstein ist viel umgepflügt. Sommersaat und alte Vorräthe können indeß, wie man behauptet, das Ganze reichlich ersetzen. Laut Briefen haben sich die Saamenfelder in Thüringen nach dem Regen verbessert, und im Oder= bruche stehen die Weizenfelder und Sommersaaten sehr gut, und Rapps wie Rübsen blühen vortrefflich. In der ersteren Zeit fanden sich auch dort Käfer, nach dem letzten Regen jedoch haben diese sich ganz verloren.

Dauzig, 9. Mai. An der Börse sind heute verkaust: Weizen poln. 30 L. 130pf. 2 Cf. E), 56 L. 136 32pf. und 79 L. 133pf. a Cf. 375; Gerste poln. 7 L. 108pf. a Cf. (2) pr. Last. Mai. Höchster und niedrigster Geiraide⸗Markipreis

5 24 Rthlr. 8 1 15 y

Magdeburg, 10. pro Wispel: Weizen: 43 36 Rthlr. Roggen: 27 26 *

Gerste: 2 Hafer: 1

Paris, 7. Mai. Die französischen Renten hielten sich heute an der Börse sehr gut; der Umsatz darin war jedoch beschränkt, namentlich gegen den Schluß der Börse hin. Die spanischen Fonds behaupteten sich trotz der Baisse in Madrid fast ganz auf ihrem gestrigen Standpunkte. Es muß in— deß bemerkt werden, daß der Vorrath davon auf dem hiesigen Platze nur gering ist und einige Nachfrage au compiant hinreicht, die Course zu hal— fen. Zudem will man, bevor man sich auf weitere Operationen einläßt, den Einfluß der madrider Notirungen auf den londoner Markt abwarten.

Auswärtige Börsen. 40. 100.

Amsterdam, S. Mai. Niederl. wirkl. Sch. 60115 HY Preuss. Pr.

hh Span. 225. 3975 d0. 357. Pass. 65. Ausg. —. Zinal. 73. Sch. Lol. . Oesterr. 109). 190 Russ. Ilope 91.

2 2 2 1 Antwerpen, 7. Mai. Ziunsl. S. Neue Aul. 21.

Frankfurt a. M., 9. Mai. 57h Met 1133 (. Bank- Actien p. ult. 2616I7. Bayr. Bauk-Actien 768 G. Hope 90 Br. Stiegl. 90 Br. lut. 60 55. Polu. 300 FI. 915. do. Soo FI. 1005. do. 200 FI. 3253 6.

Ham h urg, 10. Mai. Bauk- Actien 1670. kugl. Russ. 1135.

Ia ris, J. Mai,. HYh Rente fin dour. 122. 40. 395 Rente fin cour. 84. 65. 566 Neapl. au compt. 102.5. 69h Span. Reute 32. Pass. 6.

Wien, 7. Mai. 595 Met. 1115. 195 101 39h *. Anl. de 1834 15043. de 1839 132. Bank Actien 1637. Nordb. 1443. Mail. 1145. Livorn. 1171. Lestch.

ar,. Glogtzn. 116

Meteorolagische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1841. Beobachtung.

II. Mai.

Luftdruck . ... 336 12* Par. 336, . par. 336,91 Par. Auellw rwe mn n, Luftwärme ... 4 9, 0 R.˖ * 16,10 R. 19,8; R. Fluss vhrme 1358 ; H. Thaupunkt ... 4 7,89 R.˖ * 10,27 R. 9, 0 R. Rodenwarme 12,9 R. PDuustsättigung; 91 pCt. 61 pet. S9 pet. Ausdüustung (0,014 Rh. Wetter .. Nebel. heiter. heiter. Niederschlag O. ; Win l 0. 0. P O. ee, n, , m, 16,9 Wolkenzußz. .. 0. 2 „8 R.

Tagesmittel: 336,59 Lar. . 4 12,19 R. .. 4 9, o R... S0 pCt. O.

Nachmittags 2 Uhr.

Morgens

Abends 6 Uhr.

10 Uhr.

Königliche Schauspiele.

Montag, 13. Mai. Die Zerstreuten, Lustspiel in 1 Aufzug, von Kotzebue. Hierauf: Pas de deux aus dem Ballet; Giselle, ausge⸗ führt von der Solotänzerin Dlle. Weiß (Schülerin der Académie royale de musique de Paris) und Herrn Reichuer. Dann; Das Solo⸗ Lustspiel in 3 Akten, von Saphir. Und: Der Polterabend, komisches Ballet in 1 Akt, von Hoguet, worin Dlle. Weiß in: La Liluaua, zum letztenmale auftreten wird. i

Dlenstag, 14. Mai. Die Zauberflöte. (Herr Hofsänger Pelle⸗ grini, vont Königl. Theater zu München, als erste Gastrolle.)

Im Konzertsaale: 1) Le coifseur et, le berruduier, vaude- ville en 1 acte, par Scribe. 2) La premiere représentation de: Les mémoires de deux jeunes mariées, vaude ville nouveau en l acte, par MM. Dennery et Glairville. 3) La seconde repré- sentation de: Le cadet de famille, vaudeville nouveau en Lacte.

KRönigsstädtisches Theater.

Montag, 13. Mai. (Italienische Opern⸗-Voistellung.) I7Inganno selicc. Opera in 1 Atto. Musica del Maestro Rossini. (Sga. Malvani: Isabella. Hierauf: Zwölfte und letzte Kunst-Vorstellung des Herr Bosco in der ägyptischen Magie. Derselbe wird in dieser Vorstellung die Meisterstücke seines Repertoirs vortragen. (Anfang 6 Uhr. Die Kasse wird um 5 Uhr geöffnet.

Dlenstag, 14. Mai. Einen Jux will, er sich machen. (Herr Pichler, vom Theater zu Aachen, neu engagirtes Mitglied: Christoph, als Debüt.

. zal och, 15. Mai. ( Italienische Opern⸗Vorstellung.) Zum

erstenmale: Le Cantatrici Villane. Opera hussa in 2 Atti. Musica del Maestro Fioravanti.

Verantwortlicher Redacleur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decherschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.

Beilage

Beilage

M 133.

801

eitun g. Montag den 3m Mai.

3 nhalt.

Wissenschaftliche Expedition des Prof. Lepsius in Aegypten.

Die französischen Supplementar-Kredite für 1813.

Wissenschaftliche Expedition des Prof. Lepsius in Aegypten.

Auszug aus einem Schreiben des Prof. Dr. Lepsins aus P Ed Damer auf der Insel Meroe den 24. Januar 1841.

2

Unsere Noth hat, wenn auch spät, doch ein Ende genommen. Ich bin gestern mit Abeken hier, noch 2 Tagereisen von den Pyramiden von Assur entfernt, angekommen, und unser ganzes Lager wird wohl ebenfalls schon gestern in Abu Hammed am südlichen Endpunkte der großen Wüste ange⸗ kommen sein. Ich hatte Abeken und Erbkam nach der letzten wenig eimu— thigenden Nachricht aus Berber versprochen, noch 3 Tage abzuwarten. Dann brach ich aber am 8. Januar gegen Mittag mit Abeken, dem Dra goman Jussuf Scherebie, einem Koch und unserem kleinen Berber Hanad auf; wir hatten 8 Kameele, von denen aber 2 kaum im Stande waren, die Reise zu machen, und 2 Esel; da der versprochene Führer nicht zur Stelle war, so nöthigte ich den Kameel-Schech Ahmed, der uns wegen seines Ansehens unter den Stämmen der hier wohnenden Ababde⸗Araber von Nutzen sein konnte, selbst mit— zugehen. Wir hatten außerdem noch einen Führer Adar, der uns statt des versprochenen gestellt worden war, 5

enen 5 Kameeltreiber, und bald nach unserem Abzuge schlossen sich noch mehrere andere Fußgänger, auch zwei Leute mit Eseln uns an, um mit dieser Gelegenheit nach Berber zurückzufehren. Wir nahmen 19 Wasserschläuche, einige Provisionen an Reis, Makaroni, Zwie⸗ back und kaltes Fleisch, ferner mein blaues Zelt, unsere Decken, darauf zu reiten und zu schlafen, die nöthigste Wäsche und einige Bücher mit uns, dazu auch die nöthige Provision guten Muthes, die mir bei einer Abreise nie leicht fehlt. Unsere Freunde begleiteten uns ein Stück in das Felsenthal hinein, das uns sehr bald die Nähe des Ufers und seiner freundlichen Pal⸗ men nicht mehr ahnen ließ. Das Thal war wild und eintönig zugleich, lauter Sandsteinfels, dessen Oberflächen wie Kohlen schwarz gebrannt wa— ien, aber bei jedem Bruche und in jeder Schlucht sich in brennendes Gold— gelb verwandelten, dem eine Menge Sandbäche wie Feuerströme aus schwar— zen Schlacken entrieselten und die Thäler füllten. Die Führer gingen vor uns her, mit einfachen Gewändern um ihre Schultern und Hüften gewor⸗ sen, in der Hand einen oder zwei Specre von festem leichtem Holze und mit eiserner Spitze und Schaftende; den nackten Rücken bedeckte ein runder oder leicht ausgeschnittener Schild mit einem weit hervorstehenden Nabel aus Giraffenfell *); andere Schilde waren länglich, und gewöhnlich sind sie von Nilpferdfell oder von der Rückenhaut des Krokodils. In der Nacht, oft auch am Tage, binden sie Sandalen unter die Füße, deren Riemen nicht selten mit der Sohle aus einem Stücke geschnitten sind, zwischen den groö⸗ ßen und zweiten Zehen durchgezogen werden und den Fuß dann schlittschuh— artig umgeben. Schech Ahmed war ein prächtiger Mann, noch jung, aber hoch und edel gewachsen, hatte äußerst geschmeidige Glieder und Gesichts— züge, von einer glänzend schimmernden schwarzbraunen Hautfarbe, einem dunkelglänzenden, zugleich aber weich und schlau blickenden Auge und einer unvergleichlich schönen und harmonisch ausdrucksvollen Sprache, so daß ich ihn immer gern um mich hatte, obgleich wir mit ihm eigentlich fortwährend zu kämpfen hatten, da er die Kameele und alles Zubehör zu schaffen ver— pflichtet war und der Umstände wegen nicht schaffen wollte und konnte. Von seiner Körpergewandtheit und Elastizität der Glieder gab er uns in der Wüste eine Probe, indem er auf dem sandigen, dem Sprunge ungünstigsten Boden einen gewaltigen Anlauf nahm, ünd 4 M. 57 Em. , das sind ungefähr 147 Fuß, weit sprang; ich maß die Fusttapfen des Sprunges mit seiner Lanze, welche etwas über 7 Meter lang war. Nur „Adar, unser Unterführer, wagte auf meine Aufforderung nachzuspringen, erreichte aber bei weitem nicht die gleiche Entfernung. (

Am 8. Januar waren wir früh um 11 Uhr aufgebrochen; wir ritten bis um 5 Uhr fort, hielten !: Stunde an und gingen wieder bis um 123; dann schlugen wir anf dem harten Boden unser Zelt auf und legten uns nach 1 ühr schlafen. Das Erfrischendste nach der heißen anstrengenden Tagefahrt war immer des Abends der Thee, doch mußten wir uns dabei an den Ledergeschmack des Wassers gewöhnen, der selbst durch Thee und Kaffee durchschmeckte. Den ersten Tag waren wir 12 Stunden gegangen, den zweiten blieben wir 14 zu Kameele; wir brachen früh um 8 Uhr auf, machten Nachmittag um 4 Uhr Halt, um etwas zu essen, gingen gegen 5 Ühr wieder weiter und schlugen um 127 Uhr unser Nächtlager auf, nachdem wir um 109 Uhr aus den Gebirgen heraus in eine große Ebene gerade mit Mondaufgang niedergestiegen waren. Keinen Baum, keinen Halm hatten wir bisher gesehen, auch kein Thier außer einigen weißen Ad— lern und Naben, die sich von dem Aase der jüngst gefallenen Kameele nähr— ten. Am dritten Tage nach frühem Aufbruche begegneten wir einer Heerde von 150 Kameelen, die von der Negierung angekauft waren, um nach Aegypten gebracht zu werden. Der Pascha hat mehrere Tausend Kameele in Berber aufkaufen lassen, um dadurch den Folgen der vorjährigen Rin— derpest en nc n abzuhelfen; viele waren schon durch Korusko gezogen, ohne daß wir uns ihrer bedienen konnten, weil sie Privat Eigenthum des Pascha sind und auch keine Sättel mit sich führten. Der Führer! der Heerde, dem wir heute begegneten, gab uns endlich die gute, langersehnte Nachricht, daß Ibrahim Aga nicht nur mit 60 Kameelen von Berber bereits abgereist, sondern auch ganz in unserer Nähe, aber auf einem anderen etwas westlich vorüberführenden Wege hinziehe. Schech Ahmed ward ihm nachgeschickt, um uns drei gute Kameele statt unserer schwaͤchen zu bringen, und sonst Nachricht von ihm einzuziehen. In der nächsten Nacht oder höchstens in der zweiten sollte er uns wieder einholen. Durch den Tabir (Führer) der Heerde sendete ich ein paar Zeilen an Erblam. Wir hielten schon um 57 an und blieben zu Nacht, in der, Hoffnung, Schech Ahmed früher, ankommen zu sehen. Gegen Abend sahen wir die erste ärmliche Vegetation wieder, ganz dünne gelblich graue trockene Hälmchen, die in der Nähe kaum sichtbar waren, in der Ferne aber dem Boden eine leichte grün⸗ gelbliche Färbung gaben, die mich zuerst darauf aufmerlsam machte. Am vierten Tage sollten wir eigentlich schon an die Brunnen mit bratigem, für die Kameele aber trintbarem Wasser kommen, um jedoch Schech Ahmed nicht zu schnell voranzueilen, beschlossen wir unsere heutige Tagefahrt schon um 4 Uhr, ungefähr noch 4 Stunden ven den Brunnen entfernt. Wir hatten gegen Mittag endlich die große Ebene (Barich) Bahr bela ma (Fluß ohne Wasser), die sich an das 2 Tage lange Gebirge Elbab, in das wir von Koruslo aus angetreten waren, hinter uns und näherten uns anderen Gebirgen. Wir hatten bis dahin nichts als einförmigen Sandfelsen unter und neben uns gehabt, und so war es min eine eifreulsche Begebenheit, als ich von dem hohen Kameele herab im Sande den ersten vulfanischen Stein liegen sah, ich ließ mich sogleich vom Sattel hinabglei⸗ ten und schlug ein Stück ab, es war, wie die meisten nun folgenden Ge— birge ein olivengrünes basaltartiges Gestein, aber kein wirklicher Basalt, sondern eine sehr feinkörnige Mischung von Granit-Elementen. Das Thal, in welches wir nun eintraten, hatte links dieses grünliche, rechts ein bräun⸗ liches Gestein, und umher lagen Stücke von allen Farben mehr oder weni— ger grob gemischt, auch rothen Spenits gewöhnlicher Art; häusig glich das Gestein auch sehr unserer Grauwacke, dann wurde es wieder schr schiefrig; weiter ins Gebirge hinein waltete zuweilen der Quarz sehr vor, und es ge⸗ währte einen eigenthümlichen Anblichk, wenn zuweilen aus den schwar— zen Bergen in verschiedenen Höhen schneeweiße Kiesel- Adern zu Tage kamen, deren Gestein sich quellenartig von einem Punkte aus den Berg herab in das Thal ergoß, wo sich das weiße Gerölle seeartig verbreitete, Ich nahm von den veirschiedenen Gebirgs-A rten kleine Proben mit.

) Aus dem einheimischen Namen Geraf ist unser Giraffe geworden; hieroglyphisch heißt es ser= ;

mation und buschiger Wuchs einen weniger kahlen Eindruck macht als die langen und schlanlbsättrigen, aber edleren Dattelpalmen; die letzteren vertragen

den Regen nicht und gehen daher hier in Berber ganz aus, während die Dum—

Palmen zuerst und sehr einzeln in Ober⸗-Aegopten vorkommen und je südlicher je zahlreicher, voller und größer werden; wenn ihre Früchte unreif abfallen und ver= trocknen, so schmeckt das wenige Fleisch um den steinharten Kern wie ein Zucker— überguß; werden sie reif, so kann man das gelbliche sehr holzige Fleisch auskauenz ( schmeckt ganz gut, und einige Früchte, die so groß wie die größten Aepfel werden, hatten fast ein Aroma wie Ananas. Um 4 Uhr schlugen wir unser Lager auf, die Kamercle wurden hinter in die Schlucht nach dem Regenwasser geschickt; ich setzte mich auch mit Abeken zu Esel, um sie zu diesen natürlichen Cisternen zu begleiten. Ueber wildes Gerölle und häkliches Gestein kamen wir immer tiefer in der Schlucht in die Höhe; die ersten weiten Becken waren leer; wir ließen Esel und Kameele zurück, kletterten die glatten Granitwände hinauf und schritten in diesen großarti— gen Felsgestaltungen von einem Becken zum anderen; alle waren leer; in der hintersten Spalte, sagte der Führer, müßte welches sein, da ginge es nie aus; aber auch da war kein Tropfen Wasser zu sinden, uͤnd wir mußten trocken wieder umkehren, die zahlreichen Viehheerden, die im vergangenen Jahre aus den Sudan nach Aegypten getrieben worden waren, hatten Alles verbraucht. Wir hatten aber nur noch drei Schläuche voll Wasser, und es mußte Rath geschafft werden. Höher im Gebirge soll— ten andere Cisteruen sein, hinter dieser Schlucht hinauf. Ich wollte mit dem Führer die Felsen hinaufklettern, er hielt es hier aber zu gefährlich; wir kehrten um, trafen unterweges Abeken wieder, der uns nicht bis zuletzt gefolgt war, ritten nach dem Lagerplatze zurück, und mit untergehender Sonne mußten die Kameele nochmals aufbrechen, um eine Stunde weit von hier in den nördlicheren Wegen Waser aufzusuchen; auch kamen sie spät mit vier Säcken wieder zurück; das Wasser war sehr gut und wohl— schmeckend. Schech Ahmed kam auch diese Nacht nicht zurück, ünd wir hofften nur noch, ihn an dem Brunnen zu finden, wohin er auf dem südlichen Wege hätte vorauseilen können.

Wir brachen bald nach Sonnenaufgang am fünften Tage auf; wir kamen tiefer in das große Gebirge Noft hinein, welches immer gleichmäßi ger unserer Grauwacke ähnlich, erst sehr schiefrig, dann mehr blockig, dann sehr quarzig wurde. Die Hitze des Tages wurde in den Bergen größer, als in den Ebenen, wo der fast immer wehende Nordwind größere Kühlung verschafft. Außer den verschiedenen Steinarten war um uns wenig, das unsere Aufmerksamkeit sesseln konnte; einem schönen großen Ameisenhaufen begegnete ich mitten in der Wüste und sah ihm lange zu; es waren klei— nere und größere glänzend schwarze Ameisen, welche aus ihrem Bau alle kleinen Erdstückchen, die sie heben konnten, heraustrugen, fo daß nur die größeren Steinchen blieben und seste Mauern bildeten; die größeren zeich— neten sich durch einen verhältnißmäßig noch einmal so dicken Kopf aus, ar— beiteten aber selbst nicht, sondern waren die Polizei, indem sie jeder kleinen Ameise, die nichts trug, einen Stoß gaben, vorwärts trieben und zu fleißi⸗ ger Arbeit anhielten. Die Unterhaltung auf den hartschreitenden Kameelen wird noch dadurch erschwert, daß man sie nicht so leicht wie Pferde oder Esel nebeneinander im Schritte halten kann. Wenn man gute Dromedare (esgin) hat, und ohne, oder mit ganz leichtem Gepäcke reist, so geht man Tage lang in Trab, und dieser ist sehr leicht und wenig ermüdend, während man sich an den langen, die hohe Last vor- und zurückwerfenden Schritt der gewöhnlichen Last-Kameele mit einiger Mühe gewöhnt; doch wurde uns dies um so leichter, da wir zuweilen von den Kameelen auf unsere Esel steigen konnten, früh und Abends auch öfters lange Strecken zu Fuße gin⸗ gen. Auf dem Kameel in der blendenden Hitze zu lesen war auch beschwer⸗ lich, und so unterhielt ich mich oft damit, wie schon früher manchmal bei unbeschäftigter Nilfahrt, die Gedanken, die mir durch die Umgebung zuge—= führt wurden, in Verse zu fassen.

Ich kehre zu unserem fünften Wüstentage zurück, an dem wir srüh um 8 Uhr aus dem kleinen Thale E Sufr, wo wir uns unter einigen Gummi- oder Sent Bäumen gelagert hatten, aufbrachen und um 123 mit- ten im Gebirge, nachdem wir etwa Stunde lang uns von unserem Wege ab links in ein flaches Thal gewendet, bei den braligen Brunnen anlangten. Hier hatten wir ungefähr die Hälfte unserer Wüuͤstenreise zu— rückgelegt; wir sahen einige von kleinen Steinen und Schilf aufgebaute Hütten, neben welchen ein paar abgemagerte Ziegen vergebens nach etwas Weide suchten; unser schwarzer Wirth führte uns in eine Art Schilflaube, wo wir es uns bald im Schatten so bequem machten, als wir es haben lonnten. In diesem Felsenthale, Masat genannt, waren uns schon seit einiger Zeit die häufig aus dem Sande hervor zu Tage tretenden schneewei⸗ ßen Natrumflächen aufgefallen, welche das Wasser der Brunnen brakig machen. Gegen Ende des Thales, wo es sich in zwei Arme theilt, sind 5 bis 6 Faß unter dem Boben die stehenden Wasser, welche man in 8 Brunnen aufgedeckt haßt. Die hin— tersten Brunnen haben grünliches, ziemlich salzig und übel schmeckendes Wasser, das aber doch den Kameelen genügt; die 3 vordersten Brunnen haben dagegen viel helleres Wasser, das auch wir im Nothsall recht gut hätten trinken können. Es ist hier eine Regierungs-Station, die für ge wöhnlich von 6 Leuten bewohnt wird; jetzi waren 4 von ihnen auf eine Erkursion weggeschickt, und nur noch 2 waren zurückgeblieben. Von hier gehen zwei Wege nach Korusko, ein nördlicher und ein südlicher, jenen hatte Ibrahim Aga, diesen wir gewählt, daher wir uns leider versehlt hat— ten; Schech Ahmed war auch hier nicht, wahrscheinlich hatte er unsere Ka— ie erst am zweiten Tage eingeholt, und wir mußten ohne ihn weiter ziehen.

Die Ababde-Araber, mit denen wir es hier überall zu thun haben, sind ein treues und. zuverlässiges Volk, von dem man viel weniger, als von den verschmitzten diebischen Fellahs in Aegypten zu fürchten hat. Nord— östlich von ihnen erstrecken sich die Stämme der Bischari, die eine Sprache für sich haben und jetzt mit den Ababde in bitterer Feindschaft leben, weil sie vor zwei Jahren in dem kleinen Thale, wo wir zur Nacht geblieben waren, einige türlische Soldaten überfallen und ermordet hatten, wor— auf der große Ababde⸗Schech Hassan Chalif an 40 Bischari hat tödten lassen; die Communications Straße zwischen Berber und Korusko sst näm— lich der Obhut der Ababde anvertraut. Mit Hülfe der Ababde war es auch vor 24 Jahren Ismail Pascha gelungen, mit seiner Armee die Wüste zu passiren und sich des Sudan zu bemächtigen. Nur auf der Straße, wo wir jetzt zogen, werden von der Regierung Führer unterhalten, nicht auf der längeren aber wasserreicheren von Beiber nach Assuan, die jetzt sehr wenig besucht wird. Um 4 ritten wir von den Brunnen wieder ab, nachdem wir auch noch einige hagr mentub (beschriebene Steine), nach denen wir überall fragen, besichtigt hatten, nämlich einige Felsen in der Nähe, auf denen zu irgend einer nicht ganz modernen Zeit eine Menge Pferde, Kamecle und andere Thiere roh eingekratzt sind, wie wir Aehnlichks schon ost in Näbien gesehen hatten. Um 9) hielten wir zu Racht an. Am anderen Morgen des oten Tages waren wir wieder aus dem hohen Hebirge herausgelteten und hatten die weite Ebene Mundera vor uns, an welche sich jenseit ein anderes hohes Gebirge, Aba Sihha, anschloß; die Süd⸗ gränze dieser Ebene, wo sie sich an jenes Gebirge anlehnt, nennen sie Abdäbab; den üdlichen also jen seitigen Theil des Gebirges Aba Sihha nennen sie Aba Senej it. Um 3 Uhr ungefähr hatten wir die Ebene durchzogen und traten wieder in das Gebirge ein, das noch immer ähnlicher granitischen Natur ist. Eine halbe Stunde später hielten wir zur Mittagsraͤst an. Nach zwei Stunden ritten wir weiter und lagerten uns, nachdem wir wieder eine andere kleinere

Ebene durchschnitten hatten, gegen Mitternacht, nachdem wir schon aus dem folgenden steinigen Gebirge Adar anib herausgetreten waren in die neue Ebene, die in dem Namen Adar anib mitbegriffen wird und bis zu dem letzten Gebirge Graibad reicht. Wir hatten gestern Abend und heute Nacht einen hestigen und beschwerlichen Nordostwind, der auch heute, am siebenten Tage, meist anhielt.

Wir brachen früh um 77 Uhr auf und gelangten endlich hin— ter Gebel Graibad in die große unbegränzte Ebene Adezerad, die wir bis nach Abu Hammed nicht wieder verließen; südwestlich behielten wir nur den leinen Berg el Farut und das größere Gebirge Magrad in den Augen; östlich schließt sich in weiter Ferne an das Gebirge Adar anib ein anderes, Abu Nugäza, an. Auf diese folgen dann südöstlich andere Bischari⸗Gebirge, deren Namen unsere Ababde-Führer nicht kannten. Der Anfang der großen Ebene Adezerad war Stunden lang ganz mit schönem reinem Kiesel bedeckt, der auch zuweilen als fester Fels aus dem Sande hervortrat, obgleich die Hauptfelsart immer der schwarze Granit blieb, den gegen Mittag eine breite Ader rothen Granits durchzog. In der Frühe zog uns in einiger Entfer⸗ nung eine kleine Karavane von Kaufleuten vorbei. Wir sahen heute die schönsten nahen und fernen Luftspiegelungen schon sehr früh am Tage. Sie ahmen in vollkommenster Täuschüng Seen und Ströme nach, in denen sich die Berge, Bäume, Sieinblöcke, Alles, was sich in ihrer Nähe erhebt, spiegelt wie im klarsten Wasser, sie bilden einen sonderbaren Kontrast mit der starren trockenen Wüste und mögen in der That wohl schon manchen armen Verirrten, wie die Sage geht, bitter getäuscht haben. Wenn man nicht weiß, daß dort kein Wasser sein lann, so ist es nicht möglich, es zu unter- scheiden, und noch vor wenigen Tagen glaubte ich in der Nähe von Mecke⸗ ref ganz sicher ausgétretenes oder sich abzweigendes Nilwasser zu sehen, wo auch nur Bahr schedan, „Teufels -Seen“, wie es die Araber nennen, vorhanden war. Bei Tage würde übrigens der Karavanenweg nicht leicht zu verfehlen sein, selbst wenn der Sand alle Spuren verweht hätte; er ist genug durch unzählige Kameels Gerippe bezeichnet, deren man immer drei oder vier im Gesichte hat; ich zählte am gestrigen Tage in der letzten halben Stunde vor Sonnen- Untergang 46, an denen wir vorbei kamen. Unsere Kameele, obgleich sie in Korusko nicht lange ausgeruht hatten, und unterwegs fast gar nichts, weder zu fressen noch zu saufen erhielten, blieben uns doch vollständig. Mein Kameel, dem ich zuweilen etwas Zwieback in den Mund gesteckt hatte, pflegte sich mitten im Marsshe, wenn es mich etwas beißen hörte, umzudrehen und den langen Hals zu winden, bis es seinen Kopf mit den sanften großen Augen auf meinen Schoß gelegt hatte, um wieder etwas zu erhalten. Wir hielten um 4 Uhr nach Mittag 2 Stunden an und gingen dann wieder bis gegen 11 Uhr sort, wo wir in der großen Ebene ein Nachtlager aufzuschlagen suchten. Der Wind war aber so heftig, daß es nicht moglich war, unser Zelt zu befestigen, trotz seiner 10 eisernen Pfloͤcke, die es ringsum halten, es stürzte dreimal, ehe es noch ganz aufgeschlagen war, wieder zusammen, wir ließen es daher liegen; man baute uns ein kleines Mäuerchen von Ka⸗ meelsälteln, und wir schliefen unter den Sternen; kein Licht, kein Feuer, kein Thee; wir waren sehr müde, und der Sandregen, der uns bald überschneite, ward uns zu lauter Mohnkörnern, die Morpheus über uns ausschüttete. Ich zog die Decke über den Kopf und fand sie so noch den anderen Morgen bei Sonnenaufgang wieder.

Am Sten Tage hätten wir spät Abends in Abu Hammed an— kommen können, wir beschlossen aber eine Stunde davor zu über⸗— nachten, um bei Tage an den Nil zu kommen. Die Raubvögel vermehr⸗ ten sich, an 30 Geier scheuchten wir von einem frischen Kameel-Aase auf; schon den Tag vorher hatte ich in der Wüste einen weißen Adler geschossen, auch einige Wüsten-Rebhühner, die nach verlornen Duralörnern auf dem Karavanenwege suchten. Von Naubithieren sahen wir nur die Spuren um die Kameel-Gerippe; sie störten uns nicht in der Nacht, wie in Koruslo, wo wir eine Hyäne und mehrere Wölfe und Schakals erlegt halten. Nach Mittag begegneten wir einer Sklaven-Karavane. Das letzte Nachtlager vor Abu Hammed war weniger windig, doch waren unsere Kohlen ausgegangen, und die Leute hatten vergessen unterwegs Kameelmist zu fammeln, so muß— ten wir uns begnügen, das letzte schlechte Schlauchwasser zu trinken, das gerade nur noch zum Kaffee sür den anderen Morgen reichte, für den ich etwas Kameelmist in der Frühe zusammensuchen ließ. Die Efel konnten nichts mehr zum Frühstück zu saufen erhalten. Wir setzten am 16. Januar fꝛlüh um 7 Uhr uns zu Kameele, und schauten von dem hohen Throne nach dem ersehnten Nilwasser aus. Es wunde aber erst kurz vor der Ankunft sicht= bar. Der Nil durchfließt hier kein breites Thal, sondern fließt in einer kah—= len Fels-Ninne die sich unscheinbar durch die wenig erhöhte weite Fels⸗ Ebene hindurchzieht. Nur auf der anderen Seite des Flusses war eiwas mehr Thalsläche, und auf einer Insel, die sich hier bildete, erschienen einige Dum-Palmen. Kurz vor dem Ufer begegneten wir noch einer Kameelheerke von 150 Stück, die so eben von Abu Hammed aufgebrochen war. Dann erschien eine große Erdummguerung mit einigen Thärmen festungsartig ge= baut, die von dem großen Araberschech Hassan Chalif für die Waaren der Negierung errichtet war. Eine lleine Schlucht enthält 5 Hütten, eine aus Steinen und Erde, eine andere aus Baumstämmen, zwei von Matten, eine von Bus oder Durastroh; dann öffnete sich ein freierer Platz von mehreren ärmlichen Häusern umgeben, von denen eins für uns bereit war. Ein Bru⸗— der von Hassan Chalif, der hier wohnt, kam uns entgegen, führte uns in das Haus und bot uns seine Dienste an. Es wurden einige Rohrbettstel= len, die hier wegen des kriechenden Ungeziefers viel in Gebrauch sind, her= eingebracht, und wir richteten uns für den Tag und die folgende Nacht hier ein, so viel mußten wir den Kameelen wenigstens gönnen. Ein gro⸗ fer viereckiger Raum umschloß uns, an 30 Fuß auf jeder Seite, die Mauern aus Stein und Erde, zwei dicke oben gabelförmig sich spaltende Baumstämme in der Mitte, trugen einen anderen großen Architrav— stamm, über den wieder andere Deckenstämme gelegt und mit Matten und Flechtwerk bedeckt und verbunden waren. Es erinnerte mich Alles an eine Ur-AUrchiteltur, deren Nachahmung wir in den Grabgrotten von Beni⸗ bassan gesehen hatten; die Säulen, das Netzwerk der Decke, durch welches, wie dort, von der Mitte herab duich eine viereckige Oeffnung das einzige Licht, außer durch die Thüre hereinsiel, keine Fenster; die Thüre war aus vier kurzen Stämmen eingesetzt, von denen der obere ganz nach dem Thür⸗ wulste in den Gräbern der Pyramidenzeit glich. Wir hängten eine Zelt⸗ wand vor die Thüre, um uns vor Wind und Staub zu schützen; an der gegenüberstehenden Ecke ging eine andere Thüre in einen Nebenraum, der zur Küche eingerichtet wurde. Der Tag war windig und der Wind mit Sand unangenehm erfüllt, so daß wir wenig vor die Thüre kamen. Doch labten wir uns an reinem frischen Nil⸗Wasser und einer vortrefflich zube⸗ reiteten Hammels-Mahlzeit. Die große Wüste lag hinter uns, und wir hatten nur noch 4 Tage bis Mechtref, der Hauptstadt von Berber, vor uns, in denen wir dem Flusse folgten. Wir erfuhren, daß Achmed Pascha Menekle in unserer Nähe sei, oder bald ankommen sollte, um von Damer aus, eine kleine Tagereise jenseit Mecheref, eine Militair -Expe— dition den Atbara hinauf nach der Provinz Taka zu führen, wo sich einige Stämme empört hatten.

Wir brachen den anderen Morgen um 8 Uhr auf, mit einem neuen Kameele, das wir gegen ein müdes guszutauschen fanden, und am Ften Tage früh waren wir in Mecheref. Das Thal wird, je näher der Insel Merore, je breiter, fruchtbarer, tragischer. Das Gestein bleibt noch dasselbe. Die erste Stalion war Geg, wo wir die Nacht in einem offenen Naume übernachteten; die Lust ist sehr warm, nach Mütag um 53 hatten wir noch 257 R. Die zweite Nacht blieben wir jenseit . Hasshin in der Nähe eines Derfes, das eigentlich leine Stalion bildet, da wir die fünf gewöhnlichen Stationen in 4 Tagen zurücklegen wollten; die 33 Nacht blieben wir in der Nähe einer Nil-Katarakte im Freien. Am 4ten Tage seit Abu Hammed entfeinten wir uns etwas mehr vom Flusse in die Wüste, doch blieben wir immer noch auf Ur-Thalboden, einer gelblichen Erde, die jetzt nicht mehr überschwemmt, aber von den Dorfbewohnern un= ter dem Sande ausgegraben wird, um ihre Felder damit zu verbessern. Wir hielten Abends eine Stunde vor Mecheref in dem Dorfe El Chor an und kamen am fünften Tage früh in der Hauptstadt der Provinz Berber an. Ich schickte den Dragoman voran, um uns anzumelden und ein Haus zu verlangen. In dieses zogen wir sogleich ein. Ver Mudhir von Berber war in Damer; sein Util oder Stellvertreter besuchte uns, und bald kam auch Hassan Chalif, der Haupt-Araber-Schech, der ung bessere Kameele nas,

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