1844 / 142 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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setzinen Amte (Bürgermeisterei) Borghorst bestehen, eben so 3 1 die Polizei in den gedachten Distrikten, von neuem

anerkannt.

Aachen, 18. Mai. In einem von der heutigen Aachener Zeitung mitgetheilten, „Vom Rhein“ datirten Artikel heißt es un⸗ ter Anderem: .

„Es ist jetzt schon mehrere Wochen her, daß ausdrücklich gestattet wor= den, was allerdings von keiner unserer Gemeinde ·Verfassungen verboten ist, nämlich ihre Verhandlungen zu publiziren. Darin, daß die Erlaubniß ge⸗ radezu ertheilt worden, muß der Wunsch erkannt werden, daß sie benutzt werde; in der betreffenden Verfügung muß weniger eine Zulassung als eine Anregung gesucht werden. Auch von anderen Seiten sind die Gemeinden darauf aufmerksam gemacht worden, wie man zunächst in der Entwickelung des Gemeindelebens den Grund zur Entwickelung des Staatslebens erblicke. Man hat in mehreren der alten Provinzen jene Verfügung nicht abge— wartet, um ein größeres Leben in die Gemeinde -Verfassung zu brin— gen. In Sachsen, wie in Preußen, besonders in Schlesien beeiferten sich die städtischen Behörden, durch größere Publizität sich mit ihren Ge— meinden in bessere Verbindung zu bringen. Jene Verfügung hat die etwa noch Schwankenden vollends aufgemuntert und es wird bald wenig Kom—

munen mehr geben, wo dieses Prinzip eines freieren Staatslebens nicht anerkannt und ausgeführt werde. Nur am Rheine ist es grabstill. Wer erklärt dies Näthsel? Am Rheine, wo man am energischsten für eine mög— lichst freie Gemeinde⸗Verfassung sich bemüht hat, am Rheine, wo man der Oeffentlichkeit vor Allem das Wort redet, gerade am Rheine ist es todt, wie zuvor. Die französische Munizipal-Verfassung, so schlecht sie ist, ver— bietei doch die Oeffentlichkeit nicht. Man hat sie nicht benutzt; immerhin. Aber jetzt wird sie gestattet, ja gewünscht und man bleibt im alten Schlen— drian hängen. Das macht Niemanden von uns Ehre, weder unserer städtischen Verwaltung, noch den Verwalteten, die nicht entschieden darauf dringen, daß ihre Vertreter die Pflicht, welche sie gegen sie haben, besser er= füllen. Die städtischen Behörden verkennen ihre Stellung, obgleich sie weit einfacher ist, als die eines jeden Staatsbeamten. Da die Kommune ohne— hin nichts wollen kann, was im Widerspruch mit dem allgemeinen Wohle steht, so hat die Behörde ihre Hauptverpflichtung gegen die Kommune, deren Vertreterin sie nur ist. Die städiische Behörde hat nicht selbstständig zu regieren, sondern in Gemeinschaft mit der Kommune diese zu verwalten. Dieser Sinn liegt jeder Munizipal-Verfassung unter, der französischen schlech= ten so gut, wie den liberalen preußischen; nur daß bei der ersteren die Pflicht umgangen werden kann, weil die Kommune von der gerechten Wahl ihrer Ver— treter ausgeschlossen bleibt. Die Pflicht aber bleibt dieselbe, desto schlimmer für die, welche die Möglichkeit, sie zu umgehen, benutzen. Daß dies häufig geschehen, hat zumeist die allgemeine Stimme gegen diese Verfassung aufge—⸗ regt. Diese Stimme hat sich allerdings in der letzten Zeit einige Konzes⸗ sionen errungen: aber wie sind sie so spärlich! Mehrere Verwaltungen haben ihr Budget publizirt, aber bei weitem noch nicht alle, und um nur von den größeren zu sprechen, so hat jetzt erst Köln es versprochen, und Aachen, dessen Bürger, die städtische Behörde an der Spitze, doch auch für die größte Oeffentlichkeit petitionirt haben, ist noch nicht einmal so weit gekommen, etwas zu versprechen. Und vom Budget bis zur Publizirung der Ver— handlungen ist noch ein bedeutender Schritt. Wenn man dagegen die Bewegung in den schlesischen Städten vergleicht, wo es fast keinen Ort mehr glebt, in welchem sich die öffentliche Meinung nicht blos ausgesprochen, sondern auch durchgedrungen, so sollte man meinen, der Ruf, in welchem das Rheinland steht, fei nur ein usurpirter, das Streben nach Fortschritt, nach Entwickelung, das man uns nachrühmt, sei nur erdichtet. Dem ist nun freilich nicht 8 Aber wohl trägt die Schuld ein anderer Fehler, der uns anklebt: der nämlich, daß wir es nur zu ost verschmähen, aus einer gegebenen Position den möglichsten Gewinn zu ziehen, und daß, wenn wir, die wir doch sonst so praktisch sind, das Vollkommene, das, was wir uns als vernünftiges Ideal einmal vorgesteckt haben, nicht erreichen können, wir lieber gar nichts wollen. Das ist ein politischer Fehler, der dem Rheinlande wohl vorgehalten zu werden vewdient.“

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten. 6 München, 16. Mai. Unser Kronprinz wird ge⸗

gen den Anfang des nächsten Monats mit seiner Gemahlin, über de⸗ ren Befinden seit kurzem die erfreulichsten Gerüchte in Umlauf ge— kommen sind, auf längere Zeit nach Berchtesgaden gehen, wo bis dahin auch Fhre Majestät die Königin eingetroffen sein wird.

Die Augsb. Allg. Ztg. enthält eine aus München datirte Erklärung, wonach die Rotiz über die Errichtung eines protestantischen Misstons-Vereins dahin zu berichtigen ist, daß die Bewilligung dazu nicht unterm 17. Januar d. J, sondern an dem gleichen Tage 1843 erfolgte.

: echt der Oberst-Silber-Kämmerer Graf von Nrsch, wie meh⸗ rere Blätter besagen, sondern dessen Bruder, der als vorzüglicher Landwirth bekannte Gutsbesitzer, ist dieser Tage gestorben.

Lindau, 11. Mai. Am 17ten v. M. fand in Rorschach zwischen den Bevollmächtigten der Dampfboot⸗Gesellschaften von Frie⸗ drichshafen, Lindau und Konstanz eine Zusammenkunft statt, in welcher

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gemeinschaftliche Fahrten für den kommenden Sommer und Winter sestgestellt, und die desfallsigen Tabellen entworfen wurden. Die Bevollmächtigten erklärten in dieser Uebereinkunft, daß sie zu dem Abschluß unbedingt von ihren Verwaltungsräthen die Ermächtigung erhalten haben, und bestätigten dies durch ihre Unterschriften in dem hierüber aufgenommenen Protokoll. Gegen diese im Interesse des Publikums von den Betheiligten definitiv abgeschlossene Uebereinkunft legte der Großherzoglich badische Finanz⸗Ministerial⸗Kommissär, Ober- Zoll-Inspektor Schmidt, Protest ein, und in Folge dieses Protestes erklärte der Verwaltungsrath von Konstanz, daß er die von seinen Bevollmächtigten geschlossene Uebereinkunft nicht anerkenne und von einem gemeinschaftlichen Tourfahrtenplan abstehe. Die konstanzer Bevollmächtigten sind nicht mehr Mitglieder des Verwaltungs-Rathes. Die Gesellschaften von Friedrichshafen und Lindau werden indessen, was ihre Bevollmächtigten eingegangen, halten, und alsbald eine Tabelle herausgeben, in welcher die Fahrten ihrer vier Dampfböte aufgezeichnet sind.

Sach sen. Leipzig, 21. Mai. Die Deutsche Allgemeine Zeitung macht heut in einem größeren, „aus dem nichtpreußischen Westphalen“ datirten und gegen die unbedingte Lehrfreiheit auf unse⸗ ren deutschen Hochschulen gerichteten Aufsatze einige zutreffende Be⸗ merkungen, die wir im Auszuge wiedergeben wollen:

2 „Wir sinden hier, sagt sie u. A., „vor Allem einen großen Unterschied zwischem Dem, was ein Mensch amtlich, und Dem, was er außeramilich thut. Das Amt, wenigsteus das Lehramt, ist ein Ausfluß des Staats, kann und darf daher diese Quelle nie gänzlich verleugnen. Dasjenige, was ein Mensch amtlich thut, muß immer einen objeltiven Halt haben. Der Nichter mag immerhin subjeltio und außeramtlich die Richtigkeit der Gesetze in Zweifel ziehen, es bedarf aber keiner Darlegung, daß er amtlich hierzu durchaus nicht berechtigt sei. Wenn uun auch die größere Mannigfaltig= keit, in welcher die amtliche Thätigleit eines öffentlichen Lehrers besteht, kei- nen völligen Vergleich mit der eines Richters zuläßt, so muß doch auch hier das Verhältniß, daß der Lehrer eine vom Staat an ihren Platz gestellte Person ist, den Ausschlag geben. Hätte der Staat, was sich so sehr wohl denken läßt. die Bewachung der westeren Ausbildung überhaupt nicht zu seiner Thätig keit gemacht, vielmehr dieselbe, wie etwa in England und Nord-Amerika den Elementar-Unterricht, völlig in der Willkür seiner Unterthanen gelassen, so würde unsere Frage eine ganz andere Gestaltung gewinnen; da der Staat nun aber bei uns in Deutschland längst und gewiß mit Recht die Ueber— wachung der Bildung an sich genommen hat, so steht es ihm auch selbst— redend frei, der Lehre gewisse Schranken zu setzen. Ueber die eigentliche Be⸗ rechtigung des Staats zu dieser Beschränkung scheint man auch im Ganzen weniger uneinig zu sein, als darüber, ob es wohl räthlich sei, von dieser Berechtigung Gebrauch zu machen. Die eigenthümliche Stellung der akademischen Jugend zu ihren Lchrern scheint uns dies zu er—= heischen, denn der weit größere Theil schwört in des Meisters Worte, und es ist eine unverkennbare Thatsache, daß gerade die Jugend sich allermeist von dem Aufregenden und Umstürzenden angezogen fühlt; sie hat noch nicht die politische Unterscheidung, das kämpfende und vernichtende Halbwissen von dem erhaltenden, ihr min der zusagenden Ernste der eigent⸗ lichen Wissenschaft zu unterscheiden. Wir glauben zwar nicht, daß durch politische Irrlehrer Revolutionsmänner gezeitigt werden, die ersten Spieße laufen sich bis zu den dreißiger Jahren bereits gewaltig ab, bis dahin hilft sich derjenige, der im Staate noch nichts thun kann, mit der streitenden Poesie und schleudert seine Feuerbrände hier- und dorthin, Krieg und aber Krieg rufend. Das läßt sich noch allenfalls ertragen, denn diese Brände zünden nicht, Die zweite Epoche, das Uebertragen der politischen Faselei und Halbwisserei, wie sie aus so manchen akademischen Vorträgen bei allen sonstigen Philister⸗Elemen⸗ ten mit in Leben und Geschäft gebracht werden, das sind die schlimmsten Folgen ungründlicher politischer Bildung, und diese eben sind es, die dem Staate die Ueberwachung der akademischen Lehr-Vorträge zur ernstlichsten Pflicht machen. Sieht man auf diejenigen, die dem Staate dies verargen, so sind es meist solche, die es eben verdrießt, daß ihr Halbwissen nicht für politische Weisheit gehalten werden will; wir kennen hier noch sehr wohl von Aka— demieen jene Naturen, die, mit den herrlichsten Gaben ausgestattet, nie Fleiß genug anwenden mochten, in die Tiefe zu gehen, statt dessen aber es vorzogen, witzige Tagespolitiker zu werden. Der Geschmack des Publikums kann sich aber ändern, und da möchte ihnen bei Zeiten eine solidere Thä⸗ tigkeit anzurathen sein. Fassen wir bei dieser Gelegenheit die jöingst er⸗ schienene Aufforderung des Ministers Eichhorn an die Universiläten ins Auge, so enthält sie in Bezug auf Lehrfreiheit durchaus keine unangemessene Be⸗ schränkung, und statt aller früher angedrohten Veischrumpfungen britt ein sehr wünschenswerther Zusatz zu der bisherigen Lehrweise in den anempfohlenen Konversatorien hervor. Wer die ministerielle Aufforderung ohne Voruͤrtheil liest, der wird sich überzeugen, daß lediglich die Sorge für das Heiligthum der Wissenschaft der innere Grund derselben und daß Freiheit ihr Boden ist. Kein Zwang soll walten, nur die Gelegenheit zum gründlicheren Studium soll da sein, kein Abrichten zur Praxis durch Repetitorien, wie sie auf man— chen Hochschulen üblich sind, bei denen der am Beginne des bürgerlichen Lebens stehende junge Mann wie ein Tertianer zur Quartalsprüfung abge— richtet wird. Als ganz besonders erfreulich bei der neuen Verordnung müssen wir es begrüßen, daß, recht im Gegensatze zu früheren Ansichten, das Be⸗ sprechen von Angelegenheiten des Staats sogar für nothwendig erklärt wird. Es bleibt nur noch der Wunsch übrig, daß die neue Einrichtung mit Geist und Liebe erfaßt werde.“

Baden. Karlsruhe, 16. Mai. (Bad. Bl.) In der 67. Sitzung der zweiten Kammer ward in längerer Diskussion nicht allein fast einstimmig die Zweckmäßigkeit einer Reform der Verwaltungs⸗-Organi⸗ sation (selbst von Seiten der Herren Regierungs⸗-Commissaire) als eine unabweisbare Forderung der Gerechtigkeit zugegeben, sondern auch die Verminderung der Kosten des Staatshaushaltes, wie der Geschäfte der Administrativstellen, theils durch Vereinfachung an und für sich, theils durch Üeberlassung eines größeren Theils derselben an die Gemeinden selbst, als durch die Zeitverhältnisse geboten anerkannt, zugleich aber auch, mit Ausnahme weniger Stimmen, eine unbedingte Reduzirung der Kreis-Regierungen für den Augenblick, Angesichts der bevorstehenden Trennung der Justiz von der Administration, für nicht passend erklärt. Bei der Abstimmung wurde, nachdem der Abgeord⸗ nete Bassermann seinen im Berichte der Kommission gestellten An⸗ trag, die vier Kreis-Regierungen auf zwei zu reduziren, zurückgezogen hatte, beschlossen: „in einer an den Großherzog zu richtenden Adresse zu bitten, es wolle in höchste Erwägung gezogen werden, wie die auf eine beunruhigende Weise alljährlich steigenden Ausgaben der Staats⸗ Administration durch genauere Bestimmungen über den Geschäfts— kreis der Stellen, Vereinfachung der Geschäftsbehandlung und Be— freiung der Gemeinden, wie der Einzelnen von einem großen Theil amtlicher Aufsicht, Kontrolle und Einmischung auf ein den nachhal— en Kräften der Staatskasse entsprechendes Maß zurückgeführt wer— den können.“

Sach sen-Koburg. Koburg, 16. Mai. Die Dorfzei⸗ tung meldet, der hiesige Hof⸗ Advokat Briegleb, gegen welchen we— gen der über die koburger ständischen Angelegenheiten herausgegebenen Schrift in zwei Instanzen auf Kriminal-Untersuchung erkannt worden war, sei durch ein Ober-Appellationsgerichts-Erkenntniß von aller Un— tersuchung freigesprochen worden.

U Von der oberen Donau, im Mai. Als im Jahre 1819 in Ulm eine aus Kaiserl. österreichischen, Königl. bayerischen und Königl. württembergischen Ingenieur- Offizieren bestehende, vom Bundestage in Frankfurt angeordnete Kommission zusammentrat, um zu berathen, wie für einen Theil der im zweiten pariser Frieden von Frankreich bezahlten Millionen das ganz schutzlose südwestliche Deutsch⸗ land gegen denkbare künftige Einbrüche bewahrt werden solle, als diese Kommission nach der Arbeit mehrerer Jahre in dieser Be⸗ ziehung endlich große Pläne für die Befestigung Ulms entworfen hatte, das zum Hauptwaffenplatze in diesem Theile Deutschlands aus⸗ ersehen worden war, da durfte man wohl erstaunen, wie nach Auflösung jener Kommission zwanzig Jahre verlaufen konnten, bevor thätige Hand an das wichtige und nothwendige Werk gelegt wurde. Es bedurfte der drohenden Rüstungen Frankreichs unter dem Mini⸗ sterium Thiers im Jahre 1840, um an das Vergessene oder in weiter Ferne Zurückgeschobene wiederum zu erinnern. Die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen und bestimmt, Ulm und Rastatt z. Hauptfestungen zu machen. Der König von Württemberg gab einen neuen Beweis seiner ächt deutschen Gesinnung; das Privat- Interesse seines Landes mußte dem Gesammt-⸗-Interesse Deutschlands weichen, als er einwilligte, daß Um deutsche Bundesveste werden sollte. Denn Ulm ist keine Vormauer Württemberg's gegen einen von Westen kom— menden Feind, ein anderer aber ist zur Ehre Deutschlands für Ulm nicht mehr denkbar; wird diese Feste daher einst belagert, so ist Würt—⸗ temberg in Feindes Gewalt und muß die ganzen Kosten der Bela⸗ gerung allein tragen. Der Königl. preußische Ingenieur-Major von Prittwitz, bis dahin mit dem großartigen Bau der Festung Po⸗ sen betraut, ward vor drei Jahren berufen, um Ulm nach einem neuen System zu befestigen, das bei Koblenz und Posen theilweise schon in Anwendung gebracht worden war. Nach kaum anderthalbjähriger Arbeit wurden seine Entwürfe, welche jedoch nur die Befestigung des linken (württembergischen) Donau- Ufers umfassen durften, von der Militair-Kommission des Bundestages genehmigt. Sie trafen übrigens nur in den von den Terrain ⸗-Verhältnissen gebotenen Punkten mit den von der früheren Kommission bearbeiteten und im Schoße der Archive schlummernden Entwürfen überein, wichen dagegen in der Benutzung dieser Punkte völlig von ihnen ab. Während jene alle diese Punkte mit engen kleinen Werken vertheidigen wollten, unternahm es der neue Königl. württembergische Festungsbau⸗Direktor, das schwierige Terrain gänz⸗ lich umzugestalten, einen ganz neuen Plan darauf zu gründen und statt der engen künstlich verschränkten Werke große Fronten in An— wendung zu bringen, welche die vollständigste Entwickelung aller vor— handenen Vertheidigungsmittel erlauben.

Am 18. Oktober 1842 wurde die Arbeit mit geringen Kräften auf dem Michelsberge, welcher die Haupt-Vertheidigung bilden soll, in Angriff genommen, im ersten Winter langsam, im darauf fol⸗

genden ungünstigen Sommer mit immer mehr Kräften, und eben so

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noch Einem Fürsten unterworfen waren, immer von diesem zum Hauptsitz erwählt. Es ist diese Insel unter den Seefahrern dieser Meere berühmt durch das vortreffliche Trinkwasser und Rindvieh, welches sie vor den ande⸗ ren Inseln auszeichnet. Die Insel Groß-Comoro ist zwar die größte, aber soll Mangel an Wasser haben; Mohilla ist ein flacheres Eiland, wo auch nur Cisternen und Sumpfwasser sein soll; die Insel Mapotta endlich ent⸗ 1 Wasser, ist aber an Fruchtbarkeit weit hinter Anjoanng zurück. Diese etztere Jnusel wird wohl bald von den Franzosen, welche jetzt mit der Er—⸗ bauung eines Forts auf einem danebenliegenden Inselchen beschäftigt sind, in Beschlag genommen werden. Comoro und Mohilla sind jetzt auch von eigenen Fuͤrsten beherrscht, und so ist Anjoanng jetzt auf sich selbst reduzirt. Es ist sehr gebirgig, und die höchste Spitze soll 5900 Fuß betragen, reich an allen afrikanischen Gewächsen und wohlbevölkert. Die Hauptstadt Mu⸗ zemude liegt an der Nordseite der Insel, mit einem verfallenen Fort; an jeder Seite der Stadt ergießt sich ein Strom frischen Wassers, von denen ber westliche Dizoni, der östliche Kuonecoumbro heißt. Die Einwohner sind Muhamedaner und sprechen einen eigenthümlichen Dialekt der Kaffersprache; Wenige sind der arabischen Sprache mächtig, dagegen sprechen Viele ge— brochen englisch oder französisch, und nicht dieses allein, sondern eine außer⸗ ordentliche Geldgier haben sie durch den Verkehr mit den Fremden gewonnen, wovon die Folge Betrug und die lästigste Bettelei ist. Der Fürst hat von seinen Unterthanen kein Einkommen, und der Vortheil seines Königthums beschränkt sich darauf, daß er die Geschenke empfängt, welche die Sah zur Vergeltung für die freie Wässerung zu geben pflegen. Die Einwohner sind berüchtigt als verrätherisch und hintersistig; ich muß gestehen, daß mir niemals etwas begegnet ist, was mir Besorgniß hätte machen können, vielleicht daß ich dies der Freundschaft des Sultans ver- dankte, in dessen Hause ich wohnte, und dessen Wohlwollen gegen mich zu⸗ sehends jeden Tag zunahm. Er sowohl wie einige der vornehmsten Be— wohner sprachen sehr ihr Bedauern aus, als ich wieder n ins und y ten, daß sie mich nicht zum letztenmal gesehen. Die Weiber waren sehr neugierig, den Fremden zu sehen, und ost wurde ich Abends eingeladen ven 64 Männern, jn ihr Haus zu kommen; ich wurde dann auf einen Eh 6 az in einem wohlerleuchteien Zimmer geflihrt, wo das Licht mich recht escheinen konnte, während die Weiber in einem dunklen immer daneben

ch usbielten; es wurde mir dann von ihnen auf einer bedeckten Schüssel kin, Kranz wohlriechender weißer Blumen gefandi, die ich mit über den als hängen ile und oft war ich anz mit solchen Kränzen behangen nier mesnen Enrurstonen war elne 30 dem Innern der Insel, um 6 See jn hf 30 en er rn, von Muzemuds liegt, in einer 6j 9 ene, von der die Flüsse zum Thell ihren i nehmen · Es lieg

Ser in einer Entsernung von ungefähr 7 Siunden; der Weg geht

fast immer bergan auf schmalen, ste r licher wurden, als der bisher heitere Himmel auf einmal sich mit Wolken verdunkelte, die nicht zögerten, einen tropischen Regen zu ergießen, der mir keinen trockenen Faden übrig ließ. Indeß war ich glücklich, mein Ziel erreicht zu haben, nur bedauernd, daß der Aberglaube mir nicht erlaubte, an diesem geheiligten Orte einen Schuß unter die Enten zu thun, welche ruhig auf dem Wasser umherschwammen, ohne einen Tribut für meine Sammlung zu liefern. Dieser See ist übrigens nicht über 309 Schritt lang und etwa 60 Schritt breit, und ist nicht, wie man mir sagte, die einzige Quelle der Flüsse; denn eine halbe Stunde bevor man zum See gelangt, nahe dem Dörschen Mirénzi springt eine starke Quelle am Fuße des Berges hervor um den Dizonifluß zu verstärken. Merkwürdig ist es, daß die Productio⸗ nen des Thierreichs meistens mit denen der Mascarenen-Inseln (löle de Hrance und Boutpon) übereinstimmen; so ist Pteropus vultzaris hier sehr gemein, ein schwarzer Papagei, der sich hier findet, stimmt wahrscheinlich auch mit dem Bs. niger überein. In den Flüssen fand ich Javicella ellihsgides in großer Anzahl, außerdem an Fischen Dules, Nestis (oder dieser Art sehr nahe stehend), Sicydium und einen neuen Syngnallius..

lus steht dem Pl. cepedianus von der Insel? ourbon wenigstens sehr nahe; und ein Iemidaciylus und Typhlops sind mit den von mir in Mozam⸗ bique gefundenen ibentisch. Sihr häufig ist hier Viverra Génstta, und die hier vorkommende Affenart gehört zu Hemur; von Allem werden Sie den Bewels in meiner Sammlung ethallen. Immer werde ich die in Anjoannqg verleblen Tage zu den angenehmen rechnen, obgleich ich glaube, daß es nicht der Mühe werth ist, noch einmal dahin zurückzükehren, besonders da es sehr kostspielig ist. Wohl möchte ich aber später nach Zanzibar gehen, um das Festland zu bereifen, welches gewiß noch viel Inzeressantes und Neues dar- bietet. Am 21. September langte die Fregatte wieder an, und ich kann hierbei nicht unterlassen, Ihnen einen freundlichen Zug von dem Gouverneur Abram de Lima mitzutheilen. Er sandte einen Bedienten mit einer Rolle Piaster ans Land, mit einem Billet, worin er sich sehr ängstlich nach mei- em Befinden erkundigte, und zugleich sagte, „ich weiß nicht, ob Sie vielleicht Geld nöthig haben, Sie können fonst noch fogleich über sechshundert spa— nische Piaster mehr disponiren.“ Obgleich ich nichts nöthig hatte, so war es mir doch angenehm, von dem Alten diefe freundliche Ausmerlsamfeit zu sehen. Unter den Süßwassersischen habe ich hier in Mozambique den Chro- mis und Barhus von Quilimane, leider aber nicht den Orihongtus und Cienopoma wiedergefunden; dagegen eine neue Spezies von Megalops und einen vielleicht neuen Aal. ]

Genera, hierüber und über anderes mehr mit der nächsten Gelegenheit.

inigten Fußpfaden, die sehr viel beschwer⸗

Ein Platydacty-

inter den Seefischen sind einige, neue

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Konzert von R. Mäder. Meyerbeer's „Lied vom Meister Klein.“

Am 18ten gab Herr Mäder im Hotel de Russie ein Konzert, das indessen seinem Haupt-Inhalte nach, wohl bezeichnender „Lieder-Abend“ zu betiteln gewesen wäre. Denn außer einer Declamation des Herrn L. Schnei⸗ der und einigen zur Abwechselung dienenden Klavier-Piscen, wurden sowohl vom Konzertgeber selbst, als auch von den ihn unterstützenden Sängern nur Lieder vorgetragen. Unter den letzteren verdiente besonders „das Lied vom Meister Klein“ von der Composilion unseres General-Musil-Direktors Medherb'er, den Beifall, den es erhielt, vollkommen. Aeußerst charakter= voll ist das humoristische Gedicht musikalisch wiedergegeben, der kantable Mittelsatz eben so ansprechend, als der Schluß überraschend und effektvoll. Da wir dies originelle Tonstück bis jetzt noch nicht hörten, so vermuthen wir, daß es ein neues Erzeugniß des verehrten Mei= sters ist, und sind Herrn Fischer, der uns die Belanntschaft desselben ver- schaffte, um so mehr zu großem Danke verpflichtet, als er uns durch seinen gediegenen Vortrag dieses kleinen Meisterwerkes einen doppelten Genuß bereitete. Aber auch unter den anderen vorgetragenen Liedern fand sich manches recht Gefällige und anerkannt Schöne, und wäre hier besonders noch der beiben von Blle. Kramer gesungenen Schubertschen und Krebs= schen sehr ausdrucksvollen Lieder Erwähnung zu thun. Herr Pfister und Herr L. Schneider unterhielten das nicht sehr zahlreich versammelte Au⸗ dilorium ebenfalls, Ersterer durch den Vortrag einiger sentimentalen Ge⸗ sänge, Letzterer durch drei launige Volkslieder, die er in seiner humoristischen Manier zum Besten gab.

, Dresden, 16. Mai. Das Direktorium des sächsischen Kunst⸗ Vereins hat sich veranlaßt gefunden, den Mitgliedern dieses Vereins die nächstens zu erfolgende Absendung der gewählten Vereinsgeschenke anzukün⸗ digen, und zwar für das Jahr 1512: zwei große Blätter, die in den Gie⸗ belseldern des hiesigen Schauspielhauses besindlichen Skulpturen des Pro⸗ fessor Rietzschel daistellend, nebst Erklärung der Gegenstände, und für das Jahr 1843: eine Lithographie nach dem Gonneschen Gemälde, der reuige Räuber“, von Hansstängl. Für das laufende Jahr aber ist die Errichtung des Landfriedens durch Kaiser Rudolph J. von Habsburg, ein Kupferstich nach Julius Schnorr von Carolsfeld gewählt, und deshalb mit dem rühm⸗ lichst bekannten Kupferstecher Thäter ein Uebereinkommen getroffen worden, welcher die Vollendung der Platte bis zum Sommer nächsten Jahres ver—

sprochen hat.

in dem nicht weniger ungünstigen letzten Winter fortgesetzt, und damit bis jetzt sehr Bedeutendes geleistet. Die Wilhelmsfeste mit ihrem gewaltigen Reduit „der Wilhelmsburg“, den ganzen Michelsberg ümfassend, ist in den Erdwerken fast vollendet, gegen 100,006 Kubik⸗ Klafter Erde und Steine wurden in dem sehr schwierigen Boden be⸗ wegt, Auffüllungen von 40 Fuß Höhe, Abgrabungen von fast gleicher Tiefe ausgeführt, das ganze Terrain umgestaltet und so viel vollen⸗ det, daß Ülm schon jetzt mit geringer Nachhülfe größeren Widerstand leisten könnte, als früher. In diesem Augenblicke sind über 2000 Arbeiter, darunter gegen 200 Maurer, die sich täglich vermehren, an dem Festungsbau beschäftigt; denn mit dem Eintritt der besseren Jahreszeit haben jetzt auch die Maurer -Arbeiten begonnen, die im Laufe dieses Sommers nicht nur die Grundmauern der riesen⸗ haften Wilhelmsburg, einer Vertheidigungs-Kaserne, bis zum ersten Geschoß, sondern auch die Graben-Bekleidungen der beiden mäch— tigen Flügel⸗Redouten der Wilhelmsfeste und deren Kasematten ꝛc. wenigstens theilweise vollenden sollen. Außer diesen großen Arbei ten ist auch die Haupt-Umwallung, welche, von der Wilhelmsfeste rechts und links herunterlaufend, Ulm in weiteren Kreisen einschließt, und sich ober- und unterhalb der Stadt an die Donau anschließt, an mehreren Stellen in Angriff genommen. Mehrere abgesonderte und selbstständige Forts und befestigte Thürme, später angelegt auf den umliegenden Höhen oder in den hinausmündenden Thälern, wer⸗ den Ulm nicht nur zu einem Waffenplatze ersten Ranges, sondern auch zu einem gewaltigen verschanzten Lager erheben, das einer sich erst hier bildenden oder bis hierher zum Rückzuge gezwungenen Armee zum sicheren Stützpunkte dienen wird. Trotz dieser sehr be⸗ deutenden Arbeiten sollen bis jetzt doch nur etwas über S800, 000 Gulden, darunter an 309,900 Gulden für Grundstück⸗ Erwerbungen, auf den Festungsbau verwendet worden sein; ein preu⸗ ßischer, ein sächsischer, ein kurhessischer, ein nassauischer und dreizehn württembergische Ingenieur⸗Offiziere sind dabei hinreichend beschäftigt. Der Grundstein soll, der Sage nach, in wenigen Wochen gelegt wer⸗ den, wahrscheinlich jedoch mit weniger Feierlichkeiten, als man früher vermuthete. Man hatte die Grundsteinlegung im vorigen Herbste erwartet, als das Königl. württembergische Armee⸗-Corps sich in hie⸗ siger Gegend zu größeren Kriegs-Uebungen versammelte. Sie un— terblieb aber wahrscheinlich aus der Ursache, weil der damals auf dem rechten Donau⸗Ufer noch nicht begonnene Festungsbau die dort gleich— zeitig vorzunehmende Grundsteinlegung nicht erlaubte.

Auf dem rechten zum Königreiche Bayern gehörenden Donau— Ufer, dessen Terrain-Verhältnisse übrigens weit weniger Schwie⸗ rigkeiten darbieten, als das linke Ufer, bemerkt man nämlich auch jetzt noch keinerlei Anfang, der dort zu errichtenden und die Be⸗ festigung Ulms erst ganz vervollständigenden Arbeiten. Es ward hier gleichzeitig mit der Königlich württembergischen eine Königlich bayeri⸗ sche Festungsbau-Direction errichtet, bei welcher bis jetzt nur bayerische Ingenieur-Ofsiziere angestellt sind. Diese Direction hat sich bisher blos mit der Verfertigung von Entwürfen beschäftigen müssen, denn erst der letzte, in diesem Winter vollendete, ist in München gutgeheißen und der Bundes-Militair-Kommission in Frankfurt vorgelegt worden. Ob er auch dort Zustimmung erhalten wird, steht zu hoffen, wenig⸗ stens befindet sich der neue Königlich bayerische Festungsbau⸗-Direktor seit mehreren Wochen in Frankfurt. Die Ausführung des sehr schön gezeichneten Planes, nach welchem das der alten Stadt Ulm gegen⸗ überliegende Dertchen „Neu-Ulm“, seit zwanzig Jahren allmälig ent⸗ standen und jetzt einige Hundert Einwohner zählend, zu einer mit mehreren Kirchen, Theater, Rathhaus u. s. w. geschmückten bedeuten⸗ den Stadt und Festung erhoben werden soll, scheint auf Hindernisse gestoßen zu sein. Vor der Hand möchte es auch hinreichen, wenn die auf der bayerischen Seite anzulegenden Festungswerke baldigst begonnen und in richtigen Einklang mit der großartigen Befestigung der württembergi⸗ schen Seite gebracht werden wollten. Erst hierdurch wird es möglich, den strategisch wichtigen Punkt Um so zu benutzen, wie seine, Lage es gebietet. Hier laufen sieben Straßen zusammen, darunter die nächste vom Rhein zur Donau führende; die, Donau, die zum Osten füh—⸗ rende Haupt- Ader Deutschlands, beginnt hier schiffbar zu werden. Eine der nächsten Folgen der hier erbauten Festung dürfte die Rekti⸗ fizirung des bis Donauwörth in fast völligem Natur- Zustande befind⸗ lichen und der Schifffahrt außerdem durch viele schlechte Brücken große Hindernisse in den Weg legenden Donaubettes, so wie der Bau einer direkten Eisenbahn nach Augsburg sein, um damit eine doppelte Ver⸗ bindung mit der österreichischen Gränze zu gewinnen. Daß Ulm als Festung eben so auf dem nächsten Wege mit Rastatt durch Eisenbahn verbunden werden muß, bedarf keiner weiteren Andeutung, wenn auch die Ausführung derselben bei der seltsamen Richtung, welche der Eisenbahnbau setzt in Württemberg zu nehmen scheint, in bedeutende Ferne gerückt sein dürfte.

Srankreich.

Pairs-Kammer. Sitzung vom 15. Mai. Ehe der Großslegelbewahrer, Minister der Justiz und des Kultus, in der Sache des Klerus das Wort nahm, um denselben gegen ungerechte Angriffe zu vertheidigen und bei dieser Gelegenheit auch seine Mei⸗ nung über die wiedererweckte Jesuitenfurcht auszusprecheu, wozu ihn vorzliglich die Aufforderung des Grafen Montalembert veranlaßte, die dleser in Folge einer Rede des Herrn Persil an den Minister richtete, hatte Herr Cousin jene beiden Themata, noch einmal zur Sprache gebracht. Den Paragraphen über die Bedingung der Stu⸗ dienzeugnisse rechtfertigend, antwortete der gelehrte Redner dem Gra⸗ fen Moͤntalembert ungefähr Folgendes:

„Man hat gefragt, wie ich, der ich früher erklärt, daß die Studien- Zeugnisse nicht durchaus nothwenig seien, jetzt für diese Bedingung stim— men? könne. Allerdings, meine Herren, habe ich im Jahre 1836 mich so geäußert, ich habe sogar im Jahre 1810 einen Gesetz Entwurf abgefaßt, in welchem sich nichts von Studien-Zeugnissen findet. Wer nun und was hat mich dazu bewogen, jetzt mich anders zu erklären? Sie, Herr Graf von Montalembert ünd Ihre Freunde, indem Sie, der Religion und der Freiheit zu dienen glaubend, mit den besten Absichten den Versuch gemacht haben, eine gewisse mit Recht oder mit Unrecht verabscheute Congregation wieder zu Ehren zu bringen, und über unsere Häupter zu erheben, wodurch das Land in Allarm Hersetzt worden ist. (Bewegung.) Wahrlich, es wäre eine Albernheit, um deretwillen ich noch einmal in die Schule geschickt zu werden verdiente, wenn ich hier, kraft, eines theoreti- schen Prinzips, die unumgängliche Nothwendigkeit bestreiten wollte, daß einem großen Uebel vorgebeugt, daß ein Theil der französischen Jugend verhindert werden müsse, in ausländischen und mit Recht verdächtigen Anstalten zu studiren, um unter dem Deckmantel des Bakkalaureats für unsere constitutionelle Ordnung verderbliche Lehren als Contrebande zurück— ubringen und unter uns zu verbreiten. (Sehr gut.) Wir sind praktische Männer, und ich erlläre, daß ich jetzt, wiewohl mit Bedauern und von Ihnen dazu gezwungen, für die Studien-Zeugnisse stimme. Es handelt sich hier nicht um die Universität. Die Universität fürchtet für ihre Anstalten nicht die Konkurrenz von Bürgelette und Freiburg. Hätte ein großes euro— päisches Comité über die Früchte zu urtheilen, welche unsere Colléges lie⸗ fern, und über die, welche man in jenen beiden berühmten Instituten ge— winnt, wir würden mit einiger Zuversicht vor ein solches Tribunal treten. (Beifall.) Aber der Name der Universität würde die eigentliche Frage, welche jetzt vorliegt, nur verwirren. Nicht von ihr handelt es sich, sondern von Frankreich, von dem französischen Vaterlande mit seinen Institutionen, Ge⸗ setzen, Sitten und seinem Geist. Dieses Alles liegt jetzt, Ihnen haben wir es zu danken in dieser geringfügigen Frage über die Studienzeugnisse ein geschlossen. Wir identifiziren diese Bestimmung keinesweges mit dem Leben

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der Monarchie und des Vaterlandes. Das Geseßz ist nicht ewig. Wer von uns dachte vor 4, vor 10 Jahren an die Jesuiten und an die geheimen religiösen Gesellschaften? Wem von uns siel es ein, von jedem Pensions—⸗ Vorsteher eine schriftliche Erklärung zu fordern, daß er zu keiner unerlaubten Congregalion gehöre? Graf Portalis hat es Ihnen vor einer Woche gesagt: In den Jahren 1818 und 1819 verlangte Niemand eine solche Erklä⸗= fung. Warum sorderte man sie 1828 Weil sie nöthig geworden, weil die Jesuiten wieder erschienen waren. Vie Juli-Nevolution hatte sie zeistreut und an ihre gewohnten Zufluchts stãtten vertrieben. Dank nun den Fortschritten der Freiheit und des Friedens, Dank besonders der Will⸗ fährigkeit, auf welche sie rechnen zu können glaubten, sind sie wieder unter

uns erschienen, um, wie immer, den Krieg unter uns anzufachen, um alle Erörterungen zu vergiften, um das Episkopat aufzuregen, zu verführen und

mit sich fortzureißen. Glauben sie, meine Herren, das Episkopat ist nicht so frei, wie man Ihnen sagt. Ich habe Klagen, schmerzliche Klagen ge—

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hört, und wenn der Streit nur zwischen zwei großen Körperschasten schweb te,

zwischen der Kirche und der Universität, hätte da der Staat, der sie beide in sich schließt, diesem beklagensweithen Kampfe nicht leicht ein Ziel setzen lönnen? Die Kirche und die Universität haben nicht entgegengesetzte Interessen, denn man müßte die Universitãt aufheben, wenn sie der Neliglon schaden wollte, so wie in Wahrheit die Kirche eine schwere Schuld auf sich laden würde, wollte sie die Universität in dem derselben anvertrauten Amte des öffentlichen Unterrichts beun—

ruhigen. Es sind aber Fremdlinge zwischen die Universität und die Kirche getreten, welche verloren sind, wenn diese beiden Körper in gutem Verneh— men mit einander bleiben; Männer, die beim Kriege zu gewinnen haben, oder vielmehr, die nur etwas zu sein vermögen durch den Umsturz aller un⸗ serer sie zurückweisenden Institutionen und alten Grundsätze; eine Congre— gation endlich, die nur hinter der heuchlerischen Schutzwehr einer unbe— schränkten Freiheit wieder erscheinen kann, und deshalb die Geistlichkeit zu dieser thörigten Anrufung einer schranken⸗ und regellosen Freiheit treibt, die Geistlichkeit, die dieser unbekannten Freiheit nicht bedarf, sondern nur der alten und ewigen Freiheit der Kirche, zu lehren, was Gott ihr anvertraut hat. Ja, die Jesuiten sind es, die das Episkopat aufregen und zu einem beklagenswerthen Kampf fortreißen, und unter diesen Umständen kann ich nicht umhin, selbst Bürgschaften gegen diese Congregation zu verlangen.

Der Großsiegelbewahrer, Heir Martin du Nord: „Ich begreife, daß die Kammer diese Diskussion zu beendigen wünscht, indeß wird sie mir doch, hoffe ich, noch einige nothwendige Erklärungen erlauben. Man hat viel von dem Klerus, von dem Episkopat und von den Jesuiten gesprochen. Man hat mit Recht die niedere Geistlichkeit um der Haltung willen belobt, welche sie unter den jetzigen Umständen beobachtet, denn sie würde gegen ihre Pflichten und gegen das gerechte Vertrauen, welches sie den ihr vorge— setzten Bischöfen schuldig ist, gefehlt haben, wenn sie an diesen Debatten theilgenommen hätte. (Vicomte Dubouchage: Sehr gut! Das sind die richtigen Grundsätze.; . Was das Episkspat betrifft, so, liegt in seinem Verhalten nichts so Außerordentliches, daß es die Besorg⸗ niß der Kammer erregen, oder sie auch nur beunruhigen dürfie. Es sind über den vorliegenden Gegenstand drei Gesetz- Entwürfe zur Berathung gebracht wörden, der eine 1836, der andere 1841, und der dritte so eben. Auch in den Jahren 1836 und 1841 gingen dar— über Reclamationen von den Bischöfen bei der Regierung ein, und Herr Persil kann es mir bezeugen, daß sie dasselbe enthielten, wie die jetzigen. Allerdings hat in den Jahren 1811 und 15843 das Episkopat in den Jei⸗ tungen reklamirt. Ich brauche meine Ansicht über diese Publizität nicht von neuem auszusprechen, ich habe mich darüber schon erklärt. Uebrigens wiederhole ich unbedenklich, daß unter allen Umständen das Epiekopgt auf eine sorgfältige Prüfung der von ihm an die Regierung gerichteten Bemer— kungen rechnen kann. Es braucht deshalb seine Zuflucht nicht zu den Zei⸗ tungen zu nehmen und sich auf eine Polemik einzulassen, deren Leidenschaft⸗ lichkeit und Ausschweifung wir bedauert haben, und die der Sache schadet, der sie dienen soll. Ich gebe zu, daß Fehler, daß schweres Unrecht begangen worden, wofür die Regierung strengen Tadel ergehen lassen mußte. Hoffentlich wird dergleichen nicht wieder vorkommen, sonst würde die Regierung ihre Pflichten eben so wenig verkennen wie das erstemal. Uebrigens scheint es mir, daß man in einer Zeit wie die unserige die Be⸗ deutung dieser Schritte, denen man viel zu große Allgemeinheit zuschreibt, nicht faͤlsch auffassen und der Publizität und der Lebhaftigkeit einiger Re— clamationen keine übertriebene Wichtigkeit beilegen muß. Wir leben unter einer freien Regierung; die Bischöfe sind Bürger, und wenn es sich nicht mehr von der Schicklichkeits Frage handelt, über die ich mich schon erklärt habe, sondern von der Ausübung eines verfassungsmäßigen Rechts, so darf man wohl anerkennen, daß wir uns den Folgen unserer Einrichtungen un— terwerfen müssen. Was die Jesuiten betrifft, so glaube ich, daß man der Frage über die unerlaubten religiösen Congregationen, eine Feier— lichkeit, ja eine Bilterkeit gegeben hat, die sie sicherlich nicht er— halten haben würde, wenn man nicht geschichtliche Ueberlieferungen in Erinnerung gebracht, dieselben auf unsere Zeit bezogen, dadurch dieser Corporation eine übertriebene Bedeutung beigelegt, und Besorgnisse er, regt hätte, die unter solchen Umständen natürlich und rechtmäßig sind. Ich für mein Theil gestehe, obwohl ich die Thatsachen mit der größten Sorg falt geprüft, obwohl meine Stellung mir wohl die genaueste Kontrolirung derselben gestattete, so würde ich doch vor den seltsamen Apologieen, welche wir hier vernommen haben, nichts dergleichen geargwöhnt haben. Was sst denn geschehen? Man fagt, die Jesuiten seien plötzlich wieder erschie⸗ nen, und es hätten daher die Kammern und die Regierung auf ihrer Hut sein müssen. Lassen Sie uns die Thatsachen befragen. Gewiß war es ein sehr weiser Regierungs- Gedanke, der die Verordnungen von 1828 eingab, und es giebt wohl nicht Viele in dieser Kammer, die ihnen nicht Beifall zollten. Sie wurden vollzogen, und der Zweck, der ihnen zu Grunde lag, war sogleich erreicht. Die ünerlaubten religiösen Corporationen hatten sich in den unterricht gemischt, sie wurden davon ausgeschlossen und, es, ist keine Klage zu meiner Kenntniß gekommen, daß seit 1528 wieder Mitglieder die⸗ ser Congregationen in Frankreich Unterricht ertheilt hätten. Die Regierung blleb indeß nicht unthätig, und ich selbst, als ich zu bemerken glaubte, daß man in der Vollziehung jener Verordnungen hier und da vielleicht etwas lässig sein könnte, beeilte mich, diesem abzuhelfen. Ich forderte den sichersten Beweis über vollständige Ausführung der Verordnungen, namentlich mit Hinsicht auf die Ausschließung der Mitglieder religibser Congiegationen. Ich forderte im Jahre 1813 jene Legitimation, die, man seit 1828 nicht gefordert hatte, und ich darf sagen, ich war so glücklich, sie zu erlangen. Wenn ich daher behaupten höre, die Verordnungen seien nicht ausgeführt, die Bischöfe ständen unter der Herrschaft unerlaubter religiöser Congregationen, so muß ich gegen diese Behauptung protestiren. Die Bischöfe haben ihre Gewalt vom Könige und von der geistlichen Behörde, sie stehen unter Niemandes Joch, sie gehorchen nur den Eingebungen ihres Gewissens. Ich theile auch die geäußerten Besorgnisse nicht, ich fürchte von den Jesuiten weder für sie noch für uns irgend etwas: für uns nicht, weil unsere Institu⸗ ionen stark genug sind, um allen etwaigen Unternehmungen derselben zu widerstehen; für sie nicht, weil ich ihnen gar keine solche Bedeutung beilege und nicht glaube, daß sie unter einer Regierung, wie die unstige, in un— serer Zeit imd bei unseren Sitten etwas Anderes zu fürchten haben, als de Gesetze und den natürlichen Widerwillen, den sie einflößen.

Graf von St. Priest: Die Argumente des Henn Großsiegelbewah⸗ rers haben mich, ich gestehe es, nicht überzeugt; er will von dem Vorhan⸗ densein der Jefuiten jaum etwas wissen und doch gestehen sie selbst es ein, und rühmen sich dessen. Wenngleich der Herr Minister über die Existenz der Jesuiten forgfältige Erkundigungen eingezogen haben will, so scheint er mir doch noch nicht vollständig darüber aufgeklärt worden zu sein. Ich war anfänglich gegen die Studien Zeugnisse, jetzt stimme ich dafür, aber blos aus den Gründen, durch welche Herr Cousin seinen Beitritt zu einer Maß— regel motivirt hat, die er doch selbst während seines Ministeriums nicht vorschlagen zu müssen glaubte. Zugleich kann ich nicht umhin, den Herren Cousin und Persil für die Art und Weise zu danken, wie sie die Aeußerungen des Herin von Montalembert über die Jesuitenfurcht beantwortet haben. Der ehrenwerthe Herr von Montalembert hat einen Anachronismus begangen; er hat sich erinnert, daß die Jesuiten nicht nur Privatpersonen, sondern auch mächtigen Souverainen, einst den größen Schrecken eingeflößt, und daß diese Souveraine, ehe sie sich ihrer entledig⸗ ten, ihrem Joch zu unterwerfen zu müssen glaubten. Aber der edle Graf irrt sich in der Zeit; er hat nicht genug beachtet, daß wir in einer anderen Epoche und unler einer anderen Regierungsform leben, und daß die Oef. fentlichkeit einer constitutionellen Regierung, während sie den instinktmäßigen Widerwillen gegen gewisse Corporätionen bewahrt, und deren abstoßende

Krast vielleicht noch verstärkt, gleichzeitig den sie umgebenden Nebel zer⸗ streut und dieselben aus ihrem gespenstigen Zustande auf Wesen und For⸗ men zurückführt, die unseren Sinnen-Wertzeugen zugänglich sind; daß sie dieselben mehr als je überwacht, ihnen aber nicht mehr gestattet, ein Ge- genstand des Schreckens zu sein. (Lebhafter Beifall.)

Die Entscheidung über den die Studien ⸗Zeugnisse betreffenden Paragraphen wurde sodann, wie schon erwähnt, auf den nächsten Tag verschoben.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 15. Mai. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat heute der, Kammer die Gesetz Entwürfe zur Anlegung von vier Eisenbahn Linien vor- gelegt. Es soll nämlich 1) die Eisenbahn von Paris nach dem Cen⸗ trum Frankreichs, einerseits auf Chateguroux und Limoges, anderer⸗ seits auf Bourges und Clermont, in Arbeit genommen werden; 2 ein Kredit von 28 Millionen zum Bahnbau auf der Linie von Paris nach dem atlantischen Ocean, und zwar für die Strecke zwischen Tours und Nantes, zur Verwendung kommen; 3) ein Kredit von 88 Millionen wird begehrt für den Bahnbau von Paris nach der deutschen Grãänze, und zwar für die Strecke zwischen Paris und Homarting über Epernay, Chalens, Bar⸗le⸗Duc, Toul und Nancy, mit Zweigbahnen auf Rheims und Metz; Hes soll eine Eisenbahn zwischen Paris und Rennes über Chartres und Laval angelegt werden. Die in diesen Gesetz- Entwürfen begriffenen Eisenbahnen umfassen an 500 Lieues Weges; sie sollen nach dem gemischten System, das im Gesetz von 1817 angenommen wurde, d. h. theils auf Staatekosten, theils durch Actien- Vereine, gebaut werden. Der Kosten⸗-Antheil für den Staat berechnet sich auf jährlich 60 Millionen, während sechs Jahren also auf 360 Millionen Fr. Der Kosten-Antheil der Compagnieen wird zu 250 Mill. angeschlagen; das Ganze wäre sonach eine Operation von 610 Mill,, auf sechs Jahre repartirt.

Paris, 16. Mai. Der König und die Königliche Familie, mit Ausnahme des Herzogs von Nemours, der noch in Paris zurück⸗ geblieben ist, haben gestern die Tuilerieen verlassen und das Schloß von Neuilly bezogen. Der Graf von Syrakus, obgleich er sich schon seit acht Tagen zu Paris befindet, ist noch nicht bei Hofe empfangen worden und wohnt in einem Hotel garni. Als er vor sieben oder acht Jahren das erstemal nach Paris kam, hatte man für ihn ein Zimmer im Palais Royal eingerichtet. ;

Herr Thiers hat seine Geschichte des Kaiserreichs ,, wird in den nächsten Tagen dem Verleger das Manuskript ein ändi⸗ gen, wofür eine Summe von 500,000 Fr. ausbedungen ist.

Das Zellen-Gefängniß⸗System soll, nach Berechnungen in der

Presse, nicht nur seine Kosten einbringen, sondern mit der Zeit auch noch eine Einnahmequelle für den Staat werden, „Die Vortheile“, sagt dieses Blatt, „welche aus dem pennsylvanischen System, wenn es'mit Einsicht durchgeführt wird, für den Staat, erwachsen können, sind noch lange nicht hinreichend bekannt; aber wir stehen nicht an, zu erklären, daß es Alles, was man davon erwartet oder hofft, über⸗ treffen wird. Herr Guillot, der Erfinder der Zellen⸗Wagen zur Transportation der Gefangenen und früherer Lieferant der Gefängnisse zu Fontrerault, Melun, Poissy und Gaillon, hat bereits nicht allein das Anerbieten gestellt, dem Staate alle Ausgaben für die Beköstigung und Unterhaltung der Gefangenen unter der Bedingung, daß ihm die Erzeug⸗ nisse ihrer Arbeit für 37 Jahre zugesichert würden, vollständis * f. Gen, sondern er hat sich auch bereit ritlart, für jeden derselben noch 19 Centimes auf den Tag zu zahlen, was, 309 Arbeitstage gerechnet, jährlich 30 Fr. für den Kopf ergeben würde. Gesetzt nun, hemerkt Herr Guillot, jede Zelle koste 3000 Fr, und dies ist der höchste An⸗ schlag, so wird eine siebenjährige Zahlung von täglich 10 Centimes mit den Zinsen 3016 Fr. betragen, also innerhalb 140 Jahren jede Zelle, und was der Gefangene dem Staate gelostet haben mag, be⸗ zahlt sein und von da an seder Gefangene dem Staat jährlich 30 Fr. eintragen. Dieses Anerbieten ist dem Staate bereits gemacht wor⸗ den, und es ist sicherlich nicht das letzte, das gestellt werden wird. Dabei können wir nicht ohne Aergerniß an die Summen denken, welche in dem Budget für den Unterhalt der zu mehr als einsährigem Gefängniß Veruürtheilten angesetzt sind. So im Jahre 1813, einschließlich der Bagnos, 5,880,900 Fr., während für wohl⸗ thätige Anstalten nur 1 Million ausgesetzt war. In den Central⸗ Gefängnissen befanden sich 19,913 Individuen, die zusammen 1, 102, 0 Fr. kosteten und nur 2, 195, 157 verdienten. Also kostet ein Gefangener jährlich 231 Fr., täglich 63 Cent,, und verdiente nur 115, täglich 41 Cent., was übrigens unbegreiflich ist und aller Er⸗ fahrung widerspricht. In Auburn verdiente von 1832 bis 1836 jeder Gefangene 52 Fr. mehr, als er brauchte, in Charleston 181, in Sing-Sing 113, in Baltimore 82, in Leuwarden und Hoore war die Differenz noch größer.“

A Paris, 16. Mai. Die kleine Schrift, welche der Prinz von Joinville unter dem Titel; „Note sur l'état des forces na- Tales de la France“ veröffentlicht hat, ist geeignet, ein großes Auf⸗ sehen zu machen. Der Verfasser stellt sich darin die Aufgabe, zu beweisen, daß die französische Seemacht sehr weit hinter der Zeit zu- rückgeblieben sei, und daß eine rasche und kräftige Entwickelung der Dampf-Marine dringend noth thue, wenn Frankreich sich auf den Fuß setzen wolle, in einem etwaigen Seekriege mit England ehrenvoll und erfolgreich auf den Kampfplatz treten zu können. Der Prinz von Joinvdille gesteht von vorn herein zu, daß eine vollkommene Gleichheit mit England zur See für Frankreich nicht denkbar sei, und er räumt damit einen Satz ein, welcher freilich gewissermaßen unter die gemeinen Sinne fällt, der aber gleichwohl von den Eife⸗ rern für die französische Nationalwürde immer als eine abscheu⸗ liche Ketzerei behandelt worden ist und dessen Anerkennung der Verfasser der fraglichen Schrift schwer entgelten müssen wird. „Ich gehöre nicht zu denen“, sagt der Prinz von Joinville, „welche in der Selbsttäuschung der nationalen Eigenliebe glauben, daß wir im Stande sind, gegen die britische Macht zur See mit gleichen Kräften zu kämpfen; aber ich möchte doch auch nicht sagen hören, daß wir derselben in keinem Falle widerstehen können. Meine wohlerwogene Ansicht geht dahin, daß es uns möglich ist, den Krieg gegen jede beliebige Macht und selbst gegen England auszuhalten und eine Art von Gleichheit dadurch herzustellen, daß wir unsere Hülföquellen auf eine verständige Art anwenden. Wir werden auch alsdann freilich keine glänzenden Erfolge davontragen, aber uns doch mit sicherem Schritke unserem Ziele annähern koͤnnen, Frankreich auf dem Range zu erhalten, der ihm gebührt.“ In demselben Sinne sagt der Prinz von Joinville an einer anderen Stelle: Vergessen wir niemals die Wirkung, welche die Zurückberufung der Flotte im Jahre 18190 her⸗ vorbrachte. Gleichwohl war dies das Einzige, was man damals thun konnte, und auch heute müßte man bei der ersten Kriegsdrohung eben so handeln.“ Der Verfasser führt diesen Satz aus er nachweist daß auch der vollständigste Sieg, den die franxzbsssche Flotte 1810 über die englische hätte davontragen können, 1. etzt nur der Anfang der Vernichtung der französischen Seemacht gewesen sein würde. Frankreich, sagt er, würde jedenfalls lange Zeit gebraucht haben, um die Schäden seiner Flotte auszubessern, während England im Laufe eines Monats im Stande gewesen wäre, zwei oder drei neue Flotten an die Stelle derjenigen zu setzen, die es verloren hätte, und mit Hülfe seiner Kriegsdampfschiffe die sämmtlichen fran