1844 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ĩ ises. Einfach, anspruchlos, von Kindheit an in Entbehrungen *. r rc 3 2 fremd und fern, bedurfte er für fh nur wenig, auch in der hohen Stellung, zu welcher ihn zuletzt die BVorsehung Gottes berufen. Was ihm daher die Befriedigung seines Herzens durch stille Wohlthätigkeit übrig ließ, davon betrachtete er sich nicht ale Herrn und Eigenthümer, sondern als gewissenhaften Verwalter. Und was er im Dienst der Kirche erworben, das sollte dem Dienste der Kirche für alle Zeiten gewidmet werden. Darum bestinmte er: „Mit meinem gesammten Nachlasse soll eine Stiftung zu dem Zwecke errichtet werden, daß aus den Einkünften dieser Stif⸗ tung arme Geistliche, arme Kirchen oder Kirchengemeinden und arme Schullehrer in der Grafschaft Glatz unterstützt werden.“ Außer diefer Stiftung für die Grafschaft Glatz bedenkt er mit einer ähn⸗ lichen den . Johannisberger) Antheil seiner Diözese. In dankbarer Demuth zu Gott erinnert er sich hierauf seiner zahlreichen armen Verwandten und setzt für dieselben Prälegate fest; er schließt seine Wohlthaten durch fernere Vermächtnisse an die katholischen Schulen der Stadt und mehrere gemeinnützige öffentliche Institute.

Köln, 22. Mai. Die hiesige Königl. Regierung, Abtheilung des Innern, veröffentlicht durch die heutige Kölnische Zeitnng folgende Widerlegung einiger gehässigen Artikel der Mannheimer Abendzeitung: 36

„Die Nr. 4i. der Mannheimer Abend-Zeitung enthält einen aus der Bürgermeisterei Merheim, Kreises Mülheim am Rhein, im Februar datirten Artikel, in welchem gesagt wird: . ;

die Bürgermeister bereiteten sich die süße Lust unbeschränkter Herrschaft, die Glieder des Gemein deraths würden einseitig von dem Bürgermeister ewählt und zufällig falle die Wahl auf Subjekte, die lein Mensch um din fragen, denen keiner die Besorgung eines Geschäfts anvertrauen würde, weil alle Einsicht und Urtheilskraft fehle; in dem Gemeinderath zu Merrheim befinde sich, obwohl es an begüterten fähigen Einwohnem nicht fehle, seit Jahren ein Knecht (Dienstbole) mit Vornamen „Dures als Mitglied. : .

Die von uns veranlaßte, erst jetzt beendigte Untersuchung dieser Anga— ben hat deren Unwahrheit dargethan, zugleich aber auch den Antrag der dabel betheiligten Gemeindebehörden, ihnen für derartige verleumderische Be⸗ schuldigungen der Mann h. Aben d-Zeitung Genugthuung zu verschaf⸗ fen, zur Folge gehabt. Nach Inhalt des am 12. Maͤrz e. zu. Dünntzld über leine nach dem Abtreten des Bürgermeisters und des betheiligten Mit- gliedes des Gemeinderaths gehaltene Versammlung des Gemeinderaths aus⸗ genommenen Protokolls hat nämlich der Gemeinderath einstimmig erklärt:

der Bürgermeister habe während feiner 23 jährigen schwierigen Verwaltung der dasigen Bürgermeisterei bei allen das Wohl der Gemeinde betreffen den Angelegenheiten und selbst in minder wichtigen Fällen den Gemeinde⸗ Rath zur Euere gezogen und in dessen Versammlungen nie auf die Eillärungen der einzelnen Mitglieder influirt; es sei auch nicht die ge⸗ ringste Beschwerde laut geworden, welche den Schein einer Eigenmächtig⸗ keit, viel weniger der Herrschaft gegen ihn unterstellen lasse. ö

Dieses Protokoll besagt ferner: daß das in dem Artikel sälschlich als Knecht Dures bezeichnete Mitglied des Gemeinde-Rathes selbsiständiger Ver- walter des bedeutenden Ackerguts und Kapital- Vermögens seiner Nichten, zu denen er keinesweges in irgend einem dienstlichen Verhältnisse stehe, sei, daß er die allgemeine Achtung der Einsassen genieße und, seit 1837 zum Mitgliede des Gemeinde⸗Raths berufen, durch sein Wirken in demselben sich

ausgezeichnet habe. Auf den Antrag des Gemeinde ⸗Naths bringen wir diese Eiklärungen, denen der n . 1 Kreises überall bei⸗ etreten ist, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß.

. se. ö an , behauptet ferner, die Stelle des Kirchenraths⸗ Präsidenten daselbst werde gar nicht besetzt. Auch dies ist unwahr. Nach dem Berichte des Kirchen Vorstandes zu Merheim vom 12. März ist die Wahl zu jener Stelle in den beiden letzten Versammlungen des Kirchen raths besprochen, aber 8 e , mehrerer Mitglieder bis zur nächsten Versammlung ausgesetzt worden. t ;

hig, m,. . . Abend⸗Zeitung in Nr. 45

=, Wendberag. den 6. Tebruar Sort nr „umme sonite it“ üb erschrieben,

behaupkel . das dortige Kadettenhaus habe aus milder Rücksicht zu allgemeiner Freude den dasigen Bewohnern, welche ihren der Schulpflicht entlassenen Kindern eine weitere Ausbildung zugedacht hätten, unentgeltlich ein geheiztes Lofal, nebst den erforderlichen Utensilien, und das zahlreiche Lehrerpersonal ge⸗ gen das geringe Monatsgeld von 20 Silbergroschen pro Kind angeboten, als aber die Rede davon gekommen, daß der evangelische Pastor des Kadettenhauses die Aufsicht über die neue Klasse führen solle, da sei der Bürgermeister zurückgetreten.

Die auch hierüber angestellten Ermittelungen haben ergeben, daß der Inhalt dieses Artikels gleichfalls wahrheitswidrig ist. Der Herr Comman— denr der Kadetten - Anstalt zu Bensberg hat allerdings aus einer von dem dortigen Bürgermeister gegebenen Veranlassung demselben den Vorschlag gemacht, für die Kinder der vermögenden Einwohner einen Privat Elemen⸗ tar⸗Unterricht, welcher durch einen von dem Prediger des Kadettenhauses zu beaussichtigenden Lehrer ertheilt werden sollte, in dem Lokale der Anstalt gegen ein monatliches Schulgeld von z bis 3 Rihlr. einzurichten. Der

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Bürgermeister mußte aber nach genommener Rücksprache mit dem Schul— 2 diesem Vorschlage entgegensetzen, daß er nicht befugt sei, schul= pflichtige Kinder der Aussicht des Schul-Vorstandes zu entziehen und sie dem Prediger des Kadettenhauses zu überweisen, so wie, daß dadurch das zur Besoldung der beiden Lehrer der dortigen Schule bestimmte Schulgeld be— deutend vermindert werden würde. Dies ist das Sachverhältniß, welches der Verfasser jenes Artikels benutzte, um den Bürgermeister religiöser Un- duldsamkeit, zugleich aber auch der Irreligiösität öffentlich zu beschuldigen.

Einige andere Artikel der Mannheimer rnb, zen enthal⸗ ten zwar noch ähnliche Beschwerden und Beschuldigungen, deren Grund- losigkeit aber die nähere Untersuchung gleichfalls ergeben hat.

Wir überlassen dem Publikum biernach das Urtheil über die Lauterfeit der Quellen der Mannheimer Abend-Zeitung und über die Wahr— haftigkeit derselben, werden aber unsererseits die darin zur Sprache gebrach— ten Beschwerden über die Behörden unseres Verwaltungsbezirks feiner kei- ner Beachtung würdigen, indem wir erwarten können, daß auch die öffent⸗ liche Meinung sich durch die Anfeindungen dieses Blattes nicht werde irre führen lassen.“

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Württemberg. Ludwigsburg, 18. Mai. Die hier ver⸗ sammelte Kommission des Sten Armee Corps ist, nachdem sie ihren Zweck, Bestimmung einer Einheit in den oberen Kommandos der Manöver, wie man vernimmt, erfüllt hat, wieder aus einander ge— gangen und sind die betreffenden Offiziere der drei Staaten in ihre Garnisonen zurückgekehrt.

Kurhessen. Kassel, 17. Mai. Verschiedene süddeutsche Blätter erwähnen, der hier vor vier Monaten gegen den Hofrath Murhard eingeleitete Inquisitionsprozeß solle nicht fortgesetzt werden.

Großh. Hessen. Darnmstadt, 21. Mai. (G. H. 3.) Der durch sein neues Büchsen⸗System rühmlichst bekannte Herr Ing. Wild aus Zürich befindet sich in hiesiger Stadt. Sicherem Vernehmen nach, werden seine Büchsen, welche sich trefflich bewährten, wie bei den Großherzogl. badischen Truppen, demnächst auch bei dem Großherzogl. hessischen Bundes -Kontingente eingeführt werden.

Oldenburg. Oldenburg, 13. Mai. (A. A. 3.) Der zwischen Großbritanien und dem Großherzogthum Oldenburg am ten April d. J. abgeschlossene und am 30. April ratifizirte Handels⸗ und Schifffahrtsvertrag ist englischerseits unterzeichnet von dem Grafen Aberdeen und dem Staatssecretair Gladstone, oldenburgischerseits von dem Geschäftsträger H. F. Tiarks. Er enthält sieben Artikel. Der Vertrag ist bis zum 1. Janugt 1848. abgeschlossen und soll, wenn sechs Monate vor diesem Termin keine Kündigung eintritt, fernere sechs Jahre (bis zum 1. Januar 1851) in Kraft bleiben. Diese Fristen sind dieselben wie bei dem preußisch-englischen Vertrage vom Jahre 1841, dem er auch in der rinzigen Konzession gleicht, die er dem kontrahirenden deutschen Stagte macht: wie dort den Schiffen der Staaten des Zollvereins gestnttet wird, aus den Flußmündungen zwischen Elbe und Maas elle die Güter nach England oder dessen auswärtigen Besitzungen zu bringen, welche sie nach engli— schen Gesetzen von Häfen dee Landes, dem sie angehören, dahin einzuführen befugt sind, so ist jetzt durch den neuen Vertrag den oldenburgischen Schiffen erlaubt, auch andere als oldenburgische Waaren aus den Häfen der Elbe, Ems, Weser und Maas einzuführen. Oldenburg hat also jenen Vortheil des preußisch⸗englischen Vertrags auch für sich erlangt, während ihm nach den dem Vertrag gesetzten Terminen freisteht, davon zurügzutreten, falls Preußen und der Zoll— verein bis zum Ablauf ihres Vertrags für nothwendig erachten soll— ten, zum Schutz der einheimischen Schifffahrt eine Navigations-Akte aufzustellen, die nach dem Inhalt der jetzigen Verträge nicht möglich wäre. Im Jahre 1848 also würde sich diese Frage entscheiden.

Freie Städte. Lübeck, 21. Mai. Dem Vernehmen nach,

Ratzeburg gepflogenen Unterhandlungen wegen Schiffbarmachung der Maurine und wegen Regulirung des Schifffahrts⸗-Verkehrs auf den betreffenden Gewässern ihrem Abschlusse nahe.

In Anlaß neuer Anzeigen und auf den Wunsch des Stabs— Capitains Nachtigal selbst wird derselbe demnächst wegen angeblicher Unrechtfertigkeiten vor ein Kriegsgericht gestellt werden, welches aus zwei Delegirten des Senats und aus drei vom General-Masor von Gayl in Oldenburg zu ernennenden Offizieren bestehen wird.

sind die mit dem (Mecklenburg⸗Strelitz angehörigen) Fürstenthum

ein Dampfschiff von 360 Pferdekrast.

Frankreich.

Paris, 20. Mai. Den letzten Theil der Schrift des Prinzen von Joinville über die Organisation der französischen Marine bilden Vorschläge in Betreff der Kreuzfahrten und der für diesen Zweck zu wählenden Schiffe.

„Es bleibt mir jetzt noch übrig“, sagt die Broschüre in dieser Bezie— hung „von einem anderen Operationsmitiel zu sprechen, welches wir im Fall eines gegen England zu bestehenden Krieges anzuwenden hätten. Man braucht nicht Theil genommen zu haben an den langen Kämpfen der fran= zösischen gegen die britische Marinè in den Jeiten der Revolution und des Kaiserreichs, um ihre Geschichte zu kennen und sich dieselbe zur Lehre dienen zu lassen. So ist es denn jetzt fast ausgemacht, daß, während in diesen zwanzig Jahren der Krieg von Geschwader gegen Geschwader uns beinahe immer unheilbringend war, die Kreuzfahrten unserer Kaper dagegen beinahe immer glücklich aussielen. Gegen Ende der Kaiserzeit wurde von Fregatten⸗ Divisionen, die unsere Häfen mit der Bestimmung verließen, auf Beule aus— zugehen, ohne sich jedoch unnützer Weise mit einem an Zahl ihnen überle— genen Feinde in Kampf einzulassen, dem englischen Handel beträchtlicher Verlust zugefügt. Jeder Angriff aber gegen diesen Handel ist ein Angiiff gegen Englands Lebens-Prinzip und trifft ihm das Herz. Bis zu der be' sagten Epoche war dies nicht unser Ziel gewesen, und wir hatten den bri— tischen Speculationsgeist sich durch den Krieg ungeheuer bereichern lassen. Die Lehre darf jetzt nicht verloren füt uns sein, und wir müssen uns in den Stand setzen, beim ersten Kanonenschuß so gewaltig gegen den englischen Handel aufzutreten, daß wir sein Vertrauen erschüttern. Dieses Ziel aber kann Frankreich nur da— durch erreichen, daß es auf allen Punkten des Erdballs geschickt vertheilte Kreuzfahrten einrichtet. Im Kanal und im Mittelmeere kann diese Rolle füglich den Dampfschiffen anvertraut werden. Diejenigen, welche im Frie—= den den Postdienst verrichten, würden vermöge ihrer großen Schnelligkeit in Kriegszeiten vortreffliche Kaper sein. Sie könnten ein Kauffahrteischiff angreifen, es plündern, in Brand stecken und selbst den Kriegs-⸗Dampf- schiffen entschlüpfen, weil diese durch ihren schwerfälligeren Bau an Schnel— ligkeit hinter jenen zurückbleiben würden. Auf den fernen Meeren aber würde man vorzüglich Fregatten zu den Kreuzfahrten bestimmen müssen, nicht Dampsschiffe. Was die Fregatten betrifft, so hege ich hinsichilich ihrer nicht ganz dieselbe Meinung wie in Bezug auf die Linienschiffe. Weit ent fernt, eine Verminderung ihrer Zahl vorzuschlagen, möchte ich sie eher vermehrt se⸗ hen. Im Kriege wie im Frieden können sie treffliche Dienste leisten, und man würde keine größere Ausgabe darum zu machen brauchen, wenn man nur unsere Stationen besser vertheilen wollte. Die Fregatte allein scheint mir dazu geeignet, Frankreich in der Ferne zu repräsentiren, und zwar die Fregatte vom größten Umfange. Sie allein vermag die nöthigen Lebensmittel für eine wirfsame Streitmacht und zahlreiche Mannschaft zu tragen, um lange Zeit in See bleiben zu können; sie allein eignet sich ebensowohl für die Bedürfnisse des Friedens wie für die des Krieges. Und 1000 bis 2000 Meilen von Frankreichs Küsten entfernt, ist zwischen diesen beiden Zuständen kein Unterschied; die fernen Stationen, die von einem Kriege erst mehrere Mo- nate nach seiner Erklärung hören können, müssen stets auf den furchtbarsten Fuß eingerichtet sein. Sparsamkeits Nücksichten müssen hier vor größeren und höheren Gedanken verschwinden. Bisher bestanden unsere fernen Stationen aus einer die Flagge des Befehlshabers der Station tragenden Fregatte und aus mehreren Korvetten oder Briggs. Zweierlei Motive bestimmten diesen Zu— stand der Dinge und die Forderungen der Konsuln, welche stets ein Kriegs—= schiff im Bereich ihres Residenzorts zu haben wünschen, und dann der so ost angeführte Hauptgrund der Ersparniß, der zu einer Verringerung der Kraft und Gattung der Fahrzeuge geführt hat, wenn man ihre Zahl nicht ver— ringern konnte. So kam es, daß wir, indem wir überall sein wollten, überall schwach und ohnmächtig waren. So schicken wir Fregatten von 40 Kanonen und 300 Mann an Orte, wo England und die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika Fregatten von 50 Kanonen und darüber mit 500 Mann haben. Beides sind jedoch immer Fregatten, und wenn es ein— mal zwischen ihnen zum Kampf käme, würde man doch überall sagen, eine französische Fregatte sei von einer englischen oder amexrikanischen Fregatte genommen oder in Grund gebohrt worden, und so würde unsere Flagge darum nicht weniger durch eine Niederlage gedemüthigt bleiben, wenn auch die Streitkräfte ungleich gewesen wären. So haben wir auf der Station von Brasilien und dem Platastrom eine Fregatte, welche die Flagge des die Station kommandirenden Admirals trägt. Die englisce und die amerikanische Regierung haben auch eine Fregatte dern aber folgendes ist die respeltive Stärke dieser Schiffe: Frankreich,

Africaine“, 40 Kanonen und 311 Mann; England, „Alfred“, 50 Kano— nen und 445 Mann; Amerika, „Raritan“, 60 Kanonen und 470 Mann. Der übrige Bestand der Station sind kleine Fahrzeuge, und auch da stehen wir an Zahl und Gattung den anderen nach. Noch ein Beispiel: unsere Statien zu Bourbon und Madagaskar, welche unsere im Entstehen begriffene Niederlassung von Mapotte schützen und den abyssinischen Katholiten bei- stehen soll, durch deren Freundschaft sich Frankreich einen der Schlüssel zum rothen Meere sichert, besteht aus 1 Korvette von 22 Kanonen, 1 Brigg von 20 Kanonen, 1 Gabgrre zum Transport und 1 Dampfschiff von 160 Pferde⸗ kraft. Dagegen zählt die englische Station am Cap 1 Fregatte von 50, l Fregatte von 44, 2 Korvetten von 26, 2 Briggs von 16 Kanonen und Als Grundsatz würde ich aufstellen, daß jede Station nur aus zwei oder drei Fregatten von stärkster Dimension bestehen müßte. Diese Fregatten wür⸗

Cäsar erlennt den Willen als das Merkmal und Wesen des Ge⸗ nie's, den persönlichen Willen, der sich eben so leicht zum Bösen, als zum Guten, und zwar in gleicher Stärke, äußern kann, dessen sittlicher Werth also noch problematisch ist, der aber so mächtig wirkt, daß ihm selbst noch nach dem Tode ein Schatten von Körper dienen muß, um dem Brutus zu erscheinen.

lol,, hat keine persönliche Leidenschaft; er übt auch nicht den starren Willen, der die Welt unterjocht, wohl aber jene Reinheit und Milde, die ihn die Welt zu Füßen wirft, fo lange ei sich um die Welt nicht küm— mert. Sobald er aber in die Geschicke eingreisen will, sobald er seine ihm zugemessene einsame Stellung verläßt und in das Chaos der menschlichen nge getrieben wird, tritt eine unbändige Leidenschast, gemischt aus über— 3 Heroismus und Ehrgeiz, auf, der um so unbändiger wirkt, weil er nicht für sich, sondern für ein Ideal ehrgeizig erscheint, und deshalb glaubt, sich keinen Vorwurf machen zu dürfen.

Beide, Brutus und Cäsar, stehen für sich einsam und isolirt in der Welt, wie jeder e Mensch. Sie sind die beiden festen Puntte in einem Meer rasender Leldenschaften, die sich belde um die Leidenschuften nicht küm— mern, der 1 weil er sich durch feine Reinheit, ber andere, weil er sich dulch szinen Willen geschützt weiß. Der tragische Fortgang bes Geschickes 24 aber dech julehl beide, ben erssen, well er Wertzeug übermaächtiger

* en anderen, weil er zu übermüthig sorglos ist, aus ihrer

. die chaotische Fiuth 397 sie gegen einanber und sie zerschellen

o kn Bang hierzu der Dichler nimmt, bleibt zu ,

nden id n che Sꝑenat is in zwei Parteien getheilt. Jede Partei wir . 6 ; 19 und Nadikale heißen haßt die andere, nicht aus

tbe zum Vaterland und zur Freiheit, sondern weil jede Partei in der an

Durch den Fall und Tod des Pompejus ist aber die aristokratisch= toryistische Partei niedergedrückt, denn sie hat jetzt kein geniales Parteihaupt dem Cäsar entgegenzustellen, welcher der aristokratisch whiggistischen Partei

ebietet.

. Einen eigentlichen liberal-konservativen Volkskern giebt es nicht mehr; der Pöbel, der Radikalismus und die Hefe hängen an Cäsar, wie sie frü— her an Pompejus gehangen. Sie sind niederträchtig und jedem Wechsel hingegeben.

Die Partei des Pompejus Cassius, Casca 2c. haßt Cäsarn von gan— zem Herzen, freilich nicht als einen Feind des Vaterlands, sondern aus Neid, weil er größer ist, als sie selbst. Allein sie müssen gehorchen, weil sie ihm ohne geniales Parteihaupt nicht die Spitze bieten können.

Wie wollten sie aber ein gleich mächtiges Wesen sinden. Es cxistirt nur Eines, und dieser Eine ist Brutus. Brutus aber hat sich gerade da— durch die stille Verehrung erworben, weil er jedem Parteigetriebe fremd ist. Freilich drückt ihn schon lange, zwar nicht der Neid auf Cäsar, aber der Kummer um die untergehende Freiheit, dies isolirt ihn aber noch mehr; so⸗— bald er denkt, aus seiner Ruhe herauszutreten, so drückt ihn das ganze Gewicht der , weltmännischen Eigenschaften Cäsar's. Zuletzt hat er nur noch sein Weib, das ihn versteht, er leidet, aber er schmachtet nicht. Er ist bleich, so erzählt die Geschichte.

Es gilt also Brutus aus seiner Natur zu verrücken, ihn aus einem Ueberrest der besseren Vergangenheit, zu einem Parteihaupt der Gegenwart zu machen. Cassius übernimmt das Geschäft, den Gedanken an das große Verbrechen und die größte politische Thorheit, die je begangen wurde, in der Seele des Brutus zu wecken. Furchtbar ist die Schilderung, wie dieser Ge— danke immer mehr seinen Busen süllt, wie es ihn treibt, früh auf, ehe der Tag anbricht, bis in dem fürchterlichen Wort: „es muß durch seinen Tod geschehen! mit einem Schlage sich das ganze kommende Schicksal entrollt.

Jetzt ist die Verschwörung vollendet, ohne Verschwörung heißen zu können. Es sind Fürsten, die einen Weltherrscher ermorden. Der Schau— spieler vergesse dies nie, daß es Fürsten sind, keine Fieschi's.

Von 6 an wird Brutus aktiv, aber die Wurzel seiner Natur hat er verloren. Cäsar fällt, Brutus, der ideal handeln will, schont unbedachtsam die Partei Cäsgr's. Darum muß er den Kelch leeren bis zum Grunde; das römische Voll, dem er den Herrn ermordet, ist zu verdorben, um ohne Herrn zu leben; statt Eines theilen nun drei das Reich; des Brutus eigene

artei tritt alsbald nach geschehener That mit ihren ichsüchtigen Plaͤnen ervor, die dem Vaterland noch weniger frommen, als Cäsar's wilde To= rannis; Cassius ist ein Räuber, Brutus sieht, wie er nur eine Rolle gespielt il wozu ihn Andere mißbrauchten; die Geister verfolgen ihn, sein Weib ö . ält das Vertrauen auf die Gerechtigkeit feiner Sache und den utz der wie er zu Anfang auftrist, giebt er sich se

ötter, sein Heer wird aber ele . ganz isolirt, den Tod.

childerung, wie verkehrt eine reine Seele, die

Es ist die großartigste

still, wie ein Stern durchs Leben hätte gehen sollen, handelt, sobald sie

gezwungen wird, in der mangelhaft wirklichen Welt wider ihre eigene Natur eine Rolle zu spielen. Wir sehen hier tief in das Wesen des falschen Heroismus, der Alles überwindet, aber sich selbst vernichtet, weil ihm zur wahren Begeisterung noch die goceco nnn fehlt.

Ueber diesen Zusammenhang muß jeder Schauspieler klar sein, sonst wird er schlecht spielen. Es müssen aber Alle darüber klar sein, und nicht blos Einzelne. Denn gerade bei diesem Stück wirkt das gute Spiel Ein— zelner fast noch ungünstiger, als das schlechte Spiel Aller. Z. B. wenn Alles schlecht gespielt würde, nur Portia und Antonius gut, so wird ein großes Mißverhältniß eintreten. Denn die richtige Darstellung der Portia wird auf dem faden Hintergrund viel zu bestimmte Selbstständigkeit erhalten; Antonius wird durchweg viel zu gleichmäßig und energisch, und doch ist er als eine von den Naturen geschildert, die, sobald es ihnen gut geht, faul, leichtsinnig, wollüstig, nichtig sind und dem Fleische unterliegen, die erst un— ter dem Hammer des Geschickes sich groß zeigen. Antonius muß also als gedoppelter Mensch, als Weichling und als großer Mann, erscheinen, was bei einer fahlen Folie nicht möglich ist.

II.

Ist der Zusammenhang erfaßt, dann erst sind noch die einzelnen Cha— raktere zu erfassen. Der Raum gestattet nur Andeutungen.

Cäsar. Shalespeare ist mit großer Weisheit, wo es die Kunst der Composition erlaubte, dem Plutarch gefolgt. Cäsar erscheint nirgends pa. thetisch im Vordergrunde; denn ein Genie ist überhaupt nie pathetisch, wenn es schon der Mitielpunkt ist, um den sich Alles dreht. Shafespegre giebt uns deshalb nur unscheinbate Züge, die aber, wenn man sie versteht und richtig darstellt, die größte Größe Cäsar's offenbaren. Aber man muß sie verstehen! .

Schon das erste Auftreten Cäsar's ist furchtbar tragisch. In dem Mo-= ment, wo sein Tod sich vorberestet, werden wir in den Herzpuntt seines gei⸗ stigen und gemüthlichen Daseinz versetzt. Er wünscht einen Sohn, stine irdische Unsterblichkeit. Wir können hier an r ln erinnern, dessen gan- zes Gemüthsleben einzig in diefem Einen Punkte in helle Flammen aus- schlug. Man hüte sich, diese Scene bet eutungz los zu geben; eben so die Scene im Rathssaale, wie Cäfar mit einen Alles bezwingenden Lächeln zwischen den Fürsten die Runde macht und seine Todfeinde mit der Macht des Genies noch im Momente der That in Fesseln schlägt und unmittelbar vorm Sterben die Verschworenen zur unwillkürlichen etikettemäßigen Huldi⸗ gung zwingt. ; ö ; ;

; ren mit so lleinen Zügen, die ganz einfach, ohne Pa— on h ,. gespielt werden müssen und doch einen schneiden-—

Ei en. ben ern, ma chf poleone Etoile erinnern, an Cäsar's Stern? an die Seele, die dem Aberglauben zu trotzen scheint, während sie innerlich vom Wunderbaren ergriffen ist? an das seltsame Geschick, welches jedem welt⸗ männischen Genie eiwas vom Schauspieler ankleben läßt; soll ich erinnem,

den zusammen unter den Besehlen eines Admirals stehen und so alle Vortheile der Geschwader- Schifffahrt sich zu Nutze machen können. Beständig zur See, würden Führer und Manosen sich fennen und schätzen lernen, und man würde unseren Admiralen nicht jene träge Unbeweglichkeit vorwerfen können, die sie an den Haupt- Ort ihrer Station festzuschmieden scheint. Ueberall, wo diese Marine -Division erschiene, und sie müßte fortwährend den ganzen Umkreis ihres Bereichs durchstreifen, würde man sie stark und geachtet sehen, da sie die Mittel hätte, die Unbilden, welche fremde Regierungen sich herausnehmen möchten, auf der Stelle zu unterdrücken, ohne erst so lostspielige Berufungen, wie in den traurigen Beispielen mit Mexiko und La Plata, an das Mutter⸗ land ergehen zu lassen. Wir würden nicht mehr jene kleinen, an allen Punkten, wo diplomatische Agenten von uns residiren, zerstreuten Fahrzeuge haben, die eben durch ihre Schwäche so geeignet sind, uns Beschimpfungen zuzuziehen, denen unsere Flagge auszuweichen wissen muß, welche sie aber niemals dulden darf. Im Gegentheil, wir würden auf allen Punkten des Eidballs Fregatten -Divisionen haben, die stets bereit wären, in die Fuß— tapfen jener ruhmreichen kleinen Geschwader zu treten, welche in den indi— schen Meeren so edel fürs Vaterland kämpften. Sie würden um unsere Kolonieen kreuzen, um diese neuen Punkte, deren sich eine voraussehende Politik in fernen Meeren bemächtigt hat und die eben sowohl ihren Opera⸗ tionen zur Basis, wie unseren Kapern zur Zuflucht zu dienen bestimmt sind. Dampsschiffe halte ich auf diesen fernen Meeren nur beiläufig für anwend— bar, und unter der Bedingung, daß man sie beim ersten Kriegslärm in unseren Kolonieen festzuhalten enischlossen ist. Ueberhaupt dürfen unsere Dampf— schiffe sich von unseren Küsten nur so weit entfernen, daß sie dieselben immer wieder erreichen lönnen, ohne neues Brennmaterial einnehmen zu müssen. Ich setze beständig den Fall eines Krieges gegen Großbritanien, und es ist begreiflich, daß wir in diesem Fall wenig Freunde auf der Ser haben würden; unser Seehandel würde sehr bald verschwinden. Wie sollte man dann, fern von Frankreich, mit Brennmaterial sich versorgen können? Unsere Dampfschiffe würden also, dieser Grundlage aller ihrer Bewegun— gen beraubt, sich darauf zurückgeführt sehen, nur mit ihren Segeln zu 'die nen, und bekanntlich sind sie bis jetzt sehr traurige Segler; sie würden schlechtes Spiel haben gegen Korvetten oder Briggs von fleinster Dimension. Aber selbst wenn es einst zu Verbesserungen läme, welche dem Dampsschiffe alle Fähigkeiten des Segelschiffes verliehen, so würde zwar der Dampf ein mächtiger Verbündeter für unsere Kreuzer werden, dieses Bündniß von Segeln und Dampf aber doch in dem obenaufgestellten Sossem nichts ändern dürfen. Das Dampfschiff, welches dazu bestimmt ist, in Geschwa⸗ dern oder an unseren Küsten zu dienen, wird stets als hauptsächliches Er⸗ solgsmittel, vermöge des Dampfes allein eine große Schnelligkeit haben müssen.

Zum Schluß faßt die Schrift noch kurz zusammen, was dem Prinzen von Joinville das Dienstlichste scheint, um eine starke Marine herzustellen. Man muß“, sagt er, „ein Geschwader von wenigstens 29 für den Krieg bestimmten Dampfschiffen haben und dieses Ge⸗ schwader in der für eine Dampfflotte zu entwerfenden Taktik üben. Man muß dem algierischen Paketbootdienst einen hinlänglichen aber streng begränzten Antheil zuweisen, so wie es für den Levante Dienst geschehen. Die Kriegsbedürfnisse in Afrika sind nicht so gebieterisch, daß man ihnen alle Hülfsquellen der Marine und jede Idee der Ord— nung und Ersparniß opfern dürfte. Man muß eine Anzahl von leichten Dampfböten herstellen, an denen Alles der Schnelligkeit geopfert wäre, um die Befehle der Regierung zu befördern. Man muß endlich zum wenigsten 22 Fregatten für den Dienst der fernen Stationen gerüstet halten. Wenn man, um meine Aufstellungen zu Schanden zu machen, sie als utopisch bezeichnen sollte, ein Wort, welches so vortrefflich dazu geeignet ist, die Furchtsamen zurückzuschrecken und an das alte Geleis zu bannen, so würde ich meine Gegner nur auf das hin⸗ weisen, was seit einigen Jahren in England geschehen ist und noch jetzt dort geschieht; möchten sie mir dann endlich antworten, ob das⸗— selbe nicht auch in Frankreich erreicht werden könnte. Es hat mich viel gekostet, im Lauf dieser kleinen Schrift mein Vaterland einem betrübenden Vergleich mit einem Lande zu unterwerfen, welches ihm in der Kenntniß seiner Interessen so weit voraus ist; es hat mich viel gekostet, das Geheimniß unserer Schwäche vor dem Gemälde der bri— tischen Macht zu enthüllen. Ich würde mich jedoch glücklich schätzen, wenn ich durch das aufrichtige Eingeständniß dieser traurigen Wahr heiten die Verblendung zerstreuen könnte, in welcher sich so viel Wackergesinnte über den wirklichen Zustand der französischen Seemacht befinden, und wenn es mir gelänge, sie dahin zu bringen, daß sie mit mir jene heilsamen Reformen forderten, die für unsere Marine eine neue Aera der Macht und des Ruhmes eröffnen können.“

O Paris, 20. Mai. Die Broschüre des Prinzen von Join⸗ ville über den wahren Stand der französischen Marine hat zur un— mittelbaren Folge gehabt, daß der See-Minister in der Sitzung vom 17ten d. M. sich beeilte, der Deputirten⸗Kammer einen Gesetz-Ent⸗ wurf vorzulegen, welcher die Vermehrung unserer Seemacht bezweckt. Nach dem Budget von 1841 sollte die Zahl der bewaffneten Kriegs⸗

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schiffe 140 betragen, worunter 105 Segel- und 35 Dampfschiffe. Diese Schiffe sollten unter elf Stationen vertheilt werden, nämlich: 1) längs der spanischen Küsten, 2 in den Gewässern von Brasilien und der La Plata⸗Staaten, 3) im großen Ocean, ) in den Antillen, 5) Golf von Mexiko, 6) Cayenne, 7) auf der Westküste von Afrika, 8) im Orient, 9) Bourbon ⸗Inseln, 10) Neu- Foundland und 11) Algier. Darunter war nicht die Station von China begriffen, welche erst im Laufe des Jahres 1813 entstand, nachdem das Budget von 1844 votirt worden war. Die neu errichteten französischen Nie⸗ derlassungen in Süd⸗Oceanien, die Bedürfnisse der Insel Bourbon, so wie der Transportdienst zwischen Frankreich und Algier, machen eine Vermehrung der bewaffneten Kriegsschiffe unerläßlich. Eben so findet es die französische Regierung nöthig, längs der spanischen Küste eine ansehnlichere Beobachtungs-Station zu errichten. Nach der Berechnung des See⸗Ministers würde dadurch der Effektivstand der bewaffneten Kriegsschiffe von 160 auf 207 gebracht, und dadurch die Seemacht im Ganzen um ein Viertel vermehrt werden, wozu die Regierung einen Supplementar⸗-Kredit von 4,373,850 Fr. begehrt. In Folge der durch die Broschüre des Prinzen von Joinville aufge— deckten Unzulänglichkeit der französischen Marine, wird die Kammer sich beeilen, die dazu nöthigen Gelder zu votiren. Dafür erwartet man, daß auch die britische Regierung sich beeilen wird, ihre See— macht zu vermehren, weil aus der Broschüre des Prinzen deutlich hervorgeht, wie jede Vermehrung unserer Marine eigentlich gegen England gerichtet ist.

Dagegen ist seit dem Beginn des laufenden Jahres eine kleine Einschränkung unserer Land-Armee eingetreten. Nach dem Budget sollte Frankreich während des Jahres 1844 eine stehende Armee von 359,640 Mann zählen. Nach den amtlichen Listen, die der Kriegs⸗ Minister der Kommission mittheilte, welche den Gesetz- Entwurf über die Aushebung von 80, 000 Mann gus der Altersklasse von 1814 zu ,. hatte, besteht die französische Armee nur aus 354,590 Mann, nämlich:

1) Unter den Waffen, aktive Truppen: Offiziere und Soldaten, welche freiwillig Dienst

nahmen S7, 000,

. 267,590, . zusammen ..... 351,59 Mann. 2) Reserve-Armee der früheren Klassen:

Ausgediente Soldaten und Unteroffiziere... 40,596,

Junge Soldaten 35,296, 75,897 Mann. 65,000 Mann. 495,182 Mann.

Einberufene Soldaten ...

. Total det Reserve ..... 8) nne nen ,, Gesammtstand

Grossbritanien und Irland.

London, 18. Mai. Die Schrift des Prinzen von Joinville über die französische Marine hat hier nicht den Beifall gefunden, den ihre günstige Beleuchtung des englischen Marinewesens erwarten ließ. Man fürchtet als eine üble Folge derselben die Aufregung der französischen Kriegs⸗-Partei und die dadurch leicht veranlaßten Verlegen⸗ heiten des jetzigen Ministeriums zu sehr, um über den geschmeichelten Stolz die aus einem schlechten Einverständniß der beiden Länder fließenden Nachtheile zu übersehen. „Wir bedauern“, sagt die Times heute, „daß der Prinz von Join ville, ein intelligenter und, wir glau— ben auch, populärer junger Mann, dessen Liebe zu seinem Beruf wir nur achten können, die Hand zum Bündniß jener thörichten Kriegs— Partei in seinem Lande reicht. Er ergeht sich zwar nicht in den leeren üblichen Declamationen der Anti- Anglikaner, er schreibt wie ein, erfahrener Offizier und gemäßigt wie ein Gentleman; er weist auch den Verdacht, aus feindlicher Gesinnung zu schreiben, ent— schieden zurüch aber er schreibt ein Pamphlet über die beste Art und

Weise, wie man mit England einen Seefrieg führen kann, und das ist genug unter den gegenwärtigen Umständen bei dem erregbaren Zustande der französischen Gemüther in den gerechten Verdacht zu fallen, daß, obschon er keinen Krieg anräth, es ihm doch nicht ganz unlieb sei, jener geräuschvollen Partei, welche ihn' will, Rath zu er⸗ theilen.“ Im Uebrigen erkennt die Times die Argumente des Prinzen zu Gunsten der Verwendung von Dampfflotten zum Kriegsgebrauch für richtig an und mahnt die Regierung, dies neue Krieges-Element, welches allerdings, wie der Prinz von Joinville bemerkt habe, die englischen Küsten nicht mehr so geschützt erscheinen lasse, wie früher, nicht vernachlässigen möge, damit England immer den Vorsprung, welchen es hierin einmal vor allen übrigen Nationen, vielleicht

mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, gewonnen habe, ke⸗ haupten möge.

Die Privat-Actien⸗Banken von England, Wales und Irland haben in Betreff der von Sir R. Peel dem Parlamente vorgelegten Resolutionen über die Reform des Bankwesens durch ihre Deputirten hier mehrere Beschlüsse gefaßt, worin sie sich, wie schon erwähnt ist, im Allgemeinen mit den ministeriellen Anträgen einverstanden erklären, aber sich ganz bestimmt dahin aussprechen, daß sie die jetzt bestehende Art der Noten-Emission durch Banken, die über das ganze Land ver⸗ theilt sind, dem allgemeinen Interesse mehr angemessen finden, als die von den Ministern beabsichtigte Beschränkung des Emittirungs⸗-Rechts auf die Bank von England sein würde.

Geil ren

Brüssel, 21. Mai. Die Repräsentanten⸗Kammer hat gestern der Erweiterung und Ergänzung des Prinzips der Differenzial⸗Zölle, mit Hinsicht auf Flagge und Ursprungsort, mit 11 gegen 17 Stim⸗ men genehmigt und sodann den Amendements-Vorschlag des Herrn Meeus, wonach die praktische Anwendung dieses Prinzips bis zur nächsten Session verschoben werden sollte, mit 160 gegen 25 Stimmen verworfen. Heute werden nun die weiteren Fragen, welche jenes

Prinzip näher reguliren, zur Diskussion und Abstimmung kommen.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 17. Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Qskar Friedrich wurde vorgestern in der Kapelle des Königlichen Schlosses, in Gegenwart des Königs, der Königin, der Prinzen, der Reichsherren, des schwedischen und norwegischen Staats⸗Raths c. vom Erzbischof konfirmirt. .

Man will aus zuverlässigen Quellen wissen, daß die Zusammen⸗ berufung des Neichstages am nächsten Sonntage von den Kanzeln in den Kirchen der Hauptstadt publizirt werden und die Eröffnung des Reichstages am Mittwoch den 106. Juli stattsinden wird.

Der Erzbischof hat dieser Tage dem Könige, der Königin, der verwittweten Königin, den Herzogen und der Prinzessin ein Exemplar der Medaille übergeben, welche die Geistlichkeit zu dem Jubildum der Regierung des verstorbenen Königs hat schlagen lassen.

. Aus Wieby wird gemeldet, daß man in dortiger Gegend in einem Bauerngarten einen arabische Goldmünze aus der ersten Hälfte

des 9ten Jahrhunderts, geprägt in Bagdad unter dem Sohne Harun

al Raschid's, Muhamed al Amin, gefunden habe. Sie war vollkom— men wohlerhalten.

.

Florenz, 15. Mai. (A. 3.) Gestern Abend traf Se. Ma⸗ jestät der König von Bayern mit Gefolge, von Bologna kommend, hier ein und bezog die in Bereitschaft gehaltenen Gemächer im Pa⸗ last Pitti. Se. Kaiserliche Hoheit der Großherzog war dem König eine, Strecke Weges entgegengefahren. So viel verlautet, wird Se' Majestät bereits morgen die Reise nach Rom fortsetzen. k

Konstantin opel, 8. Mai. (Oest. Beob.) Se. Königl. Hoheit der regierende Großherzog von Mecklenburg- Schwerin und Se. Durchlaucht der Erbprinz von Lippe sind am 4ten d. M. hier

eingetroffen und Tages darauf von dem Präsidenten des Reschsraths und Schwager des Sultans, Ahmed Fethi Pascha, und dem Minister

der auswärtigen Angelegenheiten, Rifaat Pascha, im Namen Sr. Hoheit bewillkommnet worden. Vorgestern wurden Höchstdieselben vom Sul= tan empfangen. Sie bringen ihre Zeit mst der Besichtigung der Merkwürdigkeiten der Hauptstadt und ihrer Umgebungen zu und ge⸗ denken morgen einen Ausflug nach Brussa zu unternehmen. ;

Handels- und Hörsen nachrichten.

Berlin, 25. Mai. Durch die bevorstehende Liguidati ü

J . . h . h quidation drückten

die Course der meisten Eisenbahn- Effekten etwas; eine Ausnahme . von machten Niederschlesische, Köln⸗Mindener und Hamburger Quitung wovon für auswärtige Rechnung viel pr. Cassa gekauft worden.

wie scharf Shakespegre die Ehe des Cäsar und Brutus schildert. Calpurnia ist ein Theil von Cäsar's Macht, Portig ein Theil von Brutus selbst; die Eine die Königin, die Andere das Weib? Soll ich in die Tiefen einer großen Seele hinabtauchen, wie sie Shakespeare enthüllt; soll ich nachweisen, woher es kommt, daß jeder große Mensch gezwungen ist, wie Cäsar, Andere psychologisch zu zersetzen und zu richten, daß er alle Pläne ganz einfach auf die Naturen und die Menschenkenntniß baut? Nein! ich will blos behaup⸗— ten, daß es selbst dem genialsten der jetzt lebenden Künstler schwer halten wird, die ganze Bedeutung eines genialen Staatsmannes, wie ihn Shake— speare schildert, wiederzugeben. Er muß den Mittelpunkt dieser Natur fin— den; er muß darstellen, wie Cäsar, scheinbar indolent, als Herr, aber ganz bequem, ohne Anstrengung überall durchgeht und auf der Bühne nur einmal in jene furchtbare Leidenschaft tritt, welche die Menschen so magisch erfaßt, „daß Cicero rothe Augen hat, und die Anderen geschlagenen Büben gleich— sehen.“ Diese Leidenschaft hätte man einst in den Tuilerieen in jener gro— ßen Fensternische studiren können, wo Napoleon mit den fremden Gesand⸗ ten stand.

Diese Leidenschaft tritt aber nur Einmal auf der Bühne hervor, als Cäsar das Zauberwort des Genie's „ich will“ ausspricht.

Hier siegt der Nero dieser Natur. Daß der Glaube Berge versetzt, glauben wir; daß es der Wille kann, weiß jedes Genie gewiß. Es kommt nur dadurch zum Untergang, daß es zuletzt den Umfang des Willens den göttlichen Mächten gegenüber überschätzt. So geht es Cäsar. Mit dem Mittelpunkt seines Gemüthslebens beginnt die Tragödie, mit dem Eindruck seiner innersten Geisteskraft, mit seinem ganzen, stoͤlzen männlichen Willen tritt er vor die Säule seines gefällten Nebenbuhlers und erliegt dem Schicksal.

Im Spiel muß sich eine Seele zeigen, die ruhig, erhaben, aber nichts weniger als prätentiös ist; die nur von Zeit zu Zeit aus reinem Aether Blitze schleudert, die dann ins Innerste treffen; der ein Schwert aus dem Munde geht, eine Stimme, die fast ohne Äccent, ohne Umfang, doch noch in der fernsten Ecke das Ohr durchschneidet, eine Stimme, gegen die es leinen Widersprnch giebt.

Der Schauspieler als Cäsar darf nicht daran denken, daß er ein Genie ist, denn daran denkt das Genie nicht, weil es dasselbe nie vergißt. Er daif nicht pathetisch sein, sonst wird ein Großsultan aus einem Cäfar oder eine von jenen unglücklichen Figuren, die stets Anläufe zum Geniewerden nehmen und denen man zurufen möchte: César, mon ami, commencez donc par le commencement! Mein Gott! ein pathetisches Genie! Was ich die Leute doch alles unter einem Genie benken, warum doch das Ein= sachste am wenigsten begriffen wird! Ueberhaupt ist in dem ganzen Stück leine einzige pathetische Figur. Das Pathos liegt sattsam in dem hohen Kreise, in der Größe jener 36. nicht darin, daß Brutus aus C-noall seufzt und Cassius einen halben Ton unter der natürlichen Stimme spricht, um den Bösewicht anzudeuten, was wir auch schon in Berlin gehört haben.

Das Stück, richtig gespielt, muß furchtbar einfach, fast monoton ge⸗ ih werden. Allein nür ein auserlesenes Publikum würde dies aus halten.

Schließlich mag man sich hüten, zu der Rolle des Cäsar einen großen, starkgebauten Mann zu wählen. Dies ist der Geschichte allzu sehr ins Angesicht geschlagen. Denn Cäsar war eine von den Gestalten „mit zar— sem, weißen Fleisch“, die, weil sie ganz ebenmäßig sind, fast klein und un— scheinbar aussehen. Das Genie, welches Shakespeare schildert, hat einen Körper, weil es einen Geist hat; wir wollen keinen Cäsar sehen, der einen Geist hat, weil er einen Körper besitzt. Ein Cäsar mit einem Bauch hätte die Welt nicht erobert.

Brutus. Bei Brutus' Darstellung hüte sich der Schauspieler beson— ders vor Weichlichkeit. Eine Natur, welcher das Schicksal einer Welt in die Hand gegeben ist, die unter der Last eines ungeheuren Geschickes seufzt, kann zwar leiden, aber nicht schmachten. Brutus ist ganz Organ, schlank, bleich, schön.

Casca. Mag sich hüten, daß er nicht die Etikette vergißt, weil die Römer auf Du und Du standen. Casca war allerdings plump, aber Casca war auch ein Servilier, ein Verwandter der vornehmsten Männer, ein Vetter der Catonen, ein Vetter des Brutus. Casca war plump, aber nicht in äußeren Sitten, er war wild im Gemüthe, aber nicht im Bartwuchs. Er ist eine von den Naturen, die mit ihrem Bonsens kokettiren, wenn die Zeit so verdorben und zerrüttet ist, daß sie den Bonsens nicht mehr ver—= stehen mag. Und schon dieser Kontrast, die Gewaltsamkeit, mit der sich Casca's Bonsens äußert, macht einen widerlichen Eindruck auf die vor— nehme Natur des Brutus, in welcher Alles Harmonie ist, solange er nur denkt und fühlt, nicht handelt.

Ueberhaupt hüte man sich bei den verschworenen Fürsten vor jeder Plumpheit, und hüte sich, die Volks Versammlungen und Gefechte mit Eklat plastisch darzustellen. Es ist zu lächerlich, wenn in diesem größten Werke gelegentlich ein paar Bursche in Steifleinen mit Blech und Pappe aufein— ander schlagen.

Wir wünschen der Aufführung das Beste. Denn wenn Brutus so groß und so vornehm dargestellt wird, als ihn Shakespeare zeichnet, so werden die Radikalen bei der Gelegenheit inne werden, daß Brutus keiner von „Ihre Leut“ war, sondern entsetzlich adlig und stolz. Er hätte die Hände gewaschen, wenn ihm das junge Deutschland in corpore, und Freund Weitling, Schneider und Kommunist, wären vorgestellt worden.

Literarisches.

Die Abend Unterhaltungen über die französische Literatur, welche Herr von Suzor seit einiger Zeit bei steigender Theilnahme eines gebildeten und gewählten Publikums im Saale des Hotel de Russie veranstaltet hatte, ha⸗ ben vor kurzem ihr Ende erreicht. Die letzten Vorträge waren der neuen Schule, der Literatur unserer Zeit, gewidmet, als deren Begründer Herr von Suzor Gilbert, André Chenier, . de St. Pierre und Chateau⸗— briand bezeichnete. Vickor Hugo, Lamartine, Alexandir Dumas, Sainte Beuve stehen, seiner Meinung nach, auf zweiter Linie, weil sie nur

die Prinzipien ihrer Vorgänger angenommen und, obgleich sie die

Rolle von Begründern einer eigenen Schule spielen wo eigentlich nichts Neues geschaffen haben. d . r der Werke Victor Hugo's gab ihm Gelegenheit zu einer umsichtigen Kritik der poetischen Richtungen dieser Schule; er machte auf ihre Vorzuͤge und ihre Mängel aufmerksam und zeigte, wie viel sie noch zu thun n um das Ziel, welches sie sich vorgeseßt, nämlich eine völlige umgestaltung der Literatur, zu erreichen. Sehr anerkennenswerth war es, daß Herr 2 Suzor, neben den ausgezeichneteren und allgemein bekannten Schriftstellern fortwährend auch die jüngeren, noch weniger gekannten Talente einer gerech⸗ ten Würdigung unterwarf. So nannte er unter Anderen einen fast noch unbekannten jungen Dichter, Henry Blanvalet, welcher vor kurzem eine kleine Sammlung Gedichte unter dem Titel: „Une Lyre à la mer her⸗ ausgegeben hat ünd, den mitgetheilten Proben zufolgs ein lleines Ge⸗ dicht: Conmenᷓ les ensants vont au ciel“, zeichnet sich durch wahrhafte poetische Schönheiten aus in vieler Hinsicht Victor Hugo an die Seite gesetzt werden könnte. Merlwürdigerweise sind seine Gedichte, meistens in Neapel gedichtet, zuerst in Frankfurt a. M. erschienen. j

Seinem letzten Vortrage hatte Herr von Suzor eine nähere Schil- derung der als Schriftstellerinnen ausgezeichneten Frauen vorbehalten. Die Werke von Mad. de Stacl, George Sand und einigen Anderen gaben ihm den Stoff zu einer Reihe geistreicher und treffender Bemerkungen, welche ihn zuletzt zu einem der merkwürdigsten Produkte der neuesten literatur führten wir meinen Eugene Suc's „Mystères de Paris. Die Cha⸗ ralteristik dieses Werkes, in welchem sich gleichsam die Licht- und Schatten⸗ seiten der neuesten französischen Literatur wie in einem Brennpunkt vereint sinden, machte den passendsten Schlußstein dieser interessanten Vorträge welche bis zum letzten Augenblick den wohlverdienten Beifall efunden haben und dem ahh eichen Publikum, welches ihnen beiwohnte, elne äußerst an- genehme Erinnerung bleiben werden.

Nehrlichsches Gesangs⸗Institut.

Berlin. Donnerstag am 23. Mai geruhten Ihre Könial. i die Frau Prinzessin von Preußen, einer r en . . teren Zöglinge Hern Nehrlich's in dem von demselben gegründeten Ge⸗ ang Konservatorium, in der Louisen- Straße Nr. 132, beizuwohnen und sich über die Leistungen seiner Schule aufs huldvollste auszusprechen. Wenn hochgestellte Personen schon durch ihre Stellung belebend auf jeden guten Keim wirken, dem sie ihre Beachtung schenken, 58 muß das doppelt da der Fall sein, wo sich mit der hohen Siellung im soziglen Leben eine eben so hohe Stellung auf dem Gebiete des . H vereinigt. Aus diesem Grunde ist dem jungen Gesang-Konservatorium in der That das P ikon einer schänen Zulunft zu stellen, und der Direktor desselben dar getrost auf der Bahn fortschreiten, die er mit so ungewöhnlichen Opfern a hat.