1844 / 175 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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indeß fort, die Gemüther aufzuregen und den Ver⸗ , sie berufen, fehlt es nicht an Theilnahme unter Lem Volke. Die Repeal-Rente wurde in der vorgestrigen Versamm⸗ lung des dubliner Vereins auf 3100 Pfd. * Die Munizipa⸗ litäen von 12 Städten des Südens und Westens haben Deputationen an O'Connell abgesandt und als ihnen der Zutritt zu dem Gefäng⸗ nisse nach der neuen Vorschrift des Ministers verweigert wurde, Be⸗ schwerde⸗ Adressen an die Königin gerichtet. Der Dichter Thomas Campbell ist zu Boulogne 63 Jahr alt ge⸗ storben.

X London, 18. Juni. Der Sturm, den ich vorhergesehen

und vor Ostern schon prophezeit habe, ist mit der größten Gewalt hereingebrochen. Seit der Abstimmung des Unterhauses über die Zuckerzölle am Freitag Abend, in welcher die Regierung eine Nieder⸗ lage durch die Majorstät von 20 Stimmen erlitt, war die Lage des Kabinets höchst kritisch. Am Sonnabend Morgen schrieb Sir Robert Peel an die Königin, daß in Folge der Abstimmung des Unterhauses das Kabinet bie Frage seiner Resignation berathe, über welche Anzeige Ihre Majestät ihr tiefes Bedauern und große Besorgniß ausdrückte. Indeß fand die Resignation nicht statt, sondern man beschloß im Kabinet am Sonnabend und Montag Nachmittag, daß die Regierung in allen Punkten bei ihrem Vorschlag zu den Zuckerzöllen stehen bleiben und das Haus zum Widerruf seines Votums auffordern solle. Aber während des ganzen gestrigen Tages war die Frage wegen der Fortdauer des Kabinets durch⸗ aus zweifelhaft; selbst am Abend schwand die Gefahr noch nicht, als Sir R. Peel dem Hause die Erklärung des Kabinets abgab, der Ton seiner Rede reizte vielmehr den widersetzlichen Theil seiner eigenen Partei zur höchsten Erbitterung. Man klagte ihn an, daß er mit noch größerer Arroganz, als einst Pitt seine Anhänger anlasse, und die Abstimmung wäre sicherlich übel ausgefallen, wenn sie in diesem Augen⸗ blicke stattgefunden hätte. Es ist schwer, einen so offenbaren Mangel an Takt bei einer so wichtigen Gelegenheit zu rechtfertigen, obschon die Vor⸗ würfe, mit denen der Minister seine Partei überhäufte, wohl verdient waren. In dem hierauf folgenden Aushruche des jugendlichen Zornes Herrn däIsraeli's machte der Unwille der Partei sich Luft. „Der sehr ehren⸗ werthe Baronet“, rief der Führer des jungen England aus, „spricht die Sprache eines Gegners der Sklaverei; er ist der Feind aller Sklaverei ausgenommen derjenigen, welche jene Mitglieder des Hauses fesselt, die hinter ihm auf diesen Bänken sitzen diese Rot—⸗ ten hier müssen seinen Winken blindlings gehorchen.“ Lord Stanley's Rede verbesserte indeß den Fehler des Premier-Ministers und rettete das Kabinet von der drohenden Niederlage. Trotz der nachdrücklichen Zurückweisung des Verdachts, daß dieser ganze Angriff gegen den ministeriellen Plan aus einer vorher verabredeten Verbindung der westindischen Interessenten mit den Whigs hervorgegan⸗ gen sei, steht es thatsächlich sest, daß eine solche Coalition wirklich in aller Form stattgefunden hat; dieselbe wurde durch die thörichten Leidenschaften und Vorurtheile von wenigstens 60 Mitgliedern der konservativen Partei unterstützt, welche ge⸗ en die Regierung stimmten. Das Resultat war, daß das Haus . eigenes Votum von Freitag Abend mit einer Majorität von 22 Stimmen wieder zurücknahm, unter denen sich indeß noch 6 Stim⸗ men von Mitgliedern der Anti⸗Corn⸗Law⸗League fanden, welche sonderbar genug für die Regierung stimmten. Die Majorität wäre also auf 19 herabgekommen, wenn diese Mitglieder, wie gewöhnlich, mit ihrer Partei gestimmt hätteu.

Die Ursachen dieser ganzen Agitation sind keinesweges die Zucker⸗ Zölle oder die Interessen und Leidenschaften einer . auch kann der schwache Erfolg des gestrigen Abends nicht als eine ernstliche Ver⸗ besserung ber Lage des Kabinets angesehen werden. Die wahre und Besorgniß erregende Ursache ist die vollständige Anarchie in der kon⸗ servatiwen Partei. Die beiden Haupt- Abtheilungen berselben stehen sich in den großen , ber Handels Politił schroff gegenüber, und diesen Zwiespalt kann Sir Robert nicht länger überwachen und un⸗ schädlich machen. Er äußerte gestern Abend, und Jeder, der, es hörte, erkannte die Wahrheit dieses Ausspruchs, daß es für einen Minister tausendmal besser sei, abzudanken, als das Ende einer solchen Parlaments⸗Session, wie die vorjährige, zu erleben, da die Regierungs⸗ Maßregeln nicht durchgesetzt, ihre Politik vereitelt wäre.

Unter solchen Umständen könnte vielleicht die Verwaltung Sir R. Peel's ein kümmerliches Dasein fristen, noch bis zu Ende dieser Sesston, und im nächsten Jahre versuchen, durch eine entschlossenere Politik ihre sinkenden Lebenskräfte wiederaufzurichten. Ich bin indeß nicht dieser Meinung; mehrere ihrer einsichts vollsten und uneigennützig= sten Mitglieder halten dafür, daß die Fortdauer des Kabinets sich nicht * mit ihrer eigenen Würde und mit der Wohlfahrt des Landes vertrage, und der nächste Zufall dürste sich deshalb unheil⸗ voller erweisen, als die so eben überstandene Krisis. Die Königin ist durchaus geneigt, das Ministerium, wenn irgend möglich, zu erhalten, und in ihrem gegenwärtigen Zustande, welcher eine dreiwöchentliche Abgeschlossenheit erfordert, kann es in der That nichts Unglücklicheres geben, als diese Aussicht auf politische Aufregung. Denn obgleich Viele den Sturz des Kabinets voraussagen, so kann doch Niemand angeben, wer es ersetzen solle.

Selgien.

kt Brüssel, 19. Juni. Die Repräsentanten⸗Kammer beschäf⸗ tigt sich jetzt mit dem früher von dem Finanz⸗Minister vorgelegten . über die Besteuerung des Tabacks. Es ist bekannt, welche heft 6. Opposttion dieser Antrag, der eine wirklich blühende Industrie des Landes so sehr gefährdet, von Seiten der Fabrikanten wie der Tabacksbauer hervorgerufen, und es war vorauszusehen, daß diese Industrie in der Kammer eine n,, Vertheidigung und Stütze sin⸗ den würde. Die Gegner des Projekts haben auch nicht unterlassen, die großen Nachtheile ins Licht zu setzen, welche aus dessen Annahme hervorgehen würden und wie allein die Nachbarn Holland und Frankreich dadurch gewinnen würden. Merkwürdig ist hierbei, daß, während man die Einschmuggelung von Seiten Hollands zu vereiteln suchte, man den nach Frankreich betriebenen, mit dem Namen ber Infiltration beschönigten belgischen Schleichhandel, der allerdings durch das neue Projekt, der Vertheuerung des Tabacks wegen, zum großen Theil vernichtet worden wäre, in Schutz nahm. Trotz der doppelten französischen Douanen - Linie und des strengen Visitations⸗ 5. werden dennoch 3 Mill. Kilogr. in Frankreich eingeschmuggelt. Der Minister hatte nun eine bedeutende Accise auf den Taback beantragt und neben der Erhöhung der Eingangs⸗Zölle auf den ausländischen Ta⸗ back zugleich eine Auflage auf die inländischen Produkte der Tabaks kultur verlangt; allein nach einer langen Diskussion hat gestern die Kammer mit 4 gegen 17 Stimmen die 2 verworfen und sich heute auch, mit 147 ene: 36 Stimmen, gegen die Auflage auf die Kultur bes Tabacks 6 Esprochen, und nur die Zölle von A bis auf 10 Fr. erhöht, auch *. egierung die Befugniß eingeräumt, die Einfuhr von europäischem 26 2 zu Lande ganz zu verbleten. Dieser Beschluß giebt offenbar . e. en Tabacks- Kultur eine zu große e denn wenn * 9 . ese Production nicht auf die gie inie mit der Runkel⸗ 1 . ultur, stellen kann, da letztere ein bloßes Nothsurrogat der Zuckerstaude ist und hoffentlich bad Überall in Europa wieder dem natürlichen Getraidebau Piaß machen wird, so verdienl der Tabacks= bau doch keinesweges eine solche egünstigung, wie ihm durch die

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letzte Bestimmung zu Theil werden würde. Daß die Tabackssteuer an sich sehr passend ist und um ein Bedeutendes erhöht werden kann, darüber herrscht im Allgemeinen nur eine Meinung, und man dürfte selbst die Steuer-Erhbhung im Interesse der öffentlichen Gesundheit wünschen, wenn man die übertriebene Consumtion bedenkt, wozu die jetzige Wohlfeilheit führt. .

Die Verwerfung einer Accise auf den Taback ist jedoch eine Thatsache, die dem Bestande des Kabinets nicht günstig ist. Das ursprünglich ministerielle Projekt über die Differenzial- Zölle hatte schon in der Kammer so bedeutende Modificationen erfahren, daß Antwer⸗ pen, welches die Annahme desselben am meisten betrieben, sich gegen dasselbe erklärte; in dem gegenwärtigen Projekte ist nun das die Grundlage bildende Prinzip gänzlich umgestoßen, und wenngleich aus der Annahme so wenig des einen wie des anderen Antrages eine Kabinets⸗ Frage emacht worden ist, so schwächen solche Vorfälle doch stets ein Ministerium, nehmen ihm das zur Verwaltung nothwendige Selbstvertrauen und nähren in der Kammer den Zweifel an der administrativen Fähigkeit der Kabinets Mitglieder. Bei der Diskussion des vorhergehenden, so wie des jetzigen Gesetz⸗ Entwurfs ist dieser politische Gesichtspunkt besonders von einem Redner, dem Fürsten von Chimay, hervorgehoben worden, der bisher eine neutrale Stellung einzunehmen suchte, jedoch nach seinem Verhalten in den letzten wichtigen Fragen, wie bei der Unterrichts⸗Frage, zu der katho— n. Meinung gerechnet werden muß. Der Fürst beschwor das

inisterium, im Interesse des Landes sich zurückzuziehen und einer homo—⸗ generen Administration Platz zu machen. Die liberalen Oppositions⸗ blätter haben dem Redner ihren Beifall gezollt; allein es scheint uns gewiß zu sein, daß bei einer Minister⸗Aenderung die katholische Meinung allein gewinnen könnte; die liberale Opposition wünscht freilich eine Aende⸗ rung, auch wenn die Verstärkung der katholischen Partei im Kabinet das Resultat davon sein sollte, sie wünscht, wie sie sich ausdrückt, eine festbestimmte Position, da das jetzige Kabinet weder das Vertrauen der einen, noch der anderen Meinung besitze und außerdem, anstatt durch die einflußreichen Häupter einer Meinung gebildet zu sein, dem größten Theile nach nur aus Departements-Chefs zweiten Ranges bestehe. Daß eine Lage, wodurch die eigentlichen Häupter der ka⸗ tholischen, wie der liberalen Meinung nicht blos aus dem Kabinet, sondern überhaupt aus der ganzen Verwaltung ausgeschlossen werden, und weder ein de Theux, noch ein Rogier oder Lebeau ein Staatsamt bekleidet, keine normale sein kann, springt in die Augen, allein sie ist zum großen Theile durch die Verhältnisse motivirt, und der König wird immer eine große Abneigung zeigen, ein neues Kabinet blos aus den Häuptern einer Meinung zu bilden. Das Repräsentativ-System führt freilich auch zuweilen einen Zustand herbei, wo ein homogenes, ein die Haupt-Meinungen repräsentirendes Kabinet allein sich halten kann. Man glaubt allgemein, daß die katholische Partei, die bis⸗ her die Hauptstütze des Kabinets gewesen, für das nächste Jahr eine Aenderung verlangen wird. Im nächsten Jahre werden nämlich für die Hälfte der Deputirten neue Wahlen in der Hälfte der Provinzen vorgenommen, und die katholische Partei wird, wie man wohl mit Recht glaubt, Alles aufbieten, um nicht einen ähnlichen Verlust zu erleiden, wie im vorigen Jahre, und deshalb Garantieen für eine energischere Unterstützung von Seiten des Kabinets verlangen, als ihr bei den letzten Kammer⸗Wahlen zu Theil geworden ist. Mehrere der jetzigen Minister können ihr aber dieses Vertrauen nicht einflößen und würden daher bei einer Kabinets-Aenderung ohne Zweifel austreten. Doch nichts ist ungewisser, als eine Konjektural-Politik hinsichtlich ministerieller Veränderungen. Aeußere Umstände, Interessen, Leiden schaften bilden dabei ein zu buntscheckiges Gewebe, als daß man einem leitenden Faden folgen könnte.

Der Moniteur bringt heute die Königliche Verorbnung über die Eröffnung der von den Kammern zur Konvertirung der 24 prozen⸗ tigen, an Holland zu zahlenden Schuld beschlossenen Anleihe von SI. Millionen Fr. Nach dem Versprechen, welches der Minister in der Kammer gegeben, wird diese Anleihe durch öffentliche Subscription zu Stande gebracht; man entschlägt sich also der gewöhnlich kostspie—⸗ ligen Vermittelung des Rothschildschen Hauses oder anderer Banquiers, und es ist in der That zu verwundern, wie Staaten mit einem öffent⸗ lichen Finanz⸗System und in vollem Frieden sich noch dieser Zwischenhänd⸗ ler bedienen und sich nicht unmittelbar an das Vertrauen des Publikums wenden. Die belgische Regierung bewerkstelligte vor ungefähr sieben Jahren ihre 4prozentige Anleihe durch öffentliche Subscription, die in einem Tage bel, war. Wir zweifeln nicht, daß auch die jetzige schnell gefüllt sein wirb. Die gegenwärtige Anleihe ist zu 4 pCt.; man verlangt aber 101 gegen demnächst wiederzubezahlende 1060 Fr. Es ist dies der vortheilhafteste FJuß, zu welchem die Regierung bis jetzt eine Anleihe gemacht, und ein Beweis des Vertrauens, welches die Regierung in dem Lande selbst zu dem öffentlichen Kredit voraus⸗ setzt. Vergleicht man freilich diesen Kredit mit demjenigen von Nach— barstaaten, die zu 4 und 39 pCt. leihen können, so bleibt immer noch ein merklicher Unterschied, allein der Fortschritt ist doch sichtbar.

Wir halten es für unsere Pflicht, einer Thatsache Erwähnung zu thun (die überhaupt durch die deutschen Blätter eine größere Ver= breitung verdiente, welche sich in dem letzten Bericht des Kommissars der neuen belgischen Kolonie von St. Thomas in Guatimala besindet. Der Kommissar beklagt es, daß die Gesellschaft so viele schwache Deutsche übergesiedelt habe. Allein es ist diese Schwäche sicherlich zum größten Theil auf die Rechnung des heißen, dem Deutschen wenig zuträglichen Klima's zu setzen, und es ist daher der deutsche Auswanderer vor unüberlegter Auswanderung nach diesem Lande dringend zu warnen. Nach der Statistik, die wir ge— sehen haben, bilden die Deutschen fast die Hälfte dieser 8900 Seelen starken Kolonie; 300 sind als Preußen verzeichnet. Dieselbe Warnung müssen wir auch hinsichtlich einer zweiten belgischen Colonisations⸗Gesellschaft sür St. Catharine in Brasilien, die zudem eine bloße Privat⸗Speculation ist, wiederholen. Werden einmal Deut— sche durch Umstände zur Auswanderung genöthigt, so bleiben die Ver— einigten Staaten, und besonders das Missouri⸗Gebiet und Wisconsin, das für den Deutschen angemessenste Land, wo er zugleich in der, der Mehrzahl nach, deutschen Bevölkerung einigermaßen einen Ersatz für seine Heimat wiederfindet.

Dänemark.

Kopenhagen, 20. Juni. (Alt. M.). Eine Deputation, aus dem Stiftsprobst Tryde, dem Professor der Theologie Engelstoft und dem Doktor der Theologie Gad bestehend, hat Sr. Majestät dem Könige einen Antrag des geistlichen Konvents von Kopenhagen (nämlich aller ordinirten Geistlichen der Hauptstadt, so wie der theo—⸗ logischen Fakultät der Universität) überreicht, worin gebeten wird, „der Kirche und der Schule eine besondere gemeinschaftliche Ober⸗ Direction zu verleihen.“ .

Nachrichten aus Helsingör zufolge, war die nach dem Mittel= meere bestimmte schwedische Fregatte „Josephine“, au deren Bord sich Se. Königl. Hoheit der Prinz Osfar befindet, am 19ten früh dort vor Anker gegangen.

Spanien.

** Paris, 19. Juni. Man weiß, daß die Bevölkerung von Barcelona seit Jahren mit der größten Energie darauf hingearbeitet hat, die Schleifung der Festungswerke der Hauptstadt von Catalonien

zu erzwingen, um dadurch den Raum zu gewinnen, welchen die mit jedem Jahre steigende Einwohnerzahl derselben zu erfordern scheint. Seit geraumer Zeit war jeder Aufstand in Barcelona von einem Versuch begleitet, die zu eng gewordenen Gürtel der Wälle und Mauern durch eine gewaltige Kraftentwickelung zu sprengen. Was der Empörung nicht gelungen ist, das hat jetzt die Regierung, we⸗ nigstens theilweise, freiwillig zugestanden. Das Kriegs⸗Ministersum hat seine Einwilligung dazu gegeben, die Ringmauer von Barcelona, nach la Junquera hin, abzubrechen und sie in einer gewissen Entfernung durch andere Festungswerke zu ersetzen. Um in den Genuß der Vortheile dieses Ministerialbeschlusses zu treten, wird übrigens Barcelona seine eigenen Finanzkräste stark anstrengen müssen, da bekanntlich auf den Staatsschatz, zumal für Gelegenheitszwecze, wie der in Frage stehende, nicht sehr stark zu rechnen ist.

Eisenbahnen.

X Turin, 12. Juni. Auf Befehl Sr. Majestät des Königs

hat der Staats-Rath die Ausarbeitung eines vollständigen Eisenbahn⸗ Systems zwischen Turin, Genua und Mailand beendigt, welches sich an die Mailand-Venedigsche Eisenbahnlinie anschließen und so ganz Ober-Italien mit einem Netz überziehen wird. Unsere Eisenbahnen sollen, wie die lombardischen, von Staats wegen ausgeführt werden.

Berlin- Frankfurter Eisenbahn. In der Woche vom 16. bis 22. Juni 1844 sind auf der Berlin-

Frankfurter Eisenbahn 4319 Personen besördert worden.

gandels- und Zörsen-NUachrichten.

Berlin, 21. Juni. Die Course der meisten Eisenbahn-Actien und Quittungsbogen waren heute, bei ziemlich belangreichen Umsätzen, höher als am vorigen Posttag.

4 Turin, 12. Juni. gieru 8 gegangene Vorschlag zu einem italienischen Zoll⸗-Vereine hat hier Hindernisse gefunden, welche von hier aus sich auch den neagpolitanischen Behörden mit⸗ geiheilt haben. Einer der verschiedenartigen Beweggründe zur Ablehnung senes Vorschlags ist in der bei der bevorstehenden Herabsetzung der öster= reichischen Einfuhr-Zölle ziemlich überflüssigen diesseitigen Befürchtung zu suchen, daß Frankreich, welches von uns allein bezieht, was es nothwendig braucht, seinen Verbindungen mit unserem Lande Hemmnisse in den Weg legen könnte, wenn ein solcher Zoll-Verein zu Stande käme.

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Den 24.ʒ Juni 1844. . ; . Pr. Cour. Fonds. Actien. S J kries. Geld. krief. Geld. Gem. . krl. Pots. Ei 165 ; ; 5 21 . rl. Pots. Eiseub. 5 65 . , . i 1, . Prior. Ohl. 4 104 2 Engl. ohr ; * ; . . ö Mad. IL. pæ. Eisenb. 188 Prüm. ach. 4 gra. . 88 * 23 do. do. Prior. Obl. 4 1032 . g a,,. 99) Brl. Anh. Eisenb. 160 159 Schuldvers chr. 3 . 2 48. em Gan. ] 103 . Berl. Stadt-Ol.I. 37 100 Püss. Elb. Risen. 5 921 91 Danz. do., in Th. 48 K ö 1 ö 97 . 9 ö. 91 Ido. do. Prior. Obl. 4 14 Wes ipr. Pfandbr. 37 101 100 f D. 8 33 83 l ö Rhein. Risenl 5 865 865 ö . . 1041 104 nein. Fisenb. ö 24 , Grossh. Pos. do. 51 2 do. 0. Prior. Ob. 4 97 40 . 2 ö 53 96 do. v Staat garaut. 3 DM 89 . 33 101 * rl. Frankf. Eisnb. 5 119 1483 om m. ö Je 3 161 3 101 do. do. Prior. Oui. 4 1032 13 . , 1466. obe- Schles Fist. 1 Sehlesische da. 2 . do. Lt. B. v. einge. 116 115 Gold al marco. HB. St. E. Lt. A. u. Lz. 128 e, , , . I 3 13 Magd. - IIallst. Eli. 4 120 Aud. ldi. à8 TI. 127 1235 Hel- Schw. Frp. E. 4 120 z 8 Disconto. . 3 1 do. do. Prior. OblI. 1 103

Auswärtige Börsen.

6 Amsterdam, 20. Juni. Niederl. wirkl. Sch. 6155. 50h do. 100. Höh Span. 214. Zhh do. 3423. Pass. 57. Ausz. —. insl. 6 8. Preuss. Pr. Seh. —. Pol. Oesterr. —. 40h Russ. Ilope 9g0*.

Ant wer Pen, 9. Juni. Linsl. —. Neue Anl. 21.

rank furt a. M., 21. Juni. 596 Met. 1135 G. Baule - Acen p. ult. 201J. Hayn. Hank Actien 719 6. Ilope S9 Br. Stiegl. 39] Rr. Int. 60 3. Pola. 300 FI. 94 G. do. Soo FI. 94 G. do. 200 FI. 29! R,.

IIa mbu rg. 22. Juni. Rank Actien 1675. Engl. Russ. —.

Paris, 19. Juni. Hh Rente sin cour. 122. 25. 39h Rente fin eour. 82. 60) 5 9. Neapl. au compt. 99. 90. 575 Span. Rente 303. Pass. 537.

Wien, 20. Juni. 50h Met. 111. 19h 100. 3 hh 77. Bank- Acten 1631. Anl. de 1834 149. de 1839 1253. Nordb. 135. Mail. 110. Livorn. 116.

Meteorologische Beobachtungen.

1844. Morgens 23. Juni. 6 Uhr.

Gloggn. I 131.

Abends

10 Uhr.

Nachmittags

2 Uhr.

Nach einmaliger

Heohachtung.

Lufidlruck . ... 335,92 Har. 35 6 Par. 36, 0s Par. Quell a Gtr 7,97 R. 4 13,19 R. -K 1910 R. 4 14,00 R. IIussnärme 14,29 R. 4 10,97 R. 4 8, 1 R. 4 6,29 n. Boden wärme 14,10 I.

Luftwärme ... Thaupunkt ...

PDunstsittigung 83 pCt. 410 pCt. 54 pCt. Aus diünstung O, oi nb. JJ heiter. heiter. heiter. Niedersehlag 0. Wind ...... W. VW. W. Würm ewechsel 2027 Wolkenzug. .. VW. 1 11,9“ R.

Tagesmittel: 335, 70“ bar... 4 15,50 n... 4 8, S R.. 59 pCt. W.

Uönigliche Schauspiele.

Dienstag, 25. Juni. Mit Allerhöchster Genehmigung, zum Benesz der Dlle. Bertha Stich: Ein Sommernachtstraum, nach Shakespeare von Schlegel, in 3 Abth. Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Tänze von Hoguet. (Dlle. Bertha Stich wird in der Rolle des Puck zum letztenmale auftreten.)

Billets zu dieser Vorstellung sind im Billet⸗Verkaufs-Büreau hon bis 2 Uhr und Abends an der Kasse zu haben.

Abonnements und freie Entreen sind zu dieser Vorstellung ohne Ausnahme nicht gültig. h

Im Konzerisaale: Pour Favant-dernière repréèsentatiom du ihäätre srangais: 1) Les projels de mariage, comédie en I acte et en prose, par A. Duval. 2) Les premieres armes de Riche- lieu, e m, en 2 actes, par MM. Bayard ei Dumanoir.

Nönigsstädtisches Theater.

Dienstag, 25. Juni. Liebe kann Alles. Lustspiel in 4 Akten, von Holbein. (Fräul. von Tennecker, vom Stadt-Theater zu Leipzig, neu engagirtes Mitglied: Franziska als Debüt.) Dazu: Gast-Vor— stellung der Mad. Weiß, Balletmeisterin des Kaiserl. priv. Theaters in der Josephstadt zu Wien, mit ihrem Ballet-Personal, bestehend aus Ih Kindern, in 3 Abtheilungen. Erste Abtheilung (nach dem zweiten Alt, des Stüch : Idealer Schäfertanz, aus dem Zauberspiel: „Die Reise mit dem Luftballon“ (Musik von Proch), ausge führ von 24 Kindern. Zweite Abtheilung (nach dem dritten Akt: Craco— vienne, aus der Posse: „Der Pfeilschütz im Lerchenfeld“, ausgeführt von 16 Kindern. Dritte Abtheilung (zum Schluß): Rokoko⸗Tanz, aus der Parodie: „Der Teuxel und seine Großmutter“ (Mussk von Proch), ausgeführt von 16 Kindern.

Verantwortlicher Redackenr Y. J. W. z in keisen. Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober- Hofbuchsdruckerel. Beilage

Der von der österreichischen Regierung aus— ö

M I75.

Anhalt. Frankreich. Schreiben aus Paris. (Politische Betrachtungen der Budgets Kommission.) n, .

Die Times und das junge England.

Eisenbahnen. Verbindung des Rheins mir d. Nordsee durch eiue Eisenbahn.

Ausland.

Frankreich.

O Paris, 19. Juni. Der Bericht des Herrn Bignon über das Budget von 1845 wurde gestern Abends an die Deputirten ver— theilt und umfaßt nicht weniger als 411 gedruckte Seiten in Quart. Die Ausdehnung, welche seit zwei Jahren der Bericht der Budgets⸗ Kommission gewinnt, ist vorzüglich den Bestrebungen des Herrn Bignon zuzuschreiben, der dem Budget nicht, wie sonst, allein eine finanzielle, sondern vorzüglich eine politische Bedeutung zu geben wünscht, damit die Kammer mit mehr Aufmerksamkeit ihr Urtheil über

die Verwaltung des Staats Haushaltes fällen und dadurch die Regierung zwingen möge, ihre Ausgaben mehr einzu— schränken. Von dieser Idee geleitet, pflegt Herr Bignon

seit zwei Jahren der Prüfung des Budgets gewisse politische Grund— sätze vorauszuschicken, welche gleichsam als das politische Programm ber konservativen Partei gelten können, deren Organ Herr Bignon ist. Die aufgeklärte konservative Partei in Frankreich betrachtet die alte Staatsmaxime: Si vis pacem para bellam, als die Quelle der meisten Mißgriffe, deren sich die Regierung seit 1810 schuldig gemacht; sie möchte darum das von Herrn Guizot eingeführte System des bewaffneten Friedens umstoßen, ehe dasselbe im Lande Wurzel fasse. Unter diesem Gesichtspunkte verdienen einige Stellen des diesjährigen Berichts der Budgets-Kommission mit beson— derer Aufmerksamkeit gelesen zu werden.

Die allgemeinen und beständigen Interessen des Landes sind, nach der Ansicht der Budgets-Kommission, im Innern: Erhaltung der Institutionen und der bürgerlichen, politischen und religiösen Frei⸗ heiten; nach außen: Unabhängigkeit des Gebiets und der Flagge, lchtung der bestehenden Völkerverträge, ein ehrenvoller Frieden, eine Achtung gebietende und geachtete Lage und Begründung der völker— rechtlichen Verhältnisse nach vollkommener Reziprozität. Unter diesen verschiedenen Rücksichten hat sich die Budgets Kommission die Frage gestellt; Welches ist die eigentliche Lage des Landes? Die Budgets—

Kommission beschränkt sich darauf, nachzuweisen, daß Frankreich nach

außen eines sicheren Friedens genieße, bei dessen Erhaltung alle Mächte Europa's interessirt seien und der daher nicht Gefahr laufe, gestört zu werden. „In seinem Innern betrachtet“, heißt es ferner in dem Berichte, „ist Frankreich so ruhig und ge deihend als je zu irgend einer anderen Epoche, und seine ersprießliche Thätigkeit entwickelt sich eben so sehr unter dem intellektuellen als materiellen Gesichtspunkt.“

Die Folgerung, welche die Kommission aus diesem Zustande der Dinge zu ziehen beabsichtigt, ist, wie gesagt, daß die Regierung und die Kammern, ohne eben darum sich unvorgesehenen Exreignissen blind⸗ lings bloßzugeben, bei ihrer eigenen Thätigkeit und bei Beförderung der Interessen ihres Landes mehr von dem Gesichtspunkte eines zu rhaltenden Friedens als eines zu befürchtenden Krieges ausgehen nnen, oder mit anderen Worten: Daß wir mehr zu Gunsten des Friedens als des Krieges wirken sollten.

Es wird dann untersucht, inwiefern, ohne den Staatsschatz und den öffentlichen Kredit zu gefährden, die Geldmittel des Landes hin reichen, um das System des Friedens möglichst zu entwickeln: „Dazu“, sagt Herr Bignon, „ist es vor Allem nöthig, das Gleich— gewicht im Budget herzustellen. Fi ein Budget vorgelegt, welches angeblich im Gleichgewicht stehen soll. Man muß die Absicht des Finanz⸗Ministers ehren, aber unsere Pflicht gebietet uns, die Wahrheit aufzudecken. Man kann schlechthin den Grundsatz aufstellen, daß jedes Budget, welches nicht einen be⸗ deutenden Ueberschuß der Einnahme darbietet, nie zum Gleichgewicht gelangen wird. Die Erfahrung zeigt täglich, daß man in einem Budget, welches funfzehn Monate früher abgefaßt wird, als es zur Ausführung kommt, nicht alle Bedürfnisse des Staats— haushaltes richtig ermessen kann. Das Budget von 18415 enthält einen Ueberschͤuß der Einnahmen im Betrage von 8I8, 134 Fr. Wie konnte der zielen, nachdem das Budget von 18144 mit einem Defizit von 27,427, 836 Fr. votirt worden ist? Etwa durch die Verminderung der Ausgaben? Nicht im geringsten; die ordentlichen Ausgaben, ohne die außerordentlichen zu berücksichtigen, wo die Zunahme weit stärker ist, sind für das Jahr 1845 um 741,892 Fr. höher, als im Budget für 1844, bemessen. Der Finanz-Minister hat also die muth— maßlichen Einnahmen so lange gesteigert, bis er das gewünschte Gleichgewicht erzielte. Zudem hat er den Ertrag der Steuern um 18,016,230 Fr., die Einkünfte der Domainen um 1,472,000 Fr.

und die Einnahmen der Zölle um 11,B729,z15 Fr. hö⸗ her angeschlagen. Gegen die beiden ersten Kategorien der gesteigerten Einnahmen braucht die Kommission nur so viel

zu bemerken, daß dergleichen Probabilitäts-Rechnungen nur dann an— zuwenden sind, wenn man unbekannte Größen zu suchen hat, die im Budget zwar in einzelnen Fällen vorkommen können, die aber nie eine ganze oder gar mehrere Klassen der Einkünfte begreifen, wie es der Finanz⸗Minister gethan hat. In Betreff der dritten Kategorie wird die Budgets-Kommission in ihrem besonderen Bericht über die Ein— nahmen zeigen, wie wenig dieselben eine nähere Prüfung aushalten können. Unterdessen fordern wir den Finanz-Minister auf, zu erklä⸗ ren, ob er sich anheischig machen will, während des Jahres 1845 das Budget so zu erfüllen, wie er es vorgelegt hat. Die Budgets-Kom⸗— mission wird sich glücklich schätzen, eine solche Erklärung aufzunehmen. Aber wir kennen im voraus seine Antwort, denn wir wissen, daß er mehrere Supplementar- Kredite schon in Bereitschaft hält, die er nicht verhindern kann. Hofft man etwa auch diese Supplementar⸗Gelder mit dem Ueberschuß der Einnahmen zu decken? Also immer das näm— liche System, die Zukunft eskomptiren!“

Die Schlußfolgerungen des Herrn Bignon über die öffentlichen

Ausgaben habe ich Ihnen früher bereits angedeutet.

Die Times und das junge England.

Es liegt ohne Zweifel in der Bestimmung eines Tageblatte auf bedeutsame Zeichen der Zeit aufmerksam '. machen 23 6er ihrer Bedeutsamkeit darzustellen. Als solche Zeichen glauben wir die kürzlich im englischen Parlament vorgekommenen Verhandlungen wegen des seitdem auch vom Oberhause angenommenen Fabrikgesetzes und die Aeußerungen englischer Blätter über Lord Ashley's Antrag (die Zehnstunden⸗Klauseh) betrachten zu dürfen. Vielleicht kann man daraus auch Folgerungen, Winke und Warnungen ableiten, welche für unsere vaterländischen Zustände nicht unwichtig sind.

Die Leser werden sich erinnern, daß jener Antrag: in das Gesetz

Der Finanz⸗Minister hat uns nun ; . . zugsweise die Land-⸗Aristokratie, seit der Regierung Wilhelm's Ill.

Finanz ⸗Minister dies er⸗

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die Bestimmung aufzunehmen, daß die tägliche Arbeit der Kinder und

jungen Leute in den Fabriken nicht über 19 Stunden dauern solle, bei? der ersten Abstimmung im Unterhause, ungeachtet des von den Ministern dagegen erhobenen Widerspruchs, die Beistimmung eines großen Theils ihrer eigenen Freunde der Torypartei und daher die Mehrheit für sich hatte; daß sie aber, weil die Minister mit Abdan— kung drohten, bei der späteren entscheidenden Abstimmung von einer großen Majorität verworfen worden ist und dieses Resultat auch die Genehmigung des Oberhauses gefunden hat.

Gleich nach der ersten Abstimmung desselben erschien der gehar⸗ nischte Artikel der Times, welcher in Nr. 148 unserer Zeitung wie⸗ dergegeben ist. Er spricht die Ansicht des s. g. „jungen Englands“ aus, einer Tory-⸗Fraction, welche kürzlich in englischen Korrespondenz⸗ Artikeln eigennütziger Absichten und sogar des Verbindens revolutio⸗ nairer Tendenzen mit toryistischen Meinungen beschuldigt ward. Erstere Beschuldigung ist mit nichts bewiesen, gegen die zweite aber spricht der ihnen ebenfalls gemachte Vorwurf oder die in den Augen Vieler als Vorwurf erscheinende Angabe, daß sie das Prinzip der Autori⸗ tät wieder geltend machen wollen, was auch durch ihre eigenen Erklärungen bestätigt wird „). Besonders bemerkenswerth scheint es uns, daß die Times, das gelesenste Blatt in England, und das— jenige, welches man für das wahrste Organ der englischen Volks⸗ thümlichkeit hält, sich ihren Ansichten anschließt.

Es ließe sich über jenen Artikel vielleicht ein langer Kommentar schreiben, wozu die englische Verfassungs-Geschichte reichlichen Stoff liefern könnte. Hier begnügen wir uns mit wenigen Andeutungen.

Er beklagt den Verfall der drei Mächte, durch deren Zusammen— wirken England auf den höchsten Gipfel der Macht und des Neich⸗ thums gelangt ist, nämlich der Kirche, der Aristokratie und der Krone. Der erste Satz des Auszuges lautet: „Ja, eine Kirche, die in so viele Sekten zerfällt, daß sie nicht katholisch, sondern kirch spielig ist, eine Aristokratie, die Vorrechte besitzt, aber nicht anführt, eine Krone, der man ihre Macht wie ihre Einkünfte ge⸗— raubt hat u. s. w., das sind die Bestandtheile unserer bürgerlichen Gesellschaft.“

Was die Kirche betrifft, von der hernach gesagt wird, daß sie jeden Stand umfasse und allein Alle gleichstelle, daß ihre Allgemeinheit jedoch jetzt durch eine achtbare „Anstalt verdrängt sei, deren Priester sich mit Metrik und anderen gelehrten Dingen beschäf— tigen, aber nicht die Gewissen zu rühren verstehen“ so wollen wir uns über den engen Zusammenhang zwischen Kirche und Staat, welcher in der geschichtlichen Entwickelung der englischen Verfassung begründet ist, nicht verbreiten, auch als Ausländer kein Urtheil über den gegenwärtigen Zustand dieser Kirche aussprechen, der vielleicht den Puseyismus, als natürliche Reaction, erzeugt hat. Aber unseren

Beifall können wir der Wahrheit nicht versagen, daß die Kirche allein

Alle gleichstelle. Ja, nur die Religion kann und soll in ihrem Bereiche die Unterschiede der Stände ausgleichen, welche in der bür— gerlichen Gesellschaft und im Staate naturgemäß und nothwen⸗— dig sind.

k . englischen Aristokratie wird sonst nachgerühmt, daß sie anführe, d. h., wie wir es verstehen, daß sie den Beruf jeder wahren Aristokratie erfülle, dadurch auf die öffentlichen Angelegenhei⸗ ten einen leitenden Einfluß auszuüben, indem sie den geringeren Volksklassen Schirm und Stütze ist und selbe auf diese Weise an den Staat und dessen Gewalt, in der Monarchie an das Königthum, durch die Bande der Liebe und des Vertrauens fesselt.““) Die Ti⸗ mes findet sich allerdings veranlaßt, ihr jetzt diesen Ruhm abzuspre⸗— chen, weil sie im vorliegenden Falle von der Anfangs gezeigten Sym⸗ pathie für die arbeitende Klasse sich wenigstens scheinbar lossagte und mit dem Interesse der Fabrikanten vereinigte. Ohne weiter darauf einzugehen, erinnern wir daran, daß die Aristokratie, und zwar vor⸗

(in welchem oberflächliche Geschichtschreiber einen Freiheitshelden nach ihrem Sinne erblicken) bis zur Reformbill die eigentliche Beherr— scherin Englands war, indem namentlich auch das Unterhaus unter ihrer Leitung stand. Wir erinnern ferner an zwei

wohl vertheidigte Ansichten. Erstens: daß nur eine landbesiz⸗ zende, durch Majorate gehaltene Aristokratie, als die einzig wahre und dauernde, sich in großen Staaten dazu eigne,

im obigen Sinne Anführerin zu sein **). Zweitens: daß dagegen eine Geld-Aristokratie die freilich immer entweder ein Auswuchs der Demokratie sei oder sich wenigstens an ihre Formen anschließe, um mittelst derselben zu herrschen durch die Natur ihrer Verhältnisse zur Selbstsucht und Absonderung ihrer In⸗ teressen von denen der arbeitenden Klasse und mithin der großen Volksmasse getrieben, in einen Zwiespalt mit ihr gerathe, welcher sie untauglich mache, dieselbe zu vertreten, ihre Sympathieen zu gewin⸗ nen und sich zu erhalten. Unter den mannigfachen für diese Ansicht sprechenden Gründen steht der einfache, von Ricardo zur Evidenz be— wiesene Satz der National-Oekonomie obenan, daß der Arbeits⸗ lohn steigt, wenn der Kapitalgewinn fällt, und umge⸗— kehrt, wonach es offenbar im Interesse des Kapitalbesitzers liegt, den Arbeitslohn, mithin das Einkommen der un⸗ teren Volksklassen, niedrig zu halten. In dieser Beziehung spricht die Times im Verfolge unseres Artikels von dem englischen Fabrikstnde, „der über alle von ihm Abhängige die Gewalt des Kapitals mit einem in neueren Zeiten im Feudalis— mus unerhörten Drucke ausübe“, während ein anderes Toryblatt (die Morning Post), gleichfalls mit Rücksicht auf den vorliegenden Fall, das Interesse der Landbesitzer als identisch mit dem der arbei⸗ tenden Klasse darstellt, wei! Grundrente und Arbeitslohn denselben Einflüssen unterworfen seien und mit ein— ander steigen und fallen. (The wages of lahour are the source of ihe rent of land, and every legislative inlluence which cheapens labour, lessens rent or places in peril ihe so-

*) Von D' Israeli, einem ihrer Korvpphäen, hat man solgende Worte in den Zeitungen gelesen: „Der Mensch ist geschaffen zum Verehren und zum Gehorchen. Giebt man ihm nichts zu verehren, will man ihm nicht befehlen, so macht er sich selbst Götter und findet seine Führer in seinen eigenen Leidenschaften.“

**) Nur auf solche Art war es möglich, daß Venedig, jene Aristokraten= Republik, deren Geschichte von einseitigen Historikern entstellt, weniger lehr— reich ist, als sie sein könnte, eine Dauer von 13 Jahrhunderten hatte.

**) Den Charafter einer landbesitzenden Aristofratie hat Hegel (Grund- linien der Philosophie des Rechts §. 365) folgendermaßen bezeichnet: „Für die politische Stellung und Bedeutung wird er (der güterbesitzende Stand) näher konstituirt, insofern sein Vermögen eben so unabhängig vom Staatsvermögen, als von der Unsicherheit des Gewerbes, der Sucht des Gewinns und der Veränderlichkeit des Besitzes überhaupt wie von der Gunst der Regierungsgewalt, so von der Gunst der Menge und selbst gegen die eigene Willkür dadurch sestgestellt ist, daß die für diese Bestim= mung berufenen Mitglieder dieses Standes des Rechts der anderen Bür- ger, theils über ihr ganzes Eigenthum frei zu disponiren, theils es nach der Gleichheit der Liebe zu den Kindern an sie übergehend zu wissen, ent behren. Das Vermögen wird so ein unveräußerliches mit dem Majorate belastetes Erbgut.“

Dienstag den 25 sten Juni.

ial position of the rent-recieving class) Wenn aber in neuerer Zeit auf den britischen Inseln der Geist der Geld⸗Aristokratie mehr und mehr in die Land- Aristokratie eindringt, wenn namentlich die Grundbesitzer nicht selber anfangen, ihre Ländereien in fabrikmäßiger Weise auszubeuten, so mag von denen, welche dies trifft, mit Recht gesagt werden, daß sie nicht mehr Anführer sind oder sein können. Um gerecht zu sein, muß man sich aber auch erinnern, baß die Aristo⸗ kratie noch neuerlich durch Bewilligung der Einkommensteuer ihre Be⸗ reitwilligkeit gezeigt hat, vorzugsweise die Staatslasten auf sich zu nehmen.

. Wir haben zuletzt von der Krone zu sprechen. In Bezug darauf wiederholt sich die Tim es mit den Worten: „Die Macht des Monar⸗ chen, in dessen Person die Weisheit der Vorzeit stets den Führer des Volkes anerkannte, ist verloren.“ In der That, wer heute noch von Montesquieu's Gleichgewicht der Gewalten in der britischen Constitution träumen kann, wird, wenn er die Geschichte kennt, doch zugeben müssen, daß in alter Zeit von einem solchen Gleichgewicht nicht die Rede war, sondern in der englischen Verfassung, so guk wie in jeder anderen ger⸗ manischen, das monarchische Prinzip voörherrschte. Daß die Revolution don 1688 für ein Jahrhundert und länger die Herrschaft des aristokrati⸗ schen Prinzips gründete, an welches sich Wilhelm III. anschloß, hatte anfänglich weniger Einfluß auf die Königsmacht, weil sich die Krone und die Aristokratie (beide im Bunde mit der protestantischen Kirche) eng verbunden blieben und namentlich Letztere es ihrem Interesse ge⸗ mäß fand, die Königl. Macht zu stützen. Ganz besonders wichtig ist in dieser Beziehung, daß Wilhelm III. noch selbst regierte, und daß unter ihm von einer Minister-Verantwortlich keit im moder⸗ nen Sinne nicht die Rede war. Diese, nämlich die Regel: daß die Minister bei allen Regierungs-Handlungen die Majorität des Parla⸗ ments für sich haben müssen, ward bekanntlich erst unter Georg II. geltend. Daß in Folge dieser Regel alle die sehr wichtigen sogenannten Präö⸗ rogativen, welche Blackstone und andere englische Staatsrechts⸗ lehrer dem Könige beilegen, illusorisch sind, daß dies namentlich eben so gut von dem jetzt gar nicht mehr möglichen Veto in der Gesetz⸗ gebung, wie von der dem Urtheile des Parlaments unterliegenden Leitung der auswärtigen Angelegenheiten gilt, daß daher auch die Theilung zwischen legislativer und exekutiver Gewalt nur noch ein leerer Begriff ist und beide Gewalten, dem Wesen nach, dem Par=— lamente zugefallen sind, alles dies muß jedem unbefangenen Be⸗ urtheiler einleuchten. Auf den kürzesten Ausdruck gebracht, 1 England eine Republik im Gewande der Monarchie zu nennen, aristokratisch, so lange das Oberhaus die leitende Macht war, der Demokratie sich zuneigend durch die steigende Macht des Unterhauses, besonders in Folge der Reformbill.

Die Times sagt auch, man habe der Krone ihre Einkünfte geraubt. Die Abhängigkeit derselben von den Geldbewilligungen des Parlaments liegt so wenig im eigentlichen Sinne der englischen Verfassung, daß Blackstone noch eine ganze Reihe von Einnahmequellen aufzählt, die dem Könige, unabhängig vom Parlamente, zustehen “. Jetzt sind sie aber dem Parlamente, bei Festsetzung der Civil-Liste, überlassen, welche übrigens bekanntlich zuerst dem Könige Karl II. be⸗ willigt ward, wobei man gerade die Absicht gehabt haben soll, ihn unabhängiger von Steuer⸗ Bewilligungen zu machen. Da nun also' das englische Unterhaus, eden so wie die franzö⸗ sische Deputirten Kammer (nach Dupin's Ausdrucke), die Schnüre des Geldbeutels der Regierung in Hänben hat, so ist es natürlich der Herr der Regierung selbst. Indem die Times auf diese Verhältnisse hinzudeuten scheint, könnte man ihr freilich ent⸗ gegnen, daß ihre Bemerkungen gerade auf den vorliegenden, freilich ganz ungewöhnlichen Fall micht anwendbar seien, weil diesmal nicht das Ministerium dem Unterhause, sondern das Unterhaus dem Mint⸗ sterium nachgegeben hat. Allein es scheint dem Artikel der Times die allgemeine Klage zum Grunde zu liegen, daß die Krone, bei der jetzt so großen Macht der Fabrik⸗Interessen, Minister zu wählen ge⸗ nöthigt fei, die, selbst bei toryistischen Gesinnungen, an diese rr eff sich auschließen, um im Allgemeinen und für künftige Fälle der Ma⸗ jorität versichert zu bleiben. ö

So wie wir uns im Obigen überhaupt nur referirend ver— hielten, wollen wir auch kein Urtheil über die Frage aussprechen, welche die Veranlassung zu dem vorliegenden Artikel der Times gegeben hat. Zwei Stunden täglicher Arbeit mehr oder weniger sind freilich wichtig genug für ein Fabrikwesen, welches durch die Nothwendigkeit der äußersten Wohlfeilheit und der Production in ungeheuren Massen vermittelst der Maschinen leider auf Kinderarbeit vorzugsweise angewiesen ist‘ „). Auf der anderen Seite dürften zehn Stunden wohl als ein nicht zu geringes Maß jener Geist und Körper abstumpfenden Fabrik -Arbeit für das jugendliche Alter betrachtet werden. Aber wohl ist auch die Bemerkung nicht ohne Grund, daß die gesetzliche Bestimmung des Maßes der Arbeit auch die Wiedereinführung von Lohntaxen bedinge, wenn sie nicht entweder, wie man dem früheren englischen Fabrik⸗-Gesetze längst nachgesagt hat, ungusgeführt bleiben oder durch Herabsetzung des Lohns zum Nach⸗ theile der arbeitenden Klasse ausschlagen soll. Die weiteren Be⸗ trachtungen, welche hieran zu knüpfen wären, werden sich unseren Le- sern von selbst aufdringen. W. K.

Eisen bahnen.

Verbindung des Rheins mit der Nordsee durch eine Eisenbahn. Die Rhein-Weserbahn wird als mächtige Pulsader der Industrie Nheinlande Westphalen in der Richtung von Westen nach Osten durchziehen; die Nothwendigkeit des Anschlusses an dieselbe muß meh— rere Zweigbahnen hervorrufen.

Demgemäß ist bereits die Ausführung der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn festgestellt; von Elberfeld ausgehend, erreicht sie in Dort⸗ mund die Hauptbahn. Eine Fortsetzung von 1 Meile in nördlicher Rich- tung zur Lippe ist dringendes Bedürsniß, um diesem Strome und dem Niederrheine die trefflichen Steinkohlen der benachbarten Reviere, welche schon jetzt jährlich Millionen Centner gewinnen und in Vergrößerung der Aus— beutung fast unbeschränkt sind, zuzuführen.

Zum Bau dieser Bahnstrecke trat bereits 1834 eine Gesellschaft zusam—= men, welche auch unterm 16. Mai 1834 die Genehmigung des Staats er- langle. Die Ausführung unterblieb nur aus dem Grunde, weil man den Anschluß an die Rhein-Weserbahn beabsichtigte und diese durch belannte Hindernisse zum Erliegen kam.

Das ungemein günstige Nesultat der vorgenommenen Vermessun war, daß die Linie theilweise horizontal oder mit einem sanften Abfallen die Lippe erreichte. Auf diesem Strom bewegten sich nach amtlichen Nachweisen 1840: L60009 Centuer Güter aller Art; 1843 wurden allein 00,000 Ceniner Roheisen von Lünen nach Dortmund bezogen.

. 6. Die englische Verfassung war auch in diesem Punlte den anderen germanischen ähnlich, in welchen nur die Bewilligung neuer direlter Steuern, die in alter Zeit nur eine aushülfliche und beiläufige . der fürstlichen Einlünste bildeten, von der Bewilligung der Stän abhing. ) 4e QGuineey (Thie logie of political economy) London 1814 sagt: „Drei dreizehnjährige Mädchen, zum . 3 lohn 2 56* * J 53 6 n , n, myriads) einen ö von reifem Alter ersetzt, dessen Lohn zwischen 18 und 45 . abstieg (varying srom 18 Sh. 10 13. 9 . ee. .