1844 / 183 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

isori ĩ belegen, ist nicht genügt worden. Schwer⸗ z if e fr del ghet, ice: Vertriebe von wirklichen Ueber⸗

setzungen mit Erfolg entgegenzutreten sein.

ogthum Baden. In der Sitzung der Kammer der 26. Juni (Fortsetzung der Berathung über das Strafgesetz ) ward bei S. 269 a, welcher verfügt, daß Ehrenkrän⸗ kungen gegen auswärtige Regenten und Gesandte mit erhöhter Strafe belegt werden, beantragt, diesen Paragraphen zu streichen, weil der badische Staatsbürger gegen diese keine weiteren Pflichten habe, als gegen seine Mitbürger, und weil die Regierung, wenn sie eine Ab⸗ weichung von der allgemeinen Form der Rechtsverfolgung zulasse, gerade dadurch kompromittirt werden könne. Bei der. Abstimmung waren gleiche Stimmen vorhanden; der Präsident (Vice ⸗Präsident Bader) entschied für die Beibehaltung des Paragraphen. S. 281 des Entwurfs bestimmt, daß bei Beleidigung fremder Regenten der Staatsanwalt mit Ermächtigung des Justizministeriums die Anklage erheben könne. Es ward auf Streichung dieser Bestimmung ange⸗ tragen, da man vielmehr auswärtigen Regenten überlassen solle, ob sie eine Klage erheben wollen. Die Kammer beschloß: a) die An⸗ klage des Staatsanwalts soll nur stattfinden auf erhobenes Verlangen des auswärtigen Regenten; b) seine Anklage soll nur bei Beleidigung von Regenten selbst, nicht aber für deren Familienglieder eintreten. Die §. 290 296 „Vom Zweikampf“ wurden mit der Bemerkung angenommen, es sei zu wünschen, die Regierung möge Maßregeln treffen, daß derjenige, der im Gehorsam gegen das Geseßz oder aus Grundsätzen das Dueil ausschlägt, gegen Beleidigung geschützt sei.

Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Ihre Königl. Hoheit die Her⸗ zogin von Kent und der Fürst von Leiningen haben am 24. Juni die Rückreise von Koburg nach England angetreten. Se. Durchlaucht der Herzog Ferdinand von Koburg ist am 26. Juni von dort nach Wien abgereist.

Fürstenthum Schwarzburg⸗Sondershausen. Die Deutsche Allgemeine Zeitung enthält die nachfolgende Korre⸗ spondenz aus Sondershausen (24. Juni):

„Alsbald nach Bekannimachung des neuen Landes- Grundgesetzes vom 21. September 1841 reichten bei der Regierung sämmtliche unterherrschaft= liche Ritter- und Freigutsbesitzer eine Petition ein, womit sie eine stärkere Vertretung bei dem Landtage beanspruchten, als ihnen durch dieses Grund- Ei , m. wird. Nach S. 109 desselben sind sie zur Wahl nur

nes Abgeordneten berechtigt, während die Städte und bäuerlichen Grund— besitzer derselben Unterherrschaft je zwei Abgeordnete (außerdem der Gelehr= tenstand einen und der Handelsstand einen) senden. Die Regierung ist nun geneigt, dem Verlangen zu enisprechen, und hat deshalb bei den Ständen dessen Genehmigung in Antrag gebracht. In der Stände-⸗Versammlung aber hat man sich dagegen erklärt, theils aus Besorgniß vor dem Ueber— gewichte des Einflusses eines privilegirten Standes, theils weil die ober⸗ herrschaftlichen Abgeordneten (worunter verfassungsmäßig auch nur Ein ritterschaftlicher) durch eine Veränderung des numerischen Verhältnisses zwischen den Deputirten beider Landestheile ihre Interessen für beeinträch⸗ tigt hielten. Das hat die Regierung, wie aus dem jetzt vorliegenden Landtags- Abschiede hervorgeht, sehr unangenehm berührt. Sie erllärt, daß sie sich ungern in die Nothwendigkeit versetzt sehe, bei der nächsten Stände⸗Versammlung die ganze Sache von neuem vorzuschlagen, und dies um so gewisser nicht unterlassen werde, je mehr sie durch die seit Emanation des Landes ⸗Grundgesetzes gemachten Erfahrungen in der Ueberzeugung bestärkt worden sei, daß eine vermehrte Vertretung des Grundbesitzeß, als des ruhenden Elementes im Staat, in dem Maße, wie sie hier in Frage stehe, dem Gemeinwohle förderlich und daß ein solcher Zuwachs den Ritter⸗ und Freigütern vorzugsweise zuzuwenden sei, nicht allein um sie mit der dem Bauernstande verllehenen Repräsentation in ein billiges Gleichgewicht zu stellen, sondern auch, weil die Stände⸗Versamm⸗ lung gerade von dieser Seite her nur ein Mitglied gewinnen könne, dessen Befählgung zum ständischen Berufe präsumtiv 3 durch die äußeren Ver— hältnisse möglichst verbürgt erscheine.“

Freie Stadt Frankfurt. Die hohe Bundes⸗Versamm= lung hat in ihrer 19ten Sitzung vom 13. Juni nachstehenden Beschluß gefaßt: „Da sich durch die stattgefundene sachverständige Prüfung der von dem frankfurter Bürger Joh. Philipp Wagner konstruirten elektromagne⸗ tischen Maschine ergeben hat, daß die Bedingungen nicht erfüllt sind, unter welchen demselben für die Abtretung seines Geheimnisses in Betreff. der Benutzung des Elektromagnetismus als Triebkraft von der deut⸗ schen Bundes-Versammlung durch Beschluß vom 3. Juni 1841 eine Summe von 109,609 Fl. zugesichert wurde; so hat es nunmehr von diesem Bundesbeschlusse sein Abkommen, und ist besagter Joh. Philipp Wagner hiervon durch Vermittelung des Senates der freien Stadt Frankfurt zu benachrichtigen.“ Am 28. Juni starb zu Frankfurt der um das Wohl dieser Stadt hochverdiente Schöffe und Senator Franz Brentano.

1050 Frankreich.

Paris, 27. Juni. Die Journale der Eisenbahn⸗Compagnieen hatten sich geirrt, als sie voraussetzten, daß die Deputirten⸗-Kammer durch ihr Votum gegen den zweiten Theil des Rumillyschen Amende⸗ ments völlig zu den Prinzipien des Gesetzes von 1842 zurückgekehrt sei. Die Reden der Minister Lacave⸗Laplagne, Dumon und Ducha⸗ tel sollten auch die entschiedensten Anhänger des Ausbaues der Eisen⸗ bahnen auf Staatskosten zu anderen Ansichten bekehrt haben, doch zeigte die gestrige Sitzung, daß diese Erwartungen voreilig gewesen. Das Fabinet selbst scheint vorhergesehen zu haben, daß es eine 28jäh⸗ rige Konzession für die nördliche Eisenbahn vergebens von der Kam⸗ mer verlangen würde; es hat sich daher der Majorität der Kommission genähert, die für Legung der Schienen auf Staats⸗ kosten sich ausgesprochen, und man war übereingekommen, daß diese Operation überall, wo der vorgeschrittene Zustand der übrigen Arbeiten es erheische, vom Staat ausgeführt werden solle. Das Ministerium ging noch weiter: es verpflichtete sich, einstweilen auch den Betrieb auf den verschiedenen einzelnen Sectionen der nördlichen Bahn, je nachdem dieselben fertig würden, zu übernehmen, um ihre Benutzung nicht länger zu verzögern. Vermuthlich liegt dabei auch der Wunsch zum Grund, eine definitive Entscheidung über das auf dieser Bahn anzunehmende System noch auf ein Jahr zu verschieben. Nachdem man also vorher erklärt hatte, es sei unmöglich, die nöthige Summe zur Schienenlegung, 100, 9090 Fr. für das Kilometer, aufzutreiben, macht man jetzt sich anheischig, 150, 000 Fr. für das Kilom. auszugeben, um mit den Schienen zugleich auch das Material anzuschaffen. Diesen Beschluß zeigte gestern der Berichterstatter der Kommission für die nördliche Bahn, Herr Lanyer, der Kammer an. Es entspannen sich dann lange, für das Ausland uninteressante Debatten über die Ver⸗ zweigung der nach der belgischen Gränze und nach dem Kanal führen— den Eisenbahnlinien, womit man gestern noch nicht zum Schluß kam.

Die Regierung hat die offizielle Anzeige erhalten, daß der Hafen von St. Juan de Nicaragua von dem Oberbefehlshaber der britischen Seemacht in Westindien auf Befehl seiner Regierung in Blokadezu— stand versetzt worden ist. Dem französischen General-Konsul in Gua⸗ timala wurde dies am 11. März notisizirt. . ͤ

Man hat jetzt durch algierische Blätter einige nähere Nachrichten über das Treffen erhalten, welches am 15. Juni zwischen den Ma— rokkanern und den französischen Truppen stattgefunden. Der General⸗ Gyuverneur schickte vier Bataillone aus den Verschanzungen, von der Kavallerie des Oberst Jussuf unterstützt, den marokkanischen Truppen entgegen, von denen 300 im Gefecht blieben. Die Spahis brachten 110 Köpfe auf der Spitze ihrer Säbel zurück. Auf französischer Seite hatte man 20 Verwundete und 7 Todte, unter Letzteren ein Lieute—⸗ nant der Spahis. Die Truppen der Generale Lamoricisre und Bedeau hatten sich anfangs, überrascht durch einen unerwarteten Angriff der Ma⸗ rokkaner, in guter Ordnung eine Strecke zurückgezogen, bald aber, unterstützt von den herbeieilenden Truppen des Marschall Bugeaud, selbst die Offensive ergriffen. Der Angriff der Marokkaner war in der That während einer Unterhandlung geschehen, die zwischen den Generalen Lamori— cirre und Bedeau ünd dem marokkanischen General El Genaui statt= fand. Die Eskorte der französischen Generale wurde verrätherisch überfallen. Der General-Gouverneur hat nun, da er den Krieg als ernstlich betrachtete, noch zwei Bataillone von Algier herbeibeordert, und zu Toulon wurden neue Truppen⸗-Einschiffungen erwartet. Zu Konstantine hieß es, der Herzog von Aumale werde einen dreimonat— lichen Urlaub nehmen und erst zum Herbst⸗Feldzuge zurückkehren. Un⸗ terdessen sollte der General Delarue an seiner Stelle dort das Kom— mando führen.

An die Stelle des verstorbenen Jacques Lassitte ist Herr Bar⸗ bet, ehemaliger Maire von Rouen, fur diese Stadt zum Deputirten gewählt worden; er gehört der ministeriellen Partei an; der Kandidat der Opposition, Herr Bauvet, hatte 70 Stimmen weniger.

x Paris, 27. Juni. Ueber den zweiten Angriff der Marok⸗ kaner auf das französische Corps an der Gränze kann ich Ihnen zu dem, was algierische Blätter darüber bringen, aus glaubwürdigen Quellen noch einige Details hinzufügen. Am 15. Juni beauftragte der Marschall General-Gouverneur, der an die Spitze der Armee getreten war, die Generale Lamoricière und Bedeau, eine Zusammen⸗ kunft mit dem marokkanischen General zu verlangen. Diese Beiden ließen dem marokfanischen General ihre Absicht kundthun und erhiel⸗ ten in der That eine zustimmende Antwort. Von beiden Seiten wa⸗ ren die zu nehmenden Maßregeln verabredet worden, und nachdem die beiden französischen Generale drei Regimenter an einem Orte aufgestellt hatten, von wo dieselben den Feind überwachen konnten, waren sie unter einer Bedeckung von derselben Stärke, wie die, welche den marokkanischen General begleiten sollte, vorgegangen. Bereits hatte man zu parlamentiren begonnen. Die Generale Lamoricisre und Bedeau verlangten, daß Abd el Kader künftig untersagt werde, seine Zuflucht in das

marokfanische Gebiet zu nehmen, aus dem er unverzüglich weggewie⸗ sen werden sollte; daß außerdem das linke Ufer der Tafna 9. alle Zukunft als Frankreich zugehörend anerkannt werden solle. Der erste Punkt wurde zugestanden, über den zweiten kam es zu langen De— batten, die mit dem Beschlusse endeten, die Entscheidung darüber der Diplomatie zu überlassen, als ein unvorhergesehenes Ereigniß diesen parlamentarischen Zusammentritt unterbrach. Man vernahm plötzlich das Rollen des Gewehrfeuers. Die Eskorte, welche die beiden fran⸗ zösischen Generale begleitet hatte, sah sich unversehens von 5000 Mann der feindlichen Armee lebhaft angegriffen. Bei dieser uner⸗ warteten Verletzung des für die Dauer der Zusammenkunft der Chefs wechselseitig beschworenen Waffenstillstandes waren die französischen Soldaten im ersten Augenblicke so betroffen, daß Unordnung in ihren Reihen entstand und die Lage kritisch wurde. Vom Feinde auf allen Seiten überflügelt, begannen sie zurückzuweichen, und die Keck- heit und Zuversicht der Marokkaner wuchsen bei der zunehmenden Hoffnung auf einen Triumph. Aber bald gelang es der Stimme tüchtiger Offiziere, Ordnung und Entschlossenheit unter ihre Leute zurückzuführen; die Bataillone faßten wieder festen Fuß, boten den mit entfesselter Wuth andringenden Marokkanern muthig und mit Kaltblütigkeit die Spitze und ergriffen nun bald selbst die Offensive. Mit unaufhaltsamem Üngestüm drangen sie auf die Marokkaner ein und ließen sie den begangenen Treubruch theuer bezahlen. Die Ma⸗ rokkaner waren bis vor die französischen Kolonnen gedrungen, an deren Spitze Marschall Bugeaud selbst stand, wo sie aber mit einem so furchtbaren Feuer empfangen wurden, daß ihrer 300 auf dem Schlachtfelde blieben, ohne die zu rechnen, welche sie in der Eil noch mit sortnehmen konnten. Der Verlust der Franzosen wird als weit geringer angegeben, auf etwa 30 Verwundete, worunter 2 Ofsiziere der Spahis, und 5 Todte, unter denen sich ein Sohn des Generals

Rovigo befinden soll. Großbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 25. Juni. Die Haupt— Debatte der gestrigen Sitzung betraf den alljährlich sich wiederholen⸗ den Antrag bes Herrn Villiers zur Abschaffung der Korngesetze. Das Haus sollte sich diesem Antrage zufolge in ein Comité verwan- deln, um eine Reihe von Resolutionen anzunehmen, welche erklärten, daß „die Bevölkerung des Landes mit jedem Jahre mehr, anwachse, daß ein großer Theil derselben nicht, hinreichend mit den noth⸗ wendigen Lebensbedürfnissen versorgt sei, daß die Korngesetze die Zufuhr an Nahrungsmittel beschränkten, daß eine solche Beschrän⸗ kung unrecht und unverantwortlich sei, und daß darum das Gesetz von 1812 abgeschafft werden müsse.“ Die lange Reihe von Gründen und Thatsachen, weiche Herr Villiers in seiner beinahe vier Stunden dauern⸗ den Rede aufzählte, um seinen Antrag zu rechtfertigen, enthält kein einzi⸗ ges Argument, das nicht schon hundertfach von den Gegnern dieser Ge setze vorgebracht wäre. Man sucht zu erweisen, daß der offenbare Zweck dieser Gesetze sei, den Preis des Getraides auf eine künstliche Höhe hinaufzuschrauben und durch die hohe Besteuerung sich ein Monopol für das nothwendigste aller Lebensbedürfnisse zu verschaffen, oder daß mit anderen Worten etwa 200,009 Land⸗ Eigenthümer sich auf Unkosten von 24 Millionen, die ohnehin schon Reichen auf Kosten der Armen und Nothleidenden noch mehr bereichern wollen. Als die Folge solcher Bestrebungen zeigt Herr Villiers die soʒialen Uebel des Landes und bemüht sich alsdann, die einzelnen Gründe zu widerle⸗ gen, welche die Vertheidiger der Korngesetze für das Beibehalten der⸗ selben geltend machen. Man sage, bemerkte der Redner, England müsse seine Unabhängigkeit vor anderen Ländern vor Allem in Hin⸗ sicht auf das unentbehrlichste Lebensbedürfniß behaupten; aber es sei, trotz all seiner künstlichen Gesetzgebung, bisher noch nicht unabhängig geworden, da es immer des freinden Getraides, so wie tausend an⸗ derer fremder Gegenstände bedurft habe. Uebrigens begründe erst die wechselseitige Abhängigkeit der Staaten und Völker eine höhere Wohl⸗ fahrt derselben. Dle Besorgnisse, welche man für die Agrikultur des Landes hege im Falle einer Abschaffung der Korngesetze, wären durch—⸗ aus ungegründet, da ein besseres System dem Pachter und Arbeiter durch gleichmäßigere Getraidepreise Vortheil bringen und zu größeren Verbesserungen im Ackerbau veranlassen werde, als alle jetzigen Ver suche, mittelst Ausdehnung der Pacht-Kontrakte dasselbe Ziel zu er⸗ reichen. Man werfe seiner Maßregel vor, daß sie zu radikal sei aber in Handelssachen müßten die Aenderungen durchaus nicht allmälig vor sich gehen, da man so viel wie möglich einen ungewissen Zustand zu vermeiden habe.

Herr Ferrand erhob sich, um im entgegengesetzten Sinne in Form eines Amendements mehrere Resolutionen zu beantragen, welche die Beschützung des britischen Kapitals und die Förderung der ein— heimischen Industrie durch die Korngesetze als gerecht und heilsam darstellten. Herr Ferrand ist ein Ultra-Tory und ein Feind der in⸗ dustriellen Interessen, der in der Ausdehnung der Fabrik-Industrie,

storbenen Gus, von Bonnet, auf Glastafeln aus der Manufaktur von Cirey, sind von ansprechender Wirkung und ein ganz passender Schmuck für Bet und Wohnzimmer gewöhnlicher Herrenhäuser.

Die älteste von den Manufakturen des Hofes ist die Gobelins-Manu— saktur, womit seit 1827 die früher gleichfalls auf Rechnung der Civilliste unter haltene türkische und persische Tapeten⸗Fabrik der Savonnerie verbunden ist. Sie hat, so wie die dabei gelegene Scharlach⸗Fabrik, ihren Namen und die erste Ent⸗ stehung von einem Färber Gilles Gobelin, der hier zu den Zeiten Franz J. eine große Wollenfärberei betrieb, und ihre Haupt⸗Anlage Ludwig XIV. zu ver- danken. Wie alle Königlichen Manufakturen, erlltten die Gobelins durch die erste französische Revolution einen argen Stoß, und lagen so lange dar⸗= nieder, bis Bonaparte mit großem Kosten⸗Aufwand dieser vortrefflichen An⸗ stalt ihren ehemaligen Ruhm und Betrieb wiedergab, wozu die leidenschaft. liche Möbelpracht der Josephine die wirksamste Triebfeder war. Seitdem ist die Manufaltur in ununterbrochener Thätigkeit; sie beschäftigt gegenwärtig eiwas über 100 Arbeiter, die mehr als Maler und Künstler, denn als We⸗ ber und Fabrik-Arbeiter angesehen und in einer besonderen Zeichnenschule ö dieser mühsamen und künstlichen Arbeit zugezogen werden. Sie verdanlt hrem jetzigen Aufseher und Direktor, dem berühmten Chemiker Chreveul, einem äußerst sachkundigen Manne, der sich durch seine eben so interessan⸗ ten, als originellen Beobachtungen über den Simultan-Kontrast der Far⸗= ben großen Ruf gemacht mannigfache Verbesserungen und wichtige Vervollkommnungen. Die Webestühle . nun so eingerichtet, daß das Stück, welches man weben will, in seiner ganzen Dimension auf ein mal aufgespannt und so bearbeitet wird, ohne daß es, wie sonst, auf⸗ und abgerollt werden darf. Auch das zu kopirende Originalgemälde wird nicht mehr auf- und abgerollt, sondern stchr ausgespannt neben dem Weber, und wird von oben ö durch mit Klappen versehene Dachfenster beleuch⸗

tet. Außer der vortheilhasten Beleuchtung des Gemäldes, das früher im Dunkeln versteckt hinier dem Webestuhl stand, wird durch diese Einrichtungen noch der Vortheil erreicht, daß der KÄrbeiter sowohl das Gemälde als auch seine n. Kopie ganz vor sich hat, die Wirkung des Ganzen besser be⸗ urtheilen, daher die Haltüng wiedergeben kann, und daß beide mehr geschont . Als sonst, da sie nur iheilwesse fo viel entrollt wurden, als der tbeiter in einer Woche oder in einem Mongie verfertigle. Daher wird . eßt, Tatt nach Kopleen von Gemälden aug alten Schulen, immer 3 r fig ind ern, selbst in der Gobelins ⸗Manufahtur, gearbeitet, ohne daß se Furch Auf. lud. Abrollen verdorben weiden. Cine' zweite Ver= hesserung ss, daß man wit Wolle allein webl und zu den Lichtpahtiten seine Slde meht nimmt. (Die hellen Farben-Nügnceh in . nd zarter, vielfacher, und ihre n den lichten Theilen selbst sst 9 er, als die in Seide. Das schöne Spiel diefer Farben, die en nebergaͤnge und

seiner Jeit für die Go

Abstufungen ihrer Schattirungen, muß man in dem großen Magazin der Manufallur sehen, wo die in einzelne Bündel gewickelte Wolle reihenweise in Fächern liegt. Die Ansicht dieser tausendfach gefärbten Massen fesselt das Auge wie ein schönes Bild. Die Arbeit des Webens ist so mühsam, daß drek Arbeiter mit der Ausführung eines Oelgemäldes mittlerer Größe in Wolle über drei Jahre zubringen. Man braucht also nur einigermaßen auf die zu solchen Werten nöthigen Spinnereien, Färbereien und dergl. zu⸗ rückzublicken, um die ungeheuren Kosten zu berechnen, die zur Austapezirung eines einzigen Saales verwendet werden müssen, und wird dann den Preis

von 1006 vis 1500 Fr. für den Quadratstab nicht so erstaunlich finden. Die gegenwärtige Ausstellung bringt vier Tapeten⸗- Gemälde aus den Gobelins, eins von ansehnlicher, drei von mittlerer Größe. Zwei der letz⸗ teren, Portraits des jetzigen Königs der Franzosen, nach Originalen von Gérard und Winterhalter, gehören nicht zu den vorzüglichen Gobelins— stücken. Meisterhaft gerathen aber ist ein heiliger Stehhan, mit der Märty⸗ rerpalme, nach Mauzaisse, mit der größten Wahrheit, mit der brillantesten Lebhaftigleit des Kolorits und einem so trefflichen Gefühl des Ensemble , . wie man es selten bei Tapeten-Gemälden findet. Das größte Stück, nach Horace Vernet's Originalbilde im Luremburg Museum, Meh⸗ med Ali, welcher, drei seiner vertrautesten Diener hinter sich, im Vorgrunde einer Terrasse die Niedermetzelung der Mamelucken abwartet, die, auf ihren schönsten Pferden und in ihren prächtigsten Kleidern, im Hintergrunde in dem Hofraum des Schlosses zu Kahira von ergebenen, hinter den Zinnen, auf den Wällen und Thürmen ven ten Albanesen unbarmherzig niedergeschos⸗ sen werden, ist ebenfalls vortrefflich ausgeführt. Man sieht darin die feinen Lichter (was die Maler Drucke und Blicke zu nennen pflegen) mit derselben Bestimmtheit und Genauigkeit wie im Original-Gemälde eingesetzt; alle Nebenwerke sind in den geringsten Einzelheiten mit großer Treue und Ge⸗ wissenhaftigkeit kopirt, und z. B. die kostbaren Steine an einem Pracht - Ge⸗ fäße des . in bien Glanze und Schimmer bewundernswürdig läuschend nachgeahmt; auch der frappante Ausdruck der leidenschaftslosen, aber erwartungs vollen Gespanntheit in dem Gesicht des Haupthelden dieser furchtbaren Katastrophe ist, wenn nicht in der ganzen urbildlichen Stärke, boch bis zu einem beträchtlichen Grade wiedergegeben; aber bei allen die sen Vorzügen hat die gewebte Kopie den gewöhnlichen Fehler der Tapeten

Gemälde, Mangel an Haltung. ö Die Manufaktur von Beauvais im Oise⸗Departement hat einige Stücke geliesert, die in der Trefflichkeit, der Frische und Genauigkeit der Ausführun mit ben Gobelins-Tapeten wetteifern; unter anderen einen Feuerschirm na einem Bilde von Boucher, die Lesestunde vorstellend, und zwei Thierstücke u Fabeln, nach . des fruchtbaren Thiermalers Oudrg, der zu elins so viele große Jagdstücke komponirt, die gegen-

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wärtig als Tapeten⸗Gemälde in den Königlichen Schlössern zu finden sind.

Außerdem sieht man aus derselben Manufaktur verschiedene Saal Decora⸗ tionen ausgestellt, im Ganzen 30 bis 40 Stück, Landschaften, Arabesken⸗— Compositionen, Kinder-, Blumen⸗ und Fruchtgruppen zu Himmelbett⸗Kränzen, Canapées, Bergeres, Stühlen, Winde, Feuer- und Lichtschirmen, welche in Reinheit der Zeichnung und Schönheit der Schattirung wohl Manches zu wünschen übrig lassen, aber in der Vollkommenheit der Weberei hinter den Gobelinsstücken nicht zurückbleiben.

Lx Onotti (di YReyerkbeer.

Es freute uns, als wir in italienischen Blättern diese Ueberschrift fan= den, und nun lesen, daß das großartige Tonwerk unseres General-Musik⸗ Direktors sich auch in Italien Bahn zu brechen beginnt. Die Beilage zur Gazzetta di Milano vom 20. Juni meldet, daß Meverbeer s Hugenotten auf dem Teatro nuovo zu Padua, während der Fiera del Santo, zur Aufführung gelangt sind. Es scheini dieser Oper in Italien ergehen zu sollen wie früher ebendaselbst dem „Robert“; man nahm die Musik des letzteren Anfangs kalt auf, weil man das neue Genre nicht begriff, und erst, als das Verständniß derselben durchgedrungen war, erregte sie allenthalben Enthusiasmus. So hat auch der Berichterstatter aus Padua an der Musik zu den „Hugenotten“ aus Rational-Voruriheilen, Manches auszusetzen (er legi sogar das Geständniß ab: Melodie e ante, eanto e melodie, ecco che cosa vogliono gl' lialiani e cid che Meyerbeer non Può loro offrir sempre, per le dotirine che prosessa, pel genere ch' egsi coltiva), aus dem! Verlauf seiner Mittheilungen ergiebt sich aber, daß die Oper vom Publikum höchst beifallig ausgtnommen und, bei einigen Nummern mit 'Fanatismo' (so lautet der von der r n e nn n, m fh. und in Italien zur Bezeichnung des höchsten Enthusiasmus übliche Kunst- Ausdruck) beklatscht worden ist. Das Personal, welches mitgewirkt, wird

sehr belobt. n.

Berichtigungen. In dem in Nr. 180 der Allg. Preuß. ißt egebenen Artikel über die Wissenschastliche Erpedition des Prof. Lepsius in heren ist Sp. 3, Z. 9 des Feuilletons zu lesen: uns bekannte statt „unbekannte“. Ferner in der Fortsetzung keln Artifels in Nr. 181, S. 1040, Sp. 3, 3. 14: Thot, Anubis stati „Roth, Fenkig“.

namentlich des Maschinenwesens, das Elend der armen Bevölkerung des Landes sieht, welches Herr Villiers aus den Korngesetzen herleitet. Er empfiehlt Besteuerung der Maschinen, damit die Handarbeit im Stande sei, mit jenen Schritt zu halten, und bekämpft die Bestre⸗ bungen der Anti⸗corn-law⸗-league als selbstsüchtig, den Ruin der armen Klassen durch eine noch größere Herabdrückung des Arbeitslohns her beiführend.

Herr Gladstone verwirft sowohl den Antrag des Herrn Villiers, wie das Amendement des Herrn Ferrand; er widerlegt die aufgestell⸗ ten Behauptungen des Ersten, bezweifelt die Zweckmäßigkeit der von Letzterem vorgeschlagenen Maschinen⸗Beschränkung und glaubt, daß die Agitation der League daran Schuld sei, wenn ein ungewisser Zustand noch fortbestehe und der Pachter von Verbesserungen im Ackerbau zu⸗ rückstehe. Der Antragsteller wolle Prinzipe geltend machen, welche auf die Abschaffung jedes Schutzes hinzielten; das Parlament habe aber wiederholt seine Meinung dahin abgegeben, daß es ein Schutz System erhalten wissen wolle; er fordere das Haus demnach auf, konsequent zu verfahren und den Antrag zu verwerfen.

Lord J. Russell konnte, dem Grundsatze eines festen Zolles treu, weder den Antragsteller, noch der Regierung beipflichten. Nach einem Angriffe gegen die vorgebliche Inkonsequenz Sir R. Peel's und Herrn Gladstone's, welche freie Handels⸗-Prinzipien verkündeten, aber nicht durchgehends ausführten, empfahl er dem Hause, nicht einzelne Handelsfragen, sondern das ganze Schutz-System seiner Be⸗ rathung zu unterwerfen. Lord Howick erklärte hierauf, daß er bei dem jetzigen Standpunkte der Frage sich für die gänzliche Abschaffung der Korngesetze entscheiden müsse.

Die Debatte wurde alsdann auf den nächsten Tag vertagt.

London, 26. Juni. General Avitabile, ein geborner Neapo— litaner, der lange Jahre in Diensten Rundschid Singh's und der Scheikhs-⸗Regierung von Lahore stand, und als Gouverneur der Gränz— Provinz Peschauer den britischen Interessen während des ganzen Feld⸗ zuges in Afghanistan die wesentlichsten Dienste leistete, besindet sich jetzt in London und besuchte dieser Tage den Herzog von Wellington, der ihn sehr zuvorkommend empfing. Der General hat sich ein be— deutendes Vermögen erworben; bevor er Indien verließ, überreichten ihm die Offiziere der indischen Armee aus Dankbarkeit ein werth— volles Silberservice.

Nach amtlichen Berichten betrug während der letzten vier Jahre der Verbrauch von Kaffee im vereinigten Königreiche durchschnsttlich jedes Jahr 287 Mill. Pfd., so daß also auf den Einwohner etwa 1 Pfd. kommt. Im vorigen Jahre waren von den 29,997,100 Pfd., welche verbraucht wurden, 20,130,530 Pfd. das Erzeugniß britischer Besitzungen, und wurden größtentheils aus Westindien und von der Insel Ceylon eingeführt.

Mehrere Blätter sprechen von einer großen Flotten-Revue, welche dem zum 15. September erwarteten König der Franzosen zu Ehren veranstaltet werden soll. Andere bezweifeln die Nachricht und in der That scheint die Idee etwas absonderlich, zumal wenn sie einige Monate nach dem Erscheinen der Note des Prinzen von Join— ville zur Ausführung gebracht werden soll. .

1 Brüssel, 28. Juni. Der Senat hat gestern den Gesetz-Ent— wurf über die Tabacks-Verzollung, so wie er aus der Repräsenten⸗ Kammer hervorgegangen, einstimmig angenommen. Dann wurde der provisorische Kredit von 10 Millionen für das Kriegs—Departement bewilligt, und bei dieser Gelegenheit erklärten die Minister des Krie— ges und des Innern förmlich, daß im Budget der Armee nicht viel weitere Ersparnisse zu bewerkstelligen sein würden, als bereits vorge— nommen seien. Herr Nothomb kündigte zugleich für die nächste Session einen Gesetz-Entwurf zu partieller Revision der Miliz-Ge— setze an. kN Kanton Zürich. In Zürich sind Abgeordnete aller schwei⸗ zerischen Freimaurer-Logen zusammengetreten. Diese Festfeier hatte eine nationale Bedeutung, indem sich hier Männer aus verschiedenen Kantonen und von verschiedenen politischen Ansichten freundlich die Hand boten und einstimmig zur Bildung einer rein vaterländischen, von allen fremden Einflüssen unabhängigen Großloge zusammen— wirkten.

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Rom, 20. Juni. (A. 3.) Heut um 105 Uhr fuhr Se. Hei⸗ ligkeit der Papst mit dem ganzen päpstlichen Cortüäge vom Vatikan nach der Villa di Malta, um Sr. Majestät dem Könige von Bayern den Besuch zu erwiedern.

Ancona, 17. Juni. (A. Z.) Schiffer-Nachrichten zufolge haben die in Korfu sich aufhaltenden italienischen Flüchtlinge, mehr als 40 an der Zahl, vor einigen Tagen auf einem kleinen Schiffe unter jonischer Flagge die Insel plötzlich verlassen und ihre Richtung gegen die südliche Küste Italiens genommen. Der Verdacht, daß sie eine Landung auf römischem oder neapolitanischem Gebiete beabsichti⸗ gen, bewog zwei fremde Konsuln auf Korfu, einige ihrer National— schiffe zur Verfolgung der Flüchtlinge auszusenden, was dem Verneh— men nach bis jetzt ohne Erfolg geblieben ist.

Ancona, 18. Juni. (A. Z.) Ueber die von Korfu abgese⸗ gelten italienischen Revolutionaire hat man noch nichts Näheres erfah⸗— ren. An der Spitze der Unternehmung steht ein gewisser Riccioti, Mitglied des Londoner Comité's der „Giovine Italia“, der vor eini— gen Wochen auf Korfu ankam und, wie versichert wird, bedeutende Geldsummen mitbrachte. Dieser Riccioti ist derselbe, welcher unter dem Namen Perez im März zu Marseille verhaftet und in Paris auf Verwendung des britischen Gesandten in Freiheit gesetzt wurde. Auch auf Korfu ließ man ihn frei gewähren, obgleich ein deutscher und ein italienischer Konsul, mehr um die jungen Leute vom sicheren Verder— ben abzuhalten, als weil sie in der Sache eine Gefahr für Italien erblickten, den Lord-Ober-Commissair der jonischen Inseln dringend aufforderten, in das Unternehmen hemmend einzugreifen.

Spanien.

**, Paris, 26. Juni. Die barcelonger Zeitung la Verdad, welche seit der Anwesenheit der Königlichen Familie in jener Stadt einen halbamtlichen Charakter angenonimen hat, veröffentlicht in ihrer Nummer vom 18ten d. M. einen Artikel, demzufolge es als gewiß anzusehen ist, daß die sämmtlichen Minister nach der catalonischen Hauptstadt berufen sind. Die Verdad sagt zuerst, daß der Auf⸗— enthalt der Königin in Catalonien mehrere Monate dauern werde, weil dieselbe im bevorstehenden Herbste zum zweiten Male die Bäder von Caldas benutzen wolle, deren Gebrauch sie jetzt auf einige Wochen angefangen habe. „Diese lange Abwesenheit aus Madrid“, fährt die Verdad fort, „macht es nothwendig, daß sich alle Minister um die Königin versammeln, um sich in gemeinschaftlicher Berathung über die Maßregeln zu verständigen, die erforderlich sind, um das Vater land und die Königin zu reiten, welche in diesem Augenblick von jhren unversöhnlichen Feinden mit größerer Wuth als je zuvor bedroht werden.“

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Das genannte Blatt zeigt außerdem an, daß der General Manso, General- Lapitain von Alt⸗Castilien, zum Grafen von Llobregat er⸗ nannt worden ist. General Manse ist einer von den Offizieren, welche sich während des Unabhängigkeitskrieges vom Guerillero zu den höch⸗ sten militairischen Graden emporgeschwungen haben. Zur Zeit des Einrückens der Franzosen in Spanien Müllerknappe in der Gegend von Reus, stellte er sich an die Spitze eines Haufens junger Leute aus der Nachbarschaf t, und im Laufe des Sjährigen Krieges gegen Napoleon brachte er es zum Range des Brigadiers.

Ein gibraltaer Blatt meldet, daß der Gouverneur von Gibral— tar, Sir Robert Wilson, welcher sich seit den letzten Tagen des vo⸗ rigen Monats in Tanger befand, am 12ten d. M. in Ceuta ange⸗ kommen ist, wo er eine lange Konferenz mit dem Kommandanten, General Maury, hatte. Herr Wilson begab sich hierauf in das ma⸗ rokfanische Lager vor Ceuta, in welchem er sehr glänzend empfangen wurde. Die Nachrichten aus Ceuta klagen übrigens bitter über den Mangel und die Entblößung, worin Spanien die Besatzung dieser Stadt läßt, trotzdem, daß von einem Tage zum anderen ein Bruch mit Marokko erfolgen kann.

Sriechenl and.

O München, 27. Juni. Nicht ganz übereinstimmend mit den hierher gelangten brieflichen Mittheilungen aus Athen über die Ruhe, welche in den meisten Gegenden der Morea angeb⸗ lich herrschen soll, ist die Behauptung mehrerer griechischer Zei— tungen, daß gerade dort das Ansehen der Regierung durch das auto— kratische Auftreten einiger einflußreicher Häuptlinge so gut wie ganz vernichtet sei. Die Regierungsblätter selbst geben den General-Masjoren Kolokotronis, Delijannis u. s. w. ehrgeizige und selbstsüchtige Absichten schuld. Man wird sich erinnern, daß diese nach der September— Emeute sich unter denjenigen befanden, welche als persönliche Gegner der Helden eben dieser Emeute aufgeführt wurden, das heißt etwa so viel, als Nichtalliirte des Metaxas und Kalergis. Bekannt⸗ lich mußte Gennäos Kolokotronis (denn von ihm ist die Rede) um dieselbe Zeit und ganz aus dem nämlichen Grunde aus Athen und Griechenland flüchtig werden und mit dem, wie es damals schien, sehr bedeutsamen Um— weg über München nach Neapel gehen. Wie er gegen den Willen Me— taras' und den Befehl des Königs sein Exil in Italien nach Belieben beendigen konnte, so wäre es wohl möglich, daß er jetzt die Zeit für gekommen erachtete, in welcher er an die Spitze einer Partei treten dürfe, was er bis jetzt offenbar absichtlich vermieden hat. Für wen wird er es thun? Gennäos Kolokotronis zählt wohl nicht zu den ge— schäftsgewandten und intriguantesten Häuptlingen, deren Griechenland leider nur allzuviele aufzuweisen hat, wohl aber zu den durch Reich— thum und Grundbesitz einflußreichsten Männern des Landes. Noch mehr als Mauromichalis und die Pirakis in der Maina, vermag Kolokotronis in der Morea, und man könnte es nicht genug beklagen, wenn er sich, wodurch immer, nach einer Seite hinreißen ließe, wo er zum gefährlichen Werkzeug Anderer würde, wie es nach dem Griechischen Beobachter Theodor Grivas geworden ist. Man muß sich indessen hüten, den Anschuldigungen der griechischen Blätter einen allzugroßen Werth beizulegen. Wenn von der Presse, inwieweit Maurokordatos über dieselbe verfügt, Kolokotronis zu den Feinden des Thrones gezählt wird, so ist man vielleicht dadurch erst zu der Annahme berechtigt, daß der Minister-Präsident in Betreff mancher Wahlprozedur in der Morena von Seiten des Angeklagten und seiner Anhänger auf entschiedenen Widerstand gestoßen ist. Bezeich⸗ nen ferner dieselben ministeriellen Blätter Theoder Grivas als ein bloßes Werkzeug fremden Einflusses, so möchte man sich zu Zweifeln darüber versucht fühlen, ob bei diesem Einfluß an den in Rumelien bekanntlich sehr einflußreichen politischen Gegner des Minister-Präsidenten gedacht wird, nämlich an Kolettis. Maurokor⸗ datos hat sich beeilt, Grivas für vogelfrei zu erklären. Vermag er dem Empörer seinen wohlverdienten Lohn zukommen zu lassen, dann kann man sich solcher Energie in der That nur freuen. Traurig aber wäre es, wenn die Vorausverkündigung des Aeon wahr würde, welcher eine baldige Versöhnung Grivas' mit der öffentlichen Mei— nung und sogar neue Ehren für ihn in Aussicht stellt.

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O Paris, 27. Juni. Mit der etzten türkischen Post erhalten wir aus Beirut unter dem 7Ften d. M. die Nachricht, daß in Naplousa ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen türkischen Stamm⸗ häuptern ausgebrochen ist, welche Jeder für sich nach der Herrschaft ringen. Die beiden Häupter Beit-Gerard und Beit-El⸗-Hadi sind in den letzten Tagen des verflossenen Monats handgemein geworden. Bei diesem Gefechte sind auf beiden Seiten mehrere hundert Streiter auf dem Schlachtfelde geblieben, ohne daß der eine Theil über den an— deren die Oberhand behauptet hätte. Im Gegentheil, der Bürger⸗ krieg hat sich über die ganze Provinz ausgebreitet und droht sehr lange dauern zu wollen, weil der Pascha von Beirut, welcher über die Provinz von Naplousa befiehlt, heimlich von beiden streitenden Parteien Geschenke annimmt, um sich für die eine gegen die andere auszusprechen. Der Pascha, welcher bei diesem Streite nur gewinnt, schmeichelt heute dem Einen und morgen dem Anderen.

Dagegen lauten jetzt die Nachrichten aus dem Berge Libanon weit tröstender als früher. Die Häupter der Drusen, welche nun be— greifen, daß sie gegenwärtig eben so sehr als die Maroniten der Willkür der Türken ausgesetzt sind, haben sich zu dem Patriarchen der Maroniten begeben, um ihm zu erklären, daß sie bereit wären, mit den Maroniten Frieden zu schließen und mit ihnen für die Zukunft in Eintracht zu leben, daß sie mithin wünschen, die Verwaltung der Fa⸗ milie Chehab wiederhergestellt zu sehen. Der Patriarch der Maroniten antwortete ihnen, daß die Herstellung der Herrschaft des Emir Beschir nicht von den Maroniten, sondern von der Pforte abhänge, daß sie mithin an Essaad Pascha von Beirut sich wenden müßten, um die Aufrichtigkeit ihres Wunsches zu offenbaren. Die Häupter der Drusen be⸗ gaben sich hierauf wirklich zum Pascha von Beirut und wiederholten, was sie schon dem Patriarchen der Maroniten erklärt hatten, nämlich, daß die Herstellung der Familie Chehab von den Drusen eben so sehr als von den Maroniten gewünscht werde. Essaad Pascha befragte sie, ob wirklich sämmtliche Häupter der Drusen darin einverstanden wären, die Herrschaft der Familie Chehab zu wünschen. Die Antwort lau⸗ tete, es gäbe zwar noch drei Häupter der Drusen, welche nicht damit einverstanden wären, daß aber dieselben vor dem bloßen Namen des Emir Beschir so große Furcht hegten, daß, wenn die Familie Chehab nach Syrien zurückkehren würde, sie am meisten sich beeilen dürften, ihr einen festlichen Empfang zu bereiten, um nicht dem Zorne des Emir Beschir sich auszusetzen. Auf diese einstimmige Versicherung gestützt, hat Essaad Pascha einen Tataren nach Konstantinopel abge— fertigt, um den Divan davon zu benachrichtigen, daß die Herstellung der Familie Chehab wesentlich zur Herstellung der Ruhe in Syrien erforderlich sei, nachdem die Drusen selbst freiwillig der Herrschaft des Emir Beschir sich unterwerfen wollen.

Man erwartet um so eher, daß der Divan diesem Wunsche der Drusen und Maroniten willfahren wird, als die türkischen Unterthanen in Syrien, mit der Verwaltung des Pascha von Damaskus wenig zufrieden, kürzlich mit den ungen in der Hand sich der Einführung einer neuen Steuer widersetzt haben. Namentlich in der Gegend von Damaskus flüchteten sich alle türkischen Einwohner nach den Bergen

und lebten dort im offenen Aufstande gegen die Pforte. Der Auf⸗ ruhr war so allgemein, daß der e . sich genöthigt sah, die angeordnete Steuer wieder abzuschaffen. Nichtsdestoweniger ist die ganze Provinz, besonders bei Soria und am Fuße des Libanon, in Gährung, weil die fürchterlichen Albanesen wieder dort erschienen sind. Wahr ist es, daß die Pforte die Albanesen aus Beirut ent⸗ fernt und nach Konstantinopel gerufen hat. Dagegen sind die Alba⸗ nesen, welche kürzlich in Latakia die bekannten Gräuelthaten verübten, aus Aleppo nach Soria versetzt worden, wo ihr Erscheinen bei Türken und Christen gleich großes Entsetzen erregt. Es sind zwar deren in Soria nur 250 Mann, aber sie reichen hin, um die ganze Provinz mit Schrecken zu erfüllen.

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Paris, 26. Juni. Briefe aus Galveston vom 20. Mai geben über die texianischen Zustände weitere Aufschlüsse. Der leb⸗ hafte Verkehr zwischen den Schiffen der amerikanischen Flotte im mexikanischen Meerbusen und jenem Hafen dauerte fort, und Niemand zweifelte daran, daß der Hauptzweck dabei sei, die Regierung der Union in fortlaufender genauer Kenntniß von Allem, was in Texas und an seinen Gränzen gegen Mexiko hin vorging, zu erhalten. An der Gränze kam es von Zeit zu Zeit noch immer zu kleinen Schar⸗ mützeln zwischen vereinzelten Haufen. Zu einer Wiederaufnahme des Krieges im Großen, war Mexiko bis dahin nicht geschritten, obgleich

der Waffenstillstand seit dem 1. Mai abgelaufen ist. In Texas gewann all⸗

mälig auch der Glaube Raum, daß in der gegenwärtigen Session des nord⸗ amerikanischen Kongresses der Anschluß von Texas an die Union wohl schwer⸗ lich Platz greifen werde; allein man ließ sich dadurch nicht irre machen in der Ueberzeugung, daß er in der nächsten unfehlbar durchgehen müsse, welcher Mann auch zum Präsidenten der Union gewählt wer⸗ den möge. Mit der Verwaltung im Innern scheint das Volk von Texas fortwährend ziemlich zufrieden zu sein, und unverkennbar er⸗ starkt dort der Geist der Ordnung, des Gesetzes und eines wirklichen Fortschrittes, was um so anerkennenswerther ist, wenn man bedenkt, aus welchen Elementen die erste Bevölkerung von Texas bestand. Alles, was dieses Land betrifft, gewinnt für Deutschland ein doppel⸗ tes Interesse, seit der Plan einer förmlichen Gesellschaft zur Leitung der Auswanderung deutscher Landsleute dahin ins Leben getreten ist, und nun zur That wird. K—

Paris, 26. Juni. Man hat heute Nachrichten aus Haiti, und zwar aus Jeremie vom 20. und aus Jaunel vom 26. Mai, die zugleich noch sehr bemerkenswerthe Aufschlüsse über die Kämpfe zwischen den Truppen der dominikanischen Republik und ihren Gegnern bringen. Erstere sind fast durchaus Weiße von spanischer Abkunft unter einem gleichfalls weißen Führer spanischer Abkunft, dem schon hochbetagten Villanueva, und daraus mag sich zum Theil schon ihre Ueberlegenheit über die schwarzen Truppen des Präsidenten Herard erklären. Bevor Villanueva den Oberbefehl übernahm, beichtete er und empfing das heilige Abendmahl; dann erließ er folgenden Bande:

„Gott, Freiheit und Vaterland, Dominikaner! Wir ziehen an die Gränze, um den Feind und Unterdrücker unseres Bodens zu erwarten; solltet ihr unglücklicherweise erfahren, daß wir geschlagen worden sind, so steckt Puerto de Plata in Brand und fangt damit bei meinem Hause an; denn wir wollen siegen oder sterben.“

Man sieht daraus, mit welcher Entschlossenheit die Bewohner der dominikanischen Republik in den Kampf gingen. In dem ersten Gefechte hatten sie sich gegen 13, damals noch ziemlich starke Ba⸗ taillone des Präsidenten Herard zu vertheidigen, und schlugen sie in der That dermaßen aufs Haupt, daß die Haitier um einen sechs⸗ stündigen Waffenstillstand zu bitten sich genöthigt sahen, der zuge⸗ standen wurde. Der vollständige Sieg der Dominikaner auch auf der Seite von San Nago wurde durch verdeckt aufgestellte Artillerie, durch Hinterhalte von Plänklern u. s. w. entschieden.

Die Dominikaner haben jetzt Waffen und Munition, die ihnen anfangs gefehlt hatten, im Ueberflusse, und dadurch, wie durch die erfochtenen Siege, ein großes Selbstvertrauen erlangt. Eine große Zahl auswärtiger Offiziere und Soldaten, aus den Republiken von Central-Amerifa, von Neu⸗-Granada, Venezuela u. s. w., spanische Karlisten waren nach St. Domingo gekommen, um die Sache der spanischen Bevölkerung zu unterstützen. Bei den Dominikanern besteht die Kriegsmacht fast durchaus aus Freiwilligen, während bei den Haitiern der Soldat nur gezwungen dient und bedeutende Strenge nothwendig ist, wenn die Disziplin aufrecht erhalten werden soll woraus sich die starke Desertion unter ihnen erklärt. Die Dominikane⸗ besitzen nun neun Kriegsschiffe, meist Goeletten, die meisten früher nord⸗ amerikanische Paketböte; die Haitier hatten nur drei Kriegsschiffe, nämlich eine amerikanische Brigg, eine Goelette und ein kleineres Fahrzeug. Aus den eigenen Berichten der Haitier scheint aber her⸗ vorzugehen, daß diese drei Schiffe am 17. April im Hafen von Azua mit Pulver und Patronen beladen zu Grunde gingen. Die haitischen Truppen unter Herard waren schon damals von der Land- und See⸗ seite eingeschlossen. Die Dominikaner haben durch Gestattung des freien Eintritts und Verkehrs in ihrem Gebiete an alle Auskländer natürlich die Sympathieen dieser für sich. Die Regierungs-Junta hatte eines ihrer Mitglieder, Herrn Felir Mercenario, nach Santo Tomas geschickt, um dort ein Anlehen zu unterhandeln. -

Unter den Haitiern (den Schwarzen) stritten sich nun vier Par⸗ teien um die Gewalt, an deren Spitze General Guerrier zu Port au Prince, mit ihm General Pierrot zu Cap Haiti, dann Salomon zu Jacmel, der Präsident Herard an der Spitze eines unbedeutenden Nestes von Truppen und endlich der General Acaau zu Aux Cayes standen. Der Letztere, ein ehemaliger General Christoph's, war darüber aufgebracht, daß man bei Ernennung Guerrier's an Herard's Stelle zum Präsidenten ihn nicht vorher befragt hatte. Er soll etwa 500 Mann, schlecht bewaffnet und in Lumpen, aber unbedingt ihm ergeben, unter seinen Befehlen haben. Viele von den im Fort Boyer sitzen⸗ den Gefangenen ließ er unbarmherzig auspeitschen, andere gar er⸗ schießen.

Die französische und englische Flotte gewährten ihren Landsleu⸗ ten wirksamen Schutz, und in der That war weder englisches noch französisches Eigenthum bis dahin verletzt worden. Auch aus St. Domingo vernimmt man, daß Acaau noch immer entschlossen war, zu Fortsetzung seines Widerstandes, und Aufrechthaltung seiner Autorität durch maßlose Strenge und Blutvergießen. Alle von ihm errichteten provisorischen Gefängnisse waren mit Gefangenen, besonders Farbi⸗ gen, vollgepfropft. Eine Vorstellung der Offiziere des Kriegsschiffes „Griffon“ dagegen, blieb ohne Erfolg. Acaau ließ auch, wie es scheint, diejenigen einsperren, von denen er ein Lösegeld zu erpressen hofft. Der Capitain eines Schooners, der einige Flüchtlinge von Aux Cayes nach Jamaika übergeführt hatte, wurde bei seiner Rück⸗ kunft nach Aur Cayes ins Gefängniß geworfen, nach wenigen Tagen erschossen und sein Schooner für den Dienst Acaau's in Beschlag ge⸗ nommen.

Eisenbahnen.

ñ Von der Werra, 26. Juni. Keine der deutschen Ei= senbahnen hat einer reiferen Erwägung bedurft als die unsere. Die Thüringsche, oder vielmehr die von der äußersten Ostgränze bis aa