1844 / 184 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

um Nassau. Se. Durchlaucht der Herzog haben den Se, m, m, , Rath von Röntgen, auf sein Ansuchen, unter Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rath mit Bei= legung des Prädikats Ercellenz, in den Ruhestand zu versetzen, sodann

ibehaltung ihrer bisherigen Dienststellen: den Rechnungs⸗ Wintzingerode zum Bundestags ⸗Gesandten, den Domainen⸗Präsidenten von Bock zum bevollmächtigten Minister am Königl. bayerischen Hofe, den Geheimen Le ations⸗Rath. von Ga⸗ gern zum bevollmächtigten Minister am Königl. niederländischen und am Königl. belgischen Hofe, den Geheimen egierungs⸗Rath von Zwierlein zum eng en Minister am Großherzogl. hessischen Hofe zu ernennen und dem Minister⸗Residenten am Kaiserl. öster⸗ reichischen Hofe, von Ostini, zu Wien die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen geruht.

Fürstenthum Sigmaringen. Die beiden Fürstenthümer Hohenzollern⸗ Sigmaringen und Hechingen haben am 30. Mai unter sich einen Staats- Vertrag wegen gegenseitiger Ergänzung der höch⸗ sten Rekurs ⸗Instanz gr fr fe,. Die beiderseitigen „fürstl. gehei⸗ men Konferenzen“ in Hechingen und in Sigmaringen, welche diese oberste Rekurs-Instanz bilden, sollen sich nämlich fortan in der Weise ergänzen, daß, im Fall einzelne Mitglieder einer dieser beiden Behör⸗ den aus irgend einem Grunde an der Entscheidung einer vor sie ge⸗ hörigen Sache nicht theilnehmen können, die fehlende Anzahl jedesmal durch Mitglieder der anderen jenseitigen geheimen Konferenz ersetzt wird, und daß, wenn eine der beiden Behörden von einer Partei gänzlich „rekusirt“ wird, das Erkenntniß sowohl über die Recusation als, insofern diese als gerechtfertigt erkannt würde, über die Sache selbst, an die andere geheime a Ten „übergeht.“

Freie Stadt Bremen. Das reparirte Weser⸗-Dampfschiff „Wittefind“ hat am 1. Juli die Fahrten von Bremen nach Hameln

wieder begonnen.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 28. Juni. (D. A. 3.) Die Hindernisse, welche dem Bau einer protestantischen Kirche in Linz bisher im Wege standen, sind nun gänzlich beseitigt, und die höchste Behörde hat die Bewilli⸗ gung des Baues unwiderruflich ertheilt, Mit besonderer Freude ver= nimmt man, daß der katholische geistliche Staatsrath van Jüstel zu dieser günstigen Entscheidung besonders eifrig mitgewirkt hat, und daß bei der Sammlung, welche zum Besten ag Baues unter der hie⸗ sigen k Gemeinde beider Konfessionen veranstaltet wird,

auch Katholiken sich betheiligen. Russland und Polen.

St. Petersburg, 27. Juni. Die verwittwete Großherzo⸗ in von Mecklenburg- Schwerin ist mit ihrer Tochter, der Prinzessin un von Berlin hier angekommen.

Zur Beseitigung einiger Fragen, die bei Vollziehung des Ukases vom 27. März vorgekommen sind, ist unterm 20. Mai von Sr. Ma⸗

jestät dem Kaiser befohlen worden: . I) Die Familien und die Dienerschaft von Personen, die Kranlheit halber ins Ausland reisen, derselben Steuer zu uͤntewwerfen, welcher die Kranken selbst unterliegen, d. h. 25 R. S. von jeder Person und nur von minderjährigen Mitgliedern der Familie bis zum Alter von 10 Jahren keine Steuer zu fordern. Zugleich soll aber in allen Fällen darauf Jesehen wer—= den, daß Knaben und Jünglinge von 10 bis 18 Jahren gar nicht ins Aus— land kommen, außer wegen vringender Ursachen und auf besondere Aller⸗ höchste Resolution. 2) Die Familien und die Dienerschaft verwundeter Offiziere, die zur Heilung ihrer Wunden mit oder ohne Ii n nz von Seiten der Krone ins Ausland reisen, unterliegen keiner Steuer für h Von den Familien und der Dienerschaft der ins Ausland in Dienst . Ange⸗ legenheiten geschickten Beamten soll nur in denjenigen Fällen feine Steuer verlangt, werden, wenn sie dorthin zum beständigen Dienst abgehen; von den übrigen aber soll die Steuer, wie von Reisenden, erhoben werden. 4) Civil⸗Beamte, die zur Heilung von Krankheiten mit Unterstützung von der Krone oder mit Beibehaltung ihres Gehalts und anderer Emolumente, die sie im Dienste beziehen, ins Ausland reisen, desgleichen ihre Familien und Dienerschaft, sollen ciner Steuer von 25 R. S. von jeder Person un- terliegen. 5) Unter der . Benennung von Personen, die in Han⸗ e, Tr gels gem nls ins Ausland reisen, von welchen im 3ten Punkte des Ukases vom 27. März die Rede ist, sind Gutsbesitzer, Edelleute und Beamte zu verstehen, von weschen die volle Steuer von 106 R. S. zu erheben ist, wenn sie nicht in eine Gilde oder Zunft eingeschrieben sind; nicht aber Kaufleute und überhaupt Personen aus dem Handelsstande, denn im Aten Punkte desselben Ukases sind alle Kaufleute unter der allgemeinen Benennung und andere Personen des Handelsstandes gänzlich von der Zahlung der Steuer befreit. 6) Gutsbesitzer, Edelleute und Beamte, die in Handels Angelegenheiten ins Ausland reisen, sollen, wenn sie in Gilden e, e. ben sind und deshalb für das Recht, Handel zu treiben, besondere Steuern erlegen, der Steuer für Pässe ins Ausland, in derselben Weise wie Kauf⸗ leute von denselben befreit sind, nicht unterworfen werden. 7) Die Familien und die Dienerschaft; a) von Gutsbesitzern, Edelleuten und Beamten, die in Handels -Angelegenheiten ins Ausland reisen und in keine Gilde eingeschrieben sind; h) von Huisbesitzern, Edelleuten und Beamten, die in solchen Angelegenhei= ten reisen, in eine Gilde eingeschrieben sind und fuͤr das Recht, Handel zu trei= ben, Abgaben zahlen, und e) Kaufleute und andere Personen des Handels-

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standes sollen in Betreff der Steuerzahlung denselben Negeln wie ihre Fa= milienhäupter unterliegen, d. h. Personen, die der 1sten Klasse zugezahlt sind, zahlen jede 1900 R. S., die den beiden letzten Klassen zugezählten aber nichts. 8) Ueber die Ertheilung von Pässen an diejenigen, welche zu ihrer Vervollkommnung in Instituten für Landwirthschaft mit herabgesetzter Steuer oder ganz ohne Steuerzahlung ins Ausland entlassen zu werden bitten, soll die Lokal-Obrigkeit jedesmal mit besonderen Vorstellungen beim Minister des Innern einkommen, dem es freisteht, unter beachtungswerihen Umständen die gehörige Resolution zu ertheilen. 9) Die im 4sten Punkte des Utases vom 27. März festgesetzte Regel über das Alter der Personen, die ins Ausland zu reisen wünschen, wird nicht auf die im Aten Punlte desselben Ulases bezeichneten Personen, d. h. auf Gutsbesitzer, Kauflcute, Commis und Fuhrleute, so wie auch auf Schiffer, freie ee g. und Kolonisten ausgedehnt. 10) Die Vor schriften über Steuern für Pässe von Familien und von der Dienerschaft von Personen, die im 1sten, Zen, Zten, Aten und 7ten Punkte genannt sind, soll auf die Familien und die Dienerschaft ausgedehnt werden, welche sowohl zugleich mit den bezeichneten Personen abreisen, als auch auf dieje⸗ nigen, welche dies in der Folge nöthig sinden.

Frankreich.

Paris, 28. Juni. Die Frage über die Verzweigungen der nördlichen Eisenbahn ist gestern von der Deputirten- Kammer ent— schieden. Ein Amendement, wonach die Linien von Calais und Dün— kirchen die belgische Bahn zu Fampoux bei Arras treffen sollten, wurde von den Herren Berryer und Dufaure unterstützt, aber von Herrn Chasles, Mitglied der Kommission, aus ökonomischen Gründen be— kämpft, indem derselbe daran erinnerte, daß man ja deshalb sogar die

anze Linie von Amiens nach Boulogne vertagt habe. Die Herren

ineau und Vivien sprachen ebenfalls gegen das Amendement, aber aus anderen Ursachen, nämlich weil dadurch weder den Bedürfnissen des Verkehrs mit England, noch den Interessen der Häfen Calais und Dünkirchen hinreichend genügt würde, die man vor Allem mit Lille und, vermittelst einer Transit-Linie, mit Belgien und dem nördlichen Deutschland in rasche und direkte Verbindung bringen müsse. Das Amendement wurde auch nach einer zweifelhaft gebliebenen Abstimmung beim zweiten Male verworfen. Nicht glücklicher war der Vorschlag, den Berührungspunkt der Eisen⸗ bahnlinien zu Ostricourt zwischen Lille und Douai, anzunehmen. Die Kammer beschloß endlich, auf Antrag des Herrn Ternaux, daß die Zweigbahnen nach Calais und Dünkirchen von Lille ausgehen sollten. In Folge dieses Votums glaubt man auch noch die baldige Geneh— migung der Linie von Amiens nach Boulogne erwarten zu dürfen. Der 1ste Artikel des Gesetz Entwurfs wurde dann angenommen, und die Berathung über die für die Linien von Calais ünd Dünkirchen zu eröffnenden Kredite . Herr Berryer schlug vor, dieselben für Boulogne um 14 Millionen zu erhöhen; sein Amendement wurde der Kommission zur Begutachtung überwiesen und soll heute diskutirt werden.

Es ist nun auch der ausführliche Bericht des Marschall Bugeaud über das zweite Treffen mit den Marokkanern eingegangen, der jedoch, mit Ausnahme der detaillirten Darstellung des 1 weiter nichts enthält, was nicht schon bekannt wäre. Man ersteht daraus übrigens von neuem, daß El Gennaui, der Befehlshaber der narokfanischen Truppen und Kaid von Uschda, wider den eigenen Willen durch die Zügellosigkeit der unter seinen Befehlen stehenden Soldateska zu den Angriffen auf die Franzosen fortgerissen wird. Diese fanatischen und undisziplinirten Truppen“, heißt es in dem Bericht des General⸗ Gouverneurs, „näherten sich, der Reihe nach, der Konferenz (die zwischen General Bedeau und El Gennaui 2 Kilometer von dem am Ued Muilah befindlichen Lager des Marschalls und 12 Ki⸗ lometer vom marokkanischen Lager stattfand), zwangen Gennaui, sie zu unterbrechen, so sehr er sich auch bemühte, ihren Ungestüm im Zaum zu halten, umringten zuletzt unsere Abgesandten vollständig und begannen auf unsere Truppen zu feuern, die sich in . von unseren Bevollmächtigten hielten; niemals sah man solche Frech— heit und Barbarei.“ Der Bericht endet mit folgenden Schlußfol= gerungen: „Dieser Kampf, den wir, selbst auf Kosten unseres, durch Marokko's Verfahren schwer verletzten Nationalstolzes hatten vermei⸗ den wollen, muß vor und hinter uns einen trefflichen moralischen Eindruck machen. Seit mehreren Monaten priesen uns die Araber die regelmäßige Kavallerie des Kaisers an; nach ihren Aeußerungen war ste unüber= windlich. In den beiden Gefechten vom 30. Mai und 16. Juni haben wir gezeigt, daß die afrikanische Armee ihr weit überlegen ist. Unsere Infänterie⸗Tirailleurs sind nicht einen Fußbreit vor ihr ge— wichen, und unsere Kavallerie hat die Abidsbokari's (regelmäßige marokkanische Kavallerie) mit großem Erfolge und ohne Zaudern an⸗

egriffen. Wenn die Stärke der Zahl auf Seiten des Feindes ist, I; ist auf der unsrigen jetzt die moralische Stärke. Wir haben diese stolze Race belehrt, daß es unmöglich ist, uns hinter die Tafna zurück—⸗ zudrängen. Dies aber ist der Zweck, weshalb Abd el Kaber unter⸗ stützt und beschützt wurde und weshalb man Aufruhr unter unseren Gränzstämmen aussäete.“ ö

Das Journal des Débats, welches bisher alle irgend mög⸗ liche Zurückhaltung und Mäßigung in der Differenz mit. Marokko empfohlen hatte, damit der Ausbruch eines vollständigen Krieges ver⸗ mieden werbe, scheint jetzt die Erhaltung des Friedens kaum noch für

möglich zu halten. „Die gehässige Treulosigkeit der marolfanischen Truppen“, sagt das ministerielle Blatt heute nach Mittheilung des Bugeaudschen Berichts, „und der Kampf vom 165. Juni haben die Schwierigkeit gewissermaßen unauf löslich gemacht. Man jst zwar sortwährend überzeugt, daß Alles gegen den Willen des Kaisers ge⸗ schehe; wenn aber seine eigene Garde vorwärts stürzt, statt die undis⸗ ziplinirten Stämme im Zaum zu halten, wozu können dann die Be⸗ theuerungen und Stipulationen eines Souverains dienen, der nicht mehr Herr ist bei sich zu Hause, und dessen Truppen hinfort den Aufreizungen des ehrgeizigen Abd el Kader folgen! Die Agenten Abd el Kader's, der die Seele aller dieser Bewegungen ist, haben das Gerücht verbreitet, die Franzosen verlangten die Abtretung des ganzen Gränzgebiets, sie wollten außerdem den Kopf Abd el Kader's, und sie böten dem Kaiser eine Kameelladung in Gold-Quadrupeln als Preis für diesen Kopf. Die befannte, Habgier ihres Souverains und die Wildheit der muselmännischen Sitten gaben dieser unsinnigen Erdichtung in den Augen der Marokkaner viel Wahrscheinlichkeit. Es werden nun unaufhörlich Verstärkungs⸗ Truppen von Algier nach Oran befördert. Am 19ten traf ein Bataillon des 41sten Regiments in Oran ein. Ein anderes Bataillon dieses Regiments sollte nach Tenes transportirt werden, um das Lager von Orleansville zu verstärken. Man spricht von militairischer Occupation der Küste und des Eilands von Gasuna an der Mün,/ dung des Nedroma⸗Flusses auf der äußersten Gränze von Marokko. Dagegen hatte die Dampf- Fregatte „Asmodée“, welche am 15ten von Oran abgegangen und am 2lsten zu Toulon angekommen war, die Nachricht mitgebracht, der Kaiser Muley Abderrhaman habe auf das von dem französischen General⸗Konsul zu Tanger übergebene Ultimatum bie befriedigendste Antwort ertheilt. Auch der am alsten zu Marseille angekommene, „Phenicien“ brachte die Kunde, es sei in dem Augenblick, wo er Gibraltar verlassen, dort allgemein das Ge—⸗ rücht von einer friedlichen Ausgleichung der Differenz zwischen Frank- reich und Marokko verbreitet gewesen. Diese Nachrichten bedürfen aber natürlich noch sehr der Bestätigung, da sie auf bloßen Gerüch—

ten beruhen.

n Paris, 28. Juni. In der Deputirten-Kam mer er hob i, um 1 Uhr wieder noch nicht die nöthige 3c von Mitgliedern anwesend war, eine Diskussion hierüber. Eine, . im Eentrum verlangte den Namens⸗Aufruf. Herr Monnier de la Sizeranne aber bemerkte, der Namens-Aufruf, so wie er üblich sei, habe das Mißliche, daß er den abwesenden Mitgliedern Zeit zur An⸗

kunft lasse, also kein Resultat liefere; denn am folgenden Tage seien

di itglieder nicht pünktlicher als am vorhergehenden. Er hält es fi? . ,, Mitglieder ermitteln und die Namen der Abwesenden in vier öffentliche Blätter einrücken zu lassen. Der Präsident gesteht den llebelstand des Namens- Aufrufs zu und wünscht Abhülfe im Reglement. Inzwischen werde einer der Secre⸗ taire zum Namens-Aufruf in der gewohnten Form schreiten. Dieser beginnt, wird aber nach einer halben Stunde durch Lie Ankunft nener Mitglieder unterbrochen. Der Präsident läßt nun die gestern abgebrochene Diskussion über, die Eisenbahn von Paris nach der belgischen Gränze mit Zweigbahn nach dem, Kanal fortsetzen. Der Berichterstatter, Herr Lanyer, erstattet Bericht über bie Beschlüsse der Kommission hinsichtlich der an sie zurückverwiesenen 3 Amendements der Herren Berryer, de Keißer und Baude. Die beiden Ersteren verlangen unmittelbare Geldanweisung zur Erbauung der Bahn von Amiens nach Boulogne über Abbeville., Tie Kom⸗ mission hat nach Anhörung des Finanz- Ministers diesen Vorschlag nicht annehmen können, dagegen das Amendement des Herrn 6 annehmbarer gefunden, der eine Konzession für eine sich anbietende Ge= sellschaft vorschlug. Nur die Dauer der verlangten de ngen auf 99 Jahre schien der Kommission zu lang. Sie , aher ein Amendement, wodurch der Minister der öffenttichen Arbeiten . , ö. sten Session ermächtigt wurde, eine Konzesston zu ertheilen, deren Dauer

scht sten dürfte. Diese Gesellschaft hätte an der zber 0 Jahre ncht be fh en e 1 und Etaples alle Arbei⸗

) ü ö, , eine Subvention von 3 Millio-

i ielte vom z , ,, 2 durch öffentlichen Zuschlag ertheilt. Der

Hrn i . anf, tlichen Arbeiten unterstützt den Kommissions⸗ Antrag, und Herr Berryer schließt sich, sein Amendement zurück⸗

hen an. Das Amendement der Kommission wird an⸗

ö , n. der Konzession jedoch vorbehalten, da Unter Amendements in dieser Hinsicht beantragt sind. Endlich wird auf Herrn Muret de Bont's Antrag die Dauer von 99 Jahren und dann der ganze 2te Artikel in seiner neuen Fassung angenommen.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 26. Juni. Die gestern ver⸗ tagte Debatte über die Korngesetze wurde heute beendet und Herrn Vllliers Antrag, diese Gesetze gänzlich abzuschaffen, mit 328 gegen 124 Stimmen, also mit der bedeutenden Majorität von 204 Stimmen, verworfen. Die bekannten Argumente für und wider den Antrag

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endste, Prächtigste und. Köstlichste, was die geistliche Poesie des hristenthums hervorgebracht hat. Ein Himmel und Erde durchtönendes Orgelwerl n. im Bange zu sein, das mit Schauern innerer Unwürdig= leit, mit Flehen und Zerknirschung, mit Frohlocken über Gottes Güte, mit Klagen und Seufzern über den menschlichen Fall, und mlt Triumphiönen der Erlösung das Weltall durchzittert. Oder das Feuer der Todes- Trun- kenheit ö. aus Triumphliedern der Märtyrer, glühendsremd, im Gewande des bunigefleckten Tigers, und bildet so die Höhe dieser freieren und mehr elstatischen Tonart, entgegen der mehr gemessenen und gedämpften altrömi⸗ schen, ähnlich wie sich auch in der profanen Dichtung des Südens Calde—⸗ ton 's buntflammende Lichter von Dante's düsterer Sirenge und Tasso's ge—= sättigtem Farbenschmelz unterscheiden. Mit Fortunatus geht dieser reichere Liedeston nach Italien über, in den Echauern seines Vexilla regis und Pange lingua und setzt sich hier und in Frankreich später zu den reichen Gesangs ⸗Adern eines Peter Da— miani, Thomas von Aquin, Adam von St. Victor, Bern⸗— hard, Bonaventura sort, bis er in den Schrecken des flammenden Dies ira und den süßen Seufzern des Stabat mater seine beiden höchsten und berühmten Gipfel erreicht, zu denen diese Poesse aufwuchs, den der Vorstel⸗ lung des Weltgerichts und den des Manlendienstes. Aber was zwischen shnen die Mitte biidet und zugleich immer die Tiefe der christlichen Vich tung gewesen ist, ist das Element eines liefen Reueschmerzes, worin leich einem M Tn nißzollen Baum das Holz des Kreuzes als das centrale . liche Mysterlum hervorblickt.“ Einen bedeutenden Gegensatz zu dieser ganzen Entwickelung des latei⸗ ilch Ge nge bildet der k Hier findet sich in den älteren Lie- Ern die erste subeivolle, ii hen, jungfräuliche Begeisterung, mit der die . gas Chissten kam enpfing, ein überschwẽellendes Enigegeniauchzen, en D* in seinei sejbst und der Hzanzen Welt über dem genäht sen Geh einmiß. GWbeiglann Hen altgriechtjcht Tzput in Vergleich zu allen übrigen Formen ** .. ic n af genannt werden. Ble Erinnerungen an den , , 68 ieren ir, i , en Unvolllommen ĩ P walt nach höherem Shen nend ol ier ein, die sie mit unendlicher Ge⸗ 1 u.

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Georg Friedrich Händel's Stammbaum, nach Original-

1 ; 9 quellen und authentischen Nachrichten aufgestellt und erläutert von Ir. K. E. Förstemann, dirigirendem Secretair des thüringisch⸗sächsischen Vereins für Erforschung des vater= ländischen Allterthums zu Halle. Leipzig bei Breitkopf und Härtel 1814. Groß Quart, 12 Seiten,“

Die Aufstellung geneglogischer Ucbersichten hat für dynastische und eib— schaftliche Interessen ihr Gutes und Nützliches; ob diese aber für die Wür⸗ digung eines großen Komponisten von irgendwelcher Erheblichkeit sind, möch= ten wir mit allem Fug in Abrede stellen. Das Haupt-Resultat, das aus obiger Schrift gewonnen wird, ist die Feststellung, daß G. Fr. Händel nicht im Jahre 1684 (wie Matheson, die allgemeine Encyklopädie, Schil- ling und zuletzt noch König Ludwig in „Walhalla's Genossen“ angaben), ondern ein Jahr später im Jahre 1685 (wie schon auch Drevhaupt in D Beschreibung des Saalkreises richtig anführte) das Licht der Welt erblickt hal. Ferner hat die Förstemannsche Schrift aus den Kirchen büchern u U. L. Fr. in Halle ermittelt, daß Händel nicht, wie es an den citirten Eur ien heißt, am 24. Februar geboren, sondern an diesem Tage getauft wurde! Die Geburt ij nach pi n, einen i a, haben.

Während die Notizen, die sich in diesem Werkchen über die Familie Händel finden, nur von sekundärem Interesse sind, nehmen dagegen die mit- etheilten Verzeichnisse der Künstler aller Art, welche sich im 17ten Jahr— . zu Halle zusammenfanden, 9 die allgemeine Aufmerksamkeit der

reunde vaterländsscher a, W n Anspruch. Es wird darauf hin= ewiesen, daß Halle zu denenigen Städten gehört, wo wir ein reges Leben ' Art schon seit Jahrhunderten sehen, und unter den Umständen, welche dazu beigetragen, dori den Sinn sür Kunst und Wissenschaft 9 u beleben und zu erwärmen, wird insbesondere der hervorgehoben, da

alle, wie es e in früheren der f nnn, haufig die Residenz der Erzbischöfe gewesen, so namentlich sein der Zeit, wo Administratoren das Erzstift Magdebur verwalteten, ausschließlich der Sitz seiner Lan⸗ desherren geworden. „Ist es wahr“, heißt es S. 4, „daß der Sinn für Kunst und Wissenschast sich übertragt auf das allgemeine Leben und diesem einen höheren und schöneren Schwung . so dürfen wir auch 4 Halle nicht vergebens nach den Spuren eines dichen Lebens 6 5 r das 16e Jahrhundert erinnere ich nur an den Glanz, welcher sich bei dem

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roßen Schitzenfest zu Halle im Jahr I5co entfaltete, und für das s7te

, . nur an die großen Festlichleiten, welche der Administrator

Ghristian Wilhelm mit hohem Lurxus und, in seltener Pracht bei Gelegen=

heit der Kindertaufe der Prinzessin Sophie Elisabeth im Jahre 1616 zu alle veranstaltete.“

ö Das . der im 17ten Jahrhundert aus Halle hervorgegan⸗ enen Bildhauer, Maler und Musiker schließt mit dem Organisten Friedrich

ilh. Zach au, dem Lehrer des großen Händel. n.

rier, im Juni. Auch hier hat sich, nach dem Beispiele anderer ter eh. Nhlin⸗ Provinz, ein Verein für Berschönerung der Stadt und deren Umgegend am 9. März d. J. konstituirt und Statuten entworfen, welche von dem Herrn Ober-Präsidenten genehmigt worden sind. Der Vor= stand besteht aus zwei beständigen (Ober- Bürgermeister und Stadt ⸗Bau⸗ meister) und sieben wechselnden Direftoren. Der Verschönerungs-Verein ist gleich thatkräftig aufgetreten, und schon sind auf den Betrieb und aus den Mitteln desselben Garten- Anlagen (Bosquets) vor dem Simeons- Thore, unserer merkwürdigen porta nigra, de, n,, worden. Es wäre nur zu

. über mehrere Mittel zu gebieten hätte, denn der wünschen, daß der . 5 2 als eiwa ZaG Rihir. beigen. Ob⸗

J onds soll für je

3 3 beg ill y. gleich 100 Rthlr, ein anderer 25 Rthlr. un- lerzeichnete, so haben doch andere sehr zeiche Leute nur 2 oder höchstens 3 Rihlr. gezeichnet. Die Ehre, für ihre Vaterstadt etwas zu thun, überlassen diese Leuie gern Anderen, und bei dergleichen Unterzeichnungen für nützliche Zwecke, sogar für die Unterstützungen der Armen, sind es nicht die Trier- schen ah fn, sondern mehrentheils die Beamten, welche reichliche Spenden geben. Es sind aber nicht allein die Mittel, welche die Verschö= nerung der Stadt hindern, sondern auch noch manche andere Verhältnisse. Der fh latz, der den unschönen Namen Viehplatz sührt, und der Pferdemarkt könnten Zierden der Stadt werden, aber auf dem Viehplatz wird alle Monate ein Viehmarkt abgehalten und auf dem Pferdemarkt wer⸗= ben die Schweine zum Verkauf ausgestellt.

Vermischtes. 3 Jena befinden sich im laufenden Semester 437 Studirende. Freibung in Baden zählt in diesem Sommer nur 228 Studirende.

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wurden zu Anfang der Sitzung von mehreren Rednern zweiten und dritten Ranges weiter ausgeführt.

Her Stratford O. Brjen bekämpfte die Anti⸗corn⸗law⸗league und suchte zu beweisen, daß dieser Verein, troßz seiner Geldsammlungen, im Be—= trage von 156, 000 Pfd., nach sechsjähriger Agitation schlechter stehe, als jemals, also in der offentlichen Meinung nichts gewonnen habe.

Her Ward unterstützte dagegen im Intereffe der arbeitenden Klassen den Antrag und schmähte die Parfei des „jungen England“, welche sich der armen Klassen so eifrig annehme, wo es gelte, auf Anderer Kosten menschlich zu sein, welche in der Fabriffrage so0 energisch aufgetreten sei und gegenwärtig vor kleinen Opfern zurückschrecke.

Derr obden, das bekannte Haupt der League, rekapitulirt in aus- gedehnter Rede die Gründe für die Abschaffung dieser Gesetze und erklärt, daß, so lange dieselben bestehen, die Fabrit-⸗Arbeiter die Steuern der Grund? besitzer zahlen müßten. Er für seine Person wolle den freien Handel nicht blos in Betreff des Korns, sondern aller Gegenstände; werde aber nur erst der Schutz des ersten aufgehoben, so müßte jeder andere gleichfalls fallen. In der allgemeinen Abschaffung aller Schutzzölle liege nichts Revolutiongi' tes und Unpraftisches, da sie nur Schutz- Abgaben betreffe, die im Ganzen sich auf jährlich 2,566,000 Pfund beliefen. Man brauche nur die Kolonial⸗ Zölle auf gleichen Fuß mit den anderen zu stellen, um den Ausfall in der Staats- Einnahme zu decken. Er fordere vor Allem aber von dem Mini— ster . Beweis, daß die Korngesetze auf Gerechtigleit und Vernunft sich gründen.

Sir R. Peel; Sir! Ich habe nicht die Absicht, das Haus über die⸗ sen Gegenstand lange auszuhalten. Das Haus foll heute einer Benefiz- Vorstellung ener Gesellschaft beiwohnen, welche gewöhnlich im Covent⸗ Garden ihre Stücke aufführt, und es thut mir leid, dieselbe nicht im vollen Genuß ihres Benesizes lassen zu können. (Gelächter. Ich will über un— seren Gegenstand leine neue Ansichten offenbaren, aber Sir, ich will den Schutz rechtfertigen, welcher der Agrilultur gewährt wird. Ich spreche nicht von der Aus⸗ dehnung dieses Schutzes, sondern behaupte im Allgemeinen, daß die Agrikultur unseres Landes, sowohl in Nüclsicht auf Gerechtigkeit, als Politik, Ansprüche auf Schutz hat. (Lauter Beifall. Es giebt besondere und eigenthümliche Lasten, welche auf den Grundbesitz ruhen. Ich bin der Ansicht, daß jenes Gesetz, welches Abgaben zur Unterstützung der Armen auferlegt, und welches nicht nach dem Ertrage der Gewerbe⸗Industrie, sondern der Agrikultur ent⸗ worfen ist, eine besondere Last der leßteren aufbürdet; ich bin eben so der Ansicht, daß es Beschränkungen giebt hinsichtlich der Verwendung des Ka— pitals auf die Agrikultur; und darum halte ich dafür, daß auf Hrund der Gerechtigkeit die Agrikultur ihren Schutz beansprucht. Aber auch die Poli⸗ tik und die Interessen des Gesammtwohls rechtfertigen diesen Schutz. Ich rechtfertige ihn nicht in Betracht der besonderen Lage der Grundbesitzer, sondern weil ich glaube, daß ein großes allgemeines Ülebeß die Folge der Annahme ge- genwärtigen Antrags sein würde. Das heißt, ich glaube, daß es mit Aus- nahme der Anti- corn-law-leagne nicht zehn denkende Männer im Lande giebt, welche eine plötzliche Aufhebung aller Schutzzölle der heimischen ober Kolo⸗ nial-Produlte den allgemeinen Interessen des Landes für vortheilhaft hal⸗ ten. Der ehrenwerthe Herr erklart freilich eine solche Abschaffung als das Ziel seines Strebens; aber ich behaupte, daß bei der gegenwärtigen Lage des Landes dadurch unsere Handelsgeschäfte paralysirt und eine allgemeine Verwirrung und Gedrücktheit herbeigeführt werden müßte. Die arbeitende Klasse, weit entfernt, durch eine solche Aenderung zu gewinnen, würde in den allgemeinen Ruin mit hineingezogen werden, denn die Annahme des gestellten Antrages würde nothwendlgerweife die Abschaffung aller und jeder Schutzzölle zur Folge haben und die Verwirrung allgemein machen. Bei dem künstlichen Zustäande, in welchem wir leben, halte ich es für noth— wendig, daß zum Schutze der Interessen aller Handels- und Fabrik ⸗Klassen nach dem so lange Zei hindurch aufrechterhaltenen Prohibitiv⸗Systeme nur sehr vorsichtig und allmälig mit der Entfernung der Prohibitionen vorge⸗ schritten werden darf. Ich bin der Meinung, daß eine solche Aenderung weit sicherer vollbracht wird, wenn man sie ohne Verletzung bestehender In⸗ teressen bewirst. Ich sehe auf den Umfang des auf die Landes-Kultur Der- wandten Kapitals; ich sehe auf die Beziehungen Irlands zu unserem Lande; ich sehe, wie die Wohlfahrt jenes Landes fast gänzlich von dem Zustande seiner Agrikultur abhängt; ich sehe, daß der Betrag des Gewinns, den wir aus unserer heimischen Agrilultur ziehen, nicht weniger als 9 Zehntel un- seres ganzen Bedarfs ausmacht; ich fehe endlich auf die Lage der beschäftigten Bevölkerung. Wohl fenné ich Ihre starren Grund⸗ sätze der Staats Oekonomie, und ich, will, fie in der Theorie nicht bestreiten, aber ich beachte die eigenthümlichen Umstände und die mannigfachen Interessen, welche nach und nach durch das Schutz system entstanden sind. In der Theorie erkenne ich die aufgestellte Doftrin für richtig an; es mag immerhin wahr sein, was man behauptet, daß die Be= völkerung, der man den Schutz entzogen, sich einer anderen Beschäftigung zuwenden wird; aber wir sind nicht bloße Theoretiker, die mit abstraften, eingebildeten Dingen zu schaffen haben; wir müssen im Gegentheil die In⸗ teressn, den Komfort, die Existenz Millionen menschlicher Wesen im Auge haben, und dürfen nicht jene Rücksichten außer Acht lassen, welche sich der Betrachtung jedes Gesebgebers und Staatsmannes darbieten. Darum muß ich in Betracht der langen Zeit, während welcher das Schutzsostem bestan⸗ den hat, in Betracht des Kapitals, welches auf den Ackerbau verwendet worden ist, in Betracht der großen, bei dieser Frage betheiligten Interessen nicht aus irgend einer Rücksicht für die Interessen der Grundhesitzer oder Pächter, sondern aus Rücksicht für die Interessen aller Klassen mich entschie⸗ den dem Vorschlage zu der unmittelbaren Entseinung des Schutzes der Agrikultur widersetzen.“ ,

Der Minister gab im weiteren Verlaufe seiner Rede wiederholt die Erklärung ab, daß er nicht daran denke, das Korngesetz von 1842 zu ändern und widerlegte alsdann die Argumente der gestrigen Rede Lord Howick's, worin dieser sich zum Vertheidiger der Anti⸗corn⸗law⸗league aufgeworfen hatte. Sir R. Peel behauptete namentlich, daß bie Forderung, welche Lord Howick als ein Recht der arbeitenden Klassen hingestellt, „ein gutes Tagewerk verdiene ein gutes Tagelohn“, von keiner Legislatur gesichert, von keinem gesellschaftlichen Zustand, selbst nicht dem Amerika's, für die Dauer gewährt werden könne. Es wäre demnach schädlich, sich Hoffnungen hinzugeben, welche niemals in Er= füllung gingen. Lord Howick rechtfertigte seine gestrigen Bemerkun—⸗ gen dadurch, daß er seinem Worte eine andere Deutung gab, als der Premier-Minister. Er habe nur behauptet, daß in einem gesun⸗ eh Zustande der Gesellschaft jede Arbeit sich allemal ihren Lohn

kre.

Nachdem noch einige Mitglieder im Interesse der Jabrik-⸗Industrie für den Antrag gesprochen, erfolgte die oben gemeldete Abstimmung und Verwerfung desselben. Herr Ferrand hatte sein gestern gestelltes Amendement zurückgezogen.

Lon don, 28. Juni. Der Standard bringt heute die Nach⸗

richt von der Ernennung des Nachfolgers Lord de Grey's: „Wir glauben, nunmehr mit Bestimmtheit erklären zu können“, sagt das ministerielle Blatt, „daß Lord Heyteobur zum Nachfolger des Grafen 2 ö dem wichtigen Amte eines Lorb-Lieutenahts von Irland ernannt ist.“

Die gestrigen Verhandlungen bes Parlaments waren von unter— geordneter Bedeutung. Im Unterhause erhielt die Zuckerzoll-Bill nach einiger Diskussson ohne weitere Abstimmung die dritte Lesung, worauf das Haus mit dem Comité Berathungen über die Bank-Blil sich beschäftigte. Im Oberhause kam außer einer kurzen resultat⸗ losen Debatte über das irländische Armengeseßz nichts von Belang vor.

Ein, Brjef bes Missiongir Wolff an' sämmtliche Missions / Anstal⸗ ten, datirt Merve, 236 Miles von Bochara, den 15. April 1844, schildert die Aussich ten auf den Erfolg seiner Misston als sehr trübe, und deutet auf die Möglichkeit, daß er selbst ein Opfer derselben werde.

Nachrichten vom Cap vom 4. Mai zufolge, lagen nicht weniger als 37 Schiffe bei Ichaboe, um Guano einzunehmen.

Dänemark.

Kopenhagen, 28. Juni. Man erzählt, der König habe vor der Abfahrt des Bampfschooners „Hella“ ine Anrede an die Offi⸗

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ziere desselben gehalten und sie ermahnt, sich freundlich und zuvor⸗ kommend gegen die schwedischen und norwegischen Offtziere zu be⸗ nehmen, mit denen sie in Berührung kommen würden, da beide Flo⸗ tillen gemeinschaftlich operiren sollten.

Das kfolossale, aus Lehm geformte Modell des Aeskulap, welches noch unter Thorwaldsen's Aufsicht in dessen Atelier begonnen wurde, ist vorgestern Nacht umgestürzt, hat indeß glücklicher Weise keinen Schaden im Atelier angerichtet.

Spanien.

s. Madrid, 22. Juni. In vorgestriger Nacht sind sämmt— liche Minister von hier nach Barcelona abgegangen, wo sie wahr⸗ scheinlich bereits eingetroffen sind, indem die Reise in 57 Stunden zurückgelegt werden sollte. Diese schleunige Abreise und die verschie⸗ denartigen ihr untergestellten Bewegungsgründe haben hier eine Art von Bestürzung verursacht, in deren Folge die dreiprozentigen Pa— piere an der gestrigen Börse um 1 pCt. wichen. Natürlich benutzen die Gegner der Regierung diese Gelegenheit, um die beunruhigendsten Gerüchte in Umlauf zu setzen. Bald geben sie an, es werde in Bar⸗ celona ein Gewaltstreich vorbereitet, durch ben der Freiheit und der Verfassung Spaniens (obwohl der progressistischen Presse zufolge, be⸗ reits in Sklaverei und Willkürherrschaft umgewandelt) ein Ende ge⸗ macht werden solle. Bald heißt es, die Vermählung der jungen Kö— nigin mit dem Sohne des Don Carlos sei in Barcelonn nach dem Eintreffen des Pafer Fulgencio von Bourges beschlossen worden. Mit größerer Bestimmtheit wird behauptet, die früher hier zurückgebliebenen vier Minister hätten eine Art von Programm nach Barcelona geschickt, worin sie auf Auflösung der Cortes und Einbe“ rufung einer neuen Versammlung, welche zur Einführung verschiede— ner organischer Gesetze ermächtigen solle, antrügen, und zugleich er— klärten, bis dahin sich streng an die Vorschriften der Constitution hal⸗ ten zu wollen. Dieses Programm hat bei den beiden in Barcelona befindlichen Ministern keinen Anklang gefunden und die Königin nun die übrigen dorthin berufen, um eine gegenseitige Verständigung her⸗ beizuführen. Uebrigens scheint es keinem 3 f zu unterlegen, daß die zwischen dem General Narvaez und dem französischen Botschafter , . Verhältnisse einen immer unfreundlicheren Charakter an⸗ nehmen.

Ich schrieb Ihnen neulich, daß der hiesige englische Gesandte in Gemeinschaft mit dem Grafen Bresson, die . und Maroklo obwaltenden Streitigkeiten auf dem Wege der Vermittelung auszugleichen bemüht wären. Die Erläuterungen, welche Lord Aber? deen in der Sitzung des britischen Oberhauses vom 13ten ertheilte, dienen meiner, Angabe zur Bestätigung. Ich erwähne dieses nur des⸗ halb, weil die mir bis jetzt vorliegenden französischen Blätter in der von ihnen gegebenen Uebersetzung der Rebe Lord Aberdeen's dessen ausdrückliche Erklärung, der französische Botschafter habe die vermit— telnden Bemühungen des englischen Gefandten unterstützt, völlig unter⸗= drücken, obgleich sie im englischen Texte zu sinden ist. Die französischen Wppositions⸗-Journale erheben sich sogar gegen diese zwischen Spanien und Maroffo eingelegte Vermittelung Englands. Was werden sie erst sagen, wenn sie erfahren, daß die französische Diplomatie sich diesen vermittelnden Schritten anschloß, bevor es zu Feindseligkeiten zwischen Marokko und Frankreich selbst kam?

Es verlautet, der päpstliche Stuhl zeige sich unter gewissen Be—

dingungen bereit, Isabella II. als Königin von Spanien de facto und unter dem Vorbehalt aller Rechts- Ansprüche dritter Personen anzuerkennen. Man bezweifelt jedoch, daß die diesseitige Regierung auf ein solches Verhältniß eingehen werde.

Die Nachrichten von einer in Sevilla entdeckten Verschwörung haben sich als unbegründet erwiesen.

Man berechnet, daß in Folge ber von dem Jinanz⸗Minister mit den Inhabern der Schatzkammerscheine abgeschlossenen llebereinkunft monatlich an 3 Millionen Piaster baar in bie Staatskasse fließen werden. Auch hat der Finanz⸗Minister allen Intendanten die Vor— schrift ertheilt nur Zahlungen in baarem Gelde anzunehmen und alle Papiere zurückzuweisen. Uebrigens wird sich bei der mit den einzel⸗ nen Staats- Gläubigern der bezeichneten Klasse nun vorzunehmenden Liquidation erweisen, daß manche derselben, anstatt zu Forderungen berechtigt zu sein, bedeutende Summen an den Staat zu zahlen haben.

Die 3proc, Papiere sind heute abermals um (tw's, gewichen. Man bezahlte sie mit 263, baar; 267, R auf 60 Tage.

Portugal.

A Lissabon, 19. Juni. Der Minister des Innern hat durch seinen sehr geschwächten Gesundheitszustand genöthigt a L auf einige Zeit die Last der Geschäfte abzuwerfen, um in der Ruhe die Erholung zu suchen, deren er bedarf. Die Königin selbst ver⸗ mochte ihn, dem Vernehmen nach, dazu, nachdem er trotz seines sicht= bar leidenden Zustandes lange widerstritt; die Gewißheit, daß die politische Krisis, welche der neuerlich unterdrückte Aufstand hervor⸗ gerufen, glücklich vorüber und vorerst nichts weiter zu besorgen sei, hat vorzüglich seinen Widerstand überwunden. Herr Costa Cabral wird in Leitung der Geschäfte seines Departements einstweilen durch den Kabinets Präsidenten, Herzog von Terceira, vertreten. Indeß möchte keine wichtigere Frage entschieden werden, ohne zuvor seine Meinung und Gutachten eingeholt zu haben, und wenn auch nur ein Anschein von neuer Krise einträte, wäre der unermüdliche Minister sicherlich sogleich wieder auf seinem Posten. Für die Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe wacht nach wie vor der Civil Gouverneun der Hauptstadt, Herr Jose Cabral, Bruder des Ministers, ein gleich⸗ falls sehr energischer Mann, der aber gerade dadurch, daß er bei Voll⸗ zug von Verwaltungs-Maßregeln welcher Art immer so wenig Um⸗ stände macht, viele Feinde hat. Gegen ihn richtet die Opposstions⸗ Presse fast eben so heftige Angriffe, als gegen seinen Bruder, den Minister.

Die Leere des Schatzes dauert fort und Abhülfe dafür ist noch nicht abzusehen. Auch die Geschäfte im Weinhandel liegen darnieder, in Porto wie in Madeira, selbst zu geringen Preisen sind gute Weine nicht an den Mann zu bringen.

9 aiti.

S Paris, 27. Juni. Im Widerspruche mit den ge ern mit⸗ getheilten Nachrichten aus Haiti, die über 2. . sind, meldet ein Schreiben aus Port au Prince vom 21. Mai esne gün⸗ stigere Lage der Dinge auf jener JInsel. Der General Guerrier war, diesen Angaben zufolge, ani 9. Mai feierlich in die Prãäsidentschaft installirt, Herard, der bisherige Präsident, von seiner Armee vor Azua derlassen worden, und soll nur noch etwa zwanzig ihm treu gebliebene Offiziere bei sich haben. Er und der Kriegs⸗Minister, Herard Du⸗= mäesle, welcher der Gegenstand des allgemeinen Hasses und der tief⸗ sten Verachtung geworden, ward durch die National⸗Versammlung aus der, Insel verbannt, und Letzterer hatte sich bereits von Port au Prince aus auf das englische fig shiss Fregatte „Spartan“, gefliichtet. Der General Salomon, der gleich anfangs bei Herard's Ernennung zum Präsidenten diesem widersetzte, und in Folge des Mißlingens seines Versuches gefangen und verbannt wurde, ist nach Port au Prince zurückgekehrt, von wo aus er nach Aur Cayes ging, um mit dem General Acaau, welcher dieser Stadt Meister ist, Behufs seiner Unterwerfung unter die neue Central⸗

Regierung Unterhandlungen anzuknüpfen. Acaau hatte am 10. Mai zu Aux Caves eine Proclamation erlassen, worin er gewissermaßen über sein bisheriges Verfahren Rechenschaft ablegt. General Acaau erklärt darin, daß er den Beschlüssen seiner Brüder“ zu Port au Prince sich anschließe, jeboch mit dem Vorbehalte, daß man dem ab⸗ gesetzten Präsldenten Herard nicht seinen Grad und seine von der National⸗Versammlung ihm votirte Pensson lasse und die Ernennung Lazare's zum Ober-Befehlshaber der Departements des Westens und des Südens zurücknehme. Man glaubte indeß nicht, daß dieselbe auf seine Anforderungen eingehen, die verlangten Zugeständ⸗ nisse machen, sondern vielmehr, daß man ihn mit Waffen⸗ gewalt zu bezwingen suchen werde. Der Parteiführer Jeannot, der zu Jeremie die Fahne der Empörung gegen Herard aufgepflanzt hatte, hatte sich dem Präsidenten, Gencral Guerrier, unterworfen, dem auch, General Pierrot zu Eap Haiti ergeben blieb. Das Ein angs erwähnte Schreiben sieht die Lage der Dinge in günstigem Lichte, und spricht die Hoffnung aus, daß die neue Ordnung? der Dinge bald die vollständige Beruhigung der Insel, ja selbst eine Verständigun mit der neuen dominikanischen Republik herbeiführen werde. 6 mögen diese Hoffnungen doch etwas zu sanguinisch sein. Sobald die Ruhe und Ordnung hergestellt sein wird, soll man Commissaire nach Franlreich abzuschicken beabsichtigen, um mit den Inhabern der Schuld⸗ titel des Anlehens, von welchem sest einem Jahre weder Zinsen be⸗ zahlt wurden, noch die vertragsmäßig stipulirke Ziehung einer gewissen Anzahl zurückzuzahlender Obligationen stattgefunden hat, eine Ueber⸗ einkunft für die Regelung dieser Angelegenheit zu treffen.

Nach Briefen aus Port au Prince vom 2J. Mai hat der vo⸗ rige Präsibent Herard seine Unterwerfung erklärt. Die französischen Handelsschiffe setzten ihre Waaren ans Land, und die Handelsge⸗ schäfte hatten wieder eiwas Regsamkeit gewonnen, obgleich natürlich die politischen Erschütterungen des letzten Jahres und besonders der letzten Monate noch schwer auf ihnen lasten.

Eisenbahnen.

Die Leipziger Zeitung meldet aus Zittau: „Von der Staats-Negierung ist die nachgesuchte Konzession zum Bau einer Eisenbahn von Löbau nach Zittau ertheilt und sind dem proviso⸗ rischen Comité die Konzessions⸗Bedingungen bekannt gemacht worden. Die Staats-Regierung hat sich hierbei nach einem Viertheil des An lage⸗- Kapitals zu betheiligen beschlossen und das Ende der Bauzeit auf den 1. Juli 1817 festgestellt. Es werden nunmehr die Cinlei⸗ tungen, nach welchen unter Einvernehmen mit der Regierung die Ein⸗ zahlungen auf die provisorisch gezeichneten Actien nach Höhe von 10 pCt. ausgeschrieben werden sollen, erfolgen.“

Aus Kassel wird unterm 24. Juni gemeldet:

„Die Unterhandlungen zur Fortsetzung der Thüringschen Eisenbahn auf lurhessischem Gebiete sowohl in der Richtung nach dem Main und Frank— furt, als in der nach dem Niederrhein und Westphalen, sind in Folge des bekannten Titulaturstreits auf ein unvorhergesehenes Hinderniß gestoßen. In Kassel weigert man sich, die Mittheilungen der Sachsen-Koburgschen Re—

gierung und Behörden, die sich des Hoheitstitels für den regierenden Herzog

bedienen, anzunehmen; falls aber kuihessischerseits keine bestimmte Erklä⸗ rung erfolgt, die von Halle bis Eisenach beabsichtigte Eisenbahn weiter fort= führen zu wollen, droht die Gefahr, unser Land umgangen zu sehen, denn schon hört man, daß Unterhandlungen mit der bayerischen Negierung ange⸗ snüpft werden dürften, um die Thuüͤringsche Eisenbahn mit Baniberg in Ver⸗ bindung zu bringen und durch Franken Frankfurt zu erreichen. Es hat deshalb der hiesige Magistrat, da die Stadt Kassel in einem vorzüglichen Grade bei möglichst baldigem Besitz von Eisenbahn Verbindungen interessirt ist, sich mit einer dringenden Vorstellung unmittelbar an Se. Hoheit den Kurprinzen-Regenten zu wenden, besch lossen.“

Robert Stephenson, einer der talent- und verdienstvollsten eng⸗ lischen Ingenieure, von ben Direktoren der Chester⸗Holyhead⸗Eisen⸗ bahn zu einer Begutachtung des Spstems der atmosphärischen Eisenbahn veranlaßt, erstattete auf den Grund zahlreicher, mit eben so großer Umsicht als Gründlichkeit angestellter Versuche auf der Kingstown⸗Dalkey⸗Bahn einen Bericht, welcher kürzlich im Druck er⸗ schienen ist. Der Schluß dieses Berichts rekapitulirt den wesentlichen Inhalt desselben in folgenden Sätzen: 1) das atmosphärische System ist kein wohlfeiles System der Kraftfortpflanzung und steht in dieser Beziehung sowohl der Lokomotive als der stehenden Dampfmaschine mit Seilen nach. 2) Es ist nicht darauf berechnet, größere Ge—=

schwindigkeiten nachhaltig zu gewähren als der Lokomotivenbetrieb.

3) Es wird in den meisten Fällen keine Ersparniß in den Anlagekosten einer Eisenbahn gewähren, sondern dieselben beträchtlich erhöhen. ) Das atmo⸗

sphärische Prinzip könnte etwa angewendet werden aufeinigen kurzen Eisen⸗

bahnen, wo starker Verkehr, zahlreiche und kleine Züge und Stei⸗

gungs⸗-Verhältnisse anzutreffen sind, welche den Betrieb ' mit Lokomo—

tiven unmöglich machen; ferner 5) auf Eisenbahnen von 4 = 5 engl.

Meilen Länge, welche einen frequenten und raschen Verkehr in der

Nachbarschaft großer Städte e,. zwei Endstationen ausschließlich

und direkt vermitteln. 6) Auf kurzen Linien, wie die Blackwall⸗Eisen⸗

bahn, deren Verkehr hauptsächlich durch Zwischenstationen bedingt

wird, ist das atmosphärische Prinzip nicht anwendbar, und steht jeder

Einrichtung, mittelst welcher für die Zwecke des Zwischenverkehrs ein⸗

zelne Wagen von einem Seile losgemacht werden, weit nach. 7) Auf

langen Eisenbahn- Linien können die Bedingungen eines starken Ver⸗

kehrs durch ein so unschmiegsames System wie das atmosphärische,

dessen Wirksamkeit so gänzlich von dem vollkommenen Zustande aller

einzelnen Theile seines Mechanismus abhängt, nicht erfüllt werden.

Handels- und görsen - nachrichten.

Die China⸗Fahrt eines preußischen Schiffes.

Der Hamburger Correspondent enthält den nachstehenden Bericht aus Hamburg (28. Juni):

Unter den vielen schönen Schiffen unter hamburgischer und verschie⸗ denen anderen Flaggen, die jetzt unseren Hafen zieren, sehen wir mit Ver= gnügen einen bekannten China-Fahner, das durch seine ausgezeichnete Construction und, als Schnellsegler rühmlichst bekannte preußisch' Schiff Prinzeß Louise“, Capitain Rodbertus, der Königl. Seehandlungs= Sozietät in Berlin gehörig, welches von einer sechsten Reise um die Erde, zWuletz von Canton mit einer besonders schön assortirten und reichen Ladung Thee hier eintraf, ein Genuß der direkten Importation, den wir seit meh⸗ 6. Jahren zum Bedauern vieler im Thee-Geschäft Betheiligter, entbehrt

atten.

Das Schiff „Prinzeß Louise“ verließ die E)lbe am 24. November 1842 mit einer für die Westlüste von Süd-Amerika wohl assortirten Ladung deut- scher Export- Artikel, traf, nach Beendigung einiger Zwischengeschäfte in Bra⸗ silien, am 27. März 1843 in Valparaiso, am 4. Mai desselben Jahres in Tallao ein, verließ nach Beendigung der dortigen Geschäfte diesen peruani- schen Hafen am 29. August, erreichte in der unglaublich kurzen Zeit von Ce Tagen Manila am 3. November, segelle darauf nach vollzogenen Ge⸗ schästen nach Hong-Kong und, Whampoßa in China, welchen letzteren Ort es am 8. Dezember 1843 erreichte, und trat seine Rückreise nach Europa am 3. Februar 1844 an, war schon nach einer außerordentlich schnellen Reise von 94 Tagen, auf welcher es 15, 060 nautische Meilen zurückzulegen hatte, vor dem britischen Kanal, wo es durch widrige Winde mit hunderten anderer von jsenseits des Oceans kommenden Schiffen längere Zeit aufge⸗ halten wurde, und lief am. 9. Juni d. J. wieder in Kurhaden (in. ö

Das genannte Schiff hat demnach diese echste Circumnavigation in hem kurzen Zeiftaume von 18 Monaten und 16 Tagen vollendet, wahrend wel=