1844 / 195 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Regeneration des Vaterlandes zu beginnen, a r gr. del rs ee g rn, schon zu rechter Zeit, d. 9 nach dem naher C. e. bid aber, in linger Ferne sich haltend, sie

ĩ ürden eren ie lg ei dein * Leben messt in die Hände der auftretenden im Slich lassen , segen, in sedem Fall aber ihre ganze

Justiz oder des znmarn g ie Emigration gefesselt haben. . , , , . * 2 dar. 8 . soll irgend ein Land, in der Regel Italien, von der Pro= * Fi hi n alle bestehende Ordnung und Regierung sammt Papst und vaganda i fg; und ein Reich Italien errichtet werden, über dessen Haupt, iche 343 , zwischen den verschiedenen Abtheilungen der Sekte fürs Ghiede, gen. b. h. ein Wortstillstand geschlossen ist und ein tiefes . bachtet wird. Die Häupter der Sekte deliberiren, ihre Stillschweigen beoba id e

Agenten reisen unter dem Schutze fremder und falscher Pässe, sie werben bie Jugend an, sie brandschatzen die Alten die große Coalition aller Emigralionen ist im Marsche und Anzug auf einen geheimgehaltenen Punlt, irgend eine zalamitäs soll das Voll ihnen günstig und der Regierung un. guͤnstig machen, die halblauten und offenen Drohungen und Weissagungen bringen eine fieberhafte Spannung hervor, man sagi, so etwas könne ohne polinische Verwickelung und Krieg nicht ablaufen aber die Jahresärndte ist gemacht, und in allen Richtungen verbreitet sich die Kunde: wegen un— vorhergesehener Ereignisse sei die Ausführung fürs erste verschoben.

Das Publikum freilich wird stumpf, wenn das öfter geschieht es glaubt nicht mehr, es zahlt weniger; die Vertreibung einer Zahl der that— sräftigen Emigranten, die im Kriegsdienst ihren Unterhalt in Spanien ge⸗ funden hatte, wo man, des revolutionairen Treibens satt, sie nicht mehr zulden wollte, bietet ein neues Element dar; Mazzini, der Entrepreneur der stallenischen Revolntion, sagt diese für Italien an und n seine Befehle; einem Ausstande in Calabrien soll ein anderer im Römischen die Hand bie⸗— ten, aus Algier, söorsika, Malta, Korfu zc. sollen Erpeditionen nach Ita— lien gehen, die revolutionirte österreichische Flotte soll vor Anlona erscheinen, Festungen sollen übergeben werden, spanische und polni⸗ sche Guerillaführer sich in Italien einschleichen, die ganze Halb⸗ jnsel in Brand setzen, den Papst verjagen und dessen Anrufung der öster= reichischen Hülfe soll Frankreich zwingen, dort aufzutreten. Dieser im Ge⸗— heimen vorbereitete Plan war groß er scheiterte erst ens, weil das zum Josschlagen versprochene Geld von London nicht abgesendet wurde und also nicht anfam; zweitens, weil der nach Bologna gesendete Emissair durch den gescheiterten Versuch von Cosenza eingeschüchtert wurde, und drittens und vornämlich, weil auf den unter dem Schleier des Geheimnisses sich so fürchterlich gebärdenden Popanz ein Lichtstrahl der offenen Besprechung zwischen den Kabinetten und mit dem Publikum siel, der dessen gänzliche Nichtigkeit zeigte. Ohne Mitschuld einer Regierung, ohne sträfliche Vernachlässigung der unter den Negierungen beste⸗ henden, auf dem Völkerrecht und den freundnachbarlichen Bezie⸗ hungen beruhenden Gebräuche und Gewohnheiten ist der Gedanke, die po— litische, friedensschlußgemäße Gestaltung Europa's zu ändern, ein Hirnge— spinnst brennender Köpfe und politischer Abenteurer; sollte sich aber dieses, bei der bekannten Klugheit und Friedensliebe der Regenten, Negierenden und Völler in ihrer gesunden großen Majorität nicht vorauszusehende, trau= rige Ereigniß doch ergeben, so würde die Zukunft der europäischen Gesell— schaft nicht den öden Seelen der Sektirer, den schwachen Händen der gehei— men Gesellschaften, sondern den offenkundigen, ehrenhaftigen Gesellschaf— ten der Kriegsheere und deren Befehlshaber aus Machtvolllommenheit der Regenten anvertraut werden, und das ganze Getreibe der Utopisten, der Tribunen und der Presse würde vor dem Ernst und der Wahr- heit des Kriegs und der Disziplin der Armeen verstummen. Da dieses große Schauspiel und Heilmittel aber nur auf Kosten des Wohlstandes, der beschäftigten, die Autorität, die Gesetze, die Offenkundigkeit liebenden großen Majorität stattsinden könnte, ist daselbe so wenig herbeizuwünschen, als es im mindesten wahrscheinlich ist, daß es sobald dazu kommen könne. Die Emigration hat sich so eben wieder in ihrer ganzen Nathlosigleit und Nich⸗ üigteit gezeigt, obschon sie wieder mit der Ruhe der Völker gespielt und das

Vlat einiger jungen Verführten zum Einsatz hergegeben hat, damit ihr ser⸗ nerhin ihre Nente von der Einfalt bezahlt werde; es ist aber Blutgeld, be⸗ astet mit den Verwünschungen der Väter und den Thränen der Mütter.

Frankreich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 3. Jult. Es wurden heute zwei Budgets, das der Justiz und des Kultus und das der auswärtigen Angelegenheiten, von der Kammer angenommen. Die Diskussion war nur summarisch, und die Raschheit, womit man zur Abstimmung schritt, zeigt, wie sehr es der Kammer darum zu thun ist, mit ihren Arbeiten zu Ende zu kommen. Die einzige etwas leb⸗ hafte Debatte, zu der das Kultus- Budget Anlaß gab, betraf eine Forderung von 3000 Fr=, die der Erzbischof von Paris zur Anstellung fines vierten General-Vikars in seiner Diözese verlangt, Die Bud⸗ gets⸗Kommission hatte eine so geringfügige Summe nicht verweigern wollen; aus Achtung aber für das organische Gesetz vom Jahre X, welches dem Konkordat seine Sanction ertheilt, wollte sie auch eine Abänderung eines Artikels dieses Gesetzes, in welchem die Zahl der erzbischöflichen General⸗-Vikare auf 3 festgestellt ist, nicht ohne aus⸗ drückliche Anführung jenes Artikels in dem Finanz⸗Gesetz zulassen, um dadurch zu beurkunden, daß neben dieser Modisication die ander ren Artikel des Konkordats in unveränderter Form und Gültigkeit aufrecht erhalten würden.

Her Isambert, der überall den Forderungen des Klerus entgegen⸗ tritt, erhob sich auch gegen diese Bewilligung. Der Augenblick, meinte er, sei fehr schlecht gewählt, ein solches Gesuch anzubringen. Wie könne die Kirche, während sie sich in offener Fehde gegen den Staat befinde, die Frei⸗ gebigkeit der Kammer in Anspruch nehmen? Und da namentlich das orga—⸗ nische Gesetz des Jahres X Gegenstand der heftigsten Angriffe von Seiten der klersfalischen Partei sei, so würde es höchst unangemessen sein, dieses Jnstitutsons-Geseßz durch Hinzufügung einer Ziffer zur Kultus⸗Dotation zu mobisiziren. „Und weiß man wohl“, bemerlte der Nedner noch, „wozu diese Summe dienen soll? Der neue Vikar soll mit der Prüfung der Bücher begustragt werden; das heißt, man will in Frankreich einen Inder einsüh⸗ ren, wie er in Belgien besteht, und alle in diesem Inder verzeichneten Bü- chet sollen in den Schulen der Universität nicht zugelassen werden, oder aber der Klerus wird diese Schulen als Quellen der Unsittlichkeit darstellen.“

Herr Dupin: Lieber möchte ich diese bescheidene Summe dem Herrn Erzbsschof, wenn er ihrer durchaus bedarf, zu beliebigem Gebrauch bewilligt sehen, als daß ein organisches Gesetz auf solche Art modifizirt würde. Be⸗ denfen Sie wohl, daß, wenn man durch die Bewilligung eines Kredits von 000 Fr. über die Einsetzung eines vierten Vikars entschiede, es in Zufunft dahin lommen lönnte, daß man durch eine bloße Geldforderung ein neues Bisthum zu emnichten und neue Beamten einzusetzen im Stande wäre. (Sehr wahr!) Institutions - Gesetze sind wichtig genug, um für sich selbst diskutirt zu werden.

Dieser Argumentation fügte sich der Kultus -Minister, und er schlug nun der Kammer geradezu die Verwerfung der geforderten Summe vor, weil man ohne Anführung eines Zwecks keinen Kredit bewilligen könne. Die Kammer ließ sich dies nicht zweimal sagen. Uebrigens scheint damit die Absicht der Errichtung eines vierten Ge⸗ neral Vikariats für Paris nicht aufgegeben, sondern ein besonders einzubringendes Gesetz zu diesem Zweck vorbehalten zu sein.

Als man zur Diekussion des Budgets für die, auswärtigen An gelegenheiten überging, lenkte zunächst Herr Lanjuinais die Auf⸗ . amkeit der Kammer auf die griechischen . Das Ziel

2 re daß Frankreich alle . hätte ausbieten a , me,, 1 zugängliches Ministerium in Griechen

Inter se r n . und zwar nicht etwa in seinem eigenen

. allein . a ., ,,, , Dunes geordnet, es edi rei Mächten, die das Schicksal dieses Wunsche sin Men . mit ihm meine und ganz uneigennützige gyerchiche herd n übers, h ger ee, de gi ar m , , 2 Fragen der europäischen Politik

n Frage eng zusammenhänge. n amm m. Seyirm * . sagte * „hatte

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schr verschiedene Ursachen; einerseils die alte und begründete Unzufrieden heit der Bevölkerung, andererseits die überaus lebhafte und eifrige Einwir⸗ lung der englischen Diplomatze, die seit dem Sturze des Ministeriums Ar⸗ mansperg dem König Otto und seiner Negierung sehr seindselig geworden war. Eine andere ensscheidende Ursache war der Einfluß der jussischen 6 ich meine damit nicht die mussische Regierung, denn sie hat ihre lgenten desasguirt; diese Partei aber ergriff die Initiative der Bewegung, von der sie Früchte zu ärndten hoffte. Der Nepräsentant Frankreichs be—= nahm sich bei dieser Gelegenheit fest und ehrenhaft, und er wurde vom pariser Kabinet unterstützt. Wenn König Otio nicht abgedankt hat, wenn die griechische Negierung bestehen geblieben ist, so verdankt sie dies der Vernunft und Energie, welche der Repräsentant Frankreichs zu Athen in jener Epoche gezeigt hat. Als nun die verschiedenen Parteien, in welche Griechenland gespalten ist, auf dem Gebiet der. Verfasungs Diskussion sich bekämpften, machte einerseits die russische Partei alle ultrademokratische und ultraorthodore Grundfätze geltend, wenn ich so sagen darf; anderer- scitg widerfetzie sich eine aus der nationalen und der englischen Partei gebildete Coalition ihren Bestrebungen und sammelte um sich die Majorität zu Gunsten einer gemäßigten Verfassung, Man hätte nun denken sollen, daß die nationale Partei, die man zuweilen sehr uneigentlich die französische Partei in Griechenland nennt, und die englische Partei zusammen ein Coalitlons. Ministerium bilden und daß dieses nach Annahme der Verfassung die Angelegenheiten Griechenlands zu leiten fort= fahren würde, wie es dieselben seit der Revolution geleitet hatte. Dem war aber nicht so. Die englische Diplomatie, die in dem Augenblick, als die Revolution vollbracht wurde, nur eine uniergeordnele Rolle gespielt hatte, bemächtigte sich, als die Gefahr vorüber war, sogleich wieder der ersten Nolle. Durch ihren Einfluß wurde die Bildung des griechischen Kabinets Herrn Maurolordatos anvertraut. Dieser Staatsmann hat allerdings im Unab⸗ hängigkeitekriege eine wichtige und ehrenvolle Nolle gespielt, aber sich stets der englischen Politik ergeben gezeigt. So schlng er 1825 vor, Griechen land, gleich den ionischen Inseln, unter Englands Proteltorat zu stellen. Später war er Griechenlands Nepräsentant in England; 1842 ward er durch den Einfluß der englischen Diplomatie dazu berufen, zu Athen ein neues Kabinet zu bilden, ein Plan, der freilich nicht ge⸗= lingen konnte, weil die englische Panti, so thätig sie auch ist, doch keine Wurzeln in Griechenland geschlagen hat. Das englische so wie das russi⸗ sche Interesse sind egoistische Interessen, die sich niemals in diesem Lande beliebt machen konnken. Wie kam es nun, daß, als die National-Partei gesiegt und die Nexolution vollbracht hatte, das Kabinet doch unter dem Einfluß des Herrn Maurokordatos gebildet wurde, dessen politische Stellung ich fo eben bezeichnet habe, Wenn ich gut unterrichtet bin, und ich glaube es zu sein, so sollte der Chef der National- Partei, Herr Kolettis, zu dem Ministerium hinzugezogen werden, an dessen Spitze Maurolordatos trat, aber man bot ihm 'in diesem Kabinet eine Stelle an, die er nicht annehmen konnte und durfte, eine untergeordnete Stelle, die ihn seinen Neun ben und allen seinen Mübürgern gegenüber kompromittirt hätte, eine Stelle, bie weder seiner würdig, noch sicher war. Eine ehrenhafte Bedingung hätte er angenommen, die aber, welche man ihm auflegen wollte, mußte er ausschlagen. Was war die Folge von alledem? Es bildete sich jn Griechenland en von England panronisirtes Kabinet, welches kompromit tirend ist für die Interessen Griechenlands, folglich auch für die französische Politik, cin Kabinet ohne Zukunft und ohne Leben. Erst wenige Monate besteht dies Kabinet, und schon ist es genöthigt, vor den Wahlen sich zu beugen, die gegen dasselbe ausfallen, tretz alle Bemühungen und Gewalt⸗ samteiten, die es anwendet, um ihren Ausfall zu seinen Gunsten zu keh⸗ ren. Seit zwanzig Jahren waren alle Bestrebungen der sranzösischen Po⸗ litit dahin gerichtef, eine starke und unabhängige Regierung in Hriechenland zu schaffen. Ich frage daher den Henn Minister der auswärtigen Angele⸗ genheiten, ob Franlreich an der Bildung jenes Kabinets irgend einen An⸗ heil genommen, oder ob es irgend eiwas gethan, die Bildung dessel⸗ ben zu verhindern. Die Kammer weiß, daß in Griechenland stets dreierlei Interessen mit einander kämpfen:; das russische Interesse, welches sich so oft in diplomatischen Verhandlungen und ande⸗ ren Schritten tundgegeben hat; sein Zweck ging dähin, aus Grie— chenland nicht einen unabhängigen Staat zu machen, sondern einen der Oberherrlichkeit der Türkei unterworfenen, der sich in Bezug zu Rußland in derselben Lage befände, wie die Donau-Provinzen. Das englische Interesse hatte einen anderen Zweck; erstens dem russischen Interesse sich zu wider setzen, es in seinen Fortschritten zu hemmen; neben dieser rechtmäßigen und eingestandenen Politik ist es aber für den, der die Thatsachen aufmertsam stukirt, sehr schwer, sich nicht zu überzeugen, daß die Agenten Englands noch von einem anderen Gedanken erfüllt waren, der sie stets für Alles, was die griechische Regierung zu befestigen geeignet war, nicht sehr günstig stimmte; dieser Gedanke ist ein Protektorat wie über die Jonischen Inseln. Daher hat England in der so lange verhandelten Gränzfrage stets die Gränzen, welche aus Griechenland einen See- Staat machten, denen vorgezogen, die es zu einem Kontinental- Staat machen konnten; die Graͤnzen, die einen schwachen Staat aus ihm machten, denen, die es zu einem unabhängigen Staat hätten machen können. Daher untergrub Eng- land stets im Stillen den griechischen Staat, so oft dieser sich zu befestigen strebie. England wollte nur eine Seemacht, deren Gränzen bis zum Meerbusen von Korinth gingen, einen, Staat, der aus der Halbinsel Morea und den Inseln bestände, das heißt aus allem dem, was ihm der= einst zu beschützen genehm war. Meine Herren, unter den Mächten, welche Griechenland beschützt haben, ist nur eine einzige wahrhaft uneigennützig gewesen, und das ist Frankreich. Seine Politik mit Hinsicht auf Griechen,; land war immer loyal und zugleich auch immer glücklich, denn zuletzt hat sich stets das verwirllicht, was Frankreich wollte. Wie ist es nun zugegangen, daß man im Angesicht von Ereignissen, die der National -Partei und der franzö= sischen Politik in Griechenland ein großes Uebergewicht hätten geben müssen, ein' Kabsnet sich bilden ließ, welches unfähig ist, das Land zu regieren, ein Kabinet, welches fremden Interessen zugethan? Liegt hierin nicht eine Lehre für die Zukunft? Ist nicht die Zeit gekommen, wo das dreifache Proteliorat aufhören müßte? Könnte dieses Proteltorat, welches seht nütz- sich war für Griechenland, so lange es sich um seine politische Erziehung handelte, so lange es darauf ankam, dieses Land zum Range einer europãi schen Macht zu erheben, könnte es nicht in Zukunft vielleicht eine Ursache zu den an rn Schwierigkeiten sein! Wenn Griechenland bei den letzten Begebenheiten sich selbst überlassen gewesen wäre, wenn es seine Revolution so wie alle freie Nationen vollbracht, wenn Rustland, England und Fran reich sich nicht als Schutzmächte in seine inneren Angelegenheiten eingemischt hätten, vielleicht würden dann die Dinge eine andere, für Griechenland und also auch für Frankreich günstigere Wendung genommen haben.“ Hert Gulzot danktée dem Redner, daß er dem Repräsentanten Frank— reichs in Griechenland, Herrn Piscatory, habe Gerechtigkeit widerfahren lassen, und ertheilte ihm dann auf seine Fragen solgende Antwort: „So viel Einsluß wir ausüben konnten, so viel eine fremde, Negierung in einem freien Lande ausüben kaun, haben wir in Griechenland angewendet, als das griechische Kabinet sich bildete, um die Allianz aufrecht zu erhalten, die vorher bestanden hatte, und während die Verfassung unten den angesehenen Männern! der veischiedenen Parteien erörtert wunde, hielten wir es dem Interesse Griechenlands, seines Königs und seciner neuen Regierung für ange= messen, daß diese Allianz aufrecht erhalten würde. Wir glauben, daß dieser Al= lianz der glückliche Ausgang der Revolution von 1843 und die Weisheit der Ver— sassung, welche Griechenland sich gegeben hat, zu verdanken ist. Wir empfan= ben also wahres und lebhaftes Bedauern, als wir diese Allianz in dem Augenblick zerfallen sahen, wo die Verfasung ins Werl zu setzen warn, Indeß, nachdem wir, sie zu verlängern, Alles aufgeboten hatten, was ums on Einfluß zustehrn lonnie, hielten wir inne vor den Nechten eines sreien Landes, vor ber öffentlichen Mieinung und vor dem Willen derer, die seine Geschicke leiten. Es gelang ihnen nicht, sich unter einander zu einigen und r, ein Kabinet zu ' bilben. Wäg blieb uns zu thun übrig? Wir ebauersen es, aber wir haben dem Kabinet, welches zuerst die Aufgabe übernahm, die neue Verfassung ins Wert zu setzen, deshalb nicht minder, stels in den Gränzen if em en Einslusses, unselen Beistand gewährt. Es wäre ein großes Unglü für Griechenland gewesen, wenn, da es den Häuptern der griechischen Parteien nicht gelang, sich unter einander zu verständigen, ein gleicher Zwöiespalt auch unter den Mächten ausgebrochen wäre, die sich für Griechenlands Schicksal interessiren. Wir wollten ein solches Schauspiel nicht geben. Griechenland hat jeßt seine Perfassung; in diesem Augenblick ehen auf seinem ganzen Gebiet die Wahlen vor sich; die ration fe er! ern hen der Senat und die Repräsentanten-Kammer werden in Athen zusammentreten; ihnen liegt es ob, über das Loss des griechischen Kabinets

zu entscheiden. Frankreichs Unterstützung aber hat jedes Kabinet, wie es auch heißen mag, zu erwarten, welches daran arbeitet, die griechische Regie⸗ rung zu befestigen, die griechische Verfassung in Gang zu und die⸗ sem kleinen Staate, der einen so großen Einstuß auf die Geschicke des Orients auszuüben bestimmt ist, jene Festigleit, Thatkrast und innere Wohl⸗ fahrt zu geben, von denen seine Zufunft abhängt. Dies ist der Einfluß, den Frankreich auszuüben gesonnen, den die Negierung ausüben wird; die Ka⸗= binette in Athen zu bilden oder zu beseitigen, hält sie nicht für ihre Auf⸗ gabe.“ Beifall.) .

Herr Eremieuxr brachte hierauf wieder die Frage hinsichtlich des Exequatur für die englischen Konsulats Agenten in Algier zur Sprache.

„Es giebt in Algier“, sagte derselbe, „General- Konsuln, Konsuln und Vice Konfuln; alle diese Agenten der verschiedenen Nationen, von DOester- reich bis auf Griechenland und die Schweiz, haben das Exequatur Frank⸗ reichs erhalten; nicht so die Agenten Englands. Dieses hat in 2 einen Konful und einen Vice-Konsul, die sich allerdings schon vor der Eroberung dort befanden; aber seitdem hat es Konsuln nach Oran, Bona und Bud- schia geschickt, und sie alle fungiren ohne Exequatur. Einer der drei Kon= suln ist zugleich Vice Konsul für Sicilien, Neapel und Toskana; in dieser dreifachen Eigenschast hat er das Exequatur, als Agent Englands aber hat er es nicht. Auch scheint mir der Grund nicht tristig, daß der General- Konsul deshalb, weil er vor der Eroberung schon in Algier war, keiner neuen Exequatur bedurft habe. Die Grundsätze des Völkerrechts erheischen, daß die Konsulats-Agenten bei jeder Regierungs-Veränderung ein neges Ercquatur erhalten. Wenn die englischen Agenten diese Förmlichkeit in Al- gerien nicht ersüllt haben, so ist es deshalb geschehen, weil es unsere Herr⸗ schaft daselbst nicht anerkennt.“

Her Guizot: Es ist in der Stellung der Konsuln in Algerien nichts, was blos für England gälte. Mehrere der jetzigen Konsuln, die von Spa. nien und Schweden zum Beispiel, befanden sich schon vor der Eroberung von 1830 in' der Regentschaft, und sie haben ebenfalls ihr Erequatur nicht zu erneuern brauchen. Dies ist nicht nur der Brauch Frankreichs, sondern sast aller Mächte, wenn in einem Lande eine Regierungs⸗Veränderung statt⸗ sindet. Da die Konsuln keine politische Agenten sind, so hängen ihre Ver⸗ hältnisse nicht von der Sonverainetäts-Frage ab. Sie werden als Handels Agenten betrachtet, welche die Handels Angelegenheiten ihres Landes wahr nehmen, welches auch der Souverain des Landes sein möge, wo sie ansässig sind. So hatten die meisten Mächte Europa's schon Konsuln in den neuen Staaten Amerika's, ehe deren Unabhän— gigkeit von ihnen anerkannt war. Wenn der englische Konsul in Algier stürbe oder durch einen Anderen ersetzt würde, so könnte der neue Konsul nicht eher in Function treten, bis er das Exequatur des Königs nachgesucht und erhalten hätte. Der Redner hat von Vice-Konsuln und Konsulats- Agenten gesprochen. Dies ist es, was ihn irregeführt. Bloße Konfulats- Agenten erhalten eigentlich kein Erequatur, weil sie kein Er= nennungs-Patent von ihrem Souverain haben, sondern nur von dem Konsul der betreffenden Macht angestellt sind. Die Kammer, kann ganz ruhig sein, die von Frankreich über Algier erworbenen Souverainetäs-Rechte, erworben durch das Recht, durch welches so viel Souverainetät in dieser Welt be gründet wurde, durch das der Eroberung, sie sind mit Hinsicht auf die Kon— suln wie in jeder anderen Beziehung bis jetzt aufrecht erhalten worden, und sie werden es auch ferner, welches auch die Macht sei, der die Konsuln an- gehören. Ich will ein Veispiel anführen. So eben habe ich die Nachricht erhalten, daß der König von Preußen einen Konsul für Algier ernannt hat. Die preußische Regierung hat bei der unsrigen um das Exequatur nachsuchen lassen. Jeder Konsul, der an die Stelle eines früheren Konsuls oder ganz neu ernannt wird, muß ein Gleiches thun.

Herr Eremeur; Vice-Konsuln aber sind keine untergeordneten Agen⸗ ten. Ich wiederhole also immer noch meine Frage, wie es zugeht, daß der sardinische Vice⸗ Konsul, der zugleich englischer Vice-Konsul ist, in seiner ersteren Eigenschast das Erequatur nachgesucht und erhalten hat, aber nicht in der anderen Eigenschaft?

Herr Guizot: Das ist unmöglich, ich werde die Sache untersuchen, aber ich glaube es nicht.

Herr' Eremienr: Sie werden sinden, daß ich recht unterrichtet bin.

Gegen den Schluß dieser Budgets-Diskussion erinnerte Herr Mauguin die Regierung noch an die Berücksichtigung und den Schutz, worauf die Gläubiger Spaniens von ihr zu rechnen berechtigt seien, und erhielt von Herrn Guizot die Versicherung, daß man sich bies Interesse eifrig angelegen sein lasse, auch keinesweges auf eine gleichgültige Aufnahme der desfallsigen Reclamationen treffe. Endlich hielt Herr Ducos einen langen Vortrag über die Konsulate und empfahl, daß man dieselben ünter das Handels-Ministerium stellen solle, weil dieses am besten zu beurtheilen im Stande sei, welche Forderungen an einen Handels- Agenten zu machen seien, und daher die passendste Auswahl treffen würde, während jetzt die Un wissenheit der französischen Konsuln in Handels- und Industrit⸗An—⸗ gelegenheiten oft unglaublich sei und sie mitunter nicht einmal die Namen der Wagren wüßten, die gegen die von Frankreich ausge⸗ führten Erzeugnisse als Rimessen dienten. Nach Annahme der beiden Budgets legte der Minister der öffentlichen Arbeiten einen Gesetz⸗ Entwurf vor, wodurch ein Kredit von 1,A800,000 Fr. zum Versuch des atmosphärischen Eisenbahn-Systems verlangt wird.

Paris, 9. Juli. Es sind jetzt die ausführlichen Depeschen des Marschall Bugeaud über die letzten, schon bekannten Ereignisse an der Gränze von Marokko veröffentlicht worden, nebst der Korrespondenz, die der Marschall mit dem marokkanischen Befehlshaber El Genaui ge— führt hat. Während der General-Gouverneur sich zu den glücklichen Fol⸗ gen des Gefechts vom 15. Juni und zu der momentanen Occupation von Uschda Glück wünscht, setzt Abd el Kader seine Razzigs oder Plünderungs= züge auf algierischem Gebiet fort. Die Thatsachen stehen also mit den Hoffnungen des Marschalls in einigem Widerspruch. El Genaui schreibt, er habe keine Erlaubniß zum Kriege, und Marschall Bugeaud bezeichnet dessen Brief als jesuitisch. Von Letzterem werden drei De— peschen mitgetheilt, datirt aus Uschda vom 19ten, aus Nedroma vom 24sten und aus Dschema el Ghasaugt vom 27. Juni. Bis zu diesem Tage waren keine weitere Feindseligkeiten mehr vorgefallen.

Das Zerwürfniß zwischen den Advokaten der pariser Barre und dem Präsidenten Seguier sollte heute in einer Disziplinarsitzung des Königl. Gerichtshofes geschlichtet werden; es heißt aber, die Abvokaten seien mit der Entscheidung, so mild sie auch ausgefallen ist, nicht zu—⸗ frieden, und wollten an den Cassationshof appelliren.

14 Paris, 9. Juli. In der heutigen Sitzung nahm die Kammer ohne bedeutende Diskussion ihr eigenes Budget für 1845 an. Auf den Antrag des Herrn Taillandier wurde ein Kredit von 3000 Fr. darin aufgenommen zum Wiederabdruck der Verhand- lungen der Kammer während der hundert Tage. Darauf wurde der Beschluß ihrer Rechnungs⸗-Kommission über die Regelung der Rech— nungen der Kammer für 1843 gleichfalls angenommen, und das Budget des Ministeriums des öffentlichen Unterrichts kam an die Reihe. Die ersten drei Kapitel desselben werden ohne Diskussion angenommen; bei Kapitel 8, „Sekundär-Unterricht“ beantragt Herr Corne als Amendement, die fixen Ausgaben der Königlichen Colléges um 80,000 Fr. höher zu stellen, um die Gehalte der Studienmeister um 200 Fr. erhöhen und das Mini⸗ mum für alle auf 1000 Fr. stellen zu können. Der Berichterstatter Herr Bignon: Die Kommisslon habe vier Monate mit Prüfung des Budgets zugebracht, alle Theile desselben untersucht und durch⸗ forscht und sei nur mit Mühe zu einer Reduction von zusammen s, iH, 000 Fr. für das gewöhnliche Budget gelangt. Dessenungeachtet bieibe noch ein Defizit von 2,100, 000 Fr. Eine Menge anderer Ausgaben werde vorgeschlagen werden, nehme die Kammer auch noch die ünversehens, zufällig vorgeschlagenen Erhöhungen an, so würden alle Bemühungen, ein einigermaßen in Ausgabe und Einnahme das

Gleichgewicht haltendes Bubget zu erlangen, vergeblich sein. Der Minister läßt den Gründen, die Herr Corne anführt, Ge⸗ rechtigkeit widerfahren und hätte gern selbst die fragliche Erhö⸗ hung beantragt, aber in Rückicht der erheblichen Motive des Herrn Berichterstatters bestehe er für dieses Jahr nicht dar auf. Nun zieht Herr Corne sein Amendement zurüch, und das Kapitel 8 wird votirt. Bei Kapitel 9, „Primär- Unterricht“, wofür im allgemeinen Fonds 2, 100,906 Fr. angesetzt sind, will Herr Bou⸗ lay de la Meurthe eine Million mehr votirt wissen, um die Ge⸗ halte der Schullehrer von 200 auf 3090 Fr. erhöhen zu können. Lärm, Murren.) Herr Bignon bedauert, daß er auch dieses Amen⸗ dement bekämpfen müsse. Herr Boulay besteht aber darauf, und das Amendement wird angenommen.

O Paris, 9. Juli. Sie werden bemerkt haben, daß die le⸗ gitimistischen und die liberalen Blätter unausgesetzt die Dotations Frage behandeln und besprechen. Es scheint dies das Nesultat einer Verabredung zwischen der legitimistischen und der Oppositions⸗Presse (mit Ausnahme des Constitutionnel), täglich auf die eine oder die andere Art bis zum Anfange der nächsten Session die Dotations—⸗ Frage zu berühren, damit der Artikel des Moniteur zu Gun— sten der Dotation seinen Zweck verfehle. Wenn nicht außeror dentliche Begebenheiten eintreten, so wird während sechs Monaten die Dotations- Frage das tägliche Brod der pariser Presse bleiben, zumal da der Hof die Coalition der Legitimisten mit den liberalen Blättern durch das Journal des Débats, die Presse und den Globe bekämpfen zu wollen scheint.

Der König beabsichtigte im Laufe dieser Woche einen Ausflug nach Eu zu machen, aber nach dem Wunsche der Königin wird die Königliche Familie den nächsten Sonntag (Iten. J. M. nach der Gruft von Dreur sich begeben, um dort den zweiten Jahrestag des unglücklichen Todes des Herzogs von Orleans im stillen Familienkreise zu begehen. Es wird an jenem Tage der Bischof von Evreux das feierliche Todten Amt dort abhalten, während zu gleicher Zeit in Paris und in allen Kirchen des Reichs Todten⸗ Messen gelesen werden. Am folgenden Tage bezieht der Hof das Schloß von St. Cloud, um dort den Schluß der Session abzuwarten, worauf der König nach Eu sich begeben wird, von wo aus er seinen Besuch nach England im Monat September zu machen beabsichtigt. Die Herzogin von Orleans wird schon früher nach Eu abgehen, um den Herzog von Chartres Seebäber gebrauchen zu lassen, weil der Prinz fortwährend kränkelt.

Die Kommission des Sekundär-Unterrichts Projektes hat gestern dem Minister des öffentlichen Unterrichts das Resultat ihrer Arbeiten und den Entwurf ihres Berichtes mitgetheilt. Die Grundzüge des Berichtes des Herrn Thiers habe ich Ihnen kürzlich angedeutet. Herr Villemain kann, als Großmeister der Universität, mit der Ar beit des Herrn Thiers nur zufrieden sein. Darum beeilte er sich gestern der Kommission zu erklären, daß er persönlich ihren Ansichten beipflichte, ohne jedoch im Namen des Kabi nets sich anheischig zu machen, dem Bericht der Kommission die Ju—⸗ stimmung der Regierung zu sichern. Die Erklärung des Herrn Vil lemain hat zwischen ihm und Herrn Martin du Nord zu einem ernst haften Streite Anlaß gegeben, in Folge dessen man heute im Konfe renzsaale der Deputirten⸗Kammer den Austritt des Herrn Martin du Norb aus dem Kabinet, d. h. nach dem Schlusse der Session, für ziemlich gewiß halten wollte.

Großbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 8. Juli. Die marokkanischen Angelegenheiten sind in England ein Gegenstand so ernster Aufmerk- samkeit und Besorgniß, daß die darauf bezüglichen Interpellationen im Parlamente sich mehr als einmal wiederholen. Herr Shiel und Sir Charles Napier richteten heute darüber an den Premier⸗ Minister verschiedene Fragen; der Erstere zwar nicht unmittelbar in Bezug auf die begonnenen Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Marokko, sondern mehr über die Verhältnisse von Algier überhaupt; der Letztere aber in Bezug auf den speziellen gegenwärtigen Stand der Dinge im Mittelmeere. Herr Shiel stellte drei Fragen: 1) ob Lord Aberdeen auf seine Depesche vom 28. Januar 1812, welche Lord Cowley Herrn Guizot vorzulegen beauftragt war, eine Antwort erhalten habe; 2) ob die französische Regierung um ein Exequatur für den britischen Konsul in Algier angegangen worden sei; 3) ob die britische Regierung irgend eine Handlung veranlaßt habe, welche dem Ausdrucke der Ansicht gleich komme, daß Frankreich zu der Besitznahme Algiers berechtigt sei. Herr Shiel glaubte diese Fragen theils aus Anlaß der neuesten Ereignisse in Afrika, theils aus Anlaß folgender Umstände stellen zu müssen: In der Thron-Rede des Königs der Franzosen vom 7. Mai 1841 werde gesagt, man habe Maßregeln getroffen, um die Besitzungen Frankreichs vor „auswärtigen Complicationen“ (ex erna complications) zu sichern, und in der Rede des Herrn Guizot in der franzbsischen Deputirten⸗Kammer vom 20. Januar 1812 heiße es, daß Lord Aberdeen dem französischen Botschafter in London er klärt habe, er (Lord Aberdeen) betrachte das Besitzthum der Franzo sen in Afrika als ein sait accompli, gegen welches er keine Einwen⸗ dungen (a0 objection) erheben werde, eine Aeußerung, welche Lord Aberdeen in einer (dem Parlament mitgetheilten) Depesche an Lord Cowley vom 28. Januar 1812 in Abrede stellt und dahin modisizirt, daß er dem französischen Botschafter nur erklärt habe, er sinde für jetzt nichts darüber zu bemerken (no observalion). Sir R. Peel beantwortete die also motivirten Fragen des Herrn Shiel dahin, daß 1) von der französischen Regierung keine Antwort auf die an Lord Cowley gerichtete und Herrn Guizot vorgelegte Depesche vom 28. Ig nuar 1812 bis jetzt erfolgt sei; 2) daß der jetzige General-Konsul in Algier, Herr St. John, schon seit 1827 (also auch unter dem vorigen Whig-sabinet, dessen Mitglied Herr Shiel, als Präsident des Handels⸗ Bürcau's, war) fungire und bis auf heutigen Tag die Autorität desselben von der französischen Regierung noch niemals in Zweifel gezogen worden sei; endlich 3) daß er über Fragen, welche der Gegenstand schwebender Unterhandlungen wären, nichts erwiedern könne, da seine Antwort nur gehässige Diskussionen in den französischen Kammern veranlassen würden. Uebrigens sei er der Ansicht, daß man am besten die Beur theilung der ,, Verhältnisse den beiderseitigen verantwort lichen Regierungen überlasse, In Bezug auf den ersten Punkt be— stätigte der Minister die Angaben Herrn Shiel's über das Sach⸗ verhältniß, und las die betreffende Stelle aus der Depesche Lord Aberdeen's vom 28. Januar is? vor. Es heißt darin: „Ich (Lord Aberdeen) habe niemals gesagt, daß ich keine Einwendungen gegen die Festsetzung der Franzosen in Algier zu erheben, sondern nur, daß, ich keine Bemerkungen darüber zu machen habe und ge— sonnen sei, mich stillschweigend zu verhalten.“ Sir Charles Napier bezeigte sich mit der Erkärung des Premier -Ministers wenig zufrieden und verlangte trotz der Weigerung desselben, aus—= führliche Antworten zu geben, spezielle Auskunft über den jetzigen Stand der marokkanischen Angelegenheiten. Er motivirte seine FJor= derung durch die in Aussicht stehende Gefährdung britischer Interessen in Marokko. Frankreich, behauptete der Commodore, mache gegen Marokko mit Spanien gemeinschaftliche Sache; der Prinz von Join⸗ ville, dessen gepriesene Tapserkeit, die ihn nach der Ansicht des Herrn Guizot zum dortigen Ober-Kommando qualisizire, in der Nichtachtung

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britischer Interessen bestehe, habe seine Hände dabei im Spiel; außer den 3 Linienschiffen, welche der Prinz befehlige, halte Frankreich noch 5 andere Linienschiffe und eine angemessene Anzahl von Dampfschiffen im Mittelmeer in Bereitschaft und könne binnen Monatsfrist diese Zahl bis auf 19 oder 20 bringen; England dagegen habe für den Augen⸗ blick nur 7 Linienschiffe in Bereitschaft. Aus diesen Gründen wünsche er (Sir Charles Napier) zu wissen: 1) ob dit von einer spanischen Zeitung gegebene Nachricht wahr sei, daß Spanien Frankreich ge⸗ stattet habe, Truppen über Ceuta in Maroklo eindringen zu lassen; 2) ob die Regierung Marokko's die englische Vermittelung zurückgewiesen habe; IY)ob die Regierung die Streitkräfte des Landes zu verstärken beabsichtige. Sir R. Peel stellte zuvörderst die Behauptung des Commodore in Ab⸗ rede, daß die Stärke Englands zur See von der Menge seiner aktiven Schiffe abhänge, und behauptete dagegen, daß England noch zu keiner Zeit im Stande gewesen sei, eine größere Demonstration zur See nach kurzer Vorbereitung an den Tag zu legen, als gerade gegen⸗ wärtig. Was die drei gestellten Fragen betreffe, so sei ihm 1) die Nachricht in Betreff Ceuta's unbekannt, und er halte sie nicht für glaubwürdig, da die Streitigkeiten zwischen Frankreich und Marokko ganz von einander verschieden seien, und Frankreich ein gutes Ein verständniß zwischen Spanien und Marokko eben so gerne sehe, wie England; es sei 2) aller Grund vorhanden, zu glauben, daß der britische Konsul in Tanger, Herr Drummond, sich gegenwärtig bei dem Kaiser von Marokko befinde und, den ihm ertheilten In structionen gemäß, mit demselben unterhandle; daß auch der Naiser bie Vermittelung Englands nicht zurückgewiesen habe; die Regierung werde endlich 3) die Streitkräfte im Mittelmeer auf einem Fuß zu erhalten wissen, welcher zum Schutze der britischen Interessen, falls dieselben gefährdet werden sollten, genügen werde.

Sir R. Peel blieb bei dieser Antwort stehen, obschon von Sei ten der Opposition, namentlich von Herrn Wood, Lord Palmer ston und Sir Charles Napier, wiederholte Versuche gemacht wurden, den Minister zu einer Erklärung zu veranlassen, ob die Streit kräfte Englands zur See eine Verstärkung erlangen würden.

Das Haus ging darauf zur Tagesordnung über, welche die zweite Lesung der Eisenbahn-Bill besagte. Der desfallsige Antrag

des Herrn Gisborne veranlaßte eine lange Debatte über das Prin zip der Bill, welche bis ans Ende der Sitzung dauerte und vertagt werden mußte. Die Bill besteht aus 48 Klauseln und ist auf Grund des dritten Berichts des perpetuirlichen Eisenbahn-Comité's des Unterhauses von der Regierung eingebracht worden. Ihre Haupttendenz ist die Beschränkung der künftigen Eisenbahn-Compagnieen, indem deren Rechnungen und Bücher der Einsicht des Handels-Büreau's unter— worfen, die Preise der Plätze für die dritte Wagenklasse (auf. 1 Penny pro Mile) so wie die Frachtpreise herabgesetzt werden, überhaupt die willkürliche Ausbeutung des der Compagnie bewilligten Monopols nicht länger statthaft sein soll. Herr Gladstone entwickelte dies Beschränkungs System heute in längerer Rede, auf die wir zurück kommen.

London, 9. Juli. Der Privilegien-Ausschuß des Oberhauses hat heute sein Erkenntniß in Betreff des Gesuchs des Sir Augustus d'Este um Anerkennung in dem Range und Titel eines Herzogs von Susser abgegeben und dieses Gesuch verworfen, weil die Ehe zwischen dem Herzoge von Sussex und der Lady Augusta Murray, auf welche Sir Augustus seine Successionsrechte begründet, als eine gültige Ehe nicht betrachtet werden kann, da ihr die in Folge der Royal Mar riage el nöthige Zustimmung des Souverains gefehlt hat. Lord Bröugham benutzte die Gelegenheit, um sich dahin auszusprechen, daß den an der Nichtgültigkeit der Ehe nicht schuldigen Kindern des Herzogs von Sussex wenigstens Entschädigung von Seiten des Staats gegeben werden misse.

Das nach der marokkanischen Küste beorderte Geschwader, das bis jetzt aus 5 Schiffen von 120 bis 42 Kanonen besteht, soll noch, dem Anscheine nach, verstärkt werden. Gestern Morgen ist durch den Telegraphen nach Portsmouth dem Linienschiff „St. Vincent“ von 120 Kanonen, das dort als Flaggenschiff dienk, plötzlich der Befehl zugegangen, sich bis zum Nachmittag um 4 Uhr segelfertig zu machen, was nur dadurch geschehen konnte, daß es Matrosen und Seesoldaten von zwei anderen im Hafen liegenden Schiffen zur Kompletirung sei ner Mannschaft aufnahm.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 5. Juli. Gestern, am Geburtstage des Königs, wurde von der hiesigen Station der Königlichen Flotte die schwedi⸗ sche Kriegsflagge mit dem neuen Unions-Zeichen zum erstenmale auf gezogen, während von den Batterieen auf der Schiffs- und Kastell Insel und von den Kanonenböten eine Salve von zwei und dreißig Kanonenschüssen abgefeuert wurde. Nachmittags hielt der König Re— vue über die hiesige Garnison; eine eigentliche Feier des Geburts tages fand jedoch wegen der noch fortdauernden Trauer nicht statt.

Dem Vernehmen nach ist es im Werke, eine einfachere Militair Kleidung einzuführen.

Dänemark.

Kopenhagen, 9. Juli. (Alt. Merk.) Die hiesigen Zei⸗ tungen enthalten jetzt die Königliche Eröffnung an die Provinzial Stände Nord-Jütlands über die Nesultate der in ihrer Versamm lung im Jahre 1812 abgegebenen Bedenken und Anträge. Es heißt darin in Bezug auf die ständischen Ausschüsse unter Anderem:

„Was die ständischen Ausschüsse betrifft, die Wir durch die Mitthei lungen, welche Wir im Jahre 1812 sowohl Unseren beiden dänischen Stände⸗ Versammlungen, als Unseren Provinzialständen für das Herzogthum Schles wig und für das Herzogthum Holstein machen ließen, vorzubereiten gesucht, so dist nur eine der vier Stände-Versammlungen volllommen in Unsere landes väterlichen Absichten in Betreff der weiteren Entwickelung eingegangen, die Wir solchergestalt der von Unserem verewigten Vorgänger gestifteten Provinzialstände-Institutionen zu geben gedachten, und da eine glückliche Durchführung der beabsichtigten Einrichtung ohne eine vollständige Erkennt niß ihrer Bedeutung und ihres Zweckes nicht zu erwarten ist, so sehen Wir Uns für den Augenblick in der Nothwendigkeit, diese wichtige Sache auf sich beruhen zu lassen.“

In Betreff der von der jütischen Stände⸗Versammlung an den König gerichteten Adresse, worin sie auf wirksame Maßregeln zur Wahrung der dänischen Nationalität im Herzogthum Schleswig an. trägt, heißt es in der Königlichen Eröffnung: .

„Wir verkennen keinesweges die patriotische Gesinnung, welcher diese Adresse ihr Entstehen verdankt. Aber so wie es einestheils nicht zu dem einer Provinzialstände⸗Versammlung angewiesenen Wirkungskreise gehört, Anträge in Betreff innerer Maßregeln in einem anderen Staatstheile, als demjenigen, wofür dieselbe angeordnet ist, einzureichen, so sehen Wir auch voraus, daß ein solches Verfahren, falls es gebilligt würde, durch seine ge⸗ genseitige Anwendung einen schädlichen Einflüß, sowohl auf die Wirksamkeit der Stände -Institutlon, als auf die wechselseitige Stimmung zwischen den verschiedenen Theilen der Monarchie erhalten würde, über welche Uns die Vorsehung das Scepter anvertraut hat. Wir erwarten auch, daß Unsere treuen Stände sinden werden, daß es leiner solchen Einmischung bedurfte, um versichert zu sein, daß Uinsererseits Alles geschehen werde, was nach Erwägung, aller Verhältnisse für erforderlich und dienlich sich erweise, um 2 Einheit des Staates und die Rechte aller Unserer Unterthanen zu wahren.“

Spanien.

3 Madrid, 3. Juli. Der Regierung liegt dermalen ein Entwurf des neuen organischen Zollgesetzes vor, welcher, dem Vernehmen nach, auf folgenden Grundlagen beruht: 1) Die einzu⸗ führenden Waaren müssen mit Ursprungs⸗Certisikaten versehen sein. 2) Die zu Gunsten der spanischen Flagge eingeführten Differenzial⸗ Zölle richten sich nach dem Verhältniß der Entfernung des fremden Hafens, der Größe der Schiffe, des Gewichts und Werthes der Ladung. I) Inlän⸗ dische Erzeugnisse können abgabenfrei in jedem beliebigen Hafen verschifft werben. 4) Die bestehende Methode der Werthveranschlagung fällt weg, und es wird eine einzige Zoll-Abgabe in Realen, ohne anderen Unterschied als den der Flagge, eingeführt. 5) Für alle

Artikel, welche Spanien nicht in dem für seinen Verbrauch erforder=

lichen Maße hervorbringt, und für alle solche, die in Betracht ihres hohen Werthes und geringen Gewichtes oder Umfanges leicht auf dem Wege des Schleichhandels eingeführt werden könnten, wird der Eingangs -Zoll ermäßigt, für die im entgegengesetzten Falle besind⸗ lichen aber erhöht.

Die Küsten-Zollämter werden in vier Klassen getheilt und das

bisher in dieser Hinsicht bestehende System wesentlich umgeändert. Ihre Anzahl wird 127 betragen. Die bisherigen Küsten-Jollämter erster Klasse werden bis auf 18 vermehrt. Dem yhestehenden Gesetze zufolge, verlieren bekanntlich die spani⸗ schen Schiffe, welche von Gibraltar, den zwischen der Garonne inkl. und der Bidassoa, dem Minho und der Guadiana, den zwischen der Spanien von Frankreich trennenden Gränze und Marseille inkl., und den an der afrikanischen Küste des Mittelmeeres, europäischen Mächten gehörenden Häfen kommen, die Vorrechte ihrer Flagge. Der neue Entwurf bestimmt, daß sie diese Vorrechte nur dann einbüßen sollen, wenn sie Waaren, die nicht an jenen Punkten ihren Ursprung haben, verfahren.

Bisher genossen die Waaren, welche aus denjenigen amerikanischen Staaten, die ehemals spanisches Besitzthum waren, eingeführt wurden, einer Zoll-Ermäßigung vor den aus den übrigen Staaten Amerikas herrührenden. Dem Vernehmen nach, hebt der neue Zoll-Tarif diese Begünstigung auf. Der Eingangs- Zoll auf Zucker, Kaffee, Cacao und andere Kolonial- Waaren soll übermäßig erhöht werden, eine Maß- regel, die schwerlich durchgehen wird.

Den fremden Flaggen soll das Recht eingeräumt werden, Er⸗ zeugnisse der Philippinen, und Asiens überhaupt, nach Spanien ein⸗ zuführen, was bisher verboten war. Der spanischen Flagge bleiben jedoch gewisse Vorzüge.

Die Umladung (transbordo) fremder und überseeischer Waaren bleibt verboten. In einigen Zollplätzen werden Depots für erlaubte Waaren eingerichtet (wie es scheint, in Alicante, Barcelona, Bilbao, Bonanza, Eadir, Corusia, Malaga, Palma, Santander, Tarragona und Villanueva del Grao bei Valencia) und in anderen (in Barcelona, Cadix, Corusia und Santander) auch für verbotene. Baumwolleuwaag⸗ ren, Getraide und fremder Taback werden jedoch nicht in den Depots zugelassen.

Auf den Entwurf des neuen Zoll-Tarifs werde ich nächstens zurückkommen.

Man schreibt aus Barcelona, die englische Regierung hätte dem die Station von Malta befehligenden Admiral die Vorschrist ertheilt, sich mit seinem Geschwader an die Küste von Marokko zu begeben, um einen letzten Versuch zu machen, den Kaiser zur Nach⸗ giebigkeit gegen Spanien zu bewegen. Der zum General Komman⸗ danten von Ceuta ernannte General Ordoßez traf am 22sten v. M. dort ein, und am 25sten wurde ihm, dem Herkommen gemäß, in der Kathedrale der Kommandostab des Feldherrn, welcher Ceuta von den Marokka⸗ nern eroberte, eingehändigt. Letztere beabsichtigen gegenwärtig, auf einer die Stadt auf halbe Kanonenschußweite dominirenden Anhöhe, die an der See belegen ist, Befestigungswerke anzulegen. Der Gou⸗ verneur von Gibraltar machte bei seinem neulichen Besuche in Ceuta den dortigen Befehlshaber auf diesen Umstand aufmerksam, und am 2ssten legte sich eine englische Korvette an jenem Punkte vor Anker, deren Offiziere alles genau in Augenschein nahmen. Sir Robert Wilson redete auch den Behörden von Ceuta nachdrücklichst zu, diesen Platz an keine andere Macht zu übergeben.

Portugal.

London, 9. Juli. Die neuesten bis zum 2. Juli reichenden Berichte aus Lissabon sind fast rein sinanzieller Natur und, nach den Angaben englischer Korrespondenzen zu urtheilen, für das Land wenig erfreulich. Die Regierung weist in ihren kürzlich publizirten Voranschlägen für das nächste Jahr abermals ein Defizit von 232 Contos nach, und zeigt in einem gleichfalls veröffentlichten Exposé die Nothwendigkeit einer neuen Anleihe von 1000 Contos, zur Dek⸗ kung dringender Bedürfnisse. Dem Vorschlage der Regierung gemäß, soll diese Summe mit pCt. verzinst und nach 23 Jahren zurückgezahlt werden. Solche Finanznoth, ober vielmehr die Schwierigkeit, sie zu be⸗ seitigen, soll wnter den Ministern ein unbehagliches Gefühl ihrer Stellung hervorgerufen, und auch den temporairen Austritt des Herrn Costa Cabral

aus dem Kabinet vorzugsweise veranlaßt haben. Herr Azevedo, der Finanz- und Kultus- Minister, nahm vor einigen Tagen, allen Vor

stellungen der Königin ungeachtet, seinen Abschied. Sein Portefeuille ist Herrn Costa Cabral übertragen worden, während dessen Abwesen— heit in den Bädern von Caldas der Herzog von Terceira das erledigte Departement verwaltet. Alles dies scheint den englischen Bericht⸗ erstattern auf ein baldiges Ende des Ministeriums Costa Cabral und die Bildung eines neuen England günstigeren Kabinets unter dem Herzoge von Palmella oder Herrn Fonseca Magelhaes hinzudenten.

Bas offizielle Diario vom 2. Juli veröffentlicht das Ausge⸗ bot der bald kontraktlich ablaufenden Tabacks-Pacht, worin das Mi⸗ nisterium zu einer der Bedingungen, unter welchen die Pacht über⸗ lassen werden soll, die Uebernahme der vorerwähnten Anleihe von 1000 Contos macht.

Der älteste Sohn Sir R. Peel's, der zum Gesandtschafts⸗ Secretair in Madrid ernannt ist, hat seinen Weg über Lissabon genommen und wurde hier von der Königin auf überaus schmeichelhafte Weise empfangen.

Eine Korrespondenz der Deutschen Allgemeinen Zei⸗ tung aus Lissabon vom 26. Juni berichtet über das Erscheinen der auf dem Wegr nach Konstantinopel begriffenen preußischen Kor⸗ vette „Amazone“ im lissaboner Hafen Folgendes: „Da gegenwärtig sich kein englisches Kriegeschiff und nur eine französische Kriegsbrigg, „Le Volage“, in unserein Hafen befindet, auch außerdem Man el an interessanten Neuigkeiten ist, so bildete die Ankunst der pen gn Kriegsé- Korvette „Amazone“, unter dem Befehle des Capitains Baron Dirckinck-Holmfeld, welche am 19. Juni von Kopenhagen hier eintraf, das Tagesgespräch. Sie war nur auf einige Stunden in Spithead eingelaufen und soll heute weiter nach Konstantinopel unter Segel gehen. Referent war am Bord und hatte außerdem Gelegenheit, die Besatzung zu beobachten. Sie besteht aus etwa 100 . gen Leuten aus anständigen und selbst angesehenen preußischen Fami= lien, die theilweise ihre in den vaterländischen Navigations⸗Schulen gesammelten theoretischen Kenntnisse jetzt praktisch unter der Leitung dänischer See-Ossiziere anwenden. Die ortugiesen, welche erst nicht wußten, was sie aus der ihnen unbekannten Kriegeflagge machen