1844 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

nz Sachsen. Auch zu Barby und hlhau sen ö der Gustavy⸗ Adolph Stiftung gebildet. In der Nacht vom 20. zum 21. Juli wurde zu Halle bei sehr be decktem Himmel eine große FJeuerkugel gesehen, welche sich aus NO. nach SW. unter sausendem Geräusch bewegte und anscheinend einen Durchmesser von etwa neun Zoll hatte. Sie ging tiefer als die

Wolken und verbreitete ein so starkes bläuliches Licht, daß entferntere Gegenstände genau unterschieden werden konnten.

Paderborn, im Juli. Der seit dem Jahre 1831 in hie⸗ siger Stadt bestehende Wollmarkt, welcher jedesmal am 30. Juni, J. und 2. Juli abgehalten wird, war auch in diesem Jahre den ört⸗ lichen Verhältnissen nach wieder sehr belebt. Namentlich wurde, was früher nicht der Fall gewesen, eine nicht geringe Quantität Wolle aus dem Regierungs- Bezirk Arnsberg hergeführt. Auch war die Einfuhr aus dem Fürstenthum Lippe bedeutend. In den Verkehr ka⸗ men 3678 Ctr., darunter 1551 Ctr. feine, 1208 Ctr. mittlere und 916 Ctr. ordinaire Wolle. 155 Ctr. grobe blieben unverkauft, weni⸗

ger wegen Mangels an Nachfrage, als wegen hoher Preisstellung.

Die feineren Wollsorten wurden sehr gesucht und im Allgemeinen zu weit höheren Preisen verkauft als im vorigen Jahre; dagegen war die Nachfrage nach den gröberen Sorten geringer und der Preis niedriger. Die Durchschnittspreise waren für die feine Wolle 75 bis 62 Rthlr., für die mittlere 53 bis 42 Rthlr. und für die Landwolle 10 bis 22 Rthlr. Die Wäsche der Wolle war vorzüglich. Der Ver⸗ kehr würde noch bedeutender gewesen sein, wenn nicht kurz vor dem Markte mehrere benachbarte Landwirthe ihre Vorräthe meistens zu geringeren als den Marktpreisen an Auffäufer abgelassen hätten.

Am zweiten Markttage fand in dem Saale des hiesigen Rath— hauses die jährliche General-Versammlung des landwirthschaftlichen Haupt⸗Vereins für das Fürstenthum Paderborn statt. Dieselbe er⸗ frente sich eines zahlreichen Besuches und lebhafter Theilnahme der Mitglieder; nur wäre es wünschenswerth, wenn in Rücksicht auf das Gedeihen der eigenen Wirthschaften auch die kleineren Grundbesitzer den Bestrebungen der landwirthschaftlichen Vereine sich mehr als bis⸗ her anschlössen. Einen sehr erfreulichen Eindruck machte die Mitthei⸗ lung eines Schreibens des Königlichen Landes-Oekonomie-Kollegiums, nach welchem von Seiten der Staats- Regierung eine wirksame Un— terstützung der landwirthschaftlichen Bestrebungen unserer Zeit, nament⸗ lich durch Einrichtung von höheren und niederen landwirthschaftlichen Lehranstalten, von Mustereinrichtungen, besonders zum Besten kleiner

Landwirthe und durch mannigfaltige einzelne Maßregeln der Hülfe

oder der Anregung, namentlich auch durch baare Geldzuschüsse an die Vereine theils mit dem Zwecke der Ermunterung, theils als direkte Hülfe stattfinden wird. Errichtung einer Ackerbauschule in hiesiger Stadt.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. Nach dem Be⸗ richt über das patriotische Institut der Frauen⸗Vereine im Großher— zogthume, das unter dem Schutze und der thätigsten Beihülfe Ihrer Kaiserl. Hoheit, der Frau Großherzogin und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin fortwährend so viel Segen über das Land verbreitet, bestanden am Schlusse des vorigen Jahres 109 Industrie— Schulen, welche von 4015 Kindern (206 mehr, als 1842) besucht wurden. Von dieser Zahl kommen auf die Central -Vereine: Wei⸗ mar 1229, Jena 446, Ilmenau 179, Allstedt 3090, Neustadt 105, des eisenachischen Unterlandes 479, des eisenachischen Oberlan— des 1277.

HSerzugthunm Sachsen⸗Meeiningen. Au der südwest= lichen Seite des thüringer Waldes, bei dem Dorfe Buch im Amte Sonneberg an der bayerischen Gränze, ist in einer Tiefe von 1017 Fuß ein Flötz vortrefflicher Steinkohle entdeckt worden.

Luxemburg, 17. Juli. Se. Majestät der König-Großher— zog hat durch Beschluß, datirt von Walferdingen, 12ten d. M., den Baron von Blochausen definitiv zum Staatskanzler für das Groß— herzogthum Luxemburg ernannt, welche Functionen derselbe bisher in— terimistisch bekleidete.

Am Sonnabend, den 13ten, empfing der König⸗Großherzog im Regierungs⸗Palast in feierlicher Audienz das Regierüngs-Eonseil, den Ober⸗Gerichtshof, den hohen Militairgerichtshof, das Arrondissements⸗ gericht, die Magistratspersonen und die Civil und Militairbeamten. Am Sonntag gab der Gouverneur des Großherzogthums eine Soirée mit Tanz, welche der König-Großherzog mit seiner Gegenwart be—

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zu hoffen, daß man fernerhin dergleichen Versuche der Erpressung werde zu verhindern wissen.

Seit acht Tagen hat die diesjährige öffentliche Ausstellung von Werken der bildenden Kunst ihren Anfang genommen. Sie bringt uns mit wenig Ausnahmen nur Schülerarbeit, wie es auch der Zweck dieses Instituts mehr ist, dem werdenden Künstler eine Aufmunterung, als dem vollendeten ein Depot für seine Meisterwerke zu bieten.

Oesterreichische Monarchie.

A Neutra, im Juli. Unser neu erwählter Vice⸗Gespan von Tarnoczy beginnt bereits die Hoffnungen zu rechtfertigen, welche nicht nur die Intelligenzen, sondern auch die Majorität unserer Ko⸗ mitats-Stände auf ihn setzten. Letztere war um etwas von seiner glänzenden Wahl nachzutragen so bedeutend und überwiegend, daß sie nicht nur die 400 Voten, welche der Gegenpartei, als von Unadeligen kommend, ausgeschieden wurden, weit überschritt, son⸗ dern überdies an 600 Voten, die noch in Bereitschaft waren, gar nicht zur Abstimmung brachte. Selbst nahe an 200 adelige Wittwen hatten sich dem Zuge der Tarnoczyschen Partei angeschlossen, und von ihrem bisher selten geübten Wahlrechte Gebrauch gemacht, weil sie durch die frühere Komitats-Administration die bitterste Verzöge⸗ rung ihrer Rechte erfahren. Jetzt wird es zur Freude aller Gutge⸗ sinnten anders gehen. Bereits sind die Gastereien, diese Klippe alles Vermögens, diese entehrende indirekte Bestechung, eingestellt; nur männliche kräftige Arbeit soll künftighin den Weg zu den Aemtern bahnen, auf dem von Tarnoczy wacker voranschreitet, sich tagelang den Mühen seines Amtes hingebend, und mit einfachem Mahle be— gnügend. Schon ist die äußere Würde unserer Komitats⸗-Gerichts tafel wieder hergestellt, das wirthshausähnliche Behandeln derselben, das Rauchen, Schlafen und Konversiren daraus verbannt, feierlicher Ernst ist wieder mit der, an die Stelle der Schlafröcke getretenen Nationaltracht eingekehrt, und bald wird wieder auch die Würde, durch wohlstudirte Sentenzen auftauchen. Wie viele Miß— bräuche sind schon unter seinen Händen eifrig ist er insbesondere im Kriminalfache, um die lindern, welche sich ins Komitats-Gefängniß eingeschlichen, woraus er namentlich einen Gefangenen befreite, von dem Niemand wußte, warum er dort sei, bis sich entdeckte, er sei vor langer Zeit (!) zu

ehrte. Am Montag fand im Stadthause das Sr. Majestät dem König— Großherzog von der Stadt angebotene Fest statt. Von halb 9 Uhr an war die ganze Stadt erleuchtet und die Häuser mit Blumen ge— schmückt. Se. Majestät eröffnete den Ball mit der Gattin des Bür— germeisters Herrn Pescatore. Das Fest, dem mehr als 2000 Per— sonen beiwohnten, war prachtvoll. Unter den ausgezeichneten Gästen bemerkte man den Grafen von Königzmarck und den Baron von Rochussen. Die Offiziere der Garnison von allen Graden waren ein— geladen und fast sämmtlich erschienen. Gestern hat der König Wal— , w. verlassen, um eine Rundreise durch das Großherzogthum zu machen.

Auf die Adresse, welche der Präsident, der Studien-Direktor und das Lehrer-Personal dem Könige in einer feierlichen Audienz am 13ten d. M. überreichten, antwortete Se. Majestät unter An— derem: „Ich fühle Mich glücklich, den Luxemburgern ihre Nationa— lität wiedergegeben zu haben. Ich sehe mehr und mehr mit Ver— gnügen den guten Gebrauch, den sie davon machen. Nein, Ihr habt keine Fremden nöthig. ..., Ich werde Eure Nationalität auf— recht erhalten, rechnet auf Mich.“ In einer darauf folgenden Un⸗ terhaltung mit dem Präsitenten sagte der König: „Sie haben Mir von dem Könige Johann von Böhmen gesprochen, aber Ihr habt ja seine sterblichen Ueberreste nicht.“ „Sire, sie sind uns ohne unser Wissen entzogen worden.“ Der König: „Sie befinden sich gegen— wärtig in dem Schlosse Sr. Majestät des Königs von Preußen an dem Sgar⸗Ufer.“ „Sire! Se. Majestät der König von Preußen hat versprochen, sie uns zurückzugeben, wenn wir ein der Asche eines solchen Helden würdiges Mausoleum haben würden.“ Der König:

„Dann önnen Sie der Rückgabe gewiß sein. Sie haben das Wort cines nig zus Gate gabe g 5 h a r

XX Dresden, 22. Juli. Sächsisch Schlesischen Eisenba s zu unzulässigen Verbindungen erwartet eine bed

Auch unter den Arbeitern der

en gemeinsa

ünstigere Beding i ; 6 t 1. Die Abwesen⸗ lizei ließ es a und das alsbaldige Einschreiten der Po⸗

ch zu keinen weiteren Erzessen kommen, und es steht

Versehen eingesperrt, und dann vom Kerkermeister nach seiner Regel: beati possidentes nicht mehr losgelassen worden! Wenn solches Unrecht Jahre lang dauern konnte, wird man sich einen Begriff von der früheren Komitats-Administration machen. Uns tröstet die Ueber

Lebhaften Anklang fand der Vorschlag zur zeugung, daß für unser Komitat eine neue Epoche aufgegangen ist,

denn von Tarnvczy ist der Mann, der so endet, wie er angefangen hat!

nee,,

Paris, 19. Juli. Die halb ofsiziellen Journale theilen wie— der neue Nachrichten aus Afrika mit, aus denen hervorgeht, daß der Sultan von Marokko die Angriffe auf die Franzosen allerdings des— avouirt und ihre Urheber bestrafen läßt. Briefe aus Gibraltar mel—

den ferner, daß Sir Robert Wilson von seiner Reise nach Marokko mit der Ueberzeugung zurückgekehrt war, es werde die dienstwillige

Vermittelung Englands nicht nur zur Ausgleichung der zwischen Spa⸗—

nien und Marokko bestehenden Mißhelligkeiten, sondern auch zur Ver—

söhnung Abd el Rahman's mit Frankreich hinreichen. Aus dieser von den englischen Agenten in den schwebenden Streitigkeiten angenom⸗ menen Stellung erklärt man sich auch den Umstand, daß das Dampf— boot, welches Frankreichs Ultimatum überbrachte, erst in Gibraltar anlief, ehe es sich nach Tanger begab. Indeß würden doch immer noch die marokkanischen Gränz⸗Stämme zur Ordnung zurückzubringen oder zu besiegen sein. Folgendes sind die von den ministeriellen Blät⸗ tern publizirten Depeschen:

Bahyonne, 18. Juli. Der Prinz von Joinville ist am Sten Abends an Bord des Dampfboots „Pluto“ auf der Rhede von Gibraltar angekom— men. Se. Königl. Hoheit hat sich am gten nach Tanger begeben und

Abends, nach seiner Rücklehr, dem General-Gouverneur einen Besuch ge⸗

macht; der Prinz ist von den Behörden der Stadt Gibraltar und von der Bevölkerung, die sich um seine Schritte drängte, mit der größten Auszeich⸗

nung empfangen worden.

Tanger, 10. Juli. Ein Schreiben des Pascha's von Larache er llärt im Namen des Kaisers, daß dleser Fürst den Angriff vom 15. Juni förmlich desgvonirt und seinem Sohne befohlen hat, die Schuldigen aus . , der Armee auszustoßen, indem er zugleich die Haupt- Anführer abgesetzt.

Ein vom Journal des Däbats mitgetheiltes Schreiben von den Ufern des Uhed Muliah, welches aus einer sehr glaubwürdigen militairischen Feder herrühren soll und vom 1. Juli dakirt, also drei Tage älter ist als das letzte Gefecht mit den Marokkanern, bestätigt es, daß Marschall Bugeaud die Begründung eines militairischen De— pots in dem Hafenort Dschemmaa unthunlich gefunden hatte. Er unterhandelte daher mit den dortigen Eingebornen über die Fortschaf— fung der zur See dorthin gebrachten Vorräthe von Dschemmaag nach den von den französischen Truppen besetzten Orten unter französischer Eskorte. Jenem Schreiben zufolge, war erst ein solcher Convoi an— gekommen, und die unter Obhut der Eingebornen zurückgebliebenen Vorräthe scheinen sehr gefährdet, da der vereinbarte Transport nur erfolgen konnte, so lange die Feindseligleiten nicht wieder aufgenom- men waren. Der Korrespondent begreift übrigens, wie schwer es ist, Vorräthe nach einem 46 Stunden von Oran entfernten Punkte hin zuschaffen. Auch dringt er sehr darauf, daß man die Sachen nicht in die Länge ziehen möge; „denn“, sagt er, „man muß bedenken, daß wir eine Armee von 706 Ration-Empfängern an der Gränze haben, und daß deren Ernährung sehr viel Mühe und Umstände macht. Auch ist die Hitze zum Ersticken, und wenn wir den Sommer über mit über einander geschlagenen Armen verharren müssen, so werden wir viel Kranke haben.“

Die Deputirten⸗-Kammer hat gestern das Finanz- Budget mit 201 gegen 59 Stimmen, den Gesetz⸗Entwurf über die Eisenbahn von Paris nach Sceaux mit 2290 gegen 12 und den Kredit von 1,R 800,000 Fr. zur Erprobung des Systems der atmosphärischen Eisenbahnen mit 217 gegen 13 Stimmen genehmigt.

Die Angabe des Univers, daß die hohe Geistlichkeit von Pa— ris in einem Schreiben an den Kultus-Minister gegen die in dem Thiersschen Bericht vorgeschlagene Wiederherstellung der Stipendien von 1828 protestirt habe, wird jetzt von einem anderen kirchlichen Blatte, dem Ami de la Religion, für durchaus unrichtig erklärt. „Wir können versichern“— sagt dieses, „daß der Erzbischof von Paris die Protestation, von welcher der Univers. spricht, noch nicht an den Kultus-Minister gerichtet hat. Es ist sehr zu bedauern, daß in= diskrete Veröffentlichungen und unvollständige Mittheilungen über eine bloße Unterredung, in welcher einige der in dem Thiersschen Bericht angeregten Fragen besprochen wurden, die kaum schon gefaßten Be⸗ schlüsse dreier Bischöfe zu einer Oeffentlichkeit gebracht haben, welche ihre Handlungen nicht einmal haben dürfen, die sie auch förmlich mißbilligen und die sie betrübt.“

Der Disziplinar-Rath des Advokatenstandes am Königl. Ge⸗ richtshofe von Paris hat nun wirklich gegen den Ausspruch dieses Tribunals, der ihm einen Verweis wegen . Protestation gegen

innere

verschwunden, wie Gräuel zu

einer Zeugenschaft vorgefordert, mit anderen Inquisiten zugleich aus

eine Aeußerung des Barons Seguier zukommen ließ, das Cassations⸗ mittel ergriffen.

Es hatte sich das Gerücht verbreitet, in Marseille seien kürzlich mehrere Cholerafälle vorgekommen; der Moniteur erklärt dies aber heute für gänzlich ungegründet; nicht eine Spur von der Cholera hat sich auf irgend einem Punkte Frankreichs gezeigt.

Aus Pontoise wird dem Droit geschrieben, daß die Angabe, als habe Eduard Donon sich vor der öffentlichen Meinung flüchten müssen, auf einem falschen Gerücht beruhe; er lebe vielmehr ganz unange⸗ fochten in jener Stadt und wolle auch dort bleiben.

HI Paris, 19. Juli. In der Pairs-Kammer legte der Finanz⸗Minister heute das Ausgaben⸗Budget sür 1845 vor, die Ver⸗ handlungen der kurzen Sitzung boten kein Interesse.

In der Deputirten⸗Kammer war der Antrag der Herren Berville und Vivien über die Wittwen und Kinder der dramati— schen Schriftsteller an der Tagesordnung. Herr Lherbette erklärt für das Gesetz stimmen zu wollen, aber er heißt die Gleichstellung zwischen den dramatischen Schriftstellern und den Komponisten, wie der Antrag sie aufstellt, nicht gut. Der Berichterstatter, Herr von Liadieres: Das Kaiserliche Dekret von 18190 habe diese Gleich⸗ stellung festgesetzt. Seitdem sei man davon abgegangen. Es sei nur gerecht, auf jene Bestimmung zurückzukommen, und dies habe der Antrag zum Zweck. (Ruf zur Abstimmung.) Die Kammer schreitet zur Diskussion des einzigen Artikels, wonach die Wittwen und Kinder der Autoren dramatischer Werke künftig das Recht haben sollen, die Darstellung derselben zu bewilligen und den Genuß davon zwanzig Jahre lang zu ziehen, gemäß den Artikeln 39 und 40 des Kaiserlichen Dekrets vom 5. Februar 1810. Der Artikel wird angenommen, dann über den ganzen Antrag abgestimmt und bei 230 Abstimmenden der— selbe mit 214 gegen 16 Stimmen angenommen. Die Kammer schritt dann zur Diskussion des Gesetzes über die Polizei in Be— treff der fremden Flüchtlinge in Frankreich. Herr Boudousquin erklärt es für unnütz, jedes Jahr dieses Gesetz zu votiren. Man solle es auf mehrere Jahre gültig erklären, etwa für drei Jahre. Herr Larabit: dieses Gesetz sei eine Ausnahmsmaßregel, es be— schränke die Rechte der persönlichen Freiheit, deshalb müsse es jedes Jahr von Neuem votirt werden. Herr Boudousquin: Die fremden Flüchtlinge könnten nicht den Inländern gleichgestellt wer⸗ den. Das Gesetz wird endlich bis Ende 1845 aufs neue mit 215 gegen 22 Stimmen angenommen. Ein Gesetz-Entwurf, den Aus⸗ tausch von Immobilien zwischen dem Staat und der Krone betreffend, wird von Herrn Lherbette bekämpft. Die Krone habe nur den Genuß von den ihr zugetheilten Domainen, sie habe nur das Recht zu den jährlichen Holzschlägen in den Waldungen, um die es sich handle. Den Werth des Grund und Bodens könne sie nicht empfan— gen. Der Finanz-Minister: Er nehme das von Herrn Lherbette aufgestellte Axiom nicht an. Es sei eine Sache zwischen der Civil— list' und dem Staate. Die Einbringung eines Gesetzes in die Kammer darüber und die Annahme desselben genüge. Das Gesetz wird nun mit 219 gegen 40 Votanten angenommen. Man schreitet zu dem Gesetz-Entwurfe, betreffend die Erbauung von Dampf— Paketböten für den Dienst zwischen Frankreich und England über Calais. Herr Vatout erklärt, die Kommission habe einstimmig gewollt, daß alle nöthigen Maschinen von der französischen In⸗ dustrie gebaut würden. Er empsiehlt diesen Wunsch dem Finanz⸗ Minister. Alle Artikel des Entwurfs werden angenommen. Herr Laerosse: Er bemerke mit Bedauern, daß auf den von Herrn Vatout ausgesprochenen Wunsch keine Antwort erfolgt sei. Der Fi⸗— nanz-Minister: Die Kammer begreife, daß Umstände eintreten könnten, welche es nöthig machten, sich an die englische Industrie zu wenden, um Modelle zu erhalten. So habe z. B. die Kammer vor drei Jahren 9 Dampf-Paketböte votirt und entschieden, daß die archimedische Schraube an einem versucht werden sollte. Dieses Be⸗ wegungsmittel habe man von der Industrie Englands geholt, die acht anderen Maschinen aber seien ohne Ausnahme der französischen Industrie überlassen worden. Die Kammer werde hierin eine Bürgschaft erblicken für die Wachsamkeit der Regierung für die In— teressen des Landes. (Beifall) Das Gesetz wird darauf mit 22 gegen 15 Stimmen angenommen. Morgen beendigt die Kammer ihre Arbeiten durch das Votum des Einnahme⸗Budgets. Der förm— liche Schluß der Session wird aber schwerlich vor dem 12. August erfolgen.

Paris, 19. Juli. Die durch den Telegraphen heute mit⸗ getheilte Nachricht aus Tanger vom 19ten bestätigt meine frühere Meldung, daß der Kaiser von Marokko den Angriff seiner Truppen am 15. Juni auf die französische Armee unter Marschall Bugeaud desavouirt. Indeß ist damit noch nicht Alles zu Ende, und es fragt sich vor Allem, ob der Kaiser auch die Macht hat, die Absetzung der schuldigen Chefs durchzusetzen, und namentlich Abd el Kader, der jetzt sogar ein ganzes Corps im marolkanischen Heere, wo nicht das ganze befehligen soll, zu entfernen. Ein Schreiben aus Algier vom 10. Juli versichert aufs bestimmteste, der Marschall Bugeaud betrachte die ganze Sachlage in ganz anderem Lichte, als dies zu Paris geschehe, und glaube in allen Winkelzügen der marokkanischen Politik nur das Stre— ben zu sehen, die Sache in die Länge zu ziehen und Frankreich stets von neuem an seiner Gränze zu beunruhigen. Er soll sich wieder—⸗ holt in diesem Sinne ausgesprochen und auch die Verstärkung von blos zwei Regimentern Kavallerie für seine Armee als unzuréichend erklärt haben, da ohne zahlreiche Reiterei die Ausführung eines kräf— tigen Schlages gegen die Marokkaner fast unmöglich wird. Diese haben das ihrer ganzen Natur und Heeres⸗Verfassung am meisten zusagende Kriegführungs-System angenommen, sich schnell zu zer— streuen, sobald die Franzosen eine Offensiv⸗Bewegung machen, bei jeder rückgängigen aber oder einem Halt sie unaufhörlich zu necken, ein— zelne Posten zu überfallen 3c. Ernstlich angegriffen, sichert sie die Schnel— ligkeit ihrer Pferde vor Verfolgung, und auch vie Artillerie vermag ihnen dabei keinen bedeutenden Schaden zu thun, weil sie ihr keine Massen darbieten. Daher haben sie auch schon in dem Kampfe vom 3. Juli so wenige Leute verloren, die Franzosen hatten an acht bis zehn Verwundet?. Am ten und 10ten waren von Algier vier mit Pferden, Lebensmitteln und Material für die Kolonne des Marschalls beladene Handelsschiffe, von den beiden Dampfschiffen „Etna“ und „Tartare“ ins Schlepptau genommen, nach Oran abgesendet worden. Unter einem Theile der Garnison von Konstantine herrscht eine Augen— krankheit, welche die Soldaten bei einem Streifzuge nach Bathenia in Folge der übermäßigen Hitze und eines unerträglichen feinen Stau— bes befallen hat.

Großbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 16. Juli. (Nachtrag Wir kommen noch einmal auf die von Lord Palmerston angeregte Debatte über den Sklavenhandel, und zwar hauptsächlich auf die Rede des Premier-Ministers zurück, welche die Anschulbigungen zu widerlegen sucht, daß das Tory-Kabinet die Unterdrückung des Sklavenhandels nicht mit der erforderlichen Energie betreibe. Die Rechtfertigung Sir R. Peel's ist für ganz Europa von Bedeutung, da alle christ= lichen Staaten desselben die Vertilgung dieses Handels zum Ziele ihres gemeinsamen Strebens gemacht und durch gegenseitige Verträge

mit England, dies Land, das den ersten Anstoß zu dem allgemeinen Kriege gegen den Menschenhandel gab, gleichsam als Vorkämpfer in dieser Sache der Humanität hingestellt haben. Lord Palm erston weist nach, daß dies abscheuliche Gewerbe in furchtbarer Ausdehnung fortbesteht, daß es unter dem gegenwärtigen Tory -Kabinet an Umfang gewonnen hat, daß die Maßregeln zur Unterdrückung desselben also unzureichend sein müssen. Sir R. Peel giebt die größere Ausdehnung des Skla⸗ venhandels gegen 1846 zu, klagt die Länder Spanien und Brasilien als Beförderer desselben an, aber erklärt, auf Grund völkerrechtlicher Prinzipien, die Einmischung Englands in die inneren Verhältnisse die⸗ ser Länder für unstatthaft, und die von Lord Palmerston gewünschten Erfolge in der Sache der Unterdrückung für unmöglich. Sir N. Peel antwortet in seiner Rede vorzugsweise auf den Versuch des Antrag— stellers, die Ansichten und Maßnahmen des Ministeriums Melbourne in Betreff des Sklavenhandels mit denen des jetzigen Kabinets, zum Nachtheil des letzteren, zu kontrastiren, und äußert zuvörderst über die hier besonders in Betracht kommenden Beziehungen Englands zu Frankreich Folgendes:

„Der erste Vorwurf, den uns der edle Lord macht, betrifft die nicht er— folgte Ratisication des im Jahre 1811 abgeschlossenen Vertrages von Sei⸗ ten Frankreichs. Im Jahre is3s war Frankreich mit England über die Frage in Unterhandlung getreten, inwieweit es zweckmäßig sci, andere Län— der gemeinschaftlich zu Maßregeln behufs Unterdrückung des Sklavenhan— dels aufzufordern. Frankreich war damals geneigt, das Durchsuchungsrecht zuzugestehen; es hatte damals durchaus keine erheblichen Einwendungen da— gegen gemacht; es konnte auch keine solche Einwendungen machen, denn es wurde von unserer Seite kein Opfer verlangt, das wir nicht selbst in ungleich größerem Maße darzubringen bereit waren; und wenn die Durchsuchung überhaupt einen Ehrenpunkt betreffen könnte, so würde derselbe bei uns viel mehr in Betracht kommen, da unsere Handels-Marine so viel größer als die französische ist und uns dieserhalb eine viel größere Anzahl von Durchsuchungen treffen würde, als Frankreich. Doch, wie ge— sagt, damals gab Frankreich unseren Vorschlägen nicht etwa nur zögernd, sondern mit dem größten Eifer seine Zustimmung und der Vertrag wurde von dem dazu mit Vollmacht versehenen französischen Gesandten unterzeich—⸗ net. Es wurde nicht behauptet, daß der Gesandte seine Vollmacht über— schritten habe, und wir waren daher vollkommen berechtigt, die Natisication des Vertrages mit Sicherheit zu erwarten. Auch ist wenigstens von Seiten des Königs der Franzosen und der französischen Regierung jeder ehrenwerthe Versuch geschehen, dieser Erwartung zu entsprechen. Aber ein gewis— ses Gefühl des Nationalstolzes erhob sich in Frankreich in einer außerordentlichen, ja bedrohlichen Weise und nur diesem Gefühl ist die Nichtratification des Vertrages zuzuschreiben. Für die Er⸗ weckung dieses Gefühls aber ist durchaus Niemand anders verantwortlich, als eben der edle Lord selbst. Zwischen dem Abschlusse des Vertrags und der Ratification desselben trat ein Ereigniß ein, welches den bis dahin be— standenen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und England ein Ende machte. Ich will hier nicht die Politik erörtern, welche dem Vertrage vom 15. Juli oder dem spyrischen Feldzuge zum Grunde lag; nur das muß ich erklären, daß die mit den anderen drei Großmächten unter Ausschluß von Frankreich eingegangenen Verbindlichkeiten die Ursache jenes in Frankreich geweckten Gefühls waren, das der Ratisication des Vertrages von 1841 ein unüberwindliches Hinderniß entgegengestellt hat. Dies Gefühl ging nicht von der Regierung aus; es war ein Hinderniß, das von deröffentlichen Meinung im Lande geschaffen wurde und in den Kammern seine Vertreter fand. Es war deshalb der französischen Regierung unmöglich, ihrem Versprechen nachzukommen, wie sie es unter den gewöhnlichen Umständen hätte thun können. Kann der edle Lord die Debatten hierüber in der Deputirten⸗-Kammer, kann er die bei jener Gelegenheit von Herrn Thiers gehaltene Rede vergessen, demselben Minister, unter dessen Auspizien der Vertrag abgeschlossen worden ist. Herr Thiers erklärte damals, daß seit den Jahren 1838 und 1839, als der Ver⸗ trag abgeschlossen wurde, in Folge des Traktats vem 15. Juli, Frankreich in eine ganz andere Stellung zu England gerathen sei, daß das Gefühl, welches man in den Jahren 1838 und 1839 in Frankreich gegen England hegte, ganz verschieden von dem sei, welches man nach dem Abschlusse des Traktats von 1841 und nach dem dadurch Frankreich gegebenen Beweise der Geringschätzung hege. Dieselbe Sprache führten im Jahre 1842 Berrver und andere Deputirte von Bedeutung in der fran⸗ zösischen Kammer. Darum behaupte ich, daß der edle Lord die Ursache der Nicht-Ratification des Vertrags von 1841 gewesen ist, nachdem er durch seinen Vertrag vom 15. Juli das feindselige Gefühl in Frankreich gegen uns angeregt hat. Der edle Lord mag deshalb seine syrische Politit sich noch so sehr zum Ruhme anrechnen, jedenfalls steht es ihm am allerwenig- sten zu, der gegenwärtigen Regierung Vorwürfe über die Existenz von Schwierigkeiten zu machen, die er selbst veranlaßt hat. Der nächste Punkt, welchen der edle Lord gegen uns zum Beweise dafür erhebt, daß wir in der Unterdrückung des Sklavenhandels Rückschritte gemacht haben, besteht in dem Umstande, daß wir nicht seine Ansicht hinsichtlich der Zerstörung der Slklavenspeicher und der Befreiung der Sklaven an der Küste Aftika's hegen. Ich muß indeß erklären, daß ich für die Beziehungen Englands zu eivilistten oder anderen Nationen es für das Vortheilhafteste halte, wenn wir streng an den Grundsätzen und den für den Verkehr der Nationen be— stehenden Vorschriften des Völkerrechts festhalten. Es ist lein Zweifel, daß wir die Macht besitzen, an der Küste Afrika's diese Plätze zu zerstören, aber es ist von Wichtigkeit, zu wissen, wie andere Nationen diese Handlungen betrachten. Wir haben dieserhalb die Rechts Rathgeber der Krone befragt, und ihre Antwort lautete dahin, daß kein Gesetz uns das Recht dazu ertheilte, und daß, wenn ein Leben bei der Zerstörung jener Orte verloren ginge, wir des Mordes angeklagt werden könnten. Unter diesen Umständen hiel⸗ ten wir für gut, unseren See-Offizieren die Instruction zu ertheilen, daß sie ohne rechtliche Autorität sich der Zerstörung der Sklavenspeicher enthal— ten, dagegen mit den dortigen eingeborenen Fürsten Verträge abschließen sollten, welche sie dazu autorisirten. Ich glaube, Jeder wird einsehen, daß auch hierin der edle Lord ungerechte Vorwürfe gegen uns erhoben hat. Sein nächster Vorwurf bezieht sich auf das, was er die Blolade der afri⸗ kanischen Küste nennt, die Verstärkung unserer Seemacht daselbst, um die Sklavenschiffe am Auslaufen aus den dortigen Häfen zu hindern. Wir haben diese Maßregel auf Anrathen nicht allein der in jenen Gewässern stationirten erfahrenen See-Offiziere, sondern auch auf Anrathen des Admi⸗ rals Sir George Cockburn beschlossen, der die Verwendung eines verstärkten Geschwaders, unter den speziellen Oberbefehl eines erfahrenen Offiziers ge⸗ stelltn, an der afrikanischen Küste sür weit zweckmäßiger hielt, als die Aufstellung desselben an den Küsten Brasiliens. Daß (worüber Lord Palmeiston gleichfalls Beschwerde geführt) einzelne Schiffe von der Küste Brasiliens himwegbeordert sind, ist nicht in Folge jenes neuen Planes geschehen, sondern weil die Schiffe temporair im Platastrome haben statio— nirt werden müssen, wegen der Differenzen zwischen Buenos-Avres und Mon— tevides. Die Absicht der Regierung geht durchaus nicht dahin, die Sta— tionen weder an der brasilianischen Küste noch an der Küste Cuba's auf die Dauer zu verringern.“

Sir R. Peel verließ hiermit die Sklavenfrage, um die Angriffe Lord Palmerston's gegen die Politik der Regierung im Allgemeinen zurückzuweisen. Dieselben bezogen sich auf das Einverständniß mit Frankreich, auf die vermeintliche Unterdrückung der Freiheiten des spanischen Volkes und die einheimischen Maßregeln des Ministeriums. Wir haben die Tendenz derselben bereits charakterisirt. Auch der Premier⸗ Minister erklärte, daß derartige Angriffe, deren sich sowohl das französische wie das britische Kabinet in ihren Beziehungen zu einander ausgesetzt sehen, von einer Partei sowohl in Frankreich als in England herrühren, welche absichtlich auf eine Störung des guten Einverständnisses zwi⸗ schen diesen beiden Ländern hinarbeite. Zum Schlusse bewilligte Sir R. Peel nicht allein die Vorlegung der beantragten Listen, sondern auch eines Berichts über die Zahl der von 1819 bis 1844 in Sierra Leone, Surinam und den übrigen gemischten Gerichtshöfen in Freiheit gesetzten Sklaven.

London, 19. Juli. Aus dem Bericht der Hamburger Börsenhalle über die heutige Parlaments-Sitzung ersieht man, daß das Unterhaus sich am 19ten d. M. mit einem Antrage des

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Herrn Milner Gibson beschäftigte, welcher die Einsetzung eines Co⸗ mité's zur Untersuchung des Justandes des Landvolkes in Suffolk, Norfolk, Esser und Cambridgeshire bezweckt, in welchen Grasschaften die Zahl der Verbrechen, besonders der Brandstiftungen, neuerdings immer mehr zugenommen hat. Sir James Graham bestritt den An⸗ trag als von keinem praktischen Nutzen. Um 1 Uhr dauerten die Debatten noch fort. Im Oberhause kam am 19ten nichts von be— sonderer Bedeutung vor. Unter anderen Bills wurde am 19ten der Bankbill der Königliche Assent gegeben.

Berichten aus Trebizond vom 21. Juni zufolge, hatte man dort die Nachricht erhalten, daß der Missionair Wolff glücklich in Bocharg angekommen und gut aufgenommen worden sei. Von dem Oberst Stoddart und dem Hauptmann Conolly geschieht in diesen Berichten keine Erwähnung.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 16. Juli. Seit einigen Tagen hört man, daß die Krönung am 21. August stattfinden werde. .

Die Stände der Geistlichkeit und der Bauern sind schon heute in pleno versammelt gewesen. Morgen werden plena in allen Stän— den stattfinden, da die Stände der Bürger und der Bauern vom nige ihre Sprecher begehren sollen. Die Aufzeichnung des Herren— und Ritterstandes zählt jetzt 367 Mitglieder.

Graf Löwenhjelm ist vorgestern auf dem Dampfschiffe „Gau— thiod“ über Lübeck von Paris hier angekommen.

Graf Brahe ist seit vorgestern gefährlich erkrankt.

Freiherr Lagerbjelke hat seinen vollen Staatsrath⸗ Gehalt von 1500 Rthlr. als Pension erhalten.

In der vorigen Woche wurden Silberbarren, im Werthe von 9009 Rthlr. Sp., in Abschlag auf die kontrahirten Silber -Lieferun gen, an die Bank abgeliefert, und, wie es heißt, soll am letzten Sonntag mit dem „Gauthiod“ noch eine größere Partie angekom— men sein.

Der russische Gesandte in Washington, Herr Bodisco, ist vori⸗ gen Donnerstag mit einem Dampfschiffe von hier nach Lübeck abge⸗ gangen, um nach den Vereinigten Staaten zurückzukehren.

Dänem arg.

Wyborg, 20. Juli. (Alt. Merk.) In der Diskussion, welcher der Ernennung der Adreß⸗Kommission in der jütischen Stände⸗ Versammlung vorausging, warf der Gutsbesitzer Nyholm unter Anderem die Frage auf, ob die versprochenen Ersparungen im Staats— haushalt eingetreten seien? Ihm seien keine bekannt, und doch habe die jetzige Regierung durch zwei Todesfälle die günstige Gelegenheit gehabt, Appanagen von Hofhaltungen einzuziehen, deren außerordent⸗ liche Menge in einem passenden Verhältniß zu den natürlichen Kräf⸗ ten des Landes zu beschränken seien, so gern das Volk es auch sähe, daß sein König und dessen nächster Nachfolger eine Hofhaltung hätten, die dem Lande gemäß wären. Auch daß die wiederholten Petitionen dieser Versammlung hinsichtlich der Förderung des Ueberganges von Eigenthumsbesitz zum vollen Grundeigenthum nicht berücksichtigt wor⸗ den seien, beklagte der Redner und drang auf eine in offenen, frei⸗ müthigen und festen Ausdrücken abgefaßte Adresse an den König.

Rach ihm sprach sich der Oberst Brock ebenfalls für eine so abgefaßte Adresse aus, indem er auf die schon vom ersten Redner berührte, besorg— liche und unheimliche Stimmung zurückkam, die dadurch entstanden sei, daß einzelne Personen in den Herzogthümern auf eine Trennung vom Koönig— reiche, mit welchem sie durch vollgültige Traktate vereinigt waren, angetra— gen hätten. Die Regierung habe nichts gethan, um Bestrebungen in dieser Richtung zu verhindern, und habe ihnen selbst Nahrung gegeben, indem sie die höchste Civil⸗ und Militait-Gewalt in den Herzogthümern gerade einem Manne allein anvertraut habe, der von der betreffenden Partei als erb— berechtigt genannt werde, der auch im Geiste dieser Partei gehandelt, der, was dänisch sei, fremd genannt, der gelitten habe, daß Partei-Emissaire umherzögen, um das Volk zu bewegen, Geld zusammenzuschießen, zu einem Zwecke, der in Verbindung mit Dänemark ohne solche Aufopferung hätte erreicht werden können. So weit sei jene Partei gegangen, daß man selbst habe sagen hören, Dänemark sollte die Herzogthümer betrogen haben; und derselbe Mann, der sich dieser Aeußerung bedient, stehe, während er noch wegen Staatsverrätherei gerichtlich verfolgt werde, bei jenem Statthalter in besonderer Gunst. Es sei so gefährlich, daß man jenem Manne die oberste Gewalt in den Herzegthümern anvertraut habe, daß seiner Meinung nach die Versammlung alle Ursache habe, ja daß es ihre Pflicht sei, auf dessen Entfernung von dem Posten, den er bekleide, anzu- iragen. Er (Oberst B.) sei der Meinung, daß es Pflicht des höchsten Raths des Königs gewesen wäre, sich der Anstellung des Prinzen von Augustenburg auf jenem Posten zu widersetzen, und er halte diese Anstel⸗ lung für so gefährlich, daß er glaube, die Rathgeber Sr. Majestät hätten erklären müssen, sie müßten ihren Abschied nehmen, sobald eine solche Anstellung statffände. An die Minister, nicht an den König, müsse man sich halten, nnd er sei der Meinung, daß Veranlassung für den König sei, aus seinem Rath die Männer zu entfernen, welche Maßregeln genehmigt hätten, die die Nation so sehr in Aufregung gebracht. Schließlich wiederholte der Oberst, daß in der Adresse in⸗ ständigst darauf anzutragen sei, daß der Mann, der jetzt mit der obersten Civil- und Militairmacht in den Herzogthümern bekleidet sei, von seinem Posten entfernt und alle bestehenden Traktate, die zur vollständigen Auf⸗ klärung der verwickelten Verhältnisse mit den Herzogthümern dienen könn— ten, zur öffentlichen Kunde gebracht würden. Wenn dies geschähe, und wenn im Rathe des Königs Männer säßen, welche ein warmes Gefühl für die Nationalität hätten, so hoffe er, daß Alles zu Frieden und Ruhe kom⸗ men würde; dies sei aber auch die einzige Weise, wie dies Ziel erreicht werden könne.

Unter den folgenden Nednern schilderte auch der Land-Obergerichts⸗ Prokurator Jespersen die Stimmung des Landes sowohl im Allgemei— nen, als die von Jütland insbesondere, als so besorglich und niederschla⸗ gend, wie niemals zuvor. Die nächste Quelle dieser Mißstimmung sei das Sprachpatent, womit auch die Besorgniß des Volkes über die Art, wie die Presse hinsichtlich der Sprach -Angelegenheit behandelt worden sei, in Ver— bindung stehe. Schließlich bemerkte er, man sei dem Könige für die Oeffent= lichkeit in der Finanz Verwaltung zum Danke verpflichtet, Ersparungen habe er aber nicht durchsetzen können.

Der Hofbesitzer Black erklärte sich überhaupt gegen Eingabe von Adressen, die er für eine Art Galanteriewagare ansah.

Justiz-Rath With bestand darauf, daß in die Adresse auch Aeußerun⸗ gen hinsichtlich Schleswigs aufgenommen würden, und äußerte dabei, er sei bei dem Skamlingsbankfeste zugegen gewesen und habe eisgraue Männer Thränen über das Sprach ⸗-Palent vergießen sehen, so daß er nicht zweifle, die Sache sei nicht blos Sache Schleswigs, sondern ganz Dänemarks.

Nachdem sich noch mehrere Redner hatten vernehmen lassen, nahm der Königliche Kommissarins das Wort, um der Versamm— lung bemerklich zu machen, daß es doch wohl nicht ihre Absicht sein könne, die hier angeführten Klagepunkte in die Adresse mit einfließen zu lassen. Man werde dies bei näherer Erwägung unpassend finden, und er wolle in dieser Hinsicht blos hervorheben, was über die zu beantragende Verabschiedung eines hohen Beamten in den Herzog— thümern geäußert sei, welches so sehr außerhalb der Gränze der stän⸗ dischen Kompetenz liege und für den König so verletzend und kränkend sein müsse, daß selbst der geehrte Deputirte, der damit hervor getreten sei, kaum wünschen könne, daß ein solcher Antrag ein⸗ gereicht werde. Auch sei es gewiß unrichtig, wenn er von der Voraussetzung ausgegangen sei, daß jener Beamte das Auftreten unterstützt habe, welches zur Folge gehabt, daß der, von dem es geschehen, unter gerichtliche Anklage gestellt worden sei. Ob⸗ wohl jener hohe Beamte zu der Zeit, als er Mitglied der schleswig— schen Stände-Versammlung gewesen, sich Aeußerungen bedient habe,

die man verletzend für die Dänen gefunden die aber gewiß nicht so gemeint gewesen wären, wie er sie ausgesprochen, so sei er (der Kommissarius) doch überzeugt, daß derselbe die Pflichten, die ihm der ihm anvertraute Posten auferlege, mit Treue wahrgenommen. Auch sei es ein Irrthum, wenn man glaube, daß der oft erwähnte Beamte darauf Anwartschast habe, Schleswig oder Holstein zu er⸗ werben, falls der Königliche Mannestamm auesterben sollte. Dies würde jedenfalls sein Bruder sein, der bekanntlich mehrere Descen⸗ denten habe. Uebrigens bemerkte der Kommissarius, daß er sich nicht auf die vielen Punkte einlassen könne, die hier ganz obenhin behan⸗ delt worden selen und die, wie man auch bei näherer Erwägung sinden werde, sich deshalb nicht zur Aufnahme in die Adresse eigne⸗ ten; doch erinnerte er noch, hinsichtlich der Sprach-Angelegenheit, es verhalte sich damit gerade so, wie einer der geehrten Mitglieder geäußert habe, nämlich, daß, wenn das Patent vom 29. März einem Jeden den Gebrauch der dänischen Sprache eingeräumt hätte, die Meisten ohne Rüchicht darauf, ob sie der deutschen Sprache mächtig genug seien, deutsch geredet haben würden, gerade dies aber beweise, daß die deutsche Sprache die am meisten verbreitetze in den Herzogthümern sei. Seit Jahrhunderten sei sie die einzige gewesen, die man in öffentlichen Verhandlungen benutzt habe, und es sei auch im Anfange der Stände-Institution nicht die Rede davon gewesen, daß die dänische Sprache anders als ausnahmsweise ange⸗ wandt werden könne. 6 Der Oberst Brock bemerlte in Folge der Aeußerungen des Kommissarius, er wisse sehr wohl, daß der Prinz von Augustenburg, selbst nach den fana⸗- lischen Ansichten der deutschgesinnten Partei, nicht der nächste Erbberechtigte sei, auch habe er nur darauf aufmerksam machen und durch ein Beispiel erläutern wollen, wie versuchend es für einen solchen Mann sein könne, die höchste Civil und Militairgewalt zu besitzen, und er habe stets gehört, daß wahre Staats- Klugheit es erfordere, die Versuchung bei Zeiten zu entfernen, es wilde daher zu wünschen gewesen sein, daß der Rath des Königs auf die Gefahr aufmerksam gemacht hätte, die daraus hervorgehen könnte. Uebrigens sei er weit entfernt, aus persönlichem Unwillen gegen den Mann zu sprechen, den er im Gegentheil

bochachte, und er würden nichts dagegen haben, wenn derselbe den höchsten

Militairposten hier im Königreich erhielte; da er aber da angestellt worden, wo er von der Partei umgeben sei, die das Haus Augustenburg für erbbe⸗ rechtigt erklärt habe, müsse er (der Redner), um sich der mildesten Aus⸗ drucke zu bedienen, unpolitisch und gefährlich nennen, namentlich mit Rück⸗ blick auf den ähnlichen Fall, der vor etwa 35 Jahren stattgefunden. .

Die Parallele zwischen dem Prinzen von Augustenburg, der in den letzten Kriegssahren Statthalter in Norwegen gewesen, und dem Statthalter, fand der Kommissarius nicht passend, weil jener zum Thronfolger in einem anderen Reiche erwählt worden, wovon in dem vorliegenden Falle nicht die Rede sei. Auch bemerkte der Kommissar, er begriffe nicht, auf welchen Grund hier der Oberst Brock annehme, daß die Ernennung des Prinzen zum Statthalter in den Herzog⸗ thümern durch einen dem Könige gegebenen Rath hervorgerufen oder daß diese Sache überhaupt im Conseil des Königs verhandelt worden. Es könne dem Obersten nicht unbekannt sein, daß die Besetzung der Aemter nicht im Staats⸗Rathe verhandelt werde.

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Kanton Schaffhausen. Sollte der ernsten Aufforderung des Stadtraths von Schaffhausen zu Wiederherstellung der Ordnung nicht olge gegeben werden, so sollen einige hundert Milizen aus dem Klettgau einberufen werden. Auf Sonntag, den 21. Juli, ist eine Bürger-Versammlung angekündet.

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Neapel, 19. Juli. (A. 3.) Gestern lief die preußische Korvette „Amazone“ Capitain Holmfeld, von Toulon kommend, hier ein; es ist das erste preußische Kriegsschiff, das je in diesen Ge⸗ wässern erschienen und erregte daher vielfache Aufmerksamkeit.

Zur Aburtheilung der in Kalabrien eingefangenen Empörer ist in Cosenza ein Kriegsgericht zusammenberufen worden.

Am . Juli d. J. betrug die verzinsliche Staatsschuld Neapels S6, 299,380 Dukati.

Man spricht stark davon, daß die Ausfuhr des Getraides wieder erlaubt werden wird.

Das Rosalienfest in Palermo verspricht dieses Jahr sehr glänzend zu werden, wozu die Gegenwart zweier Souveraine (von Neapel und Bayern) und der Zusammenfluß einer großen Menge Fremder das Ihrige beitragen werden. Die Dampfschiffe nach Palermo, sowohl die des Staats als der Privatunternehmungen, sind mit dahin Eilenden überfüllt. Auf ersteren ist der Preis für Hin- und Rück⸗ fahrt blos 16 Fl. rhein. Auch ist, um dieses Fest zu begünstigen, die Einrichtung getroffen worden, daß keine Pässe nöthig waren.

5 panien.

3 Madrid, 13. Juli. Ein ernstes Ereigniß hat in Sara⸗ gossa stattgefunden. Man glaubte dort, wie hier, daß die den Mör⸗ dern des Generals Esteller zuerkannte Todesstrafe durch die Gnade der Königin in eine gelindere umgewandelt werden würde, indeß nach der spanischen Gesetzgebung, die noch immer den Geist der arabischen Blutrache athmet, kann gegen einen Mörder nur dann Begnadigung stattfinden, wenn die Familie des Ermordeten ihm ihre Verzeihung zusichert, weshalb in der Regel ein förmlicher Handel zwischen beiden Parteien entsteht. Im vorliegenden Falle wurden die drei Mörder, von denen zwei dem Mittelstande und einer der niedersten Volksklasse angehören, durch das ordentliche und befugte Militairgericht zum Tode verurtheilt; ihre Freunde wandten sich mit dem Gesuch um Gnade an die Königin, allein die Söhne des ermordeten Ge⸗ nerals Esteller forderten die Regierung auf, unerbittlich zu sein. Demnach unterblieb die Begnadigung, und am 9ten wurden die drei Verurtheilten auf dem Constitutions- Platze von Saragossa, an der Stelle, wo Esteller ermordet worden war, erschossen. Am 19ten erklärte darauf der General⸗-Capitain von Aragonien, in Folge eines ihm von dem Minister⸗Präsidenten unter dem 6ten ertheilten Befehls, den ihm untergebenen Distrikt (ganz Aragonien) in Belagerungs⸗Zustand, und verfügte die Errichtung von Militair-Kommissionen in den Provinzial⸗ Hauptstädten. Alle Verschwörer oder Ruhestörer irgend einer Art werden mit der Todesstrafe bedroht. Der General⸗Capitain Breton erklärt dabei, daß diese Verfügungen nur auf Erhaltung der Ordnung, welche glücklicherweise in Aragonien herrsche, gerichtet wären.

Diese plötzliche Aufhebung der durch die Constitution den Bür⸗ gern zugestandenen Garantieen erregt hier um so größeres Aufsehen, ats die Minister von hier gerade deshalb nach Barcelona geeilt wa⸗ ren, um, wie sie vor ganz Spanien erklärten, dem etwanigen Ver⸗ suche einer Reaction vorbeugen, und die Constitution und strenge Le⸗ galität sicher stellen zu wollen. Auch der Gouverneur von Ameria hat diese Stadt am Tten in Belagerungszustand versetzt, weil in eini- gen Schenken das Geschrei, „es lebe Espartero, nieder mit der Kö⸗ nigin!“ erscholl. Dergleichen Maßregeln scheinen freilich in schroffem Widerspruche zu den von den Herren Mon und Pidal verkündigten Grundsätzen zu stehen, und veranlassen zu der Voraussetzung, daß die Regierung Kenntniß von ausgedehnten Verschwörungsplänen erhalten habe, und deren Ausbruch um jeden Preis vorzubeugen suche. In der That versichern fast alle Personen, die aus den verschiedenen

Provinzen hier eintreffen, alle Änstalten zu einem neuen „Pronuncia=

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