1844 / 209 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

alen. Rheinpreußischen Blättern zufolge, ĩ rer, i ft 8 Lüning in Rheda, der in der Schweiz : i dchen Gedichte aufregenden, ja hochverbrecherischen Inhalts ear. egeben, die Untersuchung eingeleitet und am 13. Juli durch * 2 Ober- Landesgericht zu Paderborn nach Rheda entsendete Kommission eine Beschlagnahme der Papiere des Inkulpaten vorge⸗

nommen worden.

Provinz. Die Hindernisse, welche dem bevorstehen⸗ den * 3 im Regierungs⸗-Bezirk Düsseldorf entge⸗ genstanden, sind, wie die Düsseld. Ztg. sagt, beseitigt, und wird dasselbe nunmehr am 23. August in U nterbarm en stattsinden. Das römische Grabmal in Weiden bei Köln hat ein Privatmann für die Summe von 200) Rthlrn. angekauft; das künftige Schicksal dieser merlwürdigen Antiquität ist noch unbekannt. Wie der Frankfurter Sber-Post⸗Amts-Zeitung gemeldet wird, er⸗ wartet Herr Dr. Arnoldi, Bischof von Trier, während der Heilig= thumsfahrt mehr als zehn freinde Prälaten, darunter französische und belgische zum Besuch.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Die Augsb. Allg. Ztg. meldet aus Kissingen vom 22. Juli, daß ein russischer Feldjäger, der Abends vorher mit Depeschen von St. Petersburg an den Vice⸗ Kanzler Grafen Nesselrode angekommen, sehr beängstigende Nachrich⸗ ten über den Gesundheits-Zustand der Großfürstin Alexandra gebracht habe. Auch sämmtliche Briefe an die dort anwesenden Russen sollen in dieser Beziehung übereinstimmen. Graf Nesselrode geht morgen über Frankfurt nach London. Der bayerische General Prinz Eduard von Sachsen-Altenburg hat als Vorstand des Vereins gegen Thierquälerei in München der Schuljugend in Bamberg eine bedeu⸗ tende Anzahl Exemplare der Schrift „Pflichten der Menschen gegen die Thiere“ zugeschickk. Am 20. Juli Nachts 12 Uhr erleuch— tete bei Bamberg plötzlich eine weiße Flamme das ganze Firma⸗ ment, die eben so schnell wieder verschwand und die vorige Finsterniß nur noch schauriger machte. Gleich darauf hörte man in der Ferne ein donnerähnliches Getöse. (Auch zu Baireuth, Regensburg, Am⸗— berg, Um, Dresden, Greiz, im Fichtelgebirge u. s. w. ist das Me— teor zur selben Zeit wahrgenommen worden.)

2

Königreich Hannover. Am 25. Juli ist die allgemeine Stände Versammlung, unter Anerkennung des umsichtigen Eifers, wo⸗ mit sie die vielfachen und wichtigen Vorlagen behandelt und erledigt hat, bis auf Weiteres vertagt worden.

Kurfürstenthum Hessen. Nach der Hanauer Zei— tung hätte das Dampfboot „Hermann“ bei Karlsha fen beinah ein gleiches Schicksal wie der „Wittekind“ gehabt. Glücklicher Weise wurde ein sechs bis acht Centner schwerer Stein, welcher absichtlich an die dortige sehr enge und flache Stelle gewälzt zu sein schien, noch zeitig genug entdeckt. Die Direction der Weser⸗Dampfschiff⸗ fahrt hat auf die Entdeckung des Thäters eine Belohnung von funf—⸗

zig Thalern gesetzt.

Landgrafschaft Hessen⸗Komburg. Homburg v. d. H. ist in

diesem Sommer das besuchieste aller Taunusbäder. Unter Ten sehr zahl⸗ reichen Kurgästen bemerkt man insbesondere viele Nussen. Die Spielbank ist in fast unausgesetzter Thätigkeit und macht abermals brillante Geschäfte. Wie denn einer nicht verburgten, aber doch nicht unwahrscheinlichen Angabe nach der Gewinn, welchen die Pächter der homburger Spielbank in den letzten drei Jahren gemacht haben, die enorme Summe von 1,500,900 Il. erreicht. Vor einigen Tagen vergiftete sich, wie man vernimmt, in einem unweit Homburg gelegenen Dorfe ein hochbejahrter Mann, welcher an jener Bank in kurzer Jeit sein ganzes Vermögen, 25,000 Fl, die Frucht von mehr als 45jähriger Anstrengungen und Mühen, verspielt hatte. Der un⸗ glückliche Greis, aus Wien gebürtig, war erst von einigen Monaten von Jamaika, wohin er sich in seiner Jugend begeben, um sein Glück zu versuchen, ugch dem europäischen Festlande zurückgekehrt, un den Abend seines Lebens in dem Heimatlande in Ruhe zuzubringen. Man erzählt sich, daß er einige Tage vor dem schrecklichen Schritte sich genau nach den Kosten eines anständigen Begräbnisses erkundigte; gerade diese Summe fand man nach seinem Tode noch bei ihm. Alles, was ihm außer derselben zur Verfügung geblieben war, hatte er noch an dem Tage, an welchem er seinen gräßlichen Entschluß ausführte, den Launen der falschen Glücksgöttin zum Opfer gebracht. In diesen Tagen kam ein reicher Engländer durch Franlfurt a. M., welcher sich nach ene, zurückbegiebt, um seine Finanzen zu ordnen, die er durch enorme Verluste an Spielbanken in Verwirrung gebracht hat; in einem Jeitraume von wenigen Jahren sollen sich seine Verluste auf nicht weniger als 13 Millionen Gulden belaufen haben.

Freie Stadt Lübeck. Nach Briefen aus Petersburg, welche mit dem Dampfschiff „Naslednik“ am 25. Juli nach Lübeck gelang— ten, ist in dem Zustande der Großfürstin Alexandra keine wirkliche Aenderung eingetreten, doch betrachtet man den Umstand, daß der Kaiser und die Kaiserin sich haben bewegen lassen, Zarskoje⸗Selo zu verlassen und das Schloß Peterhof zu beziehen, als ein einiger— maßen günstiges Zeichen.

Frankreich.

Paris, 23. Juli. Es sind von hier Befehle nach Toulon ab⸗ gefertigt worden, wonach dort noch mehrere Regimenter eingeschifft werden sollen, um sich den Truppen des Marschall Bugeaud anzu— schließen. Auch heißt es, dem Prinzen von Joinville würden neue Instructionen übersandt werden. Reisende, die von der afrikanischen Rüste in Barcelona eingetroffen waren, haben, nach Briefen von der spanischen Gränze, die Nachricht von einem Ereignisse dorthin gebracht, welches, wenn es sich bestätigte, zu den ernstesten Folgen An⸗ laß geben könnte. Es soll nämlich ein englisches Kriegsschiff, auf das Durchsuchungs⸗Recht sich stützend, das von dem Prinzen von Joinville in Person befehligte Admiralschiff an⸗ gehalten haben, um seine Papiere zu visitiren; der Prinz habe die Inspection gestattet, nach deren Beendigung aber die Visitation des englischen Schiffes verlangt; die Engländer hätten sich aber gewei⸗ gert, diesen Begehren Folge zu geben; der Prinz von Joinville habe darauf gegen eine solche Behauptung feierlichst protestirt und, da die Engländer dennoch nicht nachgegeben, auf das britische Schiff feuern assen und dasselbe in den Grund gebohrt. Dies Gerücht, welches indeß bis 1 aller Beglaubigung entbehrt, machte an der heutigen Börse große Sensation.

Das Programm für die Feier der Julitage ist nun bekannt ge— macht. Es gleicht ganz dem der srüheren Jahre: am 27sten Ver— theilung von ünterstützungen für die Bedürstigen; am 28sten Trauer⸗ 9 zu Ehren der gefallenen Bürger; am 2hsten Schauspiele, Tanz⸗

schester, Mastklettern, Abends onzert im Garten der Tuilerieen. , und Illumination.

cudeg sind die näheren Umstände des gestern erwähnten Un—

kia, , en. ,,. linkes Uifer; Auf einen Zug, Chaville ein anderer Zug 3 akfuhr, stieß zwischen Hiroflay um der auch von Paris, 17 Minuten nach

1166

dem ersten, abgefahren war. Der Stoß war schrecklich. Die Loko⸗ motive des zweiten Zuges zersprengte die drei letzten Waggons des vorderen Zuges in Stücke; es wurde glücklicherweise nur Ein Rei⸗ sender beschädigt, dem Maschinisten aber, der das ihm gegebene An⸗ halte⸗Signal nicht bemerkte, wurde die Kinnlade zerbrochen und zwei Heizern das Schulterblatt verrenkt. Der Dienst war für den Rest des Abends und heute früh noch 3 Stunden unterbrochen.

X Paris, 23. Juli. Unter den Fragen, welche in der dies⸗ jährigen Session der Kammern angeregt, aber ohne Lösung geblieben sind, nimmt die, welche die Einführung einer neuen Gesetzgebung in den französischen Kolonieen betrifft, wegen ihres innigen Zusammen⸗ hanges mit der Emancipation der Sklaven, die dadurch vorbereitet werden sollte, einen vorzüglichen Rang ein. Leider hat diese Frage,

bei der nicht blos Frankreich, sondern die ganze Menschheit betheiligt

ist, eine Wendng genommen, daß sich noch gar nicht voraussehen läßt, wie lange sie wieder vertagt bleiben wird. Die Regierung hatte in Wort und That ihren lebhaften Wunsch zu erkennen gegeben, ernstlich zur Emancipation der Sklaven die Hand zu bieten, und ihre Schuld ist es nicht, wenn neue Verzögerungen eintreten. Sie hatte der Pairs-Kammer ein Gesetz zu diesem Zwecke vorgelegt. Aber schon

ei der W . ission zur Prüfung und Berichterstattung unzählige en fan t e , ,,,, n w, 8 (iörtert worden. Marschall Clausel führte 1833 in Afrika das Kommando

und richtete damals die Fragen an die französische Negierung, ob man nur

darüber zeigte es sich, welch' großen Einfluß die Widersacher der Emancipation, theils direkt, theils indirekt, auch in jener Kammer ausüben. Nur mit Mühe gelang es, die Wahlen des Herzogs von Broglie uud des Herrn Rosst, welche beide entschiedene Anhänger und, wie man versichert, selbst Theilnehmer an der Ab— fassung des Gesetz⸗-Entwurfs waren, durchzusetzen. Die Mehrheit der Mitglieder der Kommission bestand aus solchen, die mehr oder weniger von den Ansichten und Wünschen des Ministeriums über diese Frage abwichen, und der Bericht, welchen Herr Merilhou im Namen der Kommission erstattete, wich daher in mehreren wesentlichen Punkten von dem ursprünglichen Entwurfe ab, und zwar gerade in solchen, welche den entschiedensten Fortschritt zu Gunsten der unterdrückten Schwarzen begründeten. Wie sehr man auch die Sache zu bemän⸗ teln sucht, es bleibt nichtsdestoweniger und leider nur zu wahr, daß die Pflanzer der Kolonieen und ihre speziellen Freunde von einer wirklichen Emancipation der Sklaven durchaus nichts hören wollen, daß sie die Anordnungen, welche das harte Loos derselben erleichtern und sie vor Willkür und oft barbarischer Grausamkeit ihrer Herren sichern sol⸗ len, zu umgehen wissen, im äußersten Falle sogar der gerichtlichen Autorität offenen Widerstand entgegensetzen. Man höre darüber die Berichte der Gerichts-Behörden von Martinique und Guadeloupe, und man wird erstaunen, welche Dinge dort noch vorgehen. Ein Ge— neral-Prokurator erklärte vor kurzem auf Martinique, er möge gar keine Klage wegen Gewalt- Ueberschreitung und Mißhandlungen, von Pflanzern an ihren Sklaven verübt, mehr anbringen, weil, wie offenkundig und wie empörend auch die Thatsachen der Anklage sein möchten, die Geschwornen doch stets freisprechen oder so mildernde Verdikte, selbst in Fällen, wo es um offenbaren Mord sich handelt, abgeben, daß die Gerechtigkeitspflege zu einem förmlichen Possenspiel herabgewürdigt wird. Ties erklärt sich leicht aus dem Umstande, daß die zu Gericht sitzenden Geschwornen selbst auch Sklasen-Eigen— thümer sind, durch eine Verurtheilung der gleich ihnen Betheiligten also sich selbst zu schaden fürchten. Und einen solchen Zustand der Dinge läßt eine Nation fortbestehen, die stets die Worte „Freiheit und Gleichheit“ im Munde führt.

Die Pairs-Kammer sieht sich auch in diesem Jahre genöthigt, die von den Deputirten an sie gebrachten Gesetz-Entwürfe, besonders jene über die Eisenbahnen, gewissermaßen nur einzuregistriren, denn auch das geringste Amendement daran würde die Verschiebung aufs nächste Jahr nach sich ziehen. Deshalb ward gestern das von Herrn Persil vorgeschlagene Amendement zu dem Gesetze über die Central Eisenbahn verworfen. Indeß wird, wenn das Budget an die Reihe könmmt, von Seiten mehrerer Pairs auch in diesem Jahre eine Art Verwahrung gegen die Lage, in welche die Pairs Kammer sich so jebesmal am Schlusse der Session versetzt sieht, eingelegt werden. Von den Gerüchten über bevorstehende Modificationen des Ministe riums erhält sich nur das über den Austritt des Großsiegelbewahrers Martin du Nord. Abgesehen davon, daß derselbe schon längst selbst den Wunsch hegt, von der eigentlich politischen Sphäre ab- und ganz in die gerichtliche zurückzutreten, in der er seine ganze amtliche Laufbahn zurückgelegt hat, und wo er früher oder später eine Präsidentenstelle am Cassationshofe erhalten wird, so ist seine Stel⸗ lung, der Deputirten-⸗Kammer gegenüber, in der Frage des Sekundär— Unterrichts eine sehr schwierige geworden. Zwischen den Ansichten, welche er vor der Pairs-Kammer in dieser Frage verfocht, und denen, die der Kommissions-Bericht der Deputirten-Kammer aufstellt, herrscht eine weite Kluft, über welche es keine Uebergangsbrücke giebt. Wenn Herr Martin aus dem Kabinet austritt, so wird der jetzige General Prokurator Hébert sein wahrscheinlicher Nachfolger, und durch diesen würden namentlich Guizot's Ansichten, die er vollkommen theilt, neuen Halt gewinnen. Das Verbleiben des Finanz Ministers Lacave Laplagne im Kabinet wird hauptsächlich von dem Zustande seiner Gesundheit nach dem Gebrauche der Bäder abhängen. Er wäre schwer zu er⸗ setzen, denn durch Talent, Geschästs-Erfahrung und Charakter hat er sich die Hochachtung selbst seiner politischen Gegner errungen.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 22. Juli. Herr Sheil mußte durch die Antwort des Premier-Ministers auf seine neulichen Inkterpellationen in Betreff der afrikanischen Angelegenheiten wenig befriedigt worden sein, da er heute eine neue Diekussion über diesen Gegenstand hervorrief. Seine Anträge indeß gingen aus Partei Rücksichten hervor. Um die Maßregeln des vorigen Whig-Kabinets mit denen ber jetzigen Regierung zum Nachtheil der letzteren kon⸗ statiren zu können, beantragte er die Vorlegung einer Liste der Schiffe, welche die britische Escadre am J. Juni d. J. im Mittelmeere aus⸗ machten und, um eine Vernachlässigung der britischen Interessen in Algier von Seiten des Tory-Kabineis nachzuweisen, verlaugte er eine Abschrift des Erlasses der französischen Regierung, durch welchen neuer⸗ dings britische Schiffe und britische Waaren in der Provinz Algerien mit höheren als den bis dahin geltenden Abgaben belastet worden sind. Beide Anträge gaben Herrn Sheil Gelegenheit, die diplomatischen Communicationen zwischen England und Frankreich in Betreff der Besitznahme Algiers von der ersten Ausrüstung der Flotte unter Karl X. bis zu der letzten Note, Lord Aberdeen's vom 28. Januar 1812, welche die bekannten Erllärungen über das sait accompli in Abrede stellt, ausführlich zu besprechen, als Resul⸗ tat dieser Communicationen die energischen Maßregeln Frankreichs zur Sicherung seiner afrikanischen Eroberungen herauszustellen trotz jener Note Lorb Aberdeen's vom 28. Januar, welche unbeantwortet bliebe, und endlich die Zerstörung des britischen Handels durch die in Folge eines Berichts des Marschalls Soult vom 16. Dezember 1813 an— geordneten Zoll-Erhöhungen für britische Fabrikate bei der Einfuhr in Algerien nachzuweisen. Die Lauheit des englischen Kabinets tadelt alsbann Herr Sheil besonders in der marokkanischen Angelegenheit, welche denselben Ausgang nehmen werde wie der durch einen Fächer⸗ schlag 18360 veranlaßte algiersche Krieg, und schließt hierauf seine Rede unter Hinweisung auf die so scharfen Vorwürfe, welche die Tories dem

Ministerium Melbourne über die Vernachlässigung der Flotte gemacht haben, mit einem Vergleiche zwischen der Stärfe der Flotte am 1. Juni 1841 unter Lord Melbourne (26 Linienschiffe, Zb Fregatten, 10 Sloops, 39 Briggs, 22 bewaffnete Dampfschiffe 26.) und in dem jetzigen kri- tischen Momente (9 Linienschiffe, 32 Fregatten, 31 Sloops, 31 Briggs, 32 bewaffnete Dampfer ꝛc, in welchem sich noch dazu am Orte der Entscheidung, im Mittelmeere, nur 1 Linienschiff besinde. Sir N. Peel vertheidigte die Friedens Politik des Kabinets in ausführlicher Rede, und tadelte Herrn Sheil, daß derselbe zu einer Zeit, da die britische Regierung Alles aufbiete, die aus einer Kollision zwischen Frankreich und Marokko den englischen Interessen drohenden Nach⸗ theile abzuwenden, Alles hervorsuche, die Absichten zu hintertreiben und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen England und Frank— reich zu stören. Der Premier⸗Minister verbreitete sich alsdann eben⸗ falls über die diplomatischen Communicationen wegen der Besitznahme Algiers und erklärte, daß keine englische Regierung auf die Räumung von Algier gedrungen habe, weil sowohl Whigs als Tories ein In⸗ teresse hatten, und dahin bestrebt waren, der jungen Dynastie Ludwig Philipp's alle Schwierigkeiten zu ersparen, welche ihrer Befestigung hätten hinderlich sein können.

Dit Frage, ob man Algier für immer behalten sollte, sagte Sir N. Peel, ist 1833 und seitdem unzählige Mal in den französischen Kammern

einige Punkte in Algier behalten, oder ob man Algier kolonisiren, oder ob man es gänzlich aufgeben wollte? Marschall Soult erklärte auf diese Frage in der französischen Kammer vor ganz Europa, daß Frankreich nicht daran denke, Algier zu läumen, daß es eine dauernde Besitznahme des Landes beabsichtige und von auswärtigen Mächten dieserhalb nichts zu be sorgen habe“. Diese Erklärungen wurden 1833 abgegeben und die damalige eng⸗ sische Negierung, obschon sie wohl wußte, daß Frankreich Algier behalten wollte, erhob dagegen keinen Einspruch. Ich iwill das Whig-Kabinet dieserhalb nicht ta⸗ deln, denn wenn ich die Lage Frankreichs und die Gefahr erwäge, welche dem Thron drohte, wenn ich die bellagenswerthen Folgen einer möglichen Entthronung Ludwig Phiüipp's erwäge, so lann ich nicht sagen, daß die Re— gierungen Lord Grey's und Lord Melbourne's unweise handelten, wenn sie der Behauptung Algiers von Seiten Frankreichs gegenüber sich ruhig ver⸗ hielten. Damals also verhielten sie sich ruhig; sie erhoben keine Einsprüche; unser Konsul verblieb in Algier, unter dem Exequatur des Dey von Algier fungirend, und nun, nach 11 Jahren ununterbrochenen Besitzes, gegen welchen die vorige Regierung nicht remonstrirt hat, sollte es klug und weise gewesen sein, wenn wir bei Üebernahme der Negierung 1811 Frankreich er⸗ klärt hätten: „„wir müssen Euch ungeachtet, daß unsere Vorgänger es unter⸗ sassen haben, an die Verpflichtungen des Ministeriums Polignac erinnern und Ihr müßt Algier räumen!““

Pie Jollerhöhung, über welche Herr Sheil sich beschwert hatte, erklärte Sir R. Peel nicht direkt gegen das britische Interesse ge⸗ richtet, sondern nur dazu bestimmt, Differenzial- Zölle zu Gunsten der französischen Schiffe und Waaren einzuführen, die übrigens schon seit 1835 bestanden hätten. Endlich berief sich der Minister zur Wider⸗ legung der Furcht vor einer Ausdehnnng der französischen Besitzung über die Gränzen von Algier auf die wiederholten öffentlichen Erklä⸗ rungen der französischen Regierung, daß sie nicht die Absicht habe, ihr Gebiet in Afrika, sei es nach Tunis oder Marokko hin, über, die Gränzen hinaus zu erweitern. Was die von Herrn Sheil gerügte Unzulänglichkeit der Flotte anbetrifft, so wies zum Schlusse Sir R. Peel darauf hin, daß die Bewilligungen für die Flotte in diesem Jahre 4,004, 0'6) Pfd. betragen, während sie im Jahre 1838 nur z, 065,009 Pfd. ausgemacht haben, so daß, wenn gegenwärtig auch nicht die gleiche Anzahl von Schiffen in See wären, doch die nöthi— gen Rüstungen dazu sofort gemacht werden könnten.

Dieser Punkt führte hierauf zu weiterer Debatte, an welcher Lord John Roussell, Lord Palmerston und mehrere See⸗Ofsi⸗ ziere Theil nahmen. Lord Palmerston erkannte den Grund des Tadels, welchen Sir R. Peel gegen Herrn Sheil wegen der Anträge geltend machte, nicht für genügend, um dieselben verwerfen zu lassen. Wenn zwischen England und Frankreich die freundschaftlichen Bezie⸗ hungen so sehr leicht gestört werden könnten, wenn es eine Kriegs— Partei in Frankreich gäbe, welche die friedlichen Absichten des jetzigen französischen Kabinets so sehr leicht vereiteln könnte, so sei es doppelt nothwendig, wie Lord Palmerston meinte, daß das Haus seine Auf— merksamkeit auf die Mittel richte, welche der britischen Regierung zu Gebote ständen, um jeder Gefahr zu begegnen. Die Anträge des Herrn Sheil wurden indeß ohne Abstimmung zurückgewiesen.

Den Rest der Sitzung füllte die Berathung in dem Budgets⸗ Comité aus, in welchem unter Anderem für die Einrichtungen in Hong Kong und den geöffneten fünf chinesischen Häfen 50,000 Pfd. bewilligt wurden. 8060 Pfd. wurden für die Vollendung von Nel— son's Monument in Trafalgar-Square bewilligt. Herr Cochrane sprach bei der Gelegenheit den Wunsch aus, daß man die von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland für dieses Denkmal beigesteuerten 50 Pfd. zurückweisen möge, wogegen Sir Robert Peel bemerkte, daß die Errichtung des Denkmals bis jetzt, wo die Regierung sich derselben angenommen, eine Privatsache gewesen sei, mit der der Staat nichts zu thun gehabt habe, und jeder Privat-Beitrag ohne Unterschied damals habe willkommen sein missen.

London, 23. Juli. wird, wie es heißt, am 2. August von Edinburgh auf dem bereits dorthin beorderten Dampfschiffe „Lightning“ nach Deutschland zu⸗ rückkehren.

Eine von Capitain Warner neu erfundene Höllenmaschine, mit welcher derselbe einzelne Schiffe und ganze Flotten und Festungswerke zertrümmern will, hat am 2hsten d. M. eine Probe bestanden, die sehr glänzend ausgefallen ist. Ein großes Barkschiff von 300 bis 400 Tons, der „John O'chaunt“, wurde nämlich Angesichts einer großen Menge von Zuschauern, welche 3 Miles weit die Küste bedeckten, auf ein gegebenes Zeichen durch die Höllenmaschine in einem Augen- blick so völlig vernichtet, daß es unmittelbar darauf in den Fluthen versank. Es heißt, daß Capitain Warner seine Versuche nun in noch größerem Maßstabe machen wolle. Ueber die Beschaffenheit der Maschine, deren Anwendung auf eine von der Küste aus nicht sicht⸗ bare Weise geschehen zu sein scheint, sind mannigfache Ansichten im Gange. Als die Sache gestern im Unterhause zur Sprache gebracht wurde, erklärte Sir Robert Peel, daß die Regierung, nachdem Capi tain Warner früher die von ihr angebotene Summe für die Ent⸗ deckung des Geheimnisses ausgeschlagen, bei dem Experimente am 20sten sich nicht betheiligt habe.

London, 23. Juli. Sollte je wieder ein Krieg zwischen Frankreich und England ausbrechen, so wird jedenfalls die parlamen⸗= farische Artillerie auf beiden Seiten des Kanals an Heftigkeit mit der Kanohade zu Land und zu Wasser, ja selbst mit den, Wirkungen der geheimnißvollen Maschinen des Capitains Warner rivalisiten. Bei allen früheren Kämpfen mit Kontinentalmächten hat England (mit Ausnahme der Zeit zwischen 1793 und dem Fall des Direktoriums) gleichsam das Monopol parlamentarischer Debatten über inter nationale Fragen und militairische Operationen gehabt. Allein jetzt sibertrifft die Deputirten⸗-Kammer mit ihrem Eifer bei Behandlung dieser Binge das Haus der Gemeinen um Vieles. Im Fall eines Krieges würde ohne Zweifel die Tribüne und die Presse in Frank⸗ reich von Verhandlungen über Ereignisse voll sein, welche erst bekannt werden sollten, wenn sie wirklich geschehen wären; und um dann den

Se. Majestät der König von Sachsen

Verlegenheiten der Minister und den Schwierigkeiten beider Länber die Krone aufzusetzen, würden wir es sicherlich erleben, daß die Op— positiöon in England von dem Geschrei der Opposition in Frankreich das Echo bilden würde, gleich Rudel Wölfen, welche in einer Mond⸗ nacht an verschiedenen Theilen eines Waldes ihr Geheul anstimmen. So etwas Aehnliches, obgleich in kleinem Maßstabe und zu einer Zeit, wo die Regierungen beider Länder glücklicherweise in Frieden leben, ist bei Gelegenheit der französischen Expedition gegen Marollo versucht worden. Jedenfalls ist die Wirkung solcher Demonstrationen, wie die des Fürsten von der Moskwa in Paris oder des Herrn Sheil in London, in jedem anderen Lande größer als bei uns; und wenn Herr Sheil nicht etwa durch einen Ausbruch von Bitterkeit und Hef— tigkeit in Frankreich belohnt wird, so kann er wenigstens nicht darauf rechnen, hier eine solche Wirkung hervorgebracht zu haben. Die aus⸗ wärtige Politik ist in England zu allen Zeiten ein schlüpfriger Boden für parlamentarische Opposition gewesen. So weit die Nation über— haupt eine Meinung darüber hat, hält sie sich gewissermaßen in gutem Glauben an die Wahrnehmung, daß jede exekutive Gewalt nach Kräften das Beste für die allgemeine Wohlfahrt thut. Nur zu viel Beschwerden und Uebereilungen werden oft übersehen und verziehen, und im Ganzen finden die mühevollen Versuche, zu beweisen, daß die Minister der auswärtigen Angelegenheiten ihre Pflicht vernachlässigt und ihr Land verrathen hätten, nur wenig Gehör und werden ver⸗ achtet, selbst wenn sie mit all dem Geiste und der Beredtsamkeit vor⸗ getragen werden, über welche Herr Sheil gebieten kann. Wahrscheinlich mißbilligte Lord John Russell diesen Ausfall der Opposition. Gewiß sprach er in einem Tone von Aufrichtigkeit und Mäßigung über Frankreich, welcher gegen die hohlen Komplimente des Herrn Sheil oder die Bitterkeit des Lord Palmerston einen gün— stigen Kontrast bildete. Gleichwohl wird die Whig-Partei bei dieser Gelegenheit sowohl durch ihre frühere Haltung, als auch durch die

Sprache, welche sie jetzt führt, mit den Ansichten, welche Frankreich

so feindlich sind und so sehr darauf berechnet scheinen, zu einem Kriege zu führen, unheilbar identifizirt. Vergebens müht sie sich ab, das harte, aber gerechte Beiwort einer „Kriegs Partei“ loszuwerden; und wenn sie zur Gewalt zurückkehren sollte, so müßte sie vielleicht ihren blinden Oppositions-Eifer mit Blut sühnen.

Dieser Brief klingt in der That so kriegerisch, daß ich hinzu⸗ fügen zu müssen glaube, daß ich überzeugt bin, diese Speculationen werden ein sehr fernes Ziel haben. Die Wahrscheinlichkeit ernster und dauernder Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Marokko scheint schon im Abnehmen zu sein, und es ist Grund vorhanden, anzunehmen, daß der Prinz von Joinville ernstlich den Wunsch hegt, den Streit durch einen ehrenvollen Frieden zu beendigen. Sein Empfang zu Gibraltar hat einen sehr guten Eindruck gemacht, und jedenfalls wird er es sich angelegen sein lassen, die Gesinnungen einer heftigen per sönlichen Feindschaft gegen England, welche ihm seit dem Erscheinen seines bekannten Pamphlets etwas indiskret zugeschrieben worden sind, gehörig zu desavouniren.

Dänemark.

Kopenhagen, 23. Juli. Der Prinz Friedrich Karl, Sohn des Prinzen Karl von Preußen, hat sich einige Tage im strengsten Inkognito hier aufgehalten (Se. Königl. Hoheit war ini Hotel d' Angle— terre abgestiegen) und vorgestern Abend die Reise auf dem ihm zur Disposition gestellten Königl. Dampfschiffe „Aegir“ nach Schweden fortgesetzt. Se. Königl. Hoheit benutzten ihren kurzen Aufenthalt in Kopenhagen, die Sehenswürdigkeiten der Stadt, so wie die reizende nächste Umgebung, unter Anderem auch das zur einstweiligen Sommer— Residenz des Prinzen Friedrich von Hessen und der Großfürstin Alexandra bestimmte Schloß Bernstorff in Augenschein zu nehmen. Die innere Einrichtung des Schlosses, welche nunmehr beendigt ist, zeugt von einem auserlesenen Geschmack; insbesondere sind die für Ihre Kaiserl. Hoheit bestimmten Zimmer mit der ausgesuchtesten Ele⸗ ganz dekorirt. Die erforderlichen Neubauten sind gleichfalls vollendet, so wie auch der reizende Park von Bernstorff verschönert und erwei tert worden ist.

An dem landgräflich hessischen Hofe zu Charlottenlund herrscht in Folge der aus St. Petersburg über das Befinden der Großfürstin Alexandra eingegangenen Nachrichten fortwährend eine trübe Stim mung. Dieser Tage sind daselbst die älteste Tochter des Landgrafen und der Landgräsin, die Frau Prinzessin Marie von Anhalt-Deßau mit ihren Prinzessinnen Töchtern, so wie der Prinz Georg von Hessen, Bruder Sr. Durchlaucht des Landgrafen, zum Besuch eingetroffen.

Das russische Kriegs Dampfschiff „Kamtschatka“ kam gestern Nachmittag hier an, um Steinkohlen einzunehmen. Zuwverlässigen Nachrichten zufolge, soll die Bestimmung dieses Dampfschiffes sein, den Großfürsten Konstantin, der sich in Archangel befand, an Bord zu nehmen, nachdem er sich auf dem dort neu erbauten, jetzt hier an⸗ gekommenen Schiffe „Neu⸗-Ingermanland“ mit der Flotte vereinigt und diese nach dem englischen Kanal geführt haben wird. Das Dampfschiff wird ihn hierauf nach St. Petersburg zurückbringen. Dieses soll auch versiegelte geheime Ordres an Bord haben, die erst auf der See unter einer gewissen Breite geöffnet werden dürfen und die nähere Bestimmung des Dampfschiffs oder der Flotte betreffen. Auch ist die Fregatte „Konstantin“ von 44 Kanonen, nach Kronstadt bestimmt, hier angekommen und ferner die Korvette „Virginie“ von Ih Kanonen, zum Geschwader gehörend, welches dort noch immer auf günstigen Wind wartet.

Wyborg, 22. Juli. Von den der jütischen Stände⸗Ver⸗ sammlung vorgelegten Privat-Anträgen ist der vom Professor Lar⸗ sen eingereichte am 16ten zur Diskussion gelangt. Derselbe bezweckt, Sr. Majestät die Nothwendigkeit vorzustellen, hinsichtlich des Herzog—⸗ thums Schleswig Maßregeln zu treffen, die der dänischen Nationa— lität daselbst den Schutz zu gewähren geeignet seien, welchen dieselbe jetzt entbehre, namentlich durch Wahrung des freien Gebrauchs der dänischen Sprache in allen öffentlichen Verhältnissen, durch Stiftung dänischer Unterrichts-Anstalten und durch Umbildung der höheren Re— gierungs- und Rechts-Behörden. In der Motivirung dieses Antrags wird unter Anderem gesagt, daß unter den 800 Volksschulen im Her zogthum Schleswig die dänische Sprache sich als Unterrichtssprache noch in 280 Schulen erhalten habe, daß indessen von Seiten der Regierung nichts geschehe, um diese Schulen mit eigentlich dänischen Lehrern zu ver— sehen. Im einzigen Schullehrer-Seminare Schleswigs in Tondern sei der Unterricht deutsch, im Dänischen werde, wie in einer fremden Sprache, nothdürftiger Unterricht von einem Hülfslehrer ertheilt. Die Folge davon sei, daß die dänischen Schulstellen in Nord- und Mittel⸗ Schleswig mit Seminaristen besetzt würden, die in einem Seminar des Königreichs gebildet worden oder die erforderlichen Kenntnisse in der dänischen Sprache durch Privat⸗-Unterricht erlangt hätten. In dänischredenden Distrikten seien gegen 100 deutsche Volksschulen, die beständig mit deutschgebildeten Seminaristen besetzt würden, welche oft eine auf die Verdrängung der dänischen Sprache gerichtete Stim⸗— mung mitbrächten. Die Verdeutschung der dänischredenden Gegenden wird vornehmlich jenen Schullehrern zugeschrieben.

Eben so verhalte es sich auch, bemerkte Prof. Larsen, mit dem hö— heren Unterricht, da die vier Gelehrtenschulen im Herzogthum sämmtlich deutsch seien, was denn zur Folge habe, daß dänisch geborene und erzogene Schleswiger nur ausnahmsweise nach einer dänischen Universität entlassen

1167

und namentlich die darunter befindlichen Juristen, für deren Bildung auf der dänischen Universität nicht gesergt sei, geradezu nach Kiel gewiesen wür⸗ den. Der Pioponent glaubte auch nicht, daß diesem uet e ih ande abzuhel fen sein würde, so lange die jetzigen administiatitzen Verhaltnisse unver- andert blichen; ein Umgestalting dieser Verhältnisse erscheine da— her als nothwendig, auch sei eine solche Maßregel durchaus nicht im Widerspruch mit den für Schleswig geltenden staats rechtlichen Jiormen, da in den alten Handfesten Schleswig eine selbstständige Verfassung neben Holstein, namentlich eine getrennte Stände-Versammlung, ein eigenct Drost und eigene Gesetze und Gerichtsbarkeit versprochen würden. Der Äntragsteller fügte noch ein Langes und Breites über die Kompetenz der Stände, einen Gegenstand wie den vorliegenden zu behandeln, hinzu, wobei es auf die Auslegung des Art. 5 der Stände -Verordnung vom

25. Mai 1831 ankomme, der den Ständen das Recht einräume, mit Pe⸗

fitsonen einzufemmen, insofern sie Veranlassung sinden möchten, eine Ver— änderung in den allgemeinen Gesetzen und Einrichtungen des „Landes“ zu wünschen. Den Ausdruck „Land“ nun bezog er auf den ganzen Staat, m Widerspruch mit der vom Kommissgrius in der zweiten Sißung gemach⸗ ten Aeußerung, daß „Land“ hier dasselbe wie „Königreich“ bedeute. Zur

Bestätigung seiner Meinung führte er eine Menge Beispiele an.

Der Königl. Kommifsarius wollte nicht in Abrede stellen, daß die in der letzten Jeit enistandenen Bewegungen, welche bezweckten, die Verbin- dung zwischen Schleswig und Holstein locker zu machen, um Schleswig näher an Dänemarf zu inüpfen, von so vielen einsichts vollen und angese= henen Männern unterstützt und geleitet worden seien und einen so ausge— dehnten Eingang gefunden hätten, daß sich derjenige, der gegen diese Bewe⸗ gungen auftreten wolle, alleidings in einer mißlichen Stellung besinde. In⸗ dessen könne er, so sehr er auch mit den patriotischen Gefühlen, worauf diese Vewegungen sich gründeten, sympathisire, nicht anders als in Uebereinstim— mung mit Pflicht und Ueberzeugung, die Meinung aussprechen, daß der Art und Weise, wie man zu Werle gegangen, viele Mißverständnisse zum Grunde lägen, und daß man dadurch in ein Verfahren gerathen sei, welches

nothwendigerweise seinen Zweck verfehlen und daher schädlich für die Sache

wirken müsse, die man unterstützen wolle. Nachdem der Kommissar sich ge gen die Annahme verwahrt hatte, daß er für die schleswig - holsteinsche Par— sei in die Schranken treten wolle, ermahnte er, die Excentricitäten dieser Partei mit Billigleit und Ruhe zu beurtheilen; vornehmlich aber war er darauf bedacht, die Meinung zurückzuweisen, daß die Regierung die schles⸗ wig-holsteinsche Partei begünstigt habe, da doch nichts gewisser sei, als daß die Regierung stets allen Tendenzen zur Lockerung der Verbindung zwischen dem Königreiche und den Herzogthümern den kräftigsten Widerstand entgegensetzt und sich aufs bestimmteste jeder stärkeren Verbindung zwischen beiden Herzogthümern, welche jene Verbindung hätte lockern können, widersetzt habe. Auch machte der Kommissarius darauf aufmerksam, daß der vorliegende Antrag auf eine gänz— liche umwälzung im Rechts- und Verwaltungszustande, der scit undenklichen Zeiten im Herzogthum Schleswig stattgefunden habe, abziele. Von seiner Meinung, daß diese Sache nicht in der Kompetenz der Stände liege, wollte der Kommissarius um so weniger abgehen, als in der Stände-Verordnung für die Herzogthümer vom nämlichen Datum (25. Mai 1831) statt der Anwendung des Ausdrucks „Land“ jedes Herzogthum für sich genannt wor— den sei, woraus hervorgehe, daß es durchaus gegen diese Verordnung strei— ten würde, wenn eine der Stände Versammlungen der Herzogthümer Peti⸗ tionen wegen innerer Maßregeln im Königreiche Dänemark, ja selbst in dem anderen Herzogthume, einreichen wollte, insosern sie nicht innere Einrichtun— gen beträfen, die beiden Heizogthümern gemeinschaftlich wären. Uebrigens glaubte der Kommissarius nicht, daß es zur Abhülse der gerügten Uebel

stände erforderlich sei, den ganzen gegenwärtigen Zustand der Dinge in Schleswig umzustoßen, auch bewies er durch Beispiele, daß viele Schulleh— rer-Stellen in den dänisch redenden Theilen des Herzogthums Schleswig mit Seminaristen besetzt seien, die auf dänischen Seminarien gebildet worden.

Nachdem sich auch noch der Präsident für die Kompetenz der Stände-Versammlung in der vorliegenden Sache ausgesprochen hatte, ward einstimmig beliebt, eine Konimission behufs ihrer Berathung niederzusetzen, in welche Professor Larsen, Bischof Tage Müller, Land⸗ Obergerichts Prokurator Jespersen und die Justizräthe Estrup und Wirth gewählt wurden.

Schleswig, 23. Juli. Die Zeitung der schleswigschen Stände⸗ Versammlung fährt fort, die Verhandlungen in indirekter Rede mit⸗ zutheilen, da ein Antrag des Advokaten Beseler auf eine Protokoll— führung in direkter Rede mit 19 gegen 18 Stimmen verworfen wurde.

Die wichtigsten, der Stände -Versammlung vorgelegten Königl. Propositionen sind die Entwürfe, betreffend die Einführung allgemei⸗ ner Wehrpflicht, die Regulirung der Freifuhren, eine allgemeine Städte-Ordnung für die schleswigschen Städte, eine Gewerbe- Ord⸗ nung, das provisorische Patent hinsichtlich des Gebrauchs der däni— schen Sprache, ein Entwurf über veränderte Zoll-Bestimmungen und Konsulats-Gebühren, ein desgl. wegen Einführung von Entscheidungs⸗ gründen bei den Untergerichten der beiden Herzogthümer und den dem schleswig- holstein-lauenburgischen Ober-Appellationsgerichte un⸗ mittelbar untergebenen Gerichten, ein anderer, betreffend die Entlas⸗ sung unfähiger oder unwürdiger Volksschullehrer auf dem Verwaltungs⸗ wege, und ein Entwurf, betreffend die Dachdeckung mit Asphalt. Letzterer ist bereits ohne vorgängige Prüfung durch Zustimmung einer Kommission erledigt.

Die wichtigsten der eingegangenen Anträge und Petitionen sind: ein Antrag von Justizrath Fries auf Einführung von Schwurgerich— ten; von Dr. Müller auf ein neues bürgerliches Gesetzbuch für Schles wig; vom Etatsrath Esmarch auf Trennung der Justiz von der Ad— ministration; vom Land⸗Inspektor Tiedemann auf Empfehlung der Statuten der projektirten schleswig- holsteinischen Bank; vom O. G. Sec. Claussen auf eine allgemeine Gerichts- und Prozeß-Ordnung für die Untergerichte; vom Pastor Moritzen auf Anstellung eines Pro⸗ fessors der Staats-Wissenschaften an der kieler Universität und Ein— richtung eines staatswissenschaftlichen Examens; vom Abgeordneten Beseler auf Aufhebung der Kopfsteuer; Petitionen von Einwohnern der Stadt Schleswig für Schwurgerichte, Aufhebung der Kopfsteuer und des Lotto, Vereinigung der schleswigschen und holsteinischen Stände-Versammlung, und gegen den Gesetz-Entwurf, die allgemeine Wehipflicht betreffend, so wie gegen den Gebrauch der dänischen Sprache in der Stände⸗-Versammlung.

Zu den Fragen, welche auf die eine oder die andere Weise sich besonders der allgemeinen Beachtung aufgedrängt haben und die Ge⸗ müther vorzugsweise bewegen, gehört vor allen die Sprachsache. Darf man den nicht zahlreich bisher in dieser Beziehung eingegangenen Pe— titionen einiges Gewicht beilegen, so ist die Stimmung den dänischen Ansprüchen nichts weniger als günstig, denn eine Petition von Ein— gesessenen des Kirchspiels Grundhof in Angeln wünscht, daß die Er lassung des provisorisch in Kraft getretenen Patents vom 29. März, so wie überhaupt jede gesetzliche Bestimmung über den Gebrauch der dänischen Sprache in der schleswigschen Stände-Versammlung, auf das dringendste und entschiedenste widerrathen werde; eine an— dere von den Bürgern und Einwohnern der Stadt Schles— wig bittet um Erneuerung des im letzten Stände -Bedenken gegebenen Rathes hinsichtlich des Gebrauchs der dänischen Sprache bei den ständischen Verhandlungen; eine dritte endlich von den Gevollmächtigten der Schlux⸗Harde (Amts Tondern) wünscht die Aufhebung oder wenigstens die Abänderung des ersten Theils des Königlichen Sprach-Reskripts vom 14. Mai 1840 (für das nördliche Schleswig) dahin, daß es, wie in der freiwilligen Gerichtsbarkeit, so auch in der streitigen, den Parteien und ihren Fürsprechern in Zu- kunft freistehen solle, in ihren schriftlichen und mündlichen Vorträgen sich nach eigenem Belieben der deutschen sowohl, als der dänischen Sprache zu bedienen, und hinsichtlich des zweiten Theils des gedach— ten Reskripts die nähere Bestimmung, daß außer den wöchentlichen

Privatstunden auch in den öffentlichen Schulstunden theilweise in deutscher Sprache Unterricht ertheilt werden solle.

In Betreff einer den Herzogthümern gemeinschaftlichen BVerfassung mit Steuerbewilligungsrecht und beschließendem Stimmrecht bei der Gesetzgebung ist bisher nur eine Petition aus Schleswig bemerkt wor- den, die zugleich Trennung der Finanzen von denen des Königreichs wünscht und mit anderen Petitionen von den beiden Abgeordneten Schleswigs dem Präsidium zugestellt wurde.

In der dritten Sitzung der Stände-Versammlung wurde der Antrag des Abgeordneten Tiedemann auf Trennung der Finanzen des Königreichs von denen der Herzogthümer, nachdem der Proponent sich auf den Bericht, der über denselben Antrag in der vorigen Diãt vorgelegt sei, bezogen hatte, mit 35 gegen? Stimmen an ein Comité gewiesen, in welches der Ober- und Landgerichts Advokat Beseler, Graf von Moltke, Landrath von Rumohr, Dr. Steffens und der Land⸗Inspektor Tiedemann gewählt wurden.

In der vierten Sitzung motivirte der Landsasse Henningsen eine Proposition auf Vereinigung der schleswigschen und holsteinischen Stände-Versammlung, indem er meinte, zu den schon früher geltend gemachten Gründen seien noch neue hinzugekommen, durch die Königl. Erklärung, daß die bestehende Verbindung des Herzogthums Schles⸗ wig mit Holstein in ihrer Selbstständigkeit erhalten werden solle, und durch das Patent vom 31. Mai d. J., welches den Ständen eine größere Mitwirkung in allen Kommunal- Angelegenheiten zuspreche, weil ganz übereinstimmende Beschlüsse in getrennten Versammlungen kaum denkbar seien. Der Königl. Kommissarius erklärte, der Zeit⸗ punkt sei für eine solche Bitte nicht günstig, und dieselbe werde nach seinem Dafürhalten nicht bewilligt werden. Der Ober- und Land⸗ gerichts- Advokat Beseler war dagegen der Ansicht, gerade jetzt müsse ein solcher Antrag angelegentlich empfohlen werde; worauf der⸗ selbe mit 35 gegen 3 Stimmen an ein Comité, bestehend aus dem Landsassen Henningsen, Landrath Rumohr und Advokat Beseler, ver⸗ wiesen wurde. Der Abgeordnete Jensen motivirte einen Antrag auf Herabsetzung des Briesporto's, der mit 30 gegen 8 Stimmen einem Comité übergeben wurde, nachdem der Königl. Kommissa⸗— rius erklärt hatte, so viel er wisse, sei man jetzt bei der General- Postdirection mit einer Arbeit beschäftigt, welche die Ermäßigung des Porto's zum Zweck habe.

1a 1 ien

Palermo, 6. Juli. Gestern Morgen sah man von Pa⸗ lermo aus die zwei Dampfschiffe „Palinure“, der Königlichen Post⸗ Anstalt, und „Palermo“, der sicilianischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft gehörend, in wetteiferndem Fluge dem Hafen zukommen. Letzteres hatte Neapel etwa zwei Stunden nach dem ersteren verlassen, traf aber hier ungefähr um die gleiche Zeit ein, weil die „Palinure“ in der Nacht von der Bahn abgewichen war. Bald darauf hatten wir das Vergnügen, Se. Majestät den König von Bayern vom Bord des „Palernio“ in bestem Wohlsein rüstig und munter ans Land steigen zu sehen, wo derselbe mit allen militairischen Ehrenbezeugungen empfangen und durch den hiermit von unserem König beauftragten Kammerherrn, Fürsten Scordia, nach dem Hotel d' Albion begleitet wurde. Eine Stunde nach seiner Ankunft stattete unser König dem hohen Gaste einen Besuch ab, welcher kurz darauf erwiedert wurde. Abends empfing der Kkönig seinen alten Bekannten, den Herzog von Serra di Falco, von ihm hochgeschätzt als Alterthumeforscher und Kunstkenner, und Abends machten die höchsten Behörden der Hauptstadt, der Kardinal Erzbischof und mehrere andere ausgezeichnete Personen dem Könige ihre Aufwartung. Man glaubt, der König werde bis Ende dieses Monats hier bleiben, dann aber sich bei seiner Rückreise mehrere Tage in Neapel aufhalten, wo er auf der Herreise nur 24 Stunden verweilte.

2 Palermo, 16. Juli. Gestern Morgen brachte das sar⸗ dinische Staats Dampfschiff „Tripolis“ neue hohe Gäste zum Rosa⸗ lienfeste nach Palermo. Es waren Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Karl von Preußen mit Gefolge, welche direkt von Genua kamen, seit einigen Tagen schon durch den Königlich preußischen Gesandten am neapolitanischen Hofe in Palermo erwartet. Kaum ans Land gestiegen, besuchten dieselben den König von Bayern in seinem Gasthose. Zu spät von der nahen Ankunft des fürstlichen Paares unterrichtet, konnte der Königl. preußische General- Konsul keine anständige Wohnung für dasselbe in den wenigen Gasthöfen der Stadt mehr sinden und bot daher die eigene Wohnung dar, welche denn auch angenommen wurde. Zum Rosalienfest kommen nun wohl die hohen Gäste zu spät, doch konnten Sie gestern Abend die große Pro zession durch die herrlich beleuchtete Tolcbo-Straße, welche bekannt⸗ lich einen so großartigen Anblick gewährt, noch mit ansehen, und wir sahen selbst, wie dieselben in der wogenden Menge lustwandelten. Man sagt, Ihre Königl. Hoheiten werden einige Tage in Palermo verweilen.

Am ten war große Hof-Tafel, welcher der König von Bayern ebenfalls beiwohnten. Auch die Königlichen Adjutanten, Graf von Hunolstein und Baron von Arsch, waren dazu geladen. Unser König soll Seinem hohen Gaste Wohnung im Königlichen Schlosse an⸗ geboten haben, es soll aber abgelehnt worden sein. Der Herzog Serra di Falco ist des Königs gewöhnlicher Begleiter und ganz ver⸗— traulich wird derselbe oft durch den Königl. Gast auf seiner schönen Villa in Olivuzzo besucht und zu irgend einem Ausfluge abgeholt.

Am 12ten Abends, als der thurmhohe Triumphwagen der hei⸗ ligen Rosalie durch den hellbeleuchteten Cassaro herunter nach dem ersten Standpunkte zurückgebracht wurde, waren alle höchsten Gäste, welche in Palermo anwesend sind, bei dem Herzog von Serra di Falco versam—⸗ melt und genossen von dessen Balkons den einzigen Anblick des wan⸗ dernden blumengezierten Thurmes durch die festlich geschmückte Menge zwischen zwei Lichtsternen. Es waren dort der König und die Königin von Neapel mit dem ganzen Hofstaate, der König von Bayern und überhaupt Alles, was Palermo jetzt sowohl an Einheimischen als Freniden Ausgezeichnetes enthält. Bei der Rückkehr des Triumph⸗ Wagens hat derselbe bei einer Seiten Abweichung sich einem Balkon zu sehr genähert und denselben weggerissen; die Personen jedoch, welche sich darauf befanden, hatten Zeit, sich zu retten. Sonst ist während dieses fünftägigen lärmenden Festes keine Unordnung vorgefallen; denn einige Messerstiche und die Plünderung einer Wohnung vor dem Thore draußen rechnet man nicht zu Unordnungen; das sind gewöhnliche Sachen, welche auch ohne das Fest geschehen können.

Wir hatten heiße Tage; die Hitze stieg bis RM“ Fahrenheit; da⸗ für gewähren uns aber die herrlichen Nächte unter dem blauen Sternenzelte um so angenehmere und willkommenere Kühlung.

8Srgasi lie n.

London, 29. Juli. Nachrichten aus Rio Janeiro vom 24. Mai melden die Auflösung der brasilianischen Kammern wenige Tage nach ihrer Eröffnung. Als Grund wird angegeben die an aus feindselige Stimmung der Majorität gegen das Ministerium, be⸗ sonders bei Ernennung der Mitglieder für die verschiedenen Aus⸗ schüsse. Es kam zu gar keiner ernstlichen Diskussion, und die Auf⸗ lösungs-⸗Maßregel ging ruhig vorüber. Man glaubte, die Kammern würden nicht vor dem 1. Januar n. J. wieder einberufen werden. Das Kabinet ist durch die Ernennung des Herrn Cavalcanti zum