1844 / 212 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

n bezeichnete Weise bekannt ge⸗

Nechte vorbehalten.

2 bestimmten Frist hört in An⸗

1. Juni 1837 erschienenen gien ten u Vervielfältigung dersel * * Auf die im Auslande erschienenen Schriften u. s. w. finden die B simnmungen §§. 1 und 2 der ee. Verordnung nur in eben 21 Maße Anwendung, als die Gesetze des fremden Staates den in Un- seren Staaten erschienenen Werken gleiche Nechte gewähren. Urfundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedruck⸗ Königlichen Insiegel. ö. 6. 5 Sanssonci, den 5. Juli 1844. (L. S8) Friedrich Wilhelm.

von Rochow. Mühler. Eichhorn. von Savigny. Freihen von Bülow. Graf von Arnim. Beglaubigt: Bornemann.

Provinz Sachsen. Kaum war die Kunde von dem ent— setzlchen Attentat auf unser geliebtes Herrscherpaar zu Aken ange⸗ langt, als das Bürgerschützen Bataillon sich versammelte und nach er⸗ folgter offizieller Mittheilung des Geschehenen seine innigste Theil⸗ nahme an der von der Vorschung geleiteten Rettung des Königs und der Königin durch ein dreimaliges Lebehoch an den Tag legte.

Provinz Westphalen. Am 22. Juli wurde, die Gene ralVersammlung der Landes- Kultur-Gesellschaft des Regierungs · Be⸗ zirks Arnsberg, eine Art von ambulantem Central⸗-Verein, in Lüden⸗ scheid gehalten. Die Gesellschaft hatte vornehmlich die Frage zu berathen, welches in unserer Zeit das wesentlichste Bedürfuiß der Landwirth⸗ schaft sei. Als solches wurden Ackerbauschulen, praftisch, mit einigem theoretischen Unterricht, anerkannt. Eine solche ist wirklich jetzt im Begriff, zu entstehen. Im Juli nächsten Jahres versammelt sich die Gesellschaft im Soolbade bei Unna.

3s Stettin, 27. Juli. Unmittelbar nach dem Erscheinen der Kabinets-Ordre vom 19. April d. J. haben unsere städtischen Behörden den Beschluß gefaßt, fortlausende Berichte über die städti⸗ sche Verwaltung durch den Druck zu veröffentlichen. Nachdem eine aus Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordneten-Versamm— lung gebildete Kommission über die näheren Modalitäten der Aus—⸗ führung berathen hatte, sind diese von Magistrat und Stadtverord— neten definitio festgestellt und von der Königlichen Regierung geneh⸗ migt. Die Berichte werden danach von einer „Deputation für die städtischen Verwaltungs- Berichte“ redigirt. Diese Deputation besehs aus einem Magistrats⸗Mitgliede und 3 Stadtverordneten, für welche Letztere, in Verhinderungsfällen, 3 ernannte Stellvertreter eintreten. Als nächsten Anhalt für diese Berichte dienen die Konserenz- Proto- kolle der Stadtverordneten-Versammlung. Doch steht es dem Ma— gistrate und den einzelnen städtischen Deputationen und Kommissionen frei, geeignete Gegenstände ihres Ressorts, auch wenn sie verfassungs⸗ mäßig nicht an die Stadtverordneten-Versammlung gelangen, der ge⸗ dachten Deputation Behufs der Veröffentlichung mitzutheilen. Die Veröffentlichung erfolgt durch die hiesige Zeitung.

Aus Schlesien. Ende Juli. In Nr. 197 der Kölner Zeitung wird der schon früher erhobene Vorwurf wiederholt, daß die Handelsverbindungen Deuischlands mit Spanien durch politische Mißgriffe verloren gegangen seien: „Spanien war lange ein guter Kundmann für uns, weil aber die deutschen Höfe sich der unwieder⸗ bringlich verlorenen Sache des Don Carlos annahmen, haben wir denselben verloren, und andere, weniger sür die Legitimität begei⸗ sterte Länder haben aus dem, was uns Schaden bringt, für sich Vor⸗ theil gezogen.“ Ohne auf das politische Raisonnement einzugehen, bemerken wir nur, daß es auf einem starken geschichtlichen Irrthum beruhen dürfte.

Die frühere Ausfuhr Preußens nach Spanien bestand haupt— sächlich in Linnenwaaren, sowohl flir das Mutterland, als dessen große Besstzungen in Amerika; mit letzteren fand, der spanischen Kolonial⸗ Gesetzgebung gemäß, kein unmittelbarer Handel statt, sondern Cadix bildete den Zwischenpunkt. Dieses vorausgesetzt, vergegenwärtige man sich den Zustand der Dinge vom Jahre 1808 ab: England allmäch— tig zur See, Napoleon auf dem größeren Theile des Kontinents, seine Heere über Spanien verbreitet, Cadix von ihnen eingeschlossen, in , Folge solcher Verhältnisse verkümmerte der bezeichnete

andel.

Er hätte nach Herstellung des Friebens wieder aufleben können, aber inzwischen waren die spanischen Kolonieen insurgirt worden, und die Industrie Großbritaniens hatte sich beeilt, deren Bewohnern einen, pbenein wohlfeileren Ersatz für das entbehrte Linnen zu liefern. Der traurige Zustand des Mutterlandes kam hinzu. Obwohl ohne be⸗ stimmte Notizen über den Handel Preußens mit Spanien während der Jahre 1816 1833, behaupten wir doch bis zum vollen Beweise des Gegentheils, daß er ganz unerheblich gewesen, zumal im Ver— gleich mit der früheren Zeit, woraus von selber folgt, daß die Prag⸗ matika und Don Carlos mit dem Uebel nicht im mindesten Zusam— menhange stehen, und die Ursache desselben gerade fünfundzwanzig Jahre ihn zu suchen ist.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht von Preußen traf am 27. Juli in Bamberg ein und setzte nach ein m, , Mittagsmahl die Reise über Nürnberg nach München fort. Ihre Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin von Bayern ist im Bade Bocklet angekommen.

Freie Stadt Frankfurt. Ein franksurter Korrespondent der Deutschen Allgemeinen Zeitung macht in Nr. 213 der⸗ selben folgende Glossen: „Sechsundvierzig Advokaten aus verschie⸗ denen Städten und Ländern, die den in Mainz abgehaltenen Assisen beigewohnt, haben im Stutigarter Beobachter erklärt (Nr. 21), daß sie „durch die unmittelbare Anschauung in ihrer Ueberzeugung besestigt worden seien, daß die Einführung des öffentlichen und münd= lichen Verfahrens und des Schwurgerichts das einzige Mittel zur rm. Verbesserung des in den verschiedenen Theilen Deutsch-

s mehr oder weniger bellagenswerthen Rechtszustandes sei, und 9 92 diese Einrichtungen die Mängel einer unvolksthümlichen,

. n n und Heimlichkeit unzüverlässigen Rechtspflege be= 1 . . ykönnten“ “. „Wir gestehen, nicht recht einzusehen, inen ander 16 einmaligen Anschauung einer Gerichts⸗Verhanblung . Schluß ziehen ann, als höchstens den, daß sie auf

4 a . . das gel an Mittel! Dazu ebdes län „daß man mancherlei Mittel gesehen und seost, k n mn näher geprüft hätte. Nun, die Herren sagen erzeugung schon erst hatten, und da wäre es

hr wunderbar, wenn sie nicht „„Pefestigt !“ worden wäre.“

1180

Freie Stadt Bremen. Die Weser⸗Dampfschifffahrts- esellschaft hat in der General Versammlung vom 20. Juli beschlossen, as Actien⸗Kapital von 100, 9000 auf 200,00 Rthlr. zu erhöhen und

die Zahl ihrer Schiffe bis auf sieben zu bringen, von denen fünf dazu verwendet werden sollen, täglich jeden Weserplatz, sowohl in der Thal als Bergfahrt, zu berühren, während zwei Schiffe in Reserve liegen.

X, Königreich Sachsen, im Juli. In einer von der Königlichen Kommission für Einrichtung der Grund und Hypotheken Bücher unter dem 18. Juli d. J. erlassenen Verordnung, wird er— wähnt, es habe sich ergeben, daß im Lande noch mehrere Behörden existiren, welche freiwillige Juriediction über Grundstücke auszuüben haben, deren Vorhandensein weder aus amtlichen Verzeichnissen, noch aus statistischen Nachrichten zu erkennen sei, und bei denen es sogar hin und wieder an einem juristisch befähigten Justitiare gebreche. Hier⸗

Sachsens die denselben untergeordneten Justizstellen nicht vollständig

ganz zu entziehen gewußt habe. Es mag dies wohl Manchem auf⸗ fallend und unerklärlich scheinen, zumal da den Behörden dieses kleinen Staats ein statistisches Bürean hülfreich zur Seite steht. Wir finden uns daher zu folgendem Aufschlusse aufge⸗ fordert. Unter jenen die Jurisdietion ausübenden und dazu juristisch nicht befähigten Behörden sind jedenfalls die Pfarrer der jenigen Ortschaften des Voigtlandes gemeint, welche zwischen Sach— sen und Bayern um deswillen noch streitig sind, weil daselbst die diesseitigen landesherrlichen Rechte mit den grundherrlichen Rechten der Krone Bayern kollidiren. In diesen Orten schmelzen gleichsam zwei Staaten zusammen, indem beide daselbst obrigleitliche Rechte ausüben. Der Krone Bayern steht namentlich das Kollatur⸗ recht bei Besetzung der Pfarrstellen und der damit verbundenen Pfarr -Dotalgerichte zu. Da die Verwaltung der letzteren durch die Ortspfarrer unmittelbar der diesseitigen Gesetzgebung ganz, entgegen sst, so sinden, glaubwürdigem Vernehmen nach, schon seit vielen Jah, ren Verhandlungen zwischen Sachsen und Bayern statt, welche die Aufhebung jener obrigkeitlichen Konkurrenz und namentlich zu Ver meidung fernerer Kollisionen die Abtretung des bayerschen Kollatur— rechts an Sachsen bezweckten.

Oesterreichische Monarchie.

Triest, 18. Juli. Das Journal des oösterreichischen Lloyd, weiches durch höhere Unterstützung in der Lage sst, aus den sicher sten Quellen geschöpfte Ausweise über die kommerziellen und industriellen Zustände des österreichischen Staats, des Drients und Italiens zu bieten, sich bisher als ein anerkannt zuverlässiges Organ für Deutsch⸗ land und Oesterreich insbesondere bewährt hat und als solches von den Statistikern und periodischen Schriften häufig ausgebeutet ward, soll vom 1. Januar 1845 an dreimal wöchentlich erscheinen. Es werden Vorbereitungen getroffen, ihm die möglichste Vollkommenheit zu verschaffen und es zu einem würdigen deutschen und österreichischen Centralhandelsblatte heranzubilden. Bas italienische Journal Gior= nale del Lloyd austriaco wird seinen bisherigen Charakter als Schifffahrt⸗- und Handelszeitung beibehalten. Mit der verantwort⸗ sichen Redaction sämmtlicher Blätter des Lloyd ist der durch mehrere statistische Leistungen bekannte Herr E. von Schwarzer betraut wor den. Redactent des deutschen Blattes bleibt wie bisher Herr J. Töwenthal.

r n

Paris, 26. Juli. Der Kriegs-Minister hat wieder einen Bericht vom Marschall Bugeaud erhalten, der aus Uhed Bu Oerda, südlich von Lalla Magrniag, vom 15. Juli datirt ist und die neuesten Operationen auf marroffanischem Gebiet betxifft.

„Am FTten“ sagt der Marschall, „brach ich von Lalla Magrnia auf und sieß meine Truppen am Isly lagern, ungesähr eine Stunde oberhalb seiner Einmündung in die Muilah. Wir wußten nichts Sicheres darüber, wo sich das marokfanische Lager eigentlich befinde; die Araber jedoch, die mit uns marschiren, glaubten dasselbe zu Dscheif el Achedar, am Jelo, ungefähr 4 Stunden von meinem am 7Tten gewählten Lagenplatz. Bei Aufgang des Mondes, um halb 12 Uhr Abends, brach ich wieder auf und beschrieb in der Ebene rechts einen Kreisbogen, um den Wachen auszu— weichen, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, die direkten Zugänge beobachte⸗ ten. Mit Tagesanbruch warf ich mich auf Dscherf el Achedar. Das Lager war nicht mehr dort. Nach dem Kampfe vom 3Zten war es den Jsly aufwärts nach Kudiat Sidi Abd el Nahman, 3 Stunden davon, verlegt worden. Als ich mit meiner Infanterie, nachdem sie die Tornister abgelegt, und mit meiner Kavallerie vorwärts ging, eiblickte ich die Marokkaner im Hintergrund der Ebene, ungefähr in einer Entfernung von 5 Stunden, auf der Siraße nach Fez sich zurückziehend. Zu ihrer Rechten und Linlen such— ten zahlreiche Bevölkerungen und unermeßliche Heerden in größter Eil die Gebirge zu erreichen. Meine Kavallerie war zu schwach, als daß ich sie allein auf so große Entfernung gegen eine solche Menge ausschicken konnte, und meine Infanterie zu ermüdet, um die Kavallerie von weitem zu unter— stützen. Ich führte alfo mein ganzes Corps nach Dscherf el Achedar zu— rück, wo ich meinen Convoi, meine Tornister und zwei Bataillone gelassen hatle. Am folgenden Tage, den 9ten, zog ich wieder 5 Stunden lang am Jsly auswärts und lagerte mich an dem Platz, wo Abd el Kader seit fast zwei Monaten sich aufgehalten hatte. Mein Zweck bei diesem Vorrücken war, seine Pläne zu stoͤren, seine Deira zum Rüchug nach dem Innern von Marolko zu zwingen, die Rücklehr ser ausgewanderten Stämme zu begün⸗ stigen, die des Lebens, welches sie führen, sehr müde zu sein scheinen, und baz von Abd el Kader und seinem Gefolge gesäete Getraide zu verbrau= chen oder zu vernichten. Ehe wir in diesem Thal aulangten, waren wir auf Abd el Kader's Vortrab getroffen. Es entspann sich ein Gespräch zwischen demselben und unseren Spahis, und Oberst Jussuff selbst näherte sich ihnen, um mit einem Häuptling zu sprechen. Diese Reiter zeiglen Lust, zu deserliren, und wirk⸗ lich ging ein Offizier, Commandeur eines Hunderts, zu uns über. Sie versprachen alle, des Nachts mit einigen ihrer Kameraden wiederzulkommen. Abends zeigten sich in der That die Neiter Abd el Kader's am Eingang des Thales. Die Spahis wurden wieder abgeschickt, um mit ihnen zu sprechen. Der deser— tirte agrabische Offizier und zwei Häuptlinge der Beni, Amers, die das Lager des Emits am Morgen verlassen hatten, henachrichtigten uns, daß die Dejra, die am Uhed Sekera gewefen war, weiter nach dem Innern von Marolko abgezogen sei, und daß man glaube, sie werde ihr Lager zu Ajun Sidi Mellus nehmen, neben dem Lager der bis dahin geflohenen Marokta— ner. Diese Brunnen liegen 12 bis 13 Stunden westlich von Uschda. Nach⸗ dem wir unsere Gegner genöthigt hatten, die Wasser des Jsly zu verlassen, konnten sie nur dort das für ein zahlreiches Lager nöthige fließende Wasser finden, und waren genöthigt, diese Richtung zu uchmen, weil sie ihre Haupt -Vortäthe von Fez beziehen. Am solgenden Tage,, den Liten, drang ich, den Jely aufwärts gehend, also in „üblicher Richtung, in die Gebirge ein. Ich wußte, daß ein großer Theil unserer ausgewanderten Stämme sich dorthin zurückgezogen hattel, und überdies sah man die Spuren zahlloser Auswanderungen. Diese Bevölkerungen musiten, wie es die Lokalität zu erforden schien, bei den Brunnen Raselain Mia, Beni Matras Halt gemacht haben. Ich hatte wenig Hoffnung, sie zu erreichen, weil noch 8 oder 9 Stunden bis dahin waren; wenn es mir , sie zu zerstreuen, so raubte ich Abd el Kader für einige Zeit die Mittel, Neiter zu sammeln, um Handstreiche gegen die südliche Linie des Tell auszuführen. Um 3 Uhr Morgens ließ ich meine Kavallerie, un= terstützt von 3 Bataillonen unter den Befehlen des General Bedeau, vor= ausmarschiren, in der Hoffnung, daß, wenn sie der Infanterie 2 bis 3 Stun⸗ den voraus wäre, sie den Nachtrab der Auswanderer erreichen möchte. Um 6 Uhr Morgens bemerkte der Vortrab der Kavallerie in einer Schlucht rechts einen Theil der Auswanderer. Unsere Kavallerie solgte ihnen, sie wurde aber bald von einem lebhasten Gewehrfeuer aufgehaiten, welches von zer=

llüfteten Felsen herkam, die den Rückzug der Bevöllerungen mit Heerden und Gepäck begünstigten. Zwei Chasseur-⸗Schwadronen und eine Abtheilung Spahis setzten ab und grsffen diese Felsen mit großer Energie an. Sie nahmen sie allmälig, da sich aber steis dieselben Zufälle wiederholten, so dauerte der Kampf über drei Viertelstunden, was den Auswanderern Zeit gab, ihre Heerden und ihr Gepäck fast ganz hinwegzuschaffen, und es gelang unseren braven Reitern, nachdem sie wie wohlgeübte Infanterie ge— jämpft, nur etwa 300 Stück Vieh und einige andere Beute zu gewinnen. Der Feind ließ ungefähr 30 Todte auf dem Platz; von unserer Seite wur- den ein Chasseur geiödtet und 3 andere Reiter schwer verwundet. Wäre unsere Kavallerie allein gewesen, so hätte der Rüchug schwierig werden fön⸗ nen; da aber der General Bedeau mit der Infanterie herankam, so konn= ten unsere Reiter wieder zu ihren Pferden gelangen. Der Rückzug ging von Statten, ohne daß der Feind uns folgte; er schätzte sich glücklich, einer solchen Gefahr entgangen zu sein.“ ;

In dieser detaillirten Weise geht der Bericht weiter sort, ohne etwas Erhebliches zu melden. Aus Mangel an Lokalfenntniß, sagt

ö e, , , der Marschall, konnte man die Auswanderer nicht weiter verfolgen, nach gewinnt es den Anschein, als ob den höheren Justiz-Behörden arschal, x ö.

sonst würde man zur Deira Abd el Kader's gelangt sein, welche, wie

ö . ö. . . man später erfuhr, nur wenige Stunden von dem Kampfplatz entfernt bekannt wären, und ein Theil der letzteren sich der Oberaussicht jener 22 hi,

war. Ueberdies hörten einige der Araber in Marschall Bugeaud's Truppen - Corps von den feindlichen Reitern, daß die Marol⸗ faner in die Ebene von Uschda zurückzukehren im Begriff seien, er glaubte also um so mehr umkehren zu müssen, um nicht die Hauptsachen wegen einer Nebensache hintenanzusetzen. Am 12ten Abends langte man wieder in dem Bivouak vom 10ten an, gefolgt von etwa 4 Reitern Abd el Kader's und 150 anderen vom Stamm Mahia aus der marokkanischen Wüste, die dieses Kontingent zum heiligen Kriege abgeschickt hatte. Diese Reiter ließ der Marschall von einem Trupp Chasfseurs, ungefähr 140 Mann stark, angreifen, und es kam zwischen beiden Theilen zu einem sehr hitzigen Gefecht, in welchem die Araber 15 Todte, die Franzosen einen Todten und? Verwundete hatten. Dieser Angriff, meint der Marschall, werde dem Feinde eine hohe Meinung von den französischen Chasseurs beigebracht haben, doch müsse er seine Ka⸗ vallerie möglichst schonen, weil ihm darin der Feind an Zahl zu über⸗ legen sei. Den 1iten lagerte der Marschall am Uhed Seguer, am Fuß der Gebirge südlich von der Angad-⸗Ebene, und den 14ten bi⸗ vouafirte er zu Sidi Jahia, eine Stunde südöstlich von Uschda; mit dem Chef dieser Stadt steht er in gutem Vernehmen, weil er die Stadt und ihre Umgegend hat schonen lassen. Unterdessen hatte General Lamoricikre mehrere Gränzstämme unterworfen, und als der Marschall am 15ten nach Lalla Magrnia zurückgekehrt war, zog er auch den General Lamoricizre an sich, um den sich wieder nähernden Marok⸗ kanern, die bei Melluk standen und von Sidi Mohammed, dem Sohne des Sultans, kommandirt sein sollen, die Spitze bieten zu können. Man sieht, daß der Marschall eigentlich nichts von dem erreicht hatte, was er beabsichtigte, meder die Versolgung der Truppen Abd el Kader's, noch die Zurückführung der aus Algerien ausgewanderten Stämme.

Gestern Abend war der Minister Rath versammelt, um die Frage wegen Absendung neuer Truppen-Verstärkungen nach Algerien zu prüsen. Dieselbe Frage soll heute abermals von dem Minister⸗Rathe in Erwägung genommen werden. An der heutigen Börse hieß es, die Regierung habe den Schluß der obigen Depesche des Marschalls Bugeaud nicht veröffentlicht; Marschall Bugeaud habe in der Schluß⸗ stelle erklärt, daß, wenn man ihm nicht neue Truppen⸗-Verstärkungen schicke und ihm nicht freie Hand lasse, mit aller Entschiedenheit und Kraft zu handeln, er für die Folgen nicht einstehen könne.

Der Herzog von Bordeaux soll nach dem Tode des Herzogs von Angouleme an die verschiedenen fremden Höfe eine Notification folgenden Inhalts gerichtet haben:

„Durch den Tod des Herrn Grafen von Marne (Herzog von Angou⸗ läme) Chef des Hauses Bourbon geworden, sehe ich es als eine Pflicht an, gegen die Aenderung zu protestiren, welche in Frankreich in Bezug auf die segitime Thronfolge eingeführt worden ist, und dabei zu erklären, daß ich niemals auf die Nechte verzichten werde, welche ich nach den alten französi— schen Gesetzen durch meine Geburt erlangt habe. Mit diesen Rechten sind große Pflichten verbunden, die ich unter Gottes Beistand zu erfüllen wissen werde. Doch will ich eben diese Rechte nicht eher üben, als bis ich die Ueberzeugung werde gewonnen haben, daß die Vorsehung mich berufen hat, Frankreich wahrhaft nützlich zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es meine Absicht, in der Verbannung, in welcher ich zu leben genölhigt bin, nur den Titel eines Grafen von Chambord zu führen, den ich angenommen habe, als ich Frankreich verließ, und nun in meinen Beziehungen zu den Hösen beizubehalten wünsche.“

Seit einiger Zeit bemerkt man einen lebhaften Notenwechsel mit der Schweiz. Es heißt, daß die französische Regierung erklärt habe, sie werde sich auf alle Weise dem Aufenthalt des Herzogs von Bor— deaur in der Schweiz widersetzen.

Die Advokaten treten seit der zwischen ihnen und dem Präsiden—⸗ ten Seguier vorgefallenen Differenz nicht mehr vor der ersten Kam⸗— mer des Königl. Gerichtshofes auf, bei welcher dieser hohe Beamte gewöhnlich den Vorsitz führt. Man begreift, daß ein solcher Zustand der Dinge für diejenigen, welche vor diesem Gerichtshofe erscheinen müssen, höchst beunruhigend ist. In den letzten Tagen haben zwei Prozeßführende, deren Sache der eisten Kammer vorlag, da sie sich der Vertheidigung ihrer Advokaten nicht berauben wollten, sich an den Rath des Advokatenstandes gewendet und ihn gebeten, ihnen aus sei⸗ nem Schoße drei Schiedsrichter zu bezeichnen. Der Rath ist ihrem Gesuche nachgekommen. Die Namen seiner sämmtlichen Mitglieder wurden in eine Urne gelegt und durch das Loos gezogen. Die Her⸗ ren Caubert, Bethmont und Boinvilliers, deren Namen man zuerst zog, wurden als Schiedsrichter bezeichnet. Sie haben ihre Mission übernommen und erklärt, daß sie kein Honorar annehmen würden.

An den drei Tagen, 27sten, 28sten und 29. Juli werden die Truppen, welche die Garnison von Paris bilden, in den Kasernen

konsignirt bleiben.

Der Besuch des Königs in England soll jetzt auf den 8. Sep tember bestimmt festgesetzt sein, und es heißt, Marschall Soult werde Se. Majestät begleiten.

Paris, 26. Juli. Ich theile Ihnen nachstehend zwei Schreiben aus Gibraltar mit, das eine vom 19ten, das andere vom 13. Juli, welche über den jezgen Stand der Streitfrage Frankreichs mit Marokko interessante Aufschlüsse geben. Das vom 19. Juli lautet:

„Die französisch-marokfanische Frage hat sich in wenigen Tagen so ver— wickelt, daß es sctzt sehr problematisch geworden ist, ob sie noch auf gütlichem Wege ihre Lösung erhalten kann. Der brilische GeneralrKonsul Herr Hay ist üach Marolfo abgegangen; wenn seine Reise nicht eine gänzliche Aen= derung in der Politik der dortigen Regierung hervorbringt, so ist der Krieg unvermeidlich. Dadurch, daß der Kaiser den heiligen Krieg predigen ließ, ist der Fanatismus des Voltes jetzt auf einen solchen Grad der Erhitzung gestichen, daß zu zweiseln ist, ob dieser Fünst es in seiner Macht haben wird, Fiieden zu schließen und seine Unterthanen im Zaume zu halten, ohne Leben und Krone zugleich aufs Spiel zu setzen. Das ist die Meinung aller derer, die Marolfo kennen, Alle glauben, daß der Kaiser persönlich nur sehr ungern zum Kriege sich entschließen wird. Die Bevölkerungen der Städte und der Seclüste sind von deuselben Gesinnungen beseelt. Aber die Bewohner des platten Landes (die Araber), welche bei einem Zustande der Unordnung und Verwirrung nur zu gewinnen haben, da sie dann keine Auflagen be⸗ zahlen, und, da sie alle mit Waffen versehen sind, ungestraft die Mauren der Siäbte berauben und gegen die schwachen Stämme Nazzias ausführen lonnen, diese wollen den Krieg, und da sie die Ueberzahl für sich haben, der Kaiser aber seinerseits von blinden Fanatikern umgeben ist, so ist es sehr zweiselhast, ob der Fanatismus nicht die Oberhand davontragen und der . am Ende wohl oder übel Spanien und Frankreich offen den

Krieg erllären wird. Die gestern Abends aus Tanger eingelausenen Berichte sagen, daß, wenn Herr Hay nicht ein Wunder der Politik vollbringt, die Teindseligkeiten, trotz vielleicht augenblicklicher scheinbarer Nachgiebigkeit von Seiten des Kaisers, binnen kurzem heftiger als je ausbrechen wer den. Man spricht bereits von einem vierten Angriffe der Marok⸗ kaner auf die Franzosen, was eben nicht für die Wahrscheinlichkeit einer friedlichen Lösung spricht. In den verschiedenen Begegnungen der Marolfaner mit dem Marschall Bugeaud an den Usern der Tafna, waren die Verluste jener weit größer, als die französischen Bülletins angeben. Die ersten Familien von Fez sind in Trauer, da die Mehrzahl derer, die bei dem Angriffe von Uschda gefallen sind, von Fez und Mequinez waren. Der Verlust war sehr bedeutend, wenn er auch nicht, wie Einige wohl mit Ue— bertreibung angeben, mehrere Tausende betrug. Beinghe alle Verwundete sind gestorben, weil es an Wundärzten fehlt. Fäulniß trat zu den Wun— den und entwickelte sich bei der starken Hitze mit reißender Schnelligleit, so daß es fast aufs Gleiche hinauslief, sogleich im Kampfe getödtet oder blos verwundet zu werden, denn die Marolfaner haben weder Chirurgen, noch Aerzte, noch Arzneien für die Kranken. Diese Kämpfe haben den Fanatis⸗ mus des Pöbels nur noch mehr erhitzt, und er brennt jetzt von Dutrst nach Rache. Die Kabylen haben in Masse die Waffen ergriffen. Zu Tanger hat man die Regierungs- Magazine mit Gewalt auf— gesprengt und 200 Fässer Pulver daraus weggenommen, welche das Volt unter die Mejeclins (die Tapferen) vertheilt hat, die zur Verstärkung der Stämme von Uschda abgegangen sind. Ich habe gestern Abends Briefe aus Masagan und Casabianca mit dem Datum vom Zten d. empfangen. Es herrschte dort ziemliche Ruhe, man glaubte, die Reise des Herrn Hay werde eine Aenderung in der Politik des Sultans hervorbringen, so daß eine friedliche Verständigung erzielt werden könnte. Aber man wußte dort noch nichts von dem neuen Angriffe der Marokkaner am 3. Juli, welcher auch den wärmsten Anhängern des Friedens ihre letzte Hoffnung genommen hat. Es scheint in der That gewiß, daß das erste Gefecht auf Vefehl der Regierung stattge⸗ funden hat und keinesweges blos durch den Sherif Muley Mimun herbeigeführt war, wie man anfangs geglaubt hatte. Auf die Nachricht von diesem An— griff hat man zu Fez und Maroklo Freudenfeste veranstaltet, obgleich das Resultat zum Nachtheil der Mauren ausgefallen war. Dadurch wurde die fanatische Wuth der Bevölkerung noch verdoppelt und die französisch-ma— rokkanische Frage noch mehr verwickelt. Alle diejenigen, welche Verwandte oder Freunde zu Marokko haben, sind für dieselben sehr besorgt. Man hofft indeß, der Kaiser werde Maßregeln treffen für ihre Sicherheit und so neuen Verwicklungen seiner Streithändel mit Europa vorbeugen. Aber wie geneigt auch die Regierung sein mag, die Europäer zu schützen, wer ver⸗ mag sie gegen den bösen Willen irgend eines fanatischen Arabers zu ver— theidigen? Es ist einer maurischen Regierung sehr schwer, sich Respelt zu ,. wenn sie einmal sich hat verleiten lassen, dergleichen Wilde auf— zuhetzen.“

Das Schreiben vom 13. Juli giebt folgende genauere Zusam⸗ menstellung der Kriegsschiffe der verschiedenen Seemächte, die sich damals zu Gibraltar oder an den Küsten von Marokko befanden:

Englische: die Fregatte „Warspite“, das Dampfschiff „Ve⸗ suvius“, das abgegangen war, um den britischen General-Konsul bei seiner Rückkehr von Marokko zu holen. Zu Tanger sollten sich das Linienschiff „Standart“, das Dampfschiff „Firefly“ und eine Fregatte befinden, zu denen nun noch der Admiral Owen mit dem „Formidable“ und andere Kriegsschiffe aus England gekommen sind.

Holländische: die Fregatte „Rhyn“, unter dem Befehle Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich der Niederlande; die Fregatte „Jason“, Capitain Ramseven; die Brigg „Snelheid“, Capitain Gey; die Sloop „Dolfin“ zu Tanger.

Sardinische: die Korvette „Aurora“ zu Tanger, zu Befehlen des Konsuls; die Korvette „Aquila“, Capitain Danrare.

Französische: Die Dampfschiffe, Pluton“, „Veloce“, „Gassendi“, „Asmodce“, „Rubis“ zu Tanger; der „Gregeois“ zu Mogador (wie man glaubte, der indeß wieder Courierfahrten nach Toulon und zur Flotte zurück gemacht hat); dann der „Phare“, welcher die Verbin dung zwischen der Flotte und Oran unterhält. Zu Algesiras (uletzt zu Eadir) die Linienschiffe „Suffren“, „Jemappes“, „Triton“ und die Fregatte „Belle⸗Poule“. Die Brigg „Cassaid“ war in Station vor Tanger.

Die spanischen Kriegsschiffe in jenen Gewässern sind nicht genannt. .

Das Dampfschiff, das uns Nachrichten über die Reise des briti⸗ schen General-Konsuls bringen soll, ist noch nicht eingetroffen. Die Handelsgeschäfte mit Maroklo liegen fast gänzlich darnieder. Die Capitaine wollen keine Frachten für Waaren, die aus den marokka nischen Häfen abgeholt werden müßten, übernehmen, wenn ihnen nicht die Frachtkosten im Falle des Krieges oder eines sonstigen Hinder⸗ nisses, das durch Befehle des Prinzen veranlaßt würde, versichert werden.

Großbritanien und Irland.

London, 26. Juli. Einer Anzeige des Morning Herald

zufolge wird das Parlament zwar schon in der ersten Woche des August seine Geschäfte beendet haben, aber erst am 25. August ver⸗ tagk werden. Der Grund dieses Arrangements ist eines Theils der gegenwärtige Zustand Ihrer Majestät der Königin, welche ihrer Ent— bindung stündiich entgegensehend, weder in Person die Session schlie⸗ ßen, üoch den nöthigen Auftrag dazu in hergebrachter Form einer Kommission ertheilen kann, anderen Theils die Absicht des Ministe riums, das Urtheil des Oberhauses in Betreff des Appellationsge— suches im O'Connellschen Prozesse noch in dieser Session aussprechen zu lassen. Bis zum 25. August werden die Richter von ihren Rund— reisen zurückgekehrt sein und ihr Gutachten an die Lords abgegeben haben. Die Times bringt heute die Nachricht, daß zwischen den Be⸗ vollmächtigten der britischen und hannoverschen Regierung in London ein Vertrag wegen Regulirung der so vielfach schon erörterten Stader Zölle abgeschlossen worden ist, nach welchem ein mäßiger Zolltarif statt des jetzigen unverhältnißmäßig hohen eingeführt werden soll. Da indeß, der Times zusolge, die Auswechselung der Nati⸗ sicationen noch nicht erfolgt ist, so werden die speziellen Zoll- Ermä— ßigungen, welche bei den bedeutendsten Artikeln im Allgemeinen ein Drittheil des bisherigen Satzes betragen, noch nicht angegeben; es wird aber hinzugefügt, daß die Regulirung der Stader Zölle einen integrirenden Theil eines allgemeinen, die Handels- und Schifffahrts⸗ Verhältnisse betreffenden, mit Hannover abgeschlossenen Vertrages ausmache.

Ueber den im Herbste dieses Jahres bevorstehenden Besuch des Königs der Franzosen in England bemerkt der Morning Herald, daß Se., Majestät im Septeniber sich in Traport einschiffen, von zwei Linienschiffen und mehreren Dampsschiffen nach Portsmouth geleitet werden und von dort auf der Eisenbahn nach Windsor sich begeben . Der Besuch des Königs wird hier nicht über acht Tage

auern.

Mit der Abnahme des Interesses an den Parlaments-Verhand⸗ lungen, welche gegen Ende der Session sich auf Gegenstände von untergeordneter Bedeutung beschränken, wächst in England die Theil⸗ nahme an den öffentlichen Versammlungen und öffentlichen Demon— straͤtionen der unzähligen im Lande verbreiteten Privat- Vereine. Der parlamentarische Kampf wird um diese Zeit in die Grafschaften über⸗ tragen, hier indeß friedlicher geführt, als in Westminster, da entweder jede Partei nur die zu Erreichung ihrer eigenen ausschließlichen Zwecke gebildeten Versammluugen besucht, oder die Versammlungen selbst durchaus nationale Zwecke verfolgen, und die friedliche Zulassung aller Parteien möglich machen. Dies Letztere ist namentlich bei den Ver⸗ sammlungen der Ackerbau-Vereine der Fall, welche in dieser Woche mit

1181

der alljährlichen großen Thierschau der „Agrikultural⸗Society“ in Southampton ihren Anfang genommen haben. Gegen. 30, 00 Per⸗ sonen besuchten das gestern eröffnete Fest, und 1206 bis 1300 Gäste versammelten sich nach Austheilung der Preise für die besten bei— gebrachten Exemplare der Vieh- und Pferdezucht in einem ansehn⸗ lichen, auf dem Felde errichteten Zelte zu gemeinschaftlichem Mahle. Der Graf Spencer und der Herzog von Richmond nahmen die Prä⸗ sidentensitze ein; viele Nobilitäten, Parlamentsmitglieder und Fremde, unter anderen auch der preußische Gesandte, Dr. Bunsen, befanden sich unter der Zahl der Anwesenden. Nach den üblichen Toasten für die Königin, das Königliche Haus und das Gedeihen der Agrikultur⸗ Gesellschaft, brachte der Präsident „die Gesundheit der auswärtigen Minister in England“ aus, und bat um die Erlaubniß, den Namen des Ritter Bunsen diesem Toaste beizufügen. Herr Geheime Rath Hr. Bunsen dankte für sich und im Namen seiner abwesenden Kollegen für den mit lautem Beifall aufgenommenen Toast. Er habe sich gefreut, sagte er, einen neuen Beweis von der den Engländern angebornen Tüch⸗ tigkeit in Ackerbau⸗Angelegenheiten erhalten zu haben. Die heutige Thierschau sei in der That das Vollkommenste gewesen, was er in dieser Art gesehen habe. Er denke zwar noch sehr lebhaft an die Einladung nach Oxford, welche ihm von der Gesellschaft zugegangen war, als er, ohne einen offiziellen Charakter zu tragen, England be⸗ sucht habe, aber selbst in seiner gegenwärtigen Stellung würde er über die Art und Weise, wie man seine Gesundheit getrunken habe, erstaunen müssen, wenn er nicht mit den edelmüthigen Gesinnungen der Engländer bekannt wäre. Er könne ihnen versichern, daß das Andenken an diesen Tag bei ihm niemals untergehen würde. Er sei so eben aus seinem Lande zurückgekehrt und außerordentlich erfreut worden durch die Einladung, der Versammlung einer Gesellschaft bei—⸗ zuwohnen, welche die Interessen einer Nation fördern sollte, die nächst der seinigen seinem Herzen am theuersten wäre. (Beifall.) Er habe mit der größten Theilnahme die Entstehung und die Fortschritte dieser Gesellschaft verfolgt. Es gäbe Gründe, welche ihm diese Gesellschaft als mit der Wohlfahrt Englands, und nächst Eng— land, Preußens auf innigste verbunden erscheinen ließen, und er glaube, daß das Prinzip derselben in der ganzen Welt müßte hochgehalten werden. (Beifall Man wüßte allerseits, daß vor 360 Jahren die vereinten Bemühungen Englands und Preußens den Frieden Europa's besiegelt hätten diesen Frieden, welcher noch fortbestehe und Früchte trage und der seinem aufrichtigsten Wunsche nach, niemals verletzt werden sollte. (Lauter Beifall. Wenn man aber jemals auf die Rechte dieser beiden großen Nationen einen Angriff wagen sollte, so sei er überzeugt, daß ihr kühnes Landvolk seine Beschäftigung aufge⸗ ben und sich erheben würde, um die Ehre ihrer Länder zu vertheidigen. (Lauter Beifall.. Es gäbe viele Dinge, welche dem Fremden, der dies große Land besucht, auffallen, aber er kenne nichts Merkwürdigeres in der Geschichte der Entwickelung dessel ben, als die alljährliche Wiederholung solcher Scenen wie die gegen⸗ wärtige. Dasjenige Land könne sich glücklich schätzen, welches so vie⸗ ler großer Gesetzgeber und Staatsmänner sich zu rühmen habe, die es nicht für unwerth hielten, ihre Mußestunden und ihre Erfahrungen auf die Verbesserung des Ackerbaues und die Wohlfahrt derjenigen zu verwenden, welche den Boden bebauen, ein Land, in welchem der be— rühmte Eroberer selbst (hört, hört! und Beifall) sein Schwert in eine Pflugschaar umwandelte und den friedlichen Bestrebungen seiner Landsleute zu Hülfe kam. Die Geschichte ihres eigenen Landes so wie die Preußens und Deutschlands beweise, daß das Landleben die Wiege jeder Bürgertugend und jeder militairischen Vollkommenheit sei, und die Förderung des Ackerbaues gehöre unter die vornehmsten Sorgen einer guten und erleuchteten Regierung. Ihre Gesellschaft gebe ein treffliches Beispiel der übrigen Welt, ein Beispiel, welches man in Preußen nach Kräften nachzuahmen strebe. Dieselbe Liebe zum Land⸗ leben herrsche in allen jenen Ländern von gutem alten Sachsen⸗Blut. Vielleicht würde man ihm gestatten, eine Anekdote von dem Könige von Preußen, seinem Königlichen Herrn, zu erzählen. Als derselbe bei seinem letzten Besuche in England das herrliche Institut in Eton besuchte und aus einem der alten gothischen Fenster auf die prächtige Gegend umher herabschaute, auf den alten Bau des Gebäudes, auf die lachenden Felder und Wälder rings umher, auf die glücklichen Gesichter der zu ihm hinaufstaunenden Knaben, auf diese Vermischung des Alten und Neuen; da rief er aus: „Gesegnet ist das Land, wo das Alte immer neu, und wo das Neue stets innig verbunden mit dem Alten ist.“ Lord Palmer ston drückte nach dieser Rede die Hoffnung aus, daß die dauernde Anwesenheit des Herrn Dr. Bunsen in London ein Unterpfand der Freundschaft zwi⸗ schen dem Lande, welches er repräsentirte und demjenigen, in welchem er weilte, sein werde.

Nach mehreren anderer Toasten und Reden trennte sich die Gesellschaft.

Die Parlaments-Verhandlungen vom 24sten und 2östen boten wenig allgemeineres Interesse dar, mit Ausnahme eines ausführlichen Vortrages, den Lord Aberdeen am 2östen im Oberhause bei Vorlegung der neuen für die Kreuzer an der afrikanischen Küste be⸗ stimmten Instructionen hielt, und welcher sich auf die Fortschritte der bisher zur Unterdrückung des Sklavenhandels getroffenen Maßnahmen verbreitete. (Wir werden morgen auf diese Rede zurücklommen.) Im Unterhause passirte am 25sten die neue Armen-Bill das General⸗ Comitè.

Ihre Majestät die Königin Wittwe ist gestern von ihrer Reise nach Deutschland hier wieder eingetroffen.

Sir Robert Sale, der tapfere Heerführer in dem letzten Afgha— nenkriege, bekannt durch seinen hartnäckigen Widerstand bei Dschella⸗ labad, ist mit seiner heldenmüthigen Gemahlin aus Ostindien nach England zurückgekehrt.

88

Brüssel, 27. Juli. Das Provinzial-Conseil von Lüttich hat folgende Adresse an den König gerichtet:

„Sire, der deutsche Zoll-Verein hat in diesem Augenblicke eine Maßre gel von außerordentlicher Strenge gegen Belgien ergriffen. Eine am 21. Juni 1844 von Sr. Majestät dem König von Preüßen mit Zustimmung der übrigen Fürsten des Zoll-Vereins erlassene Kabinets-Ordre verfügt, daß vom 1. September an, wo die allgemeine Zoll-Erhöhung auf das fremde Eisen in Krast treten wird, für alles aus Belgien zu Lande oder auf dem Nhein herkommende Eisen diese Eingangs-Zölle noch um 50 95 erhöht wer— den. Außerdem enthält die Kabinets-Ordre noch eine rückwirkende Maßre— gel; sie besiehlt nämlich, daß unmittelbar, während das auswärtige Roheisen noch frei eingehen kann, das belgische einem Zoll von 5 Sgr. pr. Ctr. un terworfen ist, und daß die früheren Eingangsrechte des Schmiedeeisens noch um 15 Sgr. pr. Ctr. gesteigert werden. Das Provinzial -Conseil der Provinz Lütlich konnte diese Maßregeln, welche dreien der wichtigsten Industriezweige Belgiens, der Fabrication des Gußeisens, des Schmlede— eisens und der Produzirung des Brennmaterials, so feindlich entgegentre— ten, nicht gleichgültig ansehen. Es ist bei uns eine bekannte Sache, daß England durch die Wohlseilheit seines Brennmaterials stets im Stande sein wird, das Noh⸗ und Schmiedeeisen zu mäßigeren Preisen als Belgien zu fabriziren, Nur durch die größten Anstrengungen und Opfer und durch die vorzügliche Qualität ihrer Productionen gelang es unseren Eisenhütten wenn auch nur mit vieler Mühe, die Konkurrenz der englischen Waaren auf den Handelsplätzen des Zollvereins aushalten zu können. Doch stand ihnen der Marlt zu gleichen Bedingungen offen. Was soll aber setz aus uns werden, da die Eingangs- Zölle auf unsere Waagre um 50 pCt. erhöht werden? Wir sehen uns genöthigt, Ew.

Majestät zu gestehen, daß diese für England nur günstige Zoll- Erhöhung den belgischen Hütienwerfen die Absaßquelle nach dem Zoll-Vereine änzlich verstopfen wird. Wir wissen nicht, wodurch die Regierung Ew. Majestät solche harte Repressalien hervorgerusen hat. Die letzten Zeilen der Kabinets- Ordre: „„Diese Anordnung soll außer Wirksamkeit treten, wenn die von der Königlich belgischen Regierung dazu gegebene Veranlassung weg- fällt““, bringen uns zu der Vermuthung, daß sich Streitigkeiten zwischen der Regierung Ew. Majestät und dem deutschen Zoll-Verein erhoben haben. Es steht uns ohne Zweifel nicht zu, uns in die Fragen zu mischen, die nur ins Bereich der vollziehenden Gewalt gehören; es steht uns auch nicht zu, Ew. Majesiät die Maßregeln anzugeben, die nach unserer Meinung in der jetzigen schwierigen Lage unseres Landes rathsam wären, aber wir haben es für unser Recht und unsere Pflicht gehalten, Ew. Majestät die schädlichen Folgen die- ser Kabinets-Ordre für ganz Belgien und besonders für die Provinz Lüttich auseinanderzusetzen. Wir hoffen, daß es hinreichen wird, Ew. Majestät . zeigt zu haben, wie sehr ein großer Theil Ihrer Unteithanen hierunter lei den wird, um die Aufmerksamleit Ihrer Regierung auf diese wichtige An- gelegenheit zu lenlen und schnelle und wirksame Gegenmaßregeln hervorzu⸗ rufen.“

Die Regierung hat von der ihr durch das Gesetz über die Diffe= renzial-Gesetze eingeräumten Befugniß bereits Gebrauch gemacht und die Flagge der Vereinigten Staaten mit der belgischen gleichgestellt.

F. Brüssel, 23. Juli. Die diesjährige Session der Kam⸗ mern ist geschlossen; die neue wird jedoch einen Monat früher als gewöhnlich, d. h. im Anfange Oktobers, einberufen werden, um zu gehöriger Zeit die Diskussion des Budgets eintreten zu lassen. Die seit einigen Monaten anhängige, in der Kammer wie in der Presse heftig debattirte Frage über die Differenzial-Zölle ist endlich durch die Annahme des Antrages von Seiten des Senats erledigt wor- den. Sie haben aus den Zeitungen ersehen, daß im Senat 28 Stimmen sich dafür, nur 5 dagegen erklärt und 8 sich einer Ab⸗ stimmung enthalten haben; man würde aber irren, wenn man aus dieser großen Stimmen⸗-Mehrheit einen Schluß auf die Allgemeinheit der Ueberzcugung von der Güte dieser Maßregel machen wollte. Im Gegentheil, nicht nur der Zweifel hat sich meh⸗ rerer der früheren Anhänger dieses Systems bemächtigt, sondern auch der größte Theil des antwerpener Handelsstandes, welcher die Vorle⸗ gung dieses Projekts von Seiten der Regierung auf das eifrigste be⸗ trieben, hat sich theils wegen der an Holland gemachten Vergünsti⸗ gungen, theils wegen einer beschwerenden Bestimmung in Bezug auf die üblichen Landungen in den englischen Hafen Cowes auf das ent⸗ schiedenste dagegen erklärt, und es war von demselben bekanntlich vor einiger Zeit eine besondere Deputation an den König geschickt wor⸗ den, um die Zurücknahme oder die Nichtbestätigung dieses Projekts zu beantragen. Allein so wenig das Ministerium, ohne sich selbst zu- rückzuziehen, das eine vermochte, wird es auch den zweiten Wunsch des antwerpener Handelsstandes erfüllen können. Das Gesetz wird in Kraft treten, wenngleich diejenigen, welche die industrielle und kom⸗ merzielle Lage Belgiens zu würdigen wissen, demselben keine lange Dauer versprechen. Entweder, so glaubt man, muß das System eine allgemeinere Durchführung erhalten, und also namentlich auch von Holland abstrahirt werden, oder es muß sich bald für Belgien als unpraktisch darstellen. Der Minister des Innern, welcher sich nach dem Scheitern aller kommerziellen Unterhandlungen, mit dem Zoll⸗ Verein sowohl als mit Frankreich, für dieses seit mehreren Jahren von den Herren de Toere und Cassiers in der Presse wie in den Kammer-⸗-Verhandlungen angepriesene System erklärte, hat jedoch in seiner letzten Rede im Senate dieses Gesetz als einen bloßen Ver⸗ such bezeichnet, der unter den gegenwärtigen Umständen in dem Lande gemacht werden müßte, und gerade diese Auffassung hat wohl dem Gesetze im Senate, der übrigens zum größten Theile aus Land⸗ besitzern besteht, welche der Industrie und dem Handel fremd sind, eine so große Majorität verschafft, während die eigentlichen Mitglie⸗ der des Senats, welche selbst große Fabrikherren sind, wie Claes de Cock, Biolley und Dumortier, sich dagegen aussprachen. Der In⸗ däpendant greift heute den Minister des Innern heftig an, die seit Jahren besprochene, angegriffene und vertheidigte Maßregel jetzt als bloßen Versuch hingestellt zu haben, und spricht der Regierung das Recht ab, bei noch obwaltendem Iweifel in einer so wichtigen Handelsfrage ein bloßes Experiment mit dem Lande zu machen; allein es giebt Lagen, wo man es so wenig einer Regierung als einem Privatmann verargen kann, einen Versuch mit der Anwendung eines Prinzips zu machen, welches, schon mehrfach von Anderen zur Aus— führung gebracht, der Hebung eines Betriebzweiges förderlich erscheint. Die Lage Belgiens ist außerdem zur Zeit von der Art, daß wirklich bei dem Fehlschlagen fast aller Hoffnungen neue Mittel und Wege versucht werden, um den Handel und die Industrie vor einem noch tieferen Sinken zu bewahren.

Die Armen⸗ und Arbeiter-Frage beschäftigt hier wie überall die Behörden wie die Privatpersonen. Das Projekt, welches der um die Verbesserung der Wohlthätigkeits Anstalten eifrig bemühte Herr Duepitiaux zur Errichtung eines neuen in einer Vorstadt für die arbeitende Klasse zu erbauenden Quartiers von 136 Häusern gemacht, sst jetzt durch den Druck veröffentlicht worden, und hat auch, wie man vernimmt, die Zustimmung und die Zusicherung eines Subsidiums von Seiten der Kranken- und Wohlthätigkeits Behörden (conseil des hospices) erlangt, und dürfte demnach im nächsten Jahre ins Leben treten. Nach dem veröffentlichten Plane würde durch die Einführung des Prinzips der freiwilligen Gemeinsamkeit in Bezug auf mehrere wesentliche Haushaltspunkte, wie Küche, Wäsche und dergleichen, eine bedeutende Oekonomie den Bewohnern dieses Quartiers erwachsen.

Schweden und UMorwegen.

Stockholm, 23. Juli. Am 20sten d., nach abgehaltenem feierlichen Gottesdienst in der großen Kirche, wo der Bischof von Wisby die Predigt hielt, begaben sich Se. Majestät in Ihre Ge⸗ mächer und sodann in großer Prozession nach dem Reichssaal, wo Sie den außerordentlichen Reichstag mit folgender Rede eröffneten:

„Wohlgeborene, Edle und Wohlbürtige! Ehrwürdige, Würdige, Wohl- gelehrte! Ehrgeborene, Verständige, Wohlgeachtete! Ehrenwerthe und Red⸗ liche! Gute Herren und schwedische Männer! Mein Auftreten in diesen Gemächern, im Schoße der hier versammelten Stände des schwedischen Reiches, ruft herbe Erinnerungen an einen großen, einen unersetzlichen Verlust zurück, und mein Gruß an Sie ist der der Trauer und der Entbehrung. Niemals haben diese Gefühle mit höherem Rechte die friedliche Gruft eines verehrten Vaters umgeben. Sein Gedächtniß wird von zwei Völkern gesegnet, welche sein mächtiger Geist mit unauflöslichen Banden an einander knüpfte. Durch ihre Vereinung hat er für den Norden den Grund einer neuen Zukunft des Ruhmes gelegt. Durch brüderliche Ein⸗ tracht werden sie seine schönsten Hoffnungen, seine wärmsten Wünsche für die Selbstständigkeit und das Glück der standinavischen Halbinsel er— füllen. Festlich und bedeutungsvoll ist die erste Zusammenfunft eines Königs mit den Bevollmächtigten der Nation beim Anfange der Bahn, welche sie gemeinschaftlich zu beschreiten berufen sind. Die innere Zuversicht mit wel- cher sie sich an einander schließen, die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, welche ihre Absichten und Handlungen bezeichnen, werden, nächst dem Beistande der Vorsehung, die Ruhe und Wohlfahrt eines geliebten Vaterlandes schir- men. Wir haben im Tempel des Herrn den Schutz des Allmächligen angerufen. Die Kraft, welche wir für den Fortgang unseres . tigen Geschäftes bedürfen, müssen wir nun in unserem wechsel- seitigen Verhalten der Hingebung und Treue, des Wohlwollens und der Einträchtigkeit suchen. Ich verspreche Ihnen, gute Herren und schwedische Männer, Recht und Wahrheit zu kräftigen, die Fortschritte der Aufllärung zu sördern und die Entwickelung der edlen und rechtschaffe=