1844 / 216 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

. den sür den S rach-Unterricht und die stände 3 , ' Ezeist den Schul-Inspeltören zur besonderen 6 Schw llchrer Bibliothwt ken und Lese= en mn, zu schen, daß Lehrern zu ihrer weiteren Ausbildung geboten und, der planlosen und verderblichen Vielleserei vorge= beugt werde. Die Schul Inspektoren werden auch von den Büchern, welche die en schon besitzen und zu ihrer Belehrun gebrauchen, Kenntniß neh= men und als wohlwollende und freundliche Rathgeber das Vorzüglichere ur Benutzung empfehlen und vor dem weniger Brauchbaren und Verfehlten ehren warnen. I Auch haben die Schul-Inspeltoren dahin zu wirken, daß die Lehrer in angemessener Weise vermocht werden, statt des Gebrauchs

der Dinterschen Schullehrer ⸗Bibel, gediegenerer Arbeiten sich zu bedienen.“

Provinz Preußen. Sobald die Nachricht von dem gegen das Leben Sr. Majestät versuchten Attentat in Königsberg be⸗ fannt wurde, votirten die städtischen Behörden in einer außerordent⸗ lichen Sitzung eine Adresse an Allerhöchstdenselben. Laut der Kö- nigsberger Allgemeinen Zeitung ist dem Baptisten⸗Vorsteher zu Memel die Abhaltung öffentlichen Gottesdienstes höheren Ortes gänzlich untersagt und derselbe zugleich mit den gesetzlichen Folgen m Wiederholungsfalle bekannt gemacht worden. Die Berichte aus Dirschau und Thorn über das Steigen der Weichsel lauten sehr betrübend. Am 306. Juli, Abends 6 Uhr, hatte das Wasser bei erste⸗ rer Stadt eine Höhe von 17 Fuß 7 Zoll erreicht und wuchs fort⸗ während um mehr als einen Zoll in der Stunde. In einem Bericht aus Dirschau vom Ihsten heißt es in dieser Beziehung:

„Die Schiffbrücke mußte bereits heute Vormittag abgefahren werden, und der Trasekt wird mit den Spritzprahmen und Handtähnen bewirlt, während die Königlichen Postpferde und Postwagen Behufs schnellerer Be— förderung zu Dirschauerfähre wie zur Eisgangszeit stationirt sind. Die Kampen und Außendeiche sind bereits überschwemmt, die Chausseen im Stromgebiet überfluthet, und der Verlust, welchen die Weichselbewohner an Getraide, Heu, Kartoffeln zc. erleiden, ist unermeßlich und vernichtet den Wohlstand auf viele Jahre. Leider bringen die heute eingegangenen Nach= richten aus Krakau vom 23. und aus Thorn vom 28. Juli die traurige Kunde, daß der Weichselstrom bei unaufhörlichen Regenguͤssen noch in mer im Steigen sei, wodurch die Aussicht auf ein baldiges Fallen des in dieser Jahreszeit nie erlebten Hochwassers schwindet und der Ruin von Tausenden gewiß ist!“

Ein Bericht aus Thorn vom 2y9sten lautet: .

„Das Wasfer der Weichsel stieg gestern bis auf 19 Fuß, wodurch die eine Brücke ganz mit Wasser bedeckt ist, heute ist es bereits bis auf 20 Fuß gestiegen und ging das Wasser hier und bei Krowinniz über den Damm. Uuch traf heute die Nachricht ein, daß die Weichsel bei Krowinniz und un— tethalb bei Gursk an acht Stellen durchgebrochen ist. Im Dorfe Ni⸗ schefka hatten die Landleute bis heute früh ihr Vieh auf die Böden ihrer Häuser gebracht, um 8 Uhr wurden aber Prahme hingeschickt, um dasselbe nach der Höhe zu bringen. Auf mehreren Häusern sitzen die Landleute auf ihren Dächern und rufen um Hülfe. Gestern Nachmittags kamen hier viele Holztraften aus Polen an, die vom rauschenden Strome gegen die Brücke getrieben wurden, die Flißaken flehten um Hülfe, und es gelang einem Kahnschiffer, dieselben zu retten.“ ö

Gleich traurig sind die Nachrichten von der Nogat. r lassen die einzelnen Rapporte folgen: .

„Krafohlschleuse an der Nogat, 31. Juli. Nachdem seit gestern Morgens das Wasser stündlich um einen halben Zoll gestiegen war und Nachiö um 2 Uhr die Höhe von 13 Fuß 2 Zoll am hiesigen Pegel erreicht hatte, brach um 2 Uhr der jenseitige Deich an zwei Stellen oberhalb und einer Sielle unterhalb des Radeackerschen Ueberfalls, obgleich daran mit zwei Buhnenmeistern und einer großen, Anzahl Arbeitsleuten gearbeitet

wurde. Nach einer Schätzung vom diesseitigen Deiche aus sind die Brüche circa 155, 105 und 205 lang und haben bereits einen großen Theil der Einlage, so wie den Helm, unter Wasser gesetzt. In Folge dessen sind die Arbeiten unterhalb Zeier aufgegeben, dagegen wird Zegenwärtig wieder noch an einer gefährlichen Stelle zwischen Zeier und Zeiers-Rosengart gearbeitet. Die diesselligen Deiche halten sich bis jetzt gut. So eben geht die Rach— richt ein, daß auch Zeiers Niederkampen unter Wasser gesetzt sind.“

„Krafohlschlense, 1. Aug. In Folge der gestern Morgens gemel⸗

deten Durchbrüche am Radeacker lieberfall fiel das Wasser bis auf 12 Fuß §z Zoll und blieb in dieser Höhe, bis es in Folge des Nachmittags 3 Uhr erfolgten Durchbruchs des Marienburger Ucberfalls wieder zu sallen anfing und bis gestern Abend auf 12 Fuß herabsank, in welcher Höhe es dann wieder bis 3 Uhr Nachts stehen blieb, von wo ab es wieder zu steigen an= gefangen hat. Die diesseitigen Deiche halten sich immer noch gut. Die ganze Einlage und Zeier sind nun unter Wasser, und nur die Gebäude und' Gärten in Zeier find noch durch einen lleinen Schutzwall gesichert. Da das Wasser im Lande aber immer höher steigt, so ist zu besorgen, daß auch pie Gärten unterlaufen werden. Seit gestern Abend ist im Bezirk des Land— richter⸗Amtes, des Ellerwaldes, hier und auf Fischerskampe die ganze Mann⸗ schaft auf die Wache beordert. ö .

„Clementfähre, 1. Aug. Nach einer in dieser Nacht eingegan— genen Estafette hat der Strom bei Krakau in Folge stattgefundenen star= en Regenwetters am 25. Juli wieder zu steigen angefangen und ist bis auf 14 Fuß 10 Zoll gestiegen, daher auch hier noch ein bedeutendes An— wachsen des Stroms zu erwarten Istel⸗

Am 31. Juli Nachmittags brach zuerst der marienburger und hald darauf der neureihische Ucberfall und der Strom der Nogat überfluthete nun die ganze Einlage. Der Anblick, als die fruchtbaren Fluren ein Raub ber Wellen wurden, als das Vieh, im Wasser schwimmend, nur mit ge⸗ nauer Noth noch gerettet wurde, als das in Haufen stehende Heu vom Wasser fortgeschwemmt wurde und die Bewohner ihre gauze Jahres⸗AUerndte ohne Rettung zerstört sahen, soll her zzerreißend gewesen sein.

In Elbtimg und Heilsberg dauerte das Sturm- und Negen⸗ wette? am 1. August noch fort. Die Verwüstungen der unaufhörli⸗ chen Regengüsse sind unermeßlich. (Den Breslauer Zeitungen wird aus War schau vom 28. Juli geschrieben: „Heute begann die Weichsel zu fallen. Die Anzahl der durch die Ueberschwemmung hier⸗ selbst Verunglückten ist bedeutend.“

Großherzogthum Posen. Von Seiten der städtischen Behörden zu Posen ist die Geistlichkeit beider Konfessionen ersucht

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1200 worden, dem laut geäußerten Wunsche der Einwohnerschaft zufolge,

der Vorsehung die Gefühle des innigsten Dankes für die glückliche Erhaltung unseres erlauchten Königspaares darzubringen.

Provinz Schlesien. Der Breslauer Zeitung wird aus Glatz vom 31. Juli berichtet: „Es die amtliche Meldung eingegangen, daß Se. Majestät der König erst auf der Rückreise von Ischl und Wien die hiesige Stadt, und zwar am 16. August, mit Ihrer hohen Gegenwart beehren, von hier aus die verwittwete Frau Gräfin von Magnis in Eckersdorf besuchen und hierauf nach Erd⸗ mannsdorf zurückkehren wird.“ Zu Schweidnitz hat sich ein Zweigverein der Gustav⸗Adolph-Stiftung gebildet, und am 24. Juli seine erste Versammlung gehalten.

Rhein-Provinz. Die Freude über die gnädige Wendung der Gefahr, welche über dem Haupte des theuren Königs schwebte, giebt sich aller Orten kund. Auch der rheinische Appellationshof zu Köln hat sich beeilt, in einer an des Königs Majestät gerichteten Adresse seine innige Theilnahme an der Rettung Allerhöchstdesselben auszudrücken. Imgleichen hat der Stadt⸗Rath von Köln, Koblenz und Düsseldorf eine Dank⸗Adresse an Se. Majestät abgehen lassen. In letzterer Stadt wird am 4. August in sämmtlichen Kirchen ein feierlicher Dank-Gottesdienst unter Akbsingung des ambrosianischen Lobgesanges stattfinden. Aus Köln soll noch eine zweite, von der Bürgerschaft ausgehende Adresse an den König abgesandt werden. Dieselbe ist in Form eines Gedenkblatts mit Allegorieen geziert, ent⸗ hält in der Mitte das von einem Bürger entworfene Schreiben, die Einfassung aber werden die Namen der Bürger bilden. Wahrlich, ein passendes Symbol, der schönste Kranz, den der Bürger dem innigst geliebten Könige winden kann.

X Liegnitz, 26. Juli. Leider sind wieder zwei Städte des schon so vielfach heimgesuchten schlesischen Gebirges, Reinerz und

Landshut, von den Flammen ganz oder großentheils in Asche gelegt. In dem letzteren brach das Feuer am 20sten d. M., Nachts 1 Uhr, in der Nähe des Marktes aus, zerstörte die östliche Seite desselben

und den ganzen zwischen ihr und dem Nieder-Thor belegenen unteren Theil der Stadt. 50 Häuser sind ein Raub der Flammen und 140 Familien obdachlos geworden. Daß das Feuer trotz der Energie, mit der man ihm Einhalt zu thun bemüht war, und der Umsicht, mit der die Lösch-A1nstalten dirigirt sind, und obwohl von fernen und na— hen Orten Hülfs⸗-Mannschaften herbeieilten, so bedeutend hat um sich greifen können, hat in der feuerunsicheren Bauart der meist mit Schindeln gedeckten Häuser und den vielen hölzernen Schuppen, Gängen und Ställen, mit denen die engen Höfe angefüllt waren, seinen Grund. Hätte nicht eben Windstille stattgefunden, so würde das verheerende Element gewiß noch weiter um sich gegriffen haben. Doch auch so ist der angerichtete Schade sehr groß, namentlich haben viele kleinen Handwerker mit ihrem übrigen Besitzthum alle Werk zeuge und Materialien Vorräthe eingebüßt. Auch der Verlust der Haus-Eigenthümer ist sehr bedeutend, um so mehr, als die Gebäude ohne Ausnahme weit unter ihrem Werthe versichert waren. Bei den gegenwärtigen ungünstigen Erwerbs- und Vermögens-⸗Verhältnissen ker Kommune Landshut wird ein Retablissement lediglich aus eigenen Mitteln kaum ausführbar sein; doch ist vorläufig die Unterbringung der obdachlos Gewordenen bewirkt. Auch der Verlust eines Menschen⸗ lebens wird beklagt; ein 60 jähriger Greis, der mit großer Thätigkeit an den Lösch-Arbeiten Theil genommen, ist, nachdem er zuletzt, um zu retten, in ein schon von den Flammen ergriffenes Haus gedrun— gen, nicht wieder gesehen worden. Die Untersuchung über die Ent⸗ stehungs-Art des Brandes hat zwar bis jetzt kein bestimmtes Resul⸗ tat geliefert, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß derselbe durch Fahrlässigkeit herbeigeführt worden ist. Auch in anderen Theilen des hiesigen Negierungs-Bezirks sind neuerdings mehrere, wenngleich minder erhebliche Brandschäben vorgekommen. Die Aussicht auf die Aerndte stellt sich günstiger.

X Danzig, 1. Aug. Der Wasserstand der Weichsel hat in der Gegend von Graudenz seit einigen Tagen eine, der graudenzer und kulmer Niederung die größte Gefahr drohende Höhe erreicht. Da die wenigen dort vorhandenen Kähne zur Rettung von Menschen und Vieh nicht ausreichen, hat der Magistrat zu Graudenz mittelst Estafette das hiesige Polizei-Präsidium ersucht, zwei Dampfböte zu diesem Zwecke hinzusenden. Die hiesigen Dampfböte konnten, aus mehreren dringenden Gründen, hierzu nicht angewendet werden; auf Anfuchen unseres Polizei- Präsidenten hat sich jedoch der Kaiserlich russische Oberst und Flügel-⸗Adijutant, Oberst von Glasenapp, sogleich bereitwillig finden lassen, mit zwei russischen Dampfböten, welche von hier nach Stettin abgehen sollten, den bedrängten Niederungen zu Hülfe zu kommen. In wenigen Stunden sind heute früh beide Dampfböte bemannt, verproviantirt und unter Führung des vorer⸗ wähnten Kaiserlich russischen Stabs-Offiziers abgegangen. In Dir⸗ schau ist das Wasser gleichfalls auf die beunruhigende Höhe von 21 Fuß gestiegen. Bei Danzig übt das Wasser keinen besonderen Ein— fiuß, weil seit dem Dünenbruch der Wasserstand eine Meile oberhalb demselben durch die schnellere Strömung weit niedriger als ehemals gehalten wird. Das an der Weichsel auf. dem Lande liegende Ge⸗ fraide, an 18,009 Lasten, welches durch den steten Regen sehr be⸗ schädigt wird, dürfte also wenigstens vor Verheerung durch hohes Wasser gesichert bleiben. Die polnische Post ist ausgeblieben, wahr⸗ scheinlich sind überall die Brücken abgetragen oder weggerissen.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten. Königreich Bayern. Bei der Anwesenheit der deutschen

Land- und Forstwirthe zu München und während des diesjährigen Dktoöberfestes wird daselbst, Allerhöchster Bestimmung zufolge, eine Ausstellung von Industrie-Produkten dortiger Fabrikanten und Ge⸗ werbs- Inhaber stattsinden. Der Magistrak zu Nürnberg hat eine Bekanntmachung über das Verhältniß der Brodherren aus dem Han⸗ dels und Gewerbestande zu ihren Untergebenen erlassen, in deren Eingang es heißt:

„Nach einer der Polizei- Behörde durch die Königl., Regierung von Mittelfranken, Kammer des Innern, zugekommenen Mittheilung des Kö⸗ nigl. protestantischen Konsistoriums wird als eine bedeutende Ursache der Entsittlichung und Unordnung der Jugend das lose Verhältniß zwischen Kaufherren, Commis und Lehrlingen, dann zwischen Meistern und Lehr— jungen bezeichnet. Diese Wahrnehmung ist durchaus gegründet, wenn man erwägt, daß die gute alte Sitte, nach welcher Handels⸗-Commis und Handels- Lehrlinge wie Gewerbs-Lehrlinge nirgends anders als in den Häu⸗ fern ihrer Prinzipale und Meister wohnen durften, größtentheils aufgehört hat und solche eigene Miethswohnungen beziehen. Badurch sind diese jun= gen Leute der speziellen Aussicht ihrer Prinzipale und Meister entrückt, und diese bekümmern sich in der Regel nur darum, ob jene die Comtoir- und Arbeitsstunden richtig einhalten und die ihnen aufgetragenen Arbeiten ver⸗ richten, während es ihre Pflicht ist, sich auch um ihr sonstiges Verhalten, theilweise verbotenen Wirchshaus-Besuch und anderen verbotenen Lebens weisen zu bekümmern.“ . .

Sodann wird zur Beseitigung dieses Verhältnisses und Wieder⸗ herstellung des früheren Zustandes, wonach die Brodherren den ihnen anvertrauten jungen Leuten Wohnungen in ihren eigenen Häusern einräumten und eine genaue Anufsicht in sittlicher Beziehung über sie führten, ermahnt.

Königreich Hannover. Im Hamburger Korre— spondenten berichtet man aus Hannover vom 80 ul Se. Majestät der König ist durch die Nachricht von dem unerhörten At tentat auf den König von Preußen ganz außerordentlich affizirt wor⸗ den, und es wird erzählt, daß Allerhöchstderselbe noch an dem näm⸗ lichen Tage, wo jene Nachricht eintraf (27. Juli), einen eigenhändigen Glückwunschbrief an den König von Preußen geschrieben habe. Ueber den Gesundheits-Zustand des Kabinets-Ministers von Scheele sind sehr betrübende Nachrichten zu Hannover eingegangen. Die eröffnete Subscription zu einem Denkmal für den im Jahre 1840 verstorbenen Kriegs-Minister General Graf Alten, soll, wie es heißt, nicht den gehofften Anklang finden.

Herzogthum Nassau. Das Rheinland ist um einen Trümmerhaufen reicher. Am 29. Juli stürzte der herrliche byzantische Thurm an der bei Niederlahnstein dem Schloß Stolzenfels gegenüber gelegenen St. Johanniskirche zusammen. Man hatte früher vielfach geglaubt, die nassauische Staatsregierung werde geneigt sein, dieses schöne architektonische Denkmal wieder herstellen zu lassen, zumal Se. Majestät unser König sich sehr dafür interessirt haben soll.

X Norderney, 31. Juli. Die am gestrigen Tage hier ein getroffene und bald nachher durch die Allgemeine Preußische Zeitung bestätigte Nachricht von der unerhörten Frevelthat eines Elenden, der seine ruchlose Hand gegen das theure preußische Kö⸗ nigspaar erhoben, verbreitete Entsetzen und Abscheu unter allen hier anwesenden Badegästen. Hiermit aber vereinigte sich gleichzeitig das freudige Gesühl, daß es der allgütigen Vorsehung gefallen, Ihre er⸗ habenen Majestäten aus dieser großen Gefahr unversehrt hervorgehen zu lassen. Durchdrungen von diesem Gefühle, begaben sich am heu⸗ tigen Morgen 7! Uhr nicht nur sämmtliche hier anwesende Preußen, sondern auͤch Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Anhalt Deßau, Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Hannover und Ihre Durchlauchten der Erbprinz und die Prin— zessinnen von Anhalt-Deßau, so wie der größte Theil der hier an— wesenden Deutschen aller Länder, in das hiesige Gotteshaus, um dem Allmächtigen inbrünstig für die Erhaltung Les theuren Lebens der preußischen Majestäten zu danken. Nach, Absingung des Ambrosiani⸗ schen Lobgesanges hielt der hiesige Prediger Herr Dettmers eine er⸗ greifende Rede über Psalm 67 Vers 4 und 6 und sprach demnächst ein Dankgebet aus zu dem Herrn aller Heerschaaren über das Miß⸗ lingen des beabsichtigten ungeheueren Verbrechens und für das Wohl und die lange Erhaltung des geliebten Königspaares, was den tief— sten Eindruck auf die zahlreiche Versammlung hervorbrachte.

Frank rmn ch

Paris, 30. Juli. Gestern Mittag von 1 bis nach 5 Uhr vertheilte der König in den Tuilerieen die Belohnungen an diejenigen Fabrikanten, die ihm unter denen, welche zur Industrie⸗Ausstellung zeigesteuert, von der begutachtenden Jury als die verdienstvollsten be⸗ zeichnet waren. Durch Schreiben des Handels-Ministers aufgefordert, hatten sich die von der Jury empfohlenen Fabrikanten, über 800) an ber Zahl, im Marschallssaal versammelt, wo die Vertheilung der Orden und Prämien stattfinden sollte. Die Mitglieder der Jury, ge⸗ führt vom Baron Thenard, Pair von Frankreich, ihrem Präsidenten, hatten sich schon vor ihnen eingefunden und rechts und links von den für die Königliche Familie bestimmten Plätzen aufgestellt. Der König erschien in der Uniform der National-Garde, mit ihm die Königin die Prinzessin Adelaide, der Herzog von Nemours und der Herzog von Montpensier; ihnen folgten die Minister des Handels, des In⸗

2) Evangelisches Fest⸗Graduale oder eilf sechs stim⸗ mige Motetten für die Kirchenfeste, von 21. E. Grell. Berlin, ebendaselbst.

Beide Werke enthalten die für die Liturgie, wie sie den evangelischen Kirchen des preußischen Staates vorgeschrieben ist, erforderlichen vom Chore auszuführenden Gesänge. Fünf derselben, die hier zueist genannten (das „Ehre sei dem Vater“, „Kyrie“, „Und Friede“, „Alleluja“ und „Heilig“), sind bekanntlich stabil und kommen an jedem Sonn- und Festtage vor; das sogenannte Graduale, der Gesang zwischen der Verlesung der Epistel und des Evangeliums, richtet sich indeß auch hier, wie in der Liturgie der katho— lischen Küche, nach der jedesmaligen Fesifeier. In früherer Zeit wurde dazu in der zuletzt angeführten Kirche ein Psalm vollständig gesungen und dieser siets, die Fastenzeit und die Todtenmessen ausgenommen, mit dem feierlichen und freudigen „Alleluja“ beschlossen. Hernach wurden, und so ist es auch noch jetzt üblich, der Kürze wegen nur immer einer oder zwei Verse des 2 und messt gerade diesenigen, welche eine besondere Beziehung auf das

est verstatten, ausgewählt und? das „Alleluja“ als Schluß darangefügt. 26 edangelische Liturgie schreibt dazu geeignete Sprüche aus der heiligen . vör, ohne sich gerade ausschiießlich an die Psalmen zu binden, so . auch die katholische Kirche in späterer Zeit das Graduale nicht en. 3 oder mehreren Psaim-Absätzen entnahm, sondenn sich auch Vie , Schriftterte und der Sprache der Kirchenväter bediente. n, w, r, . enthält das hier unter der Ziffer 2 genannte Opus, grunen bonne vent, für Weihnachten, Neujahr, die alen e,, den nerstag, den Charsreitag, für Ostern, den Bußtag, den Himmel—

m 9 I ohn und die Todtenfeier. Der on ff hat fein Ta⸗ m Ernsten, Edlen und Gediegenen zugewandt, und den

profanen Nichtungen, denen in unserer Zeit die Kirchenmnsik nicht fremd

geblieben ist, hat er sich durchaus niemals hingegeben. Daß demngch unter solchen Uniständen der Name des Komponisten für den Gehalt dessen, was er in dem Gebiete produzirt, auf welches ihn Beruf und Neigung haupt— sächlich hinweisen, schon einige, Bürgschast leistet, wird wohl Niemand leug⸗= nen, und am wenigsten derjenige, welcher das Streben des hier genannten Komponisten und seine Leistungen nur einigermaßen kennt. Und gerade in diefen beiden Werten tritt dieses Streben ganz besonders deutlich hervor. Er hat sich in ihnen durchaus an die Vorbilder einer Zeit gehalten, wo der Kirchen- Gefang von allem äußeren Effekte, von allen sinnlichen Anre— gungen frei, blos dem Zwecke der Andacht diente, und die alten niederlän⸗ dischen und italiänischen Meister waren es, die er hier zu erreichen mit Er felg bemüht war., Per Gesang ist hier nur ein auf den Schwingen der Töne getragenes inniges Gebet und lediglich geeignet, den Hörer in fiom⸗ men Empsindungen zu besestigen, aber nicht, ihn darin zu stören. Wenn man zugiebt, daß in solchen Gesängen die Vollstimmigkeit ein nicht unwe⸗ sentliches Mittel zur Erhöhung ihrer Wirkung ist, so wird man es un bil⸗ ligen, daß dieselben hier für sechs Stimmen gesetzt sind. Sie sind sämmt— lich nur kurz, fast ohne Texteswiederholung, und ihre Ausführung wird da— darch erleichtert, daß für die sechs Stimmen nur ein Sopran und gin Alt, dagegen aber zwei Tenore und Fwei Bässe gewählt sind. Auch kön. nen die beiden ersteren Stimmen füglich durch Knaben besetzt werden, da das Sostem weder in der einen, noch in der anderen Stimme (beide stehen in der jeder Stimme eigenthümlich angehörenden Eschlüssel) nur sehr selten überschritten ist, und dann nur um eine, höchstens um zwei Stufen. Größeren Chören werden daher diese Liturgie-Gesäinge gewiß in hohem Grade will fommen sein, und wir nehmen keinen Anstand, sie ihnen bestens zu empfeh= len. Die beigefügten vlerstimmigen Antworten werden jetzt als ziemlich Üüberflüssig erscheinen, da neuerdings sehr zweckmäßig angeordnet worden ist,

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daß diese Antworten nicht vom Chore mehrstimmig, sondern von der gan— zen Gemeinde im Einklange gesungen werden sollen. s - . 3) Der 95ste Psalm vierstimmig mit Begleitung von 2Violinen, Viola, Violoncelle, Contrabaß, Flöte, 2 Oboen, 2 Fag., 2 Tromp. und Pauken (und ad libit. 3 Pos), kom ponirt und im Klavier-Auszuge mit allen Vokal- und Instrumentalstimmen her⸗— ausgegeben von Al. E. Grell. Berlin, T. Traut⸗ weinsche Buch- und Musikalienhandlung (J. Guttentag).

Der Psalm wird durch einen Choral eingeleitet und beginnt selbst mit einem kräftigen Satze, H -dur, Allabreve ] Takt, Chor mit untermischten Sols; an 'diesen schließt sich ein Andante (G-ur 3), ebenfalls für Solo Ind Chor, und ein kurzer Chorsatz, l'argornarotoss's führt zu dem Chorale über, mit welchem das Weib endigt. Der Ausbruck der Worte ist überall sehr gut getroffen; nirgends sind Mittel aufgewandt, welche über das Be— tesch Ler Kirchenmusik hinausgehen, und die gründlichen theoretischen Kennt. nisse des Komponisten zeigen ich auch hier aufs klarste und deutlichste, besonders in! dem ersten fugirten Sate. Die Begleitung ordnet, sich ganz dem Ge— sange unter, und füllt, Pausen und rhythmische Einschnitte angemessen aus. Einige Selbstst indigkeit erreicht sie nur in dem Mittelsatze: „denn in seiner Hand ist, was die Erde bringet“, und bei der Stelle: „Denn sein ist das Meer“ bringt einc, das Wogen des letzteren andeutende Sertolenfigur noch mehr Leben und Bewegung in das Ganze. Bei besonderen feierlichen Ge—⸗ legenheiten wird sich di se durchgängig in der gediegenen älteren Weise ge⸗ haltene Psalm zur Aufführung in der Kirche wohl eignen, und außerdem bea Musilalienvorrath solcher Gesangvereine, die sich vorzugsweise mit ern= ster Musil beschäfligen, zweckmäßig vermehren. —s - .

nern und der Finanzen, der der National-Garde des Seine Departements. mit lebhaften Acclamationen begrüßt. vor und verlas eine Rede, wori Gewerbfleißes in den letzten fünf Jahren und die Fortschritte sich aus der Ausstellung von 184 ergeben, Enthusiasmus erregte die kurze, aber mit wort des Königs, der den französischen Industriellen zu den

baren Fortschritten, welche aus der diesjährigen Ausstellung he geleuchtet, Glück wünschte und die Hoffnung äußerte, daß die Aus⸗ stellung von 1819 noch vorzüglicher sein und der Friede, der so viel der in den Wissenschaften, Künsten und Gewerben hervorgerufen, deren Der Handels-Minister verlas darauf die welchen Belohnungen zuerkannt waren; 30 erhielten den Orden der Ehren Legion, die übrigen goldene, sil⸗ berne und bronzene Medaillen. Nach der Vertheilung dieser Aus⸗ zeichnungen gab der König den dekorirken und prämiirten Fabrika lchem Se. Majestät den Toast ausbrachte: Gedeihen der französischen Industrie Die Königliche Familie kehrte Abends, nachdem sie noch das Feuer⸗ werk der Juli-Festlichkeiten mit angesehen, wieder nach Neuilly zurück. lksbelustigungen sind ohne alle Ruhestörung ab⸗ e der Champs-Elysées bei

Seine⸗Präfelt und der Oberbefehlshaber Der König wurde Hierauf trat Baron Thenard se Haupt-⸗Resultate des franzö

auseinandersetzte. Wärme gesprochene Aut⸗

noch neue schaffen werde. der Fabrikanten,

ein Diner, bei we der Ausstellung von 1844!

Die gestrigen Vo gelaufen; leider jedoch war an einer Stell ber Illumination das Gedränge so groß, daß mehrere Personen stark verleßßt wurden und ein junges Mädchen ums Leben kam,

Gestern und heute sind mehrere Zeitungen nicht erschienen, und in den wenigen uns vorliegenden fehlt es ganz an politischem Stoff.

X Paris, 30 Ich glaube, Ihnen Einiges über die Unglücksfälle, welche gestern nach dem Schlusse des Feuerwerks auf dem Concorbe-⸗ Platze die Freude des Festes störten, berichten zu Der ganze ungeheure Platz war von dem Augenblicke an, wo das Feuerwerk begann, so unbeschreiblich überfüllt, daß Jeder⸗ mann gezwungen war, auf seinem Platze buchstäblich eingekeilt stehen zu Schon jetzt vernahm man mehreremale da und dort aus diesem Knäuel Geschrei und Angstrufe, namentlich von Frauen und Kindern, welche Letztere, unvorsichtig genug, in großer Zahl gleichfalls in dieses Gedränge gebracht worden waren. Noch ging Alles gut ab, obgleich, besonders in der unmittelbaren Umgebung des Obelisken und auf dessen Westseite, von wo aus Feuerwerk und Beleuchtung am besten zu über⸗ sehen war, das Gedränge einen unglaublichen Grad erreicht hatte. Als aber die Girandola des Feuerwerks geendet hatte, da wälzte sich auf einmal dieser ganze ungeheure Menschenschwall der großen Avenue und den Seitenallcen der Ehampe-Elyfées zu, um dort die in wahr— haft magischem Zauberlichte strahlende Beleuchtung näher beschauen zu können. Fast mehr getragen als gehend, gelangte man so an die Eingänge der Ehamps-Elysées, als eine Frau das Unglück hatte, da jährige Tochter, den Absatz des Trottoirs nicht bemerkend as arme Kind unmittelbar gedrängt von mehreren Nachkom menden, deren mehrere ebenfalls in solchem Falle waren, geräth unter deren Füße, die Mutter in der Angst der Verzweiflung will sich emporzuheben, Drang der andere stürzen über sie, und ein furchtbares Geschrei, eine Verwir— Die unglücklichen Gefallenen wurden

ihre etwa elf

rung ohne Gleichen entsteht. buchstäblich mit Füßen getreten und von den darüber Als endlich eine Anzahl entschlossener kräftiger Män— schon geschehenen Unheils und des sie und erkannten, als diese mit aller Verzweiflung und der Trieb der Selbsterhaltung zu lrt Wall bildeten, der dem weiteren Nachdrange Hewalt entgegenstemmte, als die Zuruse diese Vorwärtsdringen etwas abzuhal aber immer nur

Wegschreitenden vollends erstickt. ner die ganze Größe des die Ihrigen bedrohenden noch größeren Kraft, welche die geben vermögen, eine sich mit aller endlich die Masse von dem weiteren ten vermocht hatten, nach langem vergeblich eine Art Gasse.

erst dann bildete sich allmälig, en Mühen, ein etwas freierer Raum, und endlich Durcheinander auf dem Boden Lie Bewußtsein, von Schmutz mit zerrisse⸗

Die im wirren n wurden allmälig, meist ohne alles Staub ganz entstellt, nen Kleidern, aufgerafft und wühle möglich, in die wo sie sogleich schon auf dem Platze

zum Theil mit Blut bedeckt, , so schnell als in dem schrecklichen Ge⸗ häuser und Spitäler gebracht, Mehreren war lerzten zur

chsten Wacht die nöthige ärztliche Pflege erhielten. von zufällig anwesenden

Dienste anwesende Arzt Zahlreiche Personen Armen einiger, Der Haupt ⸗Schau⸗

Der in dem Wachthause im allein hat vierzehn Personen zur erhielten auch Contusionen, die aber noch nach Hause zu gelangen vermochten. . Vorfalls war der Eingang zu der sogenannten man sich einen etwas freieren Dure . zumeist mit

Ader gelassen. ja man spricht von gebrochenen

platz dieses traurigen Avenue Gabriele gewesen. gang für den Hülfe der Truppen, bat Masse blieb, ungeachtet dieses Vorfalls, as oben erwähnte Mädchen von 11 zwei andere Personen sind seitdem erlegen. Aussagen eines Augenzeugen entwor— nur mit Schauder an die für ihn glücklich

Transport der Verwundeten und Erstickten jnen konnte, verfloß noch eine lange Zeit. Die bis zum Morgen in den Champs Elysöes. ren blieb todt, Diese Schilderung ist nach den fen, der selbst gangene Gefahr zurückdenkt. Großbritanien und Zrland.

Die gestern mit dem „Vindictive“ ein kaheiti, so wie die Rückkehr des dorti— onsuls Pritchard, der nach mannigfachen Mißhandlun sischen Behörden von der Insel entfernt wo nan glaubt, daß die Verfahren ihrer Agenten desavouiren werde, sehr dahin, ob das beleidigte britische National- Gefühl damit begnügen und nicht vielmehr eine das französische Protek— Inseln selbst beeinträchtigende Genug Die Vorgänge auf Otaheiti werden der ffizier, der seinen Rang und

London, 30. Juli. gegangenen Nachrichten aus gen britischen K gen durch die franzö machen nicht geringes Aufsehen, und obschon französische Regierung das so steht doch

torat über die Freundschafts⸗ thuung fordern Times von einem dortigen britischen Namen dem Blatte mittheilt und mit seiner Ehre für die Wahrheit der folgenden Thatsachen bürgt, in nachstehendem Schreiben berichtet: „Papiti, 6. März 1844. Sir, die Katastrophe naht sich mit so raschen Schritten, daß ich, un⸗ bekannt mit den Folgen, es für besser halte, meine Landsleute durch die Spalten Ihres Blattes von den unerhörten setzen, welche hier kürzlich vorgegangen sind. stehend und meinen Rang un ner Ehre mit dem, was dem britischen die Wahrheit der Thatsachen, welche ich anführe. Das Publikum wird be— reits im Besitz der Nachrichten sein, welche melden, auf eine wie hinterlistige und unedle Art Admiral Dupetit-Thouars der Königin Pomareh das fran⸗ zösische Protektorat aufdrang; er forderte 10, welche einer früheren Forderung von 2000 T Das Schreiben an die Königin war so sesuitisch die Einwilligung der Königin sei ein freiwilliger Akt gewe⸗ ösischen Kanonen auf ihr Volk und ihre Städte zu weiteren Uebergriffen, daß in der sormten Krone der Königin Pomareh ein Emblem für Autorität fehle, ist zu nichtig, um Je—

treignissen in Kenntniß Im Dienste Ihrer Majestät d Namen hierbeifugend, bürge ich mit mei— Offizier das Theuerste ist für

900 Dollars von einer Nation, ollars nicht genügen konnte. abgefaßt, daß Europa glauben sollte, sen, während doch die franz gerichtet waren. aus Kokusblättern ge die von den Franzosen ausgeübte manden über die wahre Absicht der französischen Agenten zu Es war eine Einleitung zu gewaltsameren Handlungen.

Der triviale Vorwand

Vierhundert

1201

sranzösische Marine - Soldaten wurden gelandet, rissen die Flagge herunter und pflanzten die sranzösische auf, welche noch weht. Die Königin benachrichtigt, daß Tie Franzosen sich auch ihrer Person be⸗ mächtigen und ihren ältesten Sohn, einen Knaben von 7 Jahren, auf den Thron setzen wollten, entfloh mit ihrem Gemahl und drei Kindern und nahm shren Aufenthalt am Bord einer britischen Triegs-Galliote Basilisk“, wo sie seittem unter dem Schutze des Befehlshabers dieses Schiffes, Lieutenant Hunt, residirt, da ihr die Landung uniersagt ist. Vom Vord dieses Schiffes erließ sie auf die Kunde, daß ihre Unterthanen in großer Aufregung und in das Gebirge geflüchtet wären, eine Proclamation, die ich hier beifüge, die aber von dem französischen Gouverneur aufgefangen wurde. (In dieser Pro⸗ csamation werden die Häuptlinge aufgefordert, sich gegen die Franzosen friedlich zu betragen und Geduld zu haben, denn England werde sie gewiß nicht im Stiche lassen. ) Diese Proclamation wunde für Höch verrath gegen die Majestät Frank⸗ reichs erklärt. Mehrere Häuptlinge wurden eingeladen, ergrissen, einer von ihnen mil Ketten belastet, alle ins Gefängniß geworfen am Boid der sranzösischen Fregatte „Ambuseade“. Andere wurden für Rebellen und ihrer Güter für verlustig erllärt, weil sie aus Furcht in das Gebirge sich geflüchtet hatten. Der sranzösisché Kommandant der Insel, d'Aubigny, beschäftigte sich zu gleicher Zeit sehr eifrig mit der Besestigung von Papiti und rühmte sich, in zwei Monaten jedem Schiffe den Eintritt in den Hafen verbieten zu können . .. Am 2. März erließ er die hier beigefügte Proclamation, durch welche der Hafen in Blekade-Zustand erllärt und in der Stadt selbst das Kriegsgesetz proklamirt wurde: so daß unter Anderem nach Sonnen-Unter= gang Niemand von der Mannschast der fremden im Hafen liegenden Schiffe mehr ans Land gehen und die französische Gendarmerie auf den leisesten Verdacht hin Hausfuchungen bei Europäern und Eingeborenen anstellen durfte. Mehrere englische Böte, welche des Abends landeten, sind zerstört worden; einem Engländer, dessen hoch schwangere Frau des Nachts einer Lampe bedürstig war, wurde auf unbarmherzige Weise untersagt, Licht zu brennen. Nun aber komme ich zu einem Faktum, worüber Sie staunen werden. Ein fran⸗ zösischer Offizier von hohem Range, kein Anderer, als der General ⸗Kom⸗ miffarius, erllärte vorgestern in Gegenwart mehrerer Engländer, daß, so wie die Eingeborenen aufständen und von den Engländern unterstützt würden, er sofort zu Herrn Pritchaid mit dem Pistol in der Hand sich begeben würde, um ihn zu erschießen. Was muß nun wohl das Volk thun, wenn seine Oberen in so mordgieriger Weise sprechen? Und so spricht man noch dazu von einem Manne, der ein Diener des Friedens ist, der sich als Mis⸗ sionair sehr geachtet zu machen gewußt, und dessen zehnjähriger Aufenthalt auf der Insel ihm einen bedeutenden Einfluß, sowohl bei der Königin, als bei dem ganzen Volle verschasst hat. Aber das machte ihn eben den Fran⸗ zosen verhaßt. Würde ich hier meinen Bericht schließen, so hätte ich viel⸗ leicht schon genug gesagt; aber wo hat England jemals eine Schmach er⸗ duldet, die der gestern Abend erlittenen gleich käme? Herr Pritch ard verließ gestern seine Wohnung, um sich an Bord des britischen Dampfschiffes „Co- romant“ zu begeben; er hatie noch wenige Schritte bis zum Strande, als der französische Polizei-Kommandant mit einigen Polizei⸗Soldaten plötzlich aus dem nahestehenden Wachthause hervorstürzte ünd ihn gefangen nahm. Unmittelbar darauf gingen der Besehlshaber des „Basilisk“ und ich zum Gouverneur d'Aubigno, aber unsere Vorstellungen waren vergebens; man sagte uns nicht cinnial, wo Herr Pritchaid sich befände. Unsere weiteren Neclamalionen wurden nur durch nachstehende Bekanntmachung des Gou— verneurs erwiedert, welche in französischer, englischer und otaheitischer Sprache an allen Straßenecken zu lesen war und wohl kaum einen Zweifel übrig läßt, daß es die Absicht des Herrn d'Aubigny war, die britische Autorität in dem britischen Konsul auf eine recht eklatante Weise zu insultiren. Die Proclamation lautet: „Französische Niederlassung im Ocean. Eine fran⸗ zösische Schildwache ist angegriffen worden in der Nacht vom 2ten auf den 3. März. Zar Vergeltung habe ich einen gewissen Pritchard aufgreifen lassen, der allein noch immer die Eingebornen zu Unruhen anregt und an⸗ spornt. Sein Vermögen soll für allen Schaden aufkommen, welcher unseren Besitzungen durch die Insurgenten verursacht wird, und wenn französisches Blut vergossen wird, so soll jeder Tropsen desselben auf, sein Haupt zurück⸗ fallen. Papiti, 3. März 1844. Unterz. d' Aubigny, interimistischer Kom mandant der Gesellschafts Inseln.“ „Sie sehen“, schließt das Schreiben aus dem letzten hie beigefüglen Dokumente (welches eine besondere Verord⸗ nung ist, die bis ins Einzelne die Behandlung des Herrn Pritchard wäh⸗ rend seiner Gefangenschaft verfügt), „daß unser Konsul sich in strengstem Gewahrsam befindet; das Gefängniß ist eine elende Hütte hinter dem Hause des Gouverneurs, der seit der Verbannung der Königin deren Wohnung eingenommen hat. Ich füge noch hinzu, daß Alles, was die französische Regierung auf der Insel veranlaßt, die bitterste Feindseligkeit gegen die Königin zeigt und täglich Alte der Unterdrückung geübt werden. Für die Wahrheit alles dieses verbürgt sich Ein britischer Offizier“.

Aus anderen Nachrichten ersieht man, daß der Konsul Pritchard nach mehrtägigem Gefängniß endlich auf Verwendung des den „Co⸗ romant“ befehligenden Commandeurs Gordon freigegeben worden ist, aber nur unter der Bedingung, sofort die Insel zu verlassen. Er mußte unverweilt mit Zurücklassung seiner Familie, ohne einmal die Geschäfte seines Konsulats zu ordnen, sich an Bord des auf der Außenrhede liegenden „Coromant“ begeben, welcher ihn nach Valpa⸗ raiso brachte, vou wo er mit dem „Vindiective“ am J. Mai nach Eng⸗

land unter Segel ging. Wie der Hampshire Telegraph meldet, hat der Commandéur das „Vindictive“, Capitain Nicolas, bereits in Valparaiso, wo Admiral Dupetit⸗Thouars gerade vor Anker ging, eine Genugthunng für den Konsul Pritchard erwirkt. Er weigerte sich nämlich, das französische Admiralschiff zu salutiren, bevor der Admiral Du⸗ petit⸗Thouars nicht in Gegenwart von Zeugen oder schriftlich sein Be⸗ bauern über die von Herin d'Aubigny dem britischen Konsul und der britischen Flagge zugefügte Beleidigung zu erkennen gegeben habe. Diesem Verlangen soll alsdann der Admiral nach einigem Zögern gewillfahrt haben, worauf die Salute erfolgt seien und Capitain Ricolas, in Begleitung des Capitain Lord Paulet, den conventionellen Besuch dem Admiral abgestattet hätten. Ein ausführliches Protokoll über die gauze Transaction sei hierauf an die Königin von England und den König der Franzosen abgefertigt worden.

Die Tinves erklärt heute in ihrem leitenden Artikel, daß sie es für die Pflicht Lord Aberdeen's halte, nicht allein eine Genugthunng

für das Geschehene, sondern auch Sicherheit der britischen Unter thanen und Güter auf Otaheiti für die Zukunft zu fordern. „Hier ist eine Sache“, schreibt die Times, welche sonst immer die Differenzen zwischen England und Frankreich auszugleichen strebt, „in der wir energisch verfahren müssen. Es ist ein schlechter Trost für die englische Regierung, daß Herr d'Aubigny zum Märtyrer wird zurückgerufen unter der allgemeinen Bewunderung seiner Landsleute, beschenkt mit einem Ehrensäbel von seinen Landsmänninnen und ver⸗ urtheilt vielleicht auf 18 Monate zur Ruhe. Diese französische Ocen pation, so wider alle Rechte der Eingebornen und Fremden, und was die Hauptsache ist, wider uns selbst, unternommen, muß aufhören. Diese Befestigungen, welche man dort herstellt, müssen verschwinden. Herrn d'Aubigny's Truppen und Kasernen müssen fortgeschafft wer⸗ den. Die fraͤnzösische Streitmacht muß auf ein vernünftiges Maß reduzirt weiden, wenn die Rechte der Engländer gesichert und die Unabhängigkeit der Königin Pomareh, so weit man sie ihr gelassen hat, respekkirt werden soll. Ein Protektorat ist nicht eine Occupation mittelst Kasernen und Batterien. Herr d'Aubigny hat uns hinrei— chenden Grund gegeben, zu fordern, daß das Verhältniß Frankreichs zu Otaheiti in der Wirklichkeit das werde, was es angeblich sein soll. Er zeigt uns, was wir zu erwarten haben, wenn wir seine Ueber— griffe dulden.“

Es ist nunmehr hier die besinitive Bestätigung der Nachricht von dem Tode der beiden britischen Offiziere, Oberst Stoddart und Ca⸗ pitain Conolly, in der Buchara durch den Missiongir Dr. Wolff ein⸗ gegangen. Derselbe berichtet über den Erfolg seiner Reise an den Capitain Goover Folgendes:

„Ich schreibe diesen Brief in dem Hause des Naveb Samet Chan, Chefs der Artillerie und Arsenal-Direktors Sr. Majestät des Königs von Buchara, eines aufrichtigen und nefflichen Freundes der britischen Nation,

zugleich aber auch in der Gegenwart des Mahram (ersten Kammerherrn) Sr. Masestät des Emir; auch schreibe ich diesen Brief offiziell auf Befehl des Königs von Buchara, dem ich eine Ucbersetzung desselben gebe, und be⸗ schränfe mich daher auf die allernothwendigsten Punkte, ohne Kommentar noch Bemerkungen. Am 29. April theilte mir der König durch den oben- genannten Napeb und in Gegenwart des Mullah Kasem, des Königs Mahram, mit, daß er im Monat Santatan des Jahres 1259 Juli 1842) den Obersten Sitoddart und den Hauptmann Conoll5 getödtet habe. Der Erstere sei getöd⸗ tet worden: 1) weil er den König bei verschiedenen Gelegenheiten mit Ge⸗ ringschätzung behandelt habe; 2) weil er Muselmann geworden und dann zu dem schristlichen Glauben zurückgekehrt sei; 3) weil er versprochen habe, innerhalb vier Monaten Briefe aus England vorzuweisen, welche ihn als einen Abgesandten Englands allreditiren sollten, vierzehn Monate aber verflossen feien, ohne daß eine Antwort erfolgte, obgleich der König Dschapar Chans (Post-Stationen) cigends für ihn habe errichten lassen. Und was Conolly anbelange, so sci er hingerichtet worden, weil er die Chans von

Ehiva und Kolan verleitet habe, den König von Buchara mit Krieg zu überziehen. Se. Majestät hat mir die Erlaubniß ertheilt, Buchara am J. Nai zu verlassen. Von Meschid aus will ich ausführlicher schreiben. (Unterz.) Joseph Wolff.“ Se. Masjestät der König von Sachsen hat nach den letzten Be⸗ richten von Inverary aus die Reise nach der Insel Staffa angetreten. Lord Heytesbury ist am 265sten in Dublin angekommen und als Lord-Lieutenant von Irland installirt worden. Bei seiner Ankunft an dem Endpunkt der von Kingston nach Dublin führenden Eisenbahn wurde er von dem Lord-⸗Mayor von Dublin, Herrn O'Brien, einem Repealer, empfangen. Derselbe überreichte ihm die Schlüssel der Stadt, hielt eine kurze Anrede an ihn, in welcher er die Hoffnung aussprach, der neue Lord-Lieutenant werde sein Amt, dem Interesse des irländischen Volkes gemäß verwalten, und begleitete ihn dann nach dem Schlosse von Dublin. Die Orangisten geben ihre Un— zufriedenheit über die Ersetzung des ihnen besonders gewogenen Lord de Grey durch den der gemäßigten Fraction der Tory ⸗Partei angehörenden Lord Heytesbury sehr entschieden kund. In der am Tage vor der Ankunft des Letzteren gehaltenen Versammlung des dubliner „protestantischen Handwerker-Vereins“, welcher aus Oran⸗ gisten besteht, wurde Lord Heytesbury unter Anderem als der Vice⸗ König nicht einer protestantischen Regierung, sondern der Politik Sir Robert Peel's, die eben so schlecht sei, wie die Melbournesche, bezeich⸗ net. Die Feindseligleit der Orangisten gegen die Regierung zugleich mit der versöhnlichen Sprache der Minister im Parlament dürften von wohlthätigen Folgen für die Regierungs⸗Politik sich erweisen, indem die Repeal-Agitation unbedingt geschwächt werden muß, sobald bas Volk erkennt, daß die Regierung unparteiisch zu handeln strebt. Diese Erkenntniß aber wird durch die Haltung der Orangisten er⸗ leichtert. Aus dem Korrespondenz-Berichte der Hamburger Börsen⸗ halle über die heutige Parlaments- Sitzung ersehen wir, daß im

Oberhause eine längere Debatte über die von Lord Beaumont

eingebrachte Bill wegen Aufhebung der noch in Irland bestehenden Gesetze die sogenannten penal laws gegen die Katholiken statt⸗ fand. Der Lord⸗Kanzler gab zu, daß einige dieser Gesetze aller⸗ bings völlig absurd und veraltet seien und daher ohne Weiteres auf⸗ gehoben werden müßten, die Revision der übrigen wollte er indeß der beabsichtigten General-Revision des Kriminal ⸗Kodex überhaupt vorbehalten wissen, und die Bill wurde, diesem Ver⸗ langen gemäß, abgeändert, nachdem ein Antrag des Bischofs von London, die Bill ganz zurückzuweisen, ohne Abstimmung verwor— fen worden war. Im Unterhause kamen heute fast nur Angele⸗ genheiten von reinen Lokal-Interesse vor. Ein Antrag des Herrn Borthwick auf Vorlegung der Korrespondenz zwischen Don Carlos und der britischen Regierung in Betreff der von Ersterem gemachten Vorschläge zur Pacisication Spaniens (durch Verheirathung der Kö— nigin mit seinem Sohne) wurde verworfen, nachdem der Kanzler der Schatzkammer erklärt hatte, die Regierung könne über diesen Gegenstand keine weitere Auskunft geben, als bereits vor einiger Zeit (durch Sir Robert Peel) dem Hause ertheilt worden sei. ;

s ieder gn

Aus dem Haag, 30. Juli. Ein in Mastricht erschei⸗ nendes Journal hat die Anwesenheit des Königs in Luxemburg dazu benutzt, das Glück und die Wohlfahrt des Großherzogthums der Noth und dem Elende in Limburg gegenüber zu stellen. Es ist leicht zu sehen, daß diese Taktik aus dem Lager der Separatisten hervorgeht; aber wenn man bedenkt, daß Luxemburg ein Budget hat, weiches 1 Million Gulden übersteigt, daß es nicht die schweren Ausgaben hat, die auf Limburg wegen seiner politischen und geographischen Lage lasten, und daß Limburg jährlich 1,900,000 Fl. in die Staats⸗ kasse liefert, daß in dem Letzteren der Reichthum und der Acker⸗ bau weit bedeutender sind, als in Luxemburg, daß der Handel des Herzogthums mit Holland kein Hinderniß findet, während der zwischen Luxemburg und Holland abgeschlossene Handels⸗Traktat nur emphemerer Art war und nur den Iweck hatte, die egoistischen Re⸗ clamationen einiger Industriellen zum Schweigen zu bringen, daß der Aab wins c, Mn guten wie in sciechten Jahren, siets guten Absatz auf den Märkten Hollands findet wenn man dies Alles bedenkt, so fragt man sich natürlich, wie es zugeht, daß die neue po- litische Sekte in Limburg sich so abmüht, um das glückliche Loos der Einen so sehr hervorzuheben und dagegen das Elend der Anderen mit so düsteren Farben zu malen? Es geschieht dies, weil die eben so vorsichtige als bescheidene luxemburgische Industrie ihre Wünsche nicht weiter erstreckt, als sie reichen kann; weil sie für ihre Be⸗ dürfnisse eine große Quantität werthvoller Stoffe besitzt, die sie begünstigen; weil die Grund⸗Besitzer sich mit einem Gewinn begnügen, der mit dem Boden und den Zeitumständen im Ver— hältnisse steht, weil sie nie daran gedacht haben, ihren Pächtern auch den letzten Pfennig des Gewinns zu entreißen und endlich, weil die Luxemburger keine Koryphäen unter sich haben, welche die Augen gegen das Gute verschließen, dagegen aber, wie in Limburg, dem Volke von allerlei imaginären Veränderungen und Verbesserungen vor⸗ schwatzen. Gewiß hat mehr als ein Luxemburger oftmals daran ge⸗ dacht, wie vortheilhaft eine Handels-Verbindung mit Holland für das Großherzogthum sein würde; aber niemals ist es einem eingefallen, auf Kosten der öffentlichen Ruhe und Ordnung dies erlangen zu wollen.

Dänemar .

Kopenhagen, 30. Juli. Der zurückgebliebene Theil des russischen Geschwaders, vier Linienschiffe und eine Fregatte, verließ gestern Vormittag die Rhede von Helsingör und kreuzte mit nördlichem Winde aus dem Sunde. Bei Sonnenuntergang waren die Schiffe aus dem Gesichte verschwunden.

Sch we iz.

Kanton Waadt. (St. Ztg.) Herr Christian Snell, geboren im Jahre 1777, Secretair beim Kriegsministerium von 1805 unter der Regierung der helvetischen Republik, Banquier in Rom, welcher während beinahe 20 Jahren, von 1818 1837, die Functionen eines General⸗Konsuls derschweizerischen Eidgenossenschaftbeim heiligen Stuhle versehen, hat in die Hände des Kardinals Drioli den Protestantismus abgeschworen. Als Tauf- und Firmpathe stand ihm bei der sardinische Gesandte in Rom, Mons. Graf Broglia de Mombello. Herr Snell