1844 / 226 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

stri „würdig empfangen von dem Vorstande oben genann⸗ 9 der . Prinz einer maurerischen Auf⸗ nahme bei und sprach am Schlusse derselben in einer ganz frei impro⸗ visirten, trefflichen Rede sein motivirtes Urtheil über die Arbeiten selbst, so wie über den Gei und die Richtung aus, welche in ihnen walten. Heil dem Fürsten, der in jedem Verhältnisse, in welchem er von der Vorsehung zu wirken berufen ward, als leuchten⸗ des Vorbild sich darstellt! Se. Königl. Hoheit besinden sich seit heute bereits auf der Reise nach England. (Am Nachmittage des 10ten trafen Höchstdieselben auf dem Dampfschiffe „Prinz von Preußen“ ju Köln ein. Obwohl im strengsten Inkognito reisend, wurden Se. Königl. Hoheit doch bald erkannt und mit zahlreichen Freudenschüssen

begrüßt.

Lübeck, 12. Aug. Schon im Jahre 1814 hatte der Senat sich veranlaßt gefunden, die Einleitungen zu einer Revision unser ver⸗ alteten, in ihren schwerfälligen Formen den Geist erstickenden und den Geschäftsgang lähmenden Verfassung zu treffen. Eine aus Mitglie⸗ dern des Senats und Deputirten der Bürgerschaft zusammengesetzte Kommission beschäftigte sich bis zum Jahre 1816 mit dieser Revision.

Allein die Bürgerschaft fand sich derzeit nicht bewogen, auf die in Folge des Revislonswerks vom Senate gemachten Vorschläge ein⸗ zugehen. Die Sache blieb liegen, bis im Jahre 1842 ein in der Mitte der Bürgerschaft gemachter Antrag wegen Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Reform das ge. einer sogenannten bür⸗ gerlichen Verfassungs-Revisions-Kommission hervorrief, welcher der Austrag wurde, „die Mängel der bestehenden Verfassung zu erforschen und darzulegen, auch Vorschläge zu machen, was und wie zu ändern oder neu zu gestalten sein dürste, um den anerkannten Mängeln ab⸗— zuhelfen.“ Der Senat hatte bereits in seiner Proposition vom Jahre 1814 die Verfassungs⸗Revision für „die erste und wichtigste Angele⸗ genheit“ unseres Freistaats erklärt und die Hoffnung ausgesprochen, „daß in Eintracht und gegenseitigem Vertrauen, unter unausgesetzter Berücksichtigung des gemeinsam beabsichtigten heilsamen Zwecks und unter göttlichem Beistande baldthunlichste Uebereinkunft erfolgen und dadurch unsere Stadt, vor Zeitgenossen und Nachkommen, ihrer wieder erlangten Selbstständigkeit recht würdig sich zeigen möge.“

Bei solcher Gesinnung auf Seiten des einen unserer beiden Staatskörper war es denn um so erfreulicher, daß nunmehr auch der andere die Nothwendigkeit einer Verfassungs Reform erkannt und, von den Skrupeln, welche den Fortgang der Sache im Jahre 1816 gehemmt haben mochten, zurückkommend, selbstständige Schritte zur Wiederaufnahme des heilsamen Werks gethan hatte.

Seit dem Monat Mai d. J. liegt nun das Resultat der Arbeiten dieser bürgerlichen Verfassungs-Revissons-Kommission (an deren Spitze der würdige Ober⸗Appellations Rath Dir. Overbeck stand) in deren als Manuskript gedrucktem Berichte an die Ehrliebende Bürgerschaft zur Beurtheilung des Publikums vor, und es sind, auf desfallsige Aufforderung des Senats, die bürgerlichen Deputirten bereits ernannt worden, welchen demnächst in Gemeinschaft mit Kommissarien des Senats die desinitive Erledigung des hochwichtigen Werks obliegen wird. Da die Sache schon in den Jahren 1814 bis 1816 und neuerdings eben so gründ— lich, als von allem politischen Parteigeiste frei, eroͤrtert und vorbe⸗ reitet worden, und da über die Vorfrage, nämlich die Nothwendigkeit einer Verfassungs-Revision, überall keine Meinungs⸗Verschiedenheit mer herrscht, so steht ein baldiges Resultat zu hoffen. Eäarstarilen sieht man der Ernennung der Kommissarien des Senats mit gespannter Erwartung entgegen.

Das Projekt der Herausgabe einer Lübecker Zeitung ist bis jetzt noch nicht zur Ausführung gekommen. Obschon demselben man— cherlei Schwierigkeiten entgegentreten, so zeigt sich doch neuerdings hier immer mehr Meinung für die Sache. Bisher mußten größten⸗ theils die hamburger Zeitungen den Mangel eines einheimischen poli⸗ tischen Blattes we. Sestdem man jedoch wahrnimmt, wie diese Zeitungen, namentlich die hier vielgelesene Börsenhalle, an Selbst⸗ ständigkeit immer mehr einbüßen ünd nur höchst selten eigene Korre— spondenzen *) (zumal aus dem deutschen Vaterlande) enthalten, giebt sich das Verlangen nach einer einheimischen, tüchtig redigirten und mit zuverlässigen Korrespondenten versehenen Zeitung immer allge⸗ meiner kund. Auch wird das Gedeihen der in der Schwesterstadt Bremen neu gegründeten Weser-Zeitung als ein gutes Prognostikon für ein ähnliches hiesiges Unternehmen angesehen.

Oesterreichische Monarchie.

„Prag, 8. Aug. Gestern ward unserer Stadt die Freude, Ihre Majestäten den König und die Königin von Preußen auf Aller⸗ höchstihrer Durchreise nach Ischl in unserer Stadt zu sehen. In Begleitung des Ihnen entgegen gefahrenen Herrn Erzherzogs Statt⸗ halters langten die Allerhöchsten Herrschaften im besten Wohlsein nach 10 Uhr Morgens hier an und veiweilten über eine, Stunde im Kai⸗ serlichen Haupt⸗Zoll⸗Amts⸗Gebäude, wo Se. Majestät der König meh⸗ rere hohe Staats⸗-Beamte und Militairs empfingen. Der Herr Erz⸗ herzog Stephan begleitete Ihre Majestäten auch bei der Abreise auf dem Wege nach Budweis.

Bei der hergestellten Ruhe in unserer Stadt unterbleiben von

) Die erste Nachricht über das Attentat vom 26. Juli kam merkwür—

digerweise aus der Bremer Zeitung in die Börsenhalle!

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heute an die in der letzten Zeit auch bei Tage nothwendig gewesenen Militair⸗Patrouillen. Der Garnisonsdienst ist nun der gewöhnliche, es sind jedoch alle Maßregeln getroffen, um jede Widersetzlichkeit der, trotz der ihnen gewordenen mancherlei Begünstigungen, noch immer nicht zufriedenen Kattundrucker schnell unterdrücken zu können. Die Untersuchung gegen die Zusammenrottung der Arbeiter an der Eisen⸗ bahn ist nun ebenfalls beendigt und es sind an 69 ihrer Schuld über⸗ wiesen und bestraft worden. Nach dem weiteren Ergebniß dieser Un⸗ tersuchung ist auch konstatirt worden, daß die Unternehmer des Eisen⸗ bahnbaues, Gebrüder Klein, weder in der Lohnbemessung, noch durch sonst irgend etwas zu dieser Zusammenrottung eine Veranlassung ge⸗ geben, sondern in jeder Beziehung Alles gethan haben, um, wie bei ihren früheren Bau⸗Unternehmungen, so auch jetzt, ihre Arbeiter zu befriedigen und, wo immer thunlich, zu unterstützen.

A Preßburg, 5. Aug. Heute wurde die Allerhöchste Ent⸗ schließung vom 1. August kundgemacht, vermöge welcher der Reichs⸗ tag am 15. Oktober d. J. geschlossen werden soll. Se. apostolische Majestät unser König wollen dabei in Person zugegen sein und den abzufassenden Artikeln dabei die Sanction ertheilen.

Als diese Entschließung in der gemischten Sitzung (worin beide Tafeln gegenwärtig sind) vom Protonotair verlesen wurde, drängte sich der Eljen⸗Ruf unwillkürlich auf die Lippen Aller und wiederholte sich beim Schlusse der Vorlesung. Als aber dann die Puklication üblicherweise bei der unteren Tafel separat erfolgte, traten mehrere Mitglieder der Opposition sehr mißbilligend über diesen Freudenruf auf. So sagte unter Anderem von Beöthy, derselbe komme ihm, bei dem Umstande, daß der Reichstag ohne Ergebniß auseinandergehe, sogar knabenhaft vor, denn auch Knaben freuen sich auf die Ferien. Szentkiraly, dem man die Mißstimmung ansah, hatte den Muth, zu erklären: „ihm erscheine das Allen unwillkürlich entschlüpfte Eljen wie ein Verdam— mungs⸗Urtheil, das die öffentliche Meinung über den Reichstag aus⸗ spreche.“ Perczel meinte, die Regierung suche im Vereine mit der Majorität der Magnatentasel die Lösung der obschwebenden Lebens frage (wegen der Besteuerung des Adels?) zu hintertreiben, und er⸗ klärte im Namen seiner Kommittenten: „daß er, da ohnedies keine Aussicht vorhanden sei, auf diesem Landtage ein günstiges Resultat zu erzielen, die Auflösung desselben als höchst wünschenswerth erachte.“ Szentkiraly mahnte endlich an den usus, das Allerhöchste Reskript nicht sogleich zu besprechen, sondern dies den Cirkular⸗Sitzungen anheimzustellen, wo er zur Wahrung der Rechte des Landes die ihm nöthig scheinen— den Maßregeln und Vorkehrungen beantragen werde. Es begann danach die Berathung über das an der Tagesordnung befindliche Nuntium wegen Einsührung des neuen Gefängniß-Systems.

Mehrere Eisenbahn-Projekte liegen dem Reichstage vor, weil die Garantie der Zinsen des Anlagekapitals von den Ständen verlangt wird. Die Gewährung dieses Gesuchs bietet manche Schwierigkeiten, denn die Stände haben mit dem Königlichen Aerar nichts zu schaffen, die ihrer Bewilligung unterliegende Militair- und Domestikal-Kasse aber erlaubt keine Erhöhung, weil sie rein auf dem ohnehin stark be⸗ bürdeten Bauer haftet, dem man nun einmal durch Hebung der Industrie und des Handels nicht aufhelfen will. Um so mit den Fonds zu haben, aus welchem die, etwa durch den Betrieb der Bahnen selbst, nicht gedeckten Zinsen des Anlage-Kapitals genommen werden könn⸗ ten, müßte der Adel sich selbst besteuern, und zwar auf eine an⸗ dauernde Weise, so, daß der Fonds immer vorhanden wäre, so lange die Bahn den Actionairen bleibt. Ist es nun schon ein Riesenwerk, den Beschluß der Adelsbesteuerung überhaupt herbei zu sühren, so ist es ein noch viel größeres, dieser Besteuerung von vornherein Dauer zu sichern, und endlich das größte, den Maßstab für die Vertheilung aufzufinden, der Gerechtigkeit dabei zu genügen, und hin« reichende Maßregeln der Eintreibung gegen die Renitenten zu treffen, deren es in großer Anzahl geben wird. Denkt man sich dazu, wie sehr unsere untersten Verwaltungs-Organe mit denen verflochten sind, von welchen sie die Steuer-Quote einbringen sollen, wie viele Vor⸗ sichtsmaßregeln da getroffen werden müssen, damit das Ziel erreicht und der Steuer⸗Rückstand, welcher schon beim Bauernstande ein sehr großer ist, vermieden werde, so begreift sich das so höchst Schwierige dieser neuen Institution. Unserer Ansicht nach möchte es das Gerathenste sein, wenn der Reichstag Se. Majestät unseren König darüber um einen Gesetzvorschlag anginge, weil man höchsten Ortes am besten in der Lage ist, alle Erfahrungen, welche der mailänder und der neue deutsch-österreichische Kataster, so wie die Behebungsweise daselbst ge⸗ währten, in den Vorschlag zu verweben, und so etwas recht Ausgezeich⸗ netes zu leisten, für dessen Prüfung dann ein eigener Reichstag einberufen werden müßte.

Freie Stadt Rraliau.

Krakau, 8. Aug. Der Administrator der kralauer Diözese hat in diesen Tagen an die ganze ihm untergeordnete Welt- und Ordens-Geistlichkeit einen Hirtenbrief gerichtet, worin er sie auffordert, all ihren Einfluß anzuwenden, um ihre Psarrkinder vom Genuß spi— rituöser Getränke abzubringen.

Kussland und Polen.

St. Petersburg, 8. Aug. Durch einen vom Kaiser bestä⸗ tigten Minister-Beschluß sind, auf Vorstellung des Ministers des öffentlichen Unterrichts, der ordentliche Professor Gorloff von der

Universität Kasan in einer wissenschaftlichen Mission auf zwei Jahre nach Deutschland, Frankreich und England, die ordentlichen Professoren Ewersmann und Lindegren von derselben Universität in ähnlicher Mission auf acht Monat nach Deutschland, Frankreich und Italien, der Doktor der Medizin, Dietrich, um sich in medizinischen Kenntnissen zu berei⸗ chern, auf zwei Jahre nach Deutschland, Frankreich und England, der Licentiat Grigorowitsch von der Universität Kasan, wo derselbe den Lehrstuhl für Geschichte und slawische Literatur einnehmen soll, auf drittehalb Jahr, um sich in diesen Zweigen der Wissenschaft zu ver= vollkommnen, nach der Türkei, nach Italien, Deutschland und Warschau und der Magister Ildesons Kossoff von der petersburger Universität, um seine technologischen Kenntnisse zu erweitern, auf zwei Jahre nach Deutschland, Frankreich, der Schweiz und England geschickt worden.

Frankreich.

Paris, 9. Aug. Der Herzog von Nemours hat sich am ten d. nach Besangon begeben, um eine Revue über die dort stehen⸗ den Truppen und die National-Garde der Stadt abzuhalten. Es sind bei dieser Gelegenheit zwischen Sr. Königlichen Hoheit und den dortigen Behörden eine Reihe von Anreden und Erwiederungen ge⸗— wechselt worden, welche die heutigen Blätter mittheilen, die indeß nichts von allgemeinerem Interesse darbieten, mit Ausnahme etwa der Begrüßung, mit welcher der Erzbischof von Besangon den Prin⸗ zen bewillkommnete, und der Antwort des Letzteren, da in diesem Augenblick, wo ein großer Theil des Klerus wegen der Unterrichts- frage ine so polemische Stellung gegen die Regierung eingenommen, auf Alles, was zwischen der Geistlichkeit und den Repräsentanten des Staats vorgeht, ein größeres Gewicht als sonst gelegt wird. Der Erzbischof sagte zu dem Herzoge:

„Ew. Königl. Hoheit besinden sich hier in einer treuen Stadt. Im⸗ merdar ihrem Gott und ihrem Könige ergeben, führt die Stadt Besangon in ihrem Wappen einen Adler mit edel ausgebreiteien Schwingen, der die beiden Säulen, die Grundlagen der Religion und des Staats, unterstützt. Und gewiß, wenn das Herz für Gott schlägt, dann bewahrt die Seele die Kräfte ihres Lebens. Wenn es für den Fürsten schlägt, vollbringt sie die edelsten Thaten. Ew. Königl. Hoheit wird uns erlauben, an diesem Tage Ihnen zu sagen, daß wir nie wanken werden in unserem Wahlspruch: Deo et Caesari perpeltuo sidelis.“

Der Prinz antwortete: ;

„Die beiden edlen Gefühle, welche Sie in so wenigen Worten, mit eben so viel Einfachheit als Energie und Bestinmtheit, geschildert haben, sind in der That die zwei großen Tiiebkräste des Christen und des Bürgers. Ich weiß, wie sehr Sie davon beseelt sind. Indem ich Ihre Geistlichkeit mit ihrem würdigen Oberhaupt um mich versammelt sehe, gereicht es mir zur Freunde, ihr zur Befolgung so frommer Beispiele Glück zu wünschen. Die Dienste, welche sie zu seisten vermag, wenn sie den Ideen der Ordnung und Friedensstiftung sich widmet, werden nach Gebühr gewürdigt. Ich zweisle nicht, daß sie unter Ihrem Einfluß dieselben zu ihren kostbarsten und sheuersten Pflichten zählen wird. Empfangen Sie meinen ganzen Dank.“

Dem ' Maire sagte Se. Königl. Hoheit unter Anderem: „Ihre Stadt ist dem Könige aus verschiedenen Rücksichten theuer. Ein wichtiger Punkt für die Landesvertheidigung, lann sie neben den gro⸗ ßen und rühmlichen Diensten, welche sie mit den Waffen geleistet, auch die künstlerische und literarische Auszeichnung für sich geltend machen. Ich weiß, daß der kommerzielle Gesichtspunkt auf nicht geringerer Höhe steht, und ich schließe mich Ihren Wünschen in Betreff der Ei⸗ senbahn an, welche Ihre industriellen Vortheile so mächtig vergrößern soll.“ Der Prinz traf am ten in Besan gon ein, er wird noch den Ften und Sten dort zubringen und sich am 9ten von da nach Lüne⸗ ville begeben. ; ö

Ucber die neue kommerzielle Uebereinkunft mit Belgien, die ihrem Abschluß nahe sein soll, enthält die Presse folgenbes Nähere: „Es sind Konferenzen zu diesem Zwecke während des letzten Aufenthalts König Leopold's zu Paris eröffnet worden, und sind wir recht unter— richtet, so werden die beiderseitigen Regierungen, welche sich über die gegenseitig zu machenden Konzessionen verständigt haben, gleichzeitige Verordnungen zur Modification ihrer respektiven Tarife erlassen. Diese Modificationen würden folgende sein: 1) Konzessionen Frank⸗ reichs. Frankreich würde die Eingangszölle auf frische rohe Häute belgischen Ursprungs von 1 Fr. 20 Cent. auf 5 Cent. für 100 Ki⸗ logramme herabsetzen. Für die trockenen rohen Häute würde die Ab⸗ gabe von 5 Fr. auf die Hälfte reduzirt, so wie die auf rohen Marmor von 2 Fr. 70 Cent. auf 1 Fr.; die auf den Hopfen von Fr. 50 Cent., auf 15 Fr. Das vor der Verordnung vom 21. Mai 1841 in Beziehung auf Ecossines bestehende Verhältniß würde für das Zoll⸗ Amt an der Sambre wiederhergestellt werden. Endlich würden auch die Abgaben auf die Kohlen in gleicher Weise herabgesetzt. Die Zoll— Aemter, wo dieselben bis jetzt 10 Cent. für 100 Kilogramm zahlten, werden dieselben zu 5 Cent. zulassen. Nur der Bezirk der Kohlengru⸗ ben von Anzin würde den bisherigen Schutzzoll von 15 Cent. behal= ten. 2 Konzessionen Belglens. Belgien seinerseits reduzirt den Eingangs⸗Zoll für französische Kohlen von 33 Cent. auf 5 Cent. Sodann 'ist die belgische Regierung entschlossen, da sich die genter Fa⸗ briken über die Konkurrenz der gedruckten englischen Baumwollenzeuge beschweren, die Eingangs-Zölle auf dieselben um 50 pCt. zu erhöhen. Frankreich soll jedoch hiervon ausgenommen werden und für dasselbe die alten Bestinmungen in Kraft bleiben. Endlich soll der Beschluß vom 14. Juli 1813, welcher den Eingangs Zoll auf wollenes Ge⸗ spinnst, wie auf Mode-Artikel und künstliche Blumen, erhöht hat, für

französische Erzeugnisse außer Kraft gesetzt werden, während er für

und Long. 1707 W. Grw., ergaben 11 Arten kieselschalige Polygastriea und eine Art lieselerdige Photelitharig.

Die bisher erwähnten Massen wurden in Gläsern im Wasser über= sandt, und sie trafen in einem Zustande in Berlin ein, den man unbedenk— lich einen lebenden nennen kann, obgleich alle Formen zu den wenig be—= weglichtn oder ganz unbemegten gehören. Die folgenden Nummern sind getrocknet übersandt worden.

3. Durch die Sonde heraufgezogener Meeresgrund aus 1140 Fuß Tiese in Lat,. 7587 10“ S. und Lon, 162? W. Grw. ergab 26 Arten lieselschalige Polygastrica und 13 Arten tieselerdige Phytolitharia.

4. Schnee und Eis, aus dem Meere bei Victorig-Land in Lat. 76“ S. und Long. 165 W. Grw, entnommen, gab 6 Arten kieselschalige Po= lygastrica. =

5. In dem Inhalte des Magens einer in Lat. 66“ S. und Long. 157 W. Grw. gefangenen Salpa fanden sich 14 kicselschalige Polygastrica. Die vielen in diesem Material enthaltenen Dictvochas sind offenbar von ver Salya besonders aufgesucht worden, da sie in den anderen Proben nicht

so 6 vorkommen; sie scheinen dahtr wohl eine Lieblingsspeise der Salpa zu sein.

6. Auf der Oberfläche des hohen Merres schwimmende Flocken in Lat— 647 S. und Long. 1607 W. Grw.

Es sind den Dseillatorsen unserer Gewässer ähnliche, silzige, zartfadige, Körnchen durchwirkte Massen, deren Haupt-Bestandiheil vie fieselschali= Jen, sehr zarten und langen Seiienröhren der ganz neuen und ganz eigen Ee. ,, Chaetoceros bilden. Die Natur der Körnchen blieb ihre . e. in diesen Fil; eingestreut, r aber noch Ehrenberg fand darin 17 . nc al 3 . , Arten der oben erwähnen Charte lion n ma 63 h 6 r, nel mi, r 4 rr n. und Terror in Lan Lemm biej Ferausg ho hen winde d end einer Tiefe von 1242 Fuß durch das

fanden sich, zum Theil mit deullich erkenn=

baren grünen Ovarien, 14 Arten kieselschalige Pologastrieca und 2 Arten kieselerdige Phytolitharia.

8. Durch das Senkblei heraufgezogener Meeresgrund aus 1620 Fuß Tiefe in Lat. 63“ 407 S. und Lon. 557 W. Grw. gab 39 Arten liesel—⸗ schalige Polygastrica, 13 Arten kieselerdige Phytolitharia und eine Art lalk⸗ schalige Polythalamia.

9. Proben der Cockburn-Inseln (CGochkburn IIcad), als letzte Vege⸗ tations- Giänzen am Südpol. Lat. 64“ 12. S. und Long. 57” W. Grw. Hooker sah daselbst eine Alge (eine den Tetrasporis verwandte lllve) als letzten Vegetations-Grad mit Protococcus-Formen, die Herr Ehrenberg im getrock⸗ nefen Zustande nicht wieder erkannte. Die übersandte Masse besteht aus unorganisch erscheinendem Sande, Pinguin-Federn und Erlrementen, der Ulda' und nur fünf bis jetzt erkannten kieselschaligen Polygastrieg in dichter Menge. Zwei dieser Infuͤsorien-Formen sind neu, zwei auch am Nordpol beobachtet und eine über die Erde weit verbreitet.

Il. Oceanische Materialien von Herrn Schayer.

Herr Schayer, welcher fünfzehn Jahre Ober-Iniendant der englischen Schä⸗ sereien in Woolnorth auf Vandiemensland gewesen ist, hat auf den Wunsch bes Herrn Ehrenberg daselbst reiche Materialien in Bezug auf das lleinste Leben gesammelt und bei seiner Rückkehr Wasser aus verschiedenen Gegen= den des Oceans geschöpft und im Jahre 1843 in vier verschiedenen Fla— schen von R bis. Quait nach Berlin gebracht. Das Wasser war noch völlig klar und kfrostallhell und hatte nur wenige Flocken am Boden, die es beim Schütteln trübten, aber . dann wieder zu Boden senlten und die frühere Klarheit dadurch herstellten. Beim Oeffnen der Flaschen gab sich bie Anwesenheit einer geringen Spur von Schwefelwasserstoffgas durch den Geruch zu eikennen. Die mikrosfopische Untersuchung ergab folgende Ne⸗ sultate: 1. Wasser südlich vom Cap Hoorn im hohen Meere Unter Lat. 67“ S. und Long. 70 C. Grw. enthielt 3 lieselschalige Polygastricg, ;

2. Wasser aus der Gegend der brasilianischen Rüste bei Nio de Janeiro

im hohen Meere in Lat. 237 S. und Lang, 287 W. Giw. enthielt 10 kie⸗ selschalige Polvgastriea und 4 Arten kieselerdige Phytolitharia.

3. Wasser aus dem Aequatorial-Ocean in der Richtung von St. Luis in Brasilien, in Lat. 00 und Lon. 28 W. Grw., enthielt 2 lieselscha⸗ lige Polygastrica und 2 lieselerdige Phytolitharia.

4. Wasser aus dem antillischen Ocean in Lat. 245 N. und Long.

10“ W. enthielt eine Art der kieselschaligen Polvgastrica, 3 kieselerdige Phvytolitharia und häutige Pflanzentheile, die als Pollen Pini erkannt wurden. Aus diesen durch Herrn Schayver gewonnenen vier Beobachtungs⸗ Reihen ergiebt sich, daß der Occan, selbst in seinem gewohnlichen Zustande, ohne besondere Färbung, ohne Gewilterluft und andern Einwirkungen, bei klarster Durchsichtigleit des Seewassers, zahlreiche selbstständige, ganz un sichtbare Organismen schwebend enthält, und daß die lit he lscha igen in allen jenen Fällen die vorherrschenden waren, obschon die Analvse des Meer— wassers keine Kieselerde als ,,, . . .

JI. Ueber cinen, die ganze Luft längere Zeit trübenden Staubregen im i. uin g Belm, n al 70. 43. 7. und Long. 2567 W. Giw. und dessen Mifchung gus zahlgeichen Kieselthieren,

He! Dartoln eizählt, daß während seines Aufenthaltes auf den Kap⸗ verdischen Inseln und auch auf dem hohen Meere jener, Gegend ein feiner Staub aus der trüben Luft gefallen sei und auch Schiffe, die 380 See⸗ meilen vom Lande entfernt waren, getroffen habe. Der Wind wehte damals von der afrikanischen Küste her. Von dem Staube, der auf hoher See in so großer Entsernung vom Lande auf das Schiff niedersiel ünd allgemein für vnlkanische Asche gehalten wurde, hat Herr Darwin eine Probe au Herrn Ehrenberg übersandt. Die mifroskopische Untersuchung hat nun deut- sich erwiesen, daß vielleicht 5 der Masse aus kieselschaligen Polygastricis (13 Arten) und lsieselerdigen Phytolitharien (19 Arten) besteht.

Die aufgefundenen meist bekannten und curopäischen Formen beweisen nur, daß jener meteorische Staubregen terrestrischen Ursprungs, aber lein vullanischer Aschenregen war; daß ei nothwendig ein von einer ungewöhn

die aller anderen Länder bestehen bliebe.“ Auch das Journal des Débats giebt heute Aufschlüsse über diese Verhandlungen, indem es sagt: „Wir haben uns bis jetzt enthalten, von den zwischen Frank⸗ reich und Belgien geführten oder vielmehr wiederaufgenomme= nen Negociationen uber Handels- Anordnungen zu sprechen; der Erfolg derselben schien anfangs ziemlich problematisch. Jeht, wo die beiden Länder sich, wie man versichert, über die von der einen und anderen Seiten vorgeschlagenen Konzessionen geeinigt haben, ist es an der Zeit, einige Worte darüber zu sagen. Von Seiten Frankreichs soll, wenn wir recht unterrichtet sind, auf rohe belgische Häute, auf Marmor und sogenannte Ecossines-Steine, auf Hopfen und auf die über die belgische Gränze eingeführten Stein⸗ fohlen eine Reduction des Einfuhrzolls im Verhältniß von 30 kis 60 pCt. stattfinden, ausgenommen in Bezug auf den letzteren Artikel unseres Steinkohlen⸗Bezirks von Anzin, zu dessen Gunsten der gegenwär⸗ tige Zoll von 15 Centimes für den Centner bestehen bleiben soll. Da— gegen würde uns Belgien verschiedene Tarif Ermäßigungen be⸗ willigen, von denen wir nur die vorzüglichsten anführen wollen. Ge⸗ neigt, seinen allgemeinen Tarif für Baumwollen⸗ Gewebe um 10 bis 50 pCt. zu erhöhen, würde es von dieser Maßregel unsere Baum⸗ wollenzeuge ausnehmen und ihnen so einen wichtigen Vortheil über die englischen gewähren, die bekanntlich in großer Menge in Belgien eingeführt werben. Außerdem würde dies Land einen ähnlichen Unter⸗ schled zu Gunsten unserer Wollen-Gespinnste und Gewebe aufstellen, Artikel, auf welche, wie man sich erinnern wird, die belgische Regie⸗ rung ihre Tarife durch ihre Verordnung vom 13. Juli 1813 um 15 bis 25 pCt. erhöht hatte.“

Heute früh soll zu Marseille ein Schiff mit einer Depesche von Afrika angekommen sein, die durch den Telegraphen nach Paris be— fördert worden und folgenden Inhalts wäre: Nach Eröffnung der Feindseligkeiten habe der Kaiser von Marokko einen Waffenstillstand von dem Prinzen von Joinville begehrt, der Gouverneur von Larache habe sich zu dem Prinzen verfügen sollen, um über die Be⸗ dingungen zu unterhandeln. Es sind außerdem noch andere, zum Theil einander widersprechende Gerüchte über die neuesten Vor⸗ gänge an der marokkanischen Gränze im Umlauf; bald wird er— zählt, Abd el Kader sei in einem Gefecht umgekommen, bald wieder, eine Abtheilung Mauren hätte eine Abtheilung französischer Truppen überfallen und niedergemetzelt. Der König hatte heute früh, nach Empfang jener telegraphischen Depesche, zu Neuilly eine Besprechung mit Lord Cowley gehabt und kam bald darauf nach den Tuilerieen, um einem Minister⸗Conseil zu präsidiren, das bis 5 Uhr dauerte. Gegen Abend fuhr Se. Majestät nach Neuilly zurück.

Es wird erzählt, daß der Bey von Larache, als er dem neapo⸗— litanischen Konsul die Erlaubniß für die Fremden, Tanger zu verlassen, übergab, ausgerufen habe: „Diese Unterschrift wird mir vielleicht den Kopf kosten, aber es ist besser, daß ein Mensch, als daß Hunderte von Menschen umkommen.“ Er beeilte sich darauf, dem Kaiser, in Begleitung eines bedeutenden Geschenks, eine Auseinandersetzung der Thatsachen zu übersenden. . Man hat zusammengezählt, daß auf den französischen Eisenbahnen j . Monaten 289 Menschen umgekommen und 457 verletzt worden ind.

X Paris, 9. Aug. Durch heute eingetroffene Briefe aus Algier wird die Nachricht bestätigt, daß Marschall Bugegud den Ober— Befehl über das Expeditions-Corps an der maroklanischen Gränze an den General-Lieutenant Lamoricière abgetreten und dieser die Armee in der angegebenen Weise eingetheilt hat. Man glaubt aber, der Marschall werde nicht so bald nach Algier zurückkehren; er verfolgte die Unterhandlungen mit den Repräsentanten des Kaisers von Marokko und beschäftigte sich, die Unterwerfung der Stämme zu regeln, denen er Oberhäupter gab. Während dessen rüstete sich der General Lamoricière zu neuen wichtigen Operationen. Aus den Escadrons des zweiten Husaren und neunten Chasseur⸗ Regiments, die zu Oran eingetroffen waren, sollte dennächst ein fünftes Re— giment Jäger, von Afrika gebildet werden. Marschall Bu⸗ geaud läßt alle verfügbare Reiterei zu dem Ezpeditions- Corps stoßen. Mehrere Escadrons des Aten Regiments der Jäger von Afrika befinden sich bereits in der Provinz Oran, nun hat der Marschall auch den zu Algier stehenden Rest dieses Negiments nach dem Westen einzuschiffen befohlen, und am 30sten herrschte bereits im Hafen zu Algier eine außerordentliche Bewegung, da man beschäftigt war, 220 Pferde auf sieben gemiethete Handelsschiffe zu bringen. Aus diesen Verfügungen geht klar hervor, daß der Marschall selbst durchaus nicht an Ausgleichung der Schwierigkeiten mit Marokko glaubt. Ueber die Möglichkeit eines Handstreiches gegen Fez und Mequinez und die da— zu erforderlichen Mittel soll zwischen dem General Lamoricière und Marschall Bugeaud Meinungs-Verschiedenheit herrschen; Ersterer glaubt, solchen mit 10,900 Mann ausführen zu können, während der Marschall wenigstens 20,000 Mann dazu für nothwendig hält, und da die Regierung ihm die verlangten fünf Regimenter nicht geschickt hat, so trug er Bedenken, weit ins Marokkanische vorzudringen. Der einen Augenblick gehegte Gedanke, 10,9000 Mann einzuschiffen, um sie an dem Fez am nächsten gelegenen Punkt der Küste landen und gegen diese Hauptstadt vordringen zu lassen, um sich derselben zu bemächtigen, mußte ebenfalls wegen des Mangels an Wasser im Lande und der Schwierigkeit der Transporte aufgegeben werden. Schon vor mehr

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als vierzehn Tagen war angekündigt worden, Lie zu Toulon besind⸗ lichen r , f würden N gleichfalls zu der Flotte des Prinzen von Joinville an den Küsten von Marokko stoßen und der Oberbefehl dann dem Admiral Baudin übertragen werden. Dies er⸗ weist sich schon jetzt als theilweise ungegründet, denn vorgestern ist der Contre Admiral La Susse von hier nach Toulon abgegangen, um den Befehl der dortigen Reserve⸗Division zu übernehmen.

A Paris, 9. Aug. Die neuen Zoll⸗Unterhandlungen zwischen den Kabinetten von Paris und Brüssel erhalten, bei der augenschein⸗

lichen Unbedeutendhest ihres unmittelbaren Gegenstandes, nur durch die Voraussetzung eine gewisse Wichtigkeit, daß sie umfassenderen Ne⸗ gociationen den Weg bahnen sollen. Daß aber ein enger Handels Anschluß Belgiens an Frankreich oder gar ein Zoll-Verein zwischen diefen beiden Ländern zu Stande kommen werde, dazu ist in dem ge⸗ genwärtigen Augenblick eben so wenig Aussicht vorhanden als dor zwei Jahren, wo diese Idee zum erstenmal angeregt wurde. Die großen Hindernisse einer solchen Annäherung bestehen in ungeschwäch⸗ ler Kraft fort, Frankreich fürchtet für seine Industrie und Belgien für seine Selbstständigkeit. Nur eine, unabweisliche Nothwendigkeit, nur bie Ucberzeugung, daß es unmöglich sei, für den belgischen Ge⸗ werbfleiß andere Absatzwege aufzufinden, würde den politischen Wider⸗ willen der Belgier gegen den Zoll⸗Anschluß an den gewalti⸗ gen südlichen Rachbar überwinden können. Deutschland wird es immer in seiner Macht haben, Belgien von diesem ver⸗ zweifelten Schritte abzuhalten. Was aber Frankreich betrifft, so wird der wohlhabende und gewerbfleißige Mittelstand, welcher der⸗ malen hier die Gewalt in Händen hat, ganz gewiß niemals darein willigen, daß die belgischen Produkte auf dem sranzösischen Markte unter denselben Bedingungen zugelassen werden, wie die einheimischen. Ohne einen bedeutenden Umschwung der öffentlichen Verhältnisse in Frankreich würde Belgien ganz vergebens um die Aufnahme seines Gebietes in die französische Zolllinie bitten. Der politische Gedanke, welcher ein solches Ereigniß mit großer Kraft unterstützt, ist in der gegenwärtigen Ordnung der Dinge völlig ohnmächtig gegen das merkantilische Interesse, das sich demselben widersetzt. Hört man doch schon jetzt laute Klagerufe über die unbedeutenden Ermäßigun⸗ gen der französischen Zollsätze auf einige unwichtige Handels⸗Gegen⸗ stände, welche in Folge der neuen Negociationen zwischen Frankreich und Belgien bevorstehen. Wenn man gewissen Stimmen glaubt, die nicht ohne Einfluß sind, so ist der ganze französische Ackerbau dadurch gefährdet, daß die belgischen Häute künftig einige Sous weniger Eingangszoll zahlen sollen als bisher. Wie wird die französische Viehzucht ferner bestehen können, heißt es, wenn man den ohnehin geringen Gewinn, den sie abwirft, noch dadurch schmälert, daß man die Preise der Häute zu Gunsten der belgischen Züchter herabdrückt? Und nicht allein der belgischen, sondern über⸗ haupt aller Züchter, welche wohlfeiler produziren können als der fran⸗ zösische Landwirth, denn es ist gar nicht zu vermeiden, daß durch Belgien Häute aus allen möglichen Ländern nach Frankreich einge⸗ führt werden. In Summa, obgleich der neue Handels-Vertrag, so wie wir ihn aus den ministeriellen Blättern kennen lernen, sich nur um Kleinigkeiten dreht und obgleich er Frankreich augenscheinlich weit mehr Vortheile verspricht als Belgien, so erhebt sich doch eine heftige Opposition gegen denselben. Was würde erst geschehen, wenn es sich umleine ernstliche und wahrhaft gegenseitige Modification der Zoll— gesetzgebung handelte!

Sroßbritanien und Irland.

Oberhaus. Sitzung vom 8. August. Der Marquis von Normanby rief heute durch Ueberreichung einer Petition der Stadt Leeds in Bezug auf die britischen und protestantischen Inter— essen auf Otaheiti eine Erklärung Lord Aberdeen's hervor, welche bezeichnend für die fernere Haltung des Ministeriums in der Angele⸗ genheit des Konsuls Pritchard ist. Die Petition beschwert sich, daß durch die Herrschaft der Franzosen im Stillen Ocean die protestan⸗ tische Lehre und ihre Missionaire durch das Papstthum verdrängt würden und verlangt die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Ota— heiti's. Lord Normanby selbst hielt die letzten Vorgänge auf der Insel und die Vertreibung des Konsuls Pritchard von dort für eine Beleidigung der britischen National-Ehre und stimmte mit der Forde⸗ rung der Petition überein, obschon er den Frieden dadurch keinesweges gestört wissen wollte. Hierauf entgegnete Lord Aberdeen, daß die britischen Missionaire auf den Südsee⸗Inseln durchaus keinen Grund zur Beschwerde hätten, da die französische Regierung mit der englischen über⸗ eingekommen sei, den Functionen ihrer respektiven Missionaire in der Südsee keine Hindernisse in den Weg zu legen, daß auch vom Tage dieser Uebereinkunft keine einzige Klage von Seiten der englischen Missionaire auf Otaheiti in dieser Beziehung eingegangen sei, und daß ganz kürzlich die londoner Missions-Gesellschaft sich zu ihm (dem Minister) über die dortige Behandlung ihrer Missionaire sehr zufrie⸗ den geäußert habe. In Bezug auf die Angelegenheit des Konsul Pritchard gab der Minister zwar keine ausführliche Erklärung, aber seine wenigen Worte dürften genügen, um auf eine entschiedene Hal- tung des Ministeriums in dieser Sache zu schließen, welche zwar noch immer jede Störung des freundschaftlichen Verhältnisses zu Frankreich ausschließt, aber durchaus in Einklang mit den Forderungen der bri— tischen National-Ehre steht. Lord Aberdeen mußte seine neuliche Er—

klärung darüber (Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 219) mit diesen Forderungen nicht streng genug in Einklang gehalten haben, denn er modifizirte dieselbe heute dahin:

„Ich muß erklären, daß ich sehr geringen Unterschied darin sinde, ob Herr Priichard englischer Konsul war oder nicht, als gegen ihn die ekann⸗ sen Gewaltthaten verübt wurden. Ich betrachte ihn lediglich als einen eng= lischen Untelthan, der auf den Schutz seiner Regierung Anspruch hat, und halte dafür, daß die Behandlung, welche er erfahren, das Einschreiten (in terventionj der britischen Regierung erfordere. Die Frage, ob diese Person ihre dienstlichen Functionen hat niederlegen können oder nicht, ist mehr eine Frage, welche zwischen ihr und ihrer eigenen Regierung ausgemacht werden mäß, und nicht zwischen ihr und der Regierung, bei welcher sie akkreditirt ist. Diese Frage also, sage ich, macht bei mir keinen wesenilichen Unterschier in der Alt und Weise, wie ich die füngsten Vorgänge auf Otaheiti betrachte.

Im weiteren Verlauf der Rede erklärte sich Lord Aberdeen mit dem Marquis von Normanby einverstanden, daß unter allen Um⸗ ständen der Friede erhalten aber zugleich die National⸗Ehre gewahrt werden müssé, und gab den Oppositionsparteien in beiden Ländern, Frankreich und England, Schuld, daß sie vorzugsweise, nicht die Um⸗ stände, den Frieden zu stören suchten. Er schloß mit der Versicherung, daß die obwaltenden Differenzen friedlich beendet werden würden.

„Wir werden angeklagt“, sprach der Minister, „von den Organen der Opposition, daß wir demüthigende und erniedrigende Konzessionen machen, um den hochmüthigen und anmaßenden Forderungen Frankreichs zu will fahren. Ew. Herrlichkeiten werden wohl daran thun, wenn Sie gerade jetzt auf die Sprache achten, welche man in Frankreich an die Regierung rich⸗ tet, Sie werden dann sehen, daß man in jedem Theile des Landes die dor= tige Regierung einer erniedrigenden Unterwürfigkeit unter die Herrschaft Englands anklagt. Man sagt dort, daß wir in Griechenland allein einen Einfluß ausgeübt hätten, daß in Spanien ein Lieblings Thema ihrer VoV]- würfe ihre Interessen von der englischen Diplomatie abhingen. Alle diese Anklagen sind eben so unwahr und ungegründet wie diejenigen, welche in England von einem Theil der Presse gegen uns erhoben wenden. Diejeni- gen, welche hier so Etwas schreiben, glauben davon größtentheils selbst lein Wort, denn wir alle theilen, glaube ich, mit dem edlen Marquis den Wunsch, den Frieden erhalten zu sehen. Das ist unglücklicherweise in Frank- reich nicht der Fall. Ich weiß, daß es dort eine Partei giebt, die man mit Recht die „Kriegs - Parteil' nennt, und obschon ich glaube, daß ihre Bestrebungen mehr gegen die französische Negierung als gegen unsere Na⸗ tion gerichtet sind, so bin ich doch der Ansicht, daß wir in unserem Ver⸗ fehr mit jenen! Lande die äußerste Vorsicht und Mäßigung im Verein mit Gerechtigkeit und Festigkeit beobachten müssen. Ich sage Gerechtigleit, sowohl als Mäßigung, weil ich erkenne, daß Mäßigung allein mißgedeutet werden kann; wir müssen gemäßigt, gerecht und versöhnlich sein, und ich hoffe, daß die obwaltenden Differenzen, welche ohne Zuthun der beiden Re⸗ gierungen entstanden sind, ohne die unheilvollen Resultate bleiben werden, welche die Feinde des Friedens wünschen.“

Das Haus vertagte sich bald darauf. nichts von Bedeutung vor.

Im Unterhause kam

unterhaus. Sitzung vom 7. Au gu st. In der heutigen Morgen⸗Sitzung entstand eine kurze Debatte in Betreff der auswär⸗ tigen Politik des Ministeriums. Lord Ebrington beschwerte sich nämlich über die Uebergriffe, welche sich die Franzosen an der West⸗ küste von Afrika, besonders in dem Guboon-Flusse in Bezug auf den brltischen Handel erlauben, und als Sir R. Peel erwiederte, daß die Sache in einer Beschwerdeschrift an das Ministerium der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten gebracht worden sei, er aber jetzt keine wei⸗ tere Auskunft darüber geben dürfe, nahm Lord Palmer ston die Gelegen⸗ heit wahr, um die auswärtige Politik des Ministeriums im Allgemeinen einer scharfen Kritik zu unterwerfen, wobei er besonders die in Betreff der bestrittenen Gränze den Vereinigten Staaten gemachten Konzes⸗ sionen und den, wie er behauptete, durch die schwache Nachgiebigkeit Englands verursachten Sturz Espartero's und den Verlust des briti⸗ schen Einflusses in Spanien hervorhob. Er tadelte aber ganz beson⸗ ders, daß Lord Aberdeen neulich im Oberhause den Konsul Pritchard nicht mehr als Konsul anerkannt, nur um dem Verfahren der Franzosen in Otaheiti den möglichst glimpflichen Anstrich zu geben, während doch ein Konsul wenigstens von seiner eigenen Regierung so lange als Konsul anerkannt und geschützt werben müsse, als sie selbst ihn seiner Functionen nicht enthoben habe. Sir R. Peel gab zu, daß die auswärtige Politik des Ministeriums nicht in die Fußtapfen Lord Palmerston's trete, ver⸗ wahrte sich aber gegen den Vorwurf, als wolle sie durch Aufopferung britischer Interessen ein gutes Einverständniß mit dem Auslande be—⸗ wahren. Er berief sich darauf, daß der Traktat von Washington und die Politik der Regierung in den spanischen Angelegenheiten selbst von Mitgliedern der Opposition, namentlich Lord John Russell, ge⸗ billigt worden sei. Die Angelegenheiten von Otaheiti erklärte er schließlich, mit Stillschweigen übergehen zu müssen.

In der heutigen Abend⸗ Sitzung wurde die Bill wegen Aende⸗ rung des Verfahrens in Fallitsachen (Aufhebung des Personal— Ar⸗ restes für Schulden unter 20 E u. s. w.), die Bill in Betreff insol⸗ venter Schuldner zum drittenmale verlesen.

London, 9. Aug. Die ausgegebenen Bülletins über das Befinden Ihrer Majestät der Königin und des neugeborenen Prinzen lauten fortwährend günstig.

Das Oberhaus hat sich heute bis zum 2ten, das Unterhaus bis zum 5. September vertagt.

Der Wallfischfänger „Favorite“ bringt Nachrichten aus Otaheiti, die 14 Tage neuer sind, als die zuletzt eingegangenen. Sie geben als Ursaché des Aufstandes der Eingeborenen gegen die Franzosen an,

lich starken Luftströmung oder einem Wirbelwinde bis in große Höhe geho⸗ bener Staub aus einer ausgetrockneten Sumpfgegend war; daß der Staub nicht nothwendig und nicht nachweislich aus Afrika gekommen, obschon es das nächste Land war und der Wind von daher wehte, als der Staub nie— derfiel, weil gar keine von den in Afrika ausschließlich einheimischen Formen darunter sind; daß, da Himantidium Papilio, eine sehr ausgezeichnete Form, bisher nur in Cayenne vorgekommen ist, auch die Surirella vielleicht eine amerikanische Form ist, nur zwei Schlüsse nahe liegen: es wurde näm— lich entweder der Staub in Süd-Amerika nach den oberen Luftschichten ge— hoben und durch veränderte Luftströme in andere Richtungen gebracht, oder ůlimantidium Bapilio nebst Surirella sind auch anderwärts, namentlich in Afrika, noch zu entdecken.

Aus den vorstehenden Untersuchungen zieht nun Herr Ehrenberg fol— gende Resultate:

1. Es giebt nicht nur, wie aus den früheren Untersuchungen des Hermn Ehrenberg hervorgeht (S. das mikroskopische Leben in Amerika, Spitz⸗ bergen u. s. w.) ein unsichtbar kleines Leben in der Nähe der Pole, da, wo das größere nicht mehr gedeiht, sondern es wird am Südpol in überaus reicher Entwickelung erkannt.

2. Selbst im Eise und Schnee des Südpol-M'eeres erhält sich ein reiches Leben gegen die Extreme der Kälte glücklich ankämpfend.

3. Die miktrostopischen Lebensformen des Südpol-Meeres enthalten einen großen Reichthum bisher ganz unbekannter, oft sehr zierlicher Bildun⸗— gen, indem nicht weniger als sieben eigenthümliche Genera erkannt sind, von denen einige mehrere (eine bis sieben) Arten enthalten.

4. Der Ocean ist nicht nur an einzelnen Punkten und in Binnen⸗ Meeren oder an den Küsten mit unsichtbaren Lebeng-Atomen bevölkert, son— dern er ist überall, auch im klarsten Zustande des Seewassers und fern von den Küsten, mit Leben verhältnißmäßig dicht erfüllt.

5. Es war bisher nur eine ganz mikroskopische Form aus dem hohen Meere und doch auch aus der Nähe der Küste namentlich bekannt, die von Chamisso beobachtete Astasia oceanica; alle übrigen Nachrichten waren

allgemeine, unbrauchbare Bezeichnungen. Durch die neuen Materialien wächst die Zahl der Einzelnamen auf nahe an 190 Arten.

6. Die bisher beobachteten oceanischen milroskopischen Formen sind überwiegend Kieselschalen-Thierchen mit einigen Kaltschalen. Nehmen wirt⸗ lich diese so zahlreichen Formen das Material zu ihien Schalen nur vom Meeresboden?

7. Kieselschalige und kalkschalige kleinste Lebensformen sind nicht nur in den schlammigen Meeresgrund eingemischt, sondern sie bilden denselben als dicht gedrängte Masse. Sie leben bis zu 1620 Fuß Tiefe und ertra⸗ gen mithin einen Wasserdruck von funfzig Atmosphären, der zwar nicht, wenn sie lokal fest sind, aber wenn sie abwechselnd vom Boden zur Ober— fläche und umgekehrt sich bewegen, seinen ganzen Einfluß auf ihre organi- schen Gewebe geltend machen müßte, und es beim Heraußziehen sichtlich nicht thut. Wer möchte zweifeln, daß organische Wesen, welche sunfzig Atmosphären Druck ertragen, deren auch hundert und mehr ertragen mögen.

. S8. Die Vermuthung, daß es in großen Tiefen, über 600 Fuß, feine

frische Nahrung mehr gebe für organische Wesen aller Art, ist unhaltbar geworden. . S. Die meteorischen Staubregen oder vermeintlichen Aschenregen sind jetzt, wo sie in 380 Seemeilen vom Lande, als zuweilen organischen und terrestrischen Ursprungs, außer Zweifel gesetzt sind, sämmtlich auf diesen Charakter zu prüfen; die Windrichtung, mit welcher sie niederfallen, wird nie sicher auf ihren Ursprung führen.

10. Nicht vergängliche Protococcus, noch Ulven oder Flechten bedingen hauptsächlich den organischen Ueberzug und Boden⸗Aufbau der letzten Inseln im Polar-Meere, sondern die das erste Feste bildenden Lebensformen sind unsichtbar lleine freie Thierwesen der Gattungen Pinnularia, Eunotia,

Stauroneis mit ihren Kieselschalen. Mehrere Arten sind am Südpol und am Nordpol dieselben.

Markgraf Albrecht des Aelteren Testament für seinen Sohn Albrecht Friedrich. 15 62. Berlin 1844. Haupt- Verein für christliche Erbauungs-Schriften in den preußischen Staaten. 148 Oktav⸗Seiten.

Die vorliegenden Blätter haben, außer dem unmittelbaren ascetischen Werthe, auch ein historisches Interesse: sie enthalten die Ueberzeugungen und das Glaubens-Bekenntniß eines unserem Königlichen Regentenhause nahe verwandten berühmten Fürsten, welcher seinem Fjährigen, ihm, dem glück= lichen Vater, in vorgerücktem Lebensalter erst, von der zweiten Gemahlin Anna Maria, Prinzessin von Braunschweig, geborenen einzigen Sohne, nach der Sitte damaliger Zeit, einen Glaubens- und Regenien- Spiegel widmen wollte. Albrecht der Aeltere, der erste Herzog in Preußen, welcher gerade jetzt vor 300 Jahren seinem jungen Erbstaate die Universität Königs- berg schenlte, spricht hier seine evangelisch-lirchliche Gesinnung auf die llarste und herzlichste Weise aus. Nur das erste Kapitel berührt die eigentliche Regenten-Weisheit; die anderen achtzehn bilden das kirchliche Bekennmiß, welches vielleicht, wenn die Abhandlung beendigt worden wäre, auf den Anfang, d. h. auf den eigentlichen Fürsten⸗ Siegel, zurückgekommen wäre. Also, ein umfassendes Fragment ist die Schrift geblieben; aber dieses Frag⸗ ment genügt, um ein Bild von der kirchlichen Anschauung des Verfassers, eines Enkels des Kurfürsten Albrecht Achilles, zu gewähren.

Vollständig ist Albrecht's, Herzogs in Preußen, Testament bisher noch nicht gedruckt gewesen. Die Original-Handschrift besitzt die Bibliothek zu Königsberg; ob diese oder eine Kopie bei dem vorliegenden Abdruck be— nutzt worden, ist nicht gesagt. Auch ohne äußere Bürgschaften würde das Innere der Abfassung fur die Echtheit zeugen.

P.