1844 / 231 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Segen an Getraide, Kartoffeln und Futterkräutern.

̃ suß des besonders betheiligten, Negierung.= e , ir aer wief. Viel gemeinnützige und wohl ezir . damit erreicht. So sind in diesem Jahre

thätige Zwecke werden ten verwendet und ; rstützung der Ueberschwemmten verwendet un 2 2 Hern ee gen, Kleinkinder Bewahr Anstalten, nicht unbe gem n . n. bestimmt worden. Schon mancher

on Glocke , —— Gemeinde ward in dieser. höchst anerkennungswerthen Wee n Loöschgeräthen, Pummren und Straßen⸗Beleuchtung verhol⸗

unn ben Beschluß der Direction, die Gewinnhalfte nicht

2 6 auf r Regierungs- Bezirke, nach Maß⸗ abe der Betheiligung an der Oesellschaft. zu vertheilen, vielmehr

ungetheilt und nach dem Bebürfnth der Provinz zuzuwenden, nur als durchaus zweckmäßig anerkennen, denn se läßt sich auch das dringen= dere größere Bedürfniß eines Ortes befriedigen, während die bishe⸗

rige Jersplitterung des Fonds meist nur geringere, zuweilen minder

dringende Bedürfnisse beseitigen ließ. ö

Seit einigen Tagen hat in unseren Fluren die Roggen⸗Aerndte begonnen, durch Regenwetter aber Verzögerung erlitten. Der Körner⸗ Eitrag ist allgemein reich und Stroh in Menge. Ueberall reicher Auch für den Dein sind recht gute Aussichten, namentlich da, wo Rießling gebaut wird. Trauben genug, wenn sie reif und süß werden.

Der seit dem Jahre 18338 in unserer Stadt bestehende Woll⸗ markt, den wir inebesondere unserem thatkräftigen, für das Wohl der Stadt lebhaft interessirten Mitbürger, dem Kaufmann Leroy, zu ver⸗ danken haben, gewinnt mit jedem Jahre an Bedentung. Es sind diesmal 1080 Centner Wolle zu Markte gebracht und bis auf Weni— ges zu 10 bis 17 Sgr. das Pfund verkauft worden. Es fehlte da⸗ bei nicht an Käufern des Auslandes, und man darf hoffen, daß de⸗ ren mit der Zeit mehrere kommen werden, und der Markt, wenn auch jetz noch unbedeutend, zum Besten unserer Schafzüchter immer be— deutender werden wird.

X Saarbrücken, 13. Aug. Unser heutiger Anzeiger ent⸗ hält abermals eine Anzeige des Landgerichts-Raths Höstermann über die Verwendung der für die schlesischen Spinner und Weber einge gangenen Unterstützungsgelder. Die Total⸗Summe dessen, was den Liunen-Arbeitern Schlesiens durch Vermittelung des Genannten be⸗ reits zugekommen ist und zum Theil bei Ablieferung der in Auftrag gegebenen Waaren noch zu Gute kommen wird, hat die Höhe von mehr als 15,3000 Rthlrn. erreicht. Die Sammlungen der Aufträge und freien Geldspenden (wodurch die Hülss- Vereine zur Beschaffung tüchtigen Werkgeräthes in den Stand gesetzt werden) dauern in der hiesigen Gegend, an des Vaterlandes äußerster Gränze, ununterbro— chen sort; der Grundsatz, durch Arbeitsermittelung Beistand zu ge⸗ währen, wie er von den Vereinen Schlesiens befolgt wird, sindet hier und überall den lebhaftesten Beifall. Es ist gewiß Anlaß zur

Freude, dieses günstige Ergebniß berichten zu können, zumal da meh⸗

rere Vereine, auch das Central-Comité zu Breslau, sich ausführlich darüber ausfprechen, wie besorglich dem heranrückenden Winter ent- gegengesehen werde, indem die Aerndten der Feldfrüchte, Erdäpfel u. s. w. bei dem anhaltenden Regen sehr gelitten und für die kurze Zeit des

Winters lauge nicht genug eingebracht habe.

X Boppard, im Aug. Der kleinen etwa 120 Seelen ent haltenden evangelischen Gemeinde unserer katholischen Stadt sind durch die Königliche Munisizenz unseres geliebten Landesvaters die Mittel geworden, um bald Gotteshaus und Schule am Orte zu besitzen, welche von den hiesigen evangelischen Glaubensgenossen sonst nur in dem fast 2 Meilen entfernten St. Goar gefunden wurden, Bereits ist ein Haus nebst Garten von der durch einen Verein zu Elberfeld unter stützten Gemeinde für 30090 Rthlr. zur Pfarrwohnung angekauft wor⸗ ben. An dem nach der Straße belegenen Theile des Gartens wird der Betsaal erbaut werden, dessen Kosten auf 3500 Rthlr. veran⸗ schlagt und durch die Milde des Königs gedeckt sind. Auch für die Besoldung des bereits in die Gemeinde eingeführten Pfarr- und Schulverwesers hat die Königliche Gnade gesorgt.

Vom Nieder⸗Nhein, im Aug. Das Königl. rheinische Provinzial⸗Schul⸗ Kollegium zu Koblenz ist eifrig damit beschäftigt, die Einrichtung des Blinden⸗-Instituts für die Rhein-Provinz zu fördern. Wie weit die Vorarbeiten gediehen sind, hat diese Behörde unterm 13ten v. M. durch die Amtsblätter der Königl. Regierungen bekannt gemacht. Unter allen Bestrebungen der Menschenliebe, der Noth der Armen und Unglücklichen zu Hülfe zu kommen, nimmt diese den Na men Ihrer Masjestät der Königin verbundene eine Stelle in den Her⸗ zen der Rheinländer ein, welche durch andere Ansprüche an Wohl— wollen und Wohlthun nicht verdrängt wird.

Dem verdienten Minister von Altenstein war es nicht vergönnt, seine Wirksamkeit auch in dieser Provinz bis dahin auszudehnen. Die Absicht der Errichtung eines Blinden⸗Instituts hatte er, als ihn der Tod ereilte. Jetzt ist diesem Denkmale der Menschenliebe eine höhere Weihe zu Theil geworden. Wenn der Stein vermodert, wenn die Inschrift verlischt, vererbt eine Schaar in Gott ergebener Seelen den Namen Elisabeth, die das erblindete Auge heilsam berührt hat.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Württemberg. In der Nähe von Eßlingen erstach sich am 12. August ein, wie die Aug sb. Allg. Ztg. saͤgt, sehr geachteter Mann, Abgeordneter und früherer Stadtrichter von Stuttgart. Man sucht den Grund in Familien⸗Verhältnissen. Aus Stuttgart vom 12. August meldet der Schwäbische Merkur den Tod des vormaligen Skadtrichters in Stuttgart, Ober-Regierungs⸗ Raths von Rümelin, in neuerer Zeit Justitiar bei Eisenbahn⸗ Kom⸗ missionen, Mitglied der Kammer der Abgeordneten, 51 Jahr alt. Im Etats⸗Jahre 1813 1844 hat das Königl. Landjäger - Corps 07 Personen ergriffen und eingeliefert, nämlich; 4 Mörder, 9 Räuber, 1 Brandstifter, Sl Diebe, 15 Wilddiebe, Sz Deserteure, 1 entwichenen Kriegsdienstpslichtigen, 766 männliche und 331 weibliche Vaganten, r,, . und 1310 weibliche Bettler, 4216 sonstige Gesetzes⸗

eter.

Großherzogthum Hessen. Mit Bezug auf die (auch von uns mitgetheilte) ie r. des Dr. E. e del J. . zur , ,. Ehrensäule fur Herder, meldet die Großher⸗ 3 6 Hessische Zeitung aus Sarmstadt unterm 15. August, 2 vor Monaten und ehe irgend ein Blatt zur Jubelseier k = don anderer Seite eine gleiche Idee gefaßt wor⸗ en scer. , , auch schon die geeigneten Schritte gesche— weiter, / 4 heißt es in der angeführten Zeitung hiesigen und Jener zu utschen Freimaurerlogen, namentlich von der

; eimar, der hundertjähri

If bez und Ba n, ,, ele e e bene de

gen der Beschluß ess gefeiert und von den genannten Lo⸗ großen Todten durch

gefaßt worden, dem maurerische Mittel, aber für die ganze Nation ein Ehrendenkmal

1270 zu errichten. Die würdige Ausführung dieser Idee dürfte um so mehr jetzt schon verbürgt sein, als die beiden Künstler Scholl, Vater und Sohn zu Darmstadt und Mainz, eben die letzte Hand an ein vorzügliches Modell legen, und Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗Weimar nicht nur den schönen Plan genehmigt, sondern auch den Platz für das Monument bereits bestimmt hat. Die deut—⸗ schen Freimaurer glaubten es deshalb für Recht und Pflicht halten zu müssen, diesem Priester der Humanität ihren Zoll der Ehrfurcht und Liebe darzubringen, weil gerade durch die Maurerei Herder zur Humanität geführt zu sein scheint, die er durch Schrist, Wort und That seinem Volke verkündete. Er wurde im Jahre 1766 in Riga Maurer und blieb dem Geiste des großen Menschheitbundes bis zum

letzten Athemzuge treu.“

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Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. Bis zum 25. August werden der König und die Königin der Niederlande, Aeltern der Erbgroßherzogin, aus dem Haag in Weimar erwartet, um der Taufe des neugchornen Prinzen beizuwohnen. Am 20. August rückt ein Theil des Großherzogl. Bundes-Kontingents aus, um den Manövern des Königlich preußischen vierten Armec-Corps in den Gegenden zwischen Unstrut und Saale beizuwohnen. Diese Uebungen beginnen am 21. August in Regimentern oder Brigaden und gehen am 31sten in Divisions Manöver über; nachdem am 19. September die Landwehr eingetroffen sein wird, eröffnen sich am 17. September die FeldManöver der beiden Divisionen gegen einander. Am 19. September kommt Se. Majestät der König von Preußen an, für welchen bei Merseburg ein prachtvoller Pavillon errichtet wird; am 21). und 21. September manövriren die beiden Divisionen wieder gegen einander, worauf nach einem Ruhetage am 30. September die Üchungen mit einer großen Parade schließen. Wie wichtig es aber sei, daß das Heerwesen sorgsam ausgebildet und von jedem einzelnen Gliede des großen Staaten-Vereins je nach Verhältniß als gemein⸗ schaftliche Sache betrachtet werde, das ist neuerlich nirgends ein⸗ dringlicher gesagt worden, als in der ersten Kammer der badischen Stände.

Freie Stadt Hamburg. Die letzte Uebersicht des Kassen⸗ Bestandes der am 13. Juli aufgelösten hamburger Unterstützungs Behörde ergiebt eine Total-Einnahme von 4,383,778 Mk. Ct. Nach Bestreitung der Ausgaben blieben noch 20 Mk. Ct. als Salto. Doch schuldet die Behörde noch 93,00) Mk. sür Baumaterialien. Auch in Hamburg hat sich ein Comité gebildet, um milde Beiträge für die durch Ueberschwemmung unglücklich gewordenen Bewohner der preußischen Ostsee⸗Provinzen zu sammeln.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 11. Aug. (Oesterr. Beob.) Se. Majestät der Kö⸗ nig von Preußen fuhren gestern Vormittags von Schönbrunn in die Stadt und empsingen in dem Hotel Ihres außerordentlichen Gesand⸗ ten und bevollmächtigten Ministers, Freiherrn von Canitz, die Auf⸗ wartung mehrerer Mitglieder des diplomatischen Corps und verschie⸗ dener anderer Personen.

Mittags war große Tafel in Schönbrunn, zu welcher die ober⸗ sten Hoschargen, der Hof-Kriegsrath-Präsident, der Kommandirende in Nieder- uͤnd Ober-Oesterreich, mehrere Generale, dann der Königl. preußische Gesandte, Freiherr von Eanitz, und der Kaiserl. russische Gesandte, Graf von Medem, mit dem Fürsten von Labanoff, der mit einer eigenen Sendung Sr. Majestät des Kaisers von Rußland an Se. Majestät den König von Preußen beauftragt, hier angekommen

ist, geladen waren.

Abends erschienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre Majestät die Kaiserin⸗Mutter und Se. Majestät der König von Preußen im Kaiserl. Hofburg- Theater, wo Allerhöchstdieselben von dem zahlreich versammelten Publikum mit dem lebhaftesten Jubel empfangen wurden, der sich bei Entfernung Ihrer Majestäten aus dem Schauspielhause in gleichem Maße erneuerte.

Heute Mittags fuhren Se. Majestät der König zur Besichtigung verschledener Sehenswürdigkeiten in die Stadt und beehrten hierauf den Fürsten von Metternich, der am Tage nach seiner Ankunft aus Ischl von einer leichten Unpäßlichkeit befallen wurde, von welcher der— selbe bereits wiederhergestellt ist, mit einem Besuche in seiner Villa am Rennwege.

Mittags speisten Se. Majestät der König an der Kaiserlichen Familientafel in Schönbrunn, wo Abends auf dem dortigen Schloß— Theater zu Ehren der Anwesenheit des erlauchten Gastes eine thea— tralische Vorstellung gegeben wurde.

** Teplitz, 15. Aug. Der ungünstigen Witterung ohner— achtet ist Teplitz diesen Sommer stark besucht und zwar von fürst— lichen Personen und hochgestellten Männern, wie uns versichert wird, weit mehr, als seit dem Äbleben Sr. Majestät Friedrich Wilhelm's III. stattgefunden hat. Unter den noch anwesenden Ministern befindet sich auch der Herzöogl. altenburgische Landschafts- Direktor, früher Königl. sächsischer Staais⸗-Minister von Lindenau. Die Anzahl der Kurs und Badegäste hat nach der Badeliste bis jetzt in 4493 Personen oder 2662 Parteien bestanden. Hiervon sind bereits 1647 Parteien wieder abgereist und folglich noch immer 1015 anwesend.

Uussland und Polen.

St. Petersburg, 13. Aug. Die Kaiserliche Familie ist durch den Tod der Großfürstin Alexandra, der am 10ten d. erfolgte, in tiefe Trauer versetzt worden. Se. Majestät der Kaiser hat dies betrübende Ereigniß seinem Volle durch folgendes Manifest vom 10ten kundgemacht:

„Dem unersorschlichen Rathschlusse Gottes zufolge, ist unser

väterliches Herz durch einen schmerzlichen Verlust heimgesucht worden. Unsere geliebteste Tochter, die Frau Großfürstin Alexandra Nikola⸗ sewna, Gemahlin des Prinzen Friedrich von Hessen-Kassel, ist nach den Leiden einer langwierigen Brustkrankheit am 29. Juli. (10. Au⸗ gust) vorzeitig von einem Prinzen entbunden worden, der in der hei⸗ üigen Taufe den Namen Wilhelm erhielt und einige Stunden nach der Geburt starb. Bald darauf verschied auch Unsere geliebteste Tochter. Mit tiefem Schmerz, jedoch in Demuth dem geheimniß⸗ vollen Willen der himmlischen Vorsehung ergeben, zweifeln Wir nicht, daß alle Unsere getreue Unterthanen, die noch unlängst so herzlichen Antheil an Unserer Freude bei der Vermählung dieser Unserer gelieb—⸗ ten Tochter nahmen, auch jetzt sich mit Uns vereinigen werden im Gefühle des Schmerzes und in den Gebeten zu dem Allerhöchsten um die Ruhe Ihrer sanften und zarten Seele in der ewigen Woh— nung der Tugendhaften.“

Die Hostrauer um die verewigte Großfürstin ist am Tage ihres Ablebens auf zwölf Wochen in drei Abstufungen vorgeschrieben und angelegt worden.

Am 5ten d. traf der Großfürst Konstantin von seiner Reise nach Archangel, auf welcher Se. Kaiserl. Hoheit auch Kopenhagen berührt hatte, wieder hier ein.

Für Auszeichnung in den Kriegen gegen die kaukasischen Gebirgs— völler hat Se. Masestät dem General-Major Schwarz, Comman— deur der Iten Brigade der grusinischen Linien-Bataillone, den St. Wladimir⸗Orden 2ter Klasse und dem General⸗Masor Fürsten Argu⸗

tinskij⸗-Dolgorukoff, Commandeur der 1Isten Brigade derselben Trup⸗ pen, den St. Annen-Orden 1Ister Klasse mit der Kaiserlichen Krone verliehen. In den Verleihungs-Resfripten wird Ersterer wegen der musterhaften Tapferkeit, zweckmäßigen Anordnungen und besonderen Enischlossenheit belobt, womit deiselbe, als Chef des lesginzischen Corps, gegen jene Gebirgsvöller gewirkt, ihnen eine zweimalige Niederlage beigebracht, die feindlichen Verhaue mit Sturm genom⸗ men und dann den Flecken Jelissa erobert; Letzterer wegen der aus—⸗ gezeichneten Tapferleit und Beherztheit, so wie wegen der zweck⸗ mäßigen Maßregeln, welche er als Befehlshaber des Samurschen Corps in einem ssegreichen Gefecht am 21. Juni d. J. gegen ein Corps von 8009 Mann Surginzen auf den Höhen von Dokkul⸗Bar an den Tag gelegt.

Ihre Majestät die Kaiserin hat den Bemühungen des Grafen G. A. Strogonoff um das Gedeihen und die Ausbreitung der Kin⸗ der⸗Bewahr⸗Anstalten, als Präsidenten des Comité's ihres Ober⸗Ku⸗ ratoriums, durch folgendes Reskript ehrende Anerkennung zu Theil werden lassen: ;

„Nachdem Ich den fünften Bericht des Ober-Kuratoriums der Kinder bewahr-Anstalten mit besonderer Aufmerksamkeit durchgesehen, habe Ich zu Meinem volllommenen Wohlgefallen Mich von den fortdauernden Erfolgen Ihrer Sorgfalt überzeugt, die auch im verflossenen Jahre den Wohlstand der bestehenden und die Eröffnung neuer Bewahr-Anstalten zur Felge hatte und überhaupt einen größeren Wetteifer in Errichtung dieser wohlthätigen Anstalten in den entferntesten Gegenden des Neichs bewirlte. Die in die⸗ sem Bericht enthaltenen höchst interessanten Angaben über die Zulassung israelitischer Kinder, auf die Bitte ihrer Aeltern, in den Bewahr-AUnstalten zur Elementarbildung, vereint mit den Kindern der Ehristen, und die an den Tag ge⸗ legle Bercitwilligkeit zur Errichtung ähnlicher Anstalten unter den Tataren in Kasan und sogar in den Horden der Kirgisen, dürsten nicht nur die ge⸗ wöhnliche Neugierde erwecken, sendern auch die aufrichtige Theilnahme an so freudigen Begebenheiten und Erfolgen rege machen. Mit dem aufrich ligsien Wunsche, daß Ihre Bemühungen und die des von Ihnen geleiteten Comite's auch hinführo reiche Früchte zum Wohle der Armen und zum Besten der Austlärung bringen mögen, crachte Ich es sür Pflicht, Ihnen und den Mitgiledern des Cömité's Meine aufrichtige Erkennilichkeit zu be⸗ zeugen, Sie biltend, diese auch dem hiesigen und dem moslauer Conseil, so wie allen Kuratoren und allen Wohlthätern, die Ihre Leistungen befördert haben, zu erlennen zu geben, und verbleibe Ihnen für immer wohlgewogen.

(gef) Alexandra.“

4 Paris, 114. Aug. Obgleich einige Blätter heute noch die aus spanischen Blättern herrührenden beiden Gerüchte von dem Bombar— dement Tanger's und von der Ermordung des englischen General⸗ Konsuls Hay wiederholen, sind doch die am besten unterrichteten, das Journal des Debats, die Presse und der Constitutionnel, darüber einig, daß das eine wie das andere keinen Glauben verdient,

da die vorgestern mitgetheilten, friedlich lautenden Depeschen von späteren Daten sind und von Beiden nichts erwähnen. Das letztgenannte Blatt meint, man werde vermuthlich in Cadir die Salven, welche vor Tanger zwischen dem fran— zösiscen Geschwader und den dort liegenden fremden Schiffen

gewechselt worden, für die Eröffnung eines Bombardements gehalten haben. Indeß will nicht nur dieses Blatt nach Berichten aus Ton⸗ lon wissen, daß die Feindseligkeiten wirklich beginnen sollten, wenn von Seiten Marokto's nicht schleunigst die versprochene Genugthuung gewährt werde, sondern auch das ministerielle Blatt erklärt, daß nach den Briefen aus Gibraltar, so wie nach den Zeitungen aus Cadix und Madrid zu urtheilen, die Er⸗ bitterung der Märokkaner gegen die Franzosen noch so heftig zu sein scheine, daß man fürchte, der Sultan Abd el Rhaman möchte bei sei— ner friedlichen Stimmung nicht beharren können.

„Der Herzog von Montpensier wird dieser Tage von hier nach Algier abreisen. Großes Aufsehen hat hier die gestern durch den Telegraphen eingegangene Nachricht von Mehmed Ali's unerwartetem Entschiuß erregt, (S. unten Aegypten.) Die Ausdrücke, in denen die tele⸗ graphische Depesche dies Ereigniß anzeigt, lassen fast glauben, daß irgend ein besonderer Vorfall den Vice-König zu seinem Schritt ver— anlaßt habe. Bekanntlich sollte erst ganz kürzlich noch zwischen ihm und der englischen Regierung eine direkte Convention über die Posten— ö durch Aegypten abgeschlossen und letzterer darin große Erleichterung und Begünstigung eingeräumt worden sein. Es fehlt schon in den heutigen Blättern nicht an Muthmaßungen . . Wründe und an Betrachtungen über die Folgen von Ali's Nesignation, Der Constitutionnel sagt: „Der Pascha von Aegypten überläßt also freiwillig seinem Sohne Ibrahim, die Gewalt (dies ist nun freilich fürs erste, wenn auch wahrscheinlich, doch nur Voraussetzung, denn aus der Depesche geht es nicht hervor), die er so lange und nicht ohne Ruhm ausge— übt hat. Der erlauchte Greis zieht sich zurück, sei es weil das Aiter seine Gesundheit und seine Kräfte zu sehr geschwächt hat, oder um bei seinen Lebzeiten inmitten der bedenklichen Zustände des orienta— lischen Reichs die Ausführung der Verträge zu sichern, welche Aegyp— ten die erbliche Uebertragung der Sbergewalt sichern.“ Die Presse will nähere Nachrichten abwarten, ehe sie eine Konjek—

tur wagt. „Man weiß nicht“, bemerkt dieses Blatt, „was einen so hastigen (brusque) Entschluß von Seiten des Vice—

Königs veranlaßt hat. Jedenfalls wird Ibrahim's Anwesenheit zu Alexandrien jede Unordnung verhütet haben, und es ist zu glauben, daß der Uebergang der Regierungs-Gewalt auf ihn unverzüglich und regelmäßig stattgefunden haben wird, zufolge der Ordnung, welche in dem Ferman festgesetzt ist, der die Erblichkeit der Regierung Aegyptens in der Familie Mehmed Ali's wiederherstellte. Sein Sohn, Hüssein Bey, und sein Enkel, Achmet Bey, wurden heute in Paris erwartet.“ Der National beginnt ebenfalls mit der Erklärung, daß es kindisch sein würde, sich in Vermuthungen zu ergehen, da man das Mo⸗— tiv von Mehmed Ali's Entschluß nicht kenne; aber wenige Zeilen weiter meint das radikale Blatt, die Sache erkläre sich hinreichend durch Aegyptens Lage, indem dasselbe nur wie eine Ausbeutung, nicht wie eine ordentliche Regierung konstituirt und dem Pascha seine Auf— gabe vermuthlich nun zür Last geworden sei; so werde denn Aegyp— ten abermals dem Zufall preisgegeben, und die orientalische Frage be⸗ ginne für Europa von neuem. In weitläufigere Betrachtungen läßt der Courrier frangais sich ein, der sich folgendermaßen äußert: „Gewiß, als Alexandrien den Fürsten sich entfernen sah, der stetẽ die Europäer beschützt hat und dessen Gegenwart ihre Sicherheit ausmachte, mußte es im ersten Augenblick wohl einige Unruhe empfin. den, aber Ibrahim hat eine feste Hand, und die Ordnung wird auf⸗ recht erhalten werden. Und was soll man nun sagen zu der Ent⸗ wickelung dieses so glänzenden und reichen Lebenslaufs? Mehmed Ali endet wie Karl V. Es ist ihm beschieden, noch bis auf seinen letzten Tag in Staunen zu setzen. Glücklicher Soldat, Pascha von Aegypten und Syrien, zweimal Sieger jüber den Sultan, seinen Herrn, erstieg er im Jahre 1840 den Gipfel seines Ruhms. Das. Schicksal des ottomanischen Reichs lag damals in seiner Hand, Europa spaltete sich um seinctwillen, und er hielt es in ge⸗ spanntem Zustande. Die Welt war nahe daran, für oder wider ihn in, sich erschüttert zu werden, die ganze Diplomatie bewegte sich um sein Haupt, und nachdem er unerschrocken so weit gegangen war, als

das Maß seiner Kräfte es gestattete, beugte er sich dor dem Schick

salsschluß und bewahrte seiner Familie die erbliche Apanage des Lan des, in welchem er 10 Jahre früher als gewöhnlicher Abenteurer ge- landet war. Ist nun seine jebige Abdankung ein Zug väterlicher Vorsorge? Geschieht es blos, um bei srinen eigenen Lebzesten noch die friedliche Vererbung seiner Gewalt zu sichern und, ehe er die Augen schließt, die Befestigung seiner Dynastie zu sichern, welche durch innere Riva⸗ litäten, veibunden mit auswärtigen Intriguen, nach seinem Tode ge⸗ sährdet werden könnte? Hat er blos die auf sein Erbe bereits ge⸗ bauten Pläne vereiteln wollen? Wir glauben dies nicht. Seit vier Jahren hegt Mehmed Ali bitteren Unmuth über den Abbruch, der ihm geschehen, und seine gezwungene Ohnmacht schmerzt ihn tief. Unersaͤttlich in Bewegung und Thätigkeit, vermag er doch nichts mehr, seine Laufbahn ist ihm gesperrt, Aegypten ist für ihn ein Ge— fängniß, in welchem er aller Orten überwacht, im Zaum gehalten, beaufsichtigt wird. Solche Männer glauben zu stürzen, sobald sie nicht mehr steigen können; er verzweifelt an der Möglichkeit, seine Größe zu erhöhen, und will keinen unsinnigen Kampf unternehmen, also zieht er sich aus der Welt zurück. Und wohin geht er? Der Pascha wird zum Marabut. Er begiebt sich nach Mekka. Dort, wo Muhamed gebo⸗ ren wurde, soll der berühmteste unter den lebenden Söhnen des Pro⸗ pheten sein Grab sinden, der letzte große Pascha der muselmãännischen Welt, dem es gegeben war, das blitzende Schwerdt des Islam zum letztenmale glanzvoll leuchten zu lassen. Aber dennoch täusche man sich nicht; es ist nicht dunkle Abgeschiedenheit, was seiner in Melka harrt. Melka und Medina, die beiden heiligen Städte Arabiens, haben das Andenken an den Besieger der Wechabiten, den Wiederhersteller der Kaaba, den Rächer der Entweihung, welche die heiligen Orte beschmutzt hatte, wohl bewahrt. Der Ruhm seiner Jugend ist dort noch lebendig, er wird diesen ersten Trophäen den langen Glanz seiner Herrschaft hinzufügen, und indem der Pascha seiner politischen Macht entsagt, wird er auf arabischer Erde den strah—⸗ lenden Heiligenschein des Glaubensvertheidigers wiedersinden. Er war es, der die durch die Verheerungen der Wechabiten unterbrochenen Pilgerschaften wiederherstellte; nun selbst Pilger in seiner letzten Stunde, wird er zu Mekka in heiliger Glorie ruhen; vom Thron gestie— gen, ersteigt er die Stufen der Kaaba mit dem unverwüstlichen Nimbus eines Helden des wahren Glaubens; seiner zeitlichen Gewalt entkleidet, wird er dort in eine geistliche Größe sich hüllen. So sucht Mehmed Ali im Schatten der heiligen Städte, was ihm in Aegypten entging. Und eine Seltsamkeit, die diesen großen Mann charakterisirt! Waͤhrend er gleichsam zur eigentlichen Wiege des Islam sich flüchtet,

erscheinen auf seinen Befehl seine Enkel auf Europa's Boden, um sich in der Civilisation einzuweihen, deren Macht zu er⸗— rathen und deren fruchtbare Nachahmung zu sich zu berufen

seinen Ruhm ausmachte! Der Vater ist in. Melka, die Söhne sind in Europa. Ist das nicht ein lebendiges Bild von jener Toleranz, welche Mehmed Ali sein ganzes Leben lang zu wür⸗ digen und zu üben wußte? Ist es nicht ein wunderbares Symbol jener Annäherung, die zwischen den beiden großen Hälften der mensch— lichen Familie sich zu vollführen strebt? Oft haben wir die Ereig— nisse von 1810 und 1811 mit einander verglichen. Durch ein merk— würdiges Zusammentreffen wird unsere Aufmerksamkeit in demselben Augenblick, wo Marokko sie auf sich zieht, auch wieder auf Aegypten gelenkt; die Frage von 1840, welche gewissermaßen in Mehmed Ali verkörpert war, verschwindet mit ihm vom Schauplatz, aber sie geht in diefer Gestalt nur zu Ende, um bald unter anderen Namen wie⸗ derzuerscheinen, und doch befindet sich zugleich an einem anderen Ort die Frage von 1814 in ihrer kritischsten Phase. Afrika rührt sich im Osten uͤnd im Westen; vom Isthmus von Suez bis zur Meerenge von Gibraltar werden unsere Blicke durch die verschiedenen Peripe⸗ tieen eines großen Schauspiels gefesselt.“

Paris, 14. Aug. Nach einem Schreiben aus Tanger vom 2ten d. besuchte der Prinz von Joinville am 30sten alle auf der dor⸗= tigen Rhede vor Anker liegenden nicht französischen Kriegsschiffe, die ihn je mit 21 Kanonenschüssen begrüßten, welche jedesmal von der Fregatte „Belle Poule“ erwiedert wurden. Tiese fremden Schiffe waren englische, spanische, amerikanische, dänische, schwedische und sardinische, und inmitten von allen diesen eine schlechte marolklanische Brigg, der Gegenstand des Spottes und Witzes der französischen Seeleute. Die Gegenwart des französischen Geschwaders auf der Rhede von Tanger schien die Marokkaner keinesweges zu erschrecken, denn man sah sie täglich am Ufer des Meeres IJnfanterie⸗ Kavallerie und Artillerie Uebungen vornehmen. Nachts kehrten sie in die Berge zurück. Die Stadt schien verödet, man sah keine KRonsulats- Flagge mehr dort wehen. Ein Theil der Bevölkerung hatte sich in ein kleines Gehölz zurückgezogen, welches die Stadt beherrscht; Zelte waren dort aufge⸗ schlagen worden, und der Ort war durch ein kleines erst neuerlich erbautes Fort geschützt. Die Marokkaner schienen eine Landung ver hindern zu wollen. Am 1. August bei Tagesanbruch sah man von ben Bergen Kabylenbanden von, 150 200 Mann herabsteigen, alle sehr gut bewaffnet und von einigen Reitern begleitet, in der Absicht, in dit Stadt einzurücken, um sie zu plündern, aber die Bewohner von Tanger verwehrten ihnen den Eintritt. Das Dampfschiff „Ve⸗ dette“, eben (2ten) erst angekommen, wurde sogleich nach Oran ab⸗ geschickt, um Depeschen des Prinzen für den Marschall Bugeaud da hin zu bringen. .

Die Nachricht von der Ermordung des englischen General-Kon— suls Herrn Drummond Hay wird durch ein Schreiben aus Gibraltar vom 2. August bestimmt widerlegt; er befand sich am 2ten mit dem Kaiser Abd el Rhaman zu Alcazar (El-Kassar).

Aus Algier vom ten vernimmt man, daß noch immer neue Truppen nach der Provinz Oran abgingen. Das einzige Chasseur⸗ Regiment, das noch zu Algier geblieben war, ist nun gleichfalls nach Moͤstaganem abgegangen, und die neuesten Anordnungen des Gene⸗ ral-Gouverneurs deuteten nicht auf das Ende der Feindseligkeiten. Er hatte den Bataillons⸗-Chef Bose, Kommandanten des 13ten Linien Regiments, beauftragt, von Tlemsen einen Convoi von Lebensmitteln auf das marokkanische Gebiet zu der Armee zu führen. Der Ver⸗ kehr zwischen Oran, Mostaganem und Algier war äußerst leb— haft. Man versicherte, der Marschall werde von der Regie⸗ rung verlangen, während des Urlaubs, den er nehmen wolle, durch den General Lieutenant Lamoriciéère vertreten zu wer⸗ den, da derselbe der einzige mit der Verwaltung vertraute General sei, der vermöge seiner vierzehnjährigen Kenntniß von Al gerien ihn zu ersetzen vermöge. Am Iten war der Oberst Foy, Ad⸗ sutant des Kriegs Ministers, auf dem Dampfschiffe , Acheron“ von Port-Vendres aus auf der Rhede von Mers el Kebir eingetroffen, als Ueberbringer von Instructionen für den Marschall und den Prin= zen von Joinville. Unmittelbar darauf war das Dampsschiff „Etna“ nach Tanger und eine Estafette nach der Landgränze an den Mar⸗ schall Bugeaud mit diesen Instructionen abgesendet worden. Diese schrieben dem Marschall vor, unverzüglich auf der ganzen Linie die Feindseligkeiten zu beginnen, und dem Prinzen von Joinville, dasselbe gegen die marokkanischen Häfen zu thun, so daß die Flotte am 6ten oder 7ten die Feindseligkeiten hätte beginnen müssen, wenn keine be⸗ friedigende Antwort auf das französische Ultimatum eingelaufen wäre. Der sunge Herzog von Glücksberg wird die neuen Undͤterhandlungen mit Marokko von französischer Seite führen. Die nach Tunis be⸗ stimmte Division der Flotte von Toulon sst am Sten um 3 Uhr Nach⸗

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mittags mit einem frischen Nordostwinde nach ihrer Bestimmung ab⸗

esegelt. j ; ses . g gif. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin von Joinville ist heute Nachts halb 1 Uhr von einer gesunden Prinzessin glücklich entbunden worden. Der Donner der Kanonen der Invaliden verkündete heute Vormittags der Hauptstatt das zu Neuilly stattge⸗ fundene Ereigniß durch sieben Schüsse. Die Entbindung der hohen Wöchnerin, die mit der neugebornen Prinzessin sich des den Umstän⸗ den angeniessenen Wohlseins erfreut, ersolgte sonach gerade am Ge⸗ burtstage ihres Gemahls, des Prinzen von Joinville, der heute sein 27stes Lebensjahr antritt.

Großbritanien und Irland.

London, 11. Aug. Se, Königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist gestern 8 Uhr Abends, nach elfstündiger Fahrt, von Ostende auf dem britischen Dampfboote „Prinzeß Alice“ in Woolwich gelandet. Der preußische Legations⸗Secretair, Herr von Thile, hatte die Ehre, Se. Königl. Hoheit zu empfangen, da der preußische Gesandte, Herr Bunsen, im Laufe des Nachmittags nach der Stadt zurückgekehrt war. Se. Königl. Hoheit wurde von Lord Bleomsield, dem Kommandanten von Woolwich, gleich nach der Landung bewillkommnet und nach dem in Bereitschaft gehaltenen Königlichen Wagen geleitet. Um 87 Uhr verließ der Prinz in Begleitung des Grafen Königsmark Woolwich und begab sich nach London.

Ihre Majestät die Königin und der junge Prinz befanden sich

gestern den Umständen nach im erwünschtesten Wohlsein.

Der londoner Kunst-Verein hielt gestern unter dem Vorsitze des Herzogs von Cambridge in dem Drurylane⸗Theater seine übliche Jahres⸗ Versammlung. Der Herzog eröffnete dieselbe mit einigen Worten, indem er erklärte, daß die Schwierigkeiten, welche sich dem Kunst— Verein in England entgegengestellt hätten (das gesetzliche Verbot der Verloosung von Kunstgegenständen), in der diesjährigen Session des Parlaments durch ein besondcres Gesetz aufgehoben seien, und daß die Zahl der Mitglieder des Vereins, welche im vorige Jahre 700) be— tragen habe, setzt bereits auf 14,090 Mitglieder gestiegen sei. Herr George Godwin erstattete dann als Secretair des Kunst-Vereins den Bericht über das abgelaufene Verwaltungs-Jahr.

Der Staats-Serretair der Kolonieen, Lord Stanley, hat bekannt gemacht, daß auf den Falklands-Inseln der Sitz der Regierung von Port Louis nach Port William verlegt worden sei.

O London, 13. Aug. Die Sitzung des Parlaments schließt nicht ohne eine gewisse Verlegenheit, um nicht zu sagen Gefahr, in unferen Beziehungen zu Frankreich. Indessen fängt der politische H)e⸗ rizont schon wieder an, sich etwas aufzuklären. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß die Ereignisse in Marokko sich bereits einer fried⸗ lichen Ausgleichung nähern, und ich habe die Hoffnung nicht aufge⸗ geben, daß die Differenzen wegen Otaheiti zu einem ähnlichen Ziele gelangen werden. Was Herrn Pritchard betrifft, so ist der eigent⸗ liche Streitpunkt zwischen den beiden Regierungen, auf den es hier ankömmt, nur der, ob dieses Individuum wirklich gegen das fran⸗ zösische Protektorat konspirirte oder seine Handlungen überhaupt einen so anstößigen Charakter an sich trugen, daß sie mit Recht als Handlungen der Feindseligkeit gegen Frankreich betrachtet werden konnten. Ist dies der Fall, so ist es natürlich ganz gleich—⸗ gültig, ob er Konsüͤl war oder nicht. Denn es ist eine bekannte Re⸗ gel des Völkerrechts, daß ein Individuum, welches sich in einem fremden Staate aufhält, gleichviel ob es einen diplomatischen Cha⸗ rakter hat oder nicht, verhaftet und zur Strafe gezogen werden kann, sobald es gegen diesen Staat sich auf Verschwörungen einläßt oder feindselige Handlungen begeht. Selbst die Privilegien eines Gesand⸗ ten hören von dem Augenblicke an auf, wo er seine ihm gesetz⸗ mäßig zukommende Stellung so weit vergißt, daß er einen Akt offener Feindseligkeit gegen die Regierung begeht, bei wel⸗ cher er beglaubigt ist. Es ist daher durchaus nicht wider⸗ sinnig, wenn Frankreich eine Untersuchung wegen des Benehmens des Herrn Pritchard verlangt, und wahrscheinlich werden beide Re⸗ gierungen dahin übereinkommen, daß eine solche Untersuchung statt⸗ sinden soll, und daß dann Frankreich je nach den Resultaten derselben Genugthunng zu leisten habe, oder nicht. Meine eigene An⸗ sicht von der Sache ist die, daß Pritchard, welcher früher selbst Mis⸗ sionair war und die Franzosen mit ihrem Protektorate herzlich haßt, sein Möglichstes gethan hat, um diese ihre Schutzherrschaft, obgleich sie von der britischen Regierung förmlich anerkannt ist, zu untergra⸗ ben. Der Leed's Mercur, ein einflußreiches Organ der Mis⸗ sionaire, nimmt keinen Anstand, zu erklären, unsere Regierung solle es zu einer Hauptbedingung des Vergleichs mit Frankreich machen, daß das französische Protektorat in Otaheiti aufhören müsse; und daß dies wirklich der Wunsch und das Ziel unserer Missionaire ist, daran kann kein Zweifel sein. Unter diesen Umständen darf man sich nicht wundern, wenn Frankreich eine sorgfältige Prüfung der That⸗ sachen verlangt. Indessen heißt es, daß die französische Regierung zugiebt, ihre Offiziere hätten mit ungebührlicher Uebereilung ge⸗ handelt und ihr Benehmen könne, namentlich in Betreff der gewalt⸗ amen Entfernung der englischen Brigg „Cormorant,, wofür jeden⸗ falls gehörige Genugthunng geleistet werden dürfte, nicht rechtfertigen.

In Betreff der inneren Politik ist die Session keinesweges ganz ohne Nutzen gewesen. Freilich geschah nur wenig für Irland, aber die Arbeiten der Kommission zur Untersuchung der Pacht⸗Verhält⸗ nisse bereiteten den Weg vor, in nächster Session irgend ein Heil— mittel für die sehr ernstlichen und verwickelten llebel beizubringen, welche in dem unverhältnißmäßigen Druck der irländischen Land⸗ Bevölkerung ihren Grund haben. Das neue Gesetz zur Regulirung der Verwaltung milder Stiftungen in Irland verdient Lob wegen des Geistes der Gerechtigkeit gegen alle Parteien, in welchem es durch— gesezt wurde; Katholiken werden in Zukunft als Kommissarien in milden Stiftungs-Angelegenheiten auf gleichem Fuße mit Protestan⸗ ten stehen, und katholische Stiftungen werden der ausschließlichen Verwaltung katholischer Kommissarien auheimgegeben werden. Die Presbyterianer im Norden Irlands sind durch ein Gesetz beruhigt wor⸗ den, welches ihren in Folge der neulichen richterlichen Entscheidung des Oberhauses erhobenen Beschwerden abhilft und die gemischten Ehen der Presbyterianer und Episkopalen, welche nicht in Gegenwart eines hochkirchlichen Geistlichen geschlossen worden, legalisirt, Diese beiden Maßregeln sind gegründet auf dem Grundsatze religiöser To⸗ leranz, die in demselben Maße in dem neuen Gesetze sich zeigt, welches die Regierung gegen den Willen der hochkirchlichen Partei zur Besei⸗ tigung der Schwierigkeiten in Betreff der Vermächtnisse und des Neu⸗ baues von Dissenter⸗Kapellen in England unterstützt hat. Alle diese Maßregeln tragen aber einen liberalen Charakter, und mit der einzi⸗ gen Ausnahme des Prozesses und der Einkerkerung O'Connells ist die innere Politik Sir R. Peel's, so weit sie offenbar geworden, über⸗ haupt der Art gewesen, daß sie die Billigung der Whighäupter er— halten hat. Die Zins⸗Reduction der 3 proöcentigen Stocks wird im Laufe weniger Jahre dem Lande eine Suinme von jähr⸗ lich 1,200,000 Pfd. ersparen, und der Handels-Kredit der Nation ist nicht allein durch diese Operation gefestigt worden, sondern auch durch die trefflichen Maßregeln in Bekreff der Regulirung des Geld- Verkehrs und der Prival-Actien Banken, welche die Konverti⸗ rung des Papiergeldes in Gold sicher stellen und dem unrechtmäßigen

Glüqespiele des Publikums in Bank-Instituten vorbeugen. Durch die Akte des Herrn Gladstone in Bezug auf die Anlage von Eisen⸗ bahnen wird dem Publikum gleichfalls große Sicherheit und ein . Schutz gewährt, so wie den Eisenbahn-Projekten, welche lediglich Speculation und Papierschwindel zum Zweck haben, Einhalt gethan. Der Raum gestattet mir nicht, in das Einzelne der Maßregeln, welche ich angeführt, näher einzugehen; aber ich habe genug gesagt, um zu zeigen, daß die innere Gesetzgebung des britischen Parlaments wäh⸗ rend der letzten Session auf dem rechten Wege vorgeschritten ist, daß sich im Wanzen genommen der Kredit der Regierung gehoben hat, und daß dies die Hoffnung auf weitere Verbesserungen in der Session von 1815 rechtfertigt.

Schweiz.

Kanton Luzera. Die katholische Staats-Zeitung enthält Folgendes: „Der heilige Stuhl hat das Gesuch der Regie⸗ rung um legale Auf hebung der zwei Franziskaner-Klöster lin Luzern und Werthenstein) durch die apostolische Nuntiatur bedingnißweise be⸗ jahend beantwortet. Die Bedingungen sind: die Errichtung eines Priester⸗Seminars und einer Filiale in Luzern, die Aufnahme einer geistlichen Corporation zur Besorgung der Pfarrei und Wallfahrt in Werthenstein. Schließlich wird empfohlen, den Unterricht und die in⸗ nere Disziplin des Seminars dem Eifer und der Einsicht der Gesell⸗ schaft Jesu zu übertragen. Demgemäß sind zwei Mitglieder des Erziehungs⸗Rathes, die Herren Kaufmann und Leu, am Ften d. nach Freiburg abgereist, wahrscheinlich um die nöthigen Vorberathungen mit dem Provinzial treffen und dem Großen Rath alsdann einen be⸗ stimmten Antrag hinterbringen zu können.“

53 pan ie n.

X Paris, 14. Aug. Die Genera Junta von Biscaya hat in ihrer am Tten d. M. näch neuntägiger Dauer geschlossenen Ver—⸗ sammlung eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, von denen wir die wichtigsten anführen. Die Junta sprach sich vor allen Dingen ein⸗ stimmig für die vollständige Wiederherstellung der Fueros aus und ernannte eine aus den Herren Unceta und Mascarua bestehende Kom⸗ mission, welche nach Madrid gehen soll, um mit der Regierung im Sinne jenes Verlangens zu unterhandeln. Zur Unterhaltung des Gottesdienstes und der Geistlichkeit sollen dem Beschlusse der Gene⸗ ral⸗Junta gemäß die Mittel angewiesen werden, welche von jeher zu diesem Zweck gedient haben, das heißt mit anderen Worten, Biscaya will an die Stelle der Kultus und Kle⸗ rus Steuer den verfassungsmäßig abgeschafften Zehnten wiederein⸗ führen. Diese freiwillige Rückkehr des Volks zu der alten Natural⸗ Leistung, von der sich der Landbewohner im übrigen Europa mit den schwersten Opfern freizumachen strebt, muß theils durch die in Spanien ungewöhnlich große Macht der Gewohnheit, theils de⸗ durch erklärt werden, daß seit der Aufhebung des Zehnten und trotz der an seiner Statt eingeführten Abgabe, die spanische Geistlichkeit sich fast überall in dem größten Elende befindet. Diese Thatsache ist auch in anderen Probinzen mit vielem Beifalle als ein Grund für die Wiedereinführung des Zehnten geltend gemacht worden, und eine allgemeine Maßregel in diesem Sinne würde bei der Masse des Volks schwerlich auf vorherrschenden Widerstand stoßen.

Die General⸗Junta hat ferner der General ⸗Deputation aufge⸗ tragen, bei der Regierung in Madrid die nöthigen Schritte zu thun, um' einen wirksamen Zollschutz für die biscayische Eisen-Industrie zu erlangen. Schließlich erwähnen wir außerdem die Ernennung eines Ausschusses für die Liquidation der Lieferungen, die während des Bürgerkrieges beiden kriegführenden Theilen von den einzelnen Ge— meinden des Landes gemacht worden sind.

An dem Tage, wo die General-Junta von Biscaya auseinander ging, eröffnete die von Guipuzcoa ihre Versammlung in Azpeitia. Ihre erste Arbeit war die Wahl einer neuen General—Deputation, die aus einem die Provinzial⸗Regierung führenden General⸗Deputir⸗ ten und zwei Ersatzmännern besteht. Die Stadt San Sebastian, welche aus örtlichen Gründen der fueristischen Verfassung abhold ist, hat die Einladung, ihre Abgeordneten nach Azpeitia zu schicken, zurück= gewiesen. Die ablehnende Antwort des Ayuntamiento beruft sich auf die verfassungsmäßigen Pflichten der städtischen Behörde, Pflichten, mit denen sie sich durch ihre Theilnahme an der constitutionswidrigen Versammlung der General⸗Junta in Widerspruch setzen würde.

Die Abreise der Königlichen Familie von Barcelona muß, wenn nicht unerwartete Hindernisse eingetreten sind, am 12ten d. M. statt⸗ gefunden haben. Privatbriefe aus Barcelona klagen über die eigen⸗ mächtigen Verbannungen, welche der General-Capitain von Catalonien gegen mißfällige oder verdächtige Personen verfügt.

Man erinnert sich, daß vor einigen Wochen in Caspe drei ehe⸗ malige karlistische Offiziere der bürgerlichen Gerichtsbarkeit gewaltsam entzogen und auf Befehl des General-Capitains von Aragonien ohne allen regelmäßigen Prozeß erschossen wurden. Auf die deshalb von dem bürgerlichen Gerichtshofe bei der obersten Gerichts ⸗Behörde des Landes erhobene Kompetenz-Klage ist jetzt der Ausspruch erfolgt, daß der beschwerdeführende Theil das zuständige Tribunal gewesen sei. Demnach ist es durch richterlichen Ausspruch festgestellt, daß an jenen drei Karlisten ein Justiz- oder vielmehr ein Administrativ-Mord be— gangen worden.

Portugal.

A Lissabon, 5. Aug. Der Hof verweilt fortwährend zu Cintra und ist neulich nur zur Feier des Jahrestages der ersten con⸗ stitutionellen Charte im Jahre 1826 am 31. August nach dem Pa⸗ laste von Ajuda gekommen, wo große Cour mit Handkuß bei Ihrer Majestät der Königin stattfand, die, von Ihrem erlauchten Gemahl begleitet, Abends in der Oper erschien und von dem zahlreichen Pu⸗ blikum mit dem lebhastesten Jubel begrüßt wurde. Am 1. August kehrten Ihre Majestäten mit Gefolge bereits wieder nach Cintra zurück.

Heute bringt das offizielle Diario ein Königliches Schreiben (carta regia) an den Patriarchen von Lissabon, worin demselben an⸗ gekündigt wird, daß der Papst durch eine Bulle mit den Anfangs—⸗ worten? „Quamvis aequo apostolicae sollicitudinis“ die Aufhe⸗ bung des bisherigen Kathedraistifts und die Errichtung eines neuen an dessen Stelle genehmigt habe. Es werden dazu bereits die vor⸗ genommenen Ernennungen veröffentlicht, nämlich von 6 Großwürden⸗ trägern, 18 Kanonikern, 18 Benefiziaten und 15 Chorsängern.

Aegypten.

Alexandrien, 27. Juli. (Moniteur.) Se. Hoheit der Vice-König hat ganz plötzlich chrusquement) Alexandrien verlassen und erklärt, daß er Aegypten und den Staatsgeschästen (a FEgypte el aus affaires) für immer entsage und sich nach Mekka zurückziehe. Ibrahim befindet sich zu Alexandrsen. Die Stadt ist ruhig.

Der gegenwärtige Stand des Seidenbaues in Preußen.

Es war in der Beilage zu Nr. 127 dieser Blätter ein aus den Annalen der Seidenbau-Gesellschaft für Frankreich entnommener Aufsatz über die großen

Fortschritte, welche dort der Seidenbau in den letzten 10 Jahren gemacht hat. Gewiß hat sich mehreren Lesern desselben die Frage aufgedrängt: Wie mag es

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