1844 / 232 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

e e .

.

ichs der See ⸗Batrterieen, ge⸗ Sin C. ar genf . n er zee, , n, , en ne nn, lee lande ne , . zu richten. Zugleich müßte man das außer- auf die westliche Ben 12 zu gewinnen suchen, auf welchem der alb = ieses Plateau ist 1600 Meter lang und 600 3 9. net sich schr für ein verschanztes Lager, als Stuge für ein . welches Land-Operationen von hier aus zu eröffnen beab- 2 Der wesil iche Wall würde gewiß sebr bald zu nehmen sein, da er nicht mit Mauerwerl versehen ist und die Erde dert wenig Festigkeit bat. Per lezte Angriff gegen Tanger geschah im Jahre 1790; er wurde von den Spaniern —— der Seeseite ünd mit einem Bombardement unternommen. FPie Einwohner räumten die Stadt mit allen ihren Effelten und Lebens- mitteln, und es wurde bald darauf Frieden geschlossen. Der Hafen von Tanger ist klein und nicht sehr tief; bei der hoöchsten Fluth hat er nur 8 Fuß Wasfer. Er ist dem in diesen Gegenden sehr heftigen Nordostwinde ausge= seßt. Die lleinen Handels fahrzeuge, die nur 5 bis 6 Fuß ties im Wasser gehen, sönnen sich vor diesem Winde dadurch schützen, daß sie ganz dicht bei der Stadt sich vor Anker legen. Die Rhede ist schön und geräumig. Es ist die beste in Marokko und die einzige, auf welcher eine Kriegsflotte bequem vor Anker gehen kann. Gegen die West⸗ und Ostwinde kann man sich dadurch schützen, daß man sich an eine der Seiten dieser Nhede legt, aber gegen den Nordest⸗Wind ist sie sehr offen, und sobald dieser heftig weht und in Sturm überzugehen droht, ihun die großen Schiffe gut, wenn sie die Anker lichten und so schnell als möglich Schutz an den spanischen Küsten suchen. Während des ganzen funfzehnten Jahrhunderts war Tan— ger im Besitz der Portugiesen. Als König Karl II. von England sich im Jahre 1662 mit Katharina von Portugal vermählte, erhielt er diesen Platz als Mitgist. Da aber die Engländer, nachdem sie eine erste Belagerung der Mauren im Jahre 1680 zurückgeschlagen hatten, keinen Vortheil bei die⸗ ser Besitzung fanden, in welcher sie sich eng blokirt sahen, so gaben sie die⸗ selbe 168! auf. Sie hatten sich damals noch nicht auf der spanischen Halbinsel Gibraltar festgesetzt. Ehe sie Tanger räumten, sprengten sie die Hauptfestungswerke und den Hafendamm in die Lust. Die Trümmern die— ses Dammes behindern jetzt einen Theil des Hafens. Die Mauren sind viel zu träg und sorglos, als daß sie diesen nützlichen Bau, dessen Ruinen noch einige Fuß über das Meer hervorragen, hätten herstellen sollen. Die Rhede füllt sich von Jahr zu Jahr an der Südseite immer mehr; die Wo⸗ gen schwemmen fortwährend Sand heran, der, vom Ostwind getrieben, sich im Süden der Stadt aufhäuft und dem Lande immer größeren Zuwachs giebt. Die Ruinen des alten Tingis, der Hauptstadt des tingitanischen Mauritanien, aus welchem das jetzige Reich Marokfo besteht, sind unter dem Sande verschwunden, man sieht nur noch ihre Spitzen. Der Fluß Adir, der dieset Stadt als Hafen diente, und der auch im Mittelalter noch mau— rische und portugiesische Galeeren aufnehmen konnte, ist jetzt so versandet, daß kaum Fischerbarken bei hoher Fluth hineinfahren können. Die Land— schaft um Tanger ist an der südwestlichen Seite am fruchtbarsten, aber sie steht an Kultur und Schönheit der von Tetuan sehr nach. Die Engländer beziehen von Tanger und Tetuan ihre Verproviantirung von Gibral'ar mit Nindvieh und Schafen, Obst und Gemüse, sie würden aber diese Vorräthe chen so gut, ja reichlicher und wohlfeiler von Spanien nehmen können, ohne daß sie den marolkanischen Fiskalgesetzen sich zu unterwerfen brauchten. Tan— ger ist unter allen marokfanischen Häsen am weitesten von den drei Kaiser— sichen Städten Fez, Mequinez und Marokko entfernt, in denen der Sultan abwechselnd residirt. Es liegt 70 Stunden von Fez und Mequinez und 150 von Maroklo. Um eine Depesche von Tanger nach Fez zu befördern und Antwort darauf zu erhalten, braucht man 18 bis 20 Tage; nach Ma⸗ roffo 45 bis 50 hin und zurück.

Der Herzog von Nemours hat sich von Lüneville nach Metz be— geben, wo Se. Königl. Hoheit am 12ten d. eintraf, eine Truppen⸗ Musterung abhielt und die Behörden empfing, deren verschiedene An— reden nebst den von dem Prinzen darauf gegebenen Antworten von den ministeriellen Blättern ausführlich mitgetheilt werden. Der Bischof von Metz sagte unter Anderem: „Ihre Gegenwart, Mon⸗ seigneur, verbreitet Freude in dieser treuen Stadt, einem der Boll⸗ werke Frankreichs vermöge der Stärke seiner Mauern, aber noch mehr vermöge des Muthes und der echt französischen Gesinnungen seiner Einwohner. Freudig begrüßt sie in Ihnen einen Prinzen, der in so hoher Stellung den Vergnügungen, welche die Größe um— geben, die ernsten Pflichten vorzieht, welche sie auferlegt. Wir, die Diener einer Friebens-Religion, werden zu Dem beten, der seine Macht den Fürsten nur mittheilt, um Religion, Ordnung und Gerechtigkeit unter den Völkern herrschen zu lassen, wir werden zu dem Gott des heiligen Ludwig beten, daß er über Ihre fostbaren Tage wache, daß er Ihre erhabene Familie beschütze und segne.“ Der Prinz er⸗ wiederte: „Die Gesinnungen, welche Sie mir ausdrücken, Herr Bischof, sind mir unendlich schmeichelhaft und rührend. Es liegt darin das Gepräge der Sanftmuth und hohen Frömmigkeit, welche Sie auszeichnen. Ich weiß, wie nützlich Ihr heilsames, von Ihrem ganzen Klerus befolgtes Beispiel für die Religion und wie kostbar für die Stadt Metz es ist. Ich danke Ihnen für Ihre Gebete und bitte, daß Sie damit fortfahren.“ Auf die Anrede des ersten Präsi⸗ denten des Königlichen Gerichtshofes antwortete der Herzog von Nemours: „Ich bin sehr gerührt davon, Sie die ga ßen Vhheste des Königs so gerecht würdigen zu hören. Es ist in der That eine Pflicht für seine Söhne, auf sein edles Beispiel, auf seine hohe und weise Leitung Alles zurückzuführen, was sie für Frankreich Nützliches thun gekonnt, Alles, was sie ihm in Zukunft an Krästen und Hin— gebung werden widmen können. Ich für mein Theil werde stolz darauf sein, dereinst das Zeugniß zu verdienen, welches Sie mir heut haben geben wollen.“

Die neugeborne Prinzessin ist gestern Nachmittags vom Erz— bischof von Paris getauft worden und hat die Namen Frangaise Marie Amélie erhalten. .

Der französische Gesandte zu Konstantinopel hat für die Erzesse 1 , zu Mossul von der Pforte die verlangte Genugthuung erhalten.

Man sieht mit gespannter Erwartung näheren Nachrichten aus Alexandrien entgegen (s. unten Aegypten). „Ist Mehmed Ali's Resignation“— sagt der Constitutionnel, „das Resultat einer Ue— bereinkunst mit der Pforte oder einer Uebereinkunft mit England? Die Depesche sagt zwar, Ibrahim sei zu Alexandrien, und 'es sei Alles ruhig; hat aber Ibrahim die Negierung Aegyptens geerbt? Endlich, warum hat der Moniteur die gestern vom Messager publizirte Depesche nicht wiederholt? (In unserem gestrigen Blatte ist unter der Rubrik „Aegypten“ Messager statt Moniteur zu lesen. Die halb offiziellen Mittheilungen pflegen gewöhnlich zuerst in ersterem Blatte veröffentlicht zu werden und aus diesem in das letztere überzugehen; diesmal aber hat der Moniteur die Depesche auch heute noch nicht in sein Blatt aufgenommen.) Ist dies blos aus Vergessenheit geschehen, oder hielt man die Depesche für unzu— reichend? Es schent übrigens, daß die Nachricht schon am 19ten mit n, . Dampfboot „Acheron“, welches am 5. August von

lalta abgegangen war, nach Toulon gelangte; dies Schiff, welches 2 6 ehabt hatte, setzte zwei Passagiere ans Land. Soll= 8 . richten, die sie mitgebracht, nichts Näheres verlautet er, n ö. 6 werden sich erinnern, daß wir zu wiederholten zun hn ieh nd e , ee d en die über eine Uebercinkunft dung nen e 1 J. ngland dig llt der freien Passage , . waren. ie letzten Berichte aus in der Malhh i Nachricht besonders interessant, die e , im 4 vom 1. August folgendermaßen

irag zwischen Cngiand i 8 ir Henry Hardinge gelungen, einen Ver= ande dent Dascha von Aegypten abzuschließen,

Regierung Aegypten o. = * 5 = ö er, . die n Aegypten dagegen

n England viel Jugesan duft macht, unter dern gore * 83

1271

zug britischer Truppen durch Aegypten bewilligt.““ Ohne Zweisel werden wir morgen wissen, was von der Abdankung Mehmed Ali's zu denken ist, welche einige Persenen dem Unmuth und dem Ueber— druß an den Staatsgeschästen zuschreiben. Mehmed Ali ist jetzt 75 Jahr alt. Man fängt an zu glauben, daß die Abfahrt des von Herrn Parseval⸗-Deschénes kommandirten Geschwaders wohl in Folge der Mittheilungen geschehen sein könnte, die unserem Kabinet vorher schon von Mebmed Ali's Absichten zugekommen sein möchten. Wenn dieser See⸗Offizier wirklich in jener Richtung hin abgegangen ist, so wird er mit 5 Linienschiffen dort erscheinen können, denn der „Alger“ ist am 10ten unter Segel gegangen, um sich den schon abgesegelten 1 Schiffen anzuschließen.“

An der Börse spricht man von einem Cirkular, welches der Finanz⸗Minister an die General-Einnehmer gerichtet habe, und worin er sie befrage, welcher von beiden Anleihe⸗Arten die Kapitalisten den Vorzug geben würden, der Anleihe durch öffentliche Submission oder einer Aufforderung zu Privat-Subscriptionen. Man schließt daraus, daß der Rest der von den Kammern genehmigten Anleihe nächstens negozirt werden soll.

Jetzt widerspricht auch das legitimistische Blatt la France der Angabe von einer morganatischen Ehe der Schwester des Herzogs von Bordeaur mit dem Sohn des Herzogs von Blacas.

A Paris, 15. Aug. Die Nachricht von dem Bombardement von Tanger ist gestern Nachmittag in dem Augenblicke im Schlosse von Neuilly eingetroffen, wo die Königliche Familie versammelt war, um der Aufnahme des Geburtsscheines der Tochter des Prinzen von Joinville beizuwohnen. Die Fassung der telegraphischen Meldung des Prinzen von Joinville scheint zu beweisen, daß die französische Flotte den Beginn der Feindseligkeiten zuletzt nur wegen des britischen Ge— neral⸗Kkonsuls, Herrn Drummond Hay, verzögerte, den man der Wuth und der Rache der Mauren preiszugeben fürchtete, wenn man die

Aus diesem Umstande läßt sich die Folgerung ziehen, daß die Ver— mittelungs-Versuche des englischen General-Konsuls von der französi= schen Regierung autorisirt gewesen sind, so daß Herr Drummond Hay Anspruch auf ähnliche Rücksichten gehabt hat, wie sie einem im Namen Frankreichs handelnden Diplomaten gebühren. Das allgemeine In teresse, welches Herr Drummond Hay als diplomatischer Beamter einer europäischen Macht verdiente, würde den Prinzen von Joinville wohl kaum haben bestimmen dürfen, die Vollziehung seiner Instruc— tionen um einen oder vielleicht selbst mehrere Tage zu verschieben. Man muß sich auf eine lebhafte Zeitungs Polemik über diesen Punkt gefaßt machen.

Auffallend ist es bei dieser Lage der Dinge, daß die französische Regierung noch vorgestern einen Courier nach Madrid geschickt hat, welcher dem zum diplomatischen Agenten in Marokko ernannten Her— zoge von Glücksberg den Befehl überbringt, sich nach Cadix zu be— geben, von wo das Dampfboot „Grege ois“ ihn nach Tanger bringen soll. Das Kabinet muß demnach eine so rasche Entwickelung der marokkanischen Ereignisse nicht erwartet haben. Der Pascha von el Araisch, Ben Salem Ali, dem der Kaiser von Marokko die Führung der Negociationen übertragen hatte, gilt für einen Mann von großer

Mäßigung des Charakters und von entschieden friedlichen Gesinnun⸗ gen, Eigenschaften, die er auch schon dadurch bewährt hat, daß er auf die Verwendung des neapolitanischen Konsuls sogleich den Befehl er— theilte, der Einschiffung der christlichen Bewohner von Tanger kein Hinderniß in den Weg zu legen. Da trotz der günstigen per— sönlichen Stimmung des Kaisers und seines Bevollmächtigten keine friedliche Uebereinkunst hat zu Stande gebracht werden können, so verschwindet fast jede Aussicht, dem einmal zum Ausbruche gekommenen Kriege ein Ende zu machen, ehe wenigstens eine der bei— den kämpfenden Parteien völlig erschöpft ist. Das an der marokka— nischen Gränze versammelte französische Heer muß gleichzeitig mit dem Angriffe auf Tanger gegen die Hauptstadt des Reiches vorgedrungen sein, wenn nicht die Hitze und Wassermangel ein solches Unternehmen geradezu unmöglich gemacht haben. Wir haben seit auffallend langer Zeit keine direkten Nachrichten aus dem Lager von Lalla Magrnia erhalten, aber wir wissen durch Briefe aus Oran, die wir in spani— schen und französischen Blättern finden, daß die französischen Trüppen von der Sonnengluth, die gegen das Ende des vorigen Monats die fabelhafte Höhe von 148 Grad erreicht haben soll, unerhört zu leiden haben. Abd el Kader, sagen jene Berichte weiter, steht mit seinen Reitern zwischen den französischen und den marokkanischen Heeren, de— nen er jede Verbindung mit einander abschneidet, um eine Verständi— gung, die nur auf seine Kosten stattfinden könnte, so viel an ihm ist, unmöglich zu machen.

Die Nachricht von der Abdankung des Vice-Königs von Aegyp⸗— ten wird heute in Zweifel gezogen. Man will wissen, daß Mehmed Ali zwar von der Möglichkeit eines solchen Schrittes gesprochen, daß er aber noch keinen Entschluß in jenem Sinne gefaßt habe.

X Paris, 15. Aug. Der Würfel ist nun gefallen; wozu der begonnene Krieg mit Marokko führen kann, läßt sich nicht voraus— sehen, die Folgen können unberechenbar werden. Aus dem Inhalt der Depesche scheint hervorzugehen, daß eine Landung von Seiten der Franzosen zu Tanger nicht gemacht, nicht einmal versucht worden ist. Denn da das Bombardement schon am ten Morgens stattge⸗ funden hat, die Depesche selbst aber erst vom Tten datirt ist, und zwar ausdrücklich „vor Tanger“ datirt, so ist das Stillschweigen über eine Landung wohl ein unumstößlicher Beweis davon. Muley Abd el Rhaman hatte sich am 31. Juli zu Salek befunden. Tetuan soll scheinbar ruhig gewesen sein; es wurde einer der Söhne des Kaisers dort erwartet.

Man ist hier geneigt, die plötzliche Abdankung Mehmed Ali's dem Ueberdrusse an einer Gewalt beizumessen, die in Folge der Ver— träge von 1841 so bedeutend beschränkt worden war. Seit drei Jahren war der Pascha von Aegypten vom Range eines souverainen Fürsten, den er sich selber gegeben, zu dem eines Vasallen herab— a Mehmed Ali hatte wohl geglaubt, wenn er Geduld und

ist an die Stelle des offenen Widerstandes treten lasse, den verlore— nen Boden wieder gewinnen zu können; er mag aber endlich zu der Einsicht gelangt sein, daß mit seiner Unabhängigkeit auch seine ganze moralische Kraft und Stärke verschwunden ist. Er war nicht mehr der Souverain von Aegypten, sondern nur noch Gouverneur unter den Befehlen der Pforte. In dem Ferman derselben vom 1. Juli 1841 hieß es ausdrücklich, daß die Paschas von Aegypten, obgleich sie den erblichen Genuß der Regierung haben sollten, dessenungeach= tet doch mit den anderen Wesiren des Reiches auf glei⸗ cher Linie stehen sollten und auch von der Pforte wie alle an⸗ deren Gouverneure von Provinzen behandelt werden würden. Aegypten ist jetzt allen ,, , , , , unterworfen, welche der Sultan für die ganze Ausdehnung seines Reiches erläßt; die Auflagen werben im Namen des Sultans erhoben; fünf Jahre hin⸗ durch, von 1811 an gerechnet, soll der vierte Theil der Auflagen als Tribut für die Pforke voraus erhoben werden; endlich wurde die Armee des Pascha, die im Jahre 18140 nicht weniger als 60,000 Mann stark war, auf 18,000 Mann beschränkt, und die Ernennung

aller höheren Offiziere in dieser Armee steht dem Sultan zu. Das war allerdings ein bedeutender Sturz für den Mann, der eine Zeit lang sich im Besitz der Souverainetät über Aegypten und Syrien m. hatte. Mehmed Ali hatte stets einen starken Glauben an die Größe einer Bestimmung zur Schau getragen und mehreremale die charakteristi⸗ sche Aeußerung gethan, daß er niemals den Fuß von der Stelle wieder zurückgezogen habe, wohin er ihn einmal gesetzt. Die Ereignisse von 1810 und 1841 haben dieser Erklärung ein schneidendes Dementi ge⸗ geben. Nach drei Jahren der Resignation und des Ankämpfens ge— gen seine Lage dankt er endlich ab und zieht sich nach Mekka zurück. Ibrahim ist also berufen, seinem Vater nachzufolgen; die Pforte aber wird ihre Rechte ausüben, denn von ihr muß Ibrahim seine In⸗ vestitur erhalten. Es ist wohl anzunehmen, daß der in allen Dingen so berechnende Mehmed Ali vor seinem Rücktritte sich auch erst des guten Willens des Sultans für Ibrahim versichert hat. Aber nun entsteht die wichtigere Frage, ob auch Ibrahim seiner neuen Stellung gewachsen ist? Wird er seinen heftigen Charakter in die Schwierig= keiten seiner Rolle zu fügen wissen?

Sroßbritanien und Irland.

London, 14. Aug. Die Londoner Missions⸗-Gesellschaft hielt heute in Exeter Hall eine Versammlung, um sich gegen die neulich im Oberhause von Lord Aberdeen gethane Aeußerung zu verwahren, als hätten die englischen Missionaire in Otaheiti keinen Grund zur Beschwerde über das französische Protektorat. Der Präsident der Gesellschaft erklärte, daß man dies Protektorat stets als ein Uebel betrachtet und dessen Beseitigung gewünscht habe. Ein Bericht über die Resultate der Thätigkeit der englischen Missionaire daselbst, wel- cher in den entschiedensten Ausdrücken das Verfahren der Franzosen mißbilligte, wurde vorgelesen und einstimmig angenommen.

In einer neulich gehaltenen Versammlung der Inhaber südame—

Beschießung von Tanger begönne, so lange er noch in der Stadt war.

rikanischer Fonds wurde beschlossen, sich direkt an die mexikanische Re— gierung zu wenden, um von ihr Sicherstellung für die Bezahlung der fälligen und später fällig werdenden Dividenden zu verlangen, sei es durch Anweisung einer größeren Quote der Zölle (von denen be— kanntlich ein Theil zur Bezahlung der Dividenden kontraktmäßig be⸗ stimmt ist), sei es durch Ueberweisung einer anderen Einnahme⸗Branche. Zu gleicher Zeit soll Beschwerde darüber geführt werden, daß, wie aus den Angaben der mexikanischen Finanz-Agenten, Lizardi und Co., hervorgeht, kontraktwidrig unter der Hand neue Bons ausgegeben worden sind, wodurch die für die älteren Bons gegebene Sicherheit natürlich um so viel verringert wird.

gel git n.

* Brüssel, 10. Aug. Das Benehmen Belgiens gegen den

Zoll -Verein, insbesondere das belgische Arréts vom 28. Juli, wo⸗ durch den preußischen Schiffen, welche nach den belgischen Häfen kommen, die bisherige Gleichstellung mit den belgischen Schiffen in Ansehung der Schiffs-Abgaben und die Rückerstattung des Schelde⸗ Zolles entzogen ist, bildet fortdauernd einen Gegenstand der Bespre⸗— chung und des Kampfes in den hiesigen öffentlichen Blättern. Wäh⸗ rend die ministeriellen Journale sich alle erdenkliche Mühe geben, die Thatsachen, welche an sich so einfach sind, in persönlichen Interessen auszubeuten, stehen ihnen die unabhängigen Blätter mit ruhi⸗ ger und unbefangener Beurtheilung der Verhältnisse gegenüber. Es ist ein merkwürdiger Kontrast; allein die Wahrheit wird sich auch hier Bahn brechen. Daß der Erlaß jenes Arrété überhaupt nicht zu rechtfertigen ist, darüber besteht kein Zweifel mehr bei denen, welche den Gang der Dinge vor Augen haben. Daß die Maßregel aber auch ohne den beabsichtigten Effekt ist, davon überzeugt man sich täglich allgemeiner. „Von der angeordneten Belastung der preußischen Schiffe in Belgien“, sagt die Ind 6épendance Belge, „wird Belgien keinen Nutzen, Preußen so gut wie gar keinen Nachtheil haben.“

Allein die Maßregel“, fährt das genannte Blatt fort, „hat noch eine andere Seite, welche wahrhaft zu bedauern ist. Wir sehen aufs neue das große Prinzip der Freiheit der Schelde wanken. Man er⸗ innert uns daran, daß die Aufhebung der Eistattung des Schelde—⸗ Zolles nicht zum erstenmale erfolgt sei; man verweist uns darauf, daß eine solche Maßregel vor zwei Jahren gegen die Schiffe der Vereinigten Staaten angeordnet worden sei, damals unter dem Beifall der ganzen öffentlichen Meinung. Das ist irrig. Wir haben schon damals offenkundig bedauert, daß Hand gelegt wurde an den Schelde— Zoll, an den Zoll auf einem Flusse, dessen vollständige Freiheit so nothwendig ist für die Zukunft, für die glückliche Entwickelung des belgischen Handels; wir haben schon damals hervorgehoben, daß die Aufhebung der Erstattung dieses Zolles die kommer— ziellen Beziehungen Antwerpens zu untergraben drohe. Das müssen wir heute wiederholen. Die Maßregel ist unpolitisch und ungerecht; unpolitisch, weil es sich für Belgien nicht geziemt, immer wieder daran zu erinnern, daß es tributpflichtig ist; unge⸗ recht, weil daraus ein so bedeutender Unterschied hervorgeht zwischen Antwerpen und den anderen belgischen Häfen. Preußische Schiffe, welche nach Ostende kommen, werden nur ein Viertheil oder ein Drit⸗ theil von dem entrichten, was ihnen zu Antwerpen abgefordert wird; diejenigen, welche sich nach Gent wenden, werden einer ganz verschie⸗ denen Behandlung unterliegen, je nachdem sie den Kanal von Bruges oder den von Terneuze passiren. Ist das billig, ist das vernünftig? So wird also die belgische Maßregel nur Antwerpen schaden. Dies wird noch klarer, wenn man an den Transit denkt, auf welchen Bel— gien so großen Werth zu legen hat. Seit Eröffnung der Rheinisch⸗ Belgischen Eisenbahn hatte der Transit über Antwerpen einen Werth gewonnen, der mit jedem Tage steigen mußte. Auch dieser Vortheil Antwerpens geht verloren. Der Transit wird sich wieder den nieder⸗ ländischen Häfen zuwenden. Was ist also der Erfolg der belgischen Maßregel? Die Maßregel trifft nicht, worauf sie abzielte; der Schlag fällt auf das eigene Haupt zurück. Belgien hat nicht blos den Feh⸗ ler begangen, däß es die Maßregel überhaupt ins Leben rief, es hat zum zweitenmale gefehlt, daß es eine solche Maßregel ergriff, welche die eigenen Interessen des Landes so tief verletzen muß.“

Italien.

z Palermo, Anfangs August. Ich fahre in meinen frü— heren Miltheilungen (Vergl. Nr. 214 und 2360 der Allg. Preuß. Ztg.) über Siciliens Handels-Verhältnisse fort.

Die beträchtliche Vermehrung der Einfuhr in England und da— gegen Verminderung der Wiederausfuhr (man klagt dort, was wohl zu bemerken istz vorzüglich über Abgang des sonst bedeutenden Abzuges von Oel nach der Ostsee) spricht zu Gunsten des von uns aufgestell⸗ ten Grundsatzes, daß nämlich Wohlfeilheit den Verbrau begünstigt, und daß, wenn ein nothwendiger, schwer zu ersetzender 1 e billig zu haben ist, der daraus verfertigte Stoff oder dersenige, zu dessen Be⸗ reitung derselbe dient, ebenfalls billiger herzustellen ist, billiger ver⸗ kauft werden kann und folglich in größerem Quantum verbraucht werden muß, ein Grundsatz übrigens, welcher so allgemein bekannt und als richtig angenommen ist, daß er gar keiner Erwähnung be—

dürfte, wenn wir nicht in Beziehung auf die Wollenstoff Fabriken und das ganze Maschinenwesen der Zollvereinslande einerseits und ferner auf die Schifffahrt und Rhederei Preußens daran erinnern wollten.

Viele andere Natur- Produlte dieses Landes gehen auf ver⸗ schiedenen Wegen nach den Zollvereins-Staaten, die, wenn nicht den Manufakturen, doch der Gewohnheit, den Bedürfnissen des Luxus, der Tafel, im gewöhnlichen Leben unentbehrlich geworden sind und zu sehr bedeutenden Verschiffungen Anlaß geben. Es sind dieses vorzüglich die schönen Südfrüchte. Man berechnet, es erhalte Hamburg allein jährlich 30000 Kisten aus Sicilien, und man kann, ohne zu irren, annehmen, daß davon 20,000 nach den Vereins-Staaten transitiren. Andere 40006 Kisten gehen nach Holland und Belgien, von denen ebenfalls bei 15,000 nach den Zollvereins- Staaten des Unter⸗ und Ober⸗Rheins und nach Westphalen gehen. 35, 000 Kisten ist im Ver⸗ hältniß zu der Gesammt⸗Bevölkerung der Vereins-Staaten eine un⸗ bedeutende Zahl, denn berechnet man, daß Spanien, Portugal und Genua noch eben so viel liefern, so kommen immer erst 2 Citronen oder Apfelsinen jährlich auf je drei Personen. .

Die Fracht von diesen 35,000 Kisten aus Sicilien bezogen, bringt den betreffenden Schiffern, worunter wenige Preußen, wenig⸗ stens 70, 000 Rthlr. preuß. Cour. ein.

Von Wein, dem köstlichsten der Erzeugnisse dieses Landes, haben wir noch nicht gesprochen. Es wird keinem Zweifel unterliegen, daß der Verbrauch dieses, des Menschen Herz erfreuenden Ge⸗ tränkes in Deutschland, und vorzüglich in Nord-Deutschland, sehr be⸗ deutend ist. Der größte Theil des dort getrunkenen Weines wird aus Frankreich bezogen, wo von den Produkten der Zollvereins— lande nichts, oder doch sehr weniges nur, und was man anderswo gar nicht oder doch so billig nicht haben kann, zugelassen wird; ferner aus Spanien, das die Produkte mit hohem Zoll belegt, und nun aus Portugal, wo nun vermöge des eingegangenen Schifffahrts-Vertrages einige Begünstigungen eingeräumt sind. Von Sicilien, dessen Weine in England und in Nord- und Süd-Amerika mit den französischen, spanischen und portugiesischen konkurriren, geht nichts nach Nord— Deutschland. Dort sind dieselben durch die theuren, gewiß aber schlech⸗ teren Weinsorten anderen Ursprungs verdrängt oder nicht hinlänglich bekannt, und doch würden sich keine Weine besser zur Mischung mit geringeren, matteren, an Farbe helleren Sorten, die man in den Seeplätzen Nord⸗Deutschlands so vortrefflich versteht, so gut eignen, wie die hiesigen. Und die Mittelklasse mit einem gesunden Getränke zu versehen, der hartarbeitenden aber den entkräftenden Branntwein durch einen billig zu habenden Wein zu ersetzen, sollte, mir scheint es, Zweck und Bestreben aller um das Wohl ihrer Angehörigen besorgten Staats⸗Regierungen sein, und dieser Zweck würde durch Herab— setzung des Zolles auf die diesseitigen Weine leicht erreicht wer⸗ den; der Ausfall, der sich bei einer Herabsetzung des Zolles von 8 Rthlr. auf 4 Rthlr. pr. Zoll-Ctr. bei den Zollvereins-Kassen ergeben möchte, würde sich bei der wahrscheinlich mehr als verdop— pelten Einfuhr leicht decken. Und wenn auch ein Opfer gebracht werden sollte, so verdiente vielleicht kein Land mehr dadurch begün— stigt zu werden, wie das Reich beider Sicilien, wo man dagegen für viele der Erzeugnisse der Manufaktur⸗-Industrie, des Ackerbaues, wie der rohen Natur der Vereinsstaaten ebenfalls Ermäßigungen in den bestehenden Zollsätzen einräumen dürfte. ;

Sicilien ist an sich gleichsam ein neu entstehendes Land, sein Volk erhebt sich so eben wieder zu neuer Entwickelung. Lange unter hartem religiösen, politischen und lehnsherrlichen Drucke sind alle die herrlichen Geistesfähigkeiten, welche dieses Volk dereiast auszeichneten, beinahe erstickt. Um so mehr verdient eben dieses Volk unsere Be⸗ wunderung, daß es sich doch noch so kräftig erhielt. Der freie Verkehr mit Fremden, welche die schöne Insel gern besuchen und die ehemalige Größe in den Ruinen bewundern, so wie die ununter⸗ brochene Bemühung des Monarchen, die moralische Wiedergeburt zu bewerkstelligen und zu beschleunigen, haben bereits bei dem fürs Gute doch mehr als fürs Böse empfänglichen Volle Wunder bewirkt. Vor zwanzig Jahren hatte Sicilien auch nicht ein einziges Schiff nach dem Ocean zu senden, alle seine zahlreichen Natur⸗Erzeugnisse wurden durch fremde Fahrzeuge ausgeführt, und was die Einwohner etwa zur Bequemlichkeit des Lebens aus anderen Ländern zu beziehen hatten, das wurde mit fremden Schiffen eingebracht. Jetzt dagegen verbin⸗ den über hundert eigene Schiffe diese Insel mit ber neuen Welt, und zweimal schon in drei Jahren sahen die ostindischen Meere die sicilianische Flagge. . .

Jenseits der Meerenge hatte die kurze Franzosen-Herrschaft schon Vieles zur moralischen und geistigen Entwickelung beigetragen. Der Verkehr mit Fremden hatte den Neapolitanern gezeigt, welche Wunder durch Vereinigung der vereinzelt unmächtigen Kräfte zu er— reichen sei. Es entstanden dort Fabriken vielerlei Art unter dem Schutze eines freilich sehr hochgestellten Zoll- Systems. Die Regie⸗ rung hat nun begriffen, daß das Land nicht durch hohe Zoll-Tarife vereinzelt bleiben kann, und auf den Ackerbau, das ergiebigste und sicherste aller Staats- Einkommen, alle ihre Aufmerksamkeit gelenkt; Ihnen ist aber bekannt, daß Handel und Schifffahrt die sichersten aller Mittel sind, um den Ackerbau zu heben.

Die Weine beider Sicilien sind überall mit hohen Zöllen belegt: in England bezahlt der Gallon nicht weniger wie 55 Shill. Ein⸗ gangs Zoll, in Nord-Amerika 25 pCt. von dem oft willkürlich festzusetzenden Werthe, während Weine anderen Ursprungs nur 12 und 15pCt. entrichten, in Brasilien ist der Eingangs Zoll gar 50 pCt. Wir sind überzeugt, daß die hiesige Regierung aus Rücksicht auf den ihr durch herabgesetzten Zoll vermehrten Absatz für die vorzüglichsten der hiesigen, in Deutschland übrigens schwer zu entbehrenden, Produkte zu einem Handels-Vertrag willig die Hand bieten und in demselben gern auf viele der Erzeugnisse sowohl des Kunst⸗= und Gewerbfleißes als der Natur der Zollvereins- Lande, eine Ermäßigung der Zollsätze einräumen würde, weil dieselben ebenfalls hier mehr oder weniger nothwendig sind oder doch nicht so billig oder so vortheilhaft herge⸗ stellt werden können. Der nun so thätig sich entwickelnde Handel be— darf täglich neuer Schiffe; an hierzu tauglichem Holze ist kein Ueber— fluß, und man sucht sehr weislich die wenigen noch vorhan— denen Waldungen möglichst zu schonen, da man doch endlich die Nätzlichkeit derselben und den schädlichen Einfluß der gänzlichen Ent⸗ blößung der sicilianischen Gebirge auf das Klima einzusehen gelernt hat. Aus der Ferne wird viel Holz bezogen; ein mäßiger Zoll hemmt die Einfuhr und soll das Privat⸗-Eigenthum schützen; allein die so eben angeführten Gründe und Rücksichten würden die hiesige Regie— rung vermögen, diesen Zoll zu Gunsten eines Landes zu ermäßigen, welches dagegen auch die Einfuhr der übrigens den Gewerben, Ge— wohnheiten und Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung nothwendiger oder sogar unentbehrlichen Erzeugnisse einigermaßen erleichtern würde.

Spanien.

s Madrid, 9. Aug. Die gestern von mir mitgetheilten Nachrichten aus Gibraltar waren vom Hten. Zur Berichtigung füge ich heute hinzu, daß der englische Konsul, Herr Drummond Hay, kei⸗ nesweges dort angekommen war, nur von dem Gouverneur, Sir Robert Wilson, war dem dortigen französischen Konsul auf das be⸗ stimmteste angekündigt worden, der Kaiser von Marokko habe Herrn Hay die unfchenen ertheilt, daß er beiden Mächten, Frankreich wie

1275

Spanien, die vollständigste Genugthuung gewähren werde. Sir Robert . ersuchte k l ier Konsul, seine Regierung von diesem Umstand in Kenntniß zu setzen. Man erwartete das Geschwader des Prinzen von Joinville in Gibraltar. .

Die Chronik von Gibraltar vom 3ten sagt; „Gestern Abend erhlelten wir Nachrichten aus Tanger. Der Kaiser hat den Statthalter der Provinz Larache, Ben Salem Ali, beauftragt, Unter⸗ handlungen mit den Franzosen zu eröffnen. Der französische General- Konsul in Tanger, Herr de Nyon, wurde von dem Prinzen von Join⸗ ville angewiesen, mit dem marolfanischen Agenten in Unterhandlung zu treten. Jufolge eines Briefes des Statthalters, hat er die beste Hoffnung, die Frage schleunigst und glücklich erledigt zu sehen. Der Kaifer befand sich am 29sten v. M. in Sale. In Tetuan herrscht Ruhe. Man erwartet dort einen Sohn des Kaisers.“

Am Isten kam der Befehlshaber der nach Afrika bestimmten spanischen Truppen, General Villalonga, in Ceuta an, kehrte jedoch am Iten nach Algesiras zurück; er soll die Regierung um Verstär⸗ ung gebeten haben.

. 6 n n. Marine⸗ Offiziere leisteten am 25sten v. M. den unglücklichen Einwohnern Tangers, die ihr Heil in der eiligsten Ein⸗ schiffung suchten, die größten Dienste. Sie stiegen ans Land und retteten, während mehrere Araberstämme in die Stadt drangen und vier Marokkaner im Handgemenge umkamen, den größten Gefahren ausgesetzt, alle Personen ohne Unterschied, die sich der spanischen Flagge anvertrauen wollten.

In der Sitzung des Oberhauses vom 25sten v. M. erklärte Lord Aberdeen, Espartero hätte während der letzten Zeit seiner Regent⸗ schaft dem damaligen General-Capitain der Insel Cuba, General Valdez, gestattet, die Einführung von Negersktlaven unter der Hand zuzulassen. Durch diesen Umstand erklären sich vielleicht die bedeu⸗ tenden Geldsummen, welche der Intendant von Cuba zu Anfang des Jahres 1843 an den Regenten Spaniens remittirte. Lord Aberdeen fügte aber hinzu, der Marquis von Viluma hätte während der kur⸗ zen Zeit seines Ministeriums ein Dekret erlassen und mit Gesetzes⸗ kraft nach Cuba geschickt, das die Anwendung strenger Strafen gegen die Personen, die sich mit dem Negersklavenhandel beschäftigten, verfüge. Diese Erklärung Lord Aberdeen's erregte hier, wo man weiß, daß der Marquis von Viluma in seiner Eigenschaft als Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten kein die Insel Cuba betreffendes Dekret er⸗ lassen konnte, großes Aufsehen. Das Blatt des Finanz ⸗-Ministers, el Globo, macht in dieser Beziehung einige bittere Bemerkungen und sagt, es schiene fast, als ob Cuba bereits einen Theil der engli⸗ schen Besitzungen bilde. Endlich hat sich der Marquis von Viluma be⸗ wogen gefühlt, öffentlich zu erklären, daß während der kurzen Dauer seines Ministeriums kein Dekret über den in Frage stehenden Gegen— stand erlassen worden sei. Die Wahrheit ist, daß der englische Gesandte mit großem Nachdruck auf Verabredung energischer Mittel zur Unterdrückung des Sklavenhandels auf Cuba und Puertorico be⸗ steht, und daß die spanische Regierung entschlossen ist, diese Mittel anzuwenden, ohne die Cortes zu befragen, weil die Vorschriften der Constitution sich nicht auf jene Inseln erstrecken.

Das unterdrückte karlistische Blatt, la Monarquia, wurde vorgestern von dem Schwurgericht zum viert enmal für schuldig er⸗ klärt und in eine Geldstrafe von 35,000 Realen verurtheilt, weil es die Cortes, welche den Infanten Don Carlos von der Thronfolge in Spanien ausschlossen, für unrechtmäßig und ihre Beschlüsse für kraft⸗ los erklärt hatte. Diefes Blatt hat nunmehr im Ganzen 7009 Piaster Strafgeld entrichtet. Dagegen wurde gestern das Eco del Co⸗ mercko, das die Minister der Königin „Meuchelmörder, Meineidige“ u. dgl. genannt hatte, durch die Geschwornen freigesprochen.

Aegppten.

:zx Alexandrien, 28. Juli. Die größte Sensation in der hiesigen Handelswelt macht das heute früh verbreitete Gerücht, Meh—⸗ med Ali habe der Regierung zu Gunsten seines Sohnes Ibrahim Pascha entsagt. Die Veranlassung hierzu wird folgendermaßen an⸗ gegeben: Vor einigen Tagen hatte Mehmed Ali sämmtliche Statt⸗ halter der Provinzen und die Vorsteher der verschiedenen Verwal⸗ tungen zu einem großen Rathe versammelt, zu welchem auch, wi⸗ der alle Erwartung, Ibrahim Pascha gezogen ward. Die Gegen⸗ wart dieses Letzteren, welcher mit dem elenden Zustande der väter⸗ lichen Domainen (Tschifliks) und anderen Güter, so wie mit den auf den Bewohnern lastenden Mißbräuchen, genau bekannt ist, scheint die Mitglieder der Verwaltung eingeschüchtert zu haben, welche nun die wahre Sachlage nicht mehr, wie sonst, zu verheimlichen wagten und dieselbe unverholen auseinandersetzten. Mehmed Ali hob ganz entrüstet die Sitzung auf, blieb mit seinem Sohne allein, welcher dem lange noch fortgesetzten lästigen Gespräche dadurch eine andere Wendung gegeben haben soll, daß er von Familien-Verhältnissen zu sprechen ansing und dem Vater endlich eine Erholungsreise auf dem Nil nach Kahira anrieth. Er hatte sich kaum zurückgezogen, als Mehmed Ali den Befehl ertheilte, Niemand vorzulassen. Nach der sehr unruhig ver⸗ brachten Nacht vom 25sten auf den 26sten ließ er am folgenden Morgen Alles zur Reise bereiten und begab sich nach der eine halbe Stunde von hier entfernten Villa des Moharem Bei, wo er den ganzen Tag in sehr übler Laune verbrachte, ohne Jemand, selbst Ibrahim Pascha nicht, vor sich zu lassen. Als ein kleines Dampfboot von Atse ein—⸗ getroffen war, schiffte er sich am 27sten mit geringem Gefolge ein, erklärend: nichts mehr von Aegypten hören, nach Mekka gehen und zum Heile seiner Verwandten und seines Volkes der Regierung zu Gunsten einer schriftlich oder mündlich anzudeutenden Person entsagen zu wollen. Artim Bei, Minister des Handels und des Aeußeren, welcher von dem französischen Konsul zur Einschreitung in dieser An⸗ gelegenheit aufgefordert wurde, erwiederte, daß er nicht mehr das Porkefeuille besitze. Ibrahim Pascha erklärte, auf die von Said und Sami Pascha an ihn ergangene Einladung, die Regierung zu über⸗ nehmen, daß er dies bei Lebzeiten seines Vaters nie thun werde.

P. S. So eben verbreitet sich das Gerücht, der Rath der Ule⸗ mas in Kahira habe an Mehmed Ali das Gesuch gerichtet, in Er— wägung seines vorgeschrittenen Alters die Regierung seinem Sohne Ibrahim Pascha zu übergeben, welches Ansinnen von Mehmed Ali mit der größten Entrüstung aufgenommen wurde. In Folge dieser Nachricht ist Said Pascha heute früh um 4 Uhr nach Kahira abge reist, um die Befehle seines Vaters zu vernehmen. Auch der fran— zösische und englische Konsul sollen sich heute mit einer von den übri gen Konsuln unterzeichneten Petition zu Mehmed Ali begeben haben, um ihn zu vermögen, ehe er Aegypten verlasse, seinen Nachfolger in der Regierung zu ernennen.

S rasilien.

Rin Janeiro, 12. Juni. (W. Z.) Ein unglückliches Er—⸗ eigniß, welches am 25. Mai am Bord des zwischen hier und dem ge— genüberliegenden Ufer der Bai von Nitherohy fahrenden Passage— Dampfschiffes „Especuladora“ sich zutrug, auf welchem im Augen⸗ blicke der Abfahrt mit furchtbarem Getöͤse der Kessel sprang, ist in seinen Folgen fast noch schrecklicher als im ersten Augenblicke geworden. Denn von 200 Passagieren, die sich am Bord befanden, blieben ver⸗ hältnißmäßig nur wenige auf der Stelle todt, die meisten und mehr

als die Hälfte wurden durch den heißen Dampf oder das siedende Wasser beschädigt; nun aber ist, schrecklich genug und wohl unerhört! von allen diesen Verletzten, selbst von den leicht Verwundeten, kaum

irgend Jemand mit dem Leben davongekommen. Man zählt bereits 110 Opfer, Männer, Frauen, Kinder, Freie und Sklaven. Diese gräß⸗ liche Katastrophe, welche so viele Familien in Trauer 566 hat und in ihren Folgen das Unglück auf der Eisenbahn von Versailles noch übertrifft, ist um so mehr zu beklagen, als sie blos von unverzeihlicher Unvorsichtigkeit und Unerfahrenheit der auf dem Boot Angestellten herrühren soll, und also am Ende nur dem Eigennutze der Compagnie zuzuschreiben wäre, welche die mit der Anstellung tüchtiger Leute ver⸗ bundenen Kosten scheut. Die Auflösung der Kammer wird von allen Verständigen als ein zu beklagendes Ereigniß betrachtet. Freilich war sie unvermeidlich, wenn die Minister ihre Plätze behalten wollten, denn sie fanden eine Opposition von mehr als zwei Dritteln Stimmen gegen sich. Am meisten war diese Opposition, welche den Ruhe und Ordnung liebenden Theil des Landes reprä⸗ sentirt, darüber erbittert, daß man den vor noch nicht zwei Jahren besiegten Rebellen von Minas Geraes und St. Paulo eine unbe⸗ schränkte Amnestie, und zwar auf eine Weise gegeben hatte, welche die Sieger beinahe mehr schuldig als die Besiegten erscheinen ließ. Das Ministerium, seine Ohnmacht fühlend, hat sich nun unter dem Vor⸗ wand, Alles brüderlich zu vereinen und eine dritte Partei zu bilden, den Besiegten und Amnestirten in die Arme geworfen und sich selbst theilweise aus der Partei dieser ergänzt. Herr Hollando Cavalcanti, eine der ersten Notabilitäten derselben, ist Marine⸗Minister, ein ande⸗ rer, Herr Galvao, Justiz⸗Minister geworden. So hat man denn wieder statt der Partei der Ordnung diejenige der Freiheit, des sogenannten Progresses, oder eigentlich diejenige, welche eine Monarchie in Amerika ungern sieht, am Ruder. Mit Amnestieen ist man überhaupt in Brasilien von je her zu freigebig gewesen. Ohne sie würden wir weniger Unruhen, Rebellionen und Krisen gehabt haben und das Land nicht so sehr in seinem Geldwesen, seinen Fi⸗ nanzen und vielleicht auch in seiner Civilisation zurückgekommen oder doch aufgehalten worden sein. Mitte vorigen Monats ist hier eine, schon im vorigen Jahr dekretirte, sich fast auf Alles, selbst Connoisse⸗ mente erstreckende Stempeltare in Kraft getreten. An und für sich mag nichts dagegen einzuwenden sein, da der Staat Geld braucht und es besser ist, daß dasselbe auf solche Art erzielt werde als durch die heillosen Emissionen von Papiergeld. Nur wird durch die Ange⸗ stellten, welche mit dem Mangel an Routine und Gewinnsucht nicht selten Beamtenstolz vereinen, die Expedition aller Geschäfte gewöhn⸗ lich so erschwert, daß die Abgabe sich als eine der lästigsten von al⸗ len ergeben hat. Ohne Zweifel werden daher einige Abänderungen in dem Reglement eintreten müssen, zu welchem Ende die 3 Kaufmannschaft bereits die dringendsten Vorstellungen gemacht hat.

Ueber die Erneuerung des Traktats mit England verlautet noch nichts, vielleicht wird es den englischen Bemühungen bei dem jetzigen Ministerium leichter werden, zum Ziele zu gelangen.

Eisenbahnen.

Münster, 17. Aug. Am 15ten d. M. sind von dem hie⸗ sigen Eisenbahn⸗ Comité die ersten Quittungebogen zur Münster- Hammer Zweigbahn mit 1 pCt. Anzahlung ausgegeben und schon gleich mehrere Geschäfte zu 5 bis 6 pCt. Agio darin gemacht wor— den. Bei der durch die bereits begonnenen Nivellirungen sich her⸗ ausstellenden außerordentlichen Wohlfeilheit dieser Bahn und der da⸗ durch sicher begründeten Rentabilität derselben läßt sich ein rascher Aufschwung der Actien mit Gewißheit erwarten. Es wird indeß noch ein anderer Umstand günstig hierauf einwir⸗ ken, nämlich die baldige Weiter ⸗Verbindung der Eisenbahn mit der Ems, womit sich das Eisenbahn- Comité ebenfalls leb⸗ haft beschäftigt, und die auf zweierlei Weise zur Ausführung kom⸗ men kann, entweder durch eine, vom hiesigen Bahnhofe unmittelbar abzweigende Pferde⸗Schieneubahn nach Rheine, oder durch die Be⸗ nutzung und Verbindung des hiesigen Max-Klemens⸗-Kanals mit der Ems, oberhalb Rheine in der Gegend von Mosum. Dieser letzte Plan hat in der neuesten Zeit viel Anklang gefunden, weil einmal die Benutzung des bereits vorhandenen Kanals die Ausführung dessel⸗ ben mit verhältnißmäßig geringen Kosten zu bewirken gestattet, und dann auch, weil der Güter⸗Transport auf einer Wasserstraße, welche die Emsschiffe unmittelbar bis zu den Thoren der Stadt Münster führen könnte, immerhin viel wohlfeiler, als der auf einer Eisenbahn zu stehen kommen würde. Die Allg. Preuß. Ztg. hat in Nr. 261 d. J. hierüber schon einen ausführlichen, treffenden Aufsatz geliefert, worauf wir uns mit dem Bemerken zu beziehen erlauben, ka bereits Einleitungen getroffen sind, um die erforderlichen Vermessungen des Kanal-Terrains vorzunehmen, wodurch sich die Ausführbarkeit und die überschläglichen Kosten dieses Projekts näher herausstellen wür⸗ den. Von einer Verbindung mit Greven hat man ziemlich allge⸗— mein abstrahirt, da die Erfahrung zeigt, daß eine Schiffbarmachung der Ems bis zu diesem Orte wegen des häusigen Wallsandes im Flußbette gar nicht oder doch nur mit enormen Kosten ausführbar ist und überdies wegen der vielen Fluß-Krümmungen, die eine Entfer⸗ nung von beinahe 14 Meilen zwischen Rheine und Greven ausmachen, durchaus nicht zweckmäßig sein würde.

Laut des am 12. August zu München abgeschlossenen Vertrages geht die München-Augsburger Bahn vom 1. Oktober ab an den Staat über, die Regierung übernimmt die Schulden der Gesell⸗ schaft mit 1,200,000 Fl., löst die von derselben zusammengeschossenen 3 Millionen ab, oder stellt dafür 31 proc. Obligationen aus, und zahlt den Actionairen außerdem eine baare Entschädigung von 200,006 FI.

Der von den Verwaltungs- Organen der München ⸗Augs⸗ burger Eisenbahn mit der Königl. bayerischen Regierung abgeschlos⸗ sene Vertrag, den Uebergang der Eisenbahn an den Staat betreffend, ist in der General -Versammlung der Actionaire am 2. August ein⸗ stimmig genehmigt worden.

Diesjährige Personen- und Fracht- Frequenz der Kaiser Ferdinands⸗Nordbahn.

3 eit. Personen. Centner. Geldbetrag. Fl. Kr. Im J. Semester 1844 ...... 311,024 S5t, 334 752,543 23 „Monat Juli * a. zwischen Wien, Brünn, Ol⸗ mütz und Leibnick. . . . . . . 29, 410 67,418 48 133,300 65,722 48 h. zwischen Wien und Stok⸗ n,, k 30, 186 13, 153 35 26,949 2,066 48

Zusammen. .... J. G, JM Tun, Ss; V ùos - - T erkl. Z2,z82 Ctr. Holz, Kohlen und Eisen der eigenen Regie.