1844 / 237 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ĩ Berichten vom 21. August hat man den 2 2 5 —— um dem 2 das mittler- weile zu fallen begann, weiteren Abfluß zu verschaffen und dassekbe von der abzuleiten, die sonst unfehlbar verloren gewesen wäre. Auf der Insel sst jetzt Alles mit Schlamm und ies überdect, die Garten- Anlagen sind gar nicht mehr kenntlich, die meisten Häuser in schlechtem f nl

erzogthum Braunschweig. Die Vereinbarung we e, . —— der Paß und Fremden Polizei 19 52 bahnreisen durch laufende Paßkarten anstalt förmlicher und besonderer

ässe gewinnt eine größere Ausdehnung. Ten Staaten, zwischen welchen dieselbe getroffen worden (Preußen und Sachsen die anhal⸗ tischen Länder und Sachsen Altenburg), ist jetzt auch Braunschweig beigetreten, so daß die Paßkarten der Reisenden aus den von jenen Staaten eingeschlossenen Distriften nun auch für die von den Eisen⸗ bahnen berührten Landestheile Braunschweigs, namentlich für die Kreise Braunschweig, Wolfenbüttel, Blankenburg und von dem Kreise Gandersheim für die Aemter Lutter am Barenberge, Sensen und

Gandersheim gültig sind.

Russland und Polen.

Warschau, 21. Aug. Nach einer so eben erschienenen Kai⸗ serlichen , sollen den Einwohnern des Königreichs Polen von beiderlei Geschle

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welche der Sidele in der periodischen Presse vertritt, mit Entschie⸗ denheit ihre alte Politik von 1831 aufgeben. Wir nehmen diese aus einer gesunden Politik hervorgehende Erklärung zu Protokoll, und möge die Linke sich ihr treu erweisen! Ihre kriegerischen Declama⸗ tionen haben nur zu lange den Absichten , gedient, indem sie den europäischen Kontinent beunruhigten. Es ist weise, ihnen zu entsagen. Möchte Deutschland seinerseits diesen Worten Glauben schenken und sich endlich davon überzeugen, daß es in Frankreich keine andere Propaganda⸗ und Kriegs Partei mehr giebt, als die unbemerkbare radikaje Minorität! Möchte es auch begreifen, daß seine Interessen ganz mit denen Frankreichs Hand in Hand gehen!“ Dergleichen Anschauungsweise, die obige Grundsätze nicht einmal ra⸗ dikal sindet, sondern den Nadikalismus noch darüber hinaus in die Region einer „unbemerkbaren Minorität“ verweist, nur als naiv zu bezeichnen, ist gewiß sehr glimpflich. Man wird uns hiernach auch der Mühe überheben, noch weiter auf die Betrachtungen der Presse einzugehen, die wir gern für ehrlich gemeint halten möchten, wenn nicht die Verstimmung gegen England, dem nun alles Mißtrauen zwischen Deutschen und 4 schuld gegeben wird, zu stark dar⸗ aus hervorträte.

r Die Anstalten in Paris zu der Reise des Königs nach England bauern fort, so wie man englischerseits in Windsor hel die Vorbe⸗ xreitungen zum Empfange Sr. Majestät trifft. Dort werden die für den höhen Gast bestimmten Zimmer aufs prächtigste eingerichtet, hier

cht vor zurückgelegtem 25sten Lebensjahre keine bereitet man Geschenke vor, die den Mitgliedern der englischen Aristo⸗

Pässe ins Ausland ertheilt werden. Ausgenommen hiervon sind Kauf kratie einen möglichst hohen Begriff von der Vollendung der Künste

leute, deren Agenten, Fuhrleute, Kinder, die mit ihren Aeltern oder

des Luxus in Frankreich geben sollen. Herr von Montalivet hat in

Erziehern, und Frauen, die mit ihren Männern reisen; indeß soll, seiner Eigenschast als Intendant der Civilliste bereits eine Summe

mit Hinsicht auf ein Gesetz vom Jahre 1822, welches die Erziehung der Jugend im Auslande verbietet, darauf gesehen werden, daß Söhne

von 3 Millionen für die Reise des Königs bei der Consignations⸗

Kasse erhoben. Das Personal, welches den König begleiten soll, so

vom lden bis 18ten Jahre nicht ohne besondere Erlaubniß mit ins Aus- wie die Schiffe, sind bezeichnet; die Abwesenheit des Königs wird

land genommen werden, die von dem Königl. Statthalter selbst nachzusu⸗ chen und nur bei wichtigen Anlässen zu ertheilen ist. Die Pässe nach dem Aus- lande werden unentgeltlich nur an Personen ausgefertigt, die auf Befehl der Regierung in Dienstsachen reisen, so wie an die Mitglieder der Bet⸗ telorden, auch an die Familien und Dienstboten derjenigen Beamten, welche zu dauerndem Aufenthalt in Interessen des Staatsdienstes nach dem Auslande reisen. Alle übrigen Personen müssen ihre Pässe be⸗ zahlen, und zwar nach dreierlei Klassen, entweder die bloße Stempel⸗ Abgabe von 90 SilbersKopeken, wie bisher, oder noch 25 oder 190 Silber- Rubel für jedes im Auslande zugebrachte halbe Jahr. Es folgen dann die näheren Bestimmungen darüber, von welchen Perso—⸗ nen und unter welchen Verhältnissen die eine oder die andere Abgabe zu entrichten ist.

Frankreich.

Paris, 20. Ang. Die Naivetät der französischen Zeitungen, wenn es sich von Verhältnissen zu den Nachbarstaaten handelt, ist bisweilen ganz unglaublich. Auch die verständigsten und gemäßigtsten haben hier ihre schwache Seite und sind entweder selbst verblendet oder glauben, ihre Nachbarn mit einigen schmeichelnden Worten leicht verblenden zu können. Die Mißhelligkeiten mit England mögen eine größere Annäherung an Dentschland wünschenswerth erscheinen lassen; man sucht auf dieser Seite nach Sympathieen, erinnert sich aber der Stimmungen des Jahres 1840 und möchte gern den Eindruck davon verwischen. Daß dieses nicht eben mit großem Geschick versucht wird, möge eine Erklärung des Sinele zeigen, die wir zur Charakteristit

nur 8 Tage dauern. Ob Se. Majestät, wie belgische Blätter wissen wollen, über Brügge, Gent, Antwerpen und Brüssel nach Paris zu— rückkehren wird, scheint noch nicht entschieden. . Gestern soll eine sehr energische Note des englischen Kabinets hier eingelaufen sein, die auf voliständige Genugthunng wegen Ota— heiti's besteht. Nach Uebergabe der Note wurde Lord Cowley er= sucht, sich in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu verfügen, wo er eine dreistündige Konferenz mit Herrn Guizot hatte, nach deren Beendigung Couriere an die englische Regierung und an die französische Gesandtschast in London abgefertigt wurden. Wie verlautet, hätte Herr Guizot die Abberufung der Herren Bruat und d'Aubigny zugestanden, wolle dieselbe jedoch nicht im Monitenr veröffentlichen, sondern verlange, England solle sich mit der Thatsache

begnügen, Lord Aberdeen aber fordere einen Widerruf in dem ofsi⸗ ziellen Blatte. Um diese Formfrage zu schlichten, soll der König nun

einen eigenhändigen Brief an die, Königin Victoria geschrieben und Ihre Majestät ift haben, vermittelnd einzuschreiten, mit dem Ver— prechen, alle etwa noch unerledigt bleibenden Punkte bei seinem Be⸗ 6 in England befriedigend ausgleichen zu wollen.

An alle Seepräfekten ist vorgestern der Befehl ergangen, ein genaues Verzeichniß sämmtlicher Kriegoschiffe und anderer Fahrzeuge, welche erforderlichenfalls in See gehen könnten, einzusenden. Auch wird in allen Arsenalen mit größter Thätigkeit gearbeitet, in Toulon sogar die Nacht über.

Der Bischof von Tulle erklärt in einem in den Zeitungen ver⸗ öffentlichten Schreiben, daß er sich der von der Regierung angeord⸗

dieser Bestrebungen mittheilen. Der Artikel an sich ist eigentlich nicht so bemerkenswerth, da man aus solcher Quelle kaum eiwas Anderes erwarten kann und die zurückgedrängte Natur immer wider Willen zum Vorschein kömmt. Mehr Verwunderung muß es erregen, daß ein Blatt, wie die Presse, ganz aus dem Geleise ihres sonst so be⸗ sonnenen Urtheils weichend, aus so schielenden und jakobinischen Phrasen, die den Stempel der revolutionairen Propaganda an der Stirn tragen, die Aussicht auf ein innigeres Verhältniß zwischen Deutschland und

neten Schließung des Klosters der Karmeliterinnen mit allen Kräften widersetzen werde.

Baron Mackau, der vorgestern inkerimistisch die Functionen des Kriegs⸗-Ministers versah, begab sich im Laufe des Tages mit dem Kommandanten der polytechnischen Schule, General Boileau, nach Neuilly. Gestern würde dieser Besuch wiederholt, obgleich der Mi nister seine interimistische Verwaltung schon wieder abgegeben hatte.

Frankreich ableiten zu können glaubt. Man höre den Siüele, das Organ Odilon Barrot's:

„Aus unserer Sprache braucht man nicht zu schließen, daß wir auf die Politik der Opposition von 1831 zurücklommen wollen. Nein, und ob⸗ gleich man Herrn Odilon Barrot's Ausspruch sehr trenlos ausgebeutet hat, wir wiederholen es, man muß die vollbrachten Thatsachen anzu⸗ nehmen wissen. Belgien und das linke Nhein-Ufer dürfen nicht mehr der Gegenstand unseres Ehrgeizes sein: die Bevölkerungen dieser Län der mögen späterhin aus eigener Machtvollkommenheit ent⸗ scheiden, ob es ihnen genehm ist, zu bleiben, was sie sind, oder sich mit der französischen Familie zu vereinigen. Diese Frage, wir sagen es ohne Bedenken, ist es jetzt nicht werih, daß wir durch Verfolgung derselben die Sympathicen Deutschlands aufs Spiel setzen. In Afrika, in Algier, da liegt jetzt der Keim zu Franlreichs fünf tiger Größe. Die Dentschen haben sich im Jahre 1840 überreden lassen, wir wollten ihrer Nationalität zu nahe treten. Nichts kann falscher sein. Indem wir uns auf dem linken Rhein- User festzusetzen und der Schelde und Maas, die auf unserem Gebiet entspringen, bis zum Meere zu solgen suchten, hatten wir nichts Anderes von Augen, als eine große Nation zu begründen, die in ihrer Einheit allen anderen zum Muster diene. Möge denn dieser Anlaß des Hasses oder Streits für immer verschwinden: Frankreich denkt nicht mehr daran, seine Waffen nach dem Norden zu tragen; die souve⸗ raine Entscheidung der Belgier und der Rheinländer soll unser Geseß sein jetzt und im merdar. In diesem Augenblick muß Frankreichs Macht ihre Richtung nach einer anderen Seite nehmen.“

Und auf solche Worte will die konservative Presse eine Allianz zwischen Deutschland und Frankreich bauen; auf solche Worte gestützt, tritt dieses Blatt, vor Denutschland hin und ruft ihm zu: „So will denn die Opposition, zum mindesten diejenige Nüance der Opposition,

Paris, 20. Aug. Man hatte gestern Abend das Gerücht verbreitet, Marschall Soult sei während der vorgestrigen Nacht in aller Eil zurückgekommen, und die verschiedenen Fragen der auswär— tigen Politik, namentlich die zwischen England und Frankreich ob⸗ schwebenden, hätten eine so ernste Wendung genommen, daß sie einen Minister⸗Wechsel herbeiführen könnten. Bereits wurde Graf Molé als der wahrscheinliche Nachfolger des Herrn Guizot genannt. In⸗ deß ist der Marschall noch nicht eingetroffen, obgleich eine Estafette an ihn abgeschickt wurde, um ihn zurlickzurufen: aber allgemein wird versichert, daß er auss neue den bestimmten Entschluß, sich zurückzu⸗ ziehen, gefaßt habe. Man glaubt auch, daß er sich verletzt fühlen werde über die interimistische Uebertragung seines Portefeuilleis an den Marine-Minister auf nur einen Tag, behufs der Unterzeichnung der Ordonnanz in Betreff der polytechnischen Schule, weil dieser Schritt geschah, ohne daß man ihn zuvor davon in Kenntniß gesetzt hatte. Indeß konnte die Regierung nach den jetzt über den Hergang belannt werdenden Aufschlüssen, durchaus nicht, an⸗ ders handeln, als sie gethan, und selbst Männer, die zu der gemäßigten Opposition gehören, fangen an, dies öffent⸗ lich anzuerkennen. Auf den Punkte, wohin die Dinge ein— mäl in' der Frage wegen der polytechnischen Schule gelom—= men, war jeder Mitelweg unmöglich geworden. Am Freitag Abend waren die Zöglinge der Schule, die sich an einem öffentlichen Orte versammelt hatten, fast wieder zur Rückkehr in die Schule entschlos⸗ sen, als ein Mitglied der Alademie der Wissenschaften, an welches sse eine Deputation abgesendet hatten, ihnen den Rath gab, bis Mon⸗= tag zu warten, mit dem Beisatze, daß an diesem Tage die Akademie

sich in geheimem Comitè versammeln werbe, um über bie sie interes⸗ sirende 89 zu berathen und einen Beschluß zu fassen. Als die Regierung nun von diesem den Zöglingen ertheilten Rathschlage Kenntniß erhalten hatte, sah sie sich wohl genöthigt, schneller einzu⸗ schreiten, als sie selbst anfangs gewollt hatte. Nicht zu leugnen ist, daß dieser ganze Vorfall dem Ministerinm äußerst ungelegen kommt, in dem Augenblicke, wo durch die kritischen äußeren Verhältnisse ohne⸗ dies die Gemüther in außerordentlicher Spannung, und große Schwie⸗ rigkeiten zu überwinden sind.

In Betreff der Frage wegen Otaheiti bleibe ich bei meinen ersten Angaben stehen: Herr Guizot ist dem Vernehmen nach entschlossen, troß alles erhobenen Geschrei's, die Zurlckberufung des Herr d'Au⸗ bigny, dessen Verfahren er als einen Mißbrauch der Gewalt aner= kennt, durchzusetzen, obgleich er noch im Kabinette selbst auf Widerstand stößt. Man geht sogar so weit, zu versichern, daß er eher seine Ent⸗ lassung nehmen, als in diesem Punkte nachgeben wolle. Der Schiffs⸗ Lieutenant Reine, Adjutant des Contre⸗-Admirals Dupetit-Thouars, der seit etwa drei Wochen in dem Bade zu Vich9 sich befand, ist auf eine an ihn ergangene Berufung des Marine⸗Ministers hier ange⸗ langt. Auch der Korvetten-Capitain Herr Collet, der die Fregatte „la Reine Blanche“ befehligt, an deren Bord die Admiralsflagge wehte, befindet sich seit einiger Zeit zu Paris. Er hatte die Sta= tion des stillen Oceans noch später als Herr Reine verlassen und weiß bis jetzt noch nicht, wenn er auf seinen Posten zurüchteh— ren? wird. Ein mißliches Ding unter den obwaltenden Um ständen jst immerhin, daß das Ministerium bei den vielfachen Schwierigkeiten, die es umlagern, nicht vollständig versammelt ist. Fies hat nicht wenig dazu beigetragen, auch auf der Börse jene Be unruhigung hervorzubringen, welche das beträchtliche Sinken der Fonds veranlaßt hat. Und indem das Journal des Débats den poli⸗ tischen Himmel als ganz wolkenlos darstellen wollte, um die Gemüther wieder zu beruhigen, indem es so in eine offenbare Uebertreibung auch seinerseits versiel, hat es gerade die entgegengesetzte Wirkung hervor⸗ gebracht. Daß dies Bombardement von Tanger und der übrigen maroflanischen Hafenplätze ein entscheidendes Nesultat hervorbringen werde, wird auch hier immer mehr bezweifelt. Mit außerordentlicher Spannung sieht man dem Eintreffen der nächsten Nachrichten vom Marschall Bugeaud entgegen, von welchem solche seit Ende Juli durchaus fehlen. Während die Einen den Grund davon in einem Zuge gegen die Hauptstadt Fez erblicken wollen, fürchten die Anderen, daß ihm alle Verbindungen rückwärts durch die vereinigten Marok⸗ faner und Araber abgeschnitten seien; die letztere Annahme hat fast mehr Wahrscheinlichkeit als die erste. .

In dem Schreiben eines Ofssizieres am Bord des „Suffren“ wird der Gesammtverlust der sranzösischen Flotte an Todten auf vier Mann angegeben; das Admiralschiff „Suffren“ hatte sechs Verwun dete und außerdem funfzehn bis sechzehn Kugeln in seinem Holzwerk erhalten, dafür aber nicht weniger als funfzehnhundert gegen die Maunern' von Tanger geschleudert. Die marolkanischen Kugeln gingen durchaus zu hoch.

Nachschrift. Man weiß nun auch noch einiges Nähere über das Bombardement. Der „Suffren“ und „Jemappes“ begannen das Feuer und setzten es bis 10 Uhr, die übrigen Schiffe langsam bis gegen 12 Uhr fort. Das Linienschiff, welches das eiwa eine Meile ösilich von der Spitze von Tanger gelegene Küstenfort el Renegade beschoß, war der „Triton“; aber schon nach der zweiten vollen Tage desselben stürzte die Mauer ein, und die marokkanischen Kanoniere liefen davon. Durch die kongrevischen Naketen wurden auch die Zelte eines von den Mauren außerhalb des Platzes errichteten Lagers in Brand gesteckt, und man bemerkte, daß die Marokkaner dort verdeckte Battericen terrassenförmig über einander errichtet hatten, die mit Ar⸗ tillerie und zahlreicher Mannschaft besetzt waren, um einen etwaigen Landung kräftigen Widerstand zu leisten. Die Gesammtzahl der von den Franzosen in den Platz geworfenen Kugeln wird auf 900 ange- geben. Trotz aller Vorsicht, die man brauchte, um das Konsulatquartier zu verschonen, fielen doch einige Kugeln in dasselbe, und namentlich 'ine in die Kapelle desespanischen Konsillats. Von den Kanonen der Ma—⸗ rolkaner wurden 105 gänzlich demontirt, und ihr Verlust an Mann⸗ schaft wird auf 150 Todte angegeben, die Zahl der Verwundeten aber nicht erwähnt. Einige der marolkanischen Geschütze feuerten so gut, daß sie den Verdachk erregten, von Europäern bedient zu sein. Trotz alles Widerstandes des Gouverneurs sollen nach dem Benbar⸗ dement die Kabylenhorden von außen in den Platz gedrungen sein und sowohl in den Konsulaten als in anderen europäischen Häusern große Verheéernungen angerichtet haben. Alles zeigt, daß eine Landung zu Tanger nicht möglich war, wenn man sie auch hätte unternehmen wollen. Der Prinz von Joinville zeigte während des ganzen Kampfes einen Muth und eine Kaltblütigkeit, die allgemein bewundert wurde. Die französischen Schiffe sollen vorzüglich in ihrem Mastwerke Be⸗ schädigungen erlitten haben, vorzüglich die „Belle Poule“. Nach Beendi⸗ gung des Bombardements brachten die Kommandanten der anwesenden Serstreitkräfte der anderen Nationen dem Prinzen ihre Glügwünsche dar. Der Prinz will nun Mogador und Larrache angreifen. Da aber der erstere Hafen sehr unsicher ist, auch die Besestigungen von Mogador sehr stark sind, so will der Prinz zuvor eine kleine, diese Forfificationen beherrschende Insel besetzen und von dort aus den Platz beschießen. Er erwartete auch zu diesem Zwecke noch Verstär⸗ lungen aus Frankreich. Nach einer anderen Angabe hätte er seine Flolte in zwei Theile getheilt, von denen der eine die kleineren Hafen⸗ plätze beschießen sollte, während der Prinz selbst die bedeutenderen angreifen wollte.

berliner Jargon geriethen hier in ein wenig harmonisches Kreuzfeuer, und hierdurch machte die ohnehin gehaltlose Bluette weniger, als die originelle Auffassung des Schwätzers, Klatschers und Zuträgers (Tabackskrämer Se— bastian Tratschmiedl) durch Herrn Nestroy verdient hatte. Wohl in leinem Stücke dürste der fremdartige Accent diesem Künstler im Auslande hinder= licher sein, als in dem genannten, wo die Galoppsätze natürlich ihre Wir kung verfehlen, wenn sie nicht alsbaly verstanden werden können. u

Vermischtes.

Bremen, 15. Aug. (Düss. Zig.) Ein kunstliebender hiesiger . hat das schöne vielbesprochene Bid von Karl inn, 18 schlesischen Leinweber“ zu einem ansehnlichen Preise an sich gebracht.

ging und eiwa 3 Grad un

r keigte sie ein stände am onie .

ß —— *

Zu derselben Zeit wurde dies Meteor zu Lichtenberg im Großher⸗ zogthum Hessen wahrgenommen. Die Großh. Hessische Zeitung be— richtet darüber: „Lichten berg, 17. Aug. Gestern Nacht nach halb 11 Uhr wurde hier eine Lufterscheinung beobachtet, welche von Westen nach Osten ziehend, eine solche, durch den bedeckten Himmel aber noch vermin— derte Helle verbreitete, daß die Berge rings umher wie von einem grünlichen Feuermieer umflossen schienen. Das Ganze dauerte nicht ganz eine halbe Minute; nach dem Verschwinden wurde, wie bei dem in der Nacht vom 2isten auf den 22sten v. M. ebenfalls hier beobachteten Meteor, ein sich zuerst verstärkendes und nach und nach aber schwächer werdendes, sernem Kanonendonner ähnliches Geräusch wahrgenommen.“

Gotha, 16. Aug. Am 12ten d. M. wurde das durch verschiedene Liederlafeln und Gesang⸗-Vereine Thüringens vereinigte Männersängersest im Freien auf der Terrasse hinter dem Nesidenzschlosse unter Mitwirkung von 60 Sängern begangen. Von musikalischen Notabilitäten waren u. A. die renn f Chelard aus Weimar und Schneider aus Deßau zugegen, Das Weiter begünstigte diese, auf die Zuhörer einen imponirenden Eindruck machende Gesangfeier.

Der Kölnischen Zeitung wird aus Leipzig vom 18. August ge⸗ schrieben, der Schriststelle Jo seph Rank (dessen Verhastung wir gemel⸗ 31. nach zehntägigem Gefängniß in Prag wieder auf freien Fuß gesetzt

orden.

Die belgischen Kolonieen in Guatemala und

Brasilien.

Unter diesem Titel ist so eben zu Köln, in Kommission bei Kohner, zu m Besten des kölner Domb aus, eine kleine Schrisi erschienen, die,

bei dem kaum mehr abzuleugnenden engen Zusammenhange, in welchem wohlgeordnete und mit den nöthigen Garantien umgebene Auswanderungs= und Colonisations-Projelste zu den wichtigsten und dringendsten sozialen Fragen der Gegenwart stehen, zeitgemäß ist und Aufmerssamkeit verdient. Wefentlich sich auf deni Gebiele des Thatsächlichen haltend, hütet sich der Verfasser, auch wenn er sich zur Zukunst und ihren Aussichten wendet, vor zu sanguinischen Verheißungen und beschränlt 9 auf eine ruhige, wenn auch zu Hoffnungen mancher Art geneigte Prüfung des Möglichen. Juvörderst wird die durch die Cæmpagnie helge de coloni- zatian ius Werk gesetzte Kolonisirung von St. Thomas in Guatemala aus- führlich dargestellt; ihr folgt die Beleuchtung der Verfassung und der Un⸗ lernehmungen der seit 15812 ins Leben getretenen Belgisch⸗ Brasilianischen Gesellschaft, welche die fer nf von Europäern aller Natignen in der Provinz St. Katharina, im füdöstlichen Winkel des Kaiserreichs, zum Zweck hat. Bei dieser Gelegenheit sind vielfache Notizen über dies letzte beigebracht, welche bei dem entschiedenen Näherrücken Brasiliens an das Gchiet ber curopäischen Handelspolitik, nur willkommen sein lönnen. Gegen den Schluß werden die Wirkungen der gedachten und ähnlicher Unsernehmungen nicht nur auf Belgiens, sondern auch auf. Deutschlands Handel im Allgemeinen, in meist auf Zahlen gegründeten Umrissen, dar⸗ estellt. ar Bie ganze Schrift beweist ein fleißiges Sammeln und umsichtiges Be— achten des auf den Gegenstand bezüglichen Materials. Aus lebhaftem Inieresse für denselben hervorgegangen, würde sie daher zin solches auch dann derdienen, wenn ihre ursprünglich nicht beabsichtigie Verffentlichung nicht zum besten eines großen deutschen Unternehmens erfolgt wäre.

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Großbritanien und Irland.

London, 20. Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preu⸗ ßen begab sich am Sonnabend nach Woolwich, um die dortigen Ar⸗ senale in Augenschein zu nehmen. General Lord Bloomsield, der Kommandant des Platzes, Tags zuvor auf offiziellem Wege davon in Kenntniß gesetzt, führte dem Prinzen die dort garnisonirende Artillerie= Brigade vor, welche zur großen Zufriedenheit des hohen Gastes einige Evolutionen und Schieß Manöver ausführte. Besonders schien die Schnelligkeit, mit welcher die reitende Artillerie das Abprotzen, Auf⸗ sitzen und Feuern bewerkstelligte, wozu nur 114 Sekunden erforderlich waren, den Prinzen zu überraschen. Der Herzog von Wellington, in preußischer Feldmarschalls Uniform, Sir George Murray, Lord Charles Wellessey und ein glänzender Stab begleiteten Se. Königl. Hoheit den Prinzen, der, nach Besichtigung der Kasernen, Lord Bloom⸗ sield mit seiner Gegenwart bei einem in dessen Wohnung gegebenen Dejeuner beehrte, hierauf das Arsenal besuchte und den Raketen⸗ Uebungen beiwohnte. Um 5 Uhr langte Se. Königl. Hoheit wieder im preußischen Gesandtschafts Hotel in Carlton Terrace an und be⸗ gab sich mit Gefolge zum Diner bei dem Herzoge von Wellington, wo der Herzog und die Herzogin von Cambridge, die Herzogin von Gloucester, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklen⸗ burg, Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar und viele Nobilitäten ver⸗ sammest waren. Nach dem Diner besuchte der Prinz die italienische Sper. Am folgenden Tage, Sonntags, stattete Se. Königl. Hoheit der verwittweten Königin einen Besuch ab, nahm dann später den Palast von Hampton Court in Augenschein, und dinirte bei dem Her⸗ zoge von Cambridge in Kew, wo dieselben fürstlichen Personen und Nobilitäten anwesend waren. Gestern besuchte der Prinz in Beglei tung des Herzogs von Wellington und seines Gefolges, des Herrn Bunsen, der Grafen Königsmark und Pückler, des Baron Schleinitz, zweier Herrn von Thile, des Herrn Ernst Bunsen und des Capitain Meynel, die Schiffswerften von Portsmouth, der alte Herzog war bereits eine halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit der Abfahrt auf dem Bahnhofe der South Western Eisenbahn, und erwartete den Prinzen, der ihn bei seiner Ankunft auf herzliche Weise begrüßte. Das schönste Wetter begünstigte die Fahrt. Um 11 Uhr Vormittags langte der Zug in Gosport an, einem befestigten Marktflecken auf dem festen Lande, Portsmouth gegenüber, wo der Prinz mit seiner Be⸗ gleitung unter einem Salut von 21 Kanonenschüssen von den im Hafen liegenden Schiffen eine bereitliegende Barke bestieg, und, nachdem die preußische Flagge aufgesteckt war, über den Kanal setzte, welcher Portsmouth vom Festlande trennt. Eine zahlreiche Gesellschaft erwartete Se. Königliche Hoheit am Landungs⸗ Platze, unter anderen außer den Admiralen und Seeoffizieren der Herzog und die Herzogin von Beaufort, Lord Sommerset, Graf Wilton, Lord Grosvenor 2c. Nach Besichtigung des Hafens, des Arsenals, der vielen Schiffsbau⸗Werkstätten, besuchte der Prinz in Begleitung der ganzen Gesellschaft und vieler Damen, nachdem man vorher in der Wohnung des Hafen-Admirals ein Dejeuner einge⸗ nommen, auf dem Dampfboote „Comet“, den bei Spithead liegenden „Collingwoobd“, welcher bekanntlich unter dem Befehl Sir George Seymour's nach der Südsee bestimmt ist, und den „Victory“, Nel— son's Schiff, auf welchem der große Seeheld bei Trafalgar seinen Tod empfing. Als der Herzog von Wellington Se. Königl. Hoheit zu der Sielle führte, wo Nelson die Todeswunde empfangen hatte, und der Prinz hier den damaligen Ausspruch des tapferen Admirals las: „England erwartet, daß Jeder heute seine Pflicht thun wird“, rief er unwillkürlich aus. „So lange als der britische Seemann die⸗ ses Spruches eingedenk bleibt, so lange wird England, wie ich über—⸗ zeugt bin, seine wohl erworbene Herrschaft über die Meere behaupten“. Nach einem Besuch auf der gleichfalls hier liegenden Macht der Kö- nigin begab sich der Prinz mit seiner ursprünglichen Begleitung nach Gosporf zurück, langte mit einem Extrazuge nach kurzer Fahrt in Basingstole an und beehrte von hier aus den Herzog von Wellington in feiner Besitzung Strathsieldsayn mit einem Besuche, wohin eine aus gewählte Gesellschaft geladen war. Ste. Königl. Hoheit wird sich heute in Begleitung des Herzogs nach Orsord begeben und von dort seine Reise nach Edinburg und in die Hochlande Schottlands fortsetzen.

Das Bombardement Tangers und dessen mögliche Folgen sind noch das Hauptthema unserer Journale. Die ministeriellen Blätter bieten alles Mögliche auf, allen ihren auf die marokfanische Angele⸗ genheit bezüglichen Artikeln einen beschwichtigenden Charakter zu ge den, während die Oppositions- Journale, besonders die Morning Chroniele, mit mehr Entschiedenheit sich darüber erklären und von der Voraussetzung ausgehen, daß die Besetzung Tangers durch die

Franzosen bereits erfolgt sei. Man scheint auf Seiten der Regierung die Schwierigkeiten sehr wohl zu kennen, welche diese Angelegenheit in der Gestalt, die sie jetzt angenommen hat, mit sich führt, und

wenn Morning Herald, Standard und Times sich bemühen, die friedliche Entscheidung der Frage in Aussicht zu stellen, so0 dürfte damit allerdings der Wunsch der Regierung, nicht aber ihre wirkliche Ansicht von der Sache ausgesprochen sein. Der Standard und Morning Herald sind der Meinung, daß Frankreich nicht daran denke, Marokko zu erobern, auch nicht im Stande sei, es zu behaupten, wenn die Eroberung wirklich stattfände. Deshalb müsse man auf die Zerstörung Tangers kein Gewicht legen. „Nein“, ruft der Standard aus, „unsere wahre Würde erheischt, daß wir von der Sache gar keine Notiz nehmen und uns gar nicht darum kümmern.“ Eben so sucht der Morning Herald heute in einem längeren Artikel nachzuweisen, daß England zu hoch und sicher gestellt sei, als daß es nöthig habe, jede Bewegung Frankreichs mit eifersüchtigem Auge zu beobachten. England, sagt der Herald, besinde sich jetzt schon seit acht Jahrhunderten in stetem ruhmvollen Fortschreiten begriffen und habe eine Stel⸗ lung unter den europäischen Mächten erlangt, daß es vor einem Kriege keine Furcht zu hegen brauche, wie sehr es auch geneigt sei, den Krieg an und für sich als sündhaft und verderbenbringend zu verabscheuen. Gebieterin über eine Volksmenge von 130 Millio— nen, von denen 30 Millionen auf uneinnehmbaren Insel-Festungen in Europa, im Besitz einer Seemacht, zahlreicher und stärker als die Flotten aller anderen Mächte zusammengenommen, und im Stande, diese Seemacht dreifach zu bemannen, habe England sicher für sich selbst nichts von einem Kriege zu besorgen. Freilich be⸗ haupte man, daß durch die Einführung der Kriegs-Dampfschiffe die Kriegführung eine ganz veränderte Gestalt erhalten habe, daß da⸗ durch insbesondere das Mittel geboten werde, auf vielen Punkten der bis jetzt für unnahbar gehaltenen Küste ven England Landungen zu bewirken, dagegen aber sei zu erwägen, einestheils, daß England auch in Bezug auf die Zahl und Stärke der Kriegsdampfschiffe bedeutend im Vortheil sei, und anderentheils, daß die so sehr erleichterten Com⸗ municationen im Innern von England die Mittel an die Hand geben, auf jedem beliebigen Punkte der Küste in kurzer Zeit die nöthige YNiann— schaft zu sammeln. Vergessen dürfe man auch nicht, daß während die Volkszahl in Frankreich seit der ersten französischen Revolution fast sta⸗ tionair geblieben sei, die Bevölkerung sowohl Englands, als seiner natürlichen Alliirten auf dem Continente, Oesterreichs und Preu⸗ ßens, sich um mehr als das Doppelte vermehrt habe. Wenn aber unter solchen Umständen und mit Rücklicht auf die verhältnißmäßig jetzt so glänzende finanzielle Stellung Englands, dasselbe einen Krieg

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nicht zu scheuen brauche, so sei derselbe doch sicherlich besser zu ver⸗= 32 re ul, aber biete die marolkanische Angelegenheit, auch wie sie sich jetzt gestaltet habe, keine Gründe zur Besorgniß dar, denn daß Frankreich Marokko erobern könne, daran sei gar nicht zu denken. Angenommen selbst, Tanger werde von den Franzosen besetzt, so be⸗ sitzen dieselben in diesem Punkte nichts als einen ärmlichen Seehafen, dessen Bewohner nur von der Jischerei und von der Verproviantirung von Gibraltar leben, und der als Station für Kriegsschisse gar nicht zu gebrau⸗ chen sei. Zugegeben aber, auch die Franzosen besetzten nach und nach alle Seehäfen an der marofkanischen Küste vom Kap Milonia bis zum Kap Non, so würden sie doch von der Eroberung von Marokko noch eben so weit entfernt sein, wie vorher. Vor vierzehn Jahren habe Frankreich die Stadt Algier erobert, aber Niemand werde behaupten können, daß es das Land Algier jetzt nach Verlauf von vierzehn Jahren als eine gesicherte Eroberung betrachten könne. Und doch dabe Algier nur 2 Millionen Bewohner, Marollo dagegen mehr als 114 Millionen und zwar von einem viel kräftigeren, mehr kriegerischen Menschenschlag. Daß die weise Regierung Ludwig Philipp's sich gegen ein solches Land in einen Eroberungskrieg einlassen werde, der für Frankreich eine Veranlassung fortdauernder Schwäche werden würde, sei nicht zu erwarten.

In Uebereinstimmung mit dieser Ansicht und als Erwiederung auf die von den Oppositions⸗Blättern verbreiteten Nachrichten ent⸗ hält heute der Morning Herald folgende halb offizielle Erklärung: „Wir sind im Stande, der Behauptung, daß französische Truppen nach dem Bombardement von Tanger gelandet seien, auf das be⸗ stimmteste zu widersprechen. Am Abend des Ften waren keine fran⸗ zösische Truppen gelandet, und die marokkanische Flagge wehte auf den Wällen von Tanger. Die Kenntniß dieser Thatsachen ist von der größten Wichtigkeit in Betracht des Einflusses, den auch nur ein Anschein französischer Besitzergreifung der festen Plätze an der marok— kanischen Küste auf die öffentliche Meinung in England ausüben würde.“

Die Times, obschon auch ihre Erklärungen einen möglichst be—

schwichtigenden Charakter tragen, spricht sich doch gegen die Nach— giebigkeits Theorie des Herald aus und bezeichnet ausbrücklich als den Wendepunkt, auf dessen Beachtung es ankomme, den Augenblick, da die Franzosen sich mit dem bloßen Bombardement der Küstenplätze nicht mehr begnügen, sondern irgend einen derselben besetzen würden. Eine solche Besitznahme dürfe „unter keinen Umständen“ gestattet werden. „Das Verfahren, welches England unter den gegenwärtigen Umständen gegen Frankreich einzuhalten hat“, sagt die Times, „ist sehr zarter Natur, aber nicht weniger klar und unzweideutig, als zart. Wir ha⸗ ben für jetzt nur die Zuschauer bei einem Streite abzugeben, welcher zwischen zwei unabhängigen Staaten geführt wird; aber zugleich müssen wir uns bereit halten, zu handeln, vorausgesetzt, daß wir da⸗ zu berufen werden, d. h. vorausgesetzt, der Streit nehme eine Wen⸗— dung, welche unsere eigenen Interessen ins Spiel bringt. Bis da⸗ hin ein vollkommen ruhiges und neutrales Verhalten, aber bewaffnete Ruhe, bewaffnete Neutralität ein wachsamer Zuschauer, bereit, einen starken Streich zu führen, sobald seine eigenen Rechte gefähr— det werden, das ist die Stellung, in welcher wir uns jetzt in Be⸗ ziehung zu unseren französischen Nachbaren im Mittel-Meere be⸗ sinden.“ Auch in Betreff der otaheitischen Angelegenheit zeigt sich das Bestreben in den ministeriellen Blättern, die nationale Bedeutung des schwebenden Streites zu schwächen. Ein in der Times zuerst er⸗ schienener Brief eines Herrn Brodie macht jetzt die Runde, in wel— chem nicht nur die Königin Pomareh als eine lockere, dem Trunke in hohem Grade ergebene Frau geschildert wird, welche keine Theilnahme verdiene, sondern in welchem auch behauptet wird, daß die Missio⸗ naire auf Otaheiti gleichfalls diesem Laster ergeben seien und einer derselben, Namens Wilson, welcher in der Abwesenheit des Herrn Pritchard als Vice-Konsul fungirte, von den Behörden Otaheiti's selbst wegen Trunkenheit ins Gefängniß gebracht und an den Pranger gestellt worden sei.

Mehrere Blätter hatten behauptet, daß die Regierung beabsich⸗ tige, sechs Linienschiffe so schnell wie möglich segelsertig machen zu lassen, und habe deshalb die Anfrage in Portsmouth gemacht, in wie kurzer Frist sich dies bewerkstelligen lasse. Der Standard erklärt diese Angaben für unbegründet und fügt hinzu, die Admiralität wisse auch ohne Anfrage genau, wie viel Zeit die Ausrüstung der sog. Advanced ships (der bis auf die Bemannung und das Inventarium segelfertigen Schiffe) erfordere.

Der Tscherkesse, dessen Flucht aus Warschau über die preußische

Gränze von den deutschen Blättern seiner Zeit erzählt wurde, besin⸗

det sich jetzt mit dem Pferde, das ihm zur Flucht behülflich war, hier. Er hat bereits im Hyde-Park seine Fecht- und Reiterkünste gezeigt, ohne jedoch, besonders in ersterer, eine bedeutende Ueberlegenheit über die Fertigkeiten einzelner Kavalleristen von den Garde⸗-Regimentern bewiesen zu haben.

Schweden und Uorwegen.

EChristianig, 13. Aug. Aus Tromsöe wird unterm 30. Juli gemeldet, daß man sich dort eines so warmen und trocknen Wetters erfreue, wie unter jenem Breiten⸗Grade (nahe 707) kaum erlebt worden ist. Vier Tage nach einander, vom 26. bis zum 29. Juli, war keine Wolke am Himmel zu sehen und das Thermometer zeigte um Mittag 4 14) bis 4 187 R. im Schatten.

Dänemark.

Kopenhagen, 20. Aug. (A. M.) Heut Vormittag ist der Prinz Friedrich von Hessen auf dem russischen Kriegs Dampsschiffe „Kamtschatka“ hier angekommen und hat sich sofort nach Charlotten⸗ lund begeben. Der Prinz ist von der harten Prüfung, welche die Vorsehung über ihn verhängt hat, tief erschüttert. „Das Mitgefühl“, sagt die Berlingische Zeitung, „welches sich auch hier über dies betrübende Ereigniß ausspricht, ist um so natürlicher, als vielfältige Aeußerungen der heimgegangenen Fürstin von ihrer Achtung vor dem Volke zeugen, in dessen Mitte sie ihre kommenden Tage zuzubringen bestimmt war, und dessen Liebe sie sich gewiß in hohem Grade durch ihre Anspruchslosigkeit und das edle Vertrauen, mit welchem sie dem— selben entgegengekommen sein würde, erworben hätte.“

Zufolge eines Schreibens des Rektors der Universität zu Greifs⸗ wald an den Reltor der hiesigen Universität, wird Ersterer mit eini⸗ gen Professoren und etwa 50 Studenten Kopenhagen besuchen; sie werden morgen Vormittag von Malmö erwartet.

Schweiz.

Kanton Luzern. In der Sitzung der Tagsatzung am 19. August war der Antrag, des Standes Aargau auf Aluswessung der Jesuiten aus der Schweiz an der Tagesordnung. Die Verhandlung beginnt mit Verlesung des bekannten Kreisschreibens vom 5. Juli. Aargau (Herr Keller) macht im Eingange seines ausführlichen und beredten Vortrages auf die eruste Bedeutung der Frage, welche seit 25 Jahren, manchen treuen Freund des Vaterlandes mit Besorg⸗ nissen für die Zukunft erfüllte und endlich auch zum Verhandlungs⸗ Gegenstande der obersten Bundes-Behörde geworden, aufmerksam, und betheuert, daß den Stand Aargau weder die Absicht, sich am Bunde zu vergreifen oder die bundesgemäßen Rechte sei⸗

ner Mitstände ober die Rechte der Katholiken und der latholist Kirche zu kränken oder zu verletzen, noch Leidenschast und P r oder Freude an kirchlichen Kämpfen zu seinem Antrage bewogen haben, sondern daß derselbe, indem er, bem , . Rufe, daß das Vaterland in Gefahr sei, zuerst amtliches Gehör leihend, die in⸗ haltschwere Frage vor die oberste Bundesbehörde bringe, nur das Wohl des Gesammt⸗Vaterlandes im Auge habe. Der Stand Aargau hoffe und ersuche die eidgenössischen Mitstände, es werden bur , den Gegenstand so bundesbrüberlich mit ihm besprechen, wie er es mit demselben gemeint habe. Der Jesuitenorden erscheint dem spre⸗ chenden Gesandten in seinem Ursprunge eine fromme Stiftung, in seiner Vollendung eine dämonische Macht in seinen Mitgliedern überall verbreitet, in seinen Constitutionen nirgends gekannt ein Bettel-Orden, der nicht bettelt und an Reichthümern Fürsten überbie⸗ tet in seinen Grundsätzen bald kirchlich verdammt, bald wieder gebilligt von einem Papst kraft göttlicher Eingebung aufgehoben, und von einem anderen Papst ebenfalls kraft göttlicher Eingebung wieder eingesetzt reich an trefflichen Lehrern und reicher an arg= listigen Verführern einfältig wie die Taube unter den Wilden, klug wie die Schlange an den Höfen auf Paraguay ein Stifter und Priester der Kultur, im civilisirten Europa ihr Verderben Jeder ein willenloser Knecht und zugleich ein Souverain; des Papstes Sklave und Tyrann zugleich; unter jeder Zone, unter allen Ständen, in allen Verhältnissen immer wieder anders und doch überall immer der⸗ selbe? ein ewiger Proteus, ein weltgeschichtliches Räthsel! Zur. Beurtheilung des Jesuiten-Ordens übergehend, gründet der sprechende Gesandte dieselbe auf die praktischen Ergebnisse und die historischen Erscheinungen seiner geheimen und öffentlichen Wirksamkeit, und ver⸗ sucht auf diese allein untrügliche Grundlage hin zur Unterstützung des gestellten Antrages zuerst die Gemeingefährlichkeit des Jesuiten⸗Ordens und dann die Rechtszuständigkeit des Bundes, ihn und zwar ohne Verletzung politischer oder kirchlicher Rechte aufzuheben und aus— zuweisen, darzuthun.

Italien.

Non, 13. Aug. (A. Z.) Ihre Königliche Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Oranien sind unter dem Namen des Grafen und der Gräfin von Buren vorgestern hier eingetroffen. In ihrer Begleitung befindet sich der Prinz Napoleon Montfort.

Die Stadt Palestrina, so wie mehrere ihr nahe gelegene Ort⸗ schaften wurden, nach mehrtägiger Ruhe, in den Vormittagsstunden des 12. Augusts aufs Neue durch wiederholte Erdstöße erschüttert. Die meisten Häuser der Stadt Palestrina sind beschädigt, doch kehren die Einwohner nach und nach zurück. Ob die früher blühende Klosterschule (ein Seminar), die selbst jetzt noch unter ihren Alumnen viele Fremde, besonders Franzosen zählt, in dem vom Erdbeben hart mitgenommenen Palaste bleiben, oder nach Pagliano verlegt werden wird, ist noch unentschieden.

Neapel, 10. Aug. (A. 3.) Die Nachricht von dem Angriffe auf das Leben Sr. Majestät des Königs von Preußen, welche durch einen Courier überbracht wurde, der die Reise von Berlin hierher in s. Tagen gemacht hat, erregte unter den hier anwesenden Deutschen allgemeine Entrüstung.

Es heißt, der König und die Königin würden nach dem Pidi⸗— grotta⸗Feste (8. September) eine Reise nach Wien unternehmen.

Die Hitze ist gegenwärtig sehr drückend und Alles schmachtet nach Negen, der schon seit zwei Monaten gänzlich fehlt. Die Cister⸗ nen auf den benachbarten Hügeln von Capodimonte, Vomero, Posi⸗ lippo sind beinahe erschöpft.

3p anien.

S3 Madrid, 14. Aug. Diesen Nachmittag traf ein von Paris fommender Courier bei der französischen Botschast ein, und überbrachte dem ersten Botschafts-Secretair, Herzog von Glücksberg, die Vorschrift, sich ohne Verzug? zu dem Geschwader des Prinzen von Joinville zu begeben um die Unterhandlungen zu leiten, die mit der m and o kka⸗ nischen Regierung eröffnet werden dürften. Der Herzog beförderte den Courier sogleich weiter nach Cadir, und wird binnen wenigen 5 selbst dorthin abgehen.

Es ist mir ein Brief eines spanischen Marine⸗Offiziers mit ĩ worden, der vom Bord seines Schiffes dem w Tanger zusah. Die Spanier beschweren sich, unthätige Augenzeugen dieses Ereignisses gewesen zu sein, indem sie behaupten, mit ihren Kanonen dieselbe Wirkung erreicht haben zu können. Der „Suffren“ an dessen Bord sich der Prinz befand, feuerte allein über 36000 Schůssẽ ab und wurde von einigen 40 Kanonenkugeln erreicht. Nachdem das Feuer eingestellt war, begaben sich die Befehlshaber der auf der Rhede von Tanger liegenden fremden Kriegeschiffe, auch der Infant Don Enrique an Bord des „Suffren“, um den Prinzen zu beglückwünschen. Rur der englische Admiral schickte einen seiner Untergebenen. Der Prinz weigerte sich, diesen zu empfangen. Man konnte durch Fernröhre die zahlreichen, auf ihren Kanonen getödteten maurischen Krieger wahr⸗ nehmen. Am Sten war die Verbindung zwischen Tanger und Gibral⸗ tar wiederhergestellt, und am 9ten glaubte man am letzteren Orte, daß die Konsuln der neutralen Mächte wieder nach Tanger gehen würden. Die Marokkaner trafen neue Vertheidigungs⸗Anstaslten; 1500 Reiter befinden sich in der Stadt. In Rabat sollen sich 23,000 Mann befanden. Die Engländer schickten von Gibraltar Wundärzte, man sagt auch, Pulver und Kanonen, nach Tanger. Der Prinz von Joinville ging am Sten unter Segel. Er soll die Absicht hegen, Larrache und Mogador zu bombardiren, und Verstärkungen aus Frankreich erwarten. Das spanische Geschwader hat sich nach Alge⸗= siras zurückgezogen.

In Ceuta sind einige Truppen und Geschütze angekommen, allein der General Villalonga erklärt, daß sie bei weitem nicht hinreichen, um zur Offensive gegen die Marokkaner zu schreiten.

Gestern Abend wurde hier bei dem Posthause ein Mensch ver⸗ haftet, der im Begriff stand, eine mit anderthalb Pfund Pulver und 25 Kugeln gefüllte Bombe anzuzünden. Auch dauern die blutigen Auftritte in den entlegenen Stadtvierteln fort.

Heute standen die Dreiprozentigen zu 265 auf 60 Tage. In Fünsprozentigen wurde nichts umgesetzt.

S prien.

Konstantinopel, 7. Aug. (A. 3.) In Syrien, namenllich in Naplus, Balbek und Beskiare, sind neuerdings bedeutende Unruhen ausgebrochen. Die Bevölkerung weigert sich, die Abgaben zu bezah⸗ len. Die syrische Angelegenheit ist übrigens in eine neue Phase ein⸗ getreten, denn der österreichische und der französische Gesandte scheinen von ihren Höfen neue Instructionen erhalten zu haben, die sie ver⸗ anlassen, die Frage über die Wiedereinsetzung der Familie Schehab fallen zu lassen.

Die Lage der preußischen Schullehrer.

Die Elberfelder Zeitung enthält unter der Aufschri ̃ Nieder Lau fi, einch Airtitel zur Windigun e e ein en, und Zeitungs- Artikel, welche in neuerer Zen er die angeblich .

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