1844 / 240 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Frankreich.

23. Aug. Nach langer Zeit hat die Regierung heute

dli 23 23. 22 26 dem Truppen⸗Corps in lle e ver⸗ * ic Die letzten Nachrichten vom Marschall. Bugeaud z 16 . en fu vom gten; damals hielt er noch immer sein Lager zu alla ** nia besetzt. Die —̃ mit dem marokkanischen La⸗ . zu keinem Ziele geführk. Die Armee des Marschalls war e mpfböte hinlänglich verproviantirt worden.“ Hinzu⸗

N 14. . . Geschwader Sr. Königl. Hoheit des Prinzen 6 ol u s befand sich am 9ten noch in den Gewässern von Tan⸗

. ndert ehr über die lakonische Abfassung dieser . 24 S. wo die Begebenheiten viel weniger Dichtigkeit hatten, wurden uninteressante Berichte in ihrem ganzen Inhali publizirt und jetzt beschränkt man sich auf wenige Zeilen. Vie verlautet, sind obige Nachrichten am 13ten von Oran abgefer⸗ tigt worden. Dem Journal des Debats scheint die Regierung einen Blick in die erhaltenen Depeschen gestattet und ihm anheimge⸗ stellt zu haben, dem Publikum danach eine nähere Schilderung von bem Zustande der Dinge zu machen, insoweit die Veröffentlichung rathlich schien. Das ministerielle Blatt kommentirt die Depesche fol⸗

gendermaßen: ö. .

„Marschall Bugeaud halte seit seiner letzten, vom 10, bis 16. Juli ausgeführten Operation kein Treffen mit den Marolfanern gehabt. Er hatte sich zwei Tagemärsche über Uschda hinaus begeben, aber nicht auf der Siraße nach' Fez, sondern in westlicher Richtung, üm den Guhm Abd el Kader s ur Entfernung von unseren Gränzen zu zwingen und die algierischen Stämme, welche derselbe mit sich führte, zur ig bi n, zu suchen. Dieser doppelte Zweck konnte nicht erreicht werden, Die heftige Hitze und der Wasserman— gel nöthigten den Marschall, nach dem Lager von Lalla Maginig ümzu— sehren. Diese angemessen verschanzte Stellung ist durch provisorische Bau⸗ ten befestigt, welche ein Depot daraus machen, das allen an der marolka. nischen Gränze lagernden Truppen, aus 7009 Mann Infanterie und 1100 Mann Kavallerie bestehend, zum Stütz- und Verprovianlirungs. Punfte dient. Der General Lamoricisre hat das unmittelbare Kommando über dies kleine Armee⸗Corps, welches vor Lalla Magrnia, am Uhed Nuilha, am Uhed Jẽly und auf der Höhe Kudiat Abd el Rhaman echelonsweise aufgestellt ist. Von da beobachtet man I, n, . und sieht mit bewundernswerther

eduld ihrem vierten Angriff entgegen. ; 9 un ieh n ein fehlt es der Armee nicht. Ein kleiner, 10 Stun⸗ den vom Lager entfernter Landungsplatz erleichtert die See⸗-Zufuhr von Oran, und von da wird dieselbe durch die sür diesen Dienst besoldeten und denselben mit ausgezeichneter Treue verrichtenden Kabvlen der Landschaft Nedroma nach dem Lager geschafft. Man hatte schon für einen Monat im voraus Proviant in den Magazinen; eine Zufuhr von 2609090 Ratio⸗ nen hat den Unterhalt des Aimee-Corps noch auf weitere 25 bis 30 Tage gesichert. Obgleich die Soldaten meistentheils Zwieback statt Brod erhal— ien, obgleich die Fleisch⸗Nation nothgedrungen zuweilen durch Eingesalzpenes ersetzt wird, und obgleich die Hitze auf 36 Grad Neaumur im Schatten gestiegen war, bemerkt man doch keine Zunahme in dem Verhältniß der Rrankenzahl, welche ein Truppen Corps im Felde zu haben pflegt. Die Nähe des Feindes und der stetis vorschwebende Gedanke an Kampf erhalten offenbar den moralischen Zustand unserer Soldaten in der ihnen durch die Umstände bereiteten Lage aufrecht. Die Errichtung von Backöfen und die Ankunft einer hinreichenden Quantität Vieh müssen schon vollständige Ver= theilungen gestattet haben. Auch sind viele in Algerien angesiedelte Schanl⸗ wirihe von Tlemsen und Oran angelommen, um im Lager noch andere Vittnalien zu verlaufen; die unterworsenen Araber bringen Früchte und Eier herbei. Die erwünschteste und lebhafteste Zerstreuung für unsere Sol⸗ dalen würde ohne Zweifel ein neuer Angriff des Feindes sein. ; „Die . von Lalls Magrula decken die sogengnnte westliche Linie die südwestliche und die südliche sind nicht minder wohl bewacht, denn dort besonders lönnte Abd el Kader einen Einfall in die Provinz Oran ver= suchen. Der General Tempoure zu Sebdu, der Oberst Eynard zu Saida und der General Mare) zu Tiaret halten strenge Wacht auf dieser ausge⸗ dehnten Linie, während General Bourjolly, der weiter zurück an der Mina stehl, sich in der Lage befindet, nöthigenfalls vor jeden der Zwischenräume m' Siiden, der etwa bedroht schiene, vorzudringen. Im verflossenen Mo⸗ nat unternahm Abd el Kader mit zahlreicher Kavallerie einen Einfall im Süden von Saida, er konnte aher nicht bis an die Gränzen des Tell, der Getraide⸗Negion, gelangen. Sein Plan war, in Jakubia und vielleicht auch in bie Ebene von Egris, in der Gegend von Maslara, einzudringen. Ein Nachimarsch des Obersten Epynard dereitelte seine Absicht, und man war nahe daran, ihn bei Ssid zu erreichen. Auf seinem Rückzuge warf er sich, um seine Leute durch einiges Plündern zu ermuntern, auf die Ha⸗ mian- Scheragas, einen Zweig eines großen Stammes der Wüste, der sich den französischen Waffen nienials unterworfen hat. Als er biesen Stamm geplündert, verkaufte er ihm selbst den Ertrag der Razzia, Zelte, Effelten und Vieh, und vertheilte das Geld unter seinem Trupp. Dleses Benehmen, welches die Leute der Wüste sehr gegen ihn ausbrachte, muß sie unserer Sache gewinnen, wenn der Gang der Dinge uns Gele— genheit giebt, in ihr Land vorzudringen,

„Bekanntlich meldeten die letzten Nachrichten vom Maꝛrschall Bugeaud von friedlichen Anerbietungen Sidi Hamida's, des neuen Kaid oder Be- sehlähabers der marollanischen Truppen zu uschda. Der Marschall. halte sich dem marolkanischen 3 genähert, um die dort befindlichen Streitkräfte mit eigenen Augen zu re ognosziren und die Wirkung der angelnüpften Uünterhandlung zu beschleunsgen. Zu dieser Annäherung bewog ihn auch der Umstand, daß Gruppen von Reitern, welche Abd el Kader detaschirt hatte, das Land zwischen Uschda und Lalla Magrnia durchstreisten, mit dem Befehl, jeden Träger von Depeschen aus einem Lager ins andere anzuhal⸗ ten und als Verrather zu tödten.

„Auf neue Betheuerungen Sidi Hamida's hat der Marsch all einge⸗ willigt, sich wieder in sein Lager zurückzuziehen, wo er sich am 9ten d. M. noch befand. Aber seitdem der Kaid Hamida uns Frieden und Gutes ver= fündig hat, sind die maroltanischen Streilkräfte im fortwährenden Anwach= sen geblieben. Man spricht von einer Zusqmmenziehung von 30,090 Mann und einer nenen Verstärkung von 20.0690, die der Sohn des Sultans her⸗= beiführe. Setzen wir auch diese so, oo9 Mann auf die Hälfte herab, so wäre auch diese Truppen-Ansammlung nicht minder unerklärlich, wenn von Seilen Marollo's aufrichtige Geneigtheit zum Frieden stattfände. Auch ist Jedermann im Lager überzeugt, daß es sich um eine große Aushebung zum heiligen Kriege handelt, der von Amtswegen in allen Provinzen gepredigt wird. Wäre es also eine Täuschung gewesen, daß man allgemein glaubte, Abd el Kader sei für Abd el Rhaman ein Gegenstand des Argwohns, und müßte man jetzt glauben, der Sultan, auf die lriegerischen Schagren ver⸗ irauend, über die er gebietet, und auf die lünftigs Stütze der algierschen Stämme, halte den Augenblick für willkommen, das alte Königreich von Tlemsen wieder zu erobein und die Christen an die Küste zu rr

„Ernste Ereignisse bereiten sich demnach auf der Gränze von Uschda vor. Während aber der Marschall in seinem Lager sich beobachtend ver= hält, wundert es uns, daß man dem Gerücht glaubte, er befinde sich im vollen Marsch auf der Straße nach Fez. Noch mehr waren wir erstaunt, in ver Cronica, einem zu Gibraltar in spanischer Sprache erscheinenden Blatt, unterm 8. August zu lesen, Marschall Bugeaud habe auf eine Strecke von 40 Stunden das Land verwüstet und die Aerndte nieder= gebrannt, Dag einzige Getraide, welches niedergebrannt wurde, war das, weiches Abd el Kader in der Oase von Gemfsudg zwei Tagemärsche von

nferer Gränze, zum Unterhalt süir srine Leute halte säen lassen. Was ie Marsch gegen Fez benifft, so glauben wir nicht, daß unsere Armee ation in diesem Sommer zu unternehmen im Stande ist,

sie die marollanische Armee, von der sie jetz bedroht wird, ge

zerstreut hätte. Fez ist 76 Stunden von Lalla Magrmia,

adt von 10 —- 12,006 Seelen, ist 50 Stunden von diesem La- er n von Fez ,. Da diese Entsernungen in gerader inse genommen sind, wäre e arnicht zu viel, sie auf das Doppelte zu en, wenn es 95 von ciner mslitairischen Expedition handelt, in Berück= . sung der Schwierigkeiten und Krümmungen des Weges, so wie des ir, „den der Traneport des Gepäcks, Proviants und der Geschüte verursacht, was man doch noihwendigerweife mit sich sühren mußte. Es würden sich also, wenn man 10 Siunden auf den Tag rechnet, 10 Tage

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märsche vom Lager nach Teza und 5 von Teza nach Fez ergeben. Bis Temessonia, einen Tagemarsch von Teza, sind 3 mehr oder weniger aus—⸗

edehnte Wüsten zu passiren: der Theil der Wüste Angad, der sich von der Ee von Uschda ausbreitet, die Wüste von Adhara und die Wüste von Taffrata. 160 bis 12 Stunden marschirt man auf der Straße nach Teza⸗ ohne Wasser anzutreffen. Der Reisende Badia wäre dort vor Durst fast umgekommen. Auf den Karten sind zwar eine Anzahl von Nebenslüssen der Maluia angegeben, es sind dies aber nur vom Negen ausgehöhlte Schluchten, in denen mitten im Sommer lein Wasser ist.

„Die Ausführung eines Marsches nach Fez hat zwar nichts Unmögli. ches, aber die 90h0 Mann, über die der Marschall in diesem Augenblick gebietet, würden dazu nicht ausreichen; es wären 12,009 Maun nöthig, nebst einer Verbindungs- und Verproviantirungs-Kolonne, die sich auch für sich allein zu behaupten im Stande wäre, um der aktiven Kelonne Lebens- mittel und Munition zuzuführen, ihre Verwundeten aufzunehmen und die— selbe mit der Operations Basis an der Gränze von Algier in Communica- tion zu erhalten. Ein Unternehmen dieser Art muß lange vorbereitet wer— den; es wäre sehr kostspielig und schwierig, und wenn es unerläßlich er⸗ schiene, so würde es mit . Ersolge nicht vor nächstem Früh⸗ jahr auszuführen sein.

Nachschrift. Man meldet, daß sich das französische Geschwader am gien noch auf der Rhede von Tanger befand und die Havarieen aus— besserte, welche zwei seiner Schiffe durch die Baiterieen der Stadt erlitten hatten. Der Prinz hatte ein Dampsschiff nach Cadix abgefertigt, um ver= schiedene Proviant-Gegenstände und Kohlen einzunehmen. Am 141ten oder 121en wollte er direlt nach Mogador unter Segel gehen.“

Außerdem bringt der Constitutionnel in seiner zweiten Aus- gabe noch Verichte aus Algier vom 15ten, welche das allmälige An⸗ rücken von Verstärkungen für die marokkanische Armee bestätigen. Der Marschall Bugeaud befand sich auch am 10ten noch zu Lalla ⸗Magrnia; man glaubte jedoch, daß er die Marokkaner, trotz ihrer überlegenen Zahl, unverzüglich angreifen werde. Die Truppen litten durch die Hitze nicht so sehr, als man glauben sollte.

x Paris, 23. Aug. Aus dem, was der Nessager gestern Abends, und das Journal des Débats als Kommentar dazu sehr ausführlich heute über die Lage des Marschalls Bugeaud veröffentlicht, geht hervor, daß der Marschall, von überlegenen Streitkräften bedroht, weder vorwärts noch rückwärts konnte, daher sich verschanzt hatte, und daß bei der herrschenden Hitze ein Marsch bes nur 7000 Mann starken Corps gegen Fez fast undenkbar ist. Es ist nur zu gewiß, daß der bem Marschall bereits gegenüber⸗ stehende Sohn (oder Neffe) des Kaisers Muley Abd el Nhaman, Na⸗ mens Muley Mamu, mit Abd el Kader vereinigt, an 30,000 Mann hat, und daß der älteste Sohn des Kaisers, Sidi Mohamed, der, wenn sein Vater zu Marokko residirt, seinen Sitz zu Fez hat, zu Teza, zehn Tagemärsche von Uschda und fünf von Fez mit 20,000 Mann steht. Sidi Mohamed hatte anfangs von seinem Vater Be⸗ fehl erhalten, gegen die verschiedenen Stämme an der algierischen Gränze zu ziehen, um sie im Zaume zu halten. Nachher aber befahl er ihm, wie man vernimmt, in Folge der neuen Einsälle des Mar⸗ schalls ins marokkanische Gebiet, zu Teza Halt zu machen und weitere Weisungen abzuwarten. Würden also auch Muley Mamu und Abd el Kader vom Marschall Bugeaud zurückgedrängt, so würden sie zu Teza einen starken Riickhalt finden, und dem Marschall das weitere Vor⸗ rücken gegen Fez sehr erschweren können. Man versichert heute, daß bereits Befehle aus dem Kriegs-Ministerium ergangen seien zur Ab⸗ sendung zweler neuen Infanterie⸗-Regimenter und eines Lancier⸗Re⸗ giments nach Afrika für den Marschall, und von zwei Genie= und einer Artillerie Compagnie für den Prinzen von Joinville.

Wir haben Über die Flotte neuere Nachrichten, als der Mes(sa⸗ ger giebt, nämlich vom 10ten. Am Freitag, den Rten Abends, hat- ten alle französischen Schiffe den Hafen von Tanger verlassen und westliche Richtung eingeschlagen. Im Vorbeifahren wurde die kleine Küstenstadt Ärzill, etwa 9 Meilen von Tanger am atlantischen Ocean gelegen, mit einer Anzahl Kugeln begrüßt, die einigen Schaden an— richteten. Larache und Rabat sind schwer zugänglich für große Schiffe, noch schwerer Mogabor, dessen Befestigungen auch in besserem Zustande sich besinden und zum Theil mit Kanonen, welche der Kaiser früher von Holland als Geschenk erhielt, besetzt sind. Man versichert aufs neue, der Prinz wolle dort eine Landung vornehmen. Mogador soll 50, 00 Einwohner haben, die Küsten⸗Batterie enthält allein 22 Ka— nonen (die erwähnten aus Holland), die alle auf das Meer hinaus- gerichtet sind. Der Eingang der Bai ist außerordentlich schwierig, das Meer seicht, die Strömung außerordentlich stark. Der Prinz hat daher die Absicht, nur 5 oder 6 Dampfschiffe einlaufen und durch sie die Stadt zusammenschießen zu lassen. Auch das Dampfschiff „Etna“, das nach Oran geschickt worden war, sollte nach Mogador zurückkommen, auf seiner Fahrt längs der Küste aber so nahe als möglich am Lande sich halten und alle marokkanischen Barken am Ufer beschießen, zer⸗ stö3ren und plündern. Alle Konsulatshäuser zu Tanger, mit Ausnahme des amerikanischen und sardinischen, haben bei dem Bombardement Schaden gelitten, das portugiesische wurde geplündert, da es gänzlich verlassen worden war; das englische erhielt 5 Schüsse, von denen aber nur 2 Schaden anrichteten; auch das französische selbst blieb nicht unverschont. Unter den durch das Feuer Getöteten in der Stadt besinden sich auch mehrere Juden. Eine eigentliche Bresche wurde nicht geschossen. Am ten traf einer der jüngeren Söhne des Kaisers, Ramens Muley Suleiman, mit Trußpen zu Tanger ein und wurde von dem Gouverneur Ben Aben Abd el Melach feierlich empfangen. An demselben Tage schon ließen die marokkanischen Be⸗ hörden den Konsuln der neutralen Mächte anzeigen, daß sie in die Stadt zurückkehren könnten, da alle. Gefahr vorüber sei— Wirklich kehrte die Gemahlin des englischen, General ⸗Kounsuls Herrn Drunmond Hay, die durch ihre Wohlthätigkeit bei dem Volke von Tanger in hoher Verehrung stehen soll, noch an demselben Tage in ihre Wohnung zu Tanger zurück; ihr Gemahl aber, befand sich am 11ten noch zu Gibraltar. Am 10ten war Alles ruhig zu Tanger, das nicht einmal blokirt ist. Der Prinz hatte, nachdem die Mauern unten an der Stadt eingeschossen waren, eine kurze Pause im Feuern eintreten lassen, worauf dasselbe gegen die am höchsten gelegene Kassaubah gerichtet wurde. Von 106 Kugeln sollen mindestens 90 diefes Fork getroffen haben, das der französischen Flotte großen Schaden hätte thun können, wenn seine Geschütze besser gerichtet worden wären. Die französischen Kugeln rissen ungeheure Lücken in die Mauern der Kassaubah, theils fielen sie auch ins Jnnere dersel= ben, aus welcher ununterbrochen ein dichter, schwarzer Rauch aufstieg.

Die heutige Börse war weniger aufgeregt als die letzten Tage über, und die Course hielten sich fest.

Großbritanien und Irland.

London, 23. Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preu⸗ ßen begab sich am Dienstage nach dem Besuche der Universität Ox⸗ ford in Begleitung des Herzogs von Wellington, des Grafen von Westmoreland und seines Gefolges nach Nuneham, dem Sitze des Erzbischofs von Vork, woselbst die Herrschaften um 6 Uhr Abends anlangten. Unter den Gästen, welche hier zum Abendzirkel geladen waren, befanden sich Lord Melbourne und die verwittwete rah von Esser, welche Letztere nach dem Diner die Gesellschaft durch den Vor⸗= trag einiger ihrer Balladen unterhielt, die sie mit liberaus angeneh⸗ mer Stimme sang; auch Herr Ernst Bunsen, der Sohn des preußi⸗ schen Gesandten, ärndtele durch den Vortrag einiger deutschen Lieder großen Beifall. Der Prinz übernachtete unter dem gastlichen Dache

des ehrwürdigen Prälaten und setzte am folgenden Tage, gestern um 10 Uhr Vormittags, nach kurzem Morgen⸗Spazierritt in Lie reizende Umgegend von Nuneham und nach herzlichem Ab⸗ schiede von dem Erzbischof und seiner bisherigen Begleitung, dem Herzoge von Wellington und Grafen Westmoreland, seine Reise nach Schottland weiter fort. Ueber Thame, durch das schöne Thal der Chiltren⸗Hügel, gelangte der Prinz nach Aylesbury in Buckingham⸗ shire und von dort nach Stowe, dem Sitze des Herzogs von Buckingham, dessen Bibliothekar Se. Königl. Hoheit in Abwesenheit des Herzogs empfing und mit der Lokalität bekannt machte. Nach dreistündigem Aufenthalt reiste der Prinz nach Wolverton ab, einer Station der London Birminghamer Eisenbahn, von wo Se. Königl. Hoheit sich mit dem nächsten Zuge um 8 Uhr Abends nach Derby begab. Von hier aus beabsichtigte heute der Prinz nach Chestersield und dem prächti⸗ gen Landsitze des Herzogs von Devenshire, Ebathsworth, zu gehen und um 4 Uhr Nachmittags in Nork, zur Nacht aber schon in Edin- burg einzutreffen. Morgen wollte Se. Königl. Hoheit Glasgow besuchen. . ;

Die Korrespondenzen der Times aus Tanger haben in der ministeriellen Presse große Entrüstung erregt. Die * scheint geneigt, alles Mögliche aufzubieten, um eine Störung des Friedens zwischen England und Frankreich zu hindern und die mannigfachen, zwischen den beiden Kabinetten schwebenden Differenzen auszugleichen, während das einflußreichste Organ des, Volkes vom entschiedensten Franzosenhaß diktirte Korrespondenzen bringt und die nationalen Vor⸗ äartheile und Leidenschaften nicht nur des englischen Volkes, sondern auch Frankreichs hervorruft, dessen beleidigter Stolz nothwendiger⸗ weise ein Gefühl der Erbitterung gegen die höhnende Kritik der bri⸗ tischen Offiziere erzeugen muß. Die daraus hervorgehende Journal⸗ Polemik kann nur die Schwierigkeiten einer Ausgleichung der schwe benden Differenzen vermehren, und man sieht deshalb die ministeriellen Organe, Standard und Morning Herald, um den Absichten der Regierung zu entsprechen, entschiedene Opposition in dieser Frage gegen die Times machen. Man will die Berichte aus Tanger nicht als von britischen Offizieren herrührend gelten lassen und beschuldigt die Times, welche mit ihrer gewöhnlichen Derbheit die Aechtheit der Briefe versicht, absichtlicher Entstellung der Thatsachen behufs Aufregung der Volksleidenschaften. Sehr eifrig nimmt sich der Standard der kriegerischen Ehre der Franzosen an; er druckt unter Anderem aus einem touloner Blatte den Brief eines französischen Marine-Ossiziers ab, aus welchem hervorgeht, daß wegen der hoch— gehenden See zur Zeit des Bombardements die Schiffe nicht die ge— wöhnliche Präzision haben konnten, und daher der Tadel des angeb⸗ lichen Offiziers in dem Briefe der Tim es unbegründet sei. Der Morning Herald erklärt die Berichte für bezahlte Pasquille (penny -a-line slang) und weist dem Verfasser derselben eine gänz⸗ liche Unkunde in Marine-Sachen nach. „Man wirft dem Prinzen von Joinville Feigheit vor“, schreibt dies Blatt, „weil er sein Geschwaber nicht näher, als bis auf 800 Yards dem Ufer nahe brachte; man wirft ihm vor, daß er dasselbe eine nach⸗ theilige Stellung einnehmen ließ, in welcher es von vorn. und hinten der Länge nach' bestrichen werden konnte (a raking position), man tadelt endlich die Mangelhaftigkeit der französischen Artillerie. Die erste Beschuldigung giebt den Schlüssel zu den übrigen. Der Prinz von Joinville hielt sich 800 Nards vom Ufer entfernt, nicht weil er Furcht hatte, sondern weil die Untiefen des Wassers es ihm unmög- lich machten. Was die schlechte Stellung betrifft, so hätte Se. Königl. Hoheit außerordentlich erfinderisch sein müssen, wenn er die Kiele seiner Fahrzeuge auf eine Entfernung von 800 Nards in gerader Linie mit den feindlichen Kanonen legen wollte; in solcher Stellung hätte man auch nicht begreifen können, wie die Schiffe ihre volle Lagen gaben. Aber wenn, wie wir hören, der Busen von Tanger von einzelnen Forts umgeben ist, so dürfte es sogar unvermeidlich sein, sich in einer so nachtheiligen Stellung gegenüber der einen Seite der Bai zu befinden, sobald man die andere Seite beschießt, und dies haben die Schreiber der Times vergessen. Dann wurden auch nach dem Urtheile dieser Kritiker die Forts nicht schnell genug zum Schwei— gen gebracht. Das geschah indeß doch, wie man zugiebt, in einer Stunde, und wir erkennen darin auf eine Entfernung von 800 Nards eben keine Probe einer schlechten Artillerie. Doch wir haben schon zu viel gesagt über diese verächtlichen Ränke, welche nur angedeutet zu werden verdienen, damit Engländer jede Theilnahme an dem un— englischen und schimpflichen Geiste zurückweisen, von welchem sie aus— gegangen sind. Wie, haben wir so große Furcht vor Frankreich und den Franzosen, daß wir es nicht wagen, gegen die Thaten ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit gerecht zu sein? Ist es nöthig, daß wir unsere Nerven so anstrengen, damit wir glauben, der Sohn Lud⸗ wig Philipp's sei ein Poltron und die Flotte Frankreichs bestehe aus Pfuschern? Das ist nicht unsere Ansicht, auch nicht die vieler unserer Landsleute. Es ist der Stolz des Engländers, der Geschicklichkeit und Tapferkeit Aller Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und Nieniand zu fürchten.“ In ganz ähnlicher Weise spricht der Standard mit dem sichtlichen Bestreben, der öffentlichen Meinung in Frankreich zu schmeicheln und den beleidigten Stolz der Franzosen auf ihre Seemacht zu versöhnen. Das Blatt stellt die Frage, was wohl aus dem Ruhm der englischen Eduarde, Heinriche, der Marlboroughs, Nelsons und Wellingtons werden würde, wenn diese nur mit Poltrons und Bar— baren Krieg geführt haben sollten. Man erniedrige sich selbst, be⸗ hauptet der Standard, wenn man den Muth und die Kriegsmacht eines Volkes schmähe, welches, mit Ausnahme des englischen, das tapferste und mächtigste auf der Erde sei. Selbst die Morning Chronicle tadelt die Times wegen Veröffentlichung solcher Be⸗— richte zur jetzigen Zeit. Wenn England Krieg haben soll, meint das Whigblatt, so möchte man doch lieber eine so harte Nothwendigleit durch solche Gesinnungen von Edelmuth und gegenseitiger Achtung mäßigen, welche den Kampf verkürzen oder minder heftig machen könnten. Man dürfe nicht aus Eifersucht und kleinlicher Animosität, e nh, um verständige Interessen zu einem edlen männlichen Zwecke ampsen.

Uebrigens bestätigt die Morning Chroniele das durch den Bericht, der Tim es freilich entstellte und übertriebene Faktum, daß der Prinz von Joinville, ungeachtet der Bereitwilligkeit des Kaisers von Marolko, in alle Forderungen zu willigen, dennoch Tanger bom— bardirt habe. Diese Nachricht ist dem Whigblatt durch einen Brief eines Begleiters des britischen Konsuls, dessen Zeugniß für unbestreit= bar erklärt wird, mitgetheilt worden. Es heißt darin: „Nachdem wir siebzehn Tage in Marolko verweilt hatten, verließen wir am 29sten 1. M. die Stadt in der zuversichtlichen Hoffnung, daß die Mission von Erfolg sein werde, und hatten am 6. August eine, persönliche Zusammenkunft mit dem Sultan in Rabat. Derselbe empsing uns mit der größten Freundlichkeit, schien für Herrn Hay's Intervention in den französischen und spanischen Angelegenheiten sehr danlbar zu sein und schloß mit einer Erklärung, sowohl Frankreich als Spanien in jedem Punkte die verlangten Kon- zessionen zu gewähren. Wir waren erstaunt, am nächsten Tage die Kanonade von Tanger zu vernehmen.“ Es wird noch hinzugefügt, daß die Franzosen in der That schlecht geschossen haben und die Stadt wenig beschädigt sei. Alles dies verlangt indeß, wie die Mornin Ch roniele sagt, noch nähere Aufkläruug. Uebrigens scheint es, da die britische Regierung in der Stille Vorbereitungen trifft, um auf

eine etwanige Störung des Friedens gerüstet zu sein. Wenigstens weiß man sich auf keine andere Weise zu erklären, daß zwei zur Einschif⸗ fung nach Ostindien beorderte und bereit gehaltene Regimenter, das 60ste und Giste, plötzlich Gegenbefehl erhalten haben.

Der Giobe will aus guter Quelle erfahren haben, daß die Königin unmittelbar, nachdeni Ludwig Philipp England wieder ver⸗ lassen hat, Irland besuchen werde. Auch soll, nach Angabe desselben Blattes, die Begnadigung O'Connells, falls das Urtheil des Ober⸗ hauses gegen ihn ausfällt, bereits beschlossen sein. Das Urtheil wird, wie schon früher berichtet, am 2. September abgegeben werden, die Richter indeß schon am 26sten d. M. darüber in Konferenz treten.

elgien.

Brüssel, 21. Aug. Vorgestern lamen der König und die Königin von Laeken nach der Stadt, um dem Kronprinzen von Würt⸗ temberg auf seiner Rückreise von Ostende, nach Deutschland einen Besuch zu machen. Abends war großes Diner bei Hofe und gestern früh setzte der Kronprinz seine Reise nach Köln fort. Auch der Her⸗ zog von Sachsen-Altenburg hat dieser Tage, nach Deutschlaud zurück⸗ kehrend, Brüssel und Antwerpen besucht.

Baron von Rönne, Präsident des neubegründeten preußischen Handels Rathes, ist in Brüssel angekommen.

Herr van Praet, Secretair des Königs, wird jeden Augenblick von Paris zurückerwartet. Dem Observateur zufolge, sollen die ersten Grundlagen zu einer neuen Handels-Uebereinkunft zwischen Frankreich und Belgien bedeutend modifsizirt worden sein. Schweiz.

Kanton Luzern. Die 12 Stände, welche für Verweisung der Kloster- Angelegenheit aus Abschied und Traktanden gestimmt haben (S. das gestrige Blatt der Allg. Pr. Ztg.), versammelten sich gestern, um eine Verwahrung gegen die Protestation der sieben Klosterstände zu entwerfen.

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3 Madrid, 17. Aug. Die Königliche Familie langte den 12ten am Bord des Dampfschiffes „Isabella II.“ in Tarragona an. Da die regierende Königin und deren Schwester auf der See nuwohl ge⸗ worden waren, so setzte man die Reise nach Valencia zu Lande fort und traf am 15ten in der Frühe dort ein. General Narvaez eilte sogleich voraus und befindet sich seit gestern Abend hier.

Von der Vermählung der jungen Königin ist, trotz aller Ankün⸗ digungen, in Barcelona nicht die Rede gewesen, wohl aber wurde in einem abgeschlossenen Kreise die ähnliche Frage in Bezug auf eine andere hohe Person besprochen, und damit die Entlassung des bis—⸗ herigen Beichtvaters der Königin Marie Christine, Don Marcos Aniano Gonzalez, in Verbindung gesetzt. Das Amt dieses Geistlichen wird nunmehr durch den Bischof von Cordova (designirten Erzbischof von Granada und Patriarchen von Indien), einen geschmeidigen Prä— laten, dem es sehr um die Gunst des römischen Stuhls zu thun ist, versehen. Auch die Verfügung, kraft deren der Verkauf der Güter der Weltgeistlichkeit eingestellt wird, hängt mit jener Vermählungs— Angelegenheit zusammen.

Die eben erwähnte Verfügung hat hier solche Aufnahme gefun⸗ den, wie ich Ihnen ankündigte. Die Oppositions-Presse erblickt in ihr nur den ersten Schritt zu einer allgemeinen Reaction, während die Geistlichkeit die Zurückerstattung aller Güter, auch der verkauften, verlangt. Der von dem Finanz-Minister ergriffene Ausweg kann freilich Niemanden befriedigen, denn für den Unterhalt der Geistlich⸗ keit und den Kultus sind, dem Budget zufolge, jährlich 5,2560, 000 Piaster erforderlich, die noch unverkauften Güter der Weltgeistlichkeit werfen dagegen kaum 500,000 Piaster ab, und entweder stellen die Cortes diese Güter abermals zum Verkauf und setzen dadurch die Re gierung in Verlegenheit, oder sie sprechen dieselben der Geistlichkeit zu und bahnen den Weg zu weiteren Zugeständnissen. Die Negierung fängt an, zu begreifen, daß sie mit halben Maßregeln nichts aus- richlen könne, beharrt aber auf dem juste milien, ohne einen Ent⸗ schluß fassen zu wollen. Die aus der Verbannung zurückgerufenen Prälaten handeln, obwohl im Stillen, mit einer Beharrlichkeit und Konsequenz, die auf früher gemeinschaftlich getroffene Verab⸗— redung schließen läßt und allmälig an ihren Folgen erkannt wird. Diese Prälaten haben sämmtlich der Königin Isabella II. den Eid geleistet, so daß man sie und die politische Partei, die unter ihrem Einflusse steht, nicht wohl mit dem Namen „Karlisten“ bezeichnen darf. Ihr beiderseitiger Zweck besteht dagegen in der Wiederherstel⸗ lung der spanischen Kirche in ihrem ehemaligen Glanze und in der Rückkehr zu einer möglichst unumschränkten Regierungsform. Daneben erscheint ihnen die künftige Vermählung der Königin Isabella mit dem ältesten Sohne des Bon Carlos als erwünscht. Diese hier be⸗ zeichneten Zwecke suchen sie dermalen nicht auf dem Wege der Ge— walt, sondern vermöge rein gesetzlicher Mittel zu erreichen. Als solche setzen sie vorzüglich zwei in Bewegung, die periodische Presse und die Wahlen zu den Cortes. Nachdem das Blatt la Monarquia, das eine rein karlistische Tendenz hatte, gewaltsamen Todes ver— blichen ist, spricht die so eben bezeichnete kirchlich⸗monarchische Par tei sich in dem seit Jahren bestehenden und nicht ohne Geschicklichkeit redigirten Catolico, und in dem weniger gelesenen, in hestiger, wenn gleich beredter Sprache geschriebenen Pensamiento den la Nacion (der Gedanke der Nation) aus. Beide Blätter wissen die schwachen Seiten der Moderirten schonungslos aufzudecken. Der Catolico sagt geradezu, er wolle es lieber mit offenen Feinden wie die Revolutionaire zu thun haben, als mit verkappten Gegnern wie die Moderirten. Dennoch scheint es nicht, als ob die kirchlich monarchische Partei sich mit den Progressisten verständigen wolle. Sie stützt sich nur darauf, daß keine Regierung bestehen könne, wenn sie nicht die Majorität der Nation für sich habe; diese aber könnten weder Progressisten noch Moderirte der Regierung verschaffen, und diese werde fallen, wenn sie nicht die kirchlich monarchische Partei an sich ziehe. Die ministeriellen Blätter erklären sich gegen leßtere mit unziemlicher Heftigkeit, verhehlen die Besorgniß, sich durch diese bei den Wahlen überflügelt zu sehen, keinesweges und brechen in Klagen über die Unthätigkeit und Uneinigkeit der Moderirten aus. In der Provinz Guadalaxara ließ sogar der Gefe politico die Vereichnisse der Kandidaten der Regierung den Wählern durch Polizei⸗Beamte ins Haus schicken.

Ueber die Unterhandlungen mit dem römischen Stuhl erfährt man übrigens nichts Bestimmtes. Daß der Papst das Recht, die Bischöfe Spaniens zu ernennen, in Anspruch nehme, erscheint als unglaublich. Dieses Recht hat ihm, so lange es eine spanische Kirche giebt, nie zugestanden. Die Krone ernennt Bischöfe und Erzbischöfe, und der Papst ertheilt ihnen die kanonische Institution. Freilich haben sich während der 10jährigen Unterbrechung der wechselseitigen Beziehun= gen manche Mißbräache und Uebelstände hier eingeschlichen. So oft ein Bisthum erledigt wurde, stand dem Kapitel die Wahl eines Ver⸗= wesers sede vacante zu,. Die Minister Espartero's schrieben aber, den Kirchensatzungen zuwider, in jedem einzelnen Falle dem betreffen⸗ den Kapitel die Person vor, auf der die Wahl fallen müsse. Die Kapitels Mitglieder, welche sich auf ihr Wahlrecht beriefen, wurden ins Gefängniß geworfen oder des Landes verwiesen. Dieses fand namentlich in Toledo statt, wo die Mehrzahl des Kapitels nothge⸗

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drungen den von Espartero's Ministern bezeichneten Herrn Golfanguer zum Verweser des Erzbisthums erwählten. Nun aber verlangen fast fämmtliche Geistliche dieses Sprengels in einer an das Kapitel ge⸗ richteten Eingabe und unter Berufung auf ihre Gewissenszweifel, das Kapitel möge die ganze Angelegenheit an den Papst berichten, und bis dessen Entscheidung ersolge, die Jurisdiction selbst übernehmen. Das Kapitel hat nun am 14ten durch Stimmenmehrheit beschlossen, sich an ben päpstlichen Stuhl zu wenden und zuvor die zu diesem Schritt erforberliche Erlaubniß der Regierung einzuholen. Diese wird vermuthlich ein Gutachten des höchsten Tribunales einholen, und den Abgang des Schreibens untersagen. Der eigentliche Zweck des Kapitels von Tolebo ist nämlich dahin gerichtet, daß der Papst einen apostolischen Vikar ernennen möge, worauf denn die Kapitel der übrigen erledigten Sprengel dasselbe Ansuchen an den päpstlichen Stuhl richten, und diesem faktisch das Recht, die bischöfliche Gewalt zu ertheilen, in die Hände spielen würden.

Der Herzog von Osuñla wurde vor vier Tagen von einer Ge— hirnentzündung befallen und ist heute als unrettbar mit den Sterbe— sakramenten versehen worden. Die Hitze ist in der That tödtlich.

Portugal.

A Lissabon, 14. Aug. Die Regierung entwickelt, allen Uebelgesinnten gegenüber, eine Festigkeit, welche der beste Beweis ihrer Stärke ist. Die letzten Tage waren durch eine Reihe ener— gischer Maßregeln bezeichnet, welche den festen Willen bekunden, der Ordnung und der Ruhe auf alle Weise starke Grundlagen zu geben und das vorhandene Uebel an der Wurzel anzugreifen und auszurot ten. Auch in das Finanzwesen kömmt immer mehr Ordnung und Regelmäßigkeit, und die Minister gehen mit gutem Beispiele voran, sie sangen die Ersparnisse durch Verminderung der Gehalte der Be amten bei sich selbst an. Auf der anderen Seite nehmen die Ein— künfte des Schatzes auf erfreuliche Weise zu. Der Minister des In— nern genießt das unbedingteste Vertrauen der Königin fortwährend. Der des Auswärtigen ist in diesem Augenblicke wohl zu Porto ange kommen, wohin er mit seiner Familie eine Erholungs-Neise auf kurze Zeit gemacht hat. Das Justiz-Ministerium, seit der Abdankung des damit betraut gewesenen Ministers erledigt, wird nicht wieder besetzt werden und dadurch dem Schatze eine neue Ersparniß erwachsen. Der Herzog von Palmella hatte vorgestern eine lange Audienz bei der Königin zu Cintra und wird binnen wenigen Tagen mit seiner ganzen Familie eine Reise auf längere Zeit nach Frankreich und Belgien an— treten. Der neue spanische Gesandte, Herr Gonzalez Bravo, ist hier endlich eingetroffen. Im Tajo liegt jetzt kein fremdes Kriegsschiff mehr.

Die Gewerbe⸗Ausstellung der dentschen Bundes⸗ und Zollvereins-Staaten.

(Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 227 und 238.) II. Gegenstände des Stein- und Kupferdrucks.

Senefelder's berühmte Ersindung, unstreitig die wichtigste des vorigen Jahrhunderts, hat auf eine kaum geahnte und höchst befrie⸗ digende Weise sich verbreitet und sich einen ehrenvollen Platz in allen Theilen der civilisirten Welt erworben. Sowohl für die Werke der Kunst, als der Industrie erweist sie sich in einem hohen Grade nütz⸗ lich und einer unabsehbaren Vervollkommnung ist sie bei der täglichen Erweiterung des Feldes der Chemie und Mechanik noch fähig. Er— wägt man den außerordentlichen praktischen Nutzen dieser Erfindung, die vielen neuen Geschäftsbranchen, welche durch sie entstanden, die Tausende von Händen, welchen seit ihrer Einbürgerung und allgemei⸗ nen Verbreitung eine ehrenvolle Beschäftigung und Erwerbsquelle eröffnet wurde, berücksichtigt man endlich, daß die Lithographie gleich ihrer Schwester, der Buchdruckerkunst, eine echt deutsche Erfindung ist, so kann es nur bedauert werden, dieselbe so dürftig und einseitig auf dieser in anderer Beziehung so reichen deutschen Gewerbe-Ausstellung vertreten zu sehen. Denn nur von einer einzelnen, aber keinesweges der Hauptbranche der Lithographie, dem Farbendruck, wird ein wür⸗ diges Zeugniß dessen, was darin im Vaterlande geleistet wird, abge—⸗ legt. Dagegen fehlt fast gänzlich der Schwarzdruck großer, ausge⸗ führter Platten, deren in allen verschiedenen Nüancen gleich⸗ mäßiger Fortschritt immer noch zu den schwierigsten Aufga⸗ ben der Lithographie gehört, und zu deren befriedigender Lösung nicht allein eine blos mechanische Fertigkeit des Druckers, sondern künstlerisches Gefühl gehört; denn die wenigen derartigen Blätter zweier Aussteller aus dem ganzen Deutschland lassen keinesweges ahnen, was darin, namentlich in Berlin und Dresden geleistet wird. Wir geben gern zu, daß zur größeren Betheiligung von Privat⸗ Kunstdruckereien bei dieser Gewerbe⸗Ausstellung, hauptsächlich bei der kurzen Vorbereitungsfrist manche Hindernisse in den Weg treten konn ten, Hindernisse des Geschästs selbst und des Broderwerbes. Diese Gründe treten bei öffentlichen Instituten weniger ein, allein leider blieben auch diese Institute mit ihren Leistungen gänzlich aus. Und so hat es denn nach den Proben auf gegenwärtiger Ausstellung den Anschein, als ob wir im einfarbigen Kunstdruck großer ausgeführter Kreideplatten gegen Frankreich noch um ein Jahrzehnd zurück wären, was doch, Gott Lob, nicht der Fall ist.

In Bezug auf den Druck vielfarbiger Gegenstände mit einer Platte, mit dessen Erfindung der unsterbliche Senefelder sich die letzten Jahre seines Lebens beschästigte, und worüber er starb, steht es leider noch heute, wie damals. Alle bisherigen Versuche in diesem Felde blieben bis jetzt erfolglos.

Dagegen ist die bereits von Senefelder in seinem Lehrbuche be⸗ schriebene und von Engelmann in Mühlhausen bedeutend erweiterte Kunst des Buntdrucks mit mehreren verschiedenen Platten in unserem Vaterlande zu einem überraschenden und höchst erfreulichen Grade der Vollkommenheit gelangt. Die Gewerbe⸗Ausstellung legt die entschiedensten Beweise dafür ab, daß Deutschland, namentlich Berlin, im lithographischen Buntdruck eine höchst achtungsgebietende Stellung einnimmt und die Konkurrenz keines anderen Landes im min desten zu scheuen braucht. Es sei uns gestattet, auf die speziellen Leistungen der einzelnen Aussteller überzugehen:

Die Herren Winckelmann und Söhne, Kat. Nr. 438.

Dieses Haus, welches sich weniger die Hervorbringung einzelner großartiger Kunstblätter, als den mehr merkantilischen, industriellen und in das bürgerliche Leben eingreifenden Theil der Lithographie zum Ziel ihrer Bestrebungen ausersehen hat, wirkt nunmehr im allerbe⸗ deutendsten Umfange seit der Hierherverlegung ihrer Austalt im Jahre 1828 eutschieden günstig durch die Fabrication ihrer berühmten Bil⸗ derbogen und sauberen und billigen Kinderschriften auf die größere Aus⸗ bildung und Veredlung des Volksgeschmacks ein. Außer diesen sich einer ausgedehnten Einwirkung auf das deutsche Publikum erfreuenden Leistun⸗ gen gründeten die Herren Winckelmann und Söhne seit einigen Jahren durch' ihre Vereinigung mit dem um die Ausbildung des Farbendrucks so verdienten Herrn Storch in Berlin ein Etablissement, welches, in diesem Zweige der Lithographie wohl einzig im Vaterlande dastehend, die großartigsten Aufträge im Buntdruck schnell, möglichst billig und in tadelloser Güte auszuführen im Stande ist, wie dies ihre ausge⸗ stellten reichen Rahmen jedem Sachkenner augenfällig bethätigen. Diese Rahmen enthalten eine große Anzahl der mannigfachsten, reichsten

und zum Theil sehr komplizirten Ornamente und Prachtblätter in Buntdruck, und in keinem wird man die Sauberkeit, Eleganz und Präzision, die Schärfe und Reinheit des Druckes und die Frische und Schönheit der Farbe vermissen, alle, selbst die einfacher scheinenden, geben rühmliches Zeugniß von der gewissenhaften und sachkundigen Leitung dieser Anstalt. Zur vollkommenen Bestätigung dieser Angaben muß Reserent noch auf ein so eben in dieser Anstalt fertig gewor⸗ denes Blatt speziell hinweisen. Es ist dies eine Landschaft nach einer Farbenskizze von C. Gropius, welche den Anfang einer Sammlung von Entwürfen zu Theater-Decorationen bildet. Selbst der Sach⸗ kenner möchte die Schwierigkeiten, welche der Druck eines solchen Blattes bietet, beinahe für unüberwindlich halten, denn es galt, sechzehn verschiedene Farbenplatten in Uebereinstimmung zu 3 Dennoch ist dabei eine seltene Zartheit und Verschmelzung der ver= schiedenen Farbentöne und ein höchst treues Faesiniilie des Originals erreicht worden.

Herr Delius, lithographische Anstalt, Kat. Nr. 137. Diese erst seit mehreren Jahren hier bestehende Anstalt legt in zwei Musterbüchern Proben ihrer Leistungen in den verschiedenen Manie ren der Lithographie ab, unter welchen die in gravirter Manier be⸗ deutend und beachtungswerth sind. Die großen geographischen Kar- ten zeichnen sich in jeder Hinsicht durch schöne und gefällige Schrift- formen und durch Reinheit und Sauberkeit des Stichs und Druckes aus, und in dieser Branche der Lithographie behauptet die Anstalt des Herrn Delius eine sehr ehrenwerthe Stelle. Die ausgelegten Muster in Kreide⸗Manier, mit Ausnahme einiger größerer Portraits und Buntdrucke mit mehreren Platten, erscheinen jedoch weniger erheblich.

S. E. Feller 's lithographisches Atelier, Kat. Nr. 448, erst seit wenigen Jahren hier in Berlin errichtet, bringt einige, zum Theil aber komplizirte Probeblätter aus dem Zahnschen Werke über Herkulanum und Pompeji in Buntdruck zur Ansicht, welche präzis, angemessen und rein gedruckt sind und alle Anerkennung verdienen. Zwei andere Rahmen mit Mustern von verschiedenen Empfehlungs⸗ und Adreßkarten, enthalten vielfältige Proben von Geschmack im Entwerfen von eleganten und gefälligen Schriftformen und von sau— berer Ausführung in Stich und Druck. Möge diese junge Anstalt aus der betretenen Bahn ferner rühmlich fortschreiten!

Der Lithograph Otto Schäfer, Kat. Nr. 429.,

liefert ein Assortinent verzierter Briefbogen, Karten, Stammbuchblät⸗ ter und Schematas, welche, wenn auch weniger geschmackooll und elegant, als die französischen und frankfurter, doch scharf und rein ge⸗ druckt sind und sich durch Billigkeit auszeichnen.

Unter den übrigen ausgestellten Üithographischen Schriftprobin zeichnen sich die sehr sauberen, reinen und gefälligen des

Herrn Tiedemann in Rostock, Kat. Nr. 1850, rühmlich aus.

Derselbe bringt auch ein sauber kolorirtes Pracht-Exemplar sei⸗ nes oerdienstlichen mecklenburgischen Wappenbuches zur Schau.

Die lithographische Anstalt des Herrn Silber in Berlin, rühmlichst bekannt durch ihre Leistungen im sogenannten Ueber oder Umdruck, liefert in einem größeren Rahmen eine bedeutende Anzahl verschiedener Adreß- und Empfehlungskarten, welche in Hinsicht auf geschmackvolles Arrangement, saubere Ausführung in Feder- und Graviermanier und vorzüglich reinen und klaren Druck wenig zu wünschen übrig lassen. Ungern vermissen wir unter den ausgestellten Proben dieser betriebsamen Anstalt einen schlagenden Beweis von ihrer mit Recht gepriesenen Kunstfertigkeit im Ueberdruck.

Das lithographische Atelier des Herrn Bösche. Kat. Nr. 1979.

Herr Bösche beschäftigt sich im verzierten Schriftfache als ein geschickter Lithograph. Seine, in einem Rahmen ausgestellten Adreß⸗ Karten, zum Theil mit geschmackvollen, bunt gedruckten oder reich verzierten Umgebungen in Gold und Silber, behaupten in ihrer Art eine der ersten Stellen in diesem Bereich des Ausgestellten, sind fern von Ueberladung, gut ausgeführt und klar gedruckt.

Piloty und Löhle in München.

Die Probeblätter dieser seit langen Jahren ffast ausschließlich den Kreidedruck kultivirenden Lithographen zeigen die Haupteigenschaf⸗ ten ihrer Leistungen in Schwarzdrück mit einer Platte, nämlich schöne elegante Farbe, Kraft in den Tiefen und große Zartheit in den feinen Tönen. Indeß bedauern wir, nochmals hier wiederholen zu müssen, daß auch diese Muster keinesweges einen Maßstab für die Beurtheilung des gegenwärtigen Standes des lithographischen Kun st⸗ druckes in Deutschland geben und mit großem Bedauern vermissen wir daher unsere bedeutendsten Kunstdruckereien auf dieser Gewerbe⸗ Ausstellung, wo Kunstdrucker, wie Berndt, Haufstaengl, Zöll⸗ ner, Selb nicht vertreten sind. Von Druckmaschinen, Pressen und sonst Neuem in dem mechanischen Gebiet der Lithographie findet sich außer einer schon bekannten zweckmäßigen eisernen Presse aus der Werkstatt des Herrn Neukrantz, Kat. Nr. 130, bis jetzt nichts vor. Dagegen aber verdienen die ausgestellten Walzen des Herrn

Hannecke Kat. Nr. 160 einer ehrenvollen Erwähnung. Die Näthe sind denen der pariser Fabrikanten an Dichtigkeit ähnlich, tragen nicht auf und haben sich auch im Gebrauche durchaus bewährt.

Von ausgelegten Verlags- Unternehmungen, die zugleich in den verschiedenen Offizinen der Verleger selbst gefertigt wurden und welche auch nur für den Bereich dieser Beurtheilung sich eignen dürften, ge⸗ hören nur folgende hierher;

Das Prachtwerk: „Gebete im Geiste der katholischen Kirche“ aus der Offizin der Herren Arnz u. Comp. in Düsseldorf, . 1091, verdient vorzugsweise einer besonders ehrenvollen Erwähnung. Es ist mit wahrhaft mittelalterlicher Pracht, mit reichen Initialen und Ornamenten in Gold, Silber und Buntdruck ausgestattet und gereicht auch in lithographischer Beziehung der Anstalt zur Ehre, welche sich überdies durch ihre sonstigen, wohl bekannten, fleißig und sauber ausgeführten Kinderschriften in jeder Beziehung rühmlich aus⸗ zeichnet.

Das geographische Institut in Weimar bewährt seinen wohlverdienten guten Ruf in den ausgelegten Atlassen und Karten, deren sauberer und klarer Stich der gefälligen 1 und des Terrains mit den besten ähnlichen Productionen des Aus⸗ landes rühmlichst wetteifert.

Leider ist die wichtige Industrie des Kupferdrucks, welche na⸗ mentlich in Berlin und Düsseldorf mit so außerordentlichem Erfolge betrieben wird, fast gar nicht repräsentirt, und Alles, was sich aus diesem Zweige der Technik auf gegenwärtiger Ausstellung besindet, besteht nur aus einigen Proben in kleinem Maßstabe aus der Anstalt

der Herren Susemihl und Sohn in Darmstadt. Es muß indeß anerkannt werden, daß diese kleinen Druckproben von Stahlplatten mit ätußerster Eleganz, Reinheit und Schärse ge— fertigt sind.

Zweite Nachweisung der ; an den unterzeichneten Verein abgelieferten Beiträge.

A. Durch den Kriegs-⸗Minister von Boyen. 276) Geh. Leg. Rath v. Bülow 2 Dutk. 277) er n v. Be⸗ ville 10 Rihlr. 278) Ober -Präsident v. Vin cke in Münster .