1844 / 243 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

önigreich Bayern. Ihre Königl. Hoheit die Kronprin⸗ n, f. * 26. August im erwünschtesten Wohlsein, aus Bocklet sommend, in München eingetroffen. Der Leipziger Zeitung wird aus München geschrieben: Man hofft, die Anwesenheit des

Ministers von Abel zu Berchtesgaden werde eine desinitive Lösung

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innserer Ochsenfleischfrage zur Folge haben, der wichtigsten, die man

hier zu Lande dermalen kennt, und die, wenn die Regierung nicht Abhülfe zu verschaffen weiß, in der That auch noch zu ärgerlichen Dingen führen könnte. Nicht nur sprechen die Metzger der magistra⸗ fischen Tare unausgeseßzt Hohn, sondern sie scheinen entschlossen zu sein, vom 1. September an ihre eigene, willkürlich gemachte Taxe noch um 1 Kr. erhöhen zu wollen. Banquier von Hirsch soll neu⸗ erdings der Negierung das Anerbieten gemacht haben, die Stadt bis zu einer großen Quantität regelmäßig mit Ochsenfleisch noch um 2 Pf. unter der Taxe zu versehen, aber nur wenn ihm ein einjähriger Schlachtbetrieb gestattet werde, worauf nicht eingegangen worden ist.“

Großherzogthum Baden. Man berichtet aus Konstanz: Am 26. August hat sich hier ein merkwürdiger Vorfall ereignet. Vor 18 Jahren wurde ein in dem Kloster Petershausen wohnender Geist⸗ licher Nachts von drei Männern in seinem Zimmer überfallen, seiner in 18660 Fl. bestehenden Baarschaft beraubt und so mißhandelt, daß er vier Wochen nachher den Geist aufgab. Am 2, August d. J. erklärte ein hiesiger Stadt- Tagelöhner aus freien Stücken vor Ge— nicht, er könne es nicht länger verschweigen, sondern müsse erklären, daß er einer von denjenigen sei, welche vor 18 Jahren den Raub⸗ mord in Petershausen begangen. Zugleich nannte er als Mitschuldi⸗ gen einen hiesigen Bürger und Küfer, der sofort gefänglich eingezogen wurde. Der Britte, ein früherer Meßner im Kloster Petershaufen, welcher wahrscheinlich die Anleitung zu dem Verbrechen gegeben, hatte sich schon vor Jahren, ohne Zweifel aus Gewissensbissen, vergiftet. Im September beginnen die Kriegs- Uebungen unseres Armee⸗-Corps wieder. Den Bürgern von Karlsruhe sst bereits amtlich mitge⸗ theilt worden, daß die Kasernen zur Unterbringung der einberusenen Mannschaft nicht ausreichen und 338 Mann Infanterie bei den Bür⸗ gern bis zum 10. Oktober ins Quartier gelegt werden müssen. Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar ist, nachdem er seine Schwägerin, die verwittwete Königin Adelaide, auf ihrer Rückkehr von Schloß Altenstein nach England bis nach Köln begleitet, nach Mannheim zurückgekehrt, und wird sich nach Metz begeben, um den dortigen Manövern beizuwohnen. Das Süddentsche kath. Kirchen-Blatt enthält in seiner Nummer vom 24. August in 20 Paragraphen zusammengefaßte Vorschläge zur Bildung eines „katho⸗ üschen Vereins für Baden.“ Nach §. 18 würde jedes Spätjahr der Gesammtverein sich zu Freiburg, im Beisein eines erzbischöflichen Commissairs, zu einer Haupt⸗Versammlung einfinden, und blos aus katholischen Einwohnern Badens bestehen.

Herzogthum Holstein. Am 17. August ist ein Kanzlei⸗ Plakat

für Holstein ergangen, wodurch die frühere Verotdnung wegen erforderlicher vorheriger Erlaubniß zu Ausgabe von Zeit⸗ und anderen gedruckten Schrif⸗ ten, die nicht mehr als 29 Bogen ausmachen und politischen Inhalis sind, wenn diese in deutscher Sprache und in einem nicht zum deuischen Bunde gehörenden Staate erscheinen, wieder in Erinnerung gebracht und mit sol⸗ gendem Zusatze begleitet wird: „In Folge der häufigeren Ausgabe nicht zuzulassender Schriften der gedachten Art ist durch einen in der dritten Sitzung dieses Jahres der Bundes-Versammlung gefaßten Beschluß die sorgfällige Handhabung des früheren Bundes -⸗Beschlusses zur genguen Nachlebung eingeschärst worden. In Hinsicht hierauf haben St. Ma⸗ sestäj! zur Bewirkung genauer Handhabung des Bundes ⸗Beschlus⸗ ses vom J. Juli 1832 sich veranlaßt gefunden, zu bestimmen: Zeit⸗ schriften und andere Schriften, die pelitischen Inhalts sind, und nicht mehr als 20 Bogen betragen, die auch auf. deutsch in einem Staate erscheinen, der nicht zum dentschen Bunde gehört, dürfen nicht in dem Herzogthume Holstein ö. geboten werden, ehe sie nicht zuvörderst dem Cen= sor in Altona zur Prüfung vorgelegt, und von ihm gebilligt worden. Uieber die ertheilie Zulassung hat der Censor baldmöglichst die schleswig⸗ holsteinische Regierung, gleichwie auch die Polizei, zu benachrichtigen. Wenn gedruckte Schriften der beregten Art zu Kauf geboten oder herumge⸗ theilt werden, ohne vorhergegangene Erlaubniß des Censors, müssen sie so⸗ gleich von der Polizei mit Beschlag belegt, und die, welche sich der unzu⸗ fässigen Verbreitung schuldig gemacht, bestraft werden nach §. 2 der Ver⸗ orbnung vom 9. November 1619 in Beziehung auf Censur der Bücher, die nicht über 20 gedruckte Bogen betragen, gleichwie auch der Schristen, die heftweise oder in Form von Tagblättern erscheinen, und nach §. 3 der Verordnung vom 27. Dezember 1542 in Beziehung auf die Ausübung des Buchhandels.“

1322 Oesterreichische Monarchie.

Wien, 27. Aug. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaise⸗ rin haben gestern früh ihre Reise über Gratz und Laibach nach Triest angetreten und sich zum erstenmal der Wien⸗Gloggnitzer Eisenbahn bis Gloggnitz bedient.

Russland und Polen.

S Kowies bei Warschau, Ende August. Da die Regengüsse seit dem 20. Juli in gleicher Stärke fortdauern, ist vorläufig keine Milderung des Unglücs der hiesigen Fluß⸗Anwohner zu hoffen. Es wird schon bekannt sein, daß durch die Weichsel ein Theil der Vor- stadt Praga zerstört und ein Stück der Schiffbrücke fortgerissen ist, wobei 30, nach Anderen sogar 50 Menschen verunglückt sein sollen. Seit 1830 wurde die hiesige Gegend durch die Fluthen nicht so stark heimgesucht, als in diesem Jammer⸗Jahre. Die Aerndte ist für die⸗ fes, vlelleicht auch für das folgende Jahr verloren; die Getraide⸗ Preise, welche sich sonst sehr niedrig hielten, und zwar im Durch⸗ schnitt der Korzec Roggen zu 8 Fl., sind durch die Wassernoth und die gehemmte Communication ins Steigen gekommen, so daß der Korzec Roggen gegenwärtig zu 15 Fl., in Warschau zu 18 Fl., und der Weizen in der Stadt zu 10 Fl. im Werthe steht.

Mit dem diesjährigen Oktober tritt die neue Branntwein Steuer ins Leben. Eine Brennerei, welche jährlich 12 24,0090 Garniac Spiritus liefert, zahlt pro Garniac 3 Fl., welche 30,00 Garniac liefert, pro Garniac 1 Fl., und in diesein Verhältnisse steigt die Steuer. Dieselbe kann nach ungefährer Berechnung jährlich zwölf Millionen Gulden einbringen. Die Branntweinpest herrscht hier in bedauerlichem Umfange, und ohne Zweifel hatte darauf die Wohlfeilheit der spiri⸗ tuösen Getränke den wesentlichsten Einfluß, indem . Quart Spiritus nur 5 Gr. polnisch (10 Pf.) köstet. Nichtsdestoweniger habe ich un⸗ ter meinen eigenen Leuten solche, welche täglich für 14 2 Fl. Spi⸗ rituosa genießen. Bei der Höhe des hier gezahlten Arbeitslohnes dürfte die arbeitende Klasse keinen Mangel leiden, aber der Wider⸗ wille gegen angestrengte Thätigkeit treibt zu beklagenswerther Im moralikät, zu Armuth und Verbrechen, unter denen der Diebstahl im

Vorgrunde steht. Frankreich.

Paris, 26. Aug. Der ausführlichere Bericht des Marschall Bugeaud über die Schlacht am Isly dürfte, wie das Journal des Deébats bemerkt, erst in drei bis vier Tagen zu erwarten sein. Der Moniteur algerien vom 20sten d., den man heute in Paris erhalten hat, enthält dasselbe Bülletin darüber, welches hier durch den Telegraphen eingegangen ist; nur wird dort die Zahl der marok⸗ kanischen Reiter auf 21,060, statt auf 20,000, angegeben Nach Be⸗ richten aus Oran vom 17ten hätte nicht nur Kavallerie, sondern auch Infanterie und überhaupt Mannschaft von allen Waffengattungen, auch die schwarze Garde des Kaisers, marokkanischerseits an dem Kampfe theilgenommen und wäre diese barbarische Masse in wenigen Stunden von den französischen Truppen in die Flucht geschlagen worden. Der Sieg des Marschall Bugeaud wird von den Op⸗ positions- Blättern fast enthusiastischer aufgenommen, als von der ministeriellen Presse; der Si cle namentlich ist so freigebig mit seinem Lobe, daß er diese Waffenthat, ehe er noch ihre näheren Um⸗ stände kennt, der Schlacht von Heliopolis zur Seite stellt, wo Kleber mit 8 9000 Mann ein Corps von 80, 006 Türken besiegte. „Um sich eine gehörige Vorstellung von dem Siege am Jsly zu machen, sagt dieses Blatt, „muß man bedenken, daß 20,00 Reiter soviel Terrain ein— nehmen als 70, 000 Mann Fußdolk, und daß man in unseren euro⸗ päischen Kriegen keinen Anstand nimmt, ein Carré von 10 Bataillonen durch 10 Esradrons, d. h. durch eine numerisch fünfmal kleinere Streit- macht, angreifen zu lassen. Es ist eine furchtbare Probe für die Infanterie, auf alien Seiten von einer Reiterei umringt zu sein, welche feuert, einhaut, lärmt, schäumt und in ihrem heftigen An⸗ drang die ihr entgegenstarrende Hecke von Bajonetten un⸗ fehlbar durchbrechen zu müssen scheint. Der Marschall folgt also nur dem Gerechtigkeits Gefühl, wenn er vor Allem die äußerste Ausdauer“ unserer Infanterie belobt. Die Mameluken, da sie unsere Carrés nicht zu sprengen vermochten, glaubten unser Fußvolk „an einander gekettet Die verwegene schwarze Kavallerie Abd el Rha⸗ man's, die ihre ö für unwiderstehlich hielt, wird ohne Zweifel fliehend dieselben Begriffe von unseren afrikanischen Soldaten mit⸗ rn haben. Der Marschall hat natürlich, da er keine Stützen ür seine Flügel hatte, seine Infanterie nothwendigerweise zu Carr ès bilden müssen, um überallhin Front zu machen, und er wird die 14 oder 15 Schwadronen für den Augenblick, wo die marokkanische Kavallerie von unserem Feuer gesprengt war, in Reserve gehalten haben. Dann ist die Reihe an unsere Reiter gekommen, und die Wegnahme aller Lager des Feindes beweist hinlänglich, daß sie, obgleich an Zahl so unendlich hinter den Marokkanern zurückstehend, 53 doch nicht die

Ehre eines geordneten Rückzugs ließen. Wer die afrikanischen Sitten kennt, für den geht überdies aus der Hinterlassung von 800 Leich— namen klar hervor, daß eine völlige Niederlage statigefunden und daß der Verlust des Feindes an Todten und Verwundeten über 2000 Mann betragen muß. Das Verhältniß ist zwei Verwundet⸗ auf einen Tod⸗ ten. Die Artillerie ist in der Bepesche des Marschalls nicht erwähnt, doch wird sie sicherlich in dem ausführlicheren Bericht eine bedeutende Rolle spielen.“ Den Schluß dieser Lobpreisung machen dann einige allgemeine Phrasen von der Tapferkeit der französischen Naflon zu Lande und zur See, die stets sich gleich bleibe, während die Regierung allein entartet sei. Ohne Angriffe auf das Ministerium lassen auch die übrigen Oppositionsblätter ihre Begrüßung des afri⸗ kanischen Sieges nicht vorübergehen. Der Courrier frangais sagt: „Siegen ist wenig, man muß den Sieg zu benutzen wissen. Wird man unferer Land-Armee mehr Freiheit leffe⸗ als unserem Ge⸗ schwader? Prinz Joinville mag immerhin die marokkanischen Küsten entlang kanoniren und in Trümmer schießen, aber ans Land darf er feinen? Fuß setzen. Marschall Bugeaud kann dem anwachsenden Feinde einen Schritt entgegenthun und ihm die Hälfte Weges ersparen, aber vermuthlich ist es ihm verboten, zu weit auf feindliches Gebiet vor⸗ zudringen.“ Aehnlich äußert sich der Constitutionnel und fügt hinzu: „Wenn immer noch gezögert werden soll, so werden die Ara⸗ ber sich von ihrem Schrecken erholen, uns zwar vielleicht nicht in Linie angreifen, aber mit Razzias und Algarades uns bekriegen, unsere Ver⸗ bündeten zu Grunde richten und unsere Streitkräfte zersplittern, indem sie ihnen überall zu schaffen machen.“ Daß das Journal des Débats seine heutigen Betrachtungen gleich mit Vorbauungen in Betreff der Ankunft des detaillirten Schlacht Berichts eröffnet, wird zweifelsohne den argwöhnischen Aeußerungen der Oppositionsblätter neuen Vorschub leisten. Nicht nur macht es weitläufig auf Alles auf merlsam, was dazu gehöre, einen solchen Bericht abzufassen, sondern auch die zufälligen Verzögerungen, die dabei stattfinden könnten, z. B. wenn nicht gleich ein Fahrzeug zu Oran disponibel wäre, um den Bericht zu überbringen, werden mit in Rechnung gestellt, damit man der Publi⸗ cation nicht zu ungeduldig entgegensehen soll. Was die Affaire selbst betrifft, fo erscheint sie auch dem ministeriellen Blatte ernster und bedeutender, als irgend eines der von den französischen Truppen seit der Occupation von Algier in Afrika gelieferten Treffen, und aus dem Wort „empfindlicher Verlust“ folgert es natürlich, daß den Fran zosen der Sieg eine Zeit lang von einem als sehr unerschrocken und kampfbegierig bekannten Feinde lebhaft streitig gemacht worden. „So ist denn“, schließt das Regierungs⸗Organ in entschiedenerem Tone als bisher, „der Krieg auf die heraus forderndste und treuloseste Weise von Seiten Marokko's begonnen, in demselben Augenblick, wo der Sultan, seine Kaids und seine Söhne die friedlichsten Gesinnungen kundgaben. Hätte diefe Regierung redlich gehandelt, so wäre Abd el Kader mit seinen 1000 bis 1203 Reitern jetzt nicht der Schiedsrichter der Ge⸗ schicke an der Gränze; diese Hand voll Leute, unter den von den marokfanischen Würdenträgern befehligten Massen sich verlierend, war leicht zu entwaffnen. Diese Prinzen scheinen aber im Gegentheil nur gekommen zu sein, um unserem Feinde als Bundesgenossen zu dienen, als wollten sie aufs Deutlichste zeigen, daß es ihre Absicht sei, eben so wie er, und ganz auf ihre eigene Rechnung unsere Feinde zu sein. Alle Welt hatte sich also geirrt, und fortan kann für uns keine Täuschung mehr stattfinden. Abd el Rhaman ist von seinem eigenen muselmännischen Fanatismus eben so beherrscht wie von dem seiner

Unterthanen, und der Grad von Weisheit, den man ihm zugeschrie⸗ ben, erstreckt sich nicht so weit, daß er diesem doppelten Antriebe zu widerstehen vermöchte. „Abd el Kader ist der Kämpe unseres reli⸗ giösen und politischen Glaubens, wir können diesen Christenhunden gegen einen Muselmann nicht Recht geben!“ das ist in der That bie Art und Weise, wie im ganzen Islam das Völkerrecht dem christ— lichen Europa gegenüber ausgelegt wird.“

Mehrere Oppositions Blätter verbreiteten in den letzten Tagen das Gerücht, daß der König die Absicht aufgegeben habe, England zu besuchen. Der ministerielle Globe erklärt aber, es habe in dem Vorhaben Sr. Majestät nicht die geringste Aenderung stattgefunden, da aber der Besuch niemals früher als zu Anfang Oktobers beabsich— tigt gewesen, so könne man leicht denken, daß die Vorbereitungen dazu in diesem Augenblick noch nicht mit Eil betrieben würden.

Die Patrie will aus guter Quelle erfahren haben, daß alle Differenzen zwischen Spanien und dem Kaiser von Marokko endlich ausgeglichen seien, indem der Letztere das Ultimatum des madrider Kablnets vollständig genehmigt und selbst die verlangte Hinrichtung des Beamten, auf dessen Befehl der spanische Konsul den Tod erlit= ten, zugestanden habe, während er anfangs nur die Strafe der Ba⸗ stonabe an demselben vollziehen lassen wollte.

Der Minister des Innern, Herr Duchatel, ist gestern Abend aus dem Bade Ems nach Paris zurückgekehrt und hat sein Portefeuille wieder übernommen.

Sicilie behandelt, welches Sie vielleicht aus eigener Ansicht kennen. Da⸗ bei giebt es viele Männer von ausgezeichneter Bildung in Neapel, und mit besonderem Vergnügen wird der Deutsche bemerken, wie gut diese die nam⸗ haftesten Leistungen deutscher Gelehrten kennen und würdigen. Die deutsche Philosophie hat zahlreiche Anhänger, so daß man kürzlich für gut befunden hat, Hegel und Schelling in einer öffentlichen Akademie von Schülern der Jesuslen feierlichst widerlegen zu lassen, was unter Anderem durch einige Verse von Metastasio geschah. Bie armen Jesuiten- Zöglinge, welche die traurige Rolle, Hegel und Schelling zu vertreten, übernommen hatten, zogen sich natürlich beschämt e, der Erstere mit dem Bekennt⸗ niß, daß er seinen Meister nie recht verstanden hätte, was aller dings sehr wahrscheinlich ist; der Andere suchte sich damit noch den Rüczug zu decken, daß er aus Leibeskräften auf den angeblichen Pan theis mus einhieb, den er bis dahin vertreten hatie. Ich glaube nicht, daß diese feierlich: Widerlegung eben großen Eindruck auf die Anhänger der deutschen Philosophie gemacht hat, und so mag man sie füglich auf sich beruhen lassen. Auch die deutsche Philologie und die Leistungen unserer Gelehrten in den Naiur-Wissenschafien werden hier sehr geschätzt, und die Anhänger derselben haben bei weitem weniger Anfechlungen zu erdul— den. Gewiß ist es ein Zeichen nicht geringer geistiger Krast, daß Viele sich bemühen, eine ihnen so fern liegende Bildung in sich aufzunehmen, und was ließe, sich von dieser geistigen Kraft nicht jun das Wohl des Ganzen gewinnen! Aber sie wird, sobald sie sich an Gegenstände von dem höchsten . Interesse wagt, eher n als gefördert, und unter steten ö erlahmi auch der beste Wille. Man will hier nicht begreifen, dj unst und Wissenschaft, wie der Regen vom Himmel alles Erdreich 1 so Segen über alle Kreise der Gesellschaft ausschütten, man säet . * n den Sand und wundert sich vielleicht dann, wenn nur spärliche . f gesammelt wird. Auffallend ist es, daß der geistliche Stand in 1 . einen ganz anderen Eindruck macht als in Rom, daß er dem welt- in. Treiben weniet sernsteht, als er sollte, und daß er seine Pflicht. uch Neligion und Wistenschaft' auf alle Kreise der Geselischaft einzuwi len, enig erkennt, Wo wärt mehr Aibeit für ihn, als in di . Land der Mijsion n, als in diesem Neapel, ein

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ses , Juli, begab ich mich an Bord des Dampfschif— fand dort eine ungen n agu dz. . elbst n hat. Ich wie ich, nach Palermo alen um den weit le en 1

Rosalie beizuwohnen. Die Maschine des „Palermo“ hat eine für die

Größe des Schiffes zu starke Kraft und giebt deshalb demselben eine höchst unregelmäßige, widerwärtige Bewegung; überdies war die See etwas un⸗ ruhig, so hatten wir denn eine Fahrt voll Jammer und Elend, und die Freude war allgemein, als wir M. Pellegrino und Capo di Zefarang vor uns erblickten, als wir in die Bucht einliefen, Palermo aus den Fluthen des Meeres austauchen sahen und endlich gegen Mittag Anker warfen. Ich kann nicht sagen, wie angenehm der Eindruck war, den Pa— lermo auf mich machte, als ich zum erstenmale durch die Straßen ging. Eine planvoll, regelmäßig gebaute Stadt, in Kirchen und Palästen ein bestimmt ausgeprägter reicher Styl, das Volk ordentlich und reinlich gekleidet, Leben und Thätigkeit auf allen Straßen ohne den sinnverwirren⸗ den Lärm Neapels, keine Bettler das Alles war mir wie eine neue bessere Welt, als die, aus der ich eben gekommen war. Und ging ich daun vor die Stadt nach der Marina welch ein Blick! Vor mir das weite Meer in den wundervollsten Farben spielend, zur Seite rechts der Monte Pellegrino mit seinen scharfen, eigenthümlichen Formen, rechts Capo di Ze— sarang; und wendete ich mich, so sah ich im Halbkreis die steilansteigenden Berge, welche die reicht Ebene von Palermo, Goldmuschel (Conga doro) von ihrer Gestalt und Fruchtbarkeit genannt, wie ein gigantischer Wall um= schließen. Gewiß hat Neapel eine unvergleichlich schöne Lage, aber nach meinem Gefühl hat die Landschast bei Palermo mehr Charalter und macht deshalb beim ersten Anblick einen festeren entschiedeneren Eindruck. Wenn so Stadt und Menschen, Erde und Meer mich in Wohlbehagen versetzten, so war der Himmel mir nicht minder günstig. Ich hatte in Neapel nicht wenig von der Julisonne ausgestanden, und fürchtete noch Schlimmeres in Palermo, aber diese Furcht war unbegründet; während der ganzen Zeit meines dortigen Aufenthalts war eine gleichmäßige, angenehme, durchaus nicht beschwerliche Wärme, die das Leben zur Lust machte; nur einmal auf einem Riit nach dem sonnigen M. Pellegrino hinauf, erinnere ich mich von der Hitze sehr gelitten zu haben.

Am Ji. Jul begannen die Feste. Zu einer sesta gehört hier ein so bunt wie möglich ausgeputztes Helligenbild, Prozession, Feuerwerk, Illumi⸗ natjon und wo möglich Pferderennen; das waren auch hier die Bestand= theile des Festes, und zwar Allez, da Palermo sich die Sache viel losten läßt, so glänzend wie möglich. Die Anwesenheit des Hofes, des Königs von' Bavern und einer größen Zahl ausgezeichneter Fremden, tat für die Stadt eine Aufforderung mehr, alle Kräfte zu Ehren ihrer Schutzheiligen aufzubieten. Bas Fest beginni damit, daß das Bild den h. Rosalia, das auf einem ungemejn reich und bunt verzierten Gerüst in solcher Höhe auf- gar cen, ist, daß es alle Häuser der Stadt überragt, von 48 Stieren durch

en Cassaro oder Toledo, der von der Porta Fessce zur Porta nuova die

Stadt gerade durchschneidet, hinauf gezogen wird. Am Abend war großes Feuerwerk an der Marina, dann Erleuchtung derselben und der anliegenden Villa Giulig, eines sehr schön angelegten Gar= tens. Es' war ein wundervoller Abend, die Laubgänge waren durch Milllonen Lampen an den Stämmen und in den gweigen der Bäume wunderbar erhellt, Musik ertönte von allen Seiten, und ruhig wandelten die dichtgedrängten Schaaren einher, die Männer in ihren kürzen blendend weißen Jacken, die Weiber in weißen Gewändern mit langen weißen Schleiern auf dem Haupte. Auch der Cassaro war erleuchtet, zwei schnurgerade Feuer= linien zogen sich auf beiden Seiten der Straße quer durch die Stadt. Bis um Mitternacht war den Fußgängern freier Raum gegönnt, dann wurde die Straße den Wagen geöffnet. ünd in unabsehbgrer e bewegten sich diese bis zum Anbruch des Morgens langsam durch die hellerleuchtete Straße. Man sieht hier bei dieser Gelegenheit einen Luxus der Equipagen, wie ihn wohl keine Stadt auf dem Festlande Italiens aufzuweisen hat. Am 12ten war Pferderennen im Cassaro, am Abend wurde das Bild der heiligen Rosalia durch den erleuchteten Cassaro zurückgeführt, das ganze Geruͤst war durch tausende von Kerzen erhellt, und auf deniselben saß eine zahlreiche Musikbande, welche mit Dpern⸗Musik das Publikum erlustigte. Dann Promenade im Cassaro bis Mitternacht, die Corsofahrt bis zum Morgenlicht, wie sich diese während des Festes alltäglich wiederholte. Am 13ten abermals Pferderennen, abermals Feuerwerk an der Marina, abermals Erleuchtung derselben und der Villa Giulia. Die Freude des Festes wurde an diefem Tage durch die Nachricht von dem Ableben eines Sohnes des Königs nicht e, gestört, die Königliche Familie zog sich seitdem von den Fesllichkeiten zurück, die aber sonst ihren Fortgang halten. Am 11ten war bas dritte Pferderennen, und ani Abend die wirklich überraschend schöne Erleuchtung des Innern der Kathedrale. Das Aeußere von S. Rosalia ist das schönste Dentmal normannisch arabischer Baulunst, das Palermo auszuweifen hat, in seiner Mannigfaltigkeit und Anmuth, der es doch nicht an Hoheit fehlt, in seiner ganzen Eigenthümlichkeit bleibt es wohl immer einem Jeden gegenwärtig, der es einmal gesehen hat. Das Innere ent- spricht dagegen dem Aeußeren sehr wenig, es ist in eine moderne römische Basilika mit drei Schiffen, welche durch Tonnengewölbe und eine Kuppel nach oben geschlossen sind, im vorigen Jahrhunderk verwandelt werden, und entbehrt durch die blendend, weiße . die Wänden und Gewölben gege⸗ ben ist, völlig der Würde, welche man nach dem Aeußeren erwarten sollte, Diese helle Färbung trägt nun aber wesentlich dazu bei, den Lichteffekt zu erreichen, den man diesen Abend erstrebt. Gemälde, Wände, Säulen, Pilaster Alles ist dicht mit Wachskerzen besetzt, es sollen deren 20, 000 verwandt werden, wohin

man. sieht, Strahlen und. Funken, das ganze Gebäude scheint von einem überirdischen Glanze erhellt. Da standen in die sem blendenden Schein auch

X Paris, 26. Aug. Ein Schreiben aus Algier vom 20, Au⸗ gust giebt die noch der Bestätigung bedürfende Nachricht, die Armee des Marschalls fei bereits auf dem Marsche gegen Fez begriffen, und Abd el Kader sei plötzlich von 409 marofkfanischen Reitern umringt, festgenommen und zu dem Kaiser Muley Abd el Rhaman auf dessen ausdrücklichen Befehl abgeführt worden. Die letztere Nachricht wäre von hoher Wichtigkeit, wenn sie sich bestätigte. Die Nachricht von dem Siege am Joly hat hier zwar unbestritten auch einen sehr guten Eindruck hervorgebracht, aber doch bei weitem nicht die Wirkung, wie die Kunde von? dem Bombardement von Tanger. An dem Abend, wo die Abendblätter jene Nachricht gaben, riß man dieselben den Ver⸗ käufern auf den Boulevards buchstäblich aus den Händen, wovon diesmal nichts zu fehen war. Uchrigens wird so ziemlich allgemein anerkannt, daß mit diesem Siege noch nicht Entscheidendes gethan ist. Denn dazu wäre nöthig, daß der Marschall Bugeaud unmittelbar den Lauf seiner Operationen hätte verfolgen können. Dazu mußte er aber wenigstens dreimal so viel Reiterei haben, als er jetzt hat. Diese, zu hg an Zahl, scheint im ersten Augenblicke des Kampfes ganz unthätig geblieben und erst, nachdem die in Carrés formirte Infanterie den ersten furchtbaren Anfall der eben so gewandten als fühnen marokkanischen Reiter ausgehalten und abgeschlagen hatte, bei der Verfolgung der Zurückweichenden von Nutzen gewesen zu sein. Eine sehr beachtenswerthe Thatsache bleibt jedenfalls, daß dieser Erfolg errungen wurde, ohne daß die innere Ruhe in dem fran zösischen Algerien gestört wurde, ohne daß irgend eine Schilderhebung in dessen ganzem Umfange ausbrach, und ohne daß neue Verstärkungen von Belang von Frankreich aus dahin geschickt worden waren.

Nach den letzten Nachrichten, die man von der Flotte des Prin⸗ zen von Joinville hat, scheint es fast, daß vor Mogador noch Larrache bombardirt worden ist. Die Briefe und Zeitungen aus Gibraltar vom 12ten deuten darauf hin, und die Croniea sagt sogar, man habe an jenem Tage längere Zeit Kanonendonner gehört, der von Arzilla herzukommen schien, das, zwischen Tanger und Larrache gele gen, bombardirt worden wäre. Herr Drummond Hay war nach Tan— ger zurückgekehrt und hatte seine Functionen als britischer General⸗ Konsul wieder angetreten.

A Paris, 26. Aug. Die heutige Presse spricht von einem angeblichen Gerüchte, demzufolge das Kabinet von St. James, nach vorgängiger Einholung des Gutachtens der Rechtsgelehrten der Krone, den Beschluß gefaßt, habe, von der französischen Regierung in Form eines Ultimatum's die Desavouirung, nicht blos des Lieutenants d'Au⸗ bigny, sondern auch des Capitain Bruat, zu verlangen. Weigere sich das Kabinet der Tuilerieen, dieser Forderung Genüge zu leisten, so würde Lord Cowley seine Pässe fordern. Es wäre überflüssig, auf die innere Unwahrscheinlichkeit dieses Gerüchts ausmerksam zu machen, von dem, außer der Presse, Niemand die mindeste Kenntniß zu haben scheint, und das mit allen glaubwürdigen Angaben über den Stand der otaheitischen Angelegenheit im Widerspruche steht. Wir wollen bei dieser Gelegenheit nur erwähnen, daß die Presse, dieses Organ der konservativen Interessen, überhaupt seit einiger Zeit eine ziemlich räthselhafte Rolle spielt, die der Versöhnung Frankreichs mit England eben so wenig förderlich ist, als dem Bestande des Ministe⸗ riums und der seit vierzehn Jahren herrschenden Politik. Die An⸗ gabe der Revue de Paris, daß außer der Verständigung über die Pritchardsche Sache auch ein baldiges Uebereinkommen Englands und Frankreichs in Bezug auf die otaheitischen Angelegenheiten überhaupt in Aussicht stehe, indem Frankreich sich erboten habe, auf sein Pro⸗ tektorat zu verzichten, diese Angabe wird von dem heutigen Globe, der in solchen Dingen sehr gut unterrichtet zu sein pflegt, für durch— aus grundlos erklärt.

Die hiesigen Zeitungen haben sich selbst und das pariser Publi⸗ kum so ziemlich überredet, daß die Sendung des Herrn Drummond Hay nach Marokko keinen anderen Zweck gehabt habe, als den Kaiser Muley Abd el Rhaman noch mehr gegen die Franzosen aufzureizen, hu mit Abd el Kader auszusöhnen und ihn durch die Aussicht auf britischen Beistand im Widerstande gegen die französischen Forderun⸗ gen zu bestärken. Wenn es sich bestätigt, daß, wie spanische Blätter versichern, Herr Bulwer die von ihm angetretene Reise nicht auf Cadir und Gibraltar beschränken wird, weil er gleichfalls eine Sen⸗ dung an den Hof des Kaisers von Marokko erhalten hat, so kann es nicht fehlen, daß der Verdacht eines antifranzösischen Einflusses der englischen Diplomatie auf die marokkanische Politik dadurch einen starken Zuwachs erhält. Den madrider Zeitungen zufolge, geht Herr Bulwer nach Marokko, um eine Ausgleichung der spanisch⸗marokkani⸗ schen Differenzen zu unternehmen und um zugleich eine Art Vermit⸗ telung auch zwischen Frankreich und Marokko zu versuchen. Aber es versteht sich von selbst, daß man hier in Paris in Bezug auf den letztgenannten Punkt, geradezu das Ge⸗ gentheil glauben wird. So sammelt sich in der Meinung

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der französischen Nation alle Tage neuer Zündstoff, der durch irgend einen zufälligen Funken heute oder morgen zu einer er schütternden Explosion gebracht werden kann. In der Ansicht man⸗ cher sonst ruhigen Köpfe handelt es sich schon jetzt nicht mehr, um die Frage, o b, sondern nur um die Frage, wann es zum Kriege mit England kommen wird. Und daß sich eine ähnliche Ansicht auch man⸗ cher Geister in England bemächtigt habe, das beweist nur zu deut⸗ lich die Sprache gewisser londoner Zeitungen, welche die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens zwar wünschen, die aber doch nicht recht an dieselbe glauben. Die in der Times abgedruckten Briefe über die Beschießung von Tanger haben die französisch⸗ englischen Mißverständ⸗ nisse um ein schweres Gewicht vermehrt. Die Franzosen werden den Vorwurf der Feigheit, den ihnen die Times gemacht, so bald nicht vergessen, und es ist bei ihrem National⸗Charakter sehr natürlich, daß sie sich nach einer Gelegenheit sehnen, den Engländern zu beweisen, daß ihr bedeutendstes Preß⸗Organ den französischen Muth verleun⸗ det habe.

Großbritanien und Irland. London, 24. Aug. Man schreibt aus Windsor, daß Ihre

Najestät die Königin in Begleitung des Prinzen Albrecht und der lteren Königlichen Kinder zwischen dem Fsten und gten des nächsten Nonats auf vierzehn Tage oder drei Wochen die beabsichtigte See⸗ Rrkursion antreten werde.

Die beiden Journale, Standard und Morning Herald, helche die Korrespondenz-⸗Berichte der Times aus Tanger für unecht ber singirt hielten, erklären heute, daß ihnen von der Times die Briginal Manusfripte jener Korrespondenzen mitgetheilt worden wären, aus denen allerdings hervorginge, daß dieselben von britischen Offi⸗ zieren herrührten. Beide Blätter bleiben indeß dabei stehen, daß die Offiziere Tadel verdienten, weil sie von ihrer Leidenschaft zur Ent stellung von Thatsachen und zu groben Beleidigungen gegen die fran⸗ zösische Marine sich hätten hinreißen lassen, und daß die Times Un— recht gethan habe, diese Berichte zu veröffentlichen.

„Wir hören,“ schreibt der Standard, „daß mit dem letzten Paketboot an die Gouverneure unserer westindischen Besitzungen In⸗ structionen ergangen sind, welche denselben aufgeben, die Land und See-Streitmacht der Kolonieen auf den vollkommensten Fuß zu stellen, und wo es nöthig scheint, dieselbe in solcher Weise zu verstärken, daß sie für alle unerwartet eintretenden Fälle genügt. Wie wir verneh⸗ men, werden noch vor dem Schlusse des Jahres ein Regiment Sol— daten und eine Dampffregatte erster Klasse nach Westindien abgehen, Die britische Regierung wird auch, wie man versichert, die unlängst im Versammlungshause von Jamaika angenommene Milizbill verwer⸗ fen und die dortige Legislatur nöthigen, das alte Gesetz zu behalten, nach dessen Bestimmungen man die Miliz der Insel regelmäßig ein⸗ mal monatlich zu Exerzier-Uebungen berufen wird. In einer Zeit, wo wir aus der Nähe der Heimat so wenige Truppen entbehren können, wird unzweifelhaft die Miliz das wohlfeilste und kräftigste Vertheidigungs-Mittel der Kolonieen abgeben können. Bei früheren Gelegenheiten leistete die Miliz zur Unterdrückung örtlicher Unruhen gute Dienste, und wir sind überzeugt, daß sie sich als eben so brauch⸗ bar zum Widerstande gegen Angriffe von außen bewähren wird, falls die Freiheiten und die Unabhängigkeit der Kolonieen von irgend einer Seite bedroht werden sollten.“

Der ministerielle Standard erklärt sich für ermächtigt, dem Gerüchte zu widersprechen, daß die Regierung ein unbrauchbares Linienschiff dem Capitain Warner zur Prüfung seiner Zerstörungs⸗ maschine angeboten habe.

Sir R. Peel ist heute nach Drayton Manor, seinem Landsitze in Staffordshire, abgereist.

8 ch w ez.

Kanton Luzern. Die Tagsatzung ist am 24. August von dem Präsidenten mit folgenden Worten entlassen worden:

„Meine Herren, unsere Arbeiten sind beendigt. Es bleibt mir nun noch die angenehme Pflicht übrig, Ihnen für die mir bewiesene Güte und Nach⸗— sicht zu danken. Ich bedurfte Ihrer Unterstützung um so mehr, da ich mich nicht auf meine Erfahrungen verlassen und Ihn en nur meinen guten Willen darbieten konnte. Sie haben mir meine Aufgabe erleichtert; empfangen Sie meinen aufrichtigen Dank. Mögen unsere Arbeiten zum Heil des gemein⸗ samen Vaterlandes gereichen. Mit diesem Wunsche erkläre ich die Sitzung als geschlossen.“

Hierauf entgegnete die Gesandtschaft von Zürich (Moussom):

„Indem der Gesandte von Zürich noch einmal das Wort ergreift, will er nicht auf die inhaltschweren Fragen zurückkommen, welche die Tagsatzung zu lösen berufen war, denn er möchte nicht in dieser letzten Stunde wider sprechende Gefühle erregen. Nicht ohne Besorgniß, Herr Präsident, meine Herren! trat der sprechende Gesandte in Ihre Mitte, heute scheidet er mit Beruhigung. Er begrüßt es als ein erfreuliches Vorzeichen, daß die per— sönlichen Verhältnisse der Gesandten im Ganzen wohlwollend gewesen sind. Männer von sehr abweichenden politischen Ansichten haben sich ertragen,

manche sich wohl auch schätzen gelernt. Bringen wir diese Gesinnungen zu- rück in unsere Kantone, und die Tagsatzung des Jahres 18414 wird nicht ohne gute Früchte bleiben. Aber auch die wenigen Tage, wo diese gegen= seitige Achtung auf eine bedauerliche Weise verletzwi worden ist, sol⸗ len nicht verloren sein für unser Vaterland. Lernen wir daraus, daß es der Eidgenossenschast nicht frommt, die aufregenden Erinnerungen der Beigangenhest hervorzusuchen als Waffen für die Kämpfe der Gegen- warf. Lasscn Sie uns vielmehr die Gegenwart benutzen, um die Keime zu legen für eine bessere Zukunst. Der Same aber gedeiht nicht, der ausge= worfen wird im Sturm entfesselter Leidenschaften. Der Gefandte glaubt die Gesinnungen aller Mitglieder dieser hohen Versammlung aus zusprechen, indem er Sr. Excellenz dem Herrn Bundes-Präsidenten ihren Dank 26 für seine eben so geschickte als unparteiische Geschäftsleitung. Nie hat des⸗ sen Stellung als Gesandter des hohen Standes Luzern auf diese Leitung nachtheilig eingewirkt. Auch dem eidgenössischen Kanzler gebührt unsere ge= rechte Anerkennung für die gewissenhaste und vorzügliche Besorgung seiner schwierigen Arbeiten. Dankbar werden wir uns endlich der gastfreien Auf- ken, erinnern, die uns Allen in der Bundesstadt Luzern zu Theil gewor= den ist.“

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Nom, 19. Aug. (A. 3.) Gestern Abend traf Se. Kö⸗ nigliche Hoheit der Prinz Karl von Preußen über Civita Vecchia, von Neapel hier cin. In letzterem Hafen entließ der Prinz das sardi⸗ nische Regierungs- Dampfboot „Tripoli“, welches der König von Sardinien? zu seiner Verfügung gestellt und worauf der Prinz von Genug aus seine Reise ins mittelländische Meer gemacht hatte. Gleich nach selner Ankunft besuchte der hohe Reisende seinen Oheim, den Prinzen Heinrich, und hat heut früh mit der Besichtigung der Merkwürdigkeiten der Stadt den Anfang gemacht. Der Prinz wird dem Vernehmen nach nur wenige Tage hier verweilen und schon am 26. d. Mts. sich in Ancona nach Triest einschiffen. Ihre Königliche Hoheit, die Frau Prinzessin Karl wird im nächsten Monat hier erwartet.

Eine vom Fardinal-Bischof Castruccio Castracane erlassene Be- kanntmachung ruft alle unter seiner Jurisdiction stehenden Geistlichen und weltlichen Beamten, so wie die Bewohner, die während des Erdbebens, ihrer Sicherheit wegen, die Stadt Palestrina verlassen haben, dahin zurück, indem seit acht Tagen keine Erderschütterungen mehr erfolgt sind, weshalb gestern unter dem Andrange vieler Tau—⸗ sende ein öffentliches Danffest in Palestrina stattfand.

Die Ergebnisse der eben beendigten Getraide-Aerndte sind über alle Erwartung befriedigend, die Preise jedoch, wegen der zahlreichen Verschiffungen nach Algier, unverhältnißmäßig hoch. Einen gleichen Aerndte= Segen hofft man in den Weingärten. Dagegen beklagen die Landleute allgemein die fast gänzliche Einbuße des kürkischen Wei⸗ zens. Anhaltende Hitze und Mangel an Regen an vielen Orten des Kirchenstaats ist seit zwei Monaten kein Tropfen gefallen ha⸗ ben die Pflanzen im Keime ausgedörrt, Eben diese Ürsachen bewir⸗ ken auch, daß die meisten Oliven unreif und verwelkt abfallen.

Spanien.

3 Madrid, 20. Aug. Der Prinz von Joinvdille hatte vor dem Bombardement von Tanger die Vorschrift ertheilt, das Feuer nur gegen die Befestigungen zu richten und die Häuser so viel wie möglich zu schonen. Der englische General⸗Konsul, Herr Hay, nahm bereits wieder Besitz von dem britischen Konsulatsgebäude, und die Marokkaner arbeiten eifrigst an Wiederherstellung ihrer Batterieen und Befestigungswerke. Die 16,900 Mann unregelmäßiger Truppen, welche zum Empfange der Franzosen in und um Tanger bereit stan⸗ den, haben sich jedoch von dort entfernt, und es sind nur etwa 2000 Mann unter den Befehlen eines Sohnes des Kaisers zurückgeblieben.

In Ceuta ging am 10ten die Nachricht ein, daß bedeutende ma⸗ rokkanische Streitkräfte sich dem Platze näherten. Die Mehrzahl der nach Afrika bestimmten spanischen Truppen verweilt noch immer in Algesiras, San Roque und Tarifa; sie bestehen großentheils aus Re⸗ kruten, die von den langwierigen, während der größten Hitze zurück= gelegten Märsche sehr erschöpft sind. Die Feinde der Ruhe Spaniens setzen alle Mittel in Bewegung, diese Truppen zu einem Aufstande zu verleiten: man hat von hier und Gibraltar aus Geld und Pro⸗ clamationen abgeschickt, ohne sich jedoch bisher Gehör verschaffen zu können. Zufolge dieser gedruckten Proclamationen soll die Constitution von 18172 wiederhergestellt und eine im Namen der Königin regierende Regentschaft eingesetzzt werden. Alle Ländereien, welche zu den Natio- nalgütern gehören, werden den Tagelöhnern und Soldaten gegen einen geringen Grundzins als Eigenthum verliehen, und eine Central⸗ Junta übt die höchste Gewalt aus, bis die Revolution vollkommen durchgeführt ist.

Die Oppositions-Presse wiederholt Tag für Tag die stehenden Phrasen, wie etwa: „das System der Unterdrückung und Tyrannei, welches die herrschende Clique mit so großer Unverschämtheit befolgt, hat den äußersten Gipfel erreicht; der Säbel allein herrscht und die redlichen Patrioten unterliegen vor den Bajonetten. Die Kerker

die alten Porphyrsarkophage Heinrich's VI. und Friedrich's II, aber Wenige richteten wohl, wie ich, ihre Augen auf die Stelle, wo die mächtigen Kaiser, unsere Helden, weit von ihrer Heimat ruhen. „Den Hohenstaufen war die Welt zu enge, drum ward die weite Welt ihr Grab“.

Es folgte der letzte und eigentlich kirchliche Festtag. Es war mir zur Pflicht gemacht, der Ceremonie in S. Rosalia beizuwohnen; jeder Sieilianer sprach mit Stolz davon, daß diese einzig in ihrer Art sei, indem Se. Masestät (der Sicilianer spricht nie anders von seinem Monarchen) sich kraft seines Rechtes als apostolischer Vikar in Sicilien, nach der Epistel das Haupt bedecke. Indessen hatte ich, wenn auch nicht gleiche, doch ähnliche Ceremonien bereits genug gesehen, und zog vor, au diesem Tage Monrxeale zu besuchen. Die Mortarana und Capella Palatinag in Palermo mit ihren wunderbaren Architekturen und ihren herrlichen Mosaiken hatten mich auf die Kathedrale in Monreale begierig gemacht. Der Ausflug war im höch⸗ sten Grade belohnend, schon der Weg zu den Bergen hinauf bietet mannig-⸗ fache Reize dar. Die Bauwerke Monreale's sind in ihrer Art nicht über- nroffen. Ich weiß nicht, ob ich den prächtigen Dom oder den zierlichen Kreuzgang mehr bewundern soll. Lange Zeit hielt ich mich in dem (etzleren auf, und staunte, immer aufs neue über den Neichthum der Erfindung, der sich in der immer wechselnden Verzierung der Säulen - Kapitäle zeigt. Da sieht man auch den guten König Wilhelm II, wie er der Mutter Gottes seine neugebaute Kirche darbringt mit der Aufschrift: Rex, qui cuncta resis, Siculi data accipe regis. Er wollte mit dem guten Werke sich den Trost der Nachkommen⸗ schaft erwerben, aber er starb ohne Erben, und die reiche Insel kam in die Hand der mächtigen deutschen Fürsten. Aber sein Werk hat vielen Gene— rationen, bis auf den heutigen Tag, zum Trost und zur Erbauung gereicht. Die Gemälde des berühmten Mourealese, die ich an seinem Geburtsort sah, blieben unter der sehr hohen Erwartung, die ich nach einem unbeschresblich schönen, aber leider sehr verdorbenen Freskobild im Spe4dale grande in Pa⸗ lermo gehegt hatte. Auf das letztere möchte ich alle mir Nachreisenden um so eher aufmerksam machen, als mich Förster's bekanntes Reise⸗Hand— buch, das sür Palermo überhaupt sehr mangelhaft ist, hier im Stich ließ.

Ich kam noch früh genug nach Palermo zurück, um die große Pro- zesson ansehen zu können, mit der die Festlichkeiten schließen. Von 9 bis nach 12 Uhr Abends bewegte sie sich langsam durch den Eassaro; alle Brü⸗ derschaften, alle Mönchsorden, die gesammte Weltgeistlichkeit, es war ein endloser Jug. Eine große Zahl kolossaler Heiligenbilder wurde dabei auf gesührt, manche von Haushöhe und geschlepyt von 40 bis 50 Menschen auf ihren Schultern. Besonders zog das Bild der Heiligen Cosma und Damiani die Aufmerksamteit auf sich. Diese waren, so geht die Sage, Aerzte, welche zur Zest der Pest sich um die Kranken sehr verdien; machten,

bald hier, bald dorthin liefen, um zu heilen und zu helfen, und ein Opser endlich ihrer Barmherzigkeit sielen. Aus Dankbarkeit wird nun ihr riesiges Bild in der Nosalien-Prozession, nicht, wie andere, im Schritt, sondern stets im vollen Lauf getragen. Die Träger warten, bis ihre Vorgänger ihnen einen freien Raum von 209 bis 300 Schritten gelassen haben, und durch⸗ laufen dann diesen Raum mit der schweren Last auf dem Rücken unter dem „Viva, Viva! der jubelnden Menge. Am Ende der Prozession wird der kostbare silberne Sarg, in dem die Gebeine der h. Rosalia ruhen, aufgeführt, der auch, nachdem die Prozession durch den Cassaro gegangen ist, bis spät in den Tag hinein durch alle Quartiere der Stadt getragen wird. Nach Mitternacht kamen die Equipagen in den Cassaro, und nun entwickelte sich zum letztenmale die glänzende nächtige Corsofahrt. Ich bemerkte in derselben den König von Bahern und zu nicht geringer Befriedigung meines patrioti⸗ schen Gefühls einige verehrte Glieder unserer Königlichen Familie, die eist am Morgen in Palermo angekommen waren.

Indem ich dieses schreibe, kommt mir durch Privatbriefe die schreckliche Botschaft von dem abscheulichen Attentat gegen das geweihte Haupt unseres Königs zu. Ich theilte einem deutschen Landsmann, der jetzt hier als Mönch lebt, und den braven Benediltinern, deren Gast ich bin, sogleich die fürch= terliche Nachricht mit, und sie Alle theilten mein Gefühl über das entsetzliche Ereigniß. Denn hier, wie überall in Italien, ist der Name unseres Mo⸗ narchen hoch gefeiert, und dieses Volk, dem die Liebe für Kunst und Wis⸗— senschaft angeboren ist, schätzt in ihm den hohen Gönner aller edlen, geisti⸗ gen B estrebungen.

Am 17. Juli verließ ich auf dem „Palermo“ Sicilien und langte nach einer glücklicheren Fahrt, als die mich hinübergeführt hatte, am 18en abermals in Neapel an. Ich sehe wohl, ich habe Ihnen über Palermo eben so viel Einzelnheiten, als über Nea⸗ pel Allgemeines berichtet. Aber mein Aufenthalt in Palermo war zu furz, die Aufmerlsamkeit durch die Feste zu sehr in Anspruch genommen, als daß ich über die allgemeinen Angelegenheiten der Stadt und der Insel mich gehörig hätte unterrichten kömnen. Daß der erste, so günstige Eindruck nicht Alles im Lichte der Wahrheit zeigte, wurde ich indessen bald genug inne. An Armuth, an mangelhafter Erziehung fehlt es auch hier nicht. Der Sicilianer ist ungemein stolßz auf seine Insel und ihre Einrichtungen, und das Neue, was über das Meer kommt, ist ihm an sich verhaßt, daher verwirft er mit dem ihm weniger Anpassenden auch das Gute und Heilsame. Die Regierung hat Mancherlei für die Insel gethan, aber bis jetzt wenig Dank davon geärndtet. Man hat wohl ein sehr schwarzes Bild von dem Zustand Siciliens entworfen und den gänzlichen Ruin desselben als nahe devorstehend fürchten lassen; aber nach dem, was ich selbst gesehen und von gut unterrichteten Personen gehört habe, stehen die Dinge nicht so schlimm; es

hebt sich vielmehr der Wohlstand von Jahr zu Jahr. Daß man einer besseren Zukunft entgegengeht, dafür scheint mir auch der Charakter der Sicilianer zu bürgen, der, wenn auch zähe und stolz, doch auch ernst und fest ist, und so mehr Gewähr giebt, als der Leichtsinn und Uebermuth des Neapolitaners. Daß einer schnellen Entwickelung große Hindernisse im Wege stehen, bedarf keiner Erwähnung. Als eines der bedeutendsten ist unfehlbar die erschreckende Zahl der Kloster⸗Geistlichkeit an⸗ zusehen, die bei ihren großen Reichthümern ein üppiges und unfruchtbares Leben sührt. Auch der Adel, in dessen Händen noch immer ein ungeheurer Grundbesitz ist, macht von seiner Stellung und seinen Glücksgütern mieist leinesweges den Gebrauch, der ihm selbst und dem Lande ersprießlich sein würde. Der ganze Zustand des Landes giebt in seiner Eigenthümlichkeit jedenfalls vielen Stoff zum Nachdenken und zu mannigfachen Beobach- tungen.

dehiein zweiter Ausenthalt in Neapel währte nur furze Zeit, seildem habe ich Gelegenheit gehabt, das Königreich diesseit des Pharus auch im Innern nach mehreren Seiten kennen zu sernen. Wohin ich auch kam, ich bin immer aufs Reue erstaunt über den Reichthum, die Schönheit des Landes. Sieht man diese herrlichen, fruchtbaren Thäler, welche die Abruzzen durchschneiden, man muß meinen, kein Land sei wie dieses zum Glücke bestimmt. Das Volk, das diese Thäler bewohnt und weit hinauf zu den Felsen sich seine Häuser gebaut hat, ist ein anderes, als das die Hauptstadt bewohnt, es ist nicht verdorben durch den Verkehr mit der großen Welt, aber auch unbe⸗ rührt geblieben von allen Segnungen der Civilisation. Wie früh ist die Bildung in diese Regionen gedrungen, und doch scheint es, als ob jetzt alle Spuren derselben veitilgt seien. Dies Polk steht dem Naturzustande jetzt, glaube ich, näher als vor zwei Jahrtausenden.

Mein Brief ist zu bedeutendem Umfang angewachsen, und doch habe ich Ihnen kein Wort von dem reizenden Sorrent, von Amalsi in seiner einzig schönen Lage, von Ravello mit seinen interessanten Monumenten und seiner herrlichen Aussicht über den Meerbusen von Salerno gesagt, kein Wort von Salerno und Capua mit ihren großen historischen Erinnerungen, von Cova mit seinen prächtigen Wäldern, von Sora und Isola mit ihren fruchtbaren Fluren und den tosenden Wasserfällen des Liris, lein Wort endlich von St. Germano, das zu meinen Füßen liegt, und diesem be—= rühmten Kloster, in dem ich weile. Doch es bedarf dessen auch nicht, denn über die meisen dieser Orte haben Andere schon besser gesprochen, als ich es vermöchte, und auf andere, die mir weniger bekannt scheinen, komme ich vielleicht in der Folge zurück.