1844 / 244 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

. über den Gang und jeßigen Stand des genannten Pro⸗ 1 Blättern * Stanten die Ceusur passiren sollen.

1 i in Leipzig die Censoren angemessene Pies hat die Folge gehabt, daß in Leipzig die e n ang ——— in die fer Beziehung bekommen haben.

reie Städte. Der Deutschen Allgemeinen Zeitung wird —— S. August aus Hamburg geschrieben, in den letzten vierzehn Tagen oder drei Wochen seien dort nicht weniger als zehn Selbstmorde vorgefallen, unter welchen etwa die Hälfte von wohl⸗

habenden Leuten verübt wurde.

Oesterreichische Monarchie.

* Triest, 25. Aug. Fürst Metternich, welcher hier vier Wochen zu verweilen gedenkt, ist gestern Abend mit seiner Gemahlin eingetroffen. Er hat seine Wohnung in dem Hause des Kaufmanns Wucetich genonimen, wo sich auch die mit zahlreichen Beamten ver sehene Kanzlei besindet. Man kann sich nicht verhehlen, daß die Reise dieses Staatsmannes, außer dem Zwecke, in der Nähe Sr. Majestät des Kaisers zu sein, wohl auch noch andere politische habe. Darauf deutet schon der Umstand hin, daß ein überaus starkes Bü⸗ reau⸗Personal, darunter 4 Hofräthe, sich für die Aufenthalts Dauer hier installirt hat, und verschiedene Gesandten auswärtiger Höfe, auch drei Kardinäle, hier zusammentreffen. Man will wissen, daß die noch immer alle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmenden orientalischen, dann die italienischen Angelegenheiten ernstlich verhandelt werden sollen; Andere meinen wieder, daß man mit der Bildung eines italienischen Zoll⸗Verbandes umgehe.

Die Kaiserl. österreichische Korvette „Adria“ hat den Befehl er— halten, nach Marokko zu segeln. Die Fregatte „Bellona“, mit wel⸗ cher der Contre⸗Admiral Bandiera eingetroffen ist, liegt noch immer hier vor Anker, und wird nicht, wie es hieß, nach Marokko, sondern nach der Levante segeln. In der Marine werden Veränderungen im kemmandirenden Personal vorgenommen. Erzherzog Friedrich soll das Ober-Kommando und einen erfahrenen Marine⸗-Offizier ad latus erhalten; Baron Bandiera wird sich, mit höherem Rang pensionirt, in das Privatleben zurückziehen. Er genießt fortwährend die seinem bisherigen Wirken und dem Unglücke gebührende Achtung.

Zum würdigen Empfang Ihrer Majestäten, welche mit sehr zahlreichem Gefolge morgen von Wien abreisen, werden sehr viele Vorbereitungen getroffen. Auf der Höhe von Optschina, wo man einen unvergleichlich schönen Ueberblick des Meeres und Triest's hat, wird ein prachtvolles Zelt errichtet, unter welchem Ihre Majestäten von der Munizipalität empfangen werden sollen. Man schlägt die Zahl der Equipagen, welche ihnen entgegen fahren werden, auf mehr denn 450 an. Am ersten Schlagbaum in der Stadt wird eine Ehrenpforte gebaut. Die Häuser am Corso und in den Straßen, durch welche der Zug gehen wird, haben durch den neuen Anstrich ein freundlicheres Ansehen erhalten. In den Sälen der Börse wird fleißig gearbeitet, da hier ein glänzendes Ballfest statthaben soll. Vor dem Tergesteum, dem Theater und anderen Gebäuden stehen bereits ungeheure Gerüste zu der am ersten Abend zu veranstaltenden Beleuchtung, die in ihrer Art großartig sein wird. Auf dem Dampfboot „Imperatrice“, welches dem Kaiserpaare zur Verfügung gestellt wird, ist ein herrlicher Thron aufgeschlagen wor⸗— den. Acht Dampfer des Lloyd werden eine Lust-Seefahrt unterneh— men. Am zweiten oder dritten Abend wird der ganze Hafen beleuch—⸗ tet und dies wird ein gewiß seltenes Schauspiel. Außerdem werden verschiedene Volksfeste vorbereitet. Die Stadt wimmelt bereits von Fremden, deren Zahl sich mit jedem Tage mehrt. Die Gasthäuser füllen sich, die Miethe ist ungemein theuer, und man fordert für Zimmer auf einige Tage eine Summe, welche man zu einer anderen Zeit in einem Monate zahlen würde.

Russland und Polen.

Kalisch, Ende August. Eine ungewöhnliche Spannung wurde unter der hiesigen Bevölkerung durch die Hierherkunft des Kandidaten für den erzbischöflichen Stuhl in Posen, Herrn von Przy⸗ luski, hervorgebracht, welcher im Auftrage des Papstes dem hiesigen Bischof im Beisein der Geistlichkeit der Stadt nach einem frohen Mahle die Entsetzungs-Bulle vorlas. Die versammelte Geistlichkeit ist sofort zur Wahl eines neuen Kandidaten für den bischöflichen Stuhl geschritten, während Herr von Przytuski unmittelbar nach Er— ledigung seines Auftrags die Stadt verließ.

Frankreich.

Paris, 27. Aug. Der Krieg in Marokko fängt an ernster zu werden. Der Depesche des gin shlᷣ Bugeaud ist auf dem Fuße eine andere, noch wichtigere des Prinzen von Joinville gefolgt, datirt aus Mogador vom 17. August und folgendermaßen lautend: „Am 15ten haben wir Mogador angegriffen. Nach Zerschmetterung der Stadt und ihrer Batterieen nahmen wir die Insel und den Hafen in Besitz. Es wurden 73 Mann, worunter 7 Offiziere, verwundet oder getödtet. Ich bin damit beschäftigt, die Garnison der Insel zu installiren. Den Hafen habe ich in Blokadezustand versetzt.“ Man kann denken, welchen Eindruck diese neue Siegesbotschaft hier gemacht hat, die alle früheren an Bedeutung übertrifft. Mogador oder Suei— rah ist der beträchtlichste Hafen Marokfo's und am nächsten an der Hauptstadt des Reichs gelegen, auch war es der befestigtste Punkt der ganzen Küste. Es war ringsherum von Mauern und hohen Thürmen vertheidigt, die den Hafen beherrschende Insel diente ihm als Boll— werk, und selbst die stets anwachsende Versandung, durch welche die Tiefe des Wassers vermindert und der Zugang erschwert wird, gereicht ihm zum Schutz. Man glaubt daher auch, daß eine Landung nöthig gewesen sein wird, um die Festungswerke der Stadt zu zerstören. „Was man also“, sagt der Constitutionnel, „zu Tanger uns nicht gestattet hat, welches die Meerenge von Gibraltar beherrscht, das haben wir zu Mogador thun können; wir haben eine Garnison dort— hin gelegt, und die von unseren Kanonen niedergeschmetterten Mauern werden nur auf unseren Befehl wieder erstehen. Der zahlreiche Ver⸗ lust, den wir erlitten, beweist einerseits, daß unsere Offiziere und Sol= daten mit ihrer Person zahlen mußten, andererseits, daß die Marok— kaner sich tapfer vertheidigt haben. Die ferneren Berichte werden uns vielleicht belehren, ob die Marokkaner ihre Geschicklichkeit und ihren Muth nur sich selbst zu verdanken hatten. Diese neue Waffen⸗ that des Prinzen und unserer Seeleute wird hoffentlich den unwürdi⸗ gen Korrespondenten der Times Stillschweigen auferlegen. Schwer⸗ lich wird das Bombardement von Mogador in England gern ge— sehen werden, aber wenigstens würde es gegen unsere Marine diejenige Höflichkeit gebieten, welche die Wohlerzogenen aller Län— der unter solchen Umständen stets zu beobachten pflegen. Die Er— klärung der Tim es, daß ihre Korrespondenten wirklich Offiziere der 2 en Flotte sind, beweist nur, daß sich an Bord der britischen 3 Männer voll Selbstgenügsamkeit und Anmaßung befinden, die Urtheil der Engländer, wesche die kompeten⸗ sind, nicht einmal die einfachsten Grundsätze Die Presse ist der Meinung, daß man

ogador b

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Der Courrier frangais fragt mit Bitterkeit, ob England wohl die Besetzung einer Insel auf dem Ocean als eine richtige Mitte zwischen seinen Verweigerungen und den Erfordernissen der Lage ent⸗ schuldigen werde. Das Journal des Débats giebt bei dieser Gelegenheit eine Schilderung von Mogador und seinem Handel, der wir Folgendes entnehmen:

Ehe man nach Mogador gelangt, welches der südlichste Hafen von Marotlfo vor der Atlasfette 36 . Westküste von . ö man vor der Mündung des Tensif, 5 Stunden von Sassi, vorüber. Der Tensif, vom großen Atlas herabkommend, fließt um die Stadt Ma— rokko. An der Muͤndung desselben, an welcher sich eine große Menge Sand angehäuft hat, besindet sich weder eine Stadt noch ein Anleiplatz; 15 Stun⸗ den weiter zeigt sich Mogador mit seinen Felsenspitzen und der ihm zum Hafen dienenden Insel. Die Lage von Mogador ist eine der ungewohn⸗ lichsten, auf einer kleinen, sehr flachen Halbinsel, die auf allen Scüen von den Wogen gepeitscht wird, und mitten in einer Ebene von beweglichem Sande. Dieser Sand gleicht einem zweiten Meer, welches von heftigen Winden eben so wie die Wogen bewegt wird, und seine Wellen linien fortwährend verändert. Eine Verlängerung der Ebene von delin bildend umgiebt diese kleine Sahara die Stadt bis auf 2 Stunden Weite. Jenseits gegen Süd-Osten sind fruchtbarere Landschaften und bewaldete Gebirge. Mogador ist eine ganz neue Stadt, die noch kein Jahrhundert besteht. Sie wurde im Jahre 1760 von Sul— tan Muley Mohammet begründet, damit die Stadt Maroffo am nächsten Punkte des Gestades einen Handelshafen haben sollte. Es ist 48 Stun— den von dieser Hauptstadt entfernt. Safsi, eine große Stadt und Haupt; ort einer Provinz, ist nur 38 Stunden von Marolfo, aber seit langer Zeit wird es von Kauffahrteischiffen kaum noch besucht, weil feine gegen die Westwinde offene Bucht gefährlich und sein stels von den hohen Wogen gepeitschter Hafen unbequem ist. Diese Umstände bestimmten die Gründung von Mogador, 20 Stunden südlich von Sassi, auf einem Punkt der Küste, wo der Schutz einer kleinen Insel einen besseren, wenngleich in mehrerer Hinsicht sehr mangelhasten Ankerplatz darbet. Die Bevölkerung von Mo— gador scheint sich nicht auf mehr als 12 bis 14,009 Einwohner zu belaufen, worunter sich 1300 Juden und nur etwa 15 Europäer befinden. Es ist der belebteste Handelshafen von ganz Marolko. Seine Douane bringt dem Kaiser fast eine Million Franken. In keinem anderen der Häfen erreicht der Ertrag der Zölle auch nur die Hälfte dieser Summe. Saffi, obgleich als Stadt bedeutender, bringt nur 50⸗ bis 60,000 Fr. ein. Die beiden Zwillings— städte Rabat und Saleh, deren Bevölkerung zusammen 52,000 Seelen be— irägt, und die an kommerzieller Wichtigkeit gleich nach Mogador kommen, liefern im Ganzen nur einen Ertrag von 380 009 Fr. Mogador wird von den Marolfanern Snirah genannt. Nur die Insel führt bei ihnen den Namen Mogador, so genannt nach einem heiligen Sidi-Mogodul, dessen Grab sich auf der gegenüberliegenden Küste, 3 Kilometres südlich von Sui— rah befindet. Dieses Grab und seine Kapelle sind aus weit früherer Zeit, als die Gründung der Stadt. Ehemals war auf der Insel Mogador ein kleines, von den Portugiesen erbautes Fort, wie man überhaupt Erinnerungen an diese Nation an der ganzen Küste, von Tanger bis in die Gegend der kanarischen Inseln findet. Die Erbauung der Stadt Suirah muß große Schwierigkeiten dar⸗ geboten haben, besonders der südwestliche Wall nach der Insel zu, der auf mehreren Felsen ruht, an denen sich das Meer mit großer Hefiigkeit bricht und die man durch zwei starke Courtinen verbunden hat. Die ganze nörd— liche Mauer, eben so von den Wogen gepeitscht, kann nur mit großer Mühe und Geschicklichkeit aufgeführt worden sein. Obgleich sie einige Mängel hat, so wären doch die Marolfaner nicht im Stande gewesen, einen solchen Plan zu entwersen und zu vollenden. Es ist das Werk einiger n h Ingenieure, unter Anderen eines Franzosen, Namens Cornut, der aus der Gegend von Avignon gebürtig war. Man ließ Maurer und andere Arbeiter aus Europa kommen, und gebrauchte

auch französische Sklaven dazu, die in marokkanische Gefangenschast gerathen waren. Nenegaten verschiedener Nationen leiteten die Arbeiten. Cornut wurde so schlecht belohnt, daß er nach zehnjährigen Diensten eben so arm nach Frankreich zurückkehrte, als er es verlassen hatte. Muley Mo— hammed versetzte die Einwohner von Agadir (Santa Cruz) nach Mogador, um der Bevölkerung seiner neuen Stadt als Stamm zu dienen, und nö— thigte die reichsten Mauren der benachbarten Provinzen, dort Häuser zu bauen. Auf diese Weise war die Stadt binnen 10 bis 12 Jahren aufge⸗ baut und bevölkert. Gleichzeitig wurden curopäische Kaufleute eingeladen, sich in Mogador niederzulassen, wo man anfangs dem Handel größe Er— leichterungen gewährte. Aber nach Verlauf einiger Jahre hemmten der Kaiserliche Fiskus, die Verbote und die übertriebenen Ausgangs⸗-Zölle den Aufschwung des Handels und verscheuchten drei Viertel der Kaufleute. Die Bevöllerung von Mogador, die schon auf 25,000 Seelen gestiegen war, sah sich nach 36 Jahren auf die Hälste reduzirt.

Die Lage von Mogador gewährt von weitem einen sehr malerischen Anblick, daher sie auch den Namen Suirah, d. h. Gemälde, erhalten hat. Die Minarets, die hoch über die mit zahlreichen Geschütz besetzten Wälle emporsteigen, erscheinen in der Ferne sehr pittoresk. Das Innere der Stadt aber entspricht diesem eisten Anschein nicht, obgleich die Straßen regelmäßig und einige Gebäude sorgfältig gebaut sind. Indeß ist es immer noch die schönste ünd mit den besten Gebäuden versehene Stadt von Marolko, und sie gefällt, wenn man nicht länger darin zu wohnen genöthigt ist. An stürmischen Tagen scheint Mogador wie verschwunden in den aufgerührten Wogen und Sandwirbeln, welche sie ganz einhüllen. Der Hafen wird von der lleinen Insel gebildet, die südwestlich vom Landungs— platze liegt. Die Kauffahrteischiffe legen sich längs der Ostlüͤste der Insel vor Anker. Man ist dort gegen die West⸗ und Nordwinde ge— schützt, aber den Südwestwinden ganz und gar ausgesetzt, und da diese sast immer orkanartig sind, so haben sie schon mehr als einem Fahrzeuge im Hafen den Untergang bereitet. Die Communication zwischen Hafen und Stadt geschieht vermittelst Schaluppen und Canoes; durch diese werden auch die Ladungen ans Land gebracht, weil der Landungs Platz nicht tief genug ist, um den Schiffen den Zugang zu gestatten; es ist dies eine große Unbe— quemlichkeit fur den Handel, welche die Kosten sehr vermehrt. Die Insel ist eine Viertelstunde lang und 600 Metres breit; es befinden sich auf derselben vier gemauerte Batterien; der bedeutendste Theil der Festungswerke der Stadt bestreicht die Insel und den Ankerplatz, daß sie nur 1500 Metres, also für Kanonen sehr wohl eneichbar, von ihnen entfernt ist. Es wäre unmöglich, den Hafen zu besetzen, ohne vorher die ihm gegenüberliegenden Fortificationen der Stadt zerstört zu haben. Die Stadt ist durch Mauern in mehrere Theile geschieden: den Landungs⸗ platz und die Seemagazine, den Palast des Sultans, die Kassaubah; das Neger und das Juden⸗-Viertel, welche beide an den äußersten Enden lie— gen, und die von den Muselmännern bewohnte eigentliche Stadt. In der setzteren sind die Moscheen, die Läden, der Markt, der aus bedeckten von Säulen gestützten Galericen besteht, und der von Buden umgebene Ge— traide⸗Maikt. Die Eingeborenen fabriziren zu Mogador sehr feine weiße Wollenzeuge, verschiedene Eisenwaaren, YJatagans und Maroöquinschuhe,

Mogador war noch nie von einem europäischen Geschwader angegriffen, aber zweimal von der Landseite von den benachbarten Völkerschaften belagert worden. Nach dem Tode Muley Mohammet's, während eines Erbfolge⸗ Krieges, gegen Ende der sehr kurzen Regierung Jesid's, wurde die Stadt auf cinen Augenblick von den Schellus genommen; 3 1009 Belagerer drangen des Nachts durch einen Ueberfall in die Kassaubah; als sie aber am Tage in der Stadt sich verbreiteten, um ihre Autorität zu begründen, wurden sie von der Höhe der Terrassen durch die Garnison und die Ein⸗ wohner getödtet, und mit großem Verlust zur schnellen Räumung des Platzes genöthigt. Die Armee der Rebellen, welche die Stadt eng blolirt hielt, hob gleich nach diesem Unglücksfall die Belagerung auf.

Zwei Gouverneure, die der Provinz Haha und der Provinz Schiadma, welche beide von Berbern bewohnt sind, residiren zu Mogador. Der Hau— del war dort eine Reihe von Jahren äußerst blühend. Man führte große Quantitäten Getraide und Wolle, Gummi, Mandeln, Olivenöl, Feigen, Wachs, Leder, Ziegenfelle, Anies, Pommeranzenschaalen und viel medizini= sche Droguerieen nach Lissabon, Cadix, Marseille, Gibraltar und selbst nach New-Nort aus; nach der Küste von Guinea verlud man Haiks oder kleine weiße wollene Mäntel, leichte Wollen und Baumwollen Jeuge und einige andere marolkanische Fabrikate zum Gebrauch der Schwarzen. Die Ein⸗ fuhr bestand in Eisen⸗ und Slahlbarren, kurzen Wgaren aller Art, Tu⸗ chen, Vaumwollen Zeugen, Seldenstoffen, Schnupftüchern, Gold- und Silberschmuck, Perlen Halsbändcrn, Ambra, Korallen, Spiegeln, Zucker und Spezerelen. Zuͤr Zeit der ersten Blüthe von Mogador waren 34 christliche

Handelshäuser in der Stadt ctablirt, die eine kleine Kolonie von 100 Eu— ropäern bildeten. Die Sultane von Marollo sind aber trotz ihrer Habsucht geheime Feinde des Handels, sowohl aus Religions -Prinzipien, wie aus Politik. Am Empörungen ihrer Unterthanen zu verhindern, erhalten sie die Nation lieber in Armuih, denn in diesem Lande kann eine Rebellion nicht ohne Geld angestiftet und genährt und eine Armee nicht lange zusammen⸗ gehalten werden, wenn man ihr nicht beständig mit der 2 auf Plünderung und Gewinn schmeichelt. Der Kaiser Muley Soliman, Vor— gänger des jetzigen Sultans, von diesem Gedanken ausgehend, schloß zuerst die Thore von Rabat, Azamer, Darbeida, Mazagran, Safsi und Santa Cruz, und befahl den dort ansässigen fremden 8 sich nach Moga⸗ dor überzusiedeln, mit dem Versprechen, daß sie dort beschützt und begün— stigt werden sollten. Bald darauf verbot er auch die Ausfuhr von Wolle, Weizen und Oel und belegte andere Anikel mit sehr hohen Ausfuhr-Zöllen. Die Bevölkerung der Stadt murrte, die der Umgegend drohte, sich zu em- pören, weil ihre Produfte keinen Absatz mehr fanden; da erllärte die Re— gierung es für eine Sünde, mit den Ungläubigen Handel zu treiben; aber sie will nur die Schwäche und das Elend der Bevölkerungen, denn während die Einfuhr-Zölle nur 10 pCt. betragen, ist die Ausfuhr der Lan⸗— des⸗Produfte entweder ganz verboten, oder mit 50 pCt. Zoll be⸗ sastet. Um nur ein Beispiel zu citiren, so darf Maroquin - Leder, einer der Haupt - Gewerbzweige des Landes, garnicht ausgeführt werden. Der jetzige Sultan, Abd el Rhaman, hat zwar im Wesentlichen

an diesem System nichts geändert, aber doch die Nothwendigkeit gefühlt,

den Handel etwas mehr zu schützen, um den Schatz zu Mequinez, den die Vochari⸗Neger während eines einjährigen Aufruhrs und Interregnums nach dem Tede Muley Soliman's sehr geplündert hatten, wieder zu vergrößern. Es ist ihm gelungen, die Verwaltung des Königreichs in eine große Aus— beutung zu seinem persönlichen Gewinn zu verwandeln. Um das Gesetz zu umgehen, ersann er folgende Auskunft: Es ist, sagte er, allerdings verboten, den Ungläubigen Lebensmittel und Kleidungsstoffe zu verkaufen, aber das Gesetz befiehlt, sie zu bekriegen und dazu bedarf man des Pulvers, wenn wir also beijedem Verkauf einen Tribut an Pulver von ihnen verlangen, so wenden wir den Handel zu unserem Vortheil und zur Stütze des muselmännischen Glaubens. Das Oberhaupt der Gläubigen ließ sich daher den Ausfuhrzoll von den Händen der Christen in Pulver bezahlen, dessen Fabrication in Marolko sehr unvollkommen ist. Jetzt wird für den Centner ungewaschene Wolle ungefähr 35 Fr. zum Theil in Pulver, zum Theil in Geld entrichtet, ge— waschene zahlt 55 Fr., was einem Verbot gleichkommt. Die Getraide⸗Aus⸗ fuhr ist ganz verbeten. Allmälig hat der Sultan die Ausfuhrzölle auf alle Lebensmiltel erhöht, und da die Kaufleute von Mogador sich dadurch genöthigt sahen, auch den Preis der europäischen Waaren ver- hältnißmaäͤßig zu steigern, so ist eine allgemeine Lähmung in den auswärti— gen Handel gekommen. Um diesem Verfall entgegenzutreten, bewilligte Abd el Rhaman den maurischen und jüdischen Kaufleuten und einem oder zwei europäischen Handelshäusern zu Mogador Kredit auf die Zölle. Daraus folgte, daß eine Menge kleiner Händler ohne Kapitalien sich in Speculatio- nen stürzten, und daß der Handel von Mogador aller Solidität entbehrt, ferner, daß der Sultan mehrere Millionen ausstehen hat, die er zu verlie⸗ ren in Gefahr ist, sobald der Krieg den Handel unterbricht.

Sroßbritanien und Irland.

London, 27. Aug. Ihre Majestät die Königin ist bereits so weit hergestellt, daß sie vorgestern in verschlossenem Wagen eine kurze Spazierfahrt und gestern einen Spaziergang im Schloßpark unter— nehmen konnte. ;

Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht feierte gestern in Windsor seinen 25sten Geburtstag.

Ueber die Reise St. Königl. Hoheit des Prinzen von Preußen erhält man nach einigen Tagen wieder die ersten Berichte aus Liver— pool, woselbst der Prinz auf der Rückkehr aus Schottland vorgestern Abend eingetroffen ist. Se. Königl. Hoheit langte am Freitage (23sten), von Terby kommend, um 13 Uhr Mittags in Edinburg an und setzte nach Besichtigung der dortigen Denkwürdigkeiten um 6 Uhr Abends auf der Eisendahn seine Reise nach Glasgow weiter fort. Sonnabend übernachtete der Prinz bereits auf dem Rückwege nach England in Carlisle, begab sich am Sonntage von dort mit eigener Equipage nach Lancaster und von hier auf der Eisenbahn, über Park⸗ side, nach Liverpool. Se. Königl. Hoheit wurde hier von dem Mayor, der Munizspalität der Stadt Und dem preußischen Konsul, Herrn Burchardt, festlich empfangen und beabsichtigte gestern um 11 Uhr nach Warwick Castle abzugehen und sich dann auf kurze Zeit zum Befuche bei Sir Robert Peel auf dessen Landsitz Drayton Manor zu begeben.

Die Morning Post erklärt es sür unzweifelhaft, daß der Besuch des Königs der Franzosen mindestens um einen Monat auf⸗ geschoben, wenn nicht gänzlich aufgegeben worden ist. Dagegen wiederholen sich die Gerüchte, daß die Königin Victoria im nächsten Monate Irland besuchen werde, und man knüpft an diese Reise die Begnadigung O'Connell's, dessen Cassationsgesuch beim Oberhause wenig Aussicht auf Erfolg hat. Die Dubliner Blätter behandeln diese Gerüchte als bereits beschlossene Sache, und sprechen je nach ihrer Parteifarbe ihre Zufriedenheit und Unzufriedenheit darüber aus. Entschiedene Mißbilligung erfährt die angebliche Begnadigung OCon— nell's bei den irländischen Torys, den Orangisten, deren Haupt-Organ, die Dublin Evening Mail, darin nur einen unwürdigen Komö— dien-A Akt erblickt. Die Repeal-Blätter erkennen darin zwar eine der öffentlichen Meinung dargebrachte Huldigung, doch besorgen sie als eine Folge davon das gänzliche Aufhören der Agitation, und unterlassen deshalb nicht, das Volk zum Festhalten der Repeal-Grund⸗ sätze anzuregen.

Eine Anzahl der vornehmsten englischen Katholiken, Graf Schrewsbury an der Spitze, haben an O'Connell eine Adresse erlassen, worin sie in den lebhaftesten Ausdrücken demselben ihre Anerkennung für sein bisheriges Wirken aussprechen. Es soll zugleich eine Bei⸗ leidsbezeugung für die Gefangenschaft und eine Dankes-Eiklärung für die Vergangenheit sein.

Die heute hier eingetroffene Nachricht von der Schlacht am Isly giebt den ministeriellen Blättern Grund zu glauben, daß der Krieg zwischen Frankreich und Marolko sein Ende bald erreicht haben und der Kaiser in die Forderungen Frankreichs nunmehr einwilligen werde. Nicht so die Oppositions-Journale, welche dem Prinzen von Joinville die Absicht, Marokko zu erobern, unterlegen und in dem Marschall Bu— geaud einen eifrigen Unterstützer der Plane des Prinzen erblicken. So behauptet die Rorning Chronicle nach wie vor, ohne die Entgegnung der französischen Blätter gelten zu lassen, daß der Kaiser von Marokko längst in alle Forderungen Frankreichs und Spaniens gewilligt, und Herrn Drummond Hay die desfallsige Erklärung in Rabat gegeben habe. Dem Briefe von einem Begleiter des britischen Gencral⸗Konsuls, welchen die Morning Chronigle vor einigen Tagen veröffentlichte, vindizirt das Whigblatt eine unbestreitbare Authentizität. Es ist indeß nicht an= zunehmen, daß der Prinz von Joinpille, welchen Herr Drummond Hay während der Action vor Tanger besuchte, unter solchen Umständen die Feindseligkeiten fortgesetzt hätte. Den, Sieg am Jöly sucht die Morning Chronicle in gehässiger . zu verkleinern und den Franzosen dargus den gewohnten Vorwurf zu machen: „Wir haben niemals von einer unnützeren Aufopferung von Menschenleben gehört, deren man sich mit kälterem Blute gerühmt hätte.“ Der Standard läßt dagegen dem Marschall Bugeaud Gerechtigkeit widerfahren.

Nach der Naval and Military Gazette beabsichtigt die Regie⸗ rung aus Rücksicht sowohl auf das gespannte Verhältniß zu Frankreich, als auf die Lage der Dinge in Irland, die Beurlaubungen in der Armee, welche in der Regel in den Winter-Monaten nach großem n vorgenommen werden, in diesem Jahre nicht eintreten zu lassen.

Aus der Stadt St. Domingo auf Haiti sind Berichte vom 16. Juli eingegangen. Sie melden, daß der General Santana am 13. Juli mit „06 Mann vor der Stadt erschienen sei, daß er am 15. Juli ungehindert seinen Einzug gehalten und an demselben Tage als Präsident' der Republik St. Domingo (des ehemals spanischen Theils der Insel) prollamirt worden sei. Der aus Schwarzen beste⸗ hende Theil der Bevölkerung hatte sich ihm freiwillig unterworfen.

X London, 26. Aug. Die Stellung der französischen und englischen Regierung zu einander ist noch immer der Gegenstand des größten Interesses, und in den höchsten Kreisen hegt man nicht ge⸗ ringe Besorgniß, daß die mannigfachen Ursachen der zwischen beiden Ländern heirschenden Spannung einen Krieg hervorrufen könnten. Wenn dies unselige Resuitat wirklich eintreten sollte (und man kann nicht leugnen, daß die englische Regierung auf einen solchen Ausgang gefaßt is), fo würde Herrn Guizot's Verwaltung mit dem Rücktritt dieses tüchtigen Ministers mit einem Male ein Ende haben; denn dessen Verbleiben im Amte hängt lediglich von einer baldigen Bei⸗ legung der otaheitischen Angelegenheit ab. Man glaubt, das franzö⸗

sische Kabinet sei bereit, die Einkerkerung des Konsuls Pritchard von

Seiten des Herrn d'Aubigny und die Proclamation dieses Offiziers, welche den Ex-Konsul in so ungeziemenden Ausdrücken anklagt, zu rügen, aber es erklärt zugleich, daß seiner Ansicht nach die Intriguen des Herrn Pritchard mit den Eingeborenen hinreichenden Grund dar⸗ bieten, um die Maßregel der gewaltsamen Entfernung desselben von der Insel an Bord des im Hafen liegenden britischen Schiffes „Cormorant“ zu rechtfertigen. Lord Aberdeen hat in seinen offiziellen Reclamationen gewiß die möglichst vortheilhafteste Stellung für Frankreich eingenom—= men. Er hakt die ganze Angelegenheit so behandelt, als wenn Prit⸗ chard nicht mehr britischer Konsul gewesen wäre, obschon derselbe in der That nur die Ausübung seiner Functionen eingestellt hatte, als die Regierung der Königin Pomareh aufgehört. Ueberdies ist die Sache wegen Fortweisung des „Cormorant“ gar nicht zum Gegen— stande einer Genugthuungs-Forderung gemacht worden, und doch ist dieselbe, zum wenigsten gesagt, ein Akt höchst verletzender Natur. Nach der Arretirung Pritchard's hatte Capitain Gordon, der Befehls—⸗ haber des „Cormorant“, für gut befunden, in sehr starken und ich muß gestehen, unpassenden Ausdrücken gegen die Verhaftung des Ex⸗ Konsuls zu protestiren. Als sein Protest ohne, Wirkung blieb, rich— tete er ein zweites Schreiben an Herrn d'Aubigny, welches er aber ungeöffnet mit der Bemerkung zurückerhielt, daß der französische Kom⸗ mandant weder seine Vorstellungen anhören, noch die Korrespondenz fortsetzen wolle. Nach der Rückkehr des Herrn Bruat wurde dasselbe Schreiben wenige Tage später diesem zugesandt, aber in derselben Weise ungeöffnet zurückgeschickt, doch erklärte Herr Bruat, der Konsul Pritchard könne an Bord des „Cormorant“ aufgenommen werden, vorausgesetzt, daß er an keinem Orte der Gesellschafts⸗-Inseln wieder das Land betrete. Diese Mittheilung war indeß von einer insultorischen Botschaft begleitet, des Inhalts, daß man nicht wisse, was der „Cormorant“ in diesem Hafen zu schaffen habe, und daß derselbe besser thue, ihn zu verlassen. Das Schiff folgte dieser Wei sung und verließ Otaheiti mit dem Konsul Pritchard an Bord. Viel⸗ leicht bewies Capitain Gordon bei diesem Verfahren mehr Klugheit, als Geist; allein wenn er geblieben wäre, so dürste es kaum möglich gewesen sein, den Krieg zu vermeiden. —ͤ .

Die Frage, welche jetzt noch zu entscheiden ist, ist die, ob die britische Regierung mit diesen etwas modifizirten Zugeständnissen, welche sie wahrscheinlich von Seiten Frankreichs zu gewärtigen hat, zufrieden gestellt sein wird, oder nicht. Da indessen die definitive Antwort des Kabinets der Tuilerieen noch nicht in London eingetroffen ist, so kann man unmöglich wissen, welchen Eindrud sir hier machen wird. Eben so schwierig ist es, vorher sagen zu wollen, durch welche Mittel unsere Regierung ihr Mißfallen an den Tag legen möchte, wenn sie mit der ihr gebotenen Genugthunng etwa nicht zufrieden sein sollte. Vielleicht könnte eine ministerielle Krisis in Frankreich die Lösung dieser Schwierigkeiten herbeiführen. .

Auch die Angelegenheiten von Marokko erregen vielfache Besorg⸗ nisse, und man befürchtet sehr, daß die Franzosen sich irgend eines Küstenplatzes bemächtigen und ihre Flotte im Mittelmeere noch bedeu⸗ tend verstärken möchten. Da indessen Frankreich bereits mit Marokko im Kriege ist, so ist nicht leicht abzusehen, welches Recht England haben konnte, Frankreich an der temporairen Besitznahme eines solchen Platzes oder an der Vermehrung seiner Flotte hindern zu wollen. Das Gerücht, daß noch vier französische Linienschiffe Befehl erhalten hätten, sich segelfertig zu halten, scheint übrigens ohne Grund. Die Briefe der Times über das Verhalten des französischen Geschwa⸗ ders vor Tanger sind allerdings echte Briefe der Offiziere des „Warspite“;z sie hätten aber, selbst wenn die darin enthaltenen Be⸗ schuldigungen wahr wären, nie geschrieben und bekannt gemacht wer⸗ den sollen. Thatsache bleibt es gleichwohl, daß, ungeachtet der Prinz von Joinville in seinem Berichte behauptet, er habe die maurischen Batterieen in einer Stunde zum Schweigen gebracht, das Feuer sei⸗ ner Schiffe doch, mit einigen Unterbrechungen, von Morgens 8 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr dauerte.

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Aus dem Haag, 28. Aug. Das Gerücht, die Engländer beabsichtigten eine Landung auf der Insel Borneo, hat hier großes Aufsehen erregt. Man fürchtet, daß sie, einmal auf der Insel, die selbe nicht wieder verlassen. Der holländische Gesandte hat daher den Befehl erhalten, gegen eine solche Landung energisch zu protesti⸗ ren, denn kraft der zwischen England und Holland abgeschlossenen Verträge ist das letztere allein und mit Ausschluß aller anderen euro— päischen Mächte im Besitz der Inseln Borneo, Sunda u. s. w., ver⸗ zichtet dagegen auf alle Ansprüche auf das Festland von Asien.

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Brüssel, 28. Aug. Wie verlautet, ist eine baldige Wieder⸗ aufnahme der Unterhandlungen mit Preußen und dem deutschen Zoll— Verein zu erwarten, und hofft man, die gegenwärtigen Differenzen binnen kurzem zu beiderseitiger Zufriedenheit ausgeglichen zu sehen. Der veränderte Ton des Journal de Bruxelles, welches vor— zugsweise als Organ des Ministeriums gilt, scheint diese Erwartungen von Seiten der belgischen Regierung zu bestätigen. Während dieses Blatt noch vor kurzem dem Journal de Lisge wegen Veröffent⸗ lichung der preußischen Note in Betreff der gegenseitigen Handels⸗ verhältnisse heftige Vorwürfe gemacht und ihm schuldgegeben hatte, es feien dadurch die Interessen Belgiens gefährdet und die diesseitige Regierung in eine sehr schwierige Lage versetzt worden, hält dasselbe nun eine Annäherung zwischen Belgien und Deutschland für leicht und natürlich und glaubt, daß man vielleicht schon auf dem Terrain angelangt sei, auf welchem sie zu erreichen wäre; „denn“, fügt es hinzu, „wir sind so glücklich, erklären zu können, daß der Konflikt, der sich zwischen den beiden Ländern erhoben, bereits, wenn nicht in der That, doch der Absicht nach, aufgehört hat. Die Unterhandlungen werden sehr bald ernstlicher als jemals wieder beginnen, und diesmal hegen wir die feste Hoffnung, daß sie zu ersprießlichen Resultaten führen werden.“

Das Provinzial-Conseil von Lüttich hat gegen einen Bescheid protestirt, den ihm das Ministerium auf das Gesuch um eine Audienz

1329 bei Sr. Majestät dem Könige in Angelegenheiten der durch die Ver⸗ hältnisse zum deutschen Zollvereine beeinträchtigten Interessen der lütticher Eisen⸗Industrie hatte zugehen lassen. Eine Deputation des ie dear fn l war beauftragt, dem Könige vorzustellen, wie sehr die Provinz Lüttich unter diesen Nepressalien leide, und um Abhülfe für ihre bedrohten nteressen zu bitten. Der Minister des Innern ließ darauf zur Antwort ertheilen, er sinde sich nicht ver⸗ anlaßt, eine solche Audienz zu befürworten, da der König sich ohne⸗ dies aufs angelegentlichste mit den Handels-Interessen des Landes beschäftige und dieselbe nach allen Seiten hin wahrnehmen werde. Da nun' das Probinzial-Conseil die Absendung einer Deputation mit einer Atresse an Se. Majestät in dieser Sache als ein ihm zustehendes Recht in Anspruch nahm, beauftragte Herr No⸗ thomb den Gouverneur der Provinz Lüttich, gegen den Beschluß des Provinzial-Conseils und der permanenten Deputation desselben zu appelliren, und verlangte, daß die Adresse dem Gouverneur übergeben und durch dessen Vermittelung ihm, dem Minister, zugefertigt werde. Der Observateur, das Journal de Liege, das Journal des Flandres und andere Blätter erklären dies Verfahren für ver⸗ fassungswidrig und erinnern an die Zeiten von 1829 unter van Maa⸗ nen, wo man den Provinzial⸗-Ständen ebenfalls das Recht streitig gemacht habe, ihre Wünsche im Interesse des Landes vor den Thron zu bringen. „Es ist jedoch“, sagt das Journal de Liége, „der Unterschied, daß damals der Art. 161 des Grundgesetzes die Petitionen der gesetzlich bestehenden Körperschaften nur in Angelegenheiten zu⸗ ließ, die zu ihren Attributionen gehörten, während die Verfassung von 18390 das Petitionsrecht in unbedingter und unbeschränkter Weise, so⸗ wohl für die öffentlichen Behörden wie für die Bürger, proklamirt.“ Der Observateur behauptet ebenfalls, es sei eine Verletzung des Artikels 21 der gegenwärtigen Verfassung, wenn der Minister dem Provinzial-Conseil das Recht abstreiten wolle, sich durch Adressen oder andere Manifestationen in politische und internationale Fragen einzu— mischen. Die Sache wird nun vor den Ministerrath zur Entscheidung gelangen, da dieser die Behörde ist, an welche in solchem Fall die Appellation stattfindet. Gegen seine Entscheidung kann endlich noch an den Caffationshof, die höchste richterliche Autorität des Lan— des, rekurrirt werben. Nun zeigt die Emancipation so eben an, daß in Antwerpen ein Comité zusammengetreten ist, um die Revision der Gesetzgebung über den Zucker zu betreiben, und daß die permanente Deputation des dortigen Provinzial⸗Conseils nächstens in diesem Sinne einen Schritt bei der Regierung thun werde. Das Journal des Flandres nimmt hiervon Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, daß das Ministerium auf diese Weise in nicht geringe Verlegenheit kommen dürfte, denn das antwerpener Provinzial⸗ Conscil sei in seiner Absicht von den Regierungs-Blättern unterstützt und aufgemuntert worden, der Fall aber, was den Rechtspunkt be⸗ treffe, ganz derselbe wie der hinsichtlich der Eisen-Frage, vom lütticher Provinzial-Conseil gefaßte Beschluß; wenn also das Ministerium dem ictzteren die Thür des Palastes verschließen wolle, so müßte es das⸗ selbe auch dem ersteren gegenüber thun und dessen Beschluß eben so

annulliren. e . Auf die Beschwerde der lütticher Eisen-Produzenten, daß nicht

für hinreichende Transportmittel auf der Eisenbahn gesorgt. sei⸗ läßt die Regierung im Moniteur antworten, daß unmöglich für so ungewöhnliche Konjunkturen, wie die gegenwärtigen, Bedacht genommen sein könne, und daß in diesem Augenblick, wo es vorgekommen, daß 2 Millionen Kilogramm Eisen gleichzeitig zur Versendung nach Deutschland aufgehäuft gelegen, um noch vor Ablauf des Termins des niedrigeren Zollsatzes über die Gränze zu gelangen, selbst 150 Transportwagen mehr, als für den Dienst der lüttichti Station vor⸗ handen, nicht den gemachten Anforderungen genügen würden. Indeß habe die Regierung das Ihrige gethan und die anderswo irgend dis⸗ poniblen Wagen nach Lüttich beordert, auch werde sie, noch so viel neue bauen lassen, als der Rest der von den Kammern für das Eisen— bahn-Material bewilligten Fonds ihr gestatte.

Das in französischen Blättern mitgetheilte Projekt einer neuen Handels Convention zwischen Frankreich und Belgien scheint hier wenig Anklang zu sinden; man hört von vielen Seiten die Meinung äußern, daß Belgien dabei mehr geben, als empfangen würde, und daß die Uebereinkunst keinesweges geeignet sei, als Aequivalent für die Nachtheile zu dienen, welche dem Lande aus den Repressalien des Zoll-Vereins erwachsen würden.

Die Regierung beschäftigt sich seit einiger Zeit sehr ernstlich mit genauen Untersuchungen über den Zustand der belgischen Kolonie St. Thomas in Guatimala, um den Einwendungen zu begegnen, die sich gegen die Dauerhaftigkeit dieses Unternehmens erhoben haben, Ver⸗ schledene Kolonisten, die von dort zurückgekehrt sind, sollen über den Gesundheitszustand, über die Lage der Kolonie, der Regierung von Guatimala gegenüber, ihre Verwaltung, Arbeiten und kommerziellen Hülféquellen vernommen werden. Falls diese Erkundigungen noch un⸗ zureichend erscheinen, wird die Staats-Goelette „Louise Marie“, die in Ostende zum Absegeln bereit liegt, zwei Regierungs⸗Kommissare nach St. Thomas bringen, um nähere Aufschlüsse einzuziehen. Der Minister-Rath soll bereits verschiedene Mittel zur Sicherung der Zu— kunft der Kolonie geprüft haben.

Der General-Lieutenant Graf dHane de Steenhuyze ist von seiner Mission an den König von Preußen wieder in Brüssel einge— troffen und hat gleich nach seiner Rückkehr eine Audienz beim König Leopold gehabt. Auch Herr van Praet, der Privat- Sccretair des Königs, der eine konimerzielle Sendung nach Paris hatte, ist von dort wieder zurück. .

Man erinnert sich nicht, daß Belgien jemals von so vielen und ausgezeichneten Fremden besucht gewesen wäre, als in diesem Sommer. Unter den in den letzten Tagen Äüngekommenen befinden sich der Fürst und die Fürstin Clary aus Wien, die sich nach Ostende begeben, und der russische Banquier Baron von Stieglitz, der in Brüssel verweilt. Auch Ludwig Uhland, der deutsche Dichter, hat zur Durchsicht flamän⸗ discher Handschristen für seine Sammlung germanischer Volkslieder einen längeren Ausenthalt in Belgien genommen.

Dänecmar h.

Kopenhagen, 28. Aug. Gestern Nachmittag passirte die russische Flotte, von Helsingör kommend, hier vorbei.

Wiborg, 25. Aug. Die Stände beendeten gestern die Verhandlung über die vom Schiffs-Amtmann Nosenörn vorgeschlagene Veränderung der Münz - Eintheilung. Sie beschlossen, darauf anzutragen, daß die Scheide⸗ münze durch eine veränderte Eintheilung der Reichsbank Thaler und Reichs- bank⸗Marken in Uebereinstimmung mit dem hamburger Courant gebracht, daß der Reichsbank⸗Thaler in 60 Schillinge getheilt, alle auf Reichsbank lautende Scheidemünze möglichst bald eingezogen und dagegen eine gehörige Anzahl von 2 und 1 Marsstücken, s Marlstücken, so wie 2, 1 und ? Schil— lingen in Umlauf gesetzt werden möge. Auch ward zur Erwägung empfoh— len, inwiefern es nothwendig sei, wenigstens einen Theil der Courant— Scheidemünze einzuziehen, namentlich die lübischen 12 und 4 Schillingstücke, 3 Schillingstücke, insofern sie nicht als 1 Spezies geprägt seien, die Courant Schillinge und Dreilinge, und daß endlich bewirft werden möge, daß die National-Bank, sobald sie ihre Zettel für realisabel erkläre, alle 1 Reichsbank= Thalerzeltel gegen Silber einziehe, so daß dann kein lleineres Repräsentatid als 5 Reichsbank -Thalerzettel in Umlauf gesetzt würden.

Schleswig, 25. Aug. In der heutigen Sitzung der Stände Ver⸗ sammlung erfolge die Schluß ⸗Berathung über den Antrag von Schytte, das Aufrechthalten der Staats- Einheit und eine freiere Entwickelung der Staats- Verhälmisse betreffend. Das Nesultat der Abstimmung war Jol- gendes: 1) Der veränderte Antrag der Kommission: „daß Se. Majestãt Allergnädigst die vier Stände -Versammlungen zu einer außerordentlichen Sefson so' bald als mö)lich im Jahre 1815 einberufen wolle, um die er. wähnten Delegirten zu wählen, damit diest im Verein mit den von der Regierung dazu Erwählten auf näheren Befehl in der Absicht zusammen- träten, thrils um zur Regulirung der inneren Verhältnisse zwischen den ver- schiedenen Theilen des Staates mitzuwirken und theils um Anträge zu einer die Staats- Einheit und das Wohl aller Unterthanen Sr. Masestat wah⸗ renden Entwickelung der Stände⸗Institution, behufs späterer Vorlegung vor die einzelnen Stände - Versammlungen, auszuarbeiten. Dieser veränderte Antrag ward, unter Verbehalt wegen der Zahl und des Wahl⸗Modus der Delegirten, mit 45 Stimmen gegen 3 angenommen, woduich das Amen⸗ dement des Proprietairs Boserup, „daß die Stände eine beschließende Mit⸗ wirkung bei den sinanziellen Angelegenheiten des Staats erhalten sollen!, wegsiel. gu Das erste Amendement der Kommission, „daß jede Stände ⸗Ver⸗ sammlung 6 Delegirte auf die Weise wähle, daß einer durch separate Wahl von den Abgeordneten für jede Wahltlasse gewählt und der dritte von der Versammlung in pleno einannt werde“, ward mit 39 Stimmen gegen 9 Stimmen angenommen, wodurch das Amendement des Pächters Bög⸗ gild, „daß die Stände-Versammlungen zwei aus jeder Wahlllasse wählen sollten“, wegfiel. .

3) Das zweite Amendement der Kommission, „daß Se. Majestät im Ganzen eine Anzahl von 8 Männein, entweder in oder außerhalb der Stände-Versammlungen wählen möge“, ward mit 40 Stimmen gegen 8 angenommen, wodurch das Amendement des Justizraths Estrup, welches bezweckte, den König zur Wahl von 6 Mitgliedern in der Stände ⸗Ver⸗ sammlung und 12 außerhalb derselben auszuserdern, wegfiel. r

4) Kaufmann Ree's Amendement, daß in dem Antrage der Kommis⸗ sion den Worten „Entwickelung der Stände-Institution“ das Wort volls- thümliche (follelig vorgesetzt werde, ward mit 298 Stimmen gegen 19 ver⸗ worfen.

5) Das von der Kommission angenommene Amendement des Professors Larsen, „daß in den Motiven zum allerunterthänigsten Antrag der Ver⸗, sammlung die Nothwendigkeit auscinandergesetzt und näher entwickelt werde daß Se. Majestät vor Allem und hauptsächlich zweckmäßige Veranstaltungen behufs Aufrechthaltung der Staatseinheit treffen mögen, namentlich durch Anerdnung wirlsamer Maßregeln gegen die staatsauflöͤsenden Bestrebungen, welche die Unterthanen St. Majestät so lange in Unruhe und Spannung gehal⸗ ten haben“, wam mit 48 Stimmen einstimmig angenommen. Mit 20 Stim⸗ men gegen 22 ward dagegen verworfen, der dissentirende Antrag der Mi⸗ norität der Kommission „es möge in den Prämissen zum Antrag der Ver⸗ sammlung ausgesprochen werden, daß im Volle der Drang nach einer eine freiere Staatsform herbeiführenden Entwickelung der Stände Institution herrsche, und daf, wenn die Meinungen über die Zeitgemäßheit so wie über die Mittel und die Art und Weise, wie eine solche Entwickelung der Insti⸗ tution stattfinden könne und müsse, auch getheilt seien, sich doch wenigstens Alle in dem gemeinschaftlichen Wunsche, eine beschließende Mitwirkung bei den finanziellen Angelegenheiten des Staates zu erhalten, vereinigten. n“

Auf eine vom Präsidenten an den Kammerherrn Benzon gerichtete Frage erklärte dieser, daß er nach der Wendung, welche die Sache nun genommen, nicht darauf bestehe, daß darüber abgestimmt werde, ob eine Petition eingereicht werden solle. Da aber der Kaufmann Müller bei sei⸗ nem Verlangen beharrte, daß hierüber abgestimmt werden solle, so stellte der Präsident die Frage: „ob die Petition einzugeben sei unter Abstimmung, welches mit 47 Stimmen gegen 1 bejaht wurde. Die Sitzung ward hierauf aufgehoben. .

In der Sitzung vom 22sten fand die Vorberathung statt über den An= trag des Professors Larsen behufs Eingabe einer Petition an Se. Majestät den König: daß es sämmtlichen Unterthanen Sr. Majestät kund gethan wer⸗ den möge, „daß es keinesweges die Meinung der vom Königlichen Kom—

missarius an die schleswigsche Stände-Versammlung gerichteten Erllärung gewesen sei, Etwas zum Nachtheil der bestehenden dänischen Staatseinheit einzuräumen, und namentlich das Recht der dänischen Krone auf die fort⸗ während unzertrennliche Berbindung des Herzogthums Schleswig mit derselben aufzugeben.“ Die Debatte drehte sich auch diesmal wieder darum, ob jene Erklä⸗ rung bedenklich sei oder nicht. Der Kommissarius stellte die Bedenklichfeit in Abrede, vornämlich mit Rücksicht auf den Ausdruck staatsrechtlich“, den der Präsident der schleswigschen Versammlung bei Wiederholung der Worte des Kommissars (Schleswigs Verbindung mit Holstein) beigefügt hat. Die Kommission hat sich dahin erllärt, daß das Wort „staatsrechtlich“ zwar auch in einer so ausgedehnten Bedeutung wie die vom Kommissarius angenommene, aber ofter im engeren Sinne, wonach es die grundgesetzlichen Verhältnisse be⸗ zeichne, genommen werden könne und werde. Um nun über die eigentliche Meinung dieser Ausdrücke ins Reine zu kommen und zugleich die etwaigen Partei-Ansichten und Auslegungen zu widerlegen, wurde eine bestimmte Er⸗ klärung des Königs gewünscht, von deren Erfolg, insofern es die Beseiti⸗ gung separatistischer Tendenzen betrifft, sich der Kommissarius indessen nicht viel versprach.

8 öh gni e n

Madrid, 21. Aug. Die Königin Isabella II., die Königin⸗ Mutter, und die Infantin Louise, sind heut, von Aranjuez kommend, hier eingetroffen.

Griechenland.

O München, 235. Aug. Die Angabe, daß in Athen die Wahlen bereits am 9. August begonnen hätten, war eine irrige, da deren Anfang vielmehr auf den 13ten verschoben worden war. Kei⸗ ner der vielen Kandidaten ermangelte, sich den Wählern bestens zu empfehlen und empfehlen zu lassen. Dem Lobe ihrer Schützlinge werden die einzelnen Journale bald Herabwürdigungen der Gegner folgen lassen. Rücksichtlich Kalergis' ist damit schon von mehreren Seiten der Anfang gemacht, und es scheinen seine neuesten Anstren⸗ gungen für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und die mög⸗ lichste Säuberung der Hauptstadt von verdächtigem Gesindel aller Art nicht im Stande zu sein, das Unrecht wieder gut zu machen, welches er nach dem Urtheile seiner Gegner und der Feinde des Ministeriums durch die Rücksichtslosigkeit bei Unterdrückung des letzten Straßen⸗ auflaufs begangen hat. Daß die bessere Ansicht der besonnenen Be⸗ wohner einer Stadt oder eines Wahlbezirkes in solchen Fällen zuletzt durchdringen müsse, hat in Bezug auf Griechenland eine nur sehr ge⸗ ringe Wahrscheinlichkeit, da das Wahlgesetz in seiner Ausdehnung auf fast Alles was sich regt und lebt viel zu viele Gelegenheit zur Auf⸗ regung der Massen darbietet. Der härteste Kampf scheint sich daher zwischen Metaras und Kolettis entspinnen zu müssen. Mit der näch⸗ sten Post (vom 22sten d. M dürfen wir schon Nachrichten von Be⸗

lang erwarten. Von den Wahlergebnissen aus den Provinzen, die noch nicht bekannt waren, sah man stündlich und nicht ohne Span⸗ nung dem Eintreffen der desfallsigen Nachrichten aus Theben entge⸗ gen, wo heftig gekämpft wurde. Eine nach den gemachten Anstren⸗ gungen unerwartete Niederlage hatte Zographos als Kaudidat für Calavrita erlitten, und zum Üeberfluß mußte derselbe noch bei seiner Rückkehr nach Athen von seinen Gegnern Hohn und Schmähung hin⸗ nehmen. Vor dem Anfang des nächsten Monats wird die Einberu⸗ fung der Kammern schwerlich stattfinden können.

In den letzten Tagen vor Abgang der Post hatte sich in Athen das Gerücht verbreitet, in Syrien sei es zu einem abermaligen Auf⸗ stand gegen die Türken gekommen, es wird jedoch brieflich zugefügt, daß dasselbe unbegründet und wohl aus einzelnen meuterischen . sind und

zu erklären sein dürfte, wie sie dort an der Tagesordnun andel um

das Land an seiner Wiedererholung hindern, obschon der Vieles lebhafter geworden war.