1844 / 252 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Regulatios vom 18. Dezember 1821 vom 1. Oftober d. J. an nach⸗

stehende Ermäßigung der Brief ⸗Porto⸗Taxre eintreten lassen.

Das Porko' für den einfachen Brief soll ven dem angegebenen Zeit punlte . nicht ferner nach den im 8. 5 des Porto- Tar-Regu⸗

jatios vom 18. Dezember 1821 bestimmten, sondern nach folgenden Sätzen erhoben werden: bis zu 5 über 5 bis 10 Meilen ..... 19 * 15 r ä y 20 360 30 50

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Entfernung innerhalb des Staats 6 Diese Taxe findet nur auf Brief- und Schristensendungen Anwen— dung. Für Packet⸗- und Geldsendungen bleiben auch in solchen Fällen, in welchen bei Tarirung dieser Sendungen nach den jetzt be— stehenden Vorschriften das Brief-Porto zum Grunde gelegt wird, die bisherigen Portosätze in Kraft, wie überhaupt alle vorstehend nicht abgeänderten Bestimmungen des Porto⸗-Tar-⸗Regulgtivs vom 18. De— zember 18214 unverändert fortbestehen. Das Staats⸗Ministerium hat diese Ordre durch die Gesetz⸗Sammlung zur öffentlichen Kennt— niß zu bringen. Erdmannsdorf, den 18. August 1844. Friedrich Wilhelm.

An das Staats- Ministerium.

Berlin, 9. Sept. Wie wir vernehmen, werden von einigen Seiten Besorgnisse darüber geäußert, daß das belgische Eisen bei dem Eingange in den Zoll⸗Verein so weit begünstigt werden würde, daß der Zoll dafür noch niedriger zu stehen käme, als der allgemeine Zoll, welcher bis zum 1. September bestanden hat.

Wir können aus zuverlässiger Quelle versichern, daß diese Annahme ungegründet ist. Etwaige Erleichterungen des belgischen Eisens im Eingangs⸗Zolle würden immer nur innerhalb der Zoll⸗Erhöhung, welche allgemein mit dem 1. September eingetreten ist, stattfinden, so daß belgisches Eisen doch mehr entrichten würde, als der bis zum 1. September bestandene allgemeine Zoll betrug.

a r mn m

Provinz Westphalen. Dem Vernehmen nach wird die Provinz Westphalen durch die Gnade Sr. Majestät des Königs sich bald der Wohlthat zu erfreuen haben, die Errichtung eines Remonte— Depots ins Leben treten zu sehen. In verschiedenen Theilen der Pro— vinz sollen geeignete Güter⸗Komplexe aus Staatsmitteln erworben 2 um künftige dreijährige Remonten ankaufen und aufstellen zu önnen.

Rhein-⸗Provinz. Aus Mettmann Gwischen Düsseldorf und Elberfeld) wird unterm 5. September berichtet: Den rastlosen Bestrebungen der Bergwerks⸗Interessenten ist es endlich gelungen, auf der Muthung Friedrich-⸗Wilhelms-Thal, unfern Lindchen, den Anbruch einer reichen Bleibank, im Hangenden und Liegenden mindestens 4 Fuß haltend, zu Tage zu fördern. Nachdem die Gewässer durch Aus⸗ stellung einer Dampfmaschine gebändigt worden, haben die Bergleute ununterbrochen gearbeitet und, allen Hindernissen trotzend, dem ver— schlossenen Bergschatze nachgestrebt, weshalb es um so erfreulicher ist, daß der aufs Reine gestellte Fund so reiche Aussichten er— öffnet. Nach einer mäßigen Berechnung wird die nun blank liegende Bleibank künstig jeden Tag im einfachen Betriebe mindestens 300 Thaler gediegenes Blei an Ausbeute geben. Außer diesem Bleiwerke sind noch mehrere Vorlagen von reichen Erz— beständen in hiesiger Gegend vorhanden, wovon die sprechendsten Be— weise vorliegen: es wäre daher zu wünschen, daß entweder Vereine zur Aufbringung der nöthigen Geldmittel sich bilden möchten, oder daß Leute von bedeutendem Kapitalbesitz sich dabei betheiligten, um die großen Schätze auszubeuten, welche der Gegenwart aufbewahrt

zu sein scheinen, der Nahrungslosigkeit des Volkes zu wehren und unser liebes Preußen und Rheinland zu immer größerem Wohlstande zu erheben.

* Trier, 3. Sept. Ein hiesiger junger Gelehrter, der talent⸗ volle Dr. J. Schneider, der sich in seinen Mußestunden mit geschicht— lichen Forschungen erfolgreich beschäftigt, hat in dem Beiblatte zur hiesigen Zeitung, dem Philanthrop, einen Bericht an die Gesell— schaft für nützliche Forschungen zu Trier gerichtet, der sehr interessante Aufschlüsse über die hiesige römische Basslika, gewöhnlich der Konstan— tinische Palast genannt, enthält. Der Verfasser sucht die bis dahin noch unbeantwortet gebliebene Frage über die Zeit der Erbauung dieses großartigen Werkes zu lösen. Die Combinationen, welche er zu dem Ende entwickelt, sind geistreich und glücklich zu nennen. Es geht aus ihnen hervor, daß schon 379 n. Chr. die ehemals zu kaufmännischen und Gerichts⸗-Verhandlungen dienende Basilika zu Trier als Gotteshaus

1362 Spur vielleicht in den römischen Bauresten unseres Domes zu erken— nen sei. Von ihnen ist jedoch die noch jetzt vorhandene Basilika oder der sogenannte Konstantinische Palast, der in Folge des allgemein mit Freude aufgenommenen Vorschlages Sr. Majestät des Königs zur protestantischen Kirche eingerichtet werden soll, wohl zu unterscheiden, da dieses Gebäude bisher niemals Kirche war und in dieser Bezie— hung daher später als einzig in der Welt dastehen wird, da ste die kin g Kirche sein wird, welche ihre ursprüngliche Bestimmung so deutlich wird erkennen lassen. Dr. Schneider beweist nun, daß schon zur Zeit Konstantin's zwei Basiliken in Trier bestanden, nämlich eine, welche als Kirche, eine andere, die als Gerichtshaus gedient hat, und daß Konstantin selbst der Erbauer der zweiten Basilika gewesen sein müsse, indem die Zeit der Erbauung zwischen das Jahr Ih6 und 307 festgestellt wird. Die Benennung Konstantinsscher Palast“, sagt der Verf., dürfte nicht so absurd erscheinen, als man neuerdings zu behaupten gewohnt ist, indem die mittelalterlichen Schriftsteller, in ihrer Unbekanntschaft mit dem römischen Bauwesen, das Wort „Basilica“, welches ursprünglich überhaupt ein Königliches Gebäude bezeichnet, mit „Palast“ übersetzt und so aus der Benennung „Basilica Constantini s. Constauntiniana“ sehr leicht „Konstanti⸗ nischer Palast“ werden konnte; übersetzt doch Gualtherus Rivius,

der älteste Verdeutscher des Vitruv, überall mit Palast. Der Berichterstatter schließt: also unsere Frage vollständig gelöst.

richtsgebäude dienende Basilika wurde in dem

ein solches Gebäude aufgeführt, wie wir es noch heutzutage in den vorhandenen Resten des sogenannten Konstantinischen Palastes (rich— tiger der Konstantinischen Basilika) deutlich erkennen können.“ Jeden⸗ falls sind die Resultate der Forschungen des gelehrten Bericht erstatters von großer Wichtigkeit und um so beachtenswerther, als derselbe auch über den in nächtliches Dunkel gehüllten Ursprung der anderen hier befindlichen Alterthümer viel nachgedacht und bereits manche ungewisse Ueberlieferungen aufgeklärt und auf ihren wahren Werth zurückgeführt hat.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Ihre Majestät die Königin von Preußen werden nebst Ihrer Kaiserl. Hoheit der Erzherzogin Sophie von Oesterreich am 7. September in München eintreffen, nach ein— genommenem Mittagsmahl bei Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen, Höchstwelcher am 4. September nach der Hauptstadt zurückgekehrt ist, zum Besuch ihrer Durchlauchtigsten Schwester, der Herzogin Max, nach Possenhofen fahren und dort, wie verlautet, zwei Tage verwei— len. Ismael Bey, ein Sohn des Vicekönigs von Aegypten, war auf seiner Durchreise nach Paris zwei Tage in München: es ist ein etwa achtzehnjähriger wohlgebildeter junger Mann. Dr. E. v. Lassaulx ist von Würzburg als Professor der Philologie nach Mün— chen berufen.

Königreich Württemberg. Durch Allerhöchste Ent⸗ schliehung vom 31. August ist der seitherige Präsident der Königlichen Hof⸗Kammer, Geheimer Rath von Gärtner, zum Finanz -Minister, und der Hof⸗Domänenrath Ergenzinger zum Hof-Kammer-Direktor ernannt worden.

Großherzugthum Baden. Laut Nachrichten aus Karls— ruhe vom 3. September ist der Markgraf Wilhelm, welcher vor eini- gen Wochen auf dem Schlosse zu Rothenfels im Murgthal schwer erkrankt war, wieder so weit genesen, daß er am 1. September zum erstenmale eine kleine Spazierfahrt antreten konnte.

* Frankfurt a. M., 6. Sept. Der Bundes Präsidial⸗ Gesandte, Herr Staats-Minister Graf von Münch-Bellinghausen, reist wo gen, und zwar auf direktem Wege, nach Wien ab, wohin auch der Kaiserl. österreichische Staats-Minister, Graf von Fiequelmont, nach iigem Aufenthalte dahier, abgegangen ist. Der Königl. preußische

Gesandte am Großherzogl, badischen Hofe, Oberst von Radowitz, ver⸗ veilt noch hier und die Bundes-Militair-Kommission scheint noch mußergewöhnlich beschäftigt zu sein.

: Die Arbeiten an der Main-Neckar-Eisenbahn werden ziemlich rasch fortgesetzt, doch wird man im günstigsten Falle erst im nächsten Frühjahre von hier nach Darmstadt fahren können. Der Bau der Frank⸗ furt⸗Hanguer Bahn soll noch in diesem Jahre beginnen; die Unterhandlun⸗ gen hinsichtlich der Ausführung der Kassel-Frankfurter und wegen Ueber— nahme des von den Landständen bewilligten Kapitals von 6 Mill. Thaler mit hiesigen Häusern sind vorerst wieder abgebrochen. Die Frequenz der Taunus⸗Bahn ist überaus stark, so daß im vorigen von der Wit—

gebraucht wurde, indem hieran die Muthmaßung geknüpft wird, daß deren

terung nicht begünstigten Monate täglich mehr als 2000 Fl. eingin—

das Wort „Basilica“ „Hiermit wäre Die ursprünglich als Ge— ; ersten Decennium des Iten Jahrhunderts durch Kaiser Konstantin in eine christliche Kirche verwandelt, und da nun sofort eine neue Basilika nothwendig wurde, so wurde in dem genannten Zeitraume von demselben Kaiser

gen. In diesem Monat wird die Einnahme noch viel stärker sein, denn der Fremdenzug durch unsere Stadt von und nach dem Rheine ist so stark, daß in unseren Gasthäusern Viele kein Unterkommen sinden. Die Messe trägt natürlich zu der starken Frequenz bei, und namentlich begünstigt die schöne Witterung sehr den Messe= besuch. Im Großhandel waren die Geschäfte sehr belebt, und man bemerkte viele neue Käufer aus dem Oberlande, welche uns die badi= sche Eisenbahn zuführt. Ansehnlich war der Absatz in Manufaftur⸗ waaren und wollenen Tüchern, wie nicht weniger Luxus- und Mode⸗ Artikeln. Unsere Börse unterliegt jetzt sehr den Schwankungen der pariser Börse, und da heute von da die Rente niedriger kam, gingen alle Fonds bei ziemlich viel Verkauflust zurück. Das Geld ist auch noch nicht recht flüssig und benachtheiligt das Geschäst.

Russland und Polen.

* Wilna, Anf. Sept. Der Kaiserliche Ukas wegen Ver— besserung des Zustandes der Bauern in . enen . 38 für unsere Magnaten ein neuer Sporn, auch dle Verhältnisse ihrer Untergebenen einer freundlicheren Entwickelung zuzuführen, damit diese nicht gegen die Zinsbauern der Klerikal⸗Güter zurückstehen. Die Pächter der letzteren benutzten bisher die wenig geordneten Verhältnisse zwischen Eigenthümer, Nutznießer und Nutzgeber oft genug zu Mißbräuchen gegen 69 und machten die Lage ungleich unbequemer, als die der adligen Bauern ist. Auch die von Seiten der Regierung ausgehende Anregung der jüdischen Einwohner zum Landbau kann ohne Zweifel eine sehr eingreifende Wirkung thun, und namentlich ist das Versprechen von Belohnungen für solche Israeliten, welche sich bis zu einem gewissen Grade der Landwirthschaft befleißigen, ein wichtiger Moment der Erweiterung für diesen Industriezweig. Da man jeboch die Schwie⸗ rigkeit erkannt, welche den Uebergang der Israeliten vom Handel zum Ackerbau hemmt, so hofft, man allgemein, daß die Regierung, um einen Theil dieser Schwierigkeit zu heben, bei der namenllich jetzt auf die Consumtion geistiger Getränke gerichteten Aufmerksamkeit den Ju— den die Konzessionen zum Ausschank dieser Getränke entziehen, resp. deren Ertheilung beschränken werde, um der jüdischen Bev lkerung eines der wichtigsten Erwerbs- Elemente abzuschneiden und dieselben da? für auf einer anderen Seite durch Abtretung von Ländereien zu ent— schädigen. Aus solchem Gesichtspunkte verliert die Maßregel der Ver— pflanzung der Juden von den Gränzen des Reichs in dessen Inneres den Anschein ihrer Härte. Zieht man den bisherigen, fast regelmäßi⸗ gen Zustand in Betracht, daß der jüdische Propinator als unentbehr— licher Schatzmeister des Grundherrn eine fast unbeschränkte Macht über dessen Untergebene ausübt und den Letzteren in seinem Inter⸗ esse die geistigen Getränke mit List und Gewalt aufnöthigt, sich auf diese Weise den wesentlichsten Genuß ihrer Arbeit verschafft und die Erweiterung des Müßigganges und der Immoralität für seinen Haupt⸗Vortheil ansieht, so wird man unfehlbar in den Wunsch einstimmen, daß den Juden der Erwerbszweig des Branntweinschanks entzogen werde. In dem Gouvernement Wilna sollen auf 130 christ⸗ liche Kaufleute 921 jüdische kommen, und mehr als zwei Drittheile der Letzteren sich mit dem Verkaufe von Spirituosen beschäftigen, was denn die Erscheinung erklären dürfte, daß das wilnager Gouvernement diejenige vormals polnische Provinz ist, welche durch den Verkehr mit Spirituosen am meisten gelitten hat. Mehrere unserer reicheren Guts⸗ besitzer machten mit der Entlastung der Juden aus ihren Propina⸗ tionen einen erwünschten Anfang, und die Folgen haben sich schnell in der Hebung des Wohlstandes ihrer Untergebenen gezeigt.

9 r .

Paris, 4. Sept. Prinz Joinville soll, dem Constitution— nel zufolge, den Befehl erhalten haben, nach Paris zurückzukehren, und am 20sten d. M. in Neuilly erwartet werden. Vermuthlich, meint dasselbe Blatt, würden die Linienschiffe nach Toulon beordert und nur einige leichte Fahrzeuge zu Cadix und vielleicht bei den ka— narischen Juseln gelassen werden, um die Verproviantirung der Gar— nison der Insel, Mogador zu sichern, wenn die Unterhandlungen sich in die Länge ziehen sollten. Das Linienschiff „Juflexible“ und die Fregatte „Montezuma“ dürften also in der Meerenge von Gibraltar nur angekommen sein, um zu hören, daß der Feldzug für dieses Jahr beendet sei. Aus den Nachrichten, die man von Cadix erhalten, scheint hervorzugehen, daß die 138 nach Oran gebrachten Marokkaner nicht Kriegsgefangene waren, sondern Mauren aus den angesehensten Fa— milien des Landes, welche der Sultan in einer Art von Bagno auf der Insel von Mogador gefangen hielt. Der Bischof von Ehalons hat die Geistlichen seiner Diözese zu Dankgebeten für die in Marokko errungenen Siege aufgesordert. Die Angabe einiger zeitungen daß auf dem Marsfelde eine Nachahmung der Manöver der Schlacht am, Isly ausgeführt worden sei, wird heute vom Journal des Débats für ungegründet erklärt.

„Die Algerie, welche den Emir Abd el Kader schon mit Ge— wißheit als Gefangenen in irgend einer französischen Festung sicht, vergleicht den Krieg in Afrika mit dem der Römer gegen Jugurtha. „Vom Osten ausgegangen“, bemerkt dies Blatt, „wurden beide Kriege

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allmälig nach dem Westen gedrängt, bis sie endlich das tingitanische

entschiedenste, ergab sich den gröbsten Ausschweifungen, kehrte nach 6 Jahren auf seine Insel zurück und wurde alsdann erst Fürst von Borabora. Nun drangen Pomareh's Verwandte auf die Scheidung, welche auch von der National-Versammlung anerkannt und bestätigt wurde. Vor 12 Jahren verheirathete sie sich zum zweiten Male, auf die dringenden Vorstell ungen der Häuptlinge von Otaheiti, mit einem Großen von Huahine, welchem sie 4 Kinder geboren hat, der aber nicht König von Otaheiti, sondern nur Gemahl der Königin ist. Daß die Königin der Trunksucht ergeben sei, dem widersprechen die Missionaire auf das bestimmteste. Daß sie vor ihrer Bekehrung in heidnischen Unreinigkeit gelebt hat, befremdet den nicht, der da weiß, daß in dem Herzen von Natur nichis Gutes wohnt. Seitdem sie aber durch die Predigt des Evangeliums zu Jesu belehret worden es geschah vor 19 Jahren —, hat sie in entschledener Neinheit und Lauterkeit der Sitten gewandelt, und jenes Gerücht von einer beabsichtigten Ausschlie⸗ zung aus der Kirche kann vielmehr cin Zeugniß großer Strenge im Wan— del der dortigen Christen, als des Leichtsinns sein; denn es ist offenbar daher entstanden, daß man daran gedacht hat, die Königin mit einer Kir— chenstrafe zu belegen, weil sie bei einem Festmahl es nicht gehindert hat, daß Einige ihrer Untergebenen dem Trunke sich hingegeben haben.

Warum sieht man doch so scharf nur nach dem Schlimmen, was aller dings auch auf Otaheiti nicht fehlt, und will kein Auge haben für das uner= meßliche Gute, was durch das Evangelium dahin gepflanzt worden ist. Die Insulaner selbst kommen in ihren Gesprächen mit einem Ausdruck tiefer

mpfindung auf das zurück, was sie einst waren, und was sie nun, seitdem

,,. elischen Missionaite zu ihnen gekommen, geworden sind. Sie ver⸗ 9 hren gegenwärtigen Zustand mit dem des Friedens nach langem, * 3 riege, mil einer reichen Aerndte nach bitterer Hungersnoth . er leider in das gesegnele Feld wollen Andere eindrin en, die nicht gesäet ig mn rn genen, e, lee renn, c ge wn.

ns Ten bens shndei; Durch Berleumdungen bahn sich den böfe Feind

, . *. gilt hier doppelt wachsam fein, weil s weit dahin ist

bruben e jn r, . . anz Gelegenheit, bedrängle Glaubens-

müther zu stärfen. Ss em Herzen zu tragen, unbefestigte Ge—= ö h sche, vie noch ohne Goit rbeizuführen. it und ehne Hoffnung sind,

drängten Brüder in Otaheiti ein Trost- und Ermunterungs-Schreiben ge— sendet, auch an die Christen im Vaterlande die Aufforderung zur Fürbstte ergehen lassen. Wie thut das doch so noth, damit bei der politischen Be⸗— trachtung dieses Ereignisses nicht vergessen werde, daß es sich hierbei um das Heil vieler Seelen handelt!

Julius Weiß als Gesangs-Komponist.

Julius Weiß, ein geborener Berliner, bis jetzt dem größeren Theile des musittreibenden Publikums nur als Lieder⸗Komponist vortheilhaft bekannt, indem derartige ileinere Compositionen leichter zum Druck und dadurch in die Oeffentlichleit gelangen, genießt indessen und besonders bei den hiesigen Mausikern von Fach eines nicht weniger guten Rufes als gründlich gebilde⸗

ter Gessa ngs-Komponist überhaupt. Mannigfache von ihm existirende mehrstimmige Gesangs-Comvositionen, die wir kennen lernten, bekunden auch für diefe Gattung sein Talent auf erfreuliche Weise. Die Sing- Akademie besitzt von Julius Weiß mehrere ausgezeichnete geistliche Werke 2 capella, als: Psalme, Motetten ꝛc., die sie nicht nur in ihren Uebungs⸗ Versammlungen, sondern auch bei passenden, halböffentlichen Gelegenheiten wiederholt zu Gehör brachte. So wurde ein gstimmiges Requiem des Kom= ponisten bereits mehrere Male bei Gedächtnißfeiern, die zu Ehren verstorbe= ner Mitglieder der Sing-⸗Akademie stattfanden, gusgeführt, und. erhielt dann jedesmal, des ihm inwohnenden frommen, echt kirchlichen Geistes wegen, verdiente Anerkennung. Üeberhaupt sprichi sich in den Compositionen von Weiß durchweg reine Empfindung, tieses Gemüth und bestimmter Charakter aus; es sind leinesweges sogenannte kalte Verstandes⸗ Arbriten, sondern innerem Gefühlsdrange entquollene Schöpfungen, die die Seele angenehm berühren und das Herz erwärmen. Seine Lieder z. B. nicht etwa mit den oberflächlichen Machwerken galauter Mode und Salon Compositeure zu vergleichen, athmen Leben, Geist und Anmuth; die Melodieen sind wirklich empfunden, nicht gekünstelt, sondern natürlich und frisch hingesungen; mit einem Worte: der Komponist versteht es, den Sinn des Liedes tief zu erfassen, entsprechend musilalisch wiederzugeben und gleich— sam seibst Dichter des Liedes zu werden. Deshalb sind auch die Lieder von

Die A deutf 3 J di ö . ki,, br , f

Julius Weiß weniger geeignet, in den re,, , zu glänzen, nicht so⸗ wohl geschaffen, der siüchtigen Gunst des Augenblicks zu huldigen und zu

verfallen, sondern mehr um einsam oder im traulichen Kreise genossen zu werden, und dann einen um so reicheren, nachhaltigeren Eindruck zu hinter— lassen. Am beliebtesten wurden bis jetzt die, Wanderlieder“ von Julius Weiß Cfür eine Tenor- oder Sopran-Stimme), deren wir schon in diesen Blättern ehrenvoll erwähnten. Aber auch den beiden so eben bei Bote und Bock allhier erschienenen, höchst gemüthlichen Liedern:

1) O wär' ich ein Vöglein!

2) Leb' wohl, mein Lieb'! die der Königl. Sänger Herr Bötticher, dem sie gewidmet sind, im ver— flossenen Winter einige Male öffentlich vortrug, ist das Prognostion einer baldigen , . Beliebtheit zu stellen.

Beide Lieder für eine tiefe (Alt- oder Baß) Stimme haben gefällige, ansprechende Melodicen, sind leicht singbar, voll reicher und dabei durchweg natürlicher Modulation. Die Pianoforte⸗ Begleitung ist geschmackvoll, in= teressant, aber durchaus nicht überladen oder schwer auszuführen. Beson— ders gelungen ist Nr. 1 auch hinsichtlich der Form, indem der zweite Theil desselben durch sein Cantabile einen schönen Gegensatz zu dem heiteren, bewegten ersten Theil bildet. Wenn wir etwas zu tadeln hätten, so wäre es der Schluß dieses Liedes, der etwas an Reißiger anklingt. Wir würden dessen nicht erwähnen, wenn wir nicht hinzufügen könnten, daß die Lieder von Weiß sonst von so reicher Phantasie zeugen, daß dieser Anklang offen bar nur ein unbewußter ist, und wenn wir nicht glaubten, daß es im eige— nen Interesse des Komponisten liegt, ihn auf solche kleine Mängel aufmerk⸗ sam zu machen, die zu vermeiden, ihm bei einiger Achtsamkeit auf sich selbst nicht schwer fallen wird.

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Bermischtes.

Darmstadt, 1. Sept. Der Graf Karl von Schlitz, genannt Göttz, hat kürzlich eine schon vor längerer Zeit beabsichtigte Neise angetreten, welche Nord. und Süd-Amerika umfassen und etwa ein Jahr dauern soll. Das ege Interesse des Reisenden in der Naturkunde und ihren Fortschritten soll ö. . bewogen haben, jene Länder durch eigene Anschauung len=

en.

Mauritanien erreichten. Der numidische König, ein eben so gewandter Diplomat als geschickter Feldherr, überlistete am Ende den maurischen König. In dieser Perlode des Krieges eröffneten die Römer mit diefem Unterhanblungen, welche die Auslieferung Jugurtha's zum Zweck hatten. „„Aber““, sagt Sallust, „„Bocchüs äffte die Nömer und Numidier mit Friedens-Anerbietungen; seine Neigung zog ihn zu Jugurtha, die Furcht bewog ihn, sich für uns zu enischeiden.““ Der Krieg gegen Abd el Kader wird acht Jahre gedauert haben, wie der gegen Juͤgurtha. Eine der letzten und glänzendsten Waffenthaten in diesem fand unweit des Flusses Mulucha, der jetzigen Maluia, und in geringer Entfernung vom Jsly statt. Ein Unterschied aber wird in dem Ausgang sein: Jugurtha wurde im Triumph nach Rom ge⸗ schleppt, den Beschimpfungen des Pöbels ausgesetzt und dann in einen sinsteren, feuchten Kerker geworfen, in welchem er nach sechs Tagen den Hungertod starb; Abd el Kader, wenn er unser Gefangener wäre, würde nicht nur mit den Rücksichten behandelt werden, die man dem Unglück schuldig ist, sondern auch mit den Ehrenbezeigungen, die dem Range gebühren, den er anzunehmen gewußt, und namentlich dem Gense, welches er zeigt. Frankreich wird niemals der Vorwurf tref⸗ fen, daß es der Großmuth im Siege vergesse.“

Wenn man die neulich im Constitukionnel als ganz bestimmt gegebene Nachricht, daß Herr Guizot nur in einen Verweis, nicht un die Abberufung des Herrn von Aubigny von Otaheiti willigen wolle, mit der nun in der Times enthaltenen Erklärung zusammen— hält, daß die Entfernung dieses Offiziers von jener Insel zugestanden und die Differenz dadurch erledigt sei, und mit der Aeußerung der Revue des deux Mondes, daß eine solche Konzession geradezu unmöglich sei, indem ein Tadel schon ein sehr bedeutendes Zugeständniß wäre, so möchte man fast glauben, die beiden französischen Blätter, welche für Organe des Herr Thiers gelten, seien schon vom Gegen⸗— theil ihrer Behauptungen unterrichtet gewesen und hätten Herrn Guizot den Widerstand gegen Englands Forderung nur angedichtet, um nachher, wenn es sich anders ausweise, desto heftiger gegen ihn aufzutreten. Nach dem Siecle hätte Marschall Soult sich lange gesträubt, in jedes Zugeständniß zu willigen, endlich aber in einen Tadel gewilligt, während Herr Guizot die Abberufung gewähren wolle. Der Eourrier frangais erklärt heute auch, man versichere, daß die otaheitische Angelegenheit erledigt sei, und daß die Reise des Königs nach England nun nächstens staltfinden werde, zu deren Ver— ewigung man bereits eine Denkmünze vorbereite.

Der englische Globe hatte behauptet, Herr Guizot habe in seinen Konferenzen mit Lord Cowley anerkannt, daß zur Zeit des Protektorats über Otaheiti die dortigen französischen Behörden nicht berechtigt gewesen wären, Herrn Pritchard zu vertreiben, daß sie dies aber unter dem transitorischen Occupations-Zustande allerdings ge⸗ konnt. Diese Unterscheidung findet die Presse ohne allen Grund und hält es für unmöglich, daß Herr Guizot eine solche Doktrin auf⸗ gestellt haben sollte, deren sich England gegen Frankreich bedienen könnte. „So beschränkt auch“, meint dieses Blatt, „die Souveraine— tät der französischen Behörden bei dem Proteltorat gewesen sein möchte, so hatten sie doch offenbar das Recht, sich zu vertheidigen. Ueberdies gab ihnen das Protektorat die äußere Souverainetät, von welcher die fremden Agenten abhängen. Und überall, wo England sein Protektorat begründet hat, namentlich, wie wir gezeigt haben, auf den Jonischen Inseln, haben die anderen Nationen mit ihm zu thun, empfangen von ihm die Ermächtigung zur Ausübung ihrer Functionen, haben ihm für ihre Handlungen Rede zu stehen, wenn diese die Landesgesetze überschreiten. Die Sache ist sicherlich gar keinem Zweifel unterworfen, aber man darf nicht aufhören, sie zu wiederholen, weil England nicht müde wird, sie zu bestreiten.“

Unter anscheinender Beglückwünschung verbirgt die Presse nur mit Mühe ihre Empfindlichkeit über den Abschluß eines Handelstrak⸗ tats zwischen Belgien und dem Zoll-Verein, ber diesem Blatt um so unerwarteter kommen mochte, als gerade von ihm die erste Nachricht über eine nahe bevorstehende Convention Belgiens mit Frankreich ausgegangen war, die aber fürs eiste noch Anstand gefunden zu ha⸗ ben? scheint. „Wir würden übrigens“, äußert das genannte Blatt, nachdem es sich ein vollständiges Urtheil über den Vertrag bis nach Publication desselben vorbehalten, in bevormundender Weise,„sehr erfreut sein (charmés), wenn Belgien in Preußen für diejenigen seiner Gewerb⸗ zweige, welche im Stocken sind, einen vortheilhaften Absatz fände. Belgien ist züm Theil unser Werk, wir haben ihm geholfen, sich als unab⸗ hängige Nation zu konstituiren. Es wäre ein trauriger Dienst, den wir ihm geleistet hätten, wenn seine eroberte Emancipation dazu ver⸗ urtheilt bleiben sollte, inmitten ihrer aufgehäuften Erzeugnisse zu er⸗ sticken. Aus dieser Rücksicht haben wir seit vierzehn Jahren große Opfer für dasselbe gebracht; wir haben ihm freisinnig unseren Markt geöffnet, so freisinnig, daß einige, unserer eigenen Gewerb⸗ zweige grausam darunter litten, und daß in den Kammern zahlreiche Stimmen, ja ganze Kommissionen erklärten, das Maß der Zuge— ständnisse sei mehr als voll. Wenn Belgien jetzt nach Deutsch— land hin seinen Abfluß für seine Erzeugnisse sindet, mit denen es überladen ist, wenn es nicht mehr beständig an unsere Thür zu klopfen braucht, um uns zu bitten, ihm unsere Konsumenten zu leihen, nun, desto besser. Unser aufrichtiger Wunsch ist, daß es arbeite, verkaufe, sich bereichere und seinen Arbeitern Brod und Wohlstand geben könne. Der Anblick seines Gedeihens wird in Frankreich nur ein ungemischtes Vergnügen erregen, sobald es unseren eigenen Arbeitern nicht mehr die Beschäftigung und Wohlfahrt kostet, worauf sie so gerechte Ansprüche haben. Für Frankreich, welches viel gethan, ist es Zeit, an seine eigenen Interessen zu denken. Wir fürchten deshalb nicht, daß Belgien sich in politische Verbindungen, bie uns feindlich wären, werde fortreißen lassen. Es wird sicher nicht vergessen, was es uns zu verdanken hat. Im Nothfall hätten wir tausend Mittel, es ihm ins Gedächtniß zu rufen.“ So verräth sich noch am Schluß die eigentliche Tendenz der ganzen Betrachtungen. Die Revue de Paris bedauert es sehr, daß das französische Kabi⸗ net, ganz und gar mit den Angelegenheiten von Marolko und Ota— heiti beschäftigt, die Stimmung nicht habe benutzen können, welche durch die Repressalien Preußens in Belgien hervorgerufen worden. „Es hat“, sagt dieses Journal, „die Gelegenheit vorübergehen lassen, und sie ist ihm schneller entschlüpft, als man hätte erwarten sollen. Nur acht Tage verliefen zwischen der Aufgebung der Unterhandlungen mit Frankreich, von denen einen Augenblick die Rede war, und der Unterzeichnung eines Vertrages mit Preußen.“ !

Eine vom Gouverneur des Senegal ernannte Kommission hat zu Ende 1843 und zu Anfang 1814 eine Erforschung des Laufes des Falehmeh⸗-Stromes in Ober-Senegambien und der in den Land⸗ schaften Bondu und Bambuk befindlichen, von diesem Fluß und seinen Zuströmungen durchschnittenen Goldminen unternommen. An ihrer Spitze stand der Marine⸗Pharmazeut Hugrt, dem der Marine-Commis Raffenel und der Eingeborene Pottin Patterson beigegeben waren. Nach langen und schwierigen Streifzügen, welche zum Zweck hatten, wichtige AÄufschlüsse über die Handels⸗Aussichten am Senegal einzu— ziehen, verließen die Reisenden den Falehmeh und erreichten den oberen Lauf des Gambia, auf welchem sie bis zu den englischen Niederlassungen hinabfuhren, wo ihnen ein sehr freundlicher Empfang zu Theil wurde. Von St. Marie⸗-Bathurst kehrten sie zur See nach St. Louis-du⸗Senegal zurück. Der Moniteur meldet nun, daß das Marine-Departement die Veröffentlichung der von der

(in welchen

1363 ommisslon mitgebrachten Dokumente vorbereite, unter denen sich In gn. geren. besinde, welche nach ganz neuen Angaben die interessante Frage über die vermeintliche Verbindung zwischen dem Senegal und dem Gambia in ihrem oberen Lauf zu lösen scheine. Berichten aus Haiti vom 1. August zufolge, hatte der fran⸗ zösische Contre-Admiral Moges damals seine Abberufung schon er⸗ halten und sich nach Martinique begeben, wo er seinen Nachfolger, ben Contre- Admiral Laplace, antreffen sollte. Die haitische Regie⸗ rung befand sich in einer sehr unsicheren Lage; der spanische Theil der Insel war in fortwährendem Empörungs⸗Zustande gegen die Regierung, und der Präsibent Guerrier suchte diese Spaltungen zu benutzen, um die ganze Insel wieder unter ein einziges Scepter zu bringen. Es wurde am Cap Haitien eine Armee versammelt, um gegen den spanischen Theil zu marschiren, und man erwartete auch Guerrier daselbst. ̃ . . . . Die am La Plata ansässigen Franzosen hoffen auf eine baldige Aenderung ihrer Lage, da, nach Briefen aus Buenos-Ayres vom 15. Juni, zwischen Paraguay, Corrientes und der orientalischen Re⸗ publik Uruguay ein Dffensiv⸗- und Defensiv- Allianz - Traktat gegen Rofas unterzeichnet sein soll. General Paz, der nach anderen Nach⸗ richten sich nach Brasilien gewandt haben sollte, wäre zum Oberbe⸗ fehlshaber der verbündeten Armee⸗Corps ernannt, und der Feldzugs⸗ plan sei, Oribe vor Montevideo stehen zu lassen, mit den vereinigten Truppen unverzüglich in das argentinische Gebiet einzudringen und gegen Buenos⸗-Ayres selbst vorzurücken.

Xx Paris, 4. Sept. Zu Toulon sprach sich die öffentliche Stimme allgemein und einmüthig so bestimmt für Veranstaltung eines feierlichen Empfanges des Prinzen von Joinville im Namen der Stadt aus, daß der Unterpräfekt, dem auch von mehreren Munizipal-Räthen ausgedrückten Wunsche gemäß, die Erlaubniß zu einer außerordent⸗ lichen Versammlung des Munizipal-Rathes ertheilte, in welcher die zur Veranstaltung der beabsichtigten Festlichkeiten nöthigen Gelder vo⸗ tirt werden sollten. Aber die Einlabungen zu der Versammlung kamen den Munizipal-Räthen so spät zu, daß sie nicht in hinreichender An⸗ zahl erschienen und an jenem Tage noch kein Beschluß gefaßt werden konnte. Der einzige französische Offizier, der in den verschiedenen Gefechten vor Mogador sogleich todt auf dem Platze blieb, der Ar⸗ tillerie Lieutenant Pottier, ist hart an der Seite des Prinzen gefal⸗ len; desgleichen erfolgte die Verwundung des Linienschiffs-Capitains Duquesne an der Seste des Prinzen bei der Landung auf der Insel. Die Landung in der Stadt selbst wurde unter der Führung des Li⸗ nienschiffs⸗Capitains Hernoux, Adjutanten bes Prinzen und Mitglieds der Deputirten-Kammer, bewerkstelligt. Die Fregatte „Belle Poule“ allein hat vor Mogador nicht weniger als 81290 Kilogramme Pulver und 3074 Kugeln verschossen. Das Dampfschiff „Phare“ pflanzte zu⸗ erst die französischen Farben auf der Insel vor Mogador auf.

Der mit Depeschen an den Marschall Bugeaud abgesendete Ad⸗ jutant des Königs ist auf seiner Reise am (sten d. bereits durch Lyon gekommen, wo er sich nur eine Stunde aufhielt; mit immer größerer Bestimmtheit wird behauptet, derselbe überbringe dem Marschall den Titel eines Herzogs von Isly. Es bestätigt sich, daß die Truppen des Marschalls schon am 15ten wieder in die Stellung von Kudiat Abd el Rhaman zurückgegangen waren, da es ihnen unmöglich war, in der Nähe des Schlachtfeldes am Jsly länger auszuhalten, weil die Ausdünstungen der bei der großen Hitze schnell in Verwesung über⸗ gehenden Leichname der vielen Hunderte von gefallenen Marokkanern einen die Gesundheit ernstlich bedrohenden unerträglichen Geruch ver— breiteten. Die Truppen hatten im Lager der Marokkaner auch be⸗ deutende Vorräthe an Mehl und vortrefflichem chinesischen Thee ge⸗ funden, das erstere wurde auf Befehl des Marschalls ihnen theils überlassen, theils dem Militair-Spitale zu Lalla Magrnia zugewen⸗ det. Zu Dschemma el Gasauat befanden sich bei Abgang der letzten Nachrichten unter der Bewachung von Eingeborenen 500,000 Ratio— nen im Magazine. Der Bischof von Chalons an der Marne, der in einem Hirtenbriefe an sämmtliche Pfarrer seiner Diözese öffentliche Dankgebete für die erlangten Siege der französischen Waffen an⸗ geordnet hat, ohne dazu höheren Auftrag abzuwarten, war, wenn ich recht unterrichtet bin, früher, unter dem Kaiserreiche, selbst Militair und machte als Rittmeister eines Dragoner⸗Regiments den russischen Feldzug mit. Sein jetziger Hirtenbrief spricht vollkommen dafür, denn wenn man den Eingangs- und den Schlußsatz abrechnet, hätte er eben so gut von einem General geschrieben sein können.

Großbritanien und Irland.

London, 3. Sept. Das Gesuch O'Connell's und seiner Ge— nossen um Cassation des wider sie ausgesprochenen Straf-Urtheils wird morgen ohne Zweifel im Oberhause verworfen werden, nachdem die Majorität der Sberrichter sich gegen die Statthaftigkeit desselben erklärt hat. Ein solches Resultat vor Augen, kann die Oppositions⸗ Presse nicht umhin, ihr Bedauern darüber auszudrücken, daß man in England der conspiraey dieselbe Deutung gegeben habe, wie sie der irländische Gerichtshof geltend machte, und daß die gewichtvolle Ar⸗ gumentation der beiden Oberrichtet Parke und Coltman, durch die Stimmen der anderen unwirksam gemacht, keine Geltung gewinne. Von den neun anwesenden Richtern haben bekanntlich sieben sich für die Be⸗ stätigung des Urtheils der irländischen Queens-Bench erklärt, obschon auch ste sich einstimmig dahin aussprachen, daß zwei der Anklage⸗ punkte, durch welche jenes Urtheil mit begründet ist, nämlich der hte und FTte, so unbestimmt und unzulänglich seien, daß das Urtheil um—⸗ gestoßen werden müßte, wenn keine anderen Anklagepunkte vorhanden wären. Jene beiden Richter, Parke und Coltman, hatten dagegen ihre Ansicht dahin entwickelt, daß, da die Angeklagten zwar in Bezug auf alle Anklagepunkte schuldig befunden, das Straf⸗ Urtheil aber allgemein gehalten und das. Maß, der Strafe dem eigenen Ermessen der irländischen Richter, überlassen ge⸗ wesen sei, man nicht erkennen könne, welchen Einfluß die beiden einstimmig für mangelhaft erkannten Klagepunkte auf die Entscheidung der Richter geübt haben, und eb nicht gerade sie wesentlich das be⸗ stimmte Strafmaß motivirt hätten. Das Urtheil des irländischen Gerichtshofes müßte demnach umgestoßen werden. Was das Gewicht dieser Argumentation in den Augen der Opposition noch vermehrt, ist der Umstand, daß die Angeklagten bereits selbst bei der Queens⸗ Bench eine Nichtigkeits Beschwerde auf jene beiden Anklagepunkte ihnen Einschüchterungs⸗Versuche mittelst Darlegung bedeutender physischer Streitkräfte schuldgegeben werden), begründet haben, dort aber mit der Erklärung abgewiesen wurden, daß die Anklagepunkte insgesammt rechtsgültig seien. Der Richter Burton hatte überdies erklärt, daß das Gericht die Einschüchterungs—⸗ Versuche der Angeklagten als das Hauptvergehen derselben betrachte. Diese Beschwerden der hiesigen Opposition dürften indeß keine ande ren Folgen haben, als die Anhänger O'Connell's in ihrem Glauben an die Parteilichkeit des obersten englischen Gerichtshofes zu bestärken, denn im Allgemeinen spricht sich in England nur eine Stimme der Zufriedenheit und Billigung über das Urtheil der Majorität der Richter aus. Man freut sich, zu den Haupt -Resultaten des oberrichtlichen Gutachtens zu rechnen, daß anerkannt worden ist, 1) es sei die Repeal⸗Agitation eine verbrecherische conspiracy; 2) es seien die gegen O'Connell und Konsorten vorgebrachten Kläͤgepunkte offen und unzweideutig dargelegt und ihnen keine erzwungene Aus⸗

legung gegeben worden, und endlich 3) der Prozeß sei auf eine voll⸗ Weise geführt worben und alle Beschwerden in Betreff der Verstümmelung der Geschwornen-Liste unbegründet und rivol. ö t Der allgemeine Glaube, daß die Differenzen mit Frankreich in Bezug auf die otaheitische Frage förmlich beigelegt seien und daß die maroklanische Frage auch zu keinen neuen Verwickelungen führen werde, haben günstig = die Börse gewirkt, und die Konsols begannen mit 98 und schlossen mit 995.

Die Parlaments Session soll, wie man glaubt, mittelst der heute in Windsor angenommenen Thron-Rede schon übermorgen geschlossen werden, und die Seereise der Königin nach Schottland, zunächst zum Besuche bei dem Herzoge von Athol, auf den 9gten oder 10ten desi⸗ nitiv beschlossen sein.

Die neue durch das Parlament beschlossene Einrichtung der Bank von England, welche dies Institut in zwei Branchen theilt, ist gestern ins Leben getreten.

Die Regierung hat auf Veranlassung der mexikanischen Gesandt⸗ schast die hier für Texas stattfindenden Werbungen untersagt. Es heißt, daß zwei Kriegsschiffe mit Kriegs Bedarf und 12 bis 15 Of- siziere bereits dahin abzugehen im Begriffe standen.

8 el gien

Brüssel, 5. Sept. So eben ist hier ein sehr iuteressanter Beitrag zur Handels-Statistik erschienen, der Tarif der belgischen Ein⸗ fuhr, Ausfuhr= und Transit- Zölle, verglichen mit den Tarifen der Niederlande, des deutschen Zollvereins, Frankreichs, Englands und der Vereinigten Staaten, ein Kleinfolio Band von 489 Seiten, publizirt auf Befehl des Ministers des Innern mit Rücksicht auf den Wunsch der Repräsentanten- Kammer. Man sindet darin eine alphabetische Tabelle der Einfuhrzölle; eine Auseinandersetzung der Vorschriften, welche in Frankreich in Bezug lauf die Einfuhr von Erzeugnissen der französischen Kolonieen und Besitzungen bestehen; das Verzeichniß der in Frankreich durch Differenzialzölle begünstigten Waaren; eine Ta⸗ belle der in England bestehenden Ermäßigungen der Einfuhrzölle zu Gunsten der aus den englischen Besitzungen herkommenden und vort produzirten Waaren; das Verzeichniß der Einfuhr⸗Verbote und Aus⸗ nahmen in Belgien, den Niederlanden, dem Zollverein, Frankreich, England und den Vereinigten Staaten; eine Tabelle der Ausfuhr⸗ zölle, Ausnahmen und Verbote; eine Zusammenstellung der Entre⸗ pot⸗- und Transit-Systeme in fünf dieser Staaten; die Prämien und Rückzölle auf die Ausfuhr in Frankreich und England; endlich eine Münz⸗, Gewicht⸗ und Maß⸗Vergleichungs⸗Tabelle.

Der Moniteur hat den Tert des Traktates vom 1. Septem⸗ ber noch nicht mitgetheilt. Man versichert jetzt, die Veröffentlichung sei aufgeschoben worden, bis man in Brüssel die Nachricht erhalten haben werde, daß er in Berlin angenommen sei. Die Indepen⸗ bance erklärt unterdessen, es habe sich in die Angaben über die Vergünstigungen, welche Belgien für sein Eisen erhalten, ein bedeu⸗= tender Irrthum eingeschlichen. „Belgien“, so lautet die Berichtigung, „hat allerdings eine unterscheidende Behandlung von 50 pEt. erlangt, aber es ist dabei die wichtige Bemerkung zu machen, daß sich dies nicht auf alle vom 1. September an festgesetzte Zölle bezieht, sondern nur auf die neuen Zölle, auf die versügte Erhöhung. Der Tarif, des Zoll-Vereins theilt die metallurgischen Erzeugnisse in drei Kategorieen. Die Kategerie X umfaßt das Roheisen aller Art (GHußeisen) und altes Eisen. Bisher war die Einfuhr dieser Artikel ganz frei; seit dem 1. September steht darauf ein Zoll von 10 Silbergroschen für den Centner (ungefähr 2 Fr. 50 C. für 100 Kilogramm) ; auf diesen neuen Zoll erhalten wir eine Ermäßigung um die Hälfte. Das eng⸗ lische Gußeisen wird hinfort die 19 Silbergroschen für den Centner zahlen, das unsrige nur 5 oder 1 Fr. 25 C. für 100 Kilogramm. Der Differenzial-Zoll zu unseren Gunsten beträgt also 12 Fr. 50 C. auf die Tonne. Dies wurde gleich anfangs gesagt. Nicht in dieser Kategorie also steckt der erwähnte Irrthum, sondern in der Kate⸗ gorie B, welche das Stabeisen von einem halben preußischen Zoll Durchmesser und darüber, die Eisenbahnschienen und den rohen Stahl in sich schließt. Die Einfuhr dieser Artikel war auch vor dem 1. September nicht frei; es stand darauf ein Zoll von 1 Thaler für den Centner oder 7 Fr. 15 C. für 100 Kilogramm. Dieser Zoll ist um 15 Silbergroschen erhöht, und nur auf diese Erhöhung bezieht sich der Differenzial⸗Zoll. Unsere Schienen werden, statt 22 Silbergro⸗ schen oder der Hälfte des jetzt erhobenen Zolls, 1 Thaler 7 Silber⸗ groschen oder ungefähr 9 Fr. 30 C. für 109) Kilogramm entrichten. Der alte Zoll von 1 Thaler bleibt außer der unterscheidenden Be⸗ handlung; diese, wir wiederholen es, bezieht sich nur auf die Erhö⸗ hung; indeß gewährt sie uns doch hinsichtlich der Zölle einen Vor⸗ theil von fast 19 Fr. (18 Fr. 75 C.) auf die Tonne, im Vergleich zum englischen Eisen. Hieraus ergiebt sich, daß sich, ungeachtet der Existenz des Tralkats und der uns darin bewilligten Diffe⸗ renzial-Zölle, die deutsche Industrie gegen uns immer noch geschützter finden wird, als sie es vor dem 1. September war. Wir werden 5. Silbergroschen mehr auf das Gußeisen, 75 mehr auf das grobe Stabeisen ünd die Schienen entrichten. (Man vergl. oben den Art. Berlin.) Was die Kategorie C, welche nebst dem Stab⸗ eisen von weniger als einem halben Zoll Durchmesser alles fagonnirte Eisen, die groben Theile der Maschinen umfaßt, und was die Ma⸗ schinen selbst betrifft, so sind die Zölle nicht modifizirt; es war also kein Anlaß, hinsichtlich dieser Artikel eine unterscheidende Behandlung zu stipuliren. Eine der Bestimmungen des Traktats sichert uns aber für die Zeit seiner Dauer den Vortheil des statu quo. Wenn der Zoll- Verein es angemessen fände, späterhin die Zölle auf das Eisen der Kategorie C und auf die Maschinen, Lokomoti⸗ ven und dergleichen zu erhöhen, so würde die Erhöhung nicht auf die Einfuhr aus Belgien ausgedehnt werden können; eine solche Erhöhung würde dann zu unseren Gunsten einen 21 Zoll konstituiren, indem uns der stain quo garantirt ist. Von die⸗— ser Bestimmung war noch nichts verlautet; sie mildert allerdings den Eindruck der Berichtigung, die wir mit Hinsicht auf das Stabeisen und die Schienen mitzutheilen hatten. Auch scheint es, daß der Traktat zu Gunsten Belgiens, aber besonders Luxemburgs, die freie Einfuhr von 15,000 Stück Schafen in den Zollverein stipulirt. Bei alledem glauben wir immer noch, und es wird leicht darzuthun sein, daß wir ohne Konflikt alles Erlangte hätten erhalten können.“

Das Journal de Bruxelles hält den mit dem Zoll⸗Verein negoziirten Vertrag für den wichtigsten, welchen Belgien seit vierzehn Jahren abgeschlossen, seit demjenigen, der seine Unabhängigkeit be⸗ festigte. Daß aber, wie dasselbe Blatt meint, das Differenzial⸗Joll⸗Ge⸗ setz als eine der Ursachen zu betrachten sei, die zu diesem Vertrage , da⸗ gegen wird von anderen Blättern bemerkt, das Ministerium lege auf jenes Gesetz doch gar zu viel Gewicht, so daß es ihm am Ende Alles zuschreiben wolle, was das Land günstig aufnehme. „Wenn man“, bemerkt der Industriel von Verviers, die Denkschrift Preußens liest und die von dieser Macht vorgeschlagenen Grundlagen, so wie die von un⸗ serem Lande angebotenen Zugeständnisse kennt, so muß man sich überzeu⸗

gen, daß unsere Regierung nur Krieg zefihet hat, um das Vergnügen ha⸗ ben zu können, Frieden zu schließen. Aus der Art und Weise der Un⸗ terhandlungen ersieht man, daß unsere Regierung einen Vertrag nicht aufrichtig wollte, daß sie stets neue Schwierigkeiten erhob, daß sie temporisirte, und daß es vielleicht des entschiedenen Aktes von Seiten