1844 / 256 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ische Gesinnung auszusprechen. Man kann denken, daß . 83 mi g. gen r. bei den Versammelten erregte. ö Es wurden darauf die anwesenden Abgeordneten der Haupt ⸗-Vereine

enecral-Suͤperintendent Rettig, Mecklen-= x e n , Lie , de h, Kirchenrath Schulz, Dres- urg Ger, ho sprchiger von Ammon, Leipzig Superintendent Siebenhaar, Altenburg Pastor Hempel jun. Waldeck Hr. Kurze, Darmstadt Hofprediger mmermann, Schleswig- Holstein und Lauenburg Dr. Lübter, Anhalt. * Pastor Schubring, Bückeburg Kirchenrath Lorberg, Hildburghausen Ober ⸗Konsistorial-Nath jene Braunschweig Pastor Stöter, Hannover Pastor Flügge. Osnabrück Neltor Stüve und Landes Oelonomie .: Kommissar Staff horst, Frankfurt a. M. Pfarrer König, Stuttgart Hofprediger v. Grüneisen, Rarlörkhe Kirchenrath Ullmann oder im (eingetreienen) Behinderungsfalle v. Grüneisen. Als Gäste willkommen geheißen wurden Abgeordnete von ver- schiedenen Vereinen, Konsistorial Naih Bauer für Hildesheim und einige Andere. Als Abgeordnete der preußischen Vereine kündigte Herr Krausnick an für die Provinz Brandenburg Bischof Neander, Prediger Jonas und sich selbst; für Preußen Dr. Voigt ünd Bürgermeister Krah aus Königsberg; für Po= sen Konsistorial⸗Rath Nomberg aus Bromberg und Militair-Ober-Prediger Kranz; fur PN⸗ mern Militair-Ober- Prediger Schulze und die Landräthe Graf von Schwerin und von Puttkammer; für Schlesien Professor Suckow und Justizrath Gresse; für Sachsen Ober Landesgerichts ⸗-Nath Eisenborn, Pastor Uhlig und Pastor Hildenhagen; für Westphalen Archivrath Erhard und Konsistorial⸗Assessor Daub; für die Rhein⸗Provinz Oberlehrer Eichhof, Kaufmann Moller und Direktor Wetzel. Aus Hessen-Kassel waren drei Ab- eordnete erschienen: Ober⸗Appellations-Rath Elvers, Pfarrer Nichter, Kon- ire. gelh Rettberg. Sie erklärten, daß die Genehmigung der kurhessi⸗ schen Vereine mit Bestimmtheit erwartet werden dürfe, und wünschten zu hören und zu berichten. ö Dr. Großmann kündigte an, daß nicht erschienen wären Abgeordnete der Vereine zu Hamburg, Bremen, Luͤbeck und ein paar anderer deutschen Gebiete, worauf Dr. Alt aus Hamburg das Wort nahm. Der hamburger Verein sei erst sechs Monate alt, zähle erst 400 Mitglieder und habe aus Bescheidenheit nicht einen eigentlichen Abgeordneten senden wollen; man wolle Hamburgs unglückliche Schicksale und Verhältnisse bedenken, indeß glaube er das Beste für die Zukunft versprechen zu können. Als Mitglie— der des Central-Vorstandes waren gegenwärtig die beiden Herren Groß⸗ mann, Graf von der Recke, Propst Nielssen, Kirchen⸗Nath Meißner, Pfar= rer Schrader, Pfarrer Sander aus Geismar. Für die schweizerischen Vereine war Professor de Wette erschienen. Er erklärte, daß dieselben lei⸗ der Beschlüsse, seinen persönlichen Wünschen und Ansichten entgegen, gefaßt hätten, die einer organischen, jedoch nicht einer brüderlichen Vereinigung mit dem deutschen großen Ganzen entgegenständen. Nachzutragen ist hier noch, daß die preußischen Abgeordneten Anträge stellen werden, die ohne Zweifel durchgehen werden: auf Erleichterung der Statuten-Abänderung, jährliche

Central⸗Versammlungen, angemessene Vertretung, eine Aenderung des §. 11. . 26 e] . ) ; Die Herzogin von Nemours ist im Begriff, zu ihrem Gemahl nach

der frankfurter Statuten.

Die beiden folgenden Tage werden hochwichtige in den Jahrbüchern der evangelischen Kirche sein. Diese Haupt⸗Versammlung muß noch bedeu— tender als die vorjährige erscheinen; der Anschluß der Preußen ist ein um so sreudigeres Ereigniß, da sich über der großen Sache des Vereins schwere Wolken zusammengezogen hatten, nun aber die Entscheidung des Königs von Preußen unfehlbar Wankenden Sicherheit geben, drohenden Gegenwir— lungen aus der Mitte der protestantischen Welt selbst die Macht nehmen, Ungewißheiten, Mißverständnisse und Mißdeutungen beseitigen wird. Alle Reden, welche wir heute vernahmen, athmeten evangelischen und nur evan— 3 Geist, erinnerten an den Frieden und die Nothwendigkeit seiner

ewahrung. Nach dem Vorgange Osnabrücks wollte man auch zu Hameln einen Handwerker⸗Verein bilden, es sind jedoch höheren Ortes man⸗ cherlei Einschränkungen angeordnet worden.

Großherzogthum Baden. Zu Karlsruhe hat sich am 4. September ein Verein zur Verbreitung nützlicher und wohlfeiler Bücher für ganz Baden konstituirt, ohne daß jedoch die Selbsiständig⸗ keit einzelner Vereine in den verschiedenen Städten und Dörfern durch denselben beeinträchtigt werden soll. Der von dem württembergischen Vereins⸗-Vorstande dem badener Verein gemachte Vorschlag zum ge— meinschaftlichen und daher billigeren Ankauf von passenden Büchern und zum gemeinschaftlichen Verlag neuer Volksschriften wurde als praktisch angenommen. Am S8. September wurde zu Karls⸗ ruhe, Nachmittags von 125 bis 2 Uhr, das erste badische Sänger⸗ fest im Theater gefeiert, das in allen Räumen gefüllt war. Die Städte Achern, Bruchsal, Bühl, Karlsruhe, Durlach, Ettlingen, Gernsbach, Heidelberg, Lahr, Mannheim, Mühlburg, Rastatt, Wein⸗ heim hatten ihre Sänger, 5 bis 600, unter die Fahnen geschaart. Das Fest endete mit Arndts kräftigem Liede: „Des Deutschen Va⸗ terland“, das mit stürmischem Beifall wiederholt werden mußte.

Freie Stadt Bremen. Die vier Dampfschiffe der ver⸗ einten Weser⸗Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft haben vom 20. März d. J., wo die diesjährigen Fahrten eröffnet wurden, bis zum 31. August zusammen 28,813 Personen transportirt.

Plauen, 12. Sept. Das Schicksal hat unsere Stadt aber⸗ mals auf schreckliche Weise heimgesucht: 108 Häuser, drei Hinterge— bäude und eine Scheune liegen in Asche, von öffentlichen Gebäuden die Frohnveste und das Armenhaus. Menschen ssud bei dieser fürch⸗ terlichen Feuersbrunst nicht umgekommen, aber die Noth der Abge⸗ brannten ist sehr groß. Wer da weiß, wie viele Familien hier unter einem Dache und von dem geringen Ertrage ihres Tagewerks leben müssen, wird begreifen, daß bei dem herannahenden Winter schnelle und fräftige Hülfe höchst nothwendig sei. Es hat sich daher hier eine Hülfs⸗Deputation gebildet und an alle fühlenden Menschen im In- und Auslande den Ausruf ergehen lassen, die hiesigen Ver⸗ unglückten mit Geld und Naturalien zu unterstützen.

Oesterreichische Monarchie.

Triest, 5. Sept. Heute zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittags sind Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin unter dem Donner der Geschütze des Kastells und der im Hafen liegenden Schiffe, dem Geläute aller Glocken und dem herzlichen Jubel des Volkes hier an⸗ gekommen.

. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Modena 1 bereits gestern eingetroffen und Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Toskana werden übermorgen hier erwartet.

O Wien, 8. Sept. Aus Anlaß der letzten Fabrik⸗Arbeiter-= Unruhen und der gemachten Wahrnehmungen über die Gebrechen in der Erziehung und ö jener Arbeiter, hat der oberste Kanz⸗ ler, Graf von 3g die betreffenden Provinzial⸗Regierungen be⸗ austragt, den Lokal⸗Behörden eine sorgfältigere Handhabung der bis- . o sehr n,, ,. Vorschriften einzuschärfen, welche über

ie Verpflichtung zum Besuche des Schul- und Wiederholungs- Unter⸗ in n vf n, er Supplent am polytechnischen Institute, Herr Reiter, welcher sa Sen mz von Anhaltspunkten für unsere im Mai f. J. statt⸗ en 1 Gewerbe⸗ Aussteilun nach Paris und Berlin gesendet wor⸗ kalen. bat, feinen erich? über die parifer' Liusstellun jedoch hn l nan. Ministerium eingesendet. Dasselbe hat 1 Mat! Bäenlaßt gefunden, nummehr' auch, ben Regierungs— iber vie eien g 1 und , zur Berichterstattung nach B mer be- Ausstellung und Sammlung nöthiger Da?

en han . da Herr von Buffa früher seitens der

. de ung mit der Oberlei der hi ewerbe⸗ Ausstellung 2 war. Die e n err en gde g,

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Ausstellung im nächsten Jahre werden übrigens hier eifrigst betrie⸗ ben, und man berathschlagt besonders darüber, ob ein eigener hölzer⸗ ner Salon auf dem Glacis, nach Art des pariser Vorbildes aufge⸗ führt, oder wie bei der letzten hiesigen Ausstellung das polytechnische Institut dazu benutzt werden soll. Angeregt durch einige aus Frank⸗ reich eingewanderte große Fabrikanten, welche, leicht begreiflich, eine besondere Vorliebe für pariser Vorbilder hegen, hat der jene Fabri⸗ kanten in seiner Mitte habende Vorstand des hiesigen Gewerbe⸗Vereins zwar die Nachahmung des pariser Beispiels, durch das Errichten eines eigenen Gebäudes bloß für die Dauer der Ausstellung, beantragt; von Seiten der Hof-⸗Kammer wurde jedoch und zwar im vollen Einklange mit der öffentlichen Meinung eingewendet, daß, abge⸗ sehen von den finanziellen Rücksichten, auch die zahlreichen und mit⸗ unter großartigen Räume des polytechnischen Instituts, welche erst vor kurzem mit einem sehr beträchtlichen Aufwande eigens für die Gewerbe ⸗Ausstellungen hergerichtet wurden, in ihrer soliden Beschaffenheit diesem Zwecke viel besser entsprechen wür⸗ den, als ein improvisirtes hölzernes Gebäude. Dagegen ist man all— gemein der Ansicht, daß ein Theil jener Summen, welche für den Bau eines eigenen Gebäudes verwendet werden müßten, lieber dazu bestimmt werden möchte, die inneren Räume im polytechnischen Institute auf eine würdigere und geschmackvollere Weise als dies früher geschehen, mit den ausgestellten Produkten, deren Placirung und Decoration, in Einklang zu bringen, und so anstatt der pariser mehr der jetzigen berliner Aus⸗ stellung sich zu nähern, welche nach hierher gelangten Berichten sach— kundiger Besucher auch in dieser Hinsicht des Zweckmäßigen und Nachahmungswürdigen so viel bieten soll.

Russland und Polen.

St. Petersburg, 7. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat auf den Bericht des Fürsten Statthalters des Königreichs Polen über den Verlust, den die Einwohner des Königreichs durch die letzte Ueber⸗ schwemmung erlitten haben, unter Anderem eine Sunme von 3000 Sil⸗ ber⸗Rubel im Namen der verewigten Großfürstin Alexandra zur Ver⸗ theilung unter diejenigen Bewohner von Warschau verabfolgen lassen, die am meisten durch dieses unglückliche Ereigniß gelitten haben.

Frankreich.

Paris, 8. Sept. Die Abreise des Königs nach dem Schlosse Eu wird erst in 8 Tagen stattfinden; Se. Majestät begiebt sich allein

dorthin, die Königin wird bei der Prinzessin von Joinville bleiben.

Metz abzureisen. Die Herzogin von Orleans wird mit ihren Kindern

ihren Aufenthalt in Trianon nehmen. Ob der Prinz von Joinville

und der Herzog von Aumale bald nach Frankreich zurückkehren, scheint

noch ungewiß. Der Herzog von Montpensier wohnt an der Seite seines Bruders den Manövern in Metz bei. Es soll beschlossen sein,

Faß wenn der König sich im Laufe des Oktobers nach England be— iebt, kein Mitglied seiner Familie ihn begleiten wird.

Die ministeriellen Blätter erwähnen auffallenderweise der neueren Vorfälle zu Mogador mit keiner Sylbe. Nur die Nachricht von dem Verlust der Dampf-Fregatte „Grönland“ entlehnt das Journal des Déübats der Sentinelle von Toulon, ohne irgend eine eigene Bemerkung hinzuzufügen. Die Oppositions-Blätter enthalten

ausführliche Berichte über beide Ereignisse; sie stimmen genau mit dem bereits gestern Gemeldeten überein. Prinz Joinville soll nach Paris

geschrieben und um die Erlaubniß nachgesucht haben, die 500 Mann Franzosen auf der Insel vor a . durch Besitznahme der Stadt

außer Gefahr zu setzen. Unterdeß, heißt es, wolle er sein Geschwa⸗ der theilen und die eine Hälfte an der Westküste von Marokko zurück- lassen, die andere nach dem Hafen von Cadix führen. Man kann denken, daß die Oppositions-Presse diese neuen Vorgänge ge— hörig ausbeutet. „Wir führen“, sagt der Constitutionnel, „in Marolko einen sonderbaren Krieg. Statt so schnell als möglich anzufangen, rasche Schläge zu führen und Schrecken in einem Lande zu verbreiten, welches nur an die Stärke glaubt, zaudern wir, liefern eine zufällige Schlacht, lassen dem ge— schlagenen Feinde Zeit, sich zu sammeln und verfahren, als ob wir den Kampf in die Ewigkeit ausdehnen wollten oder vielmehr, als ob wir fürchteten, ihn offen zu führen, und als gereute uns jeder unserer Kanonenschüsse. Auf einer Insel lassen wir bis zum nächsten Feldzuge eine kleine Garnison zurück, zu schwach, um eine Landung zu unter⸗ nehmen, beherrscht von den Batterieen, die man auf dem festen Lande wieder aufrichten kann, und anscheinend nur dazu bestimmt, den ma— rokkanischen Artilleristen für ihre Schießübungen zur Zielscheibe zu dienen. So fangen wir es an, um die Volksstämme von Marokko einzuschüchtern. Man muß gestehen, daß hier wunderbare Instructionen verfaßt worden sind. Und dabei haben wir noch dafür Sorge getragen, die Marokkaner gleich zu Anfang des Krieges zu benachrichtigen, daß wir nicht einen Zoll breit Landes bei ihnen in Besitz nehmen und so schnell als mög⸗ lich ihr Land wieder verlassen würden, wenn wir es ja beträten. Die Marokkaner führen denn auch den Krieg mit großer Gemüthsruhe und empfangen uns überall mit Flintenschüssen. Die Schiffbrüchigen der bei Larache gescheiterten Dampf⸗Fregatte mußten sich den ganzen Tag über gegen die Beduinen schlagen. Die Zerstörung dieses schö—⸗ nen Schiffes ist für uns ein Verlust von 2 Millionen und es wurden uns 13 Mann verwundet und 1 getödtet. So stehen unsere Ange— legenheiten in Marokko, Dank der Geschicklichkeit und dem Muth un— serer pariser Strategiker. Seit drei Tagen schön kennt das Ministerium einen Theil bieser Vorgänge; es hat sich dessen nicht gerühmt.“

Nach einer Angabe des Toulonnais über die dem Bombarde— ment von Tanger vorhergegangenen Verhandlungen wäre es dem britischen General⸗Konsul, Herrn Drummond Hay, allerdings gelun⸗ gen gewesen, dem marokkanischen Souverain einige Zugeständnisse ab⸗ zugewinnen, und selbst der französische General-Konsul, Herr von Nyon, habe sich nach Empfang der Antwort des Kaisers zufrieden gestellt gefunden und behauptet, Frankreich müsse jeder kriegerischen Demonstration entsagen. Herr von Nyon habe diese Ansicht dem Prinzen von Joinville vorgetragen. Dieser aber sei mit der ange⸗ botenen Genugthuung nichk zufrieden gewesen. Der Konsul, bei sei⸗ ner Meinung beharrend, habe dem Prinzen zuletzt schriftlich im Na⸗ men der Regierung des Königs erklärt, er müsse sich mit seinem Geschwa⸗ der von Tanger zurückziehen. Da sei eben die Nachricht vom Marschall Bugeaud angelangt, daß der Kaiser von Marokko zum Kriege gedrängt werde, und daß er, der Marschall, da ihm der Kampf doch unver⸗ meidlich scheine, die Initiative zu ergreifen beschlossen habe. Von dieser Mittheilung entflammt, habe der Prinz auf der Stelle alle Vorbereitungen zum Bombardement angeordnet. „Hätte“, fügt das

enannte Blatt hinzu, „statt eines Königlichen Prinzen ein anderer

dmiral die Erklärung des Herrn von Nyon empfangen, so war es um die Sache geschehen, und unser Geschwader würde sich ohne einen Kanonenschuß zurückgezogen haben.“ ü

So wie früher schon die Times ihrem Lande, wünscht heute das Journal bes Täbats dem seinigen dazu Glück, daß die ota— heitische Streitigkeit durch die Weisheit und die gegenseitige wohl- wollende Achtung der beiden Kabinette glücklich ausgeglichen sei. Es verhehlt sich dabei nicht, daß der Stand der Sache eine Zeitlang ein sehr bedenklicher gewesen, besonders da eine religiöse Frage damit in Verbindun gestanden und die Leidenschaften aufgeregt habe, während die beiderseitigen Oppositionsblätter Gel ins Feuer gegossen, die Einen

wie die Anderen von der glühenden Begier getrieben, ein Ministerium zu stürzen. Was nun die Punkte der Uebereinkunft betrifft, so giebt das französische ministerielle Blatt darüber folgenden Aufschluß: „Herr Pritchard wird nicht nach Otaheiti zurücklehren. Der Gouverneur Bruat wird eben so . wie der Capitain d' Aubigny abberufen werden. Die Re⸗ gierung hat mit Energie das Recht behauptet, welches unsere Offiziere hatten, einen fremden Unruhestifter zu entfernen. Sie hat getadelt, was billiger und angemessener Weise zu tadeln war, die Gewaltsamkeit des Verfahrens bei der Verhaftung und Einsperrung des Herrn Prit⸗ chard. Ein Anderes ist das Recht, ein Anderes die Art, wie man sich dessen bedient. Plötzlich entfernt, kann Herr Pritchard in seinen materiellen Interessen gelitten haben; es wird ihm also, wenn dazu Anlaß ist, eine Entschädigung bewilligt werden. Dies sind die Be⸗ dingungen der Uebereinkunft, für die englische Opposttion vermuthlich eine illusorische Genugthuung, für die frauzösische Opposition ein un⸗ geheures let ann! in der That aber eine billige Ausgleichung, welche sowohl denen zur Ehre gereicht, die sie angeboten haben, wie denen, die sie annehmen.“

Herr Thiers hat so eben seinen Verlegern das Manuskript der sechs ersten Bände seiner Geschichte des Konsulats und des Kaiser⸗ reiches übergeben.

X Paris, 8. Sept. Mit der Dampf⸗Fregatte „Asmodée“, welche die Nachricht von dem Verlust des „Grönland“ überbrachte, sind im Ganzen 84 Passagiere angekommen, darunter die ganze Mannschaft jenes Schiffes, wovon vierzehn verwundet sind. Ein Ad⸗ jutant des Prinzen von Joinville, welcher mit dringenden Depeschen an die Regierung sich gleichfalls auf diesem Schiffe befand, reiste so⸗ gleich nach Paris weiter, wo er bereits angekommen ist. Nach dem, was über den Inhalt der überbrachten Depeschen verlautet, sieht der Prinz noch kein baldiges Ende des Streites mit Marokfo voraus und glaubt, man solle unverweilt zu Lande und zu Wasser zugleich kräf⸗ tig auftreten. Seine Escadre wird vorläufig noch nicht zurückkehren, sondern zum Theil zu Cadix, zum Theil an der marokkanischen Küste selbst bleiben. Die drei von Brest abgesandten Kanonenböte stießen am 23sten vor Mogador zu derselben, gerade als die Dampfschiffe das Feuer der Batterieen der Stadt gegen die Insel zum Schweigen gebracht; die Landung an der Stadt war vollkommen gelungen, die Marokkaner hatten sie gar nicht abgewartet, sondern sich schon vorher zurückge⸗ zogen, so daß die Kanonen, aus denen sie gegen die Insel gefeuert, alle vernagelt und zum Theil ins Meer geworfen werden konnten. Mogador scheint in Folge des zweimaligen Bombardements nur noch ein Haufen von Trümmern zu sein. Am 17ten, 18ten und 19ten schon waren auf mehreren Punkten Feuersbrünste ausgebrochen, wahr⸗ scheinlich von den Berbern angelegt, welche herbeigekommen waren, um zu plündern. Die Insel, welcher man den Namen Joinville ge⸗ geben, hat etwa eine Lieue im Umfange, ein Gürtel von verbrann— ten Felsen, an denen das Meer sich bricht, Gesträuch und Sand bilden die Oberfläche. Einige Cisternen, acht Batte⸗ rieen in sehr schlechtem Zustande, befinden sich darauf, eine Moschee, in welcher der Kommandant seinen Sitz aufgeschlagen hat. Man ist mit Errichtung von Magazinen für die Lebensmittel beschäf⸗ tigt, welche täglich von der Flotte dahingeschickt werden, und es wäre nicht unmöglich, daß endlich doch noch die Stadt selbst oder wenig⸗ stens ihre Batterieen besetzt würden, um der Wiederholung solcher An= griffe gegen die Insel, wie der vom 23sten vorzubeugen. Die Be⸗ setzung der Insel würde wohl hinreichen, Mogador in Blokadezustand zu erhalten, die Verbindungen zwischen dem Hafen und dem Meere zu unterbrechen und überhaupt die Küste zu bewachen, aber sie reicht nicht hin, um die Marokkaner von Wiederbefestigung und Ausrüstung der Batterieen am Lande abzuhalten.“

Die Dampf- Fregatte „Grönland“ ist eines der Schiffe, die ur⸗ sprünglich für den transatlantischen Dienst erbaut wurden, und hatte erst seit kurzem den Hafen von Brest verlassen. Es war in so geringer Entfernung vom Lande auf dem Strande sitzen geblieben, daß die Mauren ganz nahe an dasselbe herankommen und mit aller Sicherheit auf die Leute der Mannschaft zielen konnten, daher auch der starke Verlust derselben an Verwundeten sich erklärt. Der „Grön⸗ land“ hatte eine Maschine von 450 Pferden Kraft und der Staat erleidet einen Schaden von 15 1600, 0900 Fr. durch seinen Verlust. Der Capitain des Schiffes, Herr Besson, wird vor einem Kriegsge⸗ richte Rechenschaft geben müssen, aber, da der Admiral selbst Jeuge des Unglücksfalles war, ohne Zweifel freigesprochen werden. Der Prinz war nach seiner Ankunft auf dem Platze sogleich in einem Boote nach dem „Grönland“ gefahren, ungeachtet des Kugelregens, der von den Marokkanern auf dieses Schiff gerichtet wurde. Der Capitain, Herr Besson, bat mehrmals, aber stets vergeblich den Prinzen, sich nicht so sehr der Gefahr auszusetzen. Die Nacht brach herein, das Meer wogte heftiger, es blieb keine Hoffnung zur Ret⸗ tung des Schiffs; der Prinz gab daher Befehl, zuerst die Kranken und Verwundeten, dann die übrige Mannschaft nach dem Dampf⸗ schiffe „Cuvier“, das zugleich mit dem „Pluton“ herbeigekommen war, zu schaffen und dem Capitain, wenn Alle fort wären, zuletzt das Fahrzeug von allen Seiten in Brand zu stecken. Am Z3hsten erwar— tete der Prinz zu Cadir, wo er auf dem „Pluton“ angekommen war, die Linienschiffe und die „Belle Poule“, welche Befehl hatten, zu ihm zu stoßen. Eines der Linienschiffe sollte jedoch die Rhede von Mogador nur erst nach der Abfahrt der englischen Fregatte „War⸗ spite“ verlassen. Mit dem Prinzen und dem Dampfschiffe „Pluton“ befanden sich bei der Abfahrt des „Asmodee“ noch der „Cuvier“, der „Lavossier“ und bie Korvette „Vedette“ zu Cadix. Das Linien schiff „Inflexible“ und die Dampf-Fregatte „Montezuma“, die bereits auf der Fahrt von Tunis zu der Flotte des Prinzen am 25sten zu Algier angekommen waren, hatten dort unerwartet Gegenbefehl er= halten und waren nach Tunis zurückgegangen. Dagegen ist das Dampf⸗ schiff „Castor“, das nach der Levante hatte abgehen sollen, am Zten auf einen telegraphischen Befehl nach Oran abgegangen, um von dort aus zur Flotte des Prinzen zu stoßen. Nach dem, was zu Mogador neuerlich vorgegangen, ist es wahrscheinlich, daß auch auf der Land— seite die marokkanischen Reiter von neuem ihre Einfälle auf das fran⸗ zösische Gebiet beginnen werden, dynn die Niederlage am Isly hin⸗ dert sie nicht, neue Corps zu bilden und das an der Gränze geblie⸗ bene französische Beobachtungs- Corps zu beunruhigen, zumal wenn sie vernehmen, daß der Marschall, statt vorwärts zu marschiren, plötz⸗ lich den Kriegs- Schauplatz verläßt. Hätte der Marschall genug Truppen und die nöthige Anzahl von Kameelen erhalten, wie er sie verlangt, so hätte er unmittelbar seinen Sieg verfolgen können, wäh⸗ rend jetzt die Früchte desselben wahrscheinlich verloren gehen und die Maroffaner neue Zeit und Mittel zum Widerstande finden. Von der Zurückkunft des Marschalls Soult vergimmt man noöch immer nichts; im Marine⸗Ministeriun herrscht᷑ fortwährend die größte Thätigkeit.

Großbritanien und Irland.

1don, 7. Sept. Baron Athalin, der erste Adjutant des anne mn, Frauzosen, ist vorgestern hier angekommen, man sagt, um der Königin die Gründe, welche den, Aufschub der Reise Ludwig Philipp's nach England veranlaßt haben, persönlich auseinander zu setzen? Ihre Majestät soll darüber Bedauern geäußert und Prinz Albrecht an den König der Iranzosen geschrieben und die Hoff ung ausgedrückt haben, daß politische Händel ihn nicht an der Ausführung

ö

seiner Absicht, Windsor im nächsten Monate zu besuchen, hindern würden. Anfangs Oktober wird die Königin aus Schottland zurück⸗ erwartet und man sieht zu dieser Zeit einem Besuche Ludwig Phi⸗ lipp's entgegen. ; Die unmittelbare Folge der Cassation des Urtheils der dubliner Queens⸗Bench in dem politischen Prozesse O'Connell's und seiner Genossen ist die vollständige faktische restitutio in integrum der Angeklagten. Wie die Folgen dieser Cassation sich ferner für das Kabinet Sir R. Peel's gestalten werden, hängt von der noch zu er— wartenden Politik O'Connell's und der durch ihn hervorgerufenen Stimmung des irländischen Volkes ab, und läßt sich mithin schwer bestimmen, obschon jene Folgen, wie man annehmen kann, von nicht geringer Bedeutung sein werden. Es scheint deshalb wohl nöthig, auf die Ursachen und das Wesen des Urtheils der Lords, welches so einflußreiche Wirkungen äußert, noch näher erläuternd einzugehen, zu welchem Behuf wir in der vorgestrigen Times eine sichere Leitung finden. Durch 3 Stimmen gegen 2 ist im Oberhause der Urtheilsspruch des Ge⸗ richtshofes der Queens⸗Bench zu Dublin aufgehoben worden. Diese Entscheidung kam um so unerwarteter, als von den neun um ihr Gutachten befragten Rechtsgelehrten sieben sich für Aufrechterhaltung jener Sen⸗ tenz ausgesprochen hatten, und so sehr man dagegen protestirt, als könnten politische Rücksichten auf den Beschluß des obersten Tribu= nals eingewirkt haben, so ist es doch mehr als wahrscheinlich, daß Whig⸗ Prinzipien sich dem richterlichen Indicium der Whig-⸗-Lords Campbell, Cottenham und Denman aufgedrängt und das Resultat herbeigeführt haben. Es ist in Fällen, wo an die Lords appellirt wird, ungewöhnlich, gegen die Meinung der Großrichter zu entscheiden, und

man erwartete darum auch natürlich, daß das Haus den dubliner Daß es anders gekommen ist, scheint „Ueber die Hauptpunkte und das

Ausspruch bestätigen würde. sich folgendermaßen zu erklären. Wesen des Verfahrens, heißt es in der Times, waltet bei den Richtern insgesammt kein Zweifel vor und keine Meinungs-Verschie⸗ denheit; es ist klar und wird zugegeben, daß unter einzelnen Punkten der Anklage ein wirkliches Vergehen im legalen Sinne namhaft gemacht worden und nach geführtem Beweis in Bezug auf diese Punkte der Urtheilsspruch gegen O'Connell ergangen ist. Von die⸗ sem Gesichtspunkte aus sieht der gesunde Menschen⸗Verstand die Sache an. Nun aber zeigt sich die juristische Schwierigkeit (das ge⸗ richtliche Formenwesen); die Anklage -Akte enthielt unter haltbaren auch unhaltbare Punkte, Wahres und Irriges; der Urtheilspruch er— ging auf die Anklage, somit auf die haltbaren und unhaltbaren Punkte zugleich. Hier liegt der Zweifelsknoten. Richter Parke (die Minorität) sagt: die unhaltbaren Punkte entkräften die zu Recht beständigen; Ober⸗ richter Tindal dagegen (mit der Majorität) behauptet, die haltbaren Punkte schlügen die unhaltbaren aus dem Felde. Die Einen meinen, der Urtheils⸗ spruch sei auf eine gemischte (nur zum Theil gegründete) Anklage ba— sirt und darum umzustoßen; die Anderen sind der Ansicht, der Urtheils⸗ spruch gelte nur den wirklich haltbaren Punkten der Anklage und sei deshalb zu bestätigen. Eine andere, auch nicht übereinstimmend von den Richtern entschiedene Frage bezieht sich auf die Zusammensetzung der Jury und die mangelhafte Liste, aus welcher sie gewählt wurde. Hier sagen die Einen, der Fall lasse eine legale Abhülfe zu, während die Anderen dies in Abrede stellen und aus einer gegründeten und doch unbeachtet gebliebenen Einwendung gegen die Wahl der Ge— schwornen eine Nichtigkeit des ganzen Verfahrens ableiten wollen. Wer soll entscheiden, wenn die Gelehrten unter sich verschiedener Meinung sind? Eine Majorität der Richter auf der einen Seite, eine Minorität auf der anderen, war obschon sieben gegen zwei standen eine getheilte Meinung. Die Lords waren befugt, zwischen den beiden Ansichten zu entscheiden. So dachten Denman, Cottenham und Campbell. Nach ihrer Ueberzeugung hatten sie ein vollkommenes Recht, der An— sicht des Richters Parke beizutreten; und es ist ohne Frage so. Parke ist ein Mann von glänzenden Fähigkeiten, ein Licht des Ge— setzes. Niemand kann den rechtskundigen Lords von der Whigpartei die Befugniß absprechen, seine Meinung zu theilen. Sie haben sich dieser Befugniß bedient. Die Entscheidung der Lords bringt übrigens eine seltsame Mischung und Verwirrung in die Justizpflege. Sieht man auf den Grund der Sache, so ist O'Connell zugestandenermaßen ganz mit Recht kondemnirt worden; sieht man aber auf die juri⸗ stische Frage, so zeigt es sich, daß die Mehrheit der rechts⸗ kundigen Mitglieder des Oberhauses (drei Lords unter fünf) sagt, er sei mit Unrecht verurtheilt worden; und doch hat er schon einen Theil seiner Strafe bestanden. Er kann nun auftreten und über das Unrecht, das ihm durch die Einsperrung widerfahren ist, laute Beschwerde führen. Man könnte ihm jedoch bemerklich machen, was voraussichtlich ungesetzlich sein mochte, sei doch zu der Zeit, wo der dubliner Spruch gefällt worden, wirklich legal gewesen; daran könne die nun in der Revisions-Instanz ergangene Entscheidung Nichts ändern. Das Gesetz hat O'Connell'n in's Gefängniß gebracht; das Gesetz hat ihn wieder aus dem Gefängniß befreit. Das Gesetz war sein Feind und ist nun sein Freund; aber in beiden Fällen ist gesche—⸗ hen, was das Gesetz (durch die Richter, welche es auslegen) vor⸗ schreibt. Die Interpretation eines Rechtsspruchs kann doch unmöglich diesem selbst vorangehen; sie läßt sich nicht antedatiren. O'Connell's Einkerkerung ist heute ungesetzlich, war aber vor der Entscheidung vom 4. September im Gesetz begründet.“

Die Times erklärt, daß an sie keine Aufforderung ergangen sei, die Namen der Briefsteller des „Warspite“ zu nennen, und daß, wenn dies geschähe, sie derselben nicht nachkommen werde.

Die Bank von England hat ihren Diekonto um * pCt. herab⸗ gesetzt. Das Geld wird also künftig wohlfeiler zu haben sein, da die Wechselmäkler dem Beispiele der Bank zu folgen genöthigt sind.

8 ch wei z Kanton Bern. Am 28. August haben die Herren Desor, Dollfuß, Dupasquier und Stengel, Ingenieure von Bern, das 11,445 Fuß hohe Wetterhorn zum erstenmal erstiegen.

Kanton Waadt. Der von dem Ingenieur La Nicca aus— gegangene Entwurf einer Correction der Jura⸗Gewässer, dessen Aus—⸗ führung ihm übertragen worden, schreitet vorwärts. Es sollen näm— lich die Spiegel des Neuchateller, Bieler und Murtener See's um acht bis elf Fuß ihres höchsten Wasserstandes erniedrigt, die anliegenden Sümpfe im Kanton Bern, die Broie⸗ Sümpfe im Kanton Freiburg und die waadtländischen Sümpfe zwischen Joerdon und Entreroche ausgetrocknet werden. Man wird dadurch nicht nur bedeutende Strecken eines trefflichen Bodens gewinnen, sondern auch für den Gesundheits⸗ Zustand der umliegenden Gegend würde die Austrocknung dieser Sümpfe von den heilsamsten Folgen sein. Die Kommission hat an die hierbei betheiligten Land⸗Eigenthümer in den Kantonen Freiburg und Waadt die nöthigen Vorfragen richten lassen.

Griechenland.

* Athen, 21. Aug. Den 11. August wurde die Königliche Kapelle im neuen Schlosse nach ö . ö. dem Hof- Prediger und Beichtvater Ihrer Majestät der Königin, Dr. Lüth, eingeweiht. Dem Hof⸗Prediger assistirten zwei Geistuͤche der (anglikanisch⸗ amerikanisch) protestantischen Konfession, die Herren Hill und Paul. Beide Majestäten wurden von diesen, an der Spitze einer sehr zahlreichen christlichen Versammlung, begrüßt, und nachdem

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Sie in dem Königlichen Stuhle Platz genommen, traten durch die von dem Königl. . geöffnete Hauptthür die Geistlichen mit der Gemeine in die schöne, wahrhaft Königliche Kapelle ein. Der Hof⸗Prediger Ihrer Majestät der Königin nahm seinen Platz vor den Stufen des Altars, ihm zur Rechten die beiden anderen protestan⸗ tischen Geistlichen. Tie Weihe der Kapelle nahm ihren Anfang da— mit, daß eine Strophe einer von dem Hof- Prediger gedichteten und von dem Königl. Kapellmeister eigens für diese Feier koniponirten Fest⸗ Kantate von Verehrern des Kirchengesanges vierstimmig gesungen wurde. Während des Gesanges gingen die drei Geistlichen mit dem Königl. Kirchendiener in die Sakristei, um die sacra vasa u. s. w. zu holen. Sämmtliche Geräthe, die früher bereits für gottesdienstliche Zwecke geweiht waren, wurden auf einen zur Rechten des Altars ge⸗ stellten Tisch gesetzt, und als der vierstimmige Gesang beendigt war, vollzog Dr. Lüth die Weihe der Kapelle und hielt eine der Feier des Tages angemessene Predigt. Nach derselben sprach er am Altar ein Kirchweihgebet und den Segen. Den Schluß der Feier machte ein vierstimmiger Gesang. Außer vielen Katholiken nahmen auch mehrere griechische Glaubensbrüder an dem Feste Theil.

Tü˖r hei.

Konstantin opel, 28. Aug. Am 24sten hatte der Königlich preußische außerordentliche Gesandte bei der Hohen Pforte, Herr von Le Coq, die Ehre, dem Sultan den Befehlshaber der preußi⸗ schen Korvette „Amazone“, Baron Dirkinck-Holmfeldt, und die übri⸗ gen Schiffg⸗Offiziere vorzustellen. Am 2östen ist die Korvette wieder unter Segel gegangen.

Die Pforte theilte in der vorigen Woche den fremden Gesandt⸗ schaften das neue Paß⸗Reglement mit, wonach jeder Europäer, der nach oder in der Türkei reist oder dieselbe verläßt, entweder einen türkischen Paß haben oder seinen europäischen von den türkischen Be— hörden visiren lassen muß. Die Gesandten der Großmächte haben

mehrere Einwendungen gegen dies Reglement erhoben. Die Gewerbe⸗-Ausstellung der deuntschen Bundes— und Zollvereins⸗Staaten. (Vergl. Allg. Pre uß. Ztg. Nr. 227, 238, 240, 242, 243, 248, 249, 252, 253, 254 und 255.

XIIl. Metallgewebe.

Metallgewebe oder sogenannte Metalltücher sind Gewebe aus Drath, welche nach den verschiedenen Abstufungen in der Feinheit des Gewebes sowohl, als nach der Art und Weise, wie die Dräthe in einander verwebt sind, die verschiedenartigste technische Nutzanwen— dung sinden. Man bedient sich derselben bei der Fabrication des Maschinenpapieres, des Mehles, des Pulvers, überhaupt zu Sieben aller Art, zu Darren und zum Durchseihen von Flüssigkeiten, zur Verhütung des Umherstreuens brennender Stoffe, zur sogenannten Davyschen Sicherheits⸗Lampe u. s. w. Nach den verschiedenen Zwecken wendet man zu den Geweben Messing, Kupfer und Eisendrath an, auch mit feinem Messingdrath übersponnene starke Garne werden ver— webt; Platinagewebe wären vielleicht zu chemischen Arbeiten erwünscht.

Unter den Geweben unterscheidet man zwei Hauptformen; die gewöhnlichste ist die der einfachen Gewebe, bei welchen der Kettfaden dieselbe Stärke als der Durchschußfaden hat; die Fäden werden so in einander verwebt, daß die parallel laufenden, sowohl die Kettfäden, als die Durchschußfäden, überall gleiche Abstände von einander haben, wodurch die Siebform gebildet wird. Die Gewebe à vergeure, d. h. mit Formdräthen, um im Papiere Streifen oder Linien hervorzubrin⸗— gen, weichen insofern von den einfachen Geweben ah, als die Kett— fäden, bei einigen auch die Durchschußfäden, in gewissen gleichmäßigen Abständen einen stärkeren Faden haben, als alle übrigen Fäden dessel⸗ ben Stückes.

Eine zweite Form des Gewebes ist diejenige, welche zu den Waschscheiben angewendet wird.

In den Waschscheiben sind die Kettfäden gewöhnlich etwas stärker, als die Durchschußfäden. Die Kettfäden haben gewisse gleichmäßige Abstände von einander, die Durchschußfäden hingegen sind so einge⸗ schlagen, daß sie dicht an einander liegen, wodurch das Ablaufen der Papiermasse mehr behindert wird, als bei den einfachen Geweben. Diese Gewebe gleichen einem Korbgeflechte, während die einfachen Gewebe mehr einer Leinwand ähnlich sind.

Wenngleich die Anfertigung von gröberen Geweben zu Sieben und dergleichen längst in Deutschland betrieben ist, so wurde doch vorzugsweise in England die Fabrication der feinen Metallgewebe, und namentlich in Stücken von so großer Ausdehnung, wie sie zur Fabrication des Maschinenpapieres nothwendig sind, ausgeführt. Zur Zeit der Kontinentalsperre ließ Napoleon, der die Wichtigkeit dieses Fabrikats erkannte, unter Anderem in Schlettstadt Fabriken für Metall⸗ tuchweberei errichten, wozu große Summen verwendet wurden. Nach Berlin ist dieser Fabricationszweig durch den verstorbenen vielverdien⸗ ten Schumann aus England herübergebracht worden, welcher dasselbe zu diesem Zwecke bereist hat.

Die ausgestellten Metallgewebe befinden sich im unteren Lokale dicht neben der von oben führenden Abgangstreppe.

Acht Aussteller finden sich unter folgenden Katalogs-Nummern: Nr. 194. F. Schumann, Drathgewebe-Fabrikant in Berlin, Nie⸗ derwallstraße Nr. 31. Zwei in große Rahmen ausgespannte Gewebe aus Messingdrath sind durch ihre zweckmäßige Aufstellung als ein durchweg gleichmäßig gewebtes, sich in einer Ebene gut spannendes Gewebe zu erkennen; sie werden bei der Fabrication des Maschinen— papiers angewendet. Jedes dieser Metalltücher hat eine Breite von 58! Zoll und eine Länge von eirea 26 Fuß; das eine enthält 60 Fäden, das andere 70 Fäden auf den Zoll. Bemerkenswerth ist die bei beiden Geweben absichtlich zur Ansicht gestellte horizontale Naht, wodurch jedes Gewebe gleichsam zu einem Bande ohne Ende ver— bunden wird. Das Nähen oder Stopfen dieser Naht erfordert be⸗ sondere Geschicklichkeit, wobei die Schwierigkeit namentlich darin be⸗ steht, daß die Naht nicht dicker wird, als das übrige Gewebe, wel⸗ ches um deswegen nothwendig wird, als eine dicke auftragende Naht einen sichtbaren Abdruck im Papiere zurücklassen würde. Außer der gleichmäßigen Dichtigkeit ist es ein Vorzug am Gewebe, wenn sich dasselbe über zwei horizontale parallel liegende Walzen durch geringe Anspannung so in einer Ebene ohne Wellen breiten läßt, daß der darauf lagernde Papierbrei sich möglichst gleichmäßig vertheilen kann. Die Aufstellung in dem Holzrahmen zeigt diese Vollkommenheit des Gewebes sichtbar. Ein noch feineres Gewebe von 90 Fäden auf den Zoll, von 24 Zoll Breite, ebenfalls zur Papier-Fabrlcation be= stimmt, besindet sich in einer Rolle auf dem' nebenstehenden Tische. Außerdem legt der Aussteller noch ein Gewebe aus Kupferdrath von 24 Zoll Breite, 70 Fäden auf den Zoll enthaltend, zwölf Gewebe aus Eisendrath zu Beuteltüchern für Mehlmühlen bestimmt in verschie⸗ denen Abstufungen der Feinheit von 11 bis 80 Fäden auf den Zoll, Gewebe zum Reinigen des Weizens und des Roggens und ein Ge— webe aus starkem Eisendrath von 4 Fäden auf den Zoll vor, welches letztere bei Lokomotiven zum Abfangen der Funken aus den Schorn⸗ steinen benutzt wird. Zu Waschscheiben liegen drei Gewebe ver⸗ schiedener Feinheit vor. Wie so häufig, so auch bei der Drath— weberei, spielt das rohe Material eine gewichtige Rolle, und glaubt

man sich in einer Beziehung von dem Auslande unabhängig gemacht

zu haben, so bleibt man doch auf andere Weise wieder an basselbe gekettet. So ist zu den fein sten Eisendrath⸗Geweben das englische Eisen das vorzüglichste, und wird hierzu von Herrn Schumann nur englischer Eisendrath verwendet, welcher jedoch von demselben in sei⸗ ner Drathzieherei erst zur gehörigen Feinheit ausgezogen wird. Zu den Kupferdrath⸗Geweben ist das russische Kupfer das vorzüglichste und zu den Messing-Geweben liefern nicht alle Messingwerke Mate- rial von anwendbarer Güte. Daß Herr Schumann alle technischen Schwierigkeiten wohl zu überwinden gewußt hat, darüber geben die von ihm ausgestellten schönen Erzeugnisse den sprechendsten Beweis. Zu erwähnen ist noch, daß die von Herrn Schumann ausgest Metalltücher auf Stühlen gewebt sind, welche in Berlin von C. Oster- mann erbaut wurden.

Nr. 271. J. Berleck, Siebmacher Meister in Berlin, Stralauer⸗ Straße Nr. 47. Ein von demselben ausgestelltes Sieb für Apotheker von außerordentlicher Zartheit enthält ein Gewebe, welches zwar nicht aus Metalldrath, sondern aus Seide angefertigt ist, hier aber in Bezug auf die analogen Siebe aus Metalldrath Erwähnung verdient. Die Dünne und Reinheit der Fäden, so wie das sehr gleichmäßige Gewebe sind hieran zu loben. Ein von demselben in einem Ra ausgespanntes Messingdrath-Gewebe zeigt richtige gleichmäßige Ar⸗ beit. Die daneben liegenden Visire bilden, das Eine ein Handgeflecht aus Eisendrath, das andere ein Geflecht aus gewundenen Eisendrath⸗ Spiralen; sie zeigen eine gleichmäßige sorgfältige Arbeit.

Nr. 1157. A. Kufferath, Metalltuch⸗ und Filztuch⸗ Fabrikant zu Mariaweiler, Kreises Düren, legt zwei Rollen Metalltuch vor, von denen das Eine à vergeure gewebt ist. Das Tuch ist 20. 2“ lang und 3‘ 5“ breit. Das andere Stück, welches 27“ 6“ lang und 5 Fuß breit ist, von dem die Feinheit durch Nr. 70 angegeben ist, hat ungefähr die Feinheit des Schumannschen großen Metalltuches, welches ebenfalls 70 Faden auf den Zoll hat. Beide Gewebe zeugen von einer regelrechten sorgfältigen Arbeit. Es ist Schade, daß diese Gewebe, welche aus Mangel an Raum zusammengerollt aufgestellt werden mußten, nicht eine so allgemeine öffentliche Beurtheilung zu⸗ lassen, als wenn sie in Rahmen ausgespannt wären.

Nr. 1331. Jakob Kaltenecker, Siebmacher und Gitterstricker in München. Ein sehr feines Messingdrath⸗Gewebe, so wie ein eben so feines Gewebe aus Eisendrath, zeigen dessen vorzüglichste Leistungen. Trommel-Siebe aus Messingdrath von mehreren Abstufungen hinsicht⸗ lich der Dichtigkeit des Gewebes, zwei Bierseiher, so wie eine Muster⸗ karte von verschiedenen Geweben beweisen die solide Arbeit. Be⸗ merkenswerth sind die aus Pergamentblättern gefertigten Siebe von verschiedener Feinheit, welche zur Pulver⸗-Fabrscation dienen. Auch sie sind hier nur deshalb angeführt, weil sie mit den Sieben aus Drath analogen Zweck haben. Ihre Anwendung in den von Privat⸗ personen eingerichteten Pulver-Fabriken ist ziemlich ausgedehnt, ob⸗ gleich die neuere Fabrications Methode des Pulvers in den größeren Röniglichen Fabriken sie als entbehrlich betrachten läßt. Die Fecht⸗ Visire zum Bajonett-Fechten, Hauen und Stoßen dieses Ausstellers gehören zu den Handgeflechten, von denen jedoch das eine aus einem einfachen Gewebe aus Eisendrath besteht, welches erst nach dem We⸗ ben die runde Form erhalten hat, wie die Spannungen des karrirten Gewebes deutlich zeigen.

Nr. 1134. J. F. Stohrer, Drathgewebe⸗Fabrikant in Stuttgart, hat 15 Messingdrath-Gewebe in Proben von verschiedener Feinheit, eine Waschscheibe aus Messingdrath und 5 Proben Eisendrathgewebe vorgelegt. Letztere sind dem Anschein nach aus ungeglühtem Eisendrath angefertigt, während bei den Metalltüchern der Drath vor dem We⸗ ben ausgeglüht wird, um ihm die nöthige Weiche zu geben. Die ausgelegten Proben, welche eine gute Arbeit zeigen, lassen nicht darauf schließen, ob der Fabrikant Metalltücher von so großer Ausdehnung liefert, wie zur Fabrication des Maschinen⸗Papiers erforderlich ist.

Nr. 1500. J. G. Schraden u. Co., Metalltuch⸗ Fabrikanten in Reutlingen, haben ein Metalltuch zum Gebrauch für Maschinen⸗ Papier Fabrication von circa 5 Fuß Breite und angemessener Länge, ein anscheinend schönes Gewebe aus Messingdrath, zur Ausstellung geliefert. Leider läßt auch hier die zusammengerollte Lage des Tuches nicht eine so allgemeine Beurtheilung zu, als wenn es in einem Rah⸗ men flach ausgespannt wäre.

Nr. 1491. Joh. Mart. Göhner, Siebmacher in Reutlingen, legt ein aus mit feinem Messingdrath besponnenen Bindfaden geweb⸗ tes Preß⸗Maschinen-Sieb für Papier-Halbzeug vor; das einzige in dieser Art, welches zur Ausstellung gekommen ist. Eine ausgebrei— tete Lage wäre auch hier für eine allgemeine Beurtheilung wün⸗ schenswerth.

Nr. 1537. W. Seyfarth in Gevesbach in Baden legt ein Metalltuch von 28 8“ Länge und 5 3“ Breite, aus Messingdrath gewebt, vor. Das Gewebe erscheint als eine achtungswerthe Ärbeit. Die Feinheit des Gewebes ist nicht nach Fäden auf den Zoll angege⸗ ben; es gehört übrigens zu den feineren Geweben.

Eisenhahnen.

Laut der Magdeburger Zeitung schätzt man den Schaden, welcher durch den am 8. September auf der Hannoverisch⸗ Braunschweigischen Bahn stattgehabten Unfall verursacht wurde, auf 10,900 Rthlr. Obwohl der Packwagen ganz zertrümmert wurde, hat der in ihm befindliche Packmeister doch nicht die mindeste Ver⸗ letzung erlitten.

Die feierliche Einweihung der Altona⸗-Kieler Eisenbahn wird am 18. September, dem Geburtstage des Königs, stattfinden.

Handels- und Zörsen - Nachrichten.

Berlin, 13. Sept. Die Stimmung für Eisenbahn-Effelten blieb auch heute wieder sehr günstig, der Umsatz war beträchtlich und die Course haben sich seit gestern abermals höher gestellt.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 12. September 1844.

Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 21 Sgr. 7 Pf, auch 1 Rthlr. 16 r. 10 Pf.; Roggen 1 Rihlr. 6 Sgr. 7 Pf., auch 1 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf; Hafer 24 Sgr., auch 26. Sgr. Eingegangen sind 18 Wispel 13 Scheffel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 25 Sgr. 2 Pf, auch 1 Rthlr. 18 Sgr.; Roggen 1 Rihlr. 2 Sgr. 5 Pf., auch 1 Rthlr.; kleine Gerste 28 Sgr. 10 Pf.; Hafer 20 Sgr. d Pf.; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rihir. 6 Sgr. Eingegangen sind 635 Wispel 18 Scheffel.

Mittwoch, den 11. September 1844.

Das Schock Stroh 6 Rihlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf.

Der Centner Heu 1 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf, auch 20 Sgr. Branntwein ⸗Preise.

Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am 7. September 151 Rihlr. am 10. September 153 Rthlr. und am 12. September d. J. 153 Rihir. (frei ins Haus geliefert) pr. 2090 Quart à 54 & oder 10, 890 &, nach Tralles. Korn- Spiritus: ohne Geschäft.

Berlin, den 12. September 1844.

Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

R Amsterdam, 7. Sept. Am hiesigen Fonds⸗Markte haben die Course der Integralen und Zproc. wirllichen Schuld einen bedeutenden Aufschwung genommen, weil dieser Staatsschuld viele Kapitale, welche durch Ablösungen und Zinszahlungen disponibel wurden, wieder zugewendet wor- den sind, der Geldzins-Cours erheblich herunterging und die Anssichten daß die obwaltenden Differenzen zwischen Frankreich und England friedlich geschlichtet werden dürften, viele Spekulanten zu Einkäufen ermunterte. Bei ansehnlichem Geschästsumfang haben Integrale sich von 61. bis 61 *