1844 / 262 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

rirt, theils, Handel. K prparirt ausgestellt. ö

Ein neuerer Artikel ist Knoppern⸗Extrakt für Färber und Zeug⸗ drucker. Zwei Firmen haben solches eingesendei. Börer und Por⸗ zellus in Regensburg (1342), ferner Engelhardt daselbst 194), Beide haben auch das Material, die Knoppern selbst, beigelegt. Hillert in Breslau (6897) hat eine Probe Gallus (E) aus Eichen⸗ holzspähnen diesjähriger Saftzeit gesendet. Man hat vor kurzem in Böhmen begonnen, aus Eichenholz ein gerbsäurehaltendes Extrakt zu bereiten; von die sem sind Proben unter der Benennung Schnell⸗ Tintenpulver (2899) von Ering in Wittingau ausgestellt.

Persio (Gudbear) und Drseille werden, außer in England und Frankreich, auch in Thüringen gefertigt. Mehrere Proben des ersteren und eine der letzteren sind von Dietel in Eisenach (247) angelangt. Bei⸗ derlei Material wird aus Flechten bereitet, von denen die zum ersteren bestimmten, von den kanarischen Inseln, aus Lima, die für die letzteren aus Afrika kommen. Man benutzt die fertigen Farbewaaren zu Blau und verwandten Farben in der Wollen und Seidenfãrberei. .

In der neuesten Zeit hat man in Frankreich aus dem Krapp ein konzentrirteres Farbmaterial unter dem Namen Garancine dargestellt; ein Gleiches ist bereits in Deutschland mehrseitig versucht worden, so in Elberfeld, in Böhmen, in Schlesien. Zwei Aussteller haben Pro⸗ ben eingereicht, Fleischer (2059 und 2758) und Pöhlmann, aus Breslau. Beide haben, um die Leistungen ihres Fabrikats an⸗ schaulich zu machen, Kattune beigefügt, welche damit gefärbt worden sind; Fleischer außerdem noch gun Stücke mit französischer Garan⸗ cine dargestellten Kattuns zur Verg eichung mit dem seinigen. Vor wenigen Tagen hat auch noch die KRattundruckerei von Nauen und w' hierselbst Kattunproben ausgestellt, welche mit selbstbereiteter Garancine ausgefärbt worden sind. Sämmtliche bis jetzt angestellte Versuche haben das sehr erfreuliche Resultat geliefert, daß durch aus schlesischen Krapp dargestellte Garancine ein Roth erzielt werden kann, welches dem aus französischer Garancine erhaltenen nicht nachsteht!

Vitriole, Eisen- und Kupfervitriol, so wie aus beiden gemischte sogenannte Adlervitriole, Zinkvitriol, auch Eisen-Alaun, eine Verbin⸗ bung von schwefelsaurem Eisenoxyd mit schwefelsaurem Kali, so wie gewöhnlichen Alaun hat Ch. Rhodius auf der Sternenhütte bei Linz 4. Rh. (Kat. 2153) auch das Vitriolwerk zu Silberhoff— nung bei Beyerfeld im Königreich Sachsen (2234) eingesendet.

Der Eisenvitriol wird entweder durch Selbstorydation des mit weniger Schwefel verbundenen Schwefel⸗Eisens, oder durch Zersetzung des Schwefellieses (höher geschwefelten Schwefel ⸗Eisens ) vermittelst Rösten bereitet.

Solches für Vitriolbereitung geeignete Schwefel⸗Eisen, wie es

zu Kamnig bei Münsterberg in Schlesien im Torf enthalten ist, außer⸗

dem aber verschiedene Sorten Eisen und gemischter Vitriole sind von dem Vitriolwerk zu Schmelzdorf bel Neiße, und zu Kamnig (Kat. 21144) und von Pütkner's Sohn zu Balden, Kreises Ober⸗ franken, (1357) ausgestellt.

Alaun haben noch eingesendet; M. Jäger Sohn in Köln (2134), nebst dem Rohmaterial Braunkohlen und deren Asche so wie den zur Fabrication erforderlichen Zuschlägen. Ferner Rho⸗ biu s (2153), vergleiche das Vorstehende; Püttner's Sohn zu Balden (1357).

Zu den im früheren Berichte bereits angegebenen Bleizucker⸗ Proben gesellen sich noch die von Bischof und Rhodius Söhne in Sinzig (2152) gelieferten Prohen.

Ausgezeichnet ist die Sammlung von Alkaloiden und deren Salzen, so wie verwandter organischer Stoffe, welche Merk, Apo⸗ theker und Fabrikant in Darmstadt, (1734) zur Ausstellung gesendet hat. Der Herr Einsender ist bereits durch die Darstellung der Al⸗ falbide in der Wissenschaft, so wie in der Technik rühmlich bekannt. Neben größeren Mengen von Morphin, Strychnin und deren Salzen, Salicin? Stoffe aus dem Opium, der Brechnuß und Weidenrinde, dem Meconin, Narcotin, die sich gleichfalls im Opium vorfinden, sind noch kleinere Proben von anderen Alkaloiden,

organischen Säuren, Salzen und analogen Stoffen, unter anderen Thäin, dem eigenthüm⸗ lichen Stoff aus dem Thee, zur Beschauung ausgestellt.

Fikentscher in Redwitz bei Wunstedel (2186) hat verschiedene Merkurialien, als Sublimat, Calomel, rothes Oxyd des Quecksilbers, Zinnober und Weinsteinsäure für Apotheker und für Färber, in großen Exemplaren und in bekannter Gute eingesendet. Die Fabri des Herrn Einsenders fertigt Weinsteinsäure in bedeutenden Quantitäten und liefert auch viel von Merkurial-Präparaten für Apotheker und zum Gewerbegebrauch. Ammoniaksalze und zwar Salmiak haben, außer der Fabrik zu Oranienburg, Monheim in Aachen (zö5s5) und Zöppritz, Maerklin u. Comp., in Frauenstadt (Württemberg) 25) 9) geliefert. Erster ein großes Brod, in einem eisernen Ge— räthe sublimirt, von welchem die am Rande sichtbaren Eisenflecke her⸗ rühren, letztere zwei kleine Brobe. Die Fabrik von Monheim zeich⸗ net sich durch große Brode aus, welche sie in Deutschland fast allein in solchen Dimensionen liefert.

Bie Letzteren haben außerdem noch kohlensaures Ammoniak, blau⸗ saures Kali und Phosphor zur Ausstellung mitgetheilt. Letzterer ist namentlich von ihnen in neuester Zeit in großen Mengen in den Handel zu weit billigeren . gebracht worden, als es seither der Fall war. Ber Verbrauch diefes Materials vermehrt sich bedeutend, indem zu den Zündmaterialien, wie sie jetzt so vielfach dargestellt und ver⸗ braucht werden, Phosphor verarbeitet wird. Bereits früher ist schon erwähnt worden, daß auch Seewald und Sohn eine Probe Phos⸗ phor ihren Fabrikaten beigefügt haben.

Löwers zu Altenschmelz bei Nürnberg (2205) hat blausaures Kali und 9 Sorten Berlinerblau; Prückner in Hof (2589) rothes blausaures Kali und salpetersauren Strontian gesendet. Wir haben berelts in der ersten Mittheilung mehrfach des gelben blausauren Kali's, und so auch des rothen gedacht; hier nachträglich einige No⸗ tizen über beide. .

Das gelbe blausaure Kali (Eisencyanür⸗Kalium) von welchem die oranienburger Fabrik ein so schönes Pracht⸗Exemplar gesendet hat, wurde vor etw 140 Jahren in Berlin entdeckt; es wird aus Horn⸗ kohle, Pottasche und cinem kleinen Zusatze von Cisen durch Schmel⸗ zen, Auslaugen und Krystallistren bereitet und ist mit dem Cyankalium, welches auch, und mit ard ren Rechte, blausaures Kali heißt, nicht

7 , n leßteres sst . ersteres nicht. Man gebraucht ö . r-⸗Kalium zur Bereitung von Berlinerblau und zum feln ärben, das Cyankalium dagegen unter anderen zur Dar⸗ ug von Gold Silber- und AÄuflösungen anderer Metalle zum Behnfm r gelen en Teer sshze, othes blausaures Kalt (Eisenchanid⸗ Kalium) ist erst vor weni⸗ en Jahren aus ersterem zu bereiten gelehrt und zeither nur zu rein emischen Zwecken verwender worden, big es vor kurzem eine Anwen- dung in der Wollenfärberei und Kattundruckerel gefunden hat. Es

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chemischen Fabriken, als von der zu Schönebeck, von von Kem ma in Barmen, von Adam in Rennweg bei Nürnberg, von Prückner ausgestellt worden.

Salpetersaurer Strontian dient zur Erzeugung von Rothfeuer bei der Lustfeuerwerkerei; er ist auch von der schönebecker Fabrik ge⸗ liefert worden.

Mineralsäuren, als Schwesel⸗ Salz⸗, Salpetersäure, Vitriolöl ꝛc. haben nur nachstehende Fabriken übergeben: die von Kunheim, von Pfeiffer, Schwarzenberg u. Comp. zu Rinkenkuhl bei Groß⸗ IAllmeroda, das Vitriol⸗ und Schwefelwerk zu Bayerseld (2234), ob⸗ schon dieselben noch von vielen anderen Anstalten in den Zollvereins⸗ Staaten und gerade in sehr großen Massen gefertigt werden. Wahr⸗ scheinlich hat man sich durch die Möglichkeit des Zerbrechens der Flaschen auch während des Transports, und dadurch möglicher Be⸗ schädigung, abhalten lassen, Proben einzusenden.

Bereits früher wurden die Arsenikalien erwähnt, welche aus den beiden schlesischen Arsenikwerken zu Reichenstein bei Glatz (2444) und zu Altenberg bei Kupferberg (21449), so wie aus Sachsen von Ehren⸗ friedersdorf (1567) und von dem Werk bei Schneeberg (2234) ein⸗ gegangen sind. Diesen haben sich noch 3 Proben weißen, gelben und rothen Arsenikglases zugesellt, von dem Bergamt zu Johann⸗Georgen⸗ stadt eingesendet (2609.

Kobalt Oxyd ist ferner in 2 Proben von Walchner, in Karlsruhe, eingegangen, so wie Königsblau und schwarzes Kobalt⸗ Oyyd von Bohl in Eisenach (246).

Schwefel, Selen, und Graphit.

Erster von dem Schwefelwerk zu Rohnau bei Kupferberg (21449), welches den Schwefellies, den Schliech, so wie die beim Abtreiben des Schwefels von ersterem verbleibenden Abbrände (Rückstand), aus wel⸗ chem Eisen⸗-Vitriol dargestellt, wird, aufgestellt hat ferner von Pütt⸗ ner's Sohn, zu Balden Kreis Oberfranken (1357).

Selen, ein dem Schwefel sehr verwandter einfacher Körper, sin⸗ det sich mit Blei verbunden am Fuße des östlichen Harzes, zu Til⸗ kerode im Herzogthum Anhalt-Bernburg, und wird durch die dan⸗ kenswerthe Bemühung des Herrn Ober⸗Bergraths Zinken, zu Mäg⸗ desprung, abgeschieden und für Chemiker dargestellt; es ist von der Herzogl Berg⸗-Kommission zu Harzgerode eingesendet wor⸗ den (2290.

Bisher hatte Preußen keinen Graphit aufzuweisen. aber in Schlesien auf der Grube Glückauf zu Sackrau bei, Münster= berg Graphit gewonnen, der unter Nr. 2444 ausgestellt ist. Be⸗ kanntlich wird im Königreich Bayern viel Graphit gefunden, von welchem aber keine Proben eingegangen sind.

Kochsalz war früher nur durch zwei kleine Proben von der See Saline Wangeroog vertreten; jetzt sind Proben von Steinsalz, Sie⸗ desalz, Vieh- und Düngesalz von der Saline Hall in Württemberg 2591) und eine Probe grobkörniges Siedesalz von Westerkalten in Westphalen (2913 hinzugekommen. Das Königl. sächsische Ober⸗ Hüttenamt in Freiberg (1610) hat Proben des bei der Aufbereitung der Amalgamir⸗Rückstände gewonnenen Mutterlaugen, Quick und Düngesalzes mitgetheilt.

Vor kurzem hat der Dirigent der Zucker⸗Fabrik zu Mukrena bei Alsleben, Varnhagen, ein Patent erhalten, aus Rüben-Melasse durchs Verbrennen Kohle, aus dieser Pottasche und schwefelsaures Kali darzustellen. Die genannte Fabrik hat nun Proben von Rü⸗ ben⸗Melasse, Kohle, Pottasche, schwefelsaurem Kali, 2 Sorten Seife mittelst jener Pottasche erzeugt, endlich Rohzucker ausgestellt. So lange die Melasse zu bedeutend billigen Preifen feil geboten wurde und wenig

Absatz fand, war dieses Berfahren gewiß vortheilhaft, minder bei ge⸗ steigerten Preisen der Rübenmielasse. Wir bemerken hierbei, daß auch bie Fabrik von Elliesen und Spenler in Magdeburg (2034) Syrups⸗ kohle und Pottasche eingesendet hat, wie bereits mitgetheilt worden ist.

Braune in Danzig (2475) hat verschiedene ätherische Oele und sogenanntes Bernsteinsalz (Bernsteinsäure) in verschiedenen Zuständen der Reinheit eingesendet, dazu bie übrigen Produkte der durch Hitze bewirkten Zersetzung des Bernsteins, als Bernsteinöl, vom dunkelsten bis zum wasserklaren, Bernstein⸗Colophonium.

Eisenbahnmen.

Paderborn, 14. Sept. (West. M Am 11ten d. M. erhielt man hier die freudige Nachricht, daß der Kurprinz von Hessen die Genehmigung zur Anlage einer Eisenbahn auf hessischem Gebiet von Eisenach über Kassel nach Haneda (unweit der preußi⸗ schen Gränze bei Warburg) ertheilt habe. Die Weiterführung der⸗ selben bis zum Anschluß an die benachbarte Köln⸗Mindener Bahn bis Lippstadt ist bereits durch den Staats⸗Vertrag vom 20. Dezem⸗ ber 1841 zugesichert, von einem hier gebildeten provisorischen Comitè⸗ entworfen, und der Antrag zur Ertheilung der Konzession schon vor längerer Zeit an das hohe Finanz⸗Ministerium abgegangen. Man erwartet nun, da die Eisenbahnfrage in Kurhessen die längst gewünschte Erledigung gefunden, von Berlin die Genehmigung zur Anlage dieses Schienenweges auf Actien, welcher als Endpunkt der großen Thüring— schen Eisenbahn betrachtet werden muß. g

gandels - und Börsen⸗ Nachrichten.

Berlin, 19. Sept. Das Geschäft in Eisenbahnen war heute beleb—

ter, und die Stimmung bei sesten Coursen günstiger als gestern. Auswärtige Börsen.

Antwerpen, 14 Sert. Zinsl. 7. Neue Aul. 20.

Frank rt a. M., 16. Sept. h9h Net. 1123 G. Haunk- Actieu p. ult. 1964. Bayr. Bauk-Actien 725 G. Hope 90 G. Siegl. 893 G. Int. 615. Holm. z00 FI. 95. do. So EFI. 94. do. 200 FI. 28 Br.

Hamburg, 17. Sept. Bauk Acten 1610. KEugl. Russ. 1131 6.

Paris, 14. Sept. ö Ih Rente fin cour. 119. 75. 395 Rente siCn eour. 81. 80. 596 Neapl. 98. 75. b9h Span. Reute —. Pass. 6.

Wien, 15. sept. Anl de 1839 1323. Mail. 1123. Livorn. I16.

Berliner Börse. Den lg. September 1844.

Pr. Cour. Rrief. geld.

16075 100

ist von mehreren Kunheim hier,

Jetzt wird

Nordb. 155. Gloggn. 113.

Pr. Cour.

Brief. Geld. Gem.

169 163

Aclĩien. 8

Fonds.

Brl. Pots d. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Mz. Lpæ. Eiseub. do. do. Prior. Obl. Brl. Anh. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Diss. Elb. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Rhein. Eisenb. do. do. Prior. Obl. do. v. Staat garant. Brl. Frankf. Bis nb. do. do. Prior. Obl. Ob. - Schles. Bisnb. do. Lt. B. v. eĩngeꝝ. B. St. E. Lt. A.u. B. Magd. Halbst. Eb. Url. Schw. rb. E. Oo. do. Prior. Obl. Boun-Kölner Esb.

St. Schuld-Sch. Prümien- Scheme d. Seeh. à 50 T. Kur- u. Neumärk. Schuldvers ehr. Berliner Stadt- Obligationen Danz. do. in Th. Westpr. Efandbr. ? Grossb. Pos. do. do. do. Ostpr. Pfandbr. Pomm. do. Kur- u. Neum. do. Schlesische do.

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98 795 97 985 144 1025 1145 1091 120 110

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Gold al marco. Friedrichsd'ꝰ or.

Aud. Gldm. à s Th. Disconto.

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Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr.

Briet. Geld.

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Amsterdam . Kurz do. n 2 Mt. Hamburg Kurz 2 Mt. 3 Mi. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 8 Tage 2 Mt. 2 Mt. 3 Woch.

Augsburg Breslau

Leipzig in Courant im 141 T'II. ELuss. 100 Thlr.

100 *. 100 sR.

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Frankfurt a. M. sid.. W. Petersburg

8

Bekanntmachung.

Nachdem der unterzeichnete Verein durch die Mittheilungen mehrerer seiner an Ort und Stelle gewesenen Mitglieder, und namentlich die Ergeb⸗ nisse der von dem Herrin Finanz⸗Minister persoönlich ausgeführten Unter⸗ suchungen von dem Umfange des durch die Ueberschwemmungen in West⸗ preußen angerichteten Schadens, nähere und bestimmtere Nachrichten erhalten hat, hält er sich verpflichtet, zunächst in Beziehung auf die betrübenden Folgen der Inundationen im Regierungs⸗Bezirl Marienwerder Folgendes zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, um dadurch zugleich die anderweitig verbreifeten irrthümlichen Meinungen zu widerlegen. .

Die Zerstörungen und Veschädigungen der Inundation in den vorer⸗ wähnten Gegenden sind von bedeutendem Umfange, da, mit Ausnahme von 2 Drtschaften, die sämmtlichen Weichsel⸗ Niederungen des genannten Ne⸗= gierungs- Bezirks unter Wasser gesetzt, und 1471 Ortschaften mit 23,943 Ein⸗ wohnern in der ganzen Ausdehnung ihrer Feldmarken, 89) Ottschaften aber mit 23,2 15 Einwohnern zum größeren Theil überfluthet worden sind. Deich⸗ brüche sind zwar nur in der thorner, fulmer und stuhmer Niederung, mit einer Gesanimtlänge von circa 500 Nuthen, entstanden. Ueberall haben aber die Dämme bedeutende Beschädigungen erlitten, deren Kosten allein im Regierungs- Bezirk Marienwerder sich auf mehr als 120, 009 Rihlr. belau⸗ fen werden. Die Zahl der zerstörten oder mindestens erheblich beschädigten Gebäude ist nicht gering.

Ganz allgemein ist der Verlust der Aerndte. Die Kartoffeln und Hock früchte sind überall durch Fäulniß zerstört. Sogar auf den höheren und schon nach einigen Tagen vom Wasser befreiten Ländereien ist das Korn meistentheils für Menschen ungenießbar und kaum noch als Biehsutter brauchbar. Selbst das Stroh ist zum größeren Theil von Schlick und er⸗ digen? Substanzen so fest überzogen, daß Es sich' nicht mehr zum Futter eignet. Das noch nicht bis zur Reife gediehene Getraide ist dagegen unter dem Wasser meist verfault und ganz vernichtet. Von der zum Theil vor der Ueberschwemmung beendigten Heu- Aerndte ist, da diese eu vorräthe größtentheils auf den Wiesen aufbewahrt zu werden pflegen, sehr viel theils weggeschwemmt, theils verdorben. Die Wiesen, welche ihrer tieferen Lage wegen am spätesten das Wasser verlieren, werden an den meisten Orten weder eine Grummet-AUerndte liefern, noch auch nur beweidet werden können, zumal die Mehrzahl der schon trocken gewordenen Flächen mit Schlick und Schlamm bedeckt ist. Der hieraus hervorgehende Futtermangel erweckt die ernstlichsten Besorgnisse, ; z

Die bäuerlichen Eingesessenen werden zwar im Allgemeinen wie groß ihr Verlust auch ist diese Krisis überstehen können, nachdem des Königs Majestät zur Herstellung der Dämme Beihülfen zu bewilligen geruht haben und es für sie weniger Schwierigkeit haben dürfte, zur Saatbestellung und Erhaltung des Hausstandes und des Viehes Vorschüsse zu erhalten, dagegen für die Käthner, Einlieger und überhaupt die ärmere Klasse kleiner Leute, welche, außer dem Verluste ihrer Kartoffeln, ihrer sonstigen Gartenfrüchte und ihres Viehfutters, zugleich die Aussicht auf den die Grundlage ihrer Ersstenz bildenden Erwerb durch die Arbeiten bei den bäuerlichen Einsassen W e haben, sind anderweitige und sofortige Unterstützungen dringendes Bedürfniß.

Der unterzeichnete Verein glaubt daher auch, den Absichten der Geber von milben Gaben am Besten zu entsprechen, wenn er dieselben nach Maß⸗ gabe des wirklich ermittelten Schadens vertheilt und insbesondere zur Er— reichung folgender Zwecke verwendet:

1) Zur Wiederherstellung zerstörter oder stark beschädigter Wohngebäude, fo wie insbesondere zur Unterbringung armer, obdachloser Familien während der Wintermonate.

Zur Erhaltung der durch Alter, Krankheit oder sonst arbeitsunfähigen

Personen in Gemeinen, welche die dazu erforderlichen Kosten unter

den obwaltenden ungünstigen Verhältnissen nicht aufzubringen ver=

mögen.

Zur Ernährung der Familien von Hausvätern (Käthnern, Einliegern und überhaupt kleinen Leuten) denen es an den ersten Lebensbedün⸗ nissen fehlt, und die am Orte ihres Aufenthaltes oder in dessen Nähe keine Arbeit finden; so wie endlich

a) zur Durchwinterung des zur Einährung der Familien kleiner Leute er= forderlichen Viehbestandes.

Unsere verehrten Mitbürger in der, Nähe und Ferne werden hieraus entnehmen, daß unserer Privat⸗Wohlthätigteit auch bei der Verfolgung nur dieser Zwecke doch immer noch ein sehr weites Feld geöffnet ist, da, wenngleich die Weichsel⸗Niederungen im Negierungsbezirk Marienwerder, von denen oben die Rede gewesen, verhältnißmäßig am meisten gelitten haben, doch auch die sich zum Theil in gleicher Lage besindende, ärmere Klasse der Bewohner der Weichsel⸗Niederungen im Regierungsbezirk Danzig, sof wie der Pregel⸗ und Memel-Niederungen unseren' thätigen Beistand in gleichem Maße in Anspruch nimmt.

Berlin, den 16. September 1814.

Der Central-Verein zur Unterstützung der durch Ueberschwemmung ver—

unglückten Gegenden in West⸗ und Ostpreußen.

von Boypen. von Below. Behrendt. Bode. Brüstlein.

Desselmann. Friccius. Holfeldez, Krausnick. Magnus. A. Mendels sohn. Messerschmidt. Meyen. Muhr. Naunyn. von Olfers. Paalzow. von Patow. Skalley.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 20. Sept. Das Nachtlager von Granada, Oper in 2 Akten. Pusst von C. Kreuzer. (Herr Krause, neu engagirtes Mit⸗ glied der Königl. Oper: den Jäger, als erste Debütrolle. Dlle— Man wird nach Rückkehr von ihrer Urlaubsreise in der Rolle der Gabriele wieder auftreten.) Hierauf: Divertissement. 1) Pas de deux, aus⸗ geführt von Dlle, Galster und Herrn Taglioni. 2) Varsoyienne, ausgeführt von Mad. Taglioni. 3) Pas de deux, ausgeführt von Mad. Brue und Herrn Reichner. H Schlußtanz, ausgeführt von Dlle. Polin und dem Corps de Ballet.

Sonnabend, 21. Sept. Auf vieles Begehren. Antigone.

Die französischen Theater- Vorstellungen werden mit dem nächsten Monat wieder beginnen und im Konz aale des Königl. Schauspiel⸗ hauses stattfinden. Meldungen um Abonnements und zwar für die g t der Borstellungen, das ist: vom Monat Oktober bis

ahres, sind bis zum 29. September c. im Beneral-Intendantur abzugeben, wo alsdann Insofern die bisherigen

sonnen sind, werden

Büreau der

später die Kontrak resp. Abonnenten ihr Ab sie ersucht, solches bis zu

Königsstädtisches Theater.

Freitag, 20. Sepf. Der Wildfang. Lustspiel in 3 Alten, von Kotzebue. (Herr Arnsburg, vom Stadt⸗Theater zu Riga: Baron Fritz Wellingshorst, als Gastrolle . Hierauf: List und Phlegma. Vaudeville Posse in 1 Akt, von L. Angely.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober⸗Hofhuchdrucerei. Beilage

M 262.

1411

e

Inhalt.

Deutsche Bundesstaaten. Schreiben aus dem Königreich Sa chsen.

(Die landftändische Hypotheken- Bank des Markgrafthunts Ober · Lausitz.) Oesterreichische Monarchie. Schreiben 2 Prag. Normale.) . Fraukreich. Paris. Capitain Bruat's amtliche Bezeichnung. Frankreichs lommerzielle und

polltische Verhältnisse mit Hinsicht auf den Vertrag zwischen Belgien und

dem Zoll⸗Verein.

Spanien. Madrid. Aufforderung zum Bau einer Wasserleitung.

Vorstellung der Handels- Juntas in Bezug auf ein freies Handels⸗System

. Paris. (Entwuif des neuen Steuer ⸗Systems.) hing. Kollisionen der fremden Nationen mit den Chinesen. Eisenbahnen. Schreiben aus Frankfurt a. M. Sa el und Hanau auf Franffurt.) Handels- und Börsen⸗Nachrichten.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

XX Königreich Sachsen. Gegen die Errichtung von

Banken und ähnlichen Instituten war früher in Sachsen höheren Orts eine entschiedene Abneigung vorwaltend, an welcher alle Projekte und Vorschläge dieser Art scheiterten. Erst die Bedürfnisse der neuesten Zeit haben auch hier dergleichen Anstalten die Bahn gebrochen, wie die Exrichtung der jetzt in Wirksamkeit stehenden Landrenten-Bank, der leipziger Handels-Bank und des Kredit-Vereins der vier erblän⸗ dischen Kreise beweist. Neben dem letzteren tritt nun auch eine Hy⸗ pothelen⸗Bank des Königl. sächsischen Markgrafthums Ober⸗Lausitz ins Leben. Das 11te Stück unseres Gesetz- und Verordnung s⸗ Blattes enthält die 114 Paragraphen umfassenden und bestätigten Statuten derselben. Da die auszugebenden, au portenr gestellten Pfandbriefe unbezweifelt im allgemeinen Papierhandel erscheinen wer⸗ den, so dürften folgende Bestimmungen der Statuten auch für das Ausland nicht ohne Interesse sein; Die landständische Hopotheken⸗Bank des Markgrafthums Ober⸗Lausitz“ ist ein von den Ständen des Landfreises aus eigenen Mitteln gebildetes Institut, mithin Eigenthum derselben, und wird vom Staate anerkannt. Der Zweck dieser Bank ist: 2. dem Grundbesitzer Darlehen zu niedrigem Zinsfuße und mit geringen Kosten zu gewähren; b. den Zinsfuß gegen Schwankungen mögllchst zu sichern, und . die Tilgung der Schuld durch Annahme geringer Abschlags-Zahlungen zu erleichtern.

. Die Bank hat ihren Sitz zu Budissin und ihren Gerichtsstand vor dasigenr Königlichen Landgerichte. Alle, die Angelegenheiten der Bank be tressenden Eingaben sind an vas Direltorium derfelben portofrei zu richten. Dieselbe wird von der gesammten Corporation der Stände des Landkreises garantirt. Letztere trifft Gewinn und Verlust der Anstalt, jedoch darf der Gewinn des Unternehmens nur zum Besten des oberlausitzischen Landkreises verwendet werden.

Die Bank gewährt ihre Darlehne nur gegen Hypothek und nur an Grundbesitzer des Königlich sächsischen Marklgrafenthums Oberlausitz; sie hat das Necht, zinstragende, auf den Inhaber lautende, mit Zinsleisten und Zinsscheinen versehene Schuldverschreibungen, unter dem Namen: Pfandbriefe, auszugeben; sie gewährt ihre Barlehne in solchen Pfand⸗ briefen nach dem Nennwerthe derfelben. Die Rückzahlung der Darlehne soll in der Regel ebenfalls in Pfandbriesen der Bank nach dem Nenn⸗ werthe erfolgen. Dergleichen Pfandbriefe dürfen zu keinem höheren Betrage ausgegeben werden als bis zur Höhe der vorhandenen Höpotheken⸗ Forderungen. Von ueberschusse der Zinsen soll ein Neserve, Fonds und ron den Zinsen des letzteren ein besonderer Fonds zu den Verwaltungs⸗Kosten gebildet werden; bis dahin werden die Stände des Landkreises den Ver⸗ waltungs⸗ Aufwand durch verzinsliche BVorschüsse aus ihrem Vermögen

decken. . ; k Alle Behörden des Königreichs, die Verwaltungen öffentlicher Kassen Schul-Inspectionen und Vormünder

und milder Stiftungen, Kirchen und Schi ionen z j sind berechtigt, ihre Kapitalien und Deposita, so wie resp. das Vermögen jhrer Pflegebefohlenen, in Pfandbriefen der oberlausitzer Hopotheken Vank anzulegen. Gegen die Handlungen und Beschlüsse der Bank⸗Verwaltung sinden weder Rekurse, noch Appellationen an die Staats -Behörden, noch rin Admintstratis Justizversahren übeihauß statt. Wohl aber sleht Jedem, der sich durch sens in seinen, Rechten gekränkt glaubt, der Weg der Be⸗ schwarde bel Ten vorgesehten Regierungs- Behörde oder der Rechtsweg gegen dit Ban! offen. Die auszu haftet, werden eine Schuld desselben ga gung derselben erfolgt vielmehr durch

gebenden Pfandbriefe, für welche das ganze Banl⸗Vermögen berdies von den Ständen des ober lausitzer Landlreises als garantirt; sie unterliegen keiner Ausloosung, die Til⸗ ö die den Schuldnern der Bank oblie— gende Nückzahlung ihrer Schuld in dergleichen Pfandbriefen und durch An—

fauf derselben vermitlelst des Reserve⸗ Fonds, Der Zins fuß, zu welchem sie ausgegeben werden, wird von Zeit zu Zeit festgestellt und öffentlich bekannt gemacht. Weder von Seiten der Inhaber noch der Bank sind die Pfand⸗ briefe kündbar; nur in zwei Fällen bleibt der letzteren eine Kündigung der— selben mittelst öffentlichen Aufgebots und unter Einräumung einer halb⸗ jährlichen Kündigungs- Frist vorbehalten, nämlich wenn der einmal bestimmte Zins fuß bereits ausgegebener Pfandbriefe herabgesetzt merden soll, oder wenn die Bank sich auflöst, In beiden Fällen werden die Pfandbriefe nach ihrem Nennwerthe gegen baares Geld von der Bank eingezogen, insofern ersterenfalls die Inhaber nicht vorziehen, statt baaren Geldes umgewan⸗ delte Pfandbriefe anzunehmen. Uebrigens werden letztere nach der Höhe ihres Zinsfußes in Serien getheilt, in Apoints von 1000, 500, 100, 506, d und 10 Rthlr. Courant ausgefertigt und mit Talons und Coupons für einen se zehnjährlichen Zeitraum versehen.

Die Zinsen der Pfandbriefe werden am 1. Januar und 1. Juli jeden Jahres sällig. Alle landständische Kassen der Provinz nehmen die fälligen Jinsscheine statt baaren Geldes jeder Zeit in Zahlung an, eingelöset gegen Faares Geld werden sie aber zur Zeit uur von der Kasse der Bank in der ersten Hälfte der Monate Januar, Mai, Juli und September jeden Jah— ret. Der Inhaber der Zinsscheine wird als rechtmäßiger Erheber der Zin— sen angesehen. Nach dem Verfalltage des letzten Jinsscheines werden an ven Inhaber der Zinsleiste gegen Aushändigung derselben die neuen Zins⸗ scheine nebst Zinsleiste auf die nächstfolgenden 10 Jahre verabreicht, inso— fern nicht vorher unter Einreichung des betreffenden Pfandbriefes dagegen Einspruch erhoben worden sein sollte, in welchem Fall die neuen Zinsscheine und Zinsleiste bis zur Entscheidung des bei der zuständigen ordentlichen Gerichts⸗-Behörde zu verhandelnden Streites von der Bank aufbewahrt

werden. Rücksichtlich der

Vindication, Verjährung und Mortification si ĩ Pfandbriefe, deren ,.

pf Zinsleisten und Zinsscheine den Stagts-Papieren de Königreichs ganz gleichgestellt. Der Besitzer eines par err, f fe denselben und die dazu gehörige Zinsleiste, nicht aber die Zinsscheine auf seinen Namen oder auch ohne denselben, außer Cours setzen zu lassen, wodurch dieser Pfandbrief nebst Zinsleiste in jeder Beziehung die Eigen⸗ schaft eines Billet au portenr verliert und der Vindication unterliegt. Auch können außer der unter Beobachtung der regulativmäßigen Vorschrif— ten hierzu berechtigten Bank-Verwaltung alle in- und ausländischen Ge— richts Behörden unter ihrem Siegel und ihrer Unterschrift Pfandbriefe außer und wieder in Cours setzen. Ein ohne Nennung des Inhabers außer Cours gesetzter Pfandbrief kann nur von derselben Vehörde, welche ihn außer Cours setzie, wieder in Cours, gesetzt werden; diese ist nach den be⸗ stehenden Gesetzen dafür verantwortlich, daß solches nur auf Antrag des un, . , leer , .

ne Verlümmerung der Aushändigung von Pfandbriefen nebst Zins leisten und Zinsscheinen an den Schuldner . 12 6 die

Diäten

Erklärung über die Ereignisse auf Otaheiti

(Die Bahnen von

Börsen⸗ und Marstbericht. das bereits im Jahre 1796

gegenwärtigen Verhältnissen nicht mehr angemessen ist,

Bank betreffenden Angele⸗ llgemeinen r Namen

zu handeln,

Oesterreichische Monarchie.

Prag, 15. Sept. In Berücksichtigung des Umstandes, daß erlassene Regulatis über die Taggelder der Magistrats Beamten bei Reisen in Gemeinde Angelegenheiten den hat die Hof⸗ Kanzlei ein neues Diäten-Normale festgesetzt, das den höheren Klas⸗ sen der Magistrats-Beamten eine Erhöhung dieser Reise⸗-Beiträge gewährt, mit angemessener Unterscheidung zwischen dem Raths-Per—⸗ sonale der Hauptstadt und der Landstädte, so wie den geprüften und ungeprüften Individuen der Stadt⸗Behörden.

Frankreich.

Paris, 13. Sept. Der Moniteur parisien erklärt, daß, nach den von ihm eingezogenen Erkundigungen, der französischen Re— gierung keine Nachricht der Art zugekommen ist, wie sie englische Blät⸗ ler, angeblich nach einem Schreiben aus Otaheiti vom 24. April, ent⸗ haiten, dem zufolge ein Gefecht zwischen den dortigen Eingebornen und den Franzosen stattgefunden haben sollte, in welchem 200 der Ersteren und 16 der Letzteren geblieben wären. Das Journal des Döbats meint, es möchte dies wohl nichts als eine übertriebene Auffrischung der schon längst bekannten Thatsachen sein.

In dem so eben erschienenen Staats- Handbuch (Almanach royah für 1814 ist Capitain Bruat zu Otaheiti als „Gouverneur der Mar⸗ quesas-Inseln und Königlicher Kommissar bei der Königin der Gefellschafts - Inseln“ aufgeführt.

Während die ministeriellen, konservativen und auch ein Theil der liberalen Oppositions⸗-Blätter vorgeben, daß der Handels⸗Vertrag zwischen Bekgien und dem Zoll-Verein für Frankreich ziemlich gleich⸗ gültig sei, sindet der Courrier frangais gerade im Gegentheil, daß sowohl das kommerzielle wie das politische Interesse Frankreichs außerordentlich darunter leiden müsse, und rechnet es dem Guizotschen Ministerium als einen seiner ärgsten Fehler an, daß es dieser „uner⸗ setzlichen Niederlage“ nicht vorzubeugen gewußt. Schon fürchtet das genannte Blatt, daß Belgien allmälig dem Zoll⸗Verein einverleibt und früher oder später eben so preußisch werden möchte, wie es jetzt französisch sei. „Bereits“, heißt es dann, „ist Antwerpen durch ben“ nenen! Traktat ein deutscher Hafen geworden, und darf man nicht die Gefahren vorhersehen, welche Frankreich bedro⸗ hen würden, wenn Preußens Einfluß auf der langen von Dünkirchen bis Metz sich erstreckenden Gränzlinie herrschend würde? Aber Herr Guizot hat nichts vorhergesehen, und während die Tes⸗ avouirung (') des Herrn von Aubigny erfolgte und er zu einer neuen Schwächung unserer Macht zur See die Hände lieh, trafen uns Belgien und Preußen in unserem andel und schwächten ihrerseits unsere Macht auf dem Kontinent. Die dem Zoll⸗Verein von Seiten Belgiens gemachten Konzesslonen werden besonders für unsere Wein⸗ und Seiden-Industrie sehr nachtheilig sein,.“ Nach anderen Blättern hätten beide Industrieen die Konkurrenz des Zoll⸗Vereins nicht im geringsten zu fürchten. „Auch werden dadurch“, fährt der Courrier fort, „wenngleich in nicht so starkem Maße, diejenigen unserer Erzeug⸗ nisse beeinträchtigt, die in Belgien Absatz fanden (welche, wird nicht gefagt), und die man jetzt in Folge der den ähnlichen Produkten kes Zoll-Vereins bewilligten Vergünstigungen zurückweisen wird. Aber nicht blos die Handels-Interessen allein sind es, welche durch Fen von ben Herren von Arnim und Goblet unterzeichneten Vertrag zu leiden haben werden; auch unsere politischen Interessen werden eben so tief dadurch berührt. Es ist für unsere Stärke und Sicher⸗ heit von Wichtigkeit, nicht eine feindliche Nation funfzig Stunden von unserer Hauptstadt zu haben; überdies lag es in Franl⸗ reichs natürlicher Politik, durch Handels-Verträge die Allianz zu be⸗ festigen, welche zwischen unserer Regierung und dem von der Juli⸗ Revolution zur Deckung einer seiner verwundbarsten Gränzen geschaf⸗ fenen neuen Königthum besteht,, Wenn Belgien noch nicht wüßte, was mit dieser sogenannten Allianz gemeint ist, so würde das in dem Vorhergehenden und Folgenden liegende offene Eingeständniß es ihm kundthun: die Deckung der französischen Gränzen und die „solidarische Verkettung von Belgiens Geschick mit den Geschicken Frankreichs.“ Statt hiernach zu streben, hat nun Herr Guizot die Anerbietungen der belgischen Regierung zurückgewiesen und sie genöthigt, sich Preußen in die Arme zu werfen; und warum? aus Furcht, privilegirte Industrieen in Frankreich vor den Kopf zu stoßen? Was aber würde dasselbe Blatt oder, wenn nicht dieses, so eine Menge anderer sagen, wenn Herr Guizot diese „privilegirten Interessen“ nicht berücksichtigte? Diese wunde Stelle der französischen Handelspolitik ist neulich erst von belgischen Blättern sehr treffend be⸗ seuchtet worden. Schwerer freilich mag es sein, zu ihrer Heilung bei⸗ zutragen, als allgemeine Lehren zu predigen, wie der Courrier es thut, indem er schließt: „Ein Handels Ereigniß erreicht jetzt ganz die Höhe eines hauptpolitischen Ereignisses. Die Bedürfnisse des Gewerb⸗ und Han⸗ belswesens schreiben heutzutage die Bedingungen der Völker-Bündnisse vor. Die Handels⸗Verträge sind das festeste Band zwischen den Ne⸗ glerungen und Nationen, und, die Einheit des mittelalterlichen Deutsch⸗ fands erneuert sich durch einen Zoll⸗Verein.“ Im Sin ele läßt heute ein französischer Korrespendent aus Brüssel ähnliche Klagen vernehmen, doch fügt er am Schlusse zum Trost hinzu, daß noch nicht Alles verloren sei, indem das belgische Kabinet noch jetzt bereit scheine, dem französischen die Vortheile anzubieten, welche Herr Guizot mit Stolz zurückgewiesen habe. ;

8 pan ien.

Madrid, 8. Sept. Das hiesige Ayuntamiento hat beschlossen, dem Wassermangel der Hauptstadt abzuhelfen und fordert , . welche es unternehmen wollen, Madrid mittelst einer Wasserleitung mit Wasser zu versorgen, auf, ihre Bedingungen binnen drei Monaten einzureichen.

Die Handels-Juntas von Saragossa, Cadir, Malaga, Sevilla und mehreren anderen wichtigen Städten haben der Regierung Ver= stellungen überreicht, worin sie die Vortheile eines fresen Handels- Systems für Spanien auseinandersetzen.

spanische Regie⸗ rnannt * eines neuen Abgaben⸗

Systems beauftragt worden welcher viele be⸗ deutende Finanz⸗Männer d wie die Herren Burgos, Mon, Pio Pita Pizarro, hat jetzt ihre Arbeiten vollendet und

rung vorgelegt. Herr Mon, der seit seinem Eintritt in

rium an* den Arbeiten der Kommission wenig, oder gar keinen per⸗ sönlichen Antheil genommen, hat gieichwohl die Beschleunigung der⸗ selben sehr lebhaft betrieben und eiflärt, daß der Entwurf des neuen Steuer-Systems einer der ersten Gesetz Vorschläge sei, die er den Cortes vorzulegen beabsichtige. Die Grundzüge des Entwurfs der Kommission sind die folgenden.

Die Kommission beantragt zunächst die Abschaffung einer An⸗ zahl von Steuern, deren mittelalterlicher Charakter sich schon aus ihren Namen erkennen läßt, und unter denen wir nur das „frei⸗ willige Geschenk“ der baskischen Provinzen und Navarra's nennen wollen. Der Gesammtbetrag dieser verschiedenen Abgaben beläuft sich laut des letzten Budgets, welches den Cortes 1841 vorgelegt wurde, auf 108 Millionen Realen.

An der Statt der aufzuhebenden Abgaben schlägt die Kommission die Einführung einer allgemeinen Grundsteuer vor, welche von dem Werth des unbeweglichen Eigenthums gezahlt werden soll, und deren Ertrag sie auf 300 Millionen Realen anschlägt. Die Einführung einer Abgabe dieser Art ist schon zu wiederholtenmalen in Spanien versucht worden. Die Cortes von Cadix nahmen den Gedanken einer solchen Grundsteuer durch förmlichen Beschluß unter ihre Reformpläne auf, und das Ministerium Garay ging 1817 auf dieselbe Idee ein, die auch in der zweiten constitutionellen Periode von 1820 bis 1823 von neuem sanctionirt wurde. Gleichwohl ist es nicht möglich gewe⸗ sen, die Grundsteuer in Spanien aufrecht zu erhalten. Alle zu diesem Zwecke gemachten Versuche der Regierung scheiterten an dem Widerstande des Volks, das die Grundsteuer schon in ihrer Eigenschast einer neuen Last als eine gehässige Einrichtung betrachtete, So hat man auch in neue⸗ ster Zeit gesehen, daß das spanssche Volk sich nichts weniger als dankbar für die Abschaffung des Zehnten gezeigt hat, an dessen Stelle die Kultus⸗ und Klerussteuer gesetzt war. In manchen Provinzen hat man so⸗ gar das ausdrücklschste Verlangen ausgesprochen, daß die Sachen in diesem Punlte wieder auf den alten Fuß gesetzt werden möchten. Das Mißtrauen der öffentlichen Meinung gegen die Grundsteuer war übrigens allerdings nicht ganz ungegründet. Die statistischen , mittel, welche der Regierung in Spanien *. Tebote standen, er n. so unvollständig, daß Mißgriffe und schwere Irrthümer bei Verthei⸗ lung der nr. unvermeidlich wurden. Um diesem Uebelstande zu begegnen, ließ das Ministerium Garay 1817 umfassende statistische Forschungen anstellen, die indessen wegen Mangels an fähigen Köpfen unvollendet blieben und, zu keinem Ergebnisse führten. Man weiß, daß auch jetzt wieder eine „statistische Kommission“ in Spanien ar⸗ 66 ö. Leistungen aber bis jetzt noch völlig unbekannt geblie—⸗

en sind.

Es entsteht nun die Frage, ob die Umstände heutiges Tages der Einführung einer durchgreifenden direkten Steuer günstiger sind, als in den Jahren 1812, 1817 und 1821. Man darf fürchten, daß der Ausgang diese Frage thatsächlich verneinen würde, wenn der Vor⸗ schlag der Steuer- Kowmmission in dem bezeichneten Punkte zur Aus⸗ führung käme. Die Summe von 300 Millionen scheint viel zu groß zu sein, als daß sie sich füglicherweise durch eine ganz neue und den Gewohnheiten und Vorurtheilen des Volls durchaus widersprechende Steuer aufbringen ließe. Jene 300) Millionen würden etwa den dritten Theil der ganzen spanischen Staats⸗Einnahmen bilden, wäh⸗ rend zum Beispiel in Frankreich, wo doch das Katasterwesen in der besten Verfassung ist, und wo man Grund und Boden so schwer als möglich besteuert hat, der ganze Betrag der Grundsteuer sich nur auf ein Fünftel des Einnahme-Budgets beläuft. Nach dem Urtheile kom= petenter Personen ist Spanien in dem jetzigen Zustande der Dinge nicht fähig, eine Grundsteuer von mehr als 80 bis 100 Millonen zu tragen, und eine Ueberschreitung dieser Summe würde auch diesmal wieder dieselben Folgen haben, welche durch die fruchtlosen früheren Versuche der Einführung jener Abgabe hervorgebracht sind.

Eine zweite neue, Abgabe, welche die Kommission vorschlägt, soll an die Stelle der bisherigen Provinzial-Steuer frentas prgvinciales) treten, und auf Eßwaaren und andere Gegenstände des Verbrauches gelegt werden. Die Provinzial-Steuer lieferte laut des Budgets für 1843 einen Ertrag von 90 Millionen Realen, wogegen die neue Ver⸗ brauchs-Steuer den Anschlägen der Kommission zufolge auf 140 Mill. gebracht werden soll. Um aber zu diesem Resultate zu gelangen schlägt die Kommission gewisse Mittel der Kontrolle der Verzehr ung vor, von denen man voraussehen muß, daß sie den inneren Verkehr durch lästige Förmlichkeiten wesentlich erschweren würden. ͤ

In Bezug auf die Gewerbs⸗ und Handels⸗Steuer, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt 13 Millionen einbringt, beantragt die Kom⸗ mission einige Veränderungen, durch welche jener Ertrag auf 36 Mill. gebracht werden soll. Dies Resultat soll hauptsächlich durch die Aus⸗ dehnung der Patentpflichtigkeit auf gewisse Klassen von kleinen Ge⸗ werbs- und Handelsleuten erreicht werden, deren Geschäfte bis jetzt patentfrei sind.

Der Kommissions-Entwurf macht endlich noch den Vor von den Hypotheken eine k ö. . geringfügige Summe von 18 Millionen abwerfen würde. Auch diese Abgabe hat man schon 1820 bis 1823 einzuführen versucht, aber eben so vergeblich wie die Grundsteuer. Da der muthmaßliche Ertrag ber Registrirungs⸗Steuer die Beantragung derselben nicht hinreichend zu motioiren scheint, so glaubt man, daß die Kommission dabei haupt⸗ sächlich die Absicht gehabt habe, der Regierung ein weiteres Mittel in die Hände zu geben, sich auf indirektem Wege eine umfassendere Kenntniß von dem Reichthum des Landes zu verschaffen.

Die wichtigsten der jetzt bestehenden indirekten Abgaben werden in dem System der Kommission beibehalten, So namentlich die Zölle die Salzsteuer und das Tabacks Monopol. Die gesammte Staats Einnahme würde sich, den Anschlägen der Kommission zufolge, auf 1005 Mill. Realen belaufen, eine Summe, die sich indessen wahr⸗ scheinlich als übertrieben herausstellen würde, wie dies bei den Sätzen ber spanischen Budget- Projekte gewöhnlich der Fall ist. So belief sich der Ertrag der Graͤnzzölle, welcher für 1842 auf 120 Millionen veranschlagt war, in dem bezeichneten Jahre nur auf 93 und im fol⸗ genden Jahre auf 94 Millionen.

Von der Gesammtsumme des Einnahme⸗Budgets sind in für die nächsten Jahre 80 Millionen abzuziehen, . welche ö * gierung bis 1847 auf. Rechnung der Kolonial=Kassen verfügt hat. Demnaͤch bleien 25 Millionen übrig, die bei weitem nicht hinreichen, um den spanischen Staatshaushalt zu bestreiten. Dem letzten Budget zufolge, beliefen sich die Staais⸗-Ansgaben schon für 1812 auf 1 Millihnen. Seit dieser Zeit ist nun aber der Heerbestand vermehrt

rung vor sechs welche mit der

worden, ist eine gewisse Summe neuer Zproc. Renten ausgegeben,