1844 / 265 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

abgeschlossen hätte, deren Ursprun ginge, so is

g auf die Ereignisse von 1810 zurück⸗

es klar, daß diese Convention nur einen ganz ent⸗

gegengesetz en Charakter haben könnte, als den, welchen man ihr

beilegt. Wenn wir uns

recht

erinnern, so führte England

4d, in Uebereinstimmung mit Desterreich, Rußland und Preußen, * beehult allein 9 in der Levante, um die Unversehrtheit und Unabhängigkeit des ottoͤmanischen Reiches wiederherzustellen und zu

*

sichern.

Es führte Krieg, um den Pascha von Aegypten an der Er⸗

ebung seiner vorübergehenden Herrschaft zu einem souverainen und

unabhängigen Staat zu hindern,

um Syrien wieder unter die Ober⸗

herrlichkeit der Pforte zurückzubringen, und zugleich auch, um keinen

ropäischen Staat einen ausschließlichen Einfluß über Aegypten er⸗ a . Auf dieser sehr klaren und förmlichen Grundlage 1840 abgeschlossen, an und der

langen zu lassen. wurde der Traktat von reich keinen Theil nahm;

die Verhältnisse der Pforte desinitiv feststellte, hatte

keinen

welchem Frank⸗ Traktat von 1841, der zu dem Pascha von Aegypten anderen Zweck, als

Zustande der Dinge eine einstimmige Weise zu ertheilen. Es ist also

8 galich, daß England jetzt daran denken kann, diese In⸗ 5 d' Hautpe inn gens nnd , al lh ö Priest ebendaselbst eingetroffen, zwei legitimistische Advokaten von

tegrität, deren Aufrechterhaltung der einzige Beweggrund seiner Po⸗ lit von 1840 war, zu beeinträchtigen, und noch, weniger sehen wir, wie eine solche Convention an Ereignisse angeknüpft werden könnte

die eine geradezu entgegengesetzte Bedeutung hatten.

Wir sind fest

überzeugt, daß England eben so wenig Eroberungs- und, Gebiets⸗ Erweiterungs⸗Pläne auf dem Ost⸗Ende von Afrika hat, wie wir auf dem West-Ende; und wir glauben mit Bestimmtheit sagen zu kön⸗

nen, daß diese vermeintliche Besi

tznahme vom Hafen von Suez, nebst

Bewilligung besonderer Vortheile in Aegypten und Syrien, nicht den

geringsten Grund hat.

ihre eigentliche Quelle zurückzuführen.

Uebrigens wäre es leicht, diese Gerüchte auf

Die Passage durch Aegypten

ist der geradeste Weg, der nach den englischen Besitzungen in Indien führt, und seit langer Zeit ist England darauf bedacht, seine dortigen

Communicationen zu erleichtern n

die Compagnie der Peninsula⸗Paketböte

nd zu beschleunigen. Es scheint, daß bei dem Pascha um die

Erlaubniß nachgesucht hat, eine Eisenbahn für den Transit durch sein

Gebiet anlegen zu dürfen. verneur von Indien, Sir Henry

Auch sagt man, der neue General⸗Gou⸗

Hardinge, habe auf seiner Durchreise

durch Alexandrien dem Pascha vorgeschlagen, in seinem und seiner Nachfolger Namen eine Convention abzuschließen, die der indischen Post, so wie den englischen Waaren und Passagieren, gegen eine später zu bestim⸗

mende Entschädigung den freien

Transit durch Aegypten sichern solle.

Wenn dieser Vorschlag wirklich gemacht wurde, so ist es klar, daß er

sich streng in den Gränzen eines waltung gehalten haben muß, un ihm allgemeineren Sinn zu gebe

bloßen Reglements der inneren Ver⸗ d daß man nicht daran denken konnte, n. Sir Henry Hardinge war Kabi⸗

nets-Minister, ehe er zum Gouverneur von Indien ernannt wurde; er muß die Verträge, welche die Beziehung der Pforte zu Aegypten ordnen, zu gut kennen, als daß er Vorschläge, über die nur zu Kon— stantinopel verhandelt werden könnte, zu Alexandrien gemacht und

einem bloßen gewerblichen Kontrakt den

gesucht stattgefunden

Convention zu geben gen dieser Art

Charakter einer politischen Wenn Mittheilun⸗

haben sollte. es möglich, daß

haben, so ist

der Pascha sie Anfangs mit einem gewissen Eifer aufgenommen, ge⸗ lockt von' dem Gevanken, mit einer großen eurdpäischen Macht direkt,

ohne Vermittelung der Pforte,

zu unterhandeln. Es ist möglich, daß

er darin eine Art von Aufmunterung in den jederzeit von ihm ge=

nährten Plänen gesehen, sich Aber nach einigem Nachdenken griffen, und die wahre Bedeu nungen eingesehen haben. Er Verträge, welche ihm die erb Oberherriichkeit der. Pforte den fremden Mächten zu griffen haben, Verträge die Hauptrolle spielte, selben zu nahe zu treten. Ma

auch das Recht daß England,

zum souverainen Herrscher zu machen. wird er wohl seine Stellung besser be⸗ tung der ihm etwa gemachten Eröff⸗ wird eingedenk gewesen sein, daß die liche Statthalterschaft verbürgen, der vorbehalten, mit unterhandeln, und er wird be⸗

welches beim Abschluß die ser nicht die Absicht haben könne, den⸗ n braucht alfo nicht Besorgnisse zu

hegen, die durch nichts gerechtfertigt werden; man braucht nicht von Theilungs-Verträgen zu sprẽchen, wenn es sich um eine Eisenbahn

handelt.

gemacht und Herr von Nesselro

braucht, schließt man gleich,

Daraus, daß Kaiser Nikolaus einen Ausflug nach London

de die Seebäder zu Brighton ge— Rußland und England hätten sic

gegenseitig ihren Theil vom osmanischen Reiche zugewiesen. Die

Politi, mehr auf so

muß ein gemeinschaftliches Werk

bavon kann man versichert sein, macht sich jetzt summarische Weise. Die großen Mächte stehen in so solidarischem Verhältnisse gemeinsame Verhandlungen f sind.

nicht

unter einander, daß nur, noch Das Werk der Civilisation ein. Auch würden wir unsererseits

sicherlich der Anlegung vervollkommneter Communicationswege durch

Aegypten, welches die Hauptstr setzen. Ein solches, die alte

aße nach Asien ist, uns nicht wider⸗ und neue Welt vereinigendes Band

könnte nur der allgemeinen Sache des Fortschritts und der Humanität bienen. Der Aufschließung Aegyptens sich widersetzen, blos, weil England dabei mehr als jede andere Macht gewönne, das wäre nicht nur eine engherzige und eifersüchtige, sondern eine ungerechte und unmoralische Politik. Sobald also dieses große Unternehmen wirklich begonnen werden sann, muß Frankreich, weit entfernt, ihm ein Hinderniß in den Weg zu legen, es vielmehr durch seine Mitwirkung unterstützen. Aber eben, weil bei diesem Resultat die allgemeine Sache der Civilisation be⸗

diesem de Reze.

Bordeaux,

14122

theiligt ist, wird es die Pflicht aller civilisirten Nationen sein, daran Theil zu nehmen. Die Völler des Orients stehen jetzt gewissermaßen unter der Vormundschaft der aufgeklärteren und stärkeren Völker des Occidents, und es liegt im Interesse der einen wie der anderen, daß dasjenige, was aller Welt zum Nutzen gereichen soll, auch von aller

Welt gemeinschaftlich vollbracht werde.“

X Paris, 17. Sept. Die bevorstehende Vermählung des Herzogs von Aumale mit der Tochter des Prinzen von Salerno, Richte des Königs von Neapel (geb. im Jahre 1822), ist eine zu⸗ verlässige Thatsache und wird, sicherem Vernehmen nach, im Monat November stattsinden. Während der Abwesenheit des Prinzen von Konstantine versteht General Randon oder General Bedeau die Stelle als Gouverneur jener Provinz. Der Herzog von Bordeaux ist nach den letzten Nachrichten am 25. August in Venedig angekommen, wo er die Seebäder gebraucht, die ihm schon früher sehr gut gedient hat⸗ ten; ihn begleiten der Herzog von Levis und Herr de Monty Von Frankreich aus sind bereits die Herren Hyde de Neuville, de la Tourfoissae, d'Hautpoult und de St. die Herren Aurelien de Seze und St. Marc, wurden erwartet, und auch von hier und anderen Orten sind eine Anzahl einflußreicher Mitglieder derselben Partei auf dem Wege dahin, so daß der beabsichtigte Kongreß bald vollständig sein wird. Im Gan⸗ zen erregt aber diese ne en der legitimistischen Parteihäup⸗ ter weit weniger Aufmerksamkeit als die des vorigen Jahres zu Lon⸗ don, und für die Masse des französischen Volkes geht sie fast unbe⸗ merkt vorüber.

Es dürfte hier die Erwähnung einer anderen, die Herzoglich leuchtenbergische Familie betreffenden Angelegenheit nicht ohne In— teresse sein. Im Jahre 1814 hatte der wiener Kongreß bekanntlich dem heiligen Stuhl die dem Vice König Eugen und seinen Erben ge⸗ bührende Entschädigung für den Verlust ihrer besonderen Rechte zur Last gegeben, und es wurde dieselbe durch Abtretung von Kirchen⸗ gütern in der Mark Ancona unter dem Titel der Apanage der Her⸗ zoge von Leuchtenberg bewirkt. Ein Franzose, Herr Rey, war als General-Intendant mit der Verwaltung der Ländereien und Baulich— keiten beauftragt, deren Besitzer nur von Zeit zu Zeit zu kurzem Verwei⸗ len nach Anesna kamen. Die päpstliche Regierung, von dem Wunsche beseelt, jene Ländereien zu erwerben, hat der Herzoglich leuchtenbergischen Familie die Summe von 3,780, 000 r, für die Abtretung ihrer Eigen⸗ thumsrechte angeboten; da aber der Schatz nicht reich genug ist, um eine so bedeutende Summe sog leich zu bezahlen, so will er für selbe kon⸗ solidirte Staatspapiere im gleichen Betrage geben, mit der Verbind⸗ lichkeit, sie in einer Frist von zehn Jahren einzulösen. Die Lände⸗ reien der Apanage werden dann an den Meistbietenden verkauft, und da sie die fruchtbarsten des ganzen dortigen Landstrichs sind, so glaubt man, der Schatz werde aus diesem Verkaufe beträchtlichen Gewinn ziehen. Die Unterhandlungen sind, sicherem Vernehmen nach, ihrem völligen Abschluß nahe⸗

In Folge der Nachricht von erfolgter Unterzeichnung des Friedens⸗

Vertrages mit Marokko ist man nun in den Ministerien des Krieges und dei Marine mit Festsiellung der Rechnungen über die Kosten der Expedition gegen Marolko beschäftigt, die bereits auf mehr als 2 Millionen sich belaufen. Der französische Konsul zu Cadix ist seinerseits mit Regelung der den französischen Schiffen dort gemachten außerordentlichen Lieferungen au Lebensmitteln, Kohlen u. s. w. be⸗ schästigt. Er hat der Regierung, angezeigt, daß er Tratten auf Sicht, zahlbar vom 20. zum 30. September, auf den Schatz ziehen werde. Schon gestern früh sind durch den Telegraphen Befehle der Regie⸗ rung nach Rochefort, Cherbourg, Lorient, Toulon und Brest abge⸗ gangen, welche die Einstellung der bis jetzt anbefohlenen Rüstungen vorschreiben; zugleich gingen mit der Post schriftliche Instructionen an die See⸗Präfeften ab, sich zum Empfange der heimkehrenden Schiffe der Expedition bereit zu halten. Nur die Ausrüstung zweier Briggs und einer Korvette wird vervollständigt, welche die Station der Küsten 4 Afrika unter den Befehlen des Schiffs⸗-Capitains Hernour bilden ollen.

Ueber die Art, wie die Geldentschädigung an Herrn Pritchard bezahlt werden soll, vernimmt man Folgendes. Das Ministerium hatte zuerst die Absicht, in der nächsten Session den nöthigen Kredit dazu von den Kammern zu verlangen, man ist jedoch, offenbar um keine neuen Debatten über diese Frage zu veranlassen, von diesem Gedanken wieber abgekommen und hat den, Ausweg, gewählt, die nöthigen Gelder aus dem allgemeinen Kredite für die französischen Nieberlassungen in Oceanien zu entnehmen.

Großbritanien und Irland.

London, 17. Sept. Ihre Majestät die Königin wird, den aus Schottland eingegangenen Nachrichten zufolge, mindestens noch drei Wochen auf dem Schlosse Blair Athol, dem Sitze Lord Glen⸗ lyon's, verweilen. Die . Zurückgezogenheit des Ortes und der wild romantische Charakter der Umgegend sprechen die Königin wie deren Gemahl, den Prinzen Albrecht, welcher der in den dortigen reichen Waldungen sehr ergiebigen Jagd fleißig obliegt, ungemein an. Das Gefolge der Königlichen Herrschaften ist sehr gering, auch die Besuche auf dem Schloß von Seiten des benachbarten schottischen Adels sehr spärlich, da die Königin es vorzieht, in größerer Abge⸗

schlossenheit als gewöhnlich die Freuden Les Landlebens zu genießen Atholhouse ist übrigens ein eiufaches Gebäude und keinesweges durch architektonische Schönheit ausgezeichnet, doch ist es bequem ein- gerichtet und von Lord Glenlyon für den hohen Besuch be⸗ fonders in Stand gesetzt werden. Es liegt wundervoll in ber Mitte eines reich bewässerten Thales, rings von waldi⸗ gen Höhen eingeschlossen, welche, die Gebirgsbäche in Wasserfãällen nach der Ebene senden, und bei dem Wechsel der Scenerie von Wiesen und Wald die reizendsten Aussichten gewähren. Der Ort, als der Schlüssel zu dem in die Hochlande führenden Engpaß von Killiecrankie hat auch reiche historische Erinnerungen aus der Zeit der Kämpfe Schottlands gegen die englische Herrschaft und aus den Kämpfen der Stuarts. Montrose belagerte es im Jahre 1641 ver⸗ gebens; Cromwell nahm es im Jahr 1655 mit Sturm; Sir Andrew Agnew hielt dort eine harte Belagerung vor der berühmten Schlacht von Eulloden, welche 1746 der Herrschaft des Prätendenten vollends ein Ende machte, gegen die Truppen desselben aus, und die Regie⸗ rungstruppen unter General Malkey besetzten es nach der blutigen Schlacht von Killiecrankie. Die Königin Victoria ist die erste Herr⸗ scherin der Revolutions-Dynastie, welche das Feld betritt, wo der letzte Anhänger der Stuarts, Lord Dundee, zu deren Vertheidigung die Waffen ergriff und in jener Schlacht mit dem Leben dafür büßen mußte. ; ttz Irland wird noch nichts über die ferneren Operationen O'Connell's gemeldet. Die Festlichkeiten zu Ehren des Agitators be⸗ schäftigen noch zu sehr alle Gemüther, als daß man jetzt schon an die bestimmten Wege und Mittel zur Ausführung des in den Um⸗ rissen angegebenen Planes denken sollte. Die Beschlüsse der gestri⸗ gen Repeal-Versammlung werden hier morgen erst bekannt werden. Was die Bevölkerung Duüblins gegenwärtig vorzugsweise beschästigt, sind die Anstalten zu einem übermorgen stattfindenden Monster⸗Gast⸗ mahle, welches die Stadt dem „Befreier“ geben will. O'Connell wird nach dieser Demonstration für acht Tage sich auf seinen Landsitz Derrynane Abbey begeben und von hier aus den Einladungen zu den mannigfachen Festlichkeiten in den Provinzen nachkommen. Vorgestern überreichte ihm eine Deputation der Munizipal⸗Corporation Dublins eine Glückwünsch-Adresse „zu seiner Befreiung aus den Händen der Gerichte“. Die Regierung hat übrigens noch keine Truppen nach Irland geschickt, wie der Morning Herald zur Widerlegung des Jom Grobe verbresteten Gerüchts erklärt,

Tie Nachricht von der Wiederherstellung des Friedens zwischen Frankreich und Maroklo hat in der ministeriellen Presse einen ehr guten Eindruck gemacht, Man triumphirt über die fehlgeschlagenen Hoffnungen der Opposition und freut sich der Bereit willigi eit des französischen Kabinets, der Sache des Friedens solche Opfer zu brin⸗ gen. „Der aufrichtige Wille Frankreichs, seine Händel mit Marokko zu beenden“, schreibt der Standard, „konnte nicht deutlicher an den Tag gelegt werden, als durch das Anerbieten, den Frieden un— ter denselben Bedingungen zu schließen, welche Lor dem Bom⸗ bardement Tangers ünd Mogadors und vor dem glänzenden Siege am Isly gestellt worden warenz ohne daß man jetzt einen Pfennig Entschädigung für die bedeutenden Ausgaben verlangt, welche, der Land? und Seekrieg verursacht hat. Wenn wir euch bemerlen müssen, daß selbst dieser Beweis von Mäßigung die Kriegspartei in England nicht zufriedengestellt hat, so können wir doch wenigstens sordern, daß man die Beweggründe der französischen Regierung nicht angreife oder die Aufrichtigkeit derselben in Zweisel ziehe ob der wüthenden An- griffe der Presse des Herrn Thiers gegen England Der Zweck der Kriegsparteien in beiden Ländern ist ein rein selbstsüchtiger; denn ob⸗ schon' sie die Vorurtheile ihrer respeltiven Kinder gegeh einander auf⸗ zuregen sich bemühen, so ist doch die Aufrichtigkeit ihrer Feindschaft in bizweifeln. Bie Vergrößerung iht. Partei, welche sie in der Ver- wirrung eines europäischen Krieges sehen, ist ihr Hauptzweck. Das Fehlschlagen der letzten Hoffnung diejer prinzipienlosen und verräthe⸗ rischen Faction ist deshalb ein Gegenstand des Triumphes nicht allein für die französische Regierung, sondern für jeden Freund des Friedens in Europa. Alle Bedingungen des Vertrags sind, wie es scheint, von dem Kaiser von Marokko angenommen worden und es ist kein Grund, zu glauben, daß die eine, welche die Ausweisung Abd el Kader's ver— langt, buchstäblich genommen werden wird, wenn man von dem guten Willen des Kaisers sich überzeugt hat.“

Die vor einigen Tagen vem Morning Herald gebrachte Nachricht von einem Traktate unter der Garantie der europGäischen Großmächte mit Ausschluß Frankreichs, vermöge dessen England den Besitz der Landenge von Suez erlangen soll, ist bis jetzt noch von srillem anderen Journale von Einfluß wiedergegeben worden, und wird als leeres Gerücht betrachtet.

9 irt

Brüssel, 18. Sept. Zu Verviers haben am Sonntag Abend unruhige Auftritte stattgefunden, veranlaßt durch die dort beabsich. tigte Installation von Jesuiten, die von einigen reichen Familien dorthin berufen sein sollen. Wie verlautet, haben diese Scenen sich am Montag Abend wiederholt, und die Aufregung unter dem Volke fängt an, beunruhigend zu werden. Das Journal de Liëge giebt bendin Virviers erscheinenden Zeitungsblättern zu bedenken, daß es ihnen zukomme, die Gemüther aufzuklären und ihnen begreiflich zu machen, daß nicht Ruhestörungen, Drohungen und beklagenswerthe Persönlichkeiten,

Der zweite Abschnitt heißt Gemächern der Königswohnung zu Babylon. Akigail, die unterdessen ein, von diesem

zam's Abwesenheit Negenfin, und

Der Gottlose“, und spielt in den Feneng ist in Nebukadne⸗

schlecht verwahrtes Papier aufgefunden, wonach sie nur einer Sklavin Kind,

beschließt Rachenahme.

Sie verschwört sich mit den Priestern des Baal,

und besteigt, unter dem Vorwande, Nebukadnezar sei im Kampfe gefallen,

von ihnen unterstützt den Thron.

Jsmacl, der Verfluchte, ist zu seinen in

Babylon gefangenen Brüdern gekommen, und erfährt, Fenena sei Hebräerin

geworden.

Auch der todtgeglaubte König tritt plötzlich auf, und setzt sich

die Krone mit dem Befehle auf, das Volk solle ihn, der durch seine Erobe⸗

rungen Herr auf Erden geworden,

auch als Herin der Himmel anbeten.

Da rollt der Donner, und ein Blitz trifft des Königs Krone, die von Abigail erfaßt wird. Nebukadnezar verfällt dem Wahnsinn.

Im dritten Akt, „Propheze

ihun g“ überschrieben, besinden wir uns

in den hängenden Gärten (ori pensili) Babylons. Abigail ist Regentin, und die Anhänger des Baal verlangen von ihr die Vernichtung der gefan⸗ genen Juden. Durch List weiß sie den wahnsinnigen Nebutadnezar zu be⸗ wegen, daß er das Blatt, worauf der Untergang Israel's ausgesprochen ist,

mil dem Königlichen Ringe untersiegelt.

Jetzt erst erfährt er, daß Fenena

Hebräerin geworden und 'also mit sterben muß. Er fleht, er weint, Abi⸗ i das Leben feines Lieblings schonen. Umfonst. Die Scene erwandelt sich, und wir werden zu den Ufern des Euphrat geführt, wo die

Hebräer in

esseln an Wasserslüssen Babvlons“ ein rührendes Klagelied

singen. (Dasselbe von Frau Emilie Sei

del, der Gattin des vor kur— zem dahier verstorbenen ehrenwerf n 9. so ; i

daß wir ihm ö eine . k , ,,

Va pensiero sull all dorate

Va ii posa sui chivi, sui oni Ove oleazano libere e molli Laure dolci del snuolo natal!

Schweb' hin, Gedankt Du, auf ; gold'nem Flügel Enteile zu dem fernen, iheuren Strand, Wo lris und lind, umduftend Thal

; und 1 Die ua bes bin k Vaterland.

Verweil' an Zions frech entweihten Thoren Und walle still dem Jordanellfer zu; O zaubrisch schöne Heimat, mir ver= loren! O schmerzlich süßes Angedenken Du.

Del Giordano le rive saluta,

Di Sionne le torri atterrate. .. Oh mia patria si bella e perduta! Oh membranza si cara e fatal!

Stumm hängst Du goldne Harfe an den Weiden,

Du, die , einst der Seher

hlug;

O sing' uns von . Zeit, wo fern von Leiden

Der Knechtschaft Ketten Juda's Volk nicht trug.

Doch willst Du trauern, o! dann

Arpa d'or dei fatidici vati Perechè muta dal salice pendi? Le memorie uel petto raccendi, Ci favella del tempo che fu!

O simile di Solima ai fati Traggi un suono di erudo lamente, singe leise O wispiri il Sisßnore un concento. Vom Fall Jerusalems, von unsrem Che ne infonda al patire virt! Schmerz : Vielleicht lehrt Dich der Herr die Liedes weise, ; Die Kraft zum Dulden strömt in unser Herz.;

Da erhebt sich der Hohepriestet Zacharias und weissagt, der Löwe

Juda's werde sich frei auftingen, während das stolze Babylon in Trümmer versinken werde, fo daß Niemand mehr wissen solle, wo es gestanden. Der leßte Abschnist heißt „das zertrümmert Götzen bild.“ Nebufadnezar schmachtet im Gefängniß. Babylonische Krieger dringen her⸗ ein, geben ihm sein Schwert zuruͤck, und stellen ihn an ihre Spitze, um nen, die eben zum Tode geführt wird, zu befrelen und die Verräther zu trafen. Das 9st ih. Nebukadnezar, nach so herben Schlägen des Ge⸗

schicks den wahren Gott anerkennend und seine Hinfälligleit ihm unterord= nend, entläßt die Hebräer in ihre Heimat. Abigail nimmt Gift und stirbt in Reue und Gott um Vergebung auflehend. 2

Hier haben wir also. einmal einen nicht blos von jeder Widersinnigkeit freien, sondern auch geschick und anziehend gearbeiteten Tertz an dem nichts auszusetzen wäre, als daß das Liebes Verhäliniß zwischen Ismael und Fe— nenâ zi' wenig hervorgehoben und zuletzt dem Interesse entzogen ist.

Die Musik dieser Oper, von dem mailändischen Maestro Verdi, dem Komponisten der „Lombardi-“ und des „Ernani“, hat viele und so eigenthümliche Schönheiten, daß wir ihr einen eigenen Artikel widmen müs⸗ sen, nachdem wir sie zum zweiten Male gesehen. Vorläufig nur so viel. baß' sie hier eben so sehr und eben so allgemein ansprach, wie sie es bei ben Aufführungen in der Scalg zu Mailand und im San-⸗Carlo- Theater zu Neapel, gethan. Die Leistungen sämmtlicher Mitwirkenden sind so ausgezeichnet, daß sich diesmal auch keine entfernte Spur Ton Oppositiön zeigte. Die Decorationen sind von der Hand eines Mei⸗ sters und die neuen Kostüme mit einer Pracht und einem Aufwand von Luxus hergestellt, der von neuem beweist, wie die Direction des Königs⸗ städtischen Theaters alles nur irgend Mögliche aufzubieten sucht, um das Interesse für die italienische Oper zu steigemn. „Nabukodonosor“ ist ent⸗ schieden eine Hauptzierde ihres Repertoirs. u.

Vermischtes.

Bremen, 20. Sept. Der bereits im August in Rom ö, Ko⸗ met sst gegenwärtig in heiteren Nächten von 10 Uhr an und päter in schwachvergrößernden Ferngläsern gut zu sehen. Unter dem Jupiter erblickt man drei Sterne, die ein Dreieck bilden und sich im hinteren Theile des Wallsisches besinden. Der östlichste derselben ¶0 ) steht dem Kometen gegen ·

wärtig ziemlich nahe, und wenn man ein Opernglas auf diesen Stern rich tet, wird man denselben leicht wahrnehmen.

w

sondern vernünftige Vorstellungen und Ueberzeugung der Weg seien, die Personen, welche unbesonnener Wesse die Jesuiten herbeiziehen wollten, im Interesse der Eintracht zur Verzichtleistung auf ihre Ab⸗ sicht zu bewegen. Vielleicht, meint das genannte Blatt, wäre das

Kommunal- Conseil von Verviers jm Stande, einen erfolgreichen Schritt in dieser Sache zu thun.

Ztalien.

Nom, 8. Sept. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Karl von Preußen hat sich genöthigt gesehen, in Rom länger zu verweilen, als sie anfangs beabsichtigte, indem ihre Tochter, die Prinzessin Louise, am Fieber erkrankte; doch ist dieselbe bereits so weit wiederhergestellt, daß, nach der Erklärung des Dr. Alertz, die Abreise in wenigen Tagen stattfinden kann.

Der Mörder der bayerischen Pilgerin (s. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 247) ist von Viterbo, wo er ergriffen wurde, hierhergebracht. Er leugnet zwar die That, doch sind alle Beweise so sehr gegen ihn, daß die Strafe wohl nicht lange wird auf sich warten lassen. Der Prozeß ist gedruckt worden.

Griechenland.

O München, 17. Sept. Die griechische Post vom 6. Sep⸗ tember, mit Briefen von gleichem Datum, ist schon diesen Morgen hier eingetroffen, bringt uns aber nur sehr unerhebliche Neuigkeiten. Erwähnenswerth ist, daß sich Sir Edm. Lyons Herrn Piscatory wieder völlig genähert zu haben scheint.

Die Wahlen hatten erst am 2. September wieder begonnen und zu keinerlei Störungen der öffentlichen Ruhe geführt. Die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens gegen die Meuterer in Akarnanien ist zurückgenommen worden, und die Ankunft Theodor Grivas in Athen wurde' mit dem nächsten Dampfboot aus Alexandrien in Syra er⸗ wartet. Dagegen wurde der Gendarmerie- Hauptmann, welcher am 16. August zu dem Gemetzel vor der Irenenkirche zwischen dem Pöbel und seinen Gendarmen die nächste Veranlassung gegeben hat, nicht nur nicht wieder in Dienst genommen, sondern auch eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Dasselbe verlangen verschiedene Zeitungen in Bezug auf den mit Urlaub nach Argos gegangenen Ex-⸗Militair-Gou⸗ vernenr Kalergis.

In den Provinzen war es politisch ruhig, desto mehr wurde aber geraubt uͤnd geplündert. Nur in der Maina hatten die politi⸗ schen Verfolgungen gegen die Anhänger des englisch⸗ fanariotischen Ministeriums (Maurokordatos) noch nicht aufgehört. Alle Besitzungen der Mauromichalis u. s. w. waren mehr oder weniger von dem auf⸗ geregten Pöbel mit Schwert und Feuer heimgesucht worden. Die Deputirten trafen zwar ziemlich zahlreich in Athen ein, aber an eine Eröffnung des Landtages vor dem Ende dieses Monats dürfte in keinem Falle zu denken sein.

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Nis Janeiro, 15. Juli. Die deutsch gevangelische Gemeinde hierselbst feierte am letzten Tage des verflossenen Monats die Grundsteinlegung ihrer neuen Kirche. Obgleich das vollständige Kapital zur Vollendung der Kirche noch nicht vorhanden ist, so war doch im Vertrauen auf den Eifer und Gemeinsinn der einzelnen Mit⸗ glieder der Anfang des Baues beschlossen worden, zu welchem das Gouvernement auf das bereitwilligste seine Einwilligung gegeben, und den die Gemeinde unter den Schuͤtz der preußischen Regierung gestellt hat. Der Kirchen-Vorstand sprach vor der Grundsteinlegung einige passende Worte, in denen er das angefangene Werk dem Schutze des Höchsten empfahl; dasselbe werde eine größere Annäherung und Einig⸗ feit der Gemeinde⸗Mitglieder unter einander bewirken und in so wei⸗ ter Ferne vom deutschen Baterlande eine Bethätigung des christlichen Sinnes sein. Folgende Urkunde (nach dem Worttext der Weser⸗ Zeitung) wurde alsdann unter dem Grundstein eingemauert:

„Kund gelhan und zu wissen sei hiermit Allen, welche dereinst gegen⸗ wärtige Urkunde lesen sollten, daß: Nachdem durch besondere gnädige Mit- wirkung Sr. Majestät des höchstseligen Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III., eine deutsch evangelische Gemeinde im Jahre 1837 zu Rio Janeiro enistand, deren Leitung dem von dem vormaligen Königl. preu⸗ sischen General-Konsul für Rio Janeiro, Karl Wilhelm Theremin, im Auf⸗ trage der Gemeinde- Mitglieder zum Prediger gewählten Licentiaten der Theologie, Ludwig Karl Paul Neumann aus Breslau, übertragen ward; im Jahre 1843 besagte denischevangelische Gemeinde der evangelischen unirten Kirche, wie solche in Preußen Landeskirche ist, laut beiliegender Alte, sich angeschlossen hat, nunmehr mit einem im preußischen Staate gesammelten Kapitale von 11,300 Rthlrn., dessen Auslieferung an die Gemeinde Se. Majestät der König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., zu bewilligen geruht haben, vorbehaltlich der Aussicht des Königl. preußischen Ronsuls Leo Theremin, mit Beiträgen der hochweisen Senate der freien Hanfestädte Hamburg und Bremen und mit freiwilligen Zuschüssen der Mit- glieder gedachter Gemeinde, welche einliegendes Verzeichniß namhaft macht; daß der Bau dieser Kirche während der Amtsführung des von einem hohen Konsistorium der Provinz Brandenburg zu Berlin als Nachfolger des Lic. Neumann bernfenen Predigers Avë-Lallemant aus Lübeck durch den dazu bestallten Bau-Ausschuß, bestehend aus den Gemeindegliedern, hamburgi⸗ schem General-Konsul Hermann Schröder aus Hamburg, Johann Ludolf Wilhelm Röhe, Anton Heinrich Ludolf Röhe, aus Altona und aus dem Vaumeister Anionio José de Araujo, gebürtig aus Portugal, begonnen, und daß der Grundstein derselben heute, den 30. Juni des Jahres Ein— tausend Achthundert und vierundvierzig nach Christi Geburt, im dreiund⸗ zwanzigsten Jahre der Unabhängigkeit Brasiliens und im vierten nach der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Dom Pedro Il, im Beisein der besonders dazu eingeladenen Honoratioren, welche das Kirchen⸗Protokoll von diesem Tage näher bezeichnet, und in Gegenwart sämmtlicher Ge⸗ meinde-⸗Mitglieder von dem unterzeichneten Vorstande gelegt worden ist.

Mögen unsere Glaubensgenossen in der Heimat auch fernerhin uns ihre Theslnahme angedeihen lassen, möge vor allen Dingen aber Gott der Allmächtige die Kirche, deren Grundstein wir eßzt legen, zu Ehren Seines Namens fegnen, auf daß Alle, so Sein göttliches Wort in ihr hören und Seine heiligen Sakramente gebrauchen werden, Trost und Frieden finden durch Jesum Christum unseren Herrn, Amen! Urkundlich dessen, Rio Janeiro, den 30. Juni Eintausend achthundert und vierundvierzig. Der Vorstand der deutsch- evangelischen Gemeinde zu Rio Janeiro. Präsident: F. Frölich aus Bremen. Seciekair: E; Lämmert aus Vaden. Kassirer: F. E. A. Arens aus Bremen. Vorsteher: J. L. W. Röhe aus Altona uͤnd B. D. Limpricht aus Altona.“

Das Verhältniß Brasiliens zu Buenos Ayres scheint immer gespannter zu werden, und man spricht von einem bevorstehenden Kriege zwischen beiden Ländern. Brasilien nimmt sich entschieden der Sache Montevideo's an und fordert die Aufhebung des von Seiten Rosas' erlassenen Verbots der Schifffahrt auf dem Parang. Bolivia und Paraguay wollen hierin Brasilien beitreten, da auch ihre In⸗ keressen durch das Schifffahrts Monopol von Buenos Ayres auf dem Parana beeinträchtigt werden. Die brasilianische Regierung hat ihre Flotte in den Gewässern des La Plata um vier Kriegsschiffe ver⸗ stärkt und einen Gesandten an Rosas abgeschickt, der das Ultimatum stellen soll. Weigert sich Rosas, den Rerlamationen Brasiliens zu willfahren, so soll der Krieg erklärt werden.

1423

; Ausstellung der dentschen Bundes⸗ Die Sener (l n las. tante

(Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 227 238, 210, 212, 2135, 218, 239. 25, z53, V4, 255, Bo, 256, 25g, 260, 261, 262, 203 und 264.)

XXV. Galvanoplastische Arbeiten.

Die galvanoplastische Kunst oder die Kunst: Metalle aus ihren Auflösungen vermittelst anderer Metalle im regulinischen Zustande wie- der niederzuschlagen oder auszuscheiden, ist ein auffallendes Beispiel für die Richtung der Zeit, in welcher wir leben, sie ist gleichsam der realgewordene Ausdruck des allgemeinen Strebens, welches so deutlich in den Künsten und Gewerben, zugleich um so folgenreicher, sich im⸗ mer mehr und mehr herausstellt. Eigentlich erst im Jahre 1840, was die praktisch-technische Anwendung, der Galvanoplastik an⸗ belangt, durch Jacobi und Spencer ins Leben gerufen, sind in dem kurzen Zeitraum von 1 Jahren schon so großartige Resultate durch die noch so neue und junge Kunst erhalten worden, daß sie fast aus Unglaubliche reichen, wenn man bedenlt, wie vor 4 Jahren der Anfang mit der Darstellung „kleiner Medaillen“ ge⸗ macht wurde! fen ist doch schon 1830 durch Wach in Bielefeld gezeigt worden, daß Kupfer, aus seiner Auflösung durch Zink, unter ge⸗ wissen Bedingungen in festem und kohärentem Zustande ausgeschieden welden konne? Dasselbe, was über die rasche Entwickelung der Gal⸗— vanoplastik gesagt wurde, gilt gleichfalls sür die Methoden der galva⸗ nischen Vergoldung und Versilberung.

In ganz neuer Zeit ist von Becquerel in den comptes rendüùs ein Verfahren mitgetheilt worden, Metalle mit einem farbi⸗ gen Ueberzuge regelmäßig zu überziehen, von welchem der Verfasser aj daß es vielleicht eine technisch- gewerbliche Anwendung finden ürfte.

Herr von Hackewitz hat unbestreitbar das Verdienst, so viel be⸗ kannt ist, die Galvanoplastik zur Darstellung so großartiger Gegen⸗ stände und in solcher Ausdehnung mit zuerst in Deutschland benutzt zu haben; auch ist er es allein, welcher schon sehr gelungene Proben von' buntfarbig angelaufenen Metall- Gegenständen zur öffentlichen Ausstellung geliefert hat. .

Unter den ausgestellten Gegenständen ist ohne Zweifel die auf galvanoplastische Weise dargestellte Büste Sr. Majestät des Königs, nebst der 4 Fuß hohen Säule und Sockel das Großartigste, was hier bisher von galvanoplastischen Arbeiten gesehen worden ist. Die Dicke des Kupfer⸗Niederschlages und die Verfertigung der Statue in hoh⸗ ler Form berechtigt zu der Hoffnung, daß es dem Herrn Aus⸗ steller bei fortgesetzten Arbeiten auch gelingen dürfte, völlig freie Statuen galvanoplastisch darzustellen, wodurch die Galvanoplastik alle an dieselben gemachten Anforderungen auf die glänzendste Weise realisiren würde.

Nächst der Büste Sr. Majestät sind die drei großen Kopieen der berühmten kölner Amazonen-Schale die großartigsten der ausgé— stellten galvanoplastischen Fabrikate. Sie sind theils vergoldet, theils versilbert und bronzirt, Alles auf nassem Wege. Sie geben den schönsten Beweis, wie unübertrefflich treu die galvanoplastisch darge⸗ stellten Kopieen ihrem ursprünglichen Originale nachgebildet werden können, was auf eine gleiche Weise durch kein anderes Verfahren mit Metall-Abdrücken möglich ist, besonders wenn die Leichtigkeit der Dar⸗ stellung solcher Kopieen und ihr im Verhältniß niedriger Kosten⸗Auf⸗ wand in Betracht gezogen wird. Was den galvanischen Ueberzug über jede der einzelnen Schalen anbelangt, so dürfte darüber Nach⸗ stehendes zu bemerken sein.

Die fast braun kupferfarbige Bronze ist nicht durchweg gleich- förmig, sondern stellenweise buntfarbig angelaufen, wodurch aber diese galvanische Bronze, im Vergleich mit der wirklichen Gußbronze, an Aehnlichkeit mit letzterer verliert. Man hat schon vor einiger Zeit auf eisernen Objekten eine Bronze galvanisch niedergeschlagen, welche eine graugelbe Farbe besitzt und mit dem Polirstahl sich sehr gut poliren läßt; auch zeigten die von, anderen Arbeiten gewonnenen Objekte nach einiger Zeit theilweise die Bildung einer bläulich grünen antiken Patina. Die matte Vergoldung ist ebenfalls bei der einen Schale nicht durchweg gleichförmig, besonders hat das Matt des Randes ein stellenweife trübes und stumpfes Ansehen. Dieselbe Beobachtung ist auch an zwei anderen galvanisch vergoldeten Frucht⸗ schalen gemacht worden.

Unker den übrigen matt galvanisch vergoldeten Gegenständen hat besonders ein kleines Bild, den Jünger Johannes vorstellend, eine rein matt goldgelbe Farbe.

Die matte Versilberung der einen der großen Schalen hat den bläulich perlmutterähnlichen Schein, welchen häufig matt galvanisch versilberte Objekte zeigen; offenbar schöner ist jedoch die Farbe der galvanischen Versilberung dann, wenn dieselbe das eigenthümlich Matte der durch den Silber-Sud versilberten Gegenstände angenommen hat.

Diejenigen galvanisch versilberten Objekte, welche polirt worden sind, besitzen eine reine und schöne Politur. Besonders interessant ist die kleine mit Figuren verzierte Schale von massivem Silber, insofern dieselbe durch galvanischen Niederschlag erzeugt worden ist, wodurch der Beweis geliefert ist, daß auch die edlen Metalle auf nassem Wege galvanisch in kohärenten Massen aus ihren Auflösungen ausgeschieden werden können.

Eben so verdienen die dünnen Kupferfolien, auf Papier aufge⸗ klebt, so wie auch die mit einem ziemlich starken galvanoplastischen Kupfer ⸗-Ueberzug bekleideten Glas⸗-Kolben und Porzellan- Eimer be⸗ sondere Beachtung. Dutch diese Kupferbekleidung gewinnen zwar die Glas Kolben an Dauerhaftigkeit, haben aber das Üünangenehme, daß der Stand des Destillats und selbst der Gang der Destillation nicht beobachtet werden kann, ein für die am häufigsten vorkommenden praktischen Arbeiten sehr beachtenswerther Umstand.

Unter der großen Anzahl aus ggestellter mit buntfarbigem Ueber⸗ zuge versehener Gegenstände ist vorzugsweise der Kronenleuchter als gelungen zu bezeichnen. Ob dieser buntfarbige, den Nobilischen Far⸗ ben-Ringen ähnliche Ueberzug dem Geschmack des Publikums im All⸗ gemeinen zusagen wird, kann erst nach einiger Zeit sich herausstellen; nur die Summe der Ansichten dafür oder dawider wird in dieser Be⸗ ziehung als entscheidend angesehen werden können. Welcher Methode sich der Herr Aussteller bedient, solche farbige Ueberzüge den glava⸗ nischen Riederschlägen zu geben, ist dem Reserenten nicht bekannt, da der Herr Aussteller ein Patent zur Darstellung solcher farbiger Fa⸗ . erhalten hat.

nter den übrigen buntfarbigen galvanoplastischen Gegenständen haben die Nelief-Landkarten schon a klei gen ef Er⸗ wähnung gefunden. Hinsichts der technischen Ausführung wird nur bemerkt, daß die Unterschiebe der verschiedenen Berghöhen im Ver⸗ hältniß zum Niveau des Meeres deutlicher hervortreten würden, wenn die vielen einzelnen Höhen Reliefs in nicht so engem Raum zusam⸗ mengedrängt wären, wodurch nothwendig die Auffassung der Einzeln⸗ heiten ers. wert wird, Außer den obengenannten Gegenständen ist besonders eine Zinkguß⸗Statue von großer technischer Bedeutung, in⸗ dem dieselbe galvanssch durch den Herrn Aussteller mit Kupfer über⸗ zogen worden ist, wodurch die Oxydation des Zinks vermieden und ese möglich wird, statt des ungleich theuerern Metallgusses das Zink als Gußmaterial für Statuen anzuwenden.

Schließlich muß die Anerkennung ausgesprochen werden, daß der Herr Aussteller zuerst in unserem Vaterlande die Bahn zu einer neuen

Erwerbsquelle eröffnet hat, von der nur zu wünschen ist, daß sie in Zukunft den Künsten und Gewerben von recht großer Bedeutung werden möge, was um so mehr zu erwarten ist, da schon jetzt die jugendliche KAunst es wagen kann, mit der uraiten, hoch ausgebildeten Kunst des Metallgusses in die Schranken zu treten. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, in welcher der erhabenen Kunst des heißen Metallgusses die Kunst eines kalten Gusses, wenn sich Referent dieses Ausdrurfs bedienen darf, zur Seite wird gesetzt werden können.

XXVI. Bedruckte Stoffe in Baumwolle und Wolle.

Das Gebiet der Kattundruckerei, deren Erzeugnisse in neuerer Zeit einen sehr bedeutenden Handels-Artikel bilden, ist zwar auf der gegenwärtigen Gewerbe-Ausstellung nicht so stark repräsentirt, als es wünschenswerth gewesen wäre, da sogar von sämmtlichen Fabriken Schlesiens nicht eine einzige ihre Leistungen produzirt und Oesterreich und Böhmen nur durch zwei Fabriken vertreten sind, dennoch gewinnt man schon eine ziemliche Uebersicht von dem, was in diesem Fache in unserem deutschen Vaterlande hervorgebracht wird.

Im Vergleich mit 1827, dem Jahre der letzten Gewerbe ⸗Aus⸗ stellung, möchte es wohl eine mäßige Schätzung sein, wenn man an⸗ nimmt, daß in Preußen, und wohl in gleichem Verhältniß in sämmt⸗ lichen Zollvereins⸗ Staaten, jetzt fünfmal so viel bedruckte Kattune ge⸗ fertigt werden, als damals, Diese vermehrte Production verdanken wir wesentlich dem seitdem ins Leben getretenen Zollverbande, der, die Aussicht auf vermehrten Absatz eröffnend, die Fabrik⸗Unternehmer zur Erweiterung ihrer Anstalten vrranlaßte, ein reges Streben nach Ver⸗ vollkommnung und einen rühmlichen Wetteifer hervorrief, der die er⸗ freulichsten Folgen hatte; indessen haben an dem Aufschwung, den dieser Gewerbszweig seit jener Zeit genommen, auch die bedeutenden Fortschritte, die in der Technik gemacht worden, ihren Antheil.

Während man sich früher in nur wenigen deutschen Fabriken ein⸗ und zweifarbiger Walzen-Druck-Maschinen bediente, ist deren jetzt eine große Anzahl in den verschiedenen Kattundruckereien Deutschlands ver⸗ breitet, die J und 5 Farben zugleich drucken, und zwar mit einer sol⸗ chen Genauigkeit der Ausführung, daß sie den besten ausländischen an die Seite zu setzen sind. So sind denn auch die Perrotinen (Ma⸗ schinen, welche mehrere Farben zugleich mit Formen drucken) seitdem bei uns eingeführt und ebenfalls in den meisten, irgend bedeutenden Druckereien Deutschlands in Anwendung. Die deutschen Druck⸗Fa⸗ briken besitzen die großartigsten Maschinen- Einrichtungen für ihre Bleich-Anstalten, Dampf-⸗Färbereien und Trocken-Anstalten, in ihren Werkstätten zum Graviren der Kupferwalzen, Stechen und Gießen der Formen, zum Mangeln und Appretiren u. s. w. so daß sie auch darin gegen die besten ausländischen nicht zurückstehen.

Leider sehen wir auf unserer gegenwärtigen Ausstellung nicht mehr so viel ächt gedruckte Kattune, als dies in früheren Zeiten der Fall war, aber unsere Fabrikanten müssen der Mode huldigen und diese verlangt jetzt häufig Farben, welche um schön zu sein, nicht zu⸗ gleich ganz ächt dargestellt werden können, dennoch aber der Fabri⸗ kation eben so zur Ehre gereichen, weil sie oft bedeutende Schwie⸗ rigkeiten in der Zusammenstellung der Farben zu bekämpfen haben.

Die Mehrzahl unserer Kattun-Fabrfken beschäftigt sich jetzt außer⸗ dem auch mit dem Bedrucken der ganz und halb wollenen sogenann⸗ ten Mousseline de Laine.

Bei diesem Artikel drängt sich uns das Bedauern auf, daß das erforderliche Gewebe bis jetzt nur in sehr geringem Maße in den Zoll-Vereinsstaaten gefertigt wird und größtentheils mit hohem Zoll von England eingeführt werden muß, wiewohl die deutschen Kamm⸗ garnet in manchen Artikeln ein vorzüglicheres Gewebe liefern, wie die britischen.

Wenn man die Räume, in denen die Tuche aufgestellt sind, durch⸗ wandert hat, deren dunkle Massen das Talent unseres Hiltl so sinnig zu beleben wußte, gelangt man zu einem bunten Thore, aus drappir⸗— tem Kattun errichtet und mit dem kurhessischen Wappen gekrönt Es zeigt uns die Leistungen einer Fabrik, die ihr Land würdig re- präsentirt, der Gebrüder Ahnesorge, aus AÄgathof bei Kassel. (Nr. 1706.) Ihre Möbel⸗Kattune in brillanten Farben und schönen Mustern ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, weniger ihre bedruckten Baumwollen- Sammete, welches aber vielleicht nur der Appretur derselben zuzuschreiben ist.

Die Rückseite dieses Thors, von dem Königl. sächsischen W überragt, ist mit Fabrikaten von pr green . ö Cher. (Nr. 1596) bekleidet und besteht hauptsächlich aus bedruckten Woll⸗ und Halbwoll-Mousselin de Laine⸗Kleidern und Tüchern, welche sowohl de h der Farben als der geschmackvollen Muster, gewiß allgemein gefallen.

In der Nische zunächst des Thors finden wir Waaren aus der Fabrik von C. F. Oppen in Berlin (94) ausgestellt, die wenn auch nicht in eleganten Mustern, doch schon ihrer exakten Ausführung wegen, Beachtung verdienen. .

Nun folgen die Erzeugnisse der Fabrik von R. Gold schmidt und Söhne in Berlin (110). Das Auge wird hier zuerst durch eine neus Gattung Möbel-Bezüge und Tapeten auf, Baumwoll⸗ Sammet angezogen, die das Verdienst der Eigenthümlichkeit haben und in denen der Glanz der Farben, so wie die Weichheit des Sto es zu loben sind, aber auch außerdem stellen sie uns eine vollständige Uebersicht der verschiedensten Gattungen bedruckter Kattune, besonders 1, 2, 3, 4 und 5farbigen Walzendrucks, in den mannigfachsten Mustern zur Ansicht.

Nr. 88. Nauen, Löwe u. Comp., und Nr. S6. Wallach und Rauen, Besitzer der Dannenbergschen Fabrik, haben ihre Waaren vereint aufgestellt. Hervorleuchtend durch seine glänzenden Farben fällt uns zuerst ein höchst gelungenes Möbel⸗Muster in wol⸗ lenem Stoff auf blauem Grunde auf, das mit Blumen, Drapperieen und Goldfranzen verziert ist. Eine reiche Auswahl bedruckter Mousse⸗ line de Laine und Kattune, die aufs sauberste ausgeführt sind, zeigen ihre Leistungen.

Rr. 131. L. J. Levinstein überrascht selbst den Kenner durch die billigen Preise seiner ausgestellten Waaren, unter denen Einiges hinsichts der Ausführung zu loben ist.

Nr. 106. A. Stephan u. Comp. in Berlin haben außer einigen Kattun- und Woll-Möbeln eine Auswahl glattfarbiger Glanz Kattune in den zartesten Nüancen aufgestellt, die sowohl, was deren gleichmäßige Farbe als Appretur betrifft, in einer Vollen dung ausgeflhrt sind, wie man sie in Deutschland bisher noch nicht gekannt hat. Früher hat man diesen Artikel nur von England beziehen können.

Rr. 1928. Zöllner und Toussaint in Berlin. Ihre be⸗ drückten Kattune sind, wenn auch nicht wegen Auswahl der Muster, doch wegen der Farben und der gelungenen Ausführung zu loben.

Waäppler und Richter in Chemnitz (1591, Delcour in Eupen (1168) und Lu dw. und Gu st. Eram er in Düsseldorf ion2), deren Waaren auf einem gegenüberstehenden Tisch aufgestellt sind, bringen Erstere recht schöne bedruckte Möbel= und Kleider Kattune, und die beiden Letzteren Tücher und Nessel zur Ansicht, welche, obgleich sie weniger ins Auge fallen, doch gut gearbeitet und preiswürdig sind.

Wir kommen jetzt zu Nr. 727: Bodemer u. Co. in Eilen- burg, die ein vollständiges Assortiment sehr gelungener Möbel- und Klelder⸗Kattune, Mousseline, Balzorines und sonstiger Mode Artikel zur Schan gestelll haben, von welchen besonders letztere so schön aus⸗ geführt sind, daß man sie den fränzösischen an die Seite stellen barf.