1844 / 269 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Vertreter des Magistrats, der Stadtverordneten und der Geistlichkeit zugezogen worden waren.

Am Abend fand die bereits gestern von uns erwähnte freiwillige Beleuchtung in 28 Weise statt, welche deutlich bewies, daß es Je⸗ dem so recht darum zu thun war, seine Theilnahme an der allgemei⸗ nen Freude des Tages darzulegen. Von 7Uhr an strahlte die ganze Stadt, bis in die entferntesten Theile, in einem weiten Lichtmeere; und wenn der Total⸗Eindruck namentlich in den Straßen, welche schon am Tage in ihrem Festschmucke von Blumen und Laubgewinden ge⸗ prangt hatten, so wie unter den Linden, zu dergleichen Festlichkeiten so ganz geeignet, in der Wilhelmsstraße und in einigen anderen der Hauptstraßen, dann auf mehreren Plätzen u. s. w. ein wahrhaft großartiger, bezaubernder war, so verdienen einzelne hervorstechende Glanzpunkte noch besondere Erwähnung. Vor Allem gilt dies von dem Palais Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Preußen, bei welchem der vorspringende Säulen⸗Balkon zu einer äußerst geschmackvollen Be⸗ kleidung mit bunten, symmetrisch geordneten Lampen benutzt war. In eini⸗ ger Entfernung gewährte die schon architektonisch so imposante Fronte in diesem Lichtschmuck von Tausenden von Lampen, welche man für edles Gestein von allen Farben hätte halten mögen, einen unbe⸗ schreiblich reizenden, fast seenhaften Anblick. Eben so hatte das Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht dadurch einen

ganz orientalischen Zauber erhalten, daß die springende Fontaine in

der Mitte des vor demselben befindlichen Gartenraumes mit Lampen umgeben war, deren Widerschein sich in den fallenden Wasserstrahl auf magische Weise spiegelte. Auch hier kam die Architektur dem wundervollen Schauspiel sehr zu statten, indem der Blick durch die offenen Säulen⸗Reihen die Illusion eines orientalischen Feen⸗Palastes um vieles erhöhete.

Am Wilhelmsplatze, dessen erst jüngst vollendete Garten⸗Anlagen durch den sie umgebenden Lichtschimmer in eigenthümlicher Schönheit hervorgehoben würden, prangte das Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Karl mit seiner herrlich beleuchteten Fronte, welcher sich in der Wilhelmsstraße die Hotels mehrerer Ministerien und Gesandten auf glänzende Weise anschlossen. Unter den Linden traten beson⸗ ders die Hotels Sr. Majestät des Kaisers von Rußland und Sr. Majestät des Königs von Hannover durch die mit brillanter Beleuch⸗ tung umgebenen Wappen glänzend hervor, so wie überhaupt dort und auf dem Pariser Platz fast alle Gebäude, wie namentlich meh⸗ rere der da befindlichen Gasthöfe und das Kranzlersche Haus, sich durch reichen und geschmackvollen Lampenschmuck vortheilhaft aus⸗ zeichneten.

Wenden wir uns von da zu einer anderen Gegend, so sinden wir vorzüglich die beiden Rathhäuser, das Kölnische und das Berlinische, äußerst glänzend erleuchtet. Beide waren von oben bis unten mit Lampen von allen Farben bedeckt, welche namentlich bei dem Kölni⸗ schen den Schmuck der ausgehängten Paniere und Fahnen mit den Stadtwappen ungemein hoben. Der Belle⸗Alliance⸗-Platz war von der hiesigen Gasbeleuchtungs-Compagnie in eigenthümlicherweise be⸗ leuchtet worden. Auf den granitnen Einfriedigungs-Pfosten, welche die Friedenssäule umgeben, erhoben sich acht Sonnen, welche das reinste Gaslicht aus tausend kleinen Röhren ausströmten und fast Tageshelle um sich verbreiteten. Diese einzelnen Sonnen waren unter einander durch Guirlanden farbiger Lampen verbunden, die in Verbindung mit dem weißen Lichte der Gassonnen und dem Lichtstrom, der aus den ringsumher liegenden Häusern des

Platzes und der angränzenden Straßen sich verbreiteten, einen äußerst reizenden Anblick gewährten. In ähnlicher Weise war die Einfahrt zum Potsdamer Bahnhof beleuchtet. Ueber der Einfahrt erhob sich der kolossale Namenszug Sr. Majestät des Königs und darüber schwebte im hellsten Lichtglanz die Königliche Krone. Zu beiden Sei⸗ ten war eine bewegliche Feuerkugel, die sich in abgemessener Weise um sich selbst drehte und bei jeder neuen Wendung ein neues und eigenthümliches Licht von sich strahlte. Wir begnügen uns mit diesen wenigen Andeutungen, da es rein unmöglich wäre, alles Hervorstechende m Einzelnen namhaft zu machen. Wir erwähnen nur noch, daß es auch diesmal, wie immer bei dergleichen Festen, an sinnigen Denk⸗ sprüchen in Transparenten und brillanter Beleuchtung nicht fehlte, und daß sich die verschiedenen Gegensätze, welche sich hier und da bemerklich machten, befriedigend in eine Harmonie des Lichtes auf⸗ lösten, welche auf die in den Straßen sich drängende, Menge den freudigsten Eindruck machte. Bis spät in die Nacht hinein dauerte das Wogen und der Jubel des Volkes und wenn auch an den am meisten besuchten Orten, wie in der Leipziger- und der Wilhelms⸗ Straße, Unter den Linden und am Köllnischen Rathhause, dann und wann das Gedränge der Wagen und Fußgänger etwas stark und belästigend wurde, ; ist doch dieses herrliche Fest, so viel wir wissen, nirgends durch Unordnungen oder Unfälle gestört worden.

Zum Beschluß der diesjährigen Herbst⸗ Uebungen des in und resp. bei Berlin zusammengezogenen Garde⸗-Corps fand heute Vor⸗ mittag um 10 Uhr eine große Parade auf dem Exerzierplatze hinter dem Kreuzberge vor Sr. Majestät dem Könige statt. Die Truppen waren in zwei Treffen aufgestellt, die Infanterie mit der Garde⸗ Pionier⸗-Abtheilung im ersten, die Kavallerie mit der Artillerie im zweiten. Nachdem präsentirt worden und Se. Majestät, gefolgt von

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den hier anwesenden Königlichen Prinzen, worunter Se. Königliche Hoheit der Prinz Karl von Bayern, und vielen Generalen und Stabs⸗Offizieren, worunter auch mehrere fremdherrliche Offiziere, die Fronten herunter geritten waren, erfolgte der Vorbeimarsch, von der Infanterie zuerst in Compagnie- Fronten, von der Kavallerie in Zügen; sodann von ersterer in Regiments - Kolonnen, von letzterer in Esca⸗ drons⸗ Fronten. Ihre Majestät die Königin, so wie Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen, wohnten ebenfalls der Parade bei.

Provinz Preußen. Die Staats⸗, Kriegs⸗ und Friedens⸗Zeitung enthält einen Bericht über die bereits in Nr. 249 der Allg. Preuß. Jtg. besprochene Reise des Herrn Finanz⸗ Ministers Flottwell Exc. durch die Provinz Preußen, welcher im we⸗ sentlichen Folgendes besagt:

„Heute hat der Herr Finanz-Minister Flottwell unser Departement ver- lassen, und seine Rückreise nach Berlin angetreten. Es wird nicht nur den Bewohnern der Provinz, sondern auch allen denen, welche unseren so schwer heimgesuchten Mitbewohnern Ostpreußens und Litthauens Unterstüßungen darzubringen sich gedrungen fühlen, willkommen sein, wenn wir denselben das, was aus zuverlässigen Quellen uns über die Thätigkeit des Herrn Fi- nanz⸗Ministers während seines dreiwöchentlichen Aufenthaltes in Ostpreußen und Lithauen näher bekannt geworden, hier übersichtlich mittheilen. Wir halten uns zu dieser Mittheilung sogar für verpflichtet, indem uns daran gelegen sein muß, daß man auch außer unserer Provinz erfahre, wie von Seilen des Gouvernements den wichtigeren Zustanden und Verhält⸗ nissen und insbesondere solchen Ereignissen, wie die gegenwärtigen, alle Sorgfalt und Rücksicht gewidmet wird, und diese auch wirklich mit Recht die thätige Theilnahme in Anspruch nehmen, auf deren günstige Erfolge wir gerechnet haben und rechnen müssen. Nachdem der Herr Minister die ersten Tage seiner Anwesenheit am hiesigen Orte dazu benutzt hatte, sich von dem Zustande des diesseitigen Handels, der Schifffahrt und der Ge⸗ werbethätigkeit speziell zu unterrichten, besuchte er am 3. September, in Be⸗ gleitung von Deputirten der mit der Verwaltung der pillauer Hafen⸗Anstal⸗ fen beauftragten hiesigen Kaufmannschaft, die Hafen-Anstalten und Bauwerke, so wie die Rettungs⸗Anstalten in Pillau, ließ sich hierauf am anderen Tage in einer Plenar⸗-Sißung der hiesigen Regierung über die Wirkungen des Regen= wetters auf die diessährige Aerndte, den Justand der Wasser und Handelsstraßen, der Chausseen, der Steuer⸗Verhältnisse ꝛc. ausführlichen Vortrag halten und die Resultate der hierüber gepflogenen Verhandlungen aufnehmen. Nachdem er vorher noch einige der wichtigeren Fabrilstätten besichtigt, traf derselbe am 6. September in Tilsit ein, nahm dort ebenfalls von dem Gange des Han— dels und dem Standpunkte der Industrie Kenniniß und die erheblicheren Fabriken in Augenschein und bereiste dann, unter Zuziehung der betreffen⸗ den Beamten, die verschiedenen Niederungen rechts und links der Memel, der Gilge, des seckenburger Kanals, des Nemoninstromes, der Greituschka, wie auch die Haffgegenden von Inse bis Labiau. Wenngleich schon der Anblick, welchen die Memel, rautenburger, linkuhner und seckenburger Niede= rung darbot, ein betrübender war, so ergriff ihn doch noch mächtiger der trost⸗ lose Zustand, in welchem sich der größte Theil der Aecker, Wiesen und Gärten der Haffgegenden befindet, indem die Kartoffel, namentlich die Gemüse-Gär—= ten der fleinen Grundbesitzer in den Dörfern Inse, Tawe, Gilge, Nemonin, Jouwendt, Agilla und Gr. Friedrichsgraben, von denen sie hauptsächlich zu leben pflegen, durch die Ueberschwemmungen gänzlich vernichtet sind, und der größte Theil der Heu -Aerndte theils sortgeschwemmt, theils verdorben ist. Wenn, wie ein Augenzeuge vessichert, schon das Erscheinen des Herin Finanz Ministers in diesen Gegenden den freudigsten Eindruck hervorrief, so wurde dieser noch vorzugsweise durch das liebevolle Benehmen, den einsichts⸗ vollen Rath und die herzlichen tröstenden Worte, welche er zu den vom Schicksal so hart Betroffenen sprach, erhöht. Neuer Muth und ein unbedingtes Vertrauen in die, Prüfungen und den Willen des Allmächtigen ist seitdem unter die Niederungs-Einsas⸗ sen zurückgekehrt, und das Versprechen, welches der Herr Minister denselben gab, da, wo eigene Kräste und Mittel zur Ernährung von Men— schen und Vieh nicht zureichen würden, ihnen durch Zuwendung von einem den örtlichen Preisen angemessenen Arbeitsverdienst bei öffentlichen Wasser— und Chaussee⸗ Bauten Hülfe gewähren, und zur Vorbeugung der mit dem Genusse von theilweise verdorbenem Hein für das Vieh verbundenen Nach- theile die erforderlichen Quantitäten von Viehsalz zu ermäßigten Preisen ober nach Bedürfniß ganz frei verabreichen lassen zu wollen, mit großer Freude und dankbarem Herzen entgegengenommen worden. Von Labiau aus traf der Herr Minister am 10. September Abends in Memel ein, besprach mit den Vorständen der dortigen Kaufmann— schaft und der Kommune die dasigen Handels und Schifffahrts—⸗ verhältnisse, besichtigte am 11ten die Hafenwerke und Anstalten, ordnete zur Stelle die möglichst gründliche und schleunige Beseitigung der in dem letzten Jahre durch den Abbruch der Nehrungsspitze für das Seegatt und den Memeler Hafen herbeigeführten, höchst nachtheiligen Versandungen an, und nahm am Seestrande bei Mellneraggen eine unverhoffte Revision der Thä⸗ tigkeit der Seelootsen in Behandlung der Nettungs-Anstalten vor. Diese fiel so befriedigend aus, daß Se. Excellenz den bisher nur interimistisch angestellten Seeschiffsführer Lammert in Gegenwart sämmtlicher Seelootsen definitiv zum Looisen-⸗Commandeur in Memel ernannte und den Seelootsen für ihre lobenswerthe Thätigkeit eine Gratification auszahlen ließ. Auch besuchte derselbe noch die Anker- und Ketten-Fabrik und die Maschinenbau⸗ Anstalt des Herrn Kommerzienraths Mason, ließ die Tüchtigkeit seiner Kettenfabrikate mittelst einer hydraulischen Presse einer sorgfältigen Prüfung unterwerfen, ordnete die erforderlichen Maßregeln zur kräftigen Fortsetzung des Chausseebaues von Memel nach Tilsit an und nahm hier⸗ auf am JI2ten zuerst den Actien-Chausseebau von Memel nach Gareden, dann den von Memel nach Tilsit in Augenschein. Auch, wurde von ihm die Memel Niederung bei Hevdekrug, wofelbst vorzugsweise der Heuverlust hart empfunden wird, indem nur ein Drittel als gut eingeärndtet, ein Drit- tel als gänzlich verdorben und ein Drittel als sortgeschwemmt betrachtet werden kann, besucht, dann die Reise längs der russischen Gränze bis zu dem Gränz-Zollamte Laugzargen und von da über Tilsit und Ragnit nach

leihe verhandelt werden.

Gumbinnen sorigesetzt. Nachdem derselbe einer Plenar⸗ Sitzung der dasigen Re⸗ gierung angewohnt und vorzugsweise dem Vortrage über die Drangsale, in welche durch den verderblichen Einfluß der anhaltenden Regenwitterung dieses Sommers so viele Bewohner Litthauens gerathen, ,. ufmerksamkeit gewidmet, und seine Ansichten über die zu ergreifenden Vorkehrungen und Mittel zur mög- lichsten Linderung und Abhülse der Noth ausgesprochen, reiste derselbe über Insterburg, Angerburg, Nordenburg, Gerdauen, Allenburg, Friedland und Schippenbeil nach Heilsberg, um die von den Natur-Ereignissen betroffenen Gegenden der Alle ebenfalls kennen zu lemen, und Maßregeln einzuleiten, welche geeignet sein dürften, auch die dort von Wasserschäden schwer Heim- gesuchten den Winter hindurch vor Neth und Elend zu schützen. Ven Heilsberg setzte derselbe am 19. September seine Reise uber Wormdit nach Pr. Holland fort, woselbst sich der Herr Ober-Präsident Bötticher, der Ge⸗= heime Ober-Baurath Severin und die betreffenden Techniker der Regie rungen zu Danzig und Königsberg zur Berathung mit Sr. Ercellenz über das Projekt der Tieferlegung und Verbindung der oberländischen Seen zwischen Osterode und Pr. Holland durch ein großartiges Kanalbauwen eingefunden hatten. Die Reise des Herrn Finanz- Ministers durch die Provinz hat unverkennbar überall das Vertrauen zu dem Gouvernement mächtig gefördert. Möge der Allmächtige den Mann, welcher aus der an Ort und Stelle gewonnenen Ueberzeugung genau kennen gelernt hat, was der Provinz zur Förderung ihres Handels, der Schifffahrt und der Gewerbe Noth thut, und was am zweckmäßigsten zur Milderung des durch die Wasser= fluthen herbeigeführten traurigen Zustandes zur Ausführung gebracht werden muß, uns noch recht lange in der Fülle von Kraft und Thätigkeit erhalten, worin wir ihn jetzt gesehen, und mit der er die Provinz, worin er geboren, und früher schon so segensreich gewirkt, verlassen!“

Provinz Schlesien. Am 18. September starb zu Glatz der General-Lieutenant und Festungs-Kommandant von Malachowsky am Lungenschlage.

NRhein-Provinz. Am 22. September ist eine aus einigen tausend Wallern bestehende Prozession von Aachen nach Trier aus⸗ gezogen.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Württemberg. Ein Korrespondent der Deutfchen' Allg. Ztg. will wissen, daß demnächst in Württemberg eine Schärfung der Cenfur für solche Fälle eintreten solle, wo von Religions Angelegenheiten die Rede ist. Der mehrgenannte Joseph Enderle, der fein Gefängniß 13 Mal verlassen und eben so oft zu⸗ rückgekehrt ist, und des Mordversuchs auf seinen Schultheißen ange⸗ klagt war, ist hinsichtlich dieses Verbrechens freigesprochen, aber wegen gefährlicher Drohungen zu 10monatlicher Kreisge fängnißstrafe verur- theilt worden.

Großherzogthum Baden. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Sachsen⸗- Altenburg, nebst drei Prinzessinnen Töchtern, sind am 20. September zum Besuch Höchstihrer Verwand⸗ ten in Karlsruhe eingetroffen.

Freie Stadt Bremen. In der dritten und letzten Ver⸗ sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte am 23. September hiel⸗ ten folgende Herren Vorträge: Dr. Roeser aus Athen; Ueber die Lagerung der Skelette in den alt- hellenischen Gräbern, Dr. Herm. Engelken aus Rockwinkel: Ueber das Verhältniß der Poesie zur Seelenheilkunde, und Leib⸗ Chirurgus Dr. Holscher aus Hannover: Ueber den Schmerz. Sodann erklärte der erste Geschäftsführer, Herr Bürgermeister Smidt, nach einem kurzen Abschiedsgruße die 22ste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, mit dem Wunsch auf ein fröhliches Wiedersehen in Nürnberg, für geschlossen.

Oesterreichische Monarchie.

Prag, 4. Sept. (Pr. 3.) Se. Majestät der Kaiser hat die öffentliche Feier der in kurzem eintretenden beiden Jubiläen geneh—⸗ migt. Es sind dies nämlich erstlich das 1000jährige Jubiläum der Taufe der ersten böhmischen Wladyken zu Regensburg und somit der Einführung des Christenthums in Böhmen (am 1. Januar 845), und zweitens das 500jährige Jubiläum der Grundsteinlegung der Dom⸗ kirche zum heiligen Veit durch Karl IV. am 21. November 1314.

Frankreich.

Paris, 21. Sept. Alle wichtige Staats⸗Angelegenheiten sind jetzt bis nach der Reise des Königs ausgesetzt. Es soll dann auch über die Art der Negozirrung des noch rückständigen Theils der An— Marschall Soult wird am 28sten d. hier zurück erwartet. ö 66

Der Constitutionnel will aus London nähere Aufschlüsse über den Gaug der Verhandlungen in Betreff Otaheiti's und Ma⸗ rokko's erhalten haben, die er für zuverlässig zu halten vorgiebt, und aus denen die Erklärung aller bisher noch dunkel gebliebenen Par— tieen in dem Benehmen des französischen Ministeriums hervorgehen soll. Da es indeß als sehr zweifelhaft gelten muß, ob diese Nach⸗ richten irgendwie begründet sind, wie denn Galignani's Messen—⸗

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kophag zur Linken haben wir an dem Tode der Niobiden eine dem früheren borghesischen, jetzt pariser Relief fast durchgängig ent= sprechende Darstellung. Die Endpunkte der Vorderseite nehmen die ver— zweifelte Niobe mit zwei Töchtern und Amphion ein, vergeblich bemüht, mit dem Schilde den Tod von dem jüngsten seiner Söhne abzuhalten. In der Mitte sinkt der Aelteste, von dem sich bäumenden Rosse herabgestützt, zusammen, getroffen vom tödtlichen Geschosse. Zur Seite entsprechen sich die Gruppen eines Pädagogen und einer Amme mit schon getödteten Töch= tern, die eines zweiten Paͤdagogen mit einem Sohne und eines auf dem niedergestürzien Rosse sein Geschick eiwartenden Sohnes; darüber, in einer zweiten Reihe, Söhne zu Roß und Töchter, ebenfalls symmeteisch geordnet, sheils schon getroffen von der Rache der Götter, theils noch verzweiflungs⸗ voll aufwärts blickend, wo auf dem Deckel des Sarlophags Apoll und Diana ihr Werk zu vollbringen thätig sind, denen man auf den entspre⸗ chenden Nebenseiten ihre Attribute noch besonders beigefügt hat. Auf. den Hauptflächen derselben ist links eine ländliche Scene dargestellt, sei es, blos um die Lofalität, sei es, um in der Reihe derselben einen Gegensatz zu der gräßlichen Erreglheit der Haupt - Darstellung zu bezeichnen. Rechts trauert die Mutter mit dem , an dem Grabe der Kinder, wohl nicht ohne Beziehung auf die Mutter, die das Geschick der Kinder bellagt, deren Gebeine vereinigt in dem Sarkophage glunden wren Die Geschicke des Orestes vom Beginne der Rache is zu seiner Sühnung in einer Ausführlichkeit wie bis jetzt lein anderes Tanstwerk sie zeigie, fuͤhrt ung der dritte Sarkophag vor Augen. Dem Be 86 zur Nechien schreitet Orest mit gezücktem Ihren vom Dreifuß des 2 y, . über die an der Schwelle des Ungiückshauses der Airiden . e n wn inn mend; Erinnys. In der Mitte ist die bereits aus , , i Hie, degree ile vollbracht, der den Haus- Altar w 94 . den Mu ,. ihren Schrecken heranstürmenden Furien 6 ö er ie hn . die am Boden ruhende Erinnys, während ger e 2 e 26 rest über nach dem Schatten des ĩ blickt 6 hinter n forte herausgetreten ist. Nebenseiten zelgen 5 * . . Baum gelagert Funje, links zwei Schatten, im Begriff, den Nachen Cha⸗

ron's zu besteigen, um vielleicht zum Gericht in die durch einen Halbbogen angedeuteten Wohnungen der Schatten eingeführt zu werden. Auf der Vonderseite des Deckels folgen die weiteren Geschicke Hrest's; in der Mitte, wie er, gefesselt mit Pplades, von Thoas der Iphigenie zur Dpferung über⸗ geben wird, links vor dem Tempel die Erkennung der Geschwister, rechts der Kampf gegen die andringenden Barbaren, während Iphigenie mit dem Bilde der Göitin bereits das Schiff bestiegen hat. .

Sind nun, wie gesagt, diese Erwerbungen der Grundstein der ganzen Sammlung gewesen, so mußte man doch glauben, daß zur Bildung eines Museums noch lange Anstrengungen nöthig sein würden. Hier aber be⸗ währte sich auf das offenbarste der unermeßliche Reichthum Roms an Werken antiker Herrlichkeit; es bedurfte nichts als einer Auswahl aus den Schäßzen der vatikanischen Magazine, um dem Museum gleich bei seiner Eröffnung einen ehrenvollen Platz unter römischen Sammlungen zu sichern. Mehrere der dorthin versetzten Werle sind bereits bekannt, indem sie früher anderen Sammlungen angehörten; so vor allen die Kolossal⸗-Statue des Antinous Dionysos aus Palästrina, früher im Palast Broschi, die, wenn sie auch ent= fernt ist von ver Frische selbst römischer Werle aus der ersten Kaiserzeit, doch gerade durch die scharfe Charakterisirung und die mehr trockene als sorgfältige Behandlung des Marmors als ein Hauptwerk für Erkenntniß der Kunst⸗Uebung hadrianischer Zeit betrachtet werden muß. Aus Palast Ron⸗ danini sehen wir zwei schöne Reliefs, beide bereits von Winkelmann be⸗ kannt gemacht: Orestes, der, von den Furien verfolgt, ohnmãchtig niedersinft in die Arme seines Freundes Pylades; dann das mit seltenem Fleiß geist-= voll ausgeführte lleine Relief, einen Schauspieler oder Dichter darstellend, der, vor einem Tische sitzend, den Charalter der vor ihm aufgestellten Masken u studiren scheint, während eine Muse ihm zum Beistand gegenwärtig ist. nl sind wenigstens aus stupferwerken belannt, so z. B. die fragmentirte Gruppe einer von Amor gequälten Psyche, ein Relief, Venus Angdvomene . Amoren in einer Muschel, umgeben von Nereiden und Meerdämonen, beide in Gerhard's antiken Bildwerlen. Unter den Hunderten anderer Vorstellun · gen, von denen freilich nur eine geringe Zahl andeutungsweise hier er. wähnt werden ann, sind die bei weitem große Masse Reliefs, doch ö

jei von statuarischen Werlen wenigstens angeführt: ein lleiner Aeskulap, acchus, eine sitzende in eleganter und sauberer Einfachheit gearbeitete

haltung aus, mit den Uebungen der Palästra, in me

Muse, ein auf einem Panther reitender trunkener Silen, zwei mit der Bulla angethane Knaben, ein prächtiger aus Bigio gearbeiteter Hirsch endlich eins ganze Reihe schlafender Amoren mit den veischiedenartigsten Attributen des Herkules, des Schlafes und des Todes.

Von den Reliefs ist durch den freien geistreichen Styl der Darstellungen eine große dreiseitige Ara vor Allem ausgezeichnet, aus den Trümmern des Zorums herrührend, und sind auch die neun einen bacchischen Tanz in leb= hafter Bewegung darstellenden Figuren leider etwas beschädigt, so geben sie dennoch einen ursprünglichen Begriff ihrer Vortrefflichkeit, als antike Nachbildungen ähnlicher Vorstellungen, aus denen wir meistens unsere Schlüsse auf die Vorbilder zu machen gezwungen sind. In archaisch sauber

earbeitetem Styl führt uns eine kleine dreiseltige Basis Jupiter, Juno und

gern in bekannter Weise gebildet vor. Eine andere runde Arg zeigt einen schwer zu lösenden Widerspruch zwischen ihrem Reliefschmuck und der Wei⸗ hung; unter Guirlanden an Schildkröten -Levern aufgehängt sehen 6 Rttübute Vulkan , Hammer, Jange, Amboß und die halbeisörmige Mütze, während die Inschrist besagt, daß die Ara. ben Pietas geweiht war. Die Zwölftampfe des Herkules z6 vollständiger Reihe, doch von schlechter Arbeit kd ohne Besonderhesten der Barseellüng zeigt ein kleiner ihm gemweihter Altar, auf dem er außerdem im Veisein der Minervg opfernd gebildet ist.

Diesen wenigen, freilich seltenen religiösen Werten reihen sich in weit größerer Masse die Grabdenkmäler an. Die Jagd des Melegger, Diand's Befuch bei Endymion, Adonis“ Tod, Appolleons Kampf mit Mar- syas, einige Kämpfe des Herkules, bei denen wir die bekannte Figur des Eurystheus im Fasse durch eine erschreckte Frau vertreten sehen, sind theils vollständiger, theils in bedeutenden Fragmenten aufgestellt. Unter den etwas selteneren Darstellungen zeichnet sich ein lleiner = durch schöne Er⸗

reren unter Leitung ber Paͤdagogen kämpfenden und gekrönten Ringern dargestellt; während ein anderes Relief die Rüstung der Cestuskämpfer besonders deutlich erkennen läßt. Unter lleinen Grabstelen zeichnet, sich namentlich Feinheit der Ausführung und naive Kindlichkeit ihrer Darstellungen aus; Amorinen scherzen mit einem enn a parodiren den trun- lenen Silen und betreiben ihre Hahnenwettlämpfe ganz mit, dem Ernst und der Wichtigkeit, die nur überhaupt Wettssegen zulömmt,

eine durch

ger die ganzen Angaben für erdichtet hält, so wird es genügen, zur Bezeichnung der Oppositions⸗Manöver einen kurzen Ueberblick davon zu geben. England, heißt es, habe anfangs durchaus auch einen ge⸗ gen Capitain Bruat auszusprechenden Tadel, wo nicht dessen Abbe⸗ rufung, verlangt, es sei aber von dieser Forderung abgegangen, nachdem Herr Guizot ihm das Zugeständniß gemacht, daß die Insel Mogador sogleich wieder geräumt und überhaupt alle weitere militairische Operationen gegen Marokko bis zum Frühjahr eingestellt, unterdessen aber dem Sultan Abd el Rhaman noch einmal die alten Friedens- Bedingungen angeboten und keine Entschädigungen für die Kriegskosten von ihm gefordert werden sollten. Dessenunge⸗ achtet aber habe das englische Ministerium noch auf eine Entschädi⸗ gung für Herrn Pritchard gedrungen, um vor dem Parlament des gegebenen Versprechens, daß Englands Ehre gewahrt werden solle, sich entledigen zu können. Auch hierzu habe Herr Guizot noch sich willig erwiesen, und so sei indirekt doch gewissermaßen das Verfahren des Capitain Bruat, eben so wie das des Herrn von Aubigny, des⸗ avouirt, und Frankreich habe die Schmach zu ertragen, daß es einen Mann, dessen Umtriebe noch neuerdings französisches Blut vergießen gemacht, für seine Intriguen noch mit französischem Gelde bezahlen solle. Was dann die Unterhandlungen mit Marokko betrifft, so wird ferner behauptet, sie seien in Folge obiger Konzessionen ganz dem englischen Gesandten, Herrn Bulwer, in die Hände gegeben worden, dem die unerwartete Lösung des Knotens zuzuschreiben sei, denn die Ausgleichung der Differenzen mit Spanien habe dabei nur zum Deckmantel dienen müssen. Endlich wird mit großer Ent⸗ rüstung gefragt, wie man gleich nach Unterzeichnung der Frie—⸗ dens ⸗Stipulationen französischerseits schon zur Ausführung der⸗ selben habe schreiten und die Räumung der Insel Mogador anordnen können, ohne, wie der gesetzliche Brauch es erheische, erst abzuwarten, ob auch von Seiten der französischen Regierung der Friedensschluß genehmigt werden und die Ratification desselben er— solgen würde; eben dies aber lasse voraussetzen, daß das Ganze ein schon vorher mit England abgekartetes Spiel gewesen und daß man sich dessen Willen vollkommen unterworfen habe. Dies ist der we⸗ sentliche Inhalt des langen Oppositions-Artikels, der die Angriffe vorzeichnet, welche dem Ministerium wegen dieser beiden Angelegen⸗ heiten, der otaheitischen und marokkanischen, in der nächsten Session bevorstehen.

Auch die Verordnung, durch welche Marschall Bugeaud zum Herzog von Jely erhoben wird, dient den Oppositions-Blättern als ein neuer Grund zum Tadel der Regierung. Sie sehen darin eine Rückkehr zu dem Brauch des ancien regime. Indeß wissen sie keine andere Art der Belohnung des Marschalls anzugeben, und wäre jene Ernennung nicht erfolgt, so würden sie vermuthlich ebenfalls Lärm erhoben und der Regierung vorgeworfen haben, daß sie die dem Lande geleisteten Dienste nicht zu würdigen wisse.

Der Abbé von Genoude, Eigenthümer der Gazette de France, ist bei der Wahl zu Savenay durchgefallen. In der Rede, womit er sich den Wählern empfahl, suchte er unter Anderem auch dadurch sich Popularität zu gewinnen, daß er eine Revision der Verträge von 1815, aber ohne Krieg, zu seinem Losungsworte machte. Außerdem erklärte er sich für allgemeines Stimmrecht, für eine radikale Umge— staltung aller Dinge in Frankreich, jedoch ohne Revolution, für Ab— schaffung aller die Freiheit beschränkenden Gesetze, für Unabhängigkeit des Klerus vom Staate und für freien Unterricht. Von einem Wäh⸗ ler über seine Ansichten in Betreff der Juli- Revolution befragt, gab er folgende Antwort: „Ich unterscheide zwischen dem Widerstand ge⸗ gen die Ordonnanzen und der Verletzung des Prinzips der Erblichkeit.

en Ordonnanzen durfte man sich widersetzen, weil die Gesetze durch die⸗ selben verletzt wurden, und weil zu allen Zeiten der Monarchie stets zwischen Verordnungen und Gesetzen ein Unterschied gemacht worden ist. Karl V. verlangte, seine Völker sollten sich den Verordnungen widersetzen, die er etwa gegen die Gesetze erlassen möchte. Das Ministerium vom 8. August verletzte aber bestimmte Gesetze, indem es die Zahl der Wähler beschränkte und an die Zeitungen Hand anlegte. Der Wi— derstand war also gesetzmäßig. Die Verletzung des Prinzips der Erb⸗ lichkeit aber muß ich verdammen,.“ Das Journal des Debats triumphirt über dies halbe Zugeständniß von Seiten eines der Haupt⸗ stimmführer der legitimistischen Partei, und Herr von Genoude be⸗ kömmt dann die spöttische Insinuation zu hören, daß er, nachdem ihn die Sucht, für national zu gelten, angetrieben habe, die eine Hälfte des Weges zurückzulegen, aus gleichem Trieb auch wohl noch den Rest hinzuthun dürfte.

X Paris, 21. Sept. Gegen Ende des Monats wird Graf St. Aulaire, französischer Botschafter am londoner Hofe, auf seinen Posten dahin zurücklehren, um zum Empfange des Königs auf engli— schem Boden bereit zu sein. Man bemerkt, daß die Reise des Königs der erste Besuch ist, den ein französischer Monarch in England macht. Die Veröffentlichung der neuen Pairs- Ernennungen wird erst nach der Rückkehr des Königs erfolgen; die Liste ist noch nicht festgestellt, aber als gewiß betrachtet man die Ernennung der Herren Graf Jaubert, Annisson Duperron, Benjamin Delessert und Victor Hugo.

In Betreff der Ernennung des Marschall Bugeaud zum Herzog von Isly war bekanntlich im Minister⸗Rathe anfangs auf den Antrag

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der Minorität beschlossen worden, die Meinung des Marschall Soult darüber zu vernehmen, welcher sich denn dahin aussprach, daß man den Marschall vor Allem erst selbst darüber böten müsse. Demzufolge schrieb der Marine⸗Minister im Namen des Minister⸗Raths an Bugeaud, und sein Brief ging durch den selben Courier ab, welcher ein eigen- händiges Dankschreiben des Königs überbrachte. Der Marschall ant⸗ wortete augenblicklich, worauf am 18ten die Ernennungs-Ordonnanz vom Könige unterzeichnet wurde. ĩ e.

In Betreff der Festlichkeiten bei der Rückkehr des Prinzen von Join ville ist bis jetzt nur der Beschluß gefaßt, daß in der Kathedrale don Notre-Dame ein feierliches Tedeum gesungen werden soll, dem der König, die ganze Königliche Familie und alle hohen Staate⸗ körperschaften beswohnen werden. Drei Tage darauf soll dann im Dome des Invaliden⸗Hotels ein feierlicher Trauergottesdienst für die im Kriege gegen Meroklo Gefallenen stattfinden. Der jetzt zum Vice⸗ Admiral beförderte Prinz tritt in die durch den Tod des Vice⸗Admi⸗ rals Lalande erledigte Stelle ein. Das Marine-Offizier⸗Corps von Frankreich besteht gegenwärtig aus zwei Admiralen, zehn Vice⸗Admi⸗ ralen, zwanzig Contre⸗Admiralen, hundert Linienschiffs-Capitainen, zweihundert Korvetten-Capitainen, sechshundert Schiffs-Lieutenants, fünfhundert Schiffs-Fähnrichen, zweihundert Eleven erster Klasse und eben so vielen zweiter Klasse. Außerdem ist noch der Reservecadre da, der fünf Vice-Admirale und 6 Contre-Admirale enthält.

Der Erzbischof von Paris, der eben von einer Reise nach Hol— land, Belgien und der preußischen Rheinprovinz zurückgekehrt ist, hat von dem Kardinal Staats⸗Secretair Lambruschini wiederholte Einla⸗ dungen zu einem Besuche in Rom erhalten, ohne ihnen jedoch bisher zu folgen, doch soll er jetzt sich geneigter dazu zeigen.

Das neue Unglück, welches die Insel Guadeloupe betroffen hat, stellt sich nach Briefen von dort als sehr bedeutend heraus. Vor zwei Jahren zerstörte ein Erdbeben die Stadt Pointe a Pitre von Grund aus, und jetzt hat eine furchtbare Feuersbrunst am 26. Au⸗ gust einen großen Theil der anderen Stadt Basse-Terre in Asche ge— legt. Man kennt bereits die Namen der zahlreichen Handels -Eta⸗ blissements, welche ein Raub der Flammen geworden sind. Gerade das Quartier, wo die meisten Handelsleute wohnen und ihre Maga⸗ zine haben, ist zu Grunde gegangen. Man schätzt den Schaden an Häusern und Waaren auf 3 Millionen.

Die neuesten Berichte aus Algier vom 15ten bringen wenig von Bedeutung. Man war mit Anstalten zu dem großen Bankett zu Ehren des Marschalls Bugeaud beschäftigt. Der ehemalige Agha des Bey von Maskara und Mostaganem, Mesari Ben Ismail, be⸗ sucht Frankreich und dessen Hauptstabt, und ist bereits auf dem Dampf⸗ schiff „Pharamond“ mit seinen zwei Söhnen und seinem übrigen Ge⸗ folge zu Marseille eingetroffen.

. Auch aus dem Maconnais, Beaujolais und ganz Burgund lauten die Nachrichten über die eben begonnene Weinlese außerordentlich günstig. Die Qualität des Weines soll vorzüglich zu werden ver⸗— sprechen, leider ist die Quantität nur gering.

Großbritanien und Irland.

London, 21. Sept. Die Times veröffentlicht heute bereits die ihr auf außerordentlichem Wege zugegangenen Berichte über das vorgestern Abend in Dublin zu Ehren O'Connell's stattgefundene „National-Bankett“. Achthundert Personen, großentheils der begü⸗ terten Mittelklasse angehörend, hatten daran theilgenommen. Die Musikhalle, ein öffentliches Lokal in der Stadt, war mit den drei Mottos geschmückt: „Gedenkt des 30. Mai 1844“, „die Repeal der Union“, „die Lords Denman, Cottenham und Campbell“. Außer sämmtlichen eingekerkert gewesenen Repealers bemerkte man unter der Zahl der Tischgäste auch mehrere Parlaments⸗Mitglieder, die katholi⸗ schen Bischöfe von Ardagh und Meath, sogar einige protestantische Geistliche, ferner den Lord⸗Mayor von Dublin und die Mayors ver⸗ schiedener anderer Städte Irlands. Herr Smith O'Brien, welcher dem Feste präsidirte, brachte O'Connell's Wohl aus mit den Worten: „Herrn O'Connell's Gesundheit und Glück, und möge er es erleben, daß der Lieblingswunsch seines Lebens erfüllt werde die Repeal der Union.“ Der laute Jubel, mit welchem dieser Toast aufgenommen wurde, steigerte sich noch, als O'Connell sich hierauf erhob, um seinen Dank in längerer Rede auszusprechen. Dieselbe bietet nichts Neues von Interesse. Der Agitator begann mit einer emphatischen Aufforderung, in dem Bestreben für die Repeal der Union zu verharren, den Po saunenruf erschallen zu lassen, der die nicht, wie Grattan gesagt habe, durch die Union begrabene, sondern nur schlummernde Unab⸗ hängigkeit Irlands wieder erwecken soll, den Sieg zu nutzen, der in diesen Tagen so unerwartet errungen worden sei. O'Connell wieder⸗ holte sodann seine früheren Erklärungen, daß er nur für ein Föderal— Parlament streite, daß er einem anderen fähigeren Führer, etwa Herrn Grey Porter, (der Protestant und von konservativen Gesinnungen aber für ein Föderal-Parlament ist) gern die Leitung der Agitation abtreten wolle, und daß er endlich nur in der Ver— schmelzung aller Parteien des Landes das Gelingen ihres Unterneh— mens erblicke. Er empfahl diese Vereinigung aller Parteien und Gaubenssekten in dem einen Aller Interesse umfassenden Streben nach ungefesselter politischer Freiheit auf das dringendste, setzte dann kurz die zu hoffenden materiellen Vortheile einer Aufhebung der Union aus⸗

einander und schloß mit einer Berufung an die Vaterlandaliebe bes irländischen Volles. Nach O'Connell hielten seine Schicssalsgenossen, deren Gesundheiten gleichfalls ausgebracht wurden, und Andere der Anwesenden noch längere Reden, und die Gesellschaft trennte sich erst nach Mitternacht. ;

Das durch die Gibraltar Chroniele veröffentlichte Schrei- ben des Befehlshabers des „Warspite“, Capitain Wallis, an den Ober⸗Befehlshaber der englischen Schiffs⸗-Station im Mittelmeere, Sir Edward Owen, in Betreff der Tim es⸗Korrespondenten über das Bombardement von Tanger lautet folgendermaßen:

„An Bord Ihrer Majestat Schiff „Warspite“, zu Gibraltar, den J. September. Mein Herr. Ich habe die Ehre, Ihnen den Empfang Ihres Schreibens vom 20sten vorigen Monats anzuzeigen, welches zugleich sowohl die General⸗Bekanntmachung von jenem Tage, als auch die Times vom 21. August, in welchen mehrere sehr beleidigende, unedelmüthige und un- englische Briefe ausgenommen waren, enthielt. Verlassen Sie sich darauf, mein Herr, ich werde meine besten Bemühungen darauf verwenden, den oder die Personen, welche dieselben geschrieben haben, ausfindig zu machen. Ich ssimme über den tadelnswerthen Charalter selcher Bemerfun⸗ gen und Veröffentlichungen mit Ihnen ganz vollkommen überein, und obgleich jene Briefe vom Bord des „Warspite“ datirt sind, will ich doch nicht glauben, daß irgend ein Offizier des Schiffes, das ich zu befehlen die Ehre habe, der Verfasser davon gewesen sein könne. Was mich selbst betrifft, so gebe ich mir die größte Mühe, in den jüngeren Zweigen des Dienstes jede Neigung zu solchen prahlerischen Ansichten zu unterdrücken, welche, wie Sie schr richtig bemerken, nur dazu dienen, den Charakter der britischen Offiziere und Seeleute herabzuwürdigen. Da die fragliche General ⸗Bekanntmachung in der Gibraltar Chroniele ver- öffentlicht worden ist, so hoffe ich, sie werden mir die Ehre erzeigen, zu er⸗ lauben, daß auch diese Antwort in demselben Blatte veröffentlicht werde, da der „Warspite“ in jener besonders genannt war. Ich habe die Ehre 2c. Wallis, Capitain.“

Obgleich die Nachricht des Morning Herald von dem Tral⸗ tate wegen der Besetzung von Suez für eine reine Erfindung erklärt worden ist, so will man doch nicht allen Glauben an derartige statt⸗ gefundene Arrangements im Orient aufgeben. Sogar der ministe⸗ rielle Standard äußert die Meinung, daß etwas an der Sache sei, wenn auch vielleicht der Ausdruck Traftat nicht auf die Uebereinkunft passe, welche man beabsichtige.

Den Behauptungen der französischen Oppositionsblätter, nament- lich des National, daß die Zahl der Linienschiffe in der britischen Flotte eigentlich nur auf dem Papiere vorhanden sei, da fast alle Schiffe, deren Namen angegeben werden, noch aus dem letzten Kriege herrühren und nicht mehr seefähig seien, begegnen unsere ministeriellen Blätter mit der Erklärung, daß von den 30 s. g. advanced ships, welche nach erfolgter Bemannung augenblicklich in See stechen kön⸗ nen, die Hälfte noch 15 Jahre alt . und daß die Flotte im Ganzen 30 seit dem Jahre 1830 gebaute Linienschiffe zähle.

Die Transportschiffe, welche Truppen vom 606sten und 6isten Regiment von Cork nach Ostindien bringen sollten, sind ohne diesel⸗ ben unter Segel gegangen, indem man unter den gegenwärtigen Um⸗ ständen es nicht für räthlich befunden haben soll, den Truppenbestand in Irland zu vermindern. Der Cork Examiner berichtet aus der Pfarrei von Drontariff, eine halbe Meile von Kontark, daß 16 Familien, im Ganzen 96 Köpfe zählend, von ihrem Gutsherrn von Haus und Hof gejagt worden seien, nachdem sie Jahre lang, Manche unter ihnen 40 Jahre und darüber, als Pächter dort gewohnt hatten. Es ist wohl anzunehmen, daß an eine Versöhnung in Irland nicht zu . ü. bevor nicht die agrarischen Verhältnisse des Landes geord⸗ net sind.

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Rom, 14. Sept. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl von Preußen hat mit ihrer Tochter, der Prinzessin e if; nigliche Hoheit, gestern die Rückreise über Florenz angetreten.

Gestern ist Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg von Preußen unter dem Namen eines Grafen von Tecklenburg hier angekommen. Der Erzbischof von Köln, Freiherr Droste von Vischering, welcher sich bereits seit einigen Tagen hier besindet, wurde heute vom Papste empfangen.

An die Stelle des verstorbenen Camuccini ist der Maler Agricola zum Inspektor der öffentlichen Gemälde und Direktor der Mosaik= Fabrik ernannt worden.

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Madrid, 14. Sept. Es heißt, die Regierung, welche auf eine starke Majorität in den Cortes rechnet, werde denselben folgende Reform-Entwürfe vorlegen: 1) Der Senat soll durch eine Pairs⸗ Kammer ersetzt werden, deren Mitglieder auf Lebenszeit zu ernennen sind; 2) das Preßgesetz soll modifizirt werden; 3) das Gesetz über die National-Garde soll Veränderungen erleiden; 4) die Eingangs- worte der Constitution, worin von der Volks-Souverainetät die Rede ist, sollen unigeändert werden.

Ss Madrid, 14. Sept. Was jeder unbefangene Beobachter voraussah, verwirklicht sich. Ein Ministerium, das aus den hetero⸗ gensten, sich einander bekämpfenden Bestandtheilen zusammengesetzt wurde und seit seinem Entstehen auch nicht einen einzigen politischen Grundsatz verfolgte, sondern, die „richtige Mitte“ suchend, von einem

indem der Preis des siegenden Thieres ein Kranz ist; doch tritt die Kind— lichkeit nur um so deutlicher wieder in den Thränen hervor, die dem besieg⸗ ten und getödteten Thiere fließen. Noch sind einige Werke zu erwähnen, die für die freilich noch zu wenig betrachtete Technik der alten Kunst ein Interesse haben; zuerst die ziemlich vollendete Statue eines gefangenen Barbaren-Königs, an der noch eine Menge der zur Ausarbeitung nach dem Modell gesetzten Punkte stehen geblieben sind, während diese bis jetzt nur als ganz vereinzelte Erscheinungen an einer geringen Anzahl alter Werke sich vorfanden. Ein Sarkophag, freilich von schlechler Arbeit, auf dem ein Hausherr die um ihn versammelte Dienerschaft bei ihrer Arbeit beaussich— tigt, ist nur stizzirt, und die Arbeit zeigt, wie man bei der Anlage des Reliefs die Umrisse mehr nach Art einer Zeichnung auf einer Fläche andeu⸗ tete, als daß man von vorn herein auf die Behandlung des Nunden viel Nücksicht nahm.

Unter den Werken der Kunst sind auch bereits in dem Museum eine Anzahl von Inschristen aufgestellt, doch meist Grabsteine von geringer Be— deutung. Doch verdienen hier als seltenerer Art die Inschristen auf dem Fuß zweier an der Marmorata in Rom gefundenen Marmorsäulen Erwäh⸗ nung, gewissermaßen die Adressen, unter denen sie aus den Steinbrüchen nach Nom gesandt wurden. Ueber sie enthält der eben publizirte funfzehnte Band der Annalen des archäologischen Instituts eine Abhandlung des Dr. Henzen, in welcher die hierauf bezüglichen, bisher wenig beachteten Zweige der römischen Verwaltung einer genauen Betrachtung unterworfen werden.

Bei dem Interesse, welches den Resten ältester christlicher Kunst jetzt wieder mit neuem Eifer zugewendet wird, dürfen endlich die Anfänge einer

Sammlung dahin gehöriger Marmorwerke nicht unbeachtet bleiben, die in

einem besonderen Zimmer des Museums zusammengeordnet sind. Zwei Sarkophage von vortrefflicher Erhaltung fesseln vor Allem die Aufmerksam⸗ keit, zugleich Belege für zwei verschiedene Stufen christlicher Bildnerei, der erste in der älteren allegorischen Auffassung mit mannigfachen Anklängen an Vorstellungen römischer Kunst. Wir sehen an der Vorderseite Christus unter der if en des guten Hirten dreimal wiederholt. Der übrige Raum ist auf eine Weise, welche die Technik der Marmor Arbeit als noch in spä⸗ ten Zeiten blühend belundet, mit arabeskenartigen Weinstöcken angefüllt, in denen Amorinen vielsältig beschäftigt sind; unter ihnen sieht man auch Pspyche,

dem Amor Trauben bringend. Dieselbe Vermischung des Christlichen und Nömischen kehrt auf der einen Nebenseite wieder, auf der unter an— deren, auf die

Aerndte bezüglichen Bildern die vier Jahreszeiten in gewöhnlicher Charakteristik erscheinen. Der zweite Sarkophag hat historische Vorstellungen des alten und neuen Testaments: auf den Neben- seiten den Sündenfall und die drei Männer im feurigen Ofen, wie öfter

mit einer den phrygischen Mützen ganz analogen Kopfbedeckung; auf der Voꝛderseite Moses, den Quell aus dem Felsen erweckend, und ein anderes weniger deutliches Bild: ein Greis, geführt von zwei Juden, deren turban-

artige Mützen der Künstler wohl aus seiner Zeit in das Werk übertrug.

Aus dem neuen Testamente sehen wir die Verwandlung des Wassers in

Wein, die Heilung des Blinden, die Speisung der Fünftausend, und wie

es scheint, die Erweckung des Lazarus, wenn nämlich die ganz mumienartig eingewickelte Gestalt des Todten am besten auf ihn, der schon im Grabe lag, bezogen werden muß. Gestalt zwischen zwei Männern stehend ein. Vorstellungen an Susanna oder auch an Marie gedacht hat, so wird dies durch dieses Bild widerlegt, da der Kopf unausgeführt ist, also das Por— trät derjenigen werden sollte, die in dem Sarkophage beerdigt würde. Der . . die , , , machte, ist offenbar der, daß nicht eine Frau, sondern ein Mann, Sabinus, der Inschrist zu in sei

Ruhe stãtte fand. ö

Den Mittelpunkt nimmt eine betende weibliche Wenn man dabei in ähnlichen

Hiermit sei denn diese kurze Uebersicht geschlossen in der freilich so

Vieles, eine Menge schöner Köpfe, Götterbilder und Portraits, eine Fülle der herrlichsten architeltonischen Fragmente nicht berückichtigt sind, die der Beschauer, deren wir dieser neuen Schöpfung römischen Kunstsinnes recht viele wünschen, i werth finden wird. Die Unerschöpflichkeit des römischen Bodens, selbst wenn er sich im Augenblick weniger ergiebig zeigen sollte, läßt hoffen, daß diese schon jetz so bedeutende des Kapitols und Vatikans an die Seite stellen und dieser ehrwürdigen Stätte einen neuen glänzenden Ersatz für den Verlust so vieler vergangener Größe verleihen wird.

darum nicht weniger einer genauen Betrachtung

ammlung sich einst würdig den ihr verwandten

Vermischtes.

In Folge des bereits ziemlich weit vorgerückten pompejanischen Haus- baues in Aschaffenb urg, unter der Leitung des Königl. Direktors der Akademie der bildenden Künste und Ober-Bauraths von Häriner stehendt wurden in München nach dessen Angabe und unter dessen spezieller ufsich, seit längerer Zeit Versuche im pompejanischen Stucco und Malerei gemacht und bereits ein vortreffliches Resultat erzielt, dem nur die Anwendung und Ausführung, im Großen mangelt. Da sich bei diesen Versuchen noch einige Hindernisse in Bezug auf Klima und Material zeigten, so befahl Se. Ma- jestät König Ludwig auf Antrag des Herrn von Gäriner, daß sich eine Kommission, aus Technikern und Chemikern bestehend, nach Pompeji zu be⸗ geben habe, um an Ort und Stelle, auf dem Wege der chemischen Ana⸗ lyse, diese obwaltenden Hindernisse zu untersuchen und für die Anwendung möglichst zu beseitigen.

Braunschweig, 23. Sept. (Magd. 3.) Mit Spannung sie man dem Musilfeste enigegen, welches am we und doe d. 37. 3 stattfinden wird. Es ist Alles aufgeboten, um die Aufführung des neuen Spohr schen Oratoriums: „Der Fall Babylons“, glänzend und des Meistere, der zu dessen Leitung von Kassel hierher kommen wird, würdig zu machen. Be⸗ kanntlich hat dieses Oratorium in England, wo dasselbe im vorigen Jahre gleichfalls unter Spohr's Direction zum ersten Male ausgeführt ist, außer= ordentliches Aufsehen gemacht. Die hiesige Aufführung mit den dazu auf- gebotenen grandiosen Vokal und Instrümental⸗Mitteln 600 er und 130 Instrumentalisten werden dazu mitwirken in dem herrl Lolgle der vormaligen St. Aegidius - Kirche wird jener in England geiwiß nicht nachstehen und so den Namen des Komponisten auch in seinem Va terlande aufs neue verherrlichen. Auch das fuͤr den zweiten Tag angekün⸗ digte große Konzert scheint Gutes zu versprechen. ** ist bemerkenswerth, =. darin . 6 Male u Musikfeste eine der in der musikalischen Welt neuerlich vielbesprochenen B türen (König Lear) vorgetragen werden 2 1

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