1844 / 285 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ämpsten? Auf diesem Wege und durch solche Mittel wird e e,, ,, dir i am wenigsten der religiöse Zustand gebessert.“

tadt Samburg. Die drei Elb ⸗Dampsschiffe

ven . und „Henriette“, welche einer Actien · Gesellschaft gchbren und bis jetzt den Dienst zwischen Hamburg und Kuxhaven versahen, so wie die Verbindung mit den, Inseln Helgoland, Norder⸗ ney und Föhr während der Badejahreszeit unterhielten, auch nebenher Segelschiffe . sind Anfangs Oktober zum Verkauf angeschla⸗ gen worden. Das schlechte Sommerwetter verminderte die Frequenz, so daß solche weit unter Erwartung aussiel. Indeß soll die Uneinig⸗ zeit unter den Theilhabern mehr als die Resultate der Reisen an der

Auflösung der Gesellschaft schuld sein. Kussland und Polen.

A Warschau, 9. Okt. Der Neubau der Gebäude für das agronomische Institut in Marimont ist vollständig beendigt. Ein Theil des hierzu noöͤthwendigen Fonds ward aus den jährlichen Beiträgen der Schüler dieser Anstalt genommen, deren Zahl sich gegenwärtig auf 206 beläuft, welche vorläufig nicht überschritten werden soll. Das in Polen einzige Institut seiner Art hat unter der Leitung des der⸗ weiligen Vorstandes, Professors Oczapowski eine so hohe Bedeutung für die landwirthschaftlichen Interessen gewonnen, daß eine öffeüGnrtliche Erwähnung desselben nicht unangemessen erscheinen dürfte. Marimont ist nur 3 Werst von Warschau entfernt, wo die Professoren des In⸗ siituts ihren Wohnsitz haben. Die Schüler erhalten von ihnen wäh⸗ rend eines zweijährigen Kursus hauptsächlich theoretischen Unterricht in der Dorswirthschaft, Baukunst, Naturwissenschaft, Mathematik, Zeichnenkunst, im Forstwesen, in der Administration, im Landrechte, jn der Buchhaltung und in praktischen Anleitungen zur Thierarznei⸗ kunde; sodann werden sie in der Religion, in den Pflichten gegen die arbeitende Menschenklasse, in der deutschen und russischen Sprache, in der letzteren jedoch nur so weit unterrichtet, als für die später einzunehmende halbamtliche Stellung des Gutsbesitzers ersor⸗ berlich ist. Behufs größerer Einsicht in den praktischen Landbau sinden Exkursionen nach den umliegenden Dörfern statt. Nach Absolvirung des vorgeschriebenen zweijährigen Kursus wird ein Examen abgelegt und dem abgehenden Zögling ein Zeugniß über seine Fähigkeit er⸗ theilt. Will derselbe demnächst Mitglied der agronomischen Gesell schaft in Warschau werden, so hat er zwei Jahre hindurch unter Be⸗ obachtung eines praktischen Wirths die Landwirthschaft zu betreiben und während des Verlaufs dieser Zeit landwirthschaftliche Berichte und Abhandlungen an die Gesellschast einzusenden. Nach Ablauf der zweijährigen praktischen Thätigkeit erhält der Bewerber ein Patent und kann auf Grund dessen als Mitglied des agronomischen Vereins aufgenommen werden, jedoch unter der Voraussetzung, daß er seine Ausbildung im Lande vollendet hat und auch für die Folge im Lande, d. h. in Polen oder Rußland, verbleibt. Die meisten praktischen Zög⸗ linge des marimonter Instituts suchen das Feld ihrer Thätigkeit in Rußland, wo ihnen in pecuniairer Hinsicht vortheilhaftere Engagements geboten werden, als in Polen. Die in der Ausbildung begriffenen sowohl, als die auf oben bezeichnete Weise ausgebildeten Agronomen, sind von allen Militairdiensten frei, und man sieht auch in dieser Nai= serlichen Anordnung, daß von Seiten der Regierung den landwirth— schaftlichen Interessen manche ungewöhnliche Rücksicht gewährt wird. Die Professoren des agrondmischen Instituts sind insgesanmt von der Regierung besoldet, und die Zöglinge zahlen nur sür Kost und Woh⸗ nung den verhältnißmäßig geringen Preis von jährlich 1000 Fl. Dhne Zweifel wirkt das Institut auf die Hauptquelle des polnischen Wohlstandes, den Landbau wesentlich ein, indem es dem Lande schon eine große Zahl gebildeter Oekonomen geliefert hat. Wie wir hören, erscheint jetzt das gediegene agronomische Werk des Professors Yczapowsfi auch in deutscher Sprache.

Hinsichtlich ber mit dem J. Oktober eingetretenen Branntwein⸗ besteuerung müssen wir unseren früheren Berichten noch hinzufügen, daß die Regierung den

1510

seine Politik bestehe in Zugeständuissen an das Ausland und in Un⸗ terdrückung im eigenen Lande. Die Welt mag nun über den Werth dieser Anklage urtheilen.“ Nachdem das andere der genannten Blätter die Maßregel ohne Einschränkung belobt hat, fügt es hinzu: „Wir wollen nicht einmal ein Bedauern darüber aussprechen, daß sie nicht ausgedehnter ist, und nicht eben so die Thore von Ham (wo bekanntlich Ludwig Bonaparte gefangen sitzt) geöffnet hat, wie die von St. Michel; doch wir hoffen, daß sich bald eine neue Gelegenheit bieten wird, das Werk der Königlichen Gnade zu vollenden. Gewiß würde dieser Wunsch schon erfüllt sein, wenn der Herzog von Orleans nicht so unglücklicherweise den Hoffnungen und der Äebe Frankreichs entrissen worden wäre, denn er hat einen unvergänglichen Beweis von der Hochherzigkeit und Großmuth seiner Gesinnungen in derjenigen Stelle seines Testaments hinterlassen, wo er die Amnestie einen großen politischen At nennt, und dem Grafen Molé die von ihm am meisten geschätzten beiden Gemälde seiner Hallerie als Andenken an eine Maßregel vermachte, die dem Ministerium vom 15. Oftober solche Stärke gegeben hatte, daß nur eine Coalition es stürzen konnte.“ Als Probe von der Art und Weise, wie die Opposttion die Maßregel aufgenommen hat, geben wir folgende Stelle aus dem Courrier frang ais: „Das Mini⸗ sterium ist mit seinem Muthe zu Ende; es zittert vor seinen Irrthü⸗ mern und kapitulirt mit der Popularität. Die Verordnung aus Schloß Eu ist kein Werk der Barmherzigkeit und Gnade, sondern eine Berechnung. Das Maß der Demüthigungen und Fehler war voll; die entrüstete Meinung bedurfte einer Genugthuung, und man wirft ihr einen Schatten von Amnestie hin. Diese so lange ver= gebens erwartete und jetzt so unversehens kommende Spott ⸗Amnestie ist nichts als eine Abkaufung der Schmach von Otaheiti, der marokkanischen Verträge und der Reise nach London; nichts als eine Auslösung des Ministeriums vor den Kammern. Herr Guizot glaubte einen Meister⸗ streich zu machen, indem er die Freiheit einiger Gefangenen in die Wagschale warf, worin seine Geschicke gewogen werden. Das Be⸗ gnadigungsrecht hat die Kosten einer Combination des ministeriellen Vortheils bestreiten müssen, und die Königliche Gnade selbst, zu einem egoistischen Zweck ausgebeutet, hat mit ihrem freien Antriebe auch ihre Größe verloren. Herrn Guizot ist es beschieden, Alles bloszu⸗ stellen, die Würde Frankreichs wie die Barmherzigkeit des König⸗ thums.“ Die legitimistische France ist zwar auch keinesweges freundlich gegen die Regierung gestimmt, doch zeigt sie sich nicht so bösgesinnt, wie jenes Blatt. „Bisher“, sagt die⸗ selbe, „waren die Amnestieen nicht so unvollständig, wie die gegen⸗ wärtige. Warum sind die politischen Gefangenen von 1844 nicht in die Wohlthat eingeschlossen, welche denen von 1843 gewährt ist? In den Augen der Regierung sind sie ja doch Alle gleich schuldig, oder der Nachsicht würdig. Hätte man das Jahr 1844 mit eingeschlossen, so würden die verantwortlichen Herausgeber der France, der Quo⸗ tidienne, der Gazette und der Ration ihre Freiheit erlangt haben. Dadurch, daß man sie von der Amnestie ausschließt, verräth die Regierung eine Rachsucht, die ihr nicht zur Ehre gereicht. Herr Ludwig Bonaparte ist nicht in die Amnestie mit einbegriffen, obgleich seine Veruriheilung vor 1844 stattgefunden hat. Wenn das Ministerium ihn nicht in Freiheit setzt, wie kann es eine solche Härte mit dem Inhalte der Verordnung vereinigen?“ Hierauf wäre zunächst zu antworten, daß der vermeintliche Widerspruch auf einem Irrthum beruht, denn die Verordnung schließt nur diejenigen Personen in die allgemeine Am⸗

Brennereien besitzenden Gutsbesitzern selbst

nestie ein, deren Strafzeit vor dem 1. Januar 1817 abgelaufen sein würde; Ludwig Bonaparte wurde jedoch zu lebenslänglicher Haft ver⸗ urtheilt. Nur ausnahmsweise ist die Amnestie in der Verordnung noch auf 12 andere zu 6, 10, 13 und 20 Jahren Haft oder zur Deportation Verurtheilte ausgedehnt, unter denen sich jedoch Ludwig Bonaparte nicht befindet. Zur Zahl der Amnestirten gehört unter Anderen Herr Dupoty, ehemaliger Ober-Redacteur des Journal du Peuple.

Die Revue de Paris, welche schon zu wiederholtenmalen ge—

ursprünglich die Ueberwachung derselben und die Verhinderung Tefraudationen hatte übertragen wollen, dem allgemeinen Wunsche derselben gemäß aber darauf eingegangen ist, bisher nicht vorhandene Brennerei Inspekltoren anzustellen, welche aus der neuen Stener be⸗ soldet werden sollen.

7.

Paris, J. Okt. Gestern war der Geburtstag des Königs, der nun in sein 72stes Jahr eingetreten ist. Heute soll die Einschif⸗ fung nach England zu Treport stattfinden; es sind dazu von Cherbourg bie Dampfschiffe „Gomer“, „Clan“, „Kaiman“ und „Fulton“ und die Königliche Segel⸗Nacht „Reine Amélie, dorthin beordert. Gestern Abend wurden Herr Guizot und Graf Montalivet zu Eu erwartet. Das Wetter ist für die Fahrt nicht ungünstig, aber regnicht, so daß die Königin und Madame Adelaide das Schloß von Eu noch nicht haben verlassen können; der König hat indeß in Begleitung des Ma⸗ tine- Ministers eine Spatzierfahrt in die Umgegend gemacht.

Rur wenige der heutigen pariser Zeitungen äußern sich über die gestern bekannt, gemachte politische Amnestie, und die Oppositionsblät- fer, welche darüber sprechen, sinden in ihr nur einen neuen Anlaß zu Angriffen auf die Regierung. Das Jo urnal des Debats rühmt natürlich die Maßregel sehr, und das andere konservative Blatt, die Presse, ist ebenfalls damit zufrieden. „Dieser Gnadenakt“, sagt ersteres Blatt, „ist die schönste Antwort auf all die Verleumdungen, deren Ziel das Ministerium vom 29. Oftober war, seitdem es zu der Aufgabe berufen wurde, den Frieden nach Außen und die Ordnung und Sicherheit im Innern herzustellen. Wie oft hat man gesagt,

der gen r letzten Feuilletons dieses Romans ganz besonders veranlaßt, vom Ge⸗ sichtspunkte der Moral laut ihre Stimme dagegen zu erheben, indem

Eugen Sue's ewigen Juden aufgetreten ist, sindet sich durch die

sie ausruft: „Wir fragen die Leser ernstlich, ob sie ihr Herz nicht von Unwillen empört fühlten, als sie die Schilderung der gemeinen Karnevals-Orgie lasen, welche die beiden letzten Bruchstücke des Ro⸗ mans bildete? Aufrichtig gesagt, diese namenlose Pöbelsprache mit ihren schmutzigen Lästerungen, diese in Koth, und Wein getränkten Blätter, dies Schauspiel unsauberer Trunkenheit, von dem wir unsere Blicke wegwenden, wenn es uns auf unserem Wege begegnet, und das sich hier wohlgefällig breit macht, in einem Journal, welches überall hin gelangt, vor die Augen unserer Töchter und unserer Frauen soll dies fortan die literarischen Gelüste eines Volls bekunden, welches ehedem den Ruf eines so zarten und richtigen Geschmackes hatte? Wie, man wagt zu behaupten, daß man das Loos der Arbeiter ver⸗ bessern wolle, man hüllt sich in den Mantel der Humanität, und man will das Volk moralisch veredeln, indem man sich so erniedrigt, die Sprache des schlechtesten Gesindels zu sprechen, Scenen aus Winkel⸗ boutiken zu schüdern, und, eine der Zierden des 18ten Jahrhunderts, den großen und keuschen Bossuet, dem Spott dieser civilisirten Wilden preiszugeben! Nein, Schweigen und Verachtung sind keine hinreichende Strafe für so traurige Verirrungen; mit lauter Entrüstung muß man im Ramten aller' Sittsamen hiergegen protestiren, sonst würde das moralische und literarische Frankreich in den Augen Europa's um all seinen Ruf kommen.“

Herr von Lamartine befindet sich jetzt in Neapel und will vor seiner Heimkehr noch Alexandrien und Kahira besuchen.

Graf von Ratti⸗Menton, der französische General⸗Konsul in China, und Herr Höpp, französischer Konsul in Erzerum, sind in Marseille angelangt.

A Paris, 7. Okt. Nach Briefen aus Cadix, in welche mir Einsicht verstattet worden, kann ich Ihnen noch einige sehr interes⸗ sante Einzelheiten über die Ereignisse mittheilen, welche dem Frie—⸗ densschlusse mit Marokko vorangegangen und gefolgt sind. Am Tage der Beschießung von Tanger würde auf den Beschluß der angesehen⸗ sten Einwohner die Uebergabe dieser Stadt erfolgt sein, wenn man ein Mittel gefunden hätte, sich den Franzosen verständlich zu machen. Man wollte zum Zeichen der Unterwerfung die französische Fahne aufpflanzen, aber es war in ganz Tanger kein anderes Exemplar der⸗ selben aufzutreiben, als das im Hause des französischen Konsuls be⸗ sindliche, dessen Verabfolgung die in das Konsulat geschickte Schutz⸗ wache mit unbezwinglicher Hartnäckigkeit verweigerte. Nur dem wohl oder übel verstandenen Pflichteifer dieser Hand voll Soldaten ist es zuzuschreiben, wenn sich Tanger nicht den größten Theil des ihm durch die französischen Kanonen zuͤgefügten Schadens durch das freiwillige Oeffnen seiner Thore erspart hat.“

Am 1Iten v. M. wurde durch das Dampfboot „Cuvier“ der Befehl nach Mogador gebracht, die Insel und die Rhede ungesäumt zu räumen. Ein Bote des Kaisers, der sich an Bord des „Cuvier“ befand, und der die Bevölkerung von Mogador von dem erfolgten Friedensschlusse in Kenntniß setzen sollte, sand keinen einzigen Menschen in der Stadt, an den er seinen Auftrag hätte ausrichten können. Der Abzug der Franzosen ging in bester Ordnung vor sich, nachdem dieselben alle von ihnen auf der Insel angelegten Werke zerstört hatten.

Die Verhältnisse zwischen den skandinavischen Mächten und Ma⸗ rokko scheinen durch französische Vermittelung geregelt werden zu sol— len. Man erwartet, wie unser cadixer Gewährsmann versichert, nur die Auswechselung der Ratificationen des Vertrages zwischen Frank— reich und Marokko, um zur Schlichtung der zwischen dem letzteren Staate und Schweden und Dänemark obwaltenden Streitigkeiten zu schreiten, deren Beilegung durch den freiwilligen Verzicht Marokko's auf den bisher gezahlten Tribut wahrscheinlich ist.

Großbritanien und Irland.

London, 5. Okt. Der König der Franzosen wird Dienstag (Sten) zum Diner in Windsor eintreffen. Am Mittwoch wird die Gesellschaft bei Hofe nur aus den Mitgliedern der Königlichen Familie und den Hausbeamten bestehen; Donnerstag sindet das große Bankett in der St. Georgs-Halle und Freitag die Bekleidung Sr. Majestät mit dem Hosenband-Orden statt. Am nächsten Montage (14ten) wird Ludwig Philipp Windsor wieder verlassen, um nach Eu zurück⸗ zukehren. Bie Gemächer der nördlichen Seite des Schlosses sind für den hohen Gast auf das prächtigste eingerichtet, namentlich mit Kunst schätzen der flamändischen Schule reich ausgestattet. e

Am Montage wird die Königin in Windsor eine Geheimeraths— Sitzung halten.

S p an iI en.

3 Madrid, 30. Sept. Am 23sten hatte Herr Egasia die Ehre, von der Königin empfangen zu werden und ihr die Danksagun— gen der Foral-Deputation von Guipuzcoa darzulegen. „Diese De⸗ putation“, sagte er, „ist dieselbe, welche das Land während des ver⸗ hängnißvollen Oktobermonates 184! verwaltete. Treu Ew. Majestät und Ihrer erlauchten Mutter ergeben, unterlag sie hochherzig, als die edlen Männer unterlagen, die in jener denkwürdigen und unglücklichu⸗ Epoche mit mehr Hingebung als Glück sich aufstellten, um die kost= baren Gegenstände zu retten, welche die Nation seitdem wieder erobert hat. Mit ihr (der Deputation) und mit ihnen fielen auch die alten und höchst freisinnigen Einrichtungen des Baskenlandes. die ein Muster der Weisheit der Vergangenheit, ein Denkmal guter Verwaltung dar— stellen, an denen die Gegenwart gar Vieles lernen könnte.“ Die Königin erwiederte: „Es ist Mir äußerst angenehm, aus Deinem Munde die Huldigung zu vernehmen, welche die Foral⸗ Deputation der sehr edlen und treuen Provinz Guipuzcog Mir darbringt. Die großen Thaten, durch welche, sie zu einer für die Monarchie bekla⸗ gungswerthen Zeit sich Ansprüche auf Meinen Dank erwarb, so wie Beine ruhmvolle Mitwirkung an jenen auf immer denkwürdigen Er⸗ eignissen, sind Mir bekannt. Ich danke Euch für Eure nie verleug⸗ nete Treue, und werde Mich bemühen, an Eurem Glücke zu arbeiten, um sie zu vergelten.“ Darauf richtete Herr Eganßa auch an die ver wittwete Königin einige dankende Worte, und empfing dagegen von dieser die Zusicherung, daß sie stets für alle Spanier, und nament- lich für die Basken, Gerechtigkeit und Wohlthaten erbitten werde,

Auf das bitterste wird in einem süddeutschen Blatte die Königin Christine verunglimpft, weil sie dem hochherzigen, seinen edlen Ge⸗ sinnungen als Spfer gefallenen Montes de Oca eine würdige, an= spruchslose Todtenfeier halten ließ, jenem Montes de Oca, dessen Ei— genschaften den damaligen Regenten so erzittern machten, daß er sei⸗ nen Henkern einen Blutpreis von 10,000 Piastern zuerkannte! Wenn man sich berechtigt glaubt, die heldenmüthigen Männer, welche im Oktober 1811 für die Sache der Rechtmäßigkeit kämpften, und ihre Treue mit ihrem Blute besiegelten, Aufrührer und Hochverräther zu schelten, so weiß ich nicht, welchen Neamen man den Spaniern bei legen wird, die gegen, den aufgedrungenen Herrscher Joseph Bona⸗ parte die unveräußerlichen Rechte Ferdinand's VII. vertheidigten. Ferdinand hatte dem Throne entsagt, er huldigte und schmeichelte dem Manne, der ihn in seiner Gewalt hielt, er. befahl den Spaniern, dem aufgedrungenen Herrscher, welchen die größten Mächte Europa's an—

ł 2 liches Orchester und sein gefühlvolles Violinspiel kamen, ihm sehr zu Statten, um hier in Beilin, wo er persönlich mit seinem wohl- eingeübten Orchester seine Sachen fast täglich aufführt, und wo seine sämmtlichen Werle in einer renommirten Musik⸗Verlagshandlung (von Boie und Bock) für Pianoforte arrangirt erschienen, seinen Nuf, welcher sich jetzt schon über Deutschland hinaus verbreitet, zu begründen. In einer neulich von Josef Gung'l gegebenen Soir (e, die auch Spontini mit seiner Gegenwart beehrte, hörten wir verschiedene eigene und fremde Compositionen so vorzüglich vom Orchester unter seiner Leitung exelutiren, daß selbst Kennern nicht viel zu wünschen übrig blieb. Ueberhaupt sind die Konzerte Josef Gung'l's größtentheils der Sammelplatz einer sehr feinen, gebildeten Welt, und . für ein geringes Entrée oft einen unter- haltenderen Genuß, als leider manche sogenannte Virtuosen⸗Konzerte, in welchen auch häufig weiter Nichts als Fingerlünste und wenns hoch kommt, einige Ouvertüren und Lieder zum Besten gegeben werden. Die neuesten Werle von Josef Gung'l sind betitelt: „Mein Gruß an Berlin“ und „Maiblümchen-Galopp“ und beide so eben bei Bote und Bock erschienen.

Berlin, 11. Olt. In Gemäßheit einer früheren Uebereinkunst fand hier grstern eine Beralhung der östlich von der Elbe gelegenen Kunstvereine des breußeischen Sigales durch Bevollmächtigte zur Einleitung der Kunst⸗ ; 4 im Jahre 1845 siatt. Königsberg wurde durch Stadtrath 6 6 Regierungs- Naih Schmitz, Danzig durch Bau- Inspektor Stein . lenin durch Kaufmann Schäffer und Gymnasial Direktor a 96 r rr, Lieutenant Kehbein und Breslau durch Pro= sessor Dr. Kahlert vertreten. Da der Werth des seit zehn . zwi

schen den fünf Vereinen bestehenden Verbandes anerkannt wurde, so gelan die Ausgleichung der verschiedenen provinziellen Ansprüäche ven 2 .

samen Wunsche zur Förderung eines höheren Kunstzwecks beseelten Depu—

tirten, indem folgende Ordnung festgestellt wurde: Danzig beginnt seine Aue stel⸗ lung am 15. Dezember d. J. Königsberg am 13. Februar 1815, Stettin am J. April, Breslau am 19. Mai, Posen am 20. Juni. Die Vereine ver= pflichteten sich, einander durch Bestellung und Ankauf ausgezeichneter Kunst⸗ werke gegenseitig sernerhin zu unterstützen. zie Uebereinlunft hinsichtlich der gemieinfamen Kosten für Frachten und Entschädigungen wurde auf. Grund der früheren bewährten Verträge getroffen. Eine befondere öffentliche Ein⸗ ladung an die Künstler zur Unkterstützung des Cyllus dieser fünf Ausstellun⸗ gen wird nächstens erscheinen.

Zur Militair⸗Literatur.

Historisch-biographische Nachrichten zur Geschich te, der brandenburgisch-preußifchen Artillerie. Aus bisher ungenutzten Urkunden zusammengestellt von Kurd Wolf⸗ gang von Schöning. Zweiter Theil. Berlin 1844.

Große Begebenheiten sind oft die unmittelbare Folge auscheinend nicht beachtenswerther Ursachen; und in die raschen Getriebe der Wechselfälle des Krieges greifen ost auch kleinere Heeres-Abtheilungen unerwartet und mit mächtiger Gewalt als leitende Kräste ein. Historische Forschungen in der begränzten Nichtung einzelner Regimenter gewähren daher nicht allein ein partielles Interesse, sondein sie 6 auch als wichtige Bausteine zur Be⸗ gründung der Kriegsgeschichte übeihaupt zu betrachten, und daher eben so beachtens⸗ als dankenswerth. ö

Ber durch mehrere gelungene militairische Menographieen rühmsich be kannte Herr Verfasfer hat seinen srüheren Verdiensten um die diesseilige Mi⸗ litair- Literatur durch die unternommene Sammlung von Nachrichten zur

ö

Geschichte der Artillerie unseres Heeres ein neues und um so größeres hin—

zugefügt, als die Schwierigkeiten in der speziellen Verfolgung eines Trup— pentheils, welcher, in mannigfaltige, in sich sehr verschiedene Dienstzweige zerfallend und in den Bereich des ganzen Heeres und der Kriegs-Verwal- tung veitheilt, keine selbstständige kompalte Einheit bildet, nicht unbedeutend sein können. .

Der Herr Verfasser hat zwar in dem Umstande, daß die Artillerie als Spezial⸗Waffe ihm fremd war, in mehrfacher Beziehung erhöhte Schwierig- feilen sinden müssen; allein sein Fleiß hat solche glücklich gelbset und viel⸗ leicht hat gerade sener Umstand dazu beigetragen, daß derjenige Theil seiner schätzenswerthen Arbeit, welcher für die Geschichte von allgemeinem Interesse ist, nicht durch eine vorherrschende Beachtung, der speziellen technischen Nich= tungen der Waffe verlürzt worden ist, zu welcher letzteren sich ein der Waffe unmittelbar angehörender Schriftsteller leicht hätte hingezogen fühlen können.

Wenn der Herr Verfasser seine Aufgabe in dem ersten Theile dieses Werkes schon mit Glück gelöst hat, so muß dies in Bezug auf den jetzt erschienenen zweiten Theil, welcher die Geschichte der Artillerie vom Beginn des siebenjährigen Krieges bis zum Tode Friedrich's des Großen fn in noch höherem Maße behauptet werden.

Durch die reiche Ausstattung mit einer großen Anzahl bis jetzt nicht bekannt gewordener Urkunden, fuͤhrt dieser Theil recht eigentlich in das in= nerste Leben dieses Zeitabschnittes ein, und der lünftige Geschichtsschreiber wirb in diesem Original-Briefwechsel ein schönes Material finden, um mit charalteristischen Strichen Licht und Schatten andeuten zu können. Wenn es dem Herrn Verfasser gelingt, in gleich gehaltvoller Weise seinen dritten Theil zu vollenden, fo därf derselbe sich der Anerkennung aller Freunde un⸗ serer Militair Literatur im Voraus versichert halten.

* ——

erkannt hatten, zu gehorchen, und doch wird man als echte Spanier nur diejenigen preisen, welche, mit den Waffen in der Hand, den auf⸗ gedrungenen König bekämpften, um den rechtmäßigen wieder auf den Thron zu setzen. Nur die leidenschaftlichsten Parteigänger der Herr⸗ schaft der Demokraten können verkennen, daß die Königin Christine nicht freiwillig entsagte, sondern durch Verrätherei und offene Gewalt von der Regentschaft, in deren rechtmäßigem Besitze sie sich befand, verdrängt wurde. Und wenn sie jetzt den hochherzigen Männern welche als Opfer ihrer Treue und ihres Rechtsgefühls das Blutgerüst bestiegen, den stillen Dank ihrer Thränen zollt, wird diese Huldigung in einem deutschen Blatte „Götzendienst“ genannt! Ist denn die Zeit gekommen, wo man den Fürsten es zum Verbrechen anrechnet, den treu sich opfernden Diener auch nach seinem Tode zu ehren?

Vorgestern suchte Herr Martinez de la Rosa um seine Entlas⸗ sung als Minister der auswärtigen Angelegenheiten nach, bequemte sich jedoch alsbald, auf diesem Posten zu bleiben. .

Die Königin hat dem türkischen Gesandten, Fuad Effendi, das Großkreuz des Ordens Isabella's der Katholischen verliehen.

Sriechenland.

Athen, 20. Sept. (Oesterr. Beob.) Die Zeitungen er— nr r; kurzem 6. Vorfalles im Königlichen Palaste, über den verschiedene Gerüchte in Umlauf gekommen sind; derseiben hat nunmehr die deshalb eingesetzte Untersuchungs Rommis⸗ sion nachstehendes, vom Kriegs ⸗Ministerium genehmigtes Gutachten deröffe ö öü Juni (7. Juli), Vormittags 19 Uhr, lief der der hiesigen Gendarmerie Nlirarchie zugetheilte Enomotarch Emmanuel Jognnou höchst eilig über den Schloßplatz in der Richtung nach dem Königlichen Schlosse hin, mit der deutlichen Absicht, in dasselbe durch den nach Mittag zu gelegenen Eingang einzudringen, in welchen einzugehen nur Ihre Majestaten und die in attivem Dienst befindlichen Hofchargen berechtigt sind. Vergeblich bemüh⸗ ten sich die zu beiden Seiten des Einganges aufgestellten Schildwachen, durch Worte und Vorhaltung der Gewehre ihn an seinem Vorhaben zu verhindern, und da er endlich den Schildwachen nicht allein den Gehorsam ver⸗ weigerte, sondern, die Palastthüren sprengend, mit gezogenem Hirschfänger in die Vorhalle trat und „es lebe der König Alexandros * rief, so versetzte ihm die eine der beiden Schildwachen, Athangasius Karvelopoulos, Gemeiner im dritten Bataillon (Jäger), einen Bajonnetstoß, welcher unter der linken Achselhöhle eindrang. In Erwägung gegenwärtiger Sachlage giebt die unterzeichnete Kommiffion ihr Gutachten dahin ab, daß gegen letztgenannten Soldaten A. Karvelopoulos alles weitere Untersuchungs-Verfahren in Betreff der dem Enomotarchen Emm. Joannou versctzten Stoßwunde einzustellen sei, weil er in Ausführung der ihm ertheilten Instructionen seinen Obliegenheiten als Schildwache, welche nach den militairischen Reglements heilig und un= verletzlich sind, getreulich nachgekommen ist. Vorstehendes Gutachten wird der Königlichen Kommandantschaft der Residenz zu weiterer Verfügung ge⸗ horsamst vorgelegt.“ (Folgen die Unterschriften.)

O München, 7. Okt. Alle aus Athen gekommenen Jour⸗ nale machen so ziemlich Chor, wenn es gilt, die Einigkeit zu rühmen, welche die gegenwärtigen Minister unter einander verbinde und sie zu einer kräftigen Verwaltung befähige; Eine Ausnahme scheint die Einigkeit zu machen. Bies Blatt hält wenigstens einen dauernden Bund zwischen Kolettis und Metaxas für etwas Unmögliches und warnt den Letzteren geradezu, sich nicht durch seinen Egoismus zu einer Ueberlistung oder Befehdung Kolettis', des eigentlichen Volks⸗ mannes, verführen zu lassen. .

Interessant ist, zu lesen, was über die finanzielle Hinterlassen⸗ schaft des gestürzten Ministeriums und, über die herrschende Aemter⸗ sucht öffentlich berichtet wird. Der höchsten Angabe nach, hätten die enen Minister im Staatsschatze 18 Dr. (c. 20 Fl.) gefunden und einige silberue Ordenskreuze. Andere neunen eine noch unbedeuten⸗ dere Summe. Kolettis soll behufs der Vervollständigung seiner Ver waltung nicht weniger als sieben und zwanzig Gesuche um Minister⸗ stellen erhalten haben, großentheils von Individuen, die nie ein Amt verwaltet oder nur die Vorbildung zu einem solchen erhalten hatten. Einhundert und vier wünschten ins Ministerium des Innern zu kom— men, fast Alle als Vice⸗Präsidenten. Eben so groß oder noch größer scheint die Zahl derjenigen zu sein, die nach dem Ministerwechsel mit richterlichen Würden, vorzugsweise auch wieder mit den höchsten, be⸗ kleidet zu werden wünschten. Sehr groß soll die Zahl derjenigen sein, die nur angestellt zu werden wünschen, um ernährt zu werden, fei es wie und wo nur immer, und ein nicht geringerer Eifer nach Beförderung c. scheint endlich unter der Priesterschaft des Landes zu herrschen. Kann man, wie bekannt, alle dergleichen Zeitungs- Anga—⸗ ben auch nicht unbedingt für wahr annehmen, so berechtigen und befähigen sie doch auch den Entferntesten dazu, sich ein ziemlich treues Bild von der unglaublichen Noth zu machen, in die sich jedes neue Ministerium in Griechenland durch diese pestartige Aemtersucht unter allen Klassen der Bevölkerung versetzt sieht, eine Noth, aus der noch für alle Machthaber schnell öffentliche Angriffe und heimliche Intriguen erwachsen und zuletzt für sie verderblich geworden sind.

Bie Siege der Franzosen in Marokko waren in Athen bekannt und hatten eine nicht geringe Sensation hervergerufen. Es wird diese kaum ohne Rückwirkung auf- die öffentlich‘ Meinung bleiben wenigstens insofern, als sie dem Protektor des gegenwärtigen Mini! ster-Präsidenten, dem französischen Gesandten nämlich, bei seinen etwaigen Bemühungen um Einfluß förderlich zu werden verspricht.

. .

Nach einer Korrespondenz der Weser-Zeitung aus Gal⸗ veston vom 3. August soll die mexikanische Regierung Texas neue Friedens- Vorschläge gemacht haben, während zu gleicher Zeit ein Heer von 30, 000 Mann bereit stehen soll, um die Annahme derselben zu erzwingen. Man bezweifelt indeß noch das Gelingen dieses Kriegs⸗ planes, da die dazu nöthige Summe von 1 Millionen Dollars noch nicht aufgebracht ist. Was die wichtige Frage anbetrifft, ob Texas einen neuen Antrag zur Aufnahme in die, Union der Vereinigten Stagten machen wird, denn eines solchen wird es nach der Verwerfung des Vorschlaßes bedürfen so hängt dies besonders von der im nächsten Herbste zu treffenden Wahl des neuen Präsidenten ab. Die heiden Kandidaten zu diesem Posten sind der ehemalige Staats— Secretair Anson Jones und der General Edward Burleson. Würde der Erstere erwählt, so wird er wahrscheinlich die Politik des Präst⸗ denten Houston auch ferner befolgen, der aber gegenwärtig gegen den Anschluß zu sein scheint, während der Letztere den entgegengesetzten Weg, theils aus eigener Ansicht, theils auch um des Interesses seiner Freunde willen, einschlagen würde. Daß die Anschlußfrage übri⸗

gens nicht ohne Einmischung der europäischen indirekt dabei in teressir⸗ ten Seemächte erledigt werden kann, ist schon aus den bisheri ö. Schritten derselben zu ersehen und die Wichtigkeit des in . , 6 Gestalt vielleicht noch unbedeutenden Landes steigt, so . sich seine unerschöpflichen Hülfsquellen entwickeln, von Tage zu Tage und in gleichem Maaße müssen die europäischen Staaten e. besorgt über den Zuwachs an Macht werden, welchen die Verein 1 Staaten durch eine Vereinigung mit Texas erhalten müßten. Au 9. dem würden sowohl diese Staaten, so wie alle übrigen europ̃is en, an Texas einen wichtigen Abnehmer ihrer Produkte verlieren, indem dieses Land mit der Zeit bedeutend zu konsumiren verspricht, wahrend

es niemals einen erheblichen Grad in der Fabrication errei ĩ . ? . y. en wird und noch dazu, wenn einmal die Importzölle ermäßigt 2 einen

beträchtlichen Gränzhandel sowohl mit Mexiko, als mit den Vereinig⸗

zur Berichtigung

1511

ten Staaten treiben könnte., England hat aber für sich noch ein ganz besonderes Interesse, die Einverleibung nicht zu Stande kommen zu lassen, durch die Aussicht auf einen mit Texas abzuschließenden Han⸗ belsvertrag, welcher zugleich für unser Land sehr segensreich werden könnte. So also ist das Interesse der großen europäischen Staaten mit demjenigen Mexifo's gegen die Vereinigten Saaten verbunden,

und man kann nicht sagen, ob nicht eine Erneuerung des Antrages auf den Alnschluß zur Ergreifung von energischen Maßregeln führen kann.

ebe-Ausstellung der deutschen Bundes⸗ 9 und ,

Ker zi, s, 25t, Ws, 25 9, 260, ot, ZoR, a, zö, 2a, döb, zo 270, 21, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 2581 und 283.)

LIV. Bronzewaaren.

Vergl. Allg. Preuß. Zl 8. Ar. 227, 23. W, W, d, ai, zn, e, 258

Wenn man die Resultate der früheren partiellen Ausstellungen

in Deutschland mit denen renz mit dem Auslande außerordentlich gestiegen ist. zeugnisse deutscher Werkstätten zu betrachten, die es unternahmen, den

lich und ehrenvoll auskämpften.

Die Äusstellung ist zwar nicht in dem Maße reich an Bronze waaren, wie die diesjährige zu Paris; dies konnte aber auch billiger weise nicht erwartet werden. Paris genießt einmal in diesem Artikel den älteren Ruf, und die angeborene Neigung des Franzosen sür Prunk ist den Fortschritten der Bronze Fabrication ein großer Vorschub. Dagegen ist der Deutsche weniger für solchen Glanz eingenommen, und es fehlt sonach in unserem Lande die Nachfrage, die allein einen Mode-Artikel in Schwung bringen und ausbreiten kann. Somit ist den Ausstellern nicht zu verargen, daß sie sich in der Zahl der Aus stellungen beschränkten und nur darzuthun suchten, daß man auch im Inlande jeder größeren Anforderung genügen könne. Hierzu tragen insbesondere die beträchtlichen Fortschritte der Vergol dung nach dem neuen Verfahren bei, so wie nicht minder, daß in den inländischen Fabriken alle verschiedenen Operationen der Bronze⸗ Fabrication vereint sind, während in Paris diese getrennt sind und, wie das Gießen, Ciseliren, Montiren, Vergolden und Drehen, eben so viele einzelne Fabricationszweige bilden. Hier durch muß offenbar die Vollkommenheit der Arbeit leiden und der Preis höher ausfallen. Gewiß wären auch die Ausstellungen der deutschen Bronze-Fabrikanten viel glänzender ausgefallen, hätten sie längere Zeit zum Komponiren und Anfertigen vor sich gehabt. End lich muß trachtet werden, Wien, München und Stuttgart sind, mit Einsendungen zurückblieben. Sonach kann auf den Grund der dermaligen Ausstellung ein Urtheil sber den Stand der Bronze-Fabrication in Deutschland nur unvoll⸗ ständig ausfallen, und ist es um so erfreulicher, daß trotz dieser un— vollständigen Vertretung die Bronze -Arbeiten den fremden nicht nachstehen.

Unter den ausgestellten Gegenständen sind zu erwähnen:

Eine äußerst brillante Sammlung von Kron- und Wandleuchtern, Nandelabers und anderen kleineren Leuchtern von Bernstorff und Eichwede in Hannover (18127). Die Formen der Leuchter sind ge—⸗ schmackoll und den jetzigen Anforderungen angepaßt, der Guß so vorzüglich, daß die schwierige und kostspielige Ciselirung theilweise ganz unterbleiben, und wo sle nöthig war, auf eine leichte, wenig kostende Art fabrikmäßig hergestellt werden konnte. Die Vergoldung auf nassem Wege (bar imersion) ist vortrefflich, und dabei billig, daß die leichteste JFeuer-Vergoldung nicht um gleichen Preis hergestellt werden kann.

Dem reinen Guß, der das Ciseliren entbehrlich macht, und der

wohlfeilen Vergoldung ist es zuzurechnen, daß die Preise sämmtlicher

Kronleuchter 2c. so niedrig gestellt sind; so z. B. der große Kron—

leuchter mit 5 Lichtern zu 000 Rthlr., ein kleinerer für 335 Kerzen

zu 190 Rthlr., ferner zwei zu 18 Flammen zu 215 Rthlr., ein Kan— delaber mit 7 Armen zu 60 Rthhr.

der jetzigen allgemeinen vergleicht, so er- Wagenthüren aus Bronze, im Fe r ĩ ĩ ; : al : gleicht, Wagenth z Feuer vergoldet; die farbigen Theile giebt sich, daß die Bronzewaaren-Fabrication seit der freien Konkur⸗ ; 9 ; farbig h Es gewährt in

der That dem deutschen Nation algesühl große Genugthuung, die Er

noch die Ausstellung in diesem Zweige als unvollständig be⸗ da sehr bedeutende Fabriken, wie deren besonders in

Die Schönheit der ausgestellten Gegenstände, vereint mit der

erstaunenswerthen Wohlfeilheit, welche einen ganz geregelten und wohl begründeten Fabrikbetrieb beweist, lassen mit Bestimmtheit vor⸗

aussehen, daß die Fabrik von Bernstorff und Eichwede bald jede

englische und französische Arbeit in diesem Artikel aus Deutschland verdrängen wird.

H. Hengstmann in Berlin (157). Ein origineller Kronleuch⸗ ter von bedeutendem Umfange mit verschiedenfarbigen Gläsern (aus der gräflich Schafgotschschen Fabrik in Schlesien). Das Gestell in Bronze ist impofant, reich galvanisch vergoldet, die Ausführung ge— schah in der Fabrik des Hof-⸗Bronze⸗Fabrikanten Imme.

Hof-Bronceur Weißler in Berlin (124). Ein Kronleuchter mit 8 Armen zu 24 Lichtern, mit reichem, feinem Glasbehange, von palmähnlicher Jorm. Die Bronze⸗Verzierung nicht vergoldet, sondern nach englischer Art sehr schön gefirnißt. Außerdem hat Weißler ein⸗ gesendet: einen Kronleuchter mit Rubinglasschale zu 16 Kerzen, zwei Altarleuchter, 24 Zoll hoch, im antiken Geschmack, sauber gearbeitet und im Feuer vergoldet, ein Kruzifir mit oblongem Postamente, lheilweise ver⸗ goldet und versilbert; die Versilberung steht in Bezug auf die Weiße anderen ausgestellten Gegenständen nach, Ein Uhrgehäuse alter Form, ein Schreibzeug, zwei Armleuchter und einige kleine Leuchter. Sämmt⸗ liche Gegenstände rein gegossen, gut montirt; die Ciselirung ist nicht

allenthalben ganz befriedigend, ebenso könnte die Vergoldung, obwohl

sie zu den besseren gehört, noch höher gebracht werden.

Außerdem hatte Weißler noch zwei Kandelaber ausgestellt, welche er aber im Laufe der Ausstellung zurücknahm, wie es die Kommission verlangte, sobald sich die bezeichneten Kandelaber durch genauere Un tersuchung, und später durch das Geständniß des Ausstellers selbst als pariser Fabrikat erwiesen.

Imme, Hof-Bronze⸗ Fabrikant in Berlin (1929). Ein großer Kronleuchter mit reichem Glasbehang in Gestalt eines indischen Son⸗ nenschirmes, mit 16 Armen; dann zwei Kronleuchter zu 8 Flammen; einige Rubin-Glasleuchter mit Bronze⸗-Garnirung und vier Kerzen, zwel elegante Schreibzeuge, zwei Blumenschalen und ein Rubin⸗ Pokal; sämmtliche Gegenstände sind ihrer sauberen Ausführung halber zu den besten Metall⸗Arbeiten zu zählen. z

G. Borstel, Bronze-Fabrikant in Berlin (128), ein Kron⸗ leuchter zu 16 Armen mit cylindrisch geordnetem Glasbehang und vergoldeter Garnitur. Eine hängende Spritgaslampe zu 6 Flammen, von gefirnißter Bronze, nebst einem Kasten mit Musterproben von Hauskhür- und Stubenthürdrückern und Riegeln, theils mit, theils ohne Vergoldung; sauber gearbeitet und empfehlenswerth.

Jumge und Junkersdorf in Frankfurt a. M. (1747). Die großen Kandelaber von 30 Zoll Höhe, welche diese Fabrik eingesendet hat, verdienen ihrer hübschen Form, des reinen Gusses und besonders shrer vortrefflichen matten Vergoldung halber vollste Anerkennung, und sind in jeder Beziehung den französischen Fabrikaten an die Seite zu setzen. Die übrigen . Gegenstände, vergoldet oder in

verch antique, sind eben so den berühmten pariser Fabrikaten in

nichts nachstehend, und lassen hoffen, daß diese Fabrik bei größerer Ausdehnung, weiche auch eine größere Auswahl von Mustern mit sich führt, der Einführung dieser Artifel aus Frankreich einen kräftigen Schlagbaum setzen wird.

Stobwasser in Berlin (123) hat außer den feinen lackirten Waaren, welche einer anderen Rubrik zugehören, einen Kronleuchter mittlerer Größe zu 18 Flammen von schön gefirnißter Bronze aus- gestellt; ferner 2 Kronen zu 9 Flammen, mehrere Ampeln von far= bigem Glase mit Bronze garnirt, so wie 12 Schiebelampen mit Bronzefußgestelle und Goldsirniß. Alle genannten Gegenstände sind

von Stobwasser's eigener Composition und Zeichnung, und (ohne Bei— hülfe anderer Handwerker und Künstler) in seiner Fabrif ausgeführt.

Uhlbach, Gürtler-Meister in Berlin (180. arbeitetes Schreibzeug. Chlodwig Gruner, Gürtler -Meister in Rudolstadt (1659);

Ein sauber ge⸗

ein Kronleuchter mit gegrünter Bronze-Garnirung, recht sinnreich aus

Hirschgeweihen zusammengesetzt. H. J. Strobelber in Müne 2177 2 . ger in München (2177); zwei Wappen zu

der Wappen sind so vortrefflich lackirt, daß sie die Emaille für derlei Zwecke vollständig ersetzen können.

C. Wiebke, Bronze⸗Gußwaaren⸗-Fabrikant in Berlin (122);

ein sauber ausgeführter Kronleuchter mit 12 i schweren Kampf mit dem Auslande zu beginnen, und ihn auch rühm ef; * ö k

englischen Genre gefirnißt und reich mit Glaskrystall behängt; ein gleicher mit 8 Flammen.

E. Köppen, Bronze-Fabrikant in Berlin (132); ein nach dem alten Verfahren vergoldeter Kronleuchter und ein Kandelaber von Bronze, sauber ausgeführt. t

J. E. Ermisch, Hof⸗Bronze-Fabrikant in Berlin (136); ein Kronleuchter mit Rubinglasschale zu 8 Armen für 12 Lichter mit weißem Krostallglasbehange; ferner eine große Krone zu 18 Lichtern im Rokokkostyl; beide in englischer Art gehalten und sehr lobenswerth ausgeführt. Außerdem Wandleuchter, Ampeln mit Rubinglas, und eine Glasschale mit 6 Armen, welche ebenfalls die Fabrik von Ermisch den besten in Berlin beigesellen. .

Die Gebrüder Müller in Berlin haben einen kolossalen Kron⸗ leuchter, mit dem Montirgestelle 13 Ctr. wiegend, aus Zink gegossen, mit Blattgold belegt, eingesendet. Er ist für Spriigas bestimmt und trägt 21 Flammen. Die Vergoldung ist einer matten mittel- mäßigen Feuervergoldung täuschend ähnlich. Zeichnung und Modelle der Figuren meisterhast. .

Schmöle und Romberg in Iserlohn (1211). Muster von Wagen -= und Pferdegeschirr-Beschlägen aller Art. Dieser Artikel, Gegenstand sehr bedeutender Fabriken, besonders in Westphalen, wurde früher fast ausschließlich von England bezogen. Um die Emporbrin⸗ gung des inländischen Fabrikates haben Schmöle und Romberg, welche die vortrefflichen Muster ausgestellt haben, besonderes Ver⸗ dienst, und führen die Fabrik, die mehrere Hundert Arbeiter beschäf⸗ tigt, mit so gutem Erfolg, daß sie, im Verein mit den übrigen Fa— brilen gleicher Art, Deutschland hierin vollständig unabhängig macht. Die Schwierigkeit, auf diese Weise mit dem Ausland in Konkurrenz zu treten, muß der genannten Fabrik vollste Anerkennung und Wür⸗ digung sichern. .

i Erbschloe sel. Wittwe in Elberfeld (1022); ein ansehnliches Sortiment feiner Geschirr⸗Beschläge und Wappen für Wagen. Diese Gegenstände, theils mit Silber oder Messing plattirt, theils gegossen und vergoldet, zeigen, daß diese Fabrik in der technischen Ausführung mit den besten englischen und französischen wetteifern kann. Die Ci⸗ selirung in Glanz und Matt, die Politur und Vergoldung sind aus⸗ gezeichnet.

Alb. Mewes in Moabit bei Berlin (461), kleine feine Eisen⸗ guß⸗Statuetten und andere Gegenstände in vergoldeter Bronze; ein Blumenständer nebst mehreren kleinen Phantasiestücken; Vergoldung wie Guß löblich; die Ciselirung nicht ganz befriedigend. j

An Bronze⸗-Bijouterie oder 'imitation d'or, unter welchem Na⸗ men sie in Paris, dem Ehrenfelde dieses Industriezweiges, heimisch ist, finden sich leider nur wenige Einsendungen vor. Eine größere Musterkarte von E. Oertel in Berlin (213 enthält Ringe, Hals⸗ ketten, Kämme, Armbänder, Broschen und Ohrgehänge; sämmtlich gut ausgeführt, theils mit farbigen Glassteinen und Granaten. Die

Vergoldung ist gut.

Von Jakob Hahn jun. aus Idar bei Oberstein (2815), einige Etuis und 4 Karten mit verschiedenen Geschmeiden für Damenputz, als Armbänder, Ohrringe ꝛc. mit pariser Compositionssteinen und böhmischen Granaten.

Nachträglich wurde von Hossauer in Berlin nächst den von ihm (221) ausgestellten Goldschmiede - Arbeiten noch ein Relief von Bronzeguß, 6 zu 8 Zoll groß, so wie eine Büste des hochseligen Königs, mit Postament' 9 Joll hoch, ausgestellt, wodurch derseibe darthut, daß die Schwierigkeit, vergoldete Bronze so schön wie die Pariser matt zu färben, durch die richtige Anwendung der

galvanischen Vergoldungsmethode vollkommen beseitigt, und sogar

sede beliebige Nüance des Goldes in Matt gegeben werden kann. In der⸗ selben Absicht hat Hossauer auch eine Büste mit Postament, 9 Zoll hoch, so wie 3 Reliefs von 9 Quadratzell, aus Zink gegossen, so wie einige Eisengüsse ausgestellt; erstere theils verkupfert und versilbert, theils matt vergoldet, letztere bronzirt. Diese Arbeiten zeigen sämmtlich einen sehr hohen Grad von Vollkommen⸗ heit, und wäre sehr zu wünschen gewesen, sie in größerer Menge und größerem Maßstabe repräsentirt zu sehen.

Noch ist hier ein Industriezweig anzureihen, der in technischer und merkantilischer Beziehung keinem der hier erwähnten an Bedeu⸗ tung nachsteht, nämlich die geprägte Bronze.

Die großen wichtigen Fabriken in und um Iserlohn, welche fast ausschließlich sich mit diesem Artikel beschästigen, setzen Tausende von Händen in Thätigkeit, und gehören mit zu den größten und werth⸗ vollsten Etablissements Deutschlands. Leider ist diese Production nur durch das Muster-Sortiment von Ebbinghaus u. Schrimpsf in Iserlohn (1207), aber auf eine sehr würdige Weise vertreten. Ihre ausgestellten Proben enthalten verschiedene Dessins von Zimmer- und FensterVorhang⸗Decorationen, Meubel⸗Beschlägen, Bilderrahmen und vielen anderen ähnlichen Artikeln. Das Sortiment dieser Fabrik ist so reich, daß sie allein über 5000 in Stahl gravirte Stampfen oder Formen besitzt, und mehrere hundert Menschen beschäftigt.

Diese große Auswahl der Muster, der gute Geschmack in Aus- führung der Dessins, die scharfe tiefe Prägung, die reine matte Farbe, durch Beitze und Firniß hergestellt, endlich die äußerst billigen Preise, haben die Bronze⸗Fabriken in Iserlohn so sehr in Flor gebracht, daß nicht nur seit längerer Zeit das englische und französische Fabrikat dieser Art aus Deutschland verdrängt ist, sondern die iserlohner ge⸗ prägten Bronze- Waaren können sogar mit französischem und engli⸗ schem Fabrikate auf jedem fremden Markte konkurriren, und finden regelmäßigen Absatz in Belgien, Italien, Spanien, Schweden, Nord= und Süd⸗sVmerika, in der Levante und Ostindien. Nur in den Län⸗ dern, in welchen die Einfuhr der iserlohner Waare verboten ist, wie Frankreich, Rußland, Oesterreich, ist vorläufig der Absatz unmöglich.

Herichtigung. In Nr. 283 der Allg. Preuß. ist in dem Artikel über die Gewerbe ⸗Ausstellung . 8. 3 1 u. 12 v. u. ist zu lesen: Schleifkotten stait „Schleistetten“, Sp. 3,