1844 / 286 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

bedürfen, in Zukunft nicht mehr gekünstelt werde. „Hoffen , . . uf dieser Erklärung der ahrweiler Weinproduzenten, „daß unsere weise Regierung die Klagen der Ahrwinzer einer gründ⸗ lichen Untersuchung unterwerfe und baldmõglichst ein sie beschützendes spezielles Gesetz hinsichtlich der Weinbereitung erlassen möge gleich wie in jüngster Zeit ein Nachbarstaat, bei der verfeinerten Industrie der dortigen Handeltreibenden, ein solches zu ertheilen für nöthig er⸗ achtet hat.“ Mit besonderem Interesse besprechen jetzt die rhein⸗ zreußischen Blätter das Cirkular, welches der Präsident des Handels⸗Amts n die Handelskammer erlassen hat. „In die sem Rundschreiben,“ heißt es u. A. in der Aachener Zeitung, „wird ausgesprochen, daß die freieste Entwickelung auf alle mögliche Weise gefördert werden müsse, und, was wesentlich, daß künftig keine den Verkehr betreffenden Ge⸗ setze mehr ohne das Handelsamt erlassen werden. Der Präsident fügt hinzu, daß es ihm deshalb am Herzen liege, die Bemerkungen der Handelskammern einzuholen; er werde selbst häufig die Hauptorte besuchen, aber auch oft im Falle sein, tüchtige Männer nach Berlin zu berufen, weshalb ihm die Kammern die dazu befähigtesten Männer angeben möchten.“ Der Handelsgewerbverein, welcher sich vor kurzem zu Köln gebildet har, über dessen Zweck wir bereits früher berichteten, und der durch Genehmigung seiner Statuten nunmehr auch gesetzlich aner⸗ fannt ist, hielt am Zten Oktober seine erste Generalversammlung und wählte dabei einen Präsidenten und zwölf Vorstandsmitglieder. Jeder Geschäftsmann ist zuͤr Mitgliedschaft befähigt, wenn er jührlich min⸗ destens 8 Rthlr. Gewerbesteuer zahlt; Ausstoßung findet nur dann statt, wenn eine gerichtliche entehrende Verurtheilung vorliegt, oder wenn dieselbe von wenigstens zwanzig Mitgliedern gefordert wird. Wer einmal ausgestoßen worden, verliert das Anrecht auf eine zweite Aufnahme. Kassenüberschüsse sollen zur Unterstützung solcher Familien verwendet werden, die durch unverschuldetes Unglück in hren kaufmännischen Geschästen zurückgekommen sind.

Saarbrücken, 14. Oit. Sobald die Nachricht von der schreck⸗ lichen Lage der Einwohner in den durch Ueberschwemmungen verheerten Ge⸗ genden Sst- und Westpreußens hier anlaugte, erließen der Königl. Landrath Hesse, die Herren Karcher, L. Röchling, Regiments Arzt Dr. Langenbecker, Advokat Dietzsch und Dr. Jordan einen Aufruf zur Besprechung der Maß⸗ regeln, um zur Linderung der Noth beizutragen. Diese Besprechung hatte am 28. August statt, und in Folge derselben wurde ein Verein gebildet und Beschlüsse wegen Sammlung von Beiträgen gefaßt. Mehrere angesehene

Männer aus allen Ständen und Konfessionen in den Städten Saarbrücken

und St. Johann übernahmen diese Sammlung. Bis zum 20. September war auf diese Art bereits die bedeutende Summe von 850 Rthlrn. zusam⸗ mengebracht worden und noch immer gehen Beiträge ein. Ein solcher Ge—

meinsinn für vaterländische wohlihätige Zwecke ist wahrlich rühmenswerth

und bildet einen schneidenden Kontrast mit der in Koblenz veranstalteten Sammlung zum Ankauf eines Fasses Rheinwein, welches O'Connell zum Geschenk gemacht werden soll.

Für St. Johann-Saarbrücken hat sich auch schon im Juli ein Hülss⸗ Verein der Gustav-Adolph-Stistung gebildet, und die am 3. Juli d. 84 eniworsenen Siatuten desselben sind am 7. August d. J. von der Königl. RNegielung zu Trier genehmigt worden. In diesen Statuten ist als Zweck des Veresns die Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen der evangelischen Kirche, hinsichtlich ihrer kirchlichen Bedürfnisse, ausgesprochen. Zu diesen Bedürfnissen sollen gerechnet werden: 1) Beiträge zur Gründung oder Ver⸗ besserung von Pfarr- und Schulstellen, 2) zur Erbauung, Einrichtung, Er⸗ weiterung oder Ausbesserung von Kirchen, Pfarr- und Schul ⸗Gebäuden, 3) Anschaffung von heiligen Gefäßen, A) Einrichtung von Hospitälern, Kranken-Anstalten u. s. w. Mitglied des Vereins ist ein Jeder, der einen monatlichen Beitrag von mindestens 1 Silbergroschen giebt. Außerdem werden Geschenke, wenn sie auch noch so gering sind, angenommen. Von der jährlichen Einnahme des Vereins soll in der Regel dem betreffenden Provinzial oder Central -Vereine übersandt, kapitalisirt und das Uebrige vom Vereine selbst zu den oben bemerkten Zwecken verwendet werden. An der Spitze des Vereins steht ein Vorstand (1 Präsident, 8 Direktoren, 1 Rendant und 1 Secretair), welcher von sämmtsichen Mitgliedern des Ver⸗ eins auf 3 Jahre gewählt wird. Alle Jahr wird eine General ⸗Versamm⸗ lung gehalten, in welcher Rechnung abgelegt und die Angelegenheiten des Vertins besprochen und berathen werden. Im Juli zählte der Verein schon 00 Mitglieder, nur aus den beiden Städten Saarbrücken und St. Johann (mit einer Bevölkerung von ungefähr 7009 Seelen), und täglich wächst die Zahl derselben. Wohl wenige Städte in der preußischen Monarchie mögen sich mit solchem Eifer für das Unternehmen interessirt haben. In Koblenz und Trier, wo sich doch auch bedeutende evangelische Gemeinden befinden, sollen, dem Vernehmen nach, noch gar keine Schritte zur Stiftung eines solchen Vereins geschehen sein, der doch vorzugsweise dort Bedürfniß sein möchte.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Die Enthüllung der Standbilder Tillo's und Wrede's in der von dem König erbauten Feldherrenhalle ist zu München am 8. Oktober in festlicher Weise vor sich gegangen. Die gesammte Garnison der Residenz war dazu ausgerückt. Der König, welcher mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen und Prinzen Karl von Bayern nebst Begleitung zu Pferde erschien, und, an den Stufen der Feldherrnhalle abstieg, wurde daselbst von dem Kriegsminister und den zu dem Feste geladenen Offizieren ehrfurchtsvoll empfangen. Auf die von dem Kriegsminister bei der Enthüllung an den König gerich⸗ tete Anrede sprachen Allerhöchstdieselben folgende Worte:

„Ein Zeichen, daß ihre Verdienste nicht vergessen, stehen hier der Heerführer Tilly und Wrede Standbilder. Arg verleumdet war ersterer zwei Jahrhunderte lang; aher durch des Vorurtheils Nebel drangen der Wahrheit Strahlen, Noch sind es keine sechs Jahre, daß der Tod den Marschall, Fürst Wrede, uns schmerzlich entriß, des ruhmbedeckten bayerischen Heeres ruhmvollster. Wir Aeltern sochten unter ihm, wir kennen seinen Werth und unauslöschlich lebt sein Andenken in unseren Herzen. Er war geborner Feldherr. Raum für zukünftige große enthält diese Halle. Was sich auch ereignen mag, das weiß ich; immer werden meine Bayern tapfer kämpfen.“

Hierauf begab sich Se. Majestät der König mit Ihren Königl.

Hoheiten dem Kronprinzen und Prinzen Karl, gefolgt von Aller⸗ höchstihrer Begleitung auf den Odeons- Platz und sahen dortselbst den Vorbeimarsch der Truppen. Bei diesem führte Se, Königl. Ho- heit der Kronprinz sein Infanterie⸗Regiment und Se. Königl, Hoheit der Prinz Karl sein Kürasster-⸗Regiment, deren Inhaber sie sind, vor dem Könige vorbei. Se. Königl. Hoheit der, Prinz Luitpold kom⸗ mandirte seine Brigade. Die en n. ausgerückte Mannschaft mar⸗ schirte darauf an der Feldherrn - Halle den nun enthüllten Standbil⸗ dern vorüber, so dem Andenken der beiden berühmten Führer bayeri⸗ scher Heere ihre Huldigung darbringend. Am . Oktober starb zu München der fürstlich öttingen⸗-wallersteinsche Geheime Hofrath Kohler, als Schriftsteller durch mehrere staatsrechtliche Werke vor= theilhast belannt. Prinz Ebuard von- Sachsen-Altenburg ist nebst Gemahlin wieder in München eingetroffen.

Großherzogthum Baden. Am 1. Olt ;

ih e ; ober sand zu ,, der Jusammentritt frankfurter und n Buch händler statt, welche sich unter Beseitigung jeder Rwalität dahin geeinigt haben, einen süddeutschen Buchhändler-Verein gemeinfam ins Leben zu rufen und somit eine Anstalt zu gründen, wodurch die Interessen der süddeutschen Buchhändler nach Innen und Außen kräf⸗

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tiger und nußenbringender alsbisher vertreten werden. Jedenfalls kann die Einigung Stuttgarts nd Frankfurts ein merkwürdiger Mo⸗ ment in der Geschichte des eutschen Buchhandels werden und dazu beitragen, daß der Hapt-Stapelplatz desselben, wie es früher der Fall, wieder eir süddeutsche Stadt würde. Die aus Offizieren der drei Distonen des achten deutschen Armee⸗ Corps zusammengesetzte Kommispn, welche zur Beantragung über⸗ einstimmender Grundsätze im Sützenwesen vor einigen . in Heidelberg sich versammelt htte, wird im Laufe des Oktobers unter dem Vorsitz des badischen Heneral-Quartiermeisters, General⸗ Majors Frhr. von Fischer, ihre Arbeiten in Karlsruhe sortsetzen. Für das Zusammenwirken in Kegeszeiten muß eine Vereinbarung in diesem wichtigen Zweige militaischer Ausbildung als erwinschtes Ergebniß angesehen werden.

Frarkreich.

Paris, 8. Olt. Der Knig hat sich gestern Abend zu Tre⸗ port eingeschifft. Obgleich das Meer etwas unruhig war, ging die Abfahrt doch gut von statten. In der Börse hieß es auch, die Re— gierung habe schon durch den selegraphen von Calais die Nachricht erhalten, der König sei glücklih zu Portsmouth gelandet und mit begeistertem Freudenrufe empfagen worden.

Der heutige Moniteur enthält das Namens -Verzeichniß der durch die Amnestie vom 4. Otober begnadigten politischen Gefan— genen; es sind 3 wegen des Quenisset'schen Komplotts, 1 wegen Vertheilung des Monteur rejublicain, 4 wegen des letzten lom munistischen Komplotts, 22 wegen des marseiller Komplotts, 5 wegen Chouanerie in der Vendée, 21 wgen des Aufstandes vom Mai 1839, und 6 wegen der Landung zu Böiulogne Verurtheilte. Unter ihnen befinden sich die Schriftsteller Tupoty, Dourille und Becker, die Uebrigen sind unbedeutendere Individuen. Parquin, Montholon, Barbes, Blanqui und Martin-Bernard sind nicht amnestirt worden; es scheint, daß sie sich nicht dazu verstarden haben, um Begnadigung einzukommen.

Jahre auf 3 Millionen Fr. und gehen mscher und regelmäßiger ein, als man erwarten zu dürfen glaubte.

x Paris, 8. Okt. Der Plan, die sämmtlichen französischen Besitzungen in Afrifa zu einem Vict-Königthum zu machen, und an desfen Spitze den Herzog von Aumale zu stellen, der auch den Titel als Vice König führen würde, war von der Regierung schon seit längerer Zeit gefaßt, und um die Ausführung desselben vorzubereiten, wurde der Prinz nach Konstantine geschickt. Inzwischen war kein weiterer Schritt geschehen, da man den Marschall Bugeaud, der eben erst mit der Konsolidirung der französischen Herrschaft dort beschäftigt ist, noch nicht von seinem Posten abberufen konnte. Nun aber, nach⸗ dem der größte Theil des Landes wirklich unterworsen, die Macht der wenigen noch widerstrebenden Häuptlinge der Kabylen⸗ und Araberstämme, wo nicht ganz gebrochen, doch wenigstens sehr gelähmt, Abd ei Kader aus dem französischen Gebiete entsernt, nur noch von einer geringen Anzahl von Anhängern umgeben, anch der Friede mit Marokko wiederhergestellt ist, wurde vor kurzem die Aus⸗ führung des Planes wieder ernstlich im Minister⸗Rathe zur Sprache gebracht, und es wäre leicht möglich, daß die auf Ende Novembers oder Anfang Dezembers angekündigte Rückkehr des Marschalls nach Frankreich eine definitive würde. Wie man hört, hat der Minister⸗ Rath die Idee dem Grundsatze nach angenommen, über die Weise der Ausführung jedoch noch keine Entscheidung gefaßt. Man ver⸗ nimmt in letzterer Beziehung jedoch einiges Nähere. Der Herzog von Aumale soll, dem Plane zufolge, in seiner Eigenschaft als Vice König weit ausgedehntere Vollmachten erhalten, als die Vice⸗- Könige von Irland oder Siecilien solche haben. Der Titel eines Vice -Königs würde ihm auf Lebenszeit übertragen, es würde eine besondere Ver⸗ waltung für Algerien errichtet und unter diesen Bedingungen das Land fortwährend in Abhängigkeit von dem Mutterlande bleiben.

Herr Guizot ist zwar dem König nach England gefolgt, indeß ist seine Gesundheit doch noch nicht vollkommen hergestellt. Der Marschall Soult dagegen erfreut sich, seitdem er einige Zeit die Landluft genossen hat, einer vortrefflichen Gesundheit und entwickelt eine für sein vorgerücktes Alter wirklich außerordentliche Thätigkeit. Die von mehreren Blättern seit kurzem wiederaufgewärmten Gerüchte, als beabsichtige er sich zurückzuziehen, entbehren alles Grundes.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Dumon, ist seit seiner Rückkehr aus den östlichen Departements und Belgien vom frühen Morgen bis zum Abend von zahlreichen Bewerbern förmlich belagert, welche morgen, als an dem dazu auberaumten Tage, ihre Angebote für die beiden Eisenbahnlinien von Orleans nach Bordeaux und von Tours nach Vierzon vorlegen wollen. Man berechnet, daß unter den Theilnehmern an den fünf Gesellschaften, welche für die erstgenannte dieser beiden Linien, und an den zwei Gesellschaften, welche für die zweite Angebote machen, zwei Drittheile aus englischen Kapitalisten bestehen. Die französischen Eisenbahn-Actien sind in die⸗ sem Augenblicke in England sehr gesucht, obgleich dert für das Innere von Großbritanien nicht weniger als 18 bedeutende Eisenbahn⸗Projekte bestehen, für welche die Entwürfe der nächsten Session des Parla⸗ ments vorgelegt werden sollen.

Was die Blätter von Lord Palmerston's Besuch von Paris auf seiner Rückreise von dem Kontinent nach England, ja von einem Schritte desselben, um dem König Ludwig Philipp vorgestellt zu wer⸗ . gesagt haben, ist, glaubwürdiger Versicherung zufolge, ohne allen Grund.

Die letzten Berichte aus den Weinbau treibenden Departements des Südens lauten für das Ergebniß der Weinlese noch günstiger als bisher. Während die Qualität sich durchaus gut zeigt, fällt die Aerndte auch in quantitativer Beziehung an vielen Orten, namentlich in der Gegend von Bordeaux, weit ergiebiger aus, als man anfangs geglaubt hatte.

A Paris, 8. Okt. Obgleich in diesem Augenblick Niemand eine Amnestie zu hoffen oder zu verlangen wagte, so ärndtet die Re⸗ gierung doch im Allgemeinen wenig Dank für die Ordonnanz von Eu, welche einige sunszig politische Gefangene in Freiheit setzß. Die Be= schränkung der Amnestie, über welche man sich beklagt, erklärt sich durch die größere persönliche Wichtigkeit, welche mehrere der politischen Gefangenen haben, deren Strafe erst nach 1847 abläuft. Dahin ge⸗ hören vor allen Dingen Louis Bonaparte und mehrere seiner Be⸗ gleiter, namentlich der General Montholon, welche in Schloß Ham zurüctgehalten werden, während sich a Thore für einige ihrer Lei⸗ densgefährten öffnen, die ausnahmsweise in der Amnestie mitbegriffen sind. Auch die Chefs des Mai⸗Aufruhrs von 1839, Barbe s, Blanqui, Bernard u. s. w. gehören zu der Kategorie, welche von der Theil⸗ nahme an der Wohlihat der Ordonnanz von Eu ausgeschlossen sind, ohne Zweifel, weil ihr Verbrechen zu schwer erscheint, als daß es durch eine fünfjährige Strafe hinreichend gesühnt worden wäre. unbedeutender Gefangene der Klasse von 1839 stnd dagegen durch eine Spezialbestimmung der Ordonnanz von Eu ebenfalls des Restes ihrer Strafe überhoben. ;

Die Gerichts‘ Behörden von Avignon baben sich endlich zum Einschreiten gegen die Nonnen des heiligen Joseph entschlossen, in

Mehrere

deren Kloster man vor zwei Monaten ein junges Mädchen gefunden, das 4 Jahre auf faulem Stroh, halbnackt, und mit beiden Füßen an die Mauer gefesselt, in einem engen Kerkerloche zugebracht hat. Die scheußlichsten Beispiele der Kloster-Tyrannei, die sich für die Be⸗ griffe der heutigen Zeit als völlig fabelhast darstellen, sind überhaupt gar nichts Seltenes in dem heutigen Frankreich, wo der Rechtsschutz jetzt wieder, eben so wie vor einigen 100 Jahren, an den Kloster⸗ pforten aufzuhören scheint. Es vergeht kaum ein Monat, ohne daß man von irgend einem Falle der gewaltsamen Einsperrung in ein Kloster, der empörendsten Mißhandlung widerspenstiger Novizen oder Schwestern, hört. Werden solche Dinge allzu ruchbar, so treten frei⸗ lich in der Regel gerichtliche Maßregeln ein, aber das Endergebniß derselben ist gewöhnlich ein wahrer Hohn gegen die Justiz.

Sroßbritanien und Irland.

London, 8. Okt. Der König der Franzosen ist in Beglei= tung des Herzogs von Montpensier heute Morgen um 9 Uhr in Portsmouth gelandet. Zwei Stunden darauf begab sich derselbe in einem eigends für ihn hergestellten und auf das prächtigste eingerichteten Staats⸗

waggon in Gesellschaft des Prinzen Albrecht, welcher nach Gosport

zum Empfange des hohen Besuches gekommen, aber erst nach der unerwartet früh erfolgten Ankunft des Königs dort eingetroffen war, auf der Eisenbahn nach Farnborough und von dort zu Wagen nach Windsor Schloß, woselbst die Königlichen Herrschaften diesen Nach⸗ mittag angelangt sein werden. Im Gefolge des Königs befinden sich von den Ministern nur die Herren Guizot und Mackan. Bei der Landung wurde der König mit Enthusigsmus von der versam⸗ melten Volksmenge begrüßt und von den Marine⸗=, Civil- und Mili⸗ tairbehörden von Portsmouth, sowie von einer großen Anzahl aus gezeichneter und hochgestellter Personen, unter welchen auch der Herzog von Wellington sich befand, von dem Landungsplatze nach dem Bahnhofe geführt.

Mit der Ankunft des Königs der Franzosen ist zugleich die Nach

. ; . w richt von einer neuen Kollision zwischen der englischen und französi⸗ Die Abgaben in der Provinz Algetien belaufen sich in diesem 4 d. giis .

schen Marine in der Südsee angelangt. Ein Lieutenant des Schiffes

„Hazard“, das den neuen britischen General-Konsul für die Südsee⸗Inseln,

General Miller, nach seiner Residenz Oahu, der Hauptstadt der Sand⸗ wich⸗Inseln, gebracht hatte, wurde, als er dem temporair als Konsul auf Otaheiti fungirenden Lieutenant Hunt, Befehlshaber des „Basilisk“ (an dessen Bord sich noch immer die Königin Pomareh befindet) Depeschen überbringen wollte, von einem bewaffneten französischen Boote angehalten und gewaltsam an Bord einer der französischen Fregatten gebracht. Der französische Befehlshaber des Bootes berief sich darauf, daß jede Verbindung mit dem Lande untersagt sei. Der britische Offizier ward zwar sogleich wieder freigelassen, jedoch, wie man sagt, ohne die ge⸗ forderte genugthuende Erklärung zu erhalten. Die Sache hat indeß zu keinen Weiterungen geführt, da der Befehlshaber des „Hazard“, Commander Bell, sich nicht veranlaßt fand, von seinen Instructionen abzugehen, welche ihn nach Sidney beorderten.

Die Presse spricht sich über den Besuch Ludwig Philipp's bei der Königin von England im Allgemeinen wohlwollend und glück⸗= wünschend aus. Selbst die Opposttions-Blätter scheinen sich, zu freuen, „den großen Advokaten des Friedens, was seinen persönlichen Charakter, seine Bestrebungen und seine wahrsten Interessen angeht, als Königlichen Gast in Windsor“ zu begrüßen, wiewohl die Morning Chronicle es doch für, nöthig sindet, die Mi— nister vor allzu großer Nachgiebigkeit gegen die freundschast⸗ lichen Forderungen des hohen Gastes zu warnen, und nament⸗ lich in Betreff der Durchsuchungs Verträge auf der Huth zu sein anempfiehlt. „Wir können diese Dinge nicht vergessen,“ schreibt heute dies Hauptblatt der Whigs, „selbst während wir dem Könige der Franzosen die gastlichste und zuvorkommendste Aufnahme hier wünschen. Aber wir möchten ihm nicht die Ungerechtigkeit anthun, ihn von seiner Nation zu trennen oder ihn getrennt von derselben zu betrachten. Das kann man doch nicht annehmen, daß er den Inter— essen derselben untreu oder gegen ihre Wünsche taub sein soll, und deshalb erwarten wir, daß man nicht ein bedeutendes und ernst liches Opfer in einer Stunde der Höflichkeit ihm, darbringen, oder ein nationales Interesse aus Gesinnungen persönlicher Freund— schaft aufgeben werde. Der König der Franzosen mag ein eifriger Freund des Friedens, er mag ein Mann sein, aufrichtig in seinen Worten, treu seinen Versprechungen, unwandelbar ergeben seinen Freunden, und einer, der jede oͤffentliche Tugend mit den Privat— Tugenden vereint, welche ihm Alle zugestehen, aber er hat eine wilde Rotte von Fanatikern hinter sich, Kreuzfahrer auf dem Wege nach Nationalruhm, Männer, welche uns niemals ihre eigenen Fehler und Unfälle vor dreißig Jahren vergessen, und welche England mit einer Art korsischer Rache verfolgen, die nichts im Leben oder in der Politik sieht, als ihr Opfer. In die Herzen solcher Männer aber hat Ludwig Philipp unglücklicherweise Liebe und Achtung für seine Dynastie zu pflanzen und das kann er nicht thun, ohne in gewissem Grade ihrem verächtlichen und ungegründeten Hasse gegen England Vorschub zu leisten.“ Fern von solchen Besorgnissen und Bedenklich⸗ keiten äußert sich der ministerielle Standard unter dem ausschließlichen Eindrücke der Freude über den Besuch des Königs: „Der heutige Tag“, schreibt dies Blatt, „wird länger in der Erinnerung bleiben als derjenige, an welchem zum erstenmale im Laufe vieler Jahrhunderte ein französischer Monarch an unserer Küste gelandet ist, als der erste Tag, an welchem ein französischer Monarch diese Insel in Freundschaft und Frieden besucht hat. Das Ereigniß sist reich an Betrachtungen vom höchsten, aber zugleich wohlthuendsten Interesse, Betrachtungen, die wir nicht erörtern wollen, die wir aber in einen Ausdruck aufrichtiger Dankbarkeit gegen die göttliche Vorsehung zusammenfassen können für das Zeugniß des großen Fort⸗ schritts der Menschheit auf dem Wege gesunder Gesinnung. Wãäre ber Besuch des Königs der Franzosen ein öffentlicher Besuch, eine Angelegenheit des Staats, welche, die Theilnahme der Nation an dem Empfange desselben rechtfertigen würde, so ist kein Zweifel dariber, wie das Volk Englands seinen großen Alliirten in der Er⸗ haltung des europäischen Friedens, in der Förderung der Civilisation der Menschheit bewillkommnen würde.“

Schweiz.

Kanton Bern. Dem Großen Rathe, welcher sich im No⸗ vember versammelt, soll nachstehender Gesetz⸗Entwurf über Bestra—⸗ sung der Thierquälerei vorgelegt werden:

„Artifel 4. Wer durch rohe Mißhandlung oder boshasftes Quälen von Thieren Aergerniß veransaßt, soll mit Gesaugenschast auf 20 Tage und einer Geldbuße von 2 40 Fr, welche letztere auch allein angewendet werden kann, gestrast werden. Bei Rückfällen kann die Strafe bis auss Doppelte derselben ansteigen. Art. 2. Unter solche Mißhandlungen von Thieren gehört namentlich: a. die Tödtung eines Thieres auf ungewöhn⸗ siche und zugleich mehr als nöthig schmerzhafte Weise; b. die Entziehung der einem Thiere zu sciner Subsistenz erforderlichen Nahrung und Pflege; e. jede grausame Behandlung eines Thieres durch . 8 dessen Natur oder über seine 6 hinaus; d. das Zufügen von Schmerzen oder Qualen bei Versolgung von nicht erlaubten Zwecken, oder das Zusü⸗ gen von Schmerzen und Qualen selbst bei erlaubien Zwecken, wenn es aus unnöthige Wesse'geschieht. Art. 3. Bei Bestimmung der Strafe soll die Größe des gegebenen Aergernisses, so wie der dem Thiere zugesügten Qual und der Grad' der bei Verübung der That zum Grunde gelegenen Bosheit

is i i i Id⸗ oder moöralischen Verdorbenheit zum Maßstabe dienen. Art. 4. Die Ge bußen fallen zur einen Hälste dem Angeber, zur anderen Dãalfte dem Ar⸗ men-Fonds der Gemeinde, wo der Frevel begangen worden ist, zu.

Jtal!ien. ,

Florenz, 2. Okt. Gestern traf Se, Kaiserliche Hoheit der . . 23 der Reise nach Triest und München wieder hier ein und besuchte heute die seit kurzem in den Sälen der Akademie eröff⸗ nete Kunst - Ausstellung, mit welcher diesmal auch die alle 3 Jahre stattfindende Ausstellung von Industrie⸗Gegenständen vereinigt wird.

Tür hei.

Konstantinopel, 25. Sept. (D. A. 3.) In Bezug au die 9. 2 r . hier wohnenden griechischen Handwerker verfügte Entziehung der Gewerbefreiheit war der hiesige gie bi e Geschäftsträger mit dem Minister der auswärtigen Angelegenhei en und dem Gouverneur von Galata und Topchana dahin übereingelom⸗ men, daß die griechischen Handwerker, gegen die jr ich erm. einer gewissen Summe, welche zur Verbesserung und r Straßen u. s. w. verwendet werden sollte, wieder ihre Gewerbe . ben dürften, jedoch unter dem Vorbehalte der Genehmigung von 3. ten des großen Staats Raths, Am 196en trug Rifaat Dolch . Angelegenheit im Staats-Rathe vor, welcher durch Stimmen Mehr— heil entschied, daß diejenigen Griechen, welche ohne Gerechtsame Jedik) ihr Gewerbe getrieben, nur dann wieder die Erlaubniß zur Fortsetzung desselben erhalten sollten, wenn sie ganz in die Nategorie der türfischen Rajahs träten. Herr Argyropulos will sich nun dieser⸗ halb mit den Botschastern der Schutzmächte berathen.

Die Gewerbe⸗Aus stellung der deutschen Bundes⸗ und Zollvereins-Staaten.

. )* . 4 542 2 2410 9345

Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Ni. 227, 235, 240, 242, 243, 248, 249, 2.

533 8334, 255. 256, 258, 259, 260, 261, 26 2, 263, 264, 265, 266, 267, ** 7 ** 97 97 78 —5* . 99 5 * 2 *

273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 283 u. 285.)

LXII. Blechwaaren.

Die Menge von Gegenständen, welche man aus Blechen unedler Metalle für die mancherlei Zwecke des alltäglichen und gewerblichen Lebens verfertigt, ist gegenwärtig so groß, daß es auch bei der Be⸗ urtheilung des hiervon Ausgestellten als räthlich erschien, mehrfache Abtheilungen zu bilden. Im Nachstehenden sind daher auch nur solche Arbeiten aufgeführt, welche sich außer lackirten Blechwaaren linkl. Lam⸗ pen), Oefen, Kochheerden und Bade Apparaten sonst noch vorfinden.

Der gewöhnliche Arbeits Prozeß bei der Herstellung größerer oder kleinerer Gefäße, Geräthschasten, Galanteriesachen und anderer zur Bequemlichkeit bestimmten Gegenstände darf hier wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Bemerkenswerth möchte indeß sein, daß man in neuerer Zeit das mühsame Treiben mittelst des Hammers, bei Blechen sür ganze Gefäße, wie auch deren einzelnen Theile durch die Methode des Brückens auf der Drehbank und durch Verwendung geeigneter Werk⸗ zeuge und Maschinen, der Stanzen, r g gf. Durchschnitte u. dergl. nicht nur bei den meisten Arbeiten in Wegfall gebracht hat, sondern solche auch schöner, schärser, schneller, in größeren Massen und billi— ger als früher herzustellen im Stande ist, überhaupt die Productions⸗ sähigkeit außerordentlich an Umfang gewonnen hat. nr, m,

Was speziell das Drücken auf der Drehbank betrifft, so läßt sich solches auf alle die Formen anwenden, deren Querschnitte von kreisförmigen, ovalen, überhaupt lontinuirlichen krummen Linien be⸗ gränzt sind, nicht aber wenn schlangenförmige oder gebrochene Linien diese Begränzungen bilden,

BDie' wichtigsten Theile zu dergleichen Arbeiten sind die Futter oder richtiger Modelle, aus Weißbuchenholz, Burbaumholz, zuweilen auch aus Metall gebildet, welche meist genau dieselbe Gestalt besitzen, als der zu erzeugende Gegenstand erhalten soll. Man stet diese Futter auf die Drehbankspindel und drückt mit Hülfe von Polirstäh—⸗ len, gehörig zugerichteten Blutsteinen 2c. das Blech derartig auf sel⸗ bige in alle vorhandenen Vertiefungen z. ein, daß letzteres einen vollständigen Ueberzug auf ersterem bildet.

Bei sehr vielen Gegenständen, z. B. Leuchtern, Kaffee- und Theekannen c. besteht das nothwendige Futter aus mehreren Thei⸗ len, noch andere erfordern die Anwendung von mehreren Futtern nach einander, so zwar, daß erst das zuletzt benutzte dem zu bildenden Ge⸗ genstande ganz gleich kommt. Aus diesen auf solche Weise einzeln gedrückten Stücken setzt man sodann das Ganze zusammen und be⸗ wirkt die Vereinigung durch Falzen und respektives Andrücken auf der Drehbank oder durch diese Operation und nachheriges Löthen.

Läßt es die Beschaffenheit des Metallbleches zu, so entfernt man die durch das Drücken veranlaßte Sprödigkeit durch geeignetes Aus⸗ glühen, wodurch sowohl die weltere Verarbeitung erleichtert, als Rissen Sprüngen z. vorgebeugt wird.

Am leichtesten lassen sich die mit Silber plattirten Kupferbleche auch Tombakblech verarbeiten, am schwierigsten Eisenblech, welches . mentlich, wenn es verzinnt angewandt werden muß, das bemerkte Aus—⸗ glühen unzulässig macht. Schnelligkeit, Sicherheit und Gewandtheit im Drehen sind dann ganz besonders erforderliche Dinge. .

Gleichförmigkeit, Reinheit und Schönheit der Arbeiten an sich,

so wie der zugleich mit bewirkten Politur, lassen sich hierbei auf eine so leichte, sichere und vollkommene Weise erreichen, wie dies auf dem alten Wege beinahe gar nicht der Fall sein würde. Unter den auf der Ausstellung vorhandenen Blecharbeiten sinden sich eine große Anzahl über Futter gedrückter Gegenstände und Theile, obwohl die eigentlichen Klempner das Drücverfahren weit weniger anzuwenden scheinen, als die Drechsler, Letztere sogar dieser Arbeits Diethode derartige Aufmerksamkeit widmen, daß es vielen derselben bereits Felungen zu sein scheint, sich einen völlig neuen Er— werbszweig zu 86 ;

Was die Blecharbeiten der Ausstellung i ri so muß man es wohl einigermaßen enn, , ,, gegenwärtiger Standpunkt, weder das, was überhaupt geleistet wird noch geleistet werden kann, nicht ganz zu ermessen ist. An den vor- handenen vermißt man bei vielen wahrhaft line lund vornehmlich 6 gefällige, Formen, gar manches ist höchst Gewöhnliches, ö . bereits seit Jahren in fast allen Verkaufs ⸗Gewölben

Das verhältnißmäßig geringe Gewicht des Ble ie Leichtiakei fast alle erdenklichen Formen 4 bie scssen . zu een, f e

. 6 2 nen, sollte billig Ver⸗ anlassung sein, immer Neues in diesem Gebiete zu schaffen und Sachen des Nutzens, wie der Bequemlichkeit und des Schmuckes zu liefern 13 zur Zeit reichen Productionen von Gußsachen aus Eisen und gin wie nicht minder die Arbeiten in Silber und plattirten Metallen, Auch

manche Thonwaaren, liefern in der That mannigfache Muster und

reichhaltigen Stoff zu gleichen oder ähnlichen Gebilde

unedler Metalle. Auch in der Auswahl . Morell n g noch weit vielseitiger sein, auf mannigfachere Ausstattungen durch Färben, Bronziren, ja vielleicht Versilbern und Vergolden Bedacht nehmen, als dies bei den meisten der ausgestellten derartigen Sachen der Fall ist. Gewiß sind diese Erscheinungen um se mehr zu beklagen als hierin nicht wenige und nicht unwichtige Mittel liegen, um Hand=

1515 werke in den Stand zu setzen, die Fabriks Konkurrenz bestehen zu

können. ; Nach diesen Bemerkungen wenden wir uns zur speziellen Beur⸗

theilung der vorhandenen lech Arbeiten selbst. l

Mm. 181. A. Wusterhau sen in Berlin. Arbeiten, die von eben so viel Geschmack und Schönheit sinn, als tüchtiger Technil zei⸗ gen. Besonders hervorzuheben sind 1

Em Vogelbauer, chinesische Form, höchst gefällige, liebliche, ganz neue Zeichnung, wohl das schönste seiner Art, was die Ausstellung aufzuweisen hat. Gute Hammer Arbeit, auch recht fleißige, saubere Politur. 54 e . in türkischer Form, verdient gleich aus⸗

ezeichnetes Lob. ö ; ö. . Wasch⸗Apparat. Die Wasch⸗Schaale bildet eine Muschel, den Wasserbehälter eine Vase, e vortreffliche Stücke. Die Lackirung, namentlich deren Farbe, Nach⸗ ahmung des Granites, ohne Tadel, besonders gut geschliffen und olirt. r Nr. 177. Steinbrecher in Berlin. Eine Theemaschine und ein Theekessel, beide von hübscher, wenn auch nicht ganz neuer Form. Gute getriebene Arbeit. Preise wohl etwas hoch.

Eine als feuerfest bezeichnete Geld -Schatulle möchte nicht dem Zwecke entsprechen, da mindestens das hierzu verwandte Blech zu dünn ist.

Eine bis auf den Kolben und dessen Führung ganz aus Zinkblech gefertigte Gartenspritze muß eben so zweckmäßig als höchst billig im Preise genannt werden.

Nr. 1464. Wieland u. Comp., Messingwaaren Fabrikanten in Ulm, haben ein vollständiges Assortiment ihrer Fabrilate ausge stellt, nämlich Leuchter, Pfannen, Schaalen, Löffel, Schlüssel-Schilder, Pferdegeschirr, Fournituren ꝛ4. aus gewalztem Messingblech, so wie Glocken, Mörser, Waagballen, Hähne ꝛc. aus gegossenem Messing, welche letztere Gegenstände, obwohl nicht zu den Blechwaaren gehörig, dennoch hier, als gut gearbeitete Artikel, zu erwähnen sein dürften.

Sämmtliche Blech Arbeiten verdienen recht brav genannt zu wer⸗ den; besonders erfreulich dabei ist die Ausdehnung, in welcher das oben erwähnte und zwar trefflich ausgeführte Drücken über Futter auf der Drehbank hier in Anwendung gebracht worden ist. Allgemeine Aufmerksamkeit erregt der schöne, frische Glanz und die fast goldähn⸗ liche Farbe fast aller Gegenstände, wozu die Fabrik im Besitze eines ganz eigenthümlichen Verfahrens sein und schon die Herstellung und Ausarbeitung der Bleche durch Maschinen, welche das Schaben, Glät⸗ ten und Poliren verrichten, hierzu geeignet in Ausführung gebracht werden soll.

Als etwas ganz Neues möchten besonders messingne Kettchen zu Wagschalen und Lampen bezeichnet werden, deren Glieder, auf soge⸗ nannten Durchschnitten aus Blech gebildet, nur gehörig umgebogen und derartig vereinigt sind, daß dabei alle weiteren Verbindungsmittel, wie Nieten oder Löthung, wegfallen.

Die Fabrik soll in national-ökonomischer Beziehung von Beden⸗ tung sein, sowohl hinsichtlich der Zahl von Arbeitern, welche dieselbe beschäftigt, als auch des Absatzes, welche deren Waaren fast nach allen Gegenden Deutschlands sinden.

Nr. 1463. Schwenk u. Comp., Messingwaaren- Fabrikanten, ebenfalls in Um. Der Chef dieser Fabrik soll ein ehemaliger Werk⸗ führer der Vorgenannten sein, was als Grund angeführt werden mag, daß wir die unter gegenwärtiger Nummer ausgestellten Gegenstände nicht speziell aufführen, sondern blos bemerken, daß diese Fabrik der ersteren an technischer Leistung nicht nachzustehen scheint. Glanz und Frische der Politur ist ebenfalls die ganz eigenthümliche, wie vorher bei den Wieland schen Waaren bemerkt wurde.

Als etwas ganz besonderes und ungewöhnliche Fertigkeit ver⸗ sprechend, müssen wir indeß eine Sorte Tischleuchter von Sr Zoll Höhr anführen, die aus einem einzigen Stücke Messing über hölzerne Fut⸗ ter auf der Drehbank gedrückt wurden, ohne daß man Risse oder an⸗ dere gewaltsame Einwirkungen der Druckstähle bemerken könnte, un⸗ geachtet mehrfach eingezogene Stellen dabei vorkommen.

Nr. 813. Schatz, Klempnermeister in Glogau. ment Klempnerwaaren. Arbeiten, und als solche recht brav und gut. Von den Formen lassen manche, namentlich hinsichtlich ihres Alters, zu wünschen übrig, was besonders von der mit gemusterten Garnituren versehenen Theemaschine gelten möchte; bei weitem gefälligere Formen zeigen einige glatt gear⸗ beitete derartige Maschinen, nichk minder die Zuckerdosen und einige Laternen. Die gestellten Preise sind nicht zu hoch,

Nr. 1935. Schu st er, Metalldrcher in Berlin. Ein recht hübsches Assortiment von Wachsstock- und Sparbüchsen, Zuckerschaa⸗ len, kleinen Lampen, Aschenbechern, Uhrhaltern ꝛc., größtentheils aus Tombakblech gefertigt. Alle diese Arbeiten sind gut, scharf und rein auf der Drehbank gedrückt, haben größtentheils recht ansprechende

Ein Assorti⸗

und gefällige Formen und verdienen in Hinsicht auf die recht hübsche

Ausstattung, auf recht zweckmäßigen Firniß-Ueberzug 2c, vor vielen ihres gleichen vorgezogen zu werden. Schade, daß das Assortiment, welches der Aussteller produzirt, nicht vollständig ist, da besonders der Referent manche Gegenstände, z. B. Lampentheile c., vermißt, die jhm an anderen Orten als recht lobenswerthe Arbeiten Schuster's zu Gesicht kamen. Die Preise aller dieser Gegenstände sind ungewöhn⸗ lich billig.

u bed. Pflug, Kupferschmidemeister in Weimar, Eine Thee⸗ Maschine und 4 verschiedene Schwungkessel aus Kupferblech gefertigt; in der Form wohl das Neueste und Geschmackvollste ähnlicher Artikel der ganzen Ausstellung.

Nicht minder großes Lob verdienen dieselben als höchst tüchtige und schöne Hammer-Arbeit, so wie die ausgezeichnete braune Bronze derartig als gelungen zu bezeichnen ist, daß sie der bekannten franzö⸗ sischen und namentlich englischen vollständig gleichkommt.

Nr. 148. Bofse, Klempnermeister in Berlin. Ein sechseckiger Papagei - Käfig. Fleißige, durchbrochene Arbeit. Der Form lönnte etwas mehr Freiheit gegeben sein.

Nr. 291. Rothe, Klempnermeister in Bernburg. Ein acht eckiger Papagei⸗Käsig von durchbrochenem Messingblech. Die Schärfe der Ausschnitte so wie mancher Kanten läßt zu wünschen übrig, die Löthstellen sind an einigen Srten nicht genug übergearbeitet.

Zugleich fällt uns ein, bei Vogelbauern ost vorkommender Man⸗ gel auf, nämlich der, daß man den armen Vogel zu kleine Deffnun⸗ gen läßt, als daß er, in der Wirklichkeit der Freiheit beraubt, wenig⸗ stens die Idee derselben genießen könnte.

Nr. 2385. Goerke, Klempnermeister in Brandenburg. Zwei aus Messing getriebene Vogelbauer, gute Arbeit, sonst nichts ausge⸗ zeichnetes.

Nr. 1936. Bengler, Klempnermeister in Berlin. Ein Uhr⸗ gehäuse aus Tombak mit vier Säulen, von recht guter Form, schöner Politur, auch sonst brav gearbeitet. Ferner drei Messing⸗Vogelbauer, die etwas weniger Lob verdienen möchten.

Nr. 1657. A. Martini, Klempnermeister in Schlottheim. Ein Theelessel von gewöhnlicher Form, wobei jedoch Arbeit, Löthung und Zusammensetzung zu wünschen übrig lassen; zwei Lampen und eine Puddings form.

Rr 1875. D. Meier, Klempnermeister in Hamburg. Sämmt⸗ lich vorhandene Gegenstände verdienen vorzüglich belobt zu werden, sowohl wegen der schönen Formen, als der sonst guten technischen

Ausfiihrung. Als wahrhafte Ausnahmen von dem Gewöhnlichen sind unbedingt die aus Blech gefertigten, gut bronzirt und mit Im, trefflichen Verzierungen aus gegossenem Blei versehenen asen als Jeuerfässer (Kohlenbehälter) anfjuflihren. Ganz vorzüglich hübsch ist die Vase mit Epheuranke. Zwei (nicht lackirte) 6 Thee⸗ Komforts zeigen, außer der höchst gefälligen Form, auch von tüchtiger Hammer- Arbeit. Die dabei außerdem befindlichen lairten Theebretter und Brodkörbchen sind ebenfalls von einfacher, recht hübscher Form, guter Jeichnung, sehr brav geschliffen und ohne Tadel lackirt.

Nr. JI709. Zabel, Metallwaaren-Fabrifant in Berlin. Von den

ausgestellten Arbeiten desselben verdient die hübsche Auswahl gut gearbeiteter Backformen ihrer zweckmäßigen Einrichtungen wegen be— sonders genannt zu werden.

Beides, der Gestalt wie Arbeit nach,

Nr. 116. H. G. Paalzow, Klempnermeister ebendaselbst.

Eine aus Tombabblech gefertigte Thee⸗Maschine von recht gefälliger

Form, die zugleich Ansprüche auf einige Neuheit hat und eine recht brave Hammer- Arbeit genannt werden muß, jedoch sehr theuer ist. Zwei Vogelbauer und ein Papageiständer, sämmtlich gut gearbeitet,

doch etwas hoch im Preise, der letztere wohl viel zu theuer.

Nr. 126. Schumacher, Klempnermeister ebendaselbst. Ein

messingnes Waagegestell von guter Form, auch recht saubere Arbeit.

Größtentheils auf der Drehbank gedrückte

Zwei Faffeemaschinen aus Tomback und Blech, beide von gewöhnli⸗ cher Gestalt und Arbeit.

Nr,. 5M. W. Strasburger, Klempnermeister ebendaselbst. Zwei hübsch gearbeitete Tischlampen und eine Flurlaterne.

Nr. 166. Gerstel, Klempnermeister ebendaselbst. Ein Thee⸗ kessel von Messingblech mit Untersatz, aus freier Hand getrieben, von recht geschmackvoller und gefälliger Form, auch übrigens gut gearbeitet.

Nr. 1814. Stein, Klempnermeister in Güstrow. Zwei Thee⸗ kessel und eine Kaffeemaschine. Alles nicht übele Formen, die auf einige Neuheit Anspruch machen dürsen, recht brave Hammerarbeit; , Theekessel scheint eben so gut auf der Drehbank gedrückt zu sein.

„Nr. 1211. Schmöln und Romberg in Iserlohn. Zwei hübsche Wagen-Laternen, sehr brav gearbeitet. Tisch- Leuchter aus Messingblech mit Patentschieber, eine empfehlenswerthe Einrichtung, auch gut gearbeitet und recht preiswürdige Waare. Ein gleiches Urtheil geblhrt den dabei mitaus gestellten Messingguswaaren,.

9 Nr. 2683. Konrad Mack, Laternen-Fabrikant in Bayreuth. Cin Paar sehr geschmackvolle Wagen Laternen mit Verzierungen aus plattirtem Silber, von sauberer und guter Arbeit. ̃

. Nr. 1962. Krahnstöver jun. Klempnermeister in Hamburg. Einen nicht übel gearbeiteten großen Papagei⸗Käfig.

. Nr. 2364. Naumann, Klempnermeister in Berlin. Ein acht- edkiger Vogelbauer aus verzinntem, granitartig lackirtem Blech, mit doppelter Glasglocke zur Aufnahme von Goldfischen. Eine nicht übele, ja gute Arbeit, besonders hübsche Laclirung des Fußes und Deckels.

Nr. E64. France, Klempnermeister in Erfurt. Ein Thee⸗ kessel von hübscher Form und guter Hammerarbeit. Nr. 665. H. Quant, Klempnermeister ebendaselbst. Ein mes⸗ singner Vogelbauer. Praktisch, jedoch von nicht besonderer Form, auch nicht sehr billig. .

Nr. 2867. J. Eder in Breslau. Eine hübsche Auswahl von Kaffee, Theemaschinen, Leuchtern, Spaarbüchsen und anderen zur Be⸗ Juemlichleit bestimmten Gegenständen, meistentheils auf der Drehbank gedrückt, einige jedoch etwas flüchtig gearbeitet. Manche Formen sind recht gut, andere lassen einiges zu wünschen übrig, möchten auch zum Theil das Prädikat neu nicht erhalten können. Die Preise sind etwas hoch.

Ni. 1878. Berner, Klempnermeister in Hamburg. Eine messingne Signal- und eine Kompaß-Laterne, zwei Sprachröhre und ein Nothrufer. Alles gute Arbeiten, übrigens nichts Ungewöhnliches.

Nr. 2189. Lieck, Klempnermeister in Marienwerder. Drei ver- schiedene mit Drahtgitter umgebene Laternen, die ihren Zwech erfüllen mögen, jeboch etwas grob gearbeitet, auch wohl nicht sehr billig zu nennen sind.

Nr, 2056. W. Hennig, Klempnermeister in Breslau. Eine Sicherheits Laterne, wobei die eigentliche Laterne in ein mit Draht⸗ wänden versehenes Gehäuse gestellt ist. Ein Laufkorb, dessen Zwechk⸗ mäßigkeit einigermaßen in Zweifel gezogen werden möchte, und eine Spirituslampe, wobei der Docht in Wegfall gebracht ist.

Nr. 169. F. Peters, Klempnermeister in Berlin. Eine Vase und eine Mittel⸗-Akroterie aus Zink getrieben, beides recht erfreuliche, für Klempner-Aibeiten ganz ungewöhnliche Gegenstände, welche von ganz besonderem Bemühen zum Fortschreiten zeigen. Die Zeichnung scheint uns bei der Vase besser, vornehmlich schärfer und richtiger wiederge⸗ geben zu sein, als dies bei der Akroterie ber Fall ist. Unter 32 Üimständen sind diese Arbeiten rühmliche Beispiele, die recht viel Nach⸗ ahmung verdienen.

Nr. 1195. Peltz er, Lampen-Fabrikant in Trier. Zwei Lam⸗ pen von gewöhnlicher Arbeit.

Rr. 2907. W. Vestner, Klempnermeister in Krotoschin. Eine Theemaschine aus Messingblech, von recht gesälliger Form, auch guter Hammer⸗Arbeit.

Nr. 3112. Schnath, Drechslermeister und Fabrikant gedrückter Blechwaaren in Hannover. Ein recht hübsches Assortiment auf der Drehbrank gedrückter Blechwaaren. Wir müssen diese als zu den besten ihrer Art gehörig bezeichnen, was die Ausstellung aufzuweisen hat. Sind die meisten Formen auch nicht gerade neu, so doch recht nett und gefällig; durchaus nichts zu wünschen läßt die Sauberkeit und Schärfe übrig, womit das Drücken wie Poliren verrichtet ist, eben so brav muß die Art der Zusammensetzung, Löthung u. s. w. genannt werden. Als gelungene Muster schwieriger Druckarbeit sind bie aus verzinntem Weißblech gedrückten Lampenkränze außzuführen. Die sämmtlichen Preise scheinen etwas hoch.

Rr. 1872. Lufft, Kupferschmiedemeister in Güstrow. Ein Spiritus-Dampf-Kochapparat, dessen besondere Vortheile uns nicht einleuchten wollen. ;

Nr. 1159. Bührer, Kupferschmiedemeister in Ludwigsburg. Ein Assortiment recht brav gearbeiteter Koch- und, Backformen, 6 wie eine große Auswahl netter, hübscher Kinder⸗-Spielwaaren, welche letztere Bührer in großen Mengen fertigen soll, und woraus sich auch die verhältnißmäßig höchst billigen Preise derselben erklären.

Nr. 2738. Kippfterling, Kupferschmiedemeister in Berlin. Eine antike Dose in Kupfer getrieben, wobei das (nicht aufgelöthete) hohle Kreuz des Deckels von 28 Zoll Höhe, 13 Zoll Balkenlänge und Joll Dicke ein treffliches Jeugniß ist, wie Kippferling einer der tüchtigsten Hammer-Arbeiter genannt zu werden verdient. Man fönnte füglich das Ganze als ein Kunststüick bezeichnen.

Nr. I37. Licht, Conducteur und Maschinenbauer in Berlin. Eine Kaffeemaschine von merkwürdiger Einrichtung, deren Zweckmä⸗ sigkeit jedoch in Zweifel zu ziehen sein möchte.

Nr. 2918. M. Gsell, Sporermeister in Nürnberg. Ein Hunde⸗ halsband von Messingblech, mit eigenthümlichem Schloß; dabei lie= gend noch ein Paar Sporen von Neusilber und eine Pachsniegel.