1844 / 320 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Reserve⸗ Fonds von 11,9021 Fl. auf 16, 78 Fl. gestiegen, so daß die Reserven zusammen jeßt 763,80 Il. betragen, ohne das Stamm⸗ Kapital von 2 Millionen Fl. C. M. Die Gesammt- Summe des aus den Ergebnissen des letzten Jahres an die Actionaire zu vertheilenden

reinen Nutzens betrug W, 811 Il. 27 Kr. Frankreich.

Paris, 11. Nov. Der Krieg gegen die Kabylen in Algerien scheint wieder einen sehr ernsten Charafter annehmen zu wollen. Man glaubt, daß eher keine Ruhe zu erwarten sei, bis man sich ihrer Sitze völlig bemächtigt habe. In diesem Augenblick aber ist ein Feldzug gegen sie unmöglich, es kann nicht vor dem Frühjahr dazu geschritten werden, und dann hält man eine Verstärkung von 20,961 Mann zu diesem Zweck für nöthig. Von der Unterwerfung Ben Salem's, wenn diefe auch jetzt erfolgte, verspricht man sich kein Resultat mehr, denn er ist von seinem Grund und Boden vertrieben und sindet keinen Gehorsam bei den Kabylen. Man ist in Algier nicht ohne Besorgniß,

daß die Abwesenheit des Marschall Bugeaud, der bekanntlich auf

einige Zeit nach Paris kommen will, der Kolonie gefährlich werden könnte. Die Ruhe in den letzten Wochen schreibt man nur auf Rech— nung des Rhamadan.

Der Constitutionnel wünscht mit dem Journal des De hats, daß die von dem Ministerium gehoffte Konkurrenz mit Hinsicht auf die Negozirrung der Anleihe von 00 Millionen staltsinden möge, äußert aber starken Zweifel in dieser Beziehung. Er ist der Mei nung, daß die großen Kapitalisten sich über den zu bietenden Preis verständigen werden, und daß die Konkurrenz daher rein illusorisch sein dürfte. Als Beweis für die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ver ständnisses erinnert er an das, was bei den Geboten für die Eisen bahnen geschehen. National und Commerce machen dem Mini— sterium noch entschiedener den Vorwurf, daß es den Finanz-Monopo sisten wieder Thür und Thor geöffnet habe. Der Commerce nament lich spricht sich sehr mißbilligend darüber aus, daß, während Belgien und Holland, wenn sie eine Anleihe machen, sich mit Erfolg an die National‘ Subscription wenden, das französische Ministerium so wenig Vertrauen zu dem Reichthum und Patriolismus der französi schen Nation habe, daß es glaube, ein solcher Versuch würde in Frankreich fruchtlos bleiben. Was die von der durch die Kammern genehmigten Gesammt - Anleihesumme noch übrigen 100 Millionen betrifft, so bemerkt der Commerge, daß die Regierung, nachdem sie schon 120 Millionen von den Deposito Geldern der Sparbanken angerührt, noch 100 Millionen mehr davon nehmen und durch legis lative Mittel den Schatz davor bewahren wolle, daß er in einem lritischen Augenblick, wenn die Deponenten eine Rückzahlung verlangen könnten, nicht in Verlegenheit gerathe.

Tie französische Regierung soll vom Grafen von St. Aulaire benachrichtigt worden sein, daß Espartero sich keinesweges us Eng land entferst habe, sondern am. Iten d. noch in London gewesen sei.

Den 17 spanischen Flüchtlingen, welche fürzlich zu Marseille ver haftet wurden, ist Chaumont als Aufenthaltsort angewiesen worden; die zu Carcassonne verhafteten sollen im Departement des Goldhü⸗— gels in Verwahrsam gehalten werden., Die beiden Generale Amett ler und Santa-Cruz besinden sich in strenger Haft zu Perpignan.

Der Sincle klagt darüber, daß die französischen Kaufleute, welche im Jahre 18140 in Folge des Schwefel-Monopols der fran zösischen Regierung bedeutende Verluste in Sieilien erlitten, noch keine Intschädigung dafür erhalten hätten, während die in gleicher Lage besindlichen englischen Kaufleute schon im Jahre 18490 befriedigt wor— den seien.

Der Pair Graf von Moshourg, einst Finanz- Minister in Nea pel, ist vorgestern in seinem 74sten Altersjahre gestorben.

X Paris, 11. Nov. Seit Herr Thiers wieder zurückgekehrt ist, wurden einige Male bei ihm Versammlungen gehalten, denen die bereits bier anwesenden Deputirten vom linken Centrum und von dem gemäßigteren Theile der Linken in großer Anzahl beiwohnten. Wie gewöhnlich, waren dabei auch Schrifisteller, Journalisten u. s. w. zugegen, die mehr oder weniger in Uebereinstimmung mit den politi— schen Ansichten des Herrn Thiers sind. Der Hauptgegenstand der Besprechungen war natürlich der von der Opposition in der lünfti⸗ gen Session zu befolgende Feldzugsplan und die Vertheilung der ver schiedenen Rollen unter die einzelnen Zugführer, die Herrn Thiers ur Wiedergewinnung des Portefenille's verhelfen sollen, in der Hoff⸗ nung, selbst auch einen Antheil an dem Preise des Sieges zu er⸗ langen.

Die Bemühungen der legitimistischen Partei, der in ihrem eige— nen Schoße herischenden Uneinigkeit endlich ein Ziel zu setzen, haben ununterbrochen fortgedauert und sind besonders seit dem fehlgeschla—⸗ genen Versuche des Abbé von Genoude, seine Erwählung zum De putirten des Bezirks von Savanay durchzufetzen, mit erneuertem Eifer betrieben worden, und man ist wenigstens insoweit zu einem Einver ständnisse gekommen, daß dem offenen Kriege, den die Mode, die Guothkdienne, die France und das Eco frangais auf der einen Seite, und die beiden Journale des Abbé von Genoude (Gazette de France und Nation) auf der anderen gegen einander führten, und der den allgemeinen Interessen der Partei unberechenbaren Scha den gebracht hat, mehr oder weniger ein Ziel gesetzt worden ist. Wenn so auch der herrschende Zwiespalt nicht mehr offen zur Schau getragen wird, so würde man sich doch sehr irren, wenn man glaubte, die Eintracht sei zwischen beiden Theilen wirklich und auf dauernde Weise hergestellt. Die alte und tief eingewurzelte Antipathie zwischen dem Abbé von Genonde und Herin Beriyer ist keines⸗ weges verschwunden, und wie sehr man auch eine völlige Aussöhnung zwsschen Beiden zu erlangen sich bemüht hat, so dauert das gegen⸗ seitige Mißtrauen noch immer fort. Was den Plan einer Verschmel— zung der drei Hauptblätter (Gazette de France, Quotidienne und France) in ein einziges anbelangt, das vom Neujahr 1815 an unter dem Titel L'Avenir hier erscheinen und gewissermasßen den Ton angeben soll, in welchen die in den Provinzen erscheinenden legi⸗ timistischen Blätter nur einzustimmen brauchten, und zu welchem Zwecke sie von hier aus durch ein eigenes Redactions Comité mit passenden leitenden Artikeln versehen werden sollen, so hat derselbe allerdings einige Fortschritte zu seiner Verwirklichung gemacht, aber noch sind nicht alle entgegenstehenden Schwierigkeiten beseitigt. Sicher indeß ist, daß die legitimistische Partei die Nothwendigkeit erkannt hat, eine mit Krast und Einklang wirkende Presse sich zu schaffen, vermittelst derselben auf die öffentliche Meinung sowohl Frankreichs, als der an= deren Länder Europa's zu wirken und auch in letzteren sich die Sym pathieen und deren Srgane zu suchen, die ihr bisher fast durchaus gesehlt haben. j , ;

Grossbrilanien und Irland.

1 , 7. Nov. Wir kommen auf den kürzlich erwähnten Aitikel des Spectator „über auswärtige Politik“ zurück, um den , bezeichnen, der in gewissen Kreisen Englands, die keinesweges zu i minder einflußreichen gehören, den Staaten des Kontinents gegen een e gn. Der Spectator ist ein Blatt, das sich keiner bestimmten Parteirichtung auschließt, sondern als kas Oigan von Staatsmännern aller Parteien geltens kann; es verdient daher das Urtheil desselben über Verhöltnisse, welche Deutschland so nabe be—

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rühren, Erwähnung, selbst wenn es falsch ist und den unreinen Grund selbstsüchtiger Vorurtheile zur Quelle hat. Der Spectator schreibt: „In dem Verhältniß, daß die Gefahr eines Krieges mit Kanonen verschwindet, erneuert sich der Krieg, der Tarife. In der letzten Woche haben wir Kenntniß von zwei neuen Tarisen erhalten, von denen der brasilianische dem englischen Handel einen Schlag zu ver⸗ setzen droht, der belgische schon wirklich versetzt. Es steht zu erwarten, daß Demonstrationen dieser Art unsere Staatsmänner von den vergleichweise fleinlichen Dingen abziehen werden, mit denen so viel Zeit verschwendet wird und ihre Aufmerksamkeit den wesentlichen Interessen des Reichs sich zuwendet. Man hat in letzter Zeit mehr danach gestrebt, Morea zu dem Schatten eines unabhängigen Königreichs zu erheben, die Ober⸗Hoheit des Divans von Konstantinopel aufrecht zu erhalten, die Streitigkeiten in Marokko, Otaheiti und den Sandwichs Inseln bei— zulegen, als sich der näher liegenden und wichtigeren Pflicht zu ent⸗ ledigen, unsere eigene richtige Stellung unter den wirklichen Mächten der Welt festzustellen. Wenn unsere Beziehungen zu den großen Mächten auf einem zufriedenstellenden Fusie stehen, wenn wir auf sicherem Grunde mit Frankreich, Desterreich, Preußen, Holland, Ruß land, Dänemark und Schweden in Europa, mit den Vereinigten Staaten, Mexiko und Brasilien in Amerika uns besinden, daun kann jede Frage, welche aus unserer Berührung mit anarchischen Staaten, wie etwa mit Spanien oder der Türkei ac. entsteht, auf eine leichte Weise gelöst werden. Die großen Mächte aber haben es, wenn sie uns feind lich gesinnt sind, in ihrer Gewalt, entweder allein stehend oder mit anderen in Verbindung uns wesentlich zu schaden. So lange als durch Freundschaft oder Furcht wir sie dahin bringen können, redlich mit uns zu verfahren, ist unser Friede wenig bedroht. Die übrigen können nur als Werkzenge oder Hülssmittel einiger dieser Staaten oder Europa's dienen. Im Kriege wie im Frieden sind sie ohne Ge fahr. Unsere Beziehungen aber sind gerade zu den Central Staaten Europa's gegenwärtig höchst unbefriedigend. Der neue belgische Ta rif ist eine förmliche Erklärung des Anschließens an die Handels-Politit Frankreichs und des Zoll-Vereins. Diese Politik mag angenommen worden sein in Folge eines geheimen Einverständnisses unter den drei Mächten, oder sie mag das unvorbereitete Resultat gewisser, zu glei cher Zeit bei allen dreien vorherrschenden Ansichten gewesen sein, für England ist die Folge dieselbe. Ein Kontinental -S

System, die systematische Ausschließung des englischen Handel? vom

Handel Kontinent, was Napoleon vergeblich versucht hat, wird jetzt nach und nach durch die vereinten Anstrengungen Frankreichs, des Zoll-Vereins und Bel⸗ giens in Anwendung gebracht. Die Stellung Central Europa's in diesem Augenblicte ist gegen England eine abstoßende. Es folgt dar

aus nicht nothwendig eine Feindseligkeit gegen England, und es liegt keine Inkonsequenz in den Freundschafts-Beweisen, welche unsere nigin von den Herrschern jener drei Mächte erhält. Indem sie den Wunsch aussprechen, freundschaftliche Verbindungen mit England zu unterhalten, drücken sie ihre Gesinnungen aus; indem sie dem engli schen Handel nachtheilige Verordnungen erlassen, besorgen sie ihre Geschäfte. Dennoch aber kann die ausschließliche Politik Frankreichs, Belgiens und des Zoll Vereins, obschon sie nicht aus einem feindseligen Geiste entspringt, zu Feindseligkeiten führen. Tie meisten Kriege im neueren Europa sind durch die Volks- Auf regung, in Folge einer solchen Politik, verursacht worden. Es ist deshalb die systematische Ausschließung des englischen Handels von Central- Europa ein Grund ernstlicher Besorgniß, nicht nur insofern sie unseren Handel angeht, sondern auch insosern sie die fernere Dauer des allgemeinen Friedens betrifft. Aber nicht durch Negocia tionen mit den Mächten, welche England zu isoliren streben, nicht durch Konzessionen darf man mehr diesem Erfolge entgegenwirken. Es muß vielmehr dadurch geschehen, daß England seine Freund schafts und Handels-Verbindungen mit den anderen wirklichen Mäch ten Europa's und Amerika's festigt und erweitert und seine eigenen Kolonialkräste vermehrt. Wenn England stark ist, unabhängig von Tentral-Europa, dann wird Central- Europa genöthigt sein, durch Furcht und durch keinen anderen Beweggrund, sich um das Wohl wollen Englands zu bemühen. (!) 3u diesem Ende ist es für die Interessen Großbritaniens nöthig, daß es seine freund schaftlichen Beziehungen zu Holland und den baltischen Mäch ten an dem einen Ende Europa's, zu Oesterreich an dem anderen ausdehne und befestige. Mit Holland, den norddeutschen Staaten, welche nicht dem Zoll-Verein sich angeschlossen haben, mit Dänemark, Schweden, Norwegen und den deutschen Provinzen Rußlands haben wir den Vortheil alt begründeter Handels⸗-Verbindungen, der Gleich heit der Religion und allgemeiner Civilisation; denn win gehören Alle zu der protestantischen oder rechtmäßig fortschreitenden Partei in Eu⸗ ropa. Rußland selbst hat weniger natürliche Gründe zur Abneigung gegen die Protestanten, als gegen die römisch-katholische Section der westlichen Kirche; auch zeigte sich neuerdings einige Neigung zu Wie—⸗ derbelebung der alten engen Handels⸗Verbindung Englands mit Rußland. Die Stellung Hesterreichs endlich zwischen Frankreich und dem Zoll-Verein macht England zu einem höchst wünschenswerthen Bundesgenossen für diese Macht. Alle diese Staaten sind so sehr wie England durch die ausschließliche Politik Frankreichs, Belgiens und des Zoll-Vereins be nachtheillgt; alle haben sie ein gleich großes Interesse, den Handel, welchen jene ausschließliche Politik ihnen entzieht, durch gegenseitige Ausdehnung ihres Handelsverkehrs untereinander zu ersetzen.“ Zum Schlusse beleuchtet der Spegctator die Wege zum engeren Anschlusse Englands an Holland, die Vereinigten Staaten und Brasilien, und droßt noch einmal dem Zoll- Verein mit der durch diese Bündnisse starken englischen Handelsmacht. Es wird indeß das Gesagte zur Charaktersstik der vom Spectator vertretenen Ansichten genügen. Der Globe geißelt heute die französischen Oppositions⸗ Blätter sür die groben Ligen und Verleumdungen, die sie fortwährend über den früheren Konsul in Tahiti, Missionair Pritchard, verbreiten, ohne ihren Lesern die Widerlegungen ihrer Lügen mitzutheilen, und setzt hinzu: Dieses schmähliche Treiben eines großen Theiles der franzö—⸗ sischen Presse ist eine Veschimpfung des National- Charakters, und wenn die Preßfreiheit in Frankreich auch ferner in diesem entarteten Zustande fortbesteht, so wäre es für die Sittlichkeit der Nation hesser, wenn es dort gar keine Preßfreiheit gäbe.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 11. Nov. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten theille der Präsident eine an ihn und ben Präsidenten der ersten Kammer im Namen des Königs er⸗ lassene Botschaft des Ministers des Innern mit, worin es hieß, daß der König die besondere Kommission einer Kammer ohne die andere nicht empfangen würde, weil das allem Herkommen widerstreiten und nur Kollisionen zwischen beiden Kammern herbeiführen würde. Ein Mitglied der Kammer fand eine solche Einmischung des Königlichen Ramens in die Kammer Verhandlungen verfassungswidrig, worin ihm mehrere beistimmten und ihre Erklärungen zu Protokoll nehmen ließen.

Dänemark.

Kopenhagen, 11. Nod, (A. M.), In der zehnten Sitzung der roesfslder Ssände Versammlung motivirte der Professor David seinen Antrag wegen Aufhebung der zoll-Gränzre zwischen dem Königreiche und den Herzogthümernn. Vhne diese 1luftebung sei ein freier, kommerzieller Vertehr zwischen den genann⸗

ten Ländern unmöglich. In politischer Beziehung bezeichnete der An— tragsteller die Zoll-Gränze als eine Incarnation der Zersplitterung des Staats, sie gebe einen Stützpunkt ab für die staatsauflösenden Bestrebungen und ihre Beibehaltung liefere einen sonderbaren Ge gensatz zu der Tendenz, die Deutschlauds verschiedene Staaten zu einem Zoll-Gebiete zu vereinigen gewußt habe eine der wichtig— sten und folgenreichsten Ereignisse der neueren Zeit. Die Schwierig seiten, welche verschiedene Besteuerungen, namentlich in Bezug auf bie Branntwein-Steuer, und die Verschiedenheit des Zoll⸗Systems, der Aufhebung entgegenstellten, erkenne er an, doch würden sich die selben beseitigen lassen. Der Königliche Kommissarius erklärte eben falls die Sache selbst für höchst wichtig, hob aber die Schwieriglei⸗ ten als sehr bedeutend hervor. Der Antrag wurde mit 53 Stimmen gegen 1 an eine Nommission zur Prüfung Üüberwiesen.

In der 11ten Sitzung trug derselbe Deputirte auf Verände- rung der Scheide münze an, so daß sie ohne unbequeme Brüche mit dem hamburger Courant in Uebereinstimmung zu bringen sei. In einer von' ihm versaßten Schrift, so wie in der wiborger Stände⸗ Versammlung, sei die Sache nur vom merkantilischen Standpunkte aufgefaßt wörden, sie habe indeß auch einen politischen, denn der Wi derstand, den die Einführung der Reichsbank Rechnung in den Her zogthümern gesunden und die darüber ausgesprochenen Klagen seien wohlbegründet und daher von hoher Bedeutung. Die Hinwegrän mung derselben sei ein politisch wichtiger Schritt und ein nothwendi ges Glied sin der Kette derjenigen Veranstaltungen, die zur Befesti gung der Staats-Einheit dienen sollten. Der Antrag fand allge einen Anklang, und auch der Königliche Kommissarius sprach sich günstig über denselben aus und meinte, wenn auch auf den Inseln eine veränderte Eintheilung der Reichsbankthaler ihr Unbequemes hätte, man sich dieselbe doch willig gefallen lassen würde, in Betracht der Vortheile, die sie für einen Theil Jütlands und die Herzogthü— mer herbeiführen würde, und namentlich, weil sie ein Hinderniß ent ferne, welches der Verwirklichung der Münz Einheit entgegenstehe Die Verweisung des Antrags an eine Kommission wurde fast ein stimmig beschlossen.

In der 13ten Sitzung wurde ein Antrag auf Errichtung eines eigenen Handels- und Industrie Ministeriums und Einführung von Handels- Kammern in den Städten, mit 36 gegen 23 Stimmen ab gelehnt. Man erkannte zwar die Wichtigkeit eines eigenen Handels Ministeriums an, da das jetzige Kommerz Kollegium bei der Verbin dung mit der General-Zoll-Kammer zu sehr in den Hintergrund trete, indem die siskalischen Interessen das Uebergewicht erhielten; allein an hielt es für richtiger, die Sache erst dann in weitere Erwägung zu ziehen, wenn die Umgestaltung der ganzen höheren Ministerial Verfassung, wörüher der Versammlung ein Vorschlag vorliege, an die Reihe käme.

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Rarma, 4. (A. 3.) Die seit einiger Toskana, Modena und Lucca eröffneten Unterhandlungen Behufs einer genauen Bestimmung der wechselseitigen Gränzen für den Zeitpunkt, wo nach den Bestinimungen des wiener Kongresses die bekannten Ter ritorial Veränderungen in den genannten Staaten eintreten sollen, sind beendigt und der darauf bezügliche Vertrag ist bereits abgeschlossen worden; die Ratificationen sind jedoch noch nicht ersolgt.

Zeit zwischen

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Nov.

Non, 4. Aus den häufigen Konferenzen, welche Herr Rossi während seinrs kurzen hiesigen Aufenthalts mit mehreren der höchsten Beamten gehabt hatte, schließt man, daß derselbe doch nicht ganz ohne Austrag von seiner Regierung gewesen sei. Die Unter richtsfrage in Frantreich scheint manche Mißstimmung hervorzurufen. Durch dir anhaltenden Regengüsse der letzten Tage sind alle Flüsse und Bäche über ihre Ufer getreten und die Niederungen der Stabt und Umgegend stehen unter, Wasser. Die Tiber ist zu einer solchen Höhe gestiegen, daß man in mehreren. Straßen mit Böten fährt. Seit mehreren Tagen ist die Post aus dem Norden nicht an— gelommen, und man sürchtet, daß der Po und seine Nehenslüsse eben salls ausgetreten sind. (S. den Art. Trie t.! k

Madrid, 5. Nov. Das Kriegsgericht, welches üher General Prim sprechen soll, hat nach mehrstündiger Berathung heschlossen daß, in Betracht der mangelhaften Instructlon des Prozesses, möglichst schnell eine neue Instruction vorgenommen werden soll.

Gestern ward zwischer li

Nov.

dem Finauz-Ministerium und der San Fernaudo-Bank ein Kontrakt unterzeichnet, um die Zinszahlung der sjproözentigen Schuld für das nächste Semester zu sichern,

Im Kongresse verlas heute Herr Donoso Cortez den Kommissions— Bericht über den Entwurf zur Verfassungs Reform; der Fuck dessel⸗ ben wurde beschlossen. Die Diskussion wird wahrscheinlich am Tten beginnen.

3 Madrid, 4. Nov. Die Diskussion des Paragraphen der Adresse, welcher die Nothwendigkeit der constitutionellen Resorm be trifft, bereitete den Ministern große Verlegenheiten, und wenn zwäh, wie vorauszusehen war, der Paragraph mit bedeutender Majoriläl angenommen wurde, so erhellt doch immer mehr, daß die gegenwärtigen Minister nicht mit den erforderlichen Eigenschaften begabt sind, um ein so verhängnißvolles Unternehmen, wie die Reform, durchführen zu können. Die auffallenden Widersprüche, in denen die von ihnen aufgestellten Prinzipien und Theorieen zu ihren Handlungen stehen, haben zur Folge, daß alle unbefangenen Personen an ihnen irre wer den und befürchten, daß die mit so heterogenen und unwirlsamen Ele menten unternommene Reform zu einer Waffé werde, die sich gegen ihre Urheber selbst wende. Mit Recht bemerkte, der Deputirte Per piss vorgestern, die jchigen Minister hätten die Entlassung des popu lairsten Kabinels, das Spanien besaß, veranlaßt und dann. um ihre eigene Impopularität zu verdecken und sich die Gunst einer Partei zu erwerben, die don ihren letzten Vorgängern zum wahren Wohle des Landes aufge— stellten Maßregeln umgestürzt und angekündigt, mit der Constitution regieren zu wollen. Wenige Monate später hätten sie aber den Plan gefaßt, diese zu ändern, und nun sprächen sie den Satz aus, daß Nie mand mit der Constitution regieren könne. In der That glaube ich, daß Herr Isturiz sein Amendement, die Reform noch zu verschieben, nur deshalb aufstellte, weil er den Gesinnungen und den Kräften der dermaligen Minister mißtraute. Der Deputirte Gargi a Carrasco hatte ein Amendement zur Adresse beantragt, dessen Inhalt zur Be ruhigung der Käuser von Rationalgiitern dienen sollte Gegen die— ses widersetzte sich gestern der Bin gu Yrsnister⸗ indem ger zugleich del sicherte, das Delret, welches vie Einstellung des Verkaufs der (Güter ber Weltgeistlichkeit und Nonnen verfügt, vor den Cortes rechtferli gen und alsdann Lie erforderlichen Erläuterungen ertheilen zu wollen. Derr Martinez de la Ro sa erklärte, er und seine Freunde hätten sch zwar früherhin dem Verkaufe der Kirchengiter widersetzt, und die Erfahrung hätte dargethan, daß ihre Befürchtungen begründet ge wefen wären. Jetzt aher könnten die Käufer sich beruhigen. Herr Carrasco nahm darauf sein Amendement zurück, und es frägt sich nun, oh bie Käufer von Nationalgütern sich beruhigt fühlen werden.

Heute nahm die DViskussion der Adbresse ihren Fortgang. Der Finanz-Minister erklärte, daß die Zahlung der im Dezember sil⸗

ligen Zinsen der Staatsschuld so gut wie gesichert wäre, und daß er uchts versprechen würde, was er nicht erfüllen könnte. Dennoch griff Herr Burgos (der Jinanz . Minist er zu n ** wünscht) die Maß⸗ regeln des Herrn Mon mit Nachdruck an. Noch heftiger trat gegen Letzteren Herr Salam an ca e, . Ghee m, auf, und der Finanz Minister . diesen Angriff mit harten Worten und starken ers lichkeiten zuriick.

berscgliche n= vie Minister hegten Besorgnisse, daß die Esparteristen, vielleich gar unter versönlicher Ansührung ihres Helden, in, Galicien * Sstremadura die Ruhe zu stören versuchen möchten. Diese Pro⸗ und an fast ganz von Truppen entblößt. Espartero soll von 2 I Snelulanten gegen die Zusage, daß die Einfuhr verbot euglij d chan Waaren in Spanien gestattet werden solle, einen Vor er. enge ud erlangt haben. J

schuz ge, Secretair der, englischen Gesandtschast in Lissabon, Herr Southern, der lauge Zeit Attach⸗ bei der hiesigen war, ist ganz un erwartet hier angekemmen. 3 Erscheinung hat zu verschiedenen, gewiß höchst unbegründeten Auslegungen Veranlassung gegeben.

* Paris, II. Nov. Die heutigen Nachrichten aus England geben den Beweis, daß es ein falscher Lärm war, wenn die madrider Blätter versicherten, der Herzog de la Vitoria sei, laut amtlichen Mit sheilungen des britischen Gesandten an die spanische Regierung, aus ondon verschwunden. Espartero besindet sich nach wie vor in der uglischen Hauptstadt. Am auffallen dsten bei dieser Sache ist, daß Er alles Ernstes an die Möglichkeit geglaubt hat, daß eine Nachricht von solcher Wichtigkeit ihren Weg über Madrid nehme. Nicht nur im hiesigen Publikum fand das Gerücht vom Verschwinden spartero's Eingang, auch die Regierung soll in Folge desselben auf rer Stelle eine Reihe von Polizei⸗Masßregeln angeordnet haben, um sich wo möglich der Person des gestürzten Regenten zu bemächtigen, ehe er die Pyrenäen überschreite.

Das barcelonger Kriegsgericht hat ein neues Todes- Urtheil gegen einen ehemaligen Ofsizier der catalonischen Frei- Corps, San Just, wegen Verschwörung gegen die Sicherheit des Staats ausgesprochen. Firs Urtheil wurde am 4ten vollzogen. San Just war der Sohn zes Generals gleiches Namens, welcher bei einem Volks-Aufstande in Malaga ermordet wurde und dessen Vater gleichfalls bei ähnlicher Gelegenheit auf eine gewaltsame Weise das Leben verloren hatte.

Pie barcelonaer Verschwörung scheint in ganz Catalonien sehr tief verzweigt gewesen zu sein. In Reus, Tarragona und vielen an eren Orten sinden fortwährend Verhaftungen statt. In den beiden genannten Städten sind überdies 17 Vfsiziere der Besatzung als ver hächtig aus den Reihen des Heeres ausgestoßen und 3 Carabinier Vssiziere wurden in Barcelona selbst als vermuthliche Mitschuldige rer Verschwörer ins Gefängniß geführt. Die Zahl der auf der dor tigen Citadelle befindlichen Gefangenen geht in die Hunderte.

Portugal.

A Lissab on, 30. Okt. Der türkische Gesandte Fuad Effendi sst mit einem der spanischen Dampfschiffe, die den Dienst zwischen Ca bir und Lissabon regelmäßig versehen, nachdem er den Zweck seiner Zendung in Spanien erreicht hatte, hier eingetroffen und hat vor wenigen Tagen schon (am 24sten) in einer besonderen Andienz Ihrer Majestät der Königin seine Beglaubigungsschreiben mit einer Anrede in französischer Sprache überreicht, auf welche Ihre Majestät in der⸗ selben Sprache antwortete. Auch hier, wie zu Madrid, hat sein Auf treten einen allgemein günstigen Eindruck hervorgebracht.

Die Kammern setzen ihre Arbeiten rüstig fort, und alle Ver suche einiger Oppositions-Deputirten wie Castello Branco, der wäh rend der letzten Krise verhaftet worden war, Alves Martins, Gavigo und Anderer, politische Parteifragen zur Erörterung zu bringen, scheiterten an der Festigkeit der Minister und der sie unterstützenden Majorität. So brachte Herr Manoel Passos am 25sten Klagen darliber vor, daß von Seiten der Behörden der Expedition des Yppositionsblattes Revolugao, dessen Name schon hinreichend seine Tendenz harakterisirt, unaufhörliche Hemmnisse in den Weg gelegt würden, so daß es nur mit den größten Schwierigkeiten und höchst nnregelmäßig in die Provinzen und ins Ausland gelangen könne. er Bruder des Ministers des Innern, Herr Jose Cabral, erklärte in seiner energischen Antwort, in den Behauptungen und Klagen des Herrn Manoel Passos herrsche eine außerordentliche Uebertreibung der Thatsachen, in den Fällen aber, wo dieses Blatt auf der Post einigemale weggenommen worden sei, habe dessen Inhalt das pflicht mäßige Einschreiten der Behörde unumgänglich nothwendig gemacht.

man hier

Südamerikanilche Freistaaten.

Hamburg, 13. Nov. (H. B.) Mit dem hamhurger Schiffe „Godesroy“ sind Nachrichten aus Valparaiso vom 14. August ein gegangen, die indeß aus Chili selbst nichts von Belang melden. Aus Peru Cima) reichen die Nachrichten bis zum 24. Juli. Zie eiwähnen gerüchtweise, daß die im Süden einander gegenüber stehenden Militair Chefs, Vivanco und Castilla, in Arequipa in Un terhandlungen getreten seien, und daß der Letztere sich für die Grund sätze (insbesondere für die Einberufung eines National -Kongresses zur desinitiven Entscheidung der obwaltenden politischen Zwistigkeiten) aus Jesprochen habe, welche Elias proklamirt hat, als er sich zum provi sorischen Chef der Regierung in Lima erklärte.

Aus Otaheiti hatte man in Valparaiso Nachrichten aus den ersten Tagen des Monats Mai. Sie beschräntten sich indeß auf inen Bericht der in Otaheiti erscheinenden Oeüanie frane aise über eine Unterredung, welche einige von den Franzosen gewonnene Däuptlinge am 4. und 5. Mai unter Leitung des Herrn Malmanche, tabs. Chess des Gouverneurs Bruat, am Bord des britischen Kriegs . „Basilisk“ und in Gegenwart des dasselbe befehligenden Liente . mit der Königin Pomareh gehabt haben, um sie zur 6. . ö. Insel zu bewegen. Lieutenant Hunt hatte erklärt, a, , , die Besorgniß vor Einkerkerung bisher Herr , , ö. ans Land zurüczulehren; als nun aber en, , ) lin Iten ein Schreiben des Gouverneurs mit⸗ brachte, in wi chem der Letztere ihr die Versicherung ertheilte, . Vrsorguzß unbegründet sei, übergab die Königin (so 6 , . ö n. ö Nalman he statt aller Antwort einen lein des fran hsss/ h is 6 den ihr Lientenant Hunt im Bei licherweis⸗ se, . h. zusteckte. Letzterer wollt sich begreif 1 ö . 9 9 hz ff den geben; da aber die Königin Poma⸗ schichtert Und i 16 ericht als von Lieutenant Hunt völlig einge⸗ k . vöhig hen en , . * Herrn Malmanche nichts übrig, als sich mit rung lhat 3 ,, zu entfernen, was er unter der Erkli in He fangensch ; ö , als am Bord des britischen Schiffes sondern den wa w betrachten müsse, und daher nicht sie, nn bern . ö . 3 für alles guf Otaheiti vergossene Blut chli aupt a es n heil, das seine der Königin ertheilten Rath⸗

age anstiften, verantwortlich mache.

—“—

1663 Die Gewerbe-2] uusstellung der deulschen Bundes-

und Zollvereins⸗Staaten.

Preuß. Ztg. Nr. 227, 238, 240, 242, 243, ĩ 256, 258, 259, 200, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 71 2, 273, 274, 2765, 276, 777, 278, 279, 280, 281, 283, ! 293, 291, 295, 296, 297, 298, 292, zu, 30t, 08, 309, 310, t. td, 313 314, 31ß, 3165, 318 und 319.)

(Vergl. Allꝑ 32 5234 .

253, 5 ĩ

1 3 *

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CvI. Künstliche Blumen und Federn.

Die Verwendung künstlicher Blumen zur Ausschmückung von Kleidern und Kopfbedeckungen bei dem schönen Geschlecht ist sehr alt, und wird dieser dem natürlichen Gefühl so entsprechende Putz gewiß auch zu allen Zeiten beliebt bleiben, wenn auch der Wechsel der Mo den einen großen Einfluß darauf ausübt. Insbesondere sind die Wintermoden von der größten Wichtigkeit für die Blumen-Fabrifan ten, theils weil alsdann die Konkurrenz der natürlichen Blumen anf hört, theils weil Bälle, Konzerte, Theaterbesuch und Gesellschaften in dieser Jahreszeit einen ausgedehnteren Verbrauch herbeiführen. Die Freunde und Genossen dieses Gewerbzweiges werden von diesem Ge sichtspunkte ans die letztjährigen und noch jetzt herrschenden Winter Moden nicht ungern gesehen haben, welche dieser künstlichen Flora günstig waren.

Die Versertigung lünstlicher Blumen wurde in Italien am frü hesten ausgebildet: gegenwärtig steht sie in Frankreich, sowohl was die Auswahl der Muster als die Ausführung den Arteit betrisst, auf der höchsten Stuse. Man sing ursprünglich damit an, die den natürlichen Blättern nachgebildeten Zeug oder Papierstücke mittelst farbiger Bän Fer an einen? Fraht zu befestigen; später wandte man auch bunte Federn dazu an. In neuerer Zeit verfertigt man die künstlichen Blumen am meisten aus Battist und anderen baumwollenen Stoffen, Zeidenzeug und Sammet; die französischen Blumen -Fabrikanten neh men bei den besseren Sorten zu den Blumen feinen Kambrik, zu den grünen Blättern Taffet

Bei der in neuester Zeit eingetretenen Ausdehnung der Fabri ation hat man angefangen, sowohl zum Ausschneiden als zum Pressen und Formen der Blätter sich verschiedenartiger Stanzen, Pressen und anderer die Schnelligkeit der Arbeit erleichternden Maschinen zu be dienen, deren besonders in Frankreich sehr vorzügliche gefertigt wer den, jedoch auch auf der hiesigen Gewerbe -Ausstellung zu sehen waren.

Nach den neuesten pariser Moden nimmt auch der Verbrauch von künstlichen Federn wieder zu und tritt mit dem der Blumen in Konkurrenz. Sowohl die Marabouts, bei denen die Federhaare den Kiel an allen Seiten buschförmig umgeben, als die Plattfedern, bei welchen die Fahnen sich blattförmig an zwei Seiten des Kiels aus breiten, sinden auf den Hüten und bei anderem weiblichen Kopfschmuck die mannigfaltigste Anwendung, und auch die Paradiesvögel mit ihrem glänzenden Farbenschmuck steigen wieder in der Gunst der Da men. Die in diesem Fabricationszweige zur Ausstellung gelieferten Gegenstände sind nachfolgende.

A F. Lol de, Biumen Fabrikant in Berlin, stellte unter Katalog Nr. 36 drei Vasen-Bouguets zu Tisch⸗ Aufsätzen, so wie 24 Bou Juets und 6 Blumen-Coiffüren aus. Die ausgestellten Blumen sind in so guter Qualität, wie er sie stets liefert, und wurden wegen Kürze der Zeit größtentheils aus seinen Vorräthen entnommen. Diese Fabrik gehört zu den bedeutendsten des Faches, konkurrirt auch mit den feineren französischen Fabrikaten und versendet nach allen Ländern Deutschlands, Polen und selbst nach Nord Amerika.

Wilhelmine Helwig in Merseburg lieserte unter Nr. 867 ein Rosen-Bouquet und einen Weintraubenzweig mit gefärbten Glas berren.

C. F. Zeller in München stellte unter Nr. 1323 eine Muster farte von verschiedenen Blumenblättern in Papier, Atlas, Sammet,

und Silberstoffen aus. Luise Dellaws in Wien lieferte unter Nr. 1776 fünstliche Damen-Putzfedern und künstliche Blumen; erstrre sind als schön ge arbeitete Fabrikate zu rühmen. Vie Blumen haben eine angenehme Färbung, doch läßt das Laub derselben Einiges zu wünschen, und scheint der Wachholderstrauch von seidenem Schnurgeslecht mit der Natur nicht völlig übereinzustimmen.

Charlotte Bastheim in Zerbst sandte unter Nr. 2664 ein Diadem von Fischschuppen⸗Perlen und Golddraht; diese zierliche und geschmackvolle Arbeit verdient, obgleich es keinen großen Platz in der Industrie einnimmt, alles Lob.

F. Louis in Berlin stellte unter Nr. 1992 Federschmuck für Damen und für Ossiziere und ein Blumen-Bouquet von Federn aus; die ersteren sind in Farben und Arbeit gutes Fabrikat, und die Feder blumen strahlen in lebhaften Farben; einige derselben erscheinen viel leicht in Vergleich zur Natur etwas phantastisch.

Bolsin s' Erben in Berlin zeigen unter Nr. 2749 eine Samm lung Danien-Schmucksedern, welche sowohl in Farben als in Bea beitung sehr lobenswerth sind und sich an die französischen besseren Leistungen dieses Fachs anreihen.

B. Friedrich in Berlin stellt unter Ny. töpfe aus. ö

J. W. Kümpel in Berlin stellt unter Nr. 142 verschiedene

Werkzeuge zur Anfertigung fünstlicher Blumen, so wie eine große Preß -Maschine zu dieser Fabrication, aus. Die Haararbeiten in Blumen sind zu unbedeutend in dem Ver brauche des Publikums als daß sie einen vortheilhasten Fahrications zweig bilden könnten; nur die Haarschnur-Flechterei greift mehr in die praltische Industrie ein.

Die deutsche Blumen Fabrication hat sich seit etwa 10 Jahren

so bedeutend emporgeschwungen, daß sie sich immer mächtiger fühlt, der französischen Konkurrenz entgegen zu treten; es messen sich sogar schon einige Jabriken mit denen in Paris, allwo bis jetzt die aus— gezeichnetsten Fabrikate geliefert werden. . Berlin allein beschästigt in dieser Brauche an 80!) erwachsene und unerwachsene Arbeiterinnen, die bei einiger Geschicklichkeit guten Verdienst erwerben. Es ist der Erwähnung nicht unwerth, daß diese deutschen Gewerbstätten noch eine beträchtlich Menge von Materia; lien sür die Verfertigung ihrer lünstlichen Blumen aus Frankreich beziehen.

Unsere deutsche Fabrication ist noch zu wenig umfangreich, um bereits Fabriken in solchen Blumen Materialien beschäftigen zu lön⸗ nen, wie deren einige in Paris existiren, die dergleichen nur auf Ma schinen arbeiten lassen, so daß eine Konkurrenz der Handarbeit gegen bieselben nicht aufkommen kann, In Paris beschäftigt sich deshalb fein Blumen- Fabrikant mehr selbst mit Ansertigung solcher Arbeiten, die ihm Maschinen schöner und billiger herstellen können, und so lassen denn auch die deutschen Fabrikanten diese besseren Materialien mehrentheils aus Paris kommen, zumal da in Dentschland noch kein Fabrikant in diesem Fache wirksam ist.

In Deutschland werden die künstlichen Blumen und Blätter größtentheils aus baumwollenen Stoffen gearbeitet, welche meistens us! der Schweiz und auch eiwas weniges aus Sachsen und Wirt

Gold

Rosen

2328 zwei

semberg kommen; die Etablissements der letzteren Staaten sind bis⸗=

her kaum im Stande gewesen, mit den Schweizern im Inlande sieg⸗ reich zu konkurriren. Im preußischen Staate ist man noch nicht da⸗

Kenntniß des Gewerbzweiges

so lange in Paderborn nach Kassel,

zu übergegangen, diesen Weiß-Waaren Artikel anzufertigen, wosůr nicht unbedeutende Summen verausgabt werden.

Man kann ziemlich genau annehmen, daß Berlin allein in Blu⸗ men- und Feder Jabrifaten einen Umsatz von S0, 000 Rthlr. hat und hierbei an so Arbeiterinnen beschäftigt. Außer dem Vorerwähnten werden zu diesem Fabrikate eine Menge Artikel verarbeitet, die im Lande selbst erzeugt werden.

Da Manufasturen dieser Art kein sehr bedentendes Anlage⸗Ka⸗ pital erfordern, so sind sie mitunter leichtsinnig, ohne hinlangliche und irgend zulängliches Kapital ange⸗ legt worden und mußten dann mißgllcken. Die Auflösung solcher, eine Menge von Weibern und Mädchen beschäftigenden und dieselben alsdann der Nahrungslosigkeit preisgebenden Gewerbs - Anstalten hat aber auch in sittlicher Beziehung ganz besondere Nachtheile.

; Im Allgemeinen kann wohl behauptet werden, daß in der Lie ferung der fertigen Blumen das nördliche Deutschland und insbeson⸗ dere Berlin ziemlich weit vorgeschritten sei, wie es auch seinen Absaßtz nach allen Gebieten des Zoll Vereins ausdehnt. Anders verhält es sich, wie bemerkt, in Hinsicht der Weißwaaren zur Blumen-Fabrica= tion, wo nur Württemberg und Sachsen mit den Ausländern auf dem vereinsländischen Markte in Mitwerbung treten.

Schließlich ist noch derjenigen Arten von künstlichen Blumen zu erwähnen, welche aus Wachs- Eomposition und ähnlichen Stoffen ver⸗ sertigt werden. H. G. Müller, Konditor in Berlin, stellte unter Nr. 398 Blumen von solcher Zusammensetzung aus, weiche sowohl in den Formen als in den Farben der Natur treu nachgebildet wa⸗ ren und einen noch angenehmeren Eindruck gewährt haben würden, wenn sie etwas geräumiger hätten aufgestellt werden koͤnnen. Die Geschwister Buschick aus Stettin zeigten unter Nr. 990 ein Bouquet Wacheblumen, deren Färbung ziemlich befriedigend war. Außerdem waren von denselben bildliche Darstellungen von Haaren und Vogel⸗ federn ausgestellt, deren Nutzbarkeit für gewerbliche Zwecke indessen zweifelhaft erscheint

Eisenbahnen.

Kassel, 12. Nov. (Kass. 3tg.) Auf die Nachricht, daß der Königlich preußische Finanz Minister, Heir Flottwell, dermal in der Gegend von Minden mit Feststellung der Richtung der Köln-Min⸗ dener Eisenbahn sich beschäftige, hatte sich ein Mitglied der Direc— tion der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn eiligst nach Minden begeben, um bei dem genannten einsichtsvollen Staatsmanne die Interessen un serer vaterländischen Bahn zu vertreten. Es handelte sich besonders barum, im Einverständniß mit der Eisenbahn Societät zu Paderborn ze. dahin zu wirken, daß die Bahn von Köln nach Minden über Lippstadt, also in der Richtung geführt werde, welche sich als die vortheilhafteste, überhaupt und insbesondere als die günstigste für den Anschluß der Friedrich- Wilhelms -Nordbahn darstellt. Das abgeorduete Directions⸗ Mitglied ist bereits wieder hier eingetroffen, dem Vernehmen nach sehr zufrieden mit den ihm gemachten Eröffnungen. Es soll dasselbe nämlich nicht nur ziemlich bestimmte Zusicherungen über die definitive Wahl der Richtung über Lippstadt erhalten, sondern bei Herrn Flott well auch die erfreulichste Bereitwilligkeit gefunden haben, die schon Aussicht gestellte Verbindungsbahn von Lippstadt über zum Anschluß an die Friedrich Wilhelme⸗ Nordbahn, in nächster Zukunft zur Ausführung bringen zu lassen.)

Xx Paris, 10. Nov. Eine für das gesammte Eisenbahnwesen aller Länder höchst wichtige Erfindung ist von einem geschickten Civil Ingenieur, Herrn Chaussenot dem Aelteren, gemacht worden. Jeder⸗ mann weiß, daß eine der am häusigsten vorkommenden Ursachen von Unglücksfällen auf den Eisenbahnen die Uebertreibung der Schnelligkeit ist; der genannte Ingenieur hat nun eine Vorrichtung erfunden, mit telst welcher jeben Augenblick das Maß der Schnelligkeit, womit der Wagenzug sich sortbewegt, zu erkennen ist, ja selbst nach zurückgeleg ter Fahrt der Grad übertriebener Schnelligkeit durch ein bleibendes Merlmal angegeben wird. Die Vorrichtung besteht in Folgendem: Mit Hülfe eines Riemens, den eine an einer der Achsen ange—⸗ brachte Rolle in Bewegung setzt, wird eine andere Rolle auf einem der Waggons gedreht und die Bewegung des Wellbaums dieser zweiten Rolle, durch Eingreifen der Zähne derselben einer Vorrichtung mit Kugeln, ähnlich dem Regulator von Wett, mit⸗ getheilt. Indem nun die Centrifugalkraft diese Kugeln in dem Maße auseinandertreibt, als die Schnelligkeit des Wagenzuges zunimmt, er⸗ hebt sich die Stange im Mittelpunkte der Vorrichtung und ein auf derselben angebrachter Anzeiger bewegt sich längs einer senkrechten Stufenleiter, deren Anzeigen von den bei dem Wagenzuge anwesenden Cisenbahn- Beamten und selbst von den Passagieren leicht sich erkennen lassen. Wenn die angewendete Schnelligkeit die vorschriftsmäßige Schranke überschreitet, wird ein zweiter Anzeiger, der noch höher angebracht ist und der nicht mit der Stange im Mittelpunkt der Kugeln-Vorrichtung zusam⸗ menhängt, gleich dem ersteren von unten nach oben getrieben, geht aber nicht wieder herab. Außerdem schlägt ein Hammer, der an einer der Kugeln angebracht ist, im Drehen an eine in angemessener Höhe angebrachte Gocke an und erregt so unfehlbar die Aufmerksamkeit. Dieser zweite Anzeiger befindet sich in einem verschlossenen Umschlage, wozu nur die mit der Polizei der Bahnen beauftragten Aufseher den Schlüssel be⸗ sitzen. Diese finden das Maß der angewendeten zu großen Schnellig⸗ keit bei Eröffnung dieses Umschlages, selbst nach der Fahrt, und sie allein können den Anzeiger a masima auf die Stellung zurückführen, bie er ursprünglich bei Abgang des Wagenzuges hatte. Die ganze so nützliche Vorrichtung zeichnet sich durch ihre Einfachheit aus, und ihre allgemeine Einführung wird um so leichter, als sie mit sehr ge⸗ ringen Kosten verknüpft ist.

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Ein Wort zur Beurtheilung der Lage der Land⸗ Schullehrer.

Berlin, 13. Nov. In diesen Tagen ist uns nachstehendes Schresben zugéegangen, welches wir, als Beitrag zur richtigeren Be⸗ urtheilung eines in neuester Zeit viel besprochenen Gegenstandes, un- seren Lesern nicht vorenthalten wollen. Wir sind indessen keinesweges gesonnen, hiermit einer Polemik das Feld zu eröffnen, welche in den allerdings wohl sehr verschiedenen Verhältnissen verschiedener Oert= lichkeiten leicht einen willkommenen Spielraum sinden könnte. Das Schreiben lautet, wie folgt:

„Es ist in den Zeitungen öster über die Verbesserung der äußeren Lage der Schullehrer geschrieben worden.

Was die Stadt - Schulle hrer betrifft, so verstehe ich, als Lehrer auf dem Lande, ihre äußere Lage nicht zu beurtheilen und überlasse dies Anderen. Man hat aber auch die Lande Schullehrer mit hineingezo. gen und sie im Allgemeinen ganz ohne Noth in Versuchung gesührt, mit shrer Lage unzufrieden zu werden.

Ich bin bei meinem geringen Einlommen als Land - Schulmeister zu einem glücklichen Alter gekommen und bellage es nicht, daß mir kein reiche⸗ res Einkommen zukam. ,

Meine Selle gewährt mir 22 Rihlr. Schulgeld, 7 Rihlr. Zulage, ungesähr 3 Rthlr. zufällige Einnahmen, 21 Scheffel Roggen, 14 Metzen (Erbsen, freies Holz, sreie Wohnung, ein Gärtchen, 1 Mörgen Ackerland, 2 Norgen Wiese und Weide sär eine Kuh und fur eine Gans mit ihren