1844 / 322 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zum größten Nachtheil desselben, ja selbst zur Auflosung der e, n, benutzt werden würde. Ew. Konigl. Majestat haben so viel zur Begründung des sesten Bandes deutscher Einigleit beigelragen, haben Sich deshalb rühmlichst an die Spitze der edlen deutschen Fürsten gestellt und haben Ihr Wert mit Segen gilrönt gesehen. Mochten nnn Ew. Königl. Majestat die diesem Werle drohenden Gefabren, die von Tag zu Tag bedeutender werden, durch die Beruhigung der Protestanten Baverns gnãadigst abwenden! Der heißeste Dank Ihrer getreuen Unterthanen, so wic aller Deutschen, wird Ew. Königl. Majestät deshalb zu Theil werden, und der König der Könige wird Sie dafür segnen! Wir ersterben in ties⸗ ster Ehrfurcht Ew. Königlichen Majestät allcrunterthänigst ireugehorsamste Mitglieder der VI. General- Sonode zu Anspach“. (Folgen 52 ünterschrif⸗ ten von Geistlichen, Beamten, Bürgern verschiedenen Standes.)

Die Augsburger Allgemeine Zeitung enthält folgende Berichtigung:

„Der Korrespondenz-Artilel aus München in der Allg. Zeitung vom gien J. M. bezeichnet den zten d. M. als den Tag, an welchem Se. Ma⸗ jestat der König, auf so lange Allerhöchstdieselben nicht anders verfügen, zu befehlen geruht haben, daß die vermöge der Conscription Soldaten ge—⸗ woidenen Nichtfatholilen während der für solche vorgeschricbenen Zeit nicht zu Bildung von Spalieren zu Fuß bei Prozessionen, in welchen das Sanc⸗ tissimum getragen wird, zugezogen werden sellen. Diese Angabe beruht be— züglich des Datums auf einem Irrthum, der dahin zu berichtigen ist, daß der erwähnte Allerhöchste Befehl von Sr. Majestät dem Koͤnig am 28. Au— gust J. J. zu Berchtesgaden erlassen worden ist, und daß nur das von dem Königl. Kriegs -Ministerium ausgegangene Ausschreiben der Allerhöchsten Anordnung das Datum des 3. November trägt.“

Herzogthum Sachsen⸗NMeiningen. Am 109. November lab auf seinem Landgute bei Meiningen der Geheime Rath von Baumbach. Er war eine lauge Reihe von Jahren Vorstand des Ministeriums im vormaligen Herzogthum Hildburghausen, trat später in Herzogl. meiningensche Dicnste als Geheime Rath, begleitete den regierenden Herzog f die Universität und auf Rei

von Meiningen auf sen und ersreute sich bis an sein Ende des verdienten Vertrauens desselben.

Herzogthum Holstein. Das Korrespondenzblatt meldet aus Klel vom 15. November: Nachdem am 13ten d. eine ausführliche Petition, welche besonders gedruckt werden wird, von hier aus au die holsteinische Stände -Versammlung abgegangen ist, haben heute der Magistrat und die Bürger- Kollegien der Stadt in einer gemeinschaftlichen Sitzung beschlossen, die Stände -Versammlung gleichfalls in einer Petition aufzufordern, die Rechte des Landes zu wahren.

XX Ans dem sächsischen Erzgebirge, im November. Die Vorgänge zu Trier, in Belgien und der Schweiz scheinen in Deutschland eige Aufregung hervorgebracht zu haben, die sich na⸗ mentlich in Sachsen bei Gelegenheit des Reformationssestes durch eine Menge poetischer und prosaischer Demonstrationen gegen den Katho⸗ lzismus überhaupt und gegen den Jesuitismus inebesondere lundgab. Tie Furcht vor den Jesuiten und Ucbergriffen des Katholiziemus hat gerade während der festlichen Tage in Sachsen neuen Anstoß erhal⸗ sen, und zwar durch die Entdeckung einer Votivtafel, welche man für ein sicheres Wahrzeichen hält, daß der Jesuitismus auch hier be—

reits Posto gefaßt habe. Diese Votlvtafel ist in der neuen katholi⸗ schen Kirche zu Annaberg an einem, wie man glaubt, zu Reliquien bestimmten Behältnisse des Altars angebracht und enthält eine latei= nische Inschrift, nach welcher diese Kirche vom apostolischen Vikar, Bischof Mauermann, den beiden Heiligen, Ignatz Loyola und Franz Taver, geweiht ist. An einer solchen Gegendemonstration hatte es bei uns fürwahr nur noch gefehlt, um dem unter der Asche glimmenden Funken der Zwietracht neue Nahrung zu geben, und selbst der Ka—⸗ fholif kann diesen höchst unpolitischen Schritt, der zum Trotz und Hohn der heutigen Macht der öffentlichen Meinung gereicht, nicht billigen. Die Säch sischen Vaterland sblätter haben jene In- schrift alsbald sowohl nach dem Wortlaute der Urschrift, als in deut⸗ scher Uebersetzung veröffentlicht, und es ist vorauszusehen, daß unsere sammtlichen Volksblätter diesen Vorgang von allen Seiten ausbeuten und mit Eifer der Menge alles das zum Besten geben werden, wo— von diese gereizt wird, und was sie mit Begierde liest.

Am größten ist die Entrüstung und Aufregung zu Annaberg selbst, wo man sich durch Nebendinge in' dem Verdachte der Aufnahme je— fuitischer Glaubens-Genossen bestärkt findet. In zwei am Eingange der Kirche angepflanzten Birken meint man das äußere Zeichen einer Jesuiten Nirche zu eikennen und zwei leere Nischen hält man dazu bestinimt, später die Statuen von Loyola und dem ihm verbündet ge⸗ wesenen aver aufzunehmen, Auch die Verfassungs - Urkunde wird als verletzt betrachtet, da sie 8. Ih allerdings bestimmt, daß in Sachsen weder Klöster errichtet, noch Jesuiten oder irgend ein anderer geistlicher Orden aufgenommen werden sollen. In einer desfallsigen Versammlung der annaberger Stadtverordneten hat sich u. A. die Meinung geltend gemacht, daß, wer jener Kirche die Begründer des Jesuiten⸗Ordens zu ihren Hei⸗ ligen gegeben und sie unter deren Schutz gestellt habe, nicht nur die Grundsaͤtze dieser Heiligen auch billigen, sondern sogar verehren müsse; daß der Schutz dieser Heiligen unmoglich erwartet werden könne, wenn man nicht beabsichtige, im Sinne und Geiste derselben zu handeln, und daß man sich von demjenigen, welchem der katholische Kirchen⸗ dienst zu Annaberg übertragen sei, doch überzeugt haben müsse, er werde solchen in jenem Sinne besorgen. Demzufolge haben die an naberger Stadtverordneten den Beschluß gefaßt, mit aller Beschleu⸗ nigung jedes gesetzliche Mittel zu ergreifen, um die Beziehungen, in

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welchen die neue katholische Kirche daselbst und die bei deren Ein— weihung thätig gewesenen Geistlichen zu dem Jesuitiemus zu stehen scheinen, genau zu ermitteln, und dafern sich der entstandene Verdacht nicht sofort völlig erledige, im Einklange mit den Bestimmungen der Verfassunge Urkunde gegen jene zu verfahren.

Jiach einem Gerüchte soll auch bereits zu Dresden eine Depu⸗ tation der annaberger Bürgerschast ver den betreffenden Behörden erschienen, deren Zweck aber an der Festigkeit des apostolischen Vilars

gänzlich gescheitert sein.

Frankreich.

Paris, 13. Nov. Das Ministerium soll anfangs die Absicht gehabt haben, nur eine geringe Anzahl neuer Pairs vor Eiöffnung der Session zu ernennen; dann, als die Bewerbungen zahlreicher und dringender wurden, erhöhte es angeblich die provisorische Liste bis auf 30; darauf hätte die Besorgniß, die Majorität in der Deputirten⸗ Kammer durch Erhebung von Mitgliedern derselben zu Pairs zu ge⸗ fährden, diese Liste wieder auf 15 Personen reduzirt; später wäre sie noch einmal vergrößert worden. Jetzt aber heißt es plötzlich, das e . scheine entschlossen, gar keine Pairs Kreirung vorzu— nehmen.

Das Journal des Dabats spricht sich heute sehr ausführ⸗ lich über das zweckmäßigste Verkehrsmittel zwischen dem rothen und dem mittelländischen Meere aus. Es giebt einem Kanal, der von Suez nach dem alten Pelusium geführt würde, den Vorzug vor einer Eisenbahn von Suez nach Kahira zum Anschluß au die Wasserstraße von dort nach Alexandrien durch den Nil und den Kanal von Mah— mudie. Möchte auch ein solcher Kanalbau, der außerdem noch die Anlegung eines neuen Hafens am mittelländischen Meere, bei Pelu⸗ sium, erheischen würde, weit kostspieliger sein, so würden doch, meint es, die größeren Vortheile hierbei den Rostenunterschied unendlich überwiegen; kenn bei der Eisenbahn würde der Hauptvortheil immer nur für die schnelle Beförderung von Reisenden und Depeschen durch die Wüste sein, von denen dann aber doch noch der lange Weg zu Wasser von Kahira nach Alexandrien zu machen wäre; für den Waagaren⸗-Transport aber würde das Umladen ein sehr lästiger und die Zunahme des Handels auf diesem Wege stets hindernder Uebelstand bleiben; wozu noch komme, daß man, da der Nil jetzt vier bis fünf Monate nur von leichten und flachen Barken zu befahren sei, auf dieser Strecke jedenfalls auch sehr kostspielige Wasserbauten ausführen müssen würde, wollte man einen regelmäßigen, ununteibrochenen Verkehr von Suez nach Alexandrien begründen. Aus allen diesen Rücksichten und in Er= wartung einer außerordentlichen Zunahme des Handelsverkehrs nach den indischen und chinesischen Meeren empfiehlt das genannte Blatt den oben besagten Kanal- und Hafenbau, indem es zugleich bemerkt, daß letzterer, wenn auch im Alterthum der Hafen bei Pelusium wegen seiner Versandung aufgegeben und dafür der von Alexandrien begründet worden, jetzt, bei den großen Fortschritten der Hydraulit, keine so große Schwierigkeiten mehr darbieten würde. „Die Enifernug“, fügt es hinzu, „ist kurz; von Suez nach Thyneh, dem Dorfe, welches sich an der Stelle des alten Pelusiums befindet, sind nur 129 Kilometer in gerader Linie; dazu hat man auf dieser Strecke noch das 10 Kilometer lange Becken der bitteren Seen, wo das Kanalbett schon von der Natur gegraben ist, und den See Menzaleh, dessen man sich ebenfalls bedienen könnte, wenn man ihn nur eiwas tiefer machte. Der Boden ist dort von dem einen zum anderen Ende überdies so eben, daß sich zwischen Suez und Pelusium nur eine Erhöhung von etwas mehr ais 1 Meter über dem rothen Meere bei Suez oder von etwas mehr als 11 Meter über dem Mittelländischen Meere bei Thonch besindet. Endlich würde der Ka— nal, da das Rothe Meer bei Suez wenigstens 8 Meter höher ist als das Mittelländische, sich leicht durch das Wasser des Rothen Meeres nähren. Mit Sand könnte der Wind den Kanal nur bei der nachlässigsten Unterhaltung aufüllen.“ Was nun die Frage betrisst, wer diesen Kanalbau unternehmen solle, so beantwortet das französische Ne⸗ gierungs⸗Blatt sie dahin, daß, da eine solche Communication von allge⸗ meinem europäischen Juteresse sei, da es der größte Dienst wäre, den man dem Welthandel leisten könnte, den Nutzen eines Kanals über die Landenge von Panama noch übersteigend, aus diesen Gründen alle beim Seehandel betheiligte Nationen sich dazu vereinigen könnten, den Bau unter ihr Patronat und ihre Garantie zu nehmen und aus dem Isthmus von Suez eine neutrale Passage zu machen. Die Meinung Waghorn's, daß die Durchstechung dieser Landenge den Handeleflor von Marseille auf Triest übertragen würde, erscheint dem französischen Journal als durchaus grundlos. Sollte aber, bemerkt es schließlich, das Un⸗ ternehmen auf solchem gemeinschaftlichen Wege nicht zu Stande zu bringen sein, so würde der Pascha von Aegypten es am Ende auch allein, selbst ohne alle fremde Hülfe, ausführen können, ohne daß er seiner Be⸗ völkerung deshalb drückende Lasten aufzulegen brauchte; habe er doch schon über tausend Kilometer Bewässerungs-Kanäle ünd massive Deiche gebaut. „Herr Le Pere“, heißt es am Schluß des Artikels, „den der Sber-Befehlshaber der ägsptischen Armee beauftragt hatte, den Plan zu einem Kanal durch den Isthmus zu entwerfen, schätzte die Kosten auf nur 17 Millionen Fr. Nehmen wir auch 30 oder selbst 0 Millionen wegen der zu Pelusium und Suez auszuführenden Hafenbauten. Der Kanal würde dafür aber einen sehr großen Strich Landes, der jetzt versandet ist und einst fruchtbar war, kulturfähig machen; dies wäre ein bedeutendes Kapital für den Pascha. Endlich würben' ihm die Schifffahrts- Abgaben eine beträchtliche Einnahme lie⸗ sern. Wenn auf diese Weise das Unternehmen in materieller Hin⸗

sicht nutzreich für den Vice - König wärc, so würde es ihm anberer— seils in politischer Hinsicht bei den Europäcrn zu großem Anschen und wahrem Ruhm gereichen.“

Das am Jely erbeutete Geschütz ist zu Oran angelangt; es be— steht aus 3 Sechepsündern, 6 Dreipfündern, einer Haubitze von eng= lischer Fabrik und einer von spanischer; im Ganzen aus 11 Feuer⸗ schlünden, unter denen sich 10 englische besinden. Von Oran sollen

biese Trophäen nach Parie gebracht werden. Obgleich wir nur noch 5 Wochen von

Paris, 13. Nov. der Eröffnung der Kammer-=Sitzung entfernt sind, so bekümmert sich doch das Publikum bis jetzt nicht im Mindesten um das, was wäh— rend der bevorstehenden parlamentarischen Periode geschehen wird oder geschehen könnte und sollte. Die Arbeiten der Kammern werden sich jun der That, allem Anschein nach, im Wesentlichen auf die Wieder :

aufnahme verschiedener GesetzVorschläge beschräulen, die schon frühe, und zwar zum Theile zu wiederholtenmalen, zur Verhandlung gekommen sind und die damit das größte Interesse eingebüßt haben, das Inte esse der Neuheit. Außerdem hat sich die allgemeine Stimmung, in . politische Charakter der Tepntirten⸗ Kammer im Laufe ihrer bisherigen v Jahres -⸗Sitzungen so scharf abgezeichnet und so festgestellt, daß Jederniann Weiß, was er von ihr zu erwarten habe, daß Niemand ihren Aus sprüchen und Beschlußnahmen mit Spannung entgegensehen kann. Daher denn jene Gleichgültigkeit, die so nahe vor der Eröffnung des Parlamenle vielleicht noch nie so groß und so allgemein war. Es heißt übrigen daß das Kabinet staͤrk mit dem Gedanken umgehe, die Deputirten⸗ Kammer nach der Beendigung der bevorstehenden Session aufzulösen, um nicht etwa gezwungen zu werden, bie allgemeinen Wahlen ein Jahr später unter ungünstigen Umständen vorzunehmen. Bis dahin soll auch die große Pairs Ernennung verschoben werden.

Der Professor der slavischen Literatur am Collége de Franc, Herr Micklewicz, hat von dem Minister des öffentlichen Unterricht auf ein Jahr Urlaub erhalten, der entweder gar nicht, oder doch nicht freiwillig gefordert worden ist. Die Ursache dieser Maßregel ist das Apostelthum des bekannten Messias Tomiansli, das Herr Miliewig sehr ungeschickter Weise auf seinen Lehrstuhl im Collége de France gebracht hat. Jene religiös politische Schwärmerei richtet unter ge— wissen Theilen der hiesigen Bevölkerung, und zumal unter den aus— gewanderten Polen, fortwährend die traurigsten Wirlungen an. Manche der Jünger jenes Herrn Tomiansfi sind in einen chronischen Justand der myslischen Extase und Einige selbst in unzweideutigen Irrsinn verfallen.

Der Kampf zwischen der Kirche und der Universität, der sich während einer Reihe von Monaten bedeutend abgekühlt hatte, ist im Begriff, abermals in wilden Flammen aufzulodern. Die unmittelbare Veraulassung des neuen Brandes gaben die heftigen Angriffe auf den Jesuitismus, welche sich Eugen Sue in seinem Roman erlaubt, und sür die man von Seiten des Ulsramontanismus nicht blos die Uni- versität, sondern auch die Justiz und den Staat selbst verantwortlich macht. Vie übeikirchliche Partei ist auf das äußerste gereizt, und sie wird demnach wohl bald wieder einige große Unllugheiten begehen.

Srasshritanien und Irland.

London, 12. Nov. Die Regierung hat einen ausgezeichneten Abvolaten von der Whigpartei, Herrn Eole, zum Richter au dem Sber - Gerichtshofe der Common-Pleas erhoben und bei den Tories dadurch Anfangs Verwunderung, wenn nicht Besorgnisse über dirse Wahl rege genigcht. Doch haben die anerkannten persönlichen und professionellen Verdienste des nenen „Richters“, wie der, Globe au— eutet, den Partei- Angriffen bald ihre gewöhnliche Heftigkeit benom— men, und man hegt jetzt die besten Erwartungen von einer Hand— lung, welche darthut, daß, wenn auch sonst überall Partei- Ansprüche sich geltend machen dürfen, doch der Richterstuhl von ihrem Einfluß frei bleibt. Einen auffallenden Kontrast zu dieser Einigung der Parteien bietet das Treiben der Orangisten oder der Tomy - Pa- tei in Irland. Vort greifen die orangistischen Organe das Ministe— rium mit erneuter Heftigkeit an, weil kürzlich bei der Besetzung einer Richterstelle die geringeren Ausprüche eines eifrigen Konservativen un— beachtet geblieben sind und ein Kathelik und Whig für würdiger zur Verwaltung des Amtes befunden wurde. Die üländischen Toryblät⸗ ter sehen in diesem Streben des Ministeriums nach Unparteilichkeit nur „eine schlaue Politik des undankbaren Premier- Ministers“, der ihnen ihre Ergebenheit und den Beistand, welchen sie ihm zur Wit dererlangung der Gewalt geleistet hätten, mit der Beförderung von Whig Kandidaten vergälte.

Unsere Blätter nehmen die Erörterungen über die Ereignisse in Spanien bei Gelegenheit der Berichte über das Primsche Verhör von neuem wirder auf. Wie in ihren srüheren Artikeln, zeigt sich aug jetzt noch immer dasselbe verdammende Urtheil gegen die gegenwärlh⸗ Jeu spanischen. Machthaber und deren Maßregeln, und nut die Ml sache des jetzigen, Zustaudes in Spanien erfährt eine verschiedent Beurtheilung. Die ministeriellen Blätter finden dieselbe aus Scho⸗ nung gegen das französische Kabinet in dem entwürdigten Cha— rakter des spanischen Volks, das, wie der Standard heute sagt— allein „den gegenwärtigen Despotismus möglich mache, wie es die in der Person Esparteross repräsentirte Herrschaft der Ehrenhaftigkeit und Gesetzmäßigkeit unmöglich gemacht habe“ Die Opposition und die Times wollen dagegen nur in der Politik des französischen Ka— binets die Ursache der heillosen Wirren in Spanien erkennen unk prophezeien daraus für Fraukreich die größten Nachtheile. Tat

Selbst der Kanal, welcher unter Pompeji durchgeht, und das Wasser von— Sarno nach Toire dell' Annanziata leitet, im Jahre 1592 von Muzio Tustavilla, Graf von Sarno, unter der Leitung des Architekten Domenico Fontana erbaut, ist mit punttirten Linien angedeutet, wobei bemerlt wird, daß sich in diesem Kanale unter dem Tempel der Isis noch Ueberreste an= tiken Mauerwerks, Qbus teticulatun befinden, welche vermuthen lassen, daß man dabei ein Süück eines alten Kanals benutzt hat. Eine Karte mit der Umgebung von Pempeji und dem ganzen Golf von Neapel befindet sich auch auf dieser Tafel. Hoffentlich wird dieses Blatt auch einzeln von der Neimerschen Buchhandlung verlaust werden, da es der beste und bequemste Wegweiser für Pompeji ist.

Konzert von Louis Rakemann.

Sen Louis Nalemann, wie wit hören, aus Bremen gebürtig, hielt sich mehrere Jahre in New-⸗Nork auf, ünd ist nach Curopng, zurüdge⸗ ichtt, um es als Pianist zu bereisen. Nach jetzigem Maßstabe steht er als selcher keinegweges auf der höch sten, jedoch auf einct ziemlich hohen je. Nachdem wir ihn neulich schon in dem letzten Prume'schen Kon- r. 8 hatten, bestätigte er in dem am 16. November eigens r, Konzerte im Saale des Hotel des Russie unser a, w 5. en Spiel ausgesprochenes Urtheil vollkommen, ja es schien 25 9 enden wenn er seine guten Eigenschaflen diesmal noch . nn Sbracht Besenders gelang ihm der Vortrag einmal alle unse iet Cempässtionen und Uebeisrggingen, in denen nun teushells sind n 19 deren pianisten ihr bestes Heil suchen und auch größ⸗ n e 9 v hohem Grade. Aeußerst ferlig, brillant und mit enor= mer it führte er z. B. im ersten Theile des Konzerts die sreilich

nur auf Darlegung von Schwierigkeiten berechnete, höchst barokle „Caprice“

von St. Heller aus, so wie er auch im zweiten Theile unter Anderem die Uebertragung ven Schubert 's Ferelle, ebensalls von St. Heller, gelungen, mit gehöriger Betonung des Thema's und sauber und deutlich in den fizurirten Passagen vortrug. Das gioße Trio in is, Op. 790, Nr. 2, von Bectheven, welches er als Einleilung des Konzerts, im Vercin mit den Herren L. und M. Ganz spielte, ließ jedoch von Seiten des Pianisten in Bezug auf fein- nügneirten Vortrag zuweilen zu wünschen übrig, ob- gleich es im Ganzen ebenfalls sauber und deutlich, nur nicht immer mit ber ersorderlichen Ruhe, von ihm vorgetragen wurde. Neben einem Caprie⸗ io von Mendelssohn- Bartholdy nahm das Publikum seinen Vor= trag der neuesten Composition von Th. Kullak „Grag et Capricz' mit Wärme auf. Letzteres Tonstück hat Stellen, in denen man das Schwe— ben der Amoretien zu eikennen glaubt. Statt der Declamation der Ma— kame Rott (welche in „Kabale und Liebe“ auftreten mufte) spielte der Konzertgeber die Pliantaisi sur des themes de la Juive par Sieplian Heiler (0p. 31), eine der durchgegrbeitetsten Compositionen desselben. Herr Pfister sang das Lied von Krebs „Valencig's Rosc“ recht Keisäl= lig; außerdem unerstützie Madame Palm Spatzer das recht zahlreich besuchte Konzert, in welchem jedoch das Publikum in Veifalls-Bezeigungen

ziemlich larg veifuhr.

Zweite Symphonie Soiree der Königl. Kapelle.

Die zweile Symphonie Soiree der Königl. Kapelle, welche am 14. No⸗ vember stalland, wunde durch eine Symphonie (Nr. 2) von Louis Spohr eröffnet. Spohr, der Elegiker unter den deuischen Komponisten, verleugnet sich auch in diesem Weile nicht; seine Manier und seine Meisierschaft in

Behandlung der Formen z. B. belundel, jeder einzeln? Satz. Das eisse Allegro (lj -muull) ist, wie gewöhnlich bei guten Compositionen die ser Gat⸗ fung, aus zwei Haupigedanten zusammengesktzt, dir in sener eigenthiimlih— lünstlichen, unstät- modulirenden Weise des Komponisten durchgesührt sin, wodurch chen der freie Gaug der Melodie bei Spohr immer gehemmt ( scheint und die allen seinen Tonwerken eigene Monotonie hervorgeluneh wird. Das Andante (B- dur) ist dagegen in der Harmonic nuhi. ger und melodisch fließender göhalien, söidert aber, wie die ganze Symphonie, die überhaupt aus einer früheren Periode des Meissels zu stammen'scheint, nicht besonders, durch Origin glisät sich auszeichnende, dögleich immer edle hedanken ans Licht. Das folgeü Scherzo ( ) nul) zeichnel sich vorzüglich durch originellen Nhrythenn aus und sesselte seints natürlichty' Flusses wegen allgemein, wie der Beifall des Publilums, dae sich biehierher ziemlich ruhig vcthalten hatltg bewies. Der letzte Satz n Roöndoforn hat sehr pikante Motiss und schließt beruhigend in D - qur ah. Wie schon angedeutet, ist diefe Symphonie wohl keinesweges eine der biste Spohr's, obgleich uns die Bekanntschaft mit dem Werke jedenfalls erwünscht

war. Vielleicht belommen wir später einmal seine „Weihe der Tönc!“ zu hören. Die außerdem ausgeführten Mußlstücke; Ouvertüre zu Euryanlhe

von Weber, Ouvertüre zu Coriolan und Cäudoll-( Symphonie von Beck ho ven sind allgemein bekannt. Die prachtvolle Webersche Ouvertüre zill Euryanlhe wurde mit cinem förmlichen Beifallssturme aufgenommen; da Fer Beifall auch jedem Satze der Becthovenschen Somphonie nicht sehlte, versteht sich von selbst, da die Total-Aussührung so gelungen war, wie es nach Mendelssohn's sorgsamer Vorbereitung und unter seiner Leilung zu eiwarten stand, obgleich es an einzelnen lleinen Verstößen und mißlun— genen Stellen auch nicht mangelte.

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U J in Spanien wenigstens zum Theil verloren England kae e ieee In uttlenuen aber sich auch darüber habe, schein 1 Standard schreibt ausdrücklich, „es ʒu trösten, schsten Grade unvernünftig sein, sich in die inneren würde im mischen /, und die Times sagt, daß, Angele genheiter pte, die Allianz zwischen Frankreich und Spanien „wenn lie auch rastliche Weise die Juteressen Großbritaniens oder gefährdete a. Geiste der Feindseligkeit gegen England entsprun⸗ wäre aus 94 nicht ber Fall sei, sse dennoch leine Ursache haben gen, was ab als wie mit Mitlcid auf diese destrultive Politik hin⸗ würde, ——— weit mehr die Benachtheiligung der beiden dabei be— ee e. te en, Ile die Gefährdung irgend eines positiven Inter⸗ hein man in Auesicht stellte.“ esses bee, üer ken h. hun eihe wird, wie man glaubt, die Frage iber 2. Betrag der Summen, welche ohne Nachtheil aus die Eisen⸗ en Unternehmungen (von denen bekanntlich eine große Anzahl in 9 nächsten arlaments⸗Session ihre Ronzession nachzusuchen beabsich⸗ tigt) verwendet werden können, noch verwickelter machen, wenngleich i Vertheilung der Einzahlungen zu der Anleihe über zwanzig Monate ine plohliche Albsorption der Geldmittel, welche ohne zweifel großen⸗ theils am britischen Geldmarkte werden aufgesucht werden, verhin⸗ a pd ichricht von dem Uebertritt des Hauptes der Puseniten, Herrn Newman, zum Katholizismus wird jetzt für unbegründet erllärt.

niederlande.

Aus dem Haag, 13. Nex. Die zweite Kammer der Gent⸗ ralstaaten hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, die von der ersten Kammer bekanntlich verworsene Adꝛesse abermals an dieselbe zurück- zusenden, nachdem der 8. 15 in solgenden Weise abgesaßt worden?: Wir erwarten, daß das Vaterland die Früchte der Zeit der Ruhe und des Friedens ärndte, deren wir uns. durch die Gnade der Vor— sehung erfreuen. Die zweite Kammer wünscht, daß man sich in die⸗ ser Zeit mit der Revidinung und Veibesserung unserer constitutionellen Institutionen beschäftige. Dagegen findet die erste Kammen, ohne auf die Prüsung der Frage, ob es wünschenswerth sei, sich mit ciner sol⸗ hen Revidirung und Verbesserung zu beschäftigen, in dem Art. 22 des Fundamental ⸗Gesetzes ein Hinderniß, welches sie abhält, dem von der zweiten Kammer ausgesprochenen Wunsche beizutreten.“

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 8. Nov. Am ten, dem Todeslage Königs Gustav Adolph's II., versammelten sich die Schüler des hie sigen Gymnasiums nach gewohnter Weise ver dem Grabe desselben in der Ribderholms-Kirche, um dem Andenken des großen Königs durch Gesang und Musik ihre Huldigung zu bringen. Eine zahneiche Schaar von Einwohnern der Hauptstadt und Mitglied ein der Reichs⸗ stände nahmen daran Theil. Auch in Upsala ist dieser Tag wie gewöhnlich von der Afademic und den Studirenden feierlich begangen worden. Der Kronprinz und Prinz Gustav wohnten der Feierlich— leit bei. Reichsständen ist

Ven angezeigt worden, daß der König den Reichstag noch vor dem Ende, des Januar zu schließen wünsche, weil Se. Masestät den Storthing in Christiania persönlich erössuen will.

Die sogenannten ResormäFreunde haben ihren Entwurf zu einer neuen Veifassung beendigt und ihn dem Constitutions Ausschuß übersandt.

.

X Livorno, 8. Nov. Vie Ueberschwemmung, welche in der Hauptstadt und deren Umgegend so große Verhecrungen angerichtet hat, eistreckt sich nunmehr auch bis zu uns; obgleich indeß die Eisen⸗ bahn von hier bis Pisa durch einen wahrhasten Ser fährt, so hat sie coch bis jetzt weder die geringste Beschätigung erlitten, noch sind die Zuge auch nur um eine Minute aufgehalten worden.

portugal.

5. Nov. Die Majorität, mit welcher in der Deputirten-Kammer die von dem Ministerium verlangte Inbemnitäts⸗ Bill votnt wurde, war außerordentlich stark; sie betrug nicht weniger As 19 Stimmen. In der Pairs Kammer fällt das Votum aller⸗ dings nicht so günstig, aber doch sümerhin zu Gunsten der Regie⸗ rung aus. Der Namenstag des Königs war zugleich ein beson⸗ derer Festtag für die portugiesische Marine, welcher die Regierung überhaupt jetzt immer wieder aus ihrem Versall emporzubringen; zu Porto und hier sind an jenem Tage zwei neue Kriegsschisfe vont Stapel gelassen worden.

Lissabon,

Die Gewerbe-Ausstellung der dentschen Bundes⸗ und Zhöllvereins-Staaten. (Vergl. Allg. Preuß. Zig. Ni. 227, 23tz, 10, 12. 345 218, 249, 252, 233, 254, 56, 256, 256, 259, 260, 261, 282, 263, 264, 265, 266, 267, 27h, i, Tr2. 27a, 274, 275, 270, 277, 278, 279, 250, 251, 258. 285, 266, 237, os, 291, 293, 294, 295, 296, 297, 2u8, 299, 304, 30 t, a0 2, 303, 303, 306, 307, Zo, 309, zi, 31, 312, 3is, 3 4, zi5, 346, 37, 318, 319, 320 und 321.)

CvIIil. Weißzeugstickerei, Spitzen und Blonden.

, Weißzeugstickerei für Deutschland ist vorzüglich in Sachsen und in der Schweiz. Es darf behauptet werden, baß von den bedeutenden Mengen solchen Weißzeuges, welches Berlin ver⸗ braucht etwa vier Fünftheile aus jenen Ländern kommen, während in Berlin selbst, welches sehr geschickte Weißzeugstickeriunen enthält, wo aber bei ben Preisen der Lebensbedürfnisse in manchen Artikeln . ö ven fsh 3 n n g gen Gegenden, namentlich in Sachsen, gearbeitet ann, derartige Arbeite dere? i. . ö 363 e, ,,, nur auf besondere Bestel . die Weißzeugstickerei ist in der Ha och immer Handarbeit. Man hat zwar, besonders in ga n ,. sür solche weiße Zeuge, welche sich mehr der brochirten Arbeit nähern, in zienilicher Ausdehnung in Anwendung gesetzt. Diese Arbeiten kommen indessen den wirklich gestickten nicht gleich und werden auch von cinem ungeübten Auge leicht für gewirkt erkaunt. Wenn dem= nach auch bei, Gardinen und, Kleiderstossen der Beibranch der wirk⸗ lichen Stickereien dadurch einigermaßen beengt sein sollte, so werden diese letzteren für den sorgfältiger wählenden Theil des Publikums immer die gesuchteren bleiben. Namentlich können bei den Taschen⸗ tüchern jene auf mechanischem Wege brochirten Stoffe nicht wohl in Konkurrenz treten. Die gestickten Taschentücher werden bei weitem der Mehrzahl nach aus französischem Batist gefertigt und in Sachsen namentlich in Plauen und Schneeherg, und in der Schweiz Her sau, Kanton Appenzell) gestickt. Die schlesischen Batistleinen welche ini hirschberger Thal gewebt werden und ebenfalls recht beliebte Taschen⸗ tücher liefern, kommen doch den französischen in der Feinheit nicht gleich und werden nicht zu den auf Vorrath gestickten Taschentüchern genommen, sondern pflegen nur gesäumt zum Verkauf gebracht zu werden. Die Konkurrenz der aus Baumwolle gewebten sogenannten schottischen Batisttücher, welche auch wohl gestickt feilgehalten werden macht sich durch deren Wohlfeilheit geltend.

unter Rr. 5 und 113 ausgestellt, welche

größere Beachtung widmet, um sie allmälig

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Die Spitzen werden seit alter Zeit aus dem feinsten Flachsgain, und zwar in ihrer höchsten Velllommenheit, in Belgien und im fran⸗ zösischen Flandein gesertigt. Sie werden entweder geklöppelt (eu- * ober mit der Nadel gefertigt (Points); in der ersteren Gat⸗ tung werden die frauzösischen, inebesondere die valencienner, unter welchem Namen auch die Spitzen von Courtrai, Caen und Chantilly in den Handel lommen, in der letzteren die belgischen, namentlich die brüsseler und mechelner, für die besten erachtet. In Deutschland hat die Spitzen- Fabrication nur in Sachsen bedeutende Ausdehnung ge. funden. Es kommt dabei wesentlich auf die Güte des Flachses und auf die Feinheit des Gespinustes an. In Belgien wird das Pfund der allerseinsten Sorte des geländerten Flachses in rer Gegend von Belle Alliance, welchen man für das brauchbarste Spinnmaterial zur Spitzen- Fabrication ansieht, mit Preisen bezahlt, welche bis an den Werth des gediegenen Goldes hinanreichen. Auch die deutschen Spitzen Zabrilanten sind genöthigt, bei, den besseren Sorten sich des belgischen Gespinnstes zu bedienen. Vie sächsische Spitzen⸗ Jabric a⸗ lion, welche insbesondere im Erzgebirge ihren Sitz hat, erstreckt sich, wie die französische, vorzüglich auf Klöppelei. Wenn dieselbe auch häufig nach valencienner Mustern arbeitet, so hat sie doch in der neuesten Zeit eine solche Ausdehnung und Vervolllommnung erlangt, daß sie in mehreren Gegenden Deulschlands einen weit stärkeren Absatz sindet, wie die ausländische, an manchen Orten auch aus schließlich verkauft wird und selbst im Auelande mit derselben uicht ohne Erfolg konkurrirt. Wohlfeilere Spitzen weiden durch Mischung mit Baumwolle erzielt, indem bei diesen sowohl das Ge⸗ spinnst wohlseiler, als die Fabrication leichter ist. Indessen haben sie nicht die Dauerhaftigkeit der echten und deshalb nicht deren Werth. Die ganz baumwollenen Spitzen werden vorzugsweise in England mit Maschinen gefertigt. Eine Z3wischenart bilden die an verschiedenen Di ten versertigten sogenannten brüsseler durchzogenen Spitzen, bei welchen die vorgeschriebenen Muster durch Glanzgarn auf Tüll aus geführt werden.

Was nun die einzelnen ausgestellten Gegenstände betrisst, so ha— ben Rosenfeld und öpser in Schneeberg unter Nr. 1575 meh⸗ re Mull? und Batistkragen und Taschentücher ausgestellt, die, hin⸗ sichtlich ihrer geschmackvollen Stickereien und ihrer Preiswürdigleit, zu den besseren der sächsischen Fabrikate zu rechnen sind.

Amalie Pfeiffer, geb. Schovanitz, in Weimar, slellte ein weißes Taschentuch von schottischem Batist mit Bouquet⸗ Stickerei in den' Ecken unter Nr. 2618 aus; die Stickerei ist ziemlich gut.

Aus den Handlungen von Th. Giese und von Friedländer u. Siegheim in Berlin waren mehrere Taschentücher aus leinenen Li— nons mit verschiedenen Wappen gestickt, eine Spitzeurobe mit Appli— calion von brüsseler Tüll und verschiedene andere gestickte Weißzeuge von den geschichtesten ber— liner Stickerinnen gearbeitet sind.

Frau Ernestine We digen iu Berlin stellte unler Nr. 1923 zwei Feustervorsätze von Mullstickerei aus.

Hammer und Schn abel in Buchholz lieferten unter Ni. 1602 mehrere Karten mit Blonden und Spitzen, bie im Allgemeinen im sctzigen Geschmach und ben angesetzten Preisen angemessen, gut gear⸗ beitet sind. Vasselbe läßt sich auch von der ebenfalls ausgestellten, großen Blonben-Echarpe sagen. ;

Eisenstuck und Comp. in Annaberg stellten unter Nr. 2606 eine nicht unbedeutende Partie verschiedenartiger Spitzen und Blonden in vollen Stücken zur Ansicht. Der größte Theil davon ist don der billigen Qualität und steht im Verhältniß zu den angesetzten Preisen.

Rr. 1601. Jos. Gerischer seel— Söhne in Schönhaide legten neue Muster von Blondengrund mit Gold und Silber säaden buͤrcharbeitet aus, die zu Besätzen und Barben verwandt werden.

Es ist gewiß keine leichte Arbeit, Metall, anstatt Seidenfäden zu verarbeiten; wenn nun auch obige Artikel vielleicht in einigen Punk⸗ en noch besser hatten ausgeführt werden können, so kommt dagegen in Betracht, daß die französischen Fabrikanten auch noch erheblich heuerer sind.

In der preußischen Stact Lügte im Kreise Hörter, Regierungs ü werden biclefelbét und schlesische Garne von etwa 1209 Personen durch Klöppelei (unter der Hand) zu Spitzen verar— beilct. Verschiedene Muster dieser Spitzen hat C. Hasse in Lügde unter Rr. 2168 ausgestellt. Jusesern man nach Mustern urtheilen lann, sind diese Spitzen recht gut gearbeitet und den gewöhnlichen gangbaren sächsischen Fabrikaten an die Seite zu stellen. Zur An⸗ nahme von Bestellungen solcher Gegenstände erbictet sich der Magistrat zu Lügde.

Fr. Bamberg ausgestellten Auswahl Blonden und rere recht preiswürdige essins. . .

Rr. 3011. J. A. Schreiber in Oberwiesenthal bei Tresben hat mehrere große Piècen in verschied ener Spitzen Arbeit, als: ein Kleid, zwei Echarpen, eine Mantillt und einige Taschentücher, aus— gestellt. .

Die Echarpe von sogenannten brüsseler Dessin und ist sauber und, gut ausgeführt, desgl. die Echarpe und mehrere Taschentücher nach alt brüsscler Art. Es ist nicht zu ver⸗ kennen, daß Einsender sich nicht ohne Erfolg Mühe gegeben hat, den sranzösischen und belgischen Fabrikanten, ohne deren Preise zu über schreiten, recht nahe zu kommen. . ;

Es giebt in den sächsischen Gebirgen noch einige Häuser, welche recht gute Blonden und Spitzen liefern. Unter, deu sächsischen Ei⸗ zeugnissen giebt es schon jetzt solche, welche hin icht ic ihres An⸗ sehens für die besten Fabrikate von Cacn und Ehantilly gelten könn— ten, obgleich sie um? wohlfeiler sind, als jene.

9

Bezirks Minden,

ö.

und Comp. in Annaberg (235. Unter der Spitzen-Muster sinden sich meh—⸗

Points hat ein schönes

Die auswärtige Schuld von Griechenland.

. Paris, im November. Die auswärtige Schuld Griechenlands schreibt sich ven dem Anlehen beim Hause Rothschild und dem baverischen Anlehen her. Folgendes ist eine kurzgefaßte aus ofsiziellen Dokumenten ge⸗ schöpste Geschichte derselben.

Im Jahre 1832 gewäahrleisteten England, . dem Faufe Roihfchild die Zinsen und die Tilgung eines ob, boo, 00 Dr., das im Nämen Griechenlands gemacht wurde.

Frankreich und Rußland Anlehens von Auf diese

Weise amen die Schutzmächte dem neu gegründeten Königthum zu Hülfe,

das bel seiner Ankunst und Einsetzung im Lande ohne sie dor, weder die Mittel zur Zurücführung des inneren Friedens, noch zur Begründung der lünftigen Ordnang der Binge gefunden hätte. Mehrere Jahre hindurch ging die Zahlung des Anlchens ihren regelmäßigen Gang; erst seit zwei J gierung außer Stand, ihre Verpflichtungen zu ersullen. Es handelt sich also darum, die Ursachen dieser Erscheinung zu erforschen, und dies ist eine der Hauptaufgaben der eben jetzt versammelten Kammein; nach deren Auf⸗ sindung ist dem Ministerium und den Kammern die Pflicht vorgezeichnet, ber Wiederkehr dieser Ursachen vorzubeugen. . Bei Gewährleistung des griechischen Anlehens hatten sich die drei Mächte vas Recht vorbehalten, die drei Serien desselben nur nach ihrem Gutdünlen, und je nachdem sie es zweck- und zeitgemäß erachten würden, ausgeben zu lassen. Im Jahre 1832 befahlen sie die Emittirung der beiden ersten Se⸗ rien, und da bemerkt man denn gleich von vornherein zum Nachtheil Grie⸗ chenlands den Verlust einer Summe von 49475761. 6b, die für die Unter= handlung, Eskomptirungs- und Kommissions- Gebühren aufging. Es l=. men folglich von dem nominellen Betrag der beiden Serien des Anlehens zu 11, O52, 6900 Dr. die vorgenannten zol. 60 Drachmen in Abzug,

der Zinsen und die Tilgung Jahren ist die Re⸗

und es bleibt nur ein effettiwer und wirllicher Beirag von 39 724, 238. 40 Drachmen. ĩ

Zu dieser eisten Verlürzung müssen noch die folgenden Aus gaben bin- zugefügt weiden, die von 1832 bis 1835 gemacht wurden, und die ven den Griechen wenigstens als vollkemmen nutzlos betrachtet werden;

1) Entschädigung an die ottomanische Drachmen Pforte bezahlt im Betrage zu⸗—=—= 12,531, 101. 60

2) Kosten des Transports der Regent⸗ schast und des von ihr aus Bayern mitgebrachten Verwaltung Personals

3) Transport der aus Bapern gelom— menen Hülfstruppen .

1) Rekrntirung und Transport der in

den griechischen Dienst berusenen base⸗ rischen Freiwilligen ̃ Munitionen, Wertzeuge und verschie⸗ dene Gegenstände sür die Militain— Einrichtungen. . Reisekosten verschiedener aus Bavein in den griechischen Dienst berufenen Beamten w ) Umschmelzung d. umlaufenden Münze in solche mit dem Bildniß des Königs Gehalt der Regentschaft während der Jahre 1833, 1831 und 1835

Zu diesen Ausgaben müssen nech die solgenden hinzugesügi werden, die, obgleich undestreitbar wohlbegründet, dech hier sigu⸗ firen müssen als zu den Summen gehörend, die, von dem Anlehen bei Roihschild vor⸗ weggenommen, niemals nach Griechenland gelommen sind:

9) An Herrn Eynard zur Rückzahlung seines Darlehens an die Regierung des Grafen Kapodistrias ;

10) Rückzahlung des Kapodistriasschen Anlehens an die drei Mächte

16) Zinsen und Tilgung des Anlehens bei Rethschild für die Jahre 1835, 1831 und 1835... 6, 953,949. 51

Gesammtheit der abzuziehenden Summe— 28, 822, 076: 31 onach blieben 1833 von den beiden ersten Serien des Anlehens noch versügb ar; w Ta zu dieser Epeche die Regierung die ordentlichen und auferordentlichen Ausgaben nicht zu decken vermochte, und sdie drei Mächte die Emission weigert hatten, so wandte sie sich an Bavern, ein Anlehn gemacht wurde von J Als im solgenden Jahre ein neues Verlangen an die drei Mächte um Emission der dritten Serie des Anlehns gestellt worden war, willigte England 1837 ein, der griechi⸗ schen Regierung von der auf seinen Theil treffenden Summe der dritten Scrie?) zu bezahlen den Betrag von 1, 100,000. Dies macht von 1835 bis 1835 im Ganzen 16, O55, 378. 9 als Betrag der aus den im Auslande gemachten Anlehen hervorgegangenen verfügbaren Summen, die in Gemeinschaft mit den Staafs-Einkünften zur Deckung der inneren Ausgaben verwendet werden konnten. Es ist nun zu vntersuchen, ob diese Ausgaben mit Vorsicht statthatten, und ob die jähr- lichen Budgels nicht mit unnützen Ausgaben belastet und überladen worden sind. Um eine Idee von der Verwallung der Finanzen durch die Regie⸗ rungen zu geben, die seit 1833 bis 1838 auseinander gesolgt sind, genügt es, ein Beispiel auszuwählen. 6 Die Budgeis von 1812 und, 1843 weisen nach, daß die Summe von , 100,900 Drachmen vollständig hinreicht zu Unterhaltung einer den Anfor⸗ derungen des TDienstes genügenden und mit den Hülfsquellen des Staats im Verhältnisse stehenden Militairmacht. Indeß beliefen sich die Ausgaben des Kriegs- Departements im Jahre

122, 207. 20

656,03. 28

3, 330, i71 9

910, 507

6

*

1,109,000

20,000

1,665,000

10,902, 152. 9

bei welchem 1,551, 166.

1833 auf 8, 0941, 228. 18

, ; 1834 * 9,029,821. 39 y * 1835 R 6, 366,796 . 58 1836 * 7,000,000. 09 1837 7,000,090. 00

Erst vom Jahre 1638 an nimmt das Kriegs ⸗Budget Jahr ab, und im Jahre 1542 erreicht es nur noch die 5,400,000 Drachmen. Es stellt sich sonach heraus, daß für den Unterhalt des barerischen Hülfs-Corps und der bayerischen Freiwilligen die Regierun⸗ gen dieser Epochen 14,000,009 mehr, als nöthig war, ausgegeben haben. Im Rüdhblick aus die oben als von 1835 bis 18358 verfügbar erwähnte umme, die sich belief auf = 16,653,328. 09 Dr. darf man wohl diese. unter die für Griechenland nutzlosen Aus- gaben einzeichnen, Dann die durch den Schatz bewerkstelligte Zurüczahlung an Rußland eines der Negierung des Grafen Kapodistrias gemachten Privat- Darlehens

von Jahr zu Summe von

14,9090, 09009

m 6690, 900 Die Zinsen und die Tilgung des Roth⸗ schildschen Anlehens für die Jahre 184, 1842 und 1843. . . 6, 300, 900 Und endlich die Zinsen und Tilgung des baycrischen Anlehens bis , 2749 613

Gesammtsumme 23, 7 09, 6513. 09 F Aus allem Vorstehenden erhält man das folgende Resultat: Seit 1833 bat Griechenland vom Auslande und vermittelst Anlehen erhalten: vom Hause Rothschild 66,600,900 von der baverischen Regierung 1, 458, 148 Im Ganzen.. 71,058, 448 Summe, die angegeben wind als angewendet sür den Fortschritt

Von dieser gnge n, in welcher sich Griechenland 1833 befand,

Ind die Verbesserung der Lage, haben die Mächte zurückbehalten: . . Fur die Zinsen und die Tilgung des Roihschildschen Anlehens bis 1842

(nicht inbegriffen eine Summe on? o, 00, 006 Drachmen, die von 1857 bis

1810 von dem Schatz e zu demselben Zweck verwendet wurden): Dr. 27, 143, 949 Die ottomanische Pforte hat erhalten . 12, 531, 164. 60

Die Mächte haben erhalten für die Tilgung der Schuld

Kapodistrias? 2325, 000

Herr Eyngrd aus demselben Anlasse 20, 000 Für Escompte, Wechsel⸗ und Negoziirungs-Gebühren des Rothschildschen Anlehens gingen auf 6, 660, 000 Im Ganzen 48, 880, 113. 690 Welche abzuziehen sind von 0841s Wonach bleiben... 27,78, 335. 06 Zieht man hiervon noch weiter ab: die oben erwahnten. von der Regentschaft gemachten Ausgaben mit S, 3140, 862 und die durch das Verweilen des bayerischen Hülfs- Corps und der bayerischen Freiwilligen in Griechenland veranlaßten Kosten, welche das Budget der Jahre 18335, 1834, 1835, 1836 und 1837 mit einer unnützen Ausgabe belaste⸗ ten von ..... dd . 14,000,000 Im Ganzen. T Ju, So J so bleibt demnach als Gesammtziffer der bei bem Hause Rethschild und der baverischen Re⸗ gierung gemachten Anlehen nur w 437, 173

Inzwbischen hat Griechenland seit 1812 be-

Gegen dieselbe Epoche emittirte auch Rußland nach dem Beispiele Englands eine Summe von t, 100 000 als Abfchlags zahlung an feinem Aniheil an der dritten Seri; aber das Haus ö behielt sie zurück, m sich für ein versallenes Ziel von Zinsen und Tilgungs⸗Kapital zu decken, und deshalb ist sie hier oben nicht angeführt.