1844 / 362 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ĩ ar die nächste Finanz Periode keine Abgabe wegsallt. Auf einige e r T feli E ern ugen 2 von Seiten der Regierung erwiedert, daß das Sandes Steuersystem noch lange nicht das schwerste zu nennen sei, vielmehr den Unterlhanen gegenüber sich günstiger darstelle als das vieler anderen deutschen Staaten.

Serzogthum Braunschweig. Die zu Braunschweig erscheinenden Landtags ⸗Verhandlungen enthalten Folgendes: „Sitzung vom 11. Dez. Der Präsident verkündigte den selbstständigen An⸗ trag des Herrn II.: „„Die Stände Versammlung möge im Proto- folle die Erklärung niederlegen, daß sie die Ueberzeugung hege, die Herzogliche Landes⸗-Regierung werde im Verein mit ihren hohen Ver⸗ bündeten auf Ergreifung geeigneter Maßregeln Bedacht nehmen, um die der Krone Dänemark angehörenden deutschen Staaten vor der ihrer Selbstständigkeit jetzt drohenden Gefahr zu schützen.““ Wurde unterstützt und auf die Tages-Ordnung gebracht.“ In der Sitzung vom 14. Dez. wurden die Berathungen über obigen Antrag fortge⸗ setzt und derselbe mit 32 Stimmen gegen 5 angenommen. In einem Schreiben aus Kiel, das die Hannoversche Zeitung vom 27. Dezember bringt, heißt es bezüglich dieses Antrags: Daß das gesammte Deutschland an unseren Angelegenheiten auf eine freundliche Weise Theil nimmt, wird bier dankbar erkannt. Jedoch möchten wir wünschen, daß die Theilnahme sich nicht auf eine unzu⸗ lässige Weise äußere. Die braunschweigischen Stände haben keinen Beruf, sich in unsere Verhältnisse auf die Art einzumischen, daß sie die Intervention ihrer Regierung beantragen. Eine solche Inter⸗ vention kann nicht in den Wünschen eines Holsteiners, der seinem Landesherrn vertraut, liegen; sie ist eben so wenig ein durch Noth⸗ stand herbeigeführtes Bedürfniß; denn die Holsteiner und Schleswiger besinden sich. Dänemark gegenüber, in keiner bedrängten Lage, wenn sie es auch für rathsam erachten, Verwahrung einzulegen, damit keine Art von Mißdeutung ihrer Gesinnungen möglich bleibe. Die Wirk⸗ samkeit der Stände ruht nun für die nächsten zwei Jahre; aber die Gerechtigkeit des Monarchen wird wach bleiben.“

In derselben Sitzung (14. Dezember) wurden die Schreiben, welche über die berathenen Gesetz⸗ Entwürfe 1) die Eide der Juden, und 2) das Verbot des Handels mit Meßwaaren nach Proben be— treffend, an das Herzogliche Staats⸗ Ministerium zu richten waren, von den Referenten der Prüfungs- Kommissionen verlesen und ge— nehmigt.

In der Sitzung vom 16. Dezember erstattete die Kommission Bericht über den Antrag zur Revision der bei Eideeleistungen der christlichen Glaubensgenossen bisher üblichen Formalitäten. Die Kommission hatte sich für denselben erklärt. Der Herr Prãäsident gab anheim, sofort zur Berathung des Antrags zu schreiten, womit die Versammlung einverstanden war. Tie Versammlung trat dann ohne weitere Berathungen dem Antrage der Kommission bei.

Am Schlusse des über den berathenen Entwurf einer Landge⸗ meinde-Ordnung an das Herzogl. Staats⸗ Ministerium zu richtenden und in einer früheren Sitzung (am 11. Tezember) genehmigten Schrei⸗ bens war gesagt, „daß, wenn die in Frage stehenden, eine wesent—⸗ liche Umgestaltung des Entwurfs bezielenden Anträge der Stände⸗ Versammlung die Genehmigung der Herzoglichen Landes-Regierung erhalten sollten, die Vorlegung einer neuen Redaction des Entwurfs sich als wünschenswerth darstellen möchte.“

Freie Stadt Hamburg. In einem Privatschreiben aus Hamburg vom 21. Dezember, das die Kölnische Zeitung enthält, heißt es unter Anderem: „Ueber das Fallitenwesen und die damit zusammenbängenden Mißbräuche und Betrügereien haben hier vor urzem abermals ernste Erörterungen stattgefunden. Die Juristen Hamburgs, Richter wie Advokaten, sind darüber vollkarn nien innen. standen, daß bisher nichts leichter gewesen, als das Bankerottiren. Der Grund dieses Unwesens liegt hauptsächlich in den so häufig er⸗ solgenden Vermögens-Cessionen, gegen welche, wenn nur der Form genügt ist, gesetzlich einzuschreiten Niemand das Recht hat. Für den auswärtigen Gläubiger bieten unsere Gesetze keinen Schutz, er muß sich einzig und allein auf die Redlichkeit seines hamburger Schuldners ver lassen. Die hiesigen Gläubiger eines Falliten sind dagegen immer besser daran, sie decken sich, wenn ein günstiger Zeitpunkt dazu eingetreten, wie es irgend gehen will. Der Auswärtige vertraut, hofft und harrt, bis er an dem Betrogensein nicht länger zweifeln darf. Eine Anzahl Kon— furse, bei welchen wiederum namentlich Auswärtige betheiligt sind, bestätigt gerade jetzt das hier Gesagte seinem ganzen Inhalte nach. Es ist' nun an die Behörden die Foͤrderung gestellt, jeden Falliten, dessen Masse nicht wenigstens gewisse Prozente ausweist, wirkliches plötzliches Unglück ausgenommen, ins Zuchthaus wandern zu lassen, damit die bekrügerischen Bankerotte und die leeren Massen seltener werden und den auswärtigen Gläubigern wenigstens die Gewißheit bleibe, daß sie, wenn auch verlieren, doch nicht mit gleicher Leichtigkeit wie jetzt unter dem Schutze der Gesetze betrogen werden können.“ Das Geschäft des Banquiers Salomon Heine wird, gemäß den be— reits am Tage nach dem Tode desselben ins Ausland versandten Cir— kularen, unverändert fortgesetzt werden.

Freie Stadt Bremen, Die Weser-Zeitung schreibt aus Bremen: „Ein unerhörter Vorfall macht in unserer Stadt das traurigste Aufsehen. Am Abend des 25sten gegen 10 Uhr wurden zwei an einem hiesigen Comtoir angestellte junge Leute von sechs fremden Handwerkgesellen auf dem hiesigen Wall in Folge eines unbedeutenden Anlasses gröblich mißhandelt; der Eine von ihnen, Herr K., aus Leer gebürtig, erhielt einen Messerstich in den Rücken, an dessen Folgen er noch in derselben Nacht gestorben ist. Der Po⸗ lizei ist es bereits gelungen, die muthmaßlichen Thäter zu verhaften.“

SFrankreich.

Paris, 21. Dez. Da sich nach der Ankündigung eines vom Finanz⸗Minister vorzulegenden Gesetz⸗Entwurfs über die Sparbanken m der letzten Zeit eine Verminderung der Einlagen und Zunahme der Rückforderungen bemerklich gemacht hat, so will die Oppositions⸗ Presse daraus folgern, daß die vorgeschlagene Maßregel der Regie rung Mißtrauen im Publikum errege. Die pariser Sparbanken empfingen nämlich gestern und vorgestern von 390 Deponenten, un⸗ ter denen sich 419 neue befanden, die Summe von 580,189 Fr.; da— gegen wurden in denselben beiden Tagen S893, 0060 Fr. zurückgenom⸗ men. Aehnlich soll das Verhältniß schon seit einigen Wochen gewe— sen sein. Es wird indeß andererseits darauf aufmerksam gemacht, man dürfe nicht vergessen, daß um diese Jahreszeit die Rücksorderun⸗ gen stets weit stärker seien, als die Einlagen.

Der Constitutionnel enthält seit einigen Tagen eine Reibe von Artikeln, in denen er eine energische Entwickelung aller Kräfte, 5 Frankreich enthalte, als die besté? Bürgschaft sür die Bewahrung

es eurogäischen Friedens empfiel lt. Dabei werden dann die Mittel anderer Mächte gemustert und unter Anderem die schwere Staate⸗ schuld Englands als ein Hinderniß für dieses Land bezeichnet, sich mit anderen, minder schwer belasteten Staaten in einen Kampf einzulassen. Abgesehen von dem wirklichen Verhältniß der Schuldbelastung Eng— lands und Frankreichs, entgegnet darauf Galignani's Messenger, daß, wenn auch eine große Staateschuld allerdings ein bedeutendes, inneres Unheil sei, doch daraus nicht immer nothwendig die Unfähig—

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keit zu äußeren Kriegen hervorgehe, insofern nur bei aller Verschul⸗ dung des Staats an seine eigenen Bürger, der Nation nicht die Be⸗ reitwilligkeit fehle, aus ihren Hülfe quellen neue Vorschüsse zu machen und den National⸗Kredit ausrecht zu erhalten. „So lange ein Staat anderen Ländern nichts schuldig ist“, so schließt letzteres Blatt, „und alle von ihm eingegangenen Verbindlichkeiten achtet, ist er zu einem Kriege so geschickt, als ob die Schuld der Regierung an das Volk gar nicht vorhanden wäre. Nur wenn das Volk keine Mittel hat, dem Staate Vorschüsse zu machen oder kein hinreichendes Vertrauen, um dies zu thun, darf man darauf spekuliren, daß ein solcher Staat zu unehrenvollen Zugeständnissen geneigt sein möchte, um einen Kampf mit anderen Nationen zu vermeiden.“

Der Moniteur parisien erklärt die von einigen Blättern verbreiteten Gerüchte von überhand nehmenden nächtlichen Anfällen auf den Straßen von Paris für höchst übertrieben und nur darauf berechnet, die Bevölkerung unnützerweise zu beunruhigen. Das mini⸗ sterielle Blatt versichert, es gehe aus den polizeilichen Berichten her⸗ vor, daß sich die Zahl solcher Attentate, in Vergleich mit früheren Perioden, keinesweges vermehrt habe.

Nächstens soll in der Presse ein Bruchstück aus den Denlwür⸗ digkeiten Lucian Bonaparte's erscheinen, welches eine vollständige Dar stellung der wichtigen Tage des 18ten und 19ten Brumaire (7. und 10. November 1799), an welchen Napoleon das Direktorium stürzte, enthalten und 8 bis 19 Feuilletons jenes Blattes einnehmen wird. „Daß Lucian Bonaparte, bemerkt letzteres in Bezug hierauf, „sei es nun gezwungen oder freiwillig, vom öffentlichen Schauplatz abtrat, sobald die Revolutien, ihren ursprünglichen Geist verleugnend, dazu hinneigte, das Kaiserthum an die Stelle der konsularischen Republik zu setzen, bewies hinreichend, daß der junge Präsident der Fünfhun dert, wenn er wirklich an jenen denkwürdigen Tagen die Hauptrolle gespielt hätte, einer heiligen Sache, der des Vaterlandes und der Freiheit, zu dienen geglaubt, und daß er von denen seinen Grundsätzen ganz entgegengesetzten Folgen keinen Nutzen ziehen wellte. Der größte Theil der Geschichteschreiber, die uns jene großen Ereignisse geschil⸗ dert, scheinen den wahren Geist dieser Umwälzung verkannt und das Benehmen Lucian Bonaparte's falsch beurtheilt zu haben, da ihnen die authentischen Quellen nicht zugänglich und sie zu jung waren, als daß sie Zeugen der Begebenheiten selbst gewesen sein und aus eigener Einsicht den Charakter der Haupt-Personen würdigen konn⸗ ten. Diese Rücksichten haben die Depositare aller hinterlassenen Werke Lucian Bonaparte's bewogen, diesen Bericht schon jetzt zu veröffent⸗ lichen, ohne den Druck des ganzen Nachlasses dieses Fürsten abzu⸗ warten.“

Der französische Donanendienst kostet dem Staat sährlich 25 Millionen und beschäftigt 26,00) Individuen, worunter allein 18,0110) gewöhnliche Zollwächter oder Douaniers. Diese kleine Armee hat im Jahre 1812 blos für 50, 00 Zr. eingeschwärzter Waaren erwischt, was in Betracht zu dem, was sie kostet, so gut wie nichts 1st. In Frankreich leben 40, 000 Menschen allein von der Contrebande, was also auf einen Touanier etwa zwei Schmuggler giebt. Diese haben ihre eigenen Assekuranz⸗Gesellschaften und Verschleißer, und der Werth eingeschwärzter Waaren beträgt jährlich über 50 Millionen.

Die Kommission zur Berathung über eine Post-Reform hat sich für ein gleichförmiges Porto von 5. Centimes für den Brief aus⸗ gesprochen, und dieser Vorschlag wird eben so vom Journal des Däöbats, wie vom National zur Annahme empfohlen; beide Blätter sind der Meinung, daß wenn man zu dieser Reduction die Aufhebung der Portofreiheit fügte, deren mehrere Zweige der Re⸗ gierung genießen, die Einkünfte der Post durch Zunahme der Rorrespondeaz sehr bald wieder ihre jetzige Höhe erreichen würden.

Ter Moniteur enthält, einen Bericht (das Marine Ministara an den König, worin die Errichtung cines von dem Kommissariat abgesonderten Kollegiums von Marine-Controleuren empfohlen wird, well jene Behörde bei der jetzigen Organisation der Marine nicht alle ihr obliegenden Pflichten zu erfüllen im Stande sei. Dem Be⸗ richt folgt eine Königliche Verordnung, die den Vorschlag des Mini⸗ sters realisirt.

Der Geschäftsführer des legitimistischen Journals Her mine in Nantes ist, trotz einer glänzenden Vertheidigungs-Rede des Herrn Berryer, wegen Angriffen gegen die bestehende Ordnung der Dinge zu drei Monaten Gefängniß und 1009) Fr. Geldstrafe verurtheilt worden.

Nicht nur Eugen Sue hat seine Fortsetzung des „ewigen Juden“ für längere Zeit unterbrochen, auch A. Dumas erklärt im Jour nal des Däbats unter dem etwas unwahrscheinlichen Vorwande, daß in Paris lebende Personen in die Begebenheiten seiner Erzählung „Geaf don Monte Christo“ verwickelt und daher vorher noch Verhandlungen mit diesen erforderlich seien, er werde diesen Feuilleton Roman erst in zwei Monaten wieder fortsetzen können. Einige wollen hieraus den Schluß ziehen, daß beide Schriftsteller ihre Arbeiten ohne einen festen Plan begonnen hätten und jetzt vor der Hand nicht mehr wüßten, wie sie sich aus dem angelegten Labyrinthe herauswickeln soll⸗ ten. Andere sind jedoch der Meinung, daß sie die Zeit der Kammer⸗ Eröffnung und der Axreß-Debatte, wo die ganze öffentliche Ausmerk⸗ samkeit sich auf die politischen Angelegenheiten richtet und der Feuilleton

Literatur daher wenig Theilnahme schenkt, vorübergehen lassen wollten.

X Paris, 21. Dez. Es verbreitet sich das Gerücht, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten habe den französischen Gesandten zu Washington angewiesen, sich dem Anschlusse von Texas an die Union der Vereinigten Staaten zu widersetzen. Die Sache fäme wenigstens nicht unerwartet, da man schon seit einiger Zeit weiß, daß das französische Kabinet, in dieser Frage mit dem englischen Hand in Hand zu gehen beabsichtigt.

Die Angabe des Blattes 1 Afrique, Abd el Kader sei wieder an der Gränze von Marokko erschienen, und es wäre ihm gelungen, die Stämme des Küstenlandes zum Aufstande zu vermögen, ist durch⸗ aus irrig. Auf bestimmte Thatsachen gestützte Briese des General⸗ Lieutenants Lamoricire melden, daß der Emir noch immer in einer fleinen Stadt von den Truppen des Kaisers bewacht wird. Es scheint sogar, daß der Kaiser bis jetzt wirklich einen Theil der vertragsmäßig gegen Frankreich übernommenen Verbindlichkeiten ersüllte, worüber bis jetzt noch durchaus keine sicheren Meldungen vorhanden waren. Erst kürzlich zeigte er an, daß Abd el Kader Emissaire bis in die Gegend von Fez geschickt, um die Bevölkerung zu seinen Gunsten zu stimmen, daß diese aber seinen Einflüsterungen kein Gehör gegeben hat.

Eine WohlthätigkeitsGesellschast zur Beförderung und immer größeren Ausbreitung des Elementar-Unterrichts unter den Protestan⸗ len in Frankreich, die mit eben so viel Eifer als Beharrlichkeit ihren edlen Zweck verfolgt, hat aus Anlaß des bevorstehenden Jahres—⸗ Wechsels einen öffentlichen Verkauf einer beträchtlichen Anzahl von ausgesuchten Gegenständen veranstaltet, deren Ertrag dem genannten Zwecke zugewendet wird. Die zum Verkaufe ausgestellten Gegenstände aller Art sind durchaus Geschenke, welche der wohlthätigen Gesellschaft von allen Seiten dasür zugekommen.

Großbritanien und Irland.

London, 23. Dez. Die Repealbewegung in Irland hat Lurch den Eintritt mehrerer der angesehensten fatholischen Prälaten in die kürzlich ernannte Königliche Kommission zur Verwaltung und Reguli⸗

rung der für milde Stiftungen bestimmten Vermächtnisse einen em⸗ pfindlichen Schlag erhalten, da hiermit zugleich der Abfall die ser Geist⸗ lichen von jener Bewegung ziemlich bestimmt ausgesprochen ist. In den Reihen der Repealers, welche von O'Connell gegen die Maßre⸗ gel der Regierung überhaupt eingenommen und feindlich angeregt worden waren, herrscht deshalb gegenwärtig große Aufregung, und vor einigen Tagen wurden auf einer zahlreichen Versammlung in einer katholischen Kirche Aeußerungen laut, welche den heftigsten Tadel über jene Kommission wie über die derselben beigetreienen Erz- bischöse offenbarten. O'Connell, welcher zugegen war ließ sich indeß durch diese Demonstrationen nicht fortreißen und pre⸗ digte, so sehr er selbst sich mit dem Eintritt der Bischöfe in jene Kommission für unzufrieden erklärte, doch aus Klugheit und Politit Gehorsam und Ehrerbietung gegen die geistliche Macht. Es dürfte deshalb keinem Zweifel unterliegen, daß der Erfolg dieser NRegierunge⸗ Maßregel eine wesentliche Aenderung in der Stellung der Regierung zum irländischen Volke hervorbringen und die Bestrebungen der radi⸗ kalen Repeal- Partei paralvsiren wird. Der bedeutende Einfluß der katholischen Erzbischöfe auf das Volk ist in dieser Hinsicht bereits zu Gunsten der Regierung thätig; Erzbischof Murray, einer der ernaun⸗ ten Kommissarien, hat „eine Pastoral⸗-Arresse an die römisch⸗ katho⸗ lische Geistlichkeit und Laienschaft der Diözese Dublin“ erlassen, worin er die Vorzüge der Vermächtniß⸗ Akte preist und das Volk zur Zu⸗ friedenheit und zum Gehorsam gegen die Regierung ermahnt. Dr. Murray sagt über die Akte Folgendes: 7

„Es ist für mich eine Ouelle unaussprechlicher Betrübniß, daß die tiefe Ueberzeugung meines Geistes mich zwingt, in diesem Falle verschieden von denen zu handeln, welche zu meinen ach barsten und geliebtesten Mit⸗ brüdern gehören. Aber das Gewissen ist ein starker Mahner und es ist nicht gut, seine Mahnungen zurückzuweisen. Es warnt mich mit einer Stimme, die bis in mein Innerstes dringt, daß es eine Vernachlässigung meiner Pflicht als Serlsorger sein würde, wenn ich aus irgend menschlichen Rücksichten die Gelegenheit, von mir wiese, vermittelst diefer Akte, so un⸗ volllommen sie aach ist, die Schätze des Armen in Sicherheit zu bewahren und für den Dienst der Kirche sicher zu stellen, was wohlwollende Menschen an Eigenthum zu ewigem Nutzen und Frommen den Kirche dem neu errichte sen Amte anvertrauen. Dies ist meine Pflicht und die Pflicht aller Derjenigen, welchen die Ausführung dieser Akte obliegt. Dieselbe hat allerdings Män⸗ gel, welche ich beklage, aber es sind Mängel, welche ihren wesentlichen Vorzügen keinen Eintrag thun, und obschon sie durch das Parlament ver⸗ ringert oder abgeschafft werden können, so muß doch die Aktie, noch ehe das Parlament sich versammelt, nothwendig in ihrer jetzigen Gestalt zur Aus führung kemmen. Das Gesetz eifordert, daß „diese Alte von dem 1. Ja⸗ nuar des Jahres 181.5 ab in Kraft treten soll“, und demnach muß bis zu dieser Zeit die nöthige Behörde dazu organisirt sein. Zehn Kommissarien müssen vorher ernannt sein, von denen fünf sich zur roͤmisch-katholischen Ne⸗ ligion bekennen. Es wird diesen fünf ganz besonders obliegen, über die gebüh⸗—

rende Verwendung katholischer Stiftungen zu wachen, sci es, daß dieselben für den Armen oder die Kirche gemacht sind. sind wenn nun Ihre Majestät die Königin aus Mangel an genauer Nachricht, welche sie immer von den Häuptern des latholischen Glaubens erhalten lann, genöthigt sein sellte, zur Ausübung dieser Pflicht Katholiken aufs Gerathewohl zu ernennen, wie hätten wir wohl später einen Grund, uns zi beklagen? Wie lönnten wir wohl einst mit gutem Gewissen vor Gott Rechenschaft ablegen, wenn durch unseren eigenen Fehler eine inglückliche Wahl genoffen und jene wichtigen Interessen unwürdigen und unsähigen Händen anvertraut würden? Gepriesen sei Gott, wir haben eine solche Sürde nicht zu verantworten. Ernennungen sind er— folgt, welche, so weit es menschliche Kräfte vermögen, diese Interessen sicher⸗ stellen werden“. . ;

Im weiteren Verlaufe des Schreibens zeigt der Erzbischof die großen Uebel des bis jetzt noch geltenden Gesetzes, welches die Katho⸗ liken gänzlich von der Theilnahme an der Verwaltung der Vermächt⸗ nisse ausschließt, und beleuchtet die Vorzüge und Mängel der neuen Akte. Er kommt zu dem Schlusse, „daß man durch diese so vielfach heted etee Ytaß -. x Zoοbihuteir (iängt habe, im Bergleich zu welchen die Mängel derselben nicht in Betracht kommen könnten.“

Sir Henry Pottinger wurde am Freitage in Manchester auf ähn⸗ liche Weise wie in London und Liverpool von der Kaufmannschaft aus Anerkennung seiner Verdienste um den Handel mit China gefeiert.

Die Kron-Juwelen, welche seit der Feuersbrunst im Tower bei den Hof⸗Juwelieren deponirt gewesen waren, sind jetzt in den Tower zurückgebracht und in dem dazu eingerichteten Lokale niedergelegt worden.

Am 14ten d. M. haben Arbeiter im Trwer, welche mit dem Aufgraben eines alten Kirchhofes beschäftigt waren, einen, der An⸗ gabe auf dem Sargdeckel zufolge, seit 601 Jahren dort beigesetzt ge⸗ wesenen doppelten (hölzernen und bleiernen) Sarg gefunden, welcher nichts als Sägespäne, und durchaus keine Spuren der Ueberreste eines menschlichen Körpers enthielt. Man erschöpft sich in Vermu thungen über das Scheinbegräbniß, zumal, da wie es scheint, eine Namensangabe dem Datum der Beisetzung nicht hinzugefügt ist.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 17. Dez. Die Reichsstände haben sich in den letzten Tagen mit einer wichtigen Frage beschäftigt. Dem bestehen— den Gesetze gemäß erben nämlich Geschwister nach dem Stadtrechte in den Städten) gleiche Theile, nach dem Landrechte (auf dem Lande) dagegen erhält der Bruder zwei Theile und die Schwester nur einen Theil; eben so ist der Antheil der Frau am Vermögen des Eheman⸗ nes nach dem Landrechte nur *, nach dem Stadtrechte aber . Bei dem vorigen wie bei dem jetzigen Reichstage wurde mehrfach darauf angetragen, das Gesetz dahin zu ändern, daß das Erbrecht für Ge⸗ schwister gleich sei. Der Bauer und Bürgerstand des gegen— wärtigen Reichstages nahmen diese Veränderung an, der Adel⸗ stand verwarf sie jedoch, und das Schicksal dieser Angelegenheit hing nunmehr vom Priesterstande ab, bei dem sie am 14ten zur Be⸗ rathung kam. Am Vormittage gingen bei demselben zwei ihrem In— halte nach ganz entgegengesetzte Gesuche vom Adel und vom Bauern⸗ stande ein, allein trotz aller vom Adel vorgebrachten Gründe nahm der Priesterstand nach laugen Debatten die Veränderung, daß das Erbrecht zwischen Geschwistern für alle Stände gleich sein solle, mit 21 gegen 22 Stimmen an. Die Veränderung ist also von drei

Ständen genehmigt und mithin ein Beschluß der Reichsstände, dem

nur noch die Sanction des Königs fehlt, um Gesetzeskraft zu er— halten. 53

Kanton Luüzern. Am 16. Dezember waren Magistrate aus den Kantonen Uri, Schwyz und Unterwalden in Luzern versam⸗ melt, um sich über die anerkannte Nothwendigkeit zu berathen, den Kanton Luzern und die innere Schweiz durch einen gemeinsamen Ver⸗ theidigungsplan gegen weitere Angriffe von außen, namentlich gegen das Eindringen von Freischagren, zu schützen. An der Berathung nahmen die angesehensten Militair-Personen Theil.

Kanton Aargau. Der Große Rath hat eine am 19. Te⸗ zember von 40 Mitgliedern abgegebene Verwahrung gegen den Be⸗ schluß in Betreff der Freischagren, als in ungemessenem Tone abge⸗ faßt und daher dem 5. 119 des Groß ⸗Raths⸗Neglements zuwider⸗ laufend, zurückgewiesen. Die Verwahrung lautet folgendermaßen:;

„Der vom aar auischen Boden aus erfolgte Einfall militairisch geord⸗ neier, zahlreicher sogenannter Freischaaren ins Staategebien , , . Standes Luzern, die offenbare revolutiongire Absicht, die blutigen 953 rieser Rolten haben die Untetzeichneten mit Besorgniß und Abschen erfü

Die Unterzeichneten erblighn in diesem Beginnen einen frev Angꝛi auf den Bund, eine Verletzung der Treue eur. einen r, 23 eine Höhnung des Völkerrechts, ein Verschuspen gegen alle kriegerische Ebre, eine Handlung endlich, ganz geeignet, die Brandfackel des Bürgerkrieges in den Kanten und die gesammte Eidgenossenschaft zu werfen. Es lag nicht an den Unterzeichneten, diesen Auftritten handelnd entgegenzutreten; es han- delt sich hier nicht um die Art und Weise, wie etwa neue ähnliche Gelüste in gebührende Schranken zurückzuweisen wären; aber die Unterzeichneten glauben es der Ehre des Standes Aargau schuldig, daß der Große Rath 4 und 2 seine Mißbilligung über das Geschehene ausspreche; 14 335, geblieben, diese ihre Ueberzeugung in das Pro— Es werden jetzt von Luzern aus Druckschriften über die Wieder⸗ herstellung der Klöster im Kanton Aargau verbreitet. So fand man am 17. Dezember auf der Straße von Auw nach Muri ein Paket von dreißig Exemplaren der katholischen Staats-Zeitung Nr. 100, und ahnliche mit Umgehung der Post⸗Abgabe und des Stempels eingebrachte Sendungen sind auch an anderen Orten gefunden worten. Der Verkehr zwischen den luzerner und aargauer Gränz⸗Ge⸗ meinden ist sehr gestört. Aargauer, die Geschäfte halber in luzerner Gemeinden gehen, werden dort angehalten, untersucht, verhört, mit⸗ unter auch beschimpft und gemißhandelt. . ; Am 21. Dezember wurde der Oberst Guggenbühler (s. Allg. Preuß. Ztg. Nr. Z359) von Luzern in Aarau beerdigt. Die Theil- nahme an dem Schicksale dieses Mannes gab sich durch ein zahl— reiches Gefolge aus Aarau und der Umgegend kund; von Reinach und Menzikon hatten sich mehrere luzerner Flüchtlinge eingefunden um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. J

Kanton Wallis. (Courr. Suisse.) Joseph Abbet, seiner Zeit Präsident der jungen Schweiz und Secretair des Martinacher Comité's, ist am 17. Bezember vom Centralgericht, außer den Un⸗ tersuchungskosten, zu 15jähriger Gefangenschaft, lebenslänglichem Ver— luste des Aktiv⸗-Bürgerrechts und zum solidarischen Antheil an den Kriegskosten, und Alphons Morand, der sich zur Zeit der Ueberrum⸗ pelung der Hauptstadt und des Bürgerkrieges außerhalb des Kantons befand, von demselben Gerichte zur Tragung der Untersuchungskosten, zum lebenslänglichen Verluste des Aktiv-Bürgerrechts, zu 00 Franken Buße und fünfjähriger Einsperrung verurtheilt worden. .

Kanton Glarus. Der hiesige Rath hat beschlossen, die eingegangenen Kreisschreiben des Standes Luzern in Bezug auf die dortigen Vorfälle nicht zu beantworten.

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Konstantinopel, 11. Dez. (D. A. 3.) Durch einen Fer⸗ man des Sultans werden die Dardanellen unter die Civil- und Mi⸗ litair-Verwaltung des Pascha's von Topchane, Muhammed Ali, ge⸗— stellt. Der bisherige Gouverneur derselben, Sadullah Pascha, it abberufen und statt seiner Ibrahim Pascha, mit dem Beinamen Kara Dschehennem (schwarze Hölle), einer der besseren Artillerie- Generale, ale Weil (Stellvertreter, Muhammed Alls, dorthin gesandt worden. Diese Veränderung steht mit der beabsichtigten besseren Befestigung der Dardanellen-Schlösser in Verbindung. Die Haupt-Arbeiten sind zwar bis zum Frühjahr ausgesetzt, indeß hat man doch mit Aus— besserung der Batterieen und Aufstellung einer Zugschraube zum Em porziehen der ungeheuren Kugeln beim Laden der großen Kanonen begonnen.

In den nächsten Tagen geht von hier aus ein Regiment Linien truppen nach Mekka ab, um dort in Garnison zu bleiben. Der Gou⸗ verneur der heiligen Städte hatte, seitdem sie wieder der Herrschaft des Sultans unterworfen sind, nur einige hundert undisziplinirte Al—⸗ banesen zur Disposition, die nicht genügend waren, um die Autorität der Pforte aufrecht zu erhalten.

Der Kaiserlich österreichische Internuntius Freiherr von Stürmer hat, dem Vernehmen nach, dieser Tage dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Scheklb Esendi, die Antwort des wiener Kabinets auf die Reclamationen der Pforte wegen der Intriguen des Fürsten Milosch gegen Serbien mitgetheilt, die dahin lautet, daß Oesterreich die Gränzen aufs strengste überwachen und alle Versuche von dort aus, die Ruhe zu stören, zu verhindern bemüht sein werde. Die Entfernung des Fürsten gus Wien halte es aber weder für absolut nothwendig für die Wohlfahrt Serbiens, noch für billig, indem der flüchtige Fürst die Gastfreundschaft Oesterreichs nachgesucht und er⸗ halten habe.

Von den neuerdings in Albanien ausgehobenen Rekruten für die regulaire Armee sind bereits mehrere Tausende in Beirut an— gekommen.

Von der türkischen Gränze, 11 Bosnsen gährt es wieder; fremde Emissaire, worunter namentlich einige Serben genannt werden, sollen in Verbindung mit den wider⸗ spenstigen Franziskaner-Mönchen das Volk zum Ungehorsam gegen die türkische Regierung und zur Abgaben-Verweigerung aufreizen und eine Vereinigung Bosniens und Serbiens in Aussicht stellen. Auch in der Herzegowina verweigert man den Tribut, und in Colassin ist ein ziemlich verzweigter Aufstand ausgebrochen, der den Wesir von Mostar zu ernsthaften Maßregeln und zum Zusammenziehen von Trup— pen nöthigte.

Im türkischen Albanien währen ebenfalls die Unruhen fort; der Seriasker Reschid Pascha befindet sich mit seinen Truppen bei Dibra und Tetoma und soll den Pascha von Dibra abgesetzt und nach Kon— stantinopel gesandt haben.

Die Montenegriner machen sortwährend räuberische Einfälle in die türkische Herzegowina und beunruhigen auch die dalmatinischen Gränzen.

Aus einer Relation über den Zug des Herzogs von Auiumale nach der Wüste im Frühjahr 18 AR.

(Fortsetzung. Veigl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 361.)

Nachdem ich am 10. April Biskra verlassen, am 14ten an einer Razzia einiger Fractionen der Fribus der Lac Dar Theil genommen, traf ich am 15ten im Lager von Batna ein, um mich der Kolonne, welche zu dem Prinzen stoßen sollte, anzuschließen. Schon bei den Rückkehr zum Desilee El Kantara, wo sene alte Römeistraße mit großer Thätigkeit in eine bequeme Passage umgeschaffen, wollten wir durch einen Rachtmarsch jene Fribus überfallen, und nur ein hestiger Regen, der stets dem Sirolko folgt, vereitelte unser Vorhaben, wel⸗ ches am 14ten, eine Stunde nach dem Eintreffen im Bivouacq Emzed Bel⸗-Meßai, ausgeführt wurde. Die Darlegung aller der Verhältnisse, welche nicht allein eine Razzia entschuldigen, sondern sie sogar als ein nothwendiges Uebel bedingen, ist nicht ganz leicht. Ich will hier keinesweges dem Prinzipe, der Zerstörung, welches glücklicherweise unserer Zeit fern liegt, das Wort reden, aber noch weniger jenen Couservateur:; Par excellence huldigen, die natürlich ihr sanftes Organ auch gegen die Razzias erhoben. Und es giebt in der That kein barbarischeres Verfahren, welches die Truppen und die arabische Bevölkerung zugleich mehr demoralisirt,

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als gerade eine Nazzig; sie ist bei den Arabern aber leider das ein⸗ zige Mittel der Strafe für Treubruch und der Aufrechterhaltung der französischen Autorität, welches nur dann erst eintritt, wenn diese verletzt worden. Das Detaschement, welches diesmal die Züchtigung übernehmen sellte, bestand aus 3 türkischen Tirailleur· Compagnieen, 2 Compagnicen Infanterie, 199 Pferden und einem Theile des Goum der Sahri; die Kavallerie auf beiden Flügeln. Nach möglichst stillem, aber forcirtem Marsche an den Bergen angelangt, fanden wir bald die Spuren der Heerden und erblickten nach einigem Tirailleurfruer den feindlichen Douair, welchen die Araber in größter Eile verlassen

ges Kommando, durch welches er in Frankreich sowohl, wie dem Aus⸗ lande gegenüber, von seinen militairischen Talenten Zeugniß ablegen sollte. Man hatte daher zu den Truppen derselben vorzugsweise gute und tüchtige Regimenter gewählt, so daß die dritte Division der Armee, welche der Piinz in seiner Provinz befehligte, eigentlich nur aus Elite⸗ Truppen bestand. Ausnahmsweise fand ich in diesem durch das Beispiel seines jun⸗ gen Commandeurs angeregten Ossizier⸗Corps viel chevalereskes Wesen, diese vaterländische Tradition einer schünen Vergangenheit. Die Um⸗ gebung des Prinzen war mit großer Sorgfalt und vielem Scharfblick gewählt; außer mehreren Ordonnanz⸗-Offizieren, meist jungen aufstre⸗

hatten. Die halb niedergeworfenen Zelte, die ausgeschütteten Vor- benden Talenten, war besonders sein zweiter Adjutent eine hervor-

räthe von Datteln, Feigen, Gerste, Kuschkuchu, Geräthschaften von Frauen, mit Milch angefüllte Schläuche, die noch glimmenden Feuer,

herumirrende Hausthiere gaben ein trauriges Bild eiligster Flucht der Araber. Die lebhafte Verfolgung erstrecte sich in die immer schwie—

Frauen und Kindern. Alle Ordnung hatte schon lange aufgehört und sede Leitung der schießenden Tirailleure, so wie das Hemmen der Ver folgung, war unmöglich geworden. Widri e Scenen eines rohen Campagnelebens werden hier übergangen. Wir bekamen mehrere Frauen in unsere Gewalt, welche alle, sogar die jüngeren, durch eine stereotype Häßlichkeit sich auszeichneten. Es galt jetzt, die Ebene mit unserer zahlreichen Beute von Hammeln wiederzugewinnen, was keine leichte Aufgabe war. Die Pferde stiegen mit seltener Sicherheit die steilen Berge herab; das Schwierigste blieb die Führung der Heerden bis zum Bivouacq. Da es in dortiger Gegend weder Mergen⸗ noch Abenddämmerung giebt, so trat mit dem Untergang der Sonne gänz⸗ liche Dunkelheit ein. Weit wiederhallende Signale unserer Araber, Trommelwirbel und fortwährende Flintenschüsse waren das einzige Mittel, den Weg zu erkennen und die Verbindung zwischen Tete und Queue der Kolonne zu unterhalten. Die Araber, die in dem steten Abfenern der Gewehre ein großes Vergnügen fanden, waren nicht allzu vorsichtig dabei, und wir erblickten mit Freude die Feuer unse⸗ rer Bivouacqs in der Ferne, um von diesem eben so schwierigen, wie gefahrvollen Convoi uns trennen zu können. Am anderen Morgen, wo der Marsch auf Batna, nur wenig beunruhigt durch einige Schüsse, fortgesetzt ward, zählten wir noch 500) Häupter an Ham⸗ meln, Ziegen, Mauleseln, Füllen. Beinahe die Hälfte war im Dun⸗ fel der Nacht verloren oder von dem Goum der Sahri und anderen Arabern gestohlen. Die Schaafe gehörten meist einer vorzüglichen Race an, sowohl hinsichtlich des Fleisches, als besonders in der Fein⸗ heit und Länge der Wolle. Es gab überhaupt Gespinnste von Wolle in der Wüste, die an Sorgsamkeit und Feinheit den segovinischen und leonischen nichts nachgaben, welche belanntlich die geschätztesten Spa⸗ niens sind. ;

Ich bivouacqirte am 17. April in der Ebene Um-el-Aßnab im Angesicht der Grabmäler der alten Könige Numidiens und erreichte am' i8ten die Kolonne des Herzogs von Aumale, welcher, von Kon⸗ stantine kommend, mit der Kavallerie den Bivougcg Ain Cheddi be⸗— zog. Am anderen Tage stieß der dritte Theil der Kolonne unter dem General der Sub-Tivision von Setif zu uns. Wir zählten nun 6 Bataillone, 6 Escadrons, 6 Geschütze, 1 Genie Compagnie, den zahlreichen Goum der verbündeten arabischen Kavallerie Kalifat von Koönstantine und Ben-Ouani nebst einem großen Train von Lebens⸗ mitteln und Munstion, im Ganzen 350) Mann Infanterie und 15909 Pferde regulairer Truppen., Der Ausmarsch der verschiedenen Trup⸗ pen am 2hsten aus dem Bivouacq Raous el Agoun, gefolgt von dem gigantischen Convoi, welcher sich wie ein endloser Faden längs der Berge hinschlängelte, gewährte ein eigenthümliches militairisches Schau⸗ spiel, dessen Reiz der zahlreiche Geum, diese Escadrons von Wilden noch erhöhten. Wir bivouacqirten in der Nähe des arabischen Dor⸗ fes Mgaous, velches in der Ferne sich zu unserer Verwunderung in idyllischen Formen zei römischen Ruinen aufgethürmten Haufen von Schmutz glich, als menschlichen Behausungen. Die Rekognoszirung desselben war inso⸗ fern wichtig, als wir, obschon vergebens, die Fabrik arabischen Pul— vers suchten, welche dort bestehen sollte. Der Operationsplan wurde ziemlich geheim gehalten, indessen von zwei Sachen ist nur eine möglich: entweder der Stamm kommt und macht seine Unterwerfung, oder man geht hin, sie zu erzwingen. Die Bestechung eingeborener Spione führt oft zu günstigen Refultaten, wie überhaupt die Cor⸗ ruption das einzige unserer modernen Hülfsmittel sein dürfte, für welches jene naiven Kinder der Wüste, jene Völker barbarischer Ener⸗ gie und starken religiösen Glaubens, empfänglich sein möchten. Ich glaube indessen, hier eine kurze Skizze von dem General entwerfen zu müssen, unter dessen Befehlen die Expedition stattfand.

Der Herzog von Aumale, mit 23 Jahren kommandirender Ge⸗ neral der wichtigsten der drei Provinzen Algeriens, ist seit der Ka—⸗ tastrophe des Herzogs von Orleans, ohne Widerrede das bedeutendste Mitglied jener merkwürdigen Familie. Ohne lebhaste Sympathieen oder eine schwärmerische Bewunderung für dieselbe zu entfalten, kann ich doch dem jungen General den persönlichen Enthusigsmus nicht versagen, den er in mir hervorgerufen hat. Wenn eine liebens würdige äußere Erscheinung, ritterliches Wesen, persönliche Tapferkeit bis zum Uebermaß, gereifter Verstand und Umsicht bei so jungen Jahren, wenn alle diese Eigenschaften, in der Person eines Prinzen vereinigt, nicht Sympathieen erregen sollen in jeder Brust, die noch warm fühlt, so könnte wohl nur das schwärzeste Vorurtheil eine un— befangene Änschauung irre leiten.

Diese Zeichnung des Herzogs ist wahrhaft getreu nach der Natur, so wie ich ihn gefunden, im harmlosen Campagne Leben am Feuer des Bi⸗ vouacgs, wie in schwierigen Momenten dem kriegerischen Geheul der Kabylen gegenüber. Die Idee, ihm als Vice⸗-König die Regentschaft zu übertragen, ist daher wohl eine sehr glückliche, deren Aussührung nur der nöcht vollkommen günstige Verfolg unserer Expedition um etwas verzögern dürfte. Hierdurch allein motivirt sich auch wohl die momentane Weigerung des Prinzen. Die Idee aber, die eine Lebensfrage für Afrika werden möchte, löst zu gleicher Zeit zwei schwierige Probleme. Einmal das: was aus der Kolonie werden wird, wenn früh oder spät im Mutterlande eine dynastische Streitfrage zur Sprache kommen sollte, sie zeigt ferner das einzig richtige und zeitgemäße Verfahren, wie jenes herrliche Gestade des Mittelmeeres, wie dieses schöne Land allein als Kolonie glücklich gedeihen, wie europäische Civilisation über sin⸗ steren Barbarismus den Sieg Lavontragen kann. Denn um alle nöthigen Mittel in Anwendung zu bringen, um alles das junge Leben, was der seit Jahrhunderten brach gelegene Boden mit Kraft treibt, emporsprossen zu lassen, muß eine geschickte, kraftvolle, vorsichtige, aber vor Allem ju gendliche Hand gebieten, die mit dem Glücke Anderer an ihrem eigenen Ruhme arbeitet, ein hochherziger Charakter, der die Bedürfnisse und Wünsche des Landes versteht und groß genug denkt, die kriegerischen Lorbeeren der Entwickelung der Industrit und Civil sirung zu opfern! Besitzt diese Hand in Ausübung ihrer Macht diejenige Unumschränktheit, biejenige Freiheit, welche nur einem Prin⸗ zen, nur einem Vice-Könige, nicht aber einem Militair-Gouverneur verliehen werden kann, so würde das alte Europa bald mit Verwun⸗ derung nach den Küsten des neuen Afrika's blicken und der Vortheile im reschlichsten Maße sich erfreuen, welche jenes Land mit Recht er— warten läßt.

Doch auch noch andere militairische Talente befanden sich in der Kolonne des Prinzen. Diese Expedition war sein erstes selbstständi⸗

riger werdenden Berge, die ganz angefüllt waren von sich rettenden

stechend militairische Figur, dessen Einwirken auf die Operationen wohl zuweilen sichtbar wurde, obschon der Prinz, so viel mir er⸗ schien, ihn durchaus nicht zum vorzugeweisen Rathgeber oder Mentor bei sich bestellt zu sehen wünschte. Sein erster Adjutant war mehr dienstthuender Kammerherr, wenn nach dem Juli-Orkan, der so man⸗ chen Blüthenstaub vom Purpur geweht, ein solcher Ausdruck zulässig ist. Unter dem Generalstab, dem ich attachirt war, zeichnete sich ne⸗

ben dem Chef ein Capitain als sehr tüchtig aus, welcher die Topo⸗ graphie leitete. Mein unmittelbarer Chef, von abstoßendem Aeußeren,

hatie einen stoischen Charakter, sprach wenig, handelte viel mit ener⸗ gischer Thätigkeit, gab nie seine Meinung, seinen Rath, wie er vor Vielen gekonnt hätte, und war dabei ein Ehrenmann. Wäh⸗ rend unseres ersten unglücklichen Gefechts kam er, nachdem sein

Pferd von 6 Kugeln gefallen, mit. derselben Ruhe und Kälte zum

Qerzog, mit welcher er an einem anderen Tage die Gratulation des

Prinzen zu seiner Ernennung zum Obersten aufnahm. Gegen mich

chnete, in der Nähe aber mehr einem zwischen

war er in seiner Art stets freundlich und ich schätzte ihn hoch. Die übrigen Regiments-Commandeure waren mehr oder minder ausgezeich⸗ net, und ertrugen mit wunderbarer Ausdauer die Fatiquen der Expe⸗

ditlon, besonders erwähne ich den Commandeur sämmtlicher Spahis und den der Tirailleure der Provinz. Die Carriere des Letzteren ge⸗ hört wohl zu den interessantesten, der man nacheifern kann, denn aus den Salons der Diplomatie, wo er als Generalstabe-Offizier attachirt gewesen, bis zum Kommandanten der Ziban in der Wüste ist wohl einer der größten denkbarsten Gegensätze. Das Heraustreten der General-Stabs-Offiziere zu den verschiedenen Corps, was bei uns wohl oft ein Hauptbestreben ist, um junge, noch thatkräftige Leute mit einer gediegenen militairischen Erziehung zu höheren praktischen Stellen vorzubere ten, gehört in der französischen Armee zu den sel⸗

tensten Ausnahmen, und dies ist eins der größten Gebrechen, dessen Beseitigung der Tod des Heizogs von Orleans verhindert hat. Ich kannte einen Oberst-Lieutenant des General-Stabes, der bei Waterloo schon Offizier in demselben gewesen. Der Commandeur des 2ten Regiments der Legion, ein junger Engländer, hat durch die Organisirung dieses ausgezeichneten Regiments große Fähigkeiten be⸗ fundet, und gegenüber der traurigen Verfassung des ersten in Oran den Beweis geliefert, wie viel für die Tüchtigkeit einer Truppe in der Hand des Befehlhabeis liegt. (Fortsetzung folgt.)

SEisenb ahnen.

Köln, 16. Dez. (A. A. 3.) Nach dem der Ostrheinischen Eisenbahn in Auesicht gestellten Fahrplan würde nach Vollendung Ler Bahn bis Berlin von dort der Abgang nach Köln um 8 Uhr des Abends stattfinden, der Zug um 1 Uhr des Morgens in Cöthen, um 3 Uhr in Magdeburg, um 4 Uhr in Oschersleben, um 7 Uhr in Braunschweig, uͤn . Uhr in Hannover, um 12 Uhr Mittags in Minden und um 107 Uhr des Abends in Deutz anlan— gen. Dagegen wird der Zug von Deutz nach Berlin Nachts 75 Uhr abgehen, des Morgens 2 Uhr in Minden, um 5 Uhr zu Hannover, um 7 Uhr zu Braäunschweig, um 11 Uhr Vormittags zu Magde— burg, um 1 Uhr zu Cöthen und Abends 67 Uhr zu Berlin ein⸗ treffen. Jeder Wagen, welcher E09 Personen fassen und aus sechs Kasten bestehen soll, wird bei Nacht durch sechs Laternen erleuchtet; auch ist es Absicht, den Waggons sämmtlicher Klassen äußerlich ein ganz gleiches Ansehen zu geben.

Hanau, 23. Dez. (N. W. 3.) Mit den Vorarbeiten zu dem Bau der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn ist man so ziemlich zu Ende, und es wird der Bau der Bahn jedenfalls mit dem Frühjahre beginnen können. .

Nie derschlesisch- Märkische Eisenbahn. Auf der Strecke der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn von Breslau bis Liegnitz sind vom 16. bis 22. Dezember 1983 Personen be- sördert worden.

Handels- und Börsen- Nachrichten.

Berlin, 28. Dez. Die günstige Stimmung, welche sich bereits nach unserem vorwöchentlichen Bericht an der Börse lundgab, hat im Laufe die⸗ ser Woche weitere Fortschꝛritte gemacht. Alle volle Actien und Quittungs⸗ begen sind im Steigen gebli ben, und das Geschäft darin war sehr um— sassend. Seit gestern fanden sich für einige Effekten mehrseitige Abgeber, wäh⸗ rend andere sehr gefragt blieben, und deren Ceuise einen raschen Ausschwung nahmen. Darunter gehörten hauptsächlich Kosel⸗-Oderberger, welche von 101 bis 103 6 und Krakau-Obe rschles. von 100 bis 10273 96 bez. wurden. Kökn Mindener bis 1057 76 bezahlt, wurden heute a 1043 949 verkauft und schlossen 1045 55 Geld; Niederschlesisch⸗Märkische, bereits bis 108 55 gestiegen, gingen bis 0b, 70 zurück, wozu heute Käufer blieben. Friedrich Wilhelm s-⸗Nordbahn, bis 98 Ih bezahlt, schlossen heute gor 9, Geld. Bergisch⸗M ärkische bis 104 5 bezahlt, a 103 96 ver- sarft. Steel⸗Vohwinkel 1026 a 1017 bezahlt und Biꝛief. Berbacher 107? a 3 96 Geld. Thüringer in großen Apoints 104 96 bezahlt; klei⸗ , heute sehr begehrt und 1013 76 Geld. Görlitzer 1077 a 196

eza hlt.

In vollen Actien wurde das Geschäft wegen Blanko Deckungen sehr beträchtlich, und wirkten solche günstig auf die Course. Berlin ⸗Stetti⸗ ner, bis 121 06 bezahlt, blieben bis 1207 99 Geld; Berlin-Anhalter von 150 bis 151 59 bezahlt und Brief; Oberschlesische 1. welche bis 110 bezahlt wurden, schlossen heute nicht über 109 90. Ober? schlesische Lill. A, heute a 1185 99 verkaust, nachdem bereits 1197 90 bezahlt wurden. R heinische Actien, welche bie 773 „6 gewichen, waren fehr begehrt, und bewilligte man 797 30. D üsseldorfer Aetien 923 30 bezahlt und Brief. Magdeburg Halberstadter, ohne wesentliche Veränderung, schwanlten zwischen 109 4 1083 3.

Von ausländischen Actien hiclten sich die meisten zu gestiegenen Cour⸗ sen begehrt. Kiel Altona schlossen 1163 99 Gld. Amsterdam⸗Rot⸗ rerd a mer tos! h bezahlt. Oesterreichische Bahnen durchgängig sehr beträchtlich gestiegen. Kaiser-Ferdin a nd-⸗Nordktahn stiegen bis 188 75 und blieben 186 9h Gld. Wien-Gloggnitz bis 133 960 bezablt schlessen 132 bezahlt. In Mailand Venedig ging viel um, soich stiegen bis 120 96, schlossen heute 1191 95 Gld. Livorno bis 122 96 bezahlt, blieben 121 . Gld. z

Berlin, 28. Dez. Wir hatten in dieser Woche einen to Still⸗ stand in unseren Geschäften. Selbst, während der vier an, en, nicht ein einziges Geschäst in Getraide uns bekannt, das der Erwaͤhnung werth, und da irgendwie eine Aenderung nicht anzugeben ist, so müssen wir unsere Nolirungen von letztem Sonnabend auch beibehalten.

böl springt mit der Witterung um. Je nachdem es mehr oder weniger winterlich aussieht, steigen oder fallen unsere Preise um einzelne Groschen. Es geht diesem Geschästszweig die erforderliche Schwungkraft ab, die nicht in dem Konsumo, sondern in der weiterausgreifenden Specu⸗

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