1845 / 313 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zurück, wo Armsessel für ihn, für Herrn von Lagrenéè, Admiral Cecil, Derrn von Ferriere und die den Vice⸗ König begleitenden Mandari- nen aufgestellt waren. Um 6 Uhr wurde in dem Speisezimmer des Admirals ein Mahl für sechzehn Personen aufgetragen. Die Chine- sen tranken wenig und aßen noch weniger. Wenn die Europäer ihre Speise unschmackhaft sinden, so finden sie dagegen die europäische zu gewürzt, und die französischen Weine kommen ihnen bitter vor; nur füße, wie Alicante, Frontignan und dergleichen, lassen sse sich ge⸗ fallen. Die Unterhaltung, die dem Kaffee folgte, dauerte bis neun Uhr, dann kehrte der Vice⸗König unter einer Salve der Fregatte ans Land zurück. Am folgenden Tage um 6 Uhr 2 schickten sich Herr von Lagrené und Admiral Cecil an, in Begleitung der Mit= glieder der Gesandtschaft den Besuch des Vice⸗Königs zu erwiedern, um zugleich den Augtausch der Ratisicationen vorzunehmen. Die Gesandtschaft wurde unterweges von mehreren kleinen Forts, so wie von Kriegs⸗Dschunken, zwei Fregatten und einer Brigg, mit Salven üßt. Um Mittag langte man an dem bestimmten latze an. Die Bevölkerung war an die Ufer des Flusses herbeige⸗ strönt, und in einem der Dörfer waren die Dächer der Hau- ser, so wie jeder Punkt, von wo die französischen Böte gesehen werden konnten, mit Menschen bedeckt. Die meisten dieser Leute hat⸗ ten nur schlechte baumwollene oder leinene Beinkleider an, was ihnen das Ansehen großer Armuth gab, indeß wußte man nicht, ob dieser Anzug nicht vielleicht wegen der großen Hiße gewählt war, die um diese Zeit herrschte. Transportmittel verschiedener Art warteten der Gesandtschaft auf dem Landungsplatz, und zu beiden Seiten des We⸗ ges, der nach der Wohnung des Kaiserlichen Bevollmächtigten führte, bildeten Soldaten, meist unbewaffnet, ein Spalier. Die ver⸗ sammelte Menschenmenge schätzte man auf 5 69000 Köpfe, aber Alle zeigten große 8 gegen diesen Besuch. Die Zahl der Frauen in der Menge war sehr gering. Das Haus des chinesischen Admirals, in welchem der Vice⸗ König und Bevollmächtigte wohnte, konnte von der Pracht und Eleganz chinesischer Lebensweise feinen sehr hohen Begriff geben. Die drei Zimmer, in welche die Gesandtschaft Zutritt erhielt, waren von roth⸗ bemalten, schmutzig aussehenden Pfeilern gestützt und hatten grau übertünchte Ziegelwände ohne Thüren und Fenster. Ein schmaler belgischer Teppich, der nicht einmal gesäumt war, ein Dutzend Lehn-= stühle, die man erst herbeigeschafft zu haben schien, einige Tafeln mit Sinnsprüchen, die man für diesen Anlaß verfertigt hatte, wie der Vice⸗König den Gästen sagte, und an der Sielle des Kamins ein paar Etageren von wurmstichigem Holz, das waren die ganzen Möbel der drei Zimmer. Als die Gesellschaft sich niedergelassen, die üblichen Erkundigungen nach dem Befinden ausgetauscht und etwas Mandelmilch und Ther eingenommen hatte, bemerkte der Kaiserliche Bevollmächtigte zuerst, daß die Zeit dränge und man daher unver- züglich zur ö der beiden Exemplare des Vertrags schreiten müsse. Hierauf begaben sich der Akademiker Tschao und der Dol⸗ metscher der Gesandtschaft in ein anstoßendes Zimmer, um dies Ge⸗ schäft vorzunehmen. Nach ihrer Rückkehr nahm Herr von Lagrené seinen Degen ab und überreichte denselben dem chinesischen Be⸗ vollmächtigten mit den Worten: Jetzt wird die Freund⸗ schaft zwischen den beiden Nationen für immer besiegelt werden. Mögen Sie überzeugt sein, daß dieselbe unsererseits vollkommen auf- richtig ist; ich glaube, daß ich Ihnen keinen besseren Beweis davon eben kann, als indem ich Ihnen meine Waffe überreiche und Sie ersuche, diesen Degen als Andenken an mich zu behalten.“ Der Vice⸗ König schien entzückt, und man sah hier zum erstenmal einen Chinesen eine Waffe ohne Verächtlichkeit betrachten. Der Degen hatte einen vergoldeten silbernen Griff, der mit reicher Skulptur⸗Arbeit verziert war. Nach dieser Episode wurde zum Austausch der Exemplare des Ver⸗ trages geschritten. Kijing nahm stehend das Kästchen, welches die vom Kaiser unterzeichnete Abschrift enthielt, aus den Händen Tschao's und übergab es, nachdem er es, zum Zeichen der Hochachtung, über sein Haupt gehalten, dem Gesandten, Herrn von Lagrenè, der darauf dasselbe mit der pariser Abschrift that, die ihm vom Marquis von Fer⸗ riere eingehändigt wurde. Das französtsche Exemplar war ein in vio⸗ letten Sammet gebundener, mit Gold⸗ und Silberfäden genähter Perga⸗ mentbogen, mit dem Königl. Siegel daran, in einem vergoldeten silbernen, etwa 4 Zoll im Durchmesser haltenden Kästchen liegend. Der Ber⸗ trag hatte auf jeder Seite die Initialien des Königs und am Ende . Unterschrift, von Herrn Guizot gegengezeichnet. Das chine⸗ sische Dokument war weit minder prächtig ausgestattet und im vorigen Jahte zu Macao angefertigt worden. Ju Pelsing hatte man dasselbe in gelbe Seide gebunden. Am Schluß befand sich die Kaiserliche Unterschrift, in zwei rothen Charakteren bestehend, welche bedeuten: „Ich genehmige diese Verhandlungen.“ Das chinesische Kästchen ist von dunkelbraunem, inwendig mit gelbem Seidenzeug gefütterten Holz, dem Deckel snd zwei Drachen geschnigt, und in einer darauf be⸗ festigten Platte von Jade⸗ Stein ist ein Baum mit einem fabelhaften el gravirt. Um 23 Uhr war diese Ceremonie berndigt; die 2 wurde nun vom Vice⸗König zu Tisch geladen. Dann nahm man Abschied, und die a, gh Gesandtschaft kehrte an Bord der „Kleopatra“ zurück.

Die Mißhelligkeiten, in welche der Repräsentant Frankreichs in Konstantinopel, Herr von Bourqueney, mit der Pforte in Bezug auf die Libanon⸗Frage gerathen ist, sind nun auch von der Mehrzahl der hiesigen Blätter besprochen worden. Diese billigen das Auftreten des Herrn van Bourqueney und erwarten, daß derselbe von dem fran⸗ zösischen Kabinet in geeigneter Weise werde unterstüßzt werden. Die Presse enthält Nachstehendes über die neueste Lage der Di in Syrien: „Die Sendung Schekib⸗Efendi's, die als eine dur versöhnliche angekündigt worden war, wird neue Wirren her vorzubringen nicht . Es ist jetzt erwiesen, daß der otto⸗ manische Bevollmächtigte den Mann, welchen die öffentliche Stimme als den Mörder des Pater Charles bezeichnet hatte, unter seinen besonderen Schutz genommen, und daß es nicht seine Absicht ist, ir eine von den Entschädigungen zu bewilligen, die von Frank⸗ reich für die beiden während des Bürgerkrieges auf dem Libanon ein⸗ geäscherten Klöster in Anspruch genommen wird. Es ist dies aber noch nicht Alles. Wir vernehmen, daß am 11. Oktober Schekib⸗ Efendi Anstalten traf, den Libanon anzugreifen, um die Gebirge⸗ bewohner zu entwaffnen. Die auf dem Gebirge seßhaften Frem⸗ den, welche von 12 ** wurden, dasselbe zu verlassen, weigerten sich, diesem Befehle Folge zu leisten, wofern nicht ihr

ü ewährleistet würde. Dies Begehren, von dem ftanzö⸗ Konsal in Beirut unterstützt, wurde anfange von Schefb

i ig aufgenommen; bald jedoch machte er den Einwand, daß eine solche Gewährleistung von der 2. und nicht von ihm ge werden mũßte. Die erklärten darauf, sie würden

dem Gebirge bleiben, Schekib Efendi möge handeln, wie er es seiner Manung nach far geeignet erachte; ste müßten sich selbst je=

BDefngniß vorbehalten, ihre Rechte geltend zu machen. So e en.“ ami, Biancoli.

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Nach einer Zählung von 1843 giebt es mehr als 12,0900 Fran⸗ zosen in Mexiko, die hauptsächlich in den Städten Mexiko, Veracruz, alapa, Puebla, Acapulco, Orizaba, Santafé Zacatecas, Cam- peche, Tabasco und Tampico ansässig sind. Herr von Cyprep, der französische Geschäftaträger, hat bei seiner Abreise dieselben unter den Schuß des spanischen Geschäftsträgers gestellt, der blos eine Kriegsgoelette seiner Flagge zur Verfügung hatte. Der Constituti onnel bemerkt, daß man bei dem wohlbekannten Cha⸗ rakter der Mexikaner einsehen müsse, wie zweifelhaft die Stellung der Franzosen unter solchen Umständen in einem Lande sei, dessen Einwohner einen eingefleischten Haß gegen Fremde hegten, denen sie gleichwohl ihren ganzen Handel und ihre ganze Industrie verdankten.

Das Ministerium beabsichligt, einen Gelchäftaträger bei dem König der Sandwich-Inseln, Kameameah III., zu beglaubigen.

Der Marine ⸗Minister hat ein Rundschreiben an die Admirale und Stabs⸗ Offiziere seines Departements erlassen, worin er sie auf⸗ fordert, ihre Namen nicht zu Eisenbahn Unternehmungen und ähn⸗ lichen Speculationen herzugeben.

Die Liquidation für den abgelaufenen Monat ging gestern zu Ende, kostete aber bedeutende Opfer. Die Eisenbahn Actien schlossen beträchtlich niedriger, und alle Papiere fielen.

Xx Paris, 5. Nov. Ein Schreiben aus Maekara vom 22. Oktober läßt ersehen, daß während der Abwesenheit des Obersten (ietzigen Generale) Gery, welcher bekanntlich ausgezogen war, um die Beni Schugran dafür zu züchtigen, daß sie den leer zurückgehenden Civil⸗Convoi am 19ten 53 en hatten, die kleine Garnison in einer eben nicht glänzenden Lage sich befand. In der Gegend von Tiaret sind abermals mehrere Soldaten die Opfer des Verraths ge⸗ worden. Aus Maskara wagte man sich nicht mehr heraus. Alle Straßen sind abgeschnitten, die Convois über Mostaganem und Oran treffen nicht mehr ein, Tag und Nacht müssen die Truppen unter den Waffen sein. In der Nacht vom 21sten gab es Lärm, weil einige Araber aus einem Gefängniß entsprungen waren, indem es ihnen gelungen, durch eine Mauer von 75 Centimeter Dicke ein hinreichend großes Loch zu Stande zu bringen. Sie versuchten darauf, die Heu ⸗-Vorräthe in Brand zu stecken, worüber es zu einem Kampfe kam, in welchem ihrer fünf getödtet wurden. Die Landes⸗-Eingeborenen zeigten eine außerordentliche Keckheit und wagten sich sogar über die Plänkler⸗ Linien herein. Die Feier der Ramadanseste hatte ihren Fanatismus aufs äußerste gesteigert. Die Marabuts und Abd el Kader's Agenten bringen ihnen den Glauben bei, daß die französischen Kugeln sie nicht zu treffen vermöchten. Das neunte Jäger⸗Regi⸗ ment hat seit wenigen Tagen 15 Mann Todte und mehrere Verwun⸗ dete gehabt. Einem Wachtmeister, einem Brigadier und 10 Mann wurden die Köpfe abgeschnitten bei einem Stamme, den man für einen befreundeten hielt. Sie wurden auf verrätherische Weise von den Arabern in die Falle gelockt. Herr Lacoste, beauftragt mit den arabischen Angelegenheiten zu Tiaret, war nämlich durch den Chef eines Stammes in Kenntniß gesetzt worden, daß ein in Empörung begriffener Stamm gegen einen anderen befreundeten im Anzuge sei. Man bittet ihn, zu diesem letzteren zu kommen, um zu parlamentiren. Dieser Offizier zählt auf die Treue des Chefs, der ihm jene Nachricht gegeben, und zieht mit 12 Mann von der dritten Schwadron etwa 12 Kilemeter weit von Tiaret. Als sie dort angekommen sind, ladet man sie zum Essen ein und fordert sie auf, es sich bequem zu machen. Die Soldaten nehmen ihre Jacken ab, stellen ihre Waffen bei Seite und schirren ihre Pferde aus. Einen Augenblick nachher, während sie beim Essen sind, bemächtigen sich die Araber ihrer Waffen und schießen sogleich auf sie. Alle wurden niedergemacht oder in einem großen Feuer verbrannt. Ein einziger Jäger, Namens Marthy, war so glücklich, zu entkommen; im Hemde kam er nach Tiaret zurück mit einem Neger, der dem Offizier als Bedienter gefolgt war. Wie durch ein Wunder gelang es diesen, zu entfliehen, in dem Augenblicke, wo man ihnen bereits die Kleider vom Leibe riß, um auch sie ins Feuer zu werfen. Der Jäger blieb 2 Stunden hindurch im Gestrüppe versteckt und ent⸗ ging so einem gewissen Tode. Alle seine Kameraden hatte er niederma⸗ chen sehen. Man versuchte, eine Auswechselung der Gefangenen zu erzielen, allein die Araber die ses Stammes wollten um keinen Preis sich dazu verstehen. Ein Brief aus Oran vom 2ssten giebt grausenhafte Nachrichten über den Tod des oben genannten Offiziers, Herrn Lacoste. Noch hegt man die Heffnung, daß ste sich nicht bestätigen werden, da nach allen Nachrichten Abd el Kader die in seine Hände gefallenen Ge⸗ fangenen menschlich behandelt. Jenem Brief zufolge, wäre Herr Lacoste völlig zerstäckelt worden. Auch zu Dschemma Gasauat siad neuerdings zwei Jägern die Köpfe abgeschnitten worden. Der Lieute⸗ nant de gen vom Fuhrwesen hat sich bei Tiaret besonders ausge⸗ zeichnet; mit klos 30 Mann hielt er sich ungefähr sechs Stunden lang in schwieriger Stellung gegen große Uebermacht.

Jeden Tag war man darauf gefaßt, Abd el Kader in seinem Geburtalande vor Maskarg, der Stadt, für welche er eine ganz be⸗ sondere Vorliebe hat, ankommen zu sehen. Man sagte, er habe 10,900 Reiier und alle Kabylen des Gebirges bei sich. Die Mehr⸗ zahl der regelmäßigen Truppen Abd el Kader's besteht aus Marol⸗ kanern; Waffen und anderer Kriegsbedarf kommen ihm aus Gibral⸗ tar zu.

Das Eco von Oran vom 18ten hatte eine Ode auf die am 2. und 26. September Gefallenen gebracht, unterzeichnet Alexander Clavel, Wachtmeister der Zten Schwadron des Fuhrwesens. Dieses Gedicht trug dem Verfasser 14tägigen Arrest ein, weil er das Ver⸗ bot überschritten hatte, welches den Militairs jedes Ranges bei der Armee in Afrika untersagt, etwas in irgend ein öffentliches Blatt ein⸗ rücken zu lassen. Das Gedicht enthielt keine politische Anspielung, man sieht daher um so mehr, mit welcher Strenge dort die Disziplin aufrechterhalten wird.

Die unter dem Befehle des Marschalls Bugeaud von Milianah ausgerückte Kolonne hat sehr bedeutende Vorräthe aller Art und eine große Menge Schlachtvieh mitgenommen, um nöthigenfalls zwei Monate lang das Feld halten zu können, ohne gezwungen zu sein, irgendwo frische Lebensmittel einzunehmen. Aber Alles läßt ver⸗ muthen, daß der Marschall auf die letzten Nachrichten seinen Marsch nach dem Westen beschleunigt hat. Die Ankunft der Truppen⸗Ver⸗ stärkungen aus Frankreich machte den heilsamsten Eindruck. In Folge derselben hatte man zu Algier, obgleich der General Lamoriciere und der Marschall selbst zahlreiche Truppen von dort fortgeführt, noch immer eine bedeutende Reserve, die marschfertig ist, einstweilen aber die Hauptstadt der Kolonie deckt. Diese Reserve besteht aus 13 Bataillonen Jafanterie und füns Schwadronen Kavallerie in vollem Bestande, nebst den Depots der Corps, die zur Division gehören. Man versichert aufs neue, der General Bedeau sei zum Oberbefehle der altiven Streitkräfte der Division Algier berufen. Diese Ver⸗ fügung würde allgemein sehr guten Eindruck machen, denn General Bedeau genießt im höchsten Grade das allgemeine Vertrauen.

Großbritanien und Irland.

London, 5. Nev. Se. Königliche Hoheit ker Herzog von —— ist vorgestern, von Ostende kommend, hier wieder einge=

ä

Die Stadt Edinburg hat Lord John Russell bei seiner d Anwesenheit am Zten d. M. in einer außerordentlichen feierlichen sammlung der Munizipalität das Ehrenbürgerrecht verliehen.

In Folge der mannigfachen Gerüchte über die Re sultate häuñgen —— ist der Getraide⸗Narkt sehyr wegt, indem Zweifel herrschen, ob ein Geheimeraths⸗Befehl übe Getraide⸗Gesetze erscheinen werde, und die Getraidehändler nich neigt scheinen, sich in Etwas einzulassen, bis darüber entschiede⸗ „Wag die Wirkung betrifft“, schreibt der Standard, „welche die Zulassung fremden Getraides zu einem geringeren Eing Zolle und durch das desfallsige Abfließen des Geldes auf Staatepapieren⸗- oder Actien⸗Markt hervorgebracht werden mi so glauben wir, daß diese nicht sehr zu befürchten ist, dem Haupt⸗Vorräthe, welche wir jetzt erhalten können, sind berein zahlt, und es würde daher nur der Eingangs⸗ Zoll und etm Theil des Getraidepreises selbst sein, welche bestritten werden Wenn die Wahrscheinlichkeit vorhanden wäre, daß in diesem noch große Einfuhr stattfinden müßte, so würde der Fall anden, Aber selbst praktische Männer scheinen darin übereinzustimmen, wenn auch der Einfuhrzoll nur ein nomineller wäre, die Vo bei denen sich noch ankommen ließe, nicht sehr bedeutend sein Außerdem kann mit Recht behauptet werden, daß die Freiwe von so vielem Getraide unter Schloß dem einführenden Gen

händler einen großen Theil seines Geldes, welches jetzt unbenutzt

wieder nutzbar werden läßt, gerade so viel, wie er braucht, um seine sen Unternehmungen zu bestreiten.ů Die Ansicht, daß eine Eröffnung der nothwendig sei, gewinnt deshalb immer mehr Grund, zumal da, der Globe meldet, die Berichte von den Festlands⸗Märkten auffordern. „Viele bezweifeln“, schreibt dies Blatt, „daß wir bei geöffneten Häfen viel Korn von auswärts das bereits Regieverschluß liegende natürlich ungerechnet würden en können, ausgenommen aus Amerika; die Sache ist aber jedenfall Versuches werth und sie muß versucht werden, weil, nach da wöhnlichen Regeln der Zufuhr und der Nachfrage, recht wohl traide aus sehr entfernten Gegenden Europa's, von wo bigha Zufuhren nach England gelangten, herangezogen werden sobald nur diese Einfuhren sich gehörig bezahlen, won einem Nominal⸗Zolle Aussicht vorhanden ist. Was die 6 mung auf dem Getraide⸗ Markte angeht, so würden Spekulanten mit einer Herabsetzung des Weizenzolls auf 10 pro Quarter zufrieden sein, weil ihnen dadurch schon ein Gewinn erwachsen müßte. Das Publikum theilt aber diese keinesweges und meint mit Recht, daß eine Herabsetzung von 1 nur sehr unvollkommen helfen würde. Vielleicht ist die Behe mancher Geschäftsmänner, daß das verbrauchende Publikum, auch der Zoll auf 4 Sh. ermäßigt werde, deshalb seinen Weizen höchstens um 5 Sh. pro Quarter wohlfeiler erhalten und somiü die Hälfte des Vortheils ärndten werde, den ihm eigentlich die setzung des Zolls bringen sollte, nicht ganz unbegründet. Wir uns darüber keine bestimmte Entscheidung an, obgleich es leider ist, daß in allen Fällen dieser Art dem Verbraucher nicht der Vortheil zukommt, der ihm von Rechts wegen zufließen solltt. dem jetzigen besonderen Falle aber ist dazu um so weniger vorhanden, da die Zufuhr, mag man dem ausländischen Komh auch noch so lockende Anerbietungen machen, nur eine beschränkte kann, indem z. B. in Danzig bereits für den Quarter R 50 Sh. bezahlt worden sind. Gegenwärtig herrscht übrigen dem Kornmarkte die größte Verwirrung; je rascher daher die M ihre Entscheidung fassen, desto besser wir des für alle Betheiligten Aus Sheerneß erfährt man, daß die Offiziere und die schaft des unglücklichen Daäampfboots, Eclair“ seit dem 31. Oktoba

freien Berkehr mit dem Ufer zugelassen worden sind, während zu

die gelbe Flagge weggenommen wurde. Mehrere der Offiziere hatth reits ihre Freunde in Sheerneß besucht. Die Mannschaft des soll bis auf einige Kranke, die nech an den Wirkungen des R leiden, und die man ins Spital bringen will, sofort ausbezahlt n Von der Regsamkeit der Drangisten giebt die von Times mitgetheilte Adresse an die irländischen Protestanten der Großloge von Ulster, datirt vom 28. Oktober, einen Be Dieselbe bezieht sich zuvörderst auf die Adresse, die Lord Rode Auftrage der zu Belfast gehaltenen Versammlung von d gisten an die Protestanten des britischen Reichs erlassen und pflichtet derselben bei. Als Orangemen werden die Ba derselben darin aufgefordert, bei dem gleichen und gemein Interesse, das sie Alle verbinde, wie Männer hervorzutreten aut Palästen und Hallen an die Spitze der bravsten, der loyalst am meisten verfolgten Genossenschaft dieser Welt. Sie möchten sie i Logen führen, in ihrer Organisation leiten und bei ihren Berath und sie würden die Folgen nicht fürchten. „Wir retteten unser unsere Religion, unsere Habe früher; wir kommen und wolla Gottes Hülfe sie abermals retten.“ Die Adresse wendet sich a men der Orangemen dann speziell an die irländischen Protestanta Brüder dieser loyalen Anstalt, deren Angehörige in vergangenen ren den stolzen Titel „Retter Irlands“ erworben, denen 1805. 1811 beide Häuser des Parlaments ihren Dank votirten, 1811 Sir R. Peel selbst im Unterhause beantragt habe. men und irländische Protestanten verbände Ein Interesse, nu die Ersten zehnmal mehr veranlaßt zu Klagen und Besch Denn man habe ihnen die Treue gebrochen, sie verräthensh folgt. Unter Berufung auf die Saßungen der Orangisten ab weise für deren Loyalität, Religiosität und Toleranz wirb dann g als Grund der Bedrückung hervorgehoben, daß sie zu loyal „Wir sind zu religiös, lieben unser Land zu sehr. Zu lo unseren Souperain sind wir, um ihn unbewegt von bösen? umgeben zu sehen; an unserer Religion hängen wir zu aufrichtn dieselbe von der Ferse des Despoten Roms ruhig zertreten zu! Und den Frieden und das Gedeihen unseres Landes lieben sehr, um mit kalter Gleichgültigkeit dabei zu stehen und zu wie es losgerissen wird von seinen Verbindungen vom britischen? seine Eingeweide zerfleischt werden und der Streit jener Parhe krampfhaft zerrüttet, welche Ihrer Majestät Minister mil ihm

fassungswidrigen Politik gegen einander aufgestellt haben. Zu ni

delbar sind wir sonach in unserer Loyalität, zu unnachsichtig in! Opposition gegen das Papstthum, zu treu in unserer Anhäng an die Religion der Bibel, den Protestantismus unserer Märty fahren und an die Grundsätze, welche das Haus Sannover as Thron dieses Reiches brachten, um denen angenehm zu sein, deren Persidie in Religionasachen, Wetterwendigkeit in der Peli Gesinnungen, Thatsachen wir eine zu harte, weil zu getreue Es abgaben, und daher schreibt sich die gegen uns bezeigte bittere schaft.“ Sodann wird Sir R. Peel, ihr ehemaliger Freund, jeßt aufgefordert, zu widerlegen, was etwa nicht so wäre, und den i schen Protestanten vorgehalten, daß die Drangemen als iht dazwischen träten, wo es Allem gelte, was werth voll sei auf

aber mache stark, und so möchten sia denn kommen

Beiseitelassung aller fleinlichen Eifersucht die Ordnung der On

vrüfen und beitreten. Eine Krists, die Leben oder T Alles, was ihnen theuer sei, im Schoße trage, sei vor der und nur durch Vereinigung würden die Schrecknisse des Bürgen

ihrem Lande erspart werden.

Am Zollhause zu Liverpool ließ dieser Tage der Großhändler net auf einmal 1700 Ballen Güter im Peng? von 33 Pfd. für die Ausfuhr nach Ching eintragen; der Liverpool Mer= y bemerkt, daß dies der stärkste Posten sei, der je auf einmal stragen wurde. Die ganze Ladung, welche Garnet nach China et, wird einen Werth von 120, 006 Pfd. St. haben. Nach Berichten vom Cap der guten Hoffnung vom 19. August E der Gouverneur der Kolonie, Sir P. Maitland, der ihm über- enen Vollmacht gemäß, die Verwaltung desinitid geordnet und . einen General⸗ Anwalt und General- Schatz - er ernannt.

nieder lande.

Aus dem Saag, 6. Nov. Der zweiten Kammer der Ge— ⸗Staaten ist eine Adresse in Bezug auf die Getraide⸗Gesetze andt worden, worin es am Schlusse heißt: „So lange unsere tzgebung das Einführen von Getraide zu einem mäßigen, festen zuließ, bestand hier hinlänglicher Vorrath, um selbst Nachbar⸗ en in Zeiten der Noth damit zu versehen. Mangel an Getraide bei uns eine unbekannte Sache. Wir haben bei früheren Ge⸗ heiten angedeutet, daß jedesmal, wenn man! die Gesetz⸗ ig in einem beschränkenden Sinne abänderte, der Vor—= geringer ward. Es ist daher kein Wunder, daß nach ahrigem Seufzen unter dem gefährlichsten System, das nur m Handels⸗Operationen ausgedacht werden konnte, man jetzt mit

Vorraths⸗Scheunen dasitzts Die Vertheidiger des Skala⸗ ems haben stets auf die Kartoffel⸗Aerndte hingewiesen, zum eise, daß keine wesentliche Nothdurft mehr entstehen könne; man fe ihnen Glauben; man vernachlässigte den Getraidehandel, wirkte ihm entgegen! Nun aber fehlen Kartoffeln und Ge⸗ ; und das Unheil, welches, wie man glaubte, nicht mehr ein⸗

könnte, erleidet man in doppeltem Maße. Das Unglück, nter unser dand und so viele andere leiden, ist außerdem bei m nicht vorübergehend. Welche Voraussichten bestehen, daß die el-Aerndte in künftigen Jahren günstiger ausfallen werde? keine einzige, es ist sogar wahrscheinlich, daß man die Folgen s hebels noch lange fühlen werde. Der Verbrauch alle? Ge— es Arten wird ch mithin nothwendig vermehren, unsere e Erzeugung ist aber unzureichend, um das inländische Be⸗ zu decken. Fremde Anfuhr wird also nothwendig, allein statt heranzuziehen, wird man sie durch die Bestätigung einer Gesetz⸗ g, deren traurige Folgen man jeßt fühlt, verhindern! Mögen Edelmögenden also keine halbe Maßregel nehmen, die außerdem eichend ist; möge man dem Uebel für die Folge zuvorkommen; man die Unglücksbahn verlassen; möge unfer Land endlich das sein, welches ein System abgeschafft, wodurch das allgemeine esse jenem Einzelner aufgeopfert wird. Wir ersuchen Sie daher end, den zur Berathung vorliegenden Gesetz⸗Vorschlag, insoweit 6 Getrgide betrifft, zu verwerfen und bei der hohen Regierung ne gänzliche Zurücknahme des Gesetzes vom 29. Vejember 1835 ingen und einen mäßigen, festen Zoll auf alle Getraibearten rherzustellen.“

6 Gelg ien.

Brüssel, 6. Nov. Die französische periodische Zeitschrist e nouvelle deutet an, daß die bis fte. , gilt handlungen zwischen beiden Ländern zu keinem Ergebniß geführt, daß die Unterhändler, ohne etwas entschieden zu haben, aus⸗ ergehen würden. Herr Vandeweyer wohnte am Montag der Eröffnung des neuen rsitäts jahres zu Lüttich bei. Ueber den Zweck der Ernennung Anzahl neuer Agreges sprach er sich mit folgenden Worten aus? Ehrentitel ist zweien Kategorieen von Professoren verliehen en. Den Einen ward er verliehen als Anerkennung für das, was Wissenschaften und schöne Künste zu danken haben, gil die Anderen gewissermaßen ein Hervorheben der Hoffnungen, welche glänzende len rege gemacht haben. Die Einen sollen als Stütze für die lt dienen, die es sich zur Ehre rechnet, sie in ihre Mitte aufzu— sn, damit sie ihren Glanz erhöhen; die Anderen werden durch die gewordene Stellung neuen Werth erlangen und das in sie ge⸗ Vertrguen zu rechtfertigen wissen.“ Der Minister des Innern hat ein Rundschreiben an die Gouver— erlassen, wonach die Ernennung eines Ausländers zu einer Leh⸗ Ein einem Kommunal-Gymnasium der Gutheißung des Gau— urs bedarf und die Bestätigung der von der Stadtverwaltung enen Wahl nur dann erfolgen soll, wenn die von der Regierung den Ausländer aus dessen Vaterlande eingezogenen Erkundigun⸗ 1 lauten und derselbe um seine Naturalistrung einkömmt. Die Aufforderung des nordamerikanischen General⸗Postmeisters & Rheder, Gebote zur Einführung eines regelmäßigen Dampf- ienstes zwischen New⸗Mork und Antwerpen, Bremen und Ham⸗ einzureichen, veranlaßt die Ind é pendance zu Betrachtungen die dadurch sür Antwerpen entspringenden Vortheile. Sie teadaß die nordamerikanische Regierung Antwerpen vor den stidten den Vorzug einräumen werde. Die belgische Regierung iin dieser Beziehung sich nicht säumig finden h um Nord⸗ ka für, Antwerpen zu bestimmen. Das . bestehende Comité, das sich zum Zwecke gesetzt, eine Reform mit gleichförmiger Taxe zu erlangen, hat sich schon nals versammelt. Petitionen in diesem Sinne werden in vielen en vorbereitet. wie zur Anlage einer Eisenbahn von Löwen nach Jemappe sur ze onzessionirte Gesellschaft wünscht jetzt erhebliche Aenderun= pres anfänglichen Planes und möchte gern mehrere Zweigbah⸗ nlegen; man bezweifelt jedoch, daß iht dies bewilligt werden da mittlerweile zwei andere Gesellschaften in ähnlicher Rich⸗ Fereits Konzesstonen erhalten haben. Das Minisserium soll den Plan einer englischen Gesellschaft, ein hahn von Antwerpen aus durch die Campine nach ber limburgi⸗ Gränze und Düsseldorf hin günstig aufgenommen haben.

8 chweiz.

Luzern. Die Eidgenössische Zeitung enthält ga . des über den Mörder . . ; ;

Jalob Müller von Stechenrain, etwa 35 Jahre alt, wohnte srüher

ähe von Unterebersol, war damals dem Rathsherrm Leu zins⸗ 1 im Hause desselben gut bekannt. Nicht ohne Vermögen von fa hatte er es längst verpraßt, indem er fortwährend ein wüsses Jh, drei Kinder außer der Ehe er eugt hatte und für hg andere 9 orrectionell bestraft werden 6 Den 8. Dezember war er hen Verschworenen und sloh damals nach Menziton,“ wo die Hoch⸗ j uf. aorgauischem Boden neuen Krieg berclteien. Im Februar lehrte 3 wurde verhaftet. Müller, von Jugend auf rasch, von einer höchst chen, noch lebenden Mutter abstammend, verschuldeß und den Konkurs ; war zu diesem Zweck volllommen geeignet. Man versprach ihm . die That. Sonntags den 13. Juss paßte er zum un . Leu in Ebersol auf. Vergeblich. Ebendasselbe geschah den

m Galgenwalde. Es schien leicht, auf der Straße den von

1417

n , . ? nicht, und noch einmal gab Müller die That sür jenen Tag auf. Er lie die Flinte zurück und machte sich auf den pen nne nach k 1 aber der Gedanke in ihm erwachte, die Flinle foönnl durch irgend einen Zu⸗ fall gefunden werden, kehrte er noch einmal um und nahm auch sie mit. Endlich Sonnabend den 19. Juli beschloß er, Len jm Bette zu ermorden und vollsührte nunmehr die That. Er schoß den alten Schuß heraus, nahm dann aus dem Uhrengewichts / Schüsselchen eine schon gebrauchte Stutzerkugel und lud bie Flinte, ein altes Jagdgewehr mit 37 Fuß langem. Laufe, auss neue. Um urch ben Glanz des Metalls nicht verrathen zu werden, wickelte er das Rohr in Stroh und Werg ein (bies sind die Bündel, die man nachher fand und für randfackeln hielt), nahm für 6 Kr. Kirschwasser mit sich und ging in 2* Stunden nach Ebersol. In der Küche brannte noch Licht, als er am Dause seines Opfers anlangte. Er lauschte lange, aber Alles war im tief⸗ sten Schlafe... Da nahm er das Leiterchen, das er schon 8 Tage vorher mit einer Baumsäge zurechtgerichlet hatte, um zu sehen, ob Leu im Bette sei, und stieg dann auf der Nordseite in die Hinterstube. Alles war nuhig. -; Aber noch einmal erfaßte ihn ein Grauen vor ber That, und noch einmal schlich er durch die Thuͤr aus dem Hause, um das Lei- terchen wegzustellen. Er trank feinen Schnaps und kehrte leise ins Haus zurück. .... Da stand er unter der Thür des Schlaf emachs. Len und seine Frau lagen im tiessten Schlummer. Müller, . und untersetzt, kaum 4 Fuß 58 Zoll hoch, konnte sicher und ohne Anstrengung von der Thür aus mit feiner langen Flinte den auf einer hohen Feder Matratze liegenden Herrn Len erreichen. Der Schuß geht los, Leu schreit noch „Jesus und Maria“. Müller schließt daraus, er habe geiroffen, und flieht. Er verlangte das versprochene Blutgeld, allein er erhielt es nicht. Man hatte ihn betrogen und mit leren Hoffnungen getäuscht. Nur etwa 14 Louisd'or brachte er nach Hause. Da ward er wüthend, plauderte und ward verhaftet. Vorgestern hat er nach langem und hestigem Gemüthskampfe plötzlich gestanden. Seine Aeußerun-⸗ gen waren längst der Art, daß Niemand zweifeln fonnte, der mo- ralischen Gewall des vollen , n. werde seine verstockte Natur doch endlich erliegen. chon mehrmals hatte ihn der Gefangen— wärter weinend und in heftiger Gemüthsbewegung getroffen. So ist sie denn wirklich erlegen und damit die furchtbare Last von der Brust des lu= zernischen Volls gefallen, welchẽ die Ruchlosigleit einer verzweifelten Partei auf sie gewälzt hatte. Andere, Mittel sind nicht angewandl worden. Was die radikalen Blätter darüber bringen, ist reine Verleumdung. Vorgestern hat er sein Bekenntniß ruhig und gelassen bestätigt und erläutert. Er bereut seine That, wäre sie damit nur ungeschehen und wäre mit seinem Blute die lange Reihe von frevelhaften Thaten, deren Spitze sie ist, gesühni! So viel über den Mörder und seine That. Entsetzlicher noch ist es, daß es nach feinem Geständniß nun⸗ mehr unzweifelhaft vorliegt, wie er selbst nur das Werkzeug, die That selbst aber das Erzeugniß eines politischen Komplottes war. Auch diese Verzweigungen reien nunmehr nach und nach hervor. Indeß sind natürlich seine und audere Geständnisse in dieser Beziehung vor der Hand noch Geheimniß der Untersuchung. uch hier wird es Licht werden.“

Allein es regnele, Leu fam lange

In dem Berichte des außerordentlich en Verhör⸗Amtes, welcher offiziell mitgetheilt worden ist,

dem Großen Rathe von Luzern heißt es:

„Den subjektiven Thatbestand betreffend, müssen wir uns, nachdem die Hauptperson, der Mörder, bezeichnet ist, darauf beschränken, Ihnen zu mel⸗ den, daß derselbe über den psychologischen Verlauf seiner Gedanken bis zur That vorbringt: „es sei der Gedanke, den Rathsherrn Leu zu erschießen, ursprünglich in ihm und aus ihm entstanden, zum Entschlusse aber sei er durch die Aeußerungen solcher Personen gekommen, die zum voraus ihre Freude darüber ausgesprochen und ihm gioße Geldfummen verheißen hät- ten. Die Personen stehen nach den Angaben des Inkulpaten nicht alle auf gleicher Linie, und es kann daher auch nicht mit allen von vorn herein gleich verfahren werden. Wir werden uns wohl hüten, von blos moralischen Rücksichten auf die Verpflichtungen eines Bür⸗ gers im Staate geleitet, Jemanden zu kriminalisiren; gegen diejeni⸗ gen aber, welche in irgend einer Beziehung einen gerechten Fran sich zugezogen haben, daß sie die abstrakten Verpflichtungen, namentlich die in den ss. 43, 48 und 53 des Strafgesetzbuchts beruͤhrlen, verletzt haben, gedenken wir ohne Menschenfurcht und unnachsichtig einzuschreiten. Unter die Zahl derjenigen, denen der Mörder von seinem Vorhaben Kenniniß gegeben und sich bei ihnen Raths erholt haben will, gehört der Dr. Kasimir Pfoffer, ein durch seine Stellung im Stagte zur Heilighaltung der öffent- lichen Sicherheit besonders verpflichteter Mann. Möge die Prozedur, die wir leidenschaftlos nur zur Wahrheit zu führen gedenken, gegen ihn später erweisen, was da wolle, so erscheint jetzt schon die Thatsache gegen ihn fest⸗ gestellt, daß er es unterlassen hat, die Absicht des Mörder anzuzeigen vor und nach der That, was nach allgemein geltenden Rechtsgrundsätzen und nach dem Eide, welchen jedes Mitglied des Großen Rathes „durch Wort und Bei⸗ spiel nach bestem Wissen und Gewissen und aus alien Kräften des Vater⸗ landes Wohlfahrt und Ehre zu fördern“, schwört hätte geschehen sollen. Wir haben zwar uͤber den Herrn Dr. Kasimir Psyffer nur den Untersuchungs- oder n, verhängt; es dürfte aber im Sinne der Ss. 317, 31s und 39 des Strafrechts Verfahrens bereits in Ihrem Willen liegen, diejenige Kommission zu ernennen und zu bevollmächtigen, welche unseren Antrag zu prüfen haben wird, den wit der Justiz Kom⸗ wission des Obergerichts wahrscheinlich in kurzem vorlegen werden. Soll- ten Sie weitere Aufschlüsse für nöthig halten, so liegen unsere Akten zur Einsicht bereit 2c.“

Kanton Zug. Die Staats-Zeitung der katholischen Schweiz meldet aus Zug: „Eine Adresse, mit nahe 1900 Unter— schriften aus allen Gemeinden des Kantons versehen, wurde Mitt— woch den 22. Oktober dem Kantonsrathe übergeben. Wir lassen die⸗ ses nicht unwichtige Aktenstück wortgetreu nachfolgen und bemerken über dasselbe nur, daß es den klaren und evidenten Beweis leistet: es lebe im Kern des zuger Volkes, in der Masse desselben noch jener alte, biedere, rechtliche und fromme Geist, welcher eine Zierde un ferer in Gott ruhenden Väter zu allen Zeiten gewesen und in den Herzen des weitaus größeren Theiles ihrer Söhne sich bis auf die heutige Stunde fortgepflanzt hat. Mit Unwillen sieht und sah es das Volk, wie man sich von vielen Seiten und durch verschiedene Mittel bemühte, dem radikalen Zerstö⸗ rungsgeiste auch Eingang zu unserem Heerde zu verschaffen; wie da und dort vereinzelte Handlungen, die das Gepräge frechen Radikalis⸗= mus an der Stirn trugen, vorfielen; wie man ansing, das Ansehen der Regierung von gewisser Seite her zu kränken und geistliche und weltliche Behörden mit unverdienter Geringschätzung zu behandeln. Einem solchen verderblichen Geist, wo und wann er sich fernerhin zeigen sollte, mit Macht und Ansehen entgegenzutreten, wenn möglich, ihn im Keime zu ersticken, die Regierung in ihren dies fälligen Bemühungen mit Kraft zu unterstützen und ihr überhaupt einen fedenden Beweis der Treue und Anhänglichkeit ihres Volkes zu geben, das ist und bleibt Zweck der an den hohen Kantons Rath gerichteten Adresse. Das Volk von Zug fühlt es lebendig, daß in drohenden Zeiten, wie die gegenwärtigen, Einigung und Vertrauen zwischen Regierung und Volk vor allen Dingen noth thue, und daß das sonst ziemlich kockere Band, welches bisher die einzelnen Gemeinden des Kantons mit ein— ander verband, enger zu ziehen Forderung und Bedürfniß der Zeit sei. Die Adresse wurde von der Reglerung mit verdienter Anerkennung und Wohlwollen ae . und mit verbindlicher Dankesbezeugung und mit Einmuth ihre Aufnahme zu Protokoll beliebt. Die Volké⸗Pe⸗ tition ist und bleibt eine ernste Mahnung, ein drohender Fingerzeig für alle diejenigen, welche die Lust anwandeln sollte, frevles Spiel zu treiben mit den Heiligthümern unseres genügsamen, zufriedenen und ruhigen Volkes.“ Dle erwähnte Petition lautet, wie folgt: „Tit. Die Unterzeichneten Freunde der Ruhe, der gesetzmäßigen Ord⸗ nung, der Ehre und allseitigen Wohlfahrt unseres Kantons, und treue Anhänger der hohen Regierung haben mit Bedauern in jüngster Zeit die Beobachtung gemacht, daß jener verderbliche Geist der Zeit,

welcher besonders unter einem großen Theil der vaterländischen Jugend verbreitet ist, und welcher bereits da und dort im Vakerlande so viel Entzweiung und Unheil gepflanzt, ja, in einzelnen Kantonen das Ansehen und die Kraft der Reglerungen gelähm und zernichtet hat, auch im Innern unseres Landes feine puren zu zeigen beginnt. Dafür sprechen mehrere unverkennbare Erscheinungen, wie 3. B. die Abfassung und Verbreitung schamloser, von niederer, verdorbener 4 zeugender er , das Herumbieten schlech⸗ ter, Religion und Sittlichkeit 9 hrdender Schriften und Zeitungs Blätter, die erst kürzlich, egierung und Volk zum Hohne, stattgehabte Auspflanzung der Wappen bundesungetreuer Kantone; dafür zeugen dir wiederholten Drohungen gegen ruhige, dem Gesetze und der Regierung ergebene Bürger, die Beschimpfungen friedlicher Wallfahrer, die offene Verhöhnung achtbarer Vorgesetzten geistlichen und weltlichen Siandes, und ähnliche Dinge mehr. Solche betrübende Wahrnehmungen schmerzen ung benen Frieden des Landes, das Glück und die Ehre des Kantons vor allen Dingen am Herzen liegen, tief; und doppelt tief, wenn wir bedenken, daß unser Land während einer langen, ereignißvollen Jein und umgeben von Kantonen, in denen der Friede und die öffentliche Ruhe wiederholt und auf bedauernswürdige Weise gestört worben, fortwährend den gesetz⸗ lichen Zustand zu erhalten und treu der Verfassung, so wie auch den bestehenden Bundes- Vorschriften, sich zu bewähren wußte. Wir glauben uns gegen die hohe, einer Regierung gebührende Achtung nicht zu . wenn wir bei allem Vertrauen auf ihre weise Em⸗ sicht und Fürsorge uns dennoch veranlaßt und gedrungen fühlen, hoch- derselben einige Besorgnisse über den gegenwärtigen Justand unseres Kantons zu äußern und sie zu bitten, durch passende Anordnungen und ernste Maßnahmen dafür zu sorgen, daß ber oben erwähnte Geist der Zügellosigkeit und Entsittlichung nicht allzu viel Nahrung sinde und damit die Ruhe, den Frieden und die Eintracht gefährde. Bei die⸗ sem Anlasse versichern wir den hohen Kantongrath unserer vollen An- hänglichkeit und Ergebenheit und erklären feierlich, zu jeder Stunde mit Gut und Blut da einzustehen, wo der Schutz der Gesetze, die Aufrechthaltung der verfassungsmäßigen Ordnung, die Handhabung des Landfriedens oder die Veriheidigung unserer Rechte und Freiheiten Hülfe und Beistand erheischen sollken. Achtungevollst und ergebenst zeichnen: (Folgen die Unterschriften.)“

Ztalien.

Rom, 39. Ott. (A. 3.) . Nach heute aus Palermo einge⸗ troffenen offiziellen Nachrichten, wird der Kaiser von Rußland, nach kurzem Aufenthalt in Neapel, am 18. oder 19. November hier ein⸗

treffen und einige Tage verweilen. Von hier gedenkt der Kaiser über

: zurückzukehren. Der Geheime Rath, Herr von Butenieff, russischer Gesandter beim heil. Stuhl, hat vom Kaiser den Befehl erhalten, nach Palermo zu kommen, wohin er heute seine Reise antritt. Außer dem Vice⸗ Kanzler, Grafen von Nesselrode, wird der Minister des Kaiserl. Hauses, Fürst von Wolkonen', hier erwartet. Letzterer ist bereits in Florenz und wird sich hier mehrere Monate aufhalten, wie man sagt, seiner geschwächten Gesundheit wegen.

Florenz nach seinen Staaten

Florenz, 31. Olt. Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großher⸗ zogin ist in der vergangenen Nacht glücklich von einer Prinzessin entbunden worden. Das Besinden der hohen Wöchnerin so wie der neugeborenen Erzherzogin ist das erwünschteste.

Spanien. Paris, 5. Nov. Der General⸗Capitain Breton ist mit

der Kolonne von Elite⸗Truppen, die aus den verschiedenen Regimen⸗ tern der Garnison von Barcelona gebildet wurde, am 27. 3. wirklich ausgerückt. Er zieht zuerst nach Vich, von wo er dann nach Olot und dem Gebirgs⸗Distrifte sich begeben wird. Es scheint, daß er ziemlich lange von Barcelona abwesend zu bleiben gedenkt, da er vor seinem Abgange dem zweiten Kommandanten 9 General Fulgosio, für die Dauer seiner Abwesenheit alle Geschäfte förmlich übertragen hat. Die allgemeine Meinung spricht sich über den Zweck dieses Zuges des General- Capitains mit einer nicht unbeträchtlichen Truppenmacht dahin aus, daß er das Rekrutirungs⸗Gesetz und die Ein⸗ treibung der neuen Steuern kräftig durchführen wolle. Denn gegen diese beiden Maßregeln zeigt sich in ganz Catalonien noch immer ein ünderkenn= barer Widerwillen. Vor seinem Auszuge hat der General⸗Capitain an die ihn begleitenden Truppen eine Proclamation erlassen, worin er unter Anderem sagt: „Soldaten! Indem ich den Zug beginne, auf welchem Ihr mich begleiten sollt, empfehle ich Euch an, eine solche Disziplin zu beobachten, daß sie die Bewohner der Gegenden, die wir durchziehen, mit Bewunderung erfüllt. Hegt für sie und für ihr Ei enthum die⸗ selbe Liebe und dieselbe Achtung, welche Ihr gegen eure ö. und ihre Interessen bewiesen zu sehen wünschiet. Da wir alle Spanier sind, so müssen wir zum Wohl und Gedeihen unseres Vaterlandes uns gut betragen und in der größten Einigkeit und Brüderlichleit leben. Das ist, Soldaten, das eben so gerechte als edle Verhalten, das Euer General von Euch verlangt.“ Einer solchen gemäßigten Sprache kann man nur unbedingten Beifall zollen und wird dies auch in Catalonien um so geneigter sein zu thun, je seltener man eine solche aus dem Munde des General⸗Capitains Breton zu ver⸗ nehmen gewohnt ist.

Eisenbahnen.

Die Kiel-Altonaer Eisenbahn hat in der letzten Woche des ver⸗ flossenen Monats im Durchschnitt täglich noch fast tausend Personen befördert und dafür täglich mehr als 1000 Mark eingenommen. Wäh= rend, wie begreiflich, der Personen- Verkehr mit Ablauf der guten Jahreszeit abnimmt, ist die Güterfracht dergestalt im Zunehmen, daß in dieser Hinsicht selbst die kühnsten Voranschläge weit über= troffen sind. Schon seit längerer Zeit hat man sich genöthigt ge⸗ sehen, die Güterzüge zu verdoppeln, so daß jeden Tag zweimal ein Güterzug von Altona, so wie von Kiel, abgeht. Bie letzte Be⸗ kanntmachung der Einnahme vom 20sten bis 25sten v. M. ergiebt, daß im Durchschnitt täglich 1509 Mark (690 Rthlr. preuß. Cour.) für Güterfracht in die Kasse geflossen sind. Der Andrang der in Köel auf den Bahnhof gebrachien Güter ist so groß, daß vierzehn Tage bis drei Wochen verfließen wilrden, ehe die jetzt schon zur Bahn gä⸗ lieferten oder angemeldeten Güter sämmtlich befördert werden könnten. Um den Bedürfnissen zu begegnen, hat die Direction aufs neue eine Menge Güterwagen bestellen, auch die Vermehrung der Lokomotiven um sechs Stück beschließen müssen. Auf der Zweigbahn von Rends= burg nach Neumünster scheint der Verkehr ebenfalls sich günstig zu stellen. Auch hat diese Zweigbahn das voraus, daß sie mit den möglichst gerin⸗

en Kosten erbaut worden ist, daher um so leichter eine Dividende abwerfen ann. Der vortheilhafte Erfolg dei Kiel-⸗Altenger Hauptbahn treibt