Rußland und Polen.
St. Petersburg, 2. Jana. Während des Aufenthalts zu Palermo hat der Kaiser ferner den St. Stanislaus-Orden erster Klasse verliehen: dem österreichischen General -Major Rath; dem sardinischen General⸗Major und ersten Kammerjunker am Hofe des Königs von Sardinien, Grafen von Salasco; dem sardinischen General⸗Major und Commandeur der Brigade von Casalt, Chevalier de Ferrer, und dem sardinischen Contre⸗Admiral und Chef des Marine⸗ Stabes, Albini. Vom Könige beider Sicilien sind andererseits sol⸗ genden russischen Beamten Orden verliehen worden: dem im Ministe⸗ rium der auswärtigen Angelegenheiten dienenden Geheime Rath, Baron Osten⸗-Sacken, das Großkreuz des Konstantin Sidens; dem Vice⸗Direktor der Kanzelei dieses Ministeriums, Kollegien Rath Westmann, das Commandeur Kreuz des Ordens Franz des Ersten, und dem Chef des Archivs der Kanzelei des Ministeriums der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Kollegien Assesser Gervais, so wie den Secretairen der genannten Kanzelei, Hofrath Skepor und Kollegien⸗ Secretair Longinoff, das Ritterkreuz desselben Ordens.
Von Mitte Rovember bis Mitte Dezember war zu Odessa an⸗ haltend warmes Wetter. Mit Ausnahme einiger leichten Nachtfröste und einiger feuchten Nebeltage zu Anfange dieser Periode war es sonst heiter und mild, so daß der Hafen für die Schifffahrt fortwäh⸗ rend zugänglich blieb. Indeß liefen in der letzten Zeit weniger aus⸗ ländischt Schiffe ein, als es die aufgehäusten Vorräthe wünschens⸗ werth machten. So viel man hört, ist die dauernd gute Witterung für das ländliche Gewerbe, und namentlich für den Viehstand in den neurussischen Gouvernements, von den günstigsten Folgen gewesen. Doch soll in den weiter im Innern des Reichs gelegenen Gegenden bereits viel Schnee gefallen sein, durch dessen Aufthauen die Wege verschlechtert und der Verkehr sehr erschwert wurde.
Frankreich.
Paris, 4. Jan. Das Unwohlsein der Königin, ein Brust⸗ leiden, soll einen ernsteren Charakter angenommen haben.
Die Adreß⸗Kommission der Pairs⸗-Kammer hat den Grafen Por⸗ talis zu ihrem Berichterstatter ernannt; die der Deputirten⸗= Kammer war gestern zum erstenmal im Kabinet des Kammer- Präsidenten, der vorschriftsmäßig in derselben den Vorsitz führt, versammelt. .
Wenn das Journal des Débats behauptet, die Dpposition habe diesmal bel Zusammensetzung der Adreß-Kommission, in Er⸗ mangelung allgemeiner politischer Fragen, mit ihren Angriffen gegen das Ministerium sich auf Gegenstände der Verwaltung, auf Post⸗ Reform, Sparkassen, Eisenbahnen und Börsenspiel, beschränkt gesehen, fo liegt hierin doch einige Uebertreibung. So machtlos sich die Opposstion auch bei den Abstimmungen über die Wahl der Adreß⸗ Kommission erwies, hat sie doch nicht unterlassen, vorher, wie gewöhnlich, die ganze Politik des Ministeriunis in ihrer Weise zu diskutiren und als verwerflich darzustellen. Herr Ferdinand von Lasteyrie, auf dessen Angriffe sich die bereits mitgeiheilte Erwiderung Guizot's bezog, trat besonders als Vorkämpfer der linken Seite auf. Es sei ihm, sagte er unter Anderem, gar nicht aufgefallen, daß die Thron Rede bel Eröffnung dieser Sesslon so unbedeutend gewesen; es sei ganz natürlich, daß man Vorgänge, die zu keinem besonderen Ruhme ge⸗ reichten, mit Stillschweigen übergangen habe; es müsse aber auf die Tendenz der Regierung hingewiesen werden, sich alljährlich mehr von dem Geiste der Juli-Revolution zu entfernen; jetzt begegne man in der ossiziellen Sprache nur den Worten „Erhaltung“ und „öffentliche Ordnung“, während keine Rede mehr sei von den so theuer errun⸗ genen Freiheiten; die wichtigsten Fragen der Politik hätten nun den Familien⸗Ergießungen Plaß gemacht; er gehöre jedoch nicht zu denen, welche in diesem letzteren Umstande ein Anzeichen einer baldigen Rück⸗ kehr zu einem Dotationsgesetze sähen; das Ministerium sei doch wohl zu beforgt für die Königliche Würde und für seine eigene Erhaltung, als daß es die eine und die andere den Gefahren eines solchen Ver⸗ suchs würde aussetzen wollen; im Innern fänden sich nirgends Be⸗ weise jener in der Thron⸗Rede gerühmten stets zunehmenden finanziellen Wohlfahrt, und als Beweise davon seien doch wohl die Zunahme der öffentlichen Lasten und das zügellose Börsenspiel, das unter dem Schutz ber Regierung aufgeschossen, nicht zu betrachten; man verspreche wich⸗ tige Verbesserungen in der Verwaltung; am meisten wünschenswerth sel aber doch wohl die Wiederherstellung des militairischen Gehor⸗ fams und der Mannszucht, die bei dem Zwietracht zwischen dem Kriegs-Minister und dem General- Gouverneur von Algerien sehr gelitten zu haben schienen; und die auswärtigen Angelegenheiten seien nicht viel glänzender; die Thron⸗Rede spreche nur von England; drei Paragraphen habe man nicht für zu viel gehalten, um dessen guten Willen zu rühmen, an dem zu zweifeln man wohl noch Grund hätte; Frankreich vereinige sich mit England, um die Kühnheit eines kleinen Despoten Süd-Amerika's zu bändigen, und diese vereinigte Anstren⸗ gung habe bis jetzt nur zu der Hoffnung geführt, daß regelmäßige Handels⸗Beziehungen im La Plata wiederhergestellt werden könnten; dies sei die einzige Frucht dieses so sehr gewünschten Bünd⸗ nisses, dem man die alten innigen Beziehungen Frankreichs zu den Vereinigten Staaten zum Opfer bringe. Im zweiten Bürean vertheidigte der Finanz⸗Minister Lacave-Laplagne die Regierung
gegen den Vorwurf, das Börsenspiel gefördert zu haben; die Unord⸗ nungen der Speculation ständen außer der Aufsicht der Gewalt, das Ministerium vermöge nichts gegen dieses Fieber, Herr Lacave⸗La⸗ plagne behauptete . das Gleichgewicht zwischen den Ausgaben und Einnahmen werde in der That durch die Zunahme der leßh'eren, wenn auch noch nicht ganz, doch in starker Annäherung verwirklicht, trotz der Zuschuß- Forderungen, welche die Ereignisse unvermeidlich machten; wenn in der Thron- Rede kleine Rede sei von dem Gleichgewicht des Budgets, so komme dies daher, weil es über⸗ flüssig wäre, eine in diesem wie in den beiden letzten Jahren bestehende und bei der Eröffnung der vorigen Sesstonen be⸗ reits erwähnte Thatsache neuerdings anzuführen. Das Budget für 1814 schließe mit höchstens 5 Millionen Fr. Defizit; die Budgets sür 1815, 46 und 47 würden wahrscheinlich einen noch geringeren Ausfall ergeben. Was die von manchen Seiten gewünschte Konverti⸗ rung betreffe, so wäre eine solche Maßnahme allerdings nützlich, aber unter den gegenwärtigen Umständen nicht wohl räthlich, da sie das Börsenspiel nur noch mehr begünstigen würde. Herr Lacave-Laplagne berührte auch Fragen der auswärtigen Politik. Frankreichs Flagge fei unlängst auf Oiaheiti von der englischen Kriegs ⸗Marine begrüßt und anerkannt worden; die La Plata⸗Angelegenheit müsse zur Beendi⸗ gung gebracht wert en; man verfolge sie mit möglichster Mäßigung und zugleich mit so großer Thätigkeit, als die Umstände erlaubten; eine aus⸗ drückliche Anerkennung der Besitznahme von Algerien, wie sie die Opposi⸗ tion von England verlange, sei an sich glg lt und habe nur geringe Bedeutung, wenn je der Fall eintreien sollte, daß eine andere Macht es angemtssen fände, Frankreich den Besitz Algerien streitig zu machen; einzelne Aufstände seien noch lange in Afrika zu er⸗ warten, Kämpfe und Schwierigltiten nicht zu vermeiden, aber die französische Herrschaft sei darum dort nicht weniger fest begründet, und balt werde der Zustand, wie er vor den letzten Unruhen Fewesen, wirder hergestellt sein. Auch in den übrigen Bäreagus machten die Oppositions-Mitglitder vornehmlich die englische Allianz und die sinanziellt Lage des Landtes zum Gegenstante ihrer Angriffe gegen
E
52 die Verwaltung. Eben so wurden über die neue Einrichtung des Königlichen Raths für den öffentlichen Unterricht und über die Zu⸗ stände in Algerien mannigfache Beschwerden vorgebracht.
Unter den Deputirten, welche bei der Adreß⸗Debatte das Wort nehmen werden, nennt man die Herren Thiers, Berryer, Odilon Barrot und Billault. Der National giebt die Liste der Gegen⸗ stände, welche bei Diskussion der Adresse von der Opposition ange⸗ regt und als Waffen beim Angriff auf das Ministerium gebraucht werden sollen. Es soll Rechenschaft verlangt werden über die Ange⸗ legenheiten Spaniens, Griechenlands, Syriens, der Schweiz, über Texas, Otaheiti und Madagaskar; auf allen diesen Punkten sollen französissche Interessen gefährdet sein; ferner über die Ursachen der Unfälle in Algerlen, die Vorgänge bei Zuerthei= lung der Nordbahn, die Begünstigung des Boͤrsenspiele; dann über die schwebende Frage von der Umwandlung der Rente, die der Finanz⸗Minister bereits sür unzeitgemäß erklärt hat, über die Wahl⸗ Reform, das Bestechungs⸗System, die Gesetzwidrigleit gewisser Ver— ordnungen, namentlich der zur neuen Organisation des Universitäts= Raths, endlich über den Verfall der Marine und die Sorglosigkeit, welche sich durch den Verlust von vier Dampfschiffen kundgegeben,
Es haben sich, wie man vernimmt, abermals zwei angesehene Legitimisten, der Herzog von Guiche, ehemaliger Groß⸗Stallmeister Karl's X., und der Graf von Bethisy, mit der Juli⸗Regierung aus⸗ gesöhnt. Auch die Opposition der linken Seite klagt über Abfall.
Nach den letzten Berichten aus Oran vom 20sten und aus Algier vom 26. Dezember stand Marschall Bugeaud am 17ten bei Ain⸗ Tukeria, acht Lieues von Teniet. General Jussuf war von seiner ver⸗ geblichen Verfolgung Abd el Kader's wieder zu dem Hauptcorps ge⸗ stoßen; der Emir lagerte zuletzt mit 150 Reitern bei den Beni⸗ Tigrine; nur eiwa der vierte Theil dieses Stammes hielt noch zu ihm; die Araber kehren nachgerade zur Unterwerfung zurück; Mar⸗ schall Bugeaud hat 709 Frauen, Kinder und Greise, die er gefangen genommen, und eine Beute von 10,0(60 Schafen und C606 Rindern nach Teniet geschickt; es war dies das Ergebniß einer Razzia, aus⸗ gesührt an den Quellen der Mina gegen die Stämme der Akerma, Messaud und Bogradu, die ihre Zelte nahe bei Tegdempt aufgeschla⸗ gen haben und vor der französischen Truppen-Abtheilung die Flucht ergriffen hatten. Die Stimmung der Armee soll vortrefflich sein; maͤn hörte, sagen die Berichte, nach so vielen und großen Mühselig⸗ keiten weder murren noch klagen.
Der marolkanische Botschafter speiste vorgestern mit sämmtlichen in Paris anwesenden Gesandten bei dem päpstlichen Nuntius.
Die Munizipalität von Marseille hat bereits 10, 009 Fr. zu den Unkosten ausgeworfen, welche die im laufenden Jahre dort stattfindende Versammlnng des wissenschaftlichen Kongresses verursachen wird.
X Paris, 4. Jan. Der gestrige Vorgang in der Kam- mer, veranlaßt durch den Tadel, welchen Herr Lherbette über eine Aeußerung des Kammer-Präsidenten in dessen Rede an den König am Neujahrstage aussprechen zu müssen glaubte, war in mehrfacher Beziehung bemerkenswerth. Vor Allem muß ich bemerken, daß diese Rüge keinesweges unerwartet kam. Schon am Morgen hatte ein dem Her:n Lherbette geistes verwandtes Blatt, der Esprit publie, ganz in derselben Weise jene Aeußerung des Kammer⸗Präsidenten zur Sprache gebracht und die Erwartung ausgesprocheun, daß die Sache auch in der Kammer angeregt werde. Herr Lher— bette, der vertraute Freusd des Herrn Charles Lesseps, Re⸗ dacteurs des genannten Blattes, wird sogar als der Verfasser oder doch wenugstens Veranlasser des Artikels im Esprit pu blic bezeichnet, und sein Benehmen in dieser Sache ist nur streng übereinstimmend mit seinen bei jedem Anlasse bezeigten feindseligen Ge⸗ sinnungen gegen die Dynastie, die sich immer durch die That zu er⸗ kennen gaben, wenn er sie auch manchmal in seinen Worten zu ver⸗ hüllen suchte. Derselbe Herr Lherbette war es, der stets von neuem die Frage wegen Nichtabhaltung einer großen Musterung der Pariser National⸗-Garde zur Anregung bringt, weil er und die kleine Partei, der er angehört, sich gern wieder einmal die Befriedigung verschaffen möchten, die einigen tausend mit ihm gleichgesinnten National—= Gardisten in Gegenwart des Königs die Rufe „a, bas les hbastilles! à has Guizot!“ und andere dergleichen anstimmen zu hören und so ein Aergerniß erneuert zu sehen, welches eben? der Grund ist, warum man bisher seit 1849 keine solche Musterung der National-Garde in Masse mehr abgehalten hat. Die der Dynaslie ergebene große Mehrheit der National- Garde ist mit dem Unterbleiben derselben ganz zufrieden, und zwar eben des—⸗ halb, damit die kleine Minorität nicht Gelegenheit erhalte, dergleichen Ungebührlichkeiten, die von ihr allein ausgehen, wieder der ganzen National-Garde in Masse zur Last zu legen, wie man früher schon zu thun versucht hat. Herr Lherbette ist es ferner, der bei jedem Anlasse seinen Abscheu vor einer dem Herzog von Nemours zu be⸗ willigenden Dotation zu erkennen giebt und die öffentliche Mei⸗ nung dagegen einzunehmen bemüht ist. Wenn diese Dotation im Jahre 1840 unter dem Ministerium vom 12. Mai, wel⸗ ches dadurch fiel, verworfen wurde, allerdings nur mit der schwachen Majorität von zwei Stimmen, so hat Herr Lherbette, der als einer der eifrigsten Sprecher dagegen auftrat, einen beträchtlichen Antheil daran. Er gehört zu der Klasse von Deputirten, welche, an der Gränzlinie des Radikalismus stehend, von vorn herein Alles bekämpfen zu müssen glauben, was irgend von der Regierung ausgeht. Aber die große Mehrheit, selbst der eigentlichen Linken, denkt nicht so. Ich sah gestern mit eigenen Augen, wie diese Mehrheit an dem Auftre⸗ ten des Herrn Lherbette, dem nur wenige Stimmen zu Hülfe kamen, so wenig Gefallen fand als die Konservativen, wenn sie auch nicht so thatsächlich wie diese dagegen sich erhob. Herr Odilon Barrot und feine Freunde verhielten sich vollkommen ruhig, gleich dem linken Centrum, von welchem sogar eine Anzahl Mitglieder in den mißbilli⸗ genden Ruf der Konservativen gegen Herrn Lherbette und seine weni⸗ gen Mithelfer kräftig einstimmten. Das Ende war, daß Herr Lherbette fein Gehör mehr fand und so die verdiente Zurechtweisung erhielt. Das Benehmen des größeren Theils der Linken, den man als den gou— vernementalen bezeichnen kann, erscheint sehr bezeichnend für ihre künf= tige Stellung.
Sxoßbritanien und Irland.
London, 3. Jan. Die Beförderungsweise der letzten indischen Ueberlandpost ist in den hiesigen Blättern Gegenstand allgemeinen Interesses geworden. Als Lieutenant Waghorn nämlich seinen ersolg= reichen . gemacht hatte, eine Verbindung zwischen England und Ostindien über Deutschland herzustellen, sprach die Times wie die meisten englischen Blätter ihre Freude aus, daß England nun nicht mehr von dem guten Willen eines so unzuverlässigen Bundes- genossen, wie Frankreich, abhängig sei. Nur Zzwei Jour⸗ nale, der Morning Herald und der Standard, die zwar für ministeriell gelten, aber bekanntlich nicht einmal von dem wichtigen Entschlusse, eine Abänderung der Kornzölle anzuem⸗= pfehlen, in Kenntniß gesetzt wurden, suchten im französischen Interesse die Verbindung durch Deutschland als unausführbar darzustellen. Die französssche Regierung bot Alles auf, um diesen wichtigen Transit sich zu sichern. Sie sandte für die letzte Post eises ihrer schnellsten
Kriegs⸗Dampsschiffe nach Alexandrien, ließ dies dort auf die Post aus
Ostindien warten, setzte zu Marseille und auf dem Landwege Ale Bereitschaft, und dann — erklärte Herr Guizot dem Bevollmächt ) der Times in Paris, er werde nur für diejenigen engist Journale, welche im französischen Interesse geschrieben 1 sen, Berichte befördern lassen. Die außergewöhnlichen regeln hatten Erfolg. Das französische Kriegs Dampf überholte das englische Posischiff, und zum ersten Male seit 2 Jahre 1840 erhieit ein anderes londoner Journal als die Tim der Morning Herald nämlich, zuerst Nachrichten aus Dina Mit Stolz veröffentlicht die Times diesen Vorgang und schlits z, den Worten: „Kosten und Mühe haben wir nicht gespart, die M
wollten Herrn Guizot's Gunst durch Kriecherei nicht erkausen, n wenn nur durch solche Mittel Erfolg zu erzielen ist: dann beguin wir uns, die Rachrichten aus Ostindien dem Morning Herald! entnehmen.“ . 3
Die Morning Post sagt über die deshalb zwischen der Tin und dem Morning Herald entstandenen Streitigkeiten Folgen „Zwischen zweien unserer öffentlichen Blätter findet über die Besh derung der ostindischen Post ein Streit statt, welcher nur dem sn heren Kampfe über die Spurbreite der Eisenbahnen nachsteht. Times begünstigt den Weg von Aegypten über Triest durch Deust land, den Rhein entlang, indem dieser Weg von Lieutenant gg einem besonderen Freunde der Times, begünstigt wird. Dem Moe ning Herald gesällt der Weg über Marseille besser, weil er mil französischen Regierung in sehr freundlichen Verhältnissen steht n auf diesem Wege Unterstützungen erlaugen kann, welche er aufe anderen nicht erhalten möchte. Die Times zürnt über die frmni⸗ sische Regierung und sagt, es sei ganz häßlich von dieser Regt rung, daß sie mit dem Morning Herald zum aus schließlich Vortheil dieses Blattes in Gemeinschaft trete. Der Mornin Herald erwiedert, es sinde gar keine Gemeinschaft mit der sin zösischen Regierung statt; die ganze Unterstützung, welche g französische Regierung gewähre, sei freiwillige Artigkrit. N Times wundert sich, daß die französische Regierung ein Krieg Dampfschiff dem Agenten des Morning Herald zur Verf gung gestellt habe. Sie vergißt aber, daß auch die österreichsht Regierung deni Lieutenant Waghorn, dem Freunde der Times, n Kriegsdampsschiff zur Verfügung gestellt hatte. Die französische R gierung hat dasselbe für Marseille gethan, was die österreichische R gierung für Triest that; der Unterschied ist nur, daß in dem ein Falle Herr Waghorn, der Freund der Times, der Reisende wn und in dem anderen Herr Anonymus, der Agent des Mornin Herald. Uebrigens ist noch immer nicht entschieden, wi cher Weg der kürzeste sei. „Die Sache hängt von Umstij⸗ den ab“, wie auch der Mann sagte, als er gefragt wurde, m viel dreizehnmal dreizehn wäre. Bei schönem Sommerwetter, wu man über den Brenner, durch Tyrol und den Rhein hinab ohne dernisse der Witterung kommen kann, mag der Weg durch Oesterrm kürzer sein; aber wir sind geneigt, in der Zeit vom 1. Dezemb⸗ bis zum 15. April in Betreff der Geschwindigkeit für den Weg dun Frankreich zu stimmen.“ ; ; 3
Der Standard sagt in seinem Börsen-Artikel über die Präs⸗ dentenwahl in der französischen Deputirten-Kammer: „Die Abstimmunz in der französischen Kammer über die Ernennung des Präsidenten hat eine bedeutend größere Mehrheit zu Gunsten der Verwaltuns ergeben, als vermuthet wurde; ein Ergebniß, welches in dem jetzigen Augenblicke in den Handelskreisen für wichtiger als gewöhnlich ge⸗ halten wird. Es wird dasselbe als ein Beweis der unbezweifelten Stärke des Herrn Guizot in der Kammer angesehen, und dat wird wieder für den Beweis gehalten, daß in den Wählern Frank⸗ reichs verständigere und gemäßigte Ansichten Boden fassen und durch diese ihren Vertretern mitgetheilt werden. Die Bedeutung welche diesem Uebergewichte des Herrn Guizot beigelegt wird, grün det sich nicht darauf, fürchtt Bette französischen Politik bestanden hätte; es bezieht sich ausschließlich au die Verhältnisse, in welchen wir zu den nordamerikanischen Freistas⸗ ten stehen, welche den Werth eines vollkommen guten Ein ver⸗ ständnisses mit Frankreich als viel größer erscheinen lassen.“
Die Dublin Mail meldet, daß ein neulicher Besehl des Her— zogs von Wellington als Ober-Befehlshaber der Armee, wonach alle Soldaten künftig Hemden von Baumwelle, statt von Leinen, erhalten sollen, in den Leinenbezirken von Nord-Irland große Besorgniß erreg habe, weil die Ausführung dieses Befehls, die Truppenzahl nur; 100,000 und für jeden Männ jährlich 4 Hemden zu 35 Ellen angk— nommen, einen Minderverbrauch von 1,400,000 Ellen Leinen zur Foln haben und den irländischen Leinenabsatz demnach um eben so viel jährlit vermindern würde, da bisher zu den Soldatenhemden nur irländische Lein wand genommen ward. Ein weitmrer Befehl des Herzogs, daß die in vereinigten Königreiche dienstthuenden Truppen fortan Beinkleider au einer Art Wollenstoff, statt, wie bisher, aus Leinwand, erhalten sollen würde die irländische Fabrication noch um weitere 20,000 Ellen jäht= lich beeinträchtigen. Man hofft jedoch, daß die von den betheili dien Leinen - Bezirken sosort beabsichtigten Gegenvorstellungen den Herze zur Zurücknahme der für die armen irländischen Leinweber so nach⸗ theiligen Befehle veranlassen werde. .
Die irländischen Journale veröffentlichen jetzt die Namen diu Präsidenten und Vice Präsidenten der drei neuen akademischen Ko] segien für Irland, zu deren Sitzen nunmehr die Städte Cork, Bel sast und Galway definitiv bessimmt sind. Den Präsibenten um. Vice⸗Präsidenten ist die Vollmacht verliehen, die für jedes Kollegin erforderlichen Professoren zu ernennen, deren Zahl an jeder ein zelnt⸗ Anstalt höchstens zwölf betragen darf.
s8elgien.
Brüssel, 5. Jan. Der zum außerordentlichen Gesandten . bevollmächtigten Minister Sr. Majestät des Königs von Preußen jn hiesigen Hofe ernannte Geheime Legations-Rath Herr von Syñck ist vorgestern in Brüssel angekommen. .
Die Central⸗Kommission für den Elementar⸗-Unterricht hält foll⸗ während ihre Sitzungen, wobei die Provinzial-Juspektoren ihre Bt. richte über den Zustand desselben abstatten. In Ostflandern soll die— ser Zweig des Ünterrichts noch an großen Mängeln leiden,
Die Ueberschwemmungen in der Umgegend der Hauptstadt habe nun aufgehört, und das Wasser ist schnell gesunken; dasselbe gescha zu Lüttich, Gent und Namur. Am Dienstag war wieder eine sehr starke Fluth zu Antwerpen, so daß das Wasser den Quai überfluthet
8 panien.
3 Madrid, 29. Dez. Ein neues, die dermalige politischt Lage des Landes bedrohendes Ungewitter hat sich zusanmmengezogen Bereits beginnt es, sich in starken Schlägen zu entladen und den vielfach . Brennstoff zur Flamme zu entzünden, ohne da sich absehen ließe, ob ein heilbringender Regen den Brand lösche⸗ und die verborgene Saat zur grünenden Frucht fördern werde.
Die beiden Männer, welche das Ende der Herrschaft Espartero! und das Unterliegen der demokratischen Partei zur Thatsache erhoben, der Eine durch kühnes Ergreifen der Umslände und Waffenglück, 2 Andere durch Herbeischaffung der zur Ausführung des lÜnternehnnen ersorderlichen klingenden Mittel, mit einem Worte, der General Nar⸗
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pbittertste
daß bisher eine Befürchtung in Betreff de!
vaez und der Banquier Salamanca haben sich, wie ich Ihnen bereits meldete, mit einander überworfen, Letzterer hat den ihm hingeschleu⸗
erten Handschuh aufgenommen,
den Rubicon überschritten und so ewaltige Angriffsmitiel entwickelt, daß ein Kampf auf Tod und eben Hor fr n scheint. Umkehr ist nicht möglich. Herr Sala⸗ janca hat seine Schiffe verbrannt. . ̃ Die Waffe, deren er vor den Augen der Nation sich bedient,
sst die periodische Presse. Das Blatt, der Universal, das er in Berbindung mit der moderirten Oppositions⸗ Partei und ausgerüstet
st den gäwandtesten und spitzesten Federn des Landes seit acht Ta⸗
. 12 ; mnaeben . zen erscheinen läßt, bildet eine Epoche in der Geschichte Spaniens essen Englands wollten wir aber nicht um Nachrichten hingeben. . 9. Volljährigkeit der Königin. Es enthüllt die eigentliche Lage
es Landes, die Stärke oder Schwäche der Regierung mit derjenigen
hüchsichtlosigkeit, deren nur ein in alle Geheimnisfe des Kabinets ind dis Hofes so tief eingeweihter Mann, wie Herr Salamanca, hne Furcht, als Lügner dargestellt zu werden, sich bedienen darf. seses Blatt, das an innerem und äußerem Gehalt alle anderen hier scheinenden weit überflügelt — der Eigenthümer hat eine Sunime on 100 00 Piastern daran gesetzt — wird bis Ende dieses Jahres 16.0060 Exemplaren umsonst vertheilt und dann zu einem Spott⸗ reis ausgegeben. Möge es mir nun verstattet sein, dem Feldzugs⸗ ane des Üniversal, so wie er sich in den bisher erschienenen zummern entwickelt, hier rasch zu folgen, damit man das Ziel ent⸗
Ce, gegen das er gerichtet ist.
„Ünsere Lage in Bezug auf die übrigen Mächte“, so heißt es Prospekte, „ist folgende; Freundschast mit und Abhängigkeit hn Frankreich; Friede mit England, aber ohne besondere Innigteit; inzuͤches Fernhaiten der nordischen Mächte und höchst gefährliche heziehungen zu einem italienischen Hofe, der noch vor kurzem der e Feind unserer Regierung war. Und dennoch sind seit nger als zwei Jahren die Männer, der Ordnung, die vorzugsweise onarchischen Männer, die, welche sich Konservative nennen, im Be⸗ he der Gewalt. Vor länger als zwei Jahren sagte man uns, daß, .die revolutionaire Herrschaft aufgehört habe, auch die Gründe egfielen, welche unsere Regierung von den europäischen Kongressen öschlössen. Dies sind die Ergebnisse der Verwaltung des Landes.“
„Aber“, so heißt es weiter, „die öffentliche Ordnung ist aufrecht halten worden, sagen die Minister, und wir fügen hinzu: die ma— fiele Ordnung, die Ordnung in den Straßen, wurde aufrecht er⸗
lien, aber nicht die moralische Ordnung, die, welche in die verschie⸗ snen und verwickelten Hebel der Verwaltung Uebereinstimmung und sammenwirken bringt und die Grundlage jeder Regierung bilden
.“ Dieser Satz wird weitläuftig und mit Berügͤsichtigung der
erschwörungen, die an so vielen Punkten auftauchten, ausgeführt. hllein“ fragt der Universal, „ist es etwa das I ien der Mi⸗ fer, wenn diese Verschwörungen unterdrückt wurden? enn man s beweist, daß ohne einen Minister-Präsidenten, wie den gegen⸗ ärtigen Kriegs⸗Minister, die Beamten nicht gehandelt haben wür— n, wie die Generale Concha, Cordova, Roncali handelten, nur nn würde das Land den Personen der Minister den Frieden ver— nken, allein die genannten Generale hatten bei den Diensten, die leisteten, nicht die Privat-Interessen des Minister-Präͤsidenten, dern das Wohl ihres Vaterlandes im Auge. Und doch wurde sem die Herzogskrone, diesen Undank und Dienstentsetzung zu Theil.“
Der Universal geht einen Schritt weiter. „Welches Gewicht 'n der Minister-⸗Präsident“, fragt er, „außerhalb seiner amtlichen stellung? Der neue Herzog von Valencia ist ein kühner General, fniger mit Kenntnissen ausgerüstet, als vom Glück begünstigt, ge⸗ gneier, durch seine üble Laune einzuschüchtern, als sich Zuneigung
gewinnen, würdiger, ein Truppen⸗Cotps zu befehligen, als die po⸗ ischen Angelegenheiten eines Staates zu leiten“ u. s. w. u. s. w.
8 ght also aus Allem hervor, daß die Stärke des Generals Nar⸗
z nicht in ihm selbst liegt, sondern nur aus seiner Stellung
genommen ist. Sie ist weit geringer als die, welche Espartero
Chef der Regierung hatte, und gerade so groß als die, welche
er andere umd g r ssr he General, der an seine Stelle träte, haben Die Regierung hat Kraft, die Aufstände zu unterdrücken, zem sie auf den Beistand der Armee zählen kann. Aber an dem Tage, an lhhen einige Bataillone ihr abtrünnig würden, und dies pflegt bei häufiger zu geschehen, als es sollte, stände die Regierung völlig fflos da. Denn sie hat keine andeie Stütze als die Treue der uppen. Sie zählt nicht auf den Beistand der öffentlichen In⸗ ssen und der Meinung. Ihr Dasein hängt an einem Faden, den leiseste Hauch der Revolution zerreißen wird.“ Nachdem der Universal auf diese Weise den Herzog von Va⸗ ia von der schimmernden Hülle, mit der er selbst vorzüglich in der eren Zeit sich umgab, entkleidet und die Ansicht aussprach, daß er kei⸗ zeges der mfg, der unersetzliche Mann wäre, für den er gelten hte, fragt er: „Könnte, falls wir unseren Zweck erreichten, die Ruhe des des im geringsten erschüttert werden? Durchaus nicht! Die chtsamen, welche von der Revolution träumen und in jedem Aus⸗ der Opposition einen Aufstand erblicken, mögen sich enttäuschen.
Revolution siegt dann, wenn die Regierung sich auf nichts als
Bajonette stützt, wenn sie selbst den letzten ihrer Beamien als kator handeln läßt u. s. w.“ Kaum wird man sich im Auslande einen Begriff von dem Ein— machen können, den diese mit gränzenloser Schonungslosigkeit ausgesprochenen Ansichten hier hervorbringen. Ihre Stärke nicht sowohl aus ihrem inneren Gehalte, als aus der Stellung sie zu Sprache bringenden Person hervor. So lange nur die stransche Partei mit diesen Sätzen auftrat, blieben sie unberück⸗ be Jetzt, da Herr Salamanca, der vertraute Agent der Kö⸗
Christine und des Herzogs von Rianzares, der General-Pächter
a- Monopols, der eigentliche Hebel der moderirten Partei dar⸗
in bemüht ist, daß gerade der General Narvaez der Befestigung inneren Friedens und wahrer Ordnung im Wege stehe, will fa
mann dieselbe Ueberzeugung längst gehegt, nur nicht den nn, bt haben, sie auszusprechen.
Der Minisier⸗Prästdent übertrug seine Vertheidigung dem so von ihm angekauften Heraldo. Anstatt aber die Behauptun⸗ Salamanca's durch Gründe zu widerlegen, stieg dieses Blatt zu ßnlichkeiten hinab, indem es vorgab, der Opposstion jenes Ban— ss läüge nichts weiter als eine Börsenspeculation und der Verdruß,
n der Königin seiner Vormundschaft entzogen zu sehen, zum
Ungeschickter hätte die Vertheidigung des Minister-Präsidenten geführt werden können. Jedermann weiß, daß er vor kurzem deraldo sür 50, 0069 Piaster ankaufte. Man wußte aber nicht, und es mag wohl unbegründet sein, was der ver al gestern mit ziemlich dürren Worten anführt, nämlich die auf den Ankauf des Her aldo verwendeten Piaster aus der Militair Verwaltungs- Kasse genom⸗ ** „In welchem Lichte wird die Negierung, und nament- ö riegs⸗Minister erscheinen“, fragt n ing ren al, „wenn aus g unen hervorgeht, daß jene Summe nicht auf den Unterhalt . . auf die Ausrüstung unserer festen Plätze, sondern auf ö auf einer Zeitung verwandt wurde?“ a beute der Heraldo nicht erscheint, so ist die Widerlegung
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Kräfte mit denen Salamanca's zu messen. Der Umfang ber ersteren dürfte schwer zu berechnen sein. Die meisten der Generale, durch welche er auf die Gesinnungen der Truppen einzuwirken wußte, wie der ältere Concha, Cordova, Cotoner, Roncali, haben sich von ihm zurückgezogen und ihre Entlassung genommen. Ihre Zahl wird so eben noch durch den alten General Manso vermehrt, der schon im Kriege gegen Napoleon wichtige Dienste leistete und jetzt seine Ent⸗ lassung als General⸗Capitain von Aragonien verlangt, weil der Mi⸗ nister⸗Präsident es ihm zum Verbrechen macht, daß sein Sohn als Deputirter für Barcelona zu Gunsten Pacheco's stimmte. Seine Hauptstütze sindet der General Narvaez für jetzt in dem neapolitani⸗ schen Heiraths Projekte. Denn da ohne ihn diese Angelegenheit schwerlich zur Ausführung gebracht werden kann, so werden sowohl die Königin Christine, als auch das französische Kabinet Alles auf⸗ bieten, um den General an der Spitze der Regierung zu erhalten. Auf der anderen Seite weiß aber auch Salamanca sich desselben, von der Nation so übel aufgenommenen Vermählungs⸗Projekts as der schärf⸗ sten Waffe gegen seinen Feind zu bedienen.
Der Theil der moderirten Partei, der sich in seinem Besitzstande bedroht erblickt, sieht dem aufsteigenden Ungewitter mit Bestürzung zu. Die Progressisten, denen Herr Salamanca glatte Worte hinwirft, reiken erwartungsvoll die Hände. Die Parteigänger der karlistischen Heirath läßt er für jetzt unberücksichtigt. Er weiß, daß ihnen nicht beizukommen ist.
Im Deputirten-Kongreß lassen sich jetzt drei Fractionen erkennen: die des Herrn Pacheco, aus unbedingten Gegnern des Gesammt— Ministeriums bestehend; die des Herrn Bravo Murillo, aus Freun⸗ den der Minister Mon und Pidal zusammengesetzt, die aber Gegner oder doch nur schwankende Anhänger des Generals Narvaez sind, und endlich die persönlichen Freunde und Werkzeuge des Letzteren, die sich wiederum mit Mon und Pidal nicht recht verständigen können. So⸗ gar der von der Majorität der Kommission ausgearbeitete Adreß⸗ Entwurf befriedigte die Minister nicht, obwohl sie, um einer größeren Spaltung vorzubeugen, sich darin fügten. Herr Seijas hat einen be— sonderen Entwurf aufgestellt, der die Genehmigung der Partei Pacheco und Salamanca erhalten hat. Die Diskussion der Adresse darf erst beginnen, wenn die des Senates beendigt sein wird.
Die Königin hat den hier anwesenden ältesten Sohn des Infan⸗ ten Don Francisco de Paula zum Brigadier der Kavallerie befördert.
Zproz. baar 364, auf 60 Tage 363. 5proz. baar 23, auf 60 Tage 233.
X Paris, 3. Jan. Nachrichten aus Barcelona vom 28. Dezember zufolge herrschte daselbst eine Gährung unter den Fa— brikanten, weil sich abermals das Gerücht verbreitet hatte, die Re⸗ gierung gedenke in kurzem in Betreff der Baumwollenwaaren das bestehende absolute Verbot der englischen und französischen Fabrikate dieser Art durch Einführung eines Schutzzolles, wodurch das Interesse der inländischen, besonders catalonischen Industrie gewahrt werden solle, zu ersetzen. Die Fabrikanten von Barcelona und der Umgegend traten da⸗ her zusammen und beschlossen, eine Deputation aus ihrer Mitte der Fa⸗ brikanten nach Madrid zu senden mit dem Auftrage, alle ihr geeignet dünkenden Schritte bei der Regierung sowohl als bei den eben ver⸗ sammelten Cortes zu thun. Diese Wahl wurde sogleich vorgenommen, und die Mitglieder der Deputation sind denn auch schon nach der Hauptstadt abgegangen. Indeß sind schon jetzt in Folge der zuletzt aus Madrid eingetroffenen Nachrichten die Gemüther wieder etwas ruhiger geworden.
Im Uebrigen herrscht zu Barcelona wie in den anderen Theilen
von Catalonien Ruhe. Nachdem die Operationen zur Durchführung
des Rekrutirungsgesetzes nun in der Provinz Gerona geschlossen sind, läßt sich das erlangte Resultat übersehen, und es zeigt sich allerdings, ö. die Energie des General⸗Capitains ihn zu dem gewünschten Ziele geführt hat. Trotz der Schwierigkeiten, auf welche die Conscription in dem Lande stoßen mußte, wo sie zum erstenmale durchgeführt wurde, und mancher besonderen ungünstigen Nebenumstände, welche hinderlich einwirkten, sind von den 852 Rekruten, welche die Provinz
der einen Rückgang, obschon Anfangs der Börse höhere C — bewilligt worden bz. sch sang se höhere Course als gestern
schmachvollen Anschuldi dolle s gung ausgeblieben. Der Herzog von tia soll übrigens äußerst 1 und entschlossen sein, seine
7 Pf.; Roggen 2 Rthlr. 4 Pf., auch 1 Rihlr. 2
zu stellen hatte, 779 wirklich gestellt worden, und diese sind bereits fast sämmtlich in die Regimenter eingereiht. Und was sehr bemer⸗ kenswerih ist, keine der übrigen spanischen Provinzen hat vielleicht eine gleich auserlesene Mannschaft gestellt, als eben die Provinz Gerona. Der Catalonier, namentlich der Bewohner der ge⸗ birgigen Distrikte des Fürstenthums, ist von Natur kräftig, ge⸗ wandt und flink, auch von größerer Statur als die Bewohner der meisten anderen spanischen Provinzen, und gerade aus solchen Berg⸗ bewohnern besteht die große Mehrzahl des geronesischen Kontingents mit wenigen Ausnahmen. Wenn nun auch nicht darauf zu rechnen ist, daß die Conseription, eine Art exotischer Pflanze in jenem Lande, selbst in mehreren Jahren schon sich akklimatisiren, vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach noch lange mit dem Widerwillen der Bevöl⸗ kerung zu kämpfen haben wird, so ist doch unverkennbar schon viel damit gewonnen, daß es gelang, sie einmal wirklich durchzuführen. In Barcelona ist die Munizipalität gleichfalls noch immer mit Her⸗ beischaffung der von der Stadt zu stellenden Rekruten beschäftigt. Wenn nach Ablauf der vorgesteckten Frist die vorgeschriebene Anzahl nicht gestellt ist, müssen die Alfalden mit ihrem persönlichen Bermö⸗ gen für Enzahlung der vom General-Capitain Breton angedrohten Gelbstrafen einstehen.
Eisenbahnen.
Berlin- Stettiner kKisenbakln.
Im Monat December 1845 betrug die Frequenz: 17,98 Personen, wosür eingenommen wurden
18,038 Rihlr. 25 Sgr. Abf.
1 Nthlr. 16 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rihlr. 15 Sgr. 7 Pf.; llein
1è Nihir. 16 Sgr. 10 Pf., auch 1 Fhhir. 13 9! 2 P.; Haser ] d 56 Sgr. 7 Pf., auch Rihlr. 3 Sgr. Pf. Eingegangen sind s2 Wispel. Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rihlr. 2 Sgr. 5 Pf., auch 3 Rihir. und 2 Rthlr. 28 83 19 Pf.; Noggen 2 Rihlr. 2 Sgr. 5 Pf., auch z fi große Gerste 1 Rihir. 14 Sgr. 5 Pf.; Haser 1 Rihst. 3 Sgr.
Das Schog Sin i 9 18 t. 20 Sr., auch 8 Rihlr. 10 Sgr. Ceniner Heu 4 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf., — z * hlr. 10 Sgr. Der
Kartoffel ⸗Preise. Der Scheffel 15 Sgr., auch 10 en s
Branntwein - Preise.
Die Preise von Kartoffel ⸗Spiritus waren am 3. Januar 163 — 163
Rthln;, am 6. Januar 163 — 165 Rthlr. und am 8. Januar d. J. 167.
166 Rihlr. (frei ins Haus geliefert) pr. 200 Huart 3 5M , odtt 10, 8060 * nach Tralles. Ren, Ce fu. ohne Geschäst.
Berlin, den 8. Januar 1846.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Berliner Börse.
Den 9. Januar 1846.
Pr. Cour. Rrief. Geld.
Pr. Cour.
Krief. Geld. Gem
Fonds.
Actien. S
*
nel. Fotsd. Bienb. do. do. Prior. Obl. Md. Lp. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Erl. Anh. abgest. do. do. Prior. Obl. Düss. Elb. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Rhein. Eisenb. do. do. Prior. Obl. do. v. Siaat garant. Ob. -Schles. E. L. A do. Prior. do. Lt. B. B. -St. E. Lt. A. u. B. Magd. -Halbst. Eb. Br. - Schw. -Frb. E. do. do. Prior. Obl. 319 Bonn-Kölner Esb. * Mieders ch. Mk. v. e. do. Priorität
St. Schuld-Sch. Prämĩieu- Scheine d. Seeh. à 50 T. Kur- u. Neumärk. Schuldvers chr. Stadt- Obligationen Danz. do. in T. Westpr. Pfandbr. Grossbh. Pos. do. do. do. Ostpr. Pfandhr. Pomm. do. Kur- u. Num. do. Schlesische do. do. v. Staat g. Lt E.
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Gold al marco. Friedrichsdꝰor. And. Gldm. à 5 Th. Disconto.
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Auswärtige Börsen. Amsterdam, 5. Jan.
396 do. 4 3. Ausg. —. 495 Russ. IIope 91.
; rankfurt a. M., 6. Jan. 596 Met. 112 . KFank-Aetien p. 1942. 40. Bayr. Rauk- Acticn 722 Hr. Ilope 90 z CG. Stiegl. S9gz G. Int. 60 *. Poln. 300 Fl. 1023 G6. do. S800 FI. S223. . r
Niederl. wirkl. Sch. 6I IZ. 5095 Span. 24. Pass. 65. Zinsl. 7 8 ss. G5. Linsl. 73. Preuss. Pr. Sch. —. Poln.
HAam burg, 7 Jun. Rank- Actien 1620 hr. Eugl. Russ. 1097 He.
Wien, 5. Dez. 56 Met. 111. A406 4. 1013. 33 — Bank Aetien 161. Aul. de 1839 1603. do. 1839 1225. Nordb. 1885. 6 139 Meil. 1245. Livoru. 1163. Pest. 16063. uad. S8.
Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Allg. Pr. 3tg. i , . 2, 3. 21 statt: „Recapitulation“ zu 53 k ion.
s8, 8õ6 Cir. 76 Pfd. Passagiergepäck, Eil- und Hrachigũter .... ...... ...... ... 15,609 — 13 — 6
Z3, 648 Rihlr. S Sgr. 10 Pt.
Summa. . . . . Im Monat December 1844 wurden ein- genommen
28, 252 Rthlr. — Sgr. 9 Pf.
Mehr eingenommen im Monat Decem- 5.396 Rthlr. S Sgr. 1 Pf. Die Einnahme beträgt vom 1. Januar bis 31. December 1845 Vom 1. Januar bis 31. December 1844
betrug die Einnalime. ...... ......“ 406,856
Melir eingenommen vom 1. Jannar
bis 31. December 1845
A430 204 Rihlr. 6 Sgr. 11 PI.
13 — 442
23, 347 Rihlr. 23 Sgr.
gJandels und Görsen- Nachrichten. Berlin, 9. Jan. Die meisten Eisenbahn⸗Actien erfuhren heute wie⸗
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 8. Januar 1846. Zu Lande: Weizen 3 Rihlr. 4 Sgr. 10 * auch 2 Rihlr. 27 Sgr. 7 Sgr. 7 Pf.; große 89
Meteorologische Beobachtungen.
/p Abends
1846.
Morgens 8. Januar.
Nachmittags 6 Uhr.
Nach einmaliger 2 Uhr.
1090 Uhr. Beobachtung.
Lust¶lruck Lustwärme .... Thaupunkt .... Dunstsãttigung. Wetter
341, 27 Par. 341, 8 Par. 342, g m pr. Quellwürme 7, 7. R. 4 2,0 1. * 3,00 R. 4 3,29 R. Fluss wärme O,0Oν R. 1,0 R. * 0 4* n. 4 1,22 R. Rodenwärme O, a7 R. 92 pCt. S0 pet. 8S5 pCt. Aunsdũnstuung O, 008 Rh. regnĩg. regnig. trüb. Niederschlag O, olg“ RMb. W. W. W. Wärme wechsel 4 2, 0* w. 3,19 R. Tagesmittel: 341, sa“ Fer... 2,7 R... O, 9o R... S6 pct. W.
Wolkenzug .
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 19. Jan. Im Schauspielhause. 6te Abonnements⸗ Vorstellung: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua.
Sonntag, 11. Jan. Im Opernhause. 6te Abonnements⸗-Vor- stellung: Die Vestalin. (Dlle. Lind: Julig.) Anfang 6 Uhr.
Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets zum Parterre à 20 Sgr. und zum Amphitheater 2 10 Sgr. zu haben.
Die zu dieser dritten Aufführung der Oper: Die Vestalin, be⸗ reits angrwiesenen Billets können bis Sonntag, den 111en d., Mit⸗ tags 13 Uhr im Billet⸗Verkaufs⸗Büreau des Schauspielhauses zu den erhöhten Opernhaus⸗Preisen in Empfang genommen werden.
Im Schauspielhause. 7te Abonnements⸗Vorstellung: Nehmt ein Exempel daran! (Dlle. Viereck: die Frau.) Hierauf: Er muß aufs Land. (Dlle. Viereck: Celestine von Drang, als Gastrolle.)
Montag, 12. Jan. Im Schauspielhause. Ste Abonnements Vorstellung: Tartüffe. (Herr Döring: Orgon.) Hierauf: Zwei Genre⸗
bilder.
Königsstädtisches Theater. Sonnabend, 10. Jan. (Italienische Opern⸗Vorstellung.)
ᷣ Zum erstenmale in dieser Saison: Norma. Oper in 2 Akten. Mustk von Bellini. (Sgr. Rita Bassa⸗Borio: Norma, als zweites Debüt.)
— ö
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofsbuchdruckerei.