rungsstoffe sei, Ruhe und Besonnenheit am rechten Platze sein dürste und stimmte ebenfalls gegen den Gottschäldschen Antrag. Dagegen sprach sich Superintendeni Dr. Großmann für denselben aus, indem er es für wünschenswerth halte, den möglichsten Ernst für diese Sache zu zeigen; er beantrage daher zu dem Anttage, des Bürgermeisters Gottschald, um den Zweck desselben noch sicherer zu erreichen, den Zusatz: daß der gegenwärtige Landtag nach Erledigung der Budgets= Vorlage vertagt und dann, wenn das Geseßz vollendet, wieder einberufen werden möge; dieser Antrag fand jedoch nicht die erforderliche Unterstützung. Der Staats-Minister von Zesch au bemerkte, daß die Regierung durch die den Ständen übergebene Vorlage den nöthigen Ernst in dieser Angelegen⸗ heit gewiß bewiesen habe, da aus dem von ihr gemachten Vorschlage zur Wahl einer Zwischendeputation hervorgehe, wie sie selbst einen schnelleren Weg, als den gewöhnlichen, für diesen Gefetzentwurf wünschenswerth halte, und Staats- Rinister von Wietersheim erflärte, daß die Regie- rung aus pflichtmäßiger Ueberzeugung der dringenden Nothwendigteit einer größeren Beschleunigung widerfprechen müsse; ob eine Resorm noth= wendig, fei leicht entschieden, nicht aber so das Wie der Ausführung; dies . sehr reiflicher Erwägung und umfassender Vorarbeiten. Es wurde
sodann über den Punkt sub g abgestimmt und derselbe, wie er von der
Deputation beantragt worden, gegen 6 Stimmen angenommen, und somit der Gottschaldsche Antrag abgelehnt. Der Punkt sub h betrifft die Wahl der von der Regierung für den zu erwartenden Gesetz⸗Entwurf beantragten Zwischendeputation; die Deputation ist mit der Wahl dieser Zwischendepu⸗ fation einverstanden, findet es jedoch angemessen, für die fragliche Geseßvorlage von dem gewöhnlichen Berathungsverfahren abzugehen und schlägt in dieser Beziehung einen bis jetzt noch nicht angewendeten Weg vor, den sie als einen Mittelweg zwischen einer aus beiden Kammern gemeinschaftlich gewählten De- putation und dem gewöhnlichen Berathungs-Verfahren bezeichnet und von welchem sie hofft, daß er die Vereinigung beider Kammern erleichtern würde: daß nämlich beide Deputationen, wenn sie ihre Berathung beendigt hätten und bevor sie ihren Bericht erstatteten, zusammenträten, um einen Vereini- gungs-Versuch zu machen und die sich herausstellende Verschiedenheit der An- sichten möglichst auszugleichen, worauf dann jede Deputation, es möge nun eine Vereinigung erfolgt sein oder nicht, ihren Bericht für sich zu erstatten hätte. Mit dirser Ansicht konnte sich zuvörderst PrCr inz Johann nicht cinverstanden erklären, der das bieherige Berathungs-⸗Verfahren beibehalten wissen wollte und deshalb einen Antrag auf desfallsige Abänderung des De⸗ putations Gutachtens stellte, welchem die Bürgermeister Hübler und Weh—- ner beitraten, und der die Deputation veranlaßte, ihre Ansichten, da auch der Staats ⸗Minister von Zesch au sich gegen dieselben aussprach, fallen zu lassen. Der Satz sub h des Deputañons-⸗Berichts wurde sodann im Sinne des vom Prinzen Johann gestellten Antrags gegen 7 Stimmen an— genommen. Hiermit waren die Aniräge der Deputation erledigt, und nach- dem der Staats⸗-Minister von Wietersheim, um Mißverständnissen vor⸗ zubeugen, nochmals die vorläufigen Ansichten dargelegt hatte, von welchen die Regierung bei der in Rede stehenden Gesetz-Vorlage zur Resorm der evangelisch / lutherischen Kirchen -Verfassung auszugehen gedenke, schritt der Präsident zur Gesammt-Abstimmung und stellte die Frage, b die Kammer die auf das Dekret vom 14. September jetzt einzeln gefaßten Beschlüsse in ihrer Gesammtheit gutheiße und an die Stiaats-Regierung bringen wolle? welche durch Namens- Aufruf von der Kammer einstimmig mit Ja beant⸗ wortet wurde.
Bei Dresden hatte am 29. Januar die Elbe wieder eine so große Höhe erreicht, daß sie am Elbmesser eine Viertel⸗ Elle über 8 stand, fiel aber dann in Folge des mittler⸗ weile eingetretenen Frostes wieder bis unter 7. Wie man von allen Seiten vernahm, hatte die Fluth abermals große Verheerungen an— gerichtet. Zwischen Dresden und Pirna stand das Wasser an einigen Stellen auf der Chaussee. Schandau stand am 28sten Abends größ⸗ tentheils unter Wasser und zwar, nach Verhältniß der höher und tiefer liegenden Gassen, 3 bis 4 Ellen hoch, so daß viele Häuser sogar den Einsturz drohten. Auch der zum Bergstrom angeschwollene Kir⸗ . hatte in dem Thale nach dem Kuhstall großen Schaden an— gerichtet.
Königreich Württemberg. Bei Um war am 26. Januar die Donau, in Folge anhaltenden Thau⸗ und Regenwetters, so bedeutend angeschwollen, daß sie an mehreren Stellen aus dem Ufer getreten war und namentlich auch den dortigen Landungsplatz unter Wasser gesetzt hatte.
Kurfürstenthum Hessen. Die Dorfzeitung, die im vorigen Jahre schon einmal in den kurhessischen Landen verboten, aber späterhin wieder erlaubt worden war, ist nun zum zweitenmale in Kurhessen gänzlich verboten worden.
XX Frankfurt a. M., 29. Jan. Die zwischen dem Kö⸗ nigreich der Niederlande und Belgien durch die Zoll-⸗Erhöhung ent⸗ standene Spannung wird, sicherem Vernehmen nach, einer Verständi⸗ gung nun rascher entgegengeführt. Belgischerseits hofft man, daß diese zu erwartende Uebéreinkunft zu dem Abschlusse eines Handels⸗ Traktats zwischen beiden Nachbarstaaten führen werde, eine Hoffnung, der man aber von Seiten Niederlands nicht so leicht Gewährung verleihen werde. .
Wir sind abermals von einer Ueberschwemmung heimgesucht. Der Main war vorgestern auf eine Höhe von stark 16 Fuß gestiegen und hatte die Straßen des nahen niederen Theiles der Stadt unter Wasser gesetzt. Heute Vormittag war der Fluß etwas gefallen, Nachmittags aber wieder im Steigen begriffen, da das oberländische Wasser nun eingetroffen. Die Rebenfllisse des Mains, alle Bäche und Feldge⸗ wäsfer sind natürlich auch stark ausgetreten und richten großen Scha⸗ den an. Es werden sich im Frühjahr noch manche Nachwehen dieser Ueberschwemmungen zeigen. — Man besorgt, daß die Wintersaat durch die anhaltende Nässe leidet. Die Getraidepreise behaupten bei uns nicht allein ihre Höhe, sondern gehen immer noch höher. Da⸗ durch ist neuerdings ein Aufschlag des Brodpreises erfolgt.
Frankreich.
Deputirten⸗-Kammer. Sitzung vom 26. Januar. Herr Dufaure, der in der Debatte über die Eisenbahn⸗Gesellschaf⸗ ten und die Betheiligung von Deputirten und Beamten an denselben nach den rechtfertigenden Erklärungen des Finanz-Ministers das Wort nahm, stimmte Herrn Grandin darin bei, daß Mitglieder der Kam⸗ mer an großen öffentlichen Bauten theilnehmen könnten, besonders wenn sie vor ihrem Eintritt in diese Versammlung schon Handels- geschäfte betrieben hätten; zu seinem Leidwesen aber sehe er überall als Mitglieder der Eisenbahn-Comit “'s die Namen von Staatsräthen, Mitgliedern des Rechnungshofes und anderen hohen Staats ⸗Beam⸗ fen. Dies habe besonders in den Provinzen großes Erstaunen er— regt, wo die öffentliche Meinung es sich nicht denken könne, daß dergleichen Personen sich bei Speculationen beiheiligten. Jedenfalls seien arge Mißbräuche vorgekommen, und die Regierung müsse in gewissem Maße dafür verantwortlich gemacht werden. Herr Vitet, Fer Berichterftatter der Kommission, bemerkte hierauf, daß letztere allerdings dergleichen Mißbräuche wahrgenommen, aber die Regierung von jeder Schuld davon freigesprochen habe. Herr Grandin er⸗ klärte, sein Amendement, welches diese Mißbräuche rügt und die Hoffnung ausspricht, daß die Regierung die nöthigen Maßregeln zur Berhinderung ihrer Wiederkehr treffen werde, habe durchaus keinen politischen, gegen das Ministerium gerichteten Zweck. Der Minister der öffentlichen Bauten, Herr Dumon: Gegen wen ist es dann gerichtet? Herr Hrandin: Gegen Niemand; es ist blos der Ausdruck Eines Wunsches. Herr Dumon: Das Amendement hat zu Erörterungen geführt, in deren Verlauf die schwersten Anklagen gegen die Regierung erhoben wurden. Auf diese Anklagen ist bereite am Sonnabend geant⸗
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wortet worden. Die Annahme des Amenbdements würde einen starken Tadel gegen die Regierung in sich schließen. Herr Dufaure: Wenn dies der Fall wäre, so würde ich es nicht unterstützen; aber Jedermann, der es liest, muß sehen, daß dergleichen nicht darin ent⸗ halten ist. (Im Centrum wird dies laut bestritten. Herr Du mon: Ich danke dem ehrenwerthen Deputirten für die Erklärung, daß in dem Verhalten der Regierung nichts zu tadeln sei; aber derselbe hat offen⸗ bar den Sinn des Amendements nicht richtig aufgefaßt. Der Prä si⸗ dent ließ nun über das Amendement abstimmen. Als man im Centrum sah, daß Herr Ladoucette seine Kugel in die Stimm⸗Urne für das Amendement warf, erhob sich Murren. Herr Ladoucette schritt verwundert nach der Tribüne zu, als ob er das Wort ergreifen wolle. Der Präsi⸗ dent verhinderte ihn zwar hieran, erhob aber selbst seine Stimme
gegen jene Zeichen des Mißfallens, die er für einen gehässigen An⸗ griff auf die Freiheit und Unabhängigkeit eines Deputirten erklärte: je mehr Gewicht das Land auf die Entscheidungen der Kammer lege,
desto mehr müsse diese die Stimmfreiheit achten. (Beifall.) Es ergaben sich für das Amendement des Herrn Grandin 160, dagegen 209 Stimmen, so daß es mit einer Majorität von 49 verworfen wurde.
Paris, 27. Januar. Das Ministerium soll das Gesuch Louis Napoleons um die Erlaubniß, sich, gegen Verpflichtung zur sofortigen Rückkehr in seine Gefangenschaft auf die erste an ihn gerichtete Auf⸗ forderung, nach Florenz an das Krankenbett seines Vaters begeben zu dürfen, abgelehnt haben, weil die Erfüllung desselben zu den Prä⸗ rogativen des Königs gehöre, an welchen sich deshalb zu wenden sei.
Ibrahim Pascha kömmt am 4. Februar nach Perpignan, bleibt dort bis zum Sten und reist dann über Toulouse, Bordeaux und Nan⸗ tes nach Paris.
Einem Gerücht zufolge, hätte Herr Guizot, nachdem er in be—⸗ stimmte Erfahrung gebracht, daß Herr Thiers und dessen Freunde gegen den Gesetz-Entwurf für Dotirung des Herzogs von Nemours als künftigen Regenten stimmen würden, den Entschluß gefaßt, trotz aller anderweitigen dringenden Anforderungen, diese Frage nicht vor die Kammern zü bringen. Von anderer Seite wird dagegen versichert, Herr Guizot halte sich im Gegentheile jetzt überzeugt, daß ihm die Majorität der Deputirten- Kammer vollständig ergeben sei und ihm bei allen Fragen beistimmen werde; es scheine gewiß, daß er trotz Allem noch im Laufe der gegenwärtigen Session den Dotirungs⸗ Vorschlag einbringen werde; die Anhänger dieses Entwurfs seien der Ansicht, daß die Frage, wenn sie in dieser Session nicht durchgesetzt würde, dann wahrscheinlich wieder auf mehrere Jahre ausgesetzt bleiben müßte, da nach dieser Session allgemeine Wahlen vorzunehmen sein würden und die neue Kammer, wie gewöhnlich, in der ersten Zeit ihrer Wirksamkeit wohl nicht so gesügig sein möchte, daß man von ihr Nachgiebigkeit in dieser Angelegenheit erwarten könnte. Es wird übrigens hinzugefügt, der Minister des Innern, Graf Duchatel, sei in diesem Augenblicke damit beschäftigt, die Aus⸗ sichten auf Erfolg für einen Dotirungs⸗-Entwurf aufs genauste zu be— rechnen, bevor er seinerseits eine bestimmte Entschlußnahme fassen wolle; die persönliche Meinung eines jeden Mitgliedes der Deputir= ten-Kammer über die fragliche wichtige Angelegenheit werde sorglichst erforscht und aufgezeichnet.
Man ist zu Algier sehr besorgt um die Division unter General Arbouville; seit Ende Dezember fehlen alle Nachrichten von diesem Truppen⸗-Eorps. Abd el Kader hat sich in die Wüste, südwestlich von Maslara, zurückgezogen. Der ministerielle Messager erklärt die Nachrichten des Rational und der Quotidienne über ueue Un⸗ fälle, welche die Franzosen in Algerien erlitten hätten, für ungegründet.
Die Sparkasse in Paris, bei welcher in letzter Zeit die Rück⸗ zahlungen fortwährend die Einzahlungen so bedeutend überstiegen, fängt an, sich wieder im Gleichgewicht zu bewegen. In der abge⸗ 6 Woche wurden von 6224 Personen und dabei 849 neuen Einlegern 885,794 Fr. eingezahlt und nur 791,690 Fr. an 1914 Personen zurückgezahst; für 146,071 Fr. wurden Renten für die betreffenden Einzahler erworben.
Die Seine ist durch anhaltende Regengüsse so hoch angeschwollen, daß die Schifffahrt unterbrochen wurde.
Mehrere Blätter hatten berichtet, daß in Folge der dem Herrn Dubrac, französischen Agenten zu Cap Haiti, zugefügten Beschimpfung die französische Fregatte „Thebis“ die Stadt beschossen habe. Das Journal des Débats erklärt diese Nachricht für unbegründet. Am J. Dezember war die „Thetis“ zu Port-au⸗Prince; sie befand sich am 2Xsten noch daselbst und hatte sich von dort nicht entfernt. Die Angelegenheiten nahmen sogar eine Wendung, welche eine baldige und friedliche Lösung erwarten ließ.
Mit dem zu Bordeaux angelangten „Edouard“ sind Nachrichten von Bourbon vom 28sten Oktober eingetroffen. Sie melden, daß die Korvette „Berceau“ nach St. Denis zurückgekehrt war, nachdem sie eine Fahrt an der ganzen Küste von Madagaskar entlang gemacht hatte; der Kommandaͤnt dieser Korvette hatte dort die Unterwerfung der Saklaven angenommen, welche sich gegen die Hovas empört hatten. . Die Rente-Notirung ist heute in Folge mehrerer Gewinn-Reali⸗ sationen etwas gewichen; auch in Eisenbahn-Actien konnte man zu billigeren Preisen ankomnien. Die Aenderungen im Course waren im Ganzen unbedeutend.
X Paris, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der Deputit⸗ ten-⸗Kammer kam das Ämendement eines Mitgliedes der konservativen Majorität, Herrn Darblay, an die Reihe. Dasselbe spricht zwar auch das Bedauern der Kammer über die aus Anlaß der Eisenbahnen vor— gekommenen Mißbräuche der Agiotage an der Börse aus und die Hoff⸗ nung, daß die Regierung Maßregeln treffen werde, der Wiederkehr derselben vorzubeugen, ist aber nicht von einer dem Ministerium feind⸗ seligen Gesinnung eingegeben und bezielt auch keinen Tadel gegen das⸗ selb', wie der Antragsteller im voraus erklärt hatte. Nach Beginn ber Sitzung wurde der zu Rouen neugewählte Deputirte, Herr Rondeau (Konservasiver), zugelassen und vereidigt.
Herr Ladouceite unterstüßt dann das Amendement des Herrn Dar— blay und ergreift diesen Anlaß, Eiklärungen zu geben über einen Vorgang am Schlusse der gestrigen Sitzung, über den er sich beklagt. Es sei falsch, daß er sich in die Nothwendigkeit versetzt gesehen habe, die Aufnahme sei—⸗ nes Sohnes in den Staatsräth nachzusuchen. Sein Sohn habe seine Be⸗ förderung nur seinen geleisteten Diensten zu verdanken, und der Minister habe demselben nur Gerechtigkeit widerfahren lassen. (Gelächter) Auch das fei falsch, als sei er bei den Eisenbahnen beiheiligt gewesen. (Genug! Genug!) Der Präsident erinnerte die Kammer an seine gestern beob⸗= achtete Haltung, er würde Herrn Ladoucette das Wort verweigert haben, wenn er es über das Protokoll verlangt hätte. Die Tages · Hidnung be⸗ zeichne nur die Fortsetzung der Adreß⸗Dislussion, er könne also nicht eine wejtere Verlängerung der angelnüpsten Debgtte zugeben. Die Sitzung bleibt eiwa 10 Minuten unterbrochen. Der Präsident verliest dann das Amendement des Herin Darblay nochmals. Der Berichterstatter, Herr Vitet, erklärt, die Kommission habe im Grunde die im Amendement aus- gefprochene Idee selbst in ihrem Entwurs ausgedrückt. Die Weise, wie sie es geihan, habe vielleicht Herrn Darblay nicht zureichend geschienen, viel leicht fei ihm auch die Sache enigangen. Die Kommission wolle eine neue Fassung des Paragraphen im ige dtn genẽn Sinne annehmen. Demnach soll es nun heißen: „Die Kammer hofft, daß das große Ganze der Aꝛrbei⸗ ien mit einer umsichligen Sorgfalt zum Ziele geführt werden wird, und ohne daß bedauerliche Verirrungen den Erfolg des Associationsgeistes und
die davon erwarteten Wohlthaten gefährden.“ Diese Fassung wird Kammer angenommen.
Herr Vitet verliest nun den ganzen 2ten Paragraphen nach der Fassung. Herr von Tracy giebt nicht zu, was in dem Paragrar n züglich des Ackerbaues gesagt ist. Die Verwaltung befördere ihn 6 wie es sein sollte. Der' Handels—-Min ister rechtfertigt die ern?“ gegen diefen Vorwuif. Herr von Tra cd besieht bei feiner Reben und will als Amendement Weglassung des ganzen Satzes über den . bau. Der Handels-Minister bekämpft das Amendement und vensn Veibehaltung des Satzes. Herr Desmousseaux de Givrs, gen sions-⸗Mitglied, spricht im gleichen Sinne wie der Minister. In . Kartoffelkrantheit, welche Herr von Tracy erwähnt hatte, habe die J rung gethan, was in ihren Gewalt stand. Die vorgeschlagene Weg wird von der Kammer verworfen und dann der ganze 2te Paragray! genommen. .
Der Präsident verliest den dritten Paragraphen, die Finanzlage he fend. Dei Finanz-Minister: Wenn er nur die gegenwärtige zin lage in Betracht gezogen hätte, würde er den Gesetz- Entwurf wegn Renten- Umwandlung vorgelegt haben. Aber er habe auch den zu Zustand des ganzen Landes in Betracht ziehen müssen, den Stand un Anwendung der Kapilalien. Jetzt die Maßregel ausführen wollen, sie seiner Ueberzeugung nach gefährden. Im Interesse des Selin gen. müsse er sie daher vertagen. (Beifall) Der dritte Paragraph win Debatte angenommen.
Beim ten Paragraphen, der die sorgfältige Prüfung der von w gierung vorzulegenden Gesetz⸗Entwürfe durch die Kammer verheißt, win Herr von Tocqueville das Wort dagegen. Er bringt die Sache n der Aenderung des Unterrichts⸗Raihs zur Sprache, wird aber gleich an von mehrmallgem Murren unterbrochen. Die Sitzung dauert fort.
Man versichert, der Kriegs-Minister habe die hervorragen Mitglieder der für die verschiedenen Waffengattungen seinem sterium beigeordneten Comités zu einer Berathung darüber ver
melt, ob der General Levasseur nicht vor ein Kriegsgericht zu i * Es soll en, er Globe bemerkt in seinem Börsen Artikel, daß die Unge⸗
sei, um sich über sein Verhalten zu verantworten. worden sein, vor Fassung eines bestimmten Beschlusses einen In abzuwarten über die Sache, zu welchem unverzüglich der Gem Lieutenant Bedeau, als neu ernannter Ober-Kommandant der vinz Konstantine, aufgefordert werden soll. Durch Briefe aus & stantine vom 14ten erfährt man, daß General Levasseur an sa Tage um 2 Uhr Nachmittags, begleitet von einer schwachen deckung von Spahis und Jägern von Asrika, daselbst eingetn war. Die Infanterie ist zu Setif geblieben und wird, allen E derungen zufolge, noch nicht sobald wieder marschfähig Die Zahl der wirklich und voliständig unverletzt nach Setif zurit kommenen, auch jetzt noch waffenfähigen Leute übersteigt doch,! jetzt gemeldet wird, kaum 250, während die Kolonne wenigsg 2500 Mann stark gewesen war. Die Zahl der nach Setif zun brachten Leichname beträgt 283. Zum Glück fanden die meisten Eis daten eine freundliche Aufnahme bei den Uled⸗-Mtaa in der Sm des Scheikh Messaud des Stammes der Righa, der so lange sithniz hatte unterwerfen wollen, jetzt aber als einer der treuesten Anti beten sich erwiesen hat; dann in der Smala Ben-Ferhat's, ngk gen Kaids einer Abtheilung der Righ«, der von den Franz gesetzt worden war, sich aber nun auch als der wohlwollendste Jun der französischen Soldaten zeigte. Das zu beklagende Unglück ist n erwiesen der Unordnung zuzuschreiben, die unter der Kolonne . gerissen war, und diese hätte wohl nicht einen so hohen Grad reicht, wäre sie nicht von ihrem Führer verlassen gewesen. Dit auch der Punkt, wo dem General Levasseur die schwerste Ven wortlichkeil zur Last fällt. Wer es übrigens auffallend sindet, in Afrika eine so große Menge Schnee gefallen ist, dem ist in innerung zu bringen, daß das Bergland, wo General devasseur ij rirte, an sich schon 4500 Fuß über der Meeresfläche erhaben is in Höhe, welche derjenigen der höchsten Berge in Frankreich — i Spitzen in den Alpen⸗-Departements ausgenommen — fast gleitknm Aus Oran erfährt man, daß bereits Anstalten für den Ran getroffen werben, der im nächsten Frühjahr beginnen soll. M Chef des Geniewesens der Diviston Oran hat Befehl erhalten
Dschemma Gasauat Barracken für 10,0090, Mann und 1509 Pn
zu errichten. Diese Neubauten sind unabhäugig von dem gegenn lig dort schon bestehenden Lager und sollen auf einer Hochebene Südosten des Postens von Dschemma. Gasauat errichtet wen Eine ganz nahe befindliche Quelle liefert vortreffliches Wasser Ueberfluß für Mannschaft und Thiere. Das neue Lager ist be abgesteckt und alles Baumaterial im alten Lager vorhanden.
Großbritanien und Irland.
London, 26. Jan. Wie es heißt, wird Lord Stanles ben im Oberhause die Gründe näher angeben, welche ihn zu dem Rt tritt aus dem Kabinet Peel's veranlußt haben. ö
Die irländischen Parlaments⸗-Mitglieder versammelten sich letzten Freitage in Dublin, um unter dem Vorsitz O'Connels zu s rathen, ob sie den Verhandlungen des Parlaments beiwohnen n welche Stellung sie den ministeriellen Maßregeln gegenüber ein men' sollten. Das Resultat ihrer Berathung war natürlich die. stimmige Annahme des Vorschlags O'Connells, sich im Parlam̃ einzusinden, die Abschaffung der Korn- Gesetze zu unterstützen, in den in der Thronrede angedeuteten Zwangs-Maßregeln gegen diů Irland überhand nehmende Ausübung von Verbrechen, zu wu sprechen, da zuerst die Ursache dieser Verbrechen, welche in dem geordneten Zustande der Pacht⸗Verhältnisse lägen, entfernt wi müßten, ehe man zu Zwangs⸗ Maßregeln schreiten könne.
Die Times nimmt aus den frohlockenden Aeußerungen en französischen legitimistischen Blätter über die neuliche Zusammen des Kaisers von Rußland mit dem Herzog von Bordeaux Vel lassung, die Hoffnungen dieser Partei in einem besonderen A etwas? zu dämpfen, indem sie es als einen Irrthum bezeichnet,? mau in jener Zusammenkunft mehr erblicken wollte, als einen T den die Hoheit einem unglücklichen und irregeführten Fürsten „Wir wollen diese Gelegenheit wahrnehmen“, schreibt die Tit „um einige Bemerkungen über einen den, Frieden Europa's! Glück Englands und das Schicksal der civilisirten Welt so nah gehenden Gegenstand zu machen. Vor allen Dingen wenden uns an eine Ansicht, die ziemlich allgemein und schmeichelhaft sürn nig Ludwig Philipp, doch nichtsdestoweniger irrthümlich und fil Befestigung eines dauernden Bündnisses zwischen Frankreich und Eng und deshalb für die Wohlfahrt Europa's sogar störend ist. Man sth nämlich allgemein anzunehmen, daß, so lange das Leben des gel wärtigen Königs der Franzosen erhalten bleibt und dieser Mon das Steuer in den Händen hält, Fri ede und Sicherheit Europa wahrt bleiben werden, daß hingegen, wenn sein Herrschergeis n länger die Geschicke seines Königreichs lenken und die unbãn . Gesster darnieder halten wird, jene Haupt-Interessen Europa gleich einem schrecklichen Zufall preisgegeben sein werden! R kann uns ferner liegen, als das überaus große Gewicht des ib Ludwig Philipp's in der Wagschale europäischer Souveraine zu terschätzen Und die Lücke in Abrede zu stellen, welche der Tod . Masestät in den Staats-Conseils verursachen würde. Aber das dium der Geschichte der letzten 15 Jahre hätte uns wenig ght wenn wir nicht daraus die fesie Ueberzeugung erlangt hätten, daß die = den Freunden des Friedens und der Ordnung so gefürchtete und n Freunden der Unordnung und Anarchie herbeigewünschte Krisis dur I nicht die Folgen haben werde, welche die Einen fürchten und ve
von
eln
E Anderen mit Frohlocken begrüßen. Wer kann zweifeln, sr atzen Falle alle die Leiter der öffentlichen Meinung, alle die nen konsequenten und, inkonsequenten Unterstützer der seit 15 * herrschenden Politik sich um den Thron des jungen Thron⸗ * schaaren werden, der auf der einen Seite unterstützt wird von n Hhrenhasten Regenten in der Person dee Herzogs von Ne⸗ s, auf der anderen von einer Mutter, mit allen den Gaben aus⸗ wet, welche diese Prinzessin zieren und auszeichnen? Nicht allein ze Männer, wie Guizot, Broglie, Molé, Thiers, Salvandz, Mon⸗ uh sondern auch solche, wie Passy. Odilon Barrot, Dufaure, Billault, arline und Victor Hugo würden die 1830 auf der vernünftigsten Basis ändete Regierung unterstützen nämlich auf der Basis des Frie=
mit dem Auslande und der Sicherheit aller gesetzmäßigen Re⸗ te des folgereichsten Kampfes, welcher die Welt seit den letzten uhren bewegt hat. Die Stellung Englands, der englischen Re⸗ in welchen Händen dieselbe auch sein mag, so wie die des gen Volkes, wird die einer offenen, steimüthigen und rückhalts⸗ jreundschaft und Theilnahme sein. England wird nicht allein Versuch vom Auslande, Zwietracht und Bürgerkrieg in Frank⸗ zu säen, nicht befördern, sondern demselben vielmehr offen ent⸗ ntreten und sich, wenn es nöthig sein sollte, auch widersetzen. sind überzeugt, daß ein solches Verhalten von unserer Seite sei⸗ Lohn aus den Händen jener intelligenten Mittelklassen in Frank⸗ erhalten werde, welche so ehrenhaft und eifrig beschäftigt sind, inneren Reichthum dieses großen und mächtigen Landes zu ent— ( heute Mittag findet im auswärtigen Amte ein Kabinets⸗Rath in welchem die definitiven Beschlüsse in Betreff der am Dienstag
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uschlagenden neuen Handels- und Finanzreformen gefaßt werden
hest, worin sich das Publikum über die genauere Beschaffenheit Peelschen Pläne und Absichten hinsichtlich der Korngesetze fort⸗ rend befinde, den Geldmarkt fast ganz zum Stillstande bringe und äufig allen Fondsspekulationen ein Ende gemacht habe; die hrhest der Börsenmänner sehne sich übrigens so sehr nach einer ilven Entscheidung der Korngesetzfrage, daß sie dieselbe willig seder Partei hinnehmen werde, welche stark genug sei, eine solche iche Entscheidung durchzusetzen.
niederlande.
kus dem Haag, 28. Jan. Gestern fand die feierliche nung des am 22sten d. M. verstorbenen Prinzen Wilhelm l. Die zweite Kammer der General- Staaten ist zum 6. Februar rufen worden.
Herr Mercier, Gouverneur vom Hennegau und ehemaliger Fi⸗ -Minister in Belgien, wird in diesen Tagen hier erwartet, um im rein mit dem General Wilmar, belgischen Gesandten am hiesigen fe, wegen eines Handels⸗-Vertrages zu unterhandeln.
Der Minister des Innern, Baron Schimmelpenninck, hat seine
assung genommen. Einige wollen wissen, Herr Vollenhofen solle
imisisch zum Finanz-Minister ernannt werden, Andere behaupten tgen, ber bisherige Vice⸗Präsident des Gerichtshofes zu Arnhem,
Rau, sei für diese Stelle bestimmt.
Selgien.
Brüssel, 28. Jan. Der Staats⸗Minister, Herr Mercier, ist gestern als belgischer Bevollmächtigter über Antwerpen nach Hol⸗ d abgereist, um die Unterhandlungen auf neuen Grundlagen wie⸗ anzäknüpfen. In Antwerpen hatte er vorher noch eine Unterre⸗ nit den angesehensten Repräsentanten des Handelsstandes. In Musterien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen rscht söt einigen Tagen lebhafte Bewegung, man beschäftigt sich alten mit den Difftrenzen zwischen Belgien und Holland. Der Emancipation wird aus Madrid geschrieben, daß neue spanische Zolltarif den belgischen Linnenwaaren gün er als der alte sei. Es heiße aber, daß die spanische fung dagegen für einige Produkte Spaniens und seiner Kolo⸗ ebenfalls . zu erlangen suche. Unterhandlungen m desfalls schon angeknüpft worden. ̃ Elin ministerielles Blatt berichtet, daß in etwa 14 Tagen das ge erwartelie Gesetz über den mittleren Unterricht den belgischen mern vorgelegt werden solle; es sei aber kein neuer Entwurf,
ndern der von 834 mit einigen Abänderungen.
Fkt. Brüssel, 27. Jan. Die Zollstreitigkeiten mit Holland wer⸗ seßt Gegenstand außerordentlicher diplomatischer Negotigtionen den. Die belgische Regierung hat den früheren Finanz- Minister jetzigen Gouverneur vom Hennegau, Herrn Mercier, zum außer⸗ sentlichen bevollmächtigten Gesandfen ernannt, um im Verein mit im Haag akkreditirten Gesandten, General Willmar, diese Ver⸗ dlungen zu führen. Die Wahl, die auf Herrn Mercier gefallen, zohl zu billigen. Als Minister hat derselbe freilich ein beklagens⸗ shes System verfolgt; das unglückliche, ein unmögliches Gleichge— ht zwischen dem Kolonial⸗ und dem Runkelrüben⸗Zucker be⸗ tende Gesetz ist jetzt in seinen traurigen Folgen noch sam. Sieht man jedoch von diesen prinzipiellen Finanz- zen ab, so kann man Herrn Mercier Geschäftskenntniß und vandtheit nicht absprechen, und in diplomatischen Verhandlungen ber sich gewiß als ein Mann zeigen, der eine Sache von ver— nnen Seiten anzugreifen versteht, falls die ersten Propositionen holländischen Kabinet nicht genehm sein sollten. Dieses Kabi⸗ wird voraussichtlich die Herstellung des status quo, wie er vor ersten Januar bestand, verlangen. Mit der Bewilligung dessel⸗ würde aber Belgien das Urtheil über sein Verfahren sprechen, ches die holländischen Repressalien hervorgerufen; und der iche Gesandte wird, der Ehre seiner Regierung wegen, diese Vorfrage zu beseitigen und unmittelbar die ganze erenz zum Gegenstande der Verhandlungen zu machen suchen. mt das holländische Kabinet nur ein wenig den bel⸗ hen Anträgen entgegen, so zweifeln wir nicht am glücklichen Er⸗ e; denn nach der versöhnlichen Meinung, die hier obwaltet, darf behaupten, daß die Regierung nicht unbedeutende Vergünstigun—⸗ dem holländischen Handel einräumen wird, falls sie nur eine zesson erhält, wodurch sie sich einigermaßen vor den Kammern tjertigen kann. Das Gefetz über die Differenzialzölle hinsichtlich Schifffahrt wird wahrscheinlich durch diese Verhandlungen einen sen Riß erhalten und endlich ganz seine Bedeutung verlieren, so es bis jeßt noch den Hoffnungen, welche man auf dasselbe grün—
leinesweges entsprochen hat. 38 kurzem wird das Gesetz-Projekt über den mittleren Unter⸗ (Kollegien oder Gymnassen) den Kammern vorgelegt und für g Gr son der haupisächlichste Gegenstand des Streites zwischen libtralen und katholischen Meinung werden. Schwerlich wird aber Vandeweyer für dieses Gesetz eine so große Majorität erhalten, Herr Nothomb für das Gesetz über den Primair⸗Unterricht, wel= mn von drei Stimmen verworfen wurde. Die hauptsächlichste e wird aber auch diesmal der Minister in der liberalen Partei
Hen, da die politischen Prin zipien des Ministers zu der Erwartung
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berechtigen, daß das Gesetz im Allgemeinen die gerechten liberalen Forderungen befriedigen und den Grundsatz der Unabhängigkeit der Kollegien von der bischöflichen Gewalt durchführen wird. Ein Vorspiel zu dem demnächstigen Kampfe fand kürzlich statt. Der Stabtrath von Tournay hatte das städtische Kollegium, eines der bedeutendsten im Lande, durch eine tadelnswerthe Conven⸗
tion dem Bischofe in die Hände gegeben, indem die Anstellung
der Professoren von dem entscheidenden Gutachten des Bischofs über die Moralität und religiöse Gesinnung derselben abhängig gemacht und eben so die Verpflichtung eingegangen war, die Professoren ab⸗ zusetzen, über welche sich der Bischof in diesen Punkten zu beschweren hätte. Die Stadt blieb demnach nur der finanzielle Erhalter des Kollegiums, während der Bischof der geistige oder geistliche Leiter wurde. Diese Eonvention war zur Zeit des Ministeriums Nothomb geschlossen worden, und man hat es demselben mit Recht zum Vor— wurfe gemacht, diese Convention nicht, wie es ihm leicht gewesen, vereitelt und eine für die Diskussion des Gesetzes üble Präcedenz be— seitigt zu haben. Ueber diese Convention wurde nun vor einigen Tagen von liberaler Seite eine Interpellation an Herrn Vandeweyer gerichtet, der auch nicht ermangelte, mit ganzer Entschie denheit sich gegen diesen Vertrag auszusprechen. Die Leiter der katholischen Meinung gaben aber eben so unumwunden ihre Sympathie für denselben zu erkennen, so daß, wenn Herr Vandeweyer ein Gesetz über den Kollegial⸗Unterricht nach den von ihm angenommenen Grundsätzen verlangt, die Union, als dessen providenzieller Wiederhersteller er in der bekannten poli— tischen Broschüre des Herrn de Decker bezeichnet wurde, ihren letzten Rettungsanker verliert und das belgische Staatsschiff, wie Herr de Decker weissagte, in den Parteistürmen untergehen dürfte. Es sind jedoch glücklicherweise noch kräftigere Lebens⸗-Elemente vorhanden, als die, welche von der politisch- katholischen Partei repräsentirt werden, und das Schicksal Belgiens hängt keinesweges von dem Schicksal ab, dem diese Partei unvermeidlich entgegengeht.
Schweiz.
Kanton Luzern. (N. 3. 3.) Nachdem die Alten der Leuschen Untersuchungssache, wenigstens zum Theil, der Oeffentlichkeit anheimgefallen sind, ergiebt sich, daß die anfänglich vermuthete und behauptete Theilnahme des Alt⸗Regierungs⸗-Rathes Baumann an der Ermordung KLeu's sich nicht bestätigt. Müller beschuldigt denselben auch gar nicht, daß er ihm etwas versprochen oder gegeben habe. Es erhellt vielmehr, daß Baumann dem Unternehmen Müller's hin⸗ dernd in den Weg trat, indem er, als Müller in Aarau war und da von seinem Vorhaben sprach, die Begleiter desselben, worunter na⸗ mentlich Michel Achermann, aufforderte, sie sollen machen, daß sie mit dem tollen Burschen nach Hause kämen. Ebenfalls veranstaltete Baumann, daß Müller die Besuche, welche er in Aarau bei einigen Herren abstatten wollte, nicht machen konnte. Hieraus erklärt sich auch, warum gegen Baumann weder Kontumazial⸗Verfahren, noch Spezial⸗Untersuͤchung erkannt ist. Unter diesen Umständen wird wohl die badische Regierung den Herrn Baumann schwerlich ausliefern, in⸗ dem es sich nur um seine Bestrafung wegen des Freischaarenzuges handeln könnte, wenn er der luzernischen Gerichtsbarkeit zur Beur— theilung anheimfiele.
Noch an demselben Abend, an welchem Jakob Müller vom Kri⸗ minalgerichte verurtheilt worden war, verlangte er ein Verhör. Er wurde daher am Morgen des Sonntags im Beisein zweier Richter verhört und erklärte nach Ablegung seiner Geständnisse, daß er auf die Appellation verzichte. Diese von ihm selbst unterschriebene Er⸗ klärung wurde isofort dem Präsidenten des Obergerichts übersandt, welches nunmehr einberufen ist und, wie zu erwarten steht, das To⸗ desurtheil bestätigen wird.
Jtalien.
Nom, 20. Jan. Gestern Vormittag hat der Papst in einem geheimen Konsistorium folgende drei Kardinalpriester ernannt: 1) Mons. Wilhelm Heinrich de Carvalho, Patriarch von Lisabon, geboren in Coimbra, 10. Februar 1793; 2) Mons. Joseph Bernet, Erzbischof von Air, geboren in St. Flour, 4. September 1770; 3) Monf. Sisto Riarso Sforza, Erzbischof von Neapel, geboren in Neapel, 5. Dezember 1805. Vor dieser Ernennung hatte der Papst mit den beiden am 24. November ernannten Kardinälen Simonetti und Piccolomini, welche heute als nunmehrige Mitglieder des heiligen Kollegiums zum erstenmal in der hohen Versammlung erschlenen, die gebräuchliche Ceremonie des Mundverschließens und am Ende des Konststoriums das Mundöffnen vorgenommen, wodurch die ueuen Eminenzen von nun an Sitz und Stimme bei allen Berathun—⸗ gen haben. Folgende 14 Erzbischöfe und Bischöfe wurden präkoni⸗ sirt: 1) Patriarch von Antiochia de Maroneti, Mons. J. Gazeno; 2) Mantropolitan von Manila, Mons. J. Aranguren, aus Spanien gebürtig; 3) Erzbischof von Ephesus in part. Mons. Alexander Asi⸗ nari, aus der Familie der Marchese di S. Marzano in Turin, Pr. theol. (Dieser Prälat ist zum Nuntius für Brüssel ernannt); ) Bi⸗ schof von Perugia, Mons. J. Pecci; 5) Bischof von Truxillo in Central⸗ Amerika, Monf. J. J. Madalengoitia; 6) Bischof von Cebu, oder Nome di Gesu (zu der Philippischen Inselgruppe gehörig) Mons. R. imeno; 7) Bischof von Piazza in Sicilien, Mons. C. Sajeva, Dr. theol,; 8) Bischof von Cremona, Mons. B. Romilli; 9) Bischof von Lau⸗ sanne und Genf, Mons. Stefan Marilly aus Freiburg; 10) Bischof von Visen in Portugal, Mons. J. J. de Moura; 11) Bischof von Santa Cruz de la Sierra, Mittelamerika, Mons. E. A. de Prado; 12) Bischof von Caceres (zur Inselgruppe der Philippinen), Mons. V. Barreiro; 13) Bischof von Rueva Segovia, Mons. R. Masoliver aus Spanien und 14) Bischof von Portorico, in Westindien, Mons. F. Fleix y Solans aus Lerida. Das heil. Pallium erhielten die Patriarchen von Antiochia und Manila.
Ueber die vom Papste im gestrigen Konsistorium gehaltene Allocution, welche bis jetzt nicht durch den Druck veröffentlicht ist, sst, vernimmt man, daß er bei Ernennung der fünf spanischen Bischöfe Ifabella II. „die Königin von Spanien und Indien“ nannte, so daß diese also vom heiligen Stuhl nun förmlich anerkannt ist. Außerdem sprach er zur hohen Versammlung von dem Besuch des Kaisers von Rußland, mit dem Bemerken, er hoffe die nun eingeleiteten Unter— handlungen mit der russischen Regierung in Betreff der Religions— freiheit der Katholiken würden zu einem erfreulichen Schlusse führen; er rechne hierbei auf die Gerechtigkeitsliebe des Kaisers. Auch empfahl er der hohen Versammlung, mit ihm vereint zu Gott zu bitten, der die Herzen der Fürsten lenkt, daß der Kaiser von Nuß land den Glaubensgenossen in seinem Reiche allen religiösen Druck abnehme.
Palermo, 19. Jan. (D. A. 3.) Heut fiüh war in der griechi⸗ schen Hauskapelle von Slivuzzo Gottesdienst zu Ehren der feierlichen Verlobung Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Württem⸗ berg mit Ihrer Kaiserl, Hoheit der Groß fürstin Olga. ich 9. dem Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin geht es merk- ich besser.
Spanien.
3 Madrid, 21. Jan. Als ich vorgestern die schwierige Lage der Minister zu entwickeln suchte und die immer steigenden Be—
sorgnisse, daß über die Hand der Königin ohne Berücksichtigung der einstimmigen Meinung der Nation verfügt werden würde, als die Ursache der allgemeinen Aufregung bezeichnete, konnte ich kaum die Schritte ahnen, die gerade damals von beiden Seiten her gethan wurden, um die besprochene Vermählungs- Frage einer schleunigen Lösung zuzuführen.
Auf der einen Seite wollte man nämlich wissen, daß die künf⸗ tige Vermählung der Königin Isabella mit dem Grafen von Trapani, als Familien⸗Angelegenheit, bereits beschlossen wäre und seit einigen Tagen den Gegenstand der Berathschlagungen der Minister ausmache. Auf der anderen Seite drängte sich einer großen Anzahl von Depu⸗ tirten die Ueberzeugung auf, daß ihnen die Pflicht obläge, die Stimme der durch sie vertretenen Nation an die Königin selbst gelangen zu lassen, ehe ein unwiderruflicher Entschluß gefaßt würde. Die öffent- liche Meinung hat sich freilich nur zu laut in den Blättern aller Par⸗
teien ausgesprochen, man weiß aber, daß es der jungen Königin nicht
gestattet wird, ihre Blicke auf irgend ein Zeitungsblatt zu werfen.
Vorgestern Abend wurde unter den Mitgliedern der Majorität des Kongresses, also unter den dem Ministerium ergebenen Deputir- ten, nachstehende Schrift zur Unterzeichnung in Umlauf gesetzt:
„Die unterzeichneten Deputirten, auf das tiefste überzeugt, daß die Vermählung der Königin mit Sr. Königl. Hoheit dem Grafen von Trapani den Interessen des Landes, den Institutionen und der Befestigung der Monarchie nachtheilig sein würde, verpflichten sich, sich zu versammeln, um aus ihrer Mitte einen Ausschuß zu ernennen, der sich mit den Ministern der Königin besprechen und von ihnen die förmliche Zusage verlangen soll, daß sie zu der erwähnten Vermäh⸗ lung weder ihre Zustimmung, noch ihren Rath ertheilen werden.“
Noch an demseiben Abend unterzeichneten mehr als vierzig der Majorität angehörende Deputirte, unter ihnen viele hohe Beamte, Herr Bravo Murillo, der General Don José de la Concha, die Ge⸗ nerale Dribe und D. Luis Armero, der Gefe politico von Madrid, diese schriftliche Verpflichtung. Daneben ersuhr man, daß dieselben Deputirten entschlossen wären, an die Königin selbst eine Vorstellung im bezeichneten Sinne zu richten, falls die Minister sich weigern sollten, die verlangte Erklärung abzugeben. .
Während der? gestrigen Sitzung des Kongresses blieben die Sitze der Deputirten fast ganz leer, um so lebhafter waren aber die De⸗ batten, welche im Konferenzsaale stattfanden. Die Minister sprachen, wie man erfährt, den Deputirten das Recht ab, mit dergleichen Ma⸗ nifestationen hervorzutreten, während Letztere behaupteten, die Macht der National-Vertretung erkenne keine andere Gränze an, als die des allgemeinen Wohles. Da immer mehr Deputirte sich hinzudräng-⸗ ten, um die Schrift zu unterzeichnen, so zogen die Minister sich zu einer Berathschlagung zurück. In Folge derselben sollen sie beschlossen haben, jede Erklärung über die Vermählung der Königin mit dem Grafen von Trapani zu verweigern und den Kongreß aufzulösen, falls die Mehrzahl der Deputirten den beantragten Schritten sich an- schlösse. Auch hieß es, daß alle Beamte, welche auf diesen Schritten beharren würden, abgesetzt werden sollten.
Die Deputirten, welche obige Schrift unterzeichnet hatten, ver⸗ langten von dem Präsidenten des Kongresses die Ermächtigung, sich gestern Abend im Sitzungssaale versammeln zu dürfen. Diese wurde verweigert. Ein hoher Finanzbeamter bot darauf seine Wohnung als Versammlungsort an, allein der Finanz-Minister widersetzte sich unter dem Vorwande, daß das Haus Eigenthum des Staates wäre.
Unterdessen beharren die erwähnten Deputirten der Majorität auf ihrem Entschluß, und die moderirte Oppositions⸗Partei hat zwar bis jetzt sich ihren Schritten nicht ausdrücklich angeschlossen, jedoch von jeher laut genug ihre Ansichten über das neapolitanische Ver⸗ mählungs⸗Projekt ausgesprochen.
Der Bersuch eines Aufstandes in Catalonien ist in seinem Ent⸗ stehen und ohne Dazwischenkunft der Behörden unterdrückt worden. Der General Prim hat noch vor kurzem aus Frankreich dem Mini- ster-Prästdenten geschrieben, daß die Königin und die Regierung auf seine Treue zählen könnten. Die Bestätigung steht zu erwarten. (S. das Schreiben aus Paris im gestrigen Blatte der Allg. Preuß. Ztg.)
Gleich nach der Ankunft des Infanten Don Enrique in Co- ruña stellten einige der angesehensten Einwohner ihre Wohnungen und Equipagen zu seiner Verfügung. Dann aber empfing der In⸗ fant die Offiziere der aufgelösten National⸗Miliz und ließ sich in eine Unterhaltung mit ihnen ein. Einige Handwerker sangen unter seinen Fenstern „patriotische“ Lieder ab, deren Text der Infant sich aus— bitten ließ. Abends stellten 5 — 00 Menschen sich vor seiner Woh—⸗ nung ein, um ihm mit einer Nachtmusik zu huldigen. Die Behörden trieben jedoch den Haufen aus einander und bemächtigten sich der Rädelsführer.
Die Minister haben sich darin gefallen, im Kongresse die Depu⸗ tirten der Opposition als selbstsüchtige Börsen⸗Spekulanten zu bezeich- nen. Dies hatte zur Folge, daß der Tie mpo gestern sagte: „Möge die Regierung deutlich und ausdrücklich erklären, daß keiner der ge⸗ genwärtigen Minister sein Vermögen einem Börsenspiele verdanke, ünd ohne weitere Prüfung, ohne weitere Diskussion und ohne weitere Zögerung werden wir ihnen das Recht einräumen, die Uebrigen wegen Fehltritten anzuklagen, die sie selbst nicht begingen. Bis dahin, und so lange der Minister-Präsidenk nicht in eigenem Namen und in dem der gaͤnzen Regierung seine Stimme erhebt und die Namen derer nennt, welche ihre Stellung mißbrauchten, um sich durch das Steigen oder Fallen der Staatspapiere zu bereichern, sind diese Beschuldigun— gen Brandkugeln, die, man weiß nicht über wem, zerplatzen.“
Von allen Seiten gehen Vorstellungen der Geistlichen ein, die sich beklagen, noch nicht die Hälfte ihres vorjährigen Gehalts empfan— gen zu haben.
Nachschrift. Die Deputirten der Opposition erboten sich, wie zu erwarten stand, sich den Schritten der gegen das neapolitanische Vermählungs-Projekt auftretenden Majorität anzuschließen, zogen sich jedoch zurüch als letztere den Wunsch ausdrückte, in dieser Angelegen⸗ heit ohne Mitwirkung der Opposition handeln zu können, damit es nicht den Anschein hätte, als ob man die Vermählung der Königin zum Gegenstande eines Parteienstreites mache und aus einer Natio— nalfrage in eine ministerielle umwandle. Der General Narvaez be— harrt darauf, jede Erklärung über das erwähnte Projekt zurückzuwei⸗ sen und mit Auflösung des Kongresses zu drohen.
Gestern Abend erschien der Adjutant des Generals Narvaez, Oberst G. (ein Ausländer), auf dem Kasino und richtete an dessen Vorsteher, Herrn Salamanca, in Gegenwart vieler angesehener Per- sonen und in eignem Namen eine Herausforderung, weil er seinen Chef, den General Narvaez, durch einen Artikel im Universal be— leidigt hätte. „Wenn ich“, erwiederte Herr Salamanca, „den Ge⸗ neral Narvaez beleidigt habe, so ist es an ihm und nicht an Ihnen, mich herauszufordern.“ Als sich nun ein Wortwechsel entspann, rich⸗ tete der General Cordova an den Obersten G. die Worte: „Wir lönnen unmöglich glauben, daß der General Narvaez seinen Lakaien hierherschicken werde, um ein Mitglied unserer Gesellschaft insultiren zu lassen“, und veranlaßte den Obersten, sich zu entfernen. Es ver— steht sich von selbst, daß der General Narvaez nicht die geringste Kenntniß von dem Vorhaben seines Adjutanten hatte.
3proz. auf 60 Tage 323; 5proz. auf 60 Tage 233.
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