den, nach dem Vorbilde früberer Vorgänge, zunächst die Superinten- denten unter dem Vorsitze des General⸗Superintendenten eingeladen. Um aber eine noch breitere Basis der Berathung und eine Ver⸗ tretung der verschiedenartigen Lehrkräfte der Kirche zu gewinnen, wurde, außer den Militair⸗ Oberpredigern und Deputirten der theo- logischen Jakultäten der Landes- Universitäten, auch aus jeder Diözes ein von der Geisilichkeit des Kreises freigewählter Geistlicher zur Theilnahme berufen. .
Den Provinzial⸗Synoden wurde das gesammte Material der Kreis ⸗Synodal⸗Verhandlungen zur Berathung berwiesen und neben der Begutachtung einzelner, der Beachtung besonders empfohlener Punkte ihnen die volle Freiheit gewährt, aus dem Kreise der Kreis- Syno⸗ dal⸗Verhandlungen oder eigener 6 alles dasjenige her⸗ vorzuheben, was sie nach ihrer gewissenhasten Ueberzeugung für noth⸗ wendig erachten würden. . . .
In weicher Weise die Provinzial⸗ Synoden ihre Aufgabe zu lö⸗ sen bemüht gewesen, ist aus den öffentlich gedruckten Verhandlungen derselben zu ersehen.
Der Gang der Entwickelung ist in diesem Wege soweit vorge⸗ schritten, daß gegenwärtig die Berufung einer allgemeinen Landes⸗ Synode als der Schluß sich herausstellt, durch welchen die aus den unteren kirchlichen Kreisen heraufgestiegene Berathung in ein Nesultat zusammengefaßt und der Weisheit des obersten Schutz- und Schirm⸗ herrn der Kirche anheimgestellt werden kann.
Des Königs Majestät haben bereits bei verschiedenen Gelegen⸗ heiten, und zuletzt in den Landtags⸗Abschieden des vorigen Jahres, diese Ihre Allerhöchste Intention auszusprechen geruht. Gegenwärtig ist die definitive Allerhöͤchste Entscheidung erfolgt, und der Zusammen-⸗ tritt einer evangelischen General- Synode für die ganze Monarchie wird unter dem Vorsitze des Ministers der geistlichen Angelegenheiten zu Pfingsten dieses Jahres in der Hauptstadt des Landes stattfinden.
Die General⸗Synode wird nicht blos aus Abgeordneten der öst= lichen Provinzen der Monarchie, sondern auch der Rhein ⸗Provinz und der Provinz Westphalen gebildet sein und so die Interessen und gef e fris⸗ der evangelischen Kirche bes ganzen Landes ins Auge assen.
An der General⸗Synode werden Theil nehmen:
IJ. An geistlichen Mitgliedern: sämmtliche General⸗Superinten= denten, der Vice⸗General⸗Superintendent der Rhein⸗Provinz und der stellvertretende General-⸗Superintendent des Markgrasthums Nie⸗ derlausitz; der Bischof Dr. Eylert, die vier Hof⸗ und Dom⸗Prediger und der Feldprobst, Letztere in Betracht ihrer amtlichen Stellung zu dem Ministerium der geistlichen Angelegenheiten; ferner die sechs Asses⸗ soren und die sechs Skribä der letzten Provinzial⸗Synoden in den östlichen Provinzen, die beiden Präsides und die beiden Assessoren der rheinischen und der westphälischen Provinzial⸗Synode, endlich sechs Professoren der Theologie von den sechs Landes⸗Universitäten, die durch die theologischen Fakultäten erwählt werden.
An weltlichen Mitgliedern: die acht Präsidenten der Pro⸗ vinzial⸗Konsistorien, wobei den darunter befindlichen Ober⸗-Präsidenten gestattet ist, falls ihre anderweiten Amtsgeschäfte sie verhindern soll⸗ ten, während der ganzen Dauer der Synodal-Versammlung gegen- wärtig zu sein, sich ganz oder zeitweise durch ein anderes weltliches Mitglied des Konsistoriums vertreten zu lassen; sechs evangelische Professoren des Rechts von den sechs Landes- Universitäten, welche von den evangelischen Gliedern der juristischen Fakultäten in gleicher Weise, wie die Professoren der Theologie von den theologischen Fa⸗ kultäten, gewählt werden, wobei besondere Rückhsicht auf die mit dem kanonischen Recht vorzugsweise vertrauten Lehrer genommen werden wird; endlich aus jeder der acht Provinzen der Monarchie noch drei Laien⸗Mitglieder, deren Wahl in folgender Weise veranlaßt werden wird. In jeder der sechs östlichen Provinzen der Monarchie werden der Ober⸗ Präsident und der General-⸗Superintendent gemeinsam achtzehn Per- sonen bezeichnen, welche, als gottes fürchtige und kirchlich ge sinnte Männer be⸗ kannt, eines besonderen Vertrauens als solche in der Provinz ge⸗ nießen. Dies Verzeichniß wird jedem Mitgliede der letzten Provinzial- Synode mitgetheilt, um durch Stimmzettel diejenigen Mitglieder dar⸗ aus zu wählen, welche es für die geeignetsten zur Theilnahme an der General- Synode erachtet. Der Sber⸗Prästdent mit dem General⸗ Superintendenten haben nach den eingesandten Stimmzetteln diejeni⸗ gen drei Personen zu designiren, welche die relative Stimmen⸗Mehr⸗ heit für sich haben; nöthigenfalls aber aus denjenigen, für welche hierbei etwa eine gleiche Stimmenzahl, sich ergeben sollte, die zu wählen, welche ihnen selbst als die geeignetsten erscheinen. In den beiden westlichen Provinzen sind die Männer des öffentlichen Vertrauens schon in denjenigen Gemeinde- Aeltesten gefunden, welche in Folge der auf sie gefallenen Wahl an der letz= ten Provinzial⸗Synode Theil genommen haben. Es wird, daher das Modteramen jeder der beiden Provinzial⸗Synoden aus diesen Män- nern drei Personen zur General⸗Synode berufen, welche nach seinem Ermessen dazu vollkommen geeignet sind.
Die General⸗Synode wird hiernach aus 75 Mitgliedern, und zwar möglichst zu gleichen Theilen aus geistlichen und weltlichen, bestehen. Den Vorsttz in derselben haben des Königs Majestät dem Minister der geistlichen Angelegenheiten zu übertragen geruht, mit der Maßgabe, daß derselbe sich lediglich auf die formelle Leitung der Geschäfte be⸗ ziehen wird, ohne eine Betheiligung an der Abstimmung selbst. Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist gleichzeitig beauftragt, die Geschäfts⸗Ordnung für die Synodal⸗Versammlungen und Aibeiten zu bestimmen. Der General⸗Synode wird es überlassen, aus ihrer Mitte einen Vice⸗Präsidenten zu erwählen, der den Vorsitzenden in Behinderungsfällen zu vertreten hat.
Durch diese Zusammensetzung werden die Elemente der kirchen= regimentlichen Erfahrung, der mit der evangelischen Kirche in Deutsch⸗ land stets innig verbundenen Wissenschaft und der unmittelbaren An⸗ schauung der Gemeinde ⸗Verhältnisse, sowohl von geistlicher als von weltlicher Seite, zu den Berathungen der General⸗Synode herange⸗ bracht werden, um aus deren Vereinigung ein reifes Urtheil über die Bedürfnisse der evangelischen Landeskirche nach allen Seiten hin zu gewinnen.
Der General- Synode wird das gesammte, in den vorbereiten den Kreis⸗ und Provinzial⸗Synoden entwickelte Material zur weite⸗ ren Verarbeitung überwiesen werden; es bleibt aber auch ihrem Er⸗= messen freigestellt, andere Gegenstände, die sie dem Wohle der Kirche für heilsam erachtet, aufzunehmen und sich darüber auszusprechen.
Drutsche Gundesstaaten.
Königreich Hannover. Se. Majestät der König nnz am 3. Mai den Königl. preußischen außerordentlichen Gesandten un bevollmächtigten Minister, Kammerherrn Grafen von Seckendorf, in einer Privat⸗Audienz, in welcher derselbe die Ehre hatte, ein Schrei- ben seines Souverains zu überreichen. — Se. Durchlaucht der Herzog von Holstein⸗Sonderburg-⸗Augustenburg traf am 4. Mai in Hanno⸗ ver ein.
Großherzogthum Baden. Die Abgeorbneten beider Kammern der badischen Stände⸗-Versammlung waren am 2: Mai in Karlsruhe größtentheils eingetroffen, und die anwesenden Mitglieder der zweiten Kammer versammelten sich an diesem Tage zu einer vor⸗ berathenden Sitzung, um den Alters⸗Präsidenten und die interimisti⸗
—
552 schen Secretaire zu ermitteln. Als Alters⸗Präsident wurde der Ab- geordnete Dr. Kern, als Secretaire die Abgeordneten Helmreich, Brentano und Bassermann bezeichnet. Die Eröffnung der Stände⸗ Versammlung war auf den 4. Mai festgesetzß und sollte im Höchsten Auftrage und im Namen St. Königl. Hoheit des Großherzogs durch den Präsidenten des Ministeriums des Innern geschehen.
Großherzogthum Oldenburg. Der in Oldenburg be⸗ findlichen Militairschule der , , e. Brigade steht eine Veränderung bevor, indem in Jukunft zur Aufnahme in dieselbe ein gewisser Grad wissenschaftlicher Vorbildung und ein Alter von wenigstens 17 Jahren erforderlich ist, während bisher schon mit dem 14ten Jahre der Zutritt gestattet war.
Frankreich.
Paris, 3. Mai. Die Anrede, welche der aposlolische Nuntius vorgestern im Namen des diplomatischen Corps an den König richtete, lautete folgendermaßen: „Sire! An diesem schönen Fest (dem Na- menstage des Königs) empfindet das diplomatische Corps, als treues Organ der Gefühle der Souveraine, die es zu repräsentiren die Ehre hat, das Bedürsniß, der göttlichen Vorsehung für den sichtbaren Schutz zu danken, mit welchem sie, durch ein sechstes Wunder, Ihre so kostbaren Tage bewachte, indem sie die Anschläge eines nichtéwür⸗= digen Königsmörders vereitelte. Mit seinen Danksagungen und Gülückwünschen vereinigt das diplomatische Corps die aufrichtigsten Wünsche für das vollkommene Wohlergehen Ew. Majestät, Ihrer erhabenen Familie und Frankreichs. Diese Wünsche, Sire, steht es täglich durch neue häusliche, Ihrem Vaterherzen so theure Tröstungen und durch die Ihrem Kön iglichen Herzen so theure Wohlfahrt der Welt erfüllt. Diese Wohlfahrt ist die be⸗ wundernswürdige Frucht der Erhaltung des allgemeinen Friedens, und dieses Wunderwerk verdankt man den von tiefer Weisheit durch⸗ drungenen Bemühungen und den kraftvoll- beharrlichen Anstrengun⸗ gen Ew. Majestät und der anderen Souveraine, so wie der vollstän⸗ digen Einigkeit ihrer Kabinette. Gott wird Ihnen auch ferner seinen allmächtigen Schutz angedeihen lassen, und Ihr Fest wird in all sei= ner Schoͤnheit noch lange Jahre glänzen. Genehmigen Sie, Sire, mit diesen Wünschen und Gratulationen des diplomatischen Corps zugleich die Huldigung seiner tiefen Ehrerbietung.“
Hierauf antwortete der König: „Ich bin wahrhast bewegt von den Gesinnungen, welche Sie Mir auf so rührende Weise im Namen des diplomatischen Corps ausdrücken. Sie wissen, mit welchem Ver⸗ gnügen Ich stets den Ausdruck derselben empfange; in einem Augen⸗ blick aber, wo Meine Tage, die der Königin und eines Theils Meiner Familie durch die göttůiche Vorsehung vor der Gefahr bewahrt worden, die ihnen drohte, ist es Mir sehr trostreich, Sie in den Danksagungen, welche wir Gott darbringen, sich mit uns ver⸗ einigen zu hören. Eben so wünsche Ich Mir gern mit Ihnen Glück zur Erhaltung des Friedens, der durch die Weisheit und das gute Einvernchmen der Regierungen jetzt so glücklich befestigt ist; und wenn Ich die Fortschritte betrachte, welche vermöge dieser Wohlthat des Himmels alle Nationen in ihrem Gedeihen gemacht, so ist es uns wohl gestattet, uns mit Freuden glücklich zu preisen ob des Erfolgs unserer gemeinsamen Anstrengungen. Ich danke Ihnen hergzlichst für die Wünsche, welche sie Mir für Meine Familie und für Mich dar- bieten, und es vereinigt sich diese mit Mir, um Ihnen zu bezeugen, wie werth dieselben uns sind.“
In der Antwort auf die Glückwünsche der Pairskammer sagte der König unter Anderem: „Ich begreife Ihre Zurückhaltung im Angesicht der Pflichten, welche der Pairokammer durch die Charte auferlegt sind (sich als Gerichtshof über das Attentat zu konstituiren); doch dies hindert uns nicht, uns in Danksagungen gegen Gott für die Mir besonders durch Erhaltung der Meinem Herzen so theuren Wesen, die Mich in diesem schrecklichen Augenblick umgaben, erwiesene Gnade zu vereinigen.“ Hier wurde der König von so heftiger Gemüths⸗ bewegung ergriffen, daß er nur mit Mühe seine Antwort beendigen konnte. Dem Präsidenten der Deputirten⸗Kammer erwiederte Se. Majestät zuvörderst: „Mit Freude sehe Ich, wie Sie sagen, alle Meinungs⸗ Rüancen, denn ich nehme nur NRüancen an (je madmets que des nuances), in dem Gefühl, welches Mich umgiebt, sich verschmelzen.“ Die Antwort schloß mit den Worten:; „Die Freiheit aller Franzosen wollt Ich gewährleisten, und indem Ich sie gegen alle Angriffe auf⸗ recht erhielt, glaubte Ich Mich des schönsten Titels würdig zu ma⸗
en, , wurde, des Titels König der Franzosen.“
Der König hat nach dem Attentat von Fontainebleau unverzüg— lich in einem Schreiben die Königin Victoria von diesem Ereigniß in Kenntniß gesetzt, und die Königm von England hat auf der Stelle in einem cigenhändigen Schreiben geantwortet. Es heißt, der König habe in seinem Schreiben gesagt, er verzichte nicht auf die Hoffnung, die junge Königin die Königlichen R. sidenzen von Saint-Cloud, Ver- sailles und den Tuilerieen durch ihre Gegenwart verschönern zu sehen. Die Königin soll geantwortet haben, sie wünsche lebhaft, die beab- sichtigte Reise zu machen, und die Frage liege ihren Ministern zur Berathung vor.
Ibrahim Pascha hat im Palast Luxembourg die Schlachtgemälde des dortigen Museums mit befonderer Aufmerksamkeit betrachtet. Als er aber das „Gemetzel der Mamelucken“ von Horace Vernet sah, wendete er den Kopf ab und sagte, dies sei nicht das Bildniß seines Vaters. Jemand bemerkte ihm, daß Horace Vernet dasselbe vor zwanzig Jahren aus dem Gedächtnisse gemalt habe, allein diese Er⸗ klärung schien ihn nicht zu befriedigen. Vor dem „Gemetzel von Chio“ ging er, nachdem er nach dem Gegenstande gefragt, schnell vorüber. Es heißt, die Reise Ibrahim Pascha's sei nicht eine bloße Vergnügungsreise, sondern die Grundlagen eines neuen Handels- Verirags zwischen Frankreich und Aegypten seien bereits sestgestellt.
Der Rational berichtigt eine vom Constitutionne! veröf⸗ fentlichte Angabe. Dieses Journal hatte behauptet, der Infant Don Henrique mache in Bayonne täglich Spazierritte in Gesellschaft des Generals Narvaez. Der National sagt dagegen: „Narvaeg, als er in Bayonne ankam, suchte um eine Zusammenkunft mit dem Prin- zen nach. Sie war kurz und kalt, in der That ein bloßer Etikette⸗ Besuch. Von diesen Augenblick an bestand lein Verkehr mehr zwischen diefen beiden Flüchtlingen, und man machte die Wahrnehmung. daß das Verhalten der französischen Behörden gegen den Einen und den Anderen auch sehr verschiedener Art war.“
Die vereinigten Kammern des Königlichen Gerichtshofes von Paris haben die Sache des Herrn Ledru nunmehr entschieden. Es war gestattet worden, zu seiner Rechtfertigung manche Erklärungen zu
eben! Der Gerichtshof genehmigte den Antrag des General⸗Pro- urators und entschied, den Beschluß des Disziplinar⸗Raths verwer—= fend, daß Herr C. Ledru von der Liste der Advokaten definitiv gestri= chen werden solle. ;
Man hat den oberen Theil des Wagens, worin sich der König nebst seiner Familie bei dem Attentat besand, nach Paris gebracht. Ein Sachverständiger ist auch vom Kangler der Pairs-Kammer er- nannt, um im Walde von Fontainebleau den genauen Plan der Orte, wo das Verbrechen begangen wurde, aufzunehmen.
Der Assisenhof des Seine⸗Departements hat sich vorgestern von neuem mit dem „Pandemonium, charivarischer Almanach des Antichrist
den Ich kenne, und der Mir durch die Stimme Meiner Nation
Der Verfasser, durch die Geschwore 4
von Blanc“ beschäftigt. D asser, schuldig erklärt, wurde zu einer Gefängnißstrafe von einem Jahn zu einer Geldbuße von 4000 Fr. verurtheilt. Der Drucker freigesprochen. ; ;
Rach den letzten Nachrichten aus Saint-Etienne hat dat der Kohlengräber ein Ende genommen. Der Präfekt der w am 23. April nach Montbrison zurückgekehrt.
Anm 560. April kam der Präfelt des Nord⸗Departeme einem am nämlichen Morgen von Paris abgegangenen best Eisenbahnzuge zu Lille an. Die Fahrt wurde in ungefäh Stunden zurückgelegt. . ;
Die Gazette de France ist vorgestern in ihren Bürn Beschlag genommen worden.
x Paris, 2. Mai. Alles scheint zu beweisen, daß die von den letzten Niederlagen, die Abd el Kader erlitten, bei Deirah eine große Gährung hervorgebracht hat. Es scheint daß die Nachticht davon von dem Emir selbst durch ein an d schiedenen Chefs gerichtetes Schreiben gegeben wurde, worin zu den äußersten Anstrengungen auffordert, um ihn aus der men Lage zu ziehen, in welcher er sich besindet. Die auf dem Ufer der Maluig gelagerten Stämme, besonders die erst kürzli gewanderten, sollen die Deirah verlassen haben, trotz der Befel des Einflusses des Kalifa Mustapha Ben Tamy, der aber nicht die chende Macht besitzt, sie gegen ihren Willen zurückzuhalten. Ihre R wäre wohl bereits erfolgt, hätten sie nicht Furcht, von dem mä Stamme der Beni⸗Snassen auf der Rückkehr überfallen und n setzung ihres Weges aufgehalten zu werden. Dreißig It Stammes der Hazedschs waren dessenungeachtet seit einigen schon zu Ain Temuschen angekommen. Um der strengen Auss Beni⸗Snassen zu entgehen, mußten sie sich samilienweise in hu birgen zerstreuen und für Hirten oder dienstthuende Leute ohne und anderen Besitz sich ausgeben. Die letztere Älasse, die zu Lande Kremamis nennt, verdingt sich zur Feldarbeit ge fünsten Theil der Aerndte. So gelang es shnen, nach dem d zösischen Gränze am nächsten gelegenen Dorfe zu kommen, n mußten sie dem Orte vorsteher ein beträchtliches Weggeld bezaj die Erlaubniß, den Kiß zu überschreiten. Bereits kündet nahe Ankunft noch anderer Zelte desselben Stammes an.
Am 17. April erschien ein feindliches Streifcorps von 150 Mann der Beni-Mettar und der Uled Balego auf der von Tlemsen nach Oran auf der Höhe von Ain Takebalet im
zwei von Oran an den General Cavaignac abgesendete Coun * Diese wurden völlig ausgeplündert und erst, nachdem sie den corps zwei Stunden Weges in südöstlicher Richtung hatten
müssen, wieder losgelassen. Doch war es diesen Courieren nn
zeitig gelungen, ihre Depeschen in ein Gebüsch von Zwergp
werfen; mitten in der Nacht erschienen sie im Lager von Ain
schen. Dort wurde ihnen eine Abtheilung Truppen zur Bed gegeben, um die Depeschen zu holen und sie bis zum Isser zu fen, wo eine Kolonne unter dem Obeisten Chadeysson sich
Man fand die Depeschen wieder, und. diese gelangten so an ihn stimmung. Das Erscheinen dieser kecken Reiter zwischen dem von Ain Temuschen und einer starken am Isser aufgestellten K zeigt jedenfalls von neuem, wie unsicher noch die Straße R Oran und Tlemsen ist. .
General- Lieutenant von Lamoricidre stand fortwährend Hochebene, wo noch immer Unterwer fungen einzelner Abthe der Harars erfolgten. Ueber die gegenwärtige Stellung Abd der's fehlen alle Nachrichten.
Anm 24sten waren Melka⸗ Pilger aus Marolks zu Oran kommen, das sie vor 21 Tagen verlassen hatten. Sie erzähhz Sohn des Kaisers mit einer beträchtlichen Armee auf dem nach Mequinez getroffen zu haben. Ja, der Kaiser selbst wärn Angaben zufolge, an der Spitze, einer starken Armee ausgen
Großbritanien und Irland.
London, 2. Mai. Der Erbprinz von Sachsen⸗Me welcher sich bei Ihrer Majestät der verwittweten Königin! zum Besuche befindet, ist von Portsmouth wieder zurückgekeh selbst derselbe die dortigen großen Hafen⸗Anlagen und das! melte Uebungs-Geschwaäder in Augenschein genommen hat,
Wie die Times meldet, soll die Regierung beabsichtig
Lord Hardinge sowohl als Lord Gough eine Pensson von 50
St. zu beantragen. Außerdem soll die ostindische Compagni umgehen, dem Ersteren eine Penston von 5000 Pfd., Letz teren Pfd. zuzusichern. Die Innung der Merchant⸗Tailors, eine de sehensten in London, hat Lord Hardinge in Anerkennung seinen Verdienste zum Ehren⸗Mitgliede ernannt.
Die gestern im Oberhause von dem Lordkanzler vorg Bill zur Abschaffung der veralteten Straf⸗Bestimmungen gegn denten, mögen diese nun römische Katholiken, Protestanten obt sein, ist in Rücksicht auf ein noch bestehendes Gesetz der Elisabeih, das hiernach gleichfalls aufgehoben werden soll, vo tung. Bas alte Gesetz bedroht nämlich alle diejenigen mit e testen Strafen, welche die Suprematie des Herrschers von in kirchlichen wie in bürgerlichen Dingen leugnen und namen geistliche Autorität des Papstes anenkennen. Da nun aber al sischen Katholiken die Autorität des Papstes anerkennen, so spricht jenes Gesetz der ihnen gleichfalls gesetzlich gewährten Glu Freiheit und kann deshalb schon längst nicht mehr zur Aus sührun men. Der Lord⸗Kanzler machte indeß hierbei die Bemerkung, da der Abschaffung dieser Akte, Alles geschehen müsse, um den fatz aufrecht zu erhalten, daß die Königin sowöhl in geislch in weltlichen Angelegenheiten regieren könne. Im Ganzen dreißig Parlamentsakte, welche durch die Bill aufgehoben sollen, und die zum Theil noch die von Heinrich III. erlassen krete gegen die Juden betreffen. Der Hauptwiderspruch, weli Bill fand, richtete sich vorzüglich gegen die Aufyebung eines der Königin Elisabeth, welches bei 31 des Hochverraths verbiete liche Bullen ober Dokumente ins Land zu bringen, denn, so sinnig man auch dies Gesetz bei der den Katholiken gewährten bensfreiheit sinden mochte, so waren doch Lord Brougham Bischof von London der Ansicht, daß die uneingeschränlt übung des geistlichen Regiments von Seiten des römischen der Lehre von der kirchlichen Suprematie der Königin wid und es große Bedenken habe, einem auswärtigen welcher sich anmaße, den Unterthaneneid zu annulliren, einen vom Gesetz nicht erreichbaren Einfluß auf die Bewohner G einzuräumen. Man dürfe nicht erlauben, die Lehre zu welche die Supremaisakte in Abrede stelle, die Lehre nämlich der Papst die Macht habe, die Könige von ihren Thronen zu i und die Unterthanen ihres Gehorsams zu entbinden.“ Deng von Exeter, bekannt als großer Eiferer, erblickte in der sür Staat und Kirche ihrn Maßregel, boch machten tie bie katholische Kirche vorgebrachten Anschulbigungen, weiche die lischen Pairs, Lord Beaumont und Lord Camoys, zurii eben keinen großen Eindruck, und der Lordkanzler bemer enb, man könne ja die Einführung päpsilicher Bullen“ at feur⸗ behandeln, worauf Lord Camp bell hinzufügtt,
wird, befreit sein. Bte Freiheit soll so lange in Kraft bleiben, als die franzosische
baß bir
ds auf den Querbänken (die Uältra⸗Tories) sich dieser ausländischen
furrenz widersetzen würden. Die Bill erhielt, wie bereits ge⸗
det, die zweite Lesung.
nieder lande.
Aus dem Saag, 3. Mai. Die zweite Kammer der Ge⸗ slaaten hat in ihrer Sitzung vom 29. April solgenden Gesetz⸗ zurf in Bezug auf den Handel mit Frankreich angenommen: .J. Alle Wäaren, die auf niederländischen oder französischen ffen auf dem Rhein direkt aus niederländischen Häfen in fran⸗ he Häfen ausgeführt werden, oder diejenigen, welche aus fran⸗ hen Häfen kommen, um direkt auf dem Rhein, auf französischen niederländischen Schiffen, in einen niederländischen Hafen einge⸗ zu werden, sollen von den Schifffahrtszöllen auf den niederlän— n Flüssen, so wie von dem festen Zoll, welcher nach Liste A. den Ausnahmen II. und III., die dem mainzer Vertrage vom März 1831 über die Rhein-Schifffahrt zu Grunde liegen, fest⸗ t ist, oder vom Durchgangszoll, der statt der festen Zoͤlle erho⸗ Art. II.. Die durch gegenwärtiges Gesetz be⸗
erung den niederländischen Schiffen die Freiheit von den Durch- s⸗ und Schifffahrtszöllen auf dem Rhein bewilligen wird.
IIl. Das gegenwärtige Gesetz soll am dritten Tage, nach des⸗ Bekanntmachung im offiziellen Journal an gerechnet, in Kraft
8elgien.
RNepräsentanten⸗Kammer. Sitzungen vom 28. u. 29. il. Den Schluß der Debatte über die ministerielle Frage machte iökussion des von Herrn Delhoungne in Bezug auf das Un— hts⸗Gesetz gestellten Antrages. „Das Ministerium“, sagte Herr Delhoungne zur Begründung seiner zn, „hat bisher noch nicht angedeutet, was es eigentlich thun will. spricht es von Mäßigung und Unpartellichkeit, 1 sich aber nicht nd bestimmt über die Frage, welche die letzte Miniserial-⸗Krise erzeugte, ch über seine Absichten in Betreff des Unteirichts⸗Gesetzes. Zwar hat snister in seinem Programm gesagt, daß er die Central-Section von auffordern werde, ihren Bericht einzureichen, und dazu verheißen, die jm Geiste patriotischer Versöhnlichkeit zu lösen. Also will er näher Central · Section sich darüber aussprechen, die ganz einseitig aus jedern der Majorität besteht und die sich ganz übereinstimmend mit
Ministerium zeigen wird! Oder will man, wie der Minister fallen ließ,
der Kammer eist dann aussprechen, wenn die Section ihren niedergelegt haben wird? Damit kann die Kammer sich nicht be⸗ mm, und so trage ich denn darauf an, den Entwurf von 1834 vorher nn die einzelnen Sectionen zu verweisen, zugleich aber auch das Ka— aufzufordern, die angedeuteten Amendements über das Unterrichtsge⸗ itzutheilen, damit man dieselben mit dem Entwurf prüfen könne. zens hat das Ministerium eben so wenig gerechtsertigt, warum es ans fgetreten ist. Behauptet man, daß die liberale Parsei nicht ans Ru⸗ ite kommen dürfen, so hätte man den Beweis führen müssen, das das die liberale Meinung verwerse. Ist dies aber der Fall? Warum hat die li⸗ Partei seit 1840 bei allen Fragen ans Land appelliren wollen und die npartri dies gefürchtet? Beweist dies nicht, daß man im Stillen einge⸗
„wie das Land sich für die liberale Partei ausgesprochen? Hat nicht
Dechamps selbst gesagt, daß Herr Rogier eine große Majorität in Kammern gefunden haben würde? Herr Dechamps gesteht mithin ein, daß das Land ebenfalls die Unabhängigkeit der Civilgewalt wolle, daß es den Unterricht nicht ausschließlich in die Hände des Klerus fallen ssen gesonnen sei. Ohne das Programm des Henn Rogier wäre die e Partei ans Ruder gekommen, sagt man! Ist dies aber der Fall, n hat man die Liberalen von der Negierung ausgeschlossen, warum an nicht an das Land appellirt? Das Ministerium, behauptet Herr eux, werde fortregieren, als wenn ein gemischtes Ministerium noch lden wäre. Da aber dle gemischten Ministerien der letzten Zeit nur m Sinne der katholischen Partei regierten, so weiß man, was zu bedeuten hat. Das Ministerium spricht von Mäßigung, wäh— elbst die gemäßigisten Männer der liberalen Partei nicht mit dessen nten sich haben vergleichen können. Man will die liberale Partei erst am Ruder, wenn sie in der Kammer die Majorität hätte; dies würde bald der Fall sein, sieht man auf die Ergebnisse der letzten Wahlen. ens schtint man zu vergessen, daß eine Partei schon die Majorität andes für sich haben könne, bevor dies in der Kammer der Fall ist. an nicht früher selbst anerkannt, daß die liberale Meinung im Ka— dorwiegen müsse, und hat Heir Dechamps nicht eillärt, ihr Programm hren zu wollen? Das Ministerium muß mithin nach ihrem Prinzip nn, will es sich am Ruder halten.“ der Finanz-Minister Malo erwiederte, man führe gegen das Mi- m einen Tendenz-Prozeß, ohne daß es eine Handlung begangen, die ngreifen könne. Man spreche immer von den Parteinamen „Libera= d „Katholiken“, der ganze Unterschied, der die Parteien scheide, be—
uf einem Vorurtheil, daß es einen angeblich verborgenen Einfluß bem die Staaisgewaji unterthan sei.
iat Die Gewalten seien durch die ung so geschieden, daß man in den Debatten nicht von geheimen ssen sprechen sollte. Die Regierung wolle nichts, als die Institutio= halten und sie entwickeln, ehne daß sie im entserntesten die liberale ng zu vernichten suche. Die Regierung handle nicht im Namen ei⸗ artei, sondern in dem der Nation und ihren Interessen gemäß. Daß erale Partei nicht ans Ruder gelangt, verschmide sie felbst, denn hätte rtrauen zu sich gehabt, so hätte sie nicht ein Programm vorgelegt, 8 unannehmbar gewesen. per Präsident siellte alsdann die Frage, ob Herrn Delhoungne's n nn. y. 6. 1 der Linken sich erhoben. Der ent erklärt daher, da die Motion unterstü i ĩ i Wine ssshn. terstützt werde, so bilde sie einen n de Theux meinte, die liberale Partei sollte offener handeln und 7) lar stellen; Herr Delhoungne wolle durch seine Motion auf ver- eise cine Kabinetsfrage stellen. Herr Delhoungne verlange, er solle endements aufstellen, die vorzubringen er versprochen; der Antrag—= sei in einem Irrthum befangen; das Ministerium habe sich nur ver- t, das Unterrichts⸗Geseß in versöhnlichem Geiste zur Erörterung zu n, wovor es nicht zurüchweiche. Er werde den Entwurf von 1834 sthalten, sich jedoch etwaigen Verbesserungen nicht widersetzen. Er in welchem Falle die Regierung die Unabhängigkeit der Civilgewalt eben? Er müsse im Namen des Ministeriums eillären, daß er auch sich sei, falls der Klerus einer Anstalt seine Mitwirkung entziehe, als leinen Grund 6 Schließung eines Kolleginms zu betrachten. us wünsche das Ministerium, daß die Central Verwaltung mit der e T waltum in gutem Einvernehmen stehe, damit die Familien⸗ nicht allein vie Garantie guten Unterrichts, sondern auch die der Mo⸗ und der Religiosität in den Schulen fänden. Man sei sehr undank- r i was die Ftegierung für die Stadt Brüssel und ihre Universität kan beschwere sich darüber, daß man für die Universität Löwen Hen verstattet, während die Regierung doch der Stadt Brüssel Je. * Universitätszwecken geschenki habe. Tastigu erklärte, es fei fassgh daß er auf Resorm der Verfassung er habe sich blos tadelnd über die theilweise geschehende Erneuerung
mmer ausgesprochen, inbem dadurch mehr Provinzial- als Natio- chlen entfländen und die öffenssiche Pitinung sich nur iheilweife
Er wies dann darauf hin, daß Herr Dechamps mit einer Schrift Repubsst debütirt habe und Haupt⸗Redarteur eines lar fte l!
o gewesen sei, worin derselbe die Republit szg angesungen habe.
he Reactiongire könne man achten, nicht aber Männer, die mit ihrer n . Handel getrieben. Das Programm des f in ster des In- . . , Tieser Regetions Ideen, indem der Minsster in ben ö g zial. und , nichts als beunruhigende a inn hn Das Mnsstersum wage nicht, an bie Wähler zu appel 2 ö fractions - Purtes unter ber Ftestaurallon in Frankreich zu ö . möge sich an deren Schicksal ein Exempel nehmen.
Ha eine bemerlte, es freu ihn bei allen heftigen Angriffen
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auf die katholische Partei dennoch sehr, daß die angesehensten Mitglieder der liberalen Partei ihre Hingebung für die Religion des Landes und ihre Anhänglichkeit an den vwfankn ihrer Väter beiheuert hätten. Indessen fürchte er, daß die Vorwürfe, welche man gegen die katholische Meinung schleudere, die man für unaufgeklärt und retrograd ausschreie, auf die Ne⸗ ligion selbst nachtheilig zurücwirlten. Man greife hier nicht Personen an, sondern die Sache, und so müsse er diese zu vertheidigen suchen. Hen Castian habe, bevor er in der Kammer gesessen, einst gesagt, daß man im Unterricht der größten Freiheit bedürfe, und daß die Regierung in keiner Weise dabei einzuschreiten habe. Die tatholische Partei sei aber weit entfernt, diesen Saß aufzustellen. Die Privat⸗Vertraͤge zwischen Ge— meinde Verwaltungen und Klerus habe man stark angegriffen; beruhe dies auf gutem Grund? Uebernehme der Klerus den Religions-Untemicht in ei⸗ nem Institut, so übernehme er dabei eine große Verantwortlichkeit, und nur zu ost habe man die Erfahrung gemacht, daß der Neligions-Unterricht ge—= ring geschätzt worden, so daß die Aeliern dem mit vem Unterricht beauf= lragten Geistlichen deshalb Vorwürfe gemacht. Solche Conventionen lönnten bestchen, ohne daß dadurch die Freiheit der Gemeinde be— schränlt würde. Wurde der Neligions⸗Unterricht in den Regierungs ⸗Anstal⸗ ten unmöglich, so würde gerade dadurch der freie Unterricht nur gewinnen müssen. Bedenken möge man übrigens, daß es sich in kleineren Stätten meist auch um Geldfragen handle. In Courtraz genieße das Collége jetzt nur eines jährlichen Zuschusses der Stadt von 25060 Fr. Stände es unter der Leitüng der Siadt allein, so würde es 30.0060 Fr. mindestens mehr losten. Mache man der katholischen Partei den Verwurf, unaufge= llärt zu sein, so erinnere er daran, daß man unter der französischen Hert⸗ schaft ganz Belgien geistig geächtet, und daß unter holländischer Herrschast die Bildung angeblich blos in Holland zu finden gewesen. Ungegründet sei eben so der Vorwurf, als woile die laiholische Partei die Landesfreihei⸗ ien beschränken, im Gegentheil seien die Katholiken die eifrigsten Freunde derselben, wie der Preßfreiheit. Wolle man hier sich auf Aeußerungen geistlicher Autorität beziehen, so bemerke er, daß dieselben nur religidse Bebeutung hätten und auf ihre Civil-Verhältnisse leine Anwendung fänden.
Herr von Hoffschmidt ergriff hierauf wieder das Wort, um seinen Antheil bei der Bildung eines liberalen Kabinets näher zu bezeichnen. Er persönlich habe nur die eventuelle Auflösung für die Universitäts-⸗Frage ge—= wollt, nicht aber für die anderen Punkte, indem er der Ansicht gewesen, daß ein liberales Kabinet mit Unparteilichkeit und Mäßigung regieren lönne. Im Jahre 1841 habe das liberale Kabinet in einer Kabinets- Frage eine Majorität von 10 Stimmen gehabt; gefallen sei es nur durch den Schritt des Senats, welcher, hätte die Krone das Programm des Herrn Rogier angenommen, sicher nicht zum zweitenmale einen solchen un⸗ llugen Schritt gethan haben würde. Die Kione habe ehrlich Hermn Rogier gewollt; hätte er nicht so unbestimmte Bedingungen ge⸗ stellt, so würden seine Bemühungen wohl Erfolg gehabt haben. Da das ietzie Kabinett aber durch die Unterrichts Frage gefallen, so habe man sich sicher stellen müssen, daß man nicht bald durch dieselbe Ursache wieder sich auflöse, und so hätte man die Forderung eventueller Auflösung für diesen Fall allein stellen sollen, um so mehr, als die Kammer die Auffassung die⸗ ser Frage gebilligt hätte. Die anderen Punkte des Programms schienen ihm nicht so dimglicher Art; hätte der König sie gewährt, so würde er seinerseits sicher nichts dagegen erinnert haben. Das heutige Mi⸗ nisterim nun anlangend, so müsse er es als ein betrübendes Er— eigniß betrachten, daß ein katholisches Ministerinm am Ruder sci, da ts nur die ernstesten Folgen im Geleite haben könne. Die liberale Partei in der Kammer, die sich bei der Frage über die gemischten Ministerien gespalten, werde in geschlossener Phalanx jetzt gegen die laihelische Partei lämpfen, da kein Mitglied der liberalen Partei für ein ausschließlich katho⸗ lisches Ministerium sein könne. Was sei von dem Ministerium zu erwar⸗ ten? Warum habe es in seinem Programm nicht seine Absicht klar aus—⸗ gesprochen? Und gerade daß es schweige, lasse schließen, daß es Pläne vorhabe, welche die liberale Partei beargwöhnen müsse; daher müsse man für die Motion des Herrn Delhoungne stimmen. Herr Dechamps sage freilich, man werde Herrn Rogiei's Programm befolgen; wäre dies auch aufrichtig gemeint, so sei doch von Herrn de Theux Anderes zu erwarten, und diefer sei heute die wahre Seele des Kabineis. Das katholische Ka= binet könne also nur auf die Männer von Herrn de Theur's Ansicht zählen und habe den Kampf gegen die ganze liberale Partei innerhalb wie außer= halb der Kammer zu enen. diefer Kampf werde für die katholische Meinung nicht vortheilhaft werden, und die Lage könne nur gefährlich für das Land enden.
Der Fürst von Chimay verlas eine Rede, worin er zu beweisen suchte, daß das Ministeriun nur aus Hingebung die Zügel ergriffen habe.
Der Minister de Theux fand in den Worten des Herin von Hoff- schmidt viele Widersprüche. Es sei leicht zu begreifen, daß derselbe ein latholisches Ministerium nicht wolle, da er sich einem ausschließlich libera= len Ministerium habe anschließen wollen. Aus allen Worten des Herrn von Hoffschmidt gehe nur das hervor, daß auch er die Auflösung der Kam⸗ mer sür eine Noihwendigkeit gehalten; auch er wolle mithin das Land der größten Agitation preisgeben.
Herr von Hoffschmidt erklärte noch einmal, daß er sich durchaus lonsequent geblieben; er sei immer gegen ein homogenes Ministerium ge— wesen und habe bei der Ministerial-Krisis danach gehandelt. Er persönsich habe durchaus nicht die Auflösung zu fürchten, selbst wenn sie nöthig würde, um eine sehr schwierige Lage zu beendigen.
Heir de Theur: Ssimmt die Kammer gegen das Ministerium, so werden wir wissen, was wir zu thun haben.
Der Präsident erklärte nun, beide Theile der Motion nach einan— der zur Abstimmung bringen zu wollen; der erste Theil betreffe die Ver— weisung des Unterrichts ⸗Eniwurfs von 1834 an die jetzigen einzelnen Sec tionen; diesem schließe sich das Ministerium an; der zweire Theil aber be⸗ stehe darin, die Minister auszufordern, vor Prüfung der Frage die ange⸗ deuteten Amendemen:s vorzubringen.
Herr de Theux bemerkte, daß dies eine Kabinets-Fiage sei.
Hen Malou fügte noch unumwundener hinzu, daß das Ministerium ven dem Votum über den zweiten Theil dieses Antrags seine Existenz ab— hängig mache.
Herr Rogier wollte schließlich auch noch eine Bemerkung machen. (Man protestirie von der Rechten dagegen; indessen bemerkte der Prä⸗ sident, daß, da der Minister, dem Reßlement zuwider, noch einmal das Wort ergriffen, so lönne man dies Herin Rogier auch nicht wehren.) Er müsse, sagte Herr Rogier, auf den Unterschied hinweisen, der zwischen sei⸗ nem Kabinet und dem heutigen bestehe; sein Kabinet babe offen gesagt, was es wolle, das heutige Kabinet halte aber damit zurück; danach möge man seine Aufrichtigkeit ermessen; und während man sein Programm aufs ,, n angegriffen, wolle man angeblich dessen Bestimmungen aus— ühren.
Herr de Theux antwortete, daß er sehr aufrichtig verfahren sei. Er habe weder jetzt noch eventuell eine Auflösung verlangt. Je nach dem Votum der Kammer hätte die Krone zu entscheiden.
Es wurde nun, der Schluß der Debatte ausgesprochen und der erste Theil der Motion angenommen. Für den zweiten Theil des Antrags erhoben sich 40 Mitglieder, während 50 dawider waren, so daß er, wie bekannt, mit einer Majorität von 10 Stimmen ver⸗ worfen wurde. Herr Dedecker stimmte nicht mit. Große Bewegung. Die Linke zeigte sich über ihre bedeutende Majorität sehr erfreut. Herr Dedecker erklärte schließlich, er habe mit gutem Gewissen nicht für das Ministerium stimmen können, weil er die heutige Zusam⸗ mensetzung des Ministeriums füc einen Anachronismus und für eine Herausforderung der liberalen Partei halte.
. Brüssel, 3. Mai. Gestern nahm die Repräsentanten⸗-Kammer die Artikel 3 bis 42 des zweiten Kapitels des Budgets der öffent— lichen Arbeiten an und schritt dann zur Diskussion des dritten Ka— pitels, welches die Eisenbahnen betrifft.
Die In dependance äußert in Bezug auf die Abstimmung der Repräsentanten⸗ Kammer in Betreff der ministeriellen Frage: „Das Ministerium hat nur eine schwache Majorität gehabt, statt der starken, die es hoffte. Seine Bestürzung und seine üble Laune waren groß. Am 29. April Abends gaben sich diese Gefühle so sehr kund, daß man von ca n g sprach: allein über Nacht kömmt Rath; das Kabinet hat nachgebacht; es hat sich bei Zeiten erinnert, baß
seine Partei vor den Wählern nicht sehr glücklich ist. Wie sollte man auch übrigens dem Könige von einer Ausflösung sprechen nach den über den Gebrauch dieser constitutionellen Bestimmung kundgegebenen Lehren, und vorzüglich nach einem Votum, welches darthut, daß die entschiedenen und als solche erkannten Liberalen zahlreicher in der Kammer als die Katholiken sind. Man mußte also diese Idee auf⸗ geben, eine heitere Miene machen und sich zufrieden erklären.“
Die Vermehrung in der Zahl der während des Monats April d. J. zu Antwerpen ein elaufenen Schiffe ist bedeutend in Vergleich mit der während des Monats April 1845. Im April 1845 liefen ein: 109 Schiffe von einem Gehalt von 14,171 Tonnen; im April 1846 aber 243 Schiffe von einem Gehalt von 31,755 Tonnen.
Italien.
Neapel, 22. April. Der König hat neun zu den Galeeren verurtheilte Individuen, welche an dem Landungs- und Aufwiegelunge- Versuch in Calabrien im Jahre 1844 Theil genommen, am Char- freitag begnadigt und heute Nachmittag mit dem Dampfschiff „Er⸗ colano“ nach Marseille geschickt. Es sind sieben Römer und zwei Oesterreicher, Leute niederen Standes, mit Ausnahme eines nicht un geschickten Bildhauers. Ein zehnter (Geistlichery, welcher mehrere seiner Kollegen durch Verrath in die höchste Lebensgefahr brachte, — denn zwei der jetzt Begnadigten befanden sich schon zum letzten Gebet in einer Kapelle zu Cosenza vereinigt, als die Todesstrafe in Galee⸗ renstrafe verwandelt wurde — und welchem von den übrigen der Tod geschworen, wird nächstens nachgeschickt werden. Dieser Gnaden⸗Alt wurde bis zur Abfahrt geheim gehalten, so daß die Passagiere des „Ercolano“ wohl nicht gewußt haben, welche Begleiter ihnen der Zufall zu Theil werden ließ. Die Begnadigten befanden sich auf einer der Ponza⸗Inseln, wurden nach Nisida transportirt und empfin= gen dort die Nachricht ihrer Begnadigung zu ihrer höchsten Freude und größtem Erstaunen.
58 pan ie n.
Mꝛadrid, 25. April. Der General Oribe, welcher zum Kom⸗ mandanten der Provinz Teruel ernannt war und, in Folge einer Berathung mit seinen Freunden, sich weigerte, dorthin abzugehen, hat vom Kriegs⸗Minister die Weisung erhalten, in vier und zwanzig Stunden die Hauptstadt zu verlassen, sich nach den kanarischen Inseln zu e . und dort die weiteren Befehle der Regierung abzu⸗ warten.
Eine Anleihe von 200 Millionen Realen behufs des Wegebaues ist, unter vortheilhaften Bedingungen für den Staat, mit Herrn Rivas abgeschlossen worden.
Madrid, 27. April. Nach zuverlässigen Mittheilungen, hat General Concha die Aufständischen zu Santiago aufs Haupt geschla⸗ gen und beabsichtigte, am 24sten gegen Vigo zu ziehen. Der Briga⸗ dier Solis und die übrigen zu Santiago gefangen genommenen Chefs sind nach Corona gebracht worden. Es heißt, General Concha solle zum Range eines General-Lieutenants befördert werden. In Valen⸗ cia sind militairische Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die Sol⸗ daten erhielten die Weisung, mit den Einwohnern der Stadt nicht zu verkehren. .
Heute, als am Geburtstage der Königin⸗Mutter, werden dieser sämmtliche Musik- Corps der madrider Besatzung eine Serenade auf dem Platz vor dem Palaste bringen.
Von der spanischen Gränze, 29. April. Der General⸗ Capitain Villalongo ist am 26. April in Lugo eingerückt. Diese Stadt hatte zuerst die Fahne der Empörung erhoben. General Villalonga nahm dort dreihundert Insurgenten gefangen.
S prien.
Beirut, 4. April. (W. 3.) Der Zustand des Libanons hat keine großen Veränderungen erfahren. Die Autorität der Kaimakme ist im Abnehmen; auch die Mukadatschi fühlen ihre Ohnmacht, den Glaubensgenossen gegenüber. Die christlichen Wekile sind nicht nur ohne Macht, sondern werden selbst zu Werkzeugen der Plackereien von Seiten der Chefs gegen die armen Christen. Die drusischen Mukadatschi suchen durch Gewalt Unterschriften zu ihren Gunsten zu erlangen, um sie denjenigen entgegenzustellen, welche die Christen vorlegen, um, wenn nicht einen christlichen, doch wenigstens einen ot= tomanischen Chef zu erhalten, welcher sie vor der despotischen Auto⸗ rität der drusischen Uebermacht in Schutz nehme.
Von den 65,0090 Beuteln, welche die christlichen Bewohner des Libanons als Entschädigung begehrt hatten, sind 2000 vertheilt wor⸗ den, und es verbleiben noch weitere 11.600 Beutel als Vervollstän⸗ digung der 13,600, welche die hohe Pforte den Christen bewilligt hat. Die Auflagen der letzten fünf Jahre sind geregelt worden und sollen auf Grundlage des alten Verwaltungs -⸗Systems des Emir Beschir erhoben werden; sie belaufen sich insgesammt auf 3500 Beu⸗ tel, wovon 1100 an Kopf⸗ und 2400 an Grundsteuern. Man ist jetzt mit Festsetzung des Betrages beschäftigt, den der drusische und der christliche Kaimakam von der Bevölkerung zu erheben haben, worauf zur Ausmittelung der Gehalte für die zwei Kaimakame, ihre e nnen, so wie für die Mukadatschi und Wekile, geschritten werden wird.
Eisenbahnen.
*X* Frankfurt a. M., 3. Mai. Die unsere Stadt be⸗ rührenden Eisenbahnbauten werden mit Emsigkeit fortgesetzt, doch wird der Dienst der Main⸗Neckar Eisenbahn nicht vor dem 1. Juli eröff⸗ net werden können. Mit dem Baue der Frankfurt⸗Hanauer Eisen⸗ bahn gehts nun rascher voran, was bei der schönen, den Arbeiten günstigen Witterung auch nicht anders zu erwarten ist. Die Frequenz der Taunus-Eisenbahn ist bereits sehr im Steigen begriffen, obgleich die Reise⸗ und Bade⸗Saison noch nicht begonnen hat.
Berlin- Potsdamer Eisenb ahn.
In der Woche vom 28. April bis incl. den 4. Mai c. sind auf der Berlin-Potsdamer Eisenbahn 6934 Personen gefahren.
Im Monat April 1846 fuhren auf der Berlin- Potsdamer Eisen- bahn 33, 193 Personen und betrug die Einnahme 13,813 Rihlr. 12 Sgr.
Berlin- Stettiner Eisenbawkn. Im Monat April 1846 betrus die Frequenz:
24,392 Personen, wosür eingenommen wurden
72,331 Cir. Passagiergepäck, Eile und Frachtgũter
Extraordinair sind eingenommen .. ......
24, 540 Rihlr. 3 Sgr. 10 Pf.
12559 — 20 765 — 11 3 FSõss nie SSS. TF
Im Monat April 1845 wurden ein-
genommen
34, s i Rthlr. 9 Sgr.
Mehr eingenommen im Monat pr
1846 3.683 Rihlr. 26 Sgr. 1 Pf.