1846 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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mens derselben des Landraihs-⸗ Kollegiums, einen * zu bewilligen und ausschreiben zu lassen, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbehalte, daß der Landtag nicht zur Benachtheiligung unserer landesherrlichen Rechte und der Ver⸗ sassung Unseres Königreichs gemißbraucht, sondern blos zur Beförderung ver wah⸗ ren Landegwohlfahrt und aligemeiner nützlicher Einrichtungen angewandt wird. Weichen die Beschlüsse der Krrien von einander ab, so wird durch die Stimme von zwei Kurien ein gültiger, sämmtliche Stände verbindender Beschluß zu Stande gebracht. Sind aber in einer Kurie die Stimmen der Abwesenden gleich geiheilt, so ruht die Stimme der Kurie, Keine Karie ist befugt, ihre abweichende Ansicht anders als durch die Landschast und gleich- zeitig mit dem betreffenden Beschlusse derselben an die Regierung oder an die Behörden zu bringen. Sollte ein Fall eintreten, in Folge dessen dicjenigen Rechte, welche in Gemäßheit der Verfassung Unseres Königreichs und dieser Verfassungs⸗ Urkunde auf die Allgemeine Stände ⸗Versammlung nunmehr übertragen worden, nicht mehr züm Wirkungskreise der letzteren gehörten, so wollen Wir für einen solchen Fall den Rechtszustand in Beziehung auf die Verfassung Ostfrieslands, mit dem die Provinz an die Krone Hannover übergegangen? ist, vorbehalten haben. Wie nun solchergestalt die Verfassung Unserer osifriesischen Landschaft vollständig bestimmt und sestgesetzt ist; so treten jene Bestimmungen nunmehr ausschließlich an die Stelle der über diese landschastliche Verfassung bis jetzt bestandenen Vorschriften und Normen.“ Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird am Ausflusse der Geeste, Bremerhaven gegenüber, ein Hafenort angelegt werden, und amtliche Aufforderungen, sich dort anzubauen, sind bereits ergangen.

Großherzogthum Baden. In der Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 13. Mai wurde der Bericht über die Wahl des Abg. Buß (vergl. Nr. 119 der Allg. Pr. Ztg.) erörtert. Nach demsel⸗ ben (von dem Abg. von Soir on erstaitet) waren die Förmlichkeiten des Wahl⸗Atts in der Ordnung; allein eine bei der Kammer eingekommene Vorstellung hatte gegen die Wahl mehrere Beschwerden vorgebracht, unter denen vie dlbtheilung zunächst nur die dritie von Erheblichkest fand und auf den Grund derselben die Beanstandung der Wahl und eine Untersuchung. deren Ergebniß der Kammer s. Z. mitzutheilen sei, in Antrag brachte. In der Gemeinde Oefflingen habe nämlich der Rathschreiber, welcher auch als Wahllnann gewählt worden, allein die Wahl geleitet; der Bürgermeister sei nicht dabei gewesen, und ein Gemeinderath sei nur ab und zugegangen. Weniger Werth wurde auf einen anderen Punkt gelegt, wonach nämlich in Hochsal die Wahl gar nicht angesagt worden sei. Aber auch noch andere Beschwerden sind vorgebracht worden. So sei z. B. eine Druckschrist, „An⸗ tigottschalk“, die offenbar gegen die Bestimmung des Preßgeseßzes ohne Angabe des Verfassers, Verlegers und Druckers erschienen, und welche die schmählichsten Angriffe auf den früheren Abgeordneten des Bezirks enthalte, sehr emsig verbreißet worden. Als Verfasser bezeichne man den Ober⸗Amt- mann Weinzierl in Säckingen, was man um so mehr als wahr annehmen könne, als er selbst in Zeitungen genannt worden, ohne zu widersprechen; vie Fiugschrift sei ungehindert verbreitet worden, während man andere ent- gegengeseßte alsbald mit Beschlag belegt habe. Wenn nun auch die Ab—= heilung der Ansicht sei, daß das Benehmen des Beamten eine Rüge ver- diene, so lönne das doch auf die Gültigkeit der Wahl keinen Einfluß ha⸗ ben, da Jedem unbenommen sein müsse, Flugschriften zu schreiben. Ferner wird demselben Beamten zum Vorwurf gemacht, daß er auf entschiedene Weise für die Wahl des Professors Buß eingewirlt, da aus einem Briefe hervorgehe, daß derselbe einem Wahlmann gesagt: er (Weinzierl) habe ihm bereits zu einer Wirthschaft verholfen und werde ihm auch anderweitig be= hülslich sein. Die Abtheilung kann jedoch auch darin kein bestimmtes Ver- sprechen erlennen, wie sie auch die weiter angeführte Beschwerde, daß Pro⸗ fessor Buß in Hochsal mehreren Wahlmännern die Zeche gezahlt und im Allgemeinen Versprechungen gemacht, nicht für erheblich halt, da ersteres keine Bestechung sei und in letzterer Beziehung der Professor Buß zur Regierung in leinem solchen Verhältniß stehe, daß er etwas erwirken könne. Ferner wird beschwerdend erwähnt, daß bei der Abgeordneten Wahl sechs Gendar⸗ men aufgestellt gewesen seien, welche die Wahlmänner der enigegengeseßzten Partei förmlich bewacht hätten. Allein da hieraus ein Zwang, welcher siatt= . nicht zu erkennen sei, so findet die Abtheilung auch hierin keinen

rund zur Nichtigkeit der Wahl. Von größerer Bedeusung erschien ihr die Behauprung einer Bestechung. Es soll nämlich von einem Bürger e rz hlt worden sein, daß er gehört habe, daß ein Wahlmann gefragt worden, ob er für seine Stimme, die er dem Prosessor Buß gegeben, auch 5 Louis prior erhalten habe, worauf dieser erwiedert: nein, er habe nur einen Louis⸗ d'or erhalten; wenn er aber gewußt, daß die Anderen 5 Louisd'or belom men, so hätte er für Gottschalt gestimmt. Da indeß diese Angabe so vag und nut auf Hörensagen beruht, so will die Abtheilung auf diesen Punkt Kin Gewicht legen und verlangt also nur wegen der Wahl männer— wahl in Oefflingen, die eigentlich ohne Wahl ⸗Kommission vor sich gegan⸗ gen, eine Untersuchung und desfalls eine vorläufige Beanstandung. Bei Fer hierüber eröffneten Diskussion stellt der Abgeordnete Chr ist den Antrag auf Nichtbeanstandung, welchen Antrag er im Laufe der Debatte noch dahin vervollständigte, daß vie Beschwerde dem Staats- Ministerium übergeben wer⸗ den möge, damit solches eine nähere Umntersuchung der behaupteten That⸗ sachen in Betreff der öfflinger Wahlmännerwahl einleite, um, wie sich ein Müglied ver Regierungs ⸗Köommission später erläuterte, die Sache, im Falle sie sich bestätigen sollte, zu rügen und ähnliche Fälle n verhindern. Der Abg. Christ stützte seinen Antrag auf die Thatsache, daß das Wahlprotokoll von zwölf Urtundspersonen und der ganzen Wahl ⸗Kommission unterzeichnet sei und das Prototoll überall keiner Unregelmäßigkeit erwähne, während bie Beschwerden nur allgemein, vag und namentlich von Leuten ausgegan-⸗ gen seien, die der Gemeinde Oefflingen gar nicht angehören, und die Ur⸗ wähler dieses Orts mit der ganzen Wahl zufrieden seien. Die Beschwerde rühre von der unterlegenen Partei her, die erst dann sich gerührt, als ihre Niederlage entschieden gewesen, während sie doch vor der Deputirtenwahl ihre Protestation hätte einbringen müssen. In gleicher Weise sprachen die Abg. Zittel, Junghanns J., Rettig, Trefurt u. s. w., und insbe⸗ sonderẽ die Regierungs ⸗Kommission, wäbrend die Abg. von Soiron, Bas⸗ sermann, err und Miiterm aier den Kommissions Antrag verthei⸗ digten. Letzterer legt ein besonderes Gewicht auf die behauptete Bestechung, welche schon im Interesse des Gewählten tine Untersuchung erheische. Im Laufe der Distussion ward daher auch dieser Punkt als zur Untersuchung ge⸗ eignet dargestellt und beantragt. Nach einer dreistündigen mitunter sehr leb⸗ haften Debatte ward zur Abstimmung geschritten und der Antrag wegen vorläufiger Beanstandung der Wahl mit 33 gegen 22 Stimmen angenom-

men. Eben so wurden die Anträge in Betreff einer Untersuchung wegen

Bestechung und wegen Fehler bei der Urwahl in Oefflingen mit ansehnlicher Majorität angenommen, dagegen der Antrag wegen einer Untersuchung ge⸗ gen den Amisvorstand verworfen. Der Abg. von Itz stein nahm nun das Wort, um den Antrag zu stellen, daß der Abg. Schaaff sich wohl jetzt zt erklären haben werde, ob er für Eberbach ⸗Mosbach oder für Ettlingen⸗

astatt die Wahl annehme. Nach kurzer Diskussion erklärte der Abg.

Schaaff, daß er die Wahl in Mosbach annehme. Hierauf ward zur

Wahl der drei Kandidaten für die Präsidentenstelle geschritten. Es

waren 57 Stimmende. Die meisten Stimmen erhielten; der Abg. Mit⸗ term aier 44 Stimmen, der Abg. von Itzstein 36 Stimmen, der Abg. Welcker 32 Stimmen. Nach diesen erhielten der Abg. Bader 23 und der Abg. Trefurt 21 Stimmen. Hiermit ward die Sitzung geschlossen.

Rußland und Polen.

AMWarschau, 14. Mai. Die Regierung des Gouvernements Warschau bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß das preußische Zoll⸗ Amt von Skalmierzyce an das Zoll⸗Amt von Szezypiorno im König⸗ reich Polen die Mittheilung gemacht habe, es könne von jetzt an Über diese Zollstätte die Ein- und Ausfuhr von roher Schafwolle unb von Schweinen stattsinden.

Gestern ist Sir Moses Montesiore von St. Petersburg hier angekommen. ;

Die Erlaubniß zum Branntweinschank in Städten und mit stäbtischen Gerechtsamen beliehenen Anstedelungen ist für die dazu qualistzirt befundenen Juden auf das Jahr 1847 verlängert worden.

Frankreich.

Paris, 14. Mai. Im Verlaufe der Debatte über die Sup⸗ plementar⸗ Kredite in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer kam auch die La⸗Plata⸗ Angelegenheit zur Sprache. An der Dis-

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kussion über diese Frage nahmen Herr Thiers und die Minister der auswärtigen Angelegenheiten und der Marine Theil. Herr Thiers griff Herrn Guizot mit größter Lebhaftigkeit an und beantragte so⸗ dann als Amendement eine Reduction der in Bezug auf die Expedi- tion nach dem La Plata verlangten Kredite um 10900 Fr. Das Ministerium erhielt jedoch eine Majoritüt von S5 Stimmen; das Amendement des Herrn Thiers wurde mit 188 Stimmen 103 verworfen. In der heutigen Sitzung verlangte Herr f. n. von Herrn Guizot die Vorlage der auf die syrische Frage bezüglichen Aktenstücke. Herr Guizot bemerkte, er werde die betreffenden Doku⸗ mente prüfen und morgen auf das Büreau des Präsidenten diejenigen Aktenstücke niederlegen, deren Mittheilung ihm möglich sein würde.

Das Journal des Débats bemerkt über die letzte Debatte der Pairs - Kammer: „Die Konsumenten verdienen allerdings das volle Interesse der Regierung, allein die Produzenten haben auch eini⸗ gen Anspruch darauf. Die Production ist es, welche die Mittel zur Tonsumtion schafft, denn was wird aus letzterer, wenn man die Quelle der Production versiegen ließe? Möge uns die Bemerkung verstattet sein, daß man nicht nur im Interesse der Ctonsumenten die Handelsfreiheit veriheidigt und will; dies geschieht vielmehr auch im Interesse der Pro⸗ duction selbst, um bessere Zustände für dieselbe zu erreichen. Die Anhänger des Schutzsystems haben immer behauptet und behaupten noch immer, es sei besser, daß das Land in der Production seiner jetzigen Industrie⸗ Erzeugnisse fortfahre, und die öffentlichen Interessen geböten, diesel⸗ ben durch Prohibitivzölle gegen fremde Konkurrenz in Schutz zu neh⸗ men. Hätte man immer diese Doktrin geübt, so gäbe es keinen Han⸗ del, jedes Voll würde alles zu seinem Verbrauch Nöthige fabriziren. Die Verfechter der Handelsfreiheit behaupten dagegen, daß die Nationen in ihrem wohlverstandenen Interesse nicht darauf be⸗ harren sollten, alles zu ihrem Bedarf Nöthige zu produziren, daß Vortheil dabei sein könne, theilweise und selbst ganz auf die Pro⸗ duction gewisser Naturprodukte und Industrie⸗Gegenstände zu verzich= ten und auf andere Dinge die Anstrengungen hinzulenken, die dadurch nur besser sich lohnen würden. Uns scheint z. B. Frankreich in die⸗ sem Augenblick ohne Schaden und selbst mit Vortheil die Zölle auf Eisen, gewisse Gewebe und einige andere Gegenstände herabsetzen zu können. Es wird dadurch etwas mehr vom Auslande empfangen, es wird selbst die Vortheile jener Fabrication daran geben, und eben des⸗ halb wollen die Schutzmänner solche Reformen nicht; allein es würde auf der, anderen Seite das Doppelte gewinnen, doch dies wollen sie nicht einsehen.“

Die Deputirten Kammer brachte die vorgestrige Sitzung ganz mit der Erörterung von Beschwerden über Wahlcorruption hin. Bei dieser Gelegenheit richtete Herr Leon von Malleville unter Anderem folgende Worte an Herrn Guizot: „Die Geschichte hat uns den Namen eines Mannes überliefert, desfen wissenschaftliche Kenntnisse allumfassend war, der sich aber auf feiner politischen Laufbahn mit Schmach bedecken. Man muß sein politisches Leben vergessen, wenn man Bacobewundert. Eben fo muß man vergessen, was Sie seit der

Revolution von 1830 gethan, und nur an den Inhalt der historischen

Vorträge denken, welche Sie vor dieser Zeit an der Sorbonne ge⸗ halten; diese wenigstens waren rein.“

Der Minister der öffentlichen Bauten hat so eben einen Bericht

über die im Jahre 1845 in Paris und einigen Departements neu ausgeführten oder restaurirten öffentlichen Banwerke bekannt gemacht; die Ausgaben dafür haben an 4 Millionen Fr. betragen. Verbesse⸗ rungen wurden vorgenommen an der Königlichen Kirche zu St. Denis, an der Pairs - und Deputirten⸗Kammer, der polytechnischen Schule und anderen Gebäuden. Am Sonntag wurde unter dem Vorsitze des Grafen von Sal⸗ vandy bie siebent?è allgemeine Jahres -Versammlung der Stifter der Oekonomie und Pönstentiar⸗Kolonie von Mettray bei Tours abge⸗ halten. Die Einnahmen der Gesellschaft, deren Wirksamkeit zur Bes⸗ serung entlassener junger Sträflinge in Frankreich allgemein anerkannt ist, haben sich im Jahre 1845 nahe an 250,900 Fr. belaufen.

Ibrahim Pascha besuchte vergangenen Sonntag das Königliche Blinden⸗Instiiut; er war sehr erstaunt über die Einrichtungen der Anstalt und die Leistungen der Zöglinge; vornehmlich aber erregten die trefflich ausgeführten Musttstücke seine Bewunderung. Der Presse zufolge, wäre die Nachricht von dem Tode Vidoeq's unge⸗ gründet; derselbe halte sich in diesem Augenblicke in London auf.

Der Minister des Innern hat an die Departements Präfekten Cirkulare ergehen lassen, worin er dieselben auffordert, bei der Revi⸗ sion der Wahllisten mit der größten Gewissenhaftigkeit und Unpar⸗ teilichleit zu verfahren; das Cirkular enthält außerdem eine Menge von Erörterungen, die auf diesen Gegenstand Bezug haben.

Der Moniteur veröffentlicht eine Liste von mehr als zwei⸗ hundert Personen, welchen Rettungs⸗Medaillen verliehen worden sind.

Baron André, Gesandtschafts⸗Secretair zu Turin, ist mit der Ratification bes zwischen Frankreich und Sardinien abgeschlossenen Handelsvertrags hier eingetroffen.

Der hiesige sardinische Gesandte, Marquis von Brignol⸗ Sale, ist nach Genua abgegangen, um bei dem wissenschaftlichen Kongreß dort den Vorsitz zu führen. ;

Dem Siäcle zufolge, würden mit der Eisenbahn Kanonen nach Paris befördert, die wahrscheinlich zur Bewaffnung der Befestigungen

dienen sollten.

Anfangs der Börse hatten heute wieder viele Verkäufe in den Hauptlinien statt. Gegen 2 Uhr hoben sich jedoch die Notirungen etwas. In französischen Renten war das Geschäft ohne allen Be⸗ lang. .

x Paris, 13. Mai. Die De putirten⸗Kam mer setzte in ihrer heutigen Sitzung die Verhandlung über den Gesetz⸗ Entwurf, die Supplementar⸗ und außerordentlichen Kredite für 1845 und 1816 betreffend, fort. Die Debatte begann lber einen Kredit von 500, 090 Fr. für den Minister des Auswärtigen zu Misssonen. Herr St. Macc Girardin interpellirte den Minister des Auswärtigen über die von fanatischen Muselmännern an christlichen Albaniern verübten Grau⸗ sfamleiten. Der Minister erklärte, es sei deshalb bei der Pforte schon früher Klage geführt worden. Nun seieen aber allerdings in Albanien neue Gründe zu Beschwerden hinzugekommen. Darum, um auf die Dauer solchen Mißbräuchen zu begegnen, sei eben ein blei⸗ bendes Konsulat zu Janina errichtet worden. Herr Gustav von Beaumont stellt an den Minister eine Frage wegen der Sendun⸗ gen nach Marokko und besonders über den nach Verwerfung des erstabgeschlossenen Vertrags durch den Kaiser abgeschlossenen zweiten Vertrag. Voriges Jahr habe der Minister die Antwort auf die gleiche Frage verweigert, unter dem Vorwande, die Unter⸗ handlungen seien schwebend. Jeht seien sie beendigt. Warum der eigentliche zu Lalla Magrnia abgeschlossene, vom önig zuerst if Vertrag zerrissen worden sei? Warum man einen anderen an seine Stelle zesetzt habe? Warum man die handels- Bestimmun- gen, die in bem ersteren enthalten, aus dem zweiten beseitigt? Ob sie am maroskanischen Widerwillen oder an anderen Anferderungen ge- scheitert seien? Der angenommene Vertra sei jetzt bekannt und ver⸗ öffentlicht, beschränke sich auf bloße . der Gränzen. Im vorigen Jahre, als die Besorgniß ausgesprochen worden, der Vertrag werde am Ende nichts weiter enthalten, habe der Minister geantwor= tet, Frankreichs Ehre werde gewahrt bleiben. Wie diese Ehre ge⸗

wahrt worden sei Dieser Vertrag sei in die engen Schranken gen g. worden, wie sie schon zuvor im englischen Parlamen berdeen vorgezeichnet. Jede Handels⸗Bestimmung sei daran schwunden. Nach den erfochtenen Siegen, als es ssch nicht un aligemeinen Handels⸗Vertrag, sondern um eine besondere, an Lokal⸗Verkehr zwischen beiden Ländern Bezug habende Ueben gehandelt, müsse man sich wundern über die Forderung G und die Nachgiebigkeit des Ministeriums. Frankreich sei edel genug gewesen, nach seinen Siegen in Marokko nun wen erwarten zu dürfen, den Bedarf des Tages-Verkehrs zu sehen. Nur die Schwäche des Ministeriums könne so befre Tbatfachen erklären. England verfahre ganz anders in Indien wisse seinem Ruhm eine Sanction geben zu lassen. Ganze Sn Millionen an Geld, Gebietsvergrößerung, das seien die Folgn Sieges für dasselbe. Für Frankreich würde Marokko ein Ste Anstoßes. Der Kaiser gebe Versprechungen, die er nicht halt el Kader finde stets neue Hülfsquellen bei ihm, die Verträge nichts in den Augen Abd el Rhaman's, der sich von Englan schützt fühle. Und warum diese ewigen, unbilligen Zugesstãändn England? Ob dasselbe nicht ein eben so hohes Fuch f am habe, wie Frankreich.? Mit mehr Festigkeit würde das Kabine das herzliche Einverständniß sester ketten, als durch sein bit Verfahren.

Herr Guizot: Der Redner vor ihm irre sich über die sachen. Diese böten durchaus nichts Gefährdendes für die Re oder für das Land. Die dem General Delarue gegebenen tionen hatten nur auf die Gränzen Bezug. Erst später habe ral Lamoriciere auch eine Handels- Uebereinkunft beifügen zu geglaubt. Diese habe zu Paris Anlaß zu Einwürfen gegeln Gegenstand eines Vorbehalts geworden und habe nicht die cation erhalten. Dieselben Einwürfe habe dieselbe auch hi marokkanischen Regierung gefunden. Diese seien aber nicht m land, sondern vom Kaiser von Marokko, in seinem eigenen J ausgegangen. Der Landverkehr von Marokko sei fast null; der Verkehr geschehe besonders über seine Seehäfen. Die h Uebereinkuͤnft habe aber vollkommene Verkehrsfreiheit zwischen reich und Marolfo zugelassen. Andererseits sichere ein zwisch rolko und England bestehender Vertrag diesem in allen Fäh Behandlung der begünstigtsten Nationen zu. Der Kaiser vo rolfo hätte also seine Zoll- Einnahme verloren von seinen St die Handels-Uebereinkunft hätte ihn ruinirt, darum habt er si selben widersetzt. Was die Großmuth Frankreichs gegen M betreffe, so sei sie allerdings groß gewesen. Aber was half anders thun können? Sollte man den in Algerien begonnenen in Marolto fortsetzen? Wäre etwa Abd el Kader in Marohhh ter zu fangen als in Algerien? (Bewegung.) Man würde y! einen Gegner ohne Noth und Vortheil geschaffen haben. Billault antwortet eben beim Postschluß.

Großbritanien und Irland.

London, 12. Mai. In der gestrigen Un terhaus⸗Ei gedieh die Debatte über die dritte Verlesung der Kornbill noch zum Schluß. Die Debatte wurde auf die folgende Sitzung vnm

Nachdem, wie schon berichtet, der Marquis von Granby if!

werfung der Bill angetragen hatte, nahmen nach einand er die hr Gaskell, Sheridan, Floyer und Sir John Easthope,t gegen, theils für die Bill, das Wort. Einen längeren Vortrnz Gunsten des von dem Marquis von Granby vorgeschlagenen An dements hielt Herr Miles, welcher nachzuweisen suctt, die höhere Besteuerung in England dem britischen Auen nach Aufhebung der Korngesetze, jede Konkurrenz mil deren weniger hochbesteuerten Ländern unmöglich machen w weshalb er hoffe, daß das Oberhaus die Bill verwerfen werde. James Graham, der Minister des Innern, äußerte daraf hege keinen Zweifel, daß diese Hoffnung werde getäuscht wu und daß das Oberhaus die Bill mit einer sehr entschiedenen ) rität annehmen werde. Zugleich erklärte er, daß er die Auff der Getraide⸗Gesetze niemals einzig und allein aus Rücksicht af Nothstand in Irland vorgeschlagen habe, wie mehrseitig beh worden sei; vielmehr halte er die Maßregel im Interesse Al unabweislich, und der Zustand der Dinge in Irland habe sie nu schleunigt. Nachdem Herr Cayley gegen diese Ansicht argum hatte, wurde die Debatte, auf den Antrag des Herrn Newdeh auf den 12ten vertagt.

Die Oberhaus -Debatte vom 11. über den Antrag des 8 von Exeter wegen gewisser in Betreff der religiösen Teleranz, an die Oberrichter zu stellenden Fragen endete damit, daß der tragsteller seine Motion zurücknahm, nachdem ihm der Lor dkanz so wie die Lords Brougham, Denm an und Campbell,d zirt hatten, daß die Supremat-Rechte der Krone durch die Bil beeinträchtigt werden. Die lange Debatte hat für das Auclan nig Interesse. t

Die mexikanischen Finanz⸗-Agenten in London, J. Schneiß Comp:, haben den Inhabern mexikanischer Fonds, im Auftrn mexikanischen Regierung, den Vorschlag gemacht, die sogen Di ffered Bonds zu 40 pCt. zu fundiren und dann diese neuen! mit 5 pCt. zu verzinsen. Der Ertrag der Tabackspacht und du gabe von der Silber⸗Aussuhr von den Häfen an der Südste als Garantie für die Zinsen angeboten, nichtsdestoweniger schein e an der londoner Börse keinen rechten Anklang fing wollen.

X London, 12. Mai. Heute oder am Donnerstege wohl die Debatte über die Kornbill im Unterhause zu Ende s werden. Ich bin indeß nicht so sanguinisch, um zu hoffen, Haus hiermit die Getraide⸗ und Schutzzoll⸗Fragen schon erich Große Irrthümer werden nicht so bald oder so leicht von h aus beseitigt; und alle die langwierigen Debatten, welche du ß lament schon ausgehalten hat, sind noch keine hinreichende b thuung für die alten Fehler einer schlechten Gesetz gebung. Du blitum' ist indeß bier in auffallender Weise unvorbereitet ss Zwischenfälle und Kämpfe, welche in der Zeit von der dritten z der Kornbill im Unterhause bis zu ihrer endlichen Annahme ba Lorbs sehr wahrscheinlich eintreten dürften. Einige Blätter in gar so zuversichllicher Meinung über die schleunige Annahm,— Maßregel im Oberhause, daß sie ungesähr vierzehn Tage unf ganze Diskussion ihrer einzelnen Bestimmungen rechnen und si zum 1. Juni schon als Landesgesetz zu sehen hoffen. Eine men dige und lächerliche r,, Alles, was man jetzt sagen ist, daß die Lords die zweite Lesung der Bill auf den 2ũõsten ö werden, und daß die Debatte in diesem Stadium der Bill wes zum 25sten dauern wird. In früheren Stadien debattiren die iemcls über Bills, und dieselben werden so weit durchgelassen ; eine Sache, bie sich von felbst versteht. Die zweite Lesung wohl einè bedeutende Majorität für sich haben, die man . von 12 bie 30 Stimmen schätzt, und wie es heißt, werden die dem größten Theil nach die Bill unterstützen. Weit mehr jn eit dietrt bagegen die Verhandlung des Hauses im Comite jerguf siützt uch bie ganze Phalanz der Protectionisten ihren

offaulng. Dieselben find jeßt berrit, alle Fißchsichten, welche

aus Nache gegen Sir R. Peel fahren zu e ihre 8 niedrigen festen Zolles wie sie wissen, Sir R. Peel seiner wiederholt

duteresse erhei und wenn n, wel e,

swochenen erpflichtungen wegen nicht annehmen kann, so kön-= am r, n. hoffen, die Kornfrage zu ordnen und ihn aus mute zu treiben.

deß in d 4 vertiefen sie sich ohne richtige

mäßige Opposition hat nicht hinreichende Ver- der Geschäfte zu übernehmen, und der Sturz

eker weder den Muth hatte, vorzu⸗

nieder land e.

us dem Haag, 11. Mai. Die Rede, womit der inter⸗

he Minister des Innern im Auftrage des Königs die Session neral-Staaten geschlossen hat (s. Allg. Pr. Ztg. Nr. 136), solgendermaßen: Fdesmögende Herren! Zu Anfang Ihrer jeßt beendigten Session hat gierung, welche stets wünscht, in ebereinstimmung mit Ew. Edel- hen Alles zu befördern, was zur Vollendung und Verbesserung un⸗ jnstitutionen und Gesetzgebung zwecken kann, belangreiche Vorschläge, une Verwaltung betreffend, und später verschiedene andere, das erste be Gesetzbuches vom Strafrecht enthaltend, Ihnen zur Berathung gt. Durch Ümstände, welche außer dem Bereiche der Negierung und neral⸗ Staaten liegen, hat die Beendigung der erstgenannten Vor⸗ bis zu einer solgenden Session verschoben werden müssen, und die ng, daß die Feststellung der vorgeschlagenen allgemeinen Bestimmun— 8 niederländischen Strafrechts den Weg zur Vollendung der allge: Nationalgesetzgebung bahnen würde, ward getäuscht. Dennoch hat gierung das Vertrauen, daß die Sorgfalt und die Zeit, welche Ew. dbgenden der Prüfung dieser Vorschläge gewidmet haben, nicht verlo⸗ ndern der näheren Erörterung der darin enthaltenen wichtigen Ge⸗ ide a ig len e die dur w., Edelmögenden Mitwirkung festgestellten Maßregeln zur haung der Einsuhr von Lebensmitteln ar, 3 . ang entsprochen, so daß durch starke Aufuhren die Furcht vor einer wiähen Theuerung der ersten Lebensvevürfnisse verschwunden ist düsttren Aussichten, die sich bei dem Beginn für den herannahen⸗ bhmer darboten, sich nicht verwirklicht haben. urch die Annahme des Gesetzes über die Pensionen der Civil⸗Beam⸗ einem lange gefühlten Bedürfnisse abgeholfen. n. Edelmögent en theilten nicht die Meinung der Regierung in Hin⸗ Errichtung eines Viehfonds, wodurch die in Verbindung damit n zur Verhinderung der Lungenseuche ohne Fol- heben sind. ie Regierung freut sich, durch die Mitwirkung Ew. Edelmögenden hel zur Bestrderung des Handels und der Schifffahrt, und gunstige nungen hinsichtlich der französischen und russischen Flaggen eh h f , die von den milden Grundsätzen zeugen, welche der König und lion in dem gegenseitigen Handelsverkehre mit anderen Völkern vor⸗ zu sehen wünschen. Die durch Ew. Edelmögenden bestätigten geln zu einstweiliger Erhöhung der Ein- und Ausfuhrzölle haben zu sndlungen mit Belgien geführt, wovon man einen günstigen Aus— warten kann. w. Edelmögenden haben gleichfalls verschiedenen Vorschlägen finan= Uli ihre Zustimmung gegeben, darunter jener zur Verbesserung des Gesetzes vom Zucker, welcher dem Schatze eine stärkere Einnahme ht; jener für die Ergänzung der Mütel von 1841 und 1845 und dene Vorschläge in Betreff ver Regulirung von Ausgaben, wodurch d mehr die üeberzeugung heworgehen muß, daß Ordnung und Ne⸗ lein in den Finanzen des Reiches herrschen, daß die Ausgaben ple Einnahmen können gedeckt weiden und das Vertrauen in den al-Kredit befestigt wird. eses Vertrauen wird ebenfalls verstärkt werden durch die in Ueber ung mit Ew. Edelmögenden festgestellten außerordentlichen Ausga—= die Verbesserung des Weges von Herzogenbosch nach Euilenburg, an Entschädigung für die in Folge der Ereignisse von 1830 und den n Jahren bewerkstelligte Ueberschwemmung in einigen Provinzen, Werke zur Vollendung des Dedemsvaart und für einige außer= iz Subsidien für die Wohlihätigkeits Gesellschaft, welche ohne htsaluung der Eingesessenen aus disponibeln Fonds gedeckt werden

azu wird endlich auch mitwirken der durch Ew. Edelmögenden ange ne Vorschlag zur Einwechselung der alten Münzen, womit sogleich sang gemacht worden, und welche thätig fortgesetzt wird. er durch Ew. Edelmögenden bestätigte Ker en zur einstweiligen cation des Gesetzes in Betreff der großen Fischerei wird, wie dies delmögenden gewiß mit der Regierung wünschen, zur Beförderung wichtigen 66 der National⸗Industrie gereichen. jo wat die Regierung Ihre Anstrengungen für die Besörderung des . . durch Ihre eifrige und wohlwollende Mit- eschen. m amen dbl. Königs erkläre ich diese ordentliche Session der Ge= Staaten für geschlossen.“ 8Selg ien. Brüssel, 12. Mai. (Düss. Ztg.) Die große und für Bel⸗ Am Standpunkte der Entwickelung der Intelligenz in der That wichtige Frage über die bing he des Klerus in den auf eder Gemeindekosten ertheilten mittleren Unterricht, diese welche die Veranlasfung der letzten so entscheidenden Minister= 3 und welche, indem sie ein katholisches Ministerium an die s Landes gestellt, die Löfung der ei 5 Jahren schwebenden Gegen fz durch deren extreme Gestaltung herbeiführen wird, tage ist feit einigen Tagen um einen bedeütenden Schritt ge= erden. Denn im Kampf politischer Parteien ist es im mer shhritt wenn die Forderungen und Absichten einer Partei un- i, lar, ihr und der Gegenpartei klar, heraustreren. Die- die ist der Bericht des e Lehon, früheren belgischen din Poris, jetzt. Stodtratga von Tournay, äber den Ver. chen Bürgernieister und Schöffen der genannten Stadt mit

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dem Bischof jener Diözese am 30. Mai 1845 abgeschlossen hatten, um die Ernennung eines Geisllichen zum Verwaltungs- Direktor (principal; der Studien ⸗Direltor heißt régent oder préfet des Etudes und ist gewöhnlich Professor der Prima, der rhétorique, wie es hier heißt) zu erlangen. Dieser Vertrag, worin dem Bischof das

echt, alle Lehrer des Gymnasiums anzustellen, indirekt gegeben und worin dem neuen Direktor weit größere Vorrechte in Bezug auf die Wahl der Schulbücher u. s. w. eingeräumt waren, als je seine Vor= günger besaßen, obwohl diese seit 50 Jahren stets Geistliche waren, dieser Vertrag, sagen wir, hatte schon zur Zeit seiner ersten Ver⸗ öffentlichung durch das Journal de Bruxelles das größte Auf⸗ sehen erregt. Man sah darin einen Beweis von den anmaßenden Ansprüchen des Klerus, um so mehr, als ihn die katholischen Jour⸗ nale den anderen Städten als Muster hinstellten. Herr Cans, De⸗ putirter von Brüssel, brachte die Sache in der Repräsentanten⸗Kam⸗ mer zur Sprache, und Herr Vandeweyer, damals Minister des In⸗ nern, erklärte geradezu, er habe den Vertrag gemißbilligt und habe auch der tournayer Stadt⸗Behörde schon amtlich angezeigt, daß er ihn nicht billigen werde, wenn die Stadtgemeinde durch denselben Rechte an den Klerus abtrete, die zu veräußern ihr nicht erlaubt sei. Die ultrakatholischen Deputirten sprachen damals auch in der Kammer für den Vertrag, und derselbe war ein Hauptgrund für Herrn Vandeweyer, späterhin in seinem Gesetz⸗Entwurf über den mittleren Unterricht so hartnäckig auf möglichster Beseitigung des Klerus zu bestehen. Seitdem schien die Sache verschollen; aber ge⸗ rade jetzt, wo das katholische Ministerium durch seine Weigerung, seine Ansichten über das mittlere Unterrichtswesen in faßlicher Gesetzessorm kundzugeben, so viel argwöhnische Vermuthungen gewissermaßen recht⸗ fertigt, tritt der liberale Graf Lehon mit seinem Bericht an den Stadt⸗ rath von Tournay hervor. Er weist darin aufs klarste durch Briefe des Bischofs nach, daß dieser die gesammte moralische Herrschaft über die Gymnasien haben will, und zwar deshalb, weil (es sind die eigenen Worte des Bischofs, die nun kommen) „zwischen sämmtlichen Bischöfen Belgiens ein Vertrag bezüglich des Unterrichtswesens besteht, wonach sie sich von allen Unterrichts⸗Anstalten gänzlich fernhalten, worin nicht die Religion die Basis des Unterrichts bildet und worin ihnen nicht derjenige Antheil von Macht zustände, den sie zu bean⸗ spruchen ein Recht hätten; ein thätiger Antheil an der Ernennung der Lehrer ist die conditio sine qua non.“ Ferner weist der Be⸗ richt klar nach, daß das Bürgermeister⸗ und Schöffen⸗Kollegium ihre Amtsvollmacht überschritten, als sie diesen Vertrag abgeschlossen; daß dieser der Verfassung und dem Gemeindegesetz zuwider sei, daß ihn daher der Stadtrath nicht genehmigen dürfe. Zu ei⸗ ner Beschlußnahme ist es noch nicht gekommen, da Bürgermeister und Schöffen aus Furcht vor dem Zorne des Bischofs noch nicht einmal auf eine öffentliche Verlesung des Berichts eingehen wollten, der Stadtrath aber sich zu einer geheimen Sitzung nicht entschließen mochte. Einstweilen hat die Independange den Bericht veröffentlicht, und die liberale Presse hat nun reichlichen Stoff zu Kommentaren über die influencè occulte und über die Prätensionen des Klerus, gegen den sich, wenigstens hier und so viel wir aus guter Quelle wissen, auch in allen großen Provinzial⸗Städten die öffentliche Meinung immer entschiedener ausspricht.

Brüssel, 14. Mai. Bei Erörterung des die allgemeine Volks= Zählung betreffenden Budget⸗Postens stellte Herr Lebean in der Re⸗ präsentanten- Kammer zur Erwägung, ob sich hiermit nicht die Frage verbinden lasse, inwiefern es zweckmäßig wäre, die Zahl der National= Repräsentanten mit der Bevölkerung in Einklang zu seßen. Er be⸗ merste, daß diese Nothwendigkeit schon vor einem Jahre hervorgeho= ben worden, und daß Herr Nothomb diese Ansicht getheilt habe. Daher richte er an den Minister des Innern die Frage, ob die Regierung die Ab⸗ sicht habe, baldmöglichst die N⸗⸗tio nal⸗Repräsentation in Uüebereinstimmung mit der Zahl der Bevölkerung zu setzen, und ob er die nächsten Zäh⸗ lungen so bald bewerkstelligen lassen wolle, daß das über die neue r un n fang beider Kammern sprechende Gesetz noch vor den nächsten Wahlen votirt werden könnte. Der Minister des Innern erklärte, sein Möglichstes thun zu wollen, damit die Kammer die Re⸗ sultate der Zählung baldigst erhalte. Erst dann könne man sich ent⸗ schließen, was ferner zu thun, worüber er sich heute nicht äußern könne. Herr Lebeau meinte darauf, daß Herr Nothomb nicht der Ansicht gewesen, die Vorlage eines Gesetzes über die Vermehrung der Repräsentanten von der Zählung abhängig zu machen. Nach den jetzt vorliegenden offiziellen Resultaten sei die Kammer um 10 bis 12 und der Senat um 6 Mitglieder zu vermehren. Nur durch rasche Zählung könne man dazu gelangen, dazu brauche man nicht in alle Einzelheiten einzugehen; dies würde die Sache zu sehr in die Länge ziehen. Er fordere den Minister auf, sich offen darüber zu erklären. Herr de Theux bezog sich auf die Erklä⸗ rungen seines Vorgängers, ohne sich darüber auszusprechen, ob er ein Gesetz zur Vermehrung der Repräsentation vorlegen wolle. Herr von Brouckere bemerkte, daß der Minister dies zu umgehen suche, obgleich die Constitution wolle, daß in der Kammer für jede 40, 000 Einwohner ein Repräsentant sitze, und es sicher sei, daß die jetzige Zusammensetzung der Kammer das Land nicht vertrete; daß der Mi⸗ nister sich weigere, Näheres zu versprechen, lasse befürchten, daß er nicht ge⸗ neigt dazu sei. Herr de Theur erwiederte, daß er die Verpflichtung dazu nicht eher übernehmen könne, als bis er gewiß sei, sie auch halten zu können. Herr Sicart verlangte, daß diese Zählung ehestens vorge⸗ nommen werde. Herr Orban wollte in einer Vermehrung der Mitglieder der Kammer eine Revolution sehen. Herr Lebeau bemerkte sodann, die Central⸗Section habe offenbar durch Bewilligung eines Kredits von 250, 000 Fr. sür die Zählung ihren Wunsch zu erkennen gegeben, daß auf dieselbe die Kammervermehrung sich stützen möge. Herr Orban sehe darin einen Staatestreich, wie er unlängst mit der Kam- mer⸗Auflösung das Volk geschreckt habe, aber der Kongreß habe die Vermehrung der Kammer ausdrücklich vorgeschrieben. Man sehe, wohin

das Ministerium lossteuere und wie man die Constitution zu ehren suche.

Herr Rogier erklärte, daß er aus der Vermehrung der Repräsentan⸗ ten eine Bedingung seines Programms gemacht hätte, gegen das man nichts einzuwenden gesucht. Der Minister inöge sich daher offen erklären, ob er ein Geseß darüber einbringen wolle oder nicht? Der Minister des Innern verweigerte indeß eine solche Erklärung, indem er diet von dem Resultat der Zählung abhängig machte. Herr de la Coste meinte auch, dem Ministerium müsse die Angemessenheit der Maßregel anheimgestellt bleiben. Herr de Haerne sprach sich für Le cf der n r aus. Auf eine nochmalige Frage des Herrn von Brouckere wiederholte Herr de Theux, daß er noch nicht mit sich darüber einig sei, und daß er sich daher nicht näher erklären könne.

FJtalien.

Neapel, 2. Mai. In Monregle bei Palermo wurden kürzlich die beiden Grablisten Wilhelm's des Guten und Wilhelm's des Bösen, welche behuss einer Restauration des Grabgewölbes herausgenommen waren gebffnet und dann mit allen kirchlichen Feierlichkeiten wieder beigesetzi. Alle, welche sie gesehen, erklären, daß der Leichnam Wil- helm d des Bösen (r ef erhalten, daß man den röthlichen Bart in bestem Zustande gefunden 24. Nach der Grabmesse war großes Bankett im Palast des Erzbischofs von Monreale, Msr. Brunaccini, wozu hundert Personen eingeladen waren, darunter natürlich alle

Celebritäten Palermo's, auch mehrere Fremde, wie Lord Shrewa⸗ 2c.

Der Herzog von Serradifalco wirb hier erwartet; er reist aber= mals nach Deutschland und wirb wahrscheinlich einer Kaiserlichen Einladung nach St. Petersburg Folge leisten.

Einen schönen Anblick gewährt die im Golf, in der Nähe des Hafens, vor Anker liegende neapolitanische Flotte, wobei die Dampf⸗ schiffe die Hauptrolle spielen. Der König begleitet seine Truppen nach Sicilien und leitet den Truppenwechsel mit Neapel in Person.

Spanien.

Madrid, 7. Mai. Depeschen aus Malaga melden, daß am 2. Mai der politische Chef daselbst sammt mehreren Offizieren auf einem Spaziergang ermordet werden sollte; die Verschworenen gaben Feuer auf die Gruppe, wobei der Oberst des Provinzial⸗Regiments von Granada tödtlich verwundet wurde. Auf mehreren Punkten der Stadt hörte man Gewehrfeuer. Die Behörden trafen geeignete An- stalten; die Ruhe wurde nicht weiter gestört.

Es scheint gewiß, daß der Brigadier Rubin und die insurrectio- nelle Junta von Galicien das portugiesische Gebiet erreicht haben.

Der Tiempo meldet aus Caraccas vom 26. März, daß ein Gesandter dieses Staats im Begriffe war, nach Europa abzureisen, um mit der spanischen Regierung die Ratificationen des von Herrn Mar⸗ tinez de la Rosa mit Venezuela abgeschlossenen Handels⸗-Vertrags aus zuwechseln.

Madrid, 8. Mai. Die Gaceta veröffentlicht heute ein offizielles Bülletin über den bedauerlichen Vorfall, der in Malaga stattgehabt. ;

Der Belagerungsstand der Provinz Galicien ist wieder aufge⸗ hoben worden.

Es ist jetzt keine Rede mehr von den verschiedenen Projekten in Betreff der Vermählung der Königin und von der römischen Frage, die seiner Zeit die Gemüther in so große Spannung versetzt und die Presse so lebhaft beschäftigt hatten, und eben so wenig von der Frage der Wiedereinberufung der Cortes.

x Paris, 13. Mai. Glaubwürdige Briefe aus Madrid ge⸗ ben endlich Aufschluß über die wahren Ursachen des plötzlichen und schnellen Endes des galicischen Aufstandes. Eifersucht und Zwietracht zwischen den beiden Führern Solis und Rubin de Celis waren die Haupt-⸗Veranlassung dazu. Die folgenden Thatsachen zeigen dies aufs klarste. Solis war es gelungen, eine Depesche aufzufangen, in welcher der General-Capitain Villalonga dem General Concha den Rath ertheilte, jedes ernstliche Zusammentreffen mit den Insurgenten zu vermeiden, wegen der Anfange von geheimen Einverständnissen, die er unter den beiderseitigen Truppen als bestehend vermuthete. Villalonga rieth am Schlusse der Depesche dem General Concha, sich Corusia zu nähern, um die moralische Haltung seiner Soldaten zu befestigen. Das Lesen dieses Schreibens entschied Solis, die Offensive zu ergreifen, und er schickte daher an Rubin de Celis die Weisung, sich ihm mit allen ihm zu Ge⸗ bote stehenden Streitkräften anzuschließen, um das Gleichgewicht der Streitkräfte herzustellen und aus den ÜUmständen Nutzen zu zie⸗ hen. Allein der Brigadier Rubin vollzog entweder aus Eifersucht oder aus Mangel an Energie seine Bewegung mit solcher Langsam⸗ keit, daß Solis, allein gelassen und genöthigt, mit überlegenen Streit- kräften den Kampf zu bestehen, die bekannte Niederlage in Santiago erlitt. Als die Kunde davon unter den Truppen des Brigadier Ru⸗ bin sich verbreitete, die sich damals nicht mehr fern von Santiago be⸗ fanden, schlugen die Offtzsere vor, augenblicklich den General Concha anzugreifen, dessen Streitkräfte sowohl durch die Folgen des bestan⸗ denen schweren Kampfes, als durch die Nothwendigkeit, zwei Ba⸗ taillone zur Bewachung seiner zahlreichen Gefangenen zu verwenden,

geschwächt sein müßten; der Brigadier Rubin ging jedoch nicht auf

dieses Verlangen ein und führte seine Leute vielmehr nach Pontevedra zurück. Dort angekommen, hörten nun auch die Soldaten das Nä⸗ here über alle diese Vorgänge, glaubten sich verrathen und empörten sich nun gegen Rubin, der kaum noch Zeit hatte, sich auf ein Pferd zu werfen und so durch die Flucht dem Tode zu entgehen, der ihn erwartete. Von einem Reiterhaufen bis in die Straßen von Vigo verfolgt, hatte er daselbst sein Leben blos der Großmuth des englischen Konsuls zu danken, der ihn in sein Haus aufnahm, einige Zeit gegen die An⸗ griffe seiner Verfolger schützte und ihm zuletzt die Mittel gewährte, nach dem Hafen zu gelangen, wo er sich an Bord eines Schiffes flüchtete. Zu Madrid beharren Viele bei dem Glauben, daß der ganze Aufstand in Galicien von den sogenannten Dissidenten der Moderados⸗Partei selbst angezet:elt gewesen sei. Da sie aber dabei keinen anderen Zweck hatten, als den General Narvaez zu stürzen, so ließen die Haupt-Anstifter des Komplottes alsbald nach Erreichung dieses Zieles ihre Werkzeuge im Stiche. Auffallend bleibt es immer, daß weder Rubin de Celis noch Solis, die beiden Haupt⸗Militair⸗ Führer des Aufstandes, je etwas Anderes waren als Moderados, daß Iriarte, der einzige Esparterist, welcher bei dem Aufstande thätig war, auf eigene Faust seine kurze Rolle gespielt zu haben scheint, nach deren Beendigung Niemand mehr von ihm sprach; daß keiner der zu Corusia erschossenen Offiziere Aufschlüsse gegeben hat; daß es eine notorische Thatsache ist, daß die Insurgenten selbst von einer Allianz mit den Ayacuchos nichts wissen wollten und einen an sie abgesandten Emissair dieser Partei kurzweg zurückwiesen. Auch sind die Präsidenten und Mitglieder der Juntas in den verschiedenen Städten von Galicien sämmtlich Männer gewesen, die auch an dem Aufstande, der 1843 den Sturz Espartero's herbeiführte, den thätig⸗ sten Antheil genommen hatten. Tür ke i.

Konstantinopel, 29. April. Der am 27. April bei der Pforte verlesene Hattischerif, wodurch der Großwesir für bie Zeit der Abwesenheit des Sultans zum Kaimakam oder Stellvertreter desselben ernannt wird (s. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 133), lautet solgendermaßen:

„Mein erhabener Wesir! Es ist Jedermann belannt, wie sehr Wir, gegen Unsere sämmtlichen Volls- und Ünterthanen-Klassen gnädig gesinnt, dahin streben, daß aus Unseren Reichen alle Gewaltthaten und Ausbrüche der Robheit verbannt und die wahren Mittel zur Hebung der Landeskultur und Erzielung einer allgemeinen Ruhe aufgefunden werden. Obschon nun in Folge der bisher ergriffenen Maßregeln und stattgehabten gewissenhaften Beslrebungen das gewaltihätige Verfahren, Gottlob, merklich abgenommen hat, so lann man doch nicht sagen, es sei ganz und gar beseitigt. Un⸗ möglich können Wir aber damit einverstanden sein, daß gegen die Uns von Got anvertrauten so zahlreichen Unterihanen irgend ein, wenn auch noch so geringer Alt der Rohheit verübt werde.

„Judem Wir daher einige Unserer Länder besuchen, ihren wahren Ju- stand persönlich kennen lernen, daraus, so weit es angeht, ein Urtheil über bie Zustände in den übrigen Provinzen schöpfen und hiernach, mit Gottes Hülfe, sie alle einer vollendeten Wohlfahrt theilhaftig machen wollen, haben Wir in diesem wohlmeinenden Vorsaße den Entschluß gefaßt, Uns verzeit mit dem Beistande des Allerhöchsten nach Numelien zu begeben.

„Mit Dir sind auch Unsere anderen Minister als Männer von erprob- ter Sittenreinheit, Rechischaffenheit und Dienstbeflissenheit unverkennbar be- müht, Unsere ausgesprochenen Absichten ins Werk zu setzen. Dennoch ist

es Ünser entschiedener Wunsch, daß Ihr vor Augen habet, wie Wir nur