1846 / 154 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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die Vertheidigung gegen Angriffe verhindere, so seien ihm die Verhälinisse nicht genau bekannt. Nach alien diesen Betrachtungen könnte man vielleicht sagen, daß es am angemessensten erscheine, zur motivirten Tagesordnung überzugehen. Gleichwohl sei er dieser Ansicht nicht; Stände lönnten über eine so wichtige Angelegenheit nicht in solcher Weise hinweggehen. Er er⸗ laube sich viesmehr, folgenden Antrag zu stellen: 1) bei Uedersendung der vier Petitionen Nachsichendes der Königlichen Regierung zu äußern; „Stände haben aus der zweien Petition der sogenannten Deuisch-Katholiken (vom 29. April d. IJ und aus sonstigen, auf zuverlässige Weise empfangenen Mittheilungen vetnommen, in welchem Maße von der Königlichen Riegie= rung fur die religiösen Bedürfnisse der sogenannten Deutsch Aatholiken in Hildesheim gesorgt ist, und sie hegen demnach das zuve sichtliche Vertrauen, daß die Königliche Regierung auch fernerhin das verfassungsmäßige Recht völliger Glaubens. und Gewissensfreiheit in Ihren kräftigen Schutz nehmen werde. Auch kann Ständen nicht entgehen, daß größere, den sogenannten Deutsch- Katholiken eiwa sonst noch zu gewährende Zuge— ständnisse nach Maßgabe des Landes-Perfassungsgesetzes (8. 32) von der Allerhöchsten Beschlußnahme Sr. Majestät des Königs abhängen, und daß hierbei Fragen und Verhältnisse in Betracht kommen, welche in mehrfacher Beziehung eine vorsichtige Behandlung und sorgfältige Prüfung zu erfor— dern scheinen. Bei der unverkennbaren Wichtigkeit des vorliegenden Ge- genstandes glauben Stände jedoch, die eingegangenen Peiitionen zur Kennt= niß der Königlichen Regierung bringen und ihr anheimstellen zu müssen, die Wünsche der fogenannten Deutsch-Katholiken, nebst ven dawider in einer Gegenpetition erhobenen Bedenken, in gefällige Erwägung nehmen zu wollen. 2) Peienten von diesem Beschlusse durch Protololl Auszug zu benachrich= tigen.“ (Schluß folgt.)

Großherzogthum Baden. Das am 309. Mai ausgegt⸗ bene Stück des Großherzogl. Ke gierun gs⸗Blattes enthält FR gende Allerhöchste Verordnung, die Erhebung der Steuern in den Monaten Juni und Juli d. J. betreffend: „Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Mit Zu⸗ stimmung Unferer getreuen Stände haben Wir beschlossen und ver⸗ ordnen, wie folgt: Einziger Artikel. Die direkten und indirekten Steuern, welche in den Monaten Juni und Juli dieses Jahres zum Einzuge kommen, sind nach dem bestehenden Umlagefuße und den bestehenden Tarifen zu erheben. Gegeben zu Karleruhe in Unserem Staats⸗Ministerium, den 29. Mai 1845. Leopold. Regenauer. gh , Befehl Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs: üchler.“

Herzogthum Nassau. Die nassauische Stände⸗Versamm⸗ lung wurde am 27. Mai geschlossen.

Fürstenthum Lippe⸗Detmold. Die in den letzten Tagen des Maimonats zu Detmold abgehaltene General⸗Konserenz des dor= tigen Missions⸗Vereins war von Missionsfreunden aus allen Theilen des Landes zahlreich besucht. Eine eigentliche kirchliche Feier hatte die Regierung auch dieses Jahr nicht gestattet. Der Präses der Ver⸗ sammlung sprach darüber in der Eröffnungs⸗Rede sein Bedauern aus und verwies die Missions freunde auf das in der Nähe am 17. Juni zu Bielefeld zu feiernde kirchliche Misstonsfest des ravensberger Mis⸗ sions⸗Vereins. Der Secreiair verlas darauf den Bericht, welcher günstige Resultate nachwies. Es waren an Beiträgen 1 1000 Rthlr. an baarem Gelde und außerdem eine große Anzahl Sachen, besonders Leinen, verarbeitet und in ganzen Stücken eingegangen. Von dem evangelischen Monatsblatte, welches zum Besten der Mission herausgegeben wird, waren schon im zweiten Jahre sei⸗ nes Besiehens 4000 Exemplare abgeseßt. Von dem baagren Gelde waren an die Missions⸗Diakonie der evangelischen Brü⸗ dergemeinde 250 Rthlr., an die rheinische Missions-Gesellschaft zu Barmen 100 Rthlr. und an die Goßnersche Mission in Berlin 160 Rthir. abgesandt. Die Sachen waren von den Gebern theils für die Brüdergemeinde, theils sür die Barmer und Goßnersche Mission, theils für 'einige fpeziell genannte Missiongire und deren Familien bestimmt. Namentlich waren letztere reichlich mit Hemden, Strüm⸗ pfen und Bettwäsche bedacht. Ein besonderes Interesse hatte die Heneral⸗Konferenz durch die Anwesenheit des zu diesem Feste von dem barmer Misslonshause eigens abgeordneten Missions⸗ Predigers Nollau, dessen Vortrage bie Versammlung mit der gespanntesten Auf⸗ merksamkeit zuhörte. Es theilte derselbe seine Erfahrungen mit, die er in seinem mühevollen stebenjährigen Berufe als Reise⸗Prediger bei den ausgewanderten deutschen Gemeinden in Nord Amerika ge⸗ macht hatte. Gegenwärtig ist er in das barmer Missionshaus zu⸗ rückberufen, um sich bort für den noch schwierigeren Beruf eines Misstonairs unter den Chinesen vorzubereiten.

Oesterreichische Maonarchit.

Wien, 26. Mai. (A. 3 Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland hat gestern Linz verlassen und wurde von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Albrecht bis an die böhmische Gränze (Freistadt) gelei⸗ tet. Dort von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Landes⸗-Chef von Böhmen. Erz- herzog Stephan, erwartet, geht die Reise über Budweis nach Prag, wo die hohe Reifende zwei Tage zu verweilen beabsichtigt. Von da nimmt Ihre Majestät, von dem Erzherzog Stephan bis an die schlesische Gränze begleitet, den Weg über Krakau nach Warschau. Der Kaiser von Rußland kommt seiner durchlauchtigsten Gemahlin bis an die russisch⸗polnische Gränze entgegen.

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Se. Hoheit der Herzog Adolph von Nassau ist vorgestern, von Salzburg kommend, wieder hier eingetroffen und in der Leopoldstadt im Gasthofe zum „Goldenen Lamm“ abgestiegen. Der Herzog wird diese Woche noch Wien verlassen, um nach Wiesbaden zurückzukehren.

Frankreich.

Paris, 31. Mai. Das Amendement Odilon Barrot's, wel- ches die Deputirten- Kammer vorgestern mit einer Majvrität von 73 Stimmen verwarf, hatte zum Zweck, durch Beantragung einer Re- duction der geheimen Fonds um 19,000 Fr. noch einmal vor dem Schluß der Session die Kräste der Parteien zu prüfen. Die Ver⸗ werfung des Amendements war vorherzusehen, aber eine so bedeu⸗ tende Majorität schien man kaum zu Gunsten des Ministeriums er⸗ wartet zu haben, denn die Verkündung des Resultats der Abstimmung machte große Sensation in der Kammer, und das Journal des Bébats zählt diese Sitzung zu den denkwuürdigsten parlamentarischen Tagen. Eine leidenschaftliche Debatte war der Abstimmung noch vorhergegangen, da. Herr Thiers, nachdem der Minister des Innern die Vorwürfe des Herrn Billault zurückgewiesen hatte, nochmals im Lause die ser Dis- lussion das Wort nahm, um wieder dem Minister zu antworten, und durch seine Angriffe auf das ganze Regierungs⸗System eine neue Replik von Seiten des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten hervor rief. Auch Dupin, Odilon Barrot, Larochejaquelin und andere Depulirte nahmen noch an der Debatte Theil, die öfters in heftigen Woriwechsel über ging, indem die Opposition mit häufigen Unterbrechungen einfiel. RNfemals“, sagt das ministerielle Blatt, „zeigte sich die Linke into⸗ leranter und tyrannischer; aber einen großen Redner, der Recht hat, bringt man nicht zum Schweigen: Herr Guizot zermalmte die ihn Unterbrechenden mit seinen Antworten. Was die Frage selbst be⸗ trifft, so giebt es keine, die leichter zu lösen wäre; sie ist eben so einfach als groß: es fragt sich, ob in unserem con⸗ stitutionellen Regierungs⸗System die Krone eine Macht oder ein Nichts ist. Bas sagt Herr Guizot, und was sagen wit, oder vielmehr was sagt die Eharte? Die ganze vollziehende Gewalt ge⸗ hört dem Könige; der König ist also eine Macht, eine wirkliche Macht; der König regiert also, aber er regiert nur unter Mitwir⸗ kung eines verantwortlichen Ministeriums, und das Ministerium selbst ist nichts und vermag nichts ohne bie Unterstützung der Kammern. Wenn die Kammern dem Ninisterium ihren Beistand entziehen, fällt es sogleich; der König muß andere Minister wählen; dem öffentlichen Willen bleibt stets das letzte Wort. Unter Beobachtung dieser Bedingungen ist der König unverletzlich. Ihn hinter seinen Ministern aufsuchen, heißt die Charte umstürzen, heißt die Monarchie in eine Republik verwan⸗ deln, heißt die constitutionelle Regierung zur unmöglichsten und un⸗ gereimtesten aller Regierungen machen. Warum ließ Frankreich im Jahre 1630 die Verankwortlichkeit bis zu Karl X. zurücksteigen? Weil es mit ven Juli⸗Ordonnanzen kein verantwortliches Ministerium mehr gab. Die Verantwortlichkeit der Minister war nur noch ein sinnloses Wort von dem Augenblick an, wo das Königthum sich das Recht herausnahm, nicht die Kammer, sondern das Wahlgesetz und die Wähler selbst zu ver⸗ nichten. Welches ist nun das System des Herrn Thiers. Nach seiner Meinung kömmt wenig darauf an, daß es ein verantwortliches Mi⸗ nisterium giebt, und daß dieses Yiinisterium die Majorität hat. Die Bedingung für bie Unverleßlichkeit ber Krone ist die perfönliche Nich= . des Königs. So wie der König auch nur im geringsten re⸗ glret ober man shn im Verdacht hat, daß er xegiere, hört er auf, un⸗ verletzlich zu sein. Herr Guizot hat das Leere und Ab geschmackte dieser Theorie mit unbesiegbarer Gewalt bewiesen; er hat dieselbe durch eine Menge Beispiele aus der Geschichte Englands selbst zu Boden geschlagen. Es ist zu unsinnig, einen König über alle Menschen zu erheben und zu verlangen, er solle weniger sein als ein Mensch; ihm einen Thron zu geben und ihm Freiheit, Willen, Urtheil nehmen zu wollen; ihn mitten in die Regierung zu versetzen und ihm das Regieren zu verbieten. Thiers fur die Unverletzlichkeit stellt, ist es nur zu klar, daß die Unverletz⸗ lichkeit niemals bestehen kann. Immer wird man sich an den König halten, immer sagen, der König regiere, und fast immer wird man mehr oder weniger Recht haben. Die Kammer hat entschieden, und das Urtheil der Kammer, wir zweifeln nicht daran, wird bald von den Wählern

bekräftigi werden. Die politische Frage ist nun erledigt.“ Als Thiers

in seiner Rede unter Anderem an die „Bedingungen des Vertrages“ erinnert, welchen Frankreich mit seinem jetzigen , eingegangen fei, wies Bupin mit den Worten: „Hier ist das ild der heiligen Handlung!“ auf das Gemälde, welches über dem Präsidentenstuhl hängt und das den König darstellt, wie er die Charte beschwört, worauf Herr Thiers versicherte, er sei der Mo⸗ narchie innig ergeben, aber die französtsche Nation könne nicht wie die wilben Völker Asiens regiert werden! Verantwortliche Minister seien es, was er verlange, unabhängige Minister, welche die Krone schützten und nicht vor ihr zur Seite träten. Wäre er Minister, so würde es ihn fehr freuen, wenn er sich mit der Krone im Uebereinstimmung sähe; wenn dies aber nicht wäre, so würde er sich auf der Stelle zurückzie⸗ hen. Herr Guizot antwortete in der oben vom Journal des Debats angedeuteten Weise und ersuchte vor Allem seinen Gegner, er möge seine Angriffe nur auf die Minister richten, die Krone aber aus dem

Unter den Bedingungen, welche Herr

Spiel lassen; es sei verfassungswidrig, von einem Einfluß zu 23 66 mache und abseße; die Masorität der knnen auf der die Entscheidung beruhe.

Die Presse meldet, daß der 21 und die Herzogh Nemours mit ihren Kindern sich im Monat Juni nach den Pyn Bädern begeben.

Marschall Bugeaub gedachte am 23. Mai zu Orleans) am 2Zösten zu Tenes einzutreffen; an letzterem Ort wollte er Algier einschiffen, wo er nur wenige Tage zu bleiben gedacht, die Umstände ihn an die marokkanische Gränze rufen dürften.

Es heißt, in Folge der Flucht des Prinzen Louis Vn würden nun dessen Mitschuldige, die sich noch in Haft befinden freien Fuß gesetzt werden. Das Journal de la Somme tet: „Es kann als gewiß angenommen werden, daß Mn innerhalb oder außerhalb der Citadelle mit bem Plan Prinzen bekannt war. Der Prinz, Thelin, der Kamm welcher ihn begleiteke, und Dr. Conneau hatten allein Alen reitet. Man hat das Gerücht verbreitet, die Wächter und Personen in der Citadelle seien stark kompromittirt; ihre n aber außer allem Verdacht. Was Herrn de Marle, den Mm danten, anbetrifft, so stimmen alle Personen darin überein, seine Pflicht ohne Härte oder Schwäche erfülltt. Es ißt zz daß an seinet Stelle ein Jeder geläuscht worden sein würde, Pr. Conneau ist, nachdem er verhört wurde, in das Gefing Stadt gebracht worden, von wo er nach Peronne abge führ wird. Er ist vollkommen ruhig, und die Freude des rfolgs Einzige, was er empfindet.“ 4

Der Infant Don Enrique hatte Bayonne am 23. Mn nicht verlassen, um sich, wie beabsichtigt, nach Brüssel zu? sondern erwartete noch Briefe von seinem Bater und die E ber Regierung, den Capitain Melgar, seinen früheren Sernßz dahin nehmen zu dürfen. .

Lecomte hat auf die Aufforderung, sich einen Ver susß wählen, dies dem Kanzler Pasquier überlassen, und es is in h Duvergier, Vorsteher der Advokaten Corporation von n, stinem Vertheidiger best mmt worden. Ein Blatt will wissen b habe den Kanzler des Pairshofes um eine Privat Unten fuchen lassen, es scheine, daß der Gefangene wichtige Gestämm machen habe, und daß dadurch eine Supplementar Instruh eine Veriagung der gerichtlichen Verhandlungen des Pairshosq veranlaßt werden. ö

Die Brandstiftungen nach vorangegangenen Drohbriefen jetzt auch in anderen Bepartements an; so wurde das Doif d im Departement der Saone und Loire am 17ten d. durch einen mit gänzlicher Vernichtung bedroht, und am 18ten brach berei Feuer aus, daß jcdoch noch ohne großen Schaden gelöscht i Patrouillen und Wachen, die sogleich von der Bevölkerung . wurden, haben bis jezt neue Unsälle verhindert, allein zahteiche gen⸗Aussagen bestätigen, daß sich in dem benachbarten Gehöht dächtiges Gesindel herumtreibe; ein angeordneter Streifzug ind Gehöhe hatte kein Resultat.

Der Mouit eur zeigt an, die Regierung habe noch kein zielle Benachrichtigung über die Hinschlachtung der französischen fangenen in der Kia Abd el Kaders erhalten, Es theilt nun' auch dieses offizielle Blatt die in den algierischen Blätten haltenen Nachrichten über jenes schreckliche Ereigniß mit.

Herr von Lagrenee ist mit feiner Gemahlin uud, zwei i am 26. Mai, von der Gesandschaft nach China zurück, zu Ma angekommen. .

Es sind Befehle ergangen zur Absendung mehrerer Rritzsf nach dem Golf von Mexiko. ĩ

x Paris, 30. Mai. In der Deputir ten⸗ Kan wurde heute die Verhandlung über das Budget der Ausgnha Mmisteriums des Innern fortgesetzt. Die steben ersten Kapitel den ohne Diskussion angenommen. .

Bei dem Personal der National⸗Garden schlägt Herr von Esni vor, eine k zur Vervolllommnung der Institution der Sg Pompiers zu errichten. Der Minister des Innern wideiseßt si Antrage, der eine bedeutende Ausgabe verursachen würde, ohnt ven mäßigen Nußen zu bringen. Dag Kapitel wird augenommen, * Kunstbauten und Verzierungen öffentlicher Gebäude schlägt Hen eine Erhöhung des Postens um 4000 Fr. vor, die von. Heirn 3 dem Berichterstatter, bekämpft wird. Nach einer zweiselhaften Abft wird das Amendement verworsen. Bei dem Kap el, Entschädigm Schrifisteller und ihre Wittwen, beklagt sich err De mar gay, an reiche Leute übertrieben hohe Pensionen gewähre. Herr von n tine: Der Redner beschwere sich über eine Pension, die dem Alt Becour Lormian bewilligt worden sei. Herr Demargay sich über den Prrmögensstand des. Pensionairs,. Wenn Pension wohlverdient ünd mit Recht angenommtn', worden, es diese. Das Kapitel wird angenommen. Bei dem Kail ventionen für Thealer weist Heir Vivien die im Berit Theatre francais gemachten Vorwürfe, zurück. Er glaubt ni dasselbe so sehr in Verfall gekommen sei, als man angebe. Wal ben in künstlerischer Beziehung schade, das seien die Befehle zu ö für Antrn.zrollen, die das Theater von höherem Orte empfange, Theatre frangais von der Cmwilliste abhing, gab sie allein Bi schle

hat er sich jetzt in dieser „berühmten Streitfrage“ ganz der Seite der Ger⸗ manisten zugewendet. Seinen Untersuchungen zufolge, wind die Grund, Idee der von Savignyschen Ansicht, die Fortdauer römischer Mun iz ipalfrei- heit, in Frage gestellt; es erfcheinl ihm das lombardische Stäbtewesen als rein aus g erm anicher Wurzel entsprossen, ein Erzeugniß rein germani⸗ schen Volkslebens. Von diesem Gedanken ausgehend, sucht der Ver- fasser daz ganze Gebäude der Siädte ⸗Verfassung zu begründen und die Entwickelung derselben in den einzelnen Zeiträumen darzulegen.

Die Schrift zerfällt hiernach in einen negirenden und einen aufbauen den Theil: der erste (Seite 1 59) beschäftigt sich mit Wiverlegung der von Savignyschen Ausführungen, der zweite (Seite 60 175) hat die ent- wickelnde Darstellung selbst zur Aufgabe, welcher sich anhangsweise noch eine Geschichte der Städte⸗Verfassung im Exarchat und in Rom anschließt. Es sei erlaubt, hiervon wenigstens den Entwickelungsfaden des zweiten, als des y,, mn. der zugleich von allgemtinem Interesse sein dürfte, kurz anzugeben.

Der Verfasser beginnt mit Schilderung der Lage der römischen Städte unter den Longobarden. Er bezweifelt nicht, daß auch unter den Longo⸗

barden die Staͤdte als Mittelpunkte des bürgerlichen Lebens stehen geblitben

feien, aber eingefügt in die allgemeine Landes -Verfassung, ohne von der Gewalt Königlicher Beamten ersmirt zu werden, welche als oberste Civil-= und Militair-Behörden unter dem Titel eines Iudex, Dur oder Comes und unter Beihülfe mancher Unter⸗Beamten die früheren Städtegebiete beherrscht hätten. An diesen Verhältnifsen der Städte sei auch mit Entstthung der fränkischen Herrschaft nur wenig geändert worden; an vie Stelle der lon= gobardischen Duces sei unmittelbar der fränlische Comes mit seinen Beam fen geireten und nur durch Vtreinigung von Noömern und Longo. barden unter einem Heerbann, durch Einsührung der Sendgrasrn und Verpflanzung des, fränlischen Schösfen . Instituts auf Itulse⸗ nischen Boden das frühere despotische Verhäliniß zwischen Könsg⸗= lichen Beamten und unterworfenen ciwag gemildert worden. Aber bei dieser ganzen Verfassung nicht weniger, als bei den später entstandenen Immunitälen der Bischöfe und den Verleihungen Königlicher Gerichts bar- leit an die geistlichen Fürsten, sei nirgends die Einwohnerschast der Städte korporativ zur Gemeinde konstimirt gewesen, und noch in dieser ganzen

Zeit habe ihnen, wie gemeinsames Eigenthum, so auch eigenthümliche Ver · waltung und Magistrazur gefehlt. Erst nachdem unter den verhälinißmäßig ruhigeren Zeiten der Ottone und durch den neubelebten Hande! mit dem Orient, zum Theil auch durch Königliche Privilegien, der äußert Wohlstand der Bürgerschaft sich gehoben und Kraft und Muth zum Widtrstande und zur Empörung gegeben habe, sei die politischt Konstituirung der Städte als ssch frlbst' reglerender Geineinden angebahnt und während des elften Jahrhunderts endlich durch die Ausgleichung der heftigen inneren Partei- fämpfe vollendet worden. Der Betfasser erläutert die Elemente, aus wel⸗

chen diese verschiedenen Kämpfe hervorgegangen, und sucht durch interessante

Beispiele aus der Geschichte Mailands antet tio II., Konrad II., Hein - rich Iii. und TV. und des bisschöflichen Cremona's die allmälige Entwicke⸗ lung des selbstständigen Gemeinwesens als eine Frucht reingermanischen Vostsgeistes zu begründen. Alle Rechte der neuen Städtefreiheit erscheinen hiernach nicht als bloße Belebungen von Alters überlkommener römischer Institutionen; in heißem Streite werden schrittweise, von der milndig gi⸗ Dordenen Gemeinde die drückenden Fesseln unumschränkter Königlicher und bischöflicher Gewalt abgeschüttelt und die einzelnen Rechte freien Gemein⸗ wefens, bie Selbstwahl eigener Magistrate sür das Stadtregiment, dit Ge= winnung eigener Gerichte sür bürgerliche und Kriminal Streitigkeiten und die Beugung des mächtigen Adels errungen. ;

Es kann natürlich nicht Aufgabe dfseser kurzen nne g sein, über die Wahrheit oder Ünwahrheit der gedachten Ansichten ein Urtheil abzugeben. Der Veifasser selbst bemerkt (Vorrede Seite V.), daß erst der weitere Fortt schritt ver Wissenschaft, namentlich nach vollständigerer Sammlung der guf diese JZest beyügiichen ürkunden, die Entscheißung dieset Strellfraße herbei zuführen im Stande sein werde. Hier mag es genügen, auf Die genannte Schrift als einen sehr schäßzbaren Beittag zur u ring ener noch so wenig ergründeten Bett, und Nrchtg-Verhälinisse ufmerksant gemacht zu haben. Die schöndt, ruhige Dar n , des Verfassers erlnnert auch in dieser Schrist an die vollendete erschast stineg Löehrerg. Möch⸗ ten wit das Erscheinen des Bucheg auch al einen Bewels e,, lönnen, daß uns der Verfasser bald mit der Fortseßung seines größeren Hand buches bꝛschenken werde! 30.

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t Verein für Geschichte der Mark Bran deni

In der Februar -Versammlung des Vereins für Geschicht 9 Brandenburg sprach Herr Direktor von Ledebur über ben en lichen Nachlaß des im Jahre 1745 als Archiviakonus zu Kw nen Johann Buchholtz, von welchem der Urenkel dieses Geschihsi e der Herr Prediger Buchholtz zu Witzke bei Rathenow, eincn Vercine zur Benußung überlaffen hat. Es wurde diefes um so h erkannt, als sich erwiesen hat, daß unter den zunächst die bertessenden ultum en, Abschtisten sich viele befinden, dit bih' abgedruckt! waren, und welche auch desselben Verfassers Prigniun marca, die handschristlich auf der Königlichen Biblioihek sich bcsnd enthält. Als ein werthvolles Geschen desselben Herrn Predigen holß wurde ein dem vierzehnten Jahrhundert angehöriges Kepias gleichfalls ungedruckten Urkunden sür die Geschichte der Stadt Kynt reicht. Herr Geheime Archivrath Riedel legte die wichtigen einer Anzahl bis jetzt unbekannter Urkunden dar, welche den ho Priester Heir WolnzY aus mährischen Kloster- Archiven mitgtthelli die im dritten Bande il. Haupttheiles des Coder diplomaticus hran gensis abgedruckt sind. Es ist darin nam enn g ver bisher als haft betrachtete Umstand urkundlich nachgewiesen, daß der, Marg, von Mähren mit der Marl Brandenburg förmlich beliehen. mung Belehnung geschah, nachdem ihm das Kurfürstenthum vermõögt 9 schon mehreie Jahre früber erblich zugefalien war, im Jnh!e ag Dienstage nach AÄmbrosii zu Prag. Herr Baurath von Qu ast r. Zeichnungen der Kirche zu Seehausen in der Altmarl icht vor.

d e. reellen, der' Könfgl. General- Posmeister Gebeine, Sig . Herr von ne dit N 13 isher für den Umfanz i, Brandenburg bewilligte Pgrtofreiheit auf die gan. Morgen J habe. Dann hielt Herr 8 Archivrath Rie

f ; bioherlge Parstt lung ber Sessbriahme bez fachssfchen ? ,,,,

n der März - Sitzung wurde der Versammlung juvbrdersi die

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solle auf dieses Verfahren zurückkommen. Auch das Comitè gur ung ber n r, Stücke follte geändert werden. Dir Minister na ern: Das Theatre frangais sei Gegenstand des vollsten *. der Regierung. Einige Fehler bestehen in seiner Verwaltung. Die mung weide dieselben zu bestitigen süchen. . Jahr hoffe sie ammern eine neue Organisation und eine neue Subvention vorschla⸗ u lönnen. Herr Havin; Die Regierung habe 40, 0090 Fr. Erhöhung as Theater des Odeon als Subvention verlangt, die Kommission aber Erhöhung verweigert, Er wolle dies Verlangen der Regie⸗ penhridigen und bilte die Kammer, dasselbe zu genehmigen. non: Das Odeon habe bereits eine Subvention von von welcher die Kommission nichts abgestrichen, allein be hicht geglaubt,. vie Subvention bis auf 100000 Fr. n zu sollen. Die Subvention von 60, 000 Fr. sei unter dem Ein⸗ vin damals die Datstellung der „Lucretia“ von Ponsard gemachi, ligt worden. Habt dieses Theater für sich selbst nichi die Bedingungen eben, so werde es sie auch nicht durch die 10,000 Fr. mehr erhalten. Rinist't des Innern rechtfertigt die Subventlon. Das Odeon nn leist wahrhafie Dienste. Es sei nöthig für die Thätigkeit eines Piemnels von Paris. Es sei nicht gerecht, zu sagen, wenn es nicht Go Fr. leben könne, so werde es auch nicht mit 100,000 Fr. beste - kamen, Herr von Espinafse bekämpft die Bewilligung. Es handle icht um ein Interesse der Kunst, sondern nur um ein Interesse der zt. Hen von Lam artine spricht für die Bewilligung. Es gebe Arten von Theatern, die eine, die nur einer Speculation zur Nahrung „bie andere, die außerdem Linen wirklich literarischen Zweck verfolge, am Anstalten des bffentlichen Unterrichts. Das Odeen gehöre zteren. Die Regierung müsse sich für diese letzteren interessiren, um n trsteren entgegenzustellen, die nur zu oft den Geschmack des Publi⸗ zerdeiben (Beifall; sie müsse dies im Intersse der Literatur. Die üg daumnt noch fort.

Die mit den Nachrichten aus Algier vom 22sten eingetrof⸗ Funde von der Niedermeßzelung aller französischen Gefangenen, Abd el Kader's Deirah sich befanden, auf Besehl des Emirs, snen unbeschreiblich tiefen Eindruck hervorgebracht. Ein am 9gten Pschenma Gasauat abgegangenes kleines Fahrzeug überbrachte Schreckensbotschaft nach Oran. General-Lientenant von Lamori⸗- sendete augenblicklich den Obersten vom Generalstabt, Herrn Martmiprey, auf dem Dampfschiffe „Gregedis, nach Dschemma nat ab, um Gewißheit und näheren Ausschluß über diesen furcht⸗ Alt der Barbarei zu erhalten. Drei Tage wurde Herr von smiprey durch das stürmische Meer an Vollbringung seiner Mis⸗ gehindert. Endlich in der Nacht auf den 19ten lief das Dampf⸗ wieder in Oran ein. Die Berichte, die Heir von jprey mitbrachte, so wie alle anderen Gerüchte, die gesanmelt hatte, bestätigten nur zu sehr, daß Abd gader wirklich den grausamen Befehl gegeben hatte, und er vollzogen worden ist. Doch soll bis dahin derseibe nur die proffiziere und Soldaten betroffen haben, die Offiziere aber wären mschrecklichen Schlächterei entgangrn. Folgendes soll der Anlaß um unbarmherzigen Entschluß Abd el Kader's gewesen sein: Im des Monats März hatte Abd el Kader dem Bu Hamedi be⸗ n, das Kommando der Deira dem Mustapha-⸗Ben⸗Thami zu eben, selbst aber mit den Beni Amers zu ihm zu stoßen. Im war dieser Befehl bekannt geworden und galt sür vollzogen; war jedoch nicht der Fall, denn die Beni Amers und Bu Ha⸗ selbst verweigerten den Abmarsch. Im Gegentheil, nach eigenen Geständnisse des Kalifa knüpfte der genannte Stamm Buzianne - Ulid-Schaui Unterhandlungen an zu dem Zwecke, Beistand für ihre Lostrennung von der Deira zu er- n. Beige Theile waren übereingekommen, die Beni Amers nicht über Taza hinausgehen, und Bu Hamedi sollte als wr für den Stamm bei dem Emir auftreten und seine ftir zu der Deira erlangen, unter der Bedingung, daß ihm bier⸗Kommando übergeben würde. Bu Hamedi hielt Wort, die mers aber nicht, sondern sie zogen nach dem Westen ab, ohne m den Kalifa zu bekümmern, welcher, die Folgen seiner mißlun⸗ nIntrigue fürchkend, die Flucht ergriff, um Buzianne⸗Ulid⸗Schaui sanjuschleßen. In Folge dieser Begebnisse, die in den letzten des Monats April vor sich gingen, konnte Mustapha Ben „der allein da geblieben war mit einigen Haschems und Aus⸗ nderten verschiedener Stämme, den Befehl nicht vollziehen, den Emir, sein Schwager, ihm geschickt hatte, den Rest der vorhan⸗ Leute nach dem Süden zu führen. Die um drei Viertheile zusammen⸗ sotzene Deira, schrieb er an Abd el Kader, könnte einem wahr⸗ 9 Versuche der marolkanischen Stämme, sich der französischen Ge⸗ nen zu bemächtigen, nicht widerstehen, und die Bewachung und snierhalt dieser Gefangenen werde täglich schwieriger. Abd el ß aniwortete darauf mit dem barbarischen Befehl diese Unglück= niederzumetzeln. Um den Vollzug dieses Befehls leichter zu n, verbreitete man in der Deirah das Gerücht, alle muselmän⸗ Gefangenen in Frankreich seien getödtet worden. Einigen sesen gelang es, der Verfolgung durch die Flucht zu entgehen zie Duars der Beni Snassen zu erreichen. Leute dieses Stam⸗ haben einem Soldaten das Leben gerettet und versprochen, noch re herbeizuführen, die jetzt in Sicherheit sind. Nach der Kata⸗ je trat die gänzliche Auflösung der Deira ein. Eine Anzahl von Zelten sind theils zu den Beni Snassen, nach dem Westen gezogen. Mustapha Ben Tami wendete sich

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anfangs mit acht oder neun Duars süblich und bezog dann ein La⸗ ger am Wed Kheub, von wo aus er wieder über Aiun-Sidi⸗Meluk zu dem Emir stoßen wirb. Alle Nachrichten siimmen jetzt dahin über⸗ ein, daß die ganze Deira, Abd el Kader's Zelt mit inbegriffen, die Straße nach dem Westen eingeschlagen hat und bereits weit von den Gränzen des französtschen Gebietes war, Die Beni Amers sind jetzt zwischen Fez und Mekinez; ein r cf Spahi hat drei Tage⸗ märsche von dort den alten El Berkani getroffen. Man glaubt, daß diese veränderte Richtung eingeschlagen worden sei wegen der Jurcht des Emirs vor der Kolonne des Generals Cavaignac, die sich am 14. Mai zu Lalla Magrnia vereinigt fand, und auch wegen der Furcht der Deira vor einem Angriffe der marokkanischen Stämme selbst. Die Nachrichten über die Operationen des Marschall Bugeaud in den Warenseris⸗Gebirgen bis zum 14. Mai sind noch immer ohne Bedeutung.

Privatbriefe aus Oran vom 19ten stellen es noch in Zweifel, ob Abd el Kader wirklich der erwiesene Anstifter der Nie dermttzelung gewesen, und meinen, daß eher Parteikämpfe unter den Unter⸗Befehls-= habern des Emir den Anlaß zu diesem barbagrischen Alt gegeben haben dürften. Mit Spannung sieht man den Veröffentlichungen der Re⸗ gierung, welche gestern noch keinen offiziellen Bericht über den Vor— gang erhalten zu haben scheint, entgegen.

Muley Abd el Rahman hat gegen die Kabylen, welche dem Abb el Kader Aufnahme bei sich gewährt hatten, seinen Fluch aus⸗ gesprochen, und sie betrachten nun als eine Folge davon die vom Himmel über sie verhängte Strafe, daß dieses Jahr kein Tropfen Regen bei ihnen siel, so daß alle Weiden für das Vieh verdorrten. In ihrer Reue über ihren Ungehorsam gegen die Befehle des Kaisers haben sie eine Deputation an ihn abgeschickt, um Verzeihung von ihm zu erlangen.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 29. Mai. (B. H.) Der Kanzler der Schatzkammer begann seine Darlegung des Bud⸗ 8 uit dem Nachweise der Ergebnisse des letztverflossenen Finanz⸗

ahres.

Sir R. Peel hatte die vorjährige Staats Einnahme auf 49,702, 000 m St. veranschlagt, sie hat sich aber statt dessen auf 51, 259, 600 Pfd. claufen, ein Mehrtrirag, der dadurch entstanden ist, daß besonders die Zölle, die Accise, der Stempel und das Post-Departement bedeutend mehr, als veranschlagt, eingebracht haben, zum Beweise, wie bedeutend der Um— schwung des Handelsverkehrs im veiflossenen Jahre zugenommen hat. Die Einkommen⸗-Steuer hat im vorigen Jahie einigen Minder -Eitrgg geliesert, was sich aus der Rüchzaahlung einiger indebite geleisteten Zahlungen er. klärt. Mit Hinzurechnung des im vorigen Jahre sällig gewordenen Theiles der chinesischen Kliegs- Contribution betiägi die Gesammt- Einnahme 52, 009g, 324 Pfd. Was die Ausgaben betrifft, so beliefen sie sich im Gan⸗ zen auf 49,499, 167 Psd. (darunter für die Verzinsung der Staatsschuld 30 607 666 Pfe.), und es bleibt nach Abzug einer Summe für sogenannte unclaimed. dividends ein reiner huebersch der Jahres- Einnahme zum Belaufe von 2,380 609 Pfd. St. Bei Reststellung der Einnahme des laufenden Finanzjahres sind zunächst Zölle und Accise in Anschlag zu bringen. Die Zölle brachten im vorigen Jahre 19,768, 009 Psd. ein, die im Verlauf der gegenwäitigen Session be— antragten Zoll, Ermäßigungen repräsentiren eine Summe von 1,041,000 Pfd., indeß wird in Betracht des fortwährend zunehmenden Verkehrs und der beförderten Consumtlon der wirkliche Ausfall sich nicht höher als zwi⸗ schen 2-300, 099 Pfd; belaufen und die Zoll⸗Einnahme daher mit Sicher⸗ heit zu 9, 500, 000 Pfd. zu veranschlagen sein, zumal da aus allen Aus- fuhrhäfen besonders während der letzten sechs Wochen, ungeachtet der all- gemein vorherrschenden , n, r in Betreff des Ausfalls der Berathun⸗ gen über die Korn- und Tarifbill, der Verkehr als in unaufhörlicher Zu⸗ nahme begriffen geschildert wird. Aus gleicher Nücsicht wird für die Accise eine Mehreinnahme im Vergleich zum vorigen Jahre zu berechnen sein, so daß man sie auf 13, 400 006 Pfd. veranschlagen kann. Im vorigen Jahre betrug sie nur 13,296, 000 Pfd.“, wogegen die Stempel-Abgabe, die im vo⸗ rigen Jahre in Folge der Eisenbahn UÜnternehmungen übermäßig an- schwoll, auf 260, 06560 Pfd. weniger, nämlich nur zu 7, 00,000 Pfd., taxirt wird. Der Ertrag aller Einnahme⸗Quellen, zusammengenommen, mit Ein= schluß des noch kückständigen Theiles der chinesischen Kriegs- Contribution, wind auf 5, 650 000 Psd. veranschlagt. Die Ausgaben anbelangend, so wird im laufenden Jahr die Verzinsung und Amortisirung der Staats—⸗ schuld fast eben so viel, wie im vorigen Jahre, nämlich 30 575,000 Psd., betragen, das Heer 6, 697,000 Pfd. (140000 Pfd. mehr als im vorigen 8 die Flotte 7,521,000 Psd. (fast 600, 900 Pfd. mehr als im vorigen Jahre), das Artillerie⸗Depariement 2,513,000 Pfd. C109, 000 Pfd. mehr ats im vorigen Jahre) in Anspruch nehmen und mit Hinzuziehung der übrigen Ausgabe ⸗Posten die Gesammt⸗Ausgabe 50, 873,000 Pfd. betragen, so daß der üebeisch nicht größer als 776. 000 Pfd. sein wird, worin noch dazu die chinesische Kriegs Contribution mit 700, 060 Pfd. eingerechnet ist. Die ses Ergebniß ist allerdings im Vergleich zu Lem des vorigen Jahres nicht ein besonters günsiiges zu nennen, indef zeigt sich der Zustand der Dinge vortheil- hafter, wenn er aus allgemeinerem Gesichtspunkte befrachtet wird. Der Kanzler der Schatzfammer machte zunächst bemerklich, die Veranschlagungen der Ein, nahme seien im Allgemeinen so niedrig gegriffen, daß man mit Zuversicht auf einen größeren lÜieberschuß, als den oben angegebenen, werde rechnen können, und suchte dann nachzuweisen, daß die neuesten Reform⸗Maßregeln bes Ministeriums nicht nur die früheren Schwankungen in den finanziellen Verhältnissen beseitigt, sondern auch einen Zustand ffetigen Fortschritts, so= wohl der finanziellen wie der lommerziellen und industriellen Wohlfahrt des Landes, angebahnt. Das Ministerium habe, als es im Jahre 1842 die Regierung mit einem Defizit im Schatze übernahm, eingesehen, daß nach⸗

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haltige Abhülfe der damals vorhandenen Finanz ⸗Verlegenheiten n

dn fh eseiligung des den Handel und ke ef sr en pe bitiv⸗ und Schutzzoll⸗Systems zu bewitlen sei. Schon im Jahre 1812 seien daher auf seinen Vorschlag die Einfuhrzölle von 583 Attikein ermäßigt und mit wenigen Ausnahmen alle Ausfuhrzölle aufgehoben worden. Im Jahre 1843 und 1844 sei man in gleicher Weise fortgesahren, habe im Jahre 1815 die Einfuhrzölle von 21 Artikeln ermäßigt und von 4441 anderen gänzlich aufgehoben, und die diesjährige Tarif⸗-Bill setze belannt- lich das System noch weiter fort; im Ganzen seien in dieser Weise seit 1842 vie Zölle von 727 Artikeln ermäßigt und von 503 ganz aufgehoben, Artilel, wesche meist zur Nahrung und Kleidung des Volles verwendet wer den, oder deren Einfuhr die Bedürfnisse der Fabriken erfordern. Die Er= sahrung habe bereits dargethan, daß das Wohlergehen des Volles durch diese Maßregel gefördert worden sei, und die Finanzen liefern den schla— genden Beweis, daß auch der Staat im Allgemeinen Nutzen davon gezogen habe. Am 1. Januar 1842 sei der Ueberschuß in der Ei , , 3, S50 000 Pfd. gewesen, am 1. Januar d. J. 8, 450,000 Pfd.; am 1. Ja- nuar 1842 habe die fundirte und die unfundirte Schuld zusammen 792,000, 0900 Pfd. betragen (die fundirte allein 772,530, 000 Psd. ), am 4. Januar 1846 nur S5, 115.000 Pfd.; es hat sich also wäbrend der letzten vier Jahre die chuld um 7,094,009 Pfd. ver⸗ mindert, und Alles zusammen berechnet hat der Staat am 1. Januar d. J. ungefähr 1,500,000 Pfd. weniger an Zinsen der Staatsschuld zu bezahlen, als am 1. Januar 1842, wozu noch lommt, daß in Folge der im . Jahre getroffenen Maßregeln wegen Zins⸗Reduckion der Annuitäten (Maßregeln, welche der günstige Finanz- ffand ermöglicht hat) im Jahre 1854 eine neue Zins -Ersparung von bö2 000 Psd. jährlich eintreten wird, wobei zu bemerken ist, daß vie auf 3, 859 219 Pfd. fich belaufende außerordentliche Einnahme aus der chinest⸗= schen Kriegs-Coniribution zu diesem günstigen Zustande der Dinge in lei= ner Weise beigetragen hat, da sie bis auf 30, 006 Pfd. für die Kriegskosten aufgegangen ist. Alle jene günstigen Resultate aber sind erlangt worden, ohne daß die Vertheidigungsfräfte des Landes geschwächt oder die aufge= hobenen indirelten Abgaben durch andere Steuern erfetzt worden sind; denn wenn auch allerdings seit 1812 für 5,624,079 Pfd. jährlich neue Steuern eingeführt worden sind, so beläuft sich dagegen der Ertrag der aufgehobenen Abgaben auf 8,206,765 Pfd, es bleibt also ein Ueberschuß von 582, 686 Pfd. Auch kann man nicht sagen, daß gute Aerndten einen un- gewöhnlich günstigen Einfluß geübt haben, denn auch in den Jahren 1833 dis 1836 warrn die Aerndten überaus reichlich, besonders im Jahre 1834, und dennoch sind diese Jahre weit davon entfernt gewesen, so günstige Resultate zu liefern, wie das letztverflossene QOuadriennium. Die Aufhebung des Restriltiv⸗Systems müsse man, so schloß Herr Goulburn, ungeschmälert den Ruhm des errungenen Erfolges lassen, der sich, abgesehen von den oben angeführten rein maieriellen Resultaten, auch in der Hebung des sozialen Bewußtseins des Volles, in der Verminderung der Verbrechen und in der Steigung des Kunstsinnes auf unleugbare Weise kundgebe.

Herr F. Baring, der Kanzler der Schatzkammer unter dem Ministe- rium Melbourne, proiestirte einestheils dagegen, daß man, dem bisherigen Brauche zuwider, das Budget vorgelegt habe, ehe die Veranschlagungen sämmtlich bewilligt seien, wobei er indeß zugab, daß die lange Betzögerung der Annahme der Kornbill die Abweichung von dem gewöhnlichen Gebrauche nöthig gemacht haben möge; anderentheils suchte er nachzuweisen, daß die Berechnungen des Ministers in Betreff der zu erwartenden Einnahme un- zuverlässig und unvollständig seien, so daß man selbst auf den geringen, von ihm angenommenen Ueberschuß nicht rechnen könne; endlich irn; er dem Whig⸗-Ministerium die Einleitung zu der Anti⸗-Restrittio⸗-Politik des jctzigen Ministeriums, in der er überdies nicht so ausschließlich, wie Herr Gonlburn, die Ursache des jetzigen Zustandes der Dinge finden wollte, und erklärte schlies lich, daß er keinesweges gesonnen sei, die Einnahme⸗Steuer als einen permanenten Posten des Budgets gelten zu lassen. ;

Nachdem Herr Hume die Minister belobt hatie, besonders in Betreff ihres Bestrebens, die direkte Pesteuerung an die Stelle der indirelten treten zu lassen, wandte Lord G. Bentinck Einiges gegen die Geringsügigleit des Ueberschusses ein, Herr Wood forderte zu fernerem Fortschriti auf der Bahn des bisherigen kommerziellen Systems auf und verlangte insbeson- dere Aufhebung der Zuckerzölle; Herr Williams beschwerte sich darüber, daß die Ausgaben jeßt sechs Millionen Pfd. St. mehr betragen, als im Jahre 1835, obgleich in den auswärtigen Verhältnissen des Landes keine Ürsache dazu liege. Endlich, nach einigen Worten des Herrn Hud son, vertagte sich das Haus für die Pfingstfeiertage bis zum 5. Juni.

In der ersten Sitzung des Unterhauses nach den Feiertagen, also am 5. Juni, hatte Sir Robert Peel, seiner Erklärung zu- folge, seinen Antrag in Betreff der Zuckerzölle 964 wollen, wurde aber durch die Vorsiellung mehrerer Mitglieder bes Hauses bewogen, der sogenannten Poor Removal Bill den Vorrang zu geben. . derselben Gelegenheit erklärte der Premier⸗Minister, so bald wie mög⸗ lich die irländische Zwangsbill wieder vornehmen zu wollen, ein 36 haben, das dem Ministerium Peel ein schleuniges Ende zu machen

gerignet ist, da nicht nur die irländischen Mitglieder des Hauses, son⸗

dern auch Lord John Nussell und die Whigs, so wie Lord George Bentinck und die Protectionisten, gegen die zweite Vetlefung der Bill stimmen zu wollen erklärt haben, eine Combingtion, der die so sehr zusammengeschmolzene Partei der eigentlich Ministeriellen die Spitze zu bieten außer Stande ist.

London, 30. Mai. Die Morning⸗Post bestätigt es, da der König und die Königin der e , n . . 2. Königin Victoria besuchen wollen. „Die Thatsache“, sagt dies Blatt, „daß der Besuch beabsichtigt wird, steht außer allem Zweifel. Man hatte anfangs gefürchtet, die französischen Kammer Wahlen könnten Ludwig Philipp daran hindern; da diese aber erst Ende Juli eintre⸗ ten werden und die Königin Victoria schon Ende Juni im Stande

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n Kurfürst Namens seines Sohnes Johann überhaupt Rech ts=— i auf die Succession in Kursachsen erhoben, und daß die Be⸗ lung, Friedrich habe Kursachsen gewaltsam und mit der Absicht, es zu wien, in Besitz genommen, historischer Begründung ermangele. Heir lach von Qu ast las eine Abhandlung zur naͤheren Feststellung des Theile hritgniß und Mecklenburgs umfassenden Landes Ließe, indem er nachwies. g dies Land in den heutigen ruppinschen Kreis hinein erstreckt habe. Herr h von Ledebur fprach über zwei in der wilsnacker Kirche befind- alle Gsizgemälde, von denen er ältere, in der Mitte des vorigen hunden angefertigte Zeichnungen vorlegte, woran Herr Hofschauspieler eidet Mutheilungen über Bronze- Figuren in der Pfarrkirche zu sut a. d. D. ö Herr Professor von der Hagen legte Na⸗ des herm Regicrungs Rath von Minutoli die Inschrist eines gimaͤldes zum Exrtziffern vor. ier April-Sißung las Herr Direlior von Ledebur eine Abhand- h kr Ost und Ẃst, Riord und Süd, dlesseits und jenseins c. in 8. Cohen hischet Beziehung und über das Schwanhende und Wechselnde heichnüngen in den verschiedenen Zeiten, ferner über die verschiedenen rück fur die Bestandtheile unserer Marken, besonders von im Laufe * sich indernden geographischen Gegensätzen von Alt- und Neumark. ichst legie der Herr' Bauraih von Qu a st einige Zeichnungen von der ? zu Arendsee vor, deren Anlage er um 1709 setzt und über das in ce ihrer Bauart aueführsicher spricht. Derselbe theilte dann chere über die Bauart der merkwürdigen Kirche von Kloster Zinna J . sich noch auch von Seiten anderer Mitglieder Bemerkungen über ö. e. und deren Baustyl schlossen. Der Herr Direktor Odebrecht 9 ne abweichende Ansicht über die in der Dominilaner-Kirche zu Roe findliche Inschrist mit, nomenilich über das rächselhaflz Ghadersis= 3 . ab dies zu mannigfachen Diskuüssionen Veranlassung. n er Mai⸗Sißung lege zuvörderst der Herr von Uslar einige Ur- are in als deren Aügsteler ein Hugo von der Marke erscheint. Herr * ö n Terchh Rie del beleuchlett in einem Vortrage über des Kur⸗ = rich's J. Theiln ahne an der konstanzer Kirchen ⸗Versammlung r Mitwirkung, welche dieser Fürst auf die Herstellung des da—= en Friedens der christlichen Kirche, auch die Vertheidigung und

Veruntheilung des Johann Huß und andere derzeitige kirchliche Ereig nisse äußerte und nach pen zum Theil unbegründeten Aeußerun⸗ gen neuerer Biographen geäußert haben soll. Herr Direltor von Ledebur besprach eine Gruppe adliger Familien, welche das ge— meinschastliche Wappenzeichen des Wolfes mit den Garben verknüpft. Er wies gegen zwanzig verschiedennamige, stammverwandte Geschlechter nach, wozu unter anderen die von der Asscburg, von Bartensleben, von War⸗ tensleben, von Apenburg und von Winterfeld gehören, bei denen das ge⸗ dachte Wappenzeichen die größtentheils auch anderweitig ihre Bestätigung findende Einheit des Ursprungs nachweist. Herr Direktor Odebrecht legte als auffallende Merkwürdigleit einen Urtheilsspruch vom Jahre 1544 vor, welchen die Kurfürstlichen Räthe und Nentmeister unter dem Kurfürstlichen Kammergerichtssiegel erließen, ferner eine Sammlung interessanter Notizen über Sirasen, welche in älteren Protokollen erwähnt werden, 3. B. das Reiten auf dem rothen Reiter in Lichtenberg nach einem Protololle vom Jahre 1682. Zuletzt legte Herr Geh. Registrator Poß berg aus sei⸗ ner Sammlung von Siegel⸗Abgüssen das große, vortrefflich gearbeitete Sie⸗

el des Kurfürslen Joachim J. vor, dessen sich auch mehrere seiner Nach⸗ diger mit bloßer Veränderung des Namens in dem Stempel nr.

Die neue Ausgabe der Werke Friedrich's des Großen.

Die Spenersche Zeitung bringt heute folgende Notiz:

„Berlin, den 3. Juni. Auswärtige Blätter haben viel von einem Prozesst der Erben der hiesigen Vossischen Buchhandlung gegen den Geh. Ober ⸗Hofbuchdrucker Decker gesprochen und darüber einiges Unrichtige mit⸗ getheist, was allgemeineren Eingang gefunden hat, da der Gegenstand des Siteites die durch die Königl. Alademie der Wissenschaften auf Besehl Sr. Majestät des Königs besorgte Ausgabe der Werke Friedrich's des Großen ijst. Allerdings ist der Rechtsstreit von Seiten der Vossischen Erben an anch , geslüht auf Änsprüche aus Einem Privilegium, über deffen Gähtiglest zu enischeiben den hiesigen Gerichten obliegt, und es hai⸗

ten sich deshalb die Vossischen Erben an die sächsischen Behörden gewandt, um durch sie eine Beschlagnahme der neuen Ausgabe zu bewirken, sobald sie in Leipzig auf den Platz läme; es sind dieselben aber von dieser Be⸗ hörde abgewiesen worden, so daß der demnächst erfolgenden Ausgabe der Werke des Königs kein äußeres Hinderniß im Wege steht. Was nach dem Ausgange des gedachten Prozesses weiter geschehen wird, lann erst durch das zu sprechende Urtheil sich feststellen. Nach dieser, wie wir glauben, sicheren Mütheilung dürsten sonstige Nachrichten über den betreffenden Ge—= genstand zu beurtheilen sein.“

Sanskrit Typen.

Göttingen, 30. Mai. (Gött. Gel. Anz.) Schon im Jahre 1810 ist durch die Fursorge des Königl. Kuratoriums die Universität Göttingen in den Besitz von Sanskrit⸗Typen gelangt. Den Zwecken, welche man da= mals vor Augen hatte, enisprach die kleine sogenannte Scholien Schrift. Dieser wurde daher damals der Vorzug gegeben. In den letzten Jahren stellte sich jedoch das Bedürfniß einer größeren, zum Druck von Sanehtrit= Terren genügenden Schrift heraus, und, mit zer u und Freigebig⸗ feit, weiche das Königl. Kuratorium bei Förderung wissenschaftlicher Jweqce siels bewiesen hat, seßzte dasselbe auch hier die zur Befriedigung dieses Be⸗

dürfnisses erforderlichen Mittel aufs bereitwilligste aus. Ja, es beschränkte sich nicht darauf, die Bestellung eines Gusses nach den schon vorhandenen Siempeln zu gestatten, sondern bewilligte auch die Mittel, um einige noch fehlende Stempel anfertigen zu lassen. Die Anfertigung der neuen Stem- pel, so wie der Guß der Sanskrit Typen, waid der Deckerschen Geheimen Dber-Hofbuchdruckerei in Berlin aufgetragen und ist ganz den davon ge—= hegten Erwartungen gemäß ausgefallen.

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