fallen und ihn mit einem Messer am Kopfe und rechten Auge zu verwunden. Leider kennt weder der Soldat noch sein Begleiter, welche ruhig ihres Weges gingen, einen der Thäter, deren Betragen wieder leicht Veranlassung zu größeren Erzessen werden könnte.“
Freie Stadt Bremen. Die Ober- Post⸗Amts⸗ Zeitüng enthält ein Schreiben aus Bremen mit folgenden Notizen über die von dort aus besörderten Auswanderer: „Am 15. Juni, dem zweiten Abfahrtstage d. M., gehen wieder mehrere Schifft mit Auswanderern in See. Das Passage⸗Geld ist gegenwärtig wieder auf den gewöhnlichen Fuß von 30 Rthlr. (für die Ueberfahrt nach Nord⸗Amerika) heruntergegangen und die Beförderung der Auswan⸗ derer durch eine hinlängliche Anzahl von Schiffen erleichtert und be⸗ schleunigt. Die bis jetzt schon Hinübergegangenen schätzt man auf auf 7 - 8000, die Mehrzahl wendete sich nach nördlichen Plätzen der Vereinigten Staaten von Nord⸗A Amerika; der letzte Zug nach Neu ⸗Drleans ging im Februar ab, und weitere Fahrten dahin sind der gegenwärtig durchaus ungünstigen Jahreszeit wegen erst im Spätsommer zu erwarten. Australien gewinnt in die⸗ sem Jahre über Texas die Oberhand, wo die Verhältnisse noch zu wenig gesichert und die ersten Ouellen des Gewinns bereits ausge⸗ beutet scheinen. Die meisten Auswanderer, welche den Weg über Bremen einschlagen, kommen aus Bayern auf Frachtwagen mit Sack und Pack; aus Hessen und den angränzendenden Ländern auf den Weser⸗Dampfschiffen, und mehrere Oldenburger mit n, Gespann, welches dann am Ziel der Reise gewöhnlich für einen Spottpreis los- e hegen wird. Auch Juden aus Böhmen gewahrt man unter den
uswand eren.“
Oesterreichische Monarchie.
Prag, 7. Juni. Die Bohemia meldet in ihrem heutigen Blatte Nachstehendes aus dem bidschower Kreise: „Noch deckt die hohen Gebirgskämme mitunter ellenhoher Schnee, insbesondere am Kessel, Brunnberg, der weißen, Bohn⸗ und Teufelswiese. Auffallend ist der Umstand, daß die Schneekoppe schon mehrere Wochen ganz von Schnee entblößt ist und auch den ganzen schneereichen Winter hindurch wenig Schnee zeigte; die Ursache waren heftig wehende Stürme, welche jede größere Ansammlung hinderten. Desto häufiger waren die sonst äußerst seltenen Lawinen. Am 28. Mai trat abermals im Hoch⸗ und Vorgebirge bedeutender Schnee- fall ein, und es ereignete sich vor kurzem ein Lawinensturz bei St. Peter, welcher jedoch blos mehrere Klafter Stammholz ver⸗ nichtete. Auf der weißen Wiese und dem Koppenplane ist bei dem eisartigen, festgelagerten Schnee die herrlichste Schlittenbahn. Es scheint, als würde der Schnee in diesem Jahre, wie es auch schon öfter vorkam, wenigstens aus den hohen Gebirgsschluchten, wo er klafterhoch liegt, nicht mehr ganz schmelzen. Daher rührt die wäh⸗ rend heißer Tage plötzlich eintretende empfindlich kühle Temperatur. Im ganzen Kreise und insbesondere im Vorgebirge, stehen die sämmt⸗ lichen Saaten in üppiger Flur, eben so kräftig gedeihen überall die Kartoffeln. So schnell die Kartoffel⸗-Krankheit eintrat, eben so plötz⸗ lich war sie verschwunden. Allgemein sieht man einer gesegneten Aerndte entgegen.“
Rußland und Polen.
Warschau, 13. Juni. Der General⸗Abjutant Graf Krasinski ist von hier nach Opinogora, der General der Infanterie, General⸗ Adjutant Berg, nach Wien und Ischl und der General - Lieutenant Read nach Pultawa abgereist.
Gestern begann die Zufuhr zum hiesigen Wollmarkt; der erste Transport kam von Rowne im Gouvernement Warschau, der andere von Samch im Gouvernement Lublin; beide zusammen beliefen sich auf 70 Ctr.
Frankreich.
Paris, 13. Juni. Der König hat sechs der schönsten nor- mãännischen Pferde jum Geschenk für den Kaiser von Marolkv bestimmt.
ö Die Pairs⸗-Kammer hat vorgestern mit 64 Stimmen gegen 57 den Gesetz-Entwurf in Betreff der Eisenbahn von Dijon nach Mühl-
hausen angenommen. . Herr von Lamartine begann seine Rede über die algierischen Zustände mit Betrachtung der Frage, in welche kontinentale, poli= Rische und militairische Stellung sich Frankreich durch die Occupe= tion von Algier verseßt sehe, und äußerte sich im Wesentlichen fol-
gendermaßen: . . Werfe man einen Rückblick auf die anderen europäischen großen Mächte, so werde man finden, daß Frankreich immer gewärtig sein müsse, ihnen die Spitze zu bieten. Da sei England mit seinen 5 — 6090 rie 6schiffen und Iod Hampfschiffen, Rußland mit seinem eine halbe Million starken Heere, Desterreich mit seinem freilich eiwas geringeren, aber doch noch immer furchtbaren Heere und großen Mitteln zur Kriegführung; Preußen habe zwar kein so zahlreiches Heer, sei aber durch seine Miliiair· Institutionen vielleicht die Macht, welche im Kriege das bestorganisirte Hter ausstellen würde; gegen diese vier Mächte könnie Frankreich instens zu kämpfen ha⸗ ben; sei es da weise, Frankreichs ganze Kraft auf einen ein igen Punkt zu richten? Und dabei habe man durch die Befestigung von Paris ja diese Gefahr eingestanden, indem die, welche sie unternommen, ja selbst versichert, sie sei nicht gegen das Innere, sondern als Ab- wehr gegen das Ausland bestimmt. Nachdem Karl X. Algzier erobert, sei nun cin zweifaches Occupations - System möglich gewesen, entweder die ganze Küste zu besetzen und kleine Colonisatious · Versuche zu unternehmen, oder einige Städte zu besetzen und das Innere durch einen Gesundheits- Man habe aber keines dieser Systeme befolgt und sei Landes vorgedrungen. Marschall Clausel habe zu den Arabern gesagt: „Wir kommen nicht, um Euch zu erobern, son⸗ dern um Euch zu beschüßen“; er habe aber bald diese Worte vergessen und nach ihm alle Anderen bis auf den Marschall Bugeaud. Er habe Marschall Bugeaud zur Zeit des Tafna Vertrages vertheidigt und beharre noch auf seiner Ansicht. Colonisation könne man nicht nach Laune hervorzaubern; sie stehe mit Boden und Geschlecht in Zusammenhang. unendiich sei der Abstand zwischen der europäischen und arabischen Civilifation, und die eine vermöge der anderen sich nicht zu un- terwerfen. Wo hätte Frankreich Mintel, die Civilisation der Araber um ⸗ zustimmen? Wie könne man auf eine Bevölkerung einwirken, die leine Siädte, noch Dörfer, noch feste Wohnplätze besitze. Welche Erfolge könne man aus dem siegreichsten Kriege hier sichern? Welche Erfolge habe die Schlacht bei Joly gebracht? Mü Krieg allein komme man nicht zum Ziele, bie Occupation sei allein durch Colonisation zu erzielen. Wer aber die arabische Nationalität kenne, der wisse, daß der gemachte Vorschlag zur Verschmelzung der Racen nicht zum Ziele führen lönne, da er unausführ= bar sei. Man habe auch den Plan vorgebracht, aus Europa Kolonisten nach Afrika überzusiedeln, die man von Staats wegen mit allem Nöthigen augstatie; dies müßte aber dann doch wohl auf Kosten der französischen Steuerpflichtigen geschehen; es erinnere ihn an den Zug Katharinens durch vie Krim, wo Potemtin die Wüste im Fluge umgeschaffen habe. Wie wollte aber Marschall Bugeaud eine Militair - Colonisatisõn bewirken? Eiwg mit Sol- daten, deren Dienstzeit abgelaufen? Wünde er aber Leute dazu finden? Und finde er solche, wo fänden dieselben Frauen? Müßte man da nicht einen Raub ber Sabinerinnen wollen? Es gäbe freilich eine Colonisation, die sehr friedlicher Art fei, indem man durch Vortheile Ansiedler anziehe; hiervon sei aber auch nichts zu erwarten, da die Geschichte aller Zeiten gelehrt, daß per arabische Stamm für die Civilisation unempfänglich sei. Vom reli= iösen Einflusse sei auch nichts zu erwarten, da die Araber sich nimmer zum ke er hun belehren würden. Was nunmehr das jetzige System gegen
Cordon zu isoliren. sogar in das Innere des
722
die Arbeiter anlange, so müsse man dieses als ein Vertilgungs ⸗System bezeichnen, dies habe man ja in offiziellen Dokumenten klar ausgesprochen. Die Militair⸗Verwaltung habe dieses System beantragt und zu dem Be⸗ hufe die Razzias ersonnen. So sei man denn zu einem System von kal⸗ ier, berechneier Grausamkeit vorgeschritten, man stürze plötzlich über die Stämme her, die sich nicht unterwerfen gewollt, morde die Männer und raube die Weiber und Kinder. Dies nenne man dann Pacification des Landes; da müsse man mit Tacitus ausrufen: „Ubi solitudinem faciunt, pacem appellant.“ Auch der Krieg habe sein Gesetz und seine Sitte, man dürfe keinen Krieg Raubthieren gleich führen; Frantreich müsse darob er röthen. Die Hauptquelle alles Üebels in Algersen sei die Militair-⸗Dikta⸗
tur, diese müsse vor Allem aufhören, die Idee eines Vice⸗Königthums sei
unpraltisch, unpassend für das constitutionelle Landesregiment. In Algerien bedürfe es einer leitenden Ober-Verwaltung, welcher die Militair⸗Behörde untergeordnet bleiben müsse, dazu müsse man kommen, da es für Frankreich nützlich und nothwendig sei. Wohl möge man bedenken, was der Herzog von Wellington 1840 gesagt, daß man, so lange Frankreich mit Algerien zu schaffen, so ang es dort 160,000 Mann beschäftigt habe, nichis zu fürchten brauche. ur Algerien habe 1840 das Ministerium gezwungen, seine Flotte zurückzuziehen und die Note vom S8. Oktober zu unterzeichnen.
Herr Guizot. der es übernahm, diese Rede zu beantworten, nach= dem der Kriegs-Minister schon in einer früheren Sitzung seine Er— klärungen über die Kriegführung und Verwaltung in Algier abgege⸗ ben hatte, sagte in seinen Erwiederungen:
Wären die Thatsachen wirklich so, wie Herr von Lamartine sie vorge⸗ tragen, so wäre derselbe in seinem vollen Rechte gewesen, ihrer zu erwaͤh⸗ nen, und man müßte sie mit ihm beklagen und verdammen; denn das Moral--Prinzip des Krieges bestehe darin, daß man nur das noihwendige, nur das unvermeidliche Uebel ihun müsse; was darüber hinaus, sei eben so ungerechtfertigt als schädlich. Nehme man die Kriegsberichte aller Kriege unserer Zeit zur Hand, der Kriege in Indien und Amerika, so werde man aber wohl ähnliche Thatsachen auffinden, die eben so bedauerns-⸗ werth seien. Es frage sich indeß, ob dies der allgemeine Charak— ter des Benchmens und der Politik Frankreichs gegen die Ara— ber gewesen. Dies sei unbegründet. Frankreichs Herrschaft in Algerien solle nicht durch Ausrottung der eingebornen Stämme gesichert werden, das wäre sinnlos; aber eben so wenig durch Verschmelzung der Racen. Unter der Herrschaft Frankreichs in Afrika verstehe man, daß Frankreich die eingeborenen Stämme überall durch die in ihnen zu weckende Ueberzeugung von seiner Stärke bezwinge, nachher aber mit Klugheit, Mäßigung und Ge rechtigkeit regiere. „Eine Herrschast dieser Art“, führ der Minister fort, „ist nichts Neues: es giebt Beispiele in der Geschichte, wo eine civilisn tere Race eine andere weniger civilisirte bezwungen und regiert hat. Was thun Lie Engländer in Hindostan, die Holländer auf Java? Sie heirschen über Millionen der Ureinwohner, ohne daran zu denken, sie auszurotten oder sie mit sich i verschmelzen. Sie regieren die einheimischen Stämme, in⸗ dem sie denselben bis zu einem gewissen Punkt ihre Institutionen, ihre Sit ten, ihre Gesetze, ihre Religion, ihre Gebräuche lassen. Warum sollte Frankreich nichi eben so in Algerien verfahren können? Die Stämme, welche Frieden mit uns halten, dabei aber ihre Unabhängigkeit fast in allen Beziehungen bewahren wollen, muß man, so weit es sich thun läßt, mit Nachsicht behandeln. Dies erwägend, haben wir den Krieg mit Kaby= lien vermieden. Die Kabylen haben uns nicht angegriffen; sie besuchen unsere Märkte; sie treiben Handel mit unseren Kolonisten; es wäre unpolitisch und ungerecht, wollten wir sie in ihren Bergen aufsuchen, sie zu unterwerfen. Ich bin darin mit den Rednern, die vor mir gesprochen haben, ganz einverstanden: nut dann sind die Stämme der Ein⸗ geborenen zu unterwerfen, wenn sie nicht in Frieden mit uns leben wollen. Marschall Bugeaud, so sehr ihn eine Expedition nach Kabylien reizen mochte, ist doch in einem Augenblick, wo die Verführung dazu nicht gering war, in den Gedanken der Regierung eingegangen. Als unlängst Abd el Kader in Kabylien Zuflucht gesucht, hatte wohl der Marschall einen guten Grund oder doch einen plausiblen Vorwand, ihn dort aufzusuchen und bei dieser Gelegenheit Kabylien zu erobern und zu unterwerfen; er hat sich aber dar⸗ auf beschränlt, die Kabylen zu der Einsicht zu bringen, daß sie dem Abd el Kaber nicht beistehen dürften. Er hat sie nicht angegriffen und ist nach Al- ier zurückgekehrt, ohne die Eroberung Kabyliens auch nur versucht zu baben. Es fi mir vergönnt, ein ganz neues Beispiel anzuführen. In einem Schreiben, das der Herzog von UAumale am 27. Mai aus seinem Lager in dem Bezirk Warenseris an den Maischall Bugeaud gerichtet hat, finden sich die Worte: „„Ich bin zwei Tage am Rande der Region geblieben, wo die Beni Sala haufen; ich habe genaue Erkundigungen einziehen lassen über die Stimmung dieser Bergvölker; sie sind ruhig geblieben und haben keinen Verlockungen zum Aufstand Gehör gegeben. Hätte sich die Lage der Dinge anders ge—⸗ funden, so war ich, Ihren Instructionen gemäß, vorbereitet, gegen den Feind zu marschiren.““ Hier ist ein Fall, der die Negel unseres Ver- fahrens in Algerien bestimmt ausdrückk. Was der Maischall Bugeaud vor zwei Monaten in Kabylien gethan hat, das diente hier dem Herzog von Aumale zur Richtschnur; er hat die Beni Sala nicht angegriffen; er hat mit gutem Fug unterlassen, in ihr Land einzurücken; es ist nicht unsere Sache, die Stämme, die Frieden halten, unterwerfen zu wollen, um Steff zu einem Bülletin zu gewinnen. Unsere Generale und Offiziere sollen sich immer gegenwärtig hallen, daß dies der Wille der Re— gierung ist und sie ihr Benehmen danach zu regeln haben. Unsere Lage in Algerien hat sich seit 1841 außerordentlich zu unseren Gunsten geändert: damals gab es rund um Algier her nur fünf Stämme, die unterworfen waren; zwei andere Stämme gehorchten uns in der Provinz Oran; alle übrigen Stämme waren, uns gegenüber, im Insurrectionszustand. Ich habe mir eine Uebersicht verschafft von der Haltung der Stämme während des letzten großen Aufstandes: es erhellt daraus, daß uns viele Stämme und Häupter Treue bewahrt haben und mit uns gegen Abd el Kader ins Feld gezogen sind. Ich habe eine Katte zeichnen lassen, auf welcher die aufrührerischen, die halb aufrührerischen, die unterworfenen Stämme durch Farben unterschieden sind: nun denn, die aufrührerischen sind jetzt in der Minderzahl. Ich wollte mir auch Rechen schaft geben über das, was Abd el Kader in den letzten fünf Jahren be— gegnet ist; ich wollte das Leben, das er geführt, die Orte, wo er sich auf⸗ gehalten, kennen lernen. Aus Allem, was ich darüber erfahren konnte, ergiebt sich, daß Abd el Kader in den fünf Jahren seit 1841 beständig an Boden verloren hat und von Tag zu Tag schwächer geworden ist. Es beweist diese Thatsache, daß unter der Leitung und durch die Bestrebungen des Marschall Bugeaud die Befestigung der französischen Herrschaft in Alge⸗ rien in dem befagten Zeitraum sehr entschiedene Fortschritte gemacht hat.“ Herr Guizot schließt mit der Bemerkung, es sei allerdings noch viel zu thun übrig, und man dürse sich nicht wundern, wenn mitunter von insurgirten Stämmen gehört werde; mit Beharrlichkeit aber sei der Zweck, die wirkliche Herrschaft Frankreichs in Afrika, sicher zu erreichen. Die Civil-Organisa⸗ nion müsse indessen der Zukunft vorbehalten bleiben; vorerst sei von der Militair ⸗Regierung nicht abzugehen; so lange die 2 Millionen Eingebore= nen in mehr oder minder offenem Widerstande verharrten, lönne man nicht eine bloße Civil⸗-Verwaltung dort einführen; nur suche man diese allmälig immer umfassender zu organisiren. Hinsichtlich der Colonifation sei noch kein ausschließliches System angenommen.
Der Herzog von Fitz⸗James ist nach kurzer Krankheit n Man versichert, daß das ganze diplomatische Corps zu Washing⸗
ton die Kriegserklärung der Vereinigten Staaten gegen Mexiko ge⸗
mißbilligt habe.
Wegen Ablebens des Papstes wird in der Notredamelirche am 23. Juni und in den anderen Kirchen am 25., 26. oder 27. Juni ein feierlicher Trauergottesdienst stattsinden. Kardinal Bonald ist von Lyon nach Rom abgereist.
Das Ministerium hat durch den Geschäfteträger Mexiko's eine Mittheilung der Regierung dieser Republik erhalten, worin dieselbe den Wunsch ausdrüdt, die freundschaftlichen Beziehungen mit Frank⸗ reich wiederhergestellt zu sehen.
Die Deputirten⸗Kammer wird ihre legislativen Arbeiten bis ge⸗ gen den 20. Juni beendigt haben.
Die drei Pairs von Frankreich, welche in, dem Prozesse Lecomte's gegen die Todesstrafe gestimmt haben, sind die Herren Victor Hugo, von Boissy und Dubouchage.
Der National erzählt, man habe zu Havre mehr als zehn
einer Seite von der Kammer für gültig erklärt.
Meere. Die Sache klinge zwar fast unglaublich,
Tausenb Journalnummern ber ministeriellen Presse mit desch otberungen wieder zur Sprache,
legt, weil sie ungestempelt gewesen. Dieser Betrug sei s getrieben worden, und zwar mit Erfolg, bis die Joll-Behötd Havre es entdeckt hätten. ;
Die Notirungen sämmtlicher Effekten waren heute an Börse sehr fest. Die neuesten londoner Briese versichern, Sy bert Peel werde jedenfalls nicht eher vom Amte abtreten, alz g Getraidefrage vollständig erledigt sei. Man ist aber dessenungn noch nicht beruhigt über die Lage des englischen Minisem Das Journal des Débats enthält heute einen Artzt, den Stand der Parteien in England; es wird darin für zun angenommen, daß Peel bei der Berathung über die zweste der irländischen Zwangsbill in der Minorität bleiben und w signiren werde.
(Frkf. J.) Mehr und mehr stellt sich das Bedürfns f daß Einheit in die Verwaltung Algeriens gebracht werdi gg dies aber eine schwierige Frage, und darüber, wie dieselbe m zu lösen sei, sind die Meinungen sehr verschieden. Herr von in ville neigt sich in diesem Betreff zu der Ansicht, daß ein neues sy Ministerlum für die Leitung der algerischen Angelegenheiten sirt werden solle. Ein Theil der Mitglieder des Kabinets sol falls zur Anwendung eines solchen Mittels rathen. Herr Desm de Givrs schlägt dagegen einen anderen Ausweg vor, welchn wie man vernimmt, durch einen hohen Einfluß anempfohlen und! stützt wird; es solle nämlich in Algerien selbst eine starke „leiten walt“ konstituirt werden. Es liegt bei diesem Vorschlage, wie es der Plan der Errichtung eines Vice⸗Königthums im Hintergnn war schon zu wiederholkenmalen von einem derartigen Prosg Rede, und man ist, dem Vernehmen nach, höheren Orts weh entfernt, auf eine Verwirklichung desselben zu verzichten. dritte Meinung endlich scheint jetzt in der Deputirten⸗Kammn reiche Anhänger zu haben; es geht dieselbe dahin, Algerien si Departements eingetheilt werden, welche dem übrigen Fun assimilirt würden, jedoch vorbehaltlich gewisser, durch di nn Eigenthümlichkeiten des afrikanischen Bodens nothwendig gung Ausnahmen.
X Paris, 12. Juni. Da am Schlusse der gestrizn Ehn der Deputirten-Köammer nicht mehr die hinreichende Anzas m dl putirten anwesend gewesen war, um ein gültiges Skrutin ünd Ganze des Gesetzentwurss, die Kredite für Algerien im Jahn n betreffend, vorzunehmen, so hatte dieses auf heute welt werden müssen. Am Anfange der heutigen Sitzung wurde daha dirsem Skrutin geschritten, und dasselbe ergab das folgende Nit Zahl der Abstimmenden 232, für Annahme des Gesetzes 215 dasselbe 17, das Geseßz ist daher angenommen. Nach Been des Skrutins lud der Präsident der Kammer die Mitglieder selben ein, ja recht pünktlich und rechtzeitig in den Sitzungen zu scheinen, um die Arbeiten der Kammer zu beschleunigen und zum digen Schlusse zu führen. Besonders aber hob er hervor, daß Mitglied, ohne vorher förmlichen Urlaub verlangt und erhalt haben, von hier abreisen möge. Diese Bemerkung fand allger Beisall, da in der That in den letzten Wochen und bereits zahlreiche Deputirte, ohne die geringste Anzeige an die Kammer zu machen, in ihre Heimat abgereist sind. A erstattete Herr von Golbery Bericht über die Wahl- Opemn des Wahl⸗Kollegs zu Bourganeuf, welches Herrn Emil v. Gin (den Haupt- Redacteur und Herausgeber des Journals la Pt zum Deputirten gewählt hat. Auf den Antrag des Berichterst
Namens der Kommission wurde die Wahl ohne Einspruch na M Darauf win
mehrere Gesetz⸗Entwürfe, Anlehen und Auflagen für We Sü Beaucair, Perpignan und Compiegne betreffend, ohne Dinktu durch Aufstehen und Sitzenbleiben angenommen. Die Tagesord führte nun zur Fortsetzung der Verhandlung des Ausgaben-Bud des Kriegs⸗Ministeriums, und zwar zu dem Kapitel: Oꝛrdent Dienst, erste Section. Die ersten Kapitel wurden ohne Debatn genommen. Aus Anlaß des Kapitels 28, betitelt „Gouvem
von Algerien“, kündet der Berichterstatter, Herr Bignon, an,
die Kommissson einen Abstrich von 72,800 Fr. an diesem u vorgenommen habe. Judeß habe sie sich in Folge der entgehn setzien Bemerkungen des Herrn Kriegs - Ministers doch dazu vp den, die Verminderung des Kredits auf 31,800 Fr. zu beschi Zu dieser Summe erklärt der Kriegs-⸗Minister seine z
mung, und das Kapitel wird so angenommen. Aus Anlaß des Kan
betitelt, Colonisation in Algerien“, verlangt Herr Genty den daß Oran zum Freihafen erklärt werden möge. Man werde Oran ein Mittel zu steigender Blüthe und Prosperität das man nicht vernachlässigen solle. (Rufe zur Abstimmung Kapitel 32 wird in der ursprünglichen Fassung angenommen, gen Kapitel des Kriegs⸗-Budgets gleichfalls ohne bedeutende DJ Die Kammer geht zur Verhandlung des Ausgaben⸗Bud gels d nisteriums der Marine und der Kolonien über. kussion darüber wird eröffnet. Herr Lacrosse besteigt zun Tribüne, wie er alle Jahre und bei jedem Anlasse vorzugswa Gegenständen der Marine seine Aufmerksamkeit zuzuwenden Er begann heute damit, daß er dem Marine⸗Minister seinen Beifall aussprach darüber, daß er dem Wunsche des Landes geben und größere Kredite für den allgemeinen Dienst der verlangt habe. Aber das allein, fügte er dann bei, genügt nah man muß nun auch eine gute Anwendung von diesen Krediten na Der Redner geht nun auf die mannigfaltigen Verbestemmga ᷣ welche in mehreren Zweigen des Marinedienstiß, nnn und nothwendig wären. Er lenkt die Aufmerlsanlui Herrn Ministers auf die allgemeinen Vorräthe der Flette, die Gesundheits ⸗Anstalten ünd das Rechnungswesen. richtet er eine Interpellation an den Herrn Minister über d schwerden und Klagen, die, dem Vernehmen nach, demselben zi gen wären aus Havanna, Mexiko und aus Brasilien in? von Veruntreuungen, die sich gewissenlose Agenten erlaubt habt Auch auf Martinique sollen gleiche Unregelmäßigkeiten staitgt haben. Herr d'A ng ev ile richtet eine Interpellation an den hen nister über mehrere Unglücksfälle, die unserer Marine zugestoßn besonders über den Verlust mehrerer Dampfböte i e. ; ei aber ma weniger doch wahr: unsere Dampfschiffe schiffen im Mittelli Meer noch nach demselben nautischen Verfahren, welches dieß zier befolgten. (Ausrufe des Erstaunens und des Unglaubent ) bediene sich weder des Kompasses noch der Wissenschaft n und Brelten. Die Sitzung dauerte noch fort, als dieser Sr Postschlusses wegen abgebrochen werden mußte. ut Es wären noch 15 Gesetz⸗ Entwürfe für die Kammer zu g allein es werden zweifelsohne mehrere beseitigt werden, da 9 der nächsten Woche die Kammer mit ihren Arbeiten nicht zu lkomwaen vermöchte. In der nächsten Woche werden ohn gin ehr so viele Deputirtẽn auwẽesend sein, um die nöthige zusammenzubringen.
Großbritanien und Irland.
unterhaus. Sißzung vom 10. Juni. ¶Otun die sogenannten dänischtn. Aunsprüche, d. h. derjenige Ha
Die allgemein
welcher aus der Wegnahme
Hon Ber Schiff Turch dänische Kreuzer auf off Ser im Jahre
Hawe, der es am 39. April d. J. mit egen bie Minister durchgesetzt daß diese Ansprüche an den enn Riu schuß des Hauses sssen werden sollten, trug nun darauf an, daß sich das Haus der Berathung über diese Angelegenheit zum Ausschuß bilde. MNinister ihrerseitẽ versuchten die Anerkennung jener Forderungen einmal zu verhindern, und nachdem der Kanzler der atzlamm er und Herr Cardwell von neuem die Ansichten jegierung in dieser Angelegenheit auseinandergesetzt hatten, wurde urrag des Herrn Hawes mit S5 gegen 53 Stimmen perwot⸗ Den Rest der Sitzung nahm die Bebatte über die zweite Ver⸗ g einer von Herrn For Mau le eingebrachten Bill in Anspruch, zusolge in Schottland zur Beförderung der Errichtung von Gottes⸗ sn der dert entstandenen neuen sogenannten freien Kirche ein eigenes opriatzorcgeset zur Anwendung gebracht werden soll. Die neue em weiche erst im Jahre 1842 durch ein Schisma in der schotti= Haadetkirche entständen ist, hat bereits auf eigene Kosten 600 rchäuser eibaut, findet aber bei den der alten Kirche auhängen— roßen Grundbesitzern, wie z. B. den Herzogen von Richmond Hahl euch, dem Grafen Moray und Anderen, in Betreff der Ein⸗ ung von paßlichen Bauten großen Widerstand, und diesen Widerstand un der Antragsteller durch seine Bill beseitigen. Der Minister des In- Sir James Graham, setzte in längerer Rede die Ungerechtigkeit Unbilligkeit des Verlangens sehr klar aus einander und machte bei bemerklich, daß durchaus kein Grund vorliege, weshalb, wenn die Expropriation zu Gunsten geistlicher Zwecke für nothwendig gerignet halte, sie auf Schottland oder auch nur auf das Interesse gächet Religions- Gemeinschaften beschränkt bleiben solle, daß aber allgemeine Anwendung solcher Zwangs- Entäußerungen zu geist= Zwecken zu den größten Absurditäten führen müsse. Er bean- te daher die. Verwerfung der Bill ohne Weiteres. In gleichem ne sprach Sir R. H. Inglis, worauf die Debatte bis zum nd. M. vertagt wurde.
herrührt. Herr ajorität von 18 Stimmen
unterhaus. Sitzung vom 11. Juni. Diese Sitzung e sast ausschließlich durch einen Vortrag des Secretairs für Ir= , Kid Lincoln, in Anspruch genemmen, durch welchen er die won ihm bereits angekündigten Bills zur Reform der Pacht- hälnist in Irland zu rechtfertigen suchte und die Erlaubniß zur büingumg dieser Bills erbat. Die drei Maßregeln sind in der zpsche auf den Bericht der unter dem Vorsitze des Grafen von on angeordneten Kommisston zur Untersuchung der irländischen ft -Jerhältnisse begründet. Die erste Bill bezweckt die Beförde⸗ g gütlicher Vereinbarungen zwischen Grundherrn und Pächter über zunehmende Verbesserungen an den Pacht⸗Grundstücken und sigt, daß Ersterer verpflichtet sei, für diejenigen Ver— erungen des Grundstückes von Seiten des Pächters, welche auf Errichtung von Nutzungs- Gebäuden und Entwässerung Grundstücks beschränken, Entschädigung zu leisten. Die zweite regulirt das Verfahren in den Ausweisungs-Prozessen und Exe⸗ nnen, welches in seiner jetzigen Verfassung zu so großen Härten anlassung giebt. Die dritte Bill endlich ermäßigt die Stempel⸗ abe von den Pachtverträgen und enthält mehrere andere Bestim⸗ gen, welche geeignet sind, feste Pachtverträge auf längere Ter⸗ an die Stelle der jetzt vorherrschenden Pacht auf unbestimmte treten zu lassen. Mehrere irländische Mitglieder der liberalen ö erklärten ihre Zustimmung zu diesen Maßregeln, und auch ltannte Ultra⸗-Tory, Herr Shaw, bezeigte sich mit denselben ben, worauf die Erlaubniß zur Einbringung der Bills ertheilt ht.
London, 12. Juni. Während der Globe den Sturz des nisteriums für so gewiß ansieht, daß er bereits vorgestern ankün— nzu können glaubte, Sir Robert Peel werde, sobald er der Fes⸗ der Regierung entledigt sei, mit seiner Gemahlin eine Reise nach mFestlande antreten, meint heute die Times wieder, daß der ümph der Opposition in der Zwangsbill⸗Frage feinesweges schon gewiß sei, wie man behaupte. Dieses Blatt nämlich will wissen, besehe auch unter der liberalen Partei Zwiespalt, und etwa 30 Kgieder derselben, meist der Freihandels-Partei augehörend, hätten sen, sich keinem Votum anzuschließen, welches offenbar nur den ü habe, das Ministerium zu stürzen, wenn dadurch die Kornbill ge⸗ werden könnte. Der Globe widerspricht dieser Behauptung. Feht zwar zu, daß eines oder das andere Mitglied der liberalen Par⸗ in die Zwangobill stimmen möge, versichert aber, nicht ein einziges, ge⸗ heige denn J30, sei zu dem Entschlusse gekommen, seiner Ueberzeu⸗ ig juwider durch Beförderung einer neuen Ungerechtigkeit gegen and etwanige der Kornbill drohende Gefahren zu beseitigen. An heutigen Börse war übrigens auch die Ansicht vorherrschend, daß, ches auch immer das Schictsal der irländischen Zwangsbill sein ge, das gegenwärtige Kabinet während der übrigen Zeit der Ses— am Ruder bleiben werde.“ Wenn Sir Robert Peel aus dem isterium tritt, ehe er jedes mögliche Mittel zur Durchführung die⸗ Maßregel versucht hat, wie er zu thun sich anheischig gemacht“, der Kent Heralb, „so würde er in Wahrheit ein „Verräther“ „„Wir wollen es nicht glauben. Zwanzig Niederlagen über an— ü Gegenstände dürfen seinen Rücktritt nicht herbeiführen, ehe die ite Maßregel seiner Verwaltung gereift ist.“ Der protectionistisch mt Standard sagt dagegen: „Es ist jetzt ausgemacht, daß Ministerium sich keinen Monat mehr halten kann; die Wahr nilihkeit aber ist dafür, daß es leine Woche mehr bestehen wird. aa Rll wird für alle künftigen britischen Staatsmänner eine feier R Wanung vor Verrath und für die britische Nation eine nicht niet emste Warnung sein, niemals einem Manne ferner zu ver= „der sich einmal als Verräther erwiesen hat. So lange es ne erse Grundlage behielt, war das Ministerium von 1811, das tte wie das beste Ministerium seit 40 Jahren; aber es zeigte lteulos, und es ist gefallen, und zwar nur um so tiefer gefallen ö der gewinnenden Eigenschaften, welche ihm 4 Jahre lang die Dunderung und das Vertrauen der Nation sicherten. Es ist nicht als in, daß die früheren Dienste des Peelschen Kabinets mme Erschwerung seiner Schuld betrachtet werden. Wir sind eng erfceut, daß das Rad endlich abgelaufen ist, und daß eben welcher vor 47 Jahren den Verrath in das Gesetzbuch der bri= ö Dolitit einführte, jetzt bei seiner feierlichen Vertreibung das wopfer sein wird.“ n ki der Motivirung des Amenbements gegen die Kornbill er- * gestern Lord Stanhope im Oberhause diese Maßregel für wich⸗ get alg die Reformbill und prophezeite, daß sie die schädlichsten Fol= nach sich ziehen werde. Er behauptete sogar, daß durch ihre
nahme das Todes-Urtheil des Oberhauses ausgesprochen sei, dessen malehrung in nicht entfernter Zeit das Land ĩ
gen mit Donnerstimme ver⸗ w . In einer Schilderung von der Entstehung der Bill n der Karkoffelnoth behauptete er, daß ein Geheimeraths-=
ich dex die iriändischen Häfen auf eine Zeit lang gebffnet halte,
. Awünschien Erfolg gehabt haben würde, den befürchteten Folgen d hne Verwirrung hervorzubringen; der Premier⸗-Minister Weg aus einer unbegreflichen Inkonsequenz nicht
6
7123 einschlagen wollen, ehe er dem Parlament die Regulirung der Korn- esetze vorgelegt. Diesem Umstande habe die Kornbill ihren Ur⸗ 96 zu verdanken, und es habe diesmal nicht, wie in der Fabel, . 16 eine Maus, sondern die Maus einen Berg zur Welt gebracht.
Ibrahim Pascha ist eifrig mit der Besichtigung der hiesigen Merkwürdigkeiten beschäftigt. Es heißt, es solle ihm zu Ehren im Hyde Park am 17ten oder 19ten d. M. eine große Revue stattfinden. Gestern wohnte er dem Pferderennen zu Ascott bei. Heute Abend wird derselbe bei der Königin speisen und morgen von hier abreisen, um die Manu faktur⸗Distrikte zu besuchen.
Dem New⸗9York Journal of Commerce zufolge, wäre die Oregonfrage bereits auf der Basis des 49sten Breitengraden, als Gränze, erledigt, und bedürfte die Uebereinkunft nur noch der gewöhn— lichen diplomatischen Formen.
In der letzten Sitzung des Repeal-Vereins zu Dublin wurden zwei Briefe von Herrn Smith O'Brien verlesen, worin derselbe die Einladung zu einem feierlichen Einzuge in Dublin und zu einem großen nationalen Bankett hauptsächlich deshalb annimmt, weil dies der beste Beweis der Einheit sei, die im Repeal⸗Lager herrsche. Auch nimmt er, „um die Repealer nicht zu betrüben“, das Anerbieten des Repeal⸗Vereins, die Sporteln, die er für seine parlamentarische Ge⸗ fangenhaltung schuldet, aus der Repeal-⸗Kasse zu zahlen an.
Aus Ruͤcksicht auf den unruhigen Zustand Portugals ist das Linienschiff „Canopus“ nach Lissabon beordert, um dort Station zu nehmen. Auch das Linienschiff „Queen“ von dem Evolutions⸗Ge⸗ schwader soll nach Lissabon und ein anderes Linienschiff dieses Geschwa⸗ ders, der „Albion“, nach Mexiko bestimmt sein.
Gestern ist in Bristol die Zucker-Fabrik von Firzell und Sohn abgebrannt. Der Verlust wird von Einigen auf 20, 000, von An- deren auf 35 — 40,000 Pfd. angegeben.
— Nach dem Bericht des Korrespondenten der Börsenhalle aus London vom 13. Juni, war die Oberhaus-Debatte über die Korn⸗ Bill, an welcher am 12ten der Marquis von Exeter, der Graf Delaware (Beide gegen die Bilh, der Bischof von St. Davids (für), der Bischof von Exeter und der Graf von Warwick (Beide gegen), der Bischof von Oxford (sür), Lord Ashburton (gegen die Bill) Theil nahmen, am 13ten Morgens 2 Uhr noch nicht beendet, und man glaubte, es werde in dieser Sitzung uoch nicht zur Abstimmung fom⸗ men. — Im Unterhause wurde die Debatte über die zweite Verle⸗ sung der Zwangebill fortgesetzt.
XLondon, 12. Juni. Die Wechselfälle in der politischen Welt eilen bei der gegenwärtigen so merkwürdigen Krisis der öffent— lichen Angelegenheiten dieses Landes so schnell vorüber und sind mitun⸗ ter so kleinlich, auf der anderen Seite aber doch auch wieder so wich- tig, daß ich fast nicht weiß, ob ich die verschiedenen kleinen Verände⸗ rungen dieses politischen Würfelspiels, von denen viele schon ihr gan⸗ zes Interesse verloren haben, ehe man nur von ihrem Dasein unter⸗ richtet wird, beschreiben oder unberührt lassen soll. Die Versammlung der Whigs am letzten Sonnabend war für die Aussichten des Kabi⸗ nets äußerst bedrohend; denn sie führte zu dem, wie man voraus⸗ setzt, einstimmigen Beschluß, Sir Robert Peel sowohl wegen der ir- ländischen Zwangsbill, als auch wegen der Zuckerzölle, entschieden zu opponiren. Allein es waren bei dieser Gelegenheit nur 110 Mitglie⸗ der der Whigpartei in Lord John's Hotel gegenwärtig; und wie man hört, so hat sich ein sehr bedeutender Theil der Liberalen geweigert, irgend einen von Partei⸗Interessen eingegebenen Versuch, der Regie= rung Schwierigkeiten zu bereiten, zu unterstützen, vorzüglich in Betreff einer Maßregel, welche von den Whig⸗Pairs im Hause der Lords so eisrig unterstüßzt wurde.
Am Montag fand eine Versammlung der Protectionisten bei Herrn Bankes statt. Allein es wurde kein Entschluß gefaßt, und in Betreff der irländischen Maßregel kam es nicht zur Uebereinstimmung. Lord Georg Bentinck rieth zu dem äußersten und heftigsten Verfahren, und ob er gleich offenbar nicht über die Unterstüßung einer bedeuten⸗ den Partei gebieten konnte, so blieb er doch denselben Abend im Un- terhause bei seinem System, hielt eine höchst brutale, rohe und unanständige Diatribe, zu welcher etwa 30 bis 40 Protectionisten Chorus sangen, und versuchte, den Staats⸗Secretair des Krieges, Herrn Sidney Herbert, wegen seiner lebhaften, aber doch würde⸗ vollen Erwiederung zu Boden zu schlagen. Das Ende aller dieser Dinge ist, daß es noch keinesweges gewiß scheint, die Regierung werde überhaupt wegen der irländischen Zwange⸗ bill eine Niederlage erleiden. Die Leiter der zwei extte⸗ men Parteien, Lord John und Lord Georg, haben sich aus sehr verschiedenen Gründen zu einer Opposition gegen diese Bill bewogen gefühlt, in welcher eine bedeutende Anzahl ihrer eigenen Anhänger ihnen zu folgen sich weigert. Unter irgend anderen Umständen, als den gegenwärtigen, giebt man zu, daß sowohl Whigs wie Tories un⸗ verhohlen für jede Maßregel gestimmt haben würden, welche den Schutz des Lebens und Eigenthums in Irland zum Zwecke gehabt hätte. Aber die Führer können eine Gelegenheit nicht unbenutzt vor⸗ über gehen lassen, welche für ihre großen Nebenbuhler so gefährlich ist. Und wenn das Kabinet die zweite Lesung der Zwangobill durch⸗ setzt, so wird dies jetzt wie ein großer Sieg klingen. Die Schwie⸗ rigkeiten in der Zuckerfrage bleiben dann immer noch; allein ich ver— muthe, daß der Weg, welchen die Regierung in Betreff derselben einzuschlagen entschlossen ist, zum großen Theil von dem Resultat der Abstimmung über die irländische Frage abhängen wird.
Die Stellung der Regierung ist, um das Geringste zu sagen, so kritisch, daß die Majorität, mit welcher sie hoffte, die Kornbill in dem Oberhaus durchzubringen, dadurch erschüttert worden ist. Viele der Pairs sagen: Wir haben wider Willen uns entschlossen, für die Kornbill zu stimmen, selbst gegen unsere Meinungen und Interessen, weil es uns vor allen Dingen daran liegt, eine Regierung von kon⸗ servativen Staatsmännern aufrecht zu erhalten; aber nun sagt man uns, daß das Durchgehen der Kornbill nur das Signal zu augen⸗ blicklicher Vernichtung ihrer Urheber sein wird! In diesem Punkte der Beweisführung ist allerdings etwas Wahres; nichtsdestoweniger ist es wahrscheinlich, daß die Maßregel in dem Comité mit einer Majorität von 16 Stimmen durchgeht., und wenn dies der Fall ist, so wird die dritte Lesung in nächster Woche stattfinden, wahrscheinlich noch ehe die Verhandlungen über die irländische Maßregel geschlossen
sein werden. Sch weiz.
Kanton Bern. Die Sitzung des Verfassungs-Rathes am 10. Juni war ganz der Berathung über das Veto gewidmet. In Betreff der Ausdehnung desselben machten sich mehrere Ansichten gel- tend; die Einen wollten es hauptsächlich für Steuern und Abgaben, für Krieg und Frieden, Andere für die organischen Gesetze, die mit der Verfassung zunächst zusammenhängen, für polstische Fragen und für das e , . Von einigen Verfassungsräthen wurde auch die Initiative des Volks, wie sie im Waadtlande besteht, auge⸗ regt. Fischer von Reichenbach beantragte, daß außer dem 3 Rathe ein stärkerer Rath aus Gemeinde⸗ Abgeordneten aufgestellt werden solle, dem die Entscheidung über Annahme oder Verwerfung der Gesetze zustände. Es wäre dadurch wesentlich das Zweikammer⸗ System eingeführt worden. Nach langer Diskusston wurde mit 71 Sijmmen gegen 47 beschlossen, über das Veto reglementsgemäß ab-
8 D e r e . — 8 ö 2
zustimmen. Für ein beschränktes Veto, dem Grundsatze nach, waren 29 Stimmen, dagegen 84; für Ueberweisung von Fischer's Antrag an die Vorberathungs⸗Kommission 29 Stimmen, dagegen Mehrheit. Stämpfli's Antrag auf General- Abberufung des Großen Rathes blieb mit 42 Stimmen in der Minderheit. Das Veto ist mithin verworfen.
Kanton Basel. Es ist in Basel eine Bittschrift an den Großen Rath in Umlauf gesetzt worden, die bezweckt, daß der Ge⸗ sandtschaft für die Tagsatzung Instructionen in Bezug auf die Jesui⸗ tenfrage gegeben werden möchten, um die Kompetenz des Bundes in dieser Hinsicht anzuerkennen.
Fürstenthum Neuenburg. Die gesetzgebende Versamm⸗ lung ist zum 22. Juni einberufen und wird sich zuerst mit den In⸗ struetionen für die Tagsatzungs-Gesandtschaft und dann mit dem zweiten Theile des Strafgesetzbuches beschäftigen.
Jtalien.
Nom, 6. Juni. (A. 3.) Nach den Beschlüssen der Kardinals⸗ Congregation sind die Monsignoren Savelli und Lucciardi als Kom⸗ missarien der Regierung nach den Legationen und den Provinzen ab⸗ gereist, Ersterer nach Bologna, Letzterer nach Urbino und Pesaro, auf welche Stelle der Mons. Grassellini Verzicht geleistet hat. Die Mehr⸗ zahl der Kardinäle hat dafür gestimmt, daß die Kommunal⸗Verwaltung ganz in die Hände der Säculairen übergehe, und daß diese mit ihren Berathungen und Beschlüssen sich an die erstgenannten Commissaire statt hierher an den Staats⸗Serretair zu wenden haben. (S. die gestrige Nr. der Allg. Pr. Ztg.)
Portugal.
Lissabon, 2. Juni. Die Amnestie für alle bei der Empörung von Torres Novas (im Jahre 1842 gegen das Ministerium Costa Cabral) Betheiligten (S. Nr. 164 der Allg. Pr. Ztg.), so wie die Zurücknahme der gehässigsten Maßregeln des gestürzten Kabinets und verschiedene Ernennungen populairer Beamten, haben die Gemü⸗ ther schon in hohem Grade beschwichtigt. Das National⸗Garde⸗ Gesetz soll revidirt und darin dem Volkswunsche Genüge geleistet werden. Eine Anzahl Junten in den Provinzen hat sich zu Gunsten des gegenwärtigen Kabinets erklärt. Die finanzielle Krisis währt in⸗ deß noch fort, und die ,,. dürfte wohl erst mit Hülfe der Cortes diesen Verlegenheiten abhelfen können.
Herr da Silva Passos, ehemaliger Finanz⸗Minister und sehr be⸗ liebt bei den Insurgenten, ist zum Kommandanten der Festung San⸗ tarem ernannt, dagegen sind der Befehlshaber der lissaboner Natio⸗ nal-Garde und mehrere andere durch ihre Ergebenheit gegen das Ministerium Costa Cabral bekannte Offiziere und Beamte abgesetzt worden.
Eisenbahnen.
Göttingen, 13. Juni. (H. 3. Der hiesige Magistrat macht in dem Wochenblatte bekannt, daß das Königliche Ministerium des Innern verschiedenen Privat- Unternehmern zu Halle und Nord⸗ hausen, welche den Bau einer Eisenbahn von Halle über Nordhausen zum Anschlusse an die diesseitige Südbahn beabsichtigen, gestattet hat, vorläufig auf ihre Kosten die zur Veranschlagung jenes Eisenbahn⸗ Unternehmens erforderlichen Terrain ⸗Untersuchungen innerhalb des hannoverschen Gebiets vorzunehmen, und daß deshalb die betheiligten Grundeigenthümer in der hiesigen Feldmark den Technikern der ober⸗ wähnten Unternehmer die Vornahme des fraglichen Geschäfts zu gestatten haben.
Paris, 11. Juni. Das Journal des Dabats enthält einen Bericht aus der Feder des bekannten Michel Chevalier über das System der gegliederten Eisenbahnwagen des Herrn Arnoux, das jetzt durch Eröffnung der eigens dazu gebauten Bahn von Paris nach Sceaur dem öffentlichen Urtheil übergeben worden ist. Das System des Herrn Arnoux bietet den Vortheil dar, daß man sich bei der Anlegung von Eisenbahnen auch vor den kleinsten Curven nicht zu scheuen braucht und somit in gebirgigem und wechselndem Terrain die großen Erdarbeiten vermeiden kann, welche durch ihre Kostspie⸗ ligkeit die Eisenbahnen in manchen Gegenden fast unmöglich machen. Schon im Jahre 1839 hatte Herr Arnoux 200,009 Fr. seines Ver⸗ mögens dazu verwendet, auf einer kleinen Probebahn von etwa 3100 Fuß Länge die Vortheile seiner Erfindung zu beweisen. Diese Bahn hatte Kurven von 150, 300, 150, 90 und selbst von 54 Fuß Halbmesser. Trotzdem daß die häufig wiederholten Versuche (die Lo⸗ komotive mit den angehängten Waggons hat mehr als 400 deutsche Meilen auf der Probebahn durchlaufen) die Zweckmäßigkeit der Er⸗ findung ins hellste Licht stellten, Herr Arago einen sehr günstigen Be⸗ richt darüber an die Akademie der Wissenschaften abstattete und end⸗ lich auch aus den, von einem sehr gelehrten Artillerie⸗Offizier, Herrn Morin, angestellten Versuchen sich ergab, daß die Friction in den Kurven nicht größer war, als in den geraden Stellen (während auf den gewöhnlichen Bahnen schon bei einer Kurve von 2400 Fuß die Frietion so groß wird, daß man bei großer Schnelligkeit des Zuges in dunkeln Nächten Funken aus der Berührung der Räderränder mit den Schienen h ervorsprühen sieht); trotz alledem konnte Herr Arnoux nichts weiter von der Regirrung und den Kammern erlangen, als im Jahre 1844 die Erlaubniß, die Bahn nach Sceaux auf seine eigenen Kosten zu bauen, und diese ist denn am Tten d. durch den Herzog von Ne—⸗ mours eingeweiht worden. Auf dieser Bahn hat man mit den Kur⸗ ven sörmlich gespielt. Um z. B. in die größtmögliche Nähe von Bourg-la⸗-Reine zu kommen, hat man eine Kurve von 90 Fuß Halbmesser angewendet; um von da die Bahn bis mitten in Sceaur hineinzuführen, galt es eine Höhe von 1098 Fuß zu erklimmen, was bei einer Entfernung von 4500 Fuß nach dem gewöhnlichen System unmöglich gewesen wäre. Herr Arnour hat es durch sein System der kleinen Kurven ermöglicht, indem er die Bahn im Zickzack hinaufführte, mit Kurven von respektive 189, 189, 210 und 150 Fuß Halbmesser. Die Bahnhöfe endlich an den beiden Endpunkten sind Kreise von nur 75 Fuß Halbmesser. Die Kosten dieser kleinen etwa 13 deutsche Meilen langen Bahn belaufen sich auf etwas über 4 Millionen Franken, während die bieher in der Nähe von Paris ausgeführten Bahnstrecken wenigstens das Doppelte gekostet haben. Man spricht jetzt davon, die Bahn bis Orsay, zwei Meilen weiter, zu führen, wodurch Paris in den Stand gesetzt würde, seine Pflastersteine wohlfeiler zu beziehen, allein man erwartet, daß, wenn das System sich bewährt, namentlich in Bezug auf die Dauer haftigkeit des Mechanismus, der das Befahren der kleinen Kurven möglich macht, es auch Anwendung auf noch zu erbauende größere Gebirgsbahnen finden wird, z. B. auf die von Chateaurour nach Li⸗ moges, die, nach dem bisherigen Systeme auf 65 Millionen Franken veranschlagt, wenigstens um 2 Millionen billiger nach dem Arnoun= schen System gebaut werden könnte.
Handels- und Görsen - nachrichten. Auswärtige Börsen.
Frankfurt a. M., 14. Juni,. 5M Mei. 1121 6. 1907. 5. Ber. Bank- Aeüen — Here 883 Re. Stiegl. S7 hr.
Polo. 200 FI. 96 Br. 40. 600 HI. 80 6. London, 12. Juni. Cons. 3760 —. Hels. 973. 96. Nene Ard. 241. 237. Sõ W 40. 911. 1.
pace 5. 4. Aus. Ser 183.3. 2X Uou. 66. S9).
Rank - Actien p. alt.
ne 5g...