Tagesbefehle werde ich auch diejenigen anderen Stabs- Offiziere oder einzel- nen Truppen - Chefs namentlich aufführen, über deren Operationen ich ge⸗ eder noch keine Nachrichten erhalten konnte; übergehen aber kann ich
ier nicht den Commandeur des 17gen grusinischen Linien⸗Bataillons, Oberst Solotarew, der gleich beim ersten Aufruf, noch krank, nach der grusinischen Militairstraße eilie, das stommando des im Engvasse zwiscken Wladikaw-⸗ las und Kasbel aufgestellten Detaschements übernahm und diese sür uns so wichtige Verbindungslinie schützte gegen die Absichten der vom Feinde gesandien Naibs, die durch den dscharachowschen Paß herabsteigen wollten, und die, als sie sahen, daß wir gerüstet seien, nichis weiter zu unternehmen wagten. Eben solche Gerechtiglei widerfahren lassen muß ich dem Obersten Debu, dem Oberst Lieutenant Tschelischtschew und dem Major Füisten Tschawtschawadse, die mit zwei Batatllonen des grusinischen Grena— dier Regiments, und dem Major Dobrinsli, der mit einem Bataillon des seriwanschen Karabinier Regiments, welche Truppentheile früher aus Tiflis nach Wladikawkas zü marschiren beordert waren, als sie die alsbald durch den General- Major Nordenstamm ihnen zugestellte Nachricht erfuhren, Tag und Nacht marschirten, mit musterbafter Schnel-= ligkeit auf dem bezeichneten Punkte eintrafen und mit drei vortrefflichen Bataillonen den Feind anzugreifen bereit waren, wenn dieser gewagt hätte, länger in unserem Gebiete zu verweilen. Das an der Spihe dieser Ko- lonne vorrückende eriwansche Bataillon kam früh genug, um noch an den forcirten Märschen des General⸗Majors Nesteroff Theil zu nehmen. Nicht genug Lob und Dank sagen kann ich ferner allen Soldaten in den Deta⸗— schements des General -Lieutenants Freitag, des General-Majors Nesteroff und denen, die mit dem Obersten Lewlowitsch und dem General-Lieutenant Hasfordt waren, für ihren musterhasten und einmüthigen Eifer, die außer- ordentliche Schnelligleit in den Bewegungen, die Entschiedenheit in den Oper alionen gegen den Feind, so oft sie mit demselben zusammentrafen, und für ihre Ausdauer bei allen Anstrengungen und Entbehrungen, die von solchen Unternehmungen unzertrennlich sind. Endlich bezeige ich meine volle Erlenntlichkeit noch dem General ⸗Major Fürsten Golizvn für den wohlberechneten, von ihm in der seinem Befehle untergeordneten Landschaft gelroffenen Anordnungen, denen man es zuzuschreiben hat, daß der beste und größte Theil der dortigen Bevölkerung ren und ruhig verblieb. Ich halte es für unerläßliche Pflicht, die Leistungen Aller und jedes Einzelnen zur Kenniniß Sr. Majestät unserrs Allergnädigsten Kaisers zu bringen. Der Ober⸗Befehlshaber, General⸗Adjutant, Fürss Woronzoff.“
. Warschau, 20. Juni. Se. Majestät der Kaiser hat, wie die hiesigen Zeitungen melden, während seines Aufenthaltes in War⸗ schau mit Wohlgefallen die in dieser Hauptstadt überall herrschende musterhafte Ordnung wahrgenommen und mittelst Tagesbefehls vom 28. Mai dieserhalb dem Fürsten Statthalter seinen Dank ausgedrückt und dem General ⸗Militair⸗Gouverneur Fürst Gortschakoff III., dem Militair⸗ Gouverneur Okuniew I., dem Kommandanten Tutschkoff, dem Ober — Polizeimejster Abrgmowitsch, den Gen⸗ darmerie ⸗Commandeurs Cywinski und Rudsewitsch, so wie allen Stabs Offizieren der hiesigen Polizei⸗Verwaltung und Gendarmerie ⸗ Abtheilung, seine Zufriedenheit zu erkennen gegeben, unter die unteren Polizei⸗Beamten und Gendarmen aber für einen Jeden 25 Kopeken als Gratisie ation vertheilen lassen.
Laut Kaiserlicher Verorbnung vom ten d. M. soll auch der Lehrerstand in die Civil -Pensions-Vergesellschaftung aufgenommen werden, welche durch Kaiserliche Ukase für die Beamten des König⸗ reichs Polen begründet ist.
Frankreich.
Paris, 19. Juni. Der Gesetz⸗Entwurf, durch welchen das Zuschlags⸗-Porto für Briefe nach Ortschaften auf dem flachen Lande aufgehoben und das Porto für Geldsendungen ermäßigt wird, ist mit 248 gegen 2 Stimmen von der Deputirien⸗Kammer angenommen worden. Zu Anfang der nächsten Session will der Finanz-Minister, n er angekündigt hat, einen umfassenden Postreform⸗Vorschlag einbringen.
Dle für Einrichtung eines elektrischen Telegraphen auf der Ei⸗ senbahn von Paris nach Lille verlangte Summe hat mit 232 gegen 1 Stimme die Genehmigung der Deputirten⸗Kammer erhalten.
Eine kürzlich vor dem Königlichen Gerichtshofe zu Algier in— struirte Prozedur hatte offenbart, daß ost die Bastonade angewen⸗ det wird, um die Geständnisse der Eingeborenen, welche Verbrechen und selbst einfacher Vergehen verdächtig sind, zu erlangen, selbst be⸗ vor durch die Instruction hinreichende Anzeigen der Strafbarkeit ge⸗ sammelt worden. Der König, welchem die Aktenstücke dieser Proze⸗ dur vorgelegt worden, hat eigenhändig an den Rand des Berichtes des Großslegelbewahrers über diese Angelegenheit folgende Be⸗ merkung niedergeschrieben: „Die vorläufige Frage ist seit 60 Jahren in unserer Gesetzgebung unter dem Beifalle von ganz Frankreich abgeschafft. Es ist eben so schmerzlich als ungesetz⸗ lich, fie auf diese Weise in Algerien wieder hergestellt zu sehen. Die Minister des Krieges und der Justiz müssen durchaus den Be⸗ fehl geben, daß man zu solchen Mitteln nirgends seine Zuflucht mehr
e.“ Bei den Zeilen des nämlichen Berichts, welcher anzeigt, daß einer der fraglichen Eingeborenen vor dem Königlichen Gerichts hofe die Geständnisse, die er früher gemacht, zurückgenommen habe, indem er behauptete, daß man ihm bieselben blos durch die Bastonade entrissen habe, hat Se. Majestät ferner geschrieben: „Dies ist eines der traurigen Resultate einer solchen Unwürdigkeit.“ Um den Vor⸗ schriften des Königs nachzulommen, hat der General- Gouverneur nun Befehle gegeben, daß in jedem Zweige der Civil⸗ und Militair⸗ Verwaltung alle zweckmäßigen Maßregeln genommen würden, um die Erneuerung eines solchen Mißbrauchs in Algerien zu verhindern.
Der Moniteur veröffentlicht drei Königliche Verordnungen über das System der Behandlung der Sklaven in den Kolonieen in Vollziehung des Gesetzes vom 18. Juli 1845. Die erste Verord⸗ nung betrifft den Religions- und Elementar-Unterricht der Sklaven; die zweite ihre Disziplinarbehandlung; die dritte ihre Nahrung und ihren Unterhalt.
Da die Beglaubigungs-Briefe des Herrn Rossi, welche ihm ben Titel unb die Vollmachten eines Botschafters bei dem heiligen Stuhle verliehen, durch den Tod des Papstes ungültig geworden sind, so ist derselbe durch eine neuere Königliche Verordnung zum zum außerordentlichen Botschafter bei dem heiligen Kollegium ernannt worden.
Bei dem Festmahl zu Lille hielt Herr von Rothschild solgende Nede:
„Meine Herren! Die Wünsche, welche wir nicht aufhören für den Kö- nig zu hegen, nehmen heute, bei dem Anlaß, der uns zusammenführt, einen lebhafteren, feierlicheren Charakter an. Im Augenblick der Eröffnung dieser
roßen Verbindungsstraße, bestimmt, die Bande, welche Franktreich, Belgien, Deutschland und England umschließen, enger zu knüpfen und den Austausch ihrer Gedanken, wie der Erzeugnisse ihres Bodens, zu sichern, fühlt man sich durchdrungen von einem fniefen Gefühl des Dankes und der Bewunderung für den Geist des Königs, der Franlreich , und dauernden Eroberungen der Industrie iedens zugeführt hat. Frankreich, stets cha g eingenommen für oßartige Ideen und Unternehmungen, ist mit Begeisterung dem hohen trieb, der ihm gegeben wurde, gesolgt; es arbeilei mit heißem Streben, ven friedlichen und wahrhaft vollsihümlichen Gedanken zu verwirklichen, der die Nationen verbindet, die Wohlthaten der Civilisation ins Unendliche ver⸗ mehrt und einen bisher unbekannten Wohlstand im Schoße der arbeitsamen
den und des
Klassen verbreitet. Die . der Nordbahn fühlt sich glücklich, so große
Resultate verkünden zu dürfen; sit ist stolz darauf, beigetragen zu haben zu der Vollendung eines der Werle, die füt die gan fn, Macht der neueren
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Königs; möge sie ihn noch lange erhalten inmitten seiner erlauchten Fa⸗ milie, zum Ruhm und zum Glück des französischen Volles; möge sie auch wachen über die edle Königin, aller Tugenden Muster; möge sie die Prin- zen beschützen, die mil ihrer Gegenwart alle Gewerb- und Volks Feierlich⸗
eiten verherrlichen, wie sie unter allen Umständen ihre Tapferleit und ihre inen, 7 das Vaterland bewiesen haben. Dem König! der Königin! en Prinzen!“ t
Nachdem dieser Toast mit allgemeinem Enthusiasmus aufgenom⸗
29 worden war, erhob sich Herr von Rothschild nochmals und agte:
Meine Herren! Ich habe die Ehre, Ihnen einen Toast auf Se. Ma⸗ jestät den König der Belgier vorzuschlagen, diesen Souverain, der eine edel-= müthige, Frankreich besrcundete Nation großartig in sich personifizirt. Die Geschichte wird seinen Namen dem des Königs der Franzosen beigesellen, wie wir Beide in unseren Huldigungen und in unseren Wuͤnschen vereinen; denn auch er, der König der Belgier, hat es veistanden, allen Kräften sei⸗ nes Landes die Richtung zu geben auf die Eroberungen des Kunstfleißes und der Intelligenz. Dank dem glücklichen Impuls, der dem belgzischen Volke von seinem König geworden, war es das erste in Europa, das den Gedanlen zu einem vollstaͤndigen Spstem von Eisenbahnen saßte und die- sen Gedanken auch ausführte. Von heute an nimmt Frankreich Theil an den Wohlthaten dieses großen Werkes. Es macht uns glücklich, dem Kö- nig und der belgischen Nation unseren Dank dafür ausdrücken zu können.“
Der Fürst von Ligne, belgischer Botschaster am Tuilerieenhofe, erwiederte, wie folgt:
„Ich danke dem Herrn Präsidenten und den Herren Mitgliedern des Verwastungsraths der Nordbahn Compagnie sür die Gesinnungen, die sie für den König, meinen erlauchten Souverain, ausgesprochen haben. Wenn Belgien mit Recht stelz ist, den eisten Anstoß gegeben zu haben zu den wichtigen Verbindungswegen, die eine neue Aera eröffnen für die Beziehun- 8 unter den verschiedenen Nationen Europa's, so wird nun die mächtige Mitwirkung Frankreichs seine Anstrengungen erleichtern und damit die Bande der Allianz und der Freundschaft, die glücklicherweise zwischen bei- den Ländern bestehen, noch enger knüpfen. Diese internationale Inaugu— ration ist um so wichtiger und gen! als dabei zwei Prinzen der Kö niglichen Familie zugegen sind, gewohnt, auf all' ihren Wegen schmeichel= hafte Kundgebungen zu empfangen, weil es wahr ist, daß man sie überall sindet, wo Ruhm zu erwerben oder ein nützliches Ziel zu erreichen ist.“
. Einen Mißton hat, wie das Journal des Débats bemerkt, in diese Eisenbahnfeste eine Rede des Herrn Odilon Barrot gebracht. Herr Rogier hatte nämlich bei dem Bankett zu Brüssel auf Odilon Barrot's Wohl getrunken, worauf dieser antwortete. Das Journal des Debats meint, es sei eine abgekartete Seene gewesen, die nicht den geringsten Erfolg gehabt habe; mit eisigem Schweigen sei die Rede des Chefs der französischen Opposition aufgenommen worden, welche folgendermaßen lautete:
„Ich verdanke die unerwartete Ehre, meinen Namen bei einer so feier⸗ lichen Gelegenheit genannt zu hören, nur meiner bekannten Sympathie süͤr die belgische Nation und dem tief empfundenen Bedürfniß, die freieste Kundgebung der Gesinnung der beiden Länder hier laut werden zu lassen. Mit Recht findet man Pfänder ihrer Ein- tracht in den innigen Beziehungen und Familienbanden der Dyna— stieen, welche ihre Geschicke leiten. Die Gleichheit des Ursprungs, der In- teressen, der Institutionen ist die dauernde, unzeistörbare Bürgschaft dieser Einheit. Darum sahen wir guch nicht mit der Empfindung eifersüchtiger Rivalität, wie die belgische Nation uns voranging in den großen Unter ternehmungen einer Industie, auf deren Bahn sie so rasche Forschritte ge— macht hat, auf der wir iht heute mit Bruderstolz folgen. Eure Freiheit, eure Unabhängigkeit, sie sind wichtig für die Freiheit, die Unabhängig leit Frankreichs. Es ann dem belgischen. Volle, nichts; Gutes und nichts Schlimmes geschehen, was Frankreich nicht aufs tiefste mit empfinden müßte. Wenn je eine Gefahr euch bedrohen sollte, Frankreich würde nicht morgen, es würde heute schon mit euch sein. Keine Macht in der Welt vermag dieses enge Zusammenhalten zu brechen oder zu schwächen. Meine U wir Alle, jeder von uns in sei—⸗ nem unabhängigen Wirkungskreis, haben eine hohe und schwere Mission
zu erfüllen:; es liegt uns ob, den Sieg der , , Treibęit 2ut sichern. Sichen mir uns dazu einander bei, und erlauben Sie mir, diesen Gedanken auszudrücken in einer Sprache, deren Aufrichtigkeit durch leine offizielle Schicklichkeit gehindert wird, indem ich Ihnen einen Toast vor- schlage: Auf die Einbeit der beiden freien Völker, auf ihr gemeinschaftliches Zusammenhalten in der großen und heiligen Sache der Civilisation und der Freiheit, welcher uns unsere zwei Revolutionen für immer geweiht aben!“ t Der General-Lieutenant Lomoricisre, welchen man als den muth— maßlichen Nachfolger des Marschalls Bugeaud in dem General⸗-Gou— vernement von Algerien bezeichnet, ist von Oran in Paris einge= troffen. fe Juden Frankreichs, vertreten durch 14 Abgeordnete und die Mitglieder des Central⸗Konsistoriums, haben den Ober ⸗Rabbiner des pariser Konsistorial-Bezirks zum Ober-Rabbiner von ganz Frank⸗ reich gewählt.
Ueber Marseille ist die ostindische Ueberlandpost aus Bombay vom 12. Mai eingetroffen. Sie überbringt aber keine politischen
Nachrichten von irgend einem Belang. ĩ n
Völker zeugen. Möge die Vorsehung wachen über die fostbaren Tage des
Der Umsatz war heute an der Börse nur sehr beschränlt. Folge der großen Hitze hat sich ein großer Theil der Spekulanten aufs Land zurückgezogen. Die Notirungen erlitten einen leichten Rückgang, wie es gewöhnlich in geschästsstillen Perioden der Fall ist.
X Paris, 19. Juni. In der heutigen Sitzung der Pairs- Kammer wurde nach Vorlegung mehrerer Berichte und Annahme von 21 Gesetz-Entwürfen von lokalem Interesse (mit 86 gegen 7 Stimmen) zur Verhandlung des Gesetz⸗-Entwurfs in Betreff eines Kredits von 200,009 Fr. für die Feier der Julifeste geschritten.
Der Fürst von der Moskwa ergriff zuerst das Wort. Wozu solle dieser Kredit dienen? Wenn sich die Juli-Revolution anfangs durch die Volksbewegung fortreißen ließ, so habe sie sich nicht sehr geehrt durch den Geist, der nachher über sie gelommen. Am 27. Juli habe Frankreich gegen die Thatsachen des Jahres isis protestirt, gegen jene Epoche der Neaction, egen eine blutbefleckte Vergangenheit, und doch habe er den Schmerz ge⸗= *. den Präsidenten von 1836 und von 1846 den Namen seines erlauch⸗ len Vaters aus Anlaß einer ganz neuerlichen Kriminal-Prozedur (bei dem Lecomtesche Prozesse, als es sich um den Verlust des Ordens der Ehren -Legion handelte) aussprechen zu hören. Seine Betroffenheit sei in jenem Augenblick so groß gewesen, daß er nicht sogleich Worte finden lonnte, seine Entrüstung aus- zudrücken. Man lönne rinen edlen Feind tödten, aber nie ihn erniedrigen. Wenn hier Jemand sei, der ein solches Verfahren nicht brandmarle, so möge er sich erheben, er wolle demselben seinen Platz abtreten. Aber dem Himmel sei Dank, in diesem Hause fänden sich nur edle Herzen, die an sei⸗ nem Schmerze Theil genommen. Gleichen Eindruck hätten die Worte des Herrn Pasquier auf alle Mitglieder diests Hauses hervorgebracht. „Ich weiß nich!“, fährt der Redner fort, „welche Prüfungen mir noch vorbehal fen sind. Aber, was auch lommen möge, Gott und das Andenken an mei— nen ruhmbedeckten Vater werden sie mir ertragen helfen. Ich werde hoch⸗ sinnige Stelen finden, die mir ihren Beistand gewähren werden. Meine Herren, unter welchen Umständen hat man solche Erinnerungen wieder hervorgerufen? Man stellt meinen edlen Valer, den Marschell Ney, dessen Dienste der Stolz Franl⸗ reichs sind, mit einem elenden Mörder auf eine Linie. Und wer thut dies? Wer er⸗ laubt sich diese Gleichstellung? Großer Gott, der Herr Präsident Pas quier, der mir immer so viel Wohiwollen gezeigt! Ich piotessire mit aller Kraft gegen eine folche Gleichstellung und hoffe, dies wird eine Lehre sein, die nicht so leicht vergessen werden wird.“ Der Redner erinnert nun in Be treff des Todes scines Baters an den ganz freiwilligen Ausdruck der edlen Gefühle, der edlen Entrüstung des Herzogs von Orleans, dieses Prinzen, den Frankreich noch beweine. Herr von Tastelt ane besteigt die Tribüne, um das Wort zu nehmen über diesen Gegenstand. Aber von allen Sei⸗ ten bricht tin unheschreiblicher Lärm los. Fast die ganze Kammer verlangt
l
Herr von Castellane spricht wirklich mitten in di ü
Tumult. Der Kanzler ergreist endlich das , 9 r daß das Geheimniß der Verhandlungen des Pairshofes nicht . wahrt worhen sri; sohne dizses sei es unmoglich, gui! Justsühinbef In einer Rathskammer müsse dasselbe herrschen. Indeß die Sa
betreffend, erklärt er, man habe seinen Worten eine falsche Denmn ben, und daraus eben gehe die Gefahr der Verletzung des Gehe hervor. In der Rathskammer spreche man von Personen und * wie das bei solchen Prozeduren unvermeidlich sei, aber weil das g niß, das über eine Berathung bei verschlossenen Thüren beobachtet müsse, unerläßlich sei nicht bewahrt worden, sei eben dieser Imis enistanden, der jetzt die Lammer beschästige. Die Pairs · Kam me! ohne Zweisel an ihrem Brauche und ihrer Uebung festhalten, wenn
gute Haltung bewahren wolle, die sie angenommen habe. (Beifall
Marquis von Boissy verlangt nun, über den Gesetzentwuif zu : Die Sitzung dauert noch sott. ö
In der Deputirten⸗-Kammer begann die Dis lissn Budgets der Einnahme für 1847. Niemand verlangte wh für die allgemeine Diskussion. Es wird daher sogleich zn zelnen Artikeln geschritten. Die Ziffer des Ertrages der Gar und der Zusatz-Centimen wird nach einer kurzen Verhandla ! schen Herrn Blin de Bourdon nister mit 278 Millionen angenommen. Eine lebhnn⸗ . batte entspinnt sich zwischen Herrn Genty de und dem Finanz-Minister über die gleiche Vertheilung . lagen auf alles Personal⸗ und Mobiliar⸗-Eigenthum. Ende die Ziffer der Personen⸗ und Mobiliarsteuer, mit der Zusatz⸗g auf 58 Millionen gestellt, angenommen. Ueber die Thüͤren, Fenstersteuer machen die Herren Deslongrais und Hortn de St. Albin Bemerkungen, die vom Finanz-Minister tigt werden. Die Ziffer von 34 Millionen wird angenommen. die Patentsteuer, die mit 45 Millionen angesetzt ist, entspinnt sih eine Debatte, die noch nicht zu Ende ist.
Die sogenannte Centralliga, die sich zur Aufgabe geses n auch in Frankreich nach dem Vorgange von England für derung und allmälige Durchsetzung der Grundsätze der allgah Handelsfreibeit, gegenüber den Bestrebungen der Vertheidin Prohibitiv⸗Systems und des Systems der Schutzzölle, zu win vorerst die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu bearbeiten gleich, wie vorauszusehen war, auf Hindernisse gestoßen. In Fm reich geht eine solche Sache nicht so schnell, wie die Centrisß he vorläufig ihren Hauptstützpunkt zu Bordeaur hat, es hz Herr Bastiat, die eigentliche Seele des ganzen Benz hat seinen Freunden zu Bordeaux, indem er ihnen Kn niß davon giebt, daß der Minister des Junern die vel Ermächtigung zur förmlichen Konstituirung der Liga verweigert h geschrieben, daß man sich zu einem Innehalten für den Augen entschließen müsse. Streng genommen, meint er, brauchte ze b diese Ermächtigung gar nicht, könnte ihre Sitzungen mit blen W zeige an die Behörde von Ort und Zeit ihrer Abhaltung besnm allein da sie unter ihren Mitgliedern viele Regierungsbeamte zi andererseits jeder Schein einer Gesetzwidrigkeit oder gewaltsu Opposition vermieden werden müsse, so sei es besser, noch einigt zu warten, wahrscheinlich bis zur Auflösung der Nanmern, um einen definitiven Entschluß zu fassen. Als Beweis, daß die Liga sich wit angesehener Unterstützung rühmen könne, führt Herr Bastiat die Na der Herren von Broglie, von Lamartine, Beranger, Lammen Arago, Berryer, Guizot und von Rothschild an, Namen, die! dings von Gewicht sind, ob aber auch in dem vorliegenden Fall eine andere Frage. Herr Arago z. B. hat schon oft und aushh lich gesagt, daß er die Handelsfreiheit sür Frankreich nur untg
Bedingung zuläfsig halte. wenn vassolte ett st * Jm v ustrieen die für feine älter rf von Belang sind. Am aller wen
aber ist abzusehen, was die Namen der Herren Lammenais und B ranger mit der Frage der Handelsfreiheit zu thun haben sollen. bleibt also nur der Name des Herrn von Rothschild, der allerdings v Bedeutung wäre, wenn sich nachweisen ließe, daß er wirklich se ganze Krast, die Macht der ihm zu Gebote stehenden ausgedehn Mittel für die Sache der Handelsfreiheit in Bewegung setzen wi Dieser Nachweis ist aber vorläufig noch nicht geliefert. Wenn n Herrn Bastiat hört, sollte man glauben, die Productionskraft Fin reichs, seine Industrie seien null und die Lage der Konsumenten böchsten Grade bedauernswerth. Wer aber auch nur einen obern lichen Blick auf Paris und auf die Departements wirft, muß zumal im jetzigen Momente, vom Gegentheil überzeugen. Wie s Eisenerzeugung im Fortschritte ist, davon zeugen alle die jn gleicher Zeit erbauten Eisenbahnen, wozu ausschließlich fran fi Schienen verwendet werden, die große Zahl der überall errihm und zum Theil noch im Bau begriffenen Hochöfen und Eisenhämm Welchen außerordentlichen Aufschwung der Dampfmaschinensn n Frankreich genommen, beweist die Thorsache, daß in zehn Inhtktt Zahl der Bampfmaschinen im Lande sich vervierfacht hat, dh nach Deutschland, der Schweiz, Spanien, Italien und Aegypten kauft werden. Die Manufakturen und ihre Production verny
und dem Fin an
dukte, während die Preise diefer immer niedriger werden. Die platten Lande ertönen allseitig Klagen, daß man sich selbst g iheures Geld nicht die hinreichende Zahl von Händen versc— könne. Unter solchen Umständen dürfte Herr Bastiat mit R Freunden wohl noch ein schweres Stück Arbeit vor fich haben,! sie ihren Plan durchsetzen.
Großbritanien und Irland.
Oberhaus. Sitzung vom 16. Juni. Bevor das Oh . wieder in den Ausschuß über die Gerraide-Bill überging,? pann sich eine kurze Unterredung über Lord Hardinge 's Penfh Bill, wonach es scheint, als ob das Haus seinen kürzlichen Bes— ändern wolle. Als man zur Tagesordnung dann übergeben walt stellte Graf Stanhope an die Minister die Frage, ob sie anng ben vermöchten, welche Wirkung die Bill auf die künftigen Getmmy preise haben würde, worauf Graf Ripon erwiederte, um die wissen, müsse man Prophet sein, da die künftigen Getraidepreis⸗ oder ohne Korngesetze von dem Aerndte⸗-Ausfall abhängen win Graf Stanhope meinte, daß man hiernach eine Maßregel ij schlagen, ohne im entferntesten ihre Folgen zu kennen. Winchelsen hielt die Erklärung des Grafen Ripon für ungeni⸗ Herzog von Richmond meinte, daß nach einer Depesche des . Gladstone an die Kanada⸗Legislatur wahrscheinlich die Preiss ) nicht unter 50, 51 und 53 Sh., wie in den Jahren 1843, 146 f 45, heruntergehen würden. Graf Stanhope wünschte eint stimmtere Antwort darüber zu haben, die er aber nicht erhält. g Grey meinte, die Bill bezwecke weber die Preise zu erhöhen . herabzudrücken, sondern dem Lande Getraide zu natürlichem . zu sichern. Der Herzog von Wellington tadelte die Regelle keit der Debatte, worauf man in den Ausschuß übergiug und n Wicklow (wie schon erwähnt) wieder ein Amendement stellte 7 sich, daß der Zoll auf Weizen, der nicht Kolonial⸗Produtt sei gn
die Tagesordnung. Man unteischeidet die gellende Stimme des Marquis von Boissp, der unaufhörlich schreit: Sec Sie! so sprechen Sie doch!
dem 1. Februar 1819, statt 1 Sh., 3 Sh. betragen solle. an das Haus diesem Vorschlag beitreten, so werde er auch entspre
änberungen des n sei, s ns und
gnachtheilig
sich ebenfalls mit jedem Jahre, desgleichen die Ausfuhren ihrer p
beiter finden gegen guten Tagelohn Beschäftigung in Fülle, ja
Zolles auf aubere Gelraibesorken beantragen. gat er, über die Wirkungen des vorliegenden Gesebes sehr chmankender Ansscht. Man wolle die Schwankungen der verhindern, sein Antrag würde nunmehr die Preise bestimmen, bie Preise würden nicht merklich dadurch de Höhe getrieben, der Konsument wiirde nichts dadurch stren, während der Schatz aber dabei gewinnen müsse. Regierung sei nicht kausequent; wenn mau sage, daß es un⸗ sei, Labensbedürfnisse zu besteuern, so frage er, warum man noch üer auf Jucker lasse ? Er wünsche, daß man sein Amendement e, und fo die Bill durchsalle, die in Bezug auf Kanada höchst guisch sei. Marquis v on Clanricarde ist wider das Amende⸗ da jetzt nicht der Moment mehr sei, einen sesten Schutz zoll an⸗ buen. Freilich würden die Getraidepreise durch die Annahme der fallen Allein nicht so sehr, daß die Land⸗Interessen darunter lei⸗ und bie Pächter nicht mit dem Auslande konkurriren könnten. 6 Carnarvon unterstützte das Amendement, eben so mehrere ere, woꝛunter Graf Winchelsea die Ansicht aussprach, daß die hl den Land- Ertrag um 20 — 25 pCt. vermindern müsse. lebhaft Debatte folgte, worin Lord Brougham und dord nley sich zunächst hervorthaten. Unter Anderem sagte Lord uh am, er wolle nicht fragen, wer in vierzehn Tagen Minister würbe, er wage aber zu prophezeien, daß kein Ministerwechsel nden würde. Lord Stanley) wies von sich und seinen politi—⸗ Freunden jeden Wunsch ab, als wollten sie den Stutz des jetzi· englischen Ministeriums herbeiführen. Er persönlich ziehe die end. Skala dem sesten Zoll vor; da aber eine Modification der⸗ n verworsen worden, so sei er für dies Amendement, da ein noch so kleiner Zoll besfer als gar keiner sei. Marquis von 1sdow ne stellte auch in Äbrede, was Lord Brougham in Be⸗ ewisser Vereinbarungen zum Sturz des Ministeriums fallen ge⸗ n, und forderte ihn auf, zu beweisen, daß er persönlich bei dieser ber Zwangsbill sich unparlamentarisch benommen habe. Lord su gbam vertheidigte seine Aeußerungen, und mit Bezug auf e Anspielungen in Betreff seiner Motive bei Vertheidigung der erklärte er, es läge an ihm und nicht an den Ministern, daß er Stelle in der Regierung habe, da er die glänzendsten Anerbie⸗ gen ausgeschlagen. Das Amendement wurde darauf (wie schon deth mit 107 gegen 141 Stimmen verworfen.
sse in Zukunft
unterhaus. Sitzung vom 17. Juni. Heute beschäftigte bas Haus fast ausschließlich mit einer von Sir Charles Na⸗ eingebrachten Bill, wegen Umgestaltung des Marine⸗Departe⸗ ä, welche zur zweiten Verlesung stand. Die Bill bezweckte die sabseßung der Zahl der Lords der Admiralität auf drei und eine imme Vertheilung der Amtspflichten unter sie, und drei zu er— nude, direkt verantwortliche Ober- Controlleure, ein Vorschlag, ber Antragsteller hauptsächlich durch sehr ausführliche Nachwei⸗ gen über das Schiffsbauwesen und die Untauglichkeit der von dem gen Ober⸗Bau⸗Inspektor gebauten Kriegs -Bampfschiffe zu moti⸗ n suchte. Der Antrag wurde von Lord Inge stre unterstützt, Herrn Corry, dem Secretair der Admiralität, als durchaus raktisch bestritten und endlich nach einiger Diskussion, an der 3 Flotten-Offiziere Theil nahmen, mit 107 gegen 11 Stimmen dorsen.
Unterhaus. Sitzung vom 18. Juni. In der heute gesetzten Debatte über die irländische Zwangsbill kamen keine sen von Bedeutung vor, und sie wurde von neuem vertagt. Der gzler der Schatzkammer zeigte an, daß er am 22sten die un⸗
erte Verlängerung der Zuckerzöllg uf einen Monat, also bis 5. August, denn sie laufen am 5. Juli a, veaniragen werde,
bi langen Debatten über die Zwangsbill die Zeit so beschränkt sen, daß die Berathung des definitiven Vorschlages der Regierung Betreff der Zuckerzölle rechtzeitig nicht mehr würde durchgeführt den können. Herr Goulburn erklärte sich zugleich bereit, die von Regierung beabsichtigte Zoll⸗Ermäßigung für den durch freie Ar⸗ erzeugten Zucker am 22sten zugleich mit zu beantragen, wenn lbe zu keiner weiteren Diskussion Veranlassung gäbe; da aber Hume gegen jede partielle Abänderung der Zuckerzölle Protest gte, so kam Herr Goulburn auf seine obige Erklärung zurück, er verläusig die unveränderte Verlängerung der Zölle auf einen at beantragen werde.
London, 19. Juni. Der Herzog von Sachsen-Koburg ist Begleitung seiner Gemahlin und seines Oheims am 181en von bbon in Southampton angekommen.
Gestern fand das Waterloo-Bankett statt, mit welchem der hg von Wellington alljährlich seine Kampfgenossen bewirthet. Ben neuesten Berichten aus Neu- Seeland zufolge, ist der g gegen vie Eingebornen zu Ende. Vas Jort ves Kwiti ist am
Januar erstürmt worden, und Heki hat sich in die Wälder ge—⸗ en. Der Gouverneur Grey hat darauf eine General⸗Amnestie rt. Die Engländer haben in dem Gefechte am 11. Januar 12 Die und 30 Verwundete, die Eingebornen 25 Todte verloren, Die westindische Post, welche St. Thomas am 30. Mai ver- u hat, ist mit dem Dampfschiff „Forth“ am 18ten Abends in thampton angekommen. Sie bringt keine Nachrichten von poli⸗ r Bedeutung. Auf den britisch-westindischen Inseln klagt man immer über Dürre. Dem durch seine Bemühungen um Einsührung des Penny-Porto's unten Rowland Hill wurde vorgestern ein Festschmaus zu Blackwell kben und die durch öffentliche Subscription im ganzen Lande für als Ehrengeschenk zufammengebrachte Summe von 13,900 Psb. wiesen. Herr Hill beschwerte sich in seiner längeren Dankrede, die Post⸗Behörden die von ihm vorgeschlagenen Reformen aus Kchtelei nicht völlig ins Leben gerufen und dadurch den Nutzen m wesentlich geschmälert hätten.
— Die Korrespondenz der Börsen-Halle aus London vom Jun Morgens meldet, daß die Ausschuß=-Debatte über die Korn⸗ in Oberhause am A49ten endlich geschlossen worden ist, und bas Haus die Bill im allgemeinen Aus schuß unver— 'ert angenommen hat. Der Herzog von Richmond hatte von neuem mehrere Amendements beantragt, dieselben waren nach längerer Debatte ohne Abstimmung verworfen worden. Die „Verlesung der Bill soll am 23sten startfinden. — Im Unter⸗ se solltt am 19ten bie Debatte über die Zwangosbill fortgesetzt mn, aber die ganze Sitzung wurde durch Eyplicationen Sir Ro⸗ Peehs über fein neuerdings mehrfach angegriffenes Verfahren n Lanning in Betreff der Emancipation der Katholiken in An- t genommen, und die Debatte über die Zwangsbill mußte zum u vertagt werden.
London, 19. Juni. Die Speculationen unserer Politiker k sich sept, sowohl für als gegen bie Dauer des Peelschen Mi⸗ unt, so Jiemlich die Waage. Auf Seiten der Wyigs ist jeden⸗ h. Zrößeres Selbstvertrauen; aber auf Seiten der Regierung * öffentliche Meinung und der nicht unbedeutende Einfluß der zativen Sache. Gemäß der Berechnungen der Opposition wer-
Peel stimmen, im Verein mit der ganzen Gemeinschaft ber Whigs sede Macht, welche die Regierung zusammenbringen kann, schlagen; denn Peel wird nicht viel mehr als 80 Stimmen von den alten Konservativen zu den 110 Stimmen seiner eigenen Pha- lanr hinzufügen können. Wenn dies richtig ist, und ich muß eingestehen, daß die kompetentesten Beobachter, wenigstens auf der Seite der Whigs, es für richtig halten, so ist das Resultat unvermeidlich. Indessen bin ich doch noch einer anderen Meinung. Diese Abstimmung ist in der That keine Abstimmung über eine irlän⸗ dische Zwangs⸗Bill; denn die Bill wird sicherlich in dieser Session gar nicht durchgehen; es ist vielmehr die Frage, ob Peel bleiben oder nicht bleiben soll; gewissermaßen ein Vertrauens⸗-Votum. Man sieht dies schon an dem Ton und Charalter der Debatte. Nicht ein ein⸗ ziger Moment des früheren Lebens des Ministers wird geschont, kein Wort kam je von seinen Lippen, welches seine eifrigen und schonunge⸗ losen Gegner nicht sofort bereit wären, als Waffe gegen ihn selbst zu gebrauchen. Diesen Abend beschäftizt sich das Haus mit einer Bill, welche die Verhinderung von Mordthaten in Irland während des Jahres 1846 zum Zwecke hat — der eigentliche Gegenstand, welcher der Debatte ihren inneren Gehalt giebt, ist aber nichts Ande⸗ res, als das Benehmen und der Charakter Sir Robert Peel's von der Zeit des großen Streites über die katholische Frage im Jahre 1825 und 1827 bis zur gegenwärtigen Stunde. Er hat seine Ver- theidigung bereits angekündigt, und dies wird wahrscheinlich sein Meisterstück von Beweisführung und Beredsamkeit werden. Auch kann diese nicht ohne Einfluß auf das Votum des Hauses bleiben. Diese Angriffe sysiematsscher Böswilligkeit sind von Lord Georg Bentinck und seinem würdigen Genossen, Herrn d'Jsraeli, organisirt worden, um den Charakter des Ministers herabzusetzen und zu beweisen, daß er unwürdig sei, die Macht länger in den Händen zu behalten: die geeigneiste Antwort eines Hauses der Gemeinen, in welchem solche Anklagen seibst von seinen Gegnern mit Verachtung gestraft werden, wäre, solche unwürdige Einflüsse auf die Verhandlungen ohne Wei⸗ teres zu verwerfen. Die englische Nation ist gerade jetzt mit Stolz und Dankbarkeit bei dem Gedanken erfüllt, daß sie im Besitz der großen Güter treten solle, welche ihr die Administration Sir Robert u . allein sichern konnte. Ist dies etwa der Augenblick, einem
nne, welchem die öffentliche Stimme auf dem Kapitol den Kranz zuerkennen möchte, das erbitterte Gift kleinlicher und für jetzt vergan— geuer Zänkereien zu reichen? Ist es Zeit, ihn da zu kreuzigen, wo er herrschen sollte? Vor Allem, sollen die künftigen Geschicke dieses Reiches durch den Sieg böswilliger Leidenschaften im Parteifampfe bestimmt werden, während in jeder anderen Beziehung der Glaube des Landes an einen Staatsmann geknüpft ist, welcher durch diese gemeinen Organe der Vernichtung bedroht wird?
Unter allen diesen Umständen glaube ich nicht, daß die Masse der Whig-Partei Lord John in seinem übereilten und hestigen Ver= suche, die setzige Administration innerhalb weniger Stunden, nachdem die Karubill durchgegangen sein würde, vom Ruder zu vertreiben, sofort folgen würde. Die Vertheidiger des freien Handels halten sich fern; und obgleich die Abstimmung so schließen mag, daß das endliche Durchbringen der irländischen Bill ganz außer Frage bliebe, so kann ich doch kaum eine Niederlage befürchten. Die Whigs koni— men immer mehr und mehr zum Bewußtsein der Schwierigkeiten, welche sie sich bereitet haben. Allein sie kennen nicht zur Hälfte genug das Mißtrauen und den Widerwillen, mit welchen ihre Rükehr zu der Gewalt in England und wahrscheinlich fast in der ganzen Welt betrachtet werden würde. Wenn sie es versuchen wollen, so werden sie diese bittere Lehre bald genug an sich in Erfahrung bringen, und die Anmaßung ihrer Häupter wird die Erniedrigung des Mißlingens nur
um so empfindlicher machen. Sie rechnen, wie es scheint, auf die Gleichgültigkeit des Landes; aber das Land ist gleichgültig, weil es
Peel ünd seine Maßregeln für gesichert hält, — nicht gleichgültig gegen die Uebel einer Whig-Administration, von welcher es nichts wissen möchte.
Der Hafen von Harwich ist jetzt mit London durch eine Eisen⸗ bahn verbunden, und man hofft, daß er die Station für alle Post⸗ schiffe zwischen England und dem Norden Europa's werden wird, wie er es bereits zur Zeit des Krieges war. Auf diese Weise ist die Verbindung zwischen Rotterdam und London auf 12 Stunden zu⸗ rückgeführt worden, und die zwischen London und Hamburg wird auf 30 big 36 Stunden gebracht werden.
Nachschrift. Es ist möglich, wie ich auch oben schon ange⸗ deutet habe, daß die Regierung bei der Abstimmung über die irlän⸗ dische Zwangs- Bill, welche bis zum 26. Juni verschoben werden wird, keine Niederlage erleidet. Aber ich hege nicht den geringsten Zweifel mehr, daß das Kabinet jetzt den definitiven Be— schluß gefaßt hat, sich von der Leitung der Geschäfte zu⸗
J. Die Kanione Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden ob und nid dem Wald, Zug, Freiburg und Wallis übernehmen auf den Fall, wenn einer oder mehrere von ihnen angegriffen würden, zur Vertheidigung ihrer Souverainetäts- und Territorialrechte die Verpflichtung, den Angriff ge⸗= meinschafilich und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zurück- zuweisen, in Gemäßheit des Bundes⸗Vertrags von 1815 und der alten Bündnisse.
IJ. Die Kantone werden sich über die zweckmäßigsten Mittel verstän⸗ digen, sich gLegenseitig von Allem, was vorgehl, in Kenntniß zu seßen. Von dem Augenblicke an, wo ein Stand die zuverlässige Nachricht erhält, daß ein Angriff statihaben soll oder bereits stattgehabt habe, ist es anzusehen, als ob er in Gemäßhest des Bundesvertrags zur Bundeshülfe gemahnt wäre, und er ist dann verpflichtet, die nach Umständen erforderliche Trup-= penzahl auszustellen, ohne die offizielle Mahnung des betreffenden Kantons
abzuwarten. ; II. Ein aus je einem Abgeordneten eines jeden der obgenannten
Stände gebildeter Kriegs ⸗Rath mit allgemeinen, möglichst ausgedehnten Vollmachten der Regierungen ist mit der oberen Leitung des Krieges be- i h er tritt zusammen, wenn ein Angriff droht oder wirklich ge— schehen ist.
1V. Der Kriegs-Rath soll vermöge der ihm übertragenen Vollmachten im Notbfalle alle nöthigen Maßregeln treffen zur Vertheidigung der respel= tiven Kantone; ist die Gefahr nicht dringend, so wird er mit den Regie⸗ rungen dieser Stände in Verhandlung treten.
V Für die Zablung der durch diese Truppen-Aufstellungen veranlaß⸗ ten Kosten gilt als Regel, daß der mahnende Kanton die Kosten der von ihm verlangten Truppen tragen soll. Ausgenommen sind jedoch die Ko- sten, wo besondere Gründe einen abweichenden speziellen Vertheidigungs-= Modus rechtfertigen. Die übrigen Kosten, welche im gemeinsamen Interesse für den einen oder den anderen Kanton sich ergeben werden, sollen von allen vorgenannten Kantonen nach Verhältniß der eidgenössischen Geld- Skala getragen werden.
Jtalien.
Nom, 12. Juni. Das heute Vormittag in der St. Peters⸗ kirche für Gregor XVI. abgehaltene feierliche Todtenamt wurde von dem Kardinvl Barberini celebrirt und von vier Kardinal⸗Bischöfen — Macchi, Lambruschini, Ostini und Castracane degli Autelminelli — assistirt. Außer diesen waren um das riesenhafte Castrum Doloris fast alle hier anwesenden Kardinäle (ihre Zahl beträgt heute 44, Prälaten und das Kapitel des Doms versammelt. Leider fehlte oben auf dem Katafalk die 2 Palmen hohe allegorische Figur der Reli⸗ gion, welche vorgestern Abend, als sie auf ihren Platz gehoben wer⸗ den sollte, in Trümmer stürzte, indem einer der Windenstricke zerriß.
Der Kardinal Micara ist bereits längere Zeit so leidend, daß das Gerücht ihn schon mehreremale todt gesagt hatte. Seit zwei Tagen ist sein Zustand von solcher Art, daß man das Schlimmste befürchten kann. Auf keinen Fall dürfte er übermorgen mit ins Kon⸗ klave einziehen. Diefer Kardmal scheint für den Augenblick der Mann des Volkes oder doch einer großen Partei zu sein, die ihn übermor⸗ gen beim Einzug ins Konklave durch Acclamation zum Papst machen möchte. Man hat Mauer- Anschläge gefunden, worauf er als Papst verkündet wird.
Von den großen Familien Roms ist der Fürst Borghese nach Paris und der Fürst Rospigliosi heute nach Aachen abgereist.
In Len Provinzen scheint Alles ruhig zu sein. Eingelaufenen Nachrichten zufolge, ist nirgend eine Ruhestörung vorgefallen. Wie sehr man indessen die Romagna zufriedengestellt zu sehen wünscht, geht aus dem Umstande hervor, daß bei Nennung eines jeden Wahl⸗Kan⸗ didaten auf die Weise, wie er dort beliebt ist, Rücksicht genommen wird. Keiner würde in dieser Beziehung so viel Jubel erregen, als Oppizoni, ein Mann von Geist und Charakter, der dort verehrt, fast angebetet wird. Leider ist er bereits ein fast 0jähriger Greis. Er bie⸗ fet? die merkwürdige Erscheinung dar, baß er die Jesuiten nie in seine Diözese zugelassen hat; noch bis auf den heutigen Tag sind sie nicht nach Bologna zurückgekehrt. Nächstdem wird Gizi in dieser wie in mancher auderen Beziehung am sehnlichsten gewünscht; er gilt für einen klugen Kopf, hat Sinn für Geschäfts⸗Verwaltung gezeigt und ist überall beliebt; man sieht in ihm einen Mann des Fortschritts. Höchst merkwürdigerweise wird Angelo Mai in letzterem Bezug von Manchen sehr gepriesen. Er soll sich während des letzten Pontifikats von jedem Antheil an den Geschäften ferngehalten haben, weil er die Weise der Verwaltung gemißbilligt. Der seliggesprochene Pater Pig⸗ natelli hat von ihm prophezeit, er werde eines Tages Papst werden.
Portugal.
Lissabon, 13. Juni. Die Regierung hat sich mit den Jun⸗ ten von Santarem und Coimbra verständigt, indem sie drei dem Volke besonders verhaßte Obersten der Garnison von Lissabon durch andere auf Wartegeld stehende Offiziere ersetzte; die Junten haben
rückzuziehen. Aller menschlichen Wahrscheinlichkeit nach, wird es daher am letzten Tage dieses Monats nicht mehr am Ruder sein — . nicht einmal mehr, wenn dieser Brief in Ihren Spalten erscheint.
8elgien.
Brüssel, 20. Juni. Der König hat dem Erzbischof von Rheims, auf dessen Rückreise von Lüttich, eine Audienz ertheilt.
Von heute an treten die regelmäßigen Eisenbahnzüge zwischen Brüssel und Paris in Gang. Der von Paris Morgens um 7 Uhr abgesandte Zug wird direlt nach Brüssel gehen; Nachmittags um 4 Uhr wird er von Valenciennes abfahren und Abends um 7 Uhr nach zwölsstündiger Fahrt zu Brüssel anlangen. Eben so wird die Fahrt von Brüffel nach Paris erfolgen. Vor Monat August wer⸗ den die Nachtzüge mit den Postdepeschen nicht fahren können.
D änem ar.
Kopenhagen, 19. Juni. Die National⸗Bank hat eine aus drei Bank-Repräsentanten und zwei Bank⸗Direktoren bestehende Kommission niedergesetzt, welche die Frage über eine Vermehrung der Zettelmasse untersuchen soll.
An einem Abend der vorigen Woche hat man an der Sundküste, namentlich zwischen Vedbek und Rungsted, eine Art Fata Morgana wahrgenommen. Vie Insel Hveen nämlich schien gänzlich in die Ferne zu verschwinden, während dagegen Schonen und vornehmlich Landskrona sich so sehr der dänischen Küste zu nähern schienen, daß man sie, so zu sagen, mit den Händen greifen lonnte. Dabei ge⸗ währten die vorbeisegelnden Schiffe einen sehr merkwürdigen Anblick. Einige zeigten sich nämlich, als ob man sie durch einen Nacht-Te⸗ lestop betrachte, die Masten nach unten und den Rumpf nach oben gekehrt, während andere sich in ihrer natürlichen Stellung zeigten. Man erinnert sich noch nicht, hier an der Küste eine ähnliche Er- er, wahrgenommen zu haben. Sie währte im Ganzen eine
unde.
8 ch weiz.
Kanton Luzern. Das bereits erwähnte Schußbündniß der katholischen Kaatone lautet nach dem Narrateur Fribourgeois
5 74 Protectionisten, welche mit Lord Georg Bentinck gegen
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folgendermaßen:
sich darauf definitiv unterworfen.
Das erste der erwähnten Finanz⸗Dekrete, welche das Diario veröffentlicht, ist vom Sten datirt und verfügt bis zur Feststellung des Budgets die Forterhebung der Steuern in Gemäßhest der be= stehenden Geseße, jedoch vorbehaltlich der von der Regierung zu be— schließenden Modificationen. Das zweite Dekret, von demselben Tage, nimmt das den Cortes von dem vorigen Ministerium vorge⸗ legte Budget zurück und verfügt die Einsetzung eines außerordenili⸗ chen Finanz⸗Comité's unter dem Vorsitz des Herzogs von Palmella. Dieses Comité soll 1) der Regierung einen Plan zu Ersparungen in den Staats-Ausgaben Behuss einer definitiven Reorganisirung der Finanzen vorlegen; 2) das den Cortes von dem vorigen Ministerium vorgelegte Budget auf der Basis der Gleichstellung der Ausgaben mit den Einnahmen abändern; 3) Vorschläge zu einer Umgestaltung des Steuerwesens einreichen, und 4) Mittel zur Deckung und Amortisi⸗ rung der schwebenden und konsolidirten Staatsschuld in Vorschlag bringen. Das Comité besteht, außer dem Herzoge von Palmella, aus 14 Mitgliedern, unter denen der Graf von Farrobo, der Vis⸗ conde Sa da Bandeira, Herr Manoel Passos und Herr Silon Sanchez. Wie es heißt, beabsichtigt die Regierung eine jährliche Er⸗ sparung von 1200 Contos, auch soll die Königin sich bereit erklärt haben, den dritten Theil ihrer Civilliste zu opfern.
Der Handelsverkehr ist in Folge der Suspension der Bankzah⸗ lungen noch immer sehr gehemmt. Die Noten der lissaboner Bank waren schon auf 64 pCt. unter pari gefallen, haben sich aber seit⸗ dem wieder um 2 pCt. gehoben.
Tür kei.
Konstantinopel, 10. Juni. Am 1. Juni ist der Sultan in Rustschuk eingetroffen, wo die Fürsten der Moldau und der Wal lachei, der Kaiserlich österreichische Feldmarschall- Lieutenant Freiherr von Heß und der Kaiserlich russische General-Lieutenant von Grabbe, welche beauftragt sind, den Sultan im Namen ihrer Souveraine zu begrüßen, denselben erwarteten. Der Sultan wurde in Rustschuk aufs feierlichste empfangen; die ganze Bevölkerung der Stadt war ihm entgegengezogen und begleitete ihn mit den lebhaftesten Freudenbezei= gungen bis zum Palaste, der aufs glänzendste zu seinem Empfange in Bereitschaft gesetzt worden war. Den neuesten Nachrichten zu⸗ folge, ist der Sultan bereits auf dem Wege nach Varna begriffen, von wo er in den ersten Tagen der künftigen Woche in der Haupt- stadt zurückerwartet wird.
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