1846 / 182 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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* vorläufig aber gestatte er ihnen, sich provisorisch zu ver⸗ ammeln.

Das Kolonial⸗Conseil von Martinique ist am 12ten v. M. von dem Gouverneur Mathieu eröffnet worden; die Antwort-Adresse ent⸗ hält einen heftigen Protest gegen das Gesetz vom 18. Juli v. J., welches den Ruin der Kolonie bezwecke und nichts weiter sei, als eine verkappte Emancipation. Solle eine soziale Aenderung in der Köolo⸗ nie eintreten, so müsse wenigstens eine hinlängliche Entschädigung stattfinden, und wenn Frankreich, wie Herr Gunzot vom marofkani⸗ schen Kriege gesagt, reich genug sei, seinen eigenen Ruhm zu bezah⸗ len, so dürfe es die Beraubung seiner Kinder nicht gutheißen. Ter Gouverneur versicherte darauf, die Regierung umfasse alle Franzosen diesseits und jenseits des Oceans mit gleicher Liebe.

Die Mitglieder der Regierungs⸗Kommission, welche nach Aegypten gesandt wurde, um an Ort und Stelle die besten Mittel ausfindig zu machen, wie der Transport der indischen Post von Suez nach Marseille zu fördern sei, sind wieder in Marseille eingetroffen. Trotz vieler Widerwär:igkeiten auf dem Wege und des niedrigen Wasser⸗ standes auf dem Ril und dem Kanal Mahmudi, legten sie den Weg von Suez nach Marseille in neun Tagen zurück. Es heißt, daß die Regierung bedeutende Veränderungen in dem ganzen Paketbootdienst nach dem Orient beabsichtige, um dadurch zu verhindern, daß derselbe von der Verbindung über Triest überflügelt werde.

In Dieppe hat man Nachrichten aus Neufundland vom 11ten v. M. erhalten, wonach zwei französische Schiffe aus St. Pierre, welche Häringe an der dortigen Küste hatten ankaufen wollen, von englischen Kreuzern konfiszirt worden, weil die Ausfuhr von Häringen nur auf englischen Fahrzeugen gestattet ist. Die Journale von Saint⸗ Pierre bei Neufundland berichten von einer merkwürdigen Natur⸗ Erscheinung: sie versichern nämlich, daß die Insel sich allmälig immer mehr über den Meeresspiegel emporhebt, was die Einwohner natür- lich in große Unruhe versetzt, denn, wenn auch kein größeres Unglück erfolgen sollte, so werden doch die besten Häfen der Insel in kurzem unbrauchbar gemacht sein.

Nach dem Esprit public ist die Militair⸗Verwaltung damit beschäftigt, die Forts um Paris insgeheim bewaffnen zu lassen; ganz in Kürze würden sie mit Besatzungen versehen werden, zu diesem Zwecke richte man bereits die Kasematten ein; Marschall Bugeaud würde das General⸗ Gouvernement von Algerien mit dem General⸗ Kommando über die Fortificationen und das Heer von Paris ver- tauschen und den General Lamoricière zum Unter Kommandanten erhalten; General Bedeau würde mit dem General- Gouvernement von Algerien beauftragt, dieses aber später in ein Vice⸗Königthum zu Gunsten des Herzogs von Aumale umgewandelt werden. Der Esprit Public berichtet ferner, die Munizipal⸗Garde werde mit großer Emsigkeit in den militairischen Manövern eingeübt, und selbst den Pompiers sei durch einen besonderen Tagesbefehl eröffnet wor⸗ den, daß sie fortan zur Garnison von Paris gehörten und sich bereit halten müßten, mit dieser bei jedem Anlasse als militairisches Corps zu operiren.

Die in Nancy in Folge der hohen Brodpreise am 20sten aus⸗ gebrochenen Unruhen waren am 23sten Abends noch nicht völlig ge⸗ stilll. Man hoffte jedoch, daß das Kürassier⸗Regiment, welches um Mitternacht zur Verstärkung der Garnison einrückte, die Ruhe wieder herstellen werde. Der Tumult war nur durch ein Mißverständniß hervorgerufen worden. Der Maire der Stadt hatte nämlich eine Proclamation erlassen, worin er den Einwohnern anzeigte, daß der Stadt-Rath in Verbindung mit dem Wohlthätigkeits-Verein Maßre— geln getroffen habe, um ein weiteres Steigen des Brodtes zu ver- hindern, indem er sie zugleich im Hinblick auf die nahe und reiche Aerndte zu beruhigen suchte. In dieser Proclamation stand auch der Ausdruck „bons des secours“, d. h. Anweisungen, auf welche jeder Arbeiter, der eine zahlreiche Familie hat oder arbeitslos ist, das Brod von 8 Kilogramm zu 2 Fr. 70 Cent. erhalten sollte. Die Arbeiter schlossen hieraus, daß das wohlfeilere Brod nur an diejeni⸗ gen e det werden solle, welche in den Armenlisten eingeschrie⸗ ben seien.

Der Moniteur enthält eine Königl. Verorbnung über Grün— dung einer wissenschaftlichen Fakultät zu Aix. Sie wird fünf Lehr stühle: für Philosophie, Geschichte, alte Literatur, französische Läte⸗ ratur und fremde Literatur, erhalten, zu denen die ersten Ernennun⸗ gen vom Unterrichts⸗Minister erfolgen.

Die Abwesenheit sämmtlicher Minister bei der Trauer-Feier für Gregor XVI. wird in iL den Blättern folgendermaßen erklärt: Der Erzbischof von Paris habe, indem er die Einladungen an die Mi⸗ nister und vorzüglichsten öffentlichen Beamten gerichtet, deren leine an Herrn Guizot, Herrn Delessert und an die anderen protestanti⸗ schen Beamten gesandt. Man habe anfangs bei dem Prälaten dar⸗ auf gedrungen, baß er von dieser Ausschließung zurückköomme, später, daß er dieselbe in einem Schreiben an die Ausgeschlossenen motivire; allein es scheine, daß man, als dieses Schreiben abgefaßt gewesen, vorgezogen habe, dasselbe nicht abzusenden. Auch seien blos an die der ka⸗ tholischen Religlon angehörenden Mitglieder des diplomatischen Corps Einladungen ergangen; deshalb seien weder katholische noch prote⸗ stantische Mitglieder dieses Eorps bei der Feier erschienen. Eben so habe es sich init den Verwaltungs- Beamten verhalten, so daß die sämmtlichen . Eingeladenen der Feier nicht beigewohnt. Was in der Notre⸗Dame⸗Kirche vorgegangen, habe ssich err in den Pfarrkirchen erneuert, wo man bei der Trauerfeier die gänzliche Ab= wesenheit des offiziellen Personals bemerkt habe. .

Der Courrier frangais macht darauf aufmerksam, daß Eng⸗ land die einzige der großen Mächte sei, welche zu Rom keinen Ge⸗

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sandten habe. Der einzige Repräsentant Englands in den Kirchen

staaten sei sein Konsul zu Ancona. Geheime Unterhandlungen seien unter dem letzten Pontifikat angeknüpft worden, um einer solchen Lage ein Ende zu machen, allein sie hätten zu keinem Resultat ge⸗ führt, und man versichere, daß diese Unterhandlungen jetzt wieder aufgenommen werden sollten. .

Das Journal des Débats sindet die nächste Veranlassung zu dem Ausbruch des Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko darin, daß die Nord⸗ Amerikaner die Gränze von Texas bis an den Rio Grande ausdehnten und das Gebiet bis dahin besetzten, während die eigentliche Gränze nur bis an den Fluß Nueces reiche. „Präsident Polk“, sagt es, „hat sich der Welt dargestellt, als handle er in rechtmäßiger Vertheidigung. Wahrscheinlich wird es aber fort⸗ an feststehen, daß er im Gegentheil der Angreifende gewesen, und daß die Central-Regierung von Mexiko sich bei dieser Gelegenheit mit einer Mäßigung benommen, an welche die Vorgänger des Ge⸗ neral Paredes die Mächte, die mit ihnen zu unterhandeln hatten, nicht gewöhnt. So lange die Soldaten der Union zu Corpus⸗Christi waren, befanden sie sich unter texianischen Kolonisten, und die Mexika—⸗ ner kehrten sich nicht daran. Allein General Taylor ertheilte den Be- fehl, das ganze Land bis zum Rio Grande zu besetzen, und erst als er den Fluß erreicht, betrachteten sich die mexikanischen Generale als angegriffen und bereiteten sich zum Kampfe vor, nicht ohne an General Taylor Aufforderungen gerichtet zu haben. Also entspringt der Krieg daher, daß der Praäͤsident der Vereinigten Staaten es für angemessen gehal⸗ ten, sich des Landes zwischen dem Nueces und Rio Grande zu be= mächtigen. Geschah dies mit Recht oder Unrecht? Präsident Polt sagt heute, daß er dabei nur die Rechte der Vereinigten Staaten aufrecht erhalten, und daß Texas, als integrirender Theil der Union, bis zum Rio Grande reiche; dies ist es aber gerade, was man sehr richtig bestreitet, und was mehrere Redner im Kongreß hart getadelt. Freilich batten die Texianer entschieden, daß Texas den Rio Grande als Gränze habe; allein hierin hatten sie mit dem ihnen gewohnten Uebermuthe gehandelt, der sie auch bewogen, sich Eingriffe in alle benachbarten meyikanischen Provinzen zu erlauben. Nun halten sie das ganze Land zwischen dem Nueces und dem Rio Grande besetzt. Im Osten, nach dem Nueces zu, hat das Land texianische Nieder⸗ sassungen, in der Nähe des Rio Grande aber wird Alles mexikanisch. Die Bevölkerungen des linken Ufers des Rio Grande sind eben so wie die des rechten Ufers im mexifanischen Kongreß vertreten worden, ohne es je im iexianischen Kongreß zu sein. Bie wahre Gränze des unabhängigen Texas war und mußte die des alten mexikanischen De⸗ partemenis dieses Namens sein. Weiter hinausgehen wollen, beson⸗ ders ohne vorgängige Unterhandlungen mit den Mexikanern und durch die bloße Waffengewalt der Union, ist eine ungerechte, auf bloße Ge⸗= walt gestützte Anmaßung, es ist ejnt Beraubung. Ja, Herr Polk kann nicht einmal den Versuch zur Rechtfertigung machen, daß er etwa sagte, die Merikaner hätten jedes Uebereinkommen in Betreff der Gebiets⸗-Abtretung abgelehnt. Es geht selbst aus dem dem Kon⸗ greß vorgelegten Akienstücke hervor, daß die mexikanische Regierung blos etwas Zeit verlangte, um die Gemüther zum friedlichen Ver⸗ gleiche zu stimmen.“

Die Sentinelle von Bayonne berichtet in ihrer Nummer vom 24sten d., daß am Abende zuvor die Ofsiziere der dortigen Garnison dem Infanten Don Enrique, welcher am Morgen des 24sten von Bayonne abzureisen gedachte, insgesammt einen Abschieds⸗Besuch machten.

6 1. Juli wird zu Marseille die Eröffnung des wissenschaft⸗ lichen Kongresses in Frankreich statthaben. Das Organisations⸗Comitè hat das Programm der bevorstehenden Arbeiten veröffentlicht und ladet alle Personen, welche an dem Fortschritte der Wissenschaften und Künste Theil nehmen, ein, sich den Arbeiten des Kongresses an⸗ zuschließen. Die Akademieen und gelehrten e nnn Frankreichs werden gebeten, sich dabei repräsentiren zu lassen. Die Session wird 10 Tage dauern.

X Paris, 27. Juni. In der heutigen Sitzung der Pairs⸗ Kamm er hielt GrafPortalis zuerst die Gedächtniß⸗Rede auf das verstorbene Mitglied, Baron Portal. Nach Vorlegung verschiedener Berichte durch die betreffenden Berichterstatter der Kommissionen ver— langt Marquis von Boissy das Wort über die Tages -Ordnung. Er wünscht, der Gesetz-Entwurf in Betreff eines Kredits von 13,500, 0660 Fr. für Arbeiten an mehreren Handelshäfen u. s. w. möge fogleich nach dem Einnahme⸗Budget zur Verhandlung kommen. Die Tages⸗Ordnung sei sehr überladen, die Kammer habe Eile, damit zu Ende zu kommen, und es sei nöthig, daß die dringendsten In⸗ teressen des Landes Befriedigung fänden. Außerdem habe die Zeit gesehlt, um die vorgelegten Berichte zu studiren. Der Redner ent⸗ wickelt ausführliche Betrachtungen über die Nothwendigkeit der Vertagung der Verhandlung und stützt sich dabei auf einige Stellen des Berichts über den genannien Gesetz⸗Entwurf selbst. Der Mjnister der öffentlichen Arbeiten bekämpft diese Vertagung; der betreffende Gesetz- Entwurf sei von der höchsten Wichtigkeit, die dabei betheiligten Handels- Interessen könnten keinen Auffchüͤb ertragen. In dieser Beziehung sei allerdings die Kommis⸗ sson mit der Regierung nicht in vollem Einklang, ste halte den Ge⸗ setz- Entwurf nicht für so dringend als diese, aber einige Aufklärun⸗ gen würden wohl alle Skrupel und Zweifel beseitigen. Der Minister geht nun auf Einzelnheiten ein, aus denen sich ergiebt, daß nach dem Gutachten der Ingenieure die beabsichtigten Arbeiten eben so unbe⸗ streitbar nützlich sind, als ihre Vertagunß unmöglich ohne Nachtheil geschehen könne. Baron Tupinier erllärt sich gleichfalls energisch

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Wenige, was wir zu sehen bekommen, macht die Dunkelheit noch

ür viefelbe. Es handle sich um das Interesse der Steuerpflichtigen Brößer. Ein vollothümliches Kabinet, populaire Männer und Maß- . * 5 unt = 26 un * * . n, egeln Und verständliche Dinge. Wir können uns wenigstens einen Ver⸗ 5 Herr Bictor Hugo dagegen spricht kräftig fir n von Männern denken, welche neue Anhänger herbeiziehen, neue Sympa⸗

j : ieen see ne, 5 * des r,, ,. 2 würden. Es

; ; . ʒ nicbt keinen anderen Fortschritt auf der Welt, als den, welcher im⸗ einer allgemeinen Gesetzgebung in diesem Betreff geschritten da. ie len ö as Alllß aufmiunsnf. Was nur 424 ä c def crůnlt Geseß müsse in demselben Geiste abgefaßt werden, wie ihn das treff sst und nur sein eigenes Wesen wieder zu erzeugen strebt, ist auf

. j ; iten bezeichl Tem Wege zum Untergang. Aber wenn wir glauben sollen, was wir liche Wort des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten bezrichnn zernehmen, so ist dies der Fall Lord J. inf r der vielmehr auf

ie eingeborene Vitalität seines politischen Systems oder auf den Ploßen Namen des Whiggismus sich stützen will, als auf die ge⸗

gegen die Vertagung; aber Marquis von Boissy spricht aufs neu

( . zu fechten zan, darf den numerischen Vergleich nicht gering achten. Er

. am Ocean, was Marseille am Mittelmeere für Frankreich. Da

Großbritanien und Irland.

London, 27. Juni. Die allgemeine Aufmerksamkeit ist gr. genwärtig zu sehr auf das Resultat der ministeriellen Bewegungen . 3 daß im n,, ie end ö gf. ie J ausführlicher Erörterung gelangen könnte. an ist gespannt auf di d ; ah mei

J 6 ĩ 6 so wurde doch die ganze Bahnstrecke von 59 englischen Meilen in Erklärungen der Minister in der Montags-Sitzung des Unterhauset ö i, g e,, glisch Zu Tremeirchion in der Grasschaft Denbigh soll in kurzem ein Jesuiten⸗-Kollegium erbaut werden. Bei der neulichen Consecragtion des katholischen Titular-Bischofa Dr. Ullathorne waren der Pater Lithgoe, Provinzial der Jesuiten in England, und Dr. Barber, Gene⸗ ral-Abt der englischen Benediktiner, anwesend.

8elgien.

ut. ö . h 85g; Brüssel, 28. Juni. Graf de Briey wird als Kandidat für wärtigen Umständen, in denen sich die Regierung befinde, für nich en nnn e r ba ichn ha nkis haft! pohen ng , fer zeichnet. Auch die Ernennung eines bevollmächtigten Ministers beim ussischen Hofe soll nahe bevorstehen. Ferner soll mit Spanien eine engere Verbindung angeknüpft und zu diesem Zwecke ein ausgezeich- neier Diplomat nach Madrid gesandt werden.

Der dänische Geschäftsträger Coopmans hat dem Könige die nslgnien des Elephanten⸗Ordens überreicht.

Der Commerce d' Anvers berichtet: „Wir erhalten fort⸗ während eine ungeheure Menge Getraide. Seit dem 2bsten d. sind in unserem Hafen 142 Ladungen Weizen und 26 Ladungen Roggen, nehrere Ladungen Gerste und eine Ladung Hafer angekommen. estern liefen 36 Schiffe, worunter mehrere Dreimaster, in unsere l . ein. Diese Bassins haben selten so viel Schiffe enthalten,

als jetzt.“

Herr H. de Brouckere hat bei seinem Abtreten von der Verwal⸗ tund der Provinz Lüttich ein Schreiben an alle Verwaltungs ⸗Behör⸗ den derselben erlassen, worin er denselben seinen Dank für das ihm ewiesene Vertrauen und ihr krästige Unterstützung ausspricht.

Vorgestern Abend wurde das kirchliche Jubiläum zu Lüttich

feierlichst gefchlossen.

wird, wie es heißt, übermorgen nach der Stadt kommen, damit di

des neuen Kabineto bequemer bewerkstelligt werd

S8 ch weiz. Kanton Bern. Der Verfassungs⸗Rath hat zwei Tage hin⸗ durch, am 21sten und 265sten d. M., die Finanz⸗Reform-Frage be⸗ rathen; am 2bsten sollte die Berathung fortgesetzt werden. Der An⸗ träge sind so viele und verschiedenartige, daß man nicht recht absieht, velche Wendung diese Frage nehmen wird.

Kanton Basel. Die Basler Zeitung enthält folgenden 9. Betreff des , mm . der . , .

) eld „Das eben ist der Fluch der bösen That, daß sie fortwährend Böses derherstellung des alten Whig-Kabinets und auf eine ausschließlit muß gebären 1 33 . ist das Unglück gien , Zustände, daß jedes zur Heilung derselben versuchte Mittel das Uebel nur verschlim · mein zu können scheint. Der Zweck des neuen Schutz-Vertrags der katho⸗ lischen Stände ist, wir sind dessen überzeugt, derjenige erlaubtester Abwehr Du gegen bundeswidrige Angriffe, und doch muͤssen wir diesen Vertrag bei aller Nechtmäßigkeit des Zweckes als einen gefährlichen und eben deshalb für den allge⸗ meinen Bund nachtheiligen ansehen. Wir möchten sagen, der Schup⸗Vertrag lose

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Baches, die Reste eines Lavastromes bis nach Bertrich herab. Stellen weise fließt der Bach noch jetzt über den Köpfen der Säulen sort, in welche die Lava abgesondert ist. Der Bach hat daher sein Beit noch nicht wieder überall so tief ausgehöhlt, als es beim Ergusse der Lava war. Durch Nachweis des Gefälles des Baches wurde versucht, diese Er- scheinung zu erklären. In zwei Nebenthäler, welche sich in den Uesbach ergießen, ist die Laa aus dem Hauptthale eingedrungen und hat dieselben bis zu einer gewissen Höhe erfüllt. Der Lavastiom im Thale beweist, daß die Oberfläche der Gegend zur Zeit des vulkanischen Ausbruches schon ziemlich ihre gegenwärtige Form gehabt hat; auf den 700 Fuß über der Thalsohle liegenden e f, konnten daher keine großen Wasser⸗Samm⸗ lungen sein. Die Schichten von Schlacken. und . welche die vulkanischen Hügel in ziemlich weitem Umkreise umgeben, können daher nicht auf Ablagerungen im Wasser zurückgeführt werden, sie können nur einem Regen gleich beim Ausbruche nledergefallen sein. Merlwürdig ist es, daß die vullanische Spalte sich auf der Hochebene in einer geringen Entfernung von dem üef eingeschnittenen Thale öffnete, hier den viel größeren Druck überwand, und daß so geringe Massen als Erzeugniß einer so gewaltigen Kraft an die Oberfläche traten. Zu ganz ähnlichen Betrachtungen . viele der vulkanischen Ausbrüche der hohen Eifel, welche sich von Bertrich an auf eine Eistreckung von 63 Mellen bis zum Goldberge bei Ormund 6e an tes ml in einer Richtung wie auf einer großen Spalte aus- ehnen. . .

Hierauf zeigte der Geheime Bergrath und Professo Nög gerath meh-

rere neue, merkwürdige Mineralien vor, auch große, schöne Kröstalle des so= genannten Struvits (phosphorsaure Talkerde⸗Ammonial⸗Wasser), welche das rodult einer seit dem großen Brande in Hamburg verschünteten Kloake

nd. Bekanntlich hatte der Fund dieser Krystalle in dem Ham b. Korre⸗ pondenten Kontroversen über die Frage: ob diese Substanz ein. Mine

ralspezies sei, jwisch dem Hern Uler und dem Herrn Professor Wiebel hervorgerusen, in welchen Ersterer die Bejahung, der Zweite aber die Ver= heinung dieser Frage behauptet. In der h i c, . man auch, ob⸗ gleich der Fund so großer Krystalle dieser chemischen Verbindung für inter⸗ essant genug gehalten wurde, den sogenannien Struvit, guf den Grund sei⸗ ner neueren Entstehungsweise aus organischen Ausscheidungen, nicht in das Gebiet der Mineralogse aufnehmen zu dürfen. Nöggerath hatte die Stru⸗ eie fl unmittelbar von dem Herrn Professor Wiebel in Hamburg er— alten. :

Professon Argelander hielt einen Vortrag über die eigenthümlichen Anomalicen der Bahn des Uranus. Nach der Entdeckung dieses Planeten am 13. März 1781 fand man nach und nach in den Beobachtungs-Ne⸗ gistern verschiedener älterer Astronomen zwanzig Beobachtungen auf, bei denen man denselben, da sein kleiner Durchmesser ihn in den älteren schlech⸗ teren Fernöhren nicht von einem Firsterne unterschied, sür einen solchen ge halten hatte. Diese Beobachtungen trugen nicht wenig zur genaueren Be- stimmung der Elemente seiner Bahn bei. Als aber im Jahre 1821 der veistorbene verdienstvolle enen ch Astronom Bouvgyd genauere Tafeln be- rechnete, fand er, daß soiche, welche die sehr zahlreichen neuen Beobachtun⸗ gen alle gut darstellten, von den älteren um Quantitäten abwichen, die sich durch Bebbachtungsfehler allein nicht erklären ließen. Diese sonderbare Anomalie bewog den verewigten Bessel, zu untersuchen, ob eine Aenderung der bei der Berechnung angenommenen Saturnsmgsse sie beseitige. Es zeigte sich, daß man diese Masse etwa um ein Drsttheil verändern müsse, um allen Beobachtungen Genüge zu leisten, eine Aenderung, welche mit den Wirkungen des Saturns auf andere Himmelskörper durchaus nicht in Uebereinstimmung zu bringen ist. Da nun auch andere Erscheinungen im Sonnen systeme vermuthen ließen, daß einzelne Himmelslörper nicht mit glei⸗ cher Krast auf jeden der übrigen wirkten, so unersucht: Bessel, ob eine Mo=

den eidgenössischen Bund nichi auf, aber er setze dessen Auflösung voraus. 3j Lr erf, von 1815 enthält Bestimmungen über 12 6 im uchüng istin ben berliner Fꝛemoilen erschienen. Denn bald nachher l' ae einer, sei 6 von auswärtigen Staaten, sei es im Juneren eines . i sInd eren Wibersprüche, zum heil durch Besselis Bemühun' Kantons, drohenden Gefahr, er schweigt ganz von ten Gefahren, welche selbst, auf eine andere Weife auf. Mittlerweile waren auch die Bouvardst * einem Kanten von Selten eines anderen Stantons, drohen tönnten, UÜtzhudtafelnlvon den heucsten Beobachtungen schon bedeutend abgewi Varun wohl? Doch offenbar barumwel et derrtige Aunglisse als ganz und Bessel fing jetz an, die Erklärung der Anomalie des Uranus . u lich . den . ien nnn fn n i gt bas Dasein eint hoch unteiannten Gäahän Sühlhlane , , wit sie wirlich sianige funden haben, da ist eben der Bund zerstört und aufgelost.

ͤ nhten Sir ̃ tui, bt . Uranusbahn und die von ihm ausgeübten Störungen für wahrscheinl“ Hie st nun gerade der Widerspruch, hier der Knoten, der durch politische oͤst werden soll. Die von jenem Konkordate vorausgeseßzte

zu halten. Er beabsichtigte daher en Bearbeitung sn ng Beg in un g * * 2 . IJ , ! ; l ; B

Theorie, zu der er Vorarbeiten zum Theil selbst schon gemacht, zu . ,

ahrheit nicht anerkennen. Der Bund der zwölf Stände kann nicht seine

durch Andere hatte machen lassen. Leider . 4 n zu fil ali ij Vollendung dieser so wie vieler anderen wichtigen Arbeiten entrückt. ö i ̃

sp⸗ ĩ ĩ Seile eine Ausst gene Auflösung voraussetzen, er muß an sein Leben glauben, und selbst so erfreultther ist es, vaß wir von einer anderen Seite eine Auf n n , , n, ,,, a, ben. Und wenn das Recht zehnmal gebrochen und niedergetreten worden

rung hierüber erhalten haben. Herr Leverrier in Paris nämlich , ,, , ,, ,, , ,, ist, die Eidgenoffenschaft kann den Justand der Rechtlosigkeit und Selbst= ülfe nicht als ihren ordinairen anerkennen, sie muß an die sich selbst restau=

diese mit großer Umsichi geführte Untersuchung hat ibm das merlwürd Resultat gewährt, nicht nur, daß die Anomalieen in der Urauusbahn iuende Kaff? ve hioh te! glauben, sie dauss bir Pofsaung nicht dusgeben, daß der Bruch wieder zuhelle. ö

durch die Annahme eines eiwa doppelt so weit als diese von der 3. 2 0 t. J * entsernten Planeten eillären lassen, sondern daß auch mit großer äche ech berch eln Ressimmungen, als dutch die Voraugsetn— gen, von denen er ausgeht, ist also der Schutzvertraͤg der sieben Stände

scheinlichleit der Ort i erg, werden lönne, wo dieser him mi fei i. * 2 n 1 1 zu suchen sei. Wenn dieser also nur hell genug ist, um ihn aus dei . don meralssten Mech relle die kit gen dssen haft, Dazu lommen dann

zen Menge kleiner Sterne, denen er im Uusscheiß gleichen muß, eh ige

zu finden, so werden wir hoffentlich in kurzem eine höchst wicht d ‚— 26. ; e

n nr ö en en ainin Bestrebungen der gemeinfame Bund zuletzt ganz abhanden nme. Wenn wir dieses Alles nicht verkennen, so möchten wir an die betref=

dification des Newtonschen Gesetzes in diesem Sinne mit den übrigen Himmel Erscheinungen übereinssimmte. Nur der erste Theil dieser wichtigen U

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die weiteren Folgen, das gesteigerte Mißtrauen ganz besonders, das von

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fenden Stände die dringende Bitte richten, noch einmal ruhig und umsichtig mit Unterdrückung mancher aus dem Hinblick auf Geschehenes sich aufdrän⸗ ö. bitieren Gefühle die Sache zu überlegen, dabei nicht blos von dem

tandpunkte gekränkter und bedrohter Einzelstände auszugehen, sondern den Blick auf das Allgemeine zu erheben und sich zu fragen, ob nicht der Pflicht der Selbsterhaltung gegen drohenden Uebergang auch auf andere Weise, in anderer Form als durch Errichtung neuer Bündnisse ein Genüge geschehen könne, ob nicht in der That der bestehende Bund fur diejenigen, welche treu und redlich an demselben zu halten entschlossen sind, die Mittel darbiete, dem Unrechte mit gemeinsamer Kraft zu widerstehen? Auch die Tagsatzung mag diese Eiwartung aussprechen, sie soll es aber thun mit der ruhigen und gehaltenen Wurde einer gerechten, auf die Zukunft ver⸗ trauenden Behörde, nicht mit dem leidenschaftlichen Ungestüm einer revolu— tionairen Faction, sie soll sich nicht von der rachsüchtigen Ungeduld des Standes Aargau, dieses Haupt-Urhebers aller Frevel am Bunde, hinreißen lassen. Die Eidgenossenschaft darf am wenigsten vergessen, daß ihre bella—= genswerihe Ohnmacht es ist, welche die sieben Stände zu Eingehung jenes Schußvertrags genöthigt hat; sie hat daher vor Allem diese Stände zu be— ruhigen über die ihnen drohenden Gefahren, sie darf nicht gegen die Fried brecher nur Geduld und Nachsicht, gegen die Gekränkten und Bedrohten nur Eifer und Zorn blicken lassen. Tagsatzung, daß ihr Beschluß gegen die Freischaaren allerwärts und nicht blos zum Scheine vollzogen worden sei, denn wenn sogar der Stand Aargau, von dem diese jedes Recht auflösende Anarchie ausge⸗ gangen ist, es eingesehen hat, daß man nicht gegen den Schutz⸗Vertrag auftreten könne, so lange man das Freischaaren⸗-Unwesen hegt, wie viel mehr muß die Tagsatzung solches erkennen! Wenn es aber Jahre gebraucht hat, um Aargau über das Wesen dieser barbarischen Anarchie zu belehren, so lasse man auf ähnliche Weise die Zeit auch bei den katholischen Stän⸗ den wirken; je mehr sich dieselben über die ibnen drohende Gefahr beruhigt sehen werden, um so leichter wird es sein, sie auch von der Gefährlichkeit des von ihnen ergriffenen Schutzmittels zu überzeugen.

Was wir hier anrathen, ist natürlich nicht im Sinne der revolutionai- ren Faction. Sie, die den Bundes -Vertrag nach Belieben verhöhnt und mit Füßen tritt, möchte hier polternd und drohend zu dessen Schutze auf— treten. Sie sagt es deutlich, dieser Sonderbund müsse die Jesuiten- Frage ersetzen, sie hofft von neuem den Haß zur Flamme anzuschüren und den mühsam ausrechterhaltenen Frieden zu zerstören. Sie will den Bund ge⸗ waltsam zerreißen, damit er sich nicht allmälig auflöse, sie will Oel ins Feuer gicßen, damit es nicht langsam fortglinme. Jahrelang hat das radikale Siebner⸗- Konkordat Bestand gehabt, es besteht vielleicht theilweise nech, es war dasselbe dem Bunde weit mehr zuwiderlaufend, als der katho⸗ lische Schutz⸗Vertrag, es war weit weniger durch die Umstände abgenöthigt und gerechtfertigt; die Tagsatzung hat dasselbe bestehen lassen, sie wird es sich um so mehr zur Pflichl machen müssen, auch die neuaufgeworfene Frage nicht nach den Diltaten einer friedbrüchigen Faction zu behandeln.“

3Ztalien.

Neapel, 18. Juni. (O. P. A. Z.) Das Giornale del Regno delle due Sicilie enthält folgendes Königl. Dekret: „Ferdinand II. ꝛc. Um den Handel Unseres Königreichs zu begünsti⸗ gen, haben Wir beschlossen und beschließen, wie folgt: Art 1. In den Theilen Unseres Reiches diesseits des Faro wird der seitherige Zoll auf verarbeitete Tabacke jeder Art von 30 Ducati pr. schweren Centner (cantajo lordo) für die Zukunst auf 18 Ducati pr. cantajo lordo und der seitherige Zoll auf Blätter (rohen) Taback jeder Art 15 Ducati pr. Centner auf 9 Ducati pr. cantajo lordo herunter⸗ sesehn Virginiataback nicht ausgenommen. Art. 2. Sowohl verar⸗ eitete wie auch Tabacke in Blättern werden im Depositorio der Douane von Palermo zugelassen. Gegeben am 17. Juni 1840.“

Ferner enthält dasselbe Blatt eine große Anzahl Ruhestands-= Versehungen alter Staatsdiener und dagegen eine lange Liste neuer Ernennungen; unter den Namen dieser Neuangestellten befinden sich viele, von welchen sich das Land große Verbesserungen, besonders im Verwaltungs- und Justizfache, versprechen darf. Die Neapolitaner bedauern bei jedem neuen Regierungsakte ihres thätigen und weisen Königs, nicht schon früher solche Monarchen gehabt zu haben. Wäre dies der Fall gewesen, und hätte sich dieses paradiesische Königreich schon früher einer gleich väterlichen Negierung, wie die gegenwärtige, zu erfreuen gehabt, so würde es gewiß in keiner Hinsicht irgend einem Staate Europa's nachstehen.

Der Prinz Alexander von Hessen fährt fort, die interessanten und bezaubernden Punkte der hiesigen Umgegend zu besuchen. Prinz Alexander stattete der in Castellamare residirenden Prinzessin von Baden, vermählten Marquisin von Douglas, schon mehrere längere Besuche ab. Gestern Nacht bestiegen die hohen Gäste den sehr un⸗ ruhigen Vesuv, und heute früh begeben sie sich nach Herkulanum und . Die Abreise der deutschen Fürsten ist auf den 23sten d. M. estgesetzt.

Dieser Tage trafen von Paris aus 6 wunderschöne Equipagen für Se. Majestät den König ein. Diese Musterbilder von Geschmack und Eleganz sollen den hiessgen Fabriken als Modelle dienen.

Non, 20. Juni. (A. 3.) Der General⸗Vikar Kardinal Pa⸗ trizzi hat folgenden in dieser Form sonst nur bei Gelegenheit eines Jubeljahrs gewöhnlichen Erlaß bekannt gemacht: „Das Krönungsfest Sr. Heiligkeit des Papstes Pius IX., unseres Herrn, das am 2lsten d. M. in der St. Peiers⸗Basilika mit üblicher Feier begangen wer⸗ den soll, veranlaßt denselben, vollen Sünden-Ablaß zu bewilligen allen Gläubigen beiderlei Geschlechts, welche mit aufrichtig reuigem Herzen nach vorausgegangener Beichte und Kommunion frommen Sinns dieser Function beiwohnen oder für die Ertheilung seines Segens vor der großen Loggia des Vatikans sich einfinden und beim Sisch⸗ der Basilika den König des Himmels für den endlichen Sieg der Kirche, die Eintracht der christlichen Fürsten und die Ausrottung der Ketzereien im Gebet angehen werden.“

Unter dem Titel: „Außcrordentlicher Tagesbefehl“, hat das Kriegs⸗ Ministerium Folgendes an die Truppen gelangen lassen: „Nach we⸗ nigen Tagen bettübender Verlassenheit sezten die erhabenen Väter in nur zweilägiger Zurückgezogenheit mit selten einträchtigem, von den Völkern nie zu vergessendem Sinne den unter ihnen auf den Stuhl Petri, welcher durch ausgezeichnete Talente, Lebensheiligkeit und an—⸗ dere glänzende Tugenden der in der Kirche Gottes Ersehnte war. In der Freude seines Herzens erklärt das Kriegs-Ministerium allen Truppen, daß Kardinal Mastai das Oberhaupt ist, welches die gött⸗ liche Vorsehung, nach seiner Annahme des bedeutungsvollen und be- zeichnenden Namens Pius 1IX., der Kirche und dem Staate geschenkt hat. Zu wohlbekannt sind dem Kriegs-Ministerium das Gefühl für Ehre und der treue Sinn aller päpstlichen Truppen, als daß es für nöthig erachten sollte, sie in diesem wichtigen Augenblick an die Er füllung ihrer Pfüichten besonders zu erinnern oder sie zu neuem Eifer zu ermuthigen. In diesem Vertrauen wird das Kriegs⸗Ministerium stets bemüht sein, von jedem Akt der Huldigung und bewährter Treue der Truppen dem heiligen Vater, welcher schon jetzt zu außer⸗ ordentlich gnädigen Gesinnungen für das Militair geneigt ist, sogleich Kunde zu geben.“

Das den Stadtarmen jedes Geschlechts und Alters, sogar den noch nicht geborenen Kindern, im großen Cortile des Vatikans am Krönungstage Sr. Heiligkeit nach altem Brauche zukommende päpst= liche Donativ ward schon diesen Morgen verabreicht. Jeder der Kon- kurrenten erhielt ungefähr 12 Kreuzer, die dann nach römischer Art ohne Aufschub in den Cauponen des Borgo verjubelt wurden. Mon⸗ kern Elemostniere hatte gegen vierzigtausend lärmende Köpfe zu

eruhigen. estern Abend hatte der Papst zwölf Kardinäle zu einer Con-

'gregation bei sich versammelt. Da bis zur Stunde kein Staats⸗

Secretair ernannt ist, so verliert man sich in Muthmaßungen, und Gerüchte aller Art sind in Umlauf. Es heißt, der Papst wolle einen Staats-Rath ernennen, an welchem sechs Kardinäle theilzunehmen hätten; die beiden Staats- Sekretariate sollen, wie früher, wieder Einem Kardinal anvertraut werden; das erwartete Amnestie⸗ Dekret sei bereits unter der Presse, noch andere Anordnungen seien im Werke. Dem bisherigen Staats- Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, Kardinal Lambruschini, soll ein Theil seiner früheren Verwaltung wieder angeboten worden sein, doch habe er, unter Berufung auf seine geschwächte Gesundheit, sich es als eine Gnade erbeten, fürs erste sich von allen Geschäften und selbst von hier zurückziehen zu dürfen. Der einzige Kardinal, von dem man heute mit Bestimmt⸗ heit sagt, er sei in seinem Posten bestätigt, ist der Prodatarius Kar- dinal Spinola.

Heute früh empfing der Papst in seinen Gemächern auf dem Quirinal in einer Privat- Audienz Dom Miguel, der seit längerer Zeit sehr eingeschränkt und zurückgezogen hier lebt. Unter den ver⸗

; n schiedenen Behörden, welche empfangen wurden, bemerkte man die Vor Allem überzeuge sich die

Generalität der päpstlichen Truppen in ihrer reichen Uniform; sie wurde vom Mons. Medici Spada als Presidente delle Armi vorge⸗ stellt. Der Papst hat das löbliche Beispiel mehrerer seiner Vorgän⸗ ger treu befolgt und zweien seiner hier besindlichen Nepoten befohlen, sich von hier zu entfernen.

Der als erster Secretair bei der französischen Botschaft ernannte junge Fürst von Broglie ist vorgestern als Courier hier eingetrossen.

Span ien.

3 Vtꝛadrid, 22. Juni. Es stand zu erwarten, daß die von dem Privat- Secretair des Herzoges von Rianzares unterzeichnete, durch die hiesigen Blätter veröffentlichte Erklärung, welche die Ver⸗ theidigung der Königin Christine gegen die von Herrn Thiers erho⸗ bene Anschuldigung, daß sie in Neapel den künftigen Gemahl ihrer Tochter aufgesucht habe, bezweckt (s. Allg. Pr eu z Ztg. Nr. 168) eine Erwiederung des erwähnten französischen Staatsmannes zur Folge haben werde. Diese ist allerdings erschienen, denn wir dürfen wohl einen von dem pariser Constitutionnel vor acht Tagen in Bezug auf diese Angelegenheit mitgetheilten Artikel als aus der Feder des Herrn Thiers geflossen betrachten. Derselbe hat hier um so größere Aufmerksamkeit erregt, als der Umstand, daß nicht die Königin Chri⸗ stine, sondern ein fremdes Kabinet, das französische, die Kandidatur des Grafen von Trapani zuerst aufgestellt habe, in ihm als unleug⸗ bare Thatsache anerkannt wird.

Es kann daher auch kaum auffallen, wenn der aus dem verletz⸗ ten Selbstgefühl der Spanier hervorgehende Unwille sich in bittere Klagen gegen das fremde Kabinet, dessen offiziöse Vermittelung ihnen als selbstsüchtige Anmaßung erscheint, und gegen die einheimi⸗ schen Minister, die eben jenem Kabinet als blinde Werkzeuge dienen dürften, ergießt. Wenn selbst die Mutter Isabella's viele ihrer eif— rigsten Anhänger sich entfremdete, weil sie für die Urheberin des be⸗ sprochenen Heiratsplanes galt, so begreift man, daß der spanische Rationalstolz sich jener auswärtigen Bevormundung noch entschiedener widersetzt. Aile hiesigen Blätter sind darüber einverstanden, daß der Hof der Tuilerieen der Königin von Spanien weder einen Gemahl aufdringen, noch auch einen sonst geeigneten Prinzen von der Be⸗ werbung um ihre Hand ausschließen dürfe.

„Bas (französtsche) Kabinet“, sagt der Españ ol, „beschränkt sich nicht darauf, seinen Kandidaten vorzustellen und ihn vermittelst stumpfsinniger oder die Interessen der Nation vernachlässigender Mi⸗ nister aufdrängen zu wollen. Es schließt auch einige erlauchte Be⸗ werber (pretendientes) um die Hand der Königin aus, erkühnt sich, ihrem souverainen Willen Schranken entgegenzustellen, und da nun einmal seine vortreffliche Combination gescheitert ist, so sagt es un⸗ serer angebeteten Isabella: „„Wenn Du Den, welchen ich Dir vor⸗ schlage, nicht annimmst, so werde ich eben so wenig zugeben, daß Du Dich mit Demjenigen vermählst, welchen Du Dir vielleicht wünschest.““ Auf diese Weise wird eine Angelegenheit, die durch Spanien und für Spanien betrieben werden sollte, einzig und allein durch und für Frankreich betrieben. Darum hatten wir Recht, als wir uns als eine französische Provinz betrachteten“, u. s. w.

Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß der französische Botschafter, vermuthlich im Auftrage seines Hofes, der Königin Isa⸗ bella angerathen hat, den etwaigen Bewerbungen des Prinzen von Koburg kein Gehör zu schenken. Man spricht auch von sehr heftigen Drohungen, die der Botschafter gegen verschiedene Personen, die er für Parteigänger dieser Vermählungs⸗Combination hielt, ausgestoßen haben soll; es dürste indessen wohl kaum anzunehmen sein, daß ein so umsichtiger und erfahrener Diplomat, wie der Graf von Bresson, auf vorlaute Weise seine gereizte Stimmung an den Tag legen sollte. Von letzterer soll auch der englische Gesandte eine Probe erhalten, sich jedoch gegen seine Regierung so vollkommen gerechtfertigt haben, daß seine von dritter Seite her in Anregung gebrachte Abberufung entschieden zurückgewiesen wurde. Man bemerkt überhaupt, daß das Verhältniß des französischen Botschafters zu den übrigen Mitgliedern des diplomatischen Corps mit jedem Tage gespannter wird. Sogar der Herzog von Rianzares, der den Grafen von Bresson gewiß nicht des Mangels an Zuvorkommenheit beschuldigen kann, hat sich fast ganz aus dessen Gesellschaft zurückgezogen und scheint vorzugsweise die des englischen Gesandten aufzusuchen.

Der bevollmächtigte Minister der Republik Venezuela, Don Fer⸗ min Toro, überreichte am 19ten der Königin in feierlicher Audienz sein Beglaubigungs-Schreiben. Darauf empfing die Königin den hier beglaubigten mexikanischen Gesandten, Herrn Valdivielso, der, dem Vernehmen nach, in gleicher Eigenschaft nach Paris versetzt wer⸗ den wird.

Die Hitze ist bereits auf 30 R. gestiegen und so unerträglich, daß manche Personen ihr unterliegen.

Ca Plata -Staaten. .

X Paris, 27. Juni. Durch das gestern in Havre einge⸗ laufrne französische Handelsschiff „Coriolan“, Capitain Lamand, ha— ben wir direkte Nachrichten auß Montevideo vom 8. Mai, die sonach um 18 Tage neuer sind, als die letzten, die uns über England zugekommen waren. Die Umwälzung, welche in der Regierung von Montevideo vor sich gegangen war, hatte einen ganz friedlichen Ver— lauf genommen. Nachdem der General Riveira wieder in den Be⸗ sitz der obersten Gewalt sich gesetzt hatte, war seine erste Sorge ge⸗ wesen, die ihm nothwendig dünkenden Veränderungen im Personale der Verwaltung vorzunehmen, auch einige Anordnungen für diese zu tref⸗ fen, worauf er die Stadt mit einem kleinen Corps von ungefähr 5-600 Mann wieder verlassen hat, fast durchaus Basken, die ihm angeblich frei⸗ willig gefolgt sind. Die Zahl der Basken in der Stadt beträgt nicht we⸗ niger als 12 = 15, 900, die aus Frankreich und Spanien dahin ausgewandert sind, um daselbst Arbeit und reichlicheren Erwerb zu suchen, als sie denselben in ihrem Vaterlande zu finden vermögen. General Riveira hat sich mit ihnen eingeschifft und soll die Absicht haben, zu Colonia ans Land zu gehen, um seine Operationen mit denen der Armee von Corrientes zu verbinden. Dies dürfte Riveira aber wohl unterlassen, wenn die Nachrichten gegründet sind, die man andererseits von Buenos⸗Ayres erhält. Dort wurde allgemein versichert, die Cor⸗ rientiner hätten sich von der Sache des Generals Paz losgesagt und diesen sogar aufgefordert, ihr Gebiet zu verlassen. Ist

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